Sympathy with the Devil von Saya_Takahashi (~Eine Geschichte über die unsterbliche Liebe~) ================================================================================ Kapitel 9: Die Vampirjägerin ---------------------------- Es war Samstag Vormittag, als Sakura deprimiert vor dem Wohnzimmerfenster saß und nachdenklich nach draußen sah. Die Sonne schien, kein Lüftchen wehte, keine Wolke verdeckte den Himmel. Und sie saß nun schon seit einer geschlagenen Woche in ihrer Wohnung, durfte nicht nach draußen und wartete sehnsüchtig darauf, dass Itachi kam und sagte, dass die Gefahr vorbei sei. Sakura seufzte resigniert. Sie hätte nicht geglaubt, dass ihre Langeweile solche Ausmaße annehmen könnte. Aber mittlerweile hatte sie an nichts mehr Interesse und sogar Naruto hörte sie nur noch halbherzig zu. Doch auch der blonde Chaot war sichtlich genervt von dem Zwangsaufenthalt. Selbst Hinata vermochte ihn nicht mehr aufzuheitern. Sein sonst so sonniges Gemüt wich einer derben Gewitterwolke. Wenn wenigstens irgendetwas passieren würde! Wenn man wüsste, dass noch unmittelbare Gefahr bestand ... Doch Sakura glaubte fast, sie würde den Rest ihres Lebens hier verbringen müssen. Und Itachi war schon seit Gestern nicht mehr dagewesen. War das ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen? Was, wenn ihm etwas passiert war? Wenn er angegriffen worden war? Sakura sah flüchtig zu Sasuke, der an dem anderen Fenster saß und mit verengten Augen nach draußen sah. Ihm passte das Wetter weniger, die Sonne war ihm zu grell und er sah schlechter. Sämtliche Sinne wurden durch dieses Licht geschwächt. Das hatte er ihr zumindest erzählt, da Sakura immer geglaubt hatte, Vampire können nicht ans Tageslicht und würden dort zu Staub zerfallen. So sagten es zumindest die Bücher und Filme. Doch Sasuke hatte gelacht und den Kopf geschüttelt. Früher wäre es wohl so gewesen, aber Vampire hatten sich im Laufe der Jahrhunderte angepasst. Sie vertrugen die grelle Sonne nicht sonderlich, aber sie zerfielen nicht zu Asche. Lediglich ihre Stärke nahm ab, ihre übermenschlichen Sinne. Unter der glühenden Sonne waren sie kaum mehr als ein Mensch. Schwach und Hilflos ... Sakura musterte Sasuke eingehender. Ob ihm die Sonne in der Wohnung auch so sehr störte? Es war seltsam, wie sehr sie sich nach der Sonne sehnte, währenddessen er sie regelrecht verfluchte. Heute war eher ihr Tag. Sie grinste. Sasuke sah so genervt aus wie sie sich fühlte. Und das amüsierte sie ein bisschen. Er, der sonst so übermenschlich starke Vampir, der jetzt an menschlicher Schwäche litt. Sakura seufzte wieder, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. Sie wandte ihren Blick aus dem Fenster und überlegte. Es war einen Versuch wert ... "Sa ...", Sakura hatte sich mit geöffneten Mund zu Sasuke gedreht, doch dieser sah sie bereits kopfschüttelnd an. "Du weißt doch gar nicht, was ich will!", protestierte sie. "Doch, du willst nach draußen." "Nur ein wenig. Ganz kurz. Einmal die Straße rauf und wieder zurück, ach komm schon!" "Nein." "Mano Sasuke! Du hast doch selbst gesagt, Vampire meiden das Sonnenlicht, oder? Also werden die Anderen doch auch nicht draußen rum spazieren! Es wär eine super Gelegenheit!" "Nein." Nun stand Sakura wütend auf. "Ich kann aber nicht mehr!", meinte sie etwas lauter. "Ich brauch frische Luft, und es ist so schön draußen." "Du kannst das Fenster öffnen ..." "Sasuke, ich sitze jetzt hier schon seit einer Woche drinnen! Ich dreh bald durch! Und wer weiß, wie lang es noch dauert! Das ist eine klasse Chance