Die alte Villa von Arakone ================================================================================ Kapitel 5: Eingesperrt ---------------------- Sie hatte ihn gesehen, da war sie sich ganz sicher. Sie kannte ihn nicht, aber er war da gewesen. Und Mike glaubte ihr wieder mal nicht. „Mike, er war da. Ich habe ihn ganz deutlich vor mir stehen sehen. Ich bin doch nicht blöd.“ Sie war aufgebracht. „Kann man Leute, die in normaler Lautstärke reden, im Wohnzimmer hören?“ „Ja, warum?“ Sie sah ihn mit ihren großen blauen Augen fragend an. „Ganz einfach, weil du gesagt hast, dass der Typ irgendetwas zu dir gesagt hat.“ Er blickte sie triumphierend an. Sie wiederum schüttelte den Kopf. „Er hat zwar was gesagt, aber ich habe ihn nicht gehört. Es hat so ausgesehen wie ‚Hilfe.’“ „Aber es war niemand in der Küche, als ich rein gekommen bin.“ „Mike?!“ Sie hatte sich wieder ins Wohnzimmer bewegt und drehte sich jetzt langsam um. Ihre Augen waren aufgerissen und ihre Stimme zitterte als sie weiter sprach, „Siehst du auch das was ich sehe? Wenn nicht, kannst du mich in die Klapse bringen.“ Er ging langsam zu ihr und hielt neben ihr an. Von hier konnte er direkt ins Wohnzimmer und auf die große Standuhr blicken. Er spürte, wie sie seine Hand nahm und sie fest drückte. Sie hatte Angst, große Angst. Genauso wie er selbst. Sie wussten es beide, spätestens nachdem sie ins Wohnzimmer gesehen hatten, mussten sie beide Angst haben. Sie stand neben ihm und hielt seine Hand. Er stand einfach nur da, sagte nichts und blickte ungläubig ins Wohnzimmer, wo in Blut verschmierten Buchstaben „HILFE“ an der Wand stand. Nun drehte er sich zu ihr um. „Wir müssen hier raus“, schienen seine Augen zu schreien. Sie nickte nur. Und sie gingen beide Hand in Hand zur Tür. Sie fühlte sich wie in einem Traum. Ihr Herz schlug bis zum Hals und es tat weh zu schlucken. Alles schien verschwommen vor ihren Augen und ihre Bewegungen verliefen wie in Zeitlupe. Mike drückte die Klinge runter und versuchte die Tür zu öffnen, als plötzlich das Licht ausging. Sie schrie auf und drückte seine Hand noch fester. „Ich lass dich nicht los.“ Seine Stimme sollte beruhigend klingen, nahm sie an, aber sie tat es nicht. Sie zitterte, genauso wie ihre zittern würde, wenn sie versuchen würde zu sprechen. „Mach die Tür auf“, brachte sie nun doch einiger Maßen normal hervor. „Es geht nicht.“ Seine Stimme war von Panik erfüllt. „Bitte flipp jetzt nicht aus. Ich brauche dich, ich kann doch im Dunkeln nichts sehen.“ Sie war den Tränen nah und kam sich verloren vor. Wenn Mike jetzt auch noch durchdrehte, wäre sie ganz auf sich allein gestellt. „Sorry, ich will hier nur raus“, er hatte sich beruhigt. „Gibt es hier einen Hinterausgang?“ „Ja, der Dienstbotenausgang.“ „Wo ist der?“ „Weiter geradeaus durch Flur am Wohnzimmer vorbei. Dann kommt eine Tür, dahinter ist eine ziemlich steile Treppe und am anderen Ende ist der Dienstbotenausgang.“ „Gut, komm mit und nicht loslassen.“ „Niemals.“ Also gingen sie wieder zurück. Ihre Schritte hallten in dem dunklen Gang wieder. Er hielt an. Sie mussten wohl vor der Kellertür stehen. Sie spürte wie er sich bewegt und sie dann los ließ. Zwei unendliche lange Sekunden später, spürte sie seine Hand wieder in ihrer. „Sie geht nicht auf.“ Wieder Panik. „Das gibt’s doch nicht.“ Sie war überrascht und wütend. Hatte ihr Vater etwa doch die Kellertür abgeschlossen? Er hatte es vorgehabt, weil er nicht wollte, dass sie im Keller rumschnüffelte. Sie war sich nicht sicher, ob er die Geschichten von den Leuten nicht doch glaubte. Ihre Mutter und sie glaubten sie jedenfalls nicht und wollten auch nicht aus der Villa weg. „Was nun?“ Mike klang ängstlich. „Gehen wir die Treppe hoch und versuchen die Tür zum Dachboden zu öffnen.“ „Wieso das denn?“ Seine Stimme hatte nichts zuversichtliches an sich. „Ich will sehen, ob die Tür offen ist. Und danach gehen wir in die Küche und holen uns ein paar Kerzen.“ „Und warum gehen wir nicht erst die Kerzen holen?“ Er sah sie misstrauisch an, auch wenn sie es nicht sehen konnte. „Weil ich nicht genau weiß, wo die Kerzen liegen und ich wissen möchte, ob die Dachbodentür offen ist.“ Sie duldete keinen Widerspruch. Also beugte Mike sich und führte sie die Treppe zum Dachboden hoch. Er wusste, wo sich die Tür befand. Als sie vor der Tür standen versuchte er sie zu öffnen, sie bewegte sich kein Stück. „Zu“, sagte er nur kurz und knapp. „Können wir jetzt die Kerzen suchen?“ „Merkwürdig.“ Es folgte eine kurze Pause, während dessen trat Mike von einem Bein aufs andere. „Lass uns die Kerzen suchen gehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)