Todeskuss von chibi-kisara ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das Zimmer war verdunkelt, die schweren Samtvorhänge waren zugezogen. Eingerichtet war das Zimmer prunkvoll im Barockstil. Man sah, dass der Eigentümer reich war und Geschmack hatte. Doch in fahlen Licht konnte man die Ausstattung kaum erkennen, da nur einige Kerzen den Raum ausleuchteten. Sie lag auf dem Bett, hatte die Augen geschlossen und tat so als würde sie schlafen. Ihre langen, braunen Haare, in denen man im schwachen Licht rote und blonde Strähnen erkennen konnte, lag ausgebreitet auf dem Kissen. Das dunkelrote, schwere Kleid, das sie anhatte, hatte er ihr geschenkt, wie auch den Schmuck, die Juwelen. Alles was sie sich nur wünschte schenkte er ihr. Aber sie liebte ihn nicht deswegen, das hatte ganz andere Gründe. Sie liebte das Unbeschreibliche, das Unbegreifliche, das Unerklärliche an ihm. In diesem Moment wusste sie, dass er da war, spürte seine Anwesenheit, die Kälte, die von ihm ausging. Er stand in der Tür, betrachtete jeden Zentimeter ihres Körpers, beobachtete wie ihre Brust sich hob und senkte, hörte das Blut in ihren Adern rauschen, spürte die Wärme, die von ihm ausging. Sein Blick glitt über ihr perfekt geschminktes Gesicht, über ihre aprikotfarbene, seidige, fast durchsichtige Haut, über ihre Lider, die leicht zuckten, über ihre roten Lippen, an ihrem Hals hinunter. Sie ahnte was in ihm vorging, konnte seine Unruhe, seine fast schon übermäßige Beherrschung spüren. Fast war sie für sie greifbar. Er roch ihr Blut, ihr köstlich warmes Blut, malte sich immer wieder aus, wie er sie töten würde... Sie wusste, sie würde sterben. Sie wusste es seit dem Augenblick, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, als er sie zum ersten Mal so magisch angezogen hatte. Doch es machte ihr nichts aus. Sie wollte sterben. Fast sehnte sie den Moment herbei, wenn er sie töten würde. Auch, wenn sie sich unter dem abstrakten Begriff “Tod“ nicht viel vorstellen konnte. Sie konnte sich nicht vorstellen, was sich hinter diesem Begriff alles verbarg, welches Leid, welcher Schmerz, welche Erlösung. Sie hatte ihn nicht kommen hören, trotzdem war er plötzlich an ihrem Bett, legte sich neben sie. Langsam öffnete sie die Augen, sah ihn an. Seine schwarze Augen, die schwarzen Haare, die weiße Haut, seine geschmeidigen Bewegungen - seine überirdische Schönheit. Vorsichtig strich er über ihre zart rosa Wange, spürte, wie sie unter den Berührungen seiner kalten Hand leicht erzitterte. Er liebte es, wenn ihre blauen Augen glänzten, liebte es, wie sie rot wurde, wenn er ihr Komplimente machte. Er liebte das Leben in ihr. Und trotzdem würde er es zerstören... Sanft, fast zärtlich legte er seine Finger an ihren Hals, spürte die Wärme, die von ihr, von ihrem Blut ausging. Sie lag ganz ruhig da, hatte die Augen wieder geschlossen. Er legte leicht seine Lippen an ihren Hals, sog begierig ihren Duft ein. Sie lag vollkommen ruhig, wartete nur darauf, dass er sie tötete. Doch zuvor zog er sich noch einmal zur Tür zurück, beobachtete sie wieder. Er wusste, dass er sich nicht mehr lange zurückhalten konnte. Es war sowieso ein Wunder, dass er es so lange ausgehalten hatte. Der Geruch ihres Blutes machte ihn zunehmend rasend. Für einen Moment schloss er die Augen, versuchte nicht an sie zu denken, nicht ihren herrlichen Duft einzuatmen. Diesen Duft, indem sich so viel verschiedenes mischte, der für ihn Leben bedeutete. Als er die Augen wieder öffnete, starrte er direkt in ihre blauen Augen. Sie waren von einem Hellen Blau, das dem des Himmels sehr ähnlich war und manchmal einen eisigen Glanz besaß. Sie hatte sich ihm zugewandt und sah ihn fragend an. Er lächelte und ging zu ihr. Wieder legte er sich neben sie. Vorsichtig nahm er sie in seine Arme, drückte sie fest an sich, so dass sie sich kaum bewegen konnte. Er lauschte noch einmal kurz ihrem Atem, dann versenkte er seine Zähne in ihrer Halsschlagader, trank ihr warmes Blut. Es schmeckte wundervoll, es war fast noch besser als dessen Geruch. Sie spürte, wie sie immer schwächer wurde, wie er das Blut aus ihrem Körper sog. Kurz bevor er alles Blut aus ihrem Körper gesogen hatte, hörte er auf. Er wusste, dass sie sterben würde, Dafür, dass sie weiterleben konnte, hatte er zuviel ihres Blutes getrunken, schnell ritzte er sich die Pulsader auf und ließ einige tropfen seines Blutes in ihren Mund fließen. Schwach schluckte sie sein Blut, wollte noch etwas sagen, war aber zu schwach dazu, und schlief kurz darauf ein. Er hielt sie immer noch im Arm, spürte wie Krämpfe ihren Körper durchliefen, sah wie sie sich auch äußerlich veränderte, wie ihre Haut weiß wurde und sie diesen seltsamen, unerklärlichen Glanz bekam. Er hatte noch nie zuvor einem Menschen ein neues Leben gegeben. Er konnte sich ja kaum noch an seine eigene “Geburt“ erinnern. Zufrieden seufzte er, als die Krämpfe in ihrem Körper aufgehört hatten. In gewisser Weise war er stolz auf sich, auf sein Werk, seine “Tochter“. Als sie wieder aufwachte, ihn sah, wusste sie zuerst nicht, was geschehen war, dann, als ihre Erinnerungen allmählich wieder zurückkamen, starrte sie ihn wortlos an. Tränen traten ihr in die Augen. Sie legte ihre Hand auf seine Wange, bemerkte erst jetzt, dass ihre Haut ebenso weiß war wie seine. Im gleichen Moment zerbrach etwas in ihr. Diese Erkenntnis war für sie im ersten Moment nicht zu begreifen. Sie verstand nur, dass sie nicht tot war, dass sie nie sterben würde. Und sie würde wieder alleine sein, diesmal für alle Ewigkeit. Erschrocken sah sie ihn an. „ Wieso hast du das getan?“, fragte sie. „Weil ich dich liebe.“, antwortete er. Sanft zog er sie näher zu sich, küsste sie. Nach kurzem Zögern erwiderte sie seine Küsse. Dann hörte er plötzlich auf, sah ihr in die Augen. „Lass uns Jagen gehen!“, flüsterte er. Sie nickte, lächelte. Und im schwachen Kerzenlicht blitzten kurz ihre spitzen Eckzähne auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)