Marionettenspiel von vampireMiyu (Tanz der Toten) ================================================================================ Kapitel 2: Narkose ------------------ „Erzähl mir doch ein wenig von dir Hana“, ihren Namen betonte er besonders stark, rückte seine Brille zurecht, während er sie beobachtete und all' ihre Regungen. Da sie nichts zu antworten wusste, legte sie fragend den Kopf zur Seite, ihr schwarzes Haar fiel über die dünnen Schultern. „Was soll ich ihnen denn erzählen?“, noch immer bemühte sie sich so unbeteiligt wie möglich zu klingen, den Anschein zu geben, dass sie alles hier nicht interessieren würde, auch wenn sie innerlich am liebsten Antworten erhalten würde, zu ihrer Mutter zurückkehren und den Ort hier zurück zulassen. „Irgendetwas. Alles was dir einfällt. Was machst du zum Beispiel gerne? Womit vertreibst du dir so die Zeit?“, gespielt lächelte er sie an, versuchte zwanghaft ihr Vertrauen zu erschleichen, aber Hana war viel zu schlau für ihn, würde sich nicht um den Finger wickeln lassen. „Was ich gerne mache?“ Wieder nickte er, eine Geste mit der er versuchte mehr aus ihr heraus zu bekommen, dass sie weiter redete. „Ich habe immer gerne Bücher gelesen, mich hin und wieder auch mit Freunden getroffen und war sehr gerne im Kino.“ Mehr erzählt sie nicht, trotz der Stille die daraufhin folgte. „Erzähl doch mehr, noch viel mehr. Ich muss dich erst einmal ein wenig kennen lernen, bevor ich richtig mit dir arbeiten kann. Verstehst du das?“ Kurz überlegte das junge Mädchen ob sie den Kopf schütteln sollte, verwarf den Gedanken wieder schnell und nickte, auch wenn sie seinen Worten keine Bedeutung schenken konnte. In wie fern wollte er mit ihr zusammen arbeiten? „Dann ist ja gut. Also benimm dich doch kooperativ und erzähl noch mehr über dich“, in seinen Worten schwang eine Drohung mit, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Widerspenstig folgt sie seiner Aufforderung und begann zu erzählen. „Mein Name ist Hana Takashi, wie sie ja bereits wissen. In meinen sechzehn Jahren ist mir eigentlich nichts besonderes passiert, dass ich mich hier in ihrem Institut wiedersehe, doch meine Mutter muss einen mir noch unbekannten Grund dafür gesehen haben. Ich vertraue ihr, weswegen ich mich bisher auch noch nicht ihrem Handeln gesträubt habe, hoffe natürlich aber auch, dass ich so schnell wie nur möglich entlassen werde“, täuschte sie sich, oder legte sich ein Grinsen auf seine Lippen, während sie redete? Sie musste sich irren. Kurz atmete sie wieder tief ein, redete weiter. „an sich benehme ich mich wie jedes andere Kind in meinem Alter, nur dass ich mich in den meisten Fällen ein wenig reifer Auszudrücken weiß, auch wenn nicht jederzeit. Halt nur wenn ich denke, dass es notwendig ist. Ich spiele gerne Computerspiele, lese gerne, schaue gerne Filme und treffe mich häufig mit Freunden. Lernen tue ich nur ungerne, was man meinen Noten in der Schule leider auch anmerkt. Nur manchmal...“ Plötzlich stockte sie, die Kopfschmerzen von vorhin tauchten wieder auf, peinigten sie, bis sie den Schrei in ihrer Kehle nicht mehr unterdrücken konnte. „Ruhig Hana, ruhig. Lass dich gehen und du wirst sehen, was passiert.“ Der Arzt schrieb gemächlich Notizen in seinem Block nieder, beobachtete zufrieden lächelnd das Leiden von Hana, stand erst auf, als er meinte fertig mit seinen Aufzeichnungen zu sein und ging zu ihr hin. „Soll ich dir helfen?