Blutige Leidenschaft von Curin (TyKa/ Vampirstory) ================================================================================ Kapitel 21: Verunreinigt und geschändet (Teil 2) ------------------------------------------------ Hier ist nun der zweite Teil zum vorigen Kapitel. Ich habe es nicht so gemacht, wie manche vielleicht vermutet hatten. Es wird einige überraschen, wie das ganze nun verläuft. Ausser Tysons Vergangenheit wird auch wieder ein Teil aus Talas Vergangenheit aufgedeckt. Aber genug der schönen Worte. Viel Spaß beim lesen. Tyson war nicht nur aus dem Zimmer, sondern zugleich noch aus dem Haus gerannt. Sein letzter Blick auf Kai hatte ihm in der Seele weh getan. Der Vampir war völlig ratlos vor ihm gestanden und wollte die Hand ausstrecken um ihn zu erreichen, aber da war Tyson schon an der Tür gewesen und ist diese zugleich hinausgestürmt. Wie von ihm schon am Mittag geahnt, hatte es inzwischen angefangen zu regnen. Wie typisch für einen Sommerregen, war es ein starker Prassel der Tyson sofort durchnässt hatte als er die Haustür verlassen hatte. Der Himmel war düster und von weit her hörte er ein Donnergrollen. Er wusste nicht, wie lange er schon rannte, aber dann geriet er auf einmal ins Schlittern durch die überfluteten Wege. Er konnte sich aber gerade noch so an einen Laternenpfahl festhalten und so verhindern, dass er hinfiel. Er hörte auf den Mast zu umklammern, blieb aber daran gestützt stehen. Er zog rasselnd die Luft ein und schaute zum Himmel hinauf, konnte aber nur die Tropfen sehen, die wie Messerstiche auf seine Haut niedersausten und nun, da die Panik allmählich von ihm abfiel, spürte er die klamme Kälte und seine durchweichten Klamotten klebten wie eine zweite Haut an ihm. Er senkte den Kopf wieder und unterdrückte den Schluchzer, der sich seine Kehle hochwand. Einfach wegzurennen war dumm gewesen, aber in dieser Situation mit Kai hatte er nicht bleiben wollen. Er hatte zu viel Angst gehabt er könnte nichts mehr vor ihm verheimlichen, denn die Erinnerungen hatten sich an die Oberfläche gekämpft und drückten nun auf sein Gemüt. Max hatte leicht reden gehabt. Kai nicht belügen, aber es ihm auch nicht unbedingt sagen. Wie sollte das gehen? Er hatte gehofft, sie könnten das Thema Kane einfach aus ihrem Leben raushalten, aber Kai musste ja sofort drauf zu sprechen kommen. Wie viel Pech konnte man schon haben? Aber es brauchte ihn auch nicht wirklich zu wundern. Da er Kai zuerst nicht nahe war und ihn dann endlich dazu bringen wollte, sich zu seiner Liebe zu bekennen, hatte Tyson unabsichtlich die Steine für den Weg geebnet, den Kai jetzt ging. Nämlich den Weg der Fragen: Warum war Tyson auf seine erste Beziehung so schlecht zu sprechen? Warum musste er mit einen Typen in einer Bar schlafen um sein Selbstbewusstsein zu verbessern? Warum wollte er auf keinen Fall mit Jemand schlafen, mit dem er nicht eine Beziehung wollte? Und warum hatte er gemeint, Kane sei auch nur ein Psychopath gewesen? Natürlich konnten manche dieser Fragen auch mit anderen Dingen erklärt werden, aber zusammengesetzt ergaben sie das Bild einer Person, die eine schwierige Beziehung hinter sich hatte. Nun musste sich Tyson die Hand auf den Mund drücken um die Schluchzer nicht daraus hervordringen zu lassen. Er hatte doch alles hinter sich lassen wollen. Als er damals beschlossen hatte, in eine Bar zu gehen und sich auch mal einen Aufriss zu gönnen, hatte er sich geschworen nie wieder an die schreckliche Vergangenheit zu denken. Doch nun brach sie über ihn herein. Warum konnte Kai in dieser Beziehung nicht seine „Ist-mir-doch-egal“-Masche durchziehen und die Vergangenheit ruhen lassen. Warum musste er davon anfangen? „Tyson!