A.O.R.A von abgemeldet (closing my eyes to hear you breathe...) ================================================================================ Kapitel 1: Wochenende --------------------- Das schrille Schellen der Schulglocke zerbrach die Stille wie ein Glas. In der Berufsschule herrschte nun reges Treiben. Feierabend und auf in das Wochenende, lautete die Devise. Für jeden, ausser für mich. "Und damit Sie nun aus Ihrem Verhalten lernen bleiben Sie noch eine Stunde zum Nachsitzen. Schade, dass wir Sie behandeln müssen, wie ein einfaches Schulkind, wo Sie sich doch mitten in der Ausbildung befinden." Stur blieb ich auf meinem Platz sitzen, schrieb die Seite ab. "Sie sind so still. Dabei fanden Sie es vorhin noch lustig, in den Unterricht hineinzuschwätzen, hm?" Wieder erwiderte ich nichts, während die Lehrerin redete. "Nun kommen Sie schon, Sie können jetzt ruhig etwas sagen." "Ich möchte aber nichts sagen." "Sie haben bereits etwas gesagt.", erinnerte mich die Lehrerin mit einem belustigten Grinsen, packte ihre Sachen. "Ich werde jetzt gehen - Gleich kommt ein Kollege und wird auf Sie aufpassen." Sarkastisch erwiderte ich ein: "Und ich dachte, ich dürfte gehen." Mit gehobener Augenbraue verschränkte sie die Arme. "Schauen Sie erstmal, dass Sie Ihren Text abgeschrieben bekommen, Zuckerschnute." Was war das für eine Frau, die einen Siebzehnjährigen Zuckerschnute nannte? Ich runzelte die Stirn auf diese Überlegung, schüttelte dann aber nur noch den Kopf und senkte den Blick wieder. "Wenn Sie Glück haben schaue ich einen Moment nicht hin, wenn ich den Raum verlassen werde - Wenn Sie Glück haben, wie gesagt." Ein Grinsen schlich sich mir auf die Lippen. Meistens fiel mir so etwas in den Schoß. Das Leben war für mich wie Kekse auf dem Silbertablett. Und das wusste ich durchaus zu würdigen... und einen Keks lehnte man ja wohl nicht ab. "Ich denke, ich habe heute viel Glück, danke.", sagte ich und schenkte ihr ein Lächeln, ehe ich meine Sachen schon einpackte. "Bitte, bitte. Sie sind einer der besten Schüler... würden Sie nicht ständig Unfug treiben, dann würde man das auch auf Ihrem Zeugnis sehen..." "Ja, ich weiß, Miss." Ich verbiss mir ein Lachen, ging dann mit ihr aus dem Raum, nachdem ich meinen Stuhl hochgestellt hatte. Und genau so schnell, wie ich den Raum verlassen hatte, war ich auch schon bei meinem Bus und fuhr nach Hause, auf einem Behindertenplatz sitzend, während eine Oma neben mir stand auf Krücken. Das Beispiel, wie es nicht sein sollte. Zuerst bemerkte ich das gar nicht, stand dann allerdings auf und bot der Dame einen Platz an, den sie auch dankend annahm, während ich schließlich an der Seite lehnte mit dem Kopfhörer im Ohr. Ohne Musik lief eben gar nichts. Nur kurz ließ ich den Blick durch den Bus wandern, als jener auch schon hielt und ich an meiner Station, nur drei von der Schule entfernt, ausstieg. Praktisch, dass der Bus beinahe schon vor meiner Haustür hielt. So überquerte ich eben die Straße, schloss die Haustür auf und betrat dann auch schließlich, nachdem ich eine weitere Tür aufgeschlossen hatte, die Wohnung von mir und meinen Eltern. Ja, verdammt, die wohnten immernoch bei mir! "Bist du schon wieder zuhause, Jason?" "Nein, ich tu nur so.", antwortete ich meiner Mutter, ging in mein Zimmer um die Schultasche in die Ecke zu werfen. Nun gut, um es kurz zu machen