A World Behind This Door von Celest_Camui (Things I can't forget) ================================================================================ Kapitel 1: Dream A Little Dream Of Me~ -------------------------------------- Keine Nacht ist wie eine andere. Niemand kann das behaupten. Nun, es mag Tage geben, die gleich sind. Vielleicht sogar Abende. Aber niemals wird eine Nacht ein zweites Mal wiederkehren. Und darum wollte sie keinen Fehler machen… Dieses Szenario war unbeschreiblich. Noch ein paar Sekunden zuvor hatte er an sie denken müssen. An die einzige Frau in seinem Leben, die schön und stark genug war, sein freies und wildes Herz zu bändigen und es in einen Käfig namens Liebe zu verbannen. Noch vor ein paar Sekunden hatte er das Gefühl gehabt, die Pumpe seiner Lebenskraft würde aus Glas bestehen und bei einem weiteren Gedanken an dieses göttliche Wesen in Tausende von Teilen zerspringen. Und da stand sie vor ihm. Durchnässt vom Regen, der die Fantasie eines Mannes anregte, mit offenen Haaren, die strähnig in ihrem Gesicht hingen und kleine Rinnsale über ihre wohlgeformten Wangen liefen ließ. Mit einem so schmerzhaft süßem Gesichtsausdruck und mir hauchender Stimme, die nur seinen Namen erklingen ließ. Gott, wolltest du deinen Diener strafen? Sie wusste nicht was sie eigentlich an diesem Ort suchte. Auch wusste sie nicht, wie lange sie nun schon unterwegs war. Aber sie wusste eines ganz genau, sie wollte ihren Blick nicht von ihm nehmen. Es war lange her, vielleicht zu lange. Sie hatte ihn schon seit ewigen Zeiten nicht mehr zu Gesicht bekommen und nun… hatte sie wieder einmal Gedanken, die sich für jemanden ihres Standes nicht ziemen. Doch sein engelsgleiches Gesicht, die schönen langen Haare, der muskulöse Körper, sogar die sonst nur selten wahrnehmbare Männlichkeit des Auserwählten machten ihr nur eines erneut klar. Sie konnte diese Tradition nicht beachten. Sie wollte es nicht... Es war unangenehm. Doch ob es nun der Regen, der mittlerweile kalt gewordene Luftzug oder das Schweigen gewesen war, das konnte sie nicht sagen. Sie wollte nicht zurück, und doch wollte sie auch nicht nach vorn. Er drehte sich, sah ihr durch den Regen in die Augen und bemerkte ihre Angst. Doch was war denn überhaupt geschehen? War dies ein Traum? „Sheena…“ Sein Kopf hatte so viel mehr zu sagen, doch seine Lippen weigerten sich. Und sie? Sie zuckte zusammen, als seine Stimme erklang, nur um ihm zwei Sekunden später mit gewohnter Ernsthaftigkeit ins Gesicht zu blicken. Sicheren Schrittes ging sie plötzlich auf ihn zu. Ihr ganzer Körper versteifte sich, während sie vor ihm stehen blieb, zu Boden sah und nach Luft schnappte wie ein Karpfen, um die nächsten Worte aus ihrem Leib zu pressen. „Zelos, nimm mich mit zu dir. Ich will heute Nacht bei dir schlafen!“ Kurze Zeit später. Ein Anblick, der einem wirklich nur selten gegönnt wurde. Sebastian blickte erneut in das geräumige Wohnzimmer. Eine junge durchnässte Frau und ein verlegener Herr – das gab es selten im Hause Wilder. Wie zwei verliebte Schulkinder benahmen sie sich. Blickten von Zeit zu Zeit verlegen den anderen an, um dann schnell den Blick abzuwenden und leicht zu erröten. „Lady Sheena, ich bringe ihnen Handtücher und eine Decke. Wir haben leider keine passende Kleidung für sie im Hause, also bitte verzeihen sie mir und nehmen sie damit vorlieb.“ Seine Worte schienen jedenfalls das Schweigen und somit auch das Eis gebrochen zu haben. „Hey, also wenn’s nach mir geht, kannst du die Kleider auch ausziehen, besser, du macht dich nackt trocken, als dass du dir in den kalten Kleidern noch den Tod holst… Wäre auch nicht so passend für eine Todesfee.“ Während Zelos insgeheim noch über diesen ziemlich niederen Wortwitz lachte, fand auch die Assasine ihre Kräfte wieder. „Was soll das denn bitte heißen, du Möchtegern-Weiberheld? Das würden vielleicht deine Tussis mit dem IQ einer Essiggurke machen, aber ich mit Sicherheit nicht. Im Übrigen brauchst du dir gar nichts darauf einzubilden. Ich musste dringend… auf Geschäftsreise und kam deshalb erst so spät hier an. Um diese Zeit noch ein Zimmer im Hotel zu bekommen ist schier unmöglich, daher dachte ich, wenn du schon da bist… also pass ja auf, was in deinen perversen Gedanken vorgeht!“ Er blickte sie kurz aus dem Augenwinkel heraus an. In seinen Gedanken hatte sich während dieser ganzen Zeit schon Einiges abgespielt. Von einer Romanze angefangen, bis hin zu nicht jugendfreien Dingen. Und doch war ihm auch jetzt gerade nicht entgangen, dass sie ihn belogen hatte. Sie hatte keinerlei Gepäck, und allem Anschein nach auch kein Geld mit sich. Und wenn es so wichtig gewesen wäre, würde sie auch sehr unwahrscheinlich alleine reisen. „Ach komm schon, du weißt doch genau, dass du nur wegen mir hier bist.