Sommeropening von kono ================================================================================ Prolog: Opening --------------- In einem stillen Ort, nahe des Tokyo Parks, in einer kleinen, aber gut besuchten Eisdiele, saß ein, sich ziemlich auffällig verhaltener, Junge und sang und summte ein Liedchen vor sich hin. „Eisgekühlte Cola, Cola eisgekühlt, eisgekühlte Cola, Cola eisgekühlt und dazu ein belegtes Brot mit ...!“ Na ja, er krächzte eher, als zu singen, doch stoppte er kurz und überlegte, schaute sich um und fuhr mit seinem Ohrenmartyrium fort. „Ähm. Ein gefüllter Becher mit Eis, Eis im Becher gefüllt ...“ So summte er hinfort, bis endlich eine Bedienung erschien und seine Bestellung aufnahm. Es war eigentlich ein recht schöner Tag, warm, es wehte ein laues Lüftchen, welches die vom Frühling übrig gebliebenen Kirschblüten, aus dem nahe gelegenen Park, bis zur Eisdiele herüber wehte, dazu schien die Sonne in ihren ersten Sommerstrahlen auf alle, die sich gerade im Freien rekelten. Der Frühling hat sein Werk vollbracht und nun war der Sommer an der Reihe, die restlichen gefrorenen Herzen aufzutauen, denn kein Herz aus Eis hielt den lieblichen Strahlen der Sommersonne stand. Doch dies störte den jungen Mann in der Eisdiele gerade nicht, denn er verputzte gerade genüsslich sein Eis. Auf der anderen Straßenseite machte sich jemand Anderes das schöne Wetter zunutze, um einige Einkäufe zu erledigen. Ein bekanntes Gesicht in Tokyo und noch mehr in dieser Gegend, so bekannt, dass er es nicht wagte ohne Sonnenbrille auf der Nase und sein graublaues Haar unter einem einfachen Basecape versteckend, durch die Straßen zu ziehen. Auch wenn er einen großen Fehler begangen hatte, nämlich seinen langen weißen Schal nicht zu Hause zu lassen, weswegen ihm schon einige Mädchen unterwegs beinahe um den Hals gefallen wären. Aber was tat man nicht alles, wenn man eine Feier mit Freunden organisierte, diesmal um einen Geburtstag zu feiern. Doch was dieser Mensch, der sich mit seinen Einkaufstüten abmühte, und der andere in der Eisdiele, der sich gerade genüsslich seine Cola einverleibte, nicht wussten war, dass der Sommer sie beide schon am selbigen Tag, ein ganzes Stück näher bringen sollte. Denn es ergab sich, dass gerade in diesem Moment, ein starker Windzug sich erhob und das Basecape, des sich tarnenden Stars, empor schweben lies und somit jede Dame, die in den letzten Monaten eifrig ferngesehen hatte, sofort auf ihn zu hetzte und anfing laut zu schreien. „Seht da, das ist Kai Hiwatari!!!“ schrieen zwei Mädchen, die gleich in der Nähe standen, sodass alle sie hören konnten. „Ich will ein Autogramm!“ sagte ein wahrer Choral an jungen Damen. „Ich will Kinder von dir!“ rief wahrscheinlich eine Dame, doch man sollte sich da nie zu sicher sein. So kam es, dass sich auf der Straßenseite direkt gegenüber der Eisdiele ein Menschenauflauf bildete und sich der Junge, den alle als Kai Hiwatari entlarvt hatten, sich zu retten versuchte. Mit minderem Erfolg. Kapitel 1: Opening 2 -------------------- Er hätte Hilfe schreien können, es wäre wohl glatt unter dem Lärm der Groupies untergegangen. Dies war ein Phänomen, welches auf den wahnsinnigen Erfolg einer Gruppe zurückzuführen war, welche sich Bladebrakers nannten und zu der auch die zu besuchenden Freunde zählten. Ihre Siege in Weltmeisterschaften in der Sportart Beyblade führten wiederum zu Werbeauftritten, die, sagen wir so, genug eingebracht hatten, dass sie alle 4-mal studieren konnten, wenn man die Zinsen und Gebühren für die Werbeeinnahmen und Lagerung auf diverse Konten nicht dazu nahm. So konnten sie ein gutbürgerliches Leben führen. Natürlich, auf der Tatsache, dass sie alle noch nicht volljährig waren und Kai schon aus einem sehr gutbürgerlichen Hause kam, verschleuderten sie nicht das Geld, wie manche Popstars, sondern sparten es. So wie einst Kais Großvater sagte: „Lass das Geld gären, so wird es sich für dich mehren!“ Und das tat es auch, schon seit einem guten Jahr. Doch nun geschah etwas, was man als kleines Wunder bezeichnen konnte, etwas womit keiner rechnete, wenn er des Morgens aus dem Bette stieg. Denn der Laune des Schicksals, welches gerade zu wüten schien, war es zu verdanken, dass Kai den Gang einer Dame verfolgen konnte, welche auf der anderen Straßenseite gerade die Eisdiele passierte, wo auch der junge Mann saß. So ergab es sich, dass Kai gerade zusah, wie der Junge in der Eisdiele gegenüber, den letzten Tropfen seiner Cola förmlich absorbierte und wahrscheinlich so elegant wie es keiner vermutete, ein zweites Glas bestellte. Man konnte sagen, dass was gerade in Kai vor sich ging, eigenartig, befremdlich und wahrscheinlich sehr unwahrscheinlich war. Doch war es für Kai ein schönes Gefühl, den Anderen einfach anzustarren und das Gefühl, dass tausend Hände an ihm zerrten zu verdrängen. Vielleicht war dieses Gefühl der Bedrängtheit ein oder der Auslöser oder vielleicht doch eher die günstige Konstellation von Ende Frühling, Kirschblütenduft und warmen Sonnenstrahlen, mit dem Ausblick auf ein freies ungestörtes Leben. Die Griechen würden dazu sagen, es waren Amors Pfeile in der Luft oder ein Atheist würde meinen, es liegt Liebe in der Luft, denn ja, Kai fühlte sich extrem hingezogen, zu diesem anderen Wesen, am Tisch der Eisdiele, er würde es wahrscheinlich so ausdrücken: „Ich hab mich verliebt!“, das säuselte er auch vor sich hin, was unter dem panischen Gezanke der Mädels um ihn vollkommen unterging und sich verlor. Doch in dieser Euphorie an Gefühlen hörte er dann auch noch diesen Klang an Wärme. Denn der Junge, der gerade seine zweite Cola in Empfang nahm, ging langsam dieses Gekeife um diesen Kerl auf den Keks. So schaute er mürrisch rüber, mit seinem leicht fragenden Blick, was das alles soll, und schaute einen kleinen Augenblick zu, wie sich die Damen um erbeutete „Wertgegenstände“, wie Teile aus der Jacke von Kai, Fetzen vom Schal oder ähnlich erbärmlichen Dingen aus der Einkaufstüte, prügelten. Bis er endlich seine Stimme erhob und gut hörbar auf der anderen Straßenseite, rief: „Lasst den Mann am Leben und gebt endlich Ruhe!“ Diese Ansage wurde murrend und nickend von anderen Passanten unterstützt, doch von den Frauen vollkommen ignoriert. Nun stand er auf und man sah, zur Freude Kais, seine blaue Jeans, die nach der Ansicht Kais, schick seine Beine betonte, seinen schwarzen Pulli, der leicht im Wind flatterte und sein Gescheiteltes, bis zu den Ohren gehendes, wehendes und besonders ins Gesicht hängendes dunkelblondes, fast schon braunes, Haar. Man sah, wie er immer näher kam, mit mürrischem Gesicht, die Hände in den Hüften abstützte, leise fluchte und dann mit einer künstlichen, hohen Stimme brüllte „OH, seht da, da ist seine Mütze, ich will sie!“, dann noch etwas Anderes: „Nein, sie gehört mir!“ Die Wirkung erfolgte prompt, die Mädchen starrten sofort auf die schon lange auf dem Boden liegende Mütze, sie fixierten sie förmlich, schauten sich rasch um, um zu sehen, woher der Ruf kam und stürzten sich wild auf die Mütze, ohne Rücksicht auf Kai, der hypnotisiert von den Damen überrannt wurde. Die Hypnose, ausgelöst von der Stimme des Jungen, welche für ihn wie das Zwitschern einer Lerche im Frühling klang, löste sich, als er am Boden liegend sah, dass sich sein Retter schon wieder hingesetzt hatte. Doch Kai ließ sich nicht abschrecken, gut er sah vielleicht ein wenig lädiert aus, aber er fand das machte ihn nur noch wilder, vom Aussehen her. So richtete er sich schnell die Haare, sammelte seine restlichen Einkäufe ein, sicher war, dass er noch mal einkaufen gehen müsste, und macht sich auf den Weg zu dem Jungen, der noch am Tisch saß und auf die Bedienung zum Bezahlen wartete. „Hey, danke, dass du mir geholfen hast!“ sagte Kai und versuchte trotzdem maskulin zu wirken. „Ach, keine Ursache, ich kann einfach kein Blut sehen, deswegen wollte ich nicht, dass sie Sie zerfleischen!“ konterte er mit einem verschmitzten Lächeln, was Kai beinahe aus den Latschen gehauen hätte. Kai brauchte einen Moment, er wollte sich das Antlitz seines Helden gut einprägen. Er musterte ihn genau, seine plumpe Haltung, seine durchschnittliche Kleidung, sein pickliges Gesicht, sein struppiges im Wind flatterndes Haar und seine blauen Augen, die ihn wie Saphire anstrahlten. Eigentlich ein durchschnittlicher Junge, aber die Augen nahmen Kai sofort in ihren Bann, er sah zu, wie die langen Wimpern auf den Augenliedern sich bewegten, als er sie schließen musste, da ein Kellner ihn mit einem frisch polierten Tablett blendete. Kai, so konnte man sagen, war verzaubert und zwar von der Durchschnittlichkeit, eines X-beliebigen Jungen. Der Unbekannte schaute Kai auch musternd an, nicht weil er ihm so gut gefiel, ja schon er sah trotz der Kratzer im Gesicht und den zerrissenen Sachen, immer noch toll aus, aber das war nicht der Grund, er kannte ihn irgendwoher, er wusste aber nicht woher. Denn er war kein Sportfan und kannte nicht eine Beyblademannschaft, geschweige denn Beyblade, nein er war der Typ: „Ich – schau – lieber – Zeichentrick – Komödien – oder – sonst – was – oder – lese – lieber – ein – Buch – als – dass – ich – mir – irgendwelchen – Sport – antue“. Er war zwar nicht dick, aber auch nicht richtig schlank, trotzdem fühlte er sich wohl in seiner Haut. Aber genau aus diesem Grund, kam ihm der Junge, der ihn schon fast penetrant ansah, bekannt vor. So starrten sich beide an, bis es dem Jungen, der eigentlich bezahlen und gehen wollte, zu viel wurde, von Kai so angestarrt zu werden und scheu wegschaute, als sich ihre Blicke endlich mal trafen, zur selben Zeit wurde er auf einmal rot, was er sich nicht erklären konnte. Aber Kai konnte und wollte sich das erklären und lächelte verschmitzt. „Wie heißt du eigentlich?“ fragte Kai ihn, mit einem verführerischen Lächeln. Er schaute nur verdutzt und fragte: „Wer? Ich?“ Kai musste lachen, so laut, dass einige andere Gäste und die Bedienung aufschreckten. „Ja, du oder sitzt hier noch ein Anderer?“ Diese Antwort und das Lachen wurde von dem Jungen sofort mit einem bösartigen Blick bestraft. Aber auch er konnte austeilen und erwiderte: „Na ja, du sitzt noch hier, kamst angestiefelt, bedanktest dich und das auch nur ohne ein Wort um sich vorzustellen!“ Das war zu viel für Kai, denn er hatte es schon lange nicht mehr erlebt, sich vorstellen zu müssen, denn er war eigentlich weltweit bekannt. Doch er nutzte die Chance, um ihn mit einem sanften Lächeln, einem tiefen Blick in die Augen und seiner sanften Stimme seinen Namen zu sagen: „Oh, entschuldige, ich heiße Kai Hiwatari!“ Für den jungen Mann war der tiefe Blick und die fast schon gesäuselte Antwort viel zu nah, sodass er sich weit nach hinten lehnte, als ob er einem riesigen, ekligen Insekt vor sich ausweichen müsste, so weit hinter, dass er mit dem Stuhl rücklings nach hinten kippte und umfiel. Was er mit einem „Au!“ quittierte. Kai half ihm Fluchs auf die Beine und stellte nun seine Frage: „Und wie heißt du?“ Der Sportler genoss die Berührung, die er mit seinem Gegenüber hatte, als er ihm aufhalf. „Lester Vechn!“ kam prompt die Antwort, schneller als Lester eigentlich wollte. Doch bevor Kai weitermachen konnte, kam schon die Bedienung, um Lester aus der peinlichen Lage zu retten. „Die Rechnung, bitte sehr!“ sagte sie und schwenkte den Zettel Richtung Tisch. „Das übernehme ich, als kleines Dankeschön!“ sagte Kai und bezahlte gleich. „Danke, das wäre aber nicht nötig gewesen, ich hätte auch selbst zahlen können.“ Kai dachte sich, dass das die perfekte Chance war, den jemanden zu finden, der ihn nicht kannte, nicht wusste, wer er war, war selten und aufregend, so entschloss er sich ... „Leider haben die Fräuleins meinen halben Einkauf mitgenommen, deswegen muss ich noch mal losziehen, würdest du mich begleiten? So zu sagen als Bodyguard.“ schlug er mit einer einladenden Geste vor. Doch Lester, der sich nix dabei dachte und ihn mit einer Mimik anschaute, wie: „Was will er jetzt?“, sagte nur: „Nein, sorry, ich bin neu in der Stadt, ich hab noch viel zu tun, wollt mich hier eigentlich nicht so lange aufhalten, ... na ja, aber danke, für das Angebot, aber ich werde dann mal gehen, vielleicht sieht man sich ja, ich wohn hier in der Nähe, bis dann!“ so reichte Lester Kai die Hand, die Kai auch gleich nahm und am liebsten gar nicht mehr losgelassen hätte, schüttelte sie und zog von dannen. Kapitel 2: Opening 3 - Ein Wiedersehen - ---------------------------------------- Der Korb kam für Kai so plötzlich, dass Lester schon verschwunden war, bevor er reagieren konnte. „Hm, Lester Vechn, ein origineller Name, das wird sicher noch lustig!“ waren die letzten Worte, bis auch Kai, die Eisdiele verließ, um in Gedanken an Lester, sich seinen Einkäufen zu widmen. „Mensch, das war mal ´ne Feier!“ sprudelte es fröhlich aus Max heraus, der noch beschwingt und voller guter Laune war. „Ja, die war echt klasse, Jungs! Das habt ihr toll gemacht, nur schade, dass Ray schon heute nach Hause fliegen muss! Ach, Kai, wie geht ´s dir denn heute?“ sagte Tyson nicht nur laut, sondern auch mit einem breiten Grinsen, dabei schlug er mit der flachen Hand auf Kais Schulter. Doch Kai war nicht nach guter Laune zumute, denn nach der durchzechten Nacht und dem übermäßigen Alkoholkonsum, hatte Kai schlechte Laune. Hier sollte natürlich keinerlei Vorurteil gehegt werden, dass russische Bürger viel trinken würden, aber dennoch, vielleicht lag es auch am Umgang mit Tyson und dem Stress bei den Bladebrakers, Kai würde da bestimmt eher auf den Stress mit Tyson tippen, aber in dieser Zeit hatte er den Alkohol als guten Freund akzeptiert. So quälten ihn nicht nur der Kater der letzten Tage, nein für Kai kam noch das nervige Gequassel Tysons zum Schlechte- Launefaktor dazu. So konnte man Kai kaum verübeln, dass er leicht gereizt, Tysons Hand wegschlug und ihn anfuhr: „Mir würde es wesentlich besser gehen, wenn du aufhören würdest zu labbern!“ Daraufhin mussten Tyson und Max so lachen, dass sie sich gegenseitig stützen mussten. Ein ganz normaler Montag fing somit an. Es war ein schöner Montag, genau passend für den Sommer, den blauen Himmel zierten nur vereinzelte Wolken. Es war zwar noch früh, doch Kai und seine Freunde mussten halt noch die letzte Woche vor den Sommerferien zur Schule. Was keinem von ihnen sonderliche Freude bereitete. Die Drei hatten den Schulhof passiert, als endlich Max und Tyson mit dem Lachen aufhören konnten und nur noch ein vereinzeltes Glucksen zu hören war. Entgegen Kai, der sich wie üblich ausschwieg, fingen Max und Tyson an über die Party vom Wochenende zu reden. Es gab zwei Gründe, warum Kai sich ausschwieg, einer und dazu der Grund, der oft dafür sorgte, dass er in der Gruppe als der Ruhige galt, war, dass es nur wenig Gesprächsthemen gab, mit denen Kai mit den anderen redete. Das lag zu einem an den Gründen ihrer entstandenen Freundschaft und zum anderen, dass er vor 5 Jahren, bevor er nach Japan kam und bevor er Tyson und die anderen kennen lernte, ein eher zurückgezogenes Leben führte. Denn sein Großvater hatte ihn bis zu seinem 12. Lebensjahr sehr isoliert von anderen erzogen. Seinen Vater, besser gesagt der Familie von Kais Vater gehörte eine riesige Kette von Spielzeugfabriken, Einkaufsläden, Trainingshallen und Forschungszentren auf der ganzen Welt, mit dem Hauptsitz in Russland. So hatte sich die Familie väterlicherseits ein großes Vermögen angehäuft und ihr Name war heute noch in vielen Ländern bekannt. Doch der Name Hiwatari gehörte seiner Mutter, einer berühmten japanischen Schauspielerin. Die auch heute noch einige gute Aufträge bekam, aber jetzt lieber für Kai, als Hausfrau zu Hause blieb. Was Kai eigentlich nicht möchte. Wie es zu der Liebe zwischen seinem Vater und seiner Mutter kam, war schon purer Zufall, aber war Liebe nicht immer purer Zufall? Denn damals ergab es sich, dass sein Vater nach Japan sollte, um dort eine neue Filiale zu eröffnen, dabei wurde eine berühmte Schauspielerin engagiert, Kais Mutter. Sie war jung, schön, begabt und so war es kein Wunder, dass sich beide ineinander verliebten. Das Glück der beiden währte lang und bald wurde ihnen ein Sohn geschenkt, Kai sollte er heißen. Schon damals gab es viel Streit um ihn. Zwar hatte Kais Großvater noch einen weiteren Sohn, doch hatte er noch keine Kinder, so versuchte er seinen Sohn und seinen Enkel zurück nach Russland zu zerren, damit Kai eine Ausbildung erhielt, die zur Firma passte. Doch Kais Eltern stellten sich dagegen und heirateten, als trotz nahmen sie den Namen Hiwatari an. Aber das Schicksal meinte es nicht gut, denn als Kai 3 Jahre alt war, passierte etwas Furchtbares. Als Kais Vater für seine Firma zur Bank ging, wurde sie überfallen, man nahm ihn und einige andere Leute als Geisel. 