Wenn die Hibiskusblüte blüht von Schreibfee_86 (Wenn ein Monster einen Engel trifft) ================================================================================ Kapitel 1: Ein unwillkommener Gast ---------------------------------- Wenn die Hibiskusblüte blüht Kapitel 1. Ein unwillkommener Gast Ungeduldig lief Vlad in seinem Thronsaal auf und ab. Der Graf hasste Unpünktlichkeit. Doch dieses Mal schob er es nur darauf, er war nervös. Schon so lange hatte er dieses Gefühl nicht mehr gespürt. „Sandrin“ knurrte er lauter als gewollt. Sofort öffnete sich knarrend die Tür des Nebenzimmers. Eine junge Frau stand in der Tür, sie trug die Kleidung eines Dienstmädchens. „Ja Graf?“ fragte sie unsicher und vermied es ihn anzusehen. Sie wusste wie aufbrausend und unkontrolliert der Graf sein konnte wenn er in diese Launen verfiel. Es hatte schon einige Hausangestellte den Kopf gekostet, wenn sie die falschen Fragen stellten oder etwas nicht in seinem Sinne erledigten. Ja, der Graf tolerierte keine Fehler. „Wie spät ist es?“ fragte er ungehalten und ging ein Stück auf sie zu. Unsicher wich sie ein Stück zurück und blickte dann in das Nebenzimmer in dem sich eine große Wanduhr befand. „Es ist dreiviertel Zwölf, mein Herr.“ Antwortete sie gehorsam. „Wie weit sind die Vorbereitungen für das Zimmer der Tochter des Königs von Lyrwood?“ fragte er dann weiter in diesem barschen Tonfall. „Alles fertig, mein Herr.“ Gab Sandrin leise von sich. „Wie bitte?“ brüllte Vlad ungehalten, weil er sie nicht verstanden hatte. „Entschuldigt mein Herr, es ist alles fertig.“ Wiederholte sie mit lauter zittriger Stimme. „Gut!“ murmelte er in Gedanken und wandte sich von ihr ab. Erleichtert sackte Sandrin etwas in sich zusammen, als er sich plötzlich erneut zu ihr umwandte. Sofort nahm die junge Frau wieder Haltung ein, ihre Finger hatte sie vor ihren Oberschenkeln ineinander verschlungen. Mit gesenktem Haupt stand sie da. „Das wäre alles, Sandrin!“ meinte Vlad und drehte sich erneut um. Wäre er nicht so unberechenbar, so würde Sandrin ihn sicher sehr mögen. Natürlich mochte sie ihren Herrn, den Grafen. Er gab ihr eine Unterkunft, essen und eine Aufgabe. Jedoch fürchteten alle diesen Mann. Er war Ende zwanzig, gut gebaut, breite Schultern, ein kräftiges Kreuz, wunderschöne grüne Augen und dunkelbraunes Haar. Doch zu oft war er enttäuscht und verraten worden. Sein Charakter hatte sich verändert, ja, Menschen die ihn früher kannten, wunderten sich heute über diese Wandlung, sie sagten immer das ist nicht der gleiche Junge. Dieser Junge von damals existiert nicht mehr, er war zu einem zornigem jungen Mann herangewachsen. Der alles und jedem in seiner Nähe misstraute. Kein Mitleid, kein Erbarmen, keine Gefühle. Nichts von dem ließ der Graf zu. Er hatte sich in seinem Schloss verbarrikadiert vor allen Dingen, die seinem Herz früher schaden zu gefügt hatten. Und es missfiel ihm nun dieses Frauenzimmer bei sich aufnehmen zu sollen. Ihr Vater drohte ihm mit der totalen Zerstörung sollte er diesen Handel ablehnen. Natürlich wusste der König, das Vlad niemals zulassen würde, das sein Land, das nun schon so lange in Familienbesitz war zerstört wurde. Und dennoch kochte er vor Zorn, darüber das ihn dieser gierige König in die Knie zwang und ihm seine Tochter als Spion unterjubelte. Mit geballten Fäusten lief er in dem hellen Raum auf