“ Eigentlich wollte er sie lediglich etwas aufziehen, doch dass er damit genau ins Schwarze traf, erahnte er noch nicht. Nur sie schien langsam zu begreifen, als ihr Herz einen Aussetzer machte. „Du glaubst doch nicht einmal selbst an solch blöde Worte.“ Mittlerweile hatten sie schon Tee und eine Suppe auf dem Tisch stehen. Und auch Zelos bequemte sich dazu, endlich seinen Körper zu trocknen. Doch ihn wiederum störte es nicht, sein Hemd auszuziehen und sich erst einmal gründlich zu trocknen. Ihre Augen wanderten seinen Körper herab. Er hatte aus den Kämpfen nur wenige Narben davongetragen. Und auch war er noch immer muskulös, auch wenn nicht zu sehr. Er schien noch regelmäßig zu trainieren, um in solch einer Form zu bleiben. Vielleicht sollte sie ja auch einmal… Übungen… mit ihm machen… Noch während diese letzten Gedanken in ihrem Kopf ausklangen, drang das Blut in ihren Kopf und ließ sie erröten. Gerade im letzten Augenblick wurde ihr noch klar, was für „Übungen“ er wahrscheinlich machte, um in Form zu bleiben. Ein Glück, hatte sie erst gedacht und dann gesprochen, doch sie musste innerlich zumindest zugeben, dass sie die Frauen darum beneiden könnte, würde sie auf so niedere Gefühle reagieren. Und doch… Zelos hatte sich unterdessen ein neues Hemd angezogen, das Sebastian vorausschauend schon bereitgelegt hatte. Und als eben dieser auch die Treppe hinunterschritt, war für Sheena die ganze Situation gelaufen. „Lady, ihr Zimmer ist nun bereit.“ Dankend sah sie der treuen Seele des Hauses entgegen. Noch ohne die Suppe auch nur anzurühren, lief sie die ersten Schritte der Treppe hinauf und sagte lautstark, während sie empor schritt: „Zelos, wage es ja nicht, in mein Zimmer zu kommen!“ Dieser sah nur seinen Langzeit-Amigo an und meinte: „Hm, sie mag mich.“ Oben angekommen bemerkte sie, dass ein paar Handtücher, eine Hose und ein weiter Pullover auf dem Bett lagen, daneben eine Notiz: „Lady Sheena, es tut mir aufrichtig leid, aber dies waren die einzigen Gewänder die ich auf die schnelle auftreiben konnte. Bitte trocknen sie sich noch einmal gut ab und wechseln sie dann die Kleidung. Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe. Sebastian.“ Sie schmunzelte etwas, dieser Mann dachte auch wirklich an alles. Und so tat sie, wie ihr „gesagt“, trocknete ihre Unterwäsche und ihren Körper so gut es ging und kleidete sich neu in diese ungewohnten Textilien. Langsam schritt sie zum Fenster und schob den Vorhang ein kleines Stück zur Seite. Es war bereits Nacht. Die „Veranstaltung“ war längst abgeblasen. Was würden sie wohl gerade tun? Sorgten sie sich? Waren sie wütend? Sie jedenfalls war erschöpft. Sie konnte nun nicht mehr darüber nachdenken und es würde auch nichts mehr bringen. Also beschloss sie, sich schlafen zu legen. Das Bett war so groß und bequem, dass es nicht lange dauerte, bis sie in der Welt der Träume versank. Doch auch Träume müssen nicht immer gut sein. Und so kam es, wie es kommen musste. Die Gedanken plagten sie. Schuldgefühle spannten ein Netz aus Verzweiflung. Vorstellungskraft schuf eine Vision von einem Leben ohne Emotionen. Pflichtgefühl gab ihr ein Gefühl der Verbannung. Sie wandte sich, sie schrie, doch sie erwachte nicht. Sie wusste, es war ein Traum, gesandt von den Göttern, um ihre Feigheit zu strafen, um ihre sündige Lust für einen anderen Mann als ihren Ehemann zu quittieren. Bis sie eine Stimme vernahm. „Hey… HEY!“ Zelos rüttelte sanft an ihrer Schulter. Als sie die Augen ruckartig aufriss, ging er erst einmal ein paar Schritte zurück. Immerhin wusste man ja nie, ob sie diese Situation falsch verstehen würde. Sie legte ihren Arm über ihre Augen um die Tränen zu verbergen. Und auch er fasste Mut. „Du… du hast im Schlaf geschrieen, also dachte ich, es sei vielleicht besser, dich zu wecken…“ Er betrachtete ihren Körper, der wie leblos vor ihm auf dem Bett lag. Dann ging er wieder näher an sie heran. Eigentlich war es ja nicht seine Art, aber er konnte nun mal nicht aus seiner Haut, jedenfalls nicht jetzt. „Ist… alles in Ordnung.“ Für eine Sekunde hörte sein Herz auf zu schlagen. Denn sie war plötzlich aufgesprungen und ihm um den Hals gefallen… „Bitte lass mich heute Nacht nicht allein…“ Sie wollte alles richtig machen. Denn… Keine Nacht ist wie eine andere. Niemand kann das behaupten. Nun, es mag Tage geben, die gleich sind. Vielleicht sogar Abende. Aber niemals wird eine Nacht ein zweites Mal wiederkehren. Und darum wollte sie keinen Fehler machen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)