Das Herz klopft nur solange es kann von Jeannyyy (Von einer Entführung und Liebe auf Umwegen) ================================================================================ Kapitel 4: Der (schw)erste Entführungstag ----------------------------------------- 4. Kapitel – Der (schw)erste Entführungstag Joey schob sein Fahrrad auf den Hof des Kaiba-Anwesens. Mokuba erzählte ihm duch die Gegensprechanlage, dass er alle Angestellten in einen bezahlten Urlaub geschickt hat. Außerdem wolle er sich all den Bedingungen von Joey stellen. Mit einem ersten zufriedenen Lächeln stellte Joey seinen Drahtesel an einen Zaun, klauen würde das wohl niemand. Mokuba öffnete die Tür. Noch immer waren seine Augen ganz rot und geschwollen vom Weinen, jedoch ging es ihm schon besser. Die Hoffnung wuchs, dass das alles ein Happy-End haben würde, aber so ganz sicher war er sich da noch nicht. Der Blonde kam auf den Kleinen zu und strubbelte ihm tröstend durch die Haare. „Hey, wir finden deinen Bruder schon!“, versuchte Joey den Jüngeren zu beruhigen, doch dieser stürzte sich nur weinend in seine Arme. Seufzend hielt Joey ihn in seinem sanften Griff, bis er zu müde war, um sich noch auf den Beinen halten zu können. „So, Mokuba, jetzt zeigst du mir wo dein Zimmer ist und dann bring ich dich ins Bett. Das war, glaube ich, ein wenig zu viel für einen Tag für dich.“ Mokuba nickte und schloss die noch immer aufstehende Tür. Nachdenklich folgte der Honigbraunäugige Mokuba in sein „Schlafgemach“. Sein Blick blieb immer wieder an einigen Bildern hängen, die überall im Haus verstreut waren, doch er konnte nicht viel erkennen, da Mokuba mit einem ganz schönen Tempo vorranging. Endlich angekommen fasste Joey den Entschluss, sich alles nochmal in aller Ruhe angucken zu wollen. Gähnend fiel Mokuba auf sein Bett. „Versuch ein wenig zu schlafen“, sagte Joey in einem ruhigen Tonfall, der Mokuba zu besänftigen schien. „Ja, heute können wir eh nichts mehr tun“, erwiderte er. „Genau. Ich komme auch gleich nach.“ Doch Joey sah, dass Mokuba schon eingeschlafen war. Freundlich strich er ihm über die dunklen Haare und erhob sich. Daraufhin deckte er den Kleineren mit der Decke zu, aber er blieb noch ein wenig sitzen. Scheinbar hat sich Mokuba in den Schlaf geweint. Als Joey das sah, wusste er, was zu tun war: Er musste Kaiba finden, egal, wie schwierig das sein mochte! Wer weiß, ob sie ihn frei-lassen würden, wenn sie das Geld rechtzeitig parat haben würden. Nein, der Blonde wollte nicht so schnell aufgeben. Das war einfach nicht seine Art. Er musste kämpfen, für jeden der beiden Kaibabrüder! Mit einem leisen Klicken schloss er die Tür zu Mokubas Zimmer. Nun konnte er sich alles in aller Ruhe anschauen. Diese Ruhe in allen Gängen empfand Joey als eine angenehme Abwechslung. Er wohnte an einer Hauptverkehrsstraße, sodass er immer mit dem Lärm der vorbeifahrenden Autos konfrontiert wurde. Doch hier lag eine unheimlich wohltuende Stille im Raum. Man konnte nur noch das Echo von Joeys Fußsohlen erspähen, die ihn mit langsamen und ruhigen, aber doch sicheren Schritten vorwärts trugen. Alle Wände waren weiß. Dieses Weiß sah so mysteriös und doch so unschuldig aus. Und zum ersten Mal seit dem Anruf von Mokuba fragte er sich ernsthaft, womit Kaiba das verdient hatte. Klar, er konnte ihn absolut nicht ausstehen, das stand für ihn fest. Schließlich tat er das alles nur für dessen kleinen Bruder! Aber was war ausschlaggebend für seine Entführung? Es musste doch einen Grund geben. Mit einem tiefen und resignierten Seufzen stellte er fest, dass er schon seit Minuten vor einer Zimmertür stand, die wohl Seto Kaiba gehören musste, denn an der Tür war ein Schild aus Messing gehängt worden, worauf die Worte „S. K.