4 Stunden dauerte die Geiselnahme. Natürlich kam darüber reichlich in den Nachrichten, dass die Bevölkerung und auch Kais Mutter, die vollkommen besorgt um ihren Mann bangte, Kai selbst war zu jung, um zu verstehen, dass sein Vater in Lebensgefahr schwebte. Als die Polizei endlich eingriff, verloren die Bankräuber die Nerven, es folgte ein Schusswechsel, es gab dann eine kurze Pause, wo einer der Räuber seine Waffe auf einen 3 Jahre alten Jungen richtete, wahrscheinlich durch den Stress löste sich der Schuss. Doch die Kugel traf nicht den Jungen, der mit seiner Mutter als Geisel genommen worden war, nein es traf Kais Vater, der sich schützend vor ihn warf. Das war ein harter Schlag, für die Hiwataris. Nach dem Tod und der Beerdigung fing Kais Mutter mit dem Trinken an. Das bemerkte auch Kais Großvater und versuchte dann durch einen gerichtlichen Beschluss die Vormundschaft zu bekommen. Nach einem Jahr hatte er genug Beweise, um Kais Vormund zu werden. Damit fing Kais Martyrium an! Er wurde von allen isoliert, er musste lernen und trainieren, um stark zu werden und somit die Leitung der ganzen Firma zu übernehmen. Ein Herzstück des Trainings und das Einzige was Kai Freude bereitete, war das Beybladen! Hier traf er auch ab und zu Jungs in seinem Alter. Doch wurde er stets, gleich nach dem Training wieder isoliert. Nach einiger Zeit, isolierte sich Kai schon von ganz allein und wurde hart und unnahbar, zur einzigen Freude seines neuen Vormunds. Kai hatte sich damit abgefunden, keine Freunde zu haben, allein zu sein und nur die Einsamkeit zu spüren, er unterdrückte alle Emotionen, weil er nur den Schmerz kannte, was später zur Folge hatte, dass er sich auch für alle anderen Emotionen abschottete. Als er dann 12 wurde, schaffte es seine Mutter, die nachdem man ihr auch noch ihren Kai genommen hatte, daran arbeitete Clean zu bleiben, dann schon 5 Jahre trocken war, wieder die Vormundschaft zu bekommen und sich Kai wieder zurückzuholen. Doch bald musste sie merken, dass das Eis Moskaus Kais Herz vollkommen erfroren hatte, lassen. Er war schweigsam, alleingängerisch, undurchdringlich und kalt. Es dauerte lange bis sich Kai einer festen Gruppe von Freunden anschloss, die er nur in seinem Sport fand, Beyblade, den Bladebrakers. Natürlich war seine Mutter immer besorgt, wenn Kai auf Reisen um die Welt und besonders nach Moskau ging, aber er kam immer zurück und zu ihrer Freude immer ein Stück offener! Für Kai, der nie Freunde hatte, war es eine harte Zeit bei seiner Mutter, da er sich sehr umstellen musste, er sah sie nicht als Mutter in den letzten Jahren oder jetzt, nein sie war sein bester und wahrer Freund, er hatte gelernt, dass er sich, egal was war und ist, an sie wenden konnte. Nur für sie, ging er zu Mister Dickenson, zu den Bladebrakers und gewann und es hatte sich gelohnt, auch wenn einiges heute ihn noch annervte an seinen Freunden, an Tyson besonders, aber er hatte wenigstens Freunde und er konnte sagen es waren gute Freunde, auch wenn er ihnen nie das anvertrauen würde, was er seiner Mutter anvertraute. Das was, aber der zweite Grund seiner Stimmung war, hatte er auch nicht seiner Mutter erzählt, es war ihm irgendwie peinlich! Denn in letzter Zeit passierte es des Öfteren, dass er nicht nur an Beyblade oder an seine Mutter so oft dachte, sondern, vielleicht noch öfter, an den Jungen aus der Eisdiele. Ein kleiner Seufzer entfleuchte ihm. „Hey, Kai was los?”, war die Frage von Tyson. „Klingst ja fast so, als wärst du verliebt!“, mit einem riesigen Grinsen wurde Kai diese Aussage dargelegt. „Was?“, sagte Kai sehr erschrocken, weil Tyson den Nagel auf den Kopf getroffen hatte und das selten genug war. „Ja, das Klang wie ein Liebesseufzer, ich glaub unser Kai hat sich verliebt!“, das Grinsen Tysons ging gerade Richtung Ohren. „Ja, stimmt! Es klang diesmal gar nicht deprimiert! Sondern eher erwartungsvoll, Tyson du könntest recht haben!“, meinte Max. „Das ist erstaunlich!“ „Wieso ist das erstaunlich?“, fragte Kai wieder gereizter. „Na ja, ich hab dich noch nie so seufzen gehört!“, sagte Max. „Und ich dachte, du mürrischer Typ würdest dich nie verlieben!“, lachte Tyson. Kai wollte gerade etwas erwidern und Tyson drohend die Faust ins Gesicht halten, doch da hörte er etwas, es war schon leise, aber schön. Doch wurde es durch Tysons Lachen jäh unterbrochen. „Halt die Klappe!“, schrie Kai. „Eh, nicht so gereizt!“, verteidigte sich Tyson, der auch schon mit der Faust gerechnet hatte. „Ne, Tyson, sei kurz ruhig!“, kam es von Max. „Hört ihr das?“, fragte Kai. „Was hören?“ „Schon klar, dass Du nix hörst, wenn du die Klappe halten würdest, könntest du es hören!“, fuhr Kai ihn an. „Das klingt wie ... wie Musik!“, spekulierte Max. „ Ich glaub sie kommt aus der Richtung des Lehrerzimmers! Los wir gehen mal hin!“ Ja, es war Musik und eine Schöne dazu, sie lud förmlich zum Tanzen ein, der Rhythmus, die Melodie war hell, schnell und fröhlich und um so näher die Drei dem Lehrerzimmer kamen, umso lauter und schöner wurde sie und man konnte hören, dass es der Klang einer Geige war, welche der Musik ihre Flügel verlieh. Vor dem Lehrerzimmer hatte sich eine ganze Menge an Schülern angefunden, die mehr in der Musik wippten, als dass sie standen. Auch Kenny wippte mit! „Ah, da seid ihr ja!“, rief ihnen Kenny zu. „Was geht da ab, Kenny?“, fragte Tyson. „Ich weiß nicht, da steht einer und spielt den Lehrern ein Liedchen, er ist gut!“ „Weißt du, wer das ist?“, fragte Max. „Nein! Leider nicht, vielleicht ein Künstler, für eine Feier, hab keinen Schimmer!“ Tyson versuchte sich gerade durch die Masse an Schülern zu drängeln, um einen Blick zu erhaschen! Doch er kam nicht durch, was ihn verärgerte. „So ein Mist, die stehen wie die Ölsardinen! Da ist kein Durchkommen, man kann nix sehen!“, meckerte Tyson. „Hättest auch so nix gesehen, denn die Tür ist zu!“, informierte ihn Kenny. „Was!? Das sagst du mir jetzt!“, schreite Tyson. „Na ja, du hast ihn ja nicht gefragt!“, sprach ihm Max zu. Darauf fingen Max und Kenny an zu lachen. Tyson zog nur ein Gesicht und fing an zu diskutieren. Ein fast normaler Tag für Kai, gut er war nicht ganz normal, es spielte nicht oft jemand im Lehrerzimmer und auch nicht so gut! Aber die Zankereien, die waren normal, meistens fand er sie auch lustig, aber selbst dann lachte er nicht, er wollte seinen Ruf als mürrischer Draufgänger nicht verlieren. Er hörte sich noch etwas die Musik an und ging mit dem Rhythmus im Ohr zum Klassenzimmer und lies die Drei, wie üblich allein in ihrer Diskussion stehen. Es war Mittagspause und die Vierer Gruppe ging auf den Hof, um ihre Esspakete zu verputzen. Was Kai am wenigsten an diesem Mittag gefiel, war, dass er das Thema des gerade laufenden Gespräches war. „Das ist erstaunlich!“, sagte Kenny. „Ach, nicht du auch noch Kenny!“, seufzte Kai diesmal deprimiert. „Nein, nicht dass du verliebt sein könntest, ich mein das Tyson es heraus gehört hat!“ Das war ein treffender Einwand, welcher auch Max zu gefallen schien und die Drei Tyson ansahen, der nur verschmitz lächelte. „Ja, woher wusstest du das eigentlich?“, fragte nun Max. Kai widersprach: „Wieso wissen? Er weiß gar nix, ich bin nicht verliebt!“, sagte er verbissen, wobei seine Gesichtsfarbe in ein warmes Rosa unter den Augen wechselte. „Ja, ja Kai! Ich weiß es, weil ich es selbst kenne und Bücher darüber gelesen habe!“, sagte Tyson stolz. Das ist zu viel für Max und Kenny, sie müssen lachen, laut und ausgiebig und auch Kai kann ein Lachen nicht verhindern, auch wenn es eher wie ein dunkles Kichern klang, aber das zählt. „Es geschehen heute viele Wunder, erst ist Kai verliebt …“, fing Kenny schallend lachend an. „Und dann hat Tyson Bücher gelesen, außerhalb der Schule!“, beendete Max mit einem gleich lauten Lachen. Kai fing sich langsam wieder. Tyson schaute sie alle mit einem finsteren Blicken an, bis endlich das Lachen aufhörte. „Ja und wer ist die Glückliche, Tyson?“, entgegnete Max grinsend. Alle warteten gespannt auf eine Antwort. Nur Kenny schaute auf einmal sehr merkwürdig, leicht verstört, als ob er was Falsches gegessen hätte. „Das verrat ich euch nicht!“, enttäuschte Tyson sie, doch fixierte er dabei Kenny und verfolgte, wie er immer noch irritiert schaute. „Kennen wir sie?“, fragte Max hartnäckig. „Ich schweig mich aus!“, dabei immer noch mit dem Blick fest an Kenny genagelt. Doch ein hoher Ton erlöste Tyson und Kenny, es war ein Geigenton, so hoch und lang gezogen, dass der ganze Hof ihn verfolgen konnte, bis auf das Dach des 3-stöckigen Schulgebäudes. Hinter der Absperrung des begehbaren Daches stand nur ein Junge, mit einer Violine in der Hand und spielte. Erst langsam und ruhig aus einem Wechsel von hohen und niedrigen Tönen, doch dann wurde es wilder und ein Schwall tiefer Töne schwappte über das Gelände. Melodisch, taktvoll und rhythmisch zogen sich die Töne über den gesamten Schulhof. Aber dem nicht genug, wechselte er nun in der Melodie immer wieder die Tonlagen und wippte in seinem eigenen Lied. Der ganze Hof war wie erstarrt, nicht weil es unschön oder ohrenbetäubend war, nein, es war eine faszinierende Musik, schön, schnell, fesselnd und atemberaubend, alle wollten hören und sehen, wer und was er spielte. Der ganze Hof war verzaubert. Kai stand so günstig, dass er sehen konnte, wer genau da auf dem Dach stand, er kannte das Gesicht, was den meisten auf dem Hof nicht vergönnt war, es war sein Engel, der diese himmlische Musik projizierte. Der Name, wessen Gesicht es zierte, war Lester Vechn. Ohne das die Anderen ihn hinderten, weil sie selbst noch voll im Taumel der Musik standen, rannte Kai los, er rannte keine Runde durch den Hof um so was zu schreien wie, „Das ist mein Geliebter Lester Vechn!“, nein, er rannte in Richtung Dach, vorbei an allen die nur da standen, um sich in den Klängen der Sonaten zu verirren, vorbei an denen, die nur genießen wollten, indem sie zu hörten. Doch Kai wollte mehr! Aber sein Plan ging nicht auf, weil vor der Treppe zwei Lehrer standen und ihn aufhielten. „Wo hin mein Junge?“, sagt der Eine, Herr Makanaki, Kunstlehrer. „Das Dach ist die Pause über gesperrt!“, sagt der Andere, Herr Isesaki, Musiklehrer. „Ich würde gern mit dem Jungen auf dem Dach reden, ich kenn ihn!“, sagte Kai mit einem höflichen Ton. Lester war ziemlich mulmig zumute, nicht nur das Er ziemlich hoch stand, nein, er hatte auch noch nie in seinem Leben vor einer ganzen Schule gespielt. Er hatte noch nie allein für mehr als 100 Leute gespielt und auf dem Hof tummelten sich sicher mehr als 200 Schüler. Doch er legte nicht den Bogen aus der Hand und spielte unbekümmert weiter. Er ließ seine Geige nun ruhige und sanfte Töne singen, was fast wie ein kleiner Chor klang, der ein Sopran sang. Zärtlich streichelte er die Violine mit seinem Bogen, nun wieder tiefere und schnellere Töne, denn nun wollte er zum Schluss seines kleinen Auftrittes kommen. Kai versuchte immer noch vergeblich an den beiden Lehrern vorbei auf das Dach zu kommen, aber leider blieben die Lehrer wie zwei Steingötzen an ihren Posten stehen und bewegten sich nicht ein kleines Stück weiter, sie versperrten alles, bis auf den Schall der immer schneller vom Dach kam. Doch plötzlich, ein lang gezogener Ton, dunkel wie eine dumpfe Kirchenglocke, die wahrscheinlich gerade die ganze Schule aus ihrer Trance geweckt hatte und wie, als wäre es ein Signal, traten die Lehrer ohne ein Wort beiseite und Kai konnte endlich die Treppe raufstürzen. Lester klappte seinen Geigenkoffer zusammen, wischte sich mit der Rechten über die Stirn und ging schnurstracks zur Treppe, ohne noch einmal auf die immer mehr werdenden Stimmen und den anschwellenden Applaus vom Hof der Schule zu achten. Auch bemerkte er nicht die hastigen Schritte auf der Treppe, sondern schaute wie ein Reh, welches gerade vor das Auto gelaufen war und unschuldig, mit einem Blick der sagt: „Ich war’s nicht!“, in die Scheinwerfer schaut, auf den herannahenden Jungen, der ihn wiedereinmal bekannt vorkam und er wusste nicht woher. Er stand, wie das eben beschriebene Reh, vor der Treppe und schaute verdutzt zu Kai, welcher sich nicht mehr im Schwung seines Laufens bremsen konnte und somit mit Lester, wie ein schwerfälliger Tanker, kollidierte. Durch den heftigen Aufprall, flog Lester sein Geigenkoffer aus der Hand und der Koffer schlitterte etwas auf den Boden des Schuldaches herum, bevor er zu Ruhe kam. Doch auch Lester, der sich gerade in einer steilen abwärts Bewegung befand und immer noch ein Gesicht machte, was wahrscheinlich soviel sagte wie: „Was macht der denn hier?!“, fiel nicht einfach. Denn es war Kais Reflexen zu verdanken, dass er seine Arme um ihn legte, sich nach rechts drehte, ihn am Rücken und Hinterkopf, wie ein kleines Kind hielt, sodass nicht Lester sondern er hart auf dem Boden aufkam und Lester weich auf ihm landete. Natürlich war Lester ein guter Junge, er befreite sich aus der Umarmung, setzte sich auf, sodass er auf Kais Unterleib saß und schlug ihn mit der Faust auf den Kopf, damit Kai wieder aus seiner Benommenheit aufwachte. „Au!“, war der erste Ton den Kai an diesem Tag zu Lester sagte. „Wieso schlägst du mich?“, fragte er und schaute sich die Pose an, in der er sich gerade mit seinem Gegenüber befand. Es schien ihm zu gefallen, denn Kai versuchte nicht Lester runter zu schieben, nach dem Motto, so schwer ist er nicht, ich hab noch Spielraum. „Mir war gerade so danach!“, war die rasche Antwort des Sitzenden, welcher sich gerade erheben wollte, aber da war Kai anderer Ansicht und drückte seine Oberschenkel nach unten, so konnte er sich doch noch nicht nach oben bewegen. Ein Genervtes: „Was machst du hier?“, kam darauf hin von dem dessen Beine auf den Boden gepresst wurden, wie die Frage gedeutet werden konnte, ob sie nun die Aktion mit den Beinen oder die Aktion mit dem Umrennen meinte, war derzeit dahin gestellt, doch wurde die Frage mit verschränkten Armen und einen giftigen Blick, der wechselnd auf die Hände und in Kais Gesicht zielte, untermalt. Ein Grinsen umfuhr Kais Lippen, welches schon fast in ein Lachen ausarten würde, doch er konnte sich gerade noch zusammenreißen, ließ Lester aufstehen und schaute ihm nach, als er sich zu seinem Geigenkoffer begeben wollte, doch antwortete er: „ Ich geh hier auf die Schule und du? Ich wusste gar nicht, dass du musizierst!“ Langsam, fast schreitend, quittierte Lester die Antwort, strich sich das Haar aus dem Gesicht, es bildeten sich kleine Furchen auf der Stirn, darüber wehte leicht das Haar im Wind. „Wie war dein Name noch gleich?“, eine leicht irritierende Frage, welche Kai mit einem leicht irritierten Blick vernahm. Deutlich ging sein Kinn Richtung Erdboden, er konnte sich nicht an eine Person gewöhnen, die sein Gesicht nicht mit seinem Namen zuordnen konnte und ihn sich nicht einmal merkte! „Also hör mal, Lester! Ich bin’s doch Kai!“ Nun war Lester dran irritiert zu schauen, er hob gerade seinen Geigenkoffer auf und schaute nun Kai verwirrt an, in seiner gebückten Haltung. „Woher kennst du meinen Namen?“, fragte er misstrauisch. Kai lachte nun doch mal, gegen jede Gewohnheit, laut auf, dass es fast in seinen Ohren klingelte, hatte dieser Junge denn alles vergessen? „Was hat er denn für ein Gedächtnis!“ fragte sich Kai innerlich, wuschelte kurz elegant durch sein blaugraues Haar, legte ein verführerisches Lächeln auf und mit einem gekonnten Hey-Baby-komm-her-Blick fixierte er Lester. „Hast du das schon vergessen? Ich bin’s, der Kai von der Eisdiele, du hast mich vor dem Schwarm Damen gerettet!“ „Ach, ich erinnere mich, du warst der Heini, auf dem die Weiber kreischend eingeprügelt haben!“ Kais Mimik erstarrte. „Heini?“, dachte er sich, „Wieso Heini?“, fragte er ihn. Doch Lester fuhr wie ein junges unschuldiges Schulkind aus der ersten Klasse fort. „Ja, und du gehst hier zur Schule? Haste aber Glück, dass sie dich hier nicht auch zerpflücken, na ja, gut dann werde ich mal!“ Damit machte sich Lester auf den Weg zur Treppe. Kai musste erst mal den Heini verkraften, das war zu viel für ihn, doch ließ er Lester nicht durch, denn als der an ihm vorbei ging, hielt ihn Kai fest und sagte zu ihm: „Ja, ich geh hier auf die Schule und das damals war eine Ausnahme!“ Unter einem bösen Blick Lester's, drehte sich Kai mit zuckenden Mundwinkeln und weit geöffneten Augen zu ihm um. „Was hat er denn jetzt?“ fragte sich innerlich der Junge mit dem Geigenkasten. „Hier in der Schule fallen sie nicht so über mich her!“, er versuchte wieder ein Lächeln aufzusetzen, das klappte aber nicht, er atmete erst einmal laut ein und aus, bis er weiter redete. „Kommst du ...?“, doch Lester befreite sich aus seinem Griff und kam ihm verbal zuvor. “Erstens, ich mag es nicht, wenn man mich an etwas hindert und festhält! Und zweitens, ja ich komm bald auf diese Schule. Bald, nicht heute, nicht morgen, irgendwann, nächstes Jahr und übrigens, ich glaube du hast jetzt bald wieder Unterricht!“, um seine Aussage zu unterstreichen, klingelte es auch prompt zur Stunde. Leicht genervt, aber mit einem fast flehenden Ton und großen Hundeaugen, sprang Kai vor Lester. „Bitte, könntest du noch warten, oder gleich mitkommen und warten, bis die Stunde rum ist, ich hab noch ein paar Fragen, die ich lieber heute als morgen los werden möchte! BITTE!“ Lester beging den Fehler, wirklich in die Augen Kais zu schauen, eigentlich fand er ihn ja recht süß, wie er da mit flehenden Händen vor ihm stand, ein kaltes fast höhnisches Grinsen umschloss sein Gesicht, er setzte zu einem "N" an, doch: „N ... Ja, ich komm mit und warte, da kann ich mir gleich den Unterricht anschauen! “, kam noch die Ausrede. Kais Blick wurde nun freudig und sanft, er fühlte sich wie ein Gewinner, denn trotz des höhnischen Grinsens Lester's, fand er doch über dessen Nase, unter den Augen eine leicht rosa Spur. „So, nun muss ich mich beeilen!“, Kai griff sich das Handgelenk, des Jungen, der nun wieder verblüfft über die schnelle Aktion des Anderen dreinschaute, und rannte mit ihm die Treppen runter, bis in den Stock seines Unterrichtsfachs. Mit großen Schritten setzte Kai vor, denen Lester, der etwas kürzere Beine hatte, nur schlecht folgen konnte. Bis sie endlich vor einer Tür stehen blieben, an der Kai anklopfte und um Einlass bat. Der Lehrer, der freudig sah, dass Kai den Violinisten mitgebracht hatte, ließ beide ohne zu murren rein und verwies Lester auf einen leeren Platz hinten am Fenster, wo dieser einen recht guten Platz zur Begutachtung der Klasse hatte. Lester fiel auf, dass das Lächeln, des Jungen, der sich Kai nannte, sich plötzlich in eine stimmungslose Mimik verwandelte, als er sich zwischen einige Jungs gesetzt hatte, die gleich mit ihm tuschelten und eher auffällig als unauffällig ab und zu, zu ihm sahen und mit dem Finger deuteten. Doch im Allgemeinen verlief die Stunde ruhig, bis die Schüler endlich von der lauten Klingel der Schule vom Unterricht der Chemie befreit wurden. Nachdem Kai sein Zeug in der Tasche hatte, kam er zu Lester, ihm folgten drei Jungs, ein Blonder mit Sommersprossen und einem breiten Grinsen, ein Etwas Kleinerer mit braunem Haar, einer Brille und einem Laptop unter dem Arm und ein Blauhaariger, der noch breiter als der Blonde grinste und so forsch war, dass er sich gleich selbst vorstellte „Hallo ich bin Tyson, du hast super gespielt!“ Schon kam Lester eine Hand entgegen. Der war leicht irritiert, weil sich urplötzlich, da die Vierer-Gruppe sich um den Neuen gestellt hatten, eine Horde von Schülern sich um sie scharte, laut tuschelnd, mit Worten wie, „Das ist der Geiger!“, „Boa, natürlich, die Berühmtheiten kennen sich wieder!