Haido-chan im Wunderland von Fizban_Pernegelf ================================================================================ Kapitel 7: Drogenrausch ----------------------- Kapitel 7: Drogenrausch „Lebt er...“ „... noch?“, fragten Kyo und Ruki hinter ihm, während Hyde nur auf dem Boden lag und versuchte, diesen festzuhalten. Es sollte endlich aufhören sich zu drehen! „Zumindest atmet er noch“, stellte Toshiya gerade fest, warf sich den Sänger über die Schulter und platzierte ihn wieder auf seinem Stuhl. „Patas Zeug ist schwer zu vertragen.“ Hyde nickte nur erschöpft. Er wusste nichts zu antworten. Noch immer fuhr die Welt Karussell mit ihm. „Ich komm zufucking spät!“, meckerte es plötzlich von der Gartentür her und ein aufgescheuchter Yoshiki wuselte in den Garten. „Nicht so schnell“, lallte Hyde, der versuchte, aus den vielen Schlagzeugern einen zu machen. So ganz gelang ihm das nicht. „Wieso kommst du zu spät?“ Toshiya sah von Hyde auf. „Die Königin erwartet mich!“ Bei diesen Worten rannte er um den Tisch, schien irgendwas zu suchen. „Ich brauche mein Horn!“ „Horn? Wer hat dich denn gehörnt?“, lachte Hyde völlig dicht und stellte sich Yoshiki mit zwei Steinbockhörnern auf dem Kopf vor, was ihn dezent kichern ließ. „Niemand hat mir Hörner aufgesetzt!“, beschwerte sich der Komponist und schüttelte verärgert den Kopf, bis er erschrocken aufquietschte. Ruki hatte ihm den Katzenwecker aus der Hand gerissen und besah ihn sich jetzt mit Kyo zusammen genauer. „Stimmt... kann ja auch keiner... so chronisch, wie du untervögelt bist, hast du sicherlich keine Beziehung“, stellte Hyde fest und lachte noch mehr, besonders, als der Ältere ihn mit Blicken schier zu erdolchen versuchte. „Du kommst...“ „... bestimmt nicht zu spät. Denn,...“ „... der Wecker ist defekt. Wir sollten...“ „... ihn reparieren.“ Kyo öffnete einfach die Klappe und begann fröhlich diverse Zahnräder und Drehdinger – Hyde wusste nicht mehr, wie diese seltsam aufgerollten Drähte hießen – aus dem Gehäuse zu rupfen. Yoshikis aufgelöstes Wimmern überhörte er. „Das hier...“ „... wirkt viel besser“, stellten die zwei fest und Ruki begann Rum in den Wecker zu kippen. „Aber...“ Wie ein kleines Kind, dem man sein Lieblingsspielzeug kaputt in die Hand gedrückt hatte, starrte Yoshiki auf seinen Wecker. Tränen sammelten sich in seinen Augen. „Wie konntet ihr nur! Die arme Katze!“, fauchte Pata, der sich mit einem Schraubenzieher bewaffnet auf die Uhr stürzen wollte. Doch bevor er sie erreichen konnte, drehte sein Leader sich um und rannte plärrend aus dem Garten. Pata, der zu einem beherzten Sprung angesetzt hatte, drohte daraufhin auf dem Boden zu zerschellen, konnte von seiner Katze aber gerade noch so in der Luft aufgefangen werden, sodass er weich landete. Mit einem Seufzen kuschelte er sich in das weiche Fell und dämmerte selig weg. Hyde hielt sich den Bauch vor Lachen und so langsam begann dieser zu schmerzen. Tränen kullerten aus seinen Augen und er jappste immer wieder nach Luft. „Vielleicht sollten...“ „... wir ihm helfen.“ Damit hatte Ruki ihn an den Schultern gepackt und Kyo begann ihm mehr von dem Zeug einzuflößen, das sie auch in die Uhr gekippt hatten. Um nicht daran zu ersticken stellte er das Lachen ein und schluckte artig. Es dauerte nicht lange und er spürte wieder diesen unsagbaren Reiz, das nächste Gebüsch heimzusuchen. Vor lauter Panik riss er sich los und stolperte aus dem Garten direkt in den Wald hinein, um sich erstmal lautstark zu übergeben. Der Boden rollte sich ihm entgegen, drehte sich unter seinen Füßen und brachte ihn dazu Pirouetten zu machen, mit dem Bein sogar elegant zur Seite gestreckt. Er hatte das Gefühl, Flügel zu haben und sich durch Watte zu bewegen. Alles war so herrlich hell, bunt und fröhlich. Ab und an konnte er die Tiere des Waldes sehen, die ihn neugierig beäugten, während er an ihnen vorbeitanzte, wie die Prinzessin im Nussknacker. Eine regenbogenfarbene Schildkröte flog an ihm vorbei, deren Geruch seine Nase zum Zucken brachte. Sie schmeckte grün. Mit einem debilen Grinsen sah Hyde ihr