Seelentausch von Pijara ================================================================================ Kapitel 8: Kiaras Schreck-Vision -------------------------------- Die Vampire waren kaum außer Sicht, da wirbelte Vampcar bereits herum und betrachtete Kiara forschend, die vollkommen weggetreten war und immer noch in Tristans Armen lag. Ihre Finger glitten sanft über die Stirn des Mädchens und mit Erschrecken stellte sie fest, dass Kiara zu fiebern begonnen hatte. Der Gürtel, der sich eng um ihre Taille schmiegte, hatte jeglichen Glanz verloren und wirkte nur wie ein uralter Gegenstand, der eine Politur dringend nötig hatte. Yugi, der sich von Son Goku befreite und neben Vampcar trat, sog scharf die Luft ein. „Was ist passiert?“, fragte er besorgt, während er nach Kiaras Hand griff und zusammenzuckte. Kiaras Hand war eiskalt. Vampcar unterdessen warf ihm einen stirnrunzelnden Blick zu. „Ich hatte gehofft, du könntest mir das sagen? Sie ist da oben einfach zusammengeklappt.“ „Einfach so?“ „Einfach so!“, bestätigte die Himmelselfe mit Nachdruck und nahm das Mädchen auf den Arm. Yugi blickte Kiara an. Sie war leichenblass, vereinzelte Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, ein Zeichen dafür, dass sie tatsächlich Fieber hatte. „Vielleicht … hat das mit dem Schwarzen Magier zu tun.“, wagte er sich vor, ohne sich jedoch im Mindesten sicher zu sein. Neben ihm erschien die Prinzessin, die ebenfalls besorgt aussah. „Was ist mit meinem Bruder, Yugi? Kannst du ihn sehen?“ Yugi versteifte sich kaum merklich. „Pharao?“, fragte er leise und musste sich im Stillen eingestehen, dass ihn plötzlich eine unglaubliche Angst erfasste. Was war hier nur los? Kiara war mehr tot als lebendig und der Pharao antwortete nicht. Konnte das alles wirklich mit der Vernichtung des Schwarzen Magiers zusammenhängen? „Keine Sorge, Yugi! Ich bin in Ordnung.“ Vor Schreck hätte Yugi beinah geschrieen. Keinen Meter von ihm entfernt, erschien der Pharao und lächelte ihm beruhigend zu. „Alles in Ordnung. Kiara ist nur k. o gegangen. Du hast schon Recht. Dass der Magier vernichtet wurde, hat ihr nicht gerade gut getan, aber sie kommt wieder auf die Beine, glaub mir! Hier ging es nicht um ein Spiel der Schatten. Wäre es so, dürftest du dir wirklich Sorgen machen!“ „Sieh an, sieh an, sieh an! Schön euch mal wiederzusehen.“ Shondra klang zwar erschöpft, doch so wirkte sie keinesfalls. Stattdessen lächelte sie Yugi munter an, als sie auf ihn zukam um ihm – zu seinem Erschrecken – die Haare zerwuschelte. „Wie kommt es eigentlich, dass immer, wenn ihr hier auftaucht, Ärger euch begleitet?“, fragte sie. Yugi antwortete nicht gleich, sondern folgte mit seinem Blick Vampcar, die sich ein wenig von der Gruppe entfernte, Kiara sanft ins Gras gleiten ließ und mit der rechten Hand ihre Stirn berührte. „Was hast du gesagt?“, fragte er, als ihm klar wurde, dass Shondra gerade mit ihm gesprochen hatte. Shondra grinste. „Deine Schwester kommt schon wieder in Ordnung, keine Sorge! Vampcar ist eine der besten Heilerinnen, die ich kenne. Die kriegt es sogar hin, Halbtote wieder zu erwecken.