“ und ähnlichen, ihn anstarrten. Zögernd und gut den Blaugrauhaarigen im Auge behaltend, da der ja der Einzige war, den er kannte, wenigstens schon das zweite Mal in seinem Leben gesehen hatte, und darauf achtete, dass dieser nicht verschwand und ihn allein ließ. Denn es breitete sich eine leicht klaustrophobische Angst, die Freud mit einer gewaltigen Platzangst mit Schülerdruck genannt hätte, in ihm aus und wo er wahrscheinlich entflohen wäre, so schnell weggerannt wäre, wie ihn seine Beine tragen konnten. Doch Lester blieb bei der Etikette, er hatte ja auch schon einige Auftritte gehabt und kannte die Prozedur, am Besten so viele Hände schütteln, wie möglich und sich so zum Ausgang vorarbeiten! So nahm er Tysons Hand, die ziemlich kräftig geschüttelt wurde, aber nur auf Lester's Seite. „Das ist Tyson!“, erklang es ziemlich brummig von Kai. „Das ist Max!“, deutete er nun auf den Blondschopf. „Hi, sehr erfreut!“, kam es von dem Sommersprossengesicht. „Und der Kleine da ist Kenny, unser Spezialist für Technik und Computer!“ Auch er meldete sich, mit einem Schüchternen. „Hallo!“, zu Wort. „Ich glaub wir sollten irgendwo hingehen, wo es ruhiger ist.“, empfahl der Brillenträger und rückte seine Brille zurecht, nachdem die drängelnden Schulkameraden, die auch mal einen Blick auf den Geiger werfen wollten, ihn geschupst hatten. „Ach, wisst ihr, ich will eh gleich los, ich hab ja keinen Unterricht wie ihr, ich werde dann mal lieber gehen!“, Lester brachte es etwas zaghaft hervor, mit einer leichten Betonung, dass er ja keinen Unterricht hat. „NEIN!“, kam es so laut von den Vieren, am lautesten von Kai, dass die Masse an Schülern aufschreckte. „Wenn du aber gehen willst.“, fing Kenny an, womit er sich einen ärgerlichen Blick von Kai einfing: „Gib uns doch vorerst deine Adresse, oder irgendwas, mit dem wir dich erreichen können!“ Besänftigt schaute Kai nun auf den grübelnden Lester. Auch von den billigen Plätzen kamen die Zurufe nach Telefonnummern und Kindern, die Lester ignorierte, laut begann er sein Statement: „ALSO, ich werde niemandem irgendetwas geben! Verstanden?! Ich hab nicht die geringste Lust, dass mir irgendwelche Spinner schon vor meiner Schulzeit auf dem Keks gehen, ich hab hier genug zu tun, da brauch ich nicht noch mehr Trubel! Also verzieht euch! ALLE! Ich will jetzt gehen!“, mit diesen Worten kramte er fix in seinem Geigenkoffer, holte einen Zettel raus, kritzelte was darauf und bahnte sich schnaubend seinen Weg, den Zettel aber ließ er zurück, in dem er Kais Hand nahm und den Zettel dort verstaute. Mit raschen Schritten und einen lauten aufseufzen verließ der Junge, mit dem Geigenkoffer die Schule. Kai schaute derweilen ungläubig in seine Hand, da lag der Zettel, etwas zerknittert und mit einer krakeligen Schrift, aber leserlichen Buchstaben, die einen Satz bildeten, der wie folgt lautete: „Heute 17 Uhr, gleicher Ort, gleiche Zeit, warte nur 5 Minuten!“ Über seine Lippen kam ein leichtes Lächeln. „Hey, was hast du da Kai?“, Tyson versuchte an den Zettel ran zukommen. „Nichts!“, Kai zerriss den Zettel. „Du bist echt fies!“, ein mürrischer Ton klang in dieser Feststellung mit. „Da stand sicher, wie du ihn erreichen kannst oder?“, fragte Kenny. „Sicherlich!“, bestätigte Max. „Wir sollten zu Japanisch!“, gelassen bahnte sich Kai seinen Weg durch die langsam abflauende Schülermaße, die sich nur einzeln, gesprenkelt und interessiert zu den Bleydern gesellte. Kapitel 3: Opening 4 - Ein Date? - ---------------------------------- Kai schaute auf die Uhr 10 vor 5, ja er würde es noch rechtzeitig zu seiner Verabredung schaffen. Er war guter Dinge, hatte sich fein rausgemacht, trug eine graue Jeans und ein weißes Poloshirt. Einfach und trotzdem gut aussehend, die graublauen Haare hatte er sich aus dem Gesicht gekämmt und schlenderte lässig die Straße Richtung Eisdiele entlang. An der Diele angekommen, schaute er sich um, doch konnte er Lester noch nicht ausmachen, so setzte er sich hin, draußen, wo er einen guten Blick auf den Park mit den Kirschbäumen hatte. Einige Zeit später wollte Kai gerade etwas bestellen, als die Kellnerin stolperte, gegen ihn stieß, sodass er vom Stuhl fiel, in Richtung Park, und mit dem Kinn auf die Straße knallte. So sah Kai auch, wie im warmen Licht der Sonne Lester aus dem Kirschbäummeer heraus in seine Richtung gelaufen kommt. „Hey, liegst du eigentlich gern auf dem Boden?“ Kai lag immer noch leicht benommen auf der Straße, sah nach oben, woher die Stimme des Jungen kam, er betrachtete ihn von unten her, sah das Er, wie üblich in dunklen Tönen gekleidet war und einen auffallend großen Rucksack auf dem Rücken trug. Mit dem Er sich nach unten beugte. „Los, komm steh auf.“, warf ihn Lester entgegen. Kai rieb sich das etwas aufgeschrammte Kinn und stand auf, setzte sich auf den Stuhl und bot Lester den Gegenüberstehenden an, worauf hin sich der unscheinbare Junge hinsetzte. „Ich hab mich gefreut, dass du dich mit mir treffen wolltest! Also, willst du was trinken?“, Kai versuchte wieder verführerisch zu klingen und setzte ein gekonntes Lächeln auf. „Na ja, ich bin nicht hier, um mit dir zu plaudern, ich hab einige Fragen.“, auf dieser Ansage hin kramt Lester in seinem Rucksack um, zum Erstaunen Kais, einen Block und einen Stift heraus zu holen. „Ich soll dir nur einpaar Fragen beantworten? Das ist alles?“, fragte Kai sehr ungläubig und seine Gesichtszüge gingen zu einem erstaunten Gaffen über. „Ja! Wieso?“ „Na ja, ich hab gehofft, dass wir uns etwas unterhalten könnten, über dies und das. Gut, ein Vorschlag, du stellst deine Fragen und ich frage danach zurück, einverstanden?“, er umhüllte seine Frage mit einem reizenden Lächeln. Der Befragte schaute misstrauisch zu seinem Gegenüber, überlegte kurz, willigte dann mit einem Kopfnicken ein, blätterte kurz und setzte den Stift zum Schreiben an. „Also, wie ist das mit den Schulzeiten ...?“, so begann Lester mit seinen Fragen, die Kai so gut wie möglich versuchte zu beantworten und welche sich Lester fix notierte. Kai beschaute sich genau die Schriftführung seines Gegenübers, dessen Anblick sein Herz höher hüpfen ließ. Er wusste immer noch nicht warum, war es die Ausstrahlung, dieses niedliche Lächeln, diese tiefen blauen Augen, die für ihn wie Saphire wirkten, er schaute seinen Gesichtszügen hinterher, bis über den Hals und die Schulter auf die Hände, mit denen er das aufschrieb, was Kai sagte. Seine Schrift, krakelig, nicht ohne weiteres zu lesen, aber auf eine merkwürdige Weise trotzdem ansprechend. Nach etwa 10 oder doch eher 15 Minuten hatte Lester endlich keine Fragen mehr und wollte schon seine Zettel wegpacken, doch Kai hinderte ihn daran, indem er seine Hand festhielt. Lester sah ihn mit einer Mischung aus einem giftigen Todesblick und einem fragenden „Hey – was – soll - das – du – Idiot“ – Blick an. Doch Kai ließ sich nicht beeindrucken, er beließ seine Züge auf sanft und lieblich. Bevor Lester Kai irgendetwas an den Kopf werfen konnte, erwiderte Kai: „So, nun bin ich an der Reihe!“ Er entriss Lester den Block und seinen Stift, riss ein Stück ab und fing an seine Fragen zu stellen. Wie aus der Pistole geschossen kamen sie wohl formuliert aus Kais Mund, als ob sie schon seit Jahrzehnten in ihm Zeit hatten zu reifen. „Also, fangen wir mal an, ich möchte erst mal wissen, wie dein vollständiger Name ist!“ Der Angesprochene schaute noch verdattert über den fixen Verlust seiner Schreibutensilien. „Lester Vechn.“, klanglos wie ein kaputtes Mikro und wie in Trance. „Gut, und wo wohnst du Lester? Telefonnummer? Handynummer? Sonst irgendwelche Erreichbarkeiten? Vorlieben? Hobbys? Lebensgeschichte?“ zählte Kai seine Liste für ihn interessanter Dinge auf. Doch Lester gewann langsam seine Fassung wieder. „Wieso willst du das wissen?“ „Reines Interesse an dir.“, wieder ein Satz, der eher ausgesprochen war, als Kai auch nur denken konnte, es war fast ein Reflex, genau wie sein Sweetheart - Lächeln, was schon einige harte Frauenherzen hatte schmelzen lassen. Es wirkte nur anscheinend nicht so ganz bei Lester. Denn der schaute ziemlich irritiert, wie ein Biber der statt in einen Baum, in Plastik gebissen hatte und es ihm zu schmecken schien. Lester konnte es sich nicht erklären, kaum einer zeigte je Interesse an ihm, er war ein vollkommen durchschnittlicher Junge, gut er spielte Geige, machte das so interessant? Aber wieso besonders bei ihm, sein Gegenüber war ein gut aussehender, schicker und heiß begehrter Junge, dieser Gedanke bereitete ihm Unbehagen, wieso dachte er an so was? Jedenfalls war unbestreitbar, dass er gerade vollkommen perplex war und nun mechanisch antwortete. „Handy, so was besitze ich nicht. Telefonnummer 073891125634, wenn du den Park in Blickrichtung immer gerade ausläufst, dann kommst du an einer Straße raus, der gegenüber einem Hochhaus steht, 4. Etage, Wohnung 225.“ Während er seine Aufzählung und die Beantwortung der gestellten Fragen vornahm, färbte sich sein Gesicht von den Fleischfarbenrosa in ein dezentes Kirschrot. Vielleicht lag es an der Peinlichkeit seine persönlichen Daten hier so plump aufzuführen oder doch eher daran, dass Kai ihn unvermindernd anlächelte. „Meine Hobbys sind meine Geige und mich nicht von solchen Leuten wie dir ausfragen zu lassen!“, Gott sei Dank war er wieder bei Bewusstsein. Charmeur Kai ließ sich von der rauen Art des Jungen nicht abschrecken, was er selbst von sich zu anderen gewöhnt war und so keinerlei Furcht vor solcherlei Abweisung besaß. „Schade, also ich finde es wichtig irgendwas zu wissen, von dem Anderem, mit dem man sich unterhalten will.“, sanft lächelnd und im beruhigenden Ton versuchte er, Lester etwas runterzuschalten. Lester befreite sich mit einem gewaltigen Schütteln von seiner Benommenheit. „Unterhalten?“ „Ja, unterhalten, mit einander Reden, ein Gespräch führen, plaudern ...!“, verschmitzt zählte Kai die Redensmöglichkeiten auf. Doch der Widerspenstige schaute noch misstrauisch. „Aha, ein Gespräch, dann unterhalten wir uns halt!“, tief durchatmend, war nun Lester an der Reihe auch einmal nett zu schauen, was Kai ziemlich erfreute. So startete endlich eine muntere Unterredung der beiden, wobei Kai sich und Lester was zu trinken bestellte. Einige Meter weiter, hinter einem Gebüsch eines Hotels in der Nähe der Eisdiele, versteckten sich 3 Jungs und beobachten das Geschehen in der Eisdiele. Diese drei Jungs waren nicht minder bekannt wie Kai, denn es waren ja seine besten Freunde, welche mit ihm schon einige Schlachten in ihrem Sport gewonnen hatten und sich natürlich für das geheimnisvolle Treiben in dem Laden, wo Kai gerade gemeinsam mit dem Neuen, Lester, ein Eis verputzte, interessierten. Das Trio, wenn man Kenny's Computer dazu zählte, dann ein Quartett, stand schon des Längeren dort und hatte gespannt zugesehen, wie Kai sich hingelegt hatte, als der Geiger aus dem Park gelaufen kam oder wie er ihn anstarrte, wie der Schlächter die Kuh vor der Schlachtbank. Auch sahen sie zu wie Kai Lester entwaffnete und selbst anfing zu schreiben, nur hatten die drei Komparsen ein Problem, Dizzy, so nannte Kenny seinen Rechner, beschrieb es ganz passend: „Ich kann zwar das Bild ransummen, aber ein Lippenleseprogramm hab ich nicht!“ „Mensch, der trifft sich halt mit dem Typen dort! Was ist daran so interessant?“, motzte Tyson die anderen an. „Ach, Tyson, findest du das gar nicht seltsam, seit der da hier ist, kann man fast sagen, dass Kai ist ... .“, Kenny fehlten irgendwie die Worte, es sah so aus, dass er ein bestimmtes Wort mit Kai in einen Satz zu nennen, nicht in der Lage war. „So fröhlich?“, versuchte Max Kenny auszuhelfen. „Genau!“, stimmte Kenny dankend zu. „Ist das nicht egal? Was erhofft ihr euch denn davon? Und außerdem, von hier hinten, sehen wir kaum was und vom Verstehen wollen wir nicht reden!“, Tysons Laune ging ziemlich in den Keller, dabei starrte er stur zu Kenny. Kenny, der aufgrund der ihn bedachten Blicke leicht errötete, drehte seinen Kopf wieder zu den zwei Jungs, die schwatzend in der Diele saßen. „Ach, du verstehst das nicht, wir machen uns doch nur Sorgen!“ „Ja, Tyson, seit der Typ dort an der Schule ist und das ist er ja erst seit ein paar Stunden, hat sich Kai fast um 180° geändert. Seitdem er Kai irgendeinen Zettel in die Hand gestopft hatte, welchen Kai vor unseren Augen zerrissen hat, warum? Wieso sollten wir nicht wissen, dass er sich mit ihm trifft? Das ist doch eigentlich nix Schlimmes?“, erläuterte Max. Von Tyson kam nur ein abwertender „Pf“ - Ton. Kenny schüttelte den Kopf. „Findest du das gar nicht komisch, er war den ganzen Tag überhaupt nicht mehr mürrisch, was du jetzt wahrscheinlich von ihm übernommen hast!“, Kenny schaute nun Tyson etwas missbilligend an. „Ich bin nicht mürrisch!“, wehrte sich Tyson. „Ich versteh euch nur nicht, gut, Kai war mal guter Laune, lasst ihn doch! Oder habt ihr was dagegen?“ Die beiden Anderen schauten ihn nun scharf an. „Weißt du irgendetwas?“, ein misstrauischer Ton lag nun in Kenny's Stimme. „Rede! Was verheimlichst du uns?“, auch Max lies sich von der Tonlage Kenny's anstecken. „Äh! Ich weiß gar nix! Ach macht doch, was ihr wollt! Ich fand nur halt, na ja, dass wir ihn ruhig hätten ..., Mensch, schaut mich nicht so an, ach ...!“, der Rest war nur noch unverständliches Gebrabbel, er drehte sich um, damit niemand sah, dass er nun an roter Farbe im Gesicht gewann. „Was ist heute nur los?“, fragte Max Kenny. „Ich hab keinen Schimmer!“ Und so fingen die beiden und gezwungener Maßen auch Tyson wieder mit der Observation der zwei jungen Männer an, die zusammen friedlich und nix ahnend da in der Eisdiele saßen und ihren Plausch hielten. Die beiden waren gerade beim Thema letzte Schultage und Ferienplanung. Kai hatte schon erfahren, dass Lester erst vor einigen Tagen in diese Gegend gezogen war, dass er am liebsten Pasta aß und dass er für diese Woche noch ne Menge vorhatte. „Dann muss ich noch zur Bank, checken ob alle Überweisungen richtig laufen und aufs Amt muss ich auch noch, ja und dann ... .“, Lester versuchte, seinen Wochenplan Punkt für Punkt abzugehen und jede detaillierte Einzelheit sich ins Gedächtnis zu rufen. Für Kai war es ein herrliches Gespräch, so nah und so lange war er noch nie an ihm dran, nein, noch besser, wie selbstverständlich plauderten sie, vollkommen ungezwungen. Er schaute zu, wie sein Gegenüber lachte, die Lippen schürzte oder das Gesicht verzog, wenn ihm etwas Unangenehmes einfiel. Selbst ihn zu sehen, wie er sein Eis genüsslich verspeist hatte, es war einfach der Wahnsinn für Kai, so ein warmes, kribbliges und wohliges Gefühl hatte er noch nie gespürt und er konnte einfach nicht den Blick abwenden. Er musste einfach jede Geste, jeden Blick, ja sogar jeden Moment förmlich einsaugen, nichts, nein rein gar nichts würde Kai davon abhalten diesen Jungen, nein diesen Mann oder eher diesen jungen Mann für sich einzunehmen, zwar wusste Kai nicht genau, wieso, aber er wollte, es jetzt, hier sofort, ohne Umschweife. Kai packte Lester's Hände und schaute ihm tief in die Augen. Lester starrte ihn nur verwirrt an, auch als Kai langsam mit dem Gesicht näher kam, war er noch wie verdutzt. Es war eine langatmige Bewegung, die man, wenn man nicht direkt daneben oder davor stand, gar nicht mitbekommt, wie zum Beispiel die Kellnerin, die gerade eine riesige Portion Eis schwer mit sich rumschleppte. Es war dieselbe Kellnerin, die Kai schon einmal aus dem Konzept geworfen hatte und man konnte fast sagen sie hatte ein Talent für solche Dinge, denn sie stolperte über ein Tischbein und das kalte Eis landete mitten in Kais Gesicht. Das kribbelnd warme Gefühl verwandelt sich in Kälte, klebrig, süße Kälte. Der Annäherungsversuch an sein verwirrtes Gegenüber vereitelt, durch eine extra Portion Sahne. Kai stand wortlos auf, ohne noch einmal in die tiefblauen Augen des irritierten Jungen zu sehen, der entsetzt feststellte, was gerade mit dem großen Eisbecher, der nicht für sie bestimmt war, passiert war. Etwas scheu lachend, fast schon ein Kichern verfolgte den in die Gästetoilette stürzenden Jungen, aber auch die Entschuldigungsversuche der Kellnerin folgten. Das Wasser rauschte über Kais Gesicht, mit einem Handtuch, welches er vom Personal bekommen hatte, um die Reste der süßen Überraschung aus seinem Gesicht und seiner Kleidung zu wischen. Mit nur kläglichem Erfolg, denn es blieben immer noch große sichtbare Flecken der Eisportion. Als er dann der Meinung war das Beste für seine Sauberkeit getan zu haben und weil das Handtuch das Maximum aufgenommen hatte, was es an Schmutz aufnehmen konnte. So ging er tief seufzend wieder raus, zu seinen wartenden Angebeteten. Einige Häuser weiter, immer noch in ihrer Deckung, hielten sich drei Jungs die Bäuche vor Lachen. „So was Lustiges habe ich lang nicht mehr gesehen!“, lachte Tyson. „Wie er dann aufgestanden ist, wie von einer Tarantel gestochen!“, kicherte Max. „Mein Gott, wäre mir das peinlich!“, gackerte Kenny. „Wartet, er kommt wieder raus!“, versuchte Tyson sein Lachen zu unterdrücken. „Sieht aus, als hätte er sich in Eis gewälzt, mal sehen was er jetzt macht!?“, gluckste Max noch etwas. „Er setzt sich, dachte er würde gehen, ich wäre wütend nach Hause gerannt. Typisch Kai, ja keine Blöße geben, cool bleiben und stur weitermachen!“, bemerkte Tyson mit einem verzerrten Lächeln. „Mal sehen, wer zu erst geht, ich schalte bei Dizzy mal die Stoppuhr an!“, mit einem hämischen Grinsen betätigte Kenny die Tasten. Die anderen Beiden rieben sich ebenso hämisch die Hände. „Es tut mir wirklich Leid, ich wollte zwar die Rechnung übernehmen, aber nicht einen solchen Eisbecher!“, Kai versuchte zu lächeln, auch wenn es ihn ziemlich nervte, das seine Sachen an ihm klebten und vollkommen eingesaut auszusehen, wo er doch toll aussehen wollte, da er sich doch mit seinem selbst ernannten Herzblatt treffen wollte und alles perfekt sein sollte. Lester konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen, er sah belustigt zu wie Kai an sich ziepte und zupfte. Kein schlechter Anblick, die nassen und klebrigen Sachen schmiegten sich an Kais Körper, wie Lester bemerkte, durch das Hemd sah man recht gut, die breiten Schultern, die durchtrainierte Brust und wenn Lester sich gerade hinsetzte, sah er auch noch leicht einen Teil der Bauchmuskeln, die sich filigran unter der Brust entlang zogen, er musste einfach hinsehen, er konnte gar nicht wegsehen, was dachte er da, schnell schaute er wieder hoch. Auch Kai schaute in sein Gesicht, da er aber an seinen Sachen rumgespielt hatte, hatte er verpasst, wie Lester ihn schon fast förmlich mit den Blicken ausgezogen hatte. Doch er schaute ihn wieder sanft und freundlich an, tief blickte er in das saphirblaue Meer der Augen. Das ist wieder zu viel für Lester, sein Rotpegel im Gesicht ging leicht ins Karottenfarbene, er schaute weg, zur Bedienung, die diesmal keinen Abstecher zu den beiden machte, sondern erstaunlicherweise einen weiten Bogen um sie lief. Das störte Kai nicht, er war zu verzückt zu sehen, wie sich sein liebliches Gegenüber verhielt, wie er die Farbe um die Nase wechselte und den Blickkontakt scheute. Doch darauf wollte er es nicht belassen, er war schon soweit gekommen, doch war er noch nicht am Ziel, er wollte ihm noch näher sein, so nah, wie er noch nie einer Person war, als Erstes galt es das Schweigen, nach dieser Peinlichkeit wieder zu unterbrechen. „Also, weißt du schon, was du machen wirst, so in den Ferien?