You have stolen my heart von Chibi_Isa (RikuXSora) ================================================================================ Kapitel 33: Auf dem Rummel -------------------------- Kapitel 33: Auf dem Rummel Soras POV „Riku, Riku, das ist das Lied. Jetzt will ich mit dir tanzen“, erkläre ich, nachdem Mama wieder mal für einen Kontrollbesuch bei uns war. Das macht sie schon den ganzen Abend, da man den Tisch von der Theke aus nicht sehen kann. „Zu diesem Lied? Ganz sicher?“, fragt Riku skeptisch nach. Ich weiß, es ist die größte Schnulze, die gerade aktuell ist und es passt auch nicht zu mir, aber ich liebe es. „Ja, ganz sicher“, stimme ich zu. „Dann, los“, steht Riku auf und hält mir seine Hand hin. „Darf ich dich um diesen Tanz bitten?“, fragt er altmodisch und fängt sich sofort wieder eine Beschwerde von Roxy ein, aber ich finde es unheimlich süß und meine Wangen erwärmen sich sofort. „Na… na… natürlich“, stottere ich aufgeregt und ergreife seine Hand. Er führt mich vor die Bühne, wo schon einige andere Paare tanzen. Nur „Normale“, also Mann und Frau, aber das scheint Riku keinesfalls zu stören. Er zieht mich so nah an sich wie nur möglich und beginnt sich im Takt der Musik zu bewegen. Es ist wundervoll dabei seinen Körper, seine Wärme und seine Berührungen zu spüren. Ich hebe meinen Kopf, schaue ihm etwas verlegen in die Augen, doch sein Blick ist warm und liebevoll. „Hast du es dir so vorgestellt?“, will Riku leise wissen. „Nein, das hier übertrifft die Vorstellung bei Weitem“, entgegne ich ehrfürchtig und zaubere ein Lächeln auf seine Lippen. Es ist aber wirklich so. In meiner Vorstellung bin ich ihm dauernd auf die Füße getreten und bin gestolpert, aber das lässt Rikus Führung gar nicht zu. „Dann bin ich ja froh“, gibt Riku zurück, als er sich langsam meinen Lippen nähert und sie zu einem völlig perfekten Kuss vereint. Oh mein Gott, diesmal passt ja wirklich alles. Die Stimmung, der Partner und auch noch unsere Nähe. Seine Lippen schmiegen sich um meine, fangen mich vollends ein und machen mich glücklich. Meine Hände sind um seinen Hals, drücken ihn näher zu mir, während er seine Zunge über meine Lippen wandern lässt und ich ihn einlasse. Er spielt langsam mit meiner Zunge, schmiegt sich an sie und leckt daran. Das Lied verklingt langsam und unser Kuss löst sich. „Es war wunderschön“, flüstere ich ihm ins Ohr und küsse ihn auf die Wange. „Ich weiß“, erwidert er und verflechtet unsere Finger miteinander, als das nächste Lied anfängt. „Willst du noch tanzen?“ Ich nicke nur und wir verbringen einen wunderschönen Abend. „Euch konnte man gestern ja gar nicht mehr trennen“, bemerkt Mama, als ich am nächsten Tag bediene und gerade Bestellungen zu ihr bringe. „Hast du was dagegen?“, will ich verwirrt wissen. „Nein, nein, aber es war schon sehr auffällig“, gibt sie zurück. „Vielleicht hast du nur zu sehr auf uns geachtet“, erwidere ich, nehme das Tablett und liefere die bestellten Sachen aus, ehe ich wieder zu ihr zurückkehre. „Kann Riku heute zu mir kommen?“, frage ich, als sie mir wieder Getränke und Sandwiches aufs Tablett stellt. „Nein, kann er nicht“, antwortet sie. „Warum nicht?“, beschwere ich mich sofort. „Weil er angerufen hat und gefragt hat ob du zu ihm kommen möchtest“, erklärt Mama lächelnd. „Echt? Wann denn? Warum sagst du mir das nicht früher?“, überschütte ich sie mit Fragen. „Gerade eben und willst du? Dann müsste ich Julius anrufen“, erwidert meine Mutter. „Ruf ihn an, ich gehe zu Riku“, antworte ich und nehme das nun volle Tablett wieder mit. Es dauert noch eine dreiviertel Stunde bis Julius dann da ist und ich aufhören kann. Nach einer Dusche und nachdem ich mir was Tolles angezogen habe, rufe ich Riku an. „Hey, Mama meinte, du hättest vorhin gefragt, ob ich zu dir kommen will. Also ich möchte gerne. Wann soll ich kommen?