dark blue von bells-mannequin (es steckt herzblut drin.) ================================================================================ Kapitel 5: dominoblau --------------------- dominoblau Strategietipps: Steine mit einer Differenz des gespielten Divisors (beim Doppel-12er also sieben: 0/7, 1/8, 2/9, 3/10, 4/11, 5/12) sowie der Doppel-Nuller und Doppel-Siebener sind wertvolle Steine, die angelegt werden können, wenn der vorhergehende Spieler punkten konnte. Uzumaki Naruto wachte um Punkt zwei Uhr nachts mit dem Bedürfnis auf, dringend pissen zu müssen. Leise seufzte er, fuhr sich mit einer Hand über das schlaftrunkene Gesicht und schlurfte in Kibas Badezimmer. Langsam stieß er nicht einmal mehr gegen all die merkwürdigen Gegenstände, die trotz Inuzukas Ordentlichkeit eine Verwirrung bei Gästen hinterließ, die niemand eigentlich wirklich beschreiben konnte, auch Naruto nicht. Früher hatten hier Shino und Kiba gemeinsam gewohnt, aber Aburame Shino war hochgestiegen, hatte sich eine eigene Wohnung und eine Verlobte leisten können und zog aus der Gefahrenzone ins Herz des weiten nahen Sendai, während Kiba weiterhin in der Magensäure Tokios schipperte. Kibas Geschäft lief gut, vielleicht, weil er ein so schrecklicher Tiernarr war, vielleicht aber auch, weil es die einzige Tierhandlung in der Umgebung war. Eigentlich war es Naruto ja auch vollkommen egal, aber in Momenten wie diesen, zu Uhrzeiten wie diesen, begann er manchmal, melancholisch zu werden, sich nach den alten Zeiten zu sehnen, in denen das schrecklichste aller Gefühle gewesen war, nicht die neueste Band zu kennen und keines der beliebten Mädchen zu küssen, sich nach den Zeiten zu sehnen, in denen es ihm nichts ausgemacht hatte, arm wie eine Kirchenmaus zu sein. Das Schlimmste war allerdings, dass er wusste, wie reich beide seiner Elternteile gewesen waren. Sein Vater war, wie Matsuyama so fürchterlich nett erwähnt hatte, ein reicher Erbe gewesen, seine Mutter mit ihren Bilderausstellungen, Theaterspielereien und Modelaufträgen auch einigermaßen über die Runden gekommen – mit Zusätzen von ungefähr einer Millionen US-Dollar. Das Geld seiner Vaterseite würde er niemals zu Gesicht bekommen, was er irgendwie verstehen konnte, weil er ein Bastard war – und seine Mutter… nun, irgendwo schien da ein Loch gewesen zu sein, das man mit dem Geld der toten Tochter wieder hatte auffüllen müssen. Nichts mehr da für den kleinen Enkel. Manchmal sehnte sich Naruto nach einer Familie, nach Großeltern, die mit ihm spielten, ihn verzogen und ihm Geld in die Hosentaschen steckten, aber er glaubte kaum, dass er solche bekommen hätte, auch wenn er nicht im Waisenhaus aufgewachsen wäre. Er betätigte die Spülung, wusch sich schnell die Hände, und schlüpfte gerade wieder in das Gästebett, als er das Tippen aus Kibas Zimmer hörte. Er schüttelte missbilligend den Kopf. Kiba war damals nie auf Partys gegangen. Er hätte schließlich nicht seinen damaligen, heißgeliebten Husky Rocky mitnehmen dürfen und Hinata war auch nie der Fall für solche Veranstaltungen gewesen. Und dennoch hatte Kiba immer am längsten durchgemacht, mit einem kleinen Lämpchen, seinem Notebook und einer Menge Ideen. Kiba schrieb Kurzgeschichten. Damals hatte das niemand geglaubt, niemand hatte es von dem hundebesessenen, mittelmäßig begabten Jungen gedacht, aber es waren schließlich auch keine normalen Geschichten. Es waren Tiergeschichten, authentische, schöne Kindergeschichten über alle Tiere, die es gab – bis auf Katzen. Dabei brauchte er das Geld