Living In A Toy Box von cleo-- ================================================================================ Kapitel 30: I Won't Change -------------------------- Jazmin verharrte schon seit Stunden in stillem Grübeln und Ärgern. Sie wusste gar nicht, was ihr mehr Sorge bereitete, dass ihr Plan, ihrem Leben ein Ende zu setzten zum wiederholten Male schief gelaufen ist oder dass sie als Gefangene im Haus eines ihrer «Opfer» festgehalten wurde. Weder hatte sie bisher eine Erklärung für ihre Rettung, noch für ihren Aufenthalt am Rande der Zivilisation. Doch ihrer angestrengten Überlegung sollte bald ein Ende gesetzt werden. Es klopfte, kaum hörbar, und ohne ein weiteres Geräusch öffnete sich die Tür zu Jazmins Zimmer. Erst dachte sie, der fiese Alte würde zurück kehren um ihr noch mehr Drogen zu verabreichen, aber als ein groß gewachsener Mann eintrat, überkam sie erst Abneigung, dann Pein. Ihre Gliedmaßen versteiften sich, schnell wendete sie den Blick zum Fenster und starrte aus leeren Augen in den Sonnenuntergang. Bruce suchte ebenfalls nicht ihren Blick, es schien, als befänden sich zwei unsichtbare Seelen in einem Raum, ohne sich gegenseitig zu bemerken. Er ging im Raum umher, tat so, als besichtigte er ein Museum, betrachtete im Vorbeigehen die wenigen Bilder die die Wände zierten und setzte sich schließlich auf einen Stuhl neben dem Bett, auf dem Jazmin saß. Die Stimmung war kühl und bedrückend, diese Stille, diese schrecklich schmerzende Stille zerrte an beider Nerven. Es schien nicht so, als käme unter diesen Umständen noch ein Gespräch zu Stande. Bruce wollte ansetzten, doch jedes Mal überdachte er seine Formulierungen, formte die Lippen, doch es kam kein Laut. Wie solle man das Gespräch mit einem Psychopathen beginnen? Doch er versuchte an ihre Vernunft zu appelieren. „Wer bist du?“, waren die einzigen Worte, die ihm schon seit Wochen klar und deutlich vor Augen erschienen. Die einzige Frage in Hinsicht auf das fremde Mädchen. Doch anstatt zu antworten starrte sie nur durch ihn hindurch und ignorierte seine Frage. Aber Bruce ließ sich nicht so leicht entmutigen. „Wie bist du zu dem geworden, was du bist?“ Die Worte klangen gut überlegt, doch hörten sich fast wie ein Flehen an, wie ein Flehen um eine Antwort, die die Qual beendet. Doch Jazmin dachte nicht daran, sich dem zu stellen, wofür sie Konsequenzen tragen musste. „Wenn ich du wäre, würde ich auch nicht antworten“, sagte er in vorwurfsvollem Ton, missbilligend schüttelte er den Kopf. „Bist du dir überhaupt im klaren darüber, was du eigentlich angestellt hast?“ Jazmin fühlte sich wie ein kleines Kind, dass sich nun vom Vater Tadel anhören musste, weil sie die neue Vase zerdeppert hatte. Äußerlich schien sie tot, als wäre sie geistig gar nicht anwesend, doch in ihrem Köpfchen schossen die Rechtfertigungen nur so durch die Gegend. Doch antworten wollte sie nicht, nein, sie konnte es nicht. Sie wusste ja selbst nicht einmal, wer sie war, was sie war, ob sie überhaupt existierte. Wen interessierte das schon. Zeit ihres Lebens hatte sie keiner gefragt, wer sie sei, was ihre Lieblingsfarbe ist, wann sie Geburtstag hat, all das interessierte doch kein Schwein. Sinnlose Informationen, die nicht gespeichert werden. Wer war sie schon. Ein Mensch, der atmet, der die Welt ein Stückchen schlechter macht. Mittel zum Zweck. Nichts weiter. Nichts weiter... „Herzlichen Glückwunsch. Du bist tot. Das blonde Mädchen ist gestorben. Das ist es doch, was du wolltest. Nun bist du hier. Sieh' es als zweite Chance. Auch wenn ich mir noch nicht im klaren darüber bin, ob du sie verdient hast, aber nutze diese Gelegenheit. Ja, das ist alles was ich dir sagen wollte. Du musst dich verändern, um weiterzuleben“, er stand auf und wendete sich zum gehen, mehr war aus dieser einseitigen Konversation wohl nicht herauszuholen. „Ich will mich nicht ändern...und weiterleben wollte ich auch nie“, sagte Jazmin plötzlich mit ihrer Glocken hellen Stimme ohne den starren Blick vom Fenster abzuweden. Überrascht drehte Bruce sich wieder um. „Verstehst du es nicht? Du bist frei. Du bist ein anderer Mensch. Alle, die dich kannten und, verzeih mir, das war unmittelbar nur der Joker, halten dich für tot. Du bist nicht mehr da, wo du vorher warst, du bist jetzt in der Realität. Ich kenn' dich nicht. Ich weiß nicht wer du bist oder wo du herkommst. Aber was ich weiß, ist, dass du Probleme hattest. Und diese sind nun mit dir auf den Highway gesprungen, mit dem Unterschied, dass du überlebt hast“ Wieder keine Reaktion. Das war entweder ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, doch Bruce beschloss sich nach dem Spruch zu richten: Kommt Zeit, kommt Rat. Es würde dauern, bis sie versteht, bis sie einsieht. Doch er hatte Zeit. Sowie der Joker beweisen wollte, das jeder schlecht ist, so würde er beweisen, dass jeder das Gute mit sich trägt. Ohne Ausnahme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)