Sympathy with the Devil von Saya_Takahashi (~Eine Geschichte über die unsterbliche Liebe~) ================================================================================ Kapitel 6: Die Anderen ---------------------- Sakura stand vor dem Spiegel einer Toilette und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Sie befand sich in einem Eiscafé, zusammen mit hundert anderen Menschen, und ... Naruto. Das war Sasukes Plan gewesen. Sie sollte sich mit Naruto treffen, aussprechen und sich entschuldigen. Doch als sie das Cafe betreten hatten, als sie den blonden Chaoten mit Hinata an dem Tisch sitzen sah ... Sie hatte die Flucht auf eine Damentoilette ergriffen, wohl wissend, dass Sasuke ihr nicht folgen konnte. Zuerst musste sie durchatmen. Luft bekommen. Ihren Puls senken. Sie war so gemein zu ihm gewesen, hatte ihn mit Absicht verletzt. Warum sollte er ihr verzeihen? Und hatte sie es überhaupt verdient, dass er ihr verzieh? Und wenn er es tat, was dann? Würden sie so tun, als wäre nichts gewesen? Oder würden sie sich an alte Tage erinnern? An früher? Sakura erschrak bei dem Gedanken. Naruto kannte ihre Familie. Hatte sie gekannt ... Er würde nicht wissen, dass ihr Vater schon so lange tot war. Das er ersetzt wurde. Dachte er womöglich, sie hätte ihren eigenen Vater erschossen? Er musste es denken, denn in den Zeitungen war meistens die Rede von den Eltern ... Sakura schüttelte fassungslos den Kopf. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Naruto einer der wenigen war, der etwas von ihrer glücklichen Vergangenheit wusste. Und umso mehr würde er nicht verstehen, dass sie ihren guten, liebevollen Daddy ermordet hatte. Er musste sie doch zutiefst verachten! Wie konnte sie ihm mit diesem Bewusstsein unter die Augen treten? Würde er ihr glauben schenken? Oder würde er aufstehen, sie verabscheuen und gehen? Mit ihm würden auch die letzten Erinnerungen vergangener Tage verschwinden ... Glücklicher, zufriedener Tage. "Sakura?" Sakura zuckte zusammen, als sie ihren Namen hörte und drehte sich überrascht um. Es war Hinatas sanfte, ruhige Stimme, die sie aus ihren Gedanken gerissen hatte. "Alles okay? Wir machen uns sorgen", meinte die Schwarzhaarige und lächelte ihr Gegenüber aufmunternd an. "Ähm", Sakura musste sich räuspern, damit ihre Stimme nicht versagte. "Ja, natürlich, ich wollte ..." Aber was wollte sie? Warten, bis das Cafe schließen würde? Durch den Hinterausgang verschwinden? Hinata bemerkte das Zögern der jungen Frau. "Hast du Angst vor uns?", fragte sie direkt, aber leise und mit einer Art, dass Sakura kaum glauben konnte, Angst haben zu können. Trotzdem nickte sie ehrlich. "Ich ... ich wollte nicht ... Naruto, er ..." "Er ist nicht böse auf dich", sagte Hinata beruhigend. "Im Gegenteil, er freut sich sehr auf dich. Und er weiß, warum du das gesagt hast. Er weiß auch alles andere. Er wird dich nicht zwingen, über etwas zu reden, was du nicht willst. Er möchte dich einfach nur gerne wiedersehen." Sakura starrte Hinata wehleidig an. Tränen sammelten sich in ihren Augen und ihr Schuldgefühl wuchs immer mehr. Einen Freund wie Naruto verdiente sie nicht! "Komm her, hm?", Hinata nahm Sakura tröstend in die Arme. "Tut mir leid", wimmerte Sakura beschämt. "Ach was, das musst dir nicht unangenehm sein. Allerdings ...", sie grinste kopfschüttelnd. "Sasuke wollte zuerst nach dir sehen, aber ich konnte ihn überzeugen, dass er auf einer Damentoilette nichts zu suchen hat. Trotzdem wird er wohl jeden Moment hereingestürzt kommen. Wir würden sicher unnötig auffallen." Sakura lächelte leicht zurück. "Das wär echt peinich", sagte sie leise und wischte sich sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Hinata