gar nicht mal so dringend. Wie schon gesagt – das Geschäft brummte angenehm, Kiba konnte sich für sich und seinen Hund eine herrliche 3-Zimmer-Wohnung leisten und dennoch schrieb er für Verlage, die ihn auch immer wieder gerne nahmen. ‚Es macht mir Spaß, ich verdien dabei Kohle – warum sollte ich damit aufhören?’, sagte er immer. In solchen Momenten packte Naruto das schlechte Gewissen. Nicht, dass er sich keine Mühe gab – es war einfach nur so, dass er kein Talent fand. Absolut gar keines. Sein Abschlusszeugnis war bescheiden ausgefallen, Kampfsport, die Sache, die ihn zehn Jahre lang am Leben erhalten hatte, hatte er abbrechen müssen, nachdem er die Schule und damit auch den Schulclub verlassen hatte, und er hatte weder in der Arbeit, noch in der Liebe irgendwie Glück gehabt. Er hatte die Ausbildung zum Sekretär zwar abgeschlossen, doch niemand hatte ihn genommen, er hatte einige Lehren begonnen und wieder abgebrochen – sein momentaner Aushilfsjob im Altenheim… er gab es gerne offen zu, mit seinem Temperament könnte er genauso gut Domino-Day-Mitarbeiter sein. Oder genauso schlecht. Wie man’s sah. Er zog seine Decke höher und schloss die Augen. Er hatte gar keine andere Wahl, als es bei den Hyugas zu versuchen. Es war gelogen gewesen. Naruto sah das sofort, als er vor dem hochmodernen Gebäudekomplex stand, das ihn ein bisschen an Cinderellas gläsernern Schuh erinnerte. Genauso horrend verzweigt, genauso gefährlich nah am Umknicken und Weiter-Dienstmagd-Bleiben, genauso verwirrend wie die Frau, dem der Schuh gehörte, in all ihrer Ehrlichkeit und Freundlichkeit, die Cinderella immer noch außen gezeigt hatte, mit ihrem Lächeln und dem glasblauen Ballkleid – aber Uzumaki Naruto hatte schon sehr früh gemerkt, dass auch die Märchenprinzessin ihre Tricks genutzt hatte, um besser zu wirken, als sie es wirklich wahr. Hyuga war alles in allem nur ein Spiegelbild dessen, was alle Menschen wollten, Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Tollste im ganzen Land?, aber damit machten sie ihre Kohle und irgendwie stieg er schließlich auch selbst mit in dieses Spiel ein, wenn man bedachte, dass er vorhatte, von nun an ebenfalls aus diesem Geldquell seinen täglichen Esslöffel holen zu wollen. Wenn er über die Schwelle dürfte. So, wie Naruto sich nämlich in diesem Moment fühlte, und so, wie all die Spiegel und Fenster ihn reflektierten – so würde er nicht weit kommen. Er seufzte. Er hatte schon viel Glück in seinem Leben gehabt. Er hatte einen besten Freund, der sich zwar wie ein Arsch benahm, irgendwie auch eins war, aber trotzdem immer dann auftauchte, wenn Naruto ihn brauchte; er hatte diese eine Beziehung gehabt, die alles erhöht und beflügelt und schön gemacht hatte. Hey – zumindest lebte er nicht auf der Straße und musste in einer Mülltonne schlafen oder so. Unter der Mülltonne, zum Beispiel. Zusammenfassend allerdings schien sein Leben nur eine Aneinanderreihung von katastrophalen Zufällen. Dominosteinen. Einfach. Und jetzt stand er, der dumme, mutige, waghalsige Uzumaki-Bengel, vor der Tür des Gebäudes, das irgendwie Anfang und Ende markierte, Dinge, die man sich nur zusammenreimte, um es sich einfach zu machen, Dinge, die es eigentlich nicht gab, und traute sich nicht diesen verdammten Schritt zu machen und zu hoffen. Hoffnung, hatte er vor Zeiten herausgefunden, konnte nur aus dem dreiundvierzigsten Stock geworfen werden und zerbrochen vor seinen Füßen landen. Naruto atmete tief ein. Und als er sich umdrehen wollte, um wegzurennen, war er wieder einmal da. „Gerade noch rechtzeitig, was Dobe?