“ „Sicher. Es ist nur … ich mach mir einfach Sorgen um sie.“ „Ist ja auch berechtigt, wie du siehst. Macht dir doch auch niemand einen Vorwurf! Und übrigens“, Shondra beugte sie zu ihm herab und zwinkerte ihm zu, „danke für die Hilfe vorhin! Die hatten wir mehr als nur nötig.“ Yugi grinste. „So sah das auch aus.“ „Hey, werd nicht frech. Wäre Monakira nicht da gewesen, hätten die keine Chance gegen uns gehabt.“ Yugi runzelte die Stirn. „Wer ist Monakira?“ Shondras Miene wurde schlagartig ernst. Ihr Blick glitt hinüber zu Vampcar, die noch immer mit Kiaras Heilung beschäftigt war. „Eigentlich ist sie Vampcars Tochter.“ „Aha und wer genau von den Anwesenden war Monakira?“ Die Augenbrauen der Saiyajin-Kriegerin zogen sich eng zusammen. „Die Frau mit dem roten Mantel.“ Yugi riss die Augen auf. „Wie bitte?“ „Du hast richtig gehört! Monakira ist der Teufel persönlich.“ „Stimmt nicht.“, wandte Sun Guku ein, die sich zu den beiden gesellte und die Arme vor der Brust verschränkte. „Sie ist die persönliche Abgesandte des Teufels … seine treuste Dienerin und momentan wahrscheinlich das gefährlichste Wesen auf diesem Planeten. Die Vampire sind ihr Untertan, selbst die Mächtigsten unter ihnen. Sie alle kennen nur ein Ziel … ihr zu dienen, um sich mit dem Teufel persönlich gutzustellen. Du hast gesehen, wie gewaltig ihre Kraft ist, stimmt’s?“ Yugi nickte dumpf. „Sie hat den Schwarzen Magier vernichtet, einfach so mit einem Fingerschnippen.“ „Und sie hat noch viel mehr Macht. In ihrer Gegenwart haben die Vampire eine Kraft, die jenseits deiner Vorstellungskraft liegt. Sie stärkt sie mit ihrer bloßen Anwesenheit.“, fuhr Sun Guku fort. Yugi lief es eiskalt den Rücken hinab. Mit einem Mal wünschte er sich, Sun Guku würde schweigen; mit einem Mal wünschte er sich, sie wären nie hierher gekommen. „Aber … wie kann Vampcars Tochter nur ein Wesen von so boshafter Natur sein, während ihre Mutter eine Himmelselfe ist?“, fragte Thea, die die Arme um den Oberkörper geschlungen hatte und ängstlich dreinsah. Neben ihr blickten auch Joey und Tristan unsicher drein. Lediglich Kaiba hörte schweigend zu und verzog keine Miene. Seine Verletzungen hatten zwar aufgehört zu bluten, waren aber noch immer vorhanden und begannen bereits jetzt, sich eine bläuliche Färbung zuzulegen. „Oh normalerweise ist sie eigentlich nicht so. Eigentlich heißt sie Leila und sie ist ein … tja, anders kann ich es nicht sagen … sie ist ein kleiner Engel. Aber … offenbar hat sie – genauso wie ihre Mutter – eine zweite Persönlichkeit, von der wir bisher noch nichts gewusst haben.“ Yugi, der Pharao und die Prinzessin warfen sich rasch einen vielsagenden Blick zu, bevor Joey fragte: „Was soll das heißen Wie ihre Mutter? Hat Vampcar auch eine zweite Persönlichkeit?“ Son Goku, der sich der Gruppe angeschlossen hatte, nickte mit düsterer Miene. „Sogar drei! Die erste kennt ihr! Vampcar, die Himmelselfe. Dann gibt es noch Melante, eine Kriegerin mit beeindruckenden Kräften. Nach außen hin könnte man sie glatt für einen Dämon halten, aber in Wahrheit ist sie die Sanftmut in Person. Tja und dann…“ Son Goku blickte finster zu Boden. „Dann gibt es da noch ihre dunkle Seite.