“, fragte er Lester, noch leicht eingeschüchtert durch das Missgeschick. „Öhm? Nein, wollte arbeiten gehen und noch bissel etwas verdienen, aber so direkt, habe ich noch nix vor? Wieso?“, er schaute nun Kai wieder an, zwar wich kurz das Rot, doch als Kai ihn wieder so hoffnungsvoll anlächelte, da kam sie prompt wieder. Denn für Kai war das fast ein Freibrief, ja, seine Liebe, so hätte er ihn gern genannt, schnell etwas zu planen, denn die Woche war schon fast vorbei. Doch es würde eine neue Anbrechen und die galt es zu erwischen. Das war seine Chance! „Da können wir ja etwas zusammen unternehmen!“, ein Blick der Hoffnung schoss Lester entgegen. Doch seine Gesichtszüge wurden starrer. „Na ja, weißt du, ich wollte arbeiten gehen.“, seine Stimme wurde zum Ende Leiser, denn Kai legt einen sehr verzweifelten und traurigen Blick auf. Dieser Blick, entwickelt für eine Werbung für Versicherungen, in der er für eine Kinderversicherung, wo er einen kleineren Jungen spielen sollte, als er noch in Russland lebte, es aber aus Protest dann doch nicht gemacht hatte, setzte er nun ein, denn er hatte ihn sich gut gemerkt, auch wenn es ihm früher nichts brachte, lies sich so, vielleicht das Herz des jungen Mannes vor ihm erweichen. Der Blick verfehlte nicht sein Ziel, man sah, dass die Konturen weicher wurden und ein mildes Lächeln entstand. „Ok, ich schau mal und wir bleiben in Kontakt, man sieht sich auch sicher und, na ja, ich werd dich sicher noch ab und zu mal fragend besuchen, wenn ich hier Hilfe brauche.“ „Ja, natürlich!“, er nahm noch einmal Lester's Block er schrieb schnell eine Nummernfolge auf und darüber war dann zu lesen, Handy- und Festnetznummer. „Wenn irgendwas ist und du weißt nicht wohin, ruf mich an!“ Kai drückte Lester den Block wieder in die Hand, dabei hielt er dann die Hand seines Gegenüber fest. Erst schauten sie beide auf die Hände und dann trafen sich ihre Blicke, als sie wieder hochschauten, fast zeitgleich. Kai versuchte es wieder, er rutschte näher, doch diesmal merkte das Lester, er entzog Kai den Block und schmiss ihm das Ding gegen den Kopf. Es wurde für die Drei immer interessanter, es war so interessant zu sehen, wie Kai sich schlägt und aus irgendeinem Grund eins mit dem Schreiblock über den Kopf bekam, dass es sie förmlich aus den Schuhen warf, aber sie fielen nur über ihren Busch und purzelten aus ihrem Versteck, mit einem lauten Plumps. Die Geräusche in der Nähe ließen natürlich auch Kai und Lester aufschrecken. Die ihrerseits interessiert zu dem Schmerzjammernden Knäuel der Rest Bladebrakers schauten. Lester war sehr erstaunt und verwundert. Doch Kai war, sagen wir, sehr entsetzt und erzürnt, fast ausrastend, aber sicherlich wütend. „Was macht ihr denn hier?“, diesmal in brummiger zorniger Stimme, welche Lester fast schockierte. „Ähm!“, stotterten sie, mit dem Gefühl des Ertapptseins. „Ich fass es nicht, dass ihr mir nachgestiegen seit! Was soll das? Hä? Antwortet!!“, wutentbrannt, funkelte er die Drei an. Tyson rappelte sich als Erster auf und musste folglich auch Rede und Antwort stehen. „Na ja, wir haben uns sorgen gemacht, weil..., weil, na ja, du hast dich in letzter Zeit so merkwürdig verhalten und da dachten wir ..., wir dachten, Jungs ...?“, versuchte er noch die Anderen einzuspannen. Unter dem grausig, wütenden Blick Kais, versuchte Max einzusetzen. „Also, dass du unsere Hilfe brauchst, weil, wir dachten, dass du ein Date hättest und da du ja noch nie verliebt warst oder Erfahrungen mit Frauen hattest, dachten wir, wir schauen mal nach und helfen dir, weil wie wir ja gesehen haben, dass du bei einem Date voll untergegangen wärst, nach dem du im Eis gebadet hattest!“, Max klang Wort für Wort zuverlässiger. Kenny schlug sich nur mit der flachen Hand gegen das Gesicht, denn er sah, was Kai dachte und das war Wut! Kenny konnte nur nicht wissen, dass für Kai, der Nagel auf den Kopf getroffen wurde. Denn, ja, das war sein erstes Date, was er vollkommen verpatzt hatte, doch Kai hatte es noch nie gemocht, dass man ihn seine Patzer auch noch präsentierte, es machte ihn fast rasend und dann noch vor ihm, Lester, den er doch eigentlich beeindrucken wollte. Etwas schallte, es war keine Glocke, kein Auto war in ein anderes gefahren, und Kai hatte die drei „Spanner“ nicht vermöbelt, nein es war der Schall des Jungen, welcher doch von Kai beeindruckt werden sollte, es war Lester der laut und ausgiebig über die Situation lachte. Lester fand die gesamte Situation nur amüsant, wie Kai dastand, bekleckert und klebrig süß, vor den drei, zwar jetzt alle stehenden, aber vorher aufeinander gestapelten Jungs und die Tatsache, dass sie das hier für ein Date gehalten hatten und Kai sich so herrlich darüber aufregte und auch vielleicht das Kenny's Brille immer noch recht schief hing. Sein Lachen war so laut, dass man es noch Mitten im Park wahrnehmen konnte, aber es reichte schon, dass Kai und seine Freunde in der Nähe standen, nicht nur Kai wechselte die Gesichtsfarbe in Rot, auch seinen besten Freunden lief die Charmeröte ins Gesicht. Lester bekam sich nicht mehr ein, keuchend lag er halb auf dem Tisch und kugelte sich vor lachen, doch nach einigen Minuten ging ihm die Luft aus und es war nur noch ein Kichern zu vernehmen. Die vier Statuen fingen sich langsam wieder und drehten sich zu Lester, der krampfhaft nach Luft rang. Sie gingen wortlos zum Tisch, Kai setzte sich auf seinen Platz, die anderen holten sich einen Stuhl, wie einstudiert verlangten die Vier ein Wasser. Das löste eine neue Lachsalbe bei Lester aus. Die Bedienung kam auch gleich mit 4 Wassergläsern und stellte sie auf den Tisch. Lester atmete schwer, versuchte sich wieder zu beruhigen. „Ist nun wieder gut?“, fragte ihn Tyson. Lester rieb sich die Schläfe. „Ja, alles ok.“ „Jungs, ihr seid einfach lustig!“, lachte er kurz auf. „Hey, also hör mal, weißt du, nicht wen du vor dir hast?“, brüllte ihn Tyson an. Lester schaute den Jungen mit den blauen Haaren verwirrt an. Merkwürdig ruhig sagte Kai zu Tyson. „Nein, weiß er nicht!“ “Nicht? Aber, wieso? Wir sind doch?“, nun schaute Tyson ziemlich verdattert, denn er genoss seinen Rum, im Gegensatz zu Kai und war förmlich geschockt über diese Nachricht. Auch die Anderen nuckelten frustriert an ihrem Wasser. „Sollte ich was wissen? Hab ich etwas verpasst?“, schaute er sie ratlos an. „Nein, es ist alles in Ordnung!“, sagte Kai gelassen, irgendwie wunderte es die Anderen, Kais Ruhe, für sie war es zwar nix Neues, das Kai ruhig war, aber dass er dabei so gelassen auf eine Person reagierte, statt in die Leere zu starren, denn er ließ den Blick nicht von Lester, das war neu für sie. So schauten die Anderen immer zwischen ihm und Lester hin und her, bis auf Tyson, der nach kurzer Zeit seinen Schock überwunden hatte und anfing zu schmunzeln, als wüsste er, was los war. Der junge Dunkelblonde bemerkte die Blicke und es wurde ihn langsam zu viel. „Kai es wird langsam spät!“, gut es war kurz vor 19 Uhr, es war aber Sommer und deshalb noch ziemlich hell, aber Kai verstand den Wink, auch er hatte keine Lust länger mit seinen nervigen und peinlichen Freunden mit seinem Schatz zu flirten, er nickte nur. Lester erhob sich, winkte allen, und lief nach Haus. „Wenn was ist, du hast meine Nummer!“, rief ihm Kai nach. „Was, der hat deine Nummer? Der ist keinen Tag hier und hat deine Telefonnummer?“, Max war entsetzt. „Ja, wir haben 2 Jahre gebraucht, um überhaupt zu erfahren, dass du auch ein Handy hast, von der Nummer ganz abgesehen!“, fügte Kenny hinzu. „Ach, wisst ihr!“, Kai bekam seine für seine Freunde gewohnte Stimmung wieder, er wollte eigentlich nicht darüber reden. „Mensch lasst ihn doch!“, warf Tyson ein und grinste schelmisch. Kai sah sich Tyson perplex an, er war es nicht gewohnt, ausgerechnet von ihm, der größten Nervensäge der Welt, in Schutz genommen zu werden, er verzog eine Augenbraue und schaute ihn misstrauisch an, abwartend, was jetzt kam. Auch die anderen Jungs, wussten nicht, was Tyson auf einmal hatte, schon heute in der Schule, hatte Tyson diesen Tick, dass er auf einmal Kai verteidigte, den er ja sonst am liebsten in die Pfanne haute, es war heute alles ziemlich mysteriös für Max und Kenny, auch sie blickten verwirrt und fragend zu Tyson. Dieser sah sich in der Runde um, leicht erschrocken von der Aufmerksamkeit der Andern. „Ja, was denn? Darf man nicht mal mehr seine Meinung frei sagen, ohne gleich von allen so angestarrt zu werden? Ich hab doch nur sagen wollen, na ja, dass es Kais Sache ist, mit wem er sich so umtreibt!“, mit einem Nicken rundete er seine Aussage ab. Kai, der sich vom Schock namens Tyson erholt hatte, sagte: „Und, was euch auch überhaupt nichts angeht!“, er stand auf, ging in den Laden, bezahlte und machte anstallten, mit seinen klebrigen Sachen nach Hause zu gehen. „Wo willst du denn hin?“, rief ihm Max hinter her. „Ich geh nach Hause!“, rief er zurück und winkte ihnen, doch blieb er nicht stehen. „Was sollte das denn?“, fragte Kenny. „Was?“, fragte ihn Tyson verwirrt zurück. „Ich mein alles, dich heute, dass du Kai verteidigst, Kais Verhalten und diesen Jungen und wir wissen immer noch nicht, wie er heißt! Das nervt mich an und Kai, der redet mal wieder nicht mit uns!“ So begann eine Diskussionsrunde, zwischen Kenny und Max, sie debattierten über Kai, seine Heimlichtuerei, und Tysons sonderbarem Verhalten, dann noch über den Fremden und gesellschaftskritische Themen. Das war auch Tyson zu viel, er bezahlte und ging. Kapitel 4: Opening 5 - Es Klingelt- ----------------------------------- Lester saß in seiner kleinen Wohnung, sie war nicht großartig eingerichtet, wenn man durch die Tür kam, stand man schon im Wohnzimmer, ein paar Schritte weiter und durch eine Tür kam man ins Schlafzimmer und die nächste Tür führte in das kleine Bad. Das Wohnzimmer war von einem Tresen mit der Küche getrennt. Eingerichtet war das Wohnzimmer mit einem Sofa in der Mitte des Raumes, einer Kommode an der Seite der Eingangstür, direkt gegenüber stand der kleine Fernseher, welcher gar keinen Anschluss hatte, und die Bücherregale standen beiderseits vom Fernseher. Die Bücherregale waren vollgestopft mit Literatur. Vor dem Tresen, auf einen der beiden Hocker saß Lester, über einem Meer aus Zetteln vertieft. Pflanzen gab es keine. Lester beschäftigte sich mit einigen Haushaltsbilanzen und grübelte darüber, woran er noch sparen könnte. „Für das Telefon und den Strom, wie das Wasser, bekomm ich Subventionen, 50%, dafür trag ich die Miete, Schulgeld bezahl ich ja nicht, die Möbel sind noch die Alten, den Umzug, hab ich den schon bezahlt?“, murmelte er vor sich hin und kramte in seinen Unterlagen, die verstreut auf dem Tresen lagen. “Gut! Also, ich hab noch, ja, genau und wenn ich jetzt arbeiten gehe und etwas vorarbeite, ja, aber was mach ich, wenn ich zur Schule muss? Ha! Dann arbeite ich freitags, montags und mittwochs und kann beim Amt Arbeitshilfe beantragen oder vielleicht Mietübernahme oder –senkung!“, er rieb sich hämisch die Hände und auch ein kleines Lachen entwich ihm. „Dann werd ich morgen gleich dort mit meinen Rechnungen antanzen!“ Da klingelte plötzlich das Telefon. Lester schreckte auf. Er hatte schon lange keinen Anruf mehr bekommen, seid er eingezogen war, rief nur ab und zu das Amt an, aber sonst keiner. Das lag auch daran, dass ja keiner seine Nummer hatte und im Telefonbuch stand er auch nicht, trotzdem klingelte das Telefon. Die Uhr hatte schon 20 geschlagen. Das Amt hatte schon lange geschlossen. „Hab ich irgendjemandem meine Nummer gegeben?“ fragte er sich und schaute auf den immer noch klingelnden Apparat. Er ging ran. „Ja? Hallo!“ „Ah! Endlich erreich ich dich!“, sagte eine fröhliche, leicht tiefe Stimme. Doch auf Anhieb kam sie Lester nicht bekannt vor. „Wer spricht denn da?“, fragte Lester irritiert. Auch die Stimme war irritiert, da man sie nicht erkannte. „Ich bin’s, Kai!“ „Wer?“ „Kai! Der Junge, der eine Riesenportion Eis ins Gesicht bekommen hatte! Vorgestern! Hast du das schon ver...?“, ein lautes Gelächter beantwortete seine Frage. „Ach ja! KAI!“, lachte Lester. Kai saß auf dem Bett in seinem Zimmer. In einem halben Schneidersitz, leicht über die Kante des Bettes mit dem linken Bein gelehnt. Mit der linken Hand hielt er sein drahtloses silberschwarzes Telefon an sein Ohr. An seinem rechten Knie kauerte eine kleine schwarze Kurzhaarkatze mit großen gelbgrünen Augen. Als er telefonierte, streichelte er seine Katze liebevoll hinter den Ohren. Doch als er Lesters Lachen vernahm, ließ er sich nach hinten fallen, dabei schlug er sich mit der flachen rechten Hand auf die Stirn und hielt das Telefon etwas vom Ohr weg. Sodass er das: „Ach ja! Kai!“, schon gar nicht mehr gehört hatte. „Oh mein Gott, kann man so vergesslich sein?!“, sagte er eher zu sich und sodass der andere Gesprächsteilnehmer es nicht hörte. „Ob er immer so ist?“, fragt er sich in Gedanken, „Ist aber irgendwie süß.“, bei diesem Gedanken musste er schmunzeln, er blickte zur Decke. Langsam zog er das Telefon wieder zu sich, er hörte die verwirrte Stimme Lesters. „Hallo? Hallo? Noch da Kai?“ „Ja, ja ich bin noch dran!“, er schmunzelte immer noch. Er streckte seine Beine aus und blieb bequem auf dem Bett liegen. Seine Katze kletterte über seine Beine, sprang auf die große Topfpalme und dann mit ihren dreckigen Pfoten auf den großen aus Massivholz gefertigten Schreibtisch. Sie tapste am ersten Fenster vorbei, an dem Flachbildschirm ließ sie ihren Schweif an diesem vorbei streichen, tippelte über die Tastatur und sprang auf den Kratzbaum, der vor dem großen Kleiderschrank stand. Mit ihren großen Augen schaute sie aus dem Fenster, vor dem der Kratzbaum stand. Gegenüber Kais Bett an der Wand, wo auch der große Kleiderschrank ankantete, stand eine weitere Zierpflanze. Einen Schritt weiter rechts und ein weiterer Schrank, welchen Kai für die Schulsachen nutzte. Ein offenes Stehregal zwischen Tür und Schrank, dabei stand es weit genug ab, dass man darum herumgehen konnte, beherbergte die Beybladetrophäen und Ausrüstungsgegenständen, wie auch CDs und anderem Krimskrams. Doch der Katze war das egal, sie schärfte sich lieber die Krallen! Aber Kai interessierte sich gerade nicht für das Treiben seiner Katze, sondern alleinig für die zarte Stimme am anderen Ende des Apparates und für die auf einmal kunstvoll gestrichene Decke. Die merkwürdigerweise gerade wunderschön aussah, sein Herz pochte, wie wild, nur von dem puren Gedanken, wie Lester wohl gerade saß und mit seiner sinnlichen Stimme seine Worte in den Hörer hauchte. „Na ja, weißt du, ich wollte dich mal wieder hören, ähm, mal anrufen und fragen, was du so vorhast und ob du Zeit hättest, für mich!“, Kai setzte den letzten Teil fast nachlässig an. Lester hatte sich mit seinem Telefon auf sein Sofa gesetzt, hatte es sich bequem gemacht und blätterte in seinen Unterlagen herum. „Also, weißt du, das ist grade schlecht, die nächste Woche auch, hmm, mal sehen!“ Von Kai hörte man einen kleinen traurigen Seufzer. Kai war entrüstet er fühlte keinen Puls mehr und packte schnell mit der freien Hand an die Halsschlagader. „Wieso hat er nie Zeit für mich?“, fragte er sich. „Schade, weil ich wollte, wollte dich doch besser kennen lernen!“, sagte er in einem Ton, wie ein kleines Kind, das seinen Lolli nicht bekam. „Ach, vielleicht find ich ja mal Zeit und wenn ich nächste Woche in der Eisdiele arbeite, ist es ja möglich, dass man sich sieht!“, doch schnell bereute Lester seinen leichtfertigen Ton. „Wieso hab ich ihm das nur gesagt. Das geht ihn doch gar nichts an.“, schimpfte er mit sich. „Echt!“, fast schreiend, aber fröhlich kam es ihm aus dem Hörer entgegen. „Und wann bist du da so auf der Arbeit?“ Lester seufzte. „Montags und dienstags als Kellner von 10-14 Uhr, danach helfe ich auch noch im Altersheim aus, ungefähr 2 Stunden. Mittwochs und donnerstags arbeite ich von 16- 20 Uhr im Café, hab früh ein paar Auftritte. Und am Freitag spiel ich von 10-18 Uhr in der Eisdiele Geige. Werd mich wahrscheinlich am Wochenende in der Gegend nach kleineren Jobs umgucken.“ „Cool! Dann sehen wir uns sicherlich! Hab nur aller 2 Tage Training, weißt du?“ „Nee! Woher auch?“, antwortete Lester salopp. Kai musste lachen und kugelte sich etwas auf seinen Bett, nachdem er sein Bettzeug zerwühlt hatte, derweilen wunderte sich Lester an der anderen Leitung über die Lachlaute, dann hatte sich Kai wieder einigermaßen gefangen. „Ja, schon klar!“, kicherte er noch leicht. „Also, ich mach Beybladen!“ „Ist das überhaupt ein Sport?“, fragte Lester in der Blüte seiner unwissenden Unschuld. Kais Gesichtszüge vereisten, seine Gedanken kreisten um die letzten Worte seines Gesprächspartners. Er hielt das Telefon etwas weg, ballte die Faust und sprach mit knirschenden Zähnen vor sich hin: “Ob Beybladen ein Sport ist! Ob Beybladen ein Sport ist!!“ Langsam zählte er bis Zehn und zog das Telefon wieder ran, mit einem leichten wütenden Unterton, aber mit kontrolliert sanfter Stimme: „Ja, das ist ein Sport, ein ziemlich berühmter! Schaust du oft Fernsehen?“ „Nö! Hab gar keine Zeit! Meine Hobbys schlucken ne Menge Zeit!“ „Na ja, dann versteh ich einiges!“, Kais Hand schloss sich fester um das Telefon, die Hülle knirschte verdächtig. „Hab ich was Falsches gesagt? Wenn ja, dann tut mir das Leid, das wollte ich nicht, ich hab von diesen B-e-i-play-den noch nie was gehört!“ „Beybladen!“, warf Kai ein. Doch die sorgenvolle und weiche Stimme Lesters besänftigte den doch verliebten Kai. „Kann ihm ja nicht ewig böse sein“, dachte er sich. „Ach was, ist nicht so schlimm!