nickte erfreut. "Dann komm, gehen wir zu den Jungs." Sakura folgte Narutos Freundin, blieb aber noch einmal stehen. "Hat ... hat es euch Sasuke gesagt?", fragte sie nachdenklich. Hinata lachte. "Natürlich. Er wollte verhindern, dass wir durch die Presse einen falschen Eindruck gewinnen könnten. Aber das war unnötig, NAruto hat sowieso kein Wort geglaubt und jeden angeschnauzt, der in seiner Gegenwart schlecht über dich reden wollte." "So?" "Ja. Du bedeutest ihm immer noch sehr viel, auch wenn ihr euch Jahre nicht gesehen habt. Ich glaube fast, ich müsste eifersüchtig sein", Hinata lachte belustigt. Auch Sakura musste schmunzeln. "Er ist ein guter Mensch. Der Beste, den ich kenne." "Das stimmt", gab Hinata zu. "Aber nun lass uns gehen, bevor ein Unglück passiert ..." Hinata hatte nicht zuviel versprochen. Naruto begrüßte Sakura mit einer Herzlichkeit, dass sie nur schwer neue Tränen unterdrücken konnte. Er schien einfach nur froh und erleichtert, von Vorwürfen war keine Spur. Und er redete. Er erzählte Sakura alles, was bei ihm in den letzten Jahren passiert war, ohne von ihr zu verlangen, über sich zu reden. Nebenbei verputzte er zwei große Eisbecher, während Sakura und die anderen einfach nur zuhörten. Und vor allem für Sakura war es einfach nur schön, hier mit ihren alten und neuen Freunden zu sitzen. Sie schaffte es sogar, die meisten der unangenehmen Blicke zu ignorieren. Und diesmal war es nicht nur Sasuke, der andere von ihrem Tisch fernhielt. Naruto blickte in solchen Moment genauso schmetternd drein, dass Sakura sich vom ganzen Herzen geborgen fühlen konnte. Und so sehr sie es doch genoss, so sehr sehnte sie sich zurück in ihre Wohnung. Nicht, weil sie Naruto nicht noch länger zu hören konnte, aber sie spürte eine gewisse seelische Erschöpfung. Die Situation an sich strengte sie ungemein an. Das Ignorieren der Menschen, dessen Stimmen ihr immer lauter vorkamen. Konzentriert zuzuhören und nicht mit den Gedanken woanders zu sein. Unentwegt zu lächeln und sich nicht der aufkommenden Schwermut hinzugeben. Das Gefühl der Freude verblasste mit jeder weiteren Minute und machte den alten, vertrauten Stimmungen platz. Es wurde ihr einfach zu viel. Am Ende war es wiedereinmal Sasuke, der ihr zu Hilfe kam, in dem er Naruto daran erinnere, dass er bald eine Vorlesung haben würde. In Wahrheit war ihm natürlich Sakuras Gemütszustand aufgefallen, der sich zunehmend verschlechterte. "Dann können wir uns ja heute Abend bei dir treffen und weiterreden, was hälst du davon?", schlug Naruto begeistert vor. Er hatte noch die letzten drei Jahre zu erzählen ... Sakura machte gute Miene zum bösen Spiel, doch ehe sie ihm widerwillig zusagen konnte, mischte sich Sasuke dazwischen. "Daraus wird nichts, Naruto. Heute Abend muss ich Sakura für mich beanspruchen. Du kannst sie morgen zwischen zwei und vier haben", er grinste amüsiert, vor allem da Sakura ihm einen beleidigten Blick zu warf, der Bände sprach und vermutlich sogar einen Vampir auslöschen konnte. Naruto zog eine Schnute, gab aber schließlich nach. "Na gut, dann sehen wir uns morgen, ja Sakura?", wandte er sich noch einmal direkt an die Rosahaarige. "Sicher", lächelte diese und ließ sich von Naruto in eine Umarmung zwingen. Er war mehr als einen Kopf größer als sie und sie erinnerte sich, früher immer die Größere gewesen zu sein. "Ich habe mich ... sehr gefreut", sagte sie ehrlich mit gerührter Stimme. "Ja, ich mich auch. Ich bin einfach nur froh", gab Naruto auf seine liebevolle Art von sich. "Und ab jetzt werden wir uns nie wieder aus den Augen verlieren, versprochen?!" Sakura schmunzelte. "Nein, das werden wir nicht." "Du machst es schon wieder!", empörte sich Naruto