grade!" "Nein." "Du denkst ja nicht einmal darüber nach!" "So wie du denkst, könnten sie auch denken", sagte Sasuke und lehnte sich etwas zurück. "Sie könnten ahnen, dass du vorhast bei guten Wetter nach draußen zu gehen und dich rum zutreiben. Das würden sie für sich nutzen." Sakura stöhnte genervt. Warum musste er ihr immer alles vermiesen? Erschöpft ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen und starrte leer nach draußen. Es hätte so schön sein können ... Auch der nächste Tag war ein angenehmer Herbsttag mit warmen Temperaturen und einem strahlenden Sonnenschein. Sasuke hatte es aufgegeben am Fenster zu sitzen und sich in Sakuras Schlafzimmer verzogen, wo er die Jalousien runtergelassen hatte. Hinata war mit Naruto in der Küche und half ihm beim backen. Hätte er keine Hilfe gehabt, hätte es die Küche wohl nicht überlebt. Sakura hingegen saß auf der Couch und guckte die Nachrichten. Ihr Blick hing am Fernseher, aber in Gedanken verfasste sie gerade einen Plan ... Obwohl es weniger ein Plan war, als eine Schnapsidee. Sasuke würde ausrasten! Aber er war nicht ihr Vormund und sie alt genug, Dinge selbst zu entscheiden! Es klang zumindest einfach, wenn er nicht in der Nähe war ... Sie wollte nach wie vor nach draußen. Sasuke schlief vermutlich und wenn seine Sinne geschwächt waren, würde er ihre Abwesenheit kaum mitbekommen. Und sie hatte nicht vor, ewig draußen zu bleiben. Einmal vor die Tür und wieder rein. Es würde keine fünf Minuten dauern. Hinata war auch abgelenkt. Sie hatte mit Naruto alle Hände voll zu tun. Es war ihre Chance, eine zweite bekam sie vielleicht nicht ... Leise stand Sakura auf und schlich auf Zehenspitzen in den Flur. Eine Jacke würde sie wohl kaum brauchen. Sie sah hinter sich, dass sie auch niemand beobachtete und öffnete dabei die Tür. "AHH!", schrie Sakura plötzlich, als sie sich wieder umdrehte und vor ihr zwei Personen standen. Sie erschrak so sehr, dass sie kurzerhand rücklings auf den Hinter landete. Schmerzvoll kniff sie die Augen zusammen, denn ihrem Handgelenk passte diese unsanfte Landung gar nicht. "Itachi?", Sasuke stand bereits neben der sitzenden Sakura und sah von ihr zu ihrem Bruder, der sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen konnte. "Warum hast du geschrien, Sakura?", fragte er verwirrt. Sakura rappelte sich mühevoll auf und rieb sich den schmerzenden Hintern. Über den Schmerz in ihre Arm wollte sie gar nicht nachdenken. Das war wohl die Bestrafung ... "Sie hat wohl nicht mit uns gerechnet", Itachi lächelte immer noch und trat in den Flur. Er trug eine weite Kapuze und eine Sonnenbrille. "Mit wem denn sonst, wenn du öffnen gehst?", Sasuke verstand noch immer nicht ganz. "Mit niemand besonderen", nuschelte Sakura und warf Itachi einen bösen Blick zu. Hätte er nicht zehn Minuten später kommen können? Doch der ältere Uchiha zwinkerte Sakura vielsagend zu. "Eher mit niemanden, oder?" "Ähm", Sakura wurde rot und biss sich auf die Lippen. Ertappt ... "Du wolltest alleine raus?", fragte Sasuke vorwurfsvoll. Sakura sah ihn entschuldigend an. "Nicht wirklich, ich wollte nur die Tür öffnen und ... mich sozusagen auf die Treppe stellen?" Sasuke stöhnte. "Da macht man einmal eine kurze Pause und schon stellst du wieder was Dummes an!" "Na, ist doch nichts passiert. Sakura ist ja nicht weit gekommen ...", Itachi lachte herzhaft. Mittlerweile mochte er die Rosahaarige gut leiden, amüsierte sich aber immer wieder über ihre Tollpatschigkeit. "Tse", gab Sakura knurrend von sich, als ihr die Person hinter Itachi auffiel. War es nicht die