“ Tyson sah neben sich und erschrak, als plötzlich Kai neben ihn auf den Boden sprang. Da er angesprungen kam, vermutete Tyson, dass er wieder über die Hausdächer gesprungen war. Sofort kam Kai auf ihn zu, zog seinen Mantel aus und legte ihn den verwundert dreinblicken Tyson um die Schultern. „Weißt du eigentlich, wie gefährlich es für dich ist hier alleine rumzurennen“, blaffte Kai ihn an und Tyson erschreckten diese barschen Worte. „Dir könnte sonst was passieren. Und damit meine ich nicht die Erkältung, wegen der du mir dann in den Ohren liegst.“ Kai schien Tysons Zurückzucken nicht bemerkt zu haben, denn plötzlich packte er ihn am Handgelenk und wollte ihn zu sich ziehen, doch Tyson entwand sich dem harten Griff und trat verschreckt ein paar Schritte zurück. Kai schaute ihn nun doch verwundert an, aber in dem Regen konnte er Tysons Gesicht, welches sowieso von dem blauen Haar verhangen war, kaum ausmachen. Also versuchte er wieder das Handgelenk zu packen, aber diesmal wich Tyson so erschrocken zurück, dass er auch noch über seine eigenen Füße stolperte und auf den Hintern landete. Dann sah er mit ängstlichen Augen zu Kai hoch. Dieser grobe Griff, die harten Worte. Es war ein Albtraum für ihn. Auf einmal hatte er Angst, dass Kai ihn schlagen könnte, weil er sich weigerte mit ihm zu kommen. Und nun begriff auch endlich Kai, dass Tysons Verweigerung nicht auf Wut oder Starrköpfigkeit beruhte, sondern auf etwas ganz anderen. Langsam und bedacht ging er vor Tyson in die Hocke, doch dieser wich plötzlich ängstlich zurück. Dabei rutschte ihm der Mantel, dem ihm Kai umgelegt hatte von den Schultern. Als Kai sah, wie Tyson zitterte und wie er ihn ängstlich anschaute, war es wie eine kalte Hand, die sich um sein Herz klammerte und zudrückte. Für den Augenblick zögerte er noch, doch dann streckte er seine Hand aus und nahm mit seelischen Qualen wahr, wie Tyson ängstlich die Augen zusammendrückte. Tyson war völlig gefangen in seiner angst, doch dann spürte er keinen harten Schlag, wie er schon befürchtet hatte, sondern das sanfte Streicheln einer Hand auf seiner Wange. Als er die Augen wieder öffnete, sah er Kais trauriges Gesicht vor seinen. Keine Wut und kein Zorn waren in diesem schönen Antlitz zu sehen. „Hast du Angst, ich könnte dir wehtun?“ Eine simple Frage, auf die Tyson nur eine Antwort geben könnte. „Ja.“ Aber er sprach es nicht aus, sondern schüttelte nur den Kopf. Er musste sich klar werden, dass hier Kai und nicht Kane vor ihm kniete. Kai war ein Vampir, ein untotes Wesen und mindestens zehnmal stärker als Kane. Und dennoch hatte er ihm nie ein Haar gekrümmt. Kai langte wieder nach seinen Mantel auf den Boden und legte ihm erneut Tyson um die Schultern. Dann nahm er ihn sanft aber bestimmt an den Schultern und half ihm beim aufstehen. Als sie sich gegenüberstanden und Tyson einen entschuldigend Blick auf Kai warf, konnte dieser nicht mehr an sich halten und schloss Tyson in seine Arme. Eng drückte er das geliebte Wesen an sich, das nun doch von Schluchzern erschüttert wurde und sich wie ein Verzweifelter an ihn klammerte. Sie standen noch einen Augenblick so da, doch dann wurde sich Kai wieder dem kalten Regen gewahr und dass sie auf einer offenen Straße standen. Langsam und ohne wirklich die Umarmung zu lösen, nahm Kai einen seiner Arme und schob ihn unter Tysons Knie. Mit einem kurzen Ruck lag Tyson in seinen Armen. Er hatte immer noch den Kopf an Kais Brust vergraben. Kai warf noch einen letzten Blick auf ihn, bevor er Anlauf nahm und auf das nächste Dach sprang. **^^** Kai trug Tyson durch die Haustür, nach oben in sein Schlafzimmer und in das angrenzende Bad. Im Haus hatte jedes Zimmer ein eigenes kleines Bad. Tyson hatte die ganze Zeit seine Arme um Kais Hals geschlungen gehabt und sein Gesicht an der Schulter seines Geliebten verborgen. Ihm graute vor dem Moment, wenn Kai ihn wieder absetzte und in die Augen sehen