Das Vermächtnis des Pharao von Pijara ================================================================================ Kapitel 2: Begegnungen ---------------------- „Ich verstehe nicht, dass du Marik damals auch nur in Betracht gezogen hast, Kiara.“ Kiara verdrehte die Augen. „Kannst du jetzt endlich mal aufhören? Ich hab keine Lust mehr, mit dir ständig dieses Thema durchzukauen.“ „Ich schon!“ Seto verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich an das Gelände hinter ihm und musterte Kiara eindringlich. Selbst er musste zugeben, dass aus Kiara ein wunderschönes Mädchen geworden war. Ihr glattes, herzförmiges Gesicht, die strahlenden lila Augen, das lange rabenschwarze Haar mit den violetten Strähnen und dem blonden Pony, gekrönt mit einer makellosen Figur. An diesem Tag trug sie einen kurzen weißen Rock, ein weißes schulterfreies Oberteil, hellblaue Stiefel und ihre Haare zu zwei lockeren Zöpfen zusammengebunden. Eine silberne Kette mit einem Abbild des Millenniumspuzzles baumelte um ihren Hals und blitzte in der Sonne. „Wenn ich dieses Thema nicht mehr mit dir durchkauen soll, wäre es vielleicht besser, wenn du aufhören würdest, dir andauernd Gedanken darüber zu machen?“ „Tu ich doch gar nicht!“ „Ach wirklich? Und warum warst du letzte Nacht wieder auf den Klippen hinter dem Gelände? Wenn du mir jetzt erzählen willst, dass du dir dort nicht schon wieder Gedanken über dich und Marik gemacht hast, leg ich dich übers Knie.“ Kiara blickte traurig zur Seite und schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Es ging nicht um Marik und mich.“ Seto bemerkte sofort, dass er das falsche Thema angesprochen hatte. Sie waren also wieder bei Atem angelangt. „Kiara, ...“ Kiara schüttelte den Kopf und Seto verstummte sofort. Stattdessen gesellte sie sich neben ihn und lehnte sich ebenfalls ans Gelände. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. „Manchmal gibt es noch immer Tage, an denen ich ... ach was, vergiss es!“ Seto schloss die Augen, stieß einen tiefen Seufzer aus und klopfte ihr auf die Schulter. „Das vergeht, Kiara, das vergeht.“ Kiara blickte ihn an. „Meinst du? Ich hab eher das Gefühl, dass es immer schlimmer wird.“ „Hast du denn mit Yugi darüber schon gesprochen?“ Kiara schnaubte. „Was soll Yugi denn schon machen, außer mit zuhören? Er kann Atem schlecht herzaubern, oder?“ „Da wäre ich allerdings anderer Meinung...“, bemerkte er überrascht und blickte auf zwei Personen, die knapp fünfzig Meter von ihnen entfernt standen und zu ihnen hinüber blickten. Kiara folgte seinem Blick und schnappte nach Luft. „Ja, die Vertrautheit zwischen den beiden kann man sogar auf fünfzig Metern Entfernung erkennen.“, knurrte Atem und Yugi musste grinsen. Der Pharao raste vor Eifersucht. „Atem, ich kann dir aufrichtig versichern, Kiara und Kaiba sind nur Freunde. Mehr würde sie für Seto auch niemals empfinden können. Ich glaube, das kann sie für niemanden außer für dich.“ „Was macht dich da so sicher?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht die Tatsache, dass nicht einmal Marik in der Lage war, sie zu halten?“ Atem räusperte sich. „Marik?“ „Hey, komm schon! Marik ist wirklich nicht so übel, aber ... was soll ich sagen ... statt Kiara zu trösten, war er erpicht darauf, die Welt zu entdecken, während sie in der Duellakademie festsaß. Außerdem ...“ Yugi blickte ihm fest in die Augen. „Außerdem gehört sie immer noch dir.“ Atem wurde rot. „Yugi, ich ...“ „Oh … du brauchst nicht rot zu werden! Selbst nach so vielen Jahren ist sie noch immer nicht in der Lage, dich zu vergessen, geschweige denn, dass sie in der Lage ist, irgendjemand andere zu lieben.“ „Ich ... ich hatte nie gewollt, dass sie so leidet. Das Duell damals sollte sie befreien und sie nicht in Ketten legen!“ „Es hat sie ja auch befreit, aber nicht von dir! Trotz allem, was geschehen ist, ist sie noch immer dein Mädchen.“ Atem lächelte. „Mein Mädchen?