blonde Vampirjägerin? Sasuke hatte ihr erzählt, dass sie Temari hieß. Sie und ihre Brüder jagten Vampire auf der ganzen Welt, immer dort wo sich etwas ansammelte. Das sie hier waren, schien also kein gutes Zeichen. Aber was tat sie hier? Warum hatte Itachi sie mitgebracht? "Temari", sagte Sasuke nun und nickte der Blonden leicht zu. "Sasuke", gab Temari lächelnd zurück und trat nun hinter Itachi ein. "Wie geht es dir, Sakura?", wandte sie sich an das Mädchen, die noch immer leicht verärgert aussah. Wieder keine frische Luft. "Ähm, gut, danke", Sakura reichte Temari die gesunde Hand und lächelte sie freundlich an. Wenigstens schien es Neuigkeiten zugeben. "Oh, Temari?", Hinata kam mit Naruto im Schlepptau in den Flur, blieb aber mit einigem Abstand vor der Vampirjägerin stehen. Trotz des Waffenstillstands zwischen ihnen blieb sie immer auf der Hut. "Gibt es was Neues?" Itachi nickte. "Ja, wir haben einiges raus gefunden. Gehen wir ins Wohnzimmer", schlug er vor, da es langsam eng in dem kleinen Flur wurde. Man war einverstanden und Naruto holte noch einen Stuhl aus der Küche, damit alle platz hatten. Nur Sasuke zog es vor zu stehen. "Und?", fragte der Uzumaki aufgeregt, als er zwischen Hinata und Sakura auf der Couch saß. "Sind sie weg oder greifen sie an oder schmoren sie schon in der Hölle?" Itachi grinste. "Sie schmoren tatsächlich in der Hölle. Ich habe gestern Abend ihre Spur aufgenommen, zusammen mit Temari und ihren Brüdern. Wir haben sie bis Kuruma verfolgt, dort hatten sie scheinbar ihre Basis. Sie sind tot." "Ehrlich?", Sakura sprang voller Erleichterung auf und sah Itachi erwartend an. "Dann können wir wieder raus?" Der ältere Uchiha kratzte sich am Kopf. "Mit Vorsicht", meinte er zurückhaltend. "Was? Wieso? Wenn sie doch aber tot sind?", auch Naruto war enttäuscht. "Das ja. Die Vier, die sich hier noch rum getrieben haben, die sind erledigt. Aber Kakashi vermutet, dass sie irgendwas gesucht haben. Sie haben es nicht gefunden, wie es aussieht. Also werden in Abständen wieder welche kommen." "Was??", Sakura glaubte es nicht. Was hieß in Abständen? "Und wer ist Kakashi?", fragte sie dann. Sie konnte ihn jetzt schon nicht leiden, wenn er solch düsteren Prognosen machte. "Unser Anführer", sagte Temari lächelnd. "Aber vorerst ist es wieder sicher hier. Itachi konnte keinen Vampir mehr spüren. Und wir werden auch bleiben und abwarten. Weiterhin werden wir versuchen, Informationen zu sammeln. Wenn wir wissen, was sie wollen, dann ist es leichter, sie zu vernichten." Sakuras Miene hellte sich auf. "Also kann ich gleich raus?" "Willst du nicht bis heute Abend warten, Sakura? Von uns kann dich niemand begleiten, die Sonne ist sehr intensiv", meinte Itachi. Es hatte ihn schon viel Kraft gekostet, hier her zu kommen. Er spürte seine Schwäche und brauchte vorerst etwas Ruhe. Und Sasuke reagierte, genau wie Hinata noch mehr auf die grelle Sonne. "Könnte ich nicht alleine gehen? Nur ein bisschen?" "Ich begleite sie", sagte Temari plötzlich und stand auf. "Und ich bring sie sicher zurück." Sasuke wollte etwas erwidern, aber Sakura sah ihn flehend an. Er nickte langsam. Er konnte ihr die Bitte nicht ausschlagen, und im Moment war Temari vermutlich die Stärkste von ihnen. "Klasse!", Sakura war ehrlich erfreut. Es interessierte sie nicht einmal, dass sie sich nun einer anderen Gefahr hingab. Den normalen, sie verabscheuenden Menschen ... Doch was waren die im Gegensatz zu blutrünstigen knochenbrechenden Vampiren? "Kommst du mit, Naruto?", fragte sie ihren besten Freund. "Später", seufzte