würde. Es wäre der Moment an dem sie wieder auf das Thema zurückkämen, welches sie besprochen hatten bevor er abgehauen war. Und dieses Mal würde es kein Entkommen für ihn geben. Wenn Kai jetzt fragen würde, müsste er ihm die Wahrheit sagen. Er hatte furchtbare Angst vor diesen Moment. Im Bad ging Kai auf die Badewanne zu und setzte Tyson auf den Rand ab. Dann ging er vor ihm in die Knie und sah erst einmal auf den Boden. Tyson fasste an die Seiten von Kais Mantel und zog ihn fester um sich. Nun im Haus fröstelte es ihn wieder aufgrund der nassen Klamotten. Er hörte wie Kai tief Luft holte. Tyson sah auf die graublauen Haare, die nass schimmerten und das Gesicht seines Liebsten vor ihm verbargen. Schließlich sah Kai wieder hoch in die braunen Augen des Japaners und legte seine Hände auf dessen Knie ab. In Tyson breitete sich bei dieser Geste ein warmes wohliges Gefühl aus. „Es gibt Dinge von mir, Tyson, die will ich dir niemals erzählen“, begann Kai dann auf einmal zu erklären. Tyson verstand zwar nicht, was Kai auf einmal damit meinte, aber er hörte aufmerksam zu. „Ich habe … so viel Schreckliches in meinen Leben gesehen und … und auch getan.“ Kai schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen. Um ihm Mut zu machen, legte Tyson seine Hände auf die von Kai, welche immer noch auf seinen Knien ruhten. „Ich habe mich nie darum gekümmert, was die Leute von mir dachten oder denken könnten, wenn sie von allen wüssten, von dem ich weiß. Selbst Tala konnte ich vieles nie anvertrauen, obwohl wir uns schon Jahrzehnte lang kennen.“ Kai sah nun wieder auf in Tysons Gesicht und ihm schmerzte das Herz bei Kais traurigen Augen. Und zum ersten Mal wurde ihm klar: er ist nicht der einzige der seine Vergangenheit am liebsten ungeschehen machen möchte. „Doch ich weiß, dass ich dir all das irgendwann anvertrauen muss. In einer Beziehung können Geheimnisse wie Gift sein.“ Der Graublauhaarige legte seine Hand nun wieder an Tysons Wange und strich mit den Daumen über die Lippen. Tyson schloss die Augen und schmiegte sich an die Hand. „Du musst mir nicht heute alles anvertrauen. Auch nicht morgen. Und ich will mir auch nicht vorstellen, was du durchgemacht hast. In meinen Kopf sammeln sich alle möglichen Ideen und eine ist unsinniger als die andere. Deshalb, irgendwann, wenn du den Mut dazu gefunden hast, dann werde ich dir zuhören und du musst keine Angst davor haben was ich dann tun werde. Denn nichts ist stärker als die Liebe die ich für dich empfinde.“ Eine Träne bahnte sich den Weg über Tysons Wange und er rutschte vom Badewannenrand auf den Boden zu Kai und zog ihn in eine innige Umarmung. Dabei blieb er still. Nicht heute würde er ihm alles erzählen. Aber irgendwann, da war er sich sicher, würde er die Kraft dazu finden. **^^** „Du weißt, was du zu tun hast?“, fragte Kai Tala und sah ihn dabei fest in die Augen. „Ein Schild draußen aufhängen auf den steht: Kai ist weg. Holt euch den Jungen!“ „Wie wäre es mit: 5.000 Yen pro Fick.“ Kai und Tala knurrten sich wieder bösartig an, bis Tyson sich räusperte. „Ich will eine eurer herzlichen Unterhaltungen ja nicht stören, aber ich muss morgen früh raus und würde daher gerne ins Bett gehen. Kai, entweder du gibst mir nun einen Abschiedskuss oder du kannst drauf verzichten.