“ Die Prinzessin rollte mit den Augen. „Immer wieder dasselbe. Ich fürchte, die haben alle zuviel Star Wars gesehen.“, knurrte sie, was der Pharao mit einem Lächeln kommentierte. Yugi warf ihnen einen bösen Blick zu. „Das ist nicht lustig, ihr zwei. Schon vergessen, dass unser Freund Marik kein bisschen besser war? Und du“, fügte er hinzu und deutete auf Yami, der sich augenblicklich versteifte und ihn unschuldig musterte, „du warst, als es um Atlantis ging, auch nicht gerade ohne, schon vergessen?“ Yami schrumpfte ein wenig zusammen und verdrehte die Augen. „Dass er mir das aber auch immer wieder auf die Nase binden muss.“, brummte er und warf einen Blick auf Kiara, die sich zu seiner Überraschung langsam erhob und tief ein- und ausatmete. Vampcar stützte ihren Rücken und presste ihre rechte Hand auf Kiaras Brust. Es schien, als hätte Kiara Schwierigkeiten zu atmen. „Sie kommt schon klar, Brüderchen! Mach dir keine Sorgen.“, murmelte Yamika leise und blickte ihn von der Seite her aufmunternd an. „Es ist der Anfang. Lass sie kurz durchatmen und dann wird es schon wieder gehen.“ Yami schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht.“ Selbst Yugi runzelte die Stirn. „Was dann?“ Yamis Blick wanderte wieder zu Kiara hinüber. „Sie hat Angst.“, flüsterte er. „Sie hat furchtbare Angst.“ „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Sun Guku verwirrt. Yugi schreckte auf und blickte sie an. „Sicher … alles in Ordnung.“ „Du hast wieder mit deinem Flaschengeist gequatscht, kann das sein?“, fragte sie zwinkernd, was ihr einen Klaps auf den Hinterkopf von ihrer Mutter einbrachte. „Werd nicht gleich so frech.“ „Das hättest du mal machen sollen, als sie mich davon abgehalten hat, die Biege zu machen, Shondra!“, knurrte Vegeta, der gelangweilt an einem Baum lehnte und offenbar auf die Erlaubnis wartete, einen Abgang zu machen. Shondra grinste. „Wieso? Hat sie dich an die Leine gelegt?“ „Die Würgemale hab ich immer noch.“ Sun Guku warf ihm einen wütenden Blick zu. „Hör auf zu spinnen, du alter Jammerlappen! Ich hab dich lediglich um Hilfe gebeten.“ „Gebeten! Richtig! Normalerweise aber hat man, wenn man nur gebeten wird, das Recht, sich frei zu entscheiden, was man machen will.“ „Hattest du doch!“ „Ach ja? Vielleicht sollte ich erwähnen, dass es unterschiedliche Möglichkeiten sein sollten, zwischen denen man dann wählen kann. Zwischen Mitkommen und Mitkommen zu wählen, ist keine große Auswahl, findest du nicht auch?“ Sun Guku blickte ihn kopfschüttelnd an. „Junge, Junge, Junge! Wer hätte gedacht, dass ich mal den Tag erlebe, an dem du mal zum Klugscheißer wirst.“, staunte sie, was Shondra grinsen ließ. „Das muss ich mir von einer Göre sagen lassen, deren Zauberkunst schlechter ist als die eines Mülleimers?“, knurrte er zurück. Sun Guku verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und wandte sich von ihm ab. „Großmaul.“ „Ziege.“ „Halt die Klappe!“, fauchten sie gleichzeitig, was Yugi grinsen ließ. Irgendwie kam ihm das bekannt vor. „Hey, Leute, alles klar bei euch?