Naruto. "Erst will ich diesen Kuchen fertig machen." Man merkte ihm aber an, dass er den Kuchen jetzt lieber stehengelassen hätte. Sakura nickte und sah dann zu Temari. "Ich zieh mich nur schnell um, okay?" "Na klar, ich warte. Lass dir Zeit", gab die Blonde zurück und Sakura verschwand in ihrem Schlafzimmer. An die Dunkelheit dort hatte sie sich bereits gewöhnt und hastig fischte sie sich ein paar frische Klamotten aus dem Kleiderschrank. "Du wirst aber vorsichtig sein, versprochen?", sagte Sasukes matte Stimme neben ihr. Das er ausgelaugt war hörte man deutlich. Sakura erschrak unmerklich. Man sollte meinen, dass sie sich längst daran gewöhnt hatte. Aber konnte man sich je an diese unmenschliche Schnelligkeit gewöhnen? "Sicher. Das bin ich doch immer", grinste sie, während sie Sasukes Hände an ihrem Pullover spürte. Er hatte ihr in letzter Zeit öfter beim Umziehen geholfen und mittlerweile bekam sie keine Anfälle mehr deswegen. Sasuke runzelte die Stirn. "Bleib in Temaris Nähe. Und geht nicht zu weit." "Du machst dir zu viele Gedanken", erklärte Sakura während er ihr die Schlinge löste und ihr den Pullover über den Kopf zog. "Im Moment mach ich mir eher zu wenige. Mein Verstand ist tauber als sonst." "Dann solltest du ein wenig schlafen." "Wenn du da draußen alleine mit dieser Jägerin rumläufst?", Sasuke schüttelte den Kopf. "Magst du sie nicht?", fragte Sakura neugierig, obwohl ihr die Antwort klar war. "Natürlich nicht, sie tötet Vampire. Hätten wir diesen Vertrag nicht, wäre sie hinter mir genauso her." "Aber dann ist sie doch für mich keine Gefahr. Ich bin doch kein Vampir", meinte Sakura irritiert. Sasuke seufzte, während er ihr ein Shirt überzog und es langsam an ihr glatt strich. Sofort schoss Sakura wieder die Röte ins Gesicht. Musste er immer diese unvorhersehbaren Handlungen machen? "Nein", sagte er nun. "Du bist kein Vampir, aber du gibst dich mit ihnen ab. Wir wissen nicht was in ihren Köpfen vorgeht. Die Jäger ticken anders als normale Menschen." "Aber Menschen sind sie? Also sie können ganz normal ... sterben?", stotterte Sakura, als Sasuke ihr durch die Haare strich. Sasuke nickte. "Menschen mit besonderen Kräften könnte man sagen. Sie wurden als Jäger geboren und ihre Fähigkeiten wurden bis heute perfektioniert. Andernfalls hätten sie kaum eine Chance gegen einen Vampir." "Aber sie sind nicht stärker als du, oder?", Sakura machte der Gedanke irgendwie Angst, dass nur ein Vertrag zwischen ihnen stand. Sasuke grinste. "Im Moment wärst du vielleicht sogar stärker als ich", er lachte leise. "Aber normalerweise sind sie keine Gefahr für mich, du brauchst dich also nicht sorgen." Sakura nickte erleichtert, als sich ein Lächeln auf ihr Gesicht schlich. "Ich bin stärker als du?", fragte sie belustigt. Sasuke zog die Braue hoch. "Möchtest du mich jetzt verprügeln, weil ich dich nicht nach draußen hab gehen lassen?" Sakura schüttelte amüsiert den Kopf. "Nein, aber den Gedanken finde ich interessant ... Du bist doch aber immer noch so schnell?!" "Die Kräfte schwinden unregelmäßig. Zuerst die Sinne, dann die Stärke, dann die Schnelligkeit ..." "Das heißt, wenn du zu lange in der Sonne wärst, könntest du nicht mehr als ein einfacher Mensch?" "Vermutlich. Ich habe nie das Bedürfnis gehabt, es zu probieren." Sakura grinste noch immer und drehte sich zum Gehen als sie fertig war. "Dann schlafe lieber den Schlaf der Gerechten. Wenn ich zurück bin, könnten wir uns ja im Armdrücken messen ... vielleicht gewinne ich sogar mit links", Sakura gluckste, als sie die Klinke drückte, plötzlich