“ Nur ungern unterbrach Kai sein Blickduell mit Tala, aber ohne Kuss von Tyson wollte er nun auch nicht gehen. Leider hatte sich Tala nicht bereit erklärt auch nur eine weitere Nacht für Kai die Patrouille zu übernehmen. Ich habe seit Tagen nicht mehr geschlafen. Ich habe überall Schrammen. Es regnet. Ich habe keine Lust. Stundenlang hat Tala Kai mit solchen Bemerkungen belagert, bis dieser sich schließlich geschlagen gab und zusagte, von nun an wieder auf Jagd zu gehen. Ihm war nicht wohl dabei Tyson allein zu lassen. Aber es war sehr unwahrscheinlich, dass Tyson Gefahr drohte, solange er im Haus blieb. Und Tala würde schon aufpassen. Trotzdem war es für ihn ein mulmiges Gefühl Tyson so lange allein zu wissen. Nur mit Tala. Der schon seit einiger Zeit enthaltsam lebte. Wer weiß, auf was für Gedanken er kommen könnte? Doch nun holte sich Kai erst mal seinen Kuss ab. Es war nun ungefähr 2 Stunden her seit dem Gespräch im Bad. Er und Tyson hatten zusammen ein gemütliches Bad genommen und nur geschwiegen. Kai wollte ihn nicht in die Ecke drängen. Nach einer Stunde der Ruhe hatten sie dann wieder gewagt ein Gespräch zu begingen, aber es ging um Belangloses, wie zum Beispiel Tysons Meinung zum Haushaltsplan. Auf die Info, dass im Haus keine Ordnung sondern Chaos herrschte, hätte Kai allerdings auch verzichten können. Er hob nun das Gesicht des Blauhaarigen an und versank in den braunen Augen. Sein Liebster lächelte selig zu ihm auf. Dann kamen sie sich näher und ihre Lippen trafen sich zuerst federleicht zu einem Kuss. Sie gingen gleich wieder auseinander, nur damit sie ihre Münder öffnen konnten und sich sofort wieder trafen. Ihre Zungen verschlangen in der Mitte miteinander, liebkosten und streichelten sich. Dann versuchten sie in die gegenseitige Mundhöhle vorzudringen. Wie so oft gewann Kai das feurige und mit Leidenschaft beladene Duell und räuberte die Mundhöhle aus. Tysons Hände lagen an Kais Wangen und dessen Hände schlangen sich um den zierlichen Körper und drückten ihn an sich. Eine Hand wanderte dabei zu Tysons Hintern und streichelte ihn. „Oh bitte~! Kein Trockensex vor meinen Augen!“, stöhnte Tala hinter ihnen und durchbrach somit die erotische Stimmung. Die beiden lösten sie sich wieder und auf Tysons Gesicht breitete sich sofort ein roter Schimmer aus. Er hatte sich einfach zu sehr hinreißen lassen. Kai gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn. Dann löste er sich von ihm und drehte sich zu Tala um. Er zischte irgendwas in seine Richtung was Tyson nicht verstand. Er vermutete es war Russisch. „Ich liebe dich auch, Kai-chan“, säuselte Tala dazu nur, doch seine Augen bekamen einen rötlichen Stich und sahen ungeheuer gefährlich aus. Tyson wollte lieber nicht wissen, was für eine Unterhaltung die beiden da gerade wieder führten. Kai ging nun auf die Treppe zu. Die beiden standen im oberen Flur. Schon nach kurzen hörten sie das auf- und schließlich das zugehen der Haustür. Es fühlte sich komisch für Tyson an, dass Kai gerade ging um einen ungeheuer gefährlichen Job nachzugehen. Aber merkwürdigerweise hatte er keine Angst um ihn. Er wusste einfach, dass Kai stärker war. Er wusste, dass Kai sich nicht so einfach von ihm verabschieden würde, wenn er nicht hundertprozentig wüsste, dass er zurückkommen würde. „Nach diesen Abschied gehe ich mal davon aus, dass du Kai nicht erzählst hast, dass du in deiner vorigen Beziehung misshandelt worden bist.“ Tyson lief ein kalter Schauer über den Rücken und er wandte sich von der Treppe ab und sah zu Tala, der an der Wand lehnte und nicht in seine Richtung, sondern in Richtung der Treppe sah. Er schaute starr vor Angst auf den Rothaarigen, nicht wissend wie er davon erfahren haben könnte. Tala sah noch lange auf die Treppe. Vermutete er, dass Kai zurückkommen könnte? Nach einer gewissen Zeit, wandte er sich dann doch zu Tyson. „Du schreckst bei ruckartigen Bewegungen zurück. Du lügst in Bezug auf Verletzungen. Du meidest Gespräche über deine vorige Beziehung. Du hast mich bei unseren One-Night-Stand gebeten sanft zu sein. Und als du glaubtest Kai würde dich vergewaltigen, bist du panisch aus dem Haus gerannt. Im Gegensatz zu Kai, kenne ich derartige Symptome.