dark blue von bells-mannequin (es steckt herzblut drin.) ================================================================================ Kapitel 10: karottenblau ------------------------ karottenblau Die Karotte ist reich an Ballaststoffen und Mineralstoffen. Insbesondere enthält sie Selen und das fettlösliche β-Carotin, und zwar durchschnittlich 6 mg / 100 gr. Darüber hinaus enthält die Karotte bis zu 6% Zucker. Die Welt drehte sich weiter. Auch nach dieser Nacht. Nach diesem Tag. Und sie weinte und lachte und schrie und zerbrach. Und sie erwachte und erschuf sich neu und hielt stand. Egal, wie sehr sie es verabscheute. Egal. Die Welt drehte sich weiter. Scheiße, dachte Naruto. Scheiße, bin ich tot. Er hatte keine Kopfschmerzen. Er fühlte nichts mehr, es war nur noch alles taub und leer. In seinem Mund schmeckte er Trauer und Übelkeit und Wut und seine Hände lagen schwer auf der Matratze, als wären sie festgebunden. Tot. Er stöhnte, als er sich aufrichtete; nichts drehte sich, alles war stumm und starr und scheiße. Seine Augen waren ganz schwer, obwohl alles, was er jetzt wollte, eine Bewegung sehen war. Uzumaki Naruto war schon immer jemand gewesen, der etwas sehen musste, bevor er daran glaubte. „Dusche. Wasser.“ Leben. Sasuke sah nicht auf, als er in die Küche schlurfte, immer noch taub im Kopf, im Herzen, aber wach. Zumindest war er wach. „Du bist zu spät, Dobe. Wenn ich dein Chef wäre, würde ich dich feuern.“ Naruto antwortete nicht. Er sagte kein grinsendes Schimpfwort, er machte keine freundschaftliche Geste. Aber er nickte. Und bevor er die Haustür hinter sich zufallen ließ, sagte er: „Du bist mein bester Freund, Sasuke.“ Denn Naruto wusste, das war das schrecklichste, was Sasuke hören könnte. Die Arbeit machte ihm Spaß. Nicht so viel Spaß wie Sport oder so, aber immer noch genug, um seinen Kater zu ertragen und die Gedanken, die ganz einfach waren, immer wieder die gleiche Scheiße: Hinatahinatahinata, die ganze Zeit. Keiji kam dann und wann an seinem Schreibtisch vorbei und er hatte jedes Mal das gleiche verspiegelte Lächeln hinter seinen Brillengläsern; und er hatte Schokolade dabei. „Schokolade macht glücklich“, sagte er, „Naruto-kun, Sie müssen die Schokolade essen, damit Sie hier gut arbeiten können.“ Und dann machte er seine Runde weiter, blieb bei Shika sitzen, die mit einer rekordverdächtig schnellen Hand tippte und mit der anderen über ihren kugelrunden Babybauch strich. Naruto hatte noch nicht ganz verstanden, was wirklich der Sinn hinter Keijis Job war – aber anscheinend war Hyuga zumindest schlau genug zu erkennen, dass nur zufriedene Arbeiter gute Arbeiter waren. Ein netter Herr mit Schokolade war ein guter Schritt. Naruto seufzte, als er einen weiteren abgetippten Brief ausdruckte und auf den Stapel Büro 3 legte. Aus dem Augenwinkel sah er eine kugelrunde Gestalt auf sich zuwatscheln. „Naruto-san, ich wollte fragen, ob Sie Keiji-kun und mich auf die Mittagspause begleiten wollen“, sagte Shikas sanfte Stimme neben ihm. Ihre Stimme hatte die Grazilität eines Rehs. Wenn auch die eines schwangeren. Er grinste: „Sorry, Shika-chan, aber ich muss mich immer noch einarbeiten. Wenn ich die Sachen abgearbeitet habe… also in zehn Wochen – oder Monaten – komm ich gern mit.“ Shikas Blick war wissend. „Soll ich Ihnen ein Obento mitbringen?“ „Gerne. Danke, Shika-chan.“ Shika lächelte mitfühlend. „Es gibt da so einen Laden bei mir um die Ecke, wissen Sie? Die Leute sind furchtbar nett dort und sie verurteilen mich nicht, weil mein Kind keinen Vater hat. Ich kenne sie nicht genauer, aber ich fühl mich immer wohl bei ihnen.