Drachenkind von maidlin ================================================================================ Kapitel 35: Das Ende -------------------- Ohne einmal anzuhalten, sich umzusehen, ja ohne zu denken, ritt Draco direkt zu Barringtons Anwesen. Auch, wenn er diesen Weg noch nie zuvor geritten war, fand er ihn mühelos. Die Stadt hatte er ja schon einmal besucht. Die Burg war danach nicht zu übersehen. An den Stadttoren sah er die Wachen, doch er ritt einfach an ihnen vorbei. Ihre Schreie hörte er, doch machte er sich keine Mühe ihre Worte zu verstehen. Selbst als er Pferdehufen hörte, die ihm folgten, machte er sich darüber keine Gedanken. Er wollte ohnehin zu John Barrington. Vor dem großen und recht beeindruckenden Tor der Burg machte Draco plötzlich halt. Die vier Wachen, die davor standen, sahen ihn verwirrt an. Es dauerte einen Moment ehe sie ihre Lanzen hoben und zwei ihre Schwerter zogen. Hinter sich konnte Draco die anderen Pferde hören. Sie waren noch eine gutes Stück entfernt. Sein Herzschlag war ruhig und langsam. Er spürte keine Aufregung und schon lange keine Furcht mehr. All das hatte er bei Alexander gelassen. Diese Männer würde Barrington für ihn holen. Noch bevor einer von ihnen den Mund aufmachen konnte, kam Draco ihnen zuvor. „Sagt ihm sein Drache ist gekommen.“, sprach er mit kalter und, wie es ihm vorkam, toter Stimme. Sie war bar jeglicher Emotion. Das war gut, dachte er. Draco wusste, dass John Barrington hinter diesen dicken Mauern war. Es war, als könnte er ihn regelrecht spüren. Der Mann vor ihm stutze kurz und wurde bleich. Kurz sah er zu seinen Kameraden, dann drehte er sich um und rannte in die Burg hinein. Offenbar hat man Draco nun erkannt. Die anderen drei hoben ihre Lanzen oder Schwerter. Doch Draco hob sein eigenes nur keinen kurzen Moment und die Männer zuckten zurück. Es blitze kalt in der Sonne. Sie waren unsicher, wusste nicht, was sie mit ihm tun sollten. Sicher hatte sie nicht erwartete, dass er zu ihnen kommen würde und ganz gewiss nicht mit einem eigenen Schwert bewaffnet. Hinter ihm hatten nun auch seine Verfolger aufgeholt. „Was soll das? Dreh dich um und stelle dich uns!“, rief einer hinter ihnen. Es waren zwei und auch sie erhoben ihre Schwerter. Doch weiter beachtete Draco sie nicht. Sein Blick war unablässig auf die Burg gerichtet. Aus den Augenwinkeln sah er, wie einer der Männer vor ihm mit dem Mund stumme Worte formte und den anderen offenbar versuchte etwas mitzuteilen. Sie verstanden es nicht. „Was ist hier los? Warum nehmt ihr ihn nicht gefangen? Er hat ohne Erlaubnis das Tor passiert und...“ In jenem Moment regte sich etwas in der Burg. Eine laute Stimme war zu vernehmen, sie näherte sich schnell. Er war wütend, dachte Draco nicht ohne Genugtuung. Nur wenige Augenblicke später kam John Barrington über den Hof, sein Schimpfen war bereits zu hören. Dann kam er durch das Tor mit hochrotem Gesicht. „DU!“, schrie er und zeigte mit dem dicken Fingen auf Draco. Bei seinen Anblick konnte Draco ein Lächeln nicht verhindern. Jetzt war er es, der von oben herab auf diesen Mann sah, überlegen und lächelnd. Er wollte das Barrington genau das spürte. Und er wusste, wie er das noch steigern konnte. „Ich.“, erwiderte er schlicht. Das Gefühl war unbeschreiblich, als er sah, wie Barringtons Gesichtsausdruck sich von Wut in Überraschung und Ungläubigkeit verwandelte und anschließend in nackten Zorn. Noch immer zeigte John Barrington mit dem Finger auf Draco, als er seine Sprach wieder fand. Triumphierend schrie er: „Ich wusste es! Ich wusste, dass du sprechen kannst!