Living In A Toy Box von cleo-- ================================================================================ Kapitel 7: Light Up The Sky --------------------------- Jazmin wusste nicht, wie viel Zeit verging, ob es Tag oder Nacht war oder ob sie überhaupt noch einmal Tageslicht sehen würde. Zusammen gekauert saß sie in der hinterstes Ecke des kleinen Lagerraums. Schon mindestens zehn Mal hatte sie die Wände nach Fenstern abgesucht, nach Luftschächten oder sonstigen Löchern, die ihr die Freiheit schenken könnten, doch sie war gefangen in einer quadratisch grauen Hölle. Es gab keine Möbel, nur ein Schreib zierte die Mitte des Raumes, belagert von unzähligen weißen Blättern. Immer wieder ließ sie das Ereignis von eben Revue passieren. Versuchte, irgendeine Logik darin zu sehen, das Vorhaben, des nächsten Schritt des Jokers herauszufinden. Doch immer wieder landete sie in einer geistigen Sackgasse. Sie vergrub ihren Kopf in ihrem Schoß. Wenn er sie hätte töten wollen, hätte er es schon längst getan...bestimmt. Nein, er wollte sie nicht töten, er wollte sie in den Wahnsinn treiben. Denn wie sie selbst gesagt hatte, ein Leben in Qual ist schlimmer wie der Tod. Schön blöd, einem Psychopathen noch Ratschläge zu geben, wie er einen am besten drangsalieren könnte. Der Tod wartete so oder so auf sie. Und wenn er es nicht tat, dann würde sie es selbst vollbringen. Sie wartete seit Ewigkeiten darauf, dass sich die Tür öffnen würde, doch es war kein Geräusch, nicht ein Laut, nicht ein Atemzug von draußen zu hören. Die Vorstellung, dass dieser Verrückte zurück kommen und wer weiß was mit ihr anstellen würde, machte sie ganz wuschig. Doch merkwürdiger Weiße fühlte sie sich hier sicherer als in der Klinik. Vielleicht, weil sie seit langem in keinem abgeschlossenem Raum mehr war. Unzugänglich für den Rest der Welt. Nur sie. Ganz. Allein. Es war ein Gefühl von Ruhe. Ruhe vor dem Sturm. Jazmin musste eingenickt sein, doch als sie ein Knacken im Schloss vernahm, hob sie ihren gequälten Blick. Kam er zurück? Doch es war nicht der Joker. Es war einer der Clowns, ohne Maske. Was passierte jetzt? Würde sie wieder verschleppt? Doch es sah nicht so aus, als hätte er Eile. Langsam mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen kam er auf sie zu. Jazmin rutschte noch weiter nach hinten und zog die Schultern nach oben. „Hallo, Kleines“ Sie konnte das schwere Atmen des Mannes hören und es beunruhigte sie zutiefst. „Magst du kuscheln?“ Bei diesen Worten blieb ihr die Luft im Halse stecken. Sie dächte, sie hätte das hinter sich! Der Mann ging auf die Knie und beugte sich über sie. Jazmin fühlte sich um Jahre zurück versetzt. Hilflos und unbeholfen. Ein schwaches, kleines Püppchen. Sie wollte die Hand heben und ihn von sich stoßen, doch sie war wie angewurzelt. Der Mann fasste ihr unsanft ins Gesicht, wollte sie küssen, doch sie wich seinem stinkendem Atem aus. Das schien ihn wütend zu machen und er drehte mit Gewalt ihren Kopf in seine Richtung und wollte gerade seine Zungen in ihren Hals stecken, als er im Nacken gepackt, auf die Füße gestellt und sein Kopf mit voller Wucht gegen sie Steinwand geschleudert wurde. Die Haut auf seiner Stirn platzte auf und Blut ran in Bächen aus der Platzwunde. Achtlos wurde er losgelassen und sackte leblos auf den Boden. Jazmin