“ Nur widerwillig dachte er zurück an das letzte Duell zwischen ihm und Yugi und es war der schwerste Kampf gewesen, den er jemals hatte ausfechten müssen. Er hatte alles gegeben und doch verloren. Eine Niederlage, die Kiara am Ende das Herz brach. Yugis Sieg hatte den Geist des Pharaos befreit, was zu einem endgültigen Abschied geführt hatte. Yugi konnte nicht genau sagen, wie schwer es Atem wirklich gefallen war zu gehen, doch er wusste genau, wie sehr Kiara unter dieser Trennung gelitten hatte und noch immer litt. Selbst Jahre später hatte sich der Schmerz noch immer nicht gelegt. Kiara war mittlerweile Vertrauenslehrerin an einer der vielen Duellakademien, die Seto Kaiba errichtet hatte, und zwischenzeitlich mit ihrem Bruder mehrfache Duel-Monsters-Weltmeisterin, sowohl im Einzel als auch im Doppelturnier. Sie hatte eine enge, freundschaftliche Beziehung zu dem jungen Duellanten Jaden Yuki aufgebaut und verstand sich mit Seto Kaiba, der mittlerweile eine sehr wichtige Vertrauensrolle in ihrem Leben eingenommen hatte, wunderbar. Und doch war ihr Leben seit Atems Abschied nicht mehr so unbeschwert wie vorher. Obwohl die Gefahren, die sie durchstehen mussten, deutlich abgenommen hatten, sehnte sie sich nach diesen Tagen zurück, an denen sie zwar immer in Gefahr gewesen war, doch an denen sie immer hatte sicher sein können, dass Atem in ihrer Nähe war... Atem schüttelte traurig den Kopf. Nie im Leben hatte er gewollt, dass Kiara seinetwegen all die Jahre so litt. Yugi legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Mach dir keine Vorwürfe, Atem. Was hättest du denn machen sollen? Es war das Beste für deinen Geist und das weiß sie auch.“ Atem nickte. „Du hast ja Recht.“ „Sicher hab ich Recht.“ „Wie sieht es eigentlich aus? Bist du noch immer Weltmeister?“ „Seit du weg bist? Sicher bin ich das ... nur ...“ „Kiara stampft dich immer mehr in Grund und Boden, stimmt‘s?“ „Sagen wir es mal so: Es wird immer schwieriger, sie abzuwehren. Aber dennoch bleibt es immer wieder bei einem Unentschieden.“ Atem lächelte. „Nicht mehr lange und sie ist der alleinige Champion.“ „Hey, soweit wird es nicht kommen.“, beharrte Yugi und verschränkte die Arme vor der Brust – ein Zeichen des Trotzes. „Ich wusste schon immer, dass sie Talent für dieses Spiel...“ „Komm schon, lass uns endlich zu ihnen gehen. Ich bin sicher, Kiara freut sich Bauklötze, wenn sie dich sieht.“, unterbrach Yugi ihn und zog an seinem Ärmel, um ihn mitzuschleifen. „Yugi, jetzt warte doch! Ich ...“ Atem stemmte sich gegen Yugi und brachte ihn damit zum Stehen. Yugi blickte ihn verwirrt an. „Was ist denn los? Ich dachte, du würdest dich freuen, sie zu sehen.“ „Tu ich ja auch, nur ...“ Atem wurde rot und blickte zur Seite, was ein breites Lächeln in Yugis Gesicht zauberte. „Du bist nervös!“, stellte er erstaunt fest. „Bin ich überhaupt nicht.“ „Du wirst rot!“ „Werde ich nicht!“ „Du hast Schmetterlinge im Bauch, wenn du Kiara siehst, hab ich Recht?“ „So ein Quatsch!“ Yugi zuckte zurück, nur um kurz darauf noch breiter zu grinsen. „Du leugnest, Pharao! Und wenn man leugnet, heißt das, dass der Gegenüber Recht hat! Du hast Schmetterlinge im Bauch, du bist rot und vor allem du bist nervös!“ Atem verdrehte die Augen. „Schön und gut vielleicht ein bisschen!“ „Ein bisschen?“ „Ja... ein bisschen.“ „Das kaufe ich dir im Leben nicht ab.“ „Dann tust du es halt nicht.“, erwiderte Atem schulterzuckend und blickte wieder zu Kiara hinüber. In einem musste er Yugi Recht geben. Kiara sah wunderschön aus. Obwohl sie scheinbar sehr unter ihrer Trennung litt, strahlte sie von innen eine unglaubliche Wärme und unendliches Vertrauen aus. Seto, der keinen Meter von ihr entfernt stand, schien in diesem Moment im Schatten ihres Lichtes unterzugehen. „Hey, Kiara!!!“, rief Yugi und winkte seiner Schwester zu. Atem biss sich auf die Unterlippe und sein Herzschlag nahm rapide an Geschwindigkeit zu. Zusammen mit Yugi ging er auf Kiara zu, die zur Salzsäule erstarrt war. Hinter ihr blickte Seto Atem forschend an, als wolle er prüfen, ob Atem selbst nicht nur irgendeine Verkleidung war. Und dann stand er ihr gegenüber und blickte in ihre schimmernden Augen. Keiner sagte auch nur ein Wort, während Yugi abwechselnd Kiara und Atem Blicke zuwarf. Schließlich räusperte er sich und meinte: „Und? Überraschung gelungen?“ „In der Tat, ist sie. Ich hätte ja nun wirklich mit allem gerechnet, Yugi, aber ganz sicher nicht damit, dass du deinen Pharao wieder unter deine Fittiche genommen hast.“, bemerkte Seto ein wenig steif. Kiara verdrehte die Augen in seine Richtung. „Halt die Klappe, Seto!“, zischte sie und blickte Yugi wieder kopfschüttelnd an. „Er denkt manchmal tatsächlich, er sei witzig, das musst du ihm schon verzeihen können. Aber na ja ... und bei dir alles in Ordnung?“ Yugi blickte erst Kiara und dann Atem verwirrt an. „Ehm … Kiara … dir ist schon aufgefallen, dass wir nicht allein sind, oder?“, fragte Yugi unsicher und blickte wieder Atem an, der sich kaum merklich versteift hatte. Kiara warf dem Pharao einen scheuen Blick zu, nur um seinen Augen wieder auszuweichen. „Das bilde ich mir doch sowieso nur ein.