“ standen. Joey schloss daraus, dass das nur das Zimmer des Älteren der Kaibabrüder sein konnte. Joey öffnete die Tür und erblickte einen großen Raum, in dem ein fast prinzessinnenhaftes Bett stand, nur dass es eben für einen Prinzen geschaffen wurde. Bei dem Anblick kam ihm sofort das Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“ in den Sinn. Sonst sah er noch einen Kleiderschrank aus dunklem Holz, wahrscheinlich ein begehbarer. Ob Kaiba wohl etwas zum Anziehen bekommt, fragte sich Joey in Gedanken und streifte mit seinen Fingerspitzen vorsichtig den eben genannten Schrank, so als ob er Angst hatte, er könnte ihn sonst zum Umfallen bringen. Neben einem Nachttisch und einer weiteren Kommode erblickte er noch einen Schreibtisch, der wahrscheinlich für Hausaufgaben oder ähnliches gedacht war, da konnte man ja ganz variabel ent-scheiden. Doch was er dann besah, erstaunte ihn bis auf die kleinsten Knochen: Das war das größte Fenster, das er je gesehen hatte! Davor hingen reine weiße Vorhänge und für den baldigen Sommer hatte man dort schon Fliegengitter befestigt. Anfangs kam der Junge aus dem Staunen nicht mehr heraus, doch bald hatte er sich wieder gefasst. Dann sah er einige Bilder in einer Schrankwand stehen, die ebenfalls Inhalt dieses Raumes war. Auf diesen Bildern war hauptsächlich Mokuba zu sehen, doch ein Bild verwunderte ihn völlig: Ein lächelnder Seto Kaiba! Er war mit seinem Bruder ans Meer gefahren und Mokuba schien ihn zu fotografieren. Dieses Foto schien schon etwas älter zu sein, das sah Joey an dem Datum, welches das hübsche Bild verzierte. Dieses Lächeln... es war so... warm und freundlich. Joey nahm das Bild in seine Hand und setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Seto Kaiba hielt ein Waffeleis in seiner Linken Hand, von Joey aus gesehen, und in der rechten Hand hielt er eine Brille. Seto Kaiba trug eine Brille? Tja, scheinbar, oder er brauchte sie einfach nur zum lesen, weil vor ihm auf dem Tisch eine Zeitung lag. Was ihn noch verwunderte war, dass Kaiba ein schlichtes Hemd und eine einfache Hose trug. So würde er sich hier nie zeigen. Wie gesagt, das Foto schien älter. Dem Datum nach zu urteilen war Kaiba gerade erst 14 als es aufgenommen wurde. Ob sein Stiefvater da noch gelebt hat? So viele Fragen plagten Joey, doch auf alle konnte er sich selbst keine Antwort geben. Er stellte das Foto wieder auf seinen Platz und setzte sich kurz auf Kaibas Bett. „Wer hätte gedacht, dass ich mal bei Kaiba zu Hause sein würde“, sagte Joey mitten in die Stille hinein. Ein leises Lachen überkam ihn plötzlich, bis dieses plötzlich in ein hysterisches Lachen überging. Ein verzweifelter Gesichtsausdruck und ein lautes Schluchzen waren nur einige Folgen der Leere, die Joey in sich spürte. Klar wollte er Moki helfen, doch wie sollte er das anstellen? Wie zum Teufel war Kaiba nur auf diese Schnapsidee gekommen? Joey versuchte sich zu beruhigen. Wenn er schon