und ab. Kunstvolle Teppiche hingen an den Wänden, ebenso ein Gemälde von seinem verstorbenen Vater. Dann hörte er Hufgetrappel im Hof. Zögernd trat er auf das Fenster zu und spähte misstrauisch hinaus. Eine Kutsche stand im Vorhof, vier prachtvolle Rappen waren angespannt. Ihr Fell glänzte vor Schweiß, Schaum hatte sich unter dem Geschirr gebildet. Der Kutscher, ein rundlicher Mann stieg gemächlich von dem Wagen und deckte die prachtvollen Tiere mit roten Decken ein, das Siegel des Königs konnte Vlad darauf in goldener Verzierung erkennen. Dann ging der Kutscher auf die schwarze Kutsche zu und öffnete die Tür. Er streckte seinem Fahrgast eine Hand zu. Eine schmale behandschuhte Hand kam zum Vorschein, eine blonde Frau stieg aus, ihre filigrane Hand passte zu dem Rest des Körpers. Sie besaß eine schlanke Figur und lange hellblonde Haare. Ein netter Anblick, dachte Vlad spöttisch und doch bemerkte er die Anerkennung, die er dem König für seine Tochter entgegenbrachte. Schließlich wandte er sich vom Fenster ab und verließ das Zimmer mit gemächlichen Schritten. Seine nervosität war verflogen, wieder war die alte Kälte in sein Herz zurückgekehrt, hatte die Aufregung, die Furcht und Spannung aus seinem Körper vertrieben. Das was blieb war Misstrauen und die grenzenlose Wut, ebenso seine Verletzlichkeit, die er hinter hohen Mauern zu schützen wusste. Als er die Eingangshalle betrat hörte er bereits Duncan wie er mit der jungen Frau sprach. „Lady Integra, herzlich Willkommen, der Graf müsste jeden Moment hier sein!“ sprach er freundlich. Vlads Miene erhärtete sich, dieser alte Narr war einfach zu gut für diese Welt, immer freundlich immer höflich, egal was man ihm entgegenbrachte. Und dennoch mochte Vlad den alten Veteranen, der bei ihm sein Alter verbrachte und nebenbei auf das Anwesen acht gab. Er reparierte Dinge die kaputt gingen, half in der Küche und kümmerte sich um Gäste. „Danke, das ist sehr freundlich von Ihnen… ?“ „Duncan, nennen sie mich Duncan.“ „Duncan, sehr erfreut.“ Sagte sie höflich und lächelte den alten freundlich an. Dann blickte sie an ihm vorbei die Treppe hinauf. Ein hoch gewachsener Mann stand in der Tür und beobachtete die Beiden argwöhnisch. Die Arme vor der Brust verschränkt, demonstrierte er ganz klar seine Abwehrhaltung. „Lady Integra – Graf Vlad Tepes!“ stellte Duncan ihn vor. Integra verneigte sich leicht vor ihm während er sie nur abschätzend ansah. „Duncan, bring das Gepäck in ihr Zimmer.“ Murrte Vlad „Sehr wohl mein Herr.“ Antwortete Duncan und ging an Integra vorbei auf die Kutsche zu, wo der Kutscher bereits etliche Koffer ablud. Integra ahnte bereits, dass er ihr nicht entgegen kommen würde, also begann sie damit die Stufen hinauf zu steigen und blieb kurz vor ihm stehen. „Ihr habt eine komische Art Eure Gäste zu begrüßen!“ sagte sie und blickte fest in die grünen Augen, die sie wütend anfunkelten. „Ich habe nicht um Gäste gebeten, Ihr seid nicht eingeladen und schon gar nicht willkommen!“ knurrte Vlad und erwiderte ihren hartnäckigen Blick. „Wie auch immer, nun bin ich hier. Wäret Ihr so freundlich mir meine Unterkunft zu zeigen?“ So, das ist erst Mal der Anfang - kommt noch mehr - versprochen... aber war schon soooo spät :o) Kapitel 2: Erster Konflikt -------------------------- Kapitel 2. Erster Konflikt Vlad blickte sie weiterhin kalt an und wandte sich dann um. Er murmelte ihr ein „Folgt mir!