Fensterlos von Sakashi ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Da bin ich auch mal wieder mit einer noch recht aktuellen Geschichte von mir (Januar 08)... Idee Diese Geschichte entstand im Rahmen eines Deutsch-Wettbewerbs... Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich zu Beginn eigentlich eine völlig andere Idee hatte, die aber dann schnell verworfen hab, als mir die Idee für "Fensterlos" gekommen ist (mitten in der Nacht,...). Ich hab das ganze am Stück geschrieben (in ca. 4 Stunden) und es dann nachher noch überarbeitet. Charaktere Da es nur wenige Charas gibt, werd ich hier nichts reinschreiben,... *faul bin* xD Idee und Charaktere sind von mir, jegliche evtl. auftretende Übereinstimmungen sind unbeabsichtigt! Und jetzt viel Spaß beim lesen! „Erzähl ja niemandem, wie es passiert ist. Und erzähl auch sonst nichts von hier.“ Das waren die letzten Worte, die ihm jemals über seine vom Alter gerunzelten Lippen kommen sollten. Sie klangen eindringlich und hallten noch eine ganze Weile lang in meinem Kopf nach. Schon lange bevor er so schwach in seinem Schaukelstuhl lag und schwer atmend langsam sein Leben aushauchte, hatte er mir von seinem Trauma erzählt, das ihn seit seiner Jugend verfolgte. Er wäre nie davon losgekommen und habe jede einzelne Nacht seines Lebens davon geträumt. Aber erzählen konnte er es bis zu diesem Zeitpunkt nie jemandem. Er behauptete immer, es würde ihm ja doch niemand zuhören, also wozu sich die Mühe machen und jemandem davon erzählen. Dann hatte er jedoch erkannt, dass er sich selbst gegenüber ehrlich und seiner tief in ihm verwurzelten Angst entgegentreten musste. Louca, das war sein Name, ich habe nie erfahren, ob und wenn, welchen Nachnamen er trug. Es war einfach nicht wichtig. So sehr ich mir auch gewünscht hatte, seine Geschichte nicht erzählen zu müssen, eben so sehr hatte ich mir gewünscht, mich jemandem anzuvertrauen. Auch ich hatte erkannt, dass ich mein Innerstes nach außen kehren musste, um weiterhin in Frieden mit meinem Gewissen zu leben. Es war im Sommer gewesen, ein überaus heißer und trockener Sommer. Anfangs waren die Wiesen noch grün und die Blumen schillerten mit ihren bunten Farben um die Wette, doch schon bald verblasste das Schillern der Blumen und das satte Grün der Gräser wurde zu einem kargen sandfarbenen Braun. Und doch war es eine einzigartige Zeit gewesen, so schön und gleichzeitig so düster würde es niemals mehr sein. Louca war jung, an der Schwelle des Erwachsenseins, eine herrliche Zeit, wie er mir immer zu sagen pflegte. Hässlich wäre er nie gewesen und an hübschen Mädchen, die ihn bewunderten, hätte es ihm nie gemangelt. Doch trotzdem war er immer schon anders gewesen, als die anderen, etwas Besonderes eben. Über Geld hatte er sich nie Gedanken machen müssen, auch wenn seine Eltern schon lange geschieden waren. Die großzügige Wohnung, in der er mit seiner Mutter lebte, lag im siebten Stock eines Hochhauses. Die Aussicht von dort war phantastisch, man konnte an klaren Tagen bis zu den Bergen sehen, die sich hinter der Stadt majestätisch in der Ferne erhoben. Oft stand er an der Fensterfront auf der Ostseite und genoss diesen einzigartigen Anblick, der sich da in der Ferne bot. An den Wänden des Lofts konnte man seine musikalische Karriere verfolgen, dort hingen eine Menge Poster, die ihn zu verschiedenen Zeiten seines Lebens abbildeten. Vom ersten Berühren der Tasten seines eigenen schwarzen Flügels im damaligen Wohnzimmer seiner Eltern bis hin zum weißen Konzertflügel in einem Opernhaus, das war sein erfolgreicher Werdegang. Doch es sollte sich einiges ändern. Das Klavierspielen war wie eine Sucht für ihn, entweder er spielte den ganzen Tag oder er lag, seinen Atemzügen lauschend, neben dem Flügel und blätterte behutsam mit einem leisen Rascheln neu zu spielende Noten durch. Hätte ihm jemand gesagt, dass er einmal nicht mehr spielen wollen würde, hätte er es niemals geglaubt. Doch es sollte sich in diesem scheußlich-schönen Sommer zeigen, ob dies sich je bewahrheiten würde. Nachdem er Stunden, Wochen und vielleicht sogar einige Monate damit verbracht hatte, auf diesen Wettbewerb zu üben - diesen einen, der wichtigste seines bisherigen Lebens - war der lang ersehnte Tag endlich gekommen. An jenem Abend würde über sein Schicksal entschieden werden. An diesem einen Abend würde er entweder alles verlieren oder stolz und glücklich auf sich und seine erbrachte Leistung sein und dem mit einem Lächeln, das vor Siegesfreude nur so sprühte, Ausdruck verleihen. Aber zuvor musste er noch einmal - ein letztes Mal - das Stück üben. Also setzte er sich an seinen Flügel und begann zu spielen, zuerst zögerlich, denn seine ältere Schwester und ihr Kind waren zwei Tage zuvor angereist, um sein Konzert vor Ort mitzuerleben und er wollte sie nicht aufwecken. Nach ein paar Minuten unterbrach er sich für einen kurzen Moment und lauschte der allmorgendlichen Stille in der Wohnung. Eigentlich könnte er auch die Tür schließen, dann könnte er spielen, ohne jemanden aufzuwecken. Louca hielt noch einen Moment inne, ehe er sich erhob und auf Zehenspitzen zur Tür schlich und sie mit einem leisen Klicken des Schlosses zuzog. Dann begann er abermals zu spielen, seine Finger glitten über die schwarzen und weißen Tasten des Flügels und ihn durchströmte ein absolut reines Gefühl der Freude. Wie lange er gespielt hatte, wusste er nicht mehr. Er hatte erst aufgehört, als er die glühende Hitze der Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch das Fenster ins Innere des Zimmers suchten, in seinem Rücken gespürt hatte. Es war zu spät. ENDE Kapitel 1 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)