hysterisch wurde, wie sah es dann wohl in Mokubas Innerem aus? Der musste ja wirklich am Ende sein. Apropos Mokuba, Joey bemerkte erst jetzt seine tiefe Müdigkeit. Am liebsten hätte er sich jetzt auf Kaibas Bett geschmissen, doch dazu hatte er heute wirklich keinen Mut. Also ging der Blonde auf leisen Sohlen zurück in Mokubas Zimmer, wo dieser noch immer tief und fest schlief. Bei näherem Hinsehen stellte Joey fest, dass die zarten Wege der Tränen noch immer deutlich zu sehen waren. Als Joey sich umgezogen und ins Bett gelegt hatte, dachte er noch eine Weile nach, sein Blick war an die Zimmerdecke gerichtet, die mit modernem aber doch irgendwo sehr konservativem Stuck bestückt war. Mokuba tat ihm leid. Was musste der arme Junge nur alles durchmachen, dabei war er doch erst elf! Mit vielen weiteren Fragen schlief der Jungendliche auch ein, jedoch fiel er in einen unruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen weckte ihn ein Piepen aus seinen Träumen. Gott sein Dank, könnte man vielleicht behaupten, denn es waren nur Alpträume, die ihn diese Nacht plagten. Joey rieb sich die Augen. Im ersten Moment, als er die Augen aufschlug, wunderte er sich, wo er hier war, doch dann kamen all die Erinnerungen zurück. Und seine Augen wurden traurig. Er sorgte sich am meisten um den großen Kaiba, aber im Augenblick dachte er mehr an den Kleineren. Sein Blick hob sich, doch als er das Bett von Mokuba entdeckte, war dieses schon leer. Wo er wohl ist, fragte sich Joey und erhob sich. Dann überlegte er, was ihn geweckt haben könnte. Nach reichlichem Überlegen wurde ihm bewusst, dass es nur das Handy, welches er gestern in seine Hosentasche gepackt hatte, sein konnte. Schnell ging er zu seiner Hose und kramte es raus. Dann las er die Nachricht von Kaiba: Nur noch 14 Tage bis Geldabgabe. Kein Licht ohne Schatten. Alles dunkel, doch wieder hell. Seto... Was? Joey kapiert überhaupt nichts mehr. Wollte er etwa in Rätseln reden? So kamen sie bestimmt nicht voran... „Morgen, Joey, auch endlich aufgewacht?“ Mokuba trat in den Türrahmen und lächelte Joey tapfer zu, doch man sah ganz deutlich die angeschwollenen Tränensäcke und die tiefen und dunklen Augenringe. Joey war von Mokis Anblick ein wenig geschockt, wollte sich das aber so wenig wie möglich anmerken lassen. „Ja, bin ich wohl“, gab Joey zur Antwort, „doch da ist etwas, das mich gerade ziemlich verwirrt. Hier, das hat dein Bruder gerade geschrieben.“ Joey zeigte dem Jungen, der noch immer in Nachtzeug vor ihm stand, das Handy und die Sms. „Verstehe“, murmelte Mokuba. „Wirklich?“, fragte Joey hoffnungsvoll. Bei diesem Anblick musste Mokuba unweigerlich grinsen. Wie Joey da gerade dieses freudig erregte Gesicht zog und doch so skeptisch drein sah, war einfach ein Lächeln wert, auch wenn sich der Elfjährige nicht wirklich in der Lage fühlte, ihn freundlich anzulächeln. Na ja, Joey konnte ja schließlich auch nichts dafür. „Nein, so meinte ich das nicht“, lachte Mokuba. Darüber freute sich Joey sichtlich. „Schön, dass ich dich zum Lachen bringen konnte“, sagte er, doch kurz darauf verschwand das jugendliche Grinsen auf Mokubas Gesicht. „Ich wollte damit sagen,“, begann Mokuba zu erklären, „dass ich keine Ahnung habe, was Seto damit meint. Aber er ist sehr schlau. Wahrscheinlich ist er sich der Dummheit dieser Tölpel, die ihn entführt haben, bewusst und versucht jetzt, sie auszutricksen. Leider leidet auch unser Verstehen darunter. Hast du eine Idee, Joey?