“, will ich wissen, als er sich meldet. „Gar nicht. Ich hole dich ab, wir machen einen kleinen Ausflug. Du solltest deinen Eltern sagen, dass du bei mir übernachtest“, erzählt Riku und macht mich furchtbar neugierig. „So lange? Riku, wohin gehen wir?“, frage ich aufgeregt. „Zu einem ganz besonderen Ort. Es wird dir gefallen“, versichert er. „Und wo ist dieser Ort?“, bohre ich weiter. Ich meine, es gibt viel was mir gefallen würde. Es würde mir auch gefallen, einfach bei ihm zu sein und endlich das zu tun, was Paare so ab und zu mal machen. „Überraschung, Sora, Überraschung“, entgegnet er geheimnisvoll. Mann, ich will es jetzt wissen. „Bist du schon fertig? Weil dann würde ich dich gleich abholen“ „Ja, ich bin fertig“, antworte ich. „Gut, in zehn Minuten bin ich bei dir“, entgegnet er noch, ehe er auflegt. In zehn Minuten? Heißt das, er fährt mit dem Wagen her? Heißt das, wir fahren mit dem Wagen? Heißt das, der Ort ist kein magischer Ort? Oh Mann, ist das gemein. Wie konnte jemand so was Dummes wie die Überraschung erfinden? Es ist die reinste Qual. Ungeduldig gehe ich nach unten zu Mama. „Hat er es sich anders überlegt?“, wundert sie sich. „Nein, er holt mich ab. Mit dem Auto“, erkläre ich. „WAS? Mit dem Auto? Was habt ihr denn vor?“, fragt sie. „Keine Ahnung, es soll eine Überraschung werden. Er meinte nur, dass wir zu einem Ort gehen, der mir gefallen wird“, verrate ich. „Und ich werde bei ihm schlafen. Ist das okay?“ „Ja, aber ich möchte, dass du morgen nach Hause kommst, schließlich hast du Montag Schule“, ist Mama sehr gnädig mit mir. Ich dachte, sie würde sich wenigstens einmal aufregen. Manchmal sind meine Eltern echt zu unkompliziert. „Ich freue mich richtig darauf“, gebe ich zu. Ich mag zwar nicht unbedingt wieder Unterricht haben, aber so sehe ich endlich meine Klasse wieder. Ich hab sie ganz schön vermisst, genauso wie mein Amt als Schülersprecher. „Welche Entschuldigung hatte ich eigentlich, dass ich zwei Monate lang fehlen konnte?“, will ich wissen. Darüber haben wir noch gar nicht geredet. Auch habe ich noch nichts von dem Schulstoff nachgeholt, vielleicht sollte ich mal damit anfangen. „Du hast dir beim Bedienen einen komplizierten Beinbruch zugezogen und musstest deshalb in die Reha gehen und jetzt ist wieder alles okay“, erzählt Mama. Gut, das muss ich mir merken. Hoffentlich verplappere ich mich nicht allzu oft, besonders bei den Lehrern. „Dreh dich mal um. Da ist jemand für dich“, macht meine Mutter mich plötzlich aufmerksam. Ich drehe mich erfreut um und erblicke Riku sofort. „Bye, bye“, verabschiede ich mich und laufe meinem Freund entgegen. „Hi, Kleiner“, begrüßt er mich und zieht mich sofort in einen Begrüßungskuss, der schon riesenhafte Ausmaße annimmt. Ich fühle seine Lippen an meinen, spüre wie er über meine Lippen leckt und wir kurz darauf einen Zungenkampf der Extraklasse austragen. Dabei schlingt Riku noch seine Arme um mich, ehe er seine Hände auf meinem Po liegen lässt. „Riku, wir sind noch im Café, klar? Mama sieht uns jetzt bestimmt zu“, informiere ich meinen Freund. „Egal“, gibt er zurück und intensiviert den Kuss nur noch. Mhmmmm, es ist viel zu gut um aufzuhören. Es dauert noch einige Momente, bis Riku wohl genug hat und sich langsam löst. „So, gehen wir“, nimmt er dann meine Hand und führt mich aus dem Café. „Warum fahren wir eigentlich mit dem Auto?