“ Amüsiert hob Draco eine Augenbraue. Mehr fiel ihm dazu nicht ein? An seiner Stelle hätte gleich nach dem Schwert gegriffen, dachte Draco. Aber genau das hatte er von ihm erwartet. Dieses Mal würde er es sein der Ort und Zeit bestimmte. „Ich werde dich töten!“, schrie Barringtons so laut, dass selbst die Wachen hinter ihm zusammenzuckten. Keiner von ihnen wagte es jetzt noch Draco oder gar Barringtons näher zu kommen. Sie hatte Angst etwas falsch zu machen und Barringtons Zorn auf sich zu ziehen. „Versuch es.“, sagte Draco mit ruhiger, leiser und gefährlicher Stimme. Barrington starrte ihn an und rang nach Luft. Doch auf eine Antwort wartete Draco nicht. Er brachte Hera dazu sich zu drehen und preschte dann davon, durch die Stadt zurück. Hinter sich hörte er John Barrington nach einem Pferd brüllen. Draco achtete darauf, dass Hera nicht gar so schnell ritt. Schließlich sollte Barrington ihm noch folgen können. Draco war sicher, dass nur John Barrington ihm folgen würde und er nicht noch seine anderen Männer herbei rief. Niemals würde er die Gelegenheit einem anderen überlassen. Draco wurde leicht übel, als ihm klar wurde, wie gut er dieses Monster einschätzen konnte. Er ritt geradewegs auf sein Ziel zu. Draco wusste sehr genau wohin er wollte. Dennoch blieb er ab und an stehen und wartete darauf, bis er die Hufschläge von Barringtons Pferd hören konnte. Dann zeigte er sich ihm kurz und ritt wieder voraus. Barrington brüllte jedes Mal hinter ihm vor Wut. Als er die Lichtung, jene Lichtung auf der seine Geschichte begonnen hatte, erreichte, setzte Draco von Hera ab. Er löste ihren Sattel und warf ihn achtlos gegen einen Baum. Er würde ihn nicht mehr benötigen. Wenn Hera sich entscheiden sollte, nicht mehr zu Alexander zurückzukehren, würde es besser so sein. Draco war davon überzeugt, dass sie auch allein in den Wäldern gut zurecht kam. Im Anschluss nahm er sein Schwert in die Hand und betrachtete es noch einmal. Die Mondsteine leuchtete blau, fast so wie die Farbe seiner Augen. Die Klinge reflektierte hell das Sonnenlicht. Die lateinischen Buchstaben schienen lebendig zu werden und ihm gleichzeitig die Erfüllung seines Zieles zu versprechen. Draco stellte sich vor wie Barringtons Blut schon bald an der Klinge klebte und neue Kraft durchflutete ihn. Er würde sterben, das wusste Draco mit Sicherheit, doch nicht vor John Barrington. In diesem Moment fühlte sich Draco ganz so, wie das mächtige Tier, welches er einst gewesen war. Endlich kam Barrington auf der Lichtung an. Er rutschte von seinem Pferd und stand schwer keuchend vor Draco. Als wäre er es gewesen, der die Strecke zu Fuß zurück gelegt hatte. Das Pferd selbst sah erschöpft aus und sein Fell glänzte vom Schweiß. Müde trat es einen Schritt zu Seite und ging zu Hera, die noch immer zwischen den Bäumen stand. Draco konnte ihre Wiehern und Schauben hören, doch seine Augen waren nur auf John Barrington gerichtet. Sein Gegenüber hatte das Schwert nun ebenfalls gezogen und in seinem Gesicht lag ein breites Grinsen. Draco ahnte, was er gleich zu hören bekommen würde, während Barrington langsam auf ihn zuschritt. „Du bist wirklich ein dummes Tier.