“ Yugi wirbelte herum. Kiara stand vor ihm. Ziemlich erschöpft und blass, doch sie stand vor ihm und schaffte sogar ein schwaches Lächeln. Erleichtert schloss er sie in seine Arme und strich ihr über das Haar. „Gott sei Dank, ich hatte schon Angst, dass …“ „Ja, ich ehrlich gesagt auch, aber …“ Dankbar blickte sie Vampcar an. „… ich hatte ja hervorragende Hilfe.“ „Schon gut! Hab ich gern gemacht.“ „Warum seid ihr eigentlich hier? Vor allem, wie seid ihr hierher gekommen?“, fragte Shondra, überlegte eine Sekunde und warf dann ihrer Tochter einen strengen Blick zu. „Sun Guku!“ Sun Guku hob abwehrend die Hände. „Hey, ich schwöre! Ich habe nichts gemacht! Diesmal ist es nicht meine Schuld!“ „Bist du sicher?“ „Lass gut sein, Shondra! Sie hat wirklich nichts gemacht!“, wandte Yugi ein, was Shondra verdutzt die Augenbraue heben ließ. „Ehrlich?“ Yugi kramte in seiner Hosentasche und zog die Zauberkarte Dimensionssprung hervor. „Wir sind mit Hilfe dieser Karte hierher gekommen. Du siehst also, Sun Guku ist vollkommen unschuldig.“ „Na schön… tut mir leid.“ Sun Guku grinste. „Kannst du das nochmal wiederholen?“ „Treib es nicht zu weit, mein Fräulein!“ Das Grinsen auf Sun Gukus Gesicht erstarb und machte einem Schmollmund Platz. Son Goku wandte sich indes an Yugi. „Und warum seid ihr hier? Urlaub?“ Kiara schnaubte. „Wohl kaum! Schon gar nicht mit dem da im Schlepptau!“, brummte sie und deutete über die Schulter hinweg auf Kaiba, der sie böse angrinste. „Ausnahmsweise sind wir mal einer Meinung!“ „Kann ich verstehen! Mit dem Kindergarten würde ich auch nicht verreisen wollen.“, fügte Vegeta hinzu. Kiara blies die Backen auf und stapfte auf Vegeta zu. „Pass mal auf, Freundchen! Der Kindergarten wird dir gleich…“ Shondra packte Kiara am Kragen und hielt sie fest. „Vampcar hatte gerade genug damit zu tun, dich wieder unter die Lebenden zu holen! Mach ihren Erfolg nicht zunichte, bloß weil du dich mit Vegeta anlegen musst.“ Kiara verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Wir sind kein Kindergarten.“, murmelte sie leise. Shondra lächelte. „Dafür ist er ein ungehobelter Klotz. Das gleicht die Sache wieder aus!“ „Und warum seid ihr nun hier?“, fragte Son Goku erneut. Kiara kratzte sich am Kopf. „Ihr könnt euch noch daran erinnern? An die Prinzessin und den Pharao in den Millenniumsgegenständen?“ Sun Guku nickte grinsend und deutete auf Yugis Puzzle. „Pharao.“ Ihr Finger wanderte zu Kiaras Gürtel. „Prinzessin.“ Kiara und Yugi warfen sich einen kurzen Blick zu. „Richtig! Tja und jetzt“ Kiara deutete auf Yugis Puzzle. „Prinzessin.“ Dann auf ihren Gürtel. „Pharao.“ Sun Gukus Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wie jetzt?“ „Wir sind einfach mal umgezogen.“, stellte Yami klar, was Kiara die Augen verdrehen ließ. „Sie kann dich nicht hören, du Scherzkeks!“ Yami grinste. „Einen Versuch ist es doch wert.“ „Wen kann ich nicht hören? Den Pharao?“ „Ganz genau.“ „Wer weiß, ob ich überhaupt hören will, was er sagt.“ Kiara grinste. „Endlich mal jemand, der mich versteht.“ „Hey, hey! Was soll das jetzt heißen?“, warf Yami ein. Kiaras Grinsen wurde breiter. „Also, wenn ich dir diese Frage tatsächlich beantworten muss, dann ist wohl doch jede Hoffnung verloren.“ „Willst du frech werden?