“ Der Blonde kratzte sich kurz am Kind und antwortete dann nach einigen Thesen und Spekulationen, die er in Gedanken zusammengestellt hatte: „Vielleicht will er uns auf den Ort und nicht die Täter aufmerksam machen. Er will uns bestimmt sagen, wo er sich befindet.“ „Toll, das hilft uns immer noch nicht viel weiter!“, sagte Mokuba ein wenig enttäuscht. „Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass wir ihn sofort finden? Wenn diese Langfinger rausfinden, dass er uns auf eine Fährte bringen will, dann kannst du sein Leben vergessen.“ Joey war wütend, das hörte man deutlich an seiner Stimme, denn er versuchte hier alles erdenklich mögliche, um Mokuba zu unterstützen, und dieser meckert rum. Einige Augenblicke später hörte Joey nurnoch Schritte auf dem Flur, bis eine Tür zugeschlagen wurde. Mokuba ist weinend rausgerannt. Nun war Joey zwar immer noch sauer, aber auf sich selbst. Er hätte nicht so hart sein dürfen. Mit dem Handy in der Hand machte sich der blonde Junge auf den Weg auf den Flur, auf der Suche nach dem Raum, in welchem sich Mokuba jetzt befinden musste. „Moki? Es tut mir leid. So war das nicht gemeint.“ Mokuba zog sich das Kissen noch weiter über den Kopf, bis Joey sich dazusetzte. „Es tut mir wirklich leid. Weißt du, es ist schon schlimm genug, dass ich jetzt so viel Verantwortung für dich übernehmen muss, denn so viel Verantwortung habe selbst ich noch nie übermittelt bekommen. Na ja, und jetzt muss ich noch gucken, wie ich meine Wohnung bezahlen kann, denn dank deinem Bruder bin ich ja arbeitslos.“ Joey strich dem Kleinen kurz über den Rücken, dann wollte er sich erheben und aus dem Zimmer gehen, doch da hörte er unter leisem Schluchzen Mokubas Worte: „Deine Wohnung ist nicht das Problem. Die kann ich bezahlen, jedenfalls bis Seto wiederkommt. Aber ich denke nicht, dass er was dagegen hätte. Außerdem lebst du ja jetzt vorerst hier.“ Mokuba machte eine kleine Pause, dann ergänzte er: „Ach, Joey? Ich verzeihe dir. Ich habe wohl etwas überreagiert.“ Mit einem Lächeln auf Joeys Gesicht setzte er sich wieder zu Mokuba. „Hast du dir eigentlich mal die erste Sms von Seto angeguckt?“ „Nein, nicht wirklich. Sollte ich?“, fragte Joey nach, was er mit einem Nicken Mokubas bestätigt bekam. Also öffnete er die erste Nachricht, und was er da las, ließ ihm das Kribbeln in den Magen zurückkehren. Bin entführt 10 Mio Yen 2 Wochen Bahnhof Domino Frag Joey der hilft dir bestimmt Vergiss es nicht Er ist der Einzige der mir helfen kann Das war schon immer so „Wir müssen ihn finden“, sagte Joey fest entschlossen. Das Kribbeln in seinem Bauch schob er gekonnt beiseite. „Ja, aber du musst ihm noch schreiben“, erwiderte Mokuba. Mit einem Nicken tippte er die Nachricht ein. „Darf ich sie lesen?“ Wieder nickte Joey und gab Mokuba das Handy, welche seine Nachricht enthielt: Wir holen dich da raus Seto Zusammen schaffen wir das Gib nicht auf Du bist der Einzige der mir helfen kann Vergiss das nicht Joey „Entschuldige, ich habe vergessen, deinen Namen mit hinzuschreiben“, fiel Joey auf. „Schon gut. Seto wird die Sms sicher gefallen.“ Das hoffe ich auch, dachte Joey, das hoffe ich wirklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)