“ Uchiha Sasukes Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. Ein. Aus. Ein. Aus. Das einfachste auf der Welt. Oder? Er hatte nicht einschlafen können. Er hatte von jeher Schlafprobleme gehabt, er hatte schon früher, als er noch in einem der anderen Zimmer dieses gewaltigen Hauses gelebt hatte, schlecht schlafen können. Damals hatte er dann auf die Schritte seiner Tante, Hinatas und Hanabis Mutter geachtet, leise und beschwingt, glücklich lächelnde Schritte und das Herz so voller Liebe, dass er gar nicht anders gekonnt hatte, als sie zu hassen, diese Frau, von der er sich immer gewünscht hatte, dass sie seine Mutter wäre. Nun, Träume waren dazu gemacht, um sie zu zerstören. Natürlich war sie gegangen. Manchmal hatte er dann nicht glauben können, dass sie deren Mutter gewesen war. Wie sie trauerten, wie ihr wässriger Blick wie in einem von Swarowski angefertigten Glaskrug umherschwappte, wie die Tränen unsalzig und blass schmeckten – manchmal fragte er sich, ob sie Hyuga Hiroko eigentlich wirklich geliebt hatten. Letztendlich war es doch nur wieder eine Verbindung von Machenschaften, die ihn verenden lassen wollten, nicht wahr? Gut, jetzt war er auch noch paranoid und größenwahnsinnig. Ein weiterer Punkt auf der langen Liste seiner schrecklichen Makel. Er drehte sich auf die andere Seite seines Bettes und öffnete die Augen. Je weniger er schlafen konnte, desto besser konnte er atmen, war ihm aufgefallen. Weniger Zeit, aus Angst vor Albträumen lieber Unterlagen durchzusehen. Selbst das Meditieren half nichts, absolut nichts. Damals war es zumindest ein Ansatz von Ruhe gewesen, der ihn gestreift hatte, wenn er sich in diesen Zustand hatte versetzen wollen. Aber damals war alles auch um einiges einfacher gewesen. Natürlich, er war immer der Hyuga-Streber gewesen, der er von allen erwartet worden war, die klägliche Figur perfekt zugeschneidert, in seinem Fleiß, in seiner Arroganz, in seinem Wissen, dass er einfach den kürzeren gezogen hatte. Seine Eltern gestorben, seine Freunde nur ein merkwürdiger Junge mit einer Vorliebe für Grün und ein Mädchen, das lieber als Junge bezeichnet worden wäre. Und seine kleine Cousine, fortwährend im Hintergrund stehend, als könne man nur den Schatten erahnen, und selbst der wäre so schwach, dass man keinen weiteren Blick darauf verschwenden wollte. Hinata war schlau, sie war eine Überlebenstänzerin. In all dem Chaos um sie herum fand sie immer wieder eine Stelle, auf der sie nicht in Scherben treten würde – und wenn sich ihr Leben auch nicht im prunkvollen Neonlicht abspielte wie das Hanabis, so war es doch zumindest halbwegs annehmbar. Zumindest sah er selbst das so, aber schließlich war Neji schlauer als seine kleine Cousine, er wusste, dass emotionale Dinge ihn verwirrten. Verwundbar machten. Solange er sich selbst vormachen konnte, er besäße kein Herz, würde er die Zeit hier durchstehen. Neji stöhnte. Was machte er sich hier eigentlich vor? Die andere Bettseite war kalt. Logisch. Absolut und vollkommen logisch. Wie könnte es auch anders sein? Wie könnte jemand neben ihr einschlafen, wie könnte sie selbst schlafen, ohne die Furcht, ohne das Wissen, dass die Person neben ihr am nächsten Tag weg sein würde? Sakura drehte sich zur Seite, starrte die dunkle Wand an. Ihre Uhr zeigte 04:34, die rot blinkenden Ziffern brannten sich in ihre Augen, sodass sie begannen zu tränen. Es hatte alles so einfach angefangen. Und jetzt – mittlerweile war es ein Fluch. Sie hatte mit