“, versuchte er Lester zu beruhigen, auch wenn seine Stimme noch etwas wütend zitterte. „Gut, das freut mich, aber was macht man denn da so?“, sagte Lester wieder mit fröhlicher Stimme. Er blätterte gerade in ein paar Büchern rum und schaute zu dem Fernseher, der mal wieder von Staub befreit werden müsste. Kai atmete einmal tief durch. „Wenn du willst, kann ich dir das ja mal zeigen! Versprochen!“ „Na ja, vielleicht, mal sehen, aber, wie trainierst du eigentlich? Und was macht ihr da? Ist das ein Mannschafts- oder Einzelsport?“ Nun schlug Kais Stunde, denn nun konnte er triumphieren und Lester in ein stundenlanges Gespräch verwickeln. Denn über das Beybladen konnte er ja eine Menge erzählen, über seinen Lieblingssport! Hier konnte er sein ganzes Wissen offenbaren, sich damit brüsten und so das Herz seines Schatzes mit kleinen Details für sich gewinnen. „Na ja, in diesem Sport geht es um Koordination, Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit. Ja und ich gehöre zu den Weltbesten!“, sagte er voller Stolz. „Aha, na ja, siehst auch sportlich aus!“, sagte Lester etwas verlegen, da er nicht wusste, was er antworten sollte oder wie er allgemein zu dem Gespräch beitragen konnte. „Findest du, dass man das sieht?“, er wusste das er eine athletische Figur hatte, ja, die Mädchen in seiner Klasse freuten sich immer, wenn sie ihn im Schwimmbad sehen konnten. „Hab auch schon lange was dafür getan, kommt ja nicht von ohne! Aber na ja, man will ja nicht prahlen!“, was er gerade zwar machte und was auch Lester merkte, ihn aber nicht so störte, da er gerade seine Zettelchen aufräumte und sortierte, doch Kai musste weiter machen, er wollte sich weiter mit ihm unterhalten. „Aber, na ja, was machst du da nun direkt? Was ist Beybladen und was machst du da nun genau?“, fragte Lester nun interessiert, weil er sich nicht vorstellen konnte, wozu er all diese Fertigkeiten brauchen würde. „Na ja, …!“, auf einmal war ihm mulmig, aber wieso? Es war ja sein Lieblingssport, um den es ging, aber was störte ihn dann? „Also, wir kämpfen um Ausdauer, wer als Erstes zu Boden geht, der hat verloren! Da gibt’s auch tolle Moves! Das musste mal sehen!“, sagte er leicht verunsichert. „Wie macht ihr das denn? Ist das wie ein Tanz oder Boxen?“, Lester konnte sich das gar nicht vorstellen. „Nein! Das macht man mit Hightechkreiseln!“, sagte er, durch das Interesse von Lester ermutigt. „Warte mal kurz!“, er musste den Hörer weg legen, damit er ausgiebig lachen konnte, doch hörte Kai das Gelächter, was ihn wirklich nicht gerade aufmunterte. „Ok, hab mich wieder, aha, also mit Kreiseln, aha, na ja und auch mit Schnur oder wie macht ihr das?“, er versuchte ernst zu bleiben. Seine Stimme klang leicht verunsichert. „Also, na ja, nein, nicht ganz, das ist etwas schwer zu sagen, so übers Telefon!“, er bekam sich wieder unter Kontrolle. „Es ist wirklich besser, wenn du mal vorbei kommst und mir beim Training zuschaust!“, in seiner Stimme konnte man den Ergeiz hören. „Na ja, mal sehen, so sehr interessiert es mich nicht, ich zähl es jeden an, der sich sportlich betätigt und du scheinst es ja wirklich lang gemacht zu haben!“, sagte er fast beiläufig. Kai war ziemlich am Ende, Lester hatte ihn ziemlich geschockt mit seinen Aussagen, doch noch war er nicht gewillt auf zu geben, nein, er klammert sich weiter an das Gespräch. „Na ja, das war halt nur eine Idee, aber ich werde dich sicher mal besuchen kommen!“ Lester erinnerte sich das er Kai ja erzählt hatte, wo er arbeitete. „Kannst du machen, würde mich sehr freuen!“, es klang aber nicht so begeistert, doch Kai jauchzte leise am anderen Ende auf. Lester schaut auf die Uhr. „Oh mein Gott, es ist spät, ich muss Schluss machen und du solltest doch auch lieber ins Bett, morgen ist ja noch Schule, also tschau!“ Kai hat die Zeit vergessen, wollte es auch, doch als Lester hastig auflegen wollte, sagte er schnell noch: „Ja tschüss und ich ...“, da hatte er schon aufgelegt. Kai seufzte und ließ sich nach hinten fallen. Er fragte sich ob er noch mal dazu kommen würde ihm seine Gefühle zu gestehen? Aber wollte er das denn wirklich? Er war sich nicht sicher, aber er wusste, dass wann immer er ihn sah, er fast wahnsinnig wurde. Doch Lester hatte Recht, er musste ins Bett, es war spät! Er ging duschen und machte sich bettfertig. Opening Ende Kapitel 5: Trouble in Florida -Und wer kommt mit?- -------------------------------------------------- Es war fast eine Woche vergangen und Kai musste sich sehr zusammenreißen. Denn er hatte sich vorgenommen, Lester einige Zeit nicht zu sehen, das war ein Fehler. Er hatte bis jetzt jede Nacht von ihm geträumt und in seinen Träumen ging es wirklich zur Sache, nun konnte er sich sicher sein, dass es nicht nur eine Laune war, sondern ein echtes Gefühl. Mittags war auch seine Mutter da und er setzte sich zu ihr an den Couchtisch. „Mum, was ist Liebe zu einem Anderen, zu einer anderen Person, mein ich?“, es war ihm irgendwie peinlich darüber zu reden, auch wenn es seine Mutter war, aber sie war eh die Einzige, mit der er über so etwas reden würde. Sie schaute ihren Sohn ungläubig an, mit solch einem Satz von ihm hätte sie in den nächsten Jahrzehnten nicht gerechnet. Aber in letzter Zeit hatte er sich ja schon des öfteren Selbstübertroffen. Sie drehte sich zu ihm, legte das eine Bein hoch und starrte ihn fröhlich an. „Was schaust du mich so an?“, fragte Kai etwas verängstigt. “Wann, wo hast du sie kennen gelernt, wie sieht sie aus, was macht sie?“, strömte die Flut an Fragen auf Kai ein. Kai, der eigentlich weder ängstlich noch scheu, selbst vor seiner Mutter, war, war etwas mulmig zumute, da er ihr eigentlich nicht erzählen wollte, wer sein Herz wahrhaftig im Sturm erobert hatte. Besonders die Tatsache, das es ein er und keine sie war. „Also, na ja, ich wollte halt nur mal fragen, wie es sich anfühlt, weil ich sicher sein möchte, bevor ich es versuche!“ „Wie versuchen und wieso willst du deiner armen, alten Mutter nicht erzählen, wer die Flamme in deinem Herzen ist?“, sie lächelte ihn verschmitzt an. „Hast du kein Vertrauen zu deiner guten Mutter?“, sie verzog nun ihr Lächeln zu einem wehmütigen Schluchzen. Kai hasste es wenn sie so was machte, denn dagegen konnte er sich nicht wehren, doch er wollte seine Liebe nicht preisgeben. „Mensch, Mama! Weißt du, ich bin noch nicht soweit, es jemandem zu erzählen!“, gab er zu, versuchte aber nicht allzu verlegen zu klingen. Sie schürzte die Lippen und fixierte ihn mit einem Hundeblick. “MUTTER!!“, als er sie flehend anschrie, schaute er trotzig weg und verschränkte die Arme. „Ist ja schon gut, sei nicht gleich wieder eingeschnapt!“, sagte sie ruhig, das gehörte zu den üblichen Spielchen um Informationen aus ihm rauszuholen. „Was willst du dann eigentlich von mir, wenn du mir nix erzählen willst?“, sie zeigte ihm die kalte Schulter und verschränkt ebenfalls die Arme. So saßen sie eine Weile, die Katze schlenderte gemütlich vorbei, zu ihrem Kratzbaum, doch dann löste Kai das Schweigen. „Also, ich wollte nur wissen, wie es sich anfühlt, wenn man verliebt ist!“ „Hmm!“, grummelte seine Mutter. „Hoffentlich gut genug um in der Schande seiner Mutter leben zu können!“, sagte sie trotzig. „Ja!“, erwiderte Kai im selben Ton. Beide fingen an zu lachen und kullerten sich auf der Couch. „Ach, du bist dir also noch unsicher!“, stellte sie nochmals fest. „Ja!“, sagte Kai etwas traurig. „Aber seit ich die Person, das aller erste Mal gesehen habe, muss ich immer wieder an diese denken! Ich träume sogar schon davon das wir... .“, er versuchte sich gekonnt auszudrücken, doch als er merkte, dass er von seinen Träumen erzählen wollte, stoppte er. „Das ihr?“, bohrte seine Mutter künstlich lang nach. Auch wenn sie genau wusste, worauf er anspielte, als Junge in seinem Alter. „ZUSAMMEN KUSCHELN!“, beendete er rasch, dabei wurde er leicht rot. „Ja sicher!“, meinte sie ironisch. „Schon klar!“, hing seine Mutter noch hinten dran. „Was dachtest du denn?“, fuhr er sie künstlich an. Seine Mutter kicherte nur dazu. „Na ja, wie fühlt sich Liebe an, also als ich deinen Vater traf, da war es wie ein Feuerwerk, wir spürten es beide und bei uns dauerte es auch nicht lange bis wir unsere Liebesschwüre austauschten. Das Gefühl, dass lässt sich schwer sagen, na ja, Flugzeuge im Bauch waren es nicht gerade, aber ein kribbeln und wenn ich in seiner Nähe war, da fühlte ich mich richtig wohl, geborgen, sicher und na ja, das ist alles so schwer zu sagen.“, ihr liefen einige Tränen über die Wangen. „Ach, es war eine herrliche Zeit mit deinem Vater.“, schluchzte sie. Kai nahm sie in den Arm. „Schon gut!“, beruhigte er sie. Doch Kais Mutter konnte die Tränen nicht halten, so schmerzhaft war die Erinnerung. Kai, der eh selten weinte oder geweint hatte, auch für einen Jungen, blieb hart und verzog kaum seine Miene, nur ein besorgter und wohltuender Blick, mit Mitgefühl, zeigte er seiner Mutter. Doch diese ließ sich erst nach einigen Minuten wieder beruhigen. „Entschuldige, ich weiß, es ist nicht leicht für dich!“, sie stemmte sich wieder in einen aufrechten Sitz. „Schon ok!“, sagte Kai gelassen. Sie wuschelte ihm durchs Haar und zwang sich zu lächeln. „Nun gut, also, nach meiner genauen Beschreibung, was glaubst du?“, fragte sie ihn. „Das ich ihn sehen sollte“, dachte sich Kai. „Dass es sich stark nach Liebesschwärmerei anhört!“ „Oh ja! Und wie und ich will so schnell wie möglich wissen wer es ist!“, bohrte sie wieder. Kai seufzte, doch seine Mutter fing mit Theorien an. „Ist das die süße Kleine, die letztens mit euch rumgezogen ist?“, sie meinte Hiromi, die Klassensprecherin seiner Klasse. „Nein!“, sagte er stur und schaute seine Mutter vorwurfsvoll an. „Ach ja, da fällt mir ein, Max hat uns in den Ferien, in den letzter Woche nach Florida zu seiner Mutter in das Landhaus am Strand eingeladen!“, lenkte er ab. „Echt? Und willst du mit?“, Kais Mutter fiel auf das Ablenkmanöver rein. „Ja, ich würde schon gerne, aber willst du auch mit, wir haben noch einen Platz frei und wissen nicht wen mir noch mitnehmen sollen.“, fragte er. „Kai, du weißt doch, ich muss wieder arbeiten gehen, zwar hast du genug Geld, aber ich will, dass du noch etwas mehr hast, wenn ich mal nicht mehr bin!“, sagte sie mit einem melancholischen Unterton und lehnte sich in die Couch. „Ach, stimmt ja, na ja Schade!“ „Wieso Schade? Also hör mal, weißt du wie uncool das kommt, wenn du mit deiner alten Mutter und deinen Freunden, die sicher niemanden sonst mitnehmen, verreist, das wäre doch bescheuert! Wie wär’s ... .“, sie überlegte kurz. „Wenn du deine Flamme fragst, ob sie nicht mitkommen will!“ Er schluckte kurz, das war genial, denn 3000 Meter über dem Meer, da konnte Lester ihm nicht entkommen! „Und was ist romantischer, als im warmen Florida, am weißen Strand bei Sonnenuntergang spazieren zu gehen und im faden Lichte des Mondes einander die Liebe zu gestehen!“, schwärmte seine Mutter. Kai stellte sich das gerade bildlich vor und musste sofort wieder an seinen Traum denken. Was man seinen Gesichtszügen ansah. Seine Mutter musste wieder breit grinsen. „Ich werde mal etwas zu Essen machen.“, dabei stand sie auf und marschierte in die Küche. Auch Kai erhob sich, aber er wollte nicht in die Küche. „Mum, ich bin noch mal weg!“ „Was um die Uhrzeit, es ist bald sechs!“, rief seine Mutter. Doch Kai war schon lange aus der Tür, sie seufzte, sie konnte sich denken, wohin er gehen wollte, besser gesagt zu wem, zu seiner Flamme. Ja, Kai war auf dem Weg in die kleine Eisdiele, am anderen Ende des großen Parks. Denn Lester hatte ja gesagt, dass er dort Donnerstags bis 20 Uhr arbeitete und das wollte Kai ausnutzen, als er nach einer Weile des Rennens, endlich dort ankam, setzte er sich an seinen Lieblingstisch, schaute sich aber schnell um, doch entdeckte er weder die Kellnerin, die es so oft schon auf ihn abgesehen hatte, noch Lester. Es war Sommer und deshalb war der kleine Laden gut besucht und auch der Abend, der noch sonnig hell dahin trottete, war ein schöner Abend, nicht nur für das Eis essen, sondern allgemein. Denn es war noch recht warm und nur ein laues Lüftchen wehte, aber es war nicht heiß, auch wenn Kai leicht schwitzte, da er hierher gerannt war und da er nicht, wie Lester, gleich um die Ecke wohnte, war es ein schöner Dauerlauf gewesen. Auch die ersten Sterne, die Vorboten der Nacht, tauchten auf und Kai schaute deshalb einmal in den schönen Himmel. Doch bemerkte er nicht, dass ein junger Kellner, mit dunkelblondem Haar und blauen Augen, dessen nahmen Kai wohl bekannt war, ihn leicht verwundert anschaute und fragte: „Was möchten sie bestellen?“ Kai drehte sich, entzückt von der warmen Stimme, um und strahlte Lester freudig entgegen. „Na ja, was kannst du mir empfehlen?“ „Das Bananeneis und der Milchshake sind toll, aber schmeckt eigentlich alles, kommt auf den eigenen Geschmack an. Wenn sie etwas Herzhaftes wollen, bring ich ihnen unsere extra Speisekarte!“, sagte er mit einem überlegenden Gesichtsausdruck. „Wieso redest du mich mit SIE an?“, fragte Kai leicht geschockt. „Weil DU, ein Kunde bist und wir uns so nicht kennen!“, sagte er gelassen. „Können wir uns einfach so unterhalten?“ „Ich arbeite gerade, also willst du was bestellen oder den Stuhl warm halten?“, fragte Lester zynisch. „Stell mir doch was zusammen! Ist mir auch egal was?“ “Wie viel Kugeln?“ “Drei, muss ja auf meine Linie achten!“, scherzte Kai und grinste. „Ach ja und dann noch drei für dich!“, hängte er an. „Für mich? Ich bin im Dienst, ich kann jetzt kein Eis mit dir essen!“, es klang wie ein kleiner Vorwurf. „Ach nicht? Wieso nicht, ich bezahl auch dafür!“ „HEY, ich bin kein Stricher!“, sagte Lester sauer. „Ich hab noch andere Kunden!“ Einige Passanten und auch Kunden schauten zu dem lustigen Verkaufsgespräch. „Ich mach dir deine Bestellung!“, etwas genervt ging er rein und gab die Bestellung ab, auch der Chef, der jeden Tag persönlich hinterm Tresen stand, hatte die Szene gesehen und gewehrte dem Jungen eine Pause. Grummelnd kam Lester dann mit zwei Bechern Eis an Kais Tisch und setzte sich. „Mein Gott!“, murmelte er und stellte Kai sein Eis hin. „Bitte sehr!“, sagte er mit einem verbissenen Lächeln. Kai grinste nur. „Siehste und gleich ne Pause!“, eine andere Kellnerin bediente gerade einen Tisch hinter ihnen und erleichtert stellte Kai fest, dass es nicht die tollpatschige Kellnerin war. „Lucy ist heute nicht da!“, grinste Lester. „Wer?“, fragte Kai perplex, weil er mit dem Namen nichts anfangen konnte. „Das ist die Kollegin, die so oft über dich gestolpert ist!“, sein Grinsen wurde breiter. „Achso!“ Kai nahm sich seinen Löffel und steckte ihn in das Eis, langsam fing er mit dem Essen an. „Ich hätte dich früher erwartet, dachte wolltest täglich vorbei kommen!“, das war ein Vorwurf, denn Kai schmerzlich quittierte. „Hatte keine Zeit!“, log dieser. „Aha, na ja, Schade, ist auch egal!“ Auch das verursachte bei Kai einen schmerzlichen Stich im Herz. „Ich komm dafür nächste Woche! Ach nein, mist, da fahr ich mit meiner Mutter weg! Aber die Woche darauf, ach nee, da hab ich intensiv Training. Aber dann die vierte Woche! Da.... ach nee, da fliegen wir ja nach Florida!“, überlegte Kai und zählte auf. „Nach Florida?“, fragte er überrascht. „Wie kommt ihr denn dahin?“ „Na ja, Max hat uns eingeladen und es geht am Sonntag los!“ „Cool, wie lange fahrt ihr denn?“ „Wir fliegen glaub ich zwei Stunden und bleiben eine Woche, das heisst, du musst dir ausreichend Sachen einpacken!“ „Wie?“, Lester war geschockt, hatte er richtig gehört? „Na du kommst mit! Mach dir keine Sorgen, wir können bei Max die Wäsche waschen und dort unten wird sie auch recht schnell trocken!“ Lester schaute ihn verdattert an, Kai, der das nicht ohne Grund so aufgezogen hatte, erwartet das Lester ihn jetzt freudig um den Hals fiel. Doch Lester stand noch etwas unter Schock und fragte wieder nach. „Ich komme mit? Wieso? Aber, ist das euch denn recht?“ „Du kommst mit, weil ich das will!“, er schob sich einen Löffel Eis rein. „Hmm, lecker. Warum, na ja, ich will einfach, dass du mitkommst und ob das den Anderen recht ist, ist mir egal, wir haben einen Platz frei und wenn alles nichts hilft, sitzt du einfach auf meinem Schoss!“ Lester, der das Eis vergessen hatte, schaute immer noch, als wäre er aus allen Wolken gefallen. „Aber, ich kann nicht, mein Job, welche Woche war das?“ „Die vierte und fünfte!“, sagte Kai gelassen und aß weiter an seinem Eis. „Na gut, da könnte ich es noch Deixeln, aber sicher das es keinen Ärger gibt?“, Lester reizte es schon, mal ins Ausland zu fliegen, er war noch nie außerhalb Japans gewesen! Und dann gleich Florida? „Also nehme ich das als ein ja, oder?“ „Ja schon!“, Lester stand auf und räumte an einem Tisch neben ihnen, der gerade verlassen wurde, ab. Kai war fertig mit seinem Eis und sah zu das von Lester. „Hast du keinen Hunger, wäre schade wenn’s schmilzt, ich esse es einfach!“, er grinste breit, als er Lester so perplex sah. Zwar hatte er sich etwas Anderes ausgemalt, aber so ging’s auch. Aber eine Umarmung wäre ihm doch lieber, er tröstete sich mit dem Eis. Nach einer Weile, Kai hatte bei einer Kollegin bezahlt, es ging gerade auf 20 Uhr zu, saß Kai immer noch auf seinem Platz und sah Lester beim arbeiten zu, was ihm sehr glücklich machte, besonders wenn er sich bücken musste. Aber Lester hatte, seitdem Kai ihn mit der Reise überrascht hatte, kein Wort mehr zu ihm gesagt, deswegen war er sich noch unsicher und wollte noch mal mit ihm reden, bevor er ging. Lester war gerade in einem Gespräch mit seinem Chef vertieft und kam dann zehn nach acht, die Kollegen räumten schon die Tische ein, raus und ging zu Kai. „Also, hast du es dir überlegt?“, fragte ihn Kai mit einer sehnsüchtigen Erwartung, er versuchte seine Stimme tief zu halten, damit er nicht wie ein winselnder Hund klang. „Ich wiederhol mich nicht!“, sagte er, er hatte seine normale Kleidung an, ging dann langsam an ihm vorbei, er versuchte so ruhig zu bleiben wie nötig und in seiner Stimme legte er einen Hauch von Arroganz. „Gut, ich hol dich dann mit dem Taxi ab! Wir sehen uns dann in der vierten Woche!