Am Rande der Nacht von C-Bird ================================================================================ Kapitel 3: Wahrheit ------------------- Autor: C-Bird (the-court@onlinehome.de) [Ausarbeitung/ Story], Susi T. (Story) Kapitel: 4/? Summary: Tatsachen.. Disclaimer: Der Name Georgiana Darcy gehört Jane Austen, dasselbe gilt für (Fitz)William Darcy. Die übrigen Charaktere gehören mir und sind frei erfunden und ich verdiene selbstverständlich kein Geld damit. Kommentar: So, nun vollständig. Ich werde mich bemühen in der nächsten Woche noch das nächste Kapitel hochzuladen. Vielen Dank für eure treuen Kommentare! Vorsicht: Kitschkapitel! _____________________________________________________________________________ Es lässt sich festhalten, dass sich Herren von gutem Aussehen in verschiedene Lager unterteilen lassen, einige sollen im Folgenden genannt werden: Zunächst sind dort jene, welche sich ihrer Attraktivität und der damit einhergehenden Wirkung auf ihr Umfeld nicht bewusst sind. Die Reaktionen anderer scheinen sie eher zu verwirren, statt ihr Selbstbewusstsein zu stärken, ähnlich ergeht es ihnen mit Komplimenten, die sie nicht selten für falsch halten. Neben jenen von geringem Selbstbewusstsein gibt es noch solche, die sehr wohl um ihr gutes Aussehen wissen, sich jedoch nicht darum scheren, da ihnen andere Werte und Tugenden weit wichtiger erscheinen als diese wohlwollende Laune der Natur. Und dann gibt es noch diejenigen, welche sich ihrer Erscheinung nur allzu gut bewusst sind und sie mit Stolz und mitunter Hochmut ertragen. Zudem vermögen sie diese Gabe zu ihrem Vorteil zu benutzen, um – möglichst unter geringem Aufwand – all das zu bekommen, wonach ihnen der Sinn steht. Zu letzteren gehört wohl Master Heargraves. Ich bezweifle nicht, dass er bei öffentlichen Anlässen stets von einer Traube schwärmender junger Frauen und bewundernder Herren umgeben ist, die er mitunter nicht besonders höflich zurückweist. Und doch sind es nur Väter und Ehemänner, bei denen er in Verruf steht, weil Frauen und Töchter ihm allzu begehrliche Blicke zuwerfen. Da sind Gerüchte über „häufig wechselnde Bekanntschaften“, die er nicht einmal zu zerstreuen versucht, so lange sie dazu ihnen ihn interessanter zu machen, begehrenswerter und so lange sie in all seinen Beobachtern die Hoffnung wachrufen, dass er auch einmal ihnen gehören könnte. Und weil er zu jener Gruppe gehört, verspätet er sich mit einer Selbstverständlichkeit, als habe er es kaum nötig feste Termine und Absprachen einzuhalten, als habe Gott und die Welt sich nach ihm zu richten. Er entschuldigt sich nicht einmal, bevor er William die Hand gibt, die Lippen zu einem süffisanten Schmunzeln geformt, dem Blick meines Bruders arrogant und herausfordernd begegnend. Er spielt den flegelhaften Sohn aus gutem Hause, dem eine rosige Zukunft bevorsteht, da ihm niemand sein Erbe streitig machen wird und William niemals seinen Ruf aufs Spiel setzen würde, indem er den Heargraves-Erben unhöflich behandelt. Umso mehr jedoch reizt es mich herauszufinden, ob sich hinter der selbstverliebten Fassade noch etwas anderes verbirgt.. „Mein Bruder wird Euch herumführen, während der Tee aufgetragen wird. Ich brauche ihn Euch wohl nicht mehr vorzustellen.