Living In A Toy Box von cleo-- ================================================================================ Kapitel 28: New Day ------------------- Sanft legte sich die neu gewonnene Ruhe auf Jazmins geschundenen Gedanken nieder. Mit unglaublicher Zärtlichkeit, so wie sie sie nie erfuhr, streichelte sie ihre Sinne, nahm ihr jegliche Angst und Bedenken. Eine wohlige Wärme durchfuhr ihren zarten Körper wie die aufgehende Sonne den Horizont mit ihrer unbeschreiblichen Schönheit erfüllte. Ihre einst so schweren Glieder waren nunmehr ein Teil der unüberwindbaren Leichtigkeit. Wenn das das Glück war, nach dem sie solange suchte, dann hatte sie es endlich gefunden. Gebettet auf den Wogen der unendlichen Vergebung und Gnade. Sie hatte es gefunden, brauchte nun nicht mehr zu suchen, nicht mehr in dunklen Gassen der Unkenntnis und der Hoffnung zu verweilen, konnte nun mit geöffneten Äuglein in die strahlende Sonne schauen. Ihre Fingerchen strichen behutsam über die Daunendecke, die ihr ein schützendes Heim gab. Doch genau in diesem Moment, in dem sie fühlte, in dem sie merkte, dass sie fühlte, in dem es sie erschrak, dass sie überhaupt noch merken konnte wie sie etwas fühlte, wusste sie: Irgendwas ist hier schief gelaufen. Gewaltig schief gelaufen. Trotz der sie überwältigten Müdigkeit öffnete sie ihre Augen einen kleinen Spalt und sah tatsächlich wie ihr die Morgensonne freundlich entgegen lachte. Also entweder war das der Himmel, was sehr unwahrscheinlich war, denn eher war für sie ein Platz in der Hölle reserviert, oder ihr Vorhaben, von dem Haus zu springen hatte irgendeinen Haken gehabt, den sie nicht bemerkt hatte. Sie kniff die Äuglein wieder fest zusammen und versuchte sich an jene Nacht zu erinnern. Ihr schossen die Bilder des ungewöhnlich großen Mondes durch den Kopf, der hoch am dunkelblauen Nachthimmel über Gotham hing. Sie erinnerte sich auch daran, dass der Joker da war, doch sein Gesicht blieb ihr verwehrt. Nur noch das Bild ihrer Schühchen, die die Steinbrüstung mit ihrer peniblen Ordentlichkeit zierten, bildete den Schluss dieser verworrenen Erinnerungen. Dann war da nur noch die Dunkelheit, die Dunkelheit und dieses merkwürdige Gefühl von einer Art Trance. Mehr nicht. Noch einmal versuchte sie logisch zu überlegen, wie sie den Sturz aus einem fast hundert Meter hohem Gebäude überleben konnte, doch schon während sie überlegte, schon allein, dass ihr die Kraft gegeben war, zu überlegen, ließ den Gedanken, ja beinahe die Hoffnung an den Tod rapide schwinden. Sie startete einen zweiten Versuch und hob langsam ihre Lider. Wieder stach ihr sie Sonne in die Augen, sanft aber bestimmt. Als wolle sie sie aus dem Bett jagen, auf eine freundliche Art und Weiße. Sie blickte zu einem großem Fenster hinaus auf einen Garten, der kaum überschaubar war, so gigantisch schien er. Schon dieser Punkt war Ausschlag gebend dafür, dass sie sich wahrscheinlich nicht mehr in der City befand, vielleicht irgendwo am Rand oder gar ganz woanders. Sie wendete schwerfällig den Kopf und ließ den schlaftrunkenen Blick durch das Zimmer schweifen. Wobei, Zimmer war ein wenig untertrieben. Es handelte sich eher um eine Art Saal mit begrenzter Tanzfläche, oder so ähnlich. Die Wände waren hoch und hatten eine edel schimmernde Farbe, auch wenn die Tapete schon ziemlich alt und abgenutzt wirkte. Der Raum war bis in die kleinste Ecke hell erleuchtet, es gab keine schwarzen Löcher und keine tanzenden Schatten. Er war zwar nur spärlich eingerichtet, doch die antike Optik des Mobiliars verlieh dem ganzen einen gemütlichen Touch. Ein massiver Schrank prangte an der Wand, die dem Bett gegenüber lag und ein hübscher Sekretär teilte den Raum in seiner Mitte. Jazmin blickte wieder aus dem Fenster und das nun in ihr aufsteigende Adrenalin wandelte ihre Müdigkeit in Neugier um. Leichtfüßig wie eine Elfe, die noch nicht ganz Herr ihrer Gliedmaßen war, rollte sie sich aus dem Bett und schlich vorsichtig die wenigen Schritte hinüber zum Fenster, bemüht darum, keinen Mucks zu machen. Der Garten schien nun wie eine Parkanlage, sie sah keinen Zaun und auch kein Tor, ja, es glich fast einem Labyrinth. Sie entdeckte einen kleinen Springbrunnen, der lustig Wasser plätschern ließ. Im selben Takt wippten die dünnen Ästchen an den Kirschbäumen, an denen rosa Blüten hingen. Etwas weiter stand ein kleines Gewächshäuschen, verdeckt von einer schier unendlich alten Eiche, die einen schützenden Schatten auf die vielen Beete warf, auf denen blutrote Rose wuchsen. Wo zur Hölle war sie? War das der Himmel? Sah es so da oben aus? Oder war es doch die Hölle und sie auf ewig dazu verdammt in diesem überdimensionalen Biotop herumzuirren? Sie drehte sich um, schaute sich nochmal das Gemach an, in dem sie wahrscheinlich die Nacht verbracht hatte, auf der Suche nach irgend einem Hinweis, nach einer Antwort auf die Frage, wo sie denn nun eigentlich sei. Sie war in einem Haus, soviel stand fest. Bloß in wessen Haus? Sie kannte niemanden, ungelogen. Das Monster kann es nicht gewesen sein, das war Tod. Und der Joker machte sich nicht viel aus einer gemütlichen Einrichtung und einem gut gepflegtem Garten. Die Anstalt kann's auch nicht sein, die hat eine um einiges unangehmener Atmosphäre. Wer würde schon einen mordenden Psychopathen aufnehmen? Oder ein verwahrlostes Püppchen, dass aussieht, als sei ein Laster einmal von vorne und einmal rückwärts drüber gefahren. Ihre goldenen Löckchen waren nur mehr ein Wollknäuel. Ihre Söckchen hatten Löcher und die Motten in ihren Kleidern lebten friedlich in Symbiose mit den restlichen Bakterien, die ihr über die dreckige Haut krochen. Ja, fast ekelte sie sich selbst vor sich. Fast. So groß der Raum war, so sehr engte er sie doch ein, die suchte die Wand nach einer Tür ab und entdeckte eine alte Holztür, die ein wunderschön verzierter Rahmen umrandete. Sie wollte sehen was sich dahinter befand, wollte herausfinden wo sie war. Mit zaghaften Schritten tappelte sie auf die Tür zu. Doch gerade als sie sie öffnen wollte, bewegte sich die Türklinke langsam nach unten. Jazmin erstarrte kurz und sprang dann schnell wieder ins Bett, wie ein kleines Kind, das sich vor seinen Eltern versteckte, die nachsehen wollten, ob es schon schlief. Sie kroch ganz hinter, umschlang mit ihren dünnen Ärmchen ihre Knie und wartete darauf, dass sich die Tür öffnete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)