“, grinste er hinterher und freute sich wie ein kleines Kind, natürlich innerlich, er mochte es nicht zeigen. Doch Lester zeigte er noch ein verführerisches Lächeln. Aber dieser, der immer noch nicht daran glaubte, dass man ihn gerade zu einem Flug nach Florida eingeladen hatte, blieb weiterhin skeptisch und winkte das Lächeln salopp ab. Als er weg war und Kai noch so da saß und von den umsitzenden Frauen förmlich hechelnd begutachtet wurde, grummelte nur leicht, da er sich eigentlich auf eine heiße Umarmung wie in seinen Träumen gefreut hatte. „Ich muss mich unbedingt vorbereiten, auf zur Buchhandlung und ich wette im Internet gibt es noch viel mehr, den Laptop muss ich auch noch mitnehmen, genau!“ schmiedete er seine Pläne, ja gedanklich rieb er sich die Hände und praktisch leckte er sich über die Lippen. Kapitel 6: Trouble in Florida -Auf geht's!- ------------------------------------------- Lester hatte all seine Sachen in einen alten, braunen, mit Schlieren verzierten Koffer verstaut. Dieser stand wartend an der Tür. Noch einmal sah er sich in seiner Wohnung um, bis er den Koffer nahm und sie verliess. Unten an der Eingangstür stand er dann und sah sich um. Kein Taxi, kein Kai und kein Flug nach Florida! Aber wieso hatte er das nur geahnt? Wieso machte er sich auch etwas vor? Wieso stand er überhaupt hier mit gepackten Sachen? Es war doch ganz klar, dass niemand ihn abholen würde. Er atmete tief aus. Schon kam ein gelbes Gefährt an ihm vorbei gerauscht. Nicht unweit bremste es und ein grau- blau haariger, athletisch gebauter und leicht gebräunter Mann, mit einem verheißungsvollen Lächeln stieg aus. Dieser trug ein weißes Hemd, welches grün- graue Streifen hatte, die Geschickt seinen Körper betonten. Davon waren auch noch die ersten Knöpfe von oben und unten geöffnet, damit man von oben einen leichten Einblick auf den Brustansatz und einen großzügigeren auf den Hals hatte. Ebenfalls bekam man einen Einblick auf den Bauch, wenn der Wind günstig wehte, und auf die dort befindlichen Muskeln. Ein Stück tiefer schmiegte sich eine Röhrenjeans in einem klassisch blauen Look um die Beine des Mannes. Natürlich war es Kai. Der sich diesen Moment seit einigen Wochen gewünscht hatte. Endlich war es für ihn soweit. Endlich konnte er ihn in die Arme nehmen, doch halt, er hatte sich informiert und wusste genau, wie er sich am besten verhalten musste, damit der Urlaub kein Desaster wurde. Er hatte gelesen, gesehen und gehört, um vorbereitet zu sein. Auch wenn er meinte, noch nicht genug zu wissen, doch war er begierig, dass was er wusste, so schnell wie möglich anzuwenden. Auch wusste er nun, durch diverse Ratgeber, dass es auf den richtigen Moment ankam um einer Person die Liebe zu gestehen, empfohlen waren romantische Plätze und Orte, ein Spaziergang zu zweit im Sonnenuntergang oder eine Essen bei Kerzenschein. Wichtig, so wurde es immer wieder beschrieben, war es, dass man zu ZWEIT, also mit der geliebten Person allein sein sollte. Aber laut einer Zeitung, sollte man sachte rangehen, besonders in der Öffentlichkeit, was für ihn, einem Publikumsmagneten, ohnehin wichtig war. Besonders bei einer Person des gleichen Geschlechts. Deswegen ging er locker und mit einem nicht all zu anzüglichen Lächeln zu ihm. „Hi, hast du schon lange gewartet?“, fragte er Lester, der ihn schon ziemlich skeptisch ansah. „Na ja, eigentlich nicht. Bin gerade erst runter.“, dabei warf er einen Seitenblick auf seinen Koffer und die geschlossene Haustür. „Aber wenn du noch mal fragst, würde ich sagen, dass ich schon eine geschlagene Stunde hier stehe.“, meinte er in einem beiläufigen Ton. „Sehr witzig.“, lächelte Kai ihm zu. „Aber nun genug der Scherze, das Taxi wartet!“, er machte eine lässige Geste Richtung Taxi. Dann ging er auf ihn zu, nahm Lesters Koffer und schleppte diesen zum Taxi, der Taxifahrer öffnete die Heckklappe und half die Gepäckteile zu verstauen. Lester trollte sich langsam, mit wachsamen Augen auf seine Wertsachen und Habseligkeiten, zu den beiden und bemerkte den anderen Koffer. Leicht verdutzt über die anscheinend wenigen Sachen von Kai, setzte er sich in das Taxi auf die Rückbank direkt hinter dem Fahrer. Auch Kai kam auf die Rückbank, weswegen Lester ihn fragend ansah. „Was?“, fragte Kai auf den Blick hin. „Na ja, ich dachte du sitzt vorn, wunder mich nur, dass du dich mit hier hinten hin quetschst. Wollt mich schon hier so richtig breit machen! Menno!“, scherzte er. „Ach so, na toll!”, er konnte sich wieder ein Lächeln nicht verkneifen. Irgendwie brachte Lester ihn heute zum Lächeln, so oft hatte er noch nie aus einem Spaß heraus an einen Tag fast lachen müssen. Er wusste ja, Lester war etwas besonderes, etwas Einzigartiges. „Und hättest du etwas dagegen, wenn ich einfach mal mit dir Reden möchte, wir haben uns doch lange nicht mehr gesehen, ist dass denn so verwunderlich?“, er sah ihn ruhig an. „Nein, eigentlich nicht, ach, auch egal. Dann erzähl mal!“, er versuchte recht gleichgültig zu wirken, doch sah man ihm an, dass er sich freute, dass Kai sein Versprechen anscheinend doch halten würde. „Ich wette, so viel Aufregendes ist bei dir nicht gelaufen?“, er drehte seinen Kopf zum Fenster und sah auf den Park, mit einem Winken verabschiedete er sich von seinem Park und seiner Wohnung. „Was ist mit dir? Ist dir nicht gut?“, Kai sah Lester besorgt an. Er hoffte, dass sich Lester es sich nicht doch noch anders überlegt hatte, dass wäre furchtbar für ihn. “Nein, nein, alles OK!“ Mit einem Lächeln an Kai, ein kleines, aber dennoch entzückendes, sagte er noch: „Ich wollte mich nur noch mal verabschieden, ich bin noch nie geflogen und wenn man sich so umhört. Ich will jetzt nichts heraufbeschwören, aber es könnte ja sein, dass das Flugzeug von Terroristen entführt wird und dann irgendwo gegen schmiert. Es könnte aber sein, dass es einfach so vom Himmel fällt, irgendwas explodiert, ein Passagier ausflippt, der Kapitän nicht ausgeschlafen ist, der Tank alle ist, ein Handy an bleibt, ein Satellit aufs Flugzeug fliegt, es von Aliens entführt wird oder Schlimmeres.“ Kai bemerkte den leicht panischen Ton, zögernd sah er sich in den Augenwinkeln um, keiner sah sie, beruhigend legte er die Hand auf Lesters Schulter. Ein warmes Kribbeln ging durch seine Finger und seine Hand, direkt zu dem, was er für sich als sein Herz definierte. Ein wunderschönes Gefühl und da ihm Lester nicht schlug oder anderweitig angiftete, sondern ihn eher beruhigt ansah. „Mach dir keine Sorgen, Terroristen nehmen selten einen Jet in Gewahrsam, die Piloten sind ausgeschlafen, die Flugbegleiter sind gut ausgebildet, Außerirdische interessieren sich nicht für Flugzeuge und der Rest wäre Pech. Aber mach dir keine Sorgen, ich bin ja da!“ Doch das letzte Argument schien Lester nicht so ganz zu überzeugen. Misstrauig besah er sich Kai, seine Statur und seine Hand auf seiner Schulter. „Was du nicht sagst.“, sagte er leicht belustigt und atmete tief durch, doch tat er nichts, um die Hand auf seinen Schulter los zu werden. „Du wolltest doch über die Ferien reden? Was hattest du noch gleich gemacht?“ Kai der immer noch leicht gebannt unter der Berührung litt, nahm seine Hand langsam zurück, genüsslich schloss er sie zu einer Faust und legte sie auf seinen Schoss. „Na ja, also.“, mit der anderen Hand kratzte er sich am Kinn. „Ich war einerseits im Trainingslager mit den anderen, also meinen Freunden, wirst sie schon noch kennen lernen. Und sonst?“ Kurz musste er überlegen. „Ja, ich war ja noch mit meiner Mutter weg. War schön.“ „Wo warst du denn mit deiner Mutter und bei deinem Training, habt ihr nur trainiert?“, Lester zeigte reges Interesse für seinen Reisesponsor, was diesen natürlich freute. Das Taxi bog um eine Ecke, vorbei an Hochhäusern, Anwesen mit kleinen Gärten, Geschäftshäusern und anderen Bauten. Doch keinen der beiden interessierte dies besonders. Sie redeten, wie Freunde über die letzten Wochen, wobei Kai wesentlich mehr erzählte als Lester, auch wenn dieser anscheinend interessiert Kais Worten lauschte. Vor dem Eingang des großen Airports hielt das Taxi an und lies die beiden aussteigen. Kai half Lester seine Koffer raus zu holen. „Hier, deine Sachen, komm schnell, wir werden sicher schon erwartet.“ “Erwartet? Von wem denn?“ Kai musste auf diese Bemerkung seufzen. „Wir fliegen nicht allein, meine Freunde kommen mit uns.“ Nur kurz zeigte er seine Enttäuschung. Lester fiel es nicht auf. Viel mehr interessierte er sich für den Flughafen. Der größte der Flughäfen, er war modern und schick dekoriert auf den Sommer hin. Der Platz war voller Menschen, die hin und her liefen, rein und raus, über ihnen flogen die Flugzeuge. Der Junge war vollkommen gefesselt. Kai schaute nur um sich, er suchte jemanden. Doch noch fand er nicht das was er suchte. Er stellte sich enger zu Lester, der immer noch nur über den Trubel staunte. „Ah! Kai! Da bist du ja!“, es war Kenny der auf die Beiden zu kam. Kai, der endlich Kenny erblickte, wunderte sich, denn dieser kam allein mit seinen Koffern. „Ähm, wo ist Tyson?“, das nervte ihn schon wieder an, wo war dieser Kindskopf wieder? „Du kennst doch unseren Tyson, der hat sicher verschlafen.“, Kenny versuchte ihn beschwichtigend anzulächeln. Doch Kai wollte sich nicht beruhigen, er schloss die Augen und wollte schon losbrüllen, dass dieser Idiot von einem Beyblader es nicht einmal schaffte, pünktlich irgendwo zu erscheinen. So weit kam er aber nicht, da ihn Lester unterbrach. “Kommt dieser, ähm, wie hieß er noch gleich, immer zu spät?“ “Tyson!“, half Kenny aus. “Wieso weckt ihr ihn nicht früher, sagt einfach es geht eine Stunde eher los.“ “Tja!“, sagte Kai. „Das haben wir schon gemacht. Aber der Herr schafft es dennoch, später zu kommen.“ Ein ziemliches Getöse war zu hören, Reifen quietschten und einige Türen wurden zugeknallt. Kenny und Kai sahen sich viel sagend an. Nur Lester wunderte sich, was da angerannt kam. Ein gut gebauter Blauschopf, mit offener Jacke, die Ärmel hochgekrempelt. Mit wilden Haaren, einer schlaksigen Jeans und einer riesigen Sporttasche auf dem Rücken. Dieser rannte auf die dreier Gruppe zu und kam keuchend vor ihnen zum stehen. „TYSON!“, fuhr ihn Kai an. „Wo warst du! Wir warten schon ewig!“ “Sorry, ich hab...“ „Verschlafen.“, beendete Kenny für ihn. Dieser sah seinen blau haarigen Freund vorwurfsvoll an. „Das ist nichts neues...“, wieder einmal begann eine Debatte. Kai, der wieder mal eine Mordswut auf Tyson hatte, brach diese vom Zaun. Tyson ging natürlich prompt darauf ein. Beide genossen es fast sich zu streiten. Das taten sie bei so gut wie jeder kleinen Gelegenheit. Dabei versuchte Kenny meist zu schlichten, auch Rei fungierte oft als Richter, Max amüsierte sich meist nur und hielt sich raus oder diskutierte mit. Doch heute hatte Kenny keine Hilfe und musste so allein versuchen, die Beiden auseinander zu bekommen. Dem Vierten im Bunde interessierte es herzlich wenig, was die anderen unter sich ausmachten. Gemütlich schlenderte er weiter. Er lies seine Tasche bei den anderen stehen und sah sich weiter um. Es gab noch viel, was er sich beschauen wollte, die anderen merkten nicht, dass er allein marschierte, zu sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt. Lester fand die Bauweise des Hauses beeindruckend. Er lief weiter, besah sich den Platz vor dem Flughafen. Dort befanden sich einige Bäume und Bänke, diese standen um einen großen Brunnen. Es war kein Kunstwerk, wie die Brunnen in Rom oder anderen großen Städten. Nein, er war klein und Postmodern gehalten. Ein wahrer Klotz in der Umgebung, aus dem zufällig Wasser heraus strömte. Aber gut genug, um als Sitzplatz für Erschöpfte zu dienen, wie Lester einer war. Prompt setzte er sich hin. Die Streithähne, die noch einige Meter weit ab standen, keiften immer noch über Tyson und nun auch, warum Lester so kurzfristig mitkam. Doch das interessierte Lester nicht im geringsten, er hatte genug davon, dort Rumzustehen, er genoss die kühle Luft am Springbrunnen. Am Rande des Parks stand ein großer schwarzer Kleintransporter. Die Fenster waren verdunkelt, damit man nicht in das Innere des Wagens sehen konnte. An dem Wagen gelehnt stand ein Mann, mit Dreitagebart und einem mürrischen Ausdruck im Gesicht. Dieser besah sich die drei Stars, die sich vor dem Flughafeneingang stritten. Der Mann bemerkte auch, dass sich Lester von der Gruppe entfernt hatte und nun am Brunnen saß und in den Himmel schaute. Er lächelte verschmitzt zu sich selbst und stieß sich vom Wagen ab. Sein Schritt ging Richtung Lester, der unschuldig dreinblickend am Brunnenrand saß. „Na hallo Kleiner! Wie geht’s? Kann ich dir helfen?“, fragte der Mann mit einem halbwegs freundlichen Lächeln. Zwar war sein Erscheinungsbild alles andere als freundlich aus, doch gab er sich redlich Mühe. Doch Lester interessierte es gar nicht. Ab und zu sah er zu den drei Jungs, die sich erstaunlicherweise immer noch über das gleiche Thema zankten, nur waren sie jetzt dazu übergegangen, sich auch noch über die Unpünktlichkeiten der letzten Jahre auszulassen. Als ihn der Fremde ansprach, würdigte er ihm nur einen kurzen Blick. Wandte diesen aber schnell wieder ab, als er ihn gesehen hatte. Innerlich dachte er sich, dass dieser Mann von allein gehen würde, wenn Lester ihn ignorierte, weiterhin glaubte er, dass der andere ein Perversling wäre und wollte somit nicht auf diesen eingehen. Demonstrativ drehte er sich in die andere Richtung und sah zur Autobahn. „Hey, schau mich doch an! Wieso schaust du weg? Hey, du sag doch was!“, er wollte wenigstens Blickkontakt mit den Jungen aufbauen. Immer wieder sah er sich unsicher um. Doch als sich Lester nach einer Weiler immer noch nicht als kooperativ erwies und keiner zu ihnen sah, schnappte er sich den linken Arm Lesters und zog ihn mit sich. Dabei hielt er ihm den Mund zu, damit er nicht schreien konnte. Doch hatte der Entführer nicht mit Lesters Sturheit gerechnet und auch nicht damit, dass er kräftiger war, als er schien. So konnte er sich für einen Moment los reißen und nach Hilfe rufen. „HILFE!!“, schrie Lester. Der Mann fluchte leise und verschloss Lesters Mund wieder mit seiner Hand. Lester strampelte wie eine Katze, die man ins Wasser tunken wollte. Die Hintertür des Transporters wurden geöffnet und zwei Männer winkten den Mann eiligst zu sich. Dieser beschleunigte auch seine Schritte. Nun sollte man nicht denken, dass Kai kein wachendes Auge über Lester hatte, auch wenn er sich ergiebig mit Tyson stritt. Denn kaum hatte Lester gerufen sprintete Kai los. Die Wut sprach aus seinen Augen, seine Mimik kalt und bösartig. Wutentbrannt raste er auf den Mann zu. Der hastig versuchte, mit Lester das Weite zu suchen. Doch Kai konnte man nicht entkommen. Niemand würde ihm seinen Schatz wegnehmen. Er fing den Mann vor dem Transporter ab. Mit einem zornigen Blick schlug er den Fremden mit einem Hieb nieder. Dieser lies Lester fallen, welcher sanft von Kai in Windeseile aufgefangen wurde. Die anderen Männer wollten schon zu ihrem Kollegen eilen, doch genügte der Wutfunkelnde Blick Kais, um diese auf Distanz zu halten. Lester erschrak förmlich vor Kai. „KAI!“, sagte er schockiert, er sah ihn mit geweiteten Augen an. Nun kam auch der Rest angerannt samt Gepäck. Sie sahen Kai mit verwundertem Gesichtsausdruck an, so wütend sah man ihn nicht alle Tage, deswegen hielten sie erst ein wenig Abstand. Kai atmete noch einige erregte Schnaufer aus und versuchte seinen Blick wieder milder wirken zu lassen. Er ließ Lester noch nicht los, sanft hielt er ihn auf seinen Armen. „Ja?“, er versuchte den anderen anzulächeln. Derweilen traten die anderen näher. Tyson wagte als erster ein Wort und versuchte die Situation mit einem Gag zu lockern. „Hey, die haste aber super in die Flucht geschlagen! Na ja, bei dem Blick hättest du auch einen Grizzly in die Flucht schlagen können!“; grinste er. Kenny schüttelte nur den Kopf und bekam vom Blauschopf einen entrüsteten Blick. „Lester, geht es dir gut?“, Kai klang unsicher, aber seine Stimme hatte auch einen besänftigten Ton inne. „Ich hoffe, dich hat der Typ nicht zu grob angefasst und du hast dich nicht zu sehr erschreckt!“ Lester sah noch ziemlich verwirrt aus, tatsächlich hatte er sich wahnsinnig erschrocken, doch wusste er selbst nicht, ob der vermeintliche Entführer oder der wutentbrannte Kai ihn mehr verunsicherten. „Boa, hör dir das an Kenny. Kai kann auch freundlich, fast nett, klingen! Ist das nicht erstaunlich?“, fragte Tyson mit einem Schmunzeln. Kais Gesichtszüge entglitten wieder ins wütende und er korrigierte seine Halteposition von Lester, auch wenn er etwas schwerer war, als das was er sonst so trug, konnte er ihn noch halten, Kai genoss es ihn so im Arm zu haben. Jedoch war die Bemerkung von Tyson für ihn schon wieder zu viel, auch wenn Tyson noch einen Spruch auf der Zunge hatte, darüber dass Lester in seinen Armen lag. Das einzige was beide davon abhielt, sich verbal und nonverbal an die Kehle zu gehen, waren Kenny und Lester. Denn Kai wollte weder Lester loslassen, noch wollte Tyson Kenny über den Haufen rennen, da dieser sich zwischen die Beiden stellte. Dabei hielt der Computerspezialist beschwichtigend die Arme hoch. “Tyson, nun lass deine Sticheleien, kümmere dich bitte um die Koffer!“ Der Weltmeister wollte schon zu einen Wort ansetzen, doch stoppte ihn Kenny bevor er etwas sagen konnte. „Bitte!“, sagte er nachdrücklich und Tyson lief murrend zu dem Gepäck und sammelte es zusammen, damit alle umgehend weiter konnten, denn bald würde ihr Flug starten. Nun hatte sich Lester langsam wieder beruhigt und schüttelte seine Scheu von sich ab. „Ähm, also mir geht’s gut. Du kannst, wenn du willst mich ruhig runterlassen, ich hab mich nur etwas erschrocken.“ Gab der Kleinere in den Armen des Grau-Blauhaarigen zu. Kai war etwas verdattert über die Bitte und sah ihn verwundert an. Denn dem Halb-Russen gefiel diese Körpernähe. Doch ermahnte er sich, lies Lester runter und wuschelte ihm etwas durch sein Haar. “Tschuldige, ich hatte mir nur Sorgen gemacht!“ Zwar wurde Kai nicht rot, doch waren seine Gesichtzüge ungewöhnlich weich und er schaute an Lester vorbei. Dieser war nicht der Einzige der den anderen schief ansah, nicht nur weil er ihm durchs Haar wuschelte. Tyson bekam beinahe nicht mehr den Mund zu, er wusste was das hieß, er hatte den anderen enttarnt, da war er sich nun sicher. Das musste so sein, er hätte es auch nicht anders gemacht. Es ergab alles einen Sinn. Sein Blick glitt flüchtig zu Kenny und zu den Gedanken, wie er es in Kais Situation anstellen würde, besser wie er es ja auch fast schon tat. Ein verschwörerisches Grinsen durchlief sein Gesicht. Doch konnte er ihn ja wegen so was nicht offen fragen, was war wenn das an die große Glocke kam? Nein, jedenfalls war jetzt noch nicht die Zeit dafür. Tyson musste sich ja auch um seine Angelegenheiten kümmern. Doch Kenny, der ebenfalls ungläubig dastand, fragte verdattert: „Kai, ist alles ok?