Lust for Blood von Akai-chan (One-Shots) ================================================================================ Kapitel 1: Break of Dawn [waiting for the rising sun] ----------------------------------------------------- Das leise Rauschen der Wellen, die sanft über den weichen Sand des Strandes rollten und sich gleich wieder zurück zogen, erklang in der Stille als das einzige Geräusch weit und breit. Die Nacht hatte auch das Meer in eine tiefschwarze Farbe gehüllt. Der Himmel hingegen war sternenklar und ein sachter Windhauch, der vom offenen Meer kam, wirbelte sein helles Haar auf. Der Ort, an den er sich in seiner Einsamkeit zurückgezogen hatte, strahlte Ruhe aus. Ruhe, nach der er sich jetzt mehr sehnte, als jemals zuvor. Jetzt, da man ihm das Liebste genommen hatte... Von den einst so heißen Tränen, die ihm noch vor wenigen Augenblicken über die Wangen gelaufen waren, waren nur noch kalte, glänzende Streifen übrig geblieben. Es war kalt, doch er spürte es nicht mehr. Er spürte nichts weiter als die Leere in sich, die sich in Sekundenschnelle und ohne Erbarmen in ihm ausgebreitet hatte. Vor Jahren hatte sie ihn schon einmal heimgesucht, nur hatte sie ihn damals nicht so fest im Griff gehabt, wie es nun der Fall war. Darüber hinaus war sie komplett wieder verschwunden, als er in seinem Leben aufgetaucht war. Dieser Junge hatte seine Einsamkeit einfach vertrieben, mit einem einzigen, unschuldigen Lächeln, das er ihm in seiner Naivität geschenkt hatte. Dieses Lächeln - Shô's Lächeln - war nun für immer verschwunden. Er würde es niemals wiedersehen, denn Shô hatte ihn und diese Welt für immer verlassen. Seine letzten Minuten, seine letzten Atemzüge hatte Shô in seinen Armen erlebt, hatte ihn um ihn weinen sehen, hatte sein Flehen gehört. Doch die Verletzungen waren zu stark gewesen, schnell war er ihnen erlegen und verblutet. Nun saß er am Strand, hatte den blutverschmierten Körper seines Freundes noch immer im Arm und hielt den Blick stur aufs scheinbar unendliche Meer gerichtet. Er saß am Strand und wartete auf den Sonnenaufgang. Die Sonne würde ihm die Erlösung schenken, die er sich so sehr wünschte. Das Sonnenlicht, so wusste er, würde ihn letztendlich töten. So, wie sie jeden anderen Vampir auch töten würde. Nichts anderes war in diesem Moment sein Ziel. Er wollte sterben. Nur endlich sterben... Ob er Shô dabei irgendwann irgendwo wieder begegnen würde, wusste er nicht. Doch eines war ihm klar: Bliebe er weiter hier in dieser Welt, in diesem Leben, so würde er das auf gar keinen Fall. Im Laufe der Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, war Shô seine einzige Freude geworden, absolut alles, was er noch hatte und absolut alles, was er um jeden Preis beschützen wollte. Schon seit ein paar Jahren hatte er für sich entschieden, dass er nicht ohne ihn weiter leben wollte. Das hatte er sich versprochen und dieses Versprechen sich selbst gegenüber wollte er nun, da es soweit war, auch einhalten. Mit der Zeit wurde am Horizont ein heller Streifen sichtbar. Wieder stahlen sich vereinzelte Tränen auf sein Gesicht und er drückte den leblosen Körper in seinen Armen fester an sich. Bald wäre es um ihn geschehen. Kurz strich er die braunen Haare aus dem Gesicht seines toten Freundes und hauchte ihm einen Kuss auf die kalt gewordene Stirn. Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis ihn das Sonnenlicht berührte. Es würde ihm die Haut verbrennen, ihm benah unerträgliche Schmerzen bereiten. Doch alles wäre besser als den Schmerz ertragen zu müssen, den das Ableben seines Schützlinges ihm verursacht hatte. Absolut alles wäre tausendmal besser. Bald würde er komplett in Flammen aufgegangen sein. Jene Flammen würden auch auf Shô überspringen und ihn ebenfalls verbrennen. Sie würden zusammen verbrennen und zu Asche zerfallen. Ihre Asche würde sich miteinander vermischen und vom Wind über das Wasser getragen werden. Schon war ein kleiner Teil der rötlichen Himmelsscheibe zu erkennen. Wieder blickte er in das leblose Gesicht, strich vorsichtig über die erblassten Lippen und flüsterte einen letzten Satz, bestehend aus nur drei kleinen Worten. Einen Satz, den er zum ersten Mal aussprach, bevor er die Flammen spürte, die gierig nach ihm griffen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)