Lair von Celebrir (Das Geheimnis der Elfen von Mujial) ================================================================================ Kapitel 2: Tecio Schwarzkliff ----------------------------- (2 Tage später) Es hatte eine Weile gedauert, bis sich die Überraschung über Savias Namen gelegt hatte, aber danach hatten die Elfen ausgelassen gefeiert. Ausgelassen bedeutete dabei allerdings nicht unbedingt mit Alkohol wie es wohl bei den meisten Menschen gewesen wäre. Es wurde viel gespielt und auch einige Turniere ausgetragen. Abends und in der Nacht waren dann Geschichten erzählt worden und die Elfen stellten ihre Geschicklichkeit im Tanz unter Beweis. Bei letzterem konnte Celio nicht mithalten, dafür erzählte er aber einige Sagen, die ihm besonders gefielen und wurde für seine je nach Erzählsituation ruhige oder eindringliche Erzählstimme gelobt. Am Morgen des nächsten Tages, also am ersten vollständigen Tag ihres Erwachsenseins, bekamen sie einige Geschenke, die andere als für sie nützlich einstuften. Savia und Celio stellten schnell fest, dass es dabei neben einfach nur sinnlosen Geschenken (Zum Beispiel ein Schnitzmesser für Celio, der Holz allerdings viel lieber und effektiver mit einem Zauber formte) auch einige durchaus sinnvolle Gegenstände (Ein neuer, etwas größerer und besser zu spannender Bogen für Savia) gab. Danach hatten sich die inzwischen vollkommen übermüdeten Celio und Savia endlich ausruhen dürfen. Allerdings auch nicht sehr lange, denn am Morgen des nächsten Tages hatte sie ein Soldat besucht und ihnen mitgeteilt, dass sie in wenigen Stunden an einem der Grenzposten der Elfen erwartet werden würden, um dort ihren Dienst zu leisten wie es (bis auf wenige Ausnahmen) alle anderen erwachsenen Elfen tun mussten. Glücklicherweise war ihre Bitte zusammen eingeteilt zu werden, angenommen worden, sodass sie nun nebeneinander auf einem Ast nur knapp von dem eigentlichen, im Buschwerk versteckten Außenposten entfernt, saßen und über die Feier sprachen. Aber schon bald sollte ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt werden, denn plötzlich stand Asedra, eine der diesem Außenposten zugeteilten Kundschafterinnen, neben ihnen. „Eine Gruppe von Menschen nähert sich uns. Der Anführer ist an einem mit langen, gebogenen Hörnern verziertem Helm erkennbar. Der Kleidung nach zu urteilen sind auch zwei Magier und ein schwarzer Kleriker in der Gruppe. Die restlichen sieben Leute sind wohl Krieger und Bogenschützen ohne andere besondere Fähigkeiten.“, berichtete sie den beiden knapp. Celio und Savia waren zwar überrascht, dass schon an ihrem ersten Tag hier etwas so ungewöhnliches passierte, nickten aber nur, denn sie hatten vorher erklärt bekommen, was ihre Aufgabe in einer solchen Situation war. Wenn der Anführer mit den Wachposten sprach, würde sie ihn von ihrem Beobachtungsposten aus von hinten sehen. Sollte er irgendetwas verdächtiges hinter seinem Rücken tun, war es ihre Aufgabe die anderen rechtzeitig über ein verabredetes Signal zu warnen. Und tatsächlich erschien die angekündigte Gruppe nur einige Minuten nachdem Asedra wieder verschwunden war. Als erstes tauchte ihr Anführer auf. Seine in eine dunkelrote Rüstung gehüllte Gestalt ragte fast zwei Meter über den Boden und sein wohl einem Widder nachempfundener Helm verdeckte sein Gesicht komplett. Über den Rücken hatte er einen riesigen Zweihänder geschnallt und im Gürtel steckten mehrere Dolche. Ihm folgten drei weitere schwer gepanzerte Krieger und bei ihren Schritten zuckte Celio jedes Mal innerlich zusammen, denn für ihn waren sie wie der berühmte Elefant beim Porzellanhändler. Danach kamen dann zwei in Roben gekleidete Gestalten, die gegensätzlicher nicht hätten sein können. Die Robe des einen war hellrot und mit orangen und gelben Streifen verziert, sodass es beinahe so schien als ob ein Feuer auf dem Stoff tanzen würde. Das Gesicht dieses Magiers war grimmig und entschlossen, während der andere, eine schlichte dunkelblaue Robe Tragende, bei jedem etwas lauteren Geräusch ängstlich zusammenzuckte. Am Ende des Zuges gingen dann ein Krieger in