“ Irgendetwas wollte Hana erwidern, wollte ihn anschreien und beschimpfen wie unvernünftig er doch war und ihr doch helfen sollte, schaffte es aber nicht. Fast automatisch wanderten ihre Hände zu ihrer Schläfe, drückten den Kopf zusammen, versuchten den Schmerz einzusperren, versuchte zu verhindern, dass er wuchs. Doch vergeblich. Der Schrei wurde immer schriller, erinnerte nicht mehr an ihre Stimme, bevor sie zusammenbrach und alles schwarz vor Augen wurde. „Be...ige di..h.“ Das Zimmer war dunkel, kein Licht drang durch die ab geklebten Fenster und auch keine Lampe war an. „Frau Takashi?“, eine zittrige Männerstimme kämpfte sich durch das unbekannte Dunkel hin zu seinem Empfänger, drang in dessen Ohr und hinterließ dort die unheilvolle Nachricht. „Kommen sie herein“, ihre Stimme klang ebenso nervös, wie die ihres Besuchers. „Ich kann sie doch stören wegen dem Geschäft ihre Tochter betreffen, oder?“ Man konnte hören wie seine Schritte immer näher kamen und sich langsam zu ihr hin kämpften. Einmal lief er gegen einen Tisch, fluchte leise dabei, ging nun noch vorsichtiger. „Hätte ich ihnen sonst den Termin gegeben?“ Um ihn die Suche ein wenig zu erleichtern, schaltete sie eine Taschenlampe an, leuchtete ihn an. Der Mann schien blass, hatte einen Buckeln und ging mit nervösen, kleinen Schritten auf sie zu, setzte sich zu ihr an einen großen, runden Tisch in der Mitte des Wohnzimmers. „Dann ist gut. Sie wissen aber, worauf sie sich einlassen?“ Sie nickte. „Können wir dann anfangen?“ Wieder stand Hana in den unendlichen Gängen des Krankenhauses, wieder begleitet durch das laute Ticken der Standuhr hinter ihr. Doch diesmal war etwas anderes. Eine Tür fand sich an der Seite durch einen kleinen Spalt geöffnet. Da sie keine andere Möglichkeit sah, öffnete sie die Tür ganz und betrat das Zimmer. Das Ticken wurde noch lauter, schneller. „Hallo.“ Das Zimmer war genauso karg wie ihres, nur eine Wanduhr, ein Bett und eine Stehlampe, die es nicht schaffte das Zimmer auf zu hellen. Auf dem Bett saß ein Junge in ihrem Alter, lächelte sie an. „Jetzt können wir ja endlich mal miteinander von Angesicht zu Angesicht reden.“ Sein Lächeln wurde noch breiter, bevor er sich hoch hievte und auf sie zu ging. Direkt vor ihr blieb er stehen, beobachtete sie neugierig. „Ich habe mich dir aber ein wenig anders vorgestellt. Ein wenig...“, kurz suchte er nach dem Wort, gestikulierte dabei mit den Händen, als wenn ihm dies dabei helfen würde, bevor er die Idee hatte und fort fuhr, „niedlicher!“ Das Lächeln wurde noch breiter, dann nahm er sie in den Arm. Bevor sie etwas sagen konnte, ihn von sich drücken, verschwand er wieder. Weder konnte sie ihn sehne, noch seine Berührung spüren. Dann verschwand das Bett, die Lampe, die Uhr, bevor alles in schwarz getaucht wurde und sie erwachte. Schlaftrunken rieb sie sich in den Augen, schaute um sich, nur um zu erkennen, dass sie wieder in ihrem Zimmer war. Betrübt rollte sie sich auf der harten Matratze zusammen, wippte Hin und Her. „Wieso Mutter? Wieso hast du mich hier her geschickt? Ich bin doch nicht verrückt. Ich war es nie...“, Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit, sie zitterte leicht, während sie sich mit der Rechten eine einzelne Träne wegwischte. „Die olle Schlampe hat dich für Geld verkauft.“ Ruckartig wand sich Hana um, starrte in die Richtung aus der die Stimme kam. Am anderen Ende des Raumes, genauer unter der Uhr, stand lässig an die Wand gelehnt eine junge Frau unter zwanzig. Sie kaute demonstrativ auf ihrem Kaugummi, wickelte es manchmal um ihre Finger, blickte dann in die Richtung von Hana und lächelte sie an. „Mach dir auch kein' Hoffnungen, dass sie dich besuch'n kommt. Es kommt nie wer.