A Story of Vampires and Demons von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: zerfallendes Leben ----------------------------- Sobald ich die Tür mit einem Mal augerissen habe, rufe ich nach meiner Familie. „Mum, Dad, Lui? Seid ihr da?“ Die Frage ist unnötig, da ich die 2 Autos in der Garage bereits gesehen habe. Das Gefühl ist wieder da, stärker als vorher. Warum antwortet keiner? Das ist nicht ihre Art. Ich laufe die Treppen hinauf und reiße alle Türen im oberen Stockwerk auf. Niemand. Die Panik wird schlimmer. Ich renne druch die Küche in das Wohnzimmer, doch im nächsten Moment wünsche ich mir, ich hätte es nicht getan. Das erste was ich sehe ist Blut, alles ist voll damit. Es ist nicht mehr als Zimmer erkennbar, sondern nur noch als reinstes Chaos. Alles wurde regelrecht zerfetzt. Das Sofa ist durch den ganzen Raum verteilt. Der Glasstisch wurde zerbrochen. Die Bilder liegen am Boden. Die Lampen wurden umgekippt. Und meine Familie in der Mitte von dem Ganzen. Mein Vater lehnt mit dem Rücken an der Wand, sein Hals ist aufgeschnitten, sein rechtes Bein abgerissen, ihm fehlen mehrere Finger. Mum liegt einige Meter von ihm entfernt in einer Blutlacke mit offenen Bauch und keiner rechten Hand. Lui liegt in der Mitte des Raumes, sein Schädel ist zerschmettert, seine Augen sind offen. Sie alle haben tiefe Biss- und Kratzwunden am ganzen Körper. Meine Welt zerfällt. Ich schreie, das ist alles wozu ich fähig bin. Ich beginne zu zittern. Im nächsten Moment laufe ich schon. Egal, wohin, nur weg, weg von diesem Haus, weg von der Realität und weg von dem Schmerz. Ich bin auf einer Hauptstraße. Oft hupen mich Autos an. Ich laufe noch immer. Etwas lässt mich nicht müde werden und hält mich zusammen. Meine Gedanken sind blokiert von diesem Bild. Jedes Detail hat sich eingespeichert und will mich nicht loslassen. Die Außenwelt ist verschwommen, sie macht nichts mehr. Meine Beine schmerzen, doch das nehme ich nur dumpf wahr. Es wird langsam Nacht. Ich laufe weiter. Ich stolpere. Der Boden kommt auf mich zu. Alles wird schwarz. Neben mir läuft eine Maschine. Mein Hals ist trocken und ich fühle, dass eine Nadel in meinem Arm steckt. Um mich ist alles weiß. Da fällt mir alles wieder ein, ich muss wohl im Krankenhaus sein. Ich drehe meinen Kopf nach links. Dort sehe ich Sams Familie. Sam weint, ihre Mutter auch. Ich nicht. „Wo ist meine Familie?“ bei dem Satz bricht meine Stimme, ich habe nicht bemerkt, wie durstig ich bin. „Mum, sie ist wach!“ Die ganze Familie kommt an mein Bett. Sam nimmt meine Hand in flüstert fast nicht mehr hörbar: „Es tut mir so leid Rin. Wirklich.“ Martin, Sams Vater, ist der Erste, der die darauf folgende Stille mit seiner ruhigen Stimme unterbricht. „Wie geht es deinem Kopf? Du kannst schon in ein paar Tagen raus, es ist nichts Schlimmes passiert.“ Ich nicke nur. Ich kann jetzt nicht reden. Ich kann nicht weinen. Alles ist dumpf und fühlt sich irreal an. Ich wende meinen Kopf nach rechts, um aus dem Fenster zu blicken. Sam schluchzt und lässt meine Hand los. Ich höre sie weinend das Zimmer verlassen. Martin folgt ihr. Nur Diane bleibt im Zimmer. Sie sagt nichts. Sie sitzt nur da und blickt auch aus dem Fenster. Nach einiger Zeit- vielleicht waren es Stunden, vielleicht auch Minuten- geht die Tür auf und eine weibliche Stimme bittet Diane draußen zu warten. „Hey, Rin, richtig?“ Ich drehe meinen Kopf in ihre Richtung und nicke kurz ohne sie richtig anzusehen. „Also ich heiße Elisa. Ich weiß, dass das alles nicht leicht für dich ist und dass du nicht darüber reden willst, aber du musst da durch, ja? Morgen schicken wir dir eine Therapeutin. Sie hatte schon mit vielen Fällen, die deinem sehr ähnlich waren, zu tun. Sobald sie es sagt, wirst du mit Sam nach Hause dürfen.