halbherzig. "Was meinst du?", fragte Sakura regelrecht erschrocken. "Damals hast du auch nie 'Versprochen' gesagt, sondern immer nur irgendwas bestätigt!" Sakura grinste nun etwas mehr. "Ja, das stimmt. Ich erinnere mich ..." Naruto nickte zufrieden, dann wandte er sich zum Gehen. "Pass ja gut auf Sakura auf, wenn ich nicht da bin!", knurrte er Sasuke freundschaftlich an. Dieser lachte jedoch nur und schüttelte den Kopf. "Bis dann, Sakura", sagte nun auch Hinata, dann ging sie mit ihrem Freund zur Tür. Wehmütig blickte Sakura ihnen nach. Die Zeit, die sie mit Naruto verbringen durfte, war die schönste aller Zeiten gewesen. Eine Kindheit, die sie sooft aufrecht gehalten hat. "Naruto?", rief sie plötzlich, wohl wissend, dass zig Augen auf ihr ruhten. Doch in diesem Moment sah sie nur das grinsende Gesicht eines 8-jährigen, der ihr auf immer Freundschaft schwor. Naruto drehte sich um und sah Sakura fragend an. "Ich ... ich verspreche es", sagte sie leise, doch er konnte es hören. Wort für Wort. Ein glücklicher Ausdruck legte sich auf sein Gesicht und er nickte ihr mit seinem immerwährenden Lächeln zu, ehe er das Cafe verließ. Sakura war erleichtert, als sie endlich wieder ihre Wohnung betrat. Sie schaltete im Wohnzimmer das Licht an und schmiss sich erschöpft auf die Couch. Sasuke war in seine eigene Wohnung gegangen, aber nicht ohne ihr zu sagen, dass er am Abend wiederkommen würde, um mit ihr Essen zu gehen. Nach dem Treffen mit Naurto und Hinata hatte sie darauf nämlich absolut keine Lust mehr gehabt und Sasuke hatte nachgegeben, wenigstens für ein paar Stunden. Doch würde ihre Lust dann kaum größer sein. Ein Seufzen entfuhr der jungen Frau und gähnend schloss sie die Augen. Ein kleines Nickerchen würde ihr wohl nicht schaden ... Währenddessen saß Sasuke bei sich in der Küche und genehmigte sich selbst eine weniger menschliche Vorliebe. Blut. Um genauer zu sein Schweineblut. Denn wie sein Bruder und der ganze Clan der Uchiha früher hatte er dem Menschenblut abgesagt. Er hatte es nie probiert, und das war vermutlich auch der Grund, warum er es ertragen konnte. Er spürte nicht den Durst, das Verlangen nach Menschenblut, wie es ein normaler Vampir normalerweise hatte. Aber er war auch in keinster Weise ein normaler Vampir. Er lebte nicht unter seines Gleichen, von Hinata und Itachi abgesehen, und er zog auch nicht das Leben als Einzelgänger vor. Er lebte seit über Zweihundert Jahren unter Menschen. Und er fühlte sich zu einem Menschen hingezogen. Ein großer Fehler, wie es ihm die Geschichte zeigte. Sein gesamter Clan war durch eine Bindung zwischen Mensch und Vampir zerstört worden. Ein gravierender Fehler, den sein Vater begangen hatte, aus Liebe zu seiner Mutter. Und er war das Resultat. Eine Kreuzung, ein Bastard. Weder das Eine noch das andere. Nicht Ganz und nicht Vollständig. Die Unsterblichkeit eines Vampirs mit der Seele eines Menschen. Eine Laune der Natur, denn nie zuvor hatte es dergleichen gegeben. Und niemals danach. Itachi und er waren die Einzigen. Es war das Werk Gottes und der Teufel hatte seinen Beitrag geleistet ... "Schon zurück", fragte Itachi, der in die Küche kam und sich aus dem Kühlschrank ebenfalls ein Glas Blut nahm. "Wolltet ihr nicht länger bleiben?" Sasuke schüttelte den Kopf. "Nein, nach dem Treffen war sie fertig und braucht erst einmal eine Pause. Wir gehen später Essen." "Essen?", Itachi lachte. "Du gehst Essen?" Sasuke sah seinen Bruder entnervt an. "Was dagegen?" Itachi schüttelte den Kopf. "Nein, gar nicht. Ich finde die Vorstellung nur sehr erheiternd, dass du Kartoffeln isst, oder ..." "Nerv nicht!", sagte Sasuke unwirsch. "Ich weiß auch, dass es ihr komisch vorkommen wird, wenn