“ zu und verschwand im inneren des alten Schlosses. Integra folgte ihm seufzend. Er führte sie eine Treppe hinauf und bog dann in einen schmalen Gang ein. Edle Vorhänge hingen an den Fenstern, die einen wunderbaren Blick auf den Garten freigaben. Während sie ihm nachlief blickte sie immer wieder nachdenklich auf sein breites Kreuz und die langen braunen Haare, die in Locken auf seinen Schultern lagen. Immer wieder fragte sie sich wie er früher gewesen war. Sie hatte von vielen Leuten am Hofe gehört, dass er damals sehr freundlich und charmant gewesen sein soll. Natürlich konnte sie sich denken, dass sie die Letzte war die er in seinem Schloss haben wollte. In seinen Augen war sie der Feind. Aber was wusste er schon über sie? Nichts, weiß er über mich, dachte Integra traurig und verzog das Gesicht. Über mein Leben als Tochter des Königs. Als Ware, die nun wie ein Stück Vieh verhökert wurde nur um dieses Land zu erhalten. Sie war ebenso ein Mensch aus Fleisch und Blut wie er oder ihr Vater, war sie denn so viel weniger Wert? In Gedanken versunken lief sie hinter ihm her und bemerkte nicht wie er vor einer dunklen Holztür stehen blieb. Durch sein plötzliches stehen bleiben rempelte Integra ihn an. Sie stieß hart an seine Schulter und konnte seinen Duft einatmen. Er roch nach Rosen, ja er musste gebadet haben. Erschrocken blickte sie auf. Er hatte ruckartig den Kopf rum gerissen und sie angefunkelt, sagte jedoch nichts. Zornig funkelnde Augen sahen sie an. „Hier werdet Ihr leben, das ist Euer Zimmer.“ Murmelte Vlad und stieß die Tür auf. Dann bedeutete er ihr einzutreten. Sie ging an ihm vorbei und betrat ihr neues zu Hause. Es war ein schönes Zimmer, sehr groß und geräumig. Große Fenster waren an der linken Wand. Und in der Mitte des Zimmers stand ein Himmelbett. Unter dem Fenster stand ein Schreibtisch. Integra drehte sich staunend. Das hatte sie nicht erwartet. „Es ist wunderschön.“ Gab sie staunend von sich. Vlad zog skeptisch eine Augenbraue hoch und musterte sie. Wollte sie ihn zum Narren halten? Sie hatte in dem Schloss ihres Vaters garantiert ein bedeutend schöneres Zimmer gehabt. Was dachte sie von ihm, dass er sie in den Stall mit den Ziegen sperrt? Wieder spürte er wie die Wut in ihm ein Ventil zum entweichen suchte. Doch er atmete einmal tief aus und versuchte sich wieder zu beruhigen. Während sie sich bewegte schwang ihr blondes Haar bei jedem Schritt mit. Sie trug ein schwarzes Kleid mit langen Ärmeln, darüber schwarze Handschuhe und einen Hut. Um die Schultern trug sie ein dickes schwarzes Tuch, welches sie nun langsam von ihren Schultern zog, sie legte es auf ihrem Bett ab, ebenso den dunklen Hut dann lief sie auf eines der Fenster zu. Das Kleid hatte eine leichte Spitze am Dekolté und ließ sie sehr zierlich und zerbrechlich wirken. Es war um die Taille herum sehr körperbetont und nach unten weiter ausgestellt. Sie bewegte sich ruhig und elegant. Vlad beobachtete jede ihrer Bewegungen, als würde er sie sich einprägen wollen. „Es ist wirklich ein wunderschönes Zimmer!“ sagte sie als sie sich ihm zuwandte. Vlads Atem wurde immer unruhiger, als er gerade etwas sagen wollte schob sich Duncan mit ihren Koffern an ihm vorbei. „MyLady, Ihr Gepäck.“ Sagte Duncan schwer atmend und stellte die Koffer ab. „Ihr seid ja ganz außer Atem, erholt Euch erst mal.