“ Dann berührte sie zum Abschied sanft seine Schulter und ging aus dem Büro. Naruto sah ihr lange nach, bis wieder dieses Schwindelgefühl in ihm hochstieg und er seinen Kopf in den Händen vergrub. „Geht’s Ihnen gut, Naruto-kun?“ Keiji war wie aus dem Nichts neben ihm aufgetaucht, in einer Hand eine Tasse mit dampfendem Inhalt, in der anderen einen Teller voller Kekse. „Die sind für Sie. Wenn Sie schon nicht mit uns zu Mittag essen wollen.“ Ihm wurde übel von der Freundlichkeit. Dumm, dumm, dumm. Es rauschte in seinem Kopf und an dieser einen Stelle begann sein Kopf zu schmerzen. Er fluchte laut und schäbig. Aber. Keiji lächelte nur. „Shika-kun und ich wollen nur… das Geschäft sein, in das Sie gehen können, wenn Sie sonst zu niemandem wollen.“ Dummdummdummdummdummdummdummdumm. „Danke.“ Du bist so dummdummdummdumm. So schrecklich dumm. Wenn Hinata ihn so, auf diese bestimmte Art und Weise, ansah, wusste er nie, wie er darauf reagieren sollte. Da war diese Sehnsucht in ihrem blassen Blick, in den gleichen Augen wie seinen, wie in denen seines Vaters und in denen ihres Vaters, aber da war noch so viel mehr. Angst immer, und niemals Wut. Konnte Hinata Wut empfinden? „Neji-nii-san…“, begann sie leise. „Sprich lauter, Hinata-sama.“ Manchmal wusste er sogar, wie sehr er ihr wehtun konnte, mit ihrem eigenen Namen, zerstörerisch, ohne es zu wollen, zerstörerisch, weil er nicht anders konnte. Manchmal wusste er, dass sie ihn liebte, so sehr, so schrecklich, schrecklich sehr; weil sie ihn ansah mit offenen Augen, mit Augen, die nicht lügen konnten. Aber meistens versuchte er es zu ignorieren – und meistens funktionierte es auch. Weil sein Leben anstrengend genug war, ohne auf ein kleines dummes Mädchen aufpassen zu können, das nichts im Leben sagte und die niemand respektierte oder annahm. Die liebte, aber nicht zurückgeliebt wurde. Und mittlerweile tat es nicht einmal mehr weh, so etwas zu denken, über jemanden, der das gleiche Blut, vergiftetes Hyuga-Blut, in seinen Adern hatte. „W-wer ist… die Frau auf diesem B-bild?“ Ihre Hand zitterte, als sie ihm das Foto hinhielt, wie Espenlaub. Haruno Sakura sah auf dem Bild sehr viel schöner aus, als sie eigentlich war. Es lag nicht daran, dass es retuschiert worden war – obwohl ihre Haare zu voll und ihre Augen viel zu grün waren – sondern an ihrem gekünstelten, echten, fröhlichen Lächeln. Es war auf einer ihrer Galerien gewesen. Dieses Kleid, die Frisur. Sakura war schlau genug, niemals das gleiche zu tragen, aber auch nicht immer etwas anderes. Sie war Künstlerin. So waren Künstler. Sie verdrehten und verkürzten und verlängerten die Wahrheit, so sehr es ihnen gefiel, und es gefiel auch anderen. Künstler durften so sein. Er hasste sie trotzdem. Die albernen Bildchen mit Schäfchenwolken und den paar bunten Strichen und Linien; Skulpturen, die gefühllos weinten; abstrakte Kunst. „Sie heißt Haruno Sakura.“ Neji wandte sich von Hinata ab und blätterte in seinem Ordner nach dem Vertrag, der heute Morgen unterzeichnet worden war. „Kennst du… s-sie gut?“ Neji sah wieder auf. Er sah sie genervt an, gelangweilt und verletzend. Hinata erwiderte seinen Blick nicht. „Wir haben Sex.“ Ruckartig hob sie ihren Kopf und sie sah beinah entrüstet aus. „Neji-nii-san!“ Dann wurde ihr Blick wieder sanfter. Nichtssagender. Dahinter war eine Frage, aber er war zu müde, um sie zu beantworten. Sie sollte endlich verschwinden. „Sie kennt mich besser als ihr alle. Sie ist keine Hyuga.“ Sie schwieg lange, bevor sie ein schales Lächeln aufsetzte, um leise zu antworten: „Ich-… verstehe.