Blutige Rache von Beere ================================================================================ Kapitel 1: Bizarre Gerechtigkeit -------------------------------- Sein Blick schweifte suchend über die zappelnde Menge. Er hatte schon lange abgeschworen nur um des Durstes Willen jemanden zu töten. Es sollte nicht irgendwer sein. Er wollte nicht das Blut eines normalen, durchschnittlichen Menschen in seinem Mund schmecken. Nein, er wählte seine Opfer mit Bedacht aus. Junge, hübsche Mädchen, die sich vielleicht nach außen als liebes, unschuldiges Ding darstellten, aber tief in ihrem Inneren durchtrieben waren. Wenn er Gottes Welt schon Leben nahm, dann sollte die Menschheit wenigstens einen Profit daraus schlagen. Wie ein Handel, er merzte hinterhältige Mädchen aus, die möglicherweise selbst einen Mord begehen würden und er konnte seinen Durst, der in seiner Kehle brannte, stillen, außerdem konnte er sich dadurch rächen, an den Mädchen, die ihn in seinem damaligen Leben verletzt hatten, die ihm sein Herz gebrochen hatten und für die er nur ein Spielzeug gewesen war. Doch nun besaß er die Kraft, die Kraft, die ihm damals gefehlt hatte; nun konnte er mit ihnen spielen und sie verletzten, sie töten; sie würden für das, was ihm die damaligen Frauen angetan hatten, büßen. Gerechtigkeit! Das Blitzlichtgewitter der Diskothek brannte in seinen fiebernden Augen. Während seines kurzen Überblicks war ihm ein Mädchen ins Auge gestochen. Sein Mund verzog sich zu einem teuflischen Lächeln. Sie saß an der Bar und nippte gelangweilt an einem Drink. Ihre schokoladenbraunen Haare fielen ihr in Wellen über die schmalen Schultern; der Blick war schüchtern auf die Theke gerichtet. Obwohl es für ihre Umwelt den Anschein hatte, sie wäre lieb und unschuldig, wie ein Lamm, spürte er dennoch die düstere Aura, die sie umhüllte -ein Wolf im Schafpelz. Wie vielen Männern sie wohl schon das Herz gebrochen hatte? Wie viele Leute sie wohl schon auf dem Gewissen hatte? Er hatte sein nächstes Opfer gefunden. Mit der Eleganz und Anmut eines Löwen glitt er durch die tanzende Menge und nahm neben ihr Platz. Als er sich auf dem Sitz niederließ, blickte sie nicht auf, doch ihm entging nicht, dass sie ihn aus dem Augenwinkeln verstohlen musterte und errötete, als ihre Blicke sich trafen. Er spürte, wie sie sich dadurch unbehaglich fühlte, hörte ihr Herz gegen die Brust pochen -ein lautes Schlagen einer Kirchenuhr. Er lächelte sie offen und freundlich an. „Hey!“ Argwöhnisch blicke sie auf, nickte dann nur kurz in seine Richtung und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Glas zu. „Darf ich dich auf einen Drink einladen?“ Sie lächelte und tippte an ihr Glas. Halb voll. „Danke, aber ich bin versorgt...“ Wütend verengten sich seine Augen zu schmalen Schlitzen. Wie konnte sie es wagen ihn zurück zustoßen? Sie ein unbedeutender Mensch, unbedeutend und zerbrechlich wie ein Käfer, nur der Ernährung Nutzens. Er krallte sich mit seinen Händen an der Theke fest, die Sehnen traten weiß hervor, er versuchte seinen Zorn zu unterdrücken. Wenn er sie jetzt überwältigte, hatte er keine andere Wahl als alle anderen im Saal auch umzubringen. Doch er war kein Monster, das ohne Verstand Leute niedermetzelte. Erschrocken von seiner Reaktion, starrte sie ihn an, doch er hatte sich bereits wieder gefangen und grinste schief, er liebte es, wenn seine Opfer Angst hatten und dieses Mädchen hatte Angst, er sah es in ihren mandelförmigen Augen und darin, dass sich die Häärchen auf ihren Armen aufstellten. Er bestellte sich zwei Caipirinah und reichte ihr einen. „Bitteschön.