“, murmelte sie betreten und scharrte verlegen mit den Füßen auf dem Boden. Yugi schüttelte den Kopf. „Dann müssen wir aber alle nicht mehr ganz dicht sein.“ Kiara zuckte mit den Schultern. „Dann ist es halt so.“ Atems Augenbrauen zogen sich vor Verwirrung zusammen. „Kiara, ich bin keine Einbildung.“ „Doch das bist du!“ „Wenn ich eine Einbildung wäre, könnte ich dann ...“ Kiara sprang zurück, als Atem auf sie zukam und sie bei den Schultern packen wollte. Unbeabsichtigt stieß sie gegen Seto. „Jetzt bleib doch mal ganz ruhig.“, bemerkte dieser leicht genervt und schob sie wieder ein Stück weiter vor. Atem blickte Kaiba dankbar an und richtete seinen Blick dann wieder auf das Mädchen vor ihm. Kiara schluckte und blickte zu Boden. „Das ist nicht fair.“, murmelte sie. „Was ist nicht fair?“ Fest blickte sie ihm in die Augen. Atem zuckte überrascht zusammen, als er den leichten Tränenschimmer, der sich über ihre Augen gelegt hatte, bemerkte. „Es ist nicht fair, dass du jetzt … gerade jetzt, wo ich anfange, über dich hinwegzukommen, wieder auftauchst und alles wieder aufreißt!“ „Was ist daran nicht fair?“ „Es ist nicht fair, dass ich mir jetzt wieder Hoffnungen mache, nur um wieder enttäuscht zu werden, wenn du wieder verschwindest!“ „Kiara, ich …“ „Nein! Lass mich einfach in Ruhe und verschwinde wieder!“, rief sie wütend, wirbelte herum und prallte unversehens mit jemandem zusammen, der sie sofort bei den Schultern packte und sie vor einem Sturz bewahrte. Kiara machte sich los und blickte erschrocken in das Gesicht von Marik Ishtar. Genervt rollte sie mit den Augen. „Du auch noch! Habt ihr euch heute verschworen, mir den Tag zu versauen, oder was?“ „Reizende Begrüßung, muss ich schon sagen.“ „Was erwartest du denn? Dass ich dich mit offenen Armen empfange, nachdem du mich einfach allein gelassen hast?“ „Kiara, bitte, lass mich doch erklä…“ „Schluck deine Erklärungen runter und mach ’ne Fliege, Marik! Und du, Atem, kannst dich ihm gleich anschließen.“ „Kiara, was ist denn in dich gefahren?“, fragte Yugi überrascht. „Was meinst du?“ „Du führst dich wie eine Furie auf.“ „Und wo ist das Problem?“, fragte sie hochmütig und wollte am Pharao vorbei stolzieren. Doch Atems Arm schoss hervor und ergriff den ihren. „Weißt du, ich kann verstehen, dass du sauer auf mich bist, aber...“, mit einer wütend dreinblickenden Kiara im Schlepptau entfernte er sich ein Stück von den anderen, „deswegen musst du nicht gleich so ausfallend werden.“ „Wenn du wüsstest, was ich all die Jahre durchgemacht habe, würdest du dich eher wundern, warum ich nur ausfallend bin und nicht mehr.“ „Kiara, was hatte ich damals denn für eine Wahl?“ „Du hättest gewinnen können!“ „Glaubst du wirklich, ich hätte nicht alles versucht, was ich konnte?“ Kiara blickte beschämt zur Seite. „Warum hat Yugi dann gewonnen?“ Atem lächelte zaghaft und strich ihr über die Wange. „Weil seine Strategie einfach besser war.“ „Lügner!“, rief sie wütend und stieß ihn von sich. „Du elender Lügner, das ist nicht wahr! Du weißt ganz genau, dass du um Meilen besser bist als Yugi!“ „Kiara, bitte ...“ „Die Wahrheit ist, dass du verlieren wolltest, das du mich zurücklassen wolltest! Nichts Anderes!“ Atems Augenbrauen zogen sich zusammen, doch kurz darauf schüttelte er traurig den Kopf. „Ich weiß nicht, warum du dich so aufführst, aber ich bin nicht hier, weil es mir Vergnügen bereitet, dir, wie du so schön sagtest, weh zu tun.“ „Oh, gut zu wissen.“, erwiderte sie bissig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das sollte nicht heißen, dass ich ... dass ich dich nicht wiedersehen wollte, aber ...“, Atem ergriff ihre Hand und zog sie näher an sich heran, „aber ich habe geschworen, dich auf Ewig zu beschützen.“ „Schützen? Mich? Wovor denn? Seit du verschwunden bist, hatten wir eigentlich ziemlich viel Ruhe.“ „Und wenn ich dir sage, dass Bakura zurück ist?“ Kiara zuckte zurück und blickte ihn verstört an. „Ba ... Bakura? Was soll das heißen, Bakura ist zurück?“ „Welchen Teil davon hast du denn nicht verstanden?“ Kiara funkelte ihn wütend an. „Das ist doch mal wieder so was von typisch! Immer, wenn du auftauchst, gibt es Ärger. Während der gesamten Zeit, die du nicht da warst, hatten wir Ruhe. Jetzt bist du wieder da und Tadaa - der ganze Ärger geht wieder von vorne los!“ „Nur damit du es weißt, Kiara, Bakura hat eure Welt vor mir betreten. Ich bin ihm gefolgt, und zwar nur weil ich genau wusste, dass er hinter dir her ist.“ „Hinter mir?