“, begann Barrington mit lauter und selbstsicherer Stimme. Draco legte den Kopf schief und musterte ihn stumm. Nichts konnte ihm mehr aus der Ruhe bringen. Seine Zeit war jetzt gekommen und er würde seinen Zug im passenden Moment machen. „Du hättest fliehen können“, sprach Barrington weiter, „und ich hätte dich wahrscheinlich nicht einmal gefunden! Jetzt aber werde ich dir bei lebendigem Leib die Haut vom Fleisch ziehen. Egal ob Drache oder nicht.“ Um seine Worte wohl zu unterstreichen schwang er sein Schwert bedrohlich. Noch immer war Dracos Blick eher abschätzend. Er überlegte, ob er wirklich darauf antworten sollte oder ob nicht jedes Wort verschwendet wäre. Natürlich wäre es das, dachte er. Aber Worte waren eine ebenso mächtige Waffe, dass hatte er oft genug am eigenen Leib erfahren müssen. John Barrington war sich seiner so gewesen, seine Miene so zufrieden und siegessicher, Draco würde alles tun um das zu zerstören. Es würde ein leichtes sein, dachte er. Schließlich gab es etwas, was er ganz gewiss nicht wusste. „Rache. Deswegen bin ich zurückgekommen.“, erwiderte Draco laut und deutlich, damit sein Gegner auch kein Wort verpasste. „Ich will Rache für das, was du mir in diesem stinkenden Loch angetan hast. Allein dafür könnte ich dir die Kehle aufschlitzen. Ich will Rache für den Moment, in dem du es gewagt hast, mich in meinem Schlaf zu stören. Und ich will Rache, weil du mir etwas genommen hast, was schon lange mir gehörte.“ „Ach und was sollte das sein?“, fragte Barrington scheinbar gelangweilt und gähnte. Innerlich freute sich Draco darauf, wie schnell er es ihm mit nur einem Wort, vom Gesicht wischen würde. „Annie.“, antwortete er kurz. Zum zweiten Mal an diesem Tag sah er wie Barringtons selbstsichere Miene zusammenfiel. „Du hast mich schon verstanden.“, sagte Draco und als er sah, wie Barringtons Augen immer größer wurden, konnte er nicht mehr aufhören. „Annie war es, die mich in einen Menschen verwandelte. Sie war eine Hexe.“ Draco begann langsam um Barrington herumzugehen, das Schwert leicht erhoben, doch noch wollte er ihn nicht angreifen. Er war noch nicht fertig. „Von ihr lernte ich das Gehen und Sprechen und sie liebte mich. Ich machte sie mein lange bevor du auftauchtest.“ Während er John umkreiste kam er ihm immer näher. Schon bald hatte er alles gesagt, was es zu sagen gab. „Und soll ich dir noch etwas verraten?“, flüsterte Draco heißer. Die Worte fühlten sich fremd auf seiner Zunge an, aber es war zu spät. „Das Kind, Annies Kind, es war nicht deines. Es war mein Sohn.“ Genau mit diesen Worten griff Draco an. Er nutze den Moment der Fassungslosigkeit, der Barrington auf dem Gesicht geschrieben stand. Dracos Schwertklinge sauste durch die Luft und er sah sie schon in Barringtons Körper verschwinden, doch diese konnte gerade noch rechtzeitig reagieren. Er wehrte den Angriff mit seiner eigenen Klinge ab. Blitzschnell zog Draco sein Schwert zurück und griff erneut an. Dieses Mal von oben. Barringtons hob sein Schwert über den Kopf und parierte den Schlag. Dann machte er selbst einen Stoß nach vorn. Draco sprang zurück und duckte sich. Im gleichen Augenblick wollte er von unten angreifen und zielte auf Barringtons Beine. Er streckte nur den Arm heraus und hielt seinen Körper in sicherer Entfernung. Mit nur einem einfachen Schritt nach hinten wich John Barrington seinem Angriff aus, machte einen Ausfallschritt zur Seite und griff Draco erneut an. Dieser sah es gerade noch, konnte aber nicht mehr rechtzeitig ausweichen und ließ sich deswegen zur Seite fallen. Den Schwertgriff hatte er fest umklammert. Barringtons Lachen drang an seine Ohren. „Ich sagte doch, ich werde dich töten! Und es geht schneller als ich dachte!