Zweite Chance von ChaosAngel2 (LxLight) ================================================================================ Kapitel 6: Erinnerungen ----------------------- So, hier habt ihr das nächste Kapitel von „Zweite Chance“. Ich hoffe es gefällt euch, auch wenn’s etwas brutal ist... Kleine Bemerkung vorab: Hab zwar das, was Ryuzaki erzählt, als Flashback geschrieben, jedoch verrät Ryuzaki Light hier nicht seinen richtigen Namen! Viel Spaß beim Lesen. --------------------------------------------------------------------------------- „Ich werde es dir erzählen.“, sagte Ryuzaki. „Wovon ich träume, warum ich seit fast 8 Jahren nicht mehr lange geschlafen habe.“ Er sah Light nicht an, als er anfing. Genaugenommen hielt er seine Augen geschlossen. „Ich bin in einem Waisenhaus groß geworden. Meine Eltern waren gestorben, als ich noch sehr klein war und Watari hat mich unter seine Fittiche genommen. Es ging mir gar nicht mal so schlecht, hab damals schon bei den Ermittelungen erster Fälle geholfen. Aber als ich 14 war, kam Watari zu mir. Er sagte, ein Mann wolle mich adoptieren. Ich wollte nicht dort weg, das Waisenhaus war das einzige zuhause was ich kannte, aber...“, Ryuzaki stockte. „Später hat Watari mir gesagt, dass er Angst hatte, mir meine Kindheit kaputt zu machen, wenn er mich weiter Fälle lösen ließ.“ Er zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls hat dieser Mann mich abgeholt.“ Flashback Ein missmutiger Junge lief hinter einem etwa mittelalten Mann her. Er wollte nicht adoptiert werden, aber er hatte wohl keine andere Wahl. Der Mann sprach kaum mit ihm, zeigte ihm nur kurz sein neues Zuhause, ein Zimmer, in dem bisher außer einem Bett, einem Regal, einem Schreibtisch und einem Schrank nicht viel stand. „Ich hab gehört, du bist sehr intelligent. Nun, du wirst keine großen Schwierigkeiten haben, dich hier einzuleben, wenn es so ist. Du musst nur ein braver Junge sein, dann ist alles in Ordnung. Solltest du das allerdings nicht sein... Nun ja, sagen wir es so, deine Zeit hier wird dann nicht gerade angenehm für dich werden.“ Der Junge schluckte. Dann fragte er leise: „Kann ich vielleicht etwas Süßes haben?“ Doch der Mann verneinte. „Es gibt in einer Stunde Abendessen. Danach kannst du eine Kleinigkeit haben, wenn du aufgegessen hast. Solange kannst du ja deine Sachen einräumen.“ Der Junge traute sich nicht zu widersprechen. Der Mann machte ihm irgendwie Angst. Brav räumte er seine wenigen Sachen in den Schrank und setzte sich dann an den Schreibtisch, bis er zum Essen gerufen wurde. Es gab Rosenkohl. Der Junge hasste Rosenkohl. Doch als er das harte Gesicht seines Adoptivvaters sah, nahm er einen Löffel und schob sich das Gemüse in den Mund. Dann allerdings verzog er das Gesicht. „Was ist? Schmeckt dir etwa mein Essen nicht?!“, fragte der Mann laut. Der Junge senkte den Kopf. „Ich mag Rosenkohl nicht so gerne.“, gab er zu. „Wenn du das nicht essen kannst, ohne so das Gesicht zu verziehen, geh auf dein Zimmer. Und wag es nicht, heute noch mal nach etwas zu essen zu fragen, Lawliet!“ „Ja, Mr. Yato...“ Lawliet stand auf und verließ das Zimmer. Yato machte ihm Angst. Doch bereits eine Stunde später fing sein Magen an zu knurren. ‚Wenn ich jetzt nur etwas Süßes hätte...’, dachte Lawliet. Nach zwei weiteren Stunden wurde das Gefühl in seinem Bauch unerträglich. Er beschloss, in die Küche zu gehen, um sich noch etwas zu essen zu holen. Im Waisenhaus hatte er jederzeit sich aus der Küche noch etwas holen können. In der Küche angekommen, sah er als erstes in den Kühlschrank. Da stand ja eine Schüssel mit Pudding drin! Lawliet musste lächeln, als er die süße Creme sah, das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Aber er wusste, er konnte sich nur ein kleines bisschen davon nehmen, sonst wäre sein neuer Vater sicherlich sauer auf ihn. Also machte er sich auf die Suche nach einer kleinen Schüssel. Schließlich fand er das Geschirr, jedoch war es ziemlich weit oben im Schrank. Er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um daran zu kommen. „Lawliet!“, rief plötzlich eine wütende Stimme hinter ihm. Der Junge erschrak und ließ das Schüsselchen fallen, das auf den Boden fiel und zerbrach. Ängstlich drehte er sich um, Yato noch am Ende des Raums vermutend, doch dieser war schon herangeeilt und verpasste ihm in dem Moment, als er sich umdrehte, die erst Ohrfeige seines Lebens, die noch dazu so heftig war, dass er stürzte. Schockiert hielt er sich die schmerzende Wange, konnte nichts mehr sagen, verstand auch nicht, was der Mann vor ihm als nächstes sagte. „Heb das auf!