“ Tyson schwankte, fiel gegen die Wand und stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab. „Wenn du dahinter gekommen bist, dann ist es nur eine Frage der Zeit bis Kai es auch erfahren wird“, sagte er verzweifelt. Er dachte, er hätte noch eine Schonfrist bekommen, doch nun zerbrach seine Hoffnung in tausend Teile. „Kai wird nie von selbst dahinter kommen“, sagte Tala und sah Tyson dabei mit einen durchdringenden Blick an. Diese Eisblauen Augen wirkten wieder wie Stacheln, welche durch alles durchsehen konnten. „Er ist zu naiv dafür.“ Tala sah wieder auf den Treppenabgang. „Er denkt, jeder Mensch hat es immer leichter als ein Vampir. Daher kommt er nicht auf den Gedanken, dass ein Mensch Gewalt ausgesetzt sein könnte. Er war immer total schockiert, wenn er sah wie elend es mir manchmal ging. Er konnte sich das einfach nicht erklären, obwohl er genau wusste was ich bin und womit ich mein Geld verdiene. Er kann sich vorstellen, dass du schlecht behandelst wurdest, dass du betrogen und belogen wurdest. Aber niemals würde er vermuten, dass man dir Gewalt angetan hat. Das passt einfach nicht in sein Weltbild. Wenn du es ihm nicht sagst. Dann wird er es nie erfahren.“ Tyson schielte zu Tala. Es war schwer zu erkennen was er gerade dachte. Er holte tiefe Luft. „Kane hat mich geschlagen“, sprudelte es ihm heraus. „Am Anfang war alles noch so schön zwischen uns gewesen, aber dann war er irgendwann ausgerastet, weil ich bei einem Freund von der Schule übernachtet hatte ohne es ihm zu sagen. Da hat er mich das erste Mal geschlagen und danach hat es nicht mehr aufgehört. Immer und immer wieder. Und das wegen irgendwelchen Kleinigkeiten. Weil ich zu spät kam, weil ich mit Freunden unterwegs war, weil ich ihm wiedersprach.“ Tyson drückte seine Fäuste gegen die Stirn und schämte sich nicht für die Tränen, die sich nun seinen Weg bahnten. Aus irgendeinem Grund konnte er all dies Tala erzählen. Irgendwie hatte er bei ihm das Gefühl einen Leidensgenossen vor sich zu haben. „Nach den Schlägen hat er meistens so getan, als wäre nichts gewesen. Er hat danach oft mit mir geschlafen. Er meinte, dass würde als Entschuldigung reichen und es sei alles wieder gut. Irgendwann, habe ich mich ihm dann verweigert und er hat … er hat mich …“ „Du wurdest vergewaltigt!“ Talas Stimme war leise und beruhigend gewesen und trotzdem schluchzte Tyson nun noch mehr und er drückte sich die Hand auf den Mund um die Schluchzer zu unterdrücken. „Es hat so … wehgetan und ich habe … so geschrien und ihn gedroht, ich würde … ich würde ihn verlassen, … aber er hat trotzdem immer … weiter gemacht. Ich konnte hören, wie es … wie es ihm sogar gefiel.“ Tyson versuchte sich wieder zu beruhigen bevor er weitererzählte. Er schafft es die Schluchzer zu unterdrücken, aber die Tränen flossen noch immer. „Ich bin danach zu meinen Freund Max geflohen. Er hat meine Wunden versorgt und ich habe ihm alles erzählt. Er hatte schon so etwas vermutet, aber ich habe immer alles abgestritten. Behauptet die Wunden kämen vom Kendo oder von Stürzen und all so einen Mist. Damit niemand Fragen stellte, war ich sogar die meiste Zeit bei Kane gewesen. Ich wollte nicht, dass mein Großvater oder mein Bruder etwas von den Misshandlungen mitkriegten. Max sagte mir dann, ich müsse Kane verlassen und ich wollte dies auch. Aber als Kane dann kam und sich entschuldigte und beteuerte, dass dies nie wieder vorkommen würde, da… da habe ich ihm geglaubt und bin zu ihm zurückgegangen. Doch von da an wurde alles noch viel schlimmer. Er hatte nun keine Hemmungen mehr. Die Schläge wurden immer schlimmer und er vergewaltigte mich auch wenn ich mich ihm verweigerte. Natürlich habe ich das irgendwann nicht mehr getan. Lieber lag ich reglos da und ließ es über mich ergehen, als immer und immer wieder diese Schmerzen zu spüren.