“ Nach Hause. Wo ist das jetzt? Habe ich eines? Ich höre sofort auf, darüber nachzudenken und schließe meine Augen. Fehler. Das Bild schießt mir durch den Kopf, sobald ich das getan habe. Ich entscheide mich, wieder aus dem Fenster zu blicken, derweil die Krankenschwester mich behandelt. Sie ist schnell fertig und Diane betritt wieder das Zimmer. Wieder wortlos und still. Am nächsten Tag kommt die Therapeutin in mein Zimmer und setzt sich auf den Sessel neben mich. „Hallo, Rin. Ich bin Julia. Wie fühlst du dich?“ Für einen kurzen Moment blicke ich ihr in die Augen, dann entscheide ich mich, dass es wohl das Beste ist, wenn ich mit ihr rede. „Dumpf.“ Das ist die einzige passende Beschreibung, für wie ich mich gerade fühle. „Ok, hast du seit gestern geweint?“ „Nein.“ „Willst du das nicht, oder kannst du nicht?“ „Es kommt einfach nicht.“ „Weißt du auch, woran das liegt?“ Die Frage verwirrt mich. „Nein.“ „Und weißt du schon, wo du bleiben wirst?“ „Ich schätze bei Sam.“ „Also bei einer Freundin?“ „Ja.“ „Das ist gut zu hören. Willst du heute reden?“ „Eigentlich nicht.“ „Ok, ich komme dann morgen wieder. Bis dann, Rin, war schön, dich kennengelernt zu haben.“ „Ebenfalls.“ Ich setzte ein falsches Lächeln auf. Die nächsten Tage laufen verschwommen ab. Sam und Diane sind immer da, wann sie können, meine Freunde kommen auch immer nach der Schule und Julia kommt jeden Vormittag, um oberflächliche Themen zu besprechen. Doch alles bleibt wie in einem Traum. Es fühlt sich nicht real an. Alles ist weit entfernt. Ich antworte nur, wenn ich gefragt werde und schlafe praktisch gar nicht. Meine Freunde machen sich alle Sorgen, doch sie verstehen es und erwähnen es nicht. Ich versuche nicht, sie zu beruhigen. Ich weine kein einziges Mal. Ich verstehe es nicht, aber es ist mir auch egal. Solange ich nicht weine, bin ich von allem distanziert, auch von dem Schmerz, der jede Sekunde immer fester auf mich drückt. Sams Bett ist weicher als die Betten im Krankenhaus. Doch ich bemerke den Unterschied kaum. Sam liegt auf dem weiten Platz neben mir und hält meine Hand. Sie weiß, dass ich nicht reden will. Sie ist da. Ich habe das Gefühl, sie wird immer da sein, egal was passiert. Ich kann meine Augen noch immer nicht schließen. Dieses Bild ist bei mir wie eingprägt. Es geht einfach nicht weg. Plötzlich geht die Tür auf und Sams Vater setzt sich auf die Bettkante. „Kinder, ich muss mit euch reden. Es geht um Rin.“ Wir beide blicken auf. „Also, Rin. Wir haben etwas für dich gefunden. Deine Tante Marie hat gesagt, sie nimmt dich gerne bei sich auf. Die Papiere sind schon unterzeichnet. Sie lebt nicht sehr weit von hier. 2 Stunden mit dem Zug, und du bist in der Schule. Nach den Ferien kannst du also wieder ohne Probleme auf die Schule gehen. Deine Lehrer sagen, du bist gut genug, um die letzten 1 ½ Monate zu schwänzen, also ist das auch geregelt. Morgen wird dich deine Tante abholen.“ „Was? Ihr wollt sie zu jemaden schicken, den sie gar nicht kennt? Warum kann sie nicht bei uns bleiben?“ „Weil wir nicht zur Familie gehören! Wir würden sie ja hier lassen, aber es geht nicht. Es tut mir leid, Sam.“ Die Diskussion zwischen den beiden geht für lange Zeit weiter. Schon nach kurzem habe ich die Stimmen ausgeblendet und denke nach. Ich denke an alles, was ich meiner Familie hätte sagen sollen und an was ich nicht mehr erleben werde. Ich drücke meine Knie fest an meinen Oberkörper und halte sie dort mit meinen Armen, ohne das würde ich innerlich zerfallen. Wäre das alles doch nur ein Traum. So fühlt es sich an. Doch das ist die bittere Realität. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)