“ Williams Stimme klingt kühl und reserviert, denn wenn er etwas nicht ausstehen kann, so ist es das Unvermögen zur Pünktlichkeit – vor allem dann, wenn es mit solcher Arroganz einhergeht. Master Heargraves scheint dies entweder nicht zu bemerken oder beflissentlich zu ignorieren, denn sein Ausdruck ist nicht weniger selbstbewusst, wenn nicht sogar durchaus zufriedener, als er sich mir zuwendet und meinem Blick begegnet. Augenblicklich durchfährt mich ein Schaudern. Es ist schwer ihm lediglich höflich lächelnd zuzunicken, statt wie ein Narr in ein stupides Grinsen zu verfallen oder verschämt den Blick abzuwenden, zumal seine dunklen braunen Augen ebenso unergründlich scheinen, wie bei unseren bisherigen Begegnungen. Viel würde ich geben, um herauszufinden, was genau hinter ihnen vorgeht. Ich bitte ihn, mir in die Galerie zu folgen, die mir plötzlich schäbig und klein vorkommt, wenn ich an das Heargraves-Stadthaus denke, obwohl unser Besitz mir bisher immer üppig erschien.. Ihn jedoch scheint dies kaum zu interessieren. Mit dem Betreten der Galerie ist seine Überheblichkeit von ihm abgefallen, er wirkt nachdenklich und immer wenn ich es wage ihn anzusehen, scheint sein Blick in weiter Ferne zu ruhen – zu meiner Schande muss ich jedoch gestehen, dass letzteres nicht allzu häufig vorkommt. Zu klar ist noch die Erinnerung an meinen Traum, zu intensiv das Verlangen ihn real werden zu lassen. Also fixiere ich bei jedem Kunstwerk einen ungefährlichen Punkt, erschrecke fast, wenn er es eher gelangweilt mit Attributen wie „beeindruckend“ oder „großartig“ versieht. Schließlich gelangen wir zu den auf Säulen stehenden Büsten meiner Eltern, die das Ende der Galerie anzeigen. Fast entschuldigend begegne ich den Blicken ihrer gipsernen Augenpaare, die mich sanftmütig betrachten. Im Gegensatz zu den anderen Werken verliere ich kein Wort über sie, müsste es doch genügen de vergoldeten Messingschildchen zu lesen, welche an den Säulen heften: Clair Luise Darcy, 12.03.1736 – 24.01.1778 Ian Fitzgerald Darcy, 15.02.1732 – 24.11.1777 Es ist nicht notwendig etwas zu sagen, da die Geschehnisse an jenen Tagen vor nun etwas mehr als fünf Jahren ohnehin jedem bekannt sind. Wortlos setze ich meinen Weg fort, erleichtert die Führung beinahe hinter mich gebracht zu haben und nicht länger mit ihm allein sein zu müssen… „Kürzlich bin ich jemandem begegnet.“ Sagt er unvermittelt und gleichzeitig verstummen seine Schritte, die bis eben dicht hinter mir waren. Verwirrt halte ich inne und drehe mich zu ihm herum. Wovon spricht er? „Es war genau wie ich es Euch an jenem Abend beschrieben habe.. Was ich auch tue, diese Person will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.“ Wieder scheinen seine Gedanken an einem weit entfernten Ort zu weilen, als entsinne er sich etwas ganz besonders wichtigem, während seine Lippen ein schmerzhaft liebevolles Lächeln formen. Warum erzählt er mir etwas derartiges ? Wieso mir und weshalb jetzt, wo er doch derjenige ist, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht ? „Trug diese Person an besagtem Abend zufällig ein rotes Kleid ?“ So sehr ich mich auch bemühe, es will mir einfach nicht gelingen, das Zittern meiner Stimme niederzukämpfen und so hoffe ich, dass er es für ein Zeichen unterdrückter Wut darüber hält, dass er meiner Schwester jemand anderes vorzieht. Zuerst ist dort Verwirrung auf seinem Gesicht, seine Augen suchen Antworten auf unausgesprochene Fragen, dann nimmt er mit einem Mal meinen Blick gefangen und plötzlich kehrt das Lächeln auf seine Züge zurück. Ohne meinen Blick freizugeben, kommt er einen Schritt auf mich zu. „Nun es sollte mich doch sehr wundern, würde dies zutreffen, denn zumindest bei jenen Gelegenheiten, bei welchen ich dieser Person bisher begegnete, trug sie nichts dergleichen. Möglicherweise ist es mir aber auch bloß nicht aufgefallen, weil ich zu sehr von dem Blau seiner Augen abgelenkt war.“ Mein eigener Pulsschlag dröhnt mir in den Ohren, selbst meine Atemzüge erscheinen mir unnatürlich laut und schwer, doch ich kann nichts tun, bin wie gelähmt, gebannt von dem Klang seiner Stimme. „Wisst Ihr, es ist beinahe unmöglich den Blick von diesen Augen abzuwenden und immer aufs neue verschlägt es einem den Atem. Immerzu muss ich sie ansehen und mich fragen, ob ihr Träger sich bewusst ist, wie viele seiner Gefühle sie offenbaren.