Living In A Toy Box von cleo-- ================================================================================ Kapitel 36: Puzzle ------------------ Am nächsten Morgen wachte Jazmin nach dieser unruhigen Nacht erst spät auf, doch zu ihrer Überraschung war sie nicht allein. Als sie sich schlaftrunken über die Augen rieb, sah sie aus der Ferne, dass Bruce mit einer Zeitung in der Hand am Küchentisch saß. Das Appartement war sehr groß und hatte so gut wie keine Raumbegrenzung. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche war so gut wie in einem riesigen Zimmer. Durch die Wohnung zog sich ein fast neurotisch perfekter Einrichtungsstil. Der Boden, Teppiche, Möbel, sowie Betten, Tische, Stühle und so weiter waren in einem schlichten weis gehalten. Jazmin hätte meinen können, sie sei im Jahre 2300 aufgewacht. Sie schlug die dünne Bettdecke beiseite und schlurfte in trägen, aber leisen Schritten hinüber zu Bruce. Sie trug ein weites Nachthemd, das so gut wie jede Kurve ihres Körpers unter weißem Stoff versteckte. Bruce schien sie kommen zu hören, doch machte kaum Anstalten sie zu bemerken. Erst als sie einen Stuhl unter dem Tisch hervor schob und sich drauf setzte, blickte er auf und schenkte ihr ein seliges, aber verhaltenes »Guten Morgen«. Jazmin erwiderte den Gruß mit einem gut gemeintem Knurren in Form eines »Hmm«. Geknickt saß sie am Tisch und suchte ihn nach Frühstück ab, doch die Oberfläche war so leer wie ein Freibad im Winter. Doch als Bruce sie fragte, ob sie einen Kaffee wolle, schüttelte sie den Kopf. „Hast du gut geschlafen?“, fragte er und suchte ihren Blick, der allerdings starr auf den Tisch gerichtet war. „Ja, geht so“ Bruce verzweifelte fast daran, ein Gespräch mit diesem Mädchen zu beginnen. Sie blockte ja jegliche Versuche einer Konversation ab und erstickte seine Hoffnungen, ihr etwas entlocken zu können, im Keim. Doch er konnte nicht aufgeben. Alles was sie bräuchte war Zeit. „Wenn dir das Nachthemd nicht gefällt, tut's mir Leid. Ich lass dir ein neues besorgen“ Nun blickte Jazmin leicht amüsiert auf und erwiderte: „Na, hässlicher als die schwarzen Klamotten ist es nicht“ und versuche ihr leises Kichern zu verbergen. Bruce war erleichtert, dass sie ihm in dieser Sackgasse entgegen kam und setzte in das Lachen ein. „Am besten, du gehst selbst und suchst dir was schönes aus“, fügte er hinzu und nahm eine entspanntere Sitzposition ein. Das Eis war so gut wie gebrochen, wenn auch nur ein wenig angekratzt, aber das würde reichen. Aller Anfang war schwer. Immerhin redete sie. Er beschloss diesem Redefluss Jazmins keinen Abbruch zu tun und begann das oberflächliche Thema weiterzustricken. „Am besten gleich heute Nachmittag. Ich rufe in ein paar Boutiquen an, die dich bedienen werden“ Jazmin schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ich kenn' mich in der City überhaupt nicht aus. Ich würde mich wahrscheinlich hoffnungslos verlaufen“ Wieder ein zuckersüßes Kichern, das wieder schnell und schüchtern verschwand. „Kein Problem, ich schick dir Alfred mit“ Nun war der perfekte Grundstein gelegt, um ihr Fragen zu stellen, die ihn interessierten, ganz unverfänglich, versteht sich. „Also hast du früher nicht IN Gotham gelebt? Wohl in den Suburbs, oder?“ Bruce wusste aus verlässlichen Quellen, dass sie außerhalb Gothams wohnte, in einem der großen, alten Herrenhäuser. Später brannte sie es gemeinsam mit dem Joker ab, es erschien in allen Nachrichten. Soviel er wusste, lebte dort nur noch ihr Vater, der tragischer Weise dabei ums Leben gekommen ist. Grund dieses Verbrechens kannte werde er noch sonst irgendjemand. Es wurden die tollsten Vermutungen seitens der Polizei aufgestellt, doch Bruce wollte es selbst hören, aus dem Mund der Täterin. Die schlichte Wahrheit. Doch sofort kühlte Jazmin ihre gute Laune wieder auf ein Minimum herunter. Sie schien zu ahnen, worauf dieses Gespräch hinaus laufen sollte. Sie antwortete mit einem kurzem und knappem »Ja«. „Hast du dort mit deiner Familie gelebt? Erzähl mal ein bisschen“ „Nein“ Bruce schaute sie verwirrt an. „Nein. Ich möchte darüber nicht reden“ Verdammt. Die Brücke, die er sich gerade aufgebaut hatte, riss er im selbem Atemzug wieder ein. Er war so kurz davor, das konnte es noch nicht gewesen sein. „Wieso? Was ist passiert?