“ „Ja, hinter dir?“ „Warum sollte Bakura hinter mir her sein?“ „Lass mich kurz in meiner Kristallkugel nachsehen, dann sage ich es dir.“ „Werd jetzt ja nicht frech!“, fauchte sie wütend und entwand sich seinem Griff. „Ich habe keine Ahnung, was Bakura von dir will. Das einzige, was ich mir denken kann – nein, was ich weiß - ist, dass es was mit der Vergangenheit zu tun hat.“ „Oh gut! Das grenzt die Sache doch erheblich ein, vor allem wenn man bedenkt, dass ich mich sehr gut an meine Vergangenheit erinnere, nicht war?“ „Kiara, hör endlich auf und mir zu! An was aus deinem früheren Leben kannst du dich erinnern?“ Kiara seufzte. „Nur an das, was damals im Kampf gegen Zork passierte.“ „Bis zu welchem Zeitpunkt?“ „Bis zu dem Zeitpunkt, als du ... als du die drei Ägyptischen Götter vereintest und den Schöpfer des Lichts in den Kampf gegen Zork geführt hast.“ „Was passierte danach?“ „Ich...“ Kiara biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß nicht ...“ Atem packte sie bei den Schultern. „Kiara, versuch dich zu erinnern!“, drängte er sie. „Ich kann mich nicht erinnern.“ „Bist du sicher?“ Kiara holte tief Luft, schloss die Augen und konnte sehen, wie der Schöpfer des Lichts Zork in das Reich der Schatten verbannte. Bereits jetzt war es nur ein undeutliches, unscharfes Bild, als hätte sie einen schlechten Empfang. Doch kurz darauf verschwamm das Bild endgültig, flackerte wie verrückt und wurde schließlich pechschwarz. Kiara ging in die Knie und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Es geht nicht... es geht einfach nicht...“ Atem hockte sich neben sie und legte ihr seinen rechten Arm um die Schultern. „Schon gut. Ist schon in Ordnung. Kannst du dich an das erinnern, was bis zu diesem Zeitpunkt alles geschehen ist?“ „Ja, kann ich.“ „Ist damals irgendwas geschehen, von dem du der Meinung bist, dass es Bakura interessieren könnte?“ Kiara dachte kurz nach, ließ ihr früheres Leben bis zur tiefen Schwärze Revue passieren und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein. Nicht wirklich. Was immer Bakura will, ist nach Zorks Verbannung passiert.“ Atem stieß einen tiefen Seufzer aus. „Dann werden wir versuchen, es herauszufinden.“ „Und wie?“ „Na ja, wenn du dich in den nächsten Minuten nicht an irgendetwas Wichtiges erinnern kannst, dann fürchte ich, werden wir Bakura direkt fragen müssen.“ Kiara blickte Atem mit großen Augen an. „Sag mal, hörst du eigentlich, was du da von dir gibst? Bakura war, soweit ich mich erinnern kann, das Schlimmste, was jemals passieren konnte und du willst dich ihm wieder entgegen stellen? Du weißt doch überhaupt nicht, wie mächtig sein Geist in der Zwischenzeit ist...“ „Ich glaube auch nicht, dass er ein Geist ist.“ „Was sonst?“ „Ein Mensch, so wie ich?“ Kiara schluckte. „Also, wenn du glaubst, das hat mich jetzt aufgebaut, dann bist du aber haarscharf vorbeigerasselt.“ „Hey, sieh es positiv. Er ist nicht in der Lage, von irgendjemandem Besitz zu ergreifen.“ „Oh großartig. Bleiben nur noch die tausend anderen Dinge, die er tun kann.“ „Jetzt beruhige dich doch, Kiara! Ich werd dich beschützen, so ....“ „Mir geht es nicht um mich, Atem.“, unterbrach sie ihn aufgebracht. „Worum dann?“ „Um meine Freunde, um Yugi, Seto, Jaden ... alle, die mir nahe stehen.“ „Ich nicht?“ „Ich hab mir zwischenzeitlich abgewöhnt, mich um dich zu sorgen.“ „Wie rührend.“, murmelte Atem zerknirscht und zog seinen Arm zurück. „Warte, Atem, versteh mich nicht falsch. Es ist nur ... du bist um so vieles stärker, als all die Menschen, die ich kenne. Ich komme mir immer so blöd vor, wenn ich mir Sorgen um dich mache, wenn ich doch sehe, dass du alles unter Kontrolle hast.“ „Das heißt also, du hast dir noch nie wirklich um mich Sorgen gemacht?“ „Eben doch! Viel zu viel! Jedes mal, wenn ich schon kurz vor dem Verzweifeln war, hab ich gesehen, dass du das Ruder rumreißt und scheinbar nie wirklich in Gefahr warst. Und jedes Mal dachte ich mir, wie blöd ich doch war, jemals ... jemals an dir und deinen Fähigkeiten zu zweifeln.“ Atem legte die Stirn in Falten. „Das heißt dann also, dass du dir keine Sorgen machst, weil du ... weil du mir und meinen Fähigkeiten blind vertraust?“ „Das kommt so ungefähr hin.“ „Und ich dachte schon, ich wäre dir in der Zwischenzeit vollkommen egal geworden.“ „Wenn es so wäre, würde ich dann immer noch so leiden?“ Atem sog scharf die Luft ein und schloss kurz die Augen. „Kiara, ich ...“ „Nein, vergiss es!“, wiegelte sie ab und sprang auf die Beine. „Ich will nicht darüber reden.