nach und flatterte ein wenig um sie herum, bis sie mit einem beleidigten Pfeifen hoch in die Wolken glitt. Hoch und immer höher, sodass er ihr nicht länger folgen konnte. Das war zwar bedauerlich, aber eigentlich nicht wichtig. Beschwingt schwang er sich auf den nächsten Baum, angelte sich eine Liane und zischte daran – laut brüllend – auf die andere Seite. Einen Baum zu umarmen war vielleicht nicht ganz so angenehm, aber in seinem momentanen Zustand merkte er das nicht. Noch immer lachend ließ er sich auf den Boden gleiten und schaute der Sonne dabei zu, wie sie durch die Blätter hindurch eine pinke Farbe annahm und ihn dann freundlich anlächelte, ehe sie sich über ihn erbrach. Kreischend rollte er sich zur Seite, sah, wie die Wurzeln auf ihn zukrochen. Panisch sprang er auf, versuchte den Bäumen, die mit ihren Ästen nach ihm griffen, zu entgehen, versuchte irgendwie einen Weg zu finden, der ihm einen Ausgang aus diesem Wald wies. Sein Herz blieb fast stehen, als sich ihm etwas Überdimensionales in den Weg stellte. Aus großen, leuchtend roten Augen sah es ihn an, Speichel lief aus seinem Mundwinkel und die riesigen Zähne sahen ungemein bedrohlich aus. „Kuscheln!“, brüllte das Häschen und sprang auf seinen Arm. Mit Tränen in den Augen setzte Hyde sich ruckartig auf und starrte in Kais breites Grinsen. Das Häschen hatte er noch immer im Arm und kraulte ihm den Nacken. „Na, Haido“, wurde er begrüßt. „Was machst du denn hier so alleine im Wald?“ „Meine Großmutter ist krank, und ich soll ihr Kuchen vorbei bringen.“ „Ist das nicht der falsche Text?“ „Auch wieder wahr... ich habe mich verlaufen und suche einen Weg nach Hause.“ „Na, das klingt doch schon besser. Wo ist Yoshiki?“ „Der sitzt noch bei der Hexe im Ofen.“ „Ah gut, dann ist er ja in Sicherheit. An ihm ist so wenig dran, das will eh keiner essen.“ Kai streckte sich genüsslich und schnurrte ein wenig. „Und wo willst du jetzt hin?“ „Nach Hause! Aber ich finde keinen Weg.“ Wieder tropften ein paar Tränen aus seinen Augen auf das Kaninchen, das nun erschrocken weghoppelte. Kais grüne Augen verfolgten es interessiert. „Kommt wieder her“, wies er sie an, trotzdem wirkten die Augäpfel etwas enttäuscht, als sie in die Höhlen zurückschlüpften. Sie brauchten ein wenig, bis sie sich wieder auf ihn fixiert hatten. „Also...“ Wieso fingen sie jetzt an sich so seltsam zu drehen? „Hör... auf mich...“, sang Kai plötzlich „... vertraue mir... Augen zu...“ „Kai...“ „Ja...?“ „Du bist eine Katze, keine Schlange.“ „Oh, das ist mir gerade entfallen. Entschuldige. Soll ich mich in einen lila Drachen verwandeln?“ „Das wäre gegen die Regeln.“ „Ich dachte, die schließen nur rosa Drachen aus.“ Kai war sichtlich betrübt darüber, akzeptierte aber, dass er sich nicht transformieren durfte. „Zurück zum Thema: Du suchst also einen Weg.“ „Ja, meinen Weg nach Hause.“ Weise nickte der Schlagzeuger. „Da liegt genau das Problem“, diagnostizierte er und grinste wieder einmal bei Hydes verdattertem Blick. „Hier gibt es keinen Weg, der dein ist. Alle Wege gehören der Königin.“ „Aha...?“ „Also musst du zu ihr und sie bitten, dich einen ihrer Wege nutzen zu lassen.“ „Und wo finde ich die Königin?“ „In ihrem Schloss.“ „Hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen?“ „So in etwa.“ „Und wie lange werde ich brauchen, um dahin zu gelangen?“ „Tausend und eine Nacht.“ „Na toll... geht das nicht auch schneller?“ Hyde fand dieses Gespräch irgendwie irreal. „Du kannst den direkten Weg nehmen.“ Um zu demonstrieren, was Kai meinte trat er auf einen der umstehenden Bäume zu, und klopfte einmal an. Als keine Reaktion kam, trat er einmal kräftig gegen die Rinde und mit einem lauten „Plopp“ öffnete sich eine Tür, die den Blick auf einen dahinter liegenden Rosengarten offenbarte, an dessen Horizont ein Schloss zu sehen war. „Danke...“ „Nichts zu danken, ich wünsche dir viel Spaß. Wir sehen uns sicherlich wieder.“ Ohne sich noch einmal umzudrehen huschte Hyde durch die Tür, die hinter ihm wieder verschwand. Hosted by Animexx e.V. 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