einem komplett schwarzen Plattenpanzer und vier nur durch Lederrüstungen geschützte Menschen, denen ein Bogen über die Schultern hängte. Inzwischen hatte ihr Anführer die unsichtbare Grenze des Postens erreicht. Als plötzlich Halir, der Kommandant des Wachpostens vor dem Anführer auftauchte zuckte dieser zurück und seine Hand griff reflexartig zu dem Zweihänder auf seinem Rücken. Als er allerdings bemerkte, dass Halir lediglich mit verschränkten Armen vor ihm stand, entspannte er sich etwas uns musterte den Elfen. „Seid gegrüßt Fremder. Ich bin Halir Yesttirmo und ihr seid hier an der Grenze zum Land der Elfen von Caras Annun. Wir haben nicht sehr gerne Unbekannte in unserem Reich. Nennt uns also einen guten Grund, warum wir euch durch unsere Wälder streifen lassen sollten oder kehrt um.“, forderte Halir von dem Mann mit dem Widderhelm. „Man nennt mich Tecio Schwarzkliff. Wir wollen weder euer Land erobern noch euer Leben bedrohen, werter Elf. Wir suchen lediglich ein Artefakt, den Lair. Lasst uns passieren und vermeidet unnötiges Blutvergießen.“, antwortete dieser mit tiefer Stimme und Savia meinte etwas Spott in ihr zu hören. „Es ist kein Zufall, dass das Versteck des Lair sich in unserem Reich befindet. Er steht unter unserem Schutz und wir werden ihn verteidigen, als wenn ihr Caras Annun selbst angreifen würdet. Zu euren Gunsten nehme ich an, dass ihr das nicht wusstet. Vergesst den Stein lieber und kehrt um“, erklärte Halir dem Menschen mit eindringlichem Tonfall. „Das war mir bekannt. Glaubt ihr wirklich, dass ich mich auf eine Solche Reise begebe ohne Nachforschungen anzustellen ? Oder seid ihr so naiv zu glauben, dass ich die Reise nur wegen ein paar daher gelaufenen Waldbewohnern abbreche ? Keine Sorge, ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich mir euch umgehe, wenn ihr versucht mich zu behindern, also versucht es gar nicht erst, Elf.“, sagte der Anführer der kleinen Truppe und seiner ganzen Körperhaltung konnte man entnehmen, dass er sich dem Elfen deutlich überlegen fühlte. „Ich warne euch ein letztes Ma...“ Aber weiter kam Halir gar nicht, denn sein Gegenüber unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Geste. „Und ich verschwende meine Zeit nicht mit Warnungen“ Während des Gesprächs hatte Savia schon einen ihrer Pfeile aufgelegt, denn sie hatte geahnt, dass die Situation eskalieren würde. Sie wartete allerdings noch auf ein Kommando von Halir, dass dieser wahrscheinlich auch gerade geben wollte als hinter Tecio ein laut gerufenes Caladborn ertönte. Celio hatte die ganze Zeit darauf geachtet, dass der Widderbehelmte nicht irgendeinen magischen Gegenstand auslöste und nun reichte ihm ein kurzer Blick um ihm zu verdeutlichen wo der Fehler lag. Nicht von Tecio ging die Gefahr aus sondern von dem rotgewandetem Magier, denn dieser hatte mit dem Wort einen Zauber beendet. Einen Sekundenbruchteil später schoss ein blendend heller Strahl aus den Fingern des Magiers, zischte durch die Luft und traf Halir mitten auf der Brust. Noch während der Elf von der Wucht des Zauber getroffen zurück taumelte, fingen seine Kleidung und sein Haar Feuer. Mit einem überraschten Ausdruck auf dem Gesicht fiel Halir schließlich hin und es war schnell klar, dass jede Hilfe für ihn zu spät kommen würde. Überall um sie herum ertönten erschreckte Rufe von den anderen Elfen und bevor Celio richtig begriffen hatte, was passiert war, flogen bereits die ersten Pfeile durch die Luft, allerdings waren sie schlecht gezielt und landeten entweder direkt im Boden oder prallten an der Metallrüstung Tecios ab. Erst als er das Surren von Savias Bogen neben sich vernahm, löste sich der Nebel um Celios Verstand und er versuchte die Lage zu überblicken. Savias Pfeil war der erste gut gezielte und bohrte sich an einer Schwachstelle von Tecios Rüstung in dessen Fleisch. Leider allerdings nur am linken Oberarm und so schien der einzige Effekt zu sein, dass der Getroffene nicht mehr ganz so selbstherrlich schaute. „Leoran ! Bau endlich deinen verdammten Schild auf.