sah mein Wochenende etwa so aus: Hell - Dunkel - Hell - Dunkel - Montag. Bleiben wir beim zweiten Hell. Sonntag Morgen, 18 Uhr, ich öffne die Augen. "Fang!" Im nächsten Moment hing mir ein Ball im Gesicht, den ich nicht schnell genug fangen konnte. Ich gab einen Schmerzenslaut von mir. "Man, pass doch mal auf!", beschwerte ich mich also bei meiner besten Freundin, setzte dann fort: "Ich hab voll wenig geschlafen!" "Kann ich doch nicht wissen! Als würde ich in deinen Kopf hineinschauen können..." Letzteres grummelte sie, nahm den Ball an sich und strich sich durch das kurze, hellblau oder... türkis? Keine Ahnung, jedenfalls strich sie sich halt so durch ihr Haar - Sah komisch aus, weil sie nicht der Typ dafür war, so genervt zu sein, wie sie es jetzt war. Tatsache, irgendwas musste passiert sein. "Hör mal, Misses.", meinte ich und packte sie an den Schultern. "Nur weil du Stress hast musst du das nicht an mir auslassen, okay!?" Sie zuckte zusammen, wandte dann aber den Blick ab. "Ich hab' keinen Stress. Außerdem heiß ich nich' Misses, sondern Fuu, ja? Check es." Sie drückte mir den Ball gegen den Brustkorb, welchen ich schließlich auch packte, worauf sie die Hände in den Taschen ihrer weiten Hose vergrub. Ich runzelte die Stirn. "Was ist denn passiert?" "Ich mag nicht drüber reden.", erwiderte sie nur. "Naja... aber wenn was ist, du weißt, du kannst immer zu mir kommen, wenn du dein Herz ausschütten möchtest, okay?" "Okay." Wenn sie nicht darüber reden wollte, dann sollte ich sie wohl einfach lassen. Als ich sie das letzte Mal zwingen wollte, hatten wir auch den größten Streit unseres Lebens. Aber... sie war oft so. Eigentlich, wenn ich genau darüber nachdachte, wusste ich gar nichts von ihr... aber sie alles über mich. Und das, obwohl sie mich nie besucht hatte und ich sie auch nie. Das Einzige, das uns verband, war der Sportplatz und die Schule. Also die Liebe zum Basketball und die Schulpflicht. Sonst nichts. Doch trotzdem fühlte ich mich ihr so verbunden, als wäre sie meine Schwester. Klar war ich auch mal in sie verknallt gewesen, das war jeder Kerl mal - Also in seine beste Freundin. Oder sagen wir zumindest die meisten... Aber ich hatte erkannt, dass ich sie nur als Freundin haben wollte... Wer wusste, wie sie in einer Beziehung war. "Ich gehe jetzt wohl lieber." Ohne weitere Worte drehte sie sich also um, zum Tor schlendernd. "Wann sehen wir uns wieder?", fragte ich sie. Sie zuckte die Schultern. "In der Schule, denke ich, oder?" Sie blieb vollkommen ernst, auch, wenn ich sonst gut mit ihr herumalbern konnte. "Ja... gut... also dann... bis morgen oder so.", sagte ich schließlich und hob die Hand, die sie eh nicht sehen konnte. "Bye." Da war sie auch schon verschwunden. Nur einen kurzen Moment blieb mir jeder Gedanke weg. "Verdammt!", murrte ich dann. Was hatte ich nun wieder falsch gemacht, dass sie sauer auf mich war!? Hatte ich vielleicht übersehen, dass sie beim Frisör gewesen war oder so...!? Frauen tickten eben so, hatte mir auch schon mein Vater erzählt und wie konnte ich das auch nur übersehen? Jetzt würde ich sicher jahrelang ihren Hass auf mir spüren. Schließlich entschloss ich mich doch frustriert dazu, wieder nach Hause zu gehen. So kamen wir dann auch schon gegen 24 Uhr zum zweiten Dunkel.... Und dann zu Montag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)