Kakashi geschlafen. Natürlich hatte sie das. Es war ein Ereignis gewesen, dessen Zeitpunkt sie sich nur nicht sicher gewesen war, aber in all den Jahren ihrer Freundschaft hatte sie nichts anderes erwartet. Und es war schön gewesen. Sanfter als mit Neji, vertrauter als mit einigen anderen. So vertraut, dass es ihr wehgetan hatte, so warm und ritterlich und liebevoll, dass sie sich weggedreht hatte und geschlafen hatte. Aber letztendlich war ihr bewusst gewesen, dass er gegangen war. Das Gefühl der Einsamkeit über ihren schlummernden Gedanken, immer zum Aufspringen bereit. Sie hatte zu lange gelernt, um diese einfache Lektion zu vergessen. Beobachten bedeutet nichts anderes als Acht auf deine Gefühle zu geben. Sie seufzte leise in die Dunkelheit. Sakura hatte sich damit abgefunden. Sie war hübsch, sie war vielleicht sogar schön, auf ihre Art und Weise, dieses unschuldige Becircen lag ihr im Blut, mit ihren dichten Wimpern und den grünen Katzenaugen. Sie hatte gedacht, sie würde sich damit zufrieden geben. Sie hatte damals gelernt, mehr als sie gedacht hatte, viel mehr. Die wichtigste Lektion war doch am Schluss gekommen, nicht wahr? Vergiss nicht. Vertrau nicht. Sie hatte gedacht, sie hätte diese Unterweisung in sich aufgenommen. Als Beobachterin war sie dazu geschaffen. Überblicken, sehen. Sie sollte nicht mitspielen, nicht wahr? Sie sollte liebe an Nejis Arm hängen, süß lächeln, sich zur Schau stellen. Das einfachste, um vergessen zu werden, nur ein weiteres hübsches Gesicht. Hübschsein war nun mal nichts, was einen besonders auf dieser Welt auszeichnete. Deswegen konnte sie sehen. Ihre Augen nahmen alles auf, bis ins tiefste Detail, bis in diese merkwürdige Zärtlichkeit Kakashis, bis in den bittersten Hass Nejis. Zwei Männer in ihrem Leben. Morgen würde sie sich bei Neji melden. Kakashi war gegangen, ohne ein Wort des Abschieds, er war schlau genug. Er war weg, nur ein weiteres Kapitel, nur eine weitere Skizze. In ihrem Leben, natürlich. Manchmal vergaß sie das. Es war ihr eigenes Leben, sie könnte mitwirken. Lange Zeit hatte sie mitgewirkt, mit bunten Farben, schwarzer Kohlekreide, mit entschlossenen Blick auf die Zukunft gerichtet. Nun, sie hatte eingesehen, dass sie falsch gelegen hatte. Manche würden es Aufgeben nennen, manchmal nannte Sakura es schließlich auch selbst so, aber es war nur die Tatsache, dass Sakura nicht geeignet war, ein glückliches Leben zu führen. Es war eine Möglichkeit gewesen, die sie vielleicht auch niemals hätte in Betracht ziehen dürfen. Vielleicht war es dann doch besser, so zu tun, als hätte sie kein Leben. Nur der Beobachtungsposten auf dem höchsten aller Bäume, mit ihren Augen kreisend, höher, höher, höher. Ihr Herz blieb stumm dabei. Mit den Augen sehen. Mit dem Herzen fühlen. Vergiss es nicht. ~ Vielleicht wäre es einfacher, wenn ihr alle ehrlich wärt. Vielleicht wäre es einfacher, wenn ihr alle leben würdet ~ -------- Ich wünschte, es wäre schneller gegangen *seufzt* Aber jetzt ist meine Beta wieder gesund und das ist eh viel wichtiger und ihr habt jetzt euer Kapitel und ich würde mich über Kommentare freuen und so weiter. Liebe Grüße, bells PS: Zitat von http://www.dominoplayers.de/html/spielregeln.html PPS: Ich hab bisher noch gar nicht so explizit gefragt und irgendwie bin ich auch bisher nicht drauf gekommen - aber was haltet ihr eigentlich so insgesamt von der Geschichte? PPPS: *herzchenaugen kriegt* Ich liebe meine Kommentatoren ♥♥♥ Danke dafür! *______* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)