“, schrie er. Celio merkte an dem Zusammenzucken des blaugewandeten Magiers, dass nur dieser gemeint sein konnte und tatsächlich fing er nun an komplizierte Gesten zu vollführen. Celio wollte gerade Savia darauf aufmerksam machen als der Zauber auch schon vollständig war. „Pilin Edregol Berio“, rief der Magier während er mit seinen Händen eine Halbkugel bildete. Celio erwartete schon eine weiteren Angriffszauber, aber stattdessen bildete sich von den Händen des Magiers aus eine wie eine Seifenblase schimmernde Halbkugel aus, die immer größer wurde, bis sie schließlich Tecios gesamte Gruppe einschloss. Auch der Effekt der Kugel blieb den Elfen nicht lange verborgen, denn ihre langsam genauer gezielten Pfeile prallten einfach wirkungslos an dem Schutzschild ab. Celio hörte wie Savia neben ihm fluchte, allerdings beobachtete er selbst nur den Magier, der offensichtlich Leoran hieß. Dieser schaute immer noch recht ängstlich, als ob er seinem eigenem Zauber nicht vollständig trauen würde oder irgendeine andere Gefahr erwartete. Da man sich immer stark darauf konzentrieren musste einen Zauber aufrecht zu erhalten, würde er wahrscheinlich bei der kleinsten Überraschung die Kontrolle über den Schild verlieren, sodass dieser wieder in sich zusammenbrechen würde. Und Celio hatte schon eine gute Idee, was diese Überraschung anging. „Gailmente“, rief er und zeigte auf die Luft kurz vor Leoran. Der Effekt lies nicht lange auf sich warten: In der Luft vor dem Magier blitzte ein Punkt unglaublich hellen Lichtes auf und Leoran riss instinktiv die Arme vor sein Gesicht. Aber diese Reaktion kam viel zu spät und so taumelte er geblendet rückwärts. Dabei vergaß er natürlich den Schildzauber komplett und die schimmernde Halbkugel verschwamm zuerst und verschwand dann vollständig. Tecio, der für kurze Zeit seine Selbstsicherheit wiedergefunden hatte, drehte sich nun blitzschnell zu Leoran um und konnte nur verärgert feststellen, dass dieser sinnlos durch die Gegend schaukelte, bevor er sich mit einem für ihn sehr ernsten Problem beschäftigen musste. Die Elfen hatten die Auflösung des Schildes natürlich ebenfalls bemerkt und mit grimmiger Befriedigung Pfeile auf die Sehnen ihrer Bögen gelegt. Und diesmal zielten sie genauer. Wäre Tecio nicht mit einer Schnelligkeit ausgewichen, die man jemandem der so eine schwere Rüstung trug, eigentlich nicht zutraute, wäre er von dem Pfeilhagel auf den Boden genagelt worden. So trafen nur einen Pfeil im rechten Unterarm und einer am linken Bein. „Magnan ! Lenk sie ab. Wir verschwinden von hier.“, brüllte er mit leicht panischer Stimme. Celio wollte ihn gerade mit einem Verstrickungszauber aufhalten, als die Welt um ihn herum zu explodieren schien. Zuerst erfasste ihn eine Druckwelle, die ihn von dem Ast geschleudert hätte, wenn er sich nicht reflexartig an einem anderen Ast, der in der Nähe hing fest gehalten hätte. Dann spürte er eine sengende Hitze an seinen Fingern, die den anderen Ast umschlossen und er ließ mit einem überraschten Ausruf los. Der Ast über ihm brannte und hatte Celio zumindest schwarze Hände, wenn nicht sogar einige Verbrennungen beschert. Erst als eine ungewöhnlich starke Wärme durch seien Schuhe drang, bemerkte er, dass noch weitere Verbrennungen drohten, denn der Ast, auf dem er hockte, stand ebenfalls in Flammen. Zum Glück waren die Flammen nicht so stark, dass sie Celios Kleidung in Brand steckten, aber trotzdem war er ihm klar, dass der Ast ihn nicht mehr halten würde, wenn er ausgebrannt war. Als er sich in Richtung Stamm des Baumes drehte bemerkte er, dass nicht nur der ganze Baum brannte, sondern auch Savia verschwunden war. Offensichtlich war sie von der Druckwelle vom Baum gerissen worden und Celio hoffte nur, dass sie sich bei dem Sturz nicht schwer verletzt hatte. Momentan hatte er allerdings andere Sorgen, wie ihn die roten Farben vor seinen Augen, wo eigentlich braun und grün hätten vorherrschen sollen, erinnerten. Einen brennenden Stamm konnte nicht einmal ein Elf, geschweige denn ein Mensch herunter klettern. Aber zum Glück wusste sich Celio mit einem Zauber zu behelfen und einen Moment später klatschte ein Schwall Wasser gegen