“ Tyson schämte sich so sehr über das was er eben Tala erzählte. Dass er jegliche Würde verloren hatte und mit Kane geschlafen hatte, obwohl er es nicht wollte. Aber es tat so verdammt gut sich das alles von der Seele zu reden. „Erst als ich erfuhr, dass er mich betrog fand ich den Mut ihn endlich zu verlassen. Ich war damals so wütend. So entsetzlich wütend. Denn ich habe mich nie gegen die Schläge gewehrt und ich habe mich selbst dafür gehasst, dass ich all meine Würde über den Haufen geworfen hatte, aber ich dachte immer, ich würde es für einen geliebten Menschen tun. Doch als er mich betrog, nachdem er mich in seiner blinden Eifersucht immer Misshandelt hatte, da wurde mir plötzlich klar, dass dieser Mensch nicht wirklich lieben kann. Als ich ihm klar machte, dass ich ihn verließ und es für immer sei, da hat er mich… Krankenhausreif geschlagen.“ Die Wahrheit war, dass Kane ihn halb tot geschlagen hatte. Aber das konnte er einfach nicht sagen. „Während ich im Krankenhaus lag hat mein Bruder die ganze Wahrheit erfahren und Kane gedroht, dass er dafür sorgen würde, dass er Lebenslang in den Knast käme, wenn er nicht sofort die Stadt verlassen würde. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen und ich will ihn auch nie wieder sehen.“ „Aber das kannst du Kai doch erzählen“, sagte Tala und seine Stimme hatte einen sanften Klang, den Tyson noch nie bei ihm gehört hatte. Er wendete sein Tränennasses Gesicht Tala zu und er sah in den Augen wirklich Verständnis. Dennoch schüttelte er den Kopf. „Ich habe mich nie gegen Kane gewehrt. Ich habe meine Familie und meine Freunde belogen, nur weil ich blind war vor Liebe. Wie soll ich Kai klar machen, dass ich keinerlei Menschenwürde mehr besitze.“ Tala atmete einmal tief ein und blies die Luft dann wieder laut aus. Er schaute gen Boden, verschränkte die Arme, krallte die Nägel in den Stoff seines Shirts, schaute zur Decke und dann wieder auf den Boden. „Ich kannte Kai ungefähr ein Jahr, als Brooklyn in die Stadt kam“, fing er an zu erzählen. Tyson schaute auf. Er wusste, dass Tala ein schreckliches Schicksal mit Brooklyn verband, aber niemand hatte es ihm erzählen wollen. „Ich weiß noch, wie nervös Kai deswegen war. Wir waren gute Freunde und er wollte nicht, dass ich alleine auf den Straßen bin. Pah, als hätte ich mir das leisten können. Ich ging einfach weiter anschaffen und blieb in der Nähe der anderen Stricher. Aber das ging natürlich nicht, wenn ich einen Kunden hatte. Einer der Kunden war ein Orangehaariger komischer Typ. Kai hatte mir leider nie erzählt wie Brooklyn aussah, sonst wäre ich nie mit ihm mitgegangen. Ich kannte nur den Namen und als er mir diesen nannte war es schon zu spät. Er schlug mich bewusstlos, verschleppte mich, sperrte mich ein und verging sich drei Tage lang an mir.“ Tyson riss geschockt die Augen auf. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber ihm fiel nichts ein, was man in dieser Situation hätte sagen können. Tala starrte weiterhin auf den Boden. „Fit hielt er sich, indem er immer wieder kleine Wunden in meine Haut ritzte und das Blut daraus trank. Keine der Wunden war lebensgefährlich, aber nach drei Tagen war mein Körper mit Schnitten übersät und ich hatte auch keine Kraft mehr. Ich wusste, dass ich bald sterben würde und Brooklyn wusste es natürlich auch. Schließlich wollte er mich endgültig töten indem er mir auch noch das letzte Blut aussaugte. Ich war schon richtig dankbar nach dieser dreitägigen Tortur endlich sterben zu können. Doch im letzten Moment kam Kai und er brachte mich von dort weg. Nur um zu erkennen, dass er mich nicht mehr retten konnte. Ich hatte keine Bisswunden, deshalb wirkte das Elixier nicht.“ In Tysons Gehirn fingen sich die Rädchen an schneller zu drehen und dann ergriff es ihn wie ein kalter Schock. „Soll das heißen, Kai hat dich in einen Vampir verwandelt?