aber schon im Flur war, auf Sasukes Armen, der sie nur überheblich angrinste. "Du solltest den Mund nicht zu weit aufmachen", lachte er und ließ sie runter. "Ich fass es nicht", knurrte Sakura beleidigt, dass er sie so vorgeführt hatte. "Du hast doch gesagt ..." "Ich sagte vielleicht ... Und ich brauchte gerade auch nur meine Schnelligkeit." "Aber du hast mich auch hochgehoben", bemerkte Sakura. "Das würde auch ein Kind schaffen. Du bist nicht sehr schwer." "Pah, das war trotzdem gemein!" Sasuke grinste nur, als Temari hinter ihnen auftauchte. "Wollen wir?" Sakura nickte und öffnete die Wohnungstür. "Bis nachher!", rief sie Sasuke noch zu, ehe sie schon die Treppen hinunter lief. "Na dann", sagte Temari lächelnd. "Sollte ihr etwas zustoßen ...", meinte Sasuke, ehe sie zur Tür hinaus war. Er klang dabei sehr bedrohlich. Temari sah ihn ernst an. "Es wird ihr nichts passieren. Ich mag sie." Dann ging sie Sakura hinterher. "Dann scheine ich ganz schön was verpasst zu haben", schnaufte Sakura, als sie mit Temari in einem kleinen Cafe saß und sich erzählen ließ, was in ihrem Kurs alles durch genommen wurde. "Das hole ich doch nie mehr auf!" "Ach was, es ist nicht sonderlich schwer. Das Thema ist eben nur sehr umfangreich. Aber ich kann dir gerne meine Notizen kopieren." "Hm, danke, dass ist nett. Ich werde mich wohl ganz schön reinhängen müssen, wenn ich es noch packen will." Temari grinste, während sie sich einen Löffel Schokoladeneis genehmigte. "Mach dir nicht zu viel Stress." Sakura nickte abwesend. In der letzten Zeit hatte sich einiges in ihr verändert, so auch ihre Einstellung dem Studium gegenüber. Sie wollte es irgendwie packen. Sie wollte mit sich ins Reine kommen, und wenn sie das irgendwann schaffen würde, dann brauchte sie eine Grundlage, auf der sie ihr Leben aufbauen konnte. Das Studium war ihre Grundlage, und deswegen durfte sie es nicht vermasseln. Außerdem beschlich sie die Angst, weggeschickt zu werden, wenn sie ihre Chance hier verspielte. Und weg wollte sie mittlerweile auf gar keinen Fall mehr. Endlich hatte sie Freunde gefunden, die ihr vor allem in der letzten Woche ans Herz gewachsen waren. Und es gab Sasuke, der immer und überall an ihrer Seite war. Wie trostlos würde ihr Leben wieder werden, sollte sie diese neue Erfahrung verlieren. Daran durfte sie gar nicht denken! "Ist es nicht für dich viel stressiger, wenn du studierst und nebenbei nach den Anderen jagst?", fragte Sakura nun, um sich selbst von ihren Gedanken abzulenken. Temari zuckte mit den Schultern. "Ein wenig. Aber ich nutze das Studium eher als Tarnung. Wenn wir für eine Weile hier leben, sollten wir einer normalen Beschäftigung nachgehen. Das sehe ich zumindest so. Gaara und Kankuro sind davon weniger überzeugt. Sie lümmeln Tagsüber meistens irgendwo rum. Dabei hat es auch etwas angenehmes, dieser normale Alltag." "Dann wirst du immer eine Jägerin sein und nie ... einen ähm ... anderen Beruf haben können?" "Wohl nicht", sagte Temari mit leicht bitteren Unterton. "Es ist meine Bestimmung. Ich bin, was ich bin. Auch ... wenn ich manchmal gerne jemand anderes wäre." "Das tut mir leid. Aber ich weiß, was du meinst. Ich wäre manchmal auch lieber nicht ich ..." "Das glaube ich dir", sagte Temari und unwillkürlich sah sie zu den umsitzenden Leuten, von denen die wenigstens Sakura noch nicht verachtend angesehen haben. "Sie können sehr lästig sein. Sie denken nicht nach, aber verurteilen andere nur wegen etwas, das man ihnen erzählt hat. Am seltensten findet man Menschlichkeit unter Menschen." Sakura