“ Mit diesen Worten wollte sie wieder gehen, doch Atem ergriff ihren Arm und zog sie wieder an sich. „Irgendwann solltest du mal darüber reden, Kiara. Sonst wird dich das ewig belasten.“ „Schön, aber nicht jetzt.“, schloss sie, befreite sich aus seinem Griff und lief zurück zu den anderen. Seufzend folgte Atem ihr. Zurück bei den anderen, lehnte sie sich sofort an Setos Schulter und verschränkte die Arme vor der Brust. Bewusst wich sie Atems Blick aus und blickte stattdessen in die Ferne. „Du scheinst dich aber sehr schnell wieder trösten zu können.“, bemerkte Marik finster und funkelte Seto an, der ihn überheblich angrinste. „Ist nicht mein Problem, wenn du nicht in der Lage bist, dein Mädchen zu halten.“ „Hey, Augenblick mal! Damit eines klar ist, ich bin nicht Mariks Mädchen!“ „Stimmt, wenn schon, denn schon, gehört sie immer noch Atem.“, fügte Yugi grinsend hinzu. Doch sein Grinsen wurde schlagartig weggewischt, als Kiara ihn wütend anfunkelte. „Ich bin auch nicht Atems Mädchen, kapiert?“ „Wessen dann?“, fragte Atem, der das Schauspiel auf die lockere Schulter nahm und sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. „Warum interessiert dich das so?“ „Oh, ich will lediglich wissen, wer mein Rivale ist.“ „Und wenn ich dir jetzt Seto vorschlage?“ Atem sah plötzlich aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Dann würde ich dir vorschlagen, dass du einen Arzt aufsuchen solltest.“ „So ein schlechter Mensch ist er gar nicht!“ „So war das auch gar nicht gemeint.“ „Wie dann?“ „Kiara, mag sein, dass ich eine Zeit lang nicht hier war, aber dennoch kann ich mich immer noch daran erinnern, wie du Seto gedroht hast, ihm am nächsten Baum aufzuhängen, wenn er es wagen sollte, weiter zu existieren. Was ist aus diesen Tagen geworden?“ „Was ist los? Eifersüchtig?“ „Eifersüchtig auf Seto? Du bist ein freies Mädchen und kannst machen, was du willst! Warum sollte ich eifersüchtig sein?“ Kiara rollte mit den Augen und fuhr sich hilflos durch das Haar. „Es hat einfach keinen Zweck. Ich kann machen, was ich will, ich werde ihn niemals eifersüchtig bekommen.“ „Bei anderen scheint es jedoch zu funktionieren.“, bemerkte Atem, der seinen Blick auf Marik gerichtet hatte, der die Zähne fest zusammengebissen hatte. „Du, Marik, hast ja wohl kaum Grund, in irgendeiner Weise ...“ „Ich kann einfach nicht glauben, dass du solche Nummern aufziehst, nur um...“ „An deiner Stelle würde ich mal ganz ruhig sein! Wenn du wüsstest, wie viel Hoffnung du Kiara gemacht hast und wie schwer sie dann von dir enttäuscht wurde, als du einfach verschwunden bist, würdest du bestimmt anders reden!“, ging Seto dazwischen, dessen Blick einen Drachen eingeschüchtert hätte. „Gut, dass sie sich dann als Beschützer hatte, was?“, wandte Atem ein, der noch immer breit grinste. „Tja, du warst ja nicht da, Pharao!“, fauchte Seto zurück. „Vielleicht war sie ja auch froh darüber!“, bemerkte Marik trocken, der nun seinerseits die Arme vor der Brust verschränkte. „Vielleicht war sie aber auch froh darüber, dass du ihr endlich aus dem Weg gegangen bist, Marik!“, entgegnete Seto und wich nicht einmal einen Schritt zurück, als Marik drohend auf ihn zuging. „Du warst doch sowieso nie mehr als nur ihr bester Freund, was hätte sie von dir schon...“ „Was glaubst du, was du für sie warst?“ „Wage es nicht...“ „Und wie ich es wage... Weil ich nämlich derjenige war, bei dem sie sich ausgeweint hatte, während du ...“ „Ich glaube mittlerweile, ihr liegt beide falsch.“, wandte Atem ein und gesellte sich zu der kleinen Runde. „Ich bin nämlich der Meinung, dass der einzige Grund, warum sie all die Jahre so verzweifelt war, mein Verschwinden war.“ „Komisch nur, dass sie nie darüber gesprochen hat.“ „Weil sie nicht darüber reden kann, Seto, so einfach ist das! Der Schmerz sitzt einfach zu tief.“ „Glaub nicht, dass du uns was Neues erzählst. Wir hätten schon darüber geredet!“, fuhr Marik ihn an. „Das bezweifle ich!“ „Was soll das denn nun wieder...“ „Falls es dir nicht aufgefallen ist, aber es gibt auf dieser Welt jemanden, den sie als Bruder bezeichnet und das ist ja wohl ohne Zweifel Yugi. Und Kiara und Yugi stehen sich normalerweise näher, als jedes Geschwisterpaar, das ich kenne. Und trotzdem schafft sie es nicht, sich ihm anzuvertrauen. Wie kommt ihr also darauf, dass sie sich da den Zweitrangigen in ihrem Leben anvertrauen kann? Ich glaube, keiner von euch hat die richtige Stellung, um als so enge Vertrauensperson herhalten zu können. Ich denke, dafür kommen wirklich nur Yugi oder ich in Frage.