starrte mit offenem Mund auf die Leiche, die nun neben ihr lag. Erst nach einigen Sekunden konnte sie sich von dem schrecklichen Anblick lösen und schaute nach oben. Der Joker stand über ihr und warf ihr wütende Blicke zu. „Wir müssen gehen“, sagte er und fasste sie am Handgelenk. Jazmin war gerade ein wenig überfordert mit allem und stand wortlos auf. Hatte er gerade das Monster getötet...? Hatte er...ihr... geholfen? Das war das erste Mal, seit langem, nein, überhaupt, dass jemand, ausnahmsweise, nicht GEGEN sie spielte. Das war eindeutig...komisch. Der Joker eilte in großen Schritten voran und Jazmin versuchte mit dem schnellen Tempo mithalten zu können. Sie wollte gerade zu einer Frage ansetzten, doch der Joker schien Gedanken lesen zu können. „Sie haben uns gefunden.“ Wer hat wen gefunden? Sprach er etwa von der Polizei? Suchten sie sie? Der Joker ging davon aus, dass Jazmin ihm folgte. Falls sie es nicht tat, würde die Konsequenz nicht lange auf sich warten lassen. Doch überraschender Weiße hielt sich Jazmin dicht hinter ihm, sie hatte sowieso keine Ahnung, wie sie allein aus diesem Labyrinth kommen sollte. Es wunderte sie, dass nur er das Bedürfnis haben zu schien, zu fliehen. Seine Komplizen oder die anderen Clowns waren weit und breit nicht zu sehen. Der Weg schien endlos zu sein. Ständig bogen sie mal rechts, mal links ab. Bald kamen sie zu einer zweiflügeligen Stahltür, die als Ausgang markiert war. Sie hätte nicht gedacht, jemals wieder an die frische Luft zu kommen. Draußen angekommen, verriegelte der Joker die Türen mit einer schweren Kette. „Ähm...sind da nicht noch...andere drin?“, fragte Jazmin. „Was denkst du, warum ich die Türen verschließe, Püppchen? Ich nenne das sauber aufräumen“ Wieder das kranke Lachen. Logisch, diese Frage hätte sie sich auch sparen können. „Magst du Feuerwerk, Püppi?“ Jazmin kniff verwirrt die Augen zusammen. Darauf zu antworten, war ihr nicht in den Sinn gekommen. Der Joker kramte eine kleine Fernbedienung aus seiner Tasche. „Ich werte das mal als ja. Dann pass jetzt gut auf, Püppi! Da kannst du noch was lernen!“ Er drehte sich um und ging einige Meter in die Dunkelheit hinaus, Jazmin ihm folgend. Er drückte auf einen der vielen bunten Knöpfe und bald darauf flog das alte Fabrikgebäude mit einem ohrenbetäubendem Rums in die Luft. Jazmin schreckte zusammen und zog schützend den Kopf ein. Der Joker lachte und freute sich wie ein kleines Kind. „Hast du das gesehen? Natürlich hast du das gesehen,war ja das größte Feuerwerk aller Zeiten!“ Erquickt klatschte er in beide Hände und erfreute sich an dem Großbrand, der nun den Nachthimmel zum glühen brachte. Jazmin drehte sich um und schaute fassungslos auf das rote Meer aus Flammen. „So, jetzt müssen wir aber! Wenns am schönsten ist, soll man ja aufhören“ Jazmin wusste nicht was schlimmer war. Das gerade mindestens ein Duzend Menschen qualvoll ums Leben kamen oder dass sie freiwillig dem Psychopathen folgte, der den Wahnsinn verursacht hatte. Von weitem konnte sie die Sirenen der Feuerwehr hören, oder war es die Polizei? Das lodernde Haus konnte sie noch Meter weit sehen. Die Flammen schlugen wie Peitschen in den Himmel. Der Joker hatte recht. Es sah tatsächlich aus wie ein Feuerwerk...wunderschön. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)