lächelte traurig. "Irgendwie können sie ja nichts dafür. Sie ... fürchten sich einfach nur. Und nicht alles, was sie in der Zeitung geschrieben haben, ist erfunden." "Dann hast du deine Eltern also in einem Blutbad abgemeuchelt?" Sakura sah Temari erschrocken an. "Also eher nicht", grinste die Blonde. "Nein", gab Sakura zu. "Und diese Version kannte ich auch noch nicht." "Dann war es eher der einfache Doppelmord?" Die Rosahaarige schüttelte den Kopf. "Nur mein Stiefvater ..." Temari sah Sakura traurig an. "Er hatte es wohl verdient ..." "Er hat meine Mutter erschossen, aber ... ich hätte ihn nicht ... ich hätte es nicht selbst tun dürfen ..." Temari schüttelte den Kopf. "Ich verstehe, was du meinst. Aber Dinge passieren nun mal. Du kannst es nicht rückgängig machen. Und wer sagt dir, dass er dich nicht als nächstes getötet hätte? Oder das man ihn wirklich verurteilt hätte? Er hätte entkommen können ... es ist, wie es ist. Man muss lernen zu akzeptieren. Man muss lernen, mit seinen Entscheidungen zu leben." "Ist es etwas anderes für dich, wenn du einen Vampir tötest?" "Nun, ich habe noch keinen Menschen getötet, aber ich glaube das ist eine sehr philosophische Frage. Man müsste die moralischen Ansätze analysieren und das würde viel Zeit in Anspruch nehmen. Aber ich kann Nachts schlafen, wenn du das meinst. Vampire töten Menschen, also töte ich Vampire. Bis auf deine drei Freunde kenne ich keinen anderen Vampir, der Menschen gegenüber so wohlgesonnen ist." "Was ist das für ein Vertrag, der zwischen euch besteht?", fragte Sakura interessiert. "Ein sehr alter", meinte Temari und löffelte ihren Becher leer. "Ich weiß auch nicht besonders viel darüber, also wo er gemacht wurde und zwischen wem genau. Aber er bezieht sich auf die Vampirjäger und die Vampire des Uchihaclans. Er besagt, kurz zusammengefasst, dass sie den Menschen kein Leid zufügen, und wir ihnen deshalb nicht nachstellen dürfen. Es ist ... hm ... wie eine Art erzwungene Freundschaft. Aber die jetzige Generation an Vampirjäger hat mit ihnen weniger Probleme. Ich glaube früher war es trotzdem gefährlich, weil für die Alten ein Vampir immer ein Vampir blieb. Ob er Menschen meuchelte oder sich von Ratten ernährte, er war kein Geschöpf Gottes, oder so ähnlich. Aber meine Brüder und ich zum Beispiel sehen das etwas anders. Und ab und an kann man auch die Hilfe eines Vampirs gebrauchen." Sakura nickte. Es beruhigte sie, dass Temari so dachte. "Isst du dein Eis nicht auf?", fragte die Blonde, als sie Sakuras dahin schmelzende Kugel sah. Die Angesprochene lächelte und schob Temari ihren Becher hin. "Oh, danke", grinste diese nun und keine Minute später war auch Sakuras Becher geleert. "So, möchtest du noch irgendwo hin oder soll ich dich zurückbringen?" "Du brauchst mich nicht bringen, es ist ja nicht weit", meinte Sakura freundlich. Temari lachte. "Um Gottes Willen, und mich dem Zorn deines Blutsaugers aussetzen? Ich käme nicht lebend zu Hause an, wenn ich dich alleine gehen lasse." "Sasuke übertreibt nur", meinte Sakura entschuldigend. "Er macht sich Sorgen. Und das nicht zu Unrecht. Du hättest an diesem Abend auch sterben können", meinte Temari ernst. Sakura nickte betroffen. "Ja, ich weiß." "Na siehst du. Dann versuch in nächster Zeit das Streunern zu lassen. Und wenn du an einem sonnigen Tag raus willst, dann rufst du mich einfach an. Ich wohne auch in der Gegend." Sakura grinste. "Danke. Das werde ich bestimmt!" Dann verließen die beiden das Cafe und machten sich auf den Heimweg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)