ich nichts esse. Aber sie selbst nimmt ja kaum etwas zu sich." Der ältere Uchiha setzte sich an den Tisch. "Du meinst, sie isst zu wenig?", fragte er nun etwas ernster. Sasuke nickte. "Vielleicht ist sie krank?" "Quatsch, dann hätte Hinata es doch bemerkt." "Hm ... im Übrigen sind Andere in der Stadt", fiel es Itachi ein. "Andere? Hier? Seit wann?", Sasuke wurde sofort hellhörig. Mit Anderen waren andere Vampire gemeint. Und in Naha und den angrenzenden Vororten gab es selten Vampire. Eigentlich gab es auf ganz Okinawa Honto kaum einen. Die meisten lebten auf dem Kontinent, vorwiegend in Europa oder Amerika. Einige wenige um Tokio. Doch hier? Itachi nickte langsam. "Als ich vorhin von der Arbeit kam habe ich sie bemerkt." "Sie?" "Ja, es müssten zwei gewesen sein, vielleicht drei. Mehr denke ich nicht." "Und wo?" "Nördlich, fast schon hinter den Wäldern von Kirima. Jetzt spüre ich sie nicht, also haben sie sich noch nicht in unsere Richtung bewegt." "Dann könnte der Kerl von neulich einer gewesen sein", überlegte Sasuke nachdenklich. "Keine Ahnung, aber hätte ich ihn nicht bemerken müssen?" Itachi verstand sich im allgemeinen sehr gut darauf, Vampire im Umkreis von etlichen Kilometern aufzuspüren. Normalerweise hatte er perfekt trainierte Sinne. Es war sehr selten, dass er sich irrte. Es war im Prinzip ausgeschlossen. Sasuke zuckte mit den Schultern. "Dann lassen wir den erst einmal vorneweg. Die anderen sind wichtiger. Was könnten sie hier wollen?" Sein Bruder leerte das Glas und brachte es in die Spüle. "Ich hoffe nicht, dass sie immer noch hinter Hinata her sind." "Und doch könnte es ein Grund sein. Sie werden sich wohl kaum aus Interesse an der Natur hier aufhalten." Itachi nickte. "Wir müssen ab jetzt aufpassen. Ich habe Hinata schon angerufen und ihr gesagt, dass sie vorsichtig sein soll. Allerdings hat sie mehr Sorge wegen Naruto." Sasuke seufzte. "Das ist typisch Hinata. Ich werde ab morgen wieder zur Universität gehen. Dann bin ich in der Nähe und kann ein Auge auf sie werfen." "Das wird ihr nicht gefallen. Du kennst sie ..." Oh ja, Sasuke kannte die junge Vampirin nur zu gut. Seit nun mehr als 50 Jahren. Vorher war sie eine Einzelgängerin gewesen, auf der eine schwere Last lag. Die Last, eine Hyuuga zu sein. Als Mensch geboren, war es Hinata vorherbestimmt, zu ihrem 19. Geburtstag gebissen und verwandelt zu werden, um einmal eine führende Rolle im Clan der Hyuuga anzunehmen. Doch Hinata war schon immer sanftmütig, gar edel gewesen. Dennoch hatte sie sich ihrem Schicksal gefügt. Aber als sie ihren ersten, lebenden Mensch serviert bekam, den sie aussaugen sollte, da war sie zusammengebrochen. Dieses Erlebnis hatte sie für immer geprägt. Nie hatte sie einen Menschen leid zugefügt, ja sogar, wie Sasuke und Itachi, angefangen unter ihnen zu leben. Immer in Einsamkeit, mit dem Gefühl, Abschaum zu sein. Dann war sie den beiden begegnet, von denen sie soviel gehört hatte. Ihr einstiger Clan und der Clan der Uchiha waren seit Anbeginn der Zeit Feinde. Mal hatte es kriegerische Auseinandersetzungen gegeben, mal hatte man schweigend nebeneinander hergelebt. Doch der Hass war immer greifbar gewesen. Hinata jedoch spürte diesen Hass nicht, dafür aber, dass Sasuke und Itachi wie sie waren. Vampire, die es vorzogen, den Menschen das zu lassen, was sie nicht besaßen. Ein sterbliches Leben. Und so lebten sie fortan zusammen, ihren Durst löschend mit dem Blut von Tieren. Und der Gefahr durch die Anderen, denn als Hinata sich ihnen anschloss, verstieß man sie verachtend aus der Familie der Hyuuga. Und es gab nicht wenige Anhänger, die ihren Tod forderten. Bis heute ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)