“ Im ersten Moment blickte sie nur verdutzt, doch nahm den Drink lächelnd an. Dann zeige sie ihm erneut die kalte Schulter. Er lächelte, anscheinend wusste sie, wie sie ihre Reize einzusetzen hatte. Doch er würde sie zappeln lassen, schweigen, warten, wie ein Krokodil, das bewegungslos auf seine Opfer lauerte, um dann im richtigen Moment zu zuschnappen. Nachdem sie sich einige Zeit angeschwiegen hatten, drehte sie sich zu ihm um und durchbrach die Stille, die sich zwischen ihnen wie ein schweres Tuch ausgebreitet hatte, und sie anscheinend erdrückte - ihr die Luft zum Atmen raubte, indem sie sagte: „Ich bin Laila, und wie heißt du, wenn ich fragen darf?“ Endlich. Seine Menschenkenntnis hatte ihn noch nie getäuscht. „James“, antwortete er mit rauer Stimme, dabei sah er ihr tief in ihre Smaragd-grünen Augen. Als er hörte wie ihr Herz kurz aussetzte und das Adrenalin, das durch ihre Adern strömte, roch, fühlte er sich befriedigt. Bald hatte er es geschafft und sie würde nur ihm gehören. Der Moment ihres Todes rückte in greifbare Nähe. „Danke übrigens für den Drink...“, sagte Laila - ein bisschen zu spät. „Kein Problem, habe ich gern gemacht. Allerdings kränkst du mich, wenn du ihn verschmähst.“ Laila grinste entschuldigend und nahm einen großen Schluck. Er lächelte zufrieden. Die Wirkung des Alkohol würde seine Wirkung noch verstärken, und dann würde sich herausstellen, ob sie würdig und unschuldig genug war, weiter zu leben. James beugte sich zu ihr, strich ihr sanft über den Arm, um ihr dann zu zu raunen: „Findest du es hier nicht auch ein wenig zu laut? Man kann ja kaum sein eigenes Wort verstehen...Wollen wir nicht vor die Tür gehen?“ Sie nickte verwirrt, er las aus ihrem Gesicht, dass sie erst einmal das Chaos der Gedanken, Gefühle ordnen musste, und verschwand deshalb nur kurz auf der Toilette. Als ob sie dies nötig hätte, sie würde eh nur noch ein paar Minuten zum Leben haben, es wäre ihr letzter Toilettenbesuch, danach würde sie in den Tod schreiten. Ihre Minuten waren gezählt, bei diesem Gedanken schmunzelte James. Als sie vor der Toilettentür inne hielt um einen Blick zurück zuwerfen und die Gier in ihren Augen kaum verbergen konnte, bröckelte die Maskerade des Wolfes; sie würde als das Wesen sterben, das sie in Wirklichkeit war. Als sie wieder kam, hatte sie in der Zwischenzeit anscheinend noch mehr ihrer Fassade abgebaut, da sie ihn selbstsicher bei der Hand nahm, und ihm, als sie ihn hinter sich her zog, einen verführerischen Blick über die Schulter zugeworfen hatte. Ein kühler Windhauch erfasste Lailas Haare und wehte ihren Geruch direkt in sein Gesicht. Der Duft ihres frischen Blutes betörte ihn und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Mit glühenden Augen drehte sie sich zu ihm um, lächelnd zog er sie an seine kalte Brust, spürte ihr Herz kräftig pochen und beugte sich zu ihr herab um ihr einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Sie lag in seinen Armen, so gebrechlich, so einfach zu vernichten. Er spürte wie ihr überhitzter Körper sich an seinen presste, Laila vergrub die Hände in James Locken, und reckte sich um ihn besser küssen zu können. Das Monster, das in James Brust hauste, brummte zufrieden auf, es hatte Durst, welcher unangenehm brannte in seiner Kehle, ebenso wie die Begierde, sich erneut an den Frauen zu rächen. Wie schnell Menschen ihre Maskerade ablegen konnten. Sie miemte die kleine Unschuldige, doch nun war sie es, die sich eng an ihn presste und es waren ihre Lippen, die sich fordernd an seine schmiegten. Wie oft er das schon erlebt hatte, wie oft diese törichten Hexen ihn in seinem früheren Leben verletzt hatten, immer und immer wieder. Doch er würde nicht vergessen, nicht vergeben; solange er lebte – für alle Ewigkeit. Sanft löste er sich von ihr und zog sie mit sich in eine schmale, düstere Seitengasse, er drückte sie an die kühle Hauswand und strich ihr durch die Haare. In der Luft schwebte der