“, frage ich, als er mir die Tür aufhält. „Überraschung, Sora“, antwortet er, haucht mir noch einen Kuss auf die Lippen und macht dann meine Tür zu, ehe er auf der Fahrerseite einsteigt. „Aber so dauerts doch ewig“, rege ich mich auf. „Ach, Sora, tu jetzt so, als wärst du sonst nie mit dem Auto oder dem Bus gefahren“, erwidert Riku, schaltet das Radio an und fährt dann los. Zuerst fahren wir aus der Stadt raus. Na toll, auch noch in eine Richtung, in die ich noch nie unterwegs war. Was hat Riku nur vor? Im Moment komme ich mir vor, als würde er mich entführen wollen. „Du bringst mich schon wieder zurück, oder?“, will ich ein bisschen ängstlich wissen. „Keine Sorge, Sora“, entgegnet er und fährt in eine weitere Kleinstadt ein. Ich war hier noch nie. Ich weiß zwar, dass es die Stadt gibt, aber sie übt keinen besonderen Reiz auf mich aus. Den Erzählungen meiner Eltern nach gibt es hier ungefähr dasselbe wie in unserer Stadt, also warum sollte ich hier her kommen? „Also, wenn du mir den Ort zeigen willst, hätten wir auch daheim bleiben können“, informiere ich Riku trotzig. „Also du bist ganz schön zickig. Ich werde dich nie wieder überraschen“, wird er jetzt leicht sauer, als er an einem Straßenrand parkt und aussteigt. Einen Moment später öffnet er meine Tür. Ich finde das ja ziemlich süß, aber irgendwie auch ziemlich schmalzig. „Ich bin nicht zickig, aber ich hasse meine Nervosität, wenn ich nicht weiß wo es hingeht“, erkläre ich. „Jetzt ist es ja bald vorbei“, versichert er, nimmt meine Hand und sperrt den Wagen ab, ehe wir die Straße entlang laufen. Hier sieht es tatsächlich aus, wie bei mir zu Hause. Ältere Häuser reihen sich ohne Lücke aneinander, es gibt viele Bäume und überhaupt viel grün und die Straßen sind sehr sauber. Jetzt wird die Spannung was die Überraschung sein könnte, wirklich unerträglich, am Liebsten würde ich die Zeit schneller vorlaufen lassen um es endlich zu erfahren. Aber Riku ist wirklich unerbittlich und wir schlürfen so langsam wie Schnecken den Weg dahin. Auf einmal höre ich was, fröhliche Musik und lachende Kinder, hm, wenn es nur die Kinder wären, würde ich auf einen Spielplatz tippen, aber die Musik? Hm, ein Kindergartenfest? Nein, was sollte Riku da mit mir wollen. Nun erkenne ich in der Ferne etwas. Ein Mann in einem bunten Kostüm mit ganz vielen Luftballons, ein Clown? Ein Clown! Aber das kann nur heißen „Gehen wir in einen Zirkus oder zum Rummel?“, will ich aufgeregt wissen und halte abrupt an. „Zum Rummel“, entgegnet Riku lächelnd und ich falle ihm sofort um den Hals. „Juhuuuu, Riku, das ist die schönste Überraschung, die du mir hättest machen können. Ich geh mit dir zum Rummel, ich geh mit dir zum Rummel…“, fange ich fröhlich an zu singen, als wir weiter laufen. „Du bist ja wie ein kleiner Junge“, fällt Riku auf. „Es ist ja auch ein Rummel. Das heißt Karussell fahren, Zuckerwatte essen, Lose ziehen, Dartpfeile werfen und, und, und. Was denkst du, wie gerne ich so was mache?“, will ich wissen und strahle ihn an. „Sehr gerne, wenn du dich so aufführst“, gibt mein Freund zurück, als wir beim Clown sind und er mir einen Luftballon in die Hand drückt. Häh? Ich bekomme noch einen Luftballon? Irritiert schaue ich zu Riku, er grinst nur und mir wird sofort klar, dass er nachgeholfen hat. Aber was solls? Fröhlich nehme ich den Ballon und wir betreten den Platz auf dem der Rummel statt findet. „Das ist ja… genau der Rummel, der bei uns war“, fällt mir sofort auf. Er kommt jedes Jahr in die Stadt und jedes Jahr haben wir deshalb für zwei Wochen einen Gastschüler. Er ist wirklich erste Sahne und total süß, schade, dass ich ihn dieses Jahr verpasst habe. „Woher wusstest du, dass er hier ist?