“ „Bin ich doch schon.“ „Könntet ihr vielleicht mal aufhören?“, fauchte Yugi, was die beiden augenblicklich verstummen ließ. Yugi funkelte sie noch einen Moment an und wandte sich dann wieder an Son Goku. „Der Grund, warum wir hier sind, ist also, dass wir eine … ich sage mal Zauberpanne hatten und jetzt lebt der Pharao bei Kiara und die Prinzessin bei mir.“ „Warum tauscht ihr dann nicht einfach die Gegenstände?“ „Weil es nicht funktioniert. Sieh doch mal.“ Yugi nahm das Puzzle ab und versuchte, es Kiara über den Kopf zu streifen. Doch zu Son Gokus Überraschung schien das Puzzle plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln und wich Kiara nach allen möglichen Seiten aus. „Das ist allerdings … ein ungewöhnliches Phänomen.“ Selbst Shondra wirkte beeindruckt. „Wie ist das passiert?“ Eine Frage, auf die Yugi und Kiara gleichzeitig nur mit den Schultern zucken konnten. „Wir können dir höchstens sagen, was der Auslöser war.“ „Bin ganz Ohr.“ Shondra stemmte die Hände in die Hüften und blickte in den Himmel. „Obwohl … vielleicht sollten wir doch erst einmal einen Ort aufsuchen, der sicherer ist, als diese Fleckchen hier. Ich hab nämlich keine Ahnung, wie lange die Vampire sich zurückhalten können.“ Yugi begann bereits, sein Deck durchzustöbern, während Vegeta an ihnen vorbei auf Kaiba zuging. „Willst du dich mit diesem Kindergarten weiter abgeben?“, fragte der Saiyajin, während er nach Kaibas Arm griff. „Ich kann mir Angenehmeres vorstellen.“, knurrte er. Ein Zeichen für Vegeta, Kaibas Arm fest zu packen und sich in die Luft zu begeben. Kaiba verlor mit einem Schlag sämtliche Farbe aus seinem Gesicht. „Ich sagte Angenehmeres!“ „Was ist angenehmer, als selbstständig zu fliegen?“ „Die Tatsache, am Leben zu bleiben, vielleicht?“ „Ich hab den Freiflugschein, mach dir keine Platte!“ Und damit schoss er davon, einen blassen und keineswegs glücklich dreinsehenden Kaiba im Schlepptau. Shondra blickte ihm belustigt nach. „Na ob die danach noch beste Freunde sind, wird sich zeigen.“ „Hast du schon mal von einem Medaillon gehört, dass irgendwie in der Lage ist, zwei Seelen zu vertauschen?“, fragte Kiara und holte Shondra somit aus ihren Gedanken. „Ein Medaillon, das Seelen vertauscht?“ „Ganz richtig. Es ist so … wir waren im Museum und da wurde ein uraltes Medaillon ausgestellt – vermutlich älter als die Pharaonen. Genau konnte das keiner sagen. Jedenfalls wollten das zwei Bankräuber stehlen. Yugi und ich sind ihnen in die Quere gekommen und dabei wurde das Medaillon zerstört.“ Kiara blickte Yugi an. „Na ja und … nach ner Menge Rauch und Husterei haben wir dann plötzlich festgestellt, dass der Pharao und die Prinzessin ihr Zuhause gewechselt haben.“ Shondra blickte die Zwillinge mit großen Augen an. „Wie kommt dieses Medaillon zu euch?“ Kiara zuckte überrascht zusammen und warf erneut einen Blick auf Yugi, der ebenfalls verwirrt blinzelte. „Heißt das, du weißt, was das für ein Medaillon war?“, fragte Kiara nach, während Shondra sich nachdenklich über das Kinn strich. „Ein Medaillon, wie du es beschreibst, dürfte es in eurer Welt eigentlich gar nicht geben.“ „Warum?