den Stamm.Das war zwar nicht ganz so effektiv wie ein anderer Zauber, den er bisher nur gesehen, aber noch nicht gelernt hatte, erfüllte aber trotzdem seinen Zweck. Nachdem er noch zweimal weiteres Wasser heraufbeschworen und gegen den Baum hatte fliegen lassen, war dieser so weit gelöscht, dass er den Abstieg wagen konnte. Vorsichtig, denn an einigen Stellen war die Baumrinde schon sehr schwarz und er vermutete, dass sie dort besonders leicht unter seinen Füßen nachgeben würde, begann er an dem Baum herunter zu klettern. Einmal wäre er tatsächlich beinahe gestürzt, als die Rinde über einer stark verkohlten Stelle nachgab, aber mit einem waghalsigen Manöver bei dem er sich kurz frei fallen ließ, rettete er sich vor dem Absturz. Erst jetzt bemerkte er, dass nicht nur der Baum auf dem er mit Savia gesessen hatte brannte, sondern der ganze Wald um ihn herum in Flammen stand. „Schön zu sehen, dass du es auch Heil runter geschafft hast.“ Celio hörte die Stimme nur ein paar Meter von sich entfernt und atmete erleichtert auf, als er dort Savia halb sitzend und halb liegend sah. „Ein Glück, dass du dir nicht den Hals gebrochen hast.“, rief er, während er zu ihr lief. Als er sie aber genauer untersuchen wollte wehrte sie ihn ab. „Es geht schon. Und ich konnte es dem alten Baumwicht doch nicht antun jetzt schon zu sterben. Da hätte es sich ja gar nicht gelohnt Gedanken an meinen Nachnamen mit dem er uns alle so schön überrascht hat zu verschwenden.“, erklärte sie ohne mit der Wimper zu zucken. Celio schmunzelte. Wenn Savia ihren Humor nicht verloren hatte konnte sie sich wirklich nicht sehr schwer verletzt haben. „Aber jetzt kümmere dich lieber um dieses Feuer, sonst kannst du bald probieren wie gegrilltes Elfenfleisch schmeckt. Ich hab mir nämlich wahrscheinlich mein Bein gebrochen oder kann es zumindest nicht bewegen...“, bemerkte sie. Celios Schmunzeln verflog augenblicklich als er wieder an die Flammen um sie herum erinnert wurde. Sofort machte er sich an die Arbeit und obwohl sein herbeigerufenes Wasser nicht sehr effektiv war konnte er mit einer entsprechenden Menge zumindest das Gröbste in einem Bereich von circa fünf Metern um sie herum löschen. Dabei bemerkte er, dass auch die anderen Elfen mit den Löscharbeiten begonnen hatten und ihnen wahrscheinlich bald zu Hilfe kommen würden. Erleichtert und von der massiven Anwendung seiner magischen Kräfte erschöpft lehnte er sich gegen einen der nassen und rußigen Baumstämme ohne dabei darauf zu achten, wie er seine Robe beschmutzte, die sowieso doch schon den einen oder anderen Brandflecken abbekommen hatte. Celio wollte sich gerade in den Sitz rutschen lassen, als er einen blauen Flecken zwischen den Büschen bemerkte und einen Moment später der blaugewandete Leoran immer noch mehr oder weniger orientierungslos aus ihnen heraus stolperte. Seine Augen erholten sich wohl gerade noch von dem Blendzauber, aber der Magier schien zumindest zu erkennen, dass eine Gestalt gegen den Baum lehnte, denn in seinem Blick machte sich neue Panik breit. Offensichtlich hatten ihn seine Kameraden im Stich gelassen und er war ja schon in ihrer Begleitung ängstlich gewesen. Im Gegensatz dazu schärfte sich Celios müder Verstand wieder, als er den Magier erkannte. Bevor Leoran auch nur den Arm zu einer Zaubergeste erheben konnte, hatte Celio schon seinen Finger auf ihn gerichtet und mobilisierte die letzten Rest seiner magischen Energie, die er sich noch für einen Notfall aufgehoben hatte. „Eryn Himyalye“, flüsterte er mehr, als er es sagte, aber der Zauber zeigte seine Wirkung und augenblicklich schossen Ranken aus dem Boden, die Leoran von den Füßen hoben und fesselten. Ohne groß darüber nachzudenken nahm Celio seinen Kampfstab vom Rücken, trat zu dem sich gegen die natürlichen Fesseln aufbäumenden Magier und schlug ihm mit dem Stab auf den Hinterkopf, sodass dieser bewusstlos zusammensackte. Dann spürte allerdings auch Celio, dass er seinen Geist mit diesem letzten Zauber endgültig überstrapaziert hatte und wie ihm schwarz vor den Augen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)