“, will ich wissen. „Ich hab im Internet gesucht und so hab ich es herausgefunden. Leider war ich noch nie in dieser Stadt und deswegen mussten wir das Auto nehmen“, klärt Riku mich nun auf. „Ach so“, antworte ich und sehe mich erstmal um. Hier ist alles etwas anders aufgebaut als bei uns zu Hause, aber ich finde mich relativ schnell zurecht. In einer Ecke sind alle Fahrgeschäfte für Jugendliche und Erwachsene, weiter vorne die Karussells für die Kinder. „Ich will zuerst aufs Karussell“, erkläre ich und ziehe Riku zu einem mit. Es ist so wunderbar altmodisch gemacht mit süßen Pferdchen an den Stangen. Wie cool wäre es, wenn Riku mit darauf gehen würde, aber ich glaube, das würde er nie tun und ich behalte Recht. Er bleibt nur am Rand stehen und hält meinen Ballon. Ich hingegen habe total Spaß auf dem Pferdchen, dass um mich herum nur Kinder sind stört mich dabei gar nicht. Danach kauft Riku mir eine Zuckerwatte, ehe wir etwas herum gehen. „Sora?“, fragt mich plötzlich jemand. He, he, ist das lustig, vorhin habe ich noch an ihn gedacht. „Hey, Billy“, begrüße ich den Jungen vom Rummel. Ach, er sieht immer noch so gut aus. Seine mittellangen, dunkelblonden Haare schmiegen sich um sein Gesicht und seine Klamotten wählt er immer noch völlig zu seinem Vorteil aus. „Was machst du hier? Bist du umgezogen?“, will Billy wissen. „Nein, nein, ich hatte als ihr da ward einen komplizierten Beinbruch und musste zur Reha. Ich war ziemlich enttäuscht und deshalb bin ich jetzt hier. Das ist übrigens mein Freund, Riku, er hatte die Idee herzukommen“, stelle ich meinen Freund vor. „Hey, ich bin Billy. Ich gehöre zum Rummel“, stellt sich Billy dann vor. „Gut, ich dachte schon, ich muss eifersüchtig werden“, gibt Riku zurück Na ja, jetzt wo er das sagt. Billy ist schon echt scharf. „… ach, so ein Freund bist du?“, ist Billy jetzt total aufgeregt. Mist, der weiß ja noch gar nicht, dass ich schwul bin. „Ist das jetzt ein Schock für dich?“, frage ich. „Nein, nein, aber es war nur so… ach nichts, alles okay. Ich freue mich für dich“, entgegnet der Rummeljunge. „Danke und wie läuft der Rummel hier so?“, erkundige ich mich, als wir mit ihm ein bisschen umher laufen. „Gut, möchtest du ein Eis?“, bietet er an und ich nehme sofort an, während Riku nur seufzt. Wenn es nach ihm ginge dürfte ich nie was Süßes essen. „Du auch?“, fragt Billy dann Riku. „Nein, danke“, lehnt er ab, während Billy mir aus dem Wagen an dem wir gerade vorbeilaufen ein Softeis holt. Mhmmmmm, lecker. „Roxas ist ja mittlerweile mit Axel zusammen“, bemerkt mein Freund dann. „Ja, zum Glück. Du weißt, ja, wie es immer war, als sie sich ihre Gefühle nicht eingestehen wollten“, erwidere ich. „Oh ja, das weiß ich“, seufzt er, als ihn sein Vater ruft und er sich verabschiedet. „Weißt du eigentlich, dass Billy in dich verknallt ist?“, fragt Riku kaum, dass sich mein Freund vom Rummel verabschiedet hat. WAS?! Nein, das ist doch nicht wahr. Billy? In mich verknallt? Nein, er würde sich nie in mich verknallen. „Das ist doch Unsinn“, beteure ich. „Sora, ich kann Gedanken lesen und als du mich als deinen Freund vorgestellt hast, war er furchtbar enttäuscht und hat innerlich gebrodelt“, erzählt Riku und ich glaube ihm. Das Gedankenlesen lügt nicht, wie auch? „Aber das ist doch Wahnsinn. Er muss doch von Anfang an gewusst haben, dass er keine Chance hat. Wir sehen uns gerade mal zweimal im Jahr“, gebe ich zurück. „Sora, ich hab dich seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen und habe dich trotzdem noch geliebt, also von daher denke ich, dass es ihm ziemlich egal ist, wie oft ihr euch seht“, erzählt Riku mir. Er hat ja Recht, aber Billy, er ist doch so süß. Er könnte zehntausend Jungs und Mädchen haben. „Na gut, okay, vergessen wir das. Wollen wir dann mal nach Hause gehen? Also zu dir meine ich“, versuche ich mein Glück. „Willst du wirklich nirgends mehr hin?