King & Prince von Chibi_Chan ([Kaspian/Peter Drabbles]) ================================================================================ Kapitel 4: IV: Noctuvigilus --------------------------- ~*¤ ψ ¤*~ Die Nacht war bereits deutlich vorangeschritten und die Fackeln, welche sonst warmes Licht im Inneren der Festung spendeten, fast bis zu einem schwachen Glimmen hinab gebrannt, als sich der dunkelhaarige Prinz, der bisher mit verschränkten Armen an der feuchten Steinwand nahezu regungslos ausgeharrt hatte, schließlich aufrichtete und zu der Person hinüber sah, auf deren Regung er bereits seit geraumer Zeit wartete. Der Blonde saß noch immer unbewegt vor dem großen Steintisch, auf dem seine Rüstung ausgebreitet vor ihm lag und befühlte mit nachdenklichem, fast abwesenden Blick, den samtigen roten Stoff des Überwurfes oder starrte auf die polierte Klinge seines Schwertes. Stumm durchlief Kaspian den Raum, wobei er den anderen Jungen nicht aus den Augen ließ. Peters sonst so zuversichtlicher, entschlossener Ausdruck war Unsicherheit und Unruhe gewichen. Langsam trat der Prinz schließlich an den Tisch heran und blickte auf blonden König hinunter. „Wie lange willst du noch hier sitzen und grübeln?“, fragte er, befremdet davon wie laut seine Stimme auf einmal die Stille durchschnitt, „Du solltest schlafen.“ Der Angesprochene seufzte und ließ nach längerer Zeit dann von seiner Rüstung ab. Er presst die Lippen für einen Moment aufeinander ehe er zu sprechen begann: „Wenn man weiß, dass die Nacht die letzte sein könnte, schläft es sich nicht so gut.“ Es lag kein Vorwurf in Peters Stimme, Bitterkeit dafür umso mehr. Und Kaspian wagte es nicht zu widersprechen, denn er kannte die Stärke seines Onkels, dem der Andere bald gegenüberstehen würde. Der Telmarerprinz schluckte schwer und biss auf seine Unterlippe. Er verstand was in seinem Gegenüber vorgegangen war, während er all die Zeit auf dem Stein verharrt und in sich versunken gewesen war. Und er fühlte sich schuldig dafür, dass es Peter war, der den Zweikampf bestritt. Die Flamme einer vereinzelten, noch brennenden Fackel knisterte leise in der kühlen Luft der Festung. „Du musst das nicht tun, Peter. Und du weißt das gut. Es sollte mehr mein Duell sein als deines.“, sprach der Dunkelhaarige letztlich nachdrücklich. Der Blonde erhob sich, streckte seine vom langen Sitzen müden Glieder und stützte sich mit seinen Händen auf dem steinernen Tisch ab. Seinen Kopf hielt er gesenkt. Kaspian beobachtete wie er sich mit angespannten und verhärteten Gesichtszügen eine Haarsträhne aus dem Gesicht blies. „Du musst das wirklich nicht tu-…“ – „Hör’ endlich auf mir auf die Nerven zu gehen!“, unterbrach der Blonde barsch, fing sich dann jedoch wieder, „Ich habe dich sehr gut verstanden.“ Kaspian gab einen undefinierbaren Zischlaut von sich und ballte seine Hand zur Faust. „Du musst dich mir gegenüber nicht verpflichtet fühlen.“ Sein Akzent machte seine Stimme dieses Mal noch schwerer und tiefer als sonst. „Dir gegenüber fühle ich mich auch nicht verpflichtet.“, warf der Blonde ein, „Narnia gegenüber dagegen schon. Ich habe dieses Land im Stich gelassen. Ich habe etwas gut zu machen.“ Kaspian spürte wie ihm die Schamesröte in die Wangen kroch. Wie eingebildet und egoistisch es war zu denken, dass Peter das alles für ihn tat, einen Prinzen, der trotz seines Alters zugelassen hatte, dass man ihn des rechtmäßigen Thrones beraubte. Langsam senkte er seinen Blick und scharrte mit seinem Fuß auf dem Boden. Wieder einmal hatte ihn der Blonde eines Besseren belehrt, nämlich dessen, dass ein König für sein Volk kämpfte und nicht nur für seine Freunde. „Wenn du nicht schlafen kannst, ruh’ dich wenigstens aus.“, murmelte er mit gedämpfter Stimme und legte eine Hand auf Peters Schulter. Dies war eine der wenigen Weisheiten, die Kaspian an den Anderen weitergeben zu können schien. Seufzend gab der Pevensiejunge schließlich nach und nickte geschlagen, richtete sich auf und ließ sich vom größeren Prinzen aus dem Raum geleiten. Im Gegensatz zu seiner Angst vor dem morgigen Tag gab er nicht zu, dass er froh war Kaspian jetzt an seiner Seite zu haben. Kaspian gab Peters Schulter nicht frei, bis sie die Schlafstätten erreicht hatten. Die anderen Geschwister und Krieger wie Faune, Zwerge und Tiere hatten sich bereits friedlich auf ihren Lagern zusammengerollt. Edmund war der Einzige, der alle Viere von sich streckte und leise schmatzte. Ohne etwas zu sagen drückte der Dunkelhaarige den Anderen auf sein Lager nieder, legte danach einen Holzscheit im fast gänzlich hinunter gebrannten Feuer nach, wonach er auf dem Boden Platz nahm und wieder zu Peter hinüber sah, der seine Augen mittlerweile doch geschlossen hatte. Dem Verlangen ihm durchs Haar zu streichen wie einem kleinen Bruder, den man zu Bett bringt, widerstand er. Und obwohl Peter kleiner war als er, mit seinem blonden Haarschopf und seinen blauen Augen noch mehr nach einem Jungen als nach einem Mann aussah, war er doch durch und durch ein König. Ein König mit mehr Tugenden als er selbst sie jemals besitzen würde. Sein König, dem er zur Seite stehen würde, auch an seinem vielleicht letzten Tag. Und erstrecht in seiner vielleicht letzten Nacht. ~*¤ ψ ¤*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)