“ Lester sah Kenny darauf fragend an. „Wieso soll etwas mit ihm nicht ok sein?“ Kai starrte schon fast wütend auf den Brillenträger. Bevor dieser nun sein Statement abgeben konnte, schnappte sich der breit grinsende Tyson Kenny. „Ich glaub wir sollten nun langsam zum Flugzeug. Sonst wird es noch ohne uns starten.“ Kenny wusste gerade nicht, was ihn nun mehr verwundern sollte, Kais Verhalten oder das was Tyson auf einmal an den Tag legte. Auch Kai wunderte sich, dass keine Bemerkung vom quirlichen Japaner kam. Dieser drehte sich nur um und warf Kai einen zweideutigen Blick zu. Der dunkelblonde Junge und sein sportlicher Retter standen nun allein rum. „Ähm, ich denke, wir sollten doch mitgehen oder?“, fragte der Kleinere von Beiden. Kai nickte nur und nahm den anderen an den Arm und schleifte ihn hinter sich her. Lester lies es ohne Protest geschehen. Er war noch etwas von den Ereignissen eingeschüchtert und wagte es nicht, sich dem anderen entgegenzusetzen. So schafften die Vier es zum rechtzeitigen Einschecken. Die Koffer waren nun allesamt auf den Weg zur Maschine und die Gruppe auf dem direkten Weg zum Flieger. „Ähm, könnte ich einen Platz am Fenster bekommen?“, fragte Lester etwas scheu. Denn er traute sich kaum irgendwelche Vorderungen zu stellen, da er ja Nichtmahl wirklich etwas zum Urlaub beitrug. Kenny schaute auf die Flugtickets. „Hmm, dann sitzen wir so, vom Fenster aus: Lester, ich, Tyson und Kai.“ “Was!“, sprang der nun wieder ruhige Junge mit den graublauen Haaren darauf an. „Also ... .“ Er überlegte kurz, wie er es formulieren konnte, ohne direkt anzuspielen, dass er unbedingt neben Lester sitzen wollte. “Ich will auf keinen Fall neben dem sitzen, erst recht keine 5 Stunden!“, sagte er hektisch und mürrisch. Tyson der erst erbost reagieren wollte, sah dann zu Lester, der sich schon bunt ausmalte am Fenster zu sitzen, entschied sich mit einem kurzen grinsen, darauf energisch, aber kompromissbereit einzugehen. “Ey, was soll das heißen? Denkst du ich will die ganze Zeit neben so einen sturen und missmutigen Typen sitzen?“ „Jungs!“, versuchte sich Kenny einzumischen. Bevor jedoch Kai sich noch mal dazu melden konnte, kam Tyson mit seinen Vorschlag. „Mir wäre es viel lieber Kenny, wenn du mit Kai tauschst und zwischen mir und ihm sitzt!“ Kenny horchte auf, sein Blick durch die Reflexion der Brille verschleiert. „Oh, OK! Dann also, sitzt Kai eben neben Lester und ich zwischen euch, aber schlaf nicht immer ein, du stützt immer den Kopf auf meine Schultern und du bist schwer!“ Tyson grinste zufrieden und warf den Vorwand mit einem einfachen: „Ja, ja!“, ab. Nachdem die Reihenfolge geklärt war und sich alle auf ihre Plätze setzen konnten, Lester sah sich alles, wie ein kleines Kind, fasziniert an, begann das Flugpersonal mit der Einweisung der Passagiere. „Schau mal! Hier! Cool, eine Zeitung! Die ist von Heute! Und hier, ein Katalog! Die denken echt man kauft den teuren Kram. Schau mal aus dem Fenster...!“ So ging es die ganze Zeit. Tyson musste fast belustigt kichern, Kenny schüttelte ebenfalls amüsiert den Kopf, nicht nur darüber das Lester sich für jede Kleinigkeit, wie den ausklappbaren Tisch des Sitzes vor ihm, so begeistern konnte, nein eher belustigte sie Kai. Denn dieser lächelte ab und zu und ging auf den Beobachter neben sich ein. Machte ihn auf einiges aufmerksam, bot ihn auch an etwas für ihn zu kaufen oder erklärte ihn, warum er eine Rettungsweste unterm Sitz hatte. Doch dann versuchte er Lester zu beruhigen, da die Stuartdessen schon mit der Einweisung begonnen hatten. Als endlich alles und Jeder angeschnallt war, setzte sich die riesige Maschine in Bewegung. In Lesters Bauch fing es an zu kribbeln und in diesen Moment, nachdem die Damen des Service alles erklärt hatten, wie sie bei Druckverlust die Masken aufsetzen mussten, bei Notfällen die Ruhe bewahren sollten oder die Rettungswesten anlegen konnten bei einen Absturz, bei dem Gedanken daran dass dies sein erster Flug war und was noch alles so verdammt schief gehen konnte. Langsam stieg in ihm die Panik hoch. Die diffusesten Szenarien liefen durch seinen Kopf. Dass Terroristen das Flugzeug kaperten, dass die Maschine Feuer fing, dass ein Triebwerk ausfiel, dass sie einfach so vom Himmel fielen, dass Aliens sie entführten, dass sie ein Blitz traf oder sie erschlagen wurden, durch eine Kompression des Flugzeuges. Sein Atem wurde schneller und das immer schneller werden des Flugzeugen machte ihn nervös. „Kai! Kai!“, sagte er aufgeregt. „Ja, was ist?“ Er drehte sich um und sah zu dem Nervenbündel neben sich. Welcher schon die Finger in den Sitz gekrallt hatte und schwer atmete. „Lester?! Was ist denn los?“ Auch die anderen Beiden, die nur so da saßen, sich die anderen Passagiere und das Personal ansahen oder aus den Fenster schauten, drehten sie sich zu den Beiden, als sie die panische Stimme Lesters und die besorgte von Kai hörten. “Ich glaub ihm ist nicht gut. Ist dir schlecht Lester?“, fragte Kenny nun auch besorgt und zog eine Tüte für Erbrochenes heraus. „Ach, mir war auch beim ersten Flug schlecht, ich musste kotzen wie ein Weltmeister, ich brauchte drei von den Tüten, dass war was, sag ich dir!“, lachte Tyson „Das war aber auch nur, weil du vorher so viel essen musstest Tyson!“, sagte Kenny streng. Lester schüttelte nur den Kopf. Das Flugzeug beschleunigte wieder, bald würden sie in die Lüfte starten. „Du, ich glaub er hat Flugangst, Lester fliegst du das erste mal?“, fragte Kenny. Kai war sich unschlüssig, er wusste dass Lester zum ersten Mal flog, doch was sollte er jetzt tun. Am Liebsten hätte er dieses zitternde Häufchen Elend in den Arm genommen. Aber das war ihm zu aufdringlich, was würden die anderen denken, wenn er ihn jetzt umarmen würde. Auf jeden Fall musste er ihm helfen. „Ja, ist es!“, sagte Kai mit trübsinniger Stimme für den verängstigten Lester. „Du musst seine Hand nehmen und beruhigen!“, sagte Tyson fix. Kai sah ihn verblüfft an. Er wusste nicht direkt, ob der Andere das wirklich ernst meinte. Der jenige nickte aber nur. Immer noch war sich der Sitzende neben Lester nicht sicher, er sah zu Kenny, der ebenfalls verwundert zu Tyson sah. Doch dann ging er auf den Vorschlag ein. Kai leckte sich über die Lippen, er würde nun Lesters Hand nehmen. Ein historischer Augenblick, die Hand seines Geliebten, er würde sie einfach so nehmen und alle Welt sah zu. Er fragte sich wie es sein würde, warm müsste sie sein und weich und sanft, wie eine Feder oder ein Fell. Die Haut des Jungen neben ihm war so schön. Langsam streichelten die Finger über die zarte Haut, wie in Zeitlupe kam es Kai vor, sachte schloss er die Hand um Lesters. Tatsächlich, sie war warm, und weich fühlte sich die Haut an, wie Samt, ein schönes Gefühl. Ein angenehmes Kribbeln, welches nix mit dem Flugzeug zu tun hatte, rauschte durch seinen Körper. Er freute sich, er genoss es. Aber es blieb nicht lange bei dem sanften Druck der zittrigen Hand. Denn das Flugzeug hob ab und Lester fühlte sich eingedrückt und dachte es würde ihm immer enger um Brustkorb und Bauch, ebenfalls baute sich langsam ein Druck im Ohr auf, der immer größer und schmerzhafter wurde. Nun krallte er sich in die Hand von Kai und hielt sie eisern fest. Kai stutzte, mit so einer Kraft hatte er nicht gerechnet, wie ein Schraubstock schloss sich die eigentlich doch weiche und sanfte Hand, um die Seine. „Ähm, Lester...?“ Doch dieser antwortete nicht, er war zu sehr damit beschäftigt mit dem leichten Schwindel der Angst und dem Rauschen in den Ohren klar zu kommen, wobei er mit den Händen nicht locker lies. Der Pilot flog eine kleine Kurve und näherte sich der Flugroute und der waagerechten Flugposition. „Du musst ihn beruhigen!“, meinte Kenny. „Ja, streichle seine Hand!“, empfahl Tyson. „Ach, dachtest du, dass ich mir das nicht denken kann?!“, fuhr der halbe Russe Tyson an, auf die Idee wäre er auch selber gekommen. Den Schmerz seiner eingequetschten Hand verdrängend, streichelte er erst sanft mit den Daumen, dann, als er dachte seine Hand starb langsam ab, nahm er die andere Hand, um über den Handrücken Lesters zu streicheln. Es fühlte sich gut an, er umschloss mit beiden Händen die Hand des anderen. „Lester es wird alles gut, es ist bald vorbei, ich bin ja bei dir, ganz ruhig!“, versuchte er ihn zu beruhigen und wiederholte dies immer wieder wie eine Zauberformel. Die anderen beiden sahen gespannt zu, ob es erfolgreich war. Anscheinend ja, die Angst verflog langsam, die Stimme Kais wurde für Lester immer kräftiger und er sah ihn mit seinen großen blauen Augen an. Kai glaubte er würde auf der stelle dahin schmelzen. „Geht es wieder?“, fragte Kai, während er weiter die Hand des anderen streichelte. Lester nickte nur und sah in die Augen des anderen. Es war ein intensiver Blickaustausch, Kai hatte das Gefühl sich Widereinmahl in dem Blick des anderen zu verlieren. Jetzt müsste doch der perfekte Augenblick sein. Gerade wollte er ansetzen um dem anderen seine Liebe seusselnd zu gestehen. Da zuckte dieser zusammen, zog die Hand weg und griff sich an die Ohren. „AHH! Tut das weh!“, jammerte er schmerzerfüllt. „Was?!?“; Kai war völlig aus dem Konzept. „Was tut dir weh Lester?“, fragte Kenny. „Der Kopf, die Ohren, es drückt so!“ „Das ist der Druckunterschied du musst da am Besten… .“ Da schaltete sich Tyson ein. „Kai, du musst ihn küssen!“ Perplex starrten alle den Blauschopf an, Lester mit etwas verkniffenen Augen. Kai wusste nicht ob er nun wütend oder zum Spaß aufgelegt sein sollte. Doch etwas darauf erwidern konnte er nicht, jeder andere wäre nun kirschrot geworden. „Wie bitte? Tyson, wo hast du das den wieder her?“, fragte ihn Kenny, „Du solltest etwas lutschen Lester.“ Tyson blickte nur entschuldigend zu allen. Als Kenny das Wort ‚Lutschen’ erwähnte, lief Kai doch etwas rot an. Er musste dabei an seine Zunge denken, wie er sie sachte und liebevoll in Lesters Mund schob. So als würde er Kais Gedanken erahnen, grinste Tyson Kai an, als er dessen Gesicht sah. „Ich habe nix zum Lutschen!“, klagte Lester. Kenny überlegte angestrengt und Kai hing seinen Gedanken nach. „Nimm doch einfach Kais Finger! Das ist am einfachsten und klappt auch, glaub mir!“ Wieder verdutzte Gesichter. „Ah, Meinst du?“, fragte Lester leidvoll. Tyson nickte nur. Kai sah ihn erschrocken und wütend an. So wollte er das aber ganz und gar nicht. Kenny war unfähig, zu dieser Aussage Stellung zu nehmen, anscheinend hatte er gerade ganz andere Gedanken. Lester, der für alles dankbar wäre, damit der Schmerz wegging, nahm sich eine Hand von Kai und fing an am Zeigefinger zu lutschen. Er wurde dabei knallrot und sah schüchtern weg. Aber nicht nur Lester, sondern auch Kai wurde puderrot. Ihm war das ziemlich peinlich, wie der Kleinere an seinem Finger nuckelte. Doch gefiel es ihm, es war wunderbar, er traute sich nicht einmal zu bewegen, alles spannte er an, um den Blick auf den Mund des anderen zu behalten, am liebsten hätte er den Finger bewegt, um den Mund des anderen zu erforschen. Doch wollte er Lester nicht überrumpeln und so lies er es. Auf jedenfall tat diese Wärme, diese Feuchtigkeit und dieser Sog so gut, es löste eine wahre Erleichterung aus, aber ebenfalls eine Begierde nach mehr. Die Reaktion seines Körpers blieb nicht aus. Kai spürte wie nicht nur bewusst alle Muskeln sich anspannten, sondern auch die Hose im Schritt an Spannung dazu bekam. Dabei hoffte er nur, dass es niemand bemerken würde. Doch überwog das Gefühl der Lust alles andere, die Sorgen und die Peinlichkeiten wurden davon geschwemmt von dem warmen Speichel an der Spitze seines Fingers. Würde er sich nicht zusammenreißen, so würde er jetzt anfangen laut aufzukeuchen. Doch konnte er es auf ein schweres Atmen unterdrücken. Kenny schwamm in seinen eigenen geheimen Fantasien, welche zu Tysons Freude auch ein wunderbares Rot auf das Gesicht des Brillentragenden Jungen erscheinen ließen, Lester war voll damit beschäftigt am Finger zu lutschen und an nichts zu denken und dem Blick des Fingerinhabers auszuweichen und Kai verglühte in der Tätigkeit an seinem Finger und Tyson amüsierte sich über das Bild in seiner Sitzreihe und schien genau über die Gefühle der anderen Bescheid zu wissen. Der, der sonst immer so grob und unaufmerksam schien, hatte die volle Übersicht über alles. Als Lester dann den Finger wieder aus dem Mund nahm und sich schnell hinter einer Zeitung versteckte, musste zu seiner Erleichterung feststellen, dass die Kopfschmerzen weg waren. So sah er aber auch nicht, dass Kai mit den Rücken zu den Anderen, sich langsam seinen Finger in den Mund steckte, so den Geschmack des anderen in sich aufnahm und sich dabei dachte, so würde ein Kuss von ihm schmecken. Tyson musste lachen, auch wenn er nicht sah, was Kai da machte, konnte er es sich denken, da die leicht gewölbte Hose des Halbrussen ein klares Indiz war. Sein Lachen schreckte Kenny aus seinen süßen Träumen und störte auch Kai, der etwas mürrisch den Finger aus dem Mund nahm und zu Tyson blickte. Kai wischte sich den Finger, der nur noch seinen Speichel hatte, an der Hose ab. Eine ganze Weile sprachen die Vier kein Wort mehr. Kai sah mürrisch nach vorn und dachte an den schönen Moment, wo er die Hand Lesters hielt und seinen Finger im Mund des anderen hatte. Tyson grinste vor sich hin und feierte innerlich. Kenny sah nur etwas verwirrt zu allen, besonders zu dem sich hinter der verkehrt herum haltenden Zeitung versteckenden Lester, der so tat, als würde er etwas furchtbar spannendes lesen. Nun waren es nur noch 4 Stunden und etwa 45 Minuten, bis sie Florida erreichen würden. Etwa in 5000 Metern Höhe befand sich das Quartett, welches gerade zu Mittag gegessen hatte und sich nun einem sanften Nickerchen hingab. Sie waren noch etwa eineinhalb Stunden von Miami entfernt. Es war relativ ruhig, denn Lester und Kenny schliefen. Tyson war gerade wieder aufgewacht und Kai starrte schon die ganze Zeit durch die Gegend. Ein ungeübtes Auge würde sagen, er schaute aus dem Fenster, doch in Wirklichkeit fixierte er Lester, der sanft neben ihm schlummerte. Er fand es so süß, wie der Kleine neben ihm eingenickt war, die Zeitung fallen lies und mit dem Kopf auf Kais Schulter fiel. Kai hatte sachte, ohne den auf seiner Schulter ruhenden Kopf zu verlieren, die Zeitung wieder aufgeräumt und in den Stuhl vor Lester gesteckt. Nun betrachtete er wohlig sein Dornröschchen. Auch Tyson war neben seinen Beybladepartner aufgewacht, er besah sich den Schlafenden. Ein sanftes freundliches Lächeln zeigte sich in seinem Gesicht. Dies entging auch nicht Kai, der durch den aufwachenden und rumorenden Tyson auf ihn aufmerksam wurde. Er sah ihn schief an. „Was?“, flüsterte Tyson. „Sag bloss, es stört dich?“, er grinste. „Mich stört es nicht!“ Dabei tätschelte er sachte den Kopf von Kenny. “Was meinst du?“, fragte Kai Unverholen laut. “Pscht! Das weißt du doch sicher! Ich sag nur Lester!“ „Was hat er denn damit zu tun, ja? Also mach ihn nicht schlecht sonst...!“, der heißblütige Russe senkte nicht seine Stimme, bis Lester sich leicht bewegte und aufzuwachen schien. Doch der schlief weiter. „Sonst verpass ich dir eine Tracht Prügel ...!“ „Kai, Kai, beruhig dich doch!“, er musste aber dadurch, dass Kai sich wie eine Glucke vor ihre Kindern vor Lester stellte, nur noch mehr grinsen. „Mensch, das mein ich nicht sondern, ach wir klären das, wenn wir mal allein sind, sowas bespricht man nicht in einem Passagierflugzeug.“ Kai war verwirrt, was meinte Tyson? Wusste er es, war alles aus? Würde er es Lester sagen? Aber wenn ja, wieso nicht jetzt? Würden seine Pläne scheitern? Wieso wollte er in Ruhe mit ihm reden. Warum half er ihm immer so viel Kontakt mit Lester aufzubauen. Das mit dem Finger ablecken war ja seine Idee gewesen. Hatte das einen Grund? Viele Fragen strömten auf ihn ein. „Kai....“, seusselte Tyson wieder über Kennys Kopf hinweg. „Du musst ihn ein bisschen streicheln, wenn er das mag ...“, er deutete auf Kenny, der sich leicht in die kraulende Hand des Blauhaarigen schmiegte. „Dann hast du schon so gut wie grünes Licht!“ Und schon wieder, ein Tipp, von Tyson, der nicht nur immer in den letzten fast 5 Jahren täglich zu spät kam, von dem Tyson, der immer alles so gefühllos und tollpatschig anging und keine Ahnung hatte wie ROMANTISCH geschrieben wurde. Der Tyson hatte ihm gerade, ohne es zu verschlüsseln, was man sonst eigentlich in solch einer Situation gemacht hätte, ihm, Kai, den er anscheinend ja kaum leiden konnte, einen offensichtlichen romantischen Hinweis zur Liebe gegeben. Wenn man sich da nicht überfahren fühlen durfte, dann wusste Kai auch nicht mehr. Er sah Tyson total entgeistert an. Dieser nickte nur und deutete mit einer Kopfbewegung zu Kenny. Kai brauchte eine Weile, etwa eine halbe Stunde, bis er endlich, a) den Mut fand Lesters Haupthaar zu berühren, aber auch b) zu akzeptieren, dass Tyson ihm einen solchen Typ gegeben hatte, wenn er das jemanden erzählen würde, man würde ihn ins Irrenhaus stecken. Tyson legte derweil seinen Kopf auf den von Kenny, nahm sich eine Hand des Kleineren und drückte sie leicht. Kai streichelte sachte das Haar von seinem Lester, ein warmes Kribbeln lief durch seinen Bauch, er spürte richtig, wie es ihm selbst gefiel. Es war nicht so erregend, wie dass was Lester mit seinem Finger angestellt hatte, doch war das fast genauso schön wie das Händchenhalten. Das kribbeln breitete sich aus und er fühlte sich sehr wohl, sein Blick wurde weich und warm und richtete sich voll und ganz auf den Kopf und seiner Hand, die diesen sanft überflog. Er lies einige Haare sanft zwischen seine Finger gleiten, sie waren so schön, etwas weicher sogar als das Fell seiner Katze. Er liebte es. Leicht beugte er sich runter und roch daran, er musste es frisch gewaschen haben, es roch fein nach Seifenschaum, süß, ob es immer so roch, hmm vielleicht noch etwas verschwitzter. Na ja, seine Katze roch ja auch kaum. Der sonst so kühle Junge musste grinsen, solche Gedanken kamen ihm nicht oft. Er genoss es den warmen Kopf auf seinen Schultern zu tragen und sein Haar zu streicheln. Und wieder war fast eine Stunde vergangen. Bald würden sie auf dem Airport landen. Dann würde es zur Villa von Max’ Eltern gehen. Sicherlich wartete der Blondschopf schon auf die Vier, nein, eigentlich nur auf die Drei, denn von seinem Mitbringsel wusste Max ja nicht. Kai hatte die ganze Zeit den Kopf des anderen gestreichelt und nix anderes getan, dabei war seine Körperhaltung mehr als nur unangenehm, doch wurde es von dem schönen Gefühl der Liebe überdeckt. Langsam wachte alles wieder auf, bis auf die Beine, die bei den meisten noch eingeschlafen waren. Auch Tyson und Kenny erwachten. Kenny als erster, er bemerkte den Kopf an seinem und ein wohlbekanntes Schnarchen. Mit einem Lächeln sah er zu Tyson, als dieser ihn müde ansah und zurück lächelte, schaute Kenny weg und weckte den Rest. „Oh, wir sind bald da!