“, vergewissert Riku sich nochmals. „Nein, ich bin fertig. Ich bin Karussell gefahren, herumgelaufen, hab Zuckerwatte und Eis gegessen und ab und zu mit dir geknutscht. Also, ich bin fertig“, informiere ich ihn und er küsst mich lächelnd auf die Wange, ehe wir wieder zum Auto laufen. Gerade als er losfahren will, klopft jemand an Rikus Fenster. Riku lässt sein Fenster herunter. „Was ist los?“, möchte mein Freund von dem Typen wissen. „Mein Auto ist da hinten liegen geblieben. Habt ihr zufällig ein Handy?“, will der Fremde wissen. „Nein, tut mir Leid, aber ich kann mir dein Auto mal ansehen“, entgegnet Riku. Was soll das denn? Er hat keine Ahnung von Autos. Er würde wahrscheinlich mehr kaputt machen, als reparieren. „Klar, gerne“, stimmt der Kerl mit der Panne zu und Riku schnallt sich ab. „Sora, zaubere dich bitte sofort zu dir nach Hause, wenn ich ausgestiegen bin. Der Typ ist ein Vollstrecker“, flüstert er mir zu und steigt dann aus. Völlig automatisch tue ich das was er sagt, aber kaum bin ich zu Hause könnte ich mich dafür verfluchen. Wie konnte ich Riku einfach alleine lassen? Die könnten jetzt sonst was mit ihm anstellen. Mist, das ist so bescheuert. Ich kann ihn auch nicht irgendwie erreichen. Ich muss zu Mama und Papa. „Sora? Was machst du denn hier?“, will meine Mutter sofort wissen. „Ich war mit Riku auf dem Rummel und dann sind die Vollstrecker aufgetaucht und Riku hat mich nach Hause geschickt. Mama, ich hab solche Angst um ihn“, jammere ich. „Setz dich, wenn er in einer halben Stunde noch nicht da ist, dann geh zu Oma. Sie wird wissen, was du tun kannst“, beruhigt mich Mama soweit, dass ich wirklich eine viertel Stunde warten kann, ohne nach der Zeit zu fragen. Ich will es gerade nachholen, als Riku durch die Tür kommt, die zu unserer Wohnung führt. Sofort stürme ich zu ihm. „Ich hatte solche Angst dich zu verlieren“, klammere ich mich an ihn und er streicht mir durch die Haare. „Du solltest eher um dich Angst haben, als um mich“, ist Riku noch nicht mal damit zufrieden, dass ich mir Sorgen gemacht habe. „Ich bin doch unwichtig“, erwidere ich. „Das ist Quatsch und das weißt du. Jetzt komm. Deine Mutter brennt darauf, alles zu erfahren“, erklärt Riku, löst mich von sich und zieht mich mit zur Theke. „Erzähl, was war los?“, fordert meine Mutter ihn sofort auf. „Die Vollstrecker haben mich ein bisschen auf Trab gehalten. Aber es ist wieder okay“, antwortet er. „Nein, ist es nicht. Riku, Sora ist gerade mal seit zwei Tagen wieder richtig da und schon sind diese Typen auch da. Ich kann nicht mehr, wenn ich dauernd Angst um meinen Sohn haben muss“, gibt Mama zurück, als ich einen Entschluss fasse. „Ich gehe zum Hohen Rat“, verkünde ich und sofort hagelt es Beschwerden von Riku und Mama. „Er wird dich töten lassen. Auch wenn es normalerweise ein faires Unternehmen sein soll, der Hohe Rat ist nur Fassade. In Wahrheit entscheidet einer und das ist es“, klärt Riku uns auf. „Das ist mir egal. Ich will dem Ganzen endlich ein Ende machen und wenn ich dafür sterben muss, dann ist es eben so“, gebe ich zurück. „Du bist verrückt. Du kannst nicht sterben“, kommt es von Mama und Riku. „Aber dann ist es doch endlich vorbei. Ich will das nicht mehr länger mitmachen“, entgegne ich. „Bring mich bitte hin“ „Nein, das werde ich nicht tun“, lehnt Riku ab. „Ich will dich nicht verlieren und das werde ich auch nicht“ „Riku, bitte erfüll mir diesen Wunsch“, bettele ich. „Nein“, ist er immer noch strikt dagegen. „RIKU, ich will aber zum Hohen Rat. Ich muss das klären“, werde ich nun leicht sauer. „Das ist mir egal. Ich werde dich nicht hinbringen. Du weißt genau, dass es besser so ist“, bleibt Riku ganz ruhig. „ABER…“, will ich anfangen, als Mama mich unterbricht. „Sora, Riku hat Recht. Jetzt geh auf dein Zimmer. Wir werden das später bereden“, unterbricht Mama uns. „Aber…“, beginne ich erneut. „Nichts aber, geh jetzt“, ist sie eisern und ich gehe enttäuscht nach oben. Warum darf Riku jetzt nicht mit? Noch nicht mal verabschiedet habe ich mich. Mann, ich bin echt doof manchmal, aber ich möchte jetzt so gerne zum Hohen Rat. Ich könnte es dann endlich klären. Ich würde den Hohen Rat davon überzeugen, dass ich nicht böse bin. Ich würde ihm sagen, dass ich Rikus Tagebücher bereist habe. Ich würde alles aufklären. Warum darf ich das nicht tun?? Sauer, schlage ich meine Zimmertür zu und setze mich stürmisch auf mein Sofa. Das ist doch echt zum Kotzen, anstatt endlich mit Riku zu schlafen, sitze ich hier rum und warte bis meine Eltern wieder kommen. Da hätte ich schon mal den Mut und die Lust dazu gehabt und dann kommen diese Trottel von Vollstrecker und machen mir alles kaputt. Blöde Typen, echt! Genervt schalte ich meinen Fernseher an und zappe gelangweilt durch die Kanäle, aber es laufen nur schlechte Komödien oder Actionfilme, also nichts was mich auch nur im Entferntesten interessieren würde. Ich will schon meine Schlafklamotten aus dem Schrank holen, als Riku in meinem Zimmer auftaucht. „Was machst du denn hier? Was ist mit Mama?“, will ich sofort wissen. „Sora, wenn du unbedingt willst, bringe ich dich zum Hohen Rat, aber ich komme mit“, entgegnet er, ohne auf meine Frage zu reagieren. WAS?! Das ist doch jetzt nicht sein Ernst. Unten weigert er sich noch total und jetzt? Jetzt will er mich einfach so hinbringen. „Bist du echt?“, frage ich vorsichtig. Wer weiß, vielleicht ist es nur eine Täuschung von den Vollstreckern. „Ich bin echt“, antwortet er. „Aber Riku, dann versteh ich es nicht. Warum änderst du so schnell deine Meinung?“, frage ich. „Ich… vielleicht ist es besser so… ich meine, wenn wir es ein für alle mal klären, dann haben wir Ruhe und wenn es böse endet… dann wird es sehr schmerzen, aber… es wäre einfach Schicksal“, erwidert Riku und zieht mich zu sich. „Riku, es wird aber nicht böse enden. Wir müssen doch noch für eine lange Zeit glücklich sein. Außerdem will ich diesmal unbedingt mit dir schlafen, das hab ich schon das letzte Mal verpasst“, erkläre ich grinsend. „Du bist echt ein Idiot. Halt dich bitte fest“, fordert er mich dann auf. „Warte, was sagt Mama dazu?“, will ich wissen. „Sie weiß nichts davon“, gibt er zurück. Ich nicke nur, ehe er uns dann wegzaubert. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, stehen wir in einer dunklen Nebenstraße. Überall wirken die Gebäude alt und ich frage mich schon, wo wir hier sind, als mir ein großes Gebäude auffällt, was ich kenne. „Das ist der Tower. Wir sind in London? Oh mein Gott“, realisiere ich, dass sich ein großer Wunsch von mir gerade erfüllt hat. „Warst du schon mal hier?