“, rief Barringtons und stand mit dem Schwert erhoben über ihm. Er holte mit dem Schwert aus. Draco trat danach und hatte Glück, die Klinge im richtigen Winkel zu erwischen. Barrington verlor das Schwert nicht, wurde aber abgelenkt. Dennoch verschaffte es Draco genügend Zeit. Er rollte den Rücken kurz nach hinten und stand dann mit Schwung wieder auf den Beinen. Sofort setzte er seinen Angriff fort. Abermals versuchte Barringtons zu parieren, doch Draco sah seinen Zug voraus, ließ sein Schwert einen größeren Bogen beschreiben als er eigentlich vorgehabt hatte und traf seinen Gegner somit am ungeschützten Arm. Es war kein tiefer Schnitt, denn Barringtons schrie nicht einmal laut auf. Es war mehr ein Stöhnen, doch das Blut, welches aus der Wunde trat, befriedigte Draco. Das erste Blut war geflossen und es würde nicht das letzte sein, dachte er. Kurz hielt sich John Barrington den Arm und sah dann das Blut an seinen Finger. „Das wirst du büßen.“, knurrte er. Der kommende Angriff war noch kraftvoller und heftiger, als die vorherigen. Draco hielt das Schwert schützend vor seinen Körper und die Schwerter trafen klirrend aufeinander. Ein Kräftemessen entstand. Keiner der beiden war bereit nachzugeben. Jeder wollte den anderen möglichst heftig von sich stoßen, um zum nächsten, schadhaften Schlag anzusetzen. Barringtons Gesicht wurde immer röter. So wusste Draco, dass es Barrington Kraft und Anstrengung kostete, ihm stand zu halten. Es war etwas, was seine Siegessicherheit wieder aufflammen lies. Trotzdem konnte er nicht leugnen, dass auch sein Arm unter der Kraftanstrengung zu zittern begann. Doch sein Schwert zurückzuziehen und anderweitig einen Angriff zu versuchen, kam für ihn nicht in Frage. Draco mobilisierte all seine Kräfte, um die Stellung zu halten, auch wenn er dabei spürte wie die Wunde an seinen Unterarm wieder aufriss. Mit diesem Kraftakt gelang es Draco schließlich Barrington zurückzustoßen. Während dieser ein paar Schritte nach hinten taumelte, zeichnete Draco mit seinem Schwert einen Bogen von rechts nach links durch die Luft und traf Barrington am Bauch. Er schrie laut auf. Trotz des Schreies wusste Draco, dass die Verletzung selbst nicht sehr tief sein konnte. Der Stoff von der dicken Kleidung hatte das meiste gewiss abgefangen. Das nächste Mal würde er noch härter zustechen, dachte Draco. Nur kurz erlaubte er sich einen Blick auf seinen rechten Arm. Der Verband hatte sich mit seinem Blut vollgesogen und darunter pulsierte der Schmerz. Auch wenn es nur ein kurzer Moment gewesen war, so war er dennoch zu lang gewesen. John Barrington griff erneut erbarmungslos an und Draco konnte nicht ganz so schnell reagieren. Anders als zuvor schienen Draco außerdem die Angriffe unkontrollierter zu sein. Zunächst konnte er die Angriffe noch recht gekonnt abwehren, doch schon bald begann John Barrington ihn zusätzlich mit seiner Faust zu traktieren. Nun fiel es Draco deutlich schwerer dem etwas entgegenzusetzen. Mit dem Schwert parierte er weiterhin Barringtons Klinge, während er mit dem linken Arm versuchte die Schläge abzufangen. Es gelang nicht immer. Mit jedem Treffer den Barrington auf Dracos Körper landete wurde sein Grinsen wieder breiter. Dracos keuchte vor Anstrengung und Schmerz. Er war noch lange nicht