Duft ihres Parfüms, vermischt mit dem ihres Blutes und benebelte seine Sinne. James strich ihr sanft über die Wange, den Hals entlang, und spürte wie sie unter seiner Berührung vor Erregung erzitterte. Er lehnte sich mit der linken Hand an die Hauswand und formte dadurch einen Käfig um sie; Flucht ausgeschlossen. Mit der anderen Hand, die immer noch sanft an ihrem Hals lag, strich er weiter; über ihre Brust, den Bauch, und glitt dann zwischen ihre Schenkel. Laila warf den Kopf in den Nacken und stieß einen leisen Seufzer aus. Sie versuchte ihre Fingernägel in sein Fleisch zu graben, doch seine Haut war zu fest. Wollte sie Raubkatze spielen und ihn verletzten? Er seufzte kopfschüttelnd. Verletzen? Ihn? Von dem schüchternen Mädchen war nichts geblieben, er presste eine selbstsichere Frau an die Wand, ein böses Grinsen umspielte ihren Mund und Lüsternheit flammte in ihren Augen auf. Es überraschte ihn immer wieder aufs Neue, dass solche Mädchen derart auf sexuelle Anreize eingingen. Immer waren sie darauf bedacht ihr Image zu wahren und den eigentlichen Charakter, den düsteren, mörderischen, zu verbergen. Doch James musste nur seine Reize ausspielen und schon würden sie ihr böses aus dem Inneren lassen. Genau wie Laila? Er würde sehen, ob sie nur sexuelle Begierde empfand, oder ob sie wirklich eine Mörderin oder zumindest zu einem Mord bereit war – was eigentlich ihre Aura schon verdeutlicht hatte. Es war Zeit, Zeit zu sterben. James warf den Kopf nach hinten und nun war es an ihm seine Maskerade fallen zu lassen. Als er sich wieder aufrichtete, war er nicht mehr der charmante, gut aussehende James, sondern das Monster, das er in Wirklichkeit war -ein blutrünstiger Vampir. Seine schwarzen Augen funkelten sie bedrohlich an. Als Laila seinen veränderten Gesichtsausdruck bemerkte, spürte er wie ihr Körper steif wurde und Angstschweiß aus ihren Poren trat, doch all die Anzeichen der Furcht konnten die Lust aus ihren Augen nicht verdrängen. Ein böses Grinsen umspielte seine Lippen, und ein neugieriger, erwartender Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit. Anscheinend gingen ihre Vorstellungen über den weiteren Verlauf der Nacht auseinander. Er schüttelte den Kopf, ihre Wünsche würde er nicht erfüllen. Nicht nachdem, was andere Frauen ihm angetan hatten. Er legte den Mund an ihre Kehle, spürte wie ihr Herz schneller pochte, und fragte sie flüsternd: „Hast du schon mal gemordet?“ Zu erst schwieg sie, doch dann hauchte sie schließlich: „Ja, ich habe meinen Vater vergiftet..“ Ihr irres Lachen dröhnte in seinen Ohren. Das war die Antwort auf die er gewartet hatte, er spürte, dass sie die Wahrheit sagte, auch wenn sie so tat, als hätte sie einen guten Witz gelandet. Dann biss er ihr ohne Vorwarnung mit seinen spitzen Zähnen die Kehle durch; warmes, wohlschmeckendes Blut strömte in seinen Mund. Ihr Lachen verwandelte sich in ein Gurgeln und sie stieß einen letzten, schrillen Schrei aus, der von der dunklen Nacht verschlungen wurde. Panisch trat sie um sich, und versuchte zu fliehen; doch sie war gefangen, gefangen in seinen Armen. Schlaff und leblos sackte ihr Körper zu Boden. Sie war gierig gewesen; gierig, hinterhältig und sie hatte gemordet. Ihr ging es bloß um das eine, und das war ihr zum Verhängnis geworden. Sie war nicht besser als die, die ihn in seinem früheren Leben verletzt hatten. Sein Durst war gestillt und der Gedanke sich gerächt zu haben beruhigte ihn. Er trat einen Schritt zurück und betrachtete ihren Körper. Gebrochen lag sie am Boden, sie war tot. Er drehte sich um und ging, verschwendete keinen weiteren Blick an das kümmerliche Wesen. Es regnete und das Wasser spülte den Duft ihres Blutes fort. Hosted by Animexx e.V. 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