“, will Riku neugierig wissen. „Nein, aber ich wollte schon immer mal hier her“, erzähle ich. „Tut mir Leid, aber wir werden uns nichts von der Stadt anschauen können“, erklärt er mir, nimmt meine Hand und zieht mich mit. Wir gehen zum Tower, wir gehen tatsächlich zum Tower, aber wir gehen nicht nur zum Tower, sondern auch hinein, durch eine Geheimtür. Ich komme mir gerade vor wie Harry Potter. Es ist alles so aufregend und neu und das obwohl ich vielleicht gerade in meinen eigenen Tod laufe. „Er erbittet eine Audienz beim Hohen Rat. Er ist Wassermagier und heißt Sora“, regelt Riku das „Formelle“ für mich, als wir an einer Art Rezeption sind. Dahinter steht eine hübsche, junge Frau. Sie hat lange blonde Haare, die ihr in Korkenzieherlocken vom Kopf baumeln. Ich bin mir sicher sie irgendwo her zu kennen. Ich weiß nur nicht wo. „Seit wann so förmlich, Riku?“, fragt sie. „Geh einfach zum Hohen Rat und teil ihm mit, dass wir hier sind“, reagiert Riku nicht darauf. Er kennt sie also auch. Nur woher?... Oh jetzt fällts mir ein. Sie hat Riku und Sam ihre Vollstreckeraufträge gegeben. Die Frau verabschiedet sich nun und geht durch eine große Flügeltür. Riku wird immer unruhiger, ihm scheint es Schwierigkeiten zu machen, hier zu sein. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was er im Auftrag dieser Institution getan hat. „Er kann hinein“, teilt uns die Blonde mit, als sie wieder da ist und wir gehen gemeinsam zur Tür. „Nur er, von dir war keine Rede“, hält sie Riku plötzlich zurück. „Ich lasse Sora nicht alleine gehen“, erklärt Riku nur und geht zusammen mit mir in einen großen Saal. Es ist alles so alt, man sieht das Mauerwerk und ganz vorne im Raum sind drei Stühle, drei Throne, so wie ich das sehe. Auf ihnen sitzen drei Gestalten, alle mit strahlend weißen Mänteln. „Riku, welch seltener Besuch. Brauchst du Arbeit?“, will eine der Gestalten wissen. „Niemals. Ich bin hier, um Sora zu begleiten. Er hat euch etwas vorzubringen“, entgegnet Riku und stellt sich, die Arme verschränkend, neben mich. „Dann sprich, junger Wassermagier“, fordert mich eine andere Gestalt auf. Sie hat eine alte Stimme, sicher ein alter, bärtiger Mann. „Ich heiße Sora und wie ihr schon gesagt habt, bin ich Wassermagier. Bei meiner Geburt wurde mir vorher gesagt, dass ich ein großer Schwarzmagier werden soll. Um dem vorzubeugen habe ich die Tagebücher von Riku bereist und obwohl ich nicht böse geworden bin, sind trotz allem noch Vollstrecker hinter mir her. Ich möchte euch bitte, sie zu stoppen und ihren Auftrag mich zu töten zurückzuziehen“, bringe ich mein Anliegen vor. Ich hoffe sie erfüllen mir es. Ich war ja so aufgeregt, als ich es formuliert habe. „Riku, wer waren die Vollstrecker?“, möchte die dritte Gestalt wissen. „Ich habe sie nicht gekannt“, entgegnet er ehrlich. Sofort stecken die Gestalten ihre Köpfe zusammen. Was soll das? Ich will nur, dass sie mir meine Bitte erfüllen und was machen die? „Riku, ist das gut oder schlecht?“, wende ich mich an meinen Freund. „Keine Ahnung, aber mach dich schon mal bereit zu verschwinden“, gibt er zurück, als die Gestalten wieder zu uns sehen. „Riku, wir möchten dich um einen letzten Gefallen bitten. Töte die Beiden, die sich als Vollstrecker ausgeben“, gibt der vermeintlich Alte Riku einen Auftrag. „Man kann sich nicht als… hat Sam die Beiden rekrutiert? Aber wie geht das? Ihr habt über alles den Überblick“, denkt Riku mir viel zu schnell. Ich verstehe nur noch Bahnhof. Was hat Sam denn damit zu tun? „Tut uns Leid dich zu enttäuschen, aber in den letzten Jahrzehnten ist unsere Einflussnahme und Kontrolle stark zurückgegangen. Deshalb hatte Sam die Möglichkeit seine Privatvollstrecker auszubilden. Jetzt wo er tot ist, werden sie ihn wahrscheinlich rächen wollen. Wir wollen Sora nicht verlieren, er ist ein wichtiges Mitglied der Zauberergemeinde. Daher bitten wir dich, die Beiden zu töten“, wiederholt