“ Marik verengte die Augen. „Du scheinst dich ja echt für den Nabel der Welt zu halten, was?“ „Gott, ihr drei habt doch echt ’n Knall!“, fluchte Kiara und schob sich grob an den dreien vorbei. Bedröppelt schauten sie ihr nach, wie sie Yugis Arm ergriff und mit ihm davonstolzierte. Yugi blickte sie verwundert an. „Aus dir werd ich echt nicht mehr schlau, Kiara!“, bemerkte er. „Die streiten sich darum, wer von ihnen besser für mich wäre, was erwartest du da? Wie kleine Kinder, also wirklich.“ „Kiara, Atem ist nach so vielen Jahren zurückgekehrt und ... du lässt ihn im Regen stehen?“ „Nach der Nummer gerade eben hat er wohl kaum was Anderes verdient, oder?“ Yugi dachte kurz nach und entschied dann, dass seine Schwester Recht hatte. Vor ihren Augen um ihre Gunst zu streiten und über sie zu bestimmen, war nicht gerade angemessen. „Hast Recht, sie haben es alle drei verdient.“ „Gut … halt mich bloß fest, bevor ich es mir anders überlege und zurückgehe.“, jammerte sie und verkrampfte ihre Finger in seiner Jacke. „So Willensstark bist du wohl doch nicht, was?“ „Ich stand gerade Atem gegenüber, was glaubst du, wie lange meine Hartnäckigkeit noch andauert.“ „Du hast also nur so getan, als ob...“ „Klar hab ich das. Er soll nicht glauben, dass sein Gehen keine Konsequenzen hatte.“ „Und wann willst du...“ „Ich werd mich ihm mit hundertprozentiger Sicherheit in die Arme werfen, wenn ich ihm das nächste Mal gegenüber stehe.“ „Dann verzeihst du ihm also.“ „Nein, eben nicht.“ „Dann verstehe ich nicht...“ „Yugi, der einzige Grund, warum ich mich ihm in die Arme werfen werde, ist nicht der, dass ich ihm verzeihe. So schnell geht das nicht. Aber trotz allem, was geschehen ist,...“ „Bist du immer noch verrückt nach ihm, stimmts?“ Kiara blickte Yugi blitzend an, bis ihre Miene in wehleidig umschlug und sie mit jammerndem Unterton rief: „Ja, bin ich!“ Yugi lachte und zog sie weiter. „Dann ist es wohl doch besser, wenn wir ihm erst einmal aus dem Weg gehen. Sonst verlierst du am Ende noch deine Glaubwürdigkeit.“ „Warte.“, Kiara blieb stehen und zog Yugi nach Rechts, „lass uns Jaden besuchen. Ich glaube, er wird sich freuen, dich zu sehen.“ „Na schön! Aber wehe, ich gehe wieder mit zerfetzter Jacke nach Hause.“ Kiara zwinkerte. „Zieh sie dir doch über den Kopf, dann erkennt dich niemand.“ „Frechdachs!“ Die junge Duellantin blickte nachdenklich in die Ferne. „Was ist los?“, fragte Yugi besorgt. „Sag mal, hast du dich eigentlich nicht gefragt, warum Atem plötzlich einen Körper hat? Ich meine, nicht dass ich mich nicht freuen würde, aber … es wundert mich halt.“ „Hat er dir das nicht erzählt?“ „Nein, was denn?“ „Sieh mal.“ Yugi kramte in seiner Jackentasche und zog den Zeitungsartikel hervor. „Sieh dir das Bild an.“, forderte er sie auf und hielt es ihr entgegen. Kiara betrachtete kurz das Bild darauf und schnappte nach Luft. „Ein achter Millenniumsgegenstand?“ „Hmm.“ „Aber … was hat das mit...“ „Wenn man nach dem geht, was Atem mir erzählt hat, besteht die Macht des Gürtels darin, Geistern einen realen Körper zu verschaffen. So war es den Millenniumswächtern damals möglich, ihre Kreaturen lebendig werden zu lassen. Ohne den Gürtel wären sie wie heute nur Hologramme. Der Gürtel entfaltete seine Kraft immer, wenn ein Geist aus einer Steintafel befreit wurde und er wirkte bei jedem Monster, das heißt, auch bei ...“ „Bakura und seinem Diabound.“ „Ganz genau. Forscher haben vor ein paar Tagen den Gürtel bei einer Ausgrabung gefunden. Aber wir schätzen, dass das auch der Grund war, warum Bakura aus dem Reich der Schatten entkommen konnte. Die Macht des Gürtels scheint irgendwie einen Riss im Reich der Toten verursacht zu haben, als er geborgen wurde. Dadurch konnte Bakura entkommen. Verstehst du? Ein Geist hat diese Welt betreten. Der Gürtel hat reagiert und Bakura einen realen Körper verschafft. Genau das Gleiche passierte mit Atem.“ „Das heißt, unabhängig davon, wo diese Geister hervorgerufen werden, sie werden durch die Macht des Gürtels zu echten Menschen?“ „Die Macht des Gürtels ist in diesem Fall grenzenlos.“ „Aber ... was ist mit den Duel Monsters Hologrammen, die hier jeden Tag auf das Feld gerufen werden?“ „Tja, ich kann nur vermuten, aber ... damals waren die Monster doch nichts weiter als Geister einer bösen Seele, zumindest so etwas in der Art. Die Hologramme jedoch, die heute aufgerufen werden, sind das, was sie sind – Hologramme von Karten. Und Karten sind keine Geister, daher denke ich, dass er in diesem Fall nicht automatisch reagiert und lebende Abbilder erzeugt, eben weil er nur Geister realisiert.