erholt genug, damit ihn dies nicht so viel ausmachte, wie es das vielleicht in gesundem Zustand getan hätte. Außerdem war er auf so einen Kampf nicht vorbereitet gewesen. Den Nahkampf hatte Alexander ihm nur wenig gelehrt, weil er mit dem Schwert einfach besser war. Dem aber ungeachtet war seine linker Arm niemals so kraftvoll gewesen, wie der rechte. Und seit dem ihm der Finger gebrochen und das Brandzeichen gesetzt worden war, war der Arm nur noch eine ständige Quelle des Schmerzes. Dies spürte er nun umso deutlicher. Er war zwar immer noch schneller als Barringtons und einer großen Anzahl von Schlägen konnte er einfach ausweichen, aber seine linke Seite ermüdete rasch. Mit seinen Schlägen und Schwertangriffen trieb John Barringtons ihn immer weiter zurück. Er schlug erbarmungslos auf Draco ein. Draco beobachtete seine Bewegungen genau, versuchte eine Lücke zu finden um einen Schlag mit dem Schwert zu erzielen, auch wenn er dafür selbst getroffen werden sollte, doch vergebens. So würde er den Kampf niemals gewinnen, dachte er und stieß das Schwert verzweifelt nach vorn. Damit ließ er seine eigene Körpermitte ungeschützt, was Barringtons ausnutze und mit seiner Klinge genau darauf zielte. Gerade noch rechtzeitig schaffte es Draco nach rechts zu springen, wurde dafür aber von Barringtons Faust in die Rippen getroffen. Kurz hielt er vor Schmerz die Luft an. Lange hatte er nicht Zeit, sich darum Gedanken zu machen. Anders als zuvor genoss Barrington diesen Moment nicht ausgiebig, sondern griff gnadenlos weiter an. Draco blieb nur noch die Zeit sein Schwert abermals schützend vor seinen Körper zu halten und weiter Angriffe somit abzufangen. Das Grinsen in Barringtons Gesicht wurde jedoch nur noch breiter. Draco war etwas verwirrt. So viel hatte sich nicht geändert und Barringtons konnte unmöglich wissen, welche Schmerzen seine beiden Arme ihm bereiteten. Aber schon im nächsten Augenblick erfuhr er den Grund für die Selbstsicherheit seines Gegners. Während er zurück wich, blieb sein Fuß plötzlich an etwas hängen. Ein Stein oder eine herausragende Wurzel, Draco wusste es nicht. Er verlor den festen Stand, stolperte rückwärts und fiel schließlich zu Boden. Instinktiv versuchte er den Sturz mit der linken Hand abzufangen. Auf keinen Fall durfte er das Schwert fallen lassen, dachte er. Doch seine Handfläche berührte nicht etwa das weiche Gras, wie er angenommen hatte, sonder etwas spitzes, was sich unerbittliche und unter stechenden Schmerzen durch den Verband hindurch, in seine Hand stach. Entsetzt rang Draco nach Luft. Ihm wurde übel und schwarz vor Augen. Für diesen einen kurzen Augenblick, wurden all seine anderen Gedanken durch den Schmerz ersetzt. Sein Schwert hing halb erhoben und nutzlos in der Luft. Verzweifelte kämpfte er gegen die Übelkeit an und versuchte seinen Blick zu klären. Zu Lange. Draco spürte wie ihm das Schwert aus der Hand getreten wurde. Ein leises Geräusch verriet ihm, dass es nicht weit von ihm im Gras landete. Das nächste, was er auch schon wahrnahm war etwas spitzen und kaltes, das sich unaufhaltsam in seinen Körper bohrte. Langsam und qualvoll. Seine Augen waren weit aufgerissen und doch sah er nichts. Seine Atmung setzte für den Moment aus. Sein ganzes Sein schien innerlich zu Zerreisen. Dann hörte es einen kurzen Moment auf und Draco verstand plötzlich klar und deutlich was geschehen war. Er atmete flach ein und eine Welle neuen Schmerzes durchfuhr ihn. Dann hob er zitternd den Kopf. Er blickte direkt in Barringtons Gesicht. John Barrington stand so dicht vor ihm, hatte sich so weit zu ihm runter gebeugt, dass Draco seinen stinkenden Atem riechen konnte. In den Augen seines Gegenübers jedoch sah er sein eigenes Spiegelbild. Er starrte sich selbst fassungslos entgegen, die Erkenntnis auf dem Gesicht, dass es vorbei war. Er hatte verloren. „Ich töte dich.