“, es klang flehend und er flehte auch. Er flehte um eine Antwort. Er brauchte sie, nur mit ihr konnte er ihr Rätsel und damit vielleicht auch ihre Probleme lösen. Es war doch nur um ihr selbst zu helfen. Begriff sie das nicht? „Ich habe gesagt, ich will darüber nicht reden“, sagte sie in bestimmtem Ton, stand auf und ging wieder hinüber zu ihrem Bett. Sie setzte sich, schlang die Arme um die Knie und lehnte sich an die Glasscheibe. Wie konnte er es nur wagen, sie danach zu fragen. Was bildete er sich ein? Dass sie ihm alles auf dem Silbertablett präsentieren würde? So leicht würde sie es ihm nicht machen. Bruce senkte den Kopf. Doch anstatt wütend zu sein, strich er sich nur über die Haare und seufzte. Gut, das hatte er versaut. Er hatte einen Fehler gemacht, weil seine Ungeduld ihn in den Wahnsinn trieb. Sonst löste er Probleme mit einem kräftigen Schlag ins Genick oder in den Bauch. Doch das hier war um einiges anstrengender. Und es zehrte an seine Nerven. Er beschloss, Geschehenes wieder gut zu machen und stand ebenfalls auf. Er ging zu Jazmin und stellte sich mit einem Sicherheitsabstand von gut 2 Metern entfernt von ihrem Bett hin und sagte in reumütigem Ton: „Es tut mir Leid. Ich hätte dich nicht drängen sollen“ Doch sie schüttelte nur den Kopf, „Schon gut“, und schaute weiter aus dem Fenster. Er wollte noch etwas sagen, doch merkte, dass es genug war. Er hatte Zeit und er musste sie ihr lassen. Doch zu seiner Überraschung drehte Jazmin sich zu ihm und bedeute ihm sich zu setzten. „Du kannst ja nichts dafür. Du hast es verdient zu erfahren, wer hier mit bei dir wohnt“ Jazmin nahm eine bequemere Haltung ein und ließ die Beine von Bett baumeln. „Ja, ich lebte dort mit meiner Familie. Wir unternahmen immer viele Sachen. Gingen in die City einkaufen oder spazierten durch den Park. Doch als ich 6 Jahre alt war, starb meine Mutter. Was das witzige ist, ich hab nie erfahren warum sie damals starb. Sie war von einem Tag auf den anderen einfach weg. Und mein Vater redete auch nie über sie, so hatte ich das Gefühl, nie eine Mutter besessen zu haben. Sie existierte bis zu einem Zeitpunkt und danach verschwand sie wie Luft. Vielleicht starb sie an irgendeiner Krankheit oder sie hatte einen schrecklichen Unfall. Ich hab keine Ahnung“ Jazmin starrte die ganze Zeit auf den Boden, während sie erzählte. Doch Bruce saß ihr aufmerksam gegenüber und lauschte jedem Wort, das sie ihm erzählte. „Naja, von da an lebte ich mit meinem Vater dort... allein...in dem großen Haus. Ich weiß noch, dass ich mich immer schrecklich gefürchtet habe, als nachts die alten Wände knackten und merkwürdige Geräusche machten. Ich hab mich dann immer in meinem Bett versteckt...bei meinen Puppen, wenn es wieder laut wurde...und wenn sich meine Zimmertür öffnete...und-“ Sie brach ab und machte eine kurze Pause, ohne sich zu bewegen oder aufzublicken. Ihr Gesicht verzog sich, als hätte sie irgendwelche Schmerzen. Nervös knetete sie ihre Finger. Doch plötzlich schaute sie auf und machte ein lächelndes Gesicht. „Ich hatte viele Puppen...aus Porzellan. Die waren wunderschön. Einige müssten jetzt einen richtig hohen Wert haben“ Jazmin wusste, dass Bruce bekannt war, dass ihr Haus nun nicht mehr stand und auch warum. Und auch, dass sie daran beteiligt war. Doch sie erzählte diese Geschichte, als wäre sie die Unschuld vom Lande. Und er glaubte es ihr. Wie könnte er ihr auch nicht über den Weg trauen? Sie ließ die wichtigsten Ereignisse weg, das Monster, dass sie floh, wie sie auf den Joker traf, dass sie zwei Jahre in der Psychiatrie war und dann entführt wurde. Und der Rest, der unweigerlich folgte. Bruce wollte Jazmin nicht unterbrechen, doch es schien, als hätte sie ihre Rede beendet, denn nun schaute sie ihn an. Er wusste, dass nun der Teil kommen würde, der ihr Leben veränderte. Wie sie den Joker traf, würde er auch noch erfahren, später. Doch warum sie sich ihm anschloss, was sie dazu trieb, konnte er aus der kurzen Erzählung ihrer Kindheit nicht heraus hören. Seine Eltern starben auch als er noch sehr jung war, doch trotzdem kämpfte er nun auf der guten Seite. Ihr muss etwas widerfahren sein, dass ihre Kenntnisse über Gut und Böse über den Haufen geworfen hatte. War es der Joker? War er der Schuldige? Bruce beschloss, es dabei zu belassen. Er hatte nun keine andere Wahl, als ihren Worten glauben zu schenken, die Wahrheit würde schon zu ihm finden. Alles nur eine Frage der Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)