“ „Aber so wie du das sagst, klingt es fast so, als wäre es möglich, diese Monster zu lebensechten Wesen zu machen.“ „Sicher bin ich mir nicht, aber ich denke schon, dass es möglich ist.“ „Gott, stell dir mal den Gürtel in den falschen Händen vor.“ Schweigend gingen sie ein Stück weiter, bis Kiara stehen blieb und die Arme um sich schlang. „Hat Atem dir gesagt, warum er wahrscheinlich zurück ist?“ „Er vermutet, dass es wegen dir ist.“ „Wegen mir und etwas, was in unserer Vergangenheit passiert ist.“ „Habt ihr schon herausgefunden, was es sein könnte?“ „Nein! Ich schätze, das wird eines der Tausend Dinge sein, die ich einfach mal, frei wie ich bin, aus meinem Gedächtnis verbannt habe.“ „Das ist nicht gut. Wie sollen wir Bakura dann aufhalten, wenn wir nicht einmal wissen, weswegen er hier ist? Du bist doch ein Medium, Kiara.“ „Ja und?“, fragte sie scharf und funkelte Yugi wütend an. „Na ja, wenn du irgendetwas hast, was mit deiner Vergangenheit zu hat, könntest du dann vielleicht...“ „Du willst bei mir Visionen erzwingen?“ „Haben wir denn eine andere Möglichkeit?“ „Ich war froh, dass diese Visionen aufgehört haben, als der Pharao verschwand und jetzt willst du mich schon wieder....“ „Wenn Bakura zurück ist und wieder alle Menschen in Gefahr sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Visionen wieder auftauchen.“ „Oh danke, wie beruhigend!“ „Ich sage dir nur, wie es ist.“ „Ich will diese Visionen aber nicht wieder haben. Ich bin froh, dass ich sie los geworden bin. So ungefähr das Einzige, was an Atems Fortgang das Positive war.“, fügte sie murmelnd hinzu und rieb sich die Arme. „Aber was wenn ...“, wagte Yugi, verbiss sich aber die weiteren Worte, als Kiara sich sofort versteifte und ihn mit blitzenden Augen musterte. „Was? Aber was wenn was?“, fauchte sie wütend und verschränkte die Arme vor der Brust. Yugi schluckte. „Was wenn ... was wenn diese Visionen dir dabei helfen würden, ...“ „Herauszufinden, was Bakura will? Ich will diese Visionen nicht mehr, verdammt nochmal!“ „Dann legst du es also darauf an, ihm gegenüber treten zu müssen, um zu wissen, ...“ „Wohinter ich her bin?“ Kiara versteifte sich noch mehr und riss geschockt die Augen auf, als sie die tiefe Stimme vernahm, die ihr vor Jahren bereits mehr als nur zugesetzt hatte. Yugi packte ihren linken Arm und zog sie hinter sich. Mit funkelnden Augen starrte er Bakura an, der ihnen gegenüber lässig an einem Laternenpfahl lehnte. Kiaras Finger verkrampften sich in seiner Jacke. Panik machte sich in ihr breit. Bakura sah genauso finster aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Mühsam unterdrückte sie den Impuls davonzulaufen oder vor Angst in Tränen auszubrechen. Stattdessen bemühte sie sich, eine kühle Miene aufzusetzen und niemanden die Angst sehen zu lassen. „Ba ... Bakura.“ , stammelte Yugi und schob sich und Kiara noch ein Stück rückwärts. „Wie rührend, du erinnerst dich also noch an mich.“ „Ist auch gar nicht so einfach, dich aus dem Gedächtnis zu löschen.“ „Demnach habe ich einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wie?“ „Schon möglich, nur nicht ganz so auf die Art und Weise, wie du vielleicht denkst.“, entgegnete Kiara wagemutig und trat neben Yugi aus dessen Schatten. Bakura lächelte hinterlistig und ging auf das Mädchen zu. Dicht vor ihr blieb er stehen, nur durch Yugis Arm von ihr getrennt. Seine Finger fanden ihre Wangenknochen und umklammerten plötzlich ihr Kinn. Fest blickte er ihr in die Augen. „Dir ist doch sicherlich klar, warum ich hier bin, oder nicht?“ „Weil du uns wieder auf die Nerven fallen möchtest?“, zischte sie, wehrte sich jedoch nicht, als Bakura sie näher heran zog und dabei Yugi zur Seite stieß, der geradewegs gegen den nächsten Baum prallte. „Warum gibst du es mir nicht gleich auf der Stelle. So kannst du dir vielleicht eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen.“ „Ich weiß nicht, was du von mir willst, Bakura.“ „Ich denke, du weißt sehr genau, wovon ich rede.“ „Ehrlich, Bakura, ich...“ „Du brauchst dir gar keine Ausreden zurecht legen. Gib mir, weswegen ich gekommen bin und ich verspreche dir, dass ich dir und deinen kleinen Freunden nichts tun werde.“ „Ha, wenn deine Versprechen Brücken wären, würde ich nicht über sie hinweggehen wollen.“ „Du weigerst dich also weiterhin?“ „Wieso? Seh ich so aus, als würde ich mich ergeben?