“, wisperte John Barringtons und zog das Schwert gemächlich aus Dracos Körper heraus. Draco spürte jede einzelne Bewegung, konnte beinah sehen, wie es sein Inneres zerfetzt wurde und doch war der Schmerz nicht so heftig, wie er gedacht hatte. Er konnte es kaum spüren. Dafür brüllten die Gedanken seiner Niederlage laut in seinem Kopf. Sobald das Schwert seinen Körper verlassen hatte, sank Draco mit dem Rücken auf den Boden und starrte in den blauen Himmel. Es konnte nicht sein. Es durfte nicht sein. Wie hatte er... Warum... Er konnte nicht glauben, dass das alles gewesen sein sollte. Sollte das sein Ende sein? War er wirklich nicht in der Lage seine Rache zu bekommen? War es ihm so vergönnt? Hielt seine Strafe noch immer an? Hatte man ihm nicht bereits genug genommen? Er hatte über Wochen Qualen über sich ergehen lassen, immer in dem Wissen, dass sein Moment kommen würde. Er hatte Annie sterben sehen, er hatte sein Kind zurückgelassen, für diesen einen Moment. War das denn nicht genug? Wie hatte er verlieren können? Dracos Blick fiel zur Seite. Da sah er sein eigenes Schwert. Es lag gar nicht so weit weg, vielleicht eine Armeslänge. Wenn er nur den Arm ausstrecken könnte, dann... Ein Schatten fiel auf ihn und als er nach oben sah, stand Barringtons direkt über ihm. Sein Schwert war hoch erhoben und Draco sah den letzten Hieb schon auf sich niederfahren. Doch stattdessen legte Barrington die Schwertspitze unter sein Kinn und ließ sie dann seinen Körper entlang nach unten gleiten. „Wie soll ich dich nun am besten töten? Noch lebst du ja, also kann ich mich auch noch ein bisschen mit dir vergnügen. Danach ist Alexander dran. Er hat von dir gewusst, nicht wahr?“ Draco konnte sich nicht rühren, zu tief saß der Schock. Er durfte diesen Mann nicht entkommen lassen. Barrington musste sterben - egal wie! Draco biss die Zähne zusammen und suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Aus den Augenwinkeln sah er sein Schwert nutzlos im Gras liegen. Er musste es doch irgendwie erreichen können! „Mal sehen, soll dein Tod langsam und qualvoll sein oder schnell und schmerzfrei?“, sinnierte John Barrington weiter. Ohne Barringtons Blick loszulassen versuchte Draco seinen rechten Arm zu bewegen. „Nun ich denke schnell und schmerzfrei ist ausgeschlossen.“ Barrington nahm die Kling von Dracos Körper fort und berührte sie mit den Fingerspitzen. Dabei blieb Dracos Blut an seinen Finger kleben. Einen Moment betrachtete er es interessiert, dann steckte er sich den Zeigefinger in den Mund und leckte das Blut ab. „Ich schmecke die Angst.“, sagte er schließlich und grinste erneut. „Aber ich weiß jetzt, was ich tun werde.