jetzt die erste Gestalt. „Ich bin froh, dass ihr Sora nichts tun wollt, aber ich werde nicht mehr töten. Ich könnte die Beiden herbringen“, bietet Riku an. „Dann tu das, aber beeil dich. Wir möchten nicht, dass sie noch mehr Schaden anrichten“, gibt die dritte Gestalt zurück. „Natürlich, ihr richtet ja sonst auch keinen an“, gibt Riku ein bisschen trotzig zurück, nimmt meine Hand und führt mich nach draußen und zurück in die Nebenstraße. Wir kommen gerade im Wohnzimmer an, als ich meine Eltern schon lauthals streiten höre. Oh, oh, da geht’s um mich. „WO KOMMT IHR BEIDEN HER? SORA, SAG MAL BIST DU VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN, EINFACH ZU VERSCHWINDEN?!“, schreit Mama mich sofort an. „Nein, ich war mit Riku beim Hohen Rat“, fange ich an, werde aber sofort unterbrochen. „AUF DEIN ZIMMER UND ZWAR PLÖTZLICH. DU HAST EINEN MONAT HAUSARREST UND ZAUBERVERBOT“, schickt sie mich auf mein Zimmer. Oh Mann, aber es stört mich noch nicht mal. Hauptsache ich kann jetzt erstmal aufatmen. Der Hohe Rat hält mich für wichtig und die Beiden „Vollstrecker“ sind nur ein paar Spinner. Trotzdem schlurfe ich mit hängendem Kopf in mein Zimmer und lausche aber sofort an der Tür, um das Gespräch weiter zu verfolgen „Und?! Was fällt dir ein, ihn einfach mitzunehmen. Ich hielt dich eigentlich für verantwortungsbewusst“, bekommt jetzt Riku sein Fett weg. „Es war Soras Wunsch“, gibt Riku ruhig zurück. „Und wenn er sich nen rosa Elefanten wünscht, bekommt er dann auch einen?“, will Mama wissen. „Na ja, kommt drauf an, ob ich das organisieren kann“, erwidert Riku und ich muss fast kichern. Er ist ja so cool. „RAUS UND ZWAR SOFORT. Ich bestimme, wann Sora wieder zu dir darf“, kocht Mama jetzt und schickt Riku weg. Da ich nichts mehr höre, gehe ich davon aus, dass er wirklich weg ist. Einen Moment später stürmt Mama in mein Zimmer. Mann, musste ich mich beeilen, um noch rechtzeitig zum Sofa zu kommen. „Nun noch mal zu dir. Wie kommst du auf so eine bescheuerte Idee? Der Hohe Rat… Sora, dir hätte sonst was passieren können“, macht sie mich ein weiteres Mal zur Schnecke. „Jetzt lass ihn doch mal. Du hast schon genug herum geschrieen“, erklärt Papa. „Aber er hätte sterben können“, merke ich, dass sich Mama wirklich total Sorgen gemacht hat. Papa sieht das wohl nicht so, er vertraut Riku auch mehr, als meine Mutter. Bei ihr habe ich immer ein bisschen das Gefühl, dass sie Riku zwar akzeptiert, aber nicht unbedingt traut. Gerührt umarme ich Mama. „Ich hab dich lieb“, flüstere ich. Mama ist richtig ergriffen und kann erstmal gar nicht reagieren, bis sie dann doch ihre Arme um mich schlingt und ihr einige Tränen über die Wangen kullern. Mensch, wir sind voll die Dramafamilie. „Heul doch nicht. Riku hätte mich beschützt, wenn sie mir etwas hätten tun wollen“, erkläre ich und wische ihr übers Gesicht. „Das weiß ich doch“, gibt sie zurück und lässt mich los. „Geh jetzt schlafen. Du hast morgen viel für die Schule nachzuholen“, meldet sich mein Vater nun wieder und führt Mama nach draußen. Ich nicke nur und schließe die Tür, ehe ich mich umziehe. Mann, das war ja mal ein Tag. Die vermeintlichen Vollstrecker wollten mich zur Strecke bringen, dann büchse ich mit Riku zum Hohen Rat aus und erfahre, dass die Beiden gar keine richtigen Vollstrecker sind und dann bekomme ich auch noch Hausarrest, Zauberverbot und Rikuverbot. Ich bin schon ein bemitleidenswertes Wesen. Seufzend lese ich noch kurz in einem der Zauberbücher, ehe ich mich kaputt ins Bett lege und bald schon eingeschlafen bin. Kapitel 33 Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)