“, rief er Lester wachte plötzlich auf und sah sich fragend um. Kai musste flink seine Hände wegziehen, damit Lester nichts bemerkte. Dieser blinzelte müde. “Wo bin ich?“ “Im Flieger nach Florida!“, sagte Kai sanft, er fand es süß, wie Lester ihn so verschlafen ansah. Am liebsten hätte er sich auf ihn geworfen und ge...kuschelt . „WAS! IN EINEM FLIEGER!“, Lester war noch nicht ganz da. Panisch wackelte er mit den Armen und schlug wild aus und traf doch glatt Kais Nase. Getroffen von der Hand seines Liebsten fing er an zu Bluten. „Volltreffer Lester!“, feierte Tyson. “Tyson!“, mahnte Kenny diesen und reichte Kai ein Taschentuch. Der angeschlagene Kai, das Taschentuch unter seine blutende Nase haltend, versuchte Lester zu beruhigen. Was auch nach einiger Zeit gelang, doch hatte Kai nun große blutige Flecken auf seinem Shirt. Er fragte sich ob jedes Treffen mit Lester zur Folge hatte, dass er sich irgendwie dreckig machte und sich somit vor Lester total zum Obst machte. Doch lies sich der halbe Russe nicht anmerken, dass es ihm peinlich war, nein, er überspielte es mit Ärger und nicht Ärger auf jeden, nein er konzentrierte es auf den lachenden Tyson und funkelte ihn wütend an. Das Flugzeugpersonal bereitete alle wieder auf das Landen vor. Kenny bestellte vorsichtshalber etwas zum Lutschen für Lester, wobei Kai eigentlich gehofft hatte, aber Lester war es zu peinlich, noch einmal seinen Finger anzubieten. Zum Glück hatte Kenny, Tyson den Mund verboten, weil der sonst etwas gesagt hätte, was Lester sonst hätte lutschen sollen. Langsam legte sich das Flugzeug in den Landeflug. Immer tiefer ging es, der Erdboden kam immer näher. Der Tag hatte sich in Nacht verwandelt, es war dunkel und der Airport von Miami leuchtete in voller Pracht. Selbst die Palmen waren angestrahlt. Es war ein klobiger Bau, viel Glass. Doch das war nicht wichtig, Kai sah etwas ängstlich und besorgt zu Lester, der mühsam an einem Bonbon lutschte, am liebsten hätte er seinen Finger in den Mund gesteckt, oder lieber den von Lester in seinen eigenen Mund. Lesters Hand suchte verängstigt etwas, wo sie sich festhalten konnte, bald fand er die Hand Kais und klammerte sich dort fest. Kai musste lächeln, er hatte sie sich von allein genommen, es machte ihn glücklich. Mit diesem sanften Gesichtausdruck sah er Lester an und ihm damit tief in die so wunderschönen blauen Augen. Lester sah etwas verängstigt zurück, doch versuchte er auch zu lächeln. Er erwiderte den Blick und versuchte sich dabei von der holprigen Landung abzulenken. Als das Flugzeug endlich festen Boden unter den Rädern hatte und stillstand, fing die Menge an zu klatschen, auch Kenny und Tyson. Lester und Kai wären sich am liebsten um den Hals gefallen, Kai, weil er einfach Lester am liebsten in den Arm genommen und geküsst hätte, Lester, weil er so unfassbar glücklich war, endlich wieder Boden unter den Füßen zu haben. Kapitel 7: Trouble in Florida -Die Villa meines besten Freundes- ---------------------------------------------------------------- Nun war es nur noch eine Tortur, bis sie endlich all ihre Sachen hatte, sich im Gemenge der Massen zurechtfanden und den Ausgang entdeckten, sie die Formalitäten einer Einreise nach Amerika erledigt und sich ein Taxi Richtung Miami Villenviertel genommen hatten, wo schon Max auf sie warten würde. Für Lester war es im Gegensatz zu den anderen ein Heiden Trubel. Noch nie hatte er sich durch so eine Menge kämpfen müssen, noch nie war er in Miami und noch nie war er so müde gewesen! Noch oft ging er verloren, noch so oft musste Kai ihn an der Hand packen, damit er nicht verschiff ging. Dazu kam noch, dass Lester furchtbar müde war. Er konnte es sich gar nicht erklären warum, hatte er im Flugzeug doch lange geschlafen. Als sie im Taxi waren, schlief er schon wieder, Kai musste ihn wecken, als der Fahrer hielt. „Hey, Lester!“, säuselte er fast in das Ohr des Anderen. „Aufwachen, wir sind da!“ Das erste was der verschlafene Lester sah, war das sanfte Lächeln eines sonst so gefühlskalten Jungen der blau-graues Haar auf dem Kopf trug und ihn sanft an der Wange streichelte. „Boa, der Kleine ist ja noch eine größere Schlafmütze als Kenny!“ „Tyson, hey!“, Kenny fühlte sich auf dem Schlips getreten. Doch konnte er ja kontern. „Wer schläft von uns mehr am Tag? Hä?!“, fragte er leicht provokativ. Kai rollte mit den Augen und half Lester aus dem Wagen. Es war eine schöne und noble Gegend. Die Häuser standen Zaun an Zaun, nur mit einem Abstand von Haus zu Zaun mit mehreren Metern. Das Haus vor dem sie hielten, war so groß, dass man unmöglich daran vorbei schauen konnte. Es war komplett weiß, zum Eingang führte eine breite Treppe und auf der obersten Stufe trugen zwei Säulen das Vordach. Wasserspeier waren an den Enden der Regenrinnen angebracht und die untersten Fenster waren fast so groß wie die Wand, es war fast wie eine flache gotische Kapelle gebaut, doch kam es halt immer noch als ein Wohnhaus vor. Lester war beeindruckt. Von der Eingangstür trabte ein blondhaariger, blauäugiger mit einem breiten Lächeln versehender Junge an, der sie mit einem derben amerikanischen Dialekt begrüßte. „Hey, Jungs! Hi! Wie geht’s euch?“ „Boa, weißt du, dass man deinen Slang voll raushört!“, bemerkte Tyson. “Ja, schon nach einer Woche!“, kicherte Kenny. “Was so schlimm schon? Ich red halt nur Englisch mit meiner Mum!“, verteidigte sich Max grinsend. „Los kommt rein und... wer ist das? Ist das nicht, ähm, wie war dein Name?“ Der Blondschopf kam auf Lester zu, dieser schaute nur verdutzt. „Ich bin...“ , da schnitt Kai ihm sein Wort ab. “Max, das ist Lester, ich habe ihn eingeladen, das macht dir doch nichts aus?“, fragte er mit einer recht kalten Stimme. „Nein, nein! Dann kommt mal, Rai wartet schon auf euch. Mensch der hat euch vermisst, das sag ich euch.“, immer breiter schien das Grinsen des anderen zu werden. Die drei fingen an sich in ein Gespräch zu verhädern. Lester und Kai, wobei Kai wieder die Sachen Lester’s trug, gingen hinter ihnen. Vertrauensvoll wandte sich Lester an Kai. „Wer ist Rai?“ „Ach, nur noch einer aus unserem Team?“ „Ah, euer Team, mit den Kreiseln!“, Lester musste anfangen zu lachen. Kai, dem die klare Stimme und dieses weiche klirrende Lachen ja eigentlich gefiel, dem aber der Anlass doch unpassend erschien, legte sachte eine Hand auf den Mund des anderen. Dieser sah ihn sofort verwundert an. “Hör mal, lass mal bitte das Lachen, auch wenn du es lustig findest, aber für alle hier Anwesenden ist das Sport. Lach lieber nicht so darüber, ich will nicht, dass sie schlecht über dich denken.“, das sagte Kai so voller Liebe und Fürsorglichkeit, dass sich Lester wirklich etwas schlecht dabei fühlte, dass er gelacht hatte. Etwas traurig sah er ihn an, wie ein kleines Kind, dass verbotener Weise einen Keks aus der Dose genommen hatte. Er entschuldigte sich und ging ohne einen Mucks mit den Anderen in das riesige Haus. Auch von Innen war es pompös. Doch eher in einem postmodernem Stil. Hier und da ein Gemälde, öfters ein Schrank, aber ansonsten recht moderne Türen aus einem edlen Holz. “Wir gehen ins Wohnzimmer, die Taschen bringen wir später hoch, ich wette Rai will euch erstmal sehen, er ist auch erst seit einer Stunde hier!“ Das nun fünfköpfige Gespann rauschte Richtung Wohnzimmer, was sich quasie am Ende des Ganges, vorbei an zwei parallel gestellten Wendeltreppen, befand und abgetrennt war mit riesigen Türflügeln aus Mahragonie. Doch ließen sie sich erstaunlich leicht öffnen. Nicht nur weil alle bis auf Kenny und Lester absolute Muskeltypen waren, die meist nur trainierten, nein, die Türen und Scharniere waren für leichtes öffnen geschaffen. Das Wohnzimmer war in einem Beige gehalten, zart und angenehm. Von der Tür aus konnte man direkt raus sehen, denn auch auf dieser Seite waren die Fenster groß gehalten. Das Zimmer war halb so groß wie ein Saal und mit den feinsten Dingen ausgestattet. Einem Kamin aus Backstein, einfach gehalten, davor ein normaler Teppich mit zwei Sesseln. Ein paar Meter daneben die Fernsehcouch an der Wand davor ein kleiner Tisch und vor den riesigen Fenstern ein Meter mal einen halben Meter hohen Flachbildschirmfernseher. Zwischen den beiden Fenstern war ein Durchgang nach draußen, wie der Haupteingang, und davor stand ein großer Tisch, mit edlen Holzstühlen und stoffüberzogenen Sitzflächen. Am anderen Ende des Raumes reihten sich die Regale mit Büchern und einer weiteren kleinen Sitzecke und Stehlampen für den Bedarf an Licht. In einem dieser Sessel, ein Ohrensessel aus rotem Stoff, saß ein langschwarzhaariger Junge mit einem Buch in der Hand, der sich umdrehte und begeistert in einem etwas schrillen Ton „KAI!“ rief, und sofort auf denjenigen stürmte. „Kai, toll! Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen oder?“, sagte der Schwarzhaarige. Die Anderen sahen belustig zu den Beiden. Kai sah furchtbar mürrisch aus, als der andere ihn ungeniert umarmte. Lester sah nur verblüfft zu den beiden. Das hätte er nicht erwartet, kannte er Kai doch den anderen gegenüber eher distanziert und abweisend. „Ja.“, bemerkte er tonlos zu der Frage. „Rai!“, murrte Kai und schob den anderen weg. „Tyson, Kenny, ja euch hab ich auch ewig nicht mehr gesehen!“; herzig umarmte er die anderen Beiden, aber bei weiten nicht so leidenschaftlich. Dann sah sich der lächelnde Chinese den Letzten der Truppe an, Lester. „Wer ist das?“ „Das ist Lester!“ Kai wandte sich damit von Rai ab und legte einen Arm um Lester. Dieser sah nur verwirrt auf den Arm. Der Braunhaarige war zu müde, als das er was dagegen sagen konnte. Doch einen Schritt nach vorn, dem Arm entfernend, konnte er gehen. “Ja, mein Name ist Lester, Kai hat mich eingeladen.“ Und als wollte er sicher gehen, dass er den Richtigen meinte, zeigte er mit gestreckten Fingern auf Kai. Dieser grinste kaum merkbar, er sah Rai, der nicht wie die Anderen nur verdattert, sondern schon fast entsetzt guckte. Kai wusste als einziger mit Gewissheit, dass Rai etwas von ihm wollte. Er erinnerte sich, dass nach einem Wettkampf gegen den schwarzhaarigen Jungen, er doch ziemlich angeschlagen war, der andere zu ihm kam und ihn aufbauen wollte. Dabei beichtete er ihm seine Liebe und versuchte ihn rum zu bekommen. Damals war er aber noch recht grob, so schlug er ihn von sich und sagte nur, er solle das hier vergessen. Heute, wo er glaubte solche Gefühle für seinen Lester zu empfinden, würde er sicher etwas sanfter mit ihm umspringen. Aber nicht zu sanft, dass der andere dachte, er hätte Chancen. „Achso?“, fragte Rai. Er war etwas entsetzt. Tyson und Kenny gähnten müde. „Ähm, Max, hättest du was dagegen, wenn wir uns hinlegen könnten, der Jetlag. Du verstehst?“, fragte Tyson. „Du hast doch geschlafen!“, murrte Kai. „Ja, aber schaut euch Kenny an, der hat 3 Stunden durchgeschlafen und er gähnt wie ein Hund! Und ich will das schon mal mit den Zimmern klären. Max, wie hast du es eigentlich gedacht?“ Ungläubig musterte Rai noch Lester, dieser stützte sich, davon ungekümmert, müde an einem Sessel. Ihm war es egal, wo er schlafen konnte. Ihm war schwummrig. Doch wollte er es keinen sagen. Kenny sah gespannt zu Max, was keiner wusste, insgeheim wünschte er sich, mit Tyson in ein gemeinsames Zimmer zu kommen und zwar allein. „Na ja, wir haben genug Platz. Für jeden ein Zimmer, dachte ich.“, Max stockte, als er die enttäuschten Gesichter von Tyson und Kenny sah. Die beiden schauten sich an. Dann schauten sie scheu weg und Tyson pfiff vor sich her. „Macht es doch einfach, wie ihr wollt, oder? Ich zeig euch die Zimmer!“, versuchte Max zu überspielen. Alle nickten. Rai überlegte sich schon, aus welchem Grund er Kai in ein Zimmer mit sich bekommen würde. Doch grübelte er auch noch über den Neuen, wer war er, wieso war er mit gekommen und warum hatte Kai ihn eingeladen, einen Fremden! Die Truppe lief los. Das Haus war so riesig, wie es aussah. Lester schleifte sich hinterher. „Lester, soll ich dich tragen?“, fragte Kai etwas besorgt. Rai murrte, Kai hätte ihn so was nie gefragt und wenn er auf dem Zahnfleisch gelaufen wäre, am liebsten hätte er gefragt, ob Kai ihn tragen könnte, aber nach der Abfuhr vor einem Jahr, wusste er, das Kai ihn gnadenlos abweisen würde. Er musste es geschickt angehen. „Nein schon gut, es geht noch!“, lächelte er müde. Dass Kai ihm das anbot, fand er nett, aber auch irgendwie anzüglich. Für ihn war dies sehr Intim, getragen zu werden. Tyson unterhielt sich mit Max. Die beiden besten Freunde hatten ihren Spaß über die Ereignisse während des Fluges zu reden. Kenny gab ab und zu ebenfalls einen Kommentar ab. „Sag mal, wo ist deine Mutter Max?“, fragte Kenny, der bis jetzt die Herrin des Hauses noch nicht entdecken konnte. „Ach, Mum und Dad sind in Urlaub gefahren. Mum zeigt ihm die Vereinigten Staaten. Das findet er natürlich super toll!“, grinste Max. „Bekommen wir das auch?“, fragte Tyson nur so aus Spaß. „Ja, wenn du es bezahlst, Ty!“, harkte sich Rai ein. „Von deinem Geld gern, oder spendest du mir was Rai? Kai brauch ich ja erst gar nicht fragen, dem sitzt die Brieftasche so eng, wie seine Hose!“, scherzte der Blauhaarige und umarmte Rai mit einem Arm und grinste wie ein Affe. Kenny schüttelte nur den Kopf. „Was soll das heißen!“, fragte Kai mit einem ärgerlichen Ton. „Er ist nicht geizig!“, meldete sich Lester. Der daraufhin von allen unerwartet angestarrt wurde. Alle sahen ungläubig zu den doch so schweigsamen Jungen, der auf einmal Partei ergriff und zu Kais Freude seine Partei. Das freute ihn sehr, was er auch zeigte und neue stumme Bewunderung erntete, denn Kai lächelte. Vor allen, nicht nur vor Lester. Lester sah ihn matt lächelnd an, er kannte Kai ja auch mit einem Lächeln im Gesicht. Rai hätte sich am liebsten in den Hintern gebissen. Kai lächelte selten und noch nie hatte er so für einen von ihnen gelächelt. Vielleicht für alle zusammen, oder ein höhnisches Lächeln, aber kein so liebes und freudiges für einen. Dazu war es noch so ein Neuling, ein Unbekannter. Das passte dem Chinesen gar nicht. Max räusperte sich. Sie waren am ersten Zimmer angekommen. „Also, das dachte ich für Tyson!“ Er öffnete die Tür. Es war ein schönes Zimmer, weiß, groß mit weißen Schränken, die sich farblich von den Wänden unterschieden, da sie etwas dunkler waren. In der Mitte war ein großes Himmelbett, in einem hellen Beige. Dahinter ein weiteres großes Fenster. „Boa, ist das hell!“, bemerkte Tyson. Der sich symbolisch die Hände vor den Augen hielt. Lester wurde etwas munterer und musterte das Zimmer. „Ja, sehr schick, das sieht aber teuer aus.“ Und er zeigte auf einen Spiegel, der in der Wand eingelassen war. “Ach, geht schon!“, sagte Max etwas verlegen zu Lester. Lester schaute sich weiter um. Die Schränke waren Leer. “Eigentlich ist das ein Zimmer fürs Personal, aber die meisten haben Urlaub und ich finde es schick und ich wusste ja nicht, dass ihr wirklich nicht jeder ein Zimmer haben wollt, deswegen. Aber wir können auch noch weiter schauen! Ich würde dann auch noch eine Liege holen.“, sagte Max. „Wenn es nach mir geht brauchen wir keine Liege... .“, sagte Tyson unverständlich das Max und Rai nachharken wollten, doch Kenny unterbrach sie mit einem Satz. Er klang ziemlich aufgeregt und wollte ganz offensichtlich von Tyson ablenken. Kai und Lester hörten eh nicht zu. Kai zeigte Lester einige Besonderheiten des Zimmers, die er schon entdeckt hatte und der andere noch nicht. „Ähm, also ja, hol dann bitte eine, also ähm, ich finde das Zimmer toll! Ich bleib hier!“, Kenny war ziemlich laut und lies demonstrativ die Koffer fallen. „Ok!“, sagte Max resigniert. Er fand, dass sich alle sehr eigenartig verhielten und es ärgerte ihn, dass er nicht eingeweiht wurde. „Kai! Kai!“, sagte Rai aufgeregt. Der Angesprochene drehte sich langsam mit dem Kopf zu Rai. Kai hatte gerade einen Arm über die linke Schulter Lesters gelegt, um auf ein schönes Muster des Schrankes zu zeigen. Dementsprechend böse wegen der Störung sah er Rai an. „Ja?! Was hast du?“ „Äh, also... Ich find das auch voll schick!“, sagte Rai, der von der Stimme Kais wieder einmal eingeschüchtert wurde. Auch Lester erschrak über diesen barschen Ton, doch Kai sah ihn gleich wieder lieb an und beruhigte ihn so. Tyson kümmerte sich derweilen um die Koffer von sich und Kenny, er schaffte die restlichen Sachen ins Zimmer und verstaute sie. Einmal packte er auch schelmisch den braunhaarigen Brillenträger. Der dann auf einmal ziemlich rot anlief. Max stand inmitten des weißen Zimmers und sah dem Schauspiel zu, es war der erste Tag an dem die ehemaligen Bladebrakers und ein Fremder wieder zusammen waren und es herrschte ein Chaos, was er noch nie vorhergesehen hatte. Fast glaubte er sich in einer schlechten Seifenoper, denn die Zeichen waren ziemlich deutlich, doch wollte er es nicht recht glauben und versuchte es zu verdrängen. “Wollen wir nicht weiter? Tyson, Kenny, ihr könnt euch ja dann ins Bett legen...., aber den Rest verarzte ich erstmal oder?“ „Ok!“, trällerte Tyson. Doch Kenny wandte dann schnell ein. „Und was ist mit der Liege?!“ Tyson schluckte unmerklich und sah den Kleineren an. Max zog eine Augenbraue hoch. Lester lief zur Tür und Rai versuchte sich zwischen Kai und Lester zu drängen, zwar mit Samthandschuhen, aber dennoch versuchte er es, zur Missgunst des Halbrussen. „Ähm, ja, bekommst du, ich sag gleich