“ In seinen Augen lag nun das Funkeln, das Draco schon so oft gesehen hatte und Schauer durchfuhren ihn. Vielleicht war es der nahende Tod, vielleicht auch schlicht die Angst vor Barringtons nächster Tat. Barrington setzte sich auf einmal auf Dracos Körper. Dieser sog unter dem Gewicht scharf die Luft ein. Erneut fuhr ein stechender Schmerz durch seinen Körper. Barringtons linke Hand legte sich um Dracos Hals und drückte fest zu. Die andere Hand führte das Schwert zu Dracos Gesicht, so dass die Spitze auf sein Auge zeigte. Ohne dass es Barrington aussprach, wusste Draco was er vorhatte. Er würde ihm das Augenlicht nehmen. Draco packte mit seiner linken Hand Barringtons Handgelenk und stemmte sich mit aller Macht gegen ihn. Für einen winzigen Moment merkte Draco, dass seine Hand nicht mehr ganz so wehtat. Überhaupt war der Schmerz im Angesicht dessen, was ihm wohl bevorstand, nur noch ein unbedeutendes Gefühl. Vielleicht blieb ihm auch einfach nicht mehr viel Zeit. „Du wagst es...“, spie Barrington aus und verstärkte den Druck auf Dracos Hals umso mehr. Das Schwert in seiner Hand zitterte bedrohlich und Draco wollte seinen Blick nicht abwenden. Er streckte den Arm nach seinem Schwert aus und hoffte, dass er es berühren konnte. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass er kurz hinsah. Es war so nah! Es fehlte nur noch ein bisschen. Draco versuchte den Körper ein wenig zu drehen, so dass seine Finger den Griff erreichen konnten, doch Barringtons saß so schwer auf ihm, dass es unmöglich schien. Sein Blick blieb auf Barrington gerichtet. Er durfte nicht wissen, was er versuchte. Unter größter Anstrengung versuchte Draco seinen Körper ein wenig zu dehnen. Es zerriss ihn beinah innerlich. Doch plötzlich berührten seine Fingerkuppen den erkalteten Griff. Es war noch lange nicht genug, er konnte es noch nicht greifen, aber neue Hoffnung durchströmte ihn. Sein gesamter Körper zitterte unter der Anstrengung. Mit der linken Hand versuchte er noch immer Barringtons Handgelenk festzuhalten, während dieser ihn weiterhin würgte. Es kam Draco einem Wunder gleich, dass Barrington sein Vorhaben nicht bemerkte. Vielleicht hatte er das aber auch und schenkte ihm in seiner Siegesgewissheit keine Beachtung. Unablässig blieben seine Augen auf Draco gerichtete. „Ich werde dir dieses teuflische Blau schon noch heraus reisen!“, spuckte Barrington und stieß unerwartet heftig mit dem Schwert zu. Nur knapp konnte Draco der Schwertspitze entkommen, in dem er den Kopf heftig zur Seite dreht. Doch sie streifte sein Ohr und er fühlte einen neuerlichen Schmerz. Die Wut machte Barrington blind und unvorsichtig, dachte Draco. Barrington hatte durch diesen Zug ein wenig an Gleichgewicht verloren und der Griff um Dracos Hals und vor allem das Gewicht auf seinem Körper, waren ein wenig leichter geworden. Nur so schaffte er es, seinen Körper weiter zu drehen und die Fingerspitzen um den Griff seines Schwertes zu legen. Er zog es an sich und seine Finger schlossen sich gänzlich darum. Schnell und hart zog Draco den Arm nach oben. Genau in diesem Moment schien Barrington zu begreifen, was geschah und wandte den Kopf herum. Dracos Schwertgriff traf ihn mit großer Wucht und vor allem unerwartete ihm Gesicht. Jetzt war es John Barrington, der vor Schmerzen aufheulte. Er kippte ein wenig zur Seite und hielt sich das Gesicht. Mit den Armen stieß Draco ihn ganz von seinem Körper. So schnell er konnte versuchte er aufzustehen. Dabei wurde ihm jedoch so schwindelig, dass seine Beine wieder drohten einzuknicken. Nur verschwommen nahm er wahr, dass Barrington sich noch immer das Gesicht hielt und Blut durch seine Finger rann. Offenbar hatte er ihm die Nase gebrochen. Es war nicht genug. Draco konnte seine Beine kaum noch spüren. Als er eine