“ Lawliet rührte sich nicht. Er konnte nicht. „Ich hab dir gesagt, du sollst das aufheben!“ Als immer noch keine Reaktion von dem Jungen kam, packte ihn der Mann am Kragen. „So, du willst also jetzt schon nicht mehr gehorchen? Was hast du eigentlich an dem Schrank gewollt? Wolltest du etwa Pudding stehlen?“ Lawliet antwortete nicht. Noch mehr Angst verspürend als vorher, sah er den Mann, der ihn geschlagen hatte, nur aus großen Augen an. „Nun, du wirst schon sehen, was du davon hast. Komm mit!“ Lawliet wurde in sein Zimmer geschleppt, dort auf das Bett gestoßen. Dann hörte er etwas, was er nicht kannte und dann gab es ein lautes Klatschen auf seinem Rücken. Das tat weh! Er schrie auf. „Mal sehen, was haben wir denn für heute?“, fragte sein Adoptivvater. „Versuchter Diebstahl, Sachbeschädigung und Ungehorsam. Also nichts, was sich nicht durch eine gute Tracht Prügel lösen ließe.“ Und so folgte auf die erste Ohrfeige seines Lebens die erste Tracht Prügel mit einem Gürtel. Am nächsten Tag dachte Lawliet, er könnte nicht aufstehen. Sein Rücken wie auch sein Hintern taten weh, sobald er sich bewegte. In der letzten Nacht hatte er sich in den Schlaf geweint. Doch als er die Stimme Yatos hörte, der ihn in die Küche rief, wagte er nicht, in seinem Bett zu bleiben. Zitternd stand er auf. Yato sah ihn nicht an, als er in die Küche kam, sondern deutete nur auf den Scherbenhaufen, der noch immer vor dem Schrank lag. „Heb das auf.“ Lawliet schluckte, „ Ja, Mr...“ „Und sag gefälligst Vater zu mir!“ „Ja, ... Vater...“ Dann ging der Junge in die Hocke und hob zitternd die Scherben auf. Als er sich in die Hand schnitt, verharrte er einen Moment in der Stellung, ohne weiter zu machen. „Kannst du das nicht schneller? Brauchst du etwa schon wieder die nächste Tracht Prügel?! Ich hab dir gesagt, du sollst das aufheben und nicht dabei herumtrödeln!“ Lawliet gab sich Mühe, aber aufgrund seiner zitternden Hände fielen die Scherben immer wieder aus seiner Hand. Schließlich wurde er von hinten gepackt und nach oben gezogen. „Du glaubst wohl, du kannst mich verarschen?!“ Flashback Ende „Er hat mich wieder verprügelt. Wieder und wieder. Zwei Wochen lang hat er mir jeden Tag die Scherben vor die Füße geworfen und sie mich einsammeln lassen, nie war ich ihm schnell genug.“ Light legte einen Arm um Ryuzaki. „Du konntest nichts dafür.“, sagte er leise. „Und du konntest dich nicht wehren.“ Ryuzaki sah ihm ins Gesicht. Tränen liefen ihm über die Wangen. „Ich... ich wusste nicht mehr, was gut oder schlecht war. Er hat... Ich konnte tun, was ich wollte, ich konnte es ihm nicht recht machen...“ Dann schluckte er und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Als ich die Scherben auf dem Boden gesehen hab, gestern, meine ich... Ich musste sie aufheben.“ Light nickte. „Das kann ich verstehen. Wie... Wie bist du wieder zurück zu Watari gekommen?“ Ryuzaki zögerte mit der Antwort, auch, weil er Light noch nicht alles erzählt hatte und diesen Teil auch lieber verschweigen wollte. „Ich bin weggelaufen.“, sagte er schließlich. Wieder nickte Light. Eine Weile saßen sie schweigend da. Dann fragte Ryuzaki leise: „Hältst du mich jetzt für einen Freak? Ich meine, ich bin jetzt 24. Die ganze Sache ist immerhin schon 10 Jahre her.“ Erschrocken sah Light ihn an. „Wie kommst du denn darauf? Jeder hätte Alpträume nach so etwas!“ Ryuzaki schluckte wieder. „Aber es ist nicht gerade normal, nachts zu heulen wie ein Schoßhund. Und,... na ja... als du... Ich hab mich das erste Mal sicher gefühlt, weißt du?“ In Light rumorte es. Was meinte Ryuzaki damit? Meinte er etwa? Oder... Nein, sicher war er nur dankbar, dass ihn jemand geweckt und getröstet hatte, es war egal, dass er es gewesen war, es hätte auch jeder andere gewesen sein können. Himmel, was dachte er denn da? Ryuzaki war doch mit Sicherheit nicht so abnormal wie... Er selbst. Light war es immer mehr klar geworden, dass er gegen seine Gefühle nichts tun konnte. Dennoch durfte er nicht von sich auf andere schließen. Schließlich fragte er ganz direkt: „Wie meinst du das?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)