“ Irritiert starrte Hana die Frau an, musterte sie misstrauisch. Sie war stark geschminkt, hatte enge Klamotten, die sich perfekt an ihren wohl geformten Körper schmiegten und nach Hanas Geschmack viel zu viel Haut zeigten. Ihre langen, blonden Haare flossen über ihre Schulter, endeten irgendwo auf Höhe ihrer Schulterblätter. „Wie bist du hier rein gekommen?“, wie immer versuchte sie unbeteiligt zu klingen, versagte bei dem Versuch jedoch kläglich; ihre Stimme zitterte. „Ich bin ga' nich' hier“, lachte die junge Frau fröhlich, ihre lange Haare tanzten bei der zuckenden Bewegung ihres Körpers hin und her. „Aber 'n' Wunder, dass mich überhaupt seh'n kannst. Respekt, Respekt Kleine.“ Noch immer lächelte die Frau freundlich, stützte sich nun von der Wand ab und ging ein paar Schritte näher auf Hana zu, um sie zu betrachten. „Du hast aber 'ne langweilige Form. Nichts neues zum Anziehen gemacht?“ Ein wenig enttäuscht ließ sie wieder von ihr ab, ging zurück zu der Wand und lehnte sich an diese. „Aber du bist ja eh noch n Neuling. Kein Wunder eigentlich...“ Wieder lachte die Frau kurz auf, es klang furchtbar. „Wer bist du überhaupt?“, wisperte Hana, die Arme um ihrem Körper geschlungen, damit sie sich an sich festhalten konnte, „und was meinst du damit, dass du gar nicht hier bist?“ „Nenn' mich Candy“, wieder wickelte sie ihr Kaugummi um ihren Zeigefinger mit den lang perfekt lackierten Nagel, bevor sie den Strang wieder mit dem Mund abzog. „Schau mich doch an, dann weißt' warum ich nich' da bin.“ Erst jetzt bemerkte Hana, was Candy meinte. Durch die weiße Wand fiel es kaum auf, sie hatte die Frau eher als farblos und blass, ebenso wie ihre Klamotten, gesehen, aber wenn sie genauer hinschaute, erkannte sie die Tapete durch die Frau hindurch. „Oh, nein... jetzt sehe ich auch noch Gespenster... Ich werde echt noch verrückt. Hatte Ma also doch Recht mich hier her zu schicken?“ Um nicht weiter zu sehen, drückte sie ihre Gesicht ins Kopfkissen, wollte weinen um die Erkenntnis, wollte endlich all ihre Gefühle loswerden, schaffte es aber nicht. „Nicht weinen, Kleine. Das musst'n wa alle durchmach'n, nich' nur du“, meinte Candy darum bemüht wenigstens ein wenig aufmunternd zu klingen. „Halt die Klappe, du, du, du...“, kurz rang Hana nach den Worten, während sich die ersehnten Tränen in ihren Augen sammelten, „du imaginäres Ding.“ Ohne weiter an die Frau zu denken, versteckte sie sich unter der Decke, legte das Kopfkissen auf ihren Kopf. Sie wollte nichts mehr sehen, nichts mehr hören, nur noch fühlen, sich in ihrem Schmerz suhlen, damit es ihr später wieder bessern gehen würde. „Verschwindet alle aus meinem Kopf...“, wimmerte sie leise vor sich hin, sich bewusst, dass die Frau es schon nicht mehr hören konnte. Nach einigen Minuten, vielleicht auch Stunden, ihr Zeitgefühl wurde taub in diesem Gebäude, schlief sie vor Erschöpfung wieder ein. Das Weinen hatte sie ausgelaugt, alles von ihr abverlangt und nun sank sie sanft in einen angenehmen Traum. „Sie sind sich bewusst, dass sie nichts von unserem Pakt sagen dürfen, ansonsten wird sich einer aus unserem Institut um sie kümmern?“, es war eine Drohung die es aussprach und der älteren Frau Angst einjagen sollte. Sie nickte nur. „Dann unterschreiben sie.“ Frau Takashi nahm einen Kugelschreiber aus ihrer Jackentasche, überflog schnell das Stück Papier, welches ihr der Herr mit dem Buckel gereicht hatte, bevor sie ihre Unterschrift hinterließ. „Können sie sich dann schnell darum kümmern? Oder soll ich mit meiner Tochter vorbei kommen?