“ Sie lächelte schwach. „Tou-sama hat gesagt, dass wir uns um zwanzig Uhr für ein Bankett im Park Hyatt Tokio Hotel einfinden sollen. Wir sollen mit Baa-sama und Misaki-san die Hyuga Companies repräsentieren.“ Neji nickte mit blankem Gesichtsausdruck und Hinata konnte nicht anders als zurückzuzucken vor diesem Mann, der sie hasste. „Ich hole dich um neunzehn Uhr auf dem Anwesen ab. Sei pünktlich.“ „Ja, Neji-nii-san.“ Dann drehte er sich wieder seinen Unterlagen zu. Sie senkte den Kopf und sah auf ihre Füße. Manchmal fragte sie sich, ob sich irgendwann etwas verändern würde zwischen ihnen. Und manchmal wusste sie nicht, ob sie es überhaupt wollte. Aber loslassen konnte sie auch nicht. Sie liebte ihn. Er war Neji. „Du darfst jetzt gehen, Hinata-sama.“ Neji war der Mensch, der ihr auf dieser Welt am meisten wehtat. Hinata war der Mensch, der Naruto am meisten wehtat. Er merkte es, als sie an ihm vorbeiging, vortäuschend, ihn nicht gesehen zu haben, als der Geruch ihres Shampoos in seinen Augen brannte, so, so schrecklich sehr. Er wollte ihren Namen rufen, leise und ein bisschen blau, aber nur sehr ein bisschen, nur, nur, nur. Er wollte sie umarmen und er wollte sich in ihr versenken und sie atmen und sie spüren. Er wollte sie nicht küssen. Damals, als alles noch richtig gewesen war, als es ein HinataundNaruto gab, ein NarutoundHinata, da hatte sie ihn immer angesehen, verschreckt wie ein Reh, wenn er sie geküsst hatte. In ihren Augen lächelndes Erstaunen und errötende Schüchternheit – aber er wollte sich eigentlich nicht an diese Hinata erinnern. Vielleicht träumte er nur, dass er die Hand nach ihr ausstreckte, und dass er sehnsuchtsvoll ihren Namen sagte, aber er träumte ganz bestimmt nicht den Blick, den sie ihm zuwarf. Voller schrecklichem Erstaunen und zerbröselnder Härte hinter weißen Wänden. Er roch Lavendel. Kokosnuss. „Erinnerst du dich noch an Hanabi, Hinata?“, sagte er. Verletzte er. Tränen machten ihre Augen unklar, trübe. Sie schüttelte den Kopf, schlang die Arme um ihren Körper. „Gehen Sie wieder an die Arbeit.“ Sein Lächeln war bitter. „Erinnerst du dich noch an uns?“ Ihr Schweigen ließ den Korridor erschüttern und beben. Ein waberndes Nichts begrüßte Kiba, als er die Wohnungstür öffnete. Und dann Akamaru, bellend, und das Geräusch eines schweren Messers auf Holz und der Geruch von Narutos Socken, ganz klar. „Hallo?“, zog Kiba das Wort lang, horrend und ironisch und komisch, „ist jemand da?“ Da, nicht zuhause. „Küche.“ Das Wort rollte über den schmalen Flur, gemächlich. Kiba seufzte, als er die Küche betrat. „Alter, ich hasse Möhren. Ich werd die zehn Pfund, die du wahllos zerhackt hast, nicht essen. Scheiße, hast du die überhaupt geschält?!“ Naruto lachte humorlos: „Fick dich, Inuzuka.“ „Ins Knie“, gab er locker zurück, aber ohne darüber nachzudenken, ohne die Konsequenzen zu sehen, die so offensichtlich waren. „Seit wann isst du keine Möhren mehr?“ Naruto lächelte. Kiba lächelte. Jeder hatte etwas von Hinatas kleinen Angewohnheiten übernommen und dann in seine eigenen Macken konvertiert, sodass es eigentlich niemandem auffiel, wie man sich über die Jahre hinweg immer mehr ähnelte. Aber. Dieses Lächeln, bitter und schmerzhaft – es war genau wie Hinatas. Und es verband sie beide. Hinatas Lachen. Ein dunkelblaues Kleid. Karotten sind gut für die Augen, Jungs! „Erinnerst du dich noch dran?