Living In A Toy Box von cleo-- ================================================================================ Kapitel 9: That's A Wrap ------------------------ Jazmin wusste nicht ob sie eine Geisel war, wie eine Gefangene fühlte sie sich zumindest nicht oder ob sie nun schon zum Mittäter wurde. Diese Frage schoss ihr immer und immer wieder durch den Kopf, als sie der Joker mit in den schlecht beleuchteten Keller des Leer stehenden Appartementhauses nahm, bewaffnet mit einer Videokamera und einem halbtot geprügeltem Mittdreißiger unterm Arm. Die Beine des armen Mannes schleiften auf dem Boden und hinterließen eine rote Blutspur, die sich wie der gedachte rote Faden durch die finsteren Gänge zog. Er hatte ihr erzählt, er habe ihn auf der Straße getroffen und der Mann habe sich freiwillig bereit erklärt ihm zu helfen jemand ganz Besonderen einen netten Gruß zu schicken. Sie konnte nichts aus diesen rätselhaften Sätzen verstehen und dass der Mann sich freiwillig gemeldet hatte fiel ihr auch schwer ihm zu glauben. Doch sie folgte ihm, wollte wissen, was er vorhatte, was jetzt passieren würde. Wie ein Schoßhündchen dackelte sie ihm nach, die Hände immer zusammen haltend und den Kopf gesenkt. Die Kälte, die von dem Steinboden ausging, drang durch ihre Söckchen. Sie trug nichts weiter als ihr kurzes Kostüm. Sie beobachtete den Mann, der leblos umher getragen wurde. Er hatte die Augen geöffnet, sah aber nicht so aus, als nähme er noch bewusst am Geschehen teil. Sie kamen in einen kleinen Heizraum. Verrostete Rohre und Dampf bildeten die düstere Atmosphäre für den kleinen Horrorfilm. Der Joker warf die Leiche in Spe auf den Boden, trat einige Meter zurück und schaltete die Kamera ein. „Uuuuund Action!“, rief der Joker, „Pass gut auf, Batman! HIHI“ Jazmin hatte gar nicht bemerkt, dass das Opfer einen Zettel mit einer Art Drehbuch erhielt. Wie ein nasser Sack saß der blutige Mann auf dem Boden. Sein Gesicht zierten diverse Platz- und Schnittwunden. Durch die blau graue Polizei Uniform drang eine dunkle Flüssigkeit an Bauch und Brust. Sie kannte den Mann nicht, weder seinen Rang bei der Polizei noch seinen Namen. Für sie war es einfach ein lebloser Haufen in Uniform. Der Mann hielt den Zettel mit der verwirrenden Handschrift in zittrigen Fingern, blickte abwechselnd beängstigt in die Kamera und zu Jazmin, die zum Zeitpunkt genauso verwirrt wie der Mann in Uniform aussah. „Na komm, fang endlich an, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!“, rief der Joker dem Mann zu. Der Mann blickte auf den Zettel in seinen Händen und begann leise vorzulesen: „Bonjour mon ami, es wird langsam Zeit, dass du dein Ende findest“, der Mann schluckte schwer, las trotz seiner holprigen Stimme weiter, „aber weil ich nicht nur dich nicht ausstehen kann, werde ich den Menschen im wunderschönen Gotham City das Leben zur Hölle machen, dass du dich mit mir an deren Leid erfreuen kannst. Klammer auf, böse Lachen, Klammer zu.“ Der Joker kicherte und zoomte auf das gequälte Gesicht des Mannes, dessen Blick war starr auf das Blatt gerichtet, er setzte fort, „Zum Beweis meines Versprechens werde ich mit diesem Vollidioten, der gerade vorließt“, der Polizist riss langsam die Augen auf und las in einem bedrückt langsamen Tempo das letzte Wort, „anfangen“ Der Mann blickte geschockt auf, wartend auf das nun Geschehende. Der Joker riss sich von seiner kameramännischen Meisterleistung los und winkte Jazmin zu sich. Diese tappelte in kleinen Schritten auf ihn zu, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Er griff in seine Tasche, holte ein Messer hervor und drückte es ihr in beide Hände. „Mach ihn kalt, Püppchen“ Jazmin blickte auf das Messer und fragte sich, ob sie eben richtig gehört hatte. Sie schaute zu dem sie nun verängstigt anblickenden und um Gnade flehenden Mann am Boden. Der Joker gab ihr einen leichten Schubs in Richtung des Opfers, die Kamera immer noch auf den leidenden Hauptdarsteller haltend. Sie umfasste den Griff des Messers und ging langsam zu dem Armen. „N- Nein...n-nein, b-bitte, bitte nicht!“, presste der Mann aus seinen geschundenen Lungen, „I-ich habe doch eine Familie! Wer...wer soll sich denn um meine Kinder kümmern...?“ Jazmins Schritt verlangsamte sich. Er war Vater. Er hatte eine Familie, dass was sie nie hatte. Plötzlich packte sie Eifersucht, sie war neidisch auf den Mann. Er hatte eine ihn liebende Frau und zwei Kinder. Aber vielleicht litten die Kinder ja auch? Wie sie einst? Dann war das, was sie jetzt tun würde eine Rettung, eine Rettung für die Kinder. So, wie sie ein Rettung gebraucht hatte. Ihr Griff um das Messer verstärkte sich und sie beugte sich zu dem Mann hinab. Die Frage, die sie zu Anfang quälte, beantwortete sie nun eindeutig mit einem lauten und klaren Ja. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das nun anstellen sollte. Unbeholfen hielt sie ihm das Messer an die Kehle. Dieser gab nunmehr nur noch ein verzweifeltes Jammern von sich. Unverständliche Wortfetzen drangen an ihr Ohr. Mit unruhiger Hand wollte sie mit dem Schneiden anfangen, doch irgendwie ging es nicht. Sie ließ die Hand kurz sinken und schaute zum Joker. „Jetzt mach schon, Püppchen!Worauf wartest du?“ Sie wollte etwas sagen, doch es ging nicht. Sie konnte dem Mann, der kurz vor dem Tod stand, nicht in die Augen schauen. Er erinnerte sie zu sehr an ihren eigenen Vater. Plötzlich kam der ganze Schmerz, das ganze Leiden wieder hoch und sie dachte an die Worte des Jokers. Rache war das Stichwort. Eine unbekannte Kraft, etwas zu tun, was sie nie hätte tun wollen, stieg in ihr empor. Sie setzte das Messer wieder an. „Es tut auch gar nicht weh“, waren die einzigen Worte, die ihr einfielen. Mit einem Ruck schlizte sie dem Mann die Kehle durch, dieser fiel stark blutend um und blieb regungslos liegen. Der Joker stellte die Kamera ab. „That's a wrap!“ Jazmin hockte immer noch neben dem Mann, den sie gerade getötet hatte. Irgendwie konnte sie es nicht fassen, sie hatte keine Ahnung, was sie dazu getrieben hatte. Ihre Hand hielt immer noch das Messer. Der Joker kam auf sie zu, „Hast du fein gemacht, Püppi“ Jazmin konnte ihren Blick nicht von der Leiche los reisen. Sie stand benommen auf und ließ das Messer fallen. „Was passiert jetzt mit ihm?“, fragte ihre sanfte, leise Stimme. „Der bleibt hier schön liegen, wegrennen wird er ja wohl kaum. Und, wie hat es sich angefühlt?“ , fragte er in einem merkwürdigen Ton. Jazmin wusste nicht recht auf diese Frage zu antworten. „Weiß nicht...komisch“ Sie log, es fühlte sich großartig an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)