Living In A Toy Box von cleo-- ================================================================================ Kapitel 19: Bruises On My Knees ------------------------------- Das alte Appartement roch wie ein Museum. Der Staub verlieh dem Ganzen eine nostalgische und auch etwas unordentliche Note. Doch selbst den Geruch nach Schimmel und Verwesung empfand Jazmin als angenehm im Gegensatz zu ihrem Blut, dessen Duft ihr in die Nase stieg. Sie saß auf dem kleinen Couchtisch und wendete angewidert das Gesicht ab. Ihr kam es nicht einmal in den Sinn auch nur einen Blick auf das „Blutbad“ zu verschwenden. Ihr kam das ganze ziemlich ironisch vor. Noch vor kurzem hatte sie einen Menschen getötet und nun musste sie mit ihrer Übelkeit kämpfen, weil sie den Anblick des Schnittes nicht ertragen konnte. Der Joker saß vor ihr auf dem kleinen Sofa und inspizierte die Wunde mit fachmännischem Blick, was Jazmin nur noch mehr beunruhigte. Er griff in seinen Mantel, den er neben sich gelegt hatte und holte eine eingeschweißte Nadel und Faden hervor. Als Jazmin dies erblickte riss sie die kleinen Augen auf und sprang sogleich vom Tisch. „Sie sind wohl nicht ganz gescheit!“, schrie sie panisch. Als würde sie einen blutrünstigen Psychopathen ihre Wunden nähen lassen! „Du darfst mich auch duzen, Püppchen“, sagte er mit einem leicht belustigten Unterton, doch seine volle Konzentration lag auf dem Einfädeln in das viel zu kleine Nadelöhr. Jazmin ließ die Nadel keine Sekunde aus den Augen und rechnete wahrscheinlich damit, dass sie jeden Moment ein Eigenleben entwickelte und sich auf sie stürzte. Als das „Operationsbesteck“ vorbereitet war, deutete der Joker auf den Couchtisch vor sich und bedeutete Jazmin sich wieder zu setzten. Diese schüttelte entgeistert den Kopf, kam aber seinem Willen nach. Wieder wendete Jazmin den Blick ab und versuchte sich auf die schrecklich hässliche Tapete zu konzentrieren. Sie murmelte noch etwas in verärgertem Ton von „verrückt“, doch der Joker war schon drauf und dran die perlweiße Porzellanhaut wieder zusammenzuflicken. Als das dünne, kühle Metall ihre Haut durchdrang zuckte Jazmin kurz zusammen und biss sich auf die Zähne. Ihre Finger krallten sich in das Holz und hinterließen Abdrückte. Sie konnte ein stilles Kichern hören und wusste nicht, was die davon halten sollte. Ihm bereitete es wahrscheinlich so was wie...Spaß... Jazmin kniff die Augen zusammen und hoffte nur auf ein baldiges Ende. Es war vollkommen still. Niemand wagte es, auch nur einen Mucks zu machen. Lediglich das nervöse und schwere Atmen Jazmins hallte durch das alte Appartement. Qualvolle 2 Minuten später hörte sie, wie der Joker den Faden abriss und sich sein Meisterwerk noch einmal genau anschaute. Mit den Fingerspitzen fuhr er ganz sachte über die zusammen genähte Wunde. Als er länger als 3 Sekunden, die ihr vorkamen wie eine Weingkeit, auf ihrer Haut verweilte, zog Jazmin ihr Bein kaum spürbar, ja fast nur wie ein zucken zur Seite. Doch das reichte, dass der Joker leicht verärgert seine Hand zurück zog, aufstand und ging. Jazmin wollte sich bedanken, das Wort lag ihr auf den Lippen, doch sie konnte es nicht aussprechen, sie wollte es nicht. Es kam ihr vor als wäre es einfach nicht angebracht. Dazu war diese Situation viel zu absurd. Nein, Dank war das falsche Wort. Nun saß sie allein im kleinen Wohnzimmer. Es war schon spät nachts, bestimmt würde schon bald die Sonne wieder aufgehen, doch der Nachthimmel war noch schwarz und die kleinen Sternlein funkelten wie Morgentau. Jazmin verspürte ein Bedürfnis nach Schlaf, doch wagte es nicht, sich hier wohlzufühlen, hier zu schlafen. Dennoch kroch sie auf die gegenüberliegende Couch und rollte sich zusammen wie ein angefahrener Igel. Es war kalt, sie trug nichts anderes als ihr dünnes Kostümchen. Sie zog die dünnen Beine noch näher an ihre Brust und schlang die Arme um die Knie. Sie hatte das Gefühl, die Augen offen lassenzumüssen, immer auf der Hut zu sein. Vor was auch immer. Aber sie durfte einfach nicht einschlafen. Doch kaum hatte sie diesen Entschluss gefasst, fielen ihr die Äuglein zu und sie schlief einen traumlosen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)