“ Er nähert sich weiter, langsam, unaufhörlich, bis er so dicht vor mir stehen bleibt , dass ich seinen Duft wahrnehmen kann. Mein Puls schnellt in die Höhe. „Immer muss ich ihn ansehen und bin aufs Neue fasziniert..“ Seine Stimme senkt sich zu einem tiefen rauen Flüsterton. „Dann will ich sein Haar berühren..“ Hilflos sehe ich zu, wie er mein Haar zurückstreicht. „...und viel wichtiger: seine Lippen..“ Finger wanderten meinen Unterkiefer entlang, heben sanft doch bestimmt mein Kinn an, sein Daumen fährt behutsam über meine leicht geöffneten Lippen... Ich bin wehrlos, wie in Trance, als er sich langsam zu mir herab beugt, Zentimeter um Zentimeter überwindet und jegliche Zweifel verschwinden lässt. Schließlich fasst er nach meiner Hand, verschränkt die Finger mit den Seinen und noch immer bin ich verloren in seinen Worten. Meine Lippen formen lautlos ein Wort, so still, dass ich selbst im nächsten Moment seine Bedeutung vergesse. Ist es sein Name gewesen ? Ja. Ja, ich glaube schon. Alexander... Unsere Hände lösen sich voneinander, suchen sich ein neues Ziel und während seine auf meiner Taille zur Ruhe kommen, lege ich die Meinen auf seine Schultern. Als sich schließlich unsere Lippen treffen, einander – zunächst vorsichtig, dann von Neugier und Leidenschaft beflügelt – liebkosen, scheinen Traum und Wirklichkeit miteinander zu verschmelzen. Meine Lider fallen zu. meine Hände umschließen die kräftigen Schultern und spüren die Wärme seines Köpers unter dem Stoff seines Anzugs. Ich wünsche, es würde kein Ende finden... Doch es kommt. Er ist es, der spürbar widerwillig den Kuss löst und seine Stirn an die Meine lehnt, so dass kaum etwas von der Intimität verloren geht. Wir hüllen uns in ein angenehmes Schweigen, ein Gefühl von Geborgenheit. Ich weiß nicht wie lange wir so dort gestanden haben, als er sich verspannt und kaum hörbar die Stimme erhebt. „Man erwartet uns..“ Langsam öffne ich die Augen, sehe ihn mit sich ringen und schließlich entschuldigend lächeln. Mir bleibt nichts übrig, als einsichtig zu nicken, insofern ich nicht möchte, dass William allzu bald nach unserem Verbleib sieht – und Georgiana... Der Gedanke an meine Schwester verschwimmt, als er mich noch einmal küsst, nur flüchtig, doch nicht weniger zärtlich als zuvor. Ohne ein weiteres Wort ,machen wir uns auf den Weg zum Teesalon und den ganzen Weg dorthin, hält er meine Hand umfasst. *** „Wie geht es Eurem Vater, Master Heargraves ?“ Seit wir uns im Salon eingefunden haben, ist William sichtlich darum bemüht, ein Gespräch mit jenem Mann in Gang zu bringen, welchen er in nicht allzu ferner Zukunft seinen Schwager zu nennen hofft, ohne sich anmerken zu lassen, wie empört er über das unhöfliche Auftreten seines Gegenübers ist. Dies und die schwindende Sympathie gelingt ihm jedoch kaum noch diplomatisch zu überspielen. „Er lässt Euch grüßen, falls Ihr das meint.“ Alexander blickt nicht einmal auf, fährt sich nachdenklich über das Kinn und ignoriert beflissentlich, wie William sich verspannt und mit seiner Wut kämpft. „Nun eigentlich, interessierte mich viel mehr seine Gesundheit, doch offensichtlich habt Ihr andere Prioritäten als ich.“ William räuspert sich. „Dies überrascht mich nicht sonderlich. Ich hoffe doch, dass Euch die Führung nicht allzu enttäuscht hat? Schließlich seid Ihr Imposanteres gewöhnt als unseren eher bescheidenen Besitz.“ Offensichtlich ist er es leid, besonders höflich zu sein und ist nun dazu übergegangen unserem Gast zu verstehen zu geben, dass er seine Anwesenheit allein seinem Vater zu verdanken hat. Endlich hebt Alexander den Kopf, um dem Blick meines Bruders zu begegnen, die Brauen interessiert gehoben und nicht einmal gekränkt von dem Hohn in Williams Stimme. Ganz im Gegenteil scheint ihn irgendetwas zu amüsieren. William muss zweifellos denken, dass es unser Besitz ist oder etwas ähnlich Materialistisches ... „Oh nein, Mr Darcy, Ihr ahnt gar nicht, wie sehr ich die Führung genossen habe. Ich war...