“, fragten Yugi und Kiara gleichzeitig. „Solche Medaillons gibt es nur bei uns. Ich frag mich, wie es zu euch gelangt ist.“ Kiara zuckte mit den Schultern. „Na ja … die Frage kann man sich ja später noch stellen. Aber auf jeden Fall dürfte schon mal klar sein, warum es keinem Forscher bisher gelungen ist, mehr über das Schmuckstück in Erfahrung zu bringen.“, bemerkte Yugi. Kiara nickte zustimmend. „Und es würde erklären, warum es in deinem Grab gefunden wurde, obwohl du damit niemals etwas zu tun hattest.“, fügte sie an Yami gewandt hinzu. „Es wurde im Grab eines unbekannten Pharaos gefunden.“, warf Yami ein. „Und du bist unbekannt!“, entgegnete sie, was Yami beleidigt die Arme vor der Brust verschränkten lies. Kiara verdrehte die Augen. „Jetzt spiel halt die beleidigte Leberwurst, aber du weißt ganz genau, dass ich Recht habe!“ „Ich spiel doch überhaupt nicht die beleidigte Leberwurst.“ „Stimmt! Deswegen guckst du auch gerade ganz grimmig in eine andere Richtung.“ „Ich kann ja wohl gucken, wohin ich will.“ „Hab ich euch beiden nicht gerade gesagt, dass ihr aufhören sollt zu streiten?“, knurrte Yugi verbissen und warf beiden einen finsteren Blick zu. Augenblicklich verstummten die beiden. „Sie hat doch angefangen.“, murmelte Yami leise, was ihm einen empörten Blick von Kiara einbrachte. „Pharao, Schluss jetzt! Noch ein Wort…“ Yugi ließ das Ende des Satzes im Raume stehen und hielt Kiara stattdessen eine Karte hin. „Ruf ihn auf und dann lass uns mit Shondra und den anderen von hier verschwinden.“ Kiara blickte auf das Bild. „Aber Yugi … den Geflügelten Drachen hab ich schon aufgerufen. Das wird nicht funktionieren.“ „Wird es, glaub mir! Das ist nämlich meine Karte, Kiara! Du hattest vorhin deine eigene aufgerufen.“ Kiara blickte bedröppelt gen Himmel und grinste. „Ah ja … na schön, das musst du mir verzeihen … das Alter, du weißt schon!“ Shondra wandte sich unterdessen an Son Goku. „Fliegen wir wieder zu Bulma?“ Ein Grinsen huschte über Son Gokus Gesicht. „Vegeta wird sich freuen.“ „Ich weiß! Deswegen frag ich ja. Außerdem ist es besser, wenn alle zusammen bleiben.“ Ihr Bruder nickte. Kiara hielt die Karte in die Höhe – und ging mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Knie. Bilder blitzten vor ihren Augen auf – Bilder, die sie mit Grauen erfüllten. Panik schnürte ihr die Kehle zu und ein gewaltiger Druck presste ihre Lungen zusammen, so dass sie kaum Luft bekam. Neben ihr rief Yugi unsicher, was los sei, doch der Druck wurde immer stärker, legte sich auch auf ihre Augen, wodurch sie nur noch verschwommen irgendetwas erkennen konnte. Ein höhnisches, kaltes Lachen erfüllte ihren Kopf, der kurz vorm Zerspringen war. Verzweifelt versuchte sie, ihre Lungen mit Luft zu füllen. Es blieb bei dem Versuch. Schwarze Punkte tanzten plötzlich vor ihren Augen, Schwindel überkam sie und als sie versuchte aufzustehen, taumelte sie so stark, dass sie sofort wieder stürzte. Neben ihr erschien Vampcar, die mit ihrer rechten Hand ihren Rücken stützte und mit der linken ihren Brustkorb. „Ganz ruhig atmen, Kiara! Nicht in Panik geraten. Panik macht alles nur noch schlimmer.