“, während sie auf eine Antwort wartete, griff sie auf den großen Tisch nach der Taschenlampe, die sie dort als Lichtquelle platziert hatte. „Es wäre natürlich für uns einfacher, wenn sie vorbei kommen, auch unauffälliger und würde weniger Ärger für alle Beteiligten bedeuten. Auch für ihre Tochter. Ich glaube nicht, dass sie wollen, dass unsere Pfleger sie abholen.“ Wieder nickte nur die Frau, schien kurz zu überlegen, bevor sie noch einmal nickte, nun sicherer. „Was ist mit dem Geld? Wann wird es da sein?“ Er schlich sich in ihr Bett, kuschelte sich an ihren Körper, drang in sie ein und blieb da. „Auf ewig meine Liebe, auf ewig eins.“ Der Geist verschmolz zu eins mit ihrem Körper, ließ sie ihn aufsaugen. „Ich werde in dir weiter leben.“ „Mutter, wo bist du und wieso bin ich hier?“ Ein kleines Mädchen stand alleine in einem Park. Ganz einsam stand es da, weinte, wischte sich mit dem Ärmel immer wieder über die geröteten Augen. Alles um sie herum starb, verließ sie den Platz, wuchsen überall Sprösslinge, deuteten neues Leben an, doch altes verdorrte, sobald sie sich dem näherte. „Wo ist Papa? Warum hat er mich und Mama allein gelassen?“, noch immer weinte sie, immer heftiger, kreischte dabei, wartete. Man sollte dort warten, wo man die Person verloren hatte, warten bis man abgeholt wird. „Wieso kommt ihr nicht?“, schrie sie in den Himmel. Ein paar vereinzelte Vögel verließen die Baumkronen, wurden aufgescheucht durch ihren Schrei. Ihre goldenen Löckchen zitterten gemeinsam mit ihrem Körper, gemeinsam mit ihrem lauten Schluchzen. Ihre Eltern haben es nie abgeholt. Ein Onkel hat sie mitgenommen, nachdem sie nicht mehr weiter wusste, fror, hungerte, schon Stunden gewartet hatte. Was war es, was mich zu dir gezogen hat? Was war es? Ich weiß es nicht mehr, weiß nur noch, dass du mich auf magische Art und Weise angezogen hast, immer wieder auf's Neue. Egal wie sehr ich es auch versuchte mich von dir zu trennen, das Band zwischen uns Beiden durch zuschneiden, es funktionierte nicht. Es schien unser Schicksal zu sein, auf ewig miteinander verbunden, auf ewig eins. Hast du es auch gespürt? Diese Macht, diesen Drang, der mich immer näher an dich schob, als wenn du der Gegenpol wärst. Ich hatte keine andere Wahl, obwohl ich fliehen wollte, obwohl ich allein sein wollte, konnte ich dich nicht vertreiben. Wieso? Keine Antworten, nur noch mehr fragen. Du bist so lieblich, so süß, so... naiv. Hast du wirklich geglaubt, sie würde noch einmal kommen, um dich zu sehen? Hast du wirklich geglaubt dich könnte jemand retten? Nicht einmal ich konnte es, obwohl ich es mir so sehr gewünscht habe, obwohl ich... Wieder erwachte Hana in ihrem Zimmer, ein pochender Schmerz setzte sich an ihrem Kopf fest. Noch bevor sie etwas anderes tat, sprang sie auf, schaute sich um, ob diesmal auch niemand in ihrem Zimmer war, beruhigte sich erst wieder, als sie sich versichert hatte. Sie war alleine. Erst da fiel ihr auf, dass neben ihrem Bett ein Nachttisch lag, worauf Bücher deponiert worden sind. Misstrauisch begutachtete sie, blätterte in ihnen rum, ließ sie dann einfach liegen und legte sich wieder auf das harte Bett. Noch immer waren ihre Augen geschwollen, das Kissen nass und ihr war schlecht, ihr Magen verkrampfte sich. Sie hatte das Gefühl nun seit Tagen nichts mehr gegessen zu haben und vielleicht mochte das sogar stimmen? Die Uhr zeigte ihr siebzehn Uhr an, doch sie traute ihrer Wahrnehmung nicht mehr, rollte sich ein, um nachzudenken, über den Grund ihrer Anwesenheit. „Bin ich wirklich verrückt? Diese Stimmen deuten darauf hin, die Frau, aber... vorher habe ich das nie bemerkt... was ist bloß los?