“, lachte Kiba bellend, während er im selben Augenblick schmerzhaft nach Luft schnappte. Naruto wischte sich ein paar Lachtränchen weg, dann nahm er einen großen Schluck aus seiner Bierflasche. Der fünften. Oder so. Hinata hatte immer furchtbar gerne Bier getrunken. Nicht das japanische Bier, sondern das gut gebraute aus Deutschland importierte, das immer im Hyuga-Anwesen gelagert worden war wie teurer Wein. Hinata hatte Bier über alles geliebt, nicht, als wäre sie süchtig, sondern als wäre jeder Schluck wie flüssiges Gold, wie der beste Kuss, den sie jemals bekommen würde, immer wieder aufs Neue. Naruto wusste noch, dass er manchmal eifersüchtig auf diese schrecklichen Flaschen mit dem süchtigmachenden Inhalt gewesen war, und Naruto wusste auch noch, dass Kiba nicht nur auf das Bier eifersüchtig gewesen war, sondern als kleiner Bonus auch noch auf ihn selbst. Das lag daran, dass von Anfang an so gut wie klar gewesen war, dass natürlich Naruto gewinnen würde, auch wenn es ihm selbst vielleicht nicht sehr bewusst gewesen war. Hinata war auf den ersten Blick in ihn verschossen gewesen. Mit zitternden Händen und stotterndem Mund und so furchtbar schönen Augen, obwohl es ihm damals nicht aufgefallen war, noch nicht. Das einzige, was er damals bemerkt hatte, waren ihre todblassen Wangen, immer, wenn er sie begrüßt hatte, wenn er sie Hinata-chan genannt hatte. Und bemerkt hatte er. Wie sie sofort errötete, wenn sie dachte, er wäre schon um die Ecke verschwunden. Kiba hatte sie nie Hinata-chan genannt. Die beiden kannten sich aus der Grundschule, aus der Mittelschule, und natürlich, denn Liebe siegt immer alles, hatte er auch das Fußballstipendium bekommen, um auf die viel zu teure Oberschule zu kommen. „Weißt du noch, Kiba? In der Oberstufe warst du dir fast sicher, dass du sie bekommen würdest…“ Kiba lachte, aber mehr aus dem Alkohol heraus als aus irgendeinem Gefühl. Momentan fühlte er sich zu taub, um wirklich mit Verstand zu lachen. Oder mit Herz zu weinen. „Aber ich hab sie nicht bekommen, weil du mit deiner Scheißfresse in sie rennen musstest und warum musstest du so scheiße tollpatschig sein? Und sie hat dich angesehen, stimmt’s? Sie hat dich angesehen und sie hat nichts gedacht, das hat man gesehen oder? Sie hat nichts gedacht, sondern sich einfach in dich verknallt.“ Als hätte er es gerade erst realisiert. „Verdammte Scheiße.“ Naruto bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen und schloss die Augen vor der sich drehenden Welt, vor dem verschwimmenden Kiba, der langsam, stetig, fahrig immer weiterredete. Aber. Er sah. Hinatas Lachen. Ein dunkelblaues Kleid. Karotten sind gut für die Augen, Jungs! Er sagte: „Es tut mir leid, Kiba. Ich wünschte, ich könnte es ändern.“ Kiba antwortete nicht. Oh mein Gott, wach auf! Das kannst du mir doch nicht antun! Atme! Chichi, was haben diese Männer hier gemacht? Chichi? … Kaa-chan… warum wacht ihr nicht auf? Nii-chan. Was hast du bloß gemacht? Atme! ~ Deine Welt ist so schrecklich, dass du mich beinahe vergessen hast, oder? Hab ich nicht recht? ~ -- Meine Problemphase ist vorbei! Yieeha! Und weil ich so gut drauf bin, ist dieses Kapitel nicht unter die Augen meiner Betali gekommen. Naja. Wird auf jeden Fall noch nach-editiert. Ich bedanke mich bei allen, die beim letzten Kapitel reviewt haben und danke denen, die dieses gelesen haben, selbst nach so langer Pause Liebe Grüße, bells PS: Bevor ihrs vergesst: Chichi entspricht Tou-sama und Tou-sama einem sehr höflichen "Vater". PPS: Und falls ihr euch vielleicht wundert, warum Sasuke-kun noch keinen eigenen Stecki hat - tja. A) finde ich kein gutes Bild und b) ist mein Photoshop ein bisschen im Arsch, also kann ichs nicht bearbeiten... Falls jemand ein gutes Sasuke-Bild findet...: Ich brauchs! xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)