“ Sagte Integra erschrocken und legte dem älteren Mann eine Hand auf die Schulter. „Wollt Ihr ihm nicht zur Hand gehen?“ fragte sie Vlad verständnislos. Wie konnte er dem alten Mann so etwas aufbürden? „Lasst nur MyLady, ich schaffe das schon. Es lieb von Euch, dass Ihr Euch um mich sorgt, aber es vollkommen unnötig.“ Versuchte Duncan den heraufbeschworenen Konflikt zu verhindern. „Es reicht.“ Knurrte Vlad und ballte die Hand. Dann ging er eiligen Schrittes auf Integra zu und packte sie an den Unterarmen. „Ihr habt hier überhaupt nichts zu sagen. Es ist mein Schloss. Und ich verbitte mir das Ihr so mit mir sprecht.“ Brüllte er sie an. Erschrocken darüber mit welcher Gewalt er sie an den Armen gepackt hatte, war Integra im ersten Moment sprachlos. Doch sie löste sich im Gerangel von ihm und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. „Fasst mich nie wieder an.“ Fauchte Integra und wich vor ihm zurück. Sie rieb sich die Arme und konnte nicht verhindern das Tränen ihre Wangen hinab liefen. Sie wandte sich ab. Brüskiert darüber das sie die Hand gegen ihn erhoben hatte wollte er erneut auf sie losgehen, als er plötzlich inne hielt. Er sah zu Duncan hinüber. Der ihn bittend ansah. Schließlich stürmte Vlad aus dem Zimmer und knallte die Tür so laut hinter sich zu, das Integra zusammen zuckte. Duncan ging langsam auf sie zu und drehte sie zu sich. „Weint nicht, mein Kind.“ Sagte er beruhigend und hielt ihr ein weißes Taschentuch hin. „Wie könnt Ihr nur Leben mit ihm?“ fragte sie mit zitternder Stimme. „Es ist nicht alles wie es scheint, MyLady.“ Flüsterte Duncan und strich ihr noch einmal über den Arm bevor er das Zimmer verließ. Integra blieb allein zurück. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging wieder ans Fenster. Sie schlang die Arme um ihren Körper und blickte hinaus. Sie war gerade eine halbe Stunde hier und schon hatten die Beiden eine so heftige Auseinandersetzung. Was wäre wohl passiert wenn Duncan nicht im Zimmer gewesen wäre? Würde er sie schlagen? Warum hatte er sie nicht geschlagen? Nur auf Rücksicht auf einen alten Mann, den er ansonsten überhaupt nicht schonte? Nein. Ungehalten ging Vlad in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Wie konnte sie es wagen? Seine Wange schmerzte höllisch, als er in den Spiegel blickte konnte er eine rötliche Färbung erkennen. Dieses ungezogene Frauenzimmer, dachte Vlad grimmig, dennoch hatte er es nicht fertig gebracht sie zu schlagen. Als er ihre Tränen sah war es um ihn geschehen, jegliche Aggression gegen sie war verpufft. Niemals würde er sie schlagen können. Ob sie nun der Feind war oder nicht. Er stützte sich auf dem Schreibtisch ab und atmete tief ein. Er war es nicht gewohnt, dass außer ihm und den angestellten jemand im Haus war. Er war immer allein gewesen. Doch wenn sie erst mal verheiratet waren, dann hatte sie hier im Hause auch das Recht den Dienstboten Dinge aufzutragen. Natürlich blieb er in allem der Herr im Haus. Sie würde ihm keine Befehle erteilen. Sie würde ihm nicht auf der Nase rumtanzen, oh nein…. Sie war Stur und sie hatte Mut bewiesen. Sie hatte sich verteidigt, Vlad erkannte das nicht als Aufmüpfigkeit an sondern als Stärke. Ja, sie war mutig, das musste Vlad ihr lassen. Am besten würde es sein, sie würden sich aus dem Weg gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)