Hand auf die Wunde am Bauch legte, klebte sein eigenes dunkelrotes Blut an seinen Finger. Sein Leben floss unaufhaltsam aus seinem Körper. Er hätte schon längst tot sein sollen, dachte er ohne jede Anteilnahme. Er musste schnell handeln. Der Wunsch Barrington Qualen leiden zu lassen, brannte noch immer heftig in ihm, doch blieb ihm keine Zeit mehr. Jetzt war seine Gelegenheit, auf die er so lange gewartete hatte und er würde sie nicht aus Eitelkeit ungenutzt lassen. Mit wankenden Schritten ging Draco zu Barrington, der noch immer auf allen vieren gestützt am Boden saß und vor Schmerzen stöhnte. In der Hand hatte Draco noch immer sein Schwert, mit den funkelnden Mondsteinen. Draco fasste es mit beiden Händen. Er hob die Arme über den Kopf. Mit all der Kraft, die noch in seinem Körper verblieben war, rammte er die Klinge in John Barringtons Rücken. John Barrington schrie laut auf. Das Geräusch klang, wie eine schöne Melodie in Dracos Ohren. Es ließ Schauer der Freude durch seinen gesamten Körper fahren. Er spürte Erleichterung und Triumph. Doch auch die Gier nach mehr. Es war ihm noch lange nicht genug. Hastig zog er das das Schwert aus Barringtons Körper. Blut klebte an dem Metall. Es war genauso wunderschön, wie Draco es sich vorgestellt hatte. Sein Körper taumelte ein wenig, doch er ließ sich davon nicht beirren. Er musste schnell handeln und durfte Barringtons nicht die Gelegenheit geben, sein eigenes Schwert zu fassen zu bekommen. Ein genaues Ziel hatte auch Dracos nächster Angriff nicht. Er stieß das Schwert abermals in Barringtons massigen Körper. Blut sickerte aus den Wunden und Barringtons schrie erneut. Mit einem Ruck, trieb Draco die Spitze weiter hinein. Das Blut, die Farbe und der Geruch raubten ihm den Verstand. Er wollte mehr davon sehen! Er wollte ihn noch mehr schreien hören! In einem Blutrausch gefangen, stach Draco immer wieder auf den Mann vor ihm ein. Er zählte die Stiche nicht, er sah auch nicht wo er ihn traf. Alles was er sah, war das dunkle, rote Blut. Draco war erfüllt von den Gefühlen der Rache und Genugtuung. Alles andere hörte auf zu existieren. Mit jedem Mal, das sich sein Schwert in dem Körper seines Gegners versenkte, wurden Barringtons Schreie weniger. Sie verwandelten sich in ein Wimmern und irgendwann waren sie nicht mehr als ein Röcheln. Und dann war es auf einmal still. Draco hielt inne, schwer atmend. Er versuchte Barringtons Körper zu erkennen, doch alles lag nur verschwommen vor ihm. Nur, dass er sich nicht mehr regte, konnte er ausmachen. Er war leblos. Das Schwert glitt Draco aus den Fingern und landet im Gras. Wie von allein wanderte sein Blick in den Himmel hinauf, als hoffte er dort den Vollmond zu sehen. Doch es war noch heller Tag und die Sonne schien heiß. Dracos Körper zitterte inzwischen so sehr, dass er kaum noch stehen konnte. Mit jedem Schritt, den er von Barrington weg machte, verschwand das Grün um ihn herum und Dunkelheit breitete sich aus. Er hatte keine Angst zu sterben. Seine Beine trugen ihn vorwärts, auch wenn er nicht wusste wohin er ging. Aber er wollte weg von dem Monster. Seine Sinne schwanden. Zuerst konnte er nichts mehr sehen. Dann konnte er nichts mehr riechen und hören. Er hörte auf zu fühlen und zu empfinden. Die Welt um ihn herum löste sich auf und Nichts blieb. Zum Schluss riss das schwache Band, welches ihn bisher noch am Leben gehalten hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)