“ Kiara zitterte, musste aber feststellen, dass Vampcars Berührungen sie tatsächlich ein wenig beruhigten. Krampfhaft versuchte sie, die Panik unter Kontrolle zu bekommen, sog gierig die Luft ein. „Ich sagte ruhig! Nicht verkrampfen und ganz ruhig. Mach die Augen zu.“ Kiara schüttelte den Kopf. Sie wusste genau, wenn sie jetzt die Augen schloss, dann würde sie wieder diese Bilder sehen. „Mach die Augen zu!“, wies Vampcar sie noch einmal an und diesmal gehorchte sie. Zu ihrer Überraschung musste sie feststellen, dass sie beinah sofort ein wenig ruhiger wurde. Vampcars beruhigende Stimme, die sanft auf sie einsprach, taten ihr übriges. Und schließlich fiel auch der Rest von Panik von ihr ab. Langsam ein- und ausatmend öffnete sie die Augen und blickte in das besorgte Gesicht ihres Bruders. „Alles in Ordnung?“, fragte er. Kiara dachte einen Moment nach und nickte dann. „Alles in Ordnung.“ „War das … eine Vision?“ Erschrocken zuckte sie zusammen und schüttelte den Kopf. „Nein … es war nur … eine Panikattacke, sonst nichts.“ Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie Vampcar zweifelnd die Augenbraue hob. Doch sie schwieg, wofür Kiara dankbar war. Yugi schien ihr ihre Ausrede jedoch nicht abzunehmen. „Bist du ganz sicher, dass das nur eine Panikattacke war?“ Bekräftigend nickte sie. „Ganz sicher, Yugi. Es geht mir schon viel besser.“ Zitternd stand sie auf um zu beweisen, dass alles wieder in Ordnung war. Yugi zweifelte immer noch, was sie ihm sofort ansehen konnte. Um ihn abzulenken, griff sie vorsichtig nach der Karte auf dem Boden und beschwor den Geflügelten Drachen und Hütter der Festung. „Warum … steigst du nicht schon mal auf. Ich komme gleich. Ich will … nur noch einmal durchatmen.“ „Ich warte wohl besser.“ Kiara rang nach Beherrschung. „Ich bin nicht sterbenskrank, Yugi! Und jetzt geh schon! Ich komme gleich.“ „Aber …“ „Wirst du jetzt wohl gehen?“, fauchte sie schärfer als beabsichtigt, was Yugi mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und steuerte den Drachen an. Unterdessen erschien der Pharao neben ihr, der sie mit funkelnden Augen anstarrte. Kiara kroch eine Gänsehaut über den Rücken, als er sie so betrachtete. „Was?“, knurrte sie. Doch er antwortete nicht. „Was ist los?“, fragte sie erneut und diesmal schroffer. Yamis Augenbrauen zogen sich zusammen. „Das weißt du ganz genau.“ Kiara blickte weg. „Nicht jetzt, Pharao! Das ist jetzt wirklich kein günstiger Zeitpunkt.“ „Warum hast du …“ „Ich sagte doch gerade nicht jetzt!“ „Du hattest es vorhin schon gesehen, hab ich Recht?“ „Sag mal kapierst du es denn nicht?“ „Doch das tu ich… keine Sorge!“, knurrte Yami, während er einen verstohlenen Blick auf Yugi warf. Als er sich sicher war, dass Yugi außer Hörweite war, wandte er sich wieder Kiara zu. „Ich hoffe nur, dass diese Vision von dir, Monakira und deinem Grabstein auch genau das bleibt – eine Vision!“, fauchte er leise und verschwand. Kiara stand stumm da und blickte auf die Stelle, an der der Pharao noch vor ein paar Sekunden gewesen war. Zitternd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper. „Das hoffe ich auch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)