“ Sie schloss wieder ihre Augen, verschloss sie vor der Welt, um sie nicht mehr sehen zu müssen, aber es funktionierte nicht, das Bild der jungen Frau verschwand nicht, wie sie angelehnt war an der Wand und ihr Kaugummi kaute. Sie war sich sicher, dass es kein Traum gewesen ist. Seine Brillengläser spiegelte das Licht der Monitore, auf die er nun seit Stunden starrte ohne Unterlass. „Ich glaub sie macht etwas. Redet sie?“, murmelte er in sich hinein, rückte die Brille zurecht, nur um noch konzentrierter zu beobachten. „Ja, sie scheint zu reden, aber mit wem? Ist sie schon so weit?“ Ohne auch nur weiter darauf zu achten, was das Mädchen auf dem Bildschirm tat, sprang er auf, schnappte sich seinen Block und verließ den Observierungsraum. Schnell verschwand er wieder in dem Raum gegenüber, schloss die Tür hinter sich. Nachdem er es sich auf seinem Platz gemütlich gemacht hatte, es dauerte einige Sekunden, in denen alle Personen im Raum den Blick erwartungsvoll auf ihn gelegt hatten, redete er. „Ich denke, wir haben die Person gefunden, die wir für unsere Forschungen braucht, sie entwickelt sich unglaublich schnell, wie ich es sonst noch nie gesehen hat. Auch die anderen Patienten scheinen an ihr interessiert zu sein und es zu spüren. Wir müssen weiter arbeiten, bevor sie uns abspringt und abblockt, deswegen muss alles sofort vorbereitet werden. Die Weiterarbeit muss gesichert werden. Ich werde das Mädchen holen, ihr werdet alle nötigen Räume und Apparaturen vorbereiten, auch wenn ich noch nicht ihr Vertrauen für mich gewinnen konnte, können wir keine Zeit verschwenden, sie muss vollkommen isoliert werden. Jeglicher Besuch auch von euren Seiten ist verboten“, der Arzt schaute in die Runde, legte seinen Blick auf jede Person einzeln, bevor er wieder aufstand und sie alleine zurück ließ. Schnellen Schrittes, sein Mantel wehte im Zugwind nach hinten, streifte er durch die Gänge, zielsicher ging er an den unbeschrifteten Metalltüren vorbei, blieb letztendlich an der letzten stehen und öffnete sie mit einem Schlüssel, den er aus seiner Hosentasche zog. Die Patientin dahinter saß apathisch auf ihrem Bett, schaute emotionslos den Arzt an, konnte ihn jedoch nicht wahrnehmen und blickte wieder auf ihren Teddybären, den sie an den zierlichen Körper gepresst hatte. „Cindy, du musst mir helfen“, sprach der Arzt in schnellem Ton, schloss die Tür hinter sich. Dunkelheit herrschte hier, die Lampe funktionierte schon seit Monaten nicht mehr. „Wieso?“, seufzte das Mädchen nur, starrte weiterhin in die Ferne, drückte den Bären noch mehr an ihre Brust. „Weil du die Beste bist. Ich brauche dein Talent. Ich bin doch Arzt, ich kann dich dann hier raus holen“, Verzweiflung klang in seiner Stimme mit, während er sie flehend anstarrte, versuchte zu lächeln. „Sie sind kein Arzt, sie können gar nichts...“ Als ich dich wieder fand, war alles zu spät. „Hana, vergiss mich nicht, egal was jetzt passiert. Ich bin keine Illusion, ich bin real. Wenn du mich suchen willst, mit mir reden willst, dann suche mich, du wirst mich finden.“ Mehr hörte sie nicht, bevor die Tür geöffnet wurde und der Arzt den Raum betrat. „Es ist Zeit für deine Medikamente“, sagte er glücklich zu ihr, präsentierte ihr die Spritze auf einem Tablett, „wenn du gesund werden willst, dann musst du sie nehmen.“ Erschrocken starrte Hana ihn an, wich dann seinem Blick aus und streckte dürren Arm zu ihm hin. „Wird es wehtun?“, fragte sie ihn ängstlich. „Nichts wird wehtun.“ Immer tiefer drückte er die Nadel in ihre Haut, spritzte ihr den Stoff in die Venen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie einschlief und leblos in seinen Armen lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)