“ Seine Lippen formen ein provozierendes, lauerndes Lächeln, welches mich errötend den Blick senken und meine Tasse anstarren lässt. Das letzte Wort scheint er sich auf der Zunge zergehen zu lassen. „...beeindruckt.“ Williams auf dem Tisch ruhende Hände ballen sich zu Fäusten, weiß treten die Knöchel unter seiner Haut hervor. Warum tut er das ? Als ich für einen Moment wage aufzusehen, begegne ich Alexanders Blick, nur einen Herzschlag lang, dann schauen wir gleichzeitig weg. Er ist Georgiana versprochen, ermahne ich mich scharf und presse die Lippen aufeinander. Wieso tut er das ? Wieso nur tut er alles, um in die Missgunst meines Bruders zu fallen ? Welchen Vorteil verspricht er sich davon ? „Miss Georgiana ?“ Der Klang seiner Stimme reißt mich unsanft aus meinen Gedanken, lässt mich ein weiteres Mal den Blick heben. Meine Schwester hat den Blick gehoben, schaut fragend zu ihrem Verlobten, der bereits im Begriff ist, sich zu erheben. „Auf ein Wort.“ Sie nickt, bevor sie sich ebenfalls erhebt und wenig später verlassen sie distanziert gemeinsam den Raum. Weder hat er ihr seinen Arm angeboten noch sonst eine Geste der Zuneigung gezeigt, im Gegenteil sogar die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Was hat er vor? *** Einige Zeit später lehne ich in meinem Zimmer am Fensterrahmen und beobachte, wie Alexander, ohne einen Blick zurück zu werfen, in die bereitstehende Kutsche steigt. „Er war also ‚beeindruckt’ ?“ Ich zucke unter Roux Stimme erschrocken zusammen und tue so, als habe ich nur die Vorhänge zurechtrücken wollen. Dieser Franzose weiß eindeutig zu viel. Gibt es noch eine Stelle an der er seine Ohren nicht hat? „Vielleicht ist er sehr an Kunst interessiert.“ Gebe ich zurück, wobei ich es noch immer vermeide mich zu ihm umzudrehen. Natürlich könnte ich ebenso gut behaupten, dass mir soeben der heilige Geist erschienen sei – es wäre ebenso überzeugend. „Das besweifle isch nischt, Angélique. Verrätst dü mir an welscher ?“ Ich stoße ein lautloses Seufzen aus, dann drehe ich mich zu ihm herum, um mich zu vergewissern, ob er die Tür hinter sich geschlossen hat. Schließlich beginne ich zum Abbau meiner zunehmenden Unruhe auf- und abzugehen, erzähle ihm dabei mit möglichst wenigen Ausschmückungen von den Geschehnissen in der Galerie, bis Roux die Geduld verliert und mich am Ende meiner Erzählung anfährt, ich möge doch endlich stehen bleiben. Letzten Endes finde ich mich wieder am Fenster lehnend wieder, die Arme verschränkt und diesmal meinem Freund zugewandt, welcher sich auf einen der Sessel niedergelassen hat. „Was denkst du ?“, frage ich nach einer Weile. „Mir scheint, das er nischt nür an Künst interesiert ist, sondern auserdem noch die ein oder andere Künst be’erscht.“ Säuselt er nur, mit sich und der Situation an sich vollkommen zufrieden und zupft grinsend an seinem Schnurrbart. „Das war nicht, was ich wissen wollte.“ Fahre ich ihn unwirsch an, ohne einen besonderen Eindruck zu hinterlassen. „Denkst du, er meint es ernst?“ „Isch denke, das er morgen wa’rscheinlisch Will einen Antrag machen wird.“ Schwungvoll, wie es nur ihm eigen ist, erhebt er sich aus dem Sessel und klatscht in die Hände. „Sei ein wenig... wie sagt man?“ Er durchsucht seinen englischen Wortschatz nach einem passenden Wort. „Sei ein wenig optimistischer. Comme moi.“ Sagt er schließlich grinsend und deutet mit beiden Händen auf seine Brust, was mich unweigerlich ebenfalls lächeln lässt. „Und du solltest darauf Acht geben in vielleischt nischt gerade in Williams Anwesen’eit Alexander su nennen.“ Na, da könnte er in der Tat recht haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)