“ „Schön, aber alles, was von jetzt an passiert, hast du selbst zu verantworten, nur damit du im Bilde bist!“ Und damit packte er ihren Hals und hob sie mühelos in die Luft. Kiaras Beine zappelten ein Stück über dem Boden und verzweifelt grub sie ihre Fingernägel in seine Hand. Doch Bakura zuckte nicht einmal mit der Wimper. Es schien ihm tatsächlich eine sadistische Freude zu bereiten, Kiara zappeln zu lassen. Kiara ging die Luft aus und wie ein Fisch am Haken zappelte sie in der Luft, versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch es war, als hätte ein Schraubstock ihren Hals umklammert. „Bakura!“ Kiara hatte das Gefühl, die Engel singen zu hören, als Atems Stimme die Stille zerschnitt. Bakuras Finger gaben ihre Kehle frei und keuchend stürzte sie zu Boden. Mühsam rang sie nach Luft, Bakura immer noch über ihr. Seine Augen leuchteten fast und sein Grinsen wurde noch breiter. Sein Blick ruhte auf Atem, der nur als schwarze Silhouette vor der untergehenden Sonne zu erkennen war. „Sieh an, sieh an, Pharao. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich niemals damit gerechnet, dass du hier auftauchen würdest. Andererseits hätte ich es mir denken können, immerhin bin ich hinter deiner Süßen her und wer wäre besser geeignet, sie zu beschützen und mir die Tour zu vermasseln, als du?“ „Halt dich von ihr fern, Bakura, sonst...“ „Sonst was? Schreist du mich in die Flucht?“ „Ich fürchte, wenn du dir Hoffnungen gemacht hast, dass du von Kiara das bekommst, was du willst, muss ich dich enttäuschen. Sie hat nicht die leiseste Ahnung, hinter was du her sein könntest. Ihr Erinnerungsvermögen reicht bei weitem nicht so weit, wie es müsste, um zu wissen, was du willst?“ „Und du bist tatsächlich der Meinung, dass ich dir das glaube?“ „Dir wird nichts Anderes übrig bleiben. Kiaras Gedächtnis ist noch immer nachhaltig beeinträchtigt und ich kann dir versichern, dass sie nicht das Geringste weiß.“ „Na schön, wenn du so davon überzeugt bist...“ Bakura griff nach Kiaras Haaren und zog sie auf die Beine. Mit rauer Hand packte er ihr Kinn und zwang sie, ihm tief in die Augen zu schauen. Kiara wehrte sich heftig, konnte sich aber seinem Blick nicht entziehen. Es war, als würde er sie in Trance versetzen. Sie blickte in einen Strudel aus verschiedenen Farben, der nach und nach abklang und einem pechschwarzen Bild wich. Sie konnte schwach die Konturen von zwei Menschen erkennen, die sich gegen den Hintergrund abzeichneten, aber sie konnte nicht klar erkennen, um wen es sich handelte. Ihr Kopf schien zu platzen. Ein heftiger Druck legte sich auf ihre Augen. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Kiara begann zu zucken, wie verrückt versuchte sie sich aus seinem Klammergriff zu befreien, doch er blieb eiskalt. Das Bild verschwamm endgültig. Die Konturen der zwei Personen verschwanden, Blitze zuckten vor ihren Augen und ihr wurde klar, was Bakura gerade versuchte. Er versuchte, seine Gedanken in ihren Kopf zu setzen, versuchte, Dinge aus der Vergangenheit in ihre Nähe zu bringen, um Visionen zu erzeugen, die ihr endlich klar machen sollten, hinter was er her war. Doch es funktionierte nicht. Bakura schaffte es nicht, irgendetwas zu erschaffen. Stattdessen zerstörte er nach und nach ihre Erinnerungen an die Vergangenheit. Ihre Augen brannten, ihr Kopf schien zu platzen und eine heftige Übelkeit kroch in ihr hoch. „Bakura, nicht!!“ Atem rannte auf die beiden zu, schleuderte Bakuras Arm zur Seite und fing Kiara auf, die kraftlos zu Boden sank und in seinen Armen landete. Bakura taumelte und blickte überrascht auf Kiara. „Wie es scheint, hab ich sie unterschätzt. Sie hat, was die Vergangenheit angeht, eine starke Gegenwehr.“ Atem funkelte ihn hasserfüllt an. „Gegenwehr?“ „Sie will sich nicht erinnern, wehrt sich dagegen, dass jemand versucht, sie auf die richtige Spur zu bringen.“ „Verschwinde, Bakura, oder...“ „Oh keine Sorge. Ich denke, ich werde noch ein wenig warten müssen, bis sie endgültig alles weiß. Ob du es willst oder nicht, Pharao! Je näher du ihr kommst, um so sicherer ist es, dass ihre Visionen zurückkehren werden und dann wird sie gezwungen sein, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen. Und ich rede nicht von dem, was noch während meiner Zeit geschah, sondern von dem, was danach passierte.“ Und damit verschwand Bakura. Atem, der Kiara noch immer in den Armen hatte, blickte auf sie hinab und drückte sie fest an sich. „Ich werd dich beschützen, Kiara. Das verspreche ich dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)