“, sagte er mit heiserer Stimme. Im Grunde hatte er es immer schon geahnt. Wer sonst hätte Tala in einen Vampir verwandeln können, der ebenfalls eine Seele besitzt. Aber dennoch hatte ihn Kai immer das Gefühl vermittelt, keine Menschen zu beißen. Talas Blick war immer noch starr auf die Wand vor ihm gerichtet und sein Mund war zu einem dünnen Strich gezogen. „Freiwillig hat er das nicht getan“, erzählte er weiter, „aber was für eine Wahl hatte er in diesen Moment schon. Beißen oder sterben lassen. Er konnte mich nicht sterben lassen. Aber“, Talas Blick ging wieder gen Boden, „ich glaube, damals ist etwas in ihn gestorben. Ich habe es ihm nie übel genommen. Wie könnte ich auch? Bei meinen beschissenen Leben konnte es doch kaum schlimmer kommen. Um ehrlich zu sein, mein Leben als Vampir ist tausend Mal mehr wert, als mein menschliches Leben es je wert war. Ich habe jetzt eine richtige Aufgabe und muss mir das Geld nicht verdienen indem ich eklige Kerle an mich ran lasse. Dennoch, das was mir Brooklyn angetan hat, werde ich niemals vergessen können.“ Tyson schwieg erst einmal. Talas Geschichte hat ihn noch deprimierter gemacht. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schaute auf seine eigenen Füße, während er vergessen an seinen Haarsträhnen rumnestelte, welche auf seiner Schulter lagen. Durch diese Geschichte wurde ihm auch wieder klar, wie glimpflich er noch davon gekommen war. Vergewaltigung, Folter, Tod. Er war nur gebissen und verschleppt worden. Aus. Weder wurde er so misshandelt wie Tala, noch so gefoltert wie Ray. Wie konnte er wegen Kane so einen Aufstand machen, wo es ihm doch im Grunde gut genug ging. „Ich habe dir doch schon einmal gesagt, Tyson, für Leid gebe es keine Messlatte“, hörte er Talas Stimme gereizt und schaute wieder zu ihm. Tala schubste sich jetzt von der Wand ab und kam auf ihn zu. „Du bist genauso naiv wie Kai. Du glaubst, dein menschliches Leben ist zu schön um sich Gewalt darin vorzustellen.“ Tala blieb nun vor ihm stehen, aber Tysons Blick wandte sich zur Seite. „Du und Ray, und auch Kai. Ihr habt alle so viel durchgemacht. Und ihr konntet nichts dafür. Ich bin an dem, was mir geschehen ist, selbst schuld.“ Ein Finger legte sich unter sein Kinn und hob seinen Kopf hoch. Er sah nun in Talas eisblaue Augen, die seinen ganz nahe waren. „Je nachdem was man kennt und was einen begegnet, ist etwas schlimmer oder schöner. Für einen Prostituierten ist es furchtbar mit Gewalt dem letzten bisschen Würde beraubt zu werden, aber es ist nicht schlimmer, als von dem misshandelt zu werden, dem man aufrichtig liebt. Und du hattest bisher ein normales Leben. Plötzlich in diese Welt aus Blut und Tod zu geraten muss schockierend für dich sein. Ich bewundere ehrlich gesagt, wie ruhig du das alles wegsteckst.“ Tala nahm seine Hand wieder von seinem Kinn und lehnte sich etwas zurück. Für einen Moment schwiegen sie, doch dann. „Ich kann Kai trotzdem nicht sagen, was zwischen mir und Kane war“, sagte Tyson, während er den Kopf schüttelte. „Er wird mich verachten.“ Tala schnaufte und schüttelte ebenfalls den Kopf: „Ich dachte auch immer, Kai müsste von mir angewidert sein, nachdem was Brooklyn mir angetan hat. Aber im Grunde hat er immer sich selbst mehr dafür gehasst. Vielleicht sogar mehr als Brooklyn. Und Außerdem… auch unsere Fehler machen uns zu den Menschen, die wir heute sind. Und dein Fehler hat dich zu der Person gemacht, in die sich Kai verliebte.“ Tyson sah zu ihm auf. „Vergiss das niemals!“ **^^** Es war schon fast früher Morgen, als Kai endlich von der Patrouille zurückkam. Aufgrund eines Tipps den sie von ihren Orden erhielten, hatten sie die ganze Nacht einen Gestaltwandler gejagt, nur um herauszufinden, dass es sich um eine neurotische Transe handelte. Der Nachrichtendienst ihrer Organisation ist auch nicht mehr das, was er mal war. Viel lieber hätte er die Stadt weiter nach Brooklyns Versteck durchsucht, obwohl er wusste, dass dies sinnlos wäre. Brooklyn ist ein Profi, wenn es darum geht unsichtbar zu sein. Immer wenn Brooklyn in seiner Nähe aufgetaucht war, hatte er nach dem Versteck gesucht und es nie rechtzeitig gefunden um das schlimmste zu verhindern. Aber darüber wollte er nun nicht mehr nachdenken. Er war pitschnass, weil es immer noch regnete und war deswegen ziemlich genervt. Er wollte in sein Zimmer gehen, sich in sein Bett legen und Tyson fest an sich ziehen, seinen Duft einatmen und schlafen. Das würde ihn beruhigen. Kai betrat also sein Zimmer und schmiss schon mal achtlos seine Jacke, die wie ein nasses Tier um seine Schulter lag in die nächste Ecke, doch als er vor seinem Bett stand gefror ihn das Blut in den Adern. Sein Bett war leer. Hecktisch sah er sich in seinem Zimmer um, aber niemand war zu sehen. Er rannte in das Bad, aber auch hier war niemand. Er riss seine Tür auf, rannte auf den Flur hinaus und Schnurrstracks auf das Gästezimmer zu. Dort riss er die Tür mit ebensolcher immens auf und starrte hecktisch in das Zimmer. Sofort erkannte er die Umrisse einer Person im Bett. Er atmete erleichtert durch und ging mit wütenden Schritten auf das Bett zu. Alle möglichen Gedanken waren ihm durch den Kopf gegangen, dabei hatte Tyson einfach nur wieder das falsche Zimmer gewählt. Eigentlich sollte er inzwischen wissen, dass er gefälligst immer in Kais Zimmer zu sein hatte. Besonders wenn dieser genervt von einer Jagd zurückkam. Dieses eine Mal würde er es ihm durchgehen lassen. Sie hatten ja noch genug Zeit solche Dinge klar zu stellen. Also ging Kai auf das Bett zu und in dem Moment wo er sich zu Tyson runter beugen und ihn hochheben wollte, hörte er etwas unter sich knacken. Er sah auf den Boden und hob leicht den Fuß. Er war auf Glasscherben getreten. Bei genaueren hinsehen erkannte er, dass es eins der Gläser aus der Küche war. Der Flüssigkeit nach war es mit Wasser gefüllt gewesen. Stimmte ja, Tyson schlief immer mit einen Glas Wasser auf dem Nachttisch. Doch was machte es nun zerbrochen auf den Boden. Sein Blick wanderte zum Nachttisch. Nicht nur das Glas, auch alle anderen Gegenstände darauf waren nicht mehr so, wie sie eigentlich hätten sein sollen. Der Wecker war umgekippt und die Lampe lag ebenfalls schräg. Sein Blick ging nun wieder zu Tyson und nun bemerkte er auch, dass die Decke, die ihm eigentlich wärmen sollte, zerknittert auf der Seite lag. Tysons selbst hatte sich ein eingekugelt und auf seiner Stirn schimmerte kalter Schweiß im Mondlicht. Kai spürte einen Stich in seinen Herzen. Was war passiert? Hatte Tyson einen Albtraum gehabt? War es wegen ihren Streit am frühen Abend? Seine Wut auf den Kleinen, weil er nicht in seinen Zimmer gewesen war, war verpufft. Kai zog sich die Schuhe und die nassen Klamotten aus, stieg zu Tyson in das Bett und legte die Decke wieder ordentlich über sie beide. Dann legte er einen Arm um Tyson und fasste dabei seine Hand und verflocht ihre Finger miteinander. Egal vor was sich Tyson fürchtete. Er würde ihn vor allen beschützen. Tja, er hat es ihm nicht gesagt. Ich habe aber ganz bewusst diese Geschichte um Kane rausgelassen. Tysons Vorgeschichte gehört einfach zur Fanfic, weil sie Tyson zu der Person macht, die er nun mal ist, aber gleichzeitig würde es den Verlauf der Geschichte zu sehr beeinflussen, wenn Kai davon erfahren würde. In den nächsten Kapitel haben dann auch wieder die Bösen ihren Auftritt. Außerdem will ich versuchen, Kais Art wieder von der Softieart in die Arschlochart umzufunktionerien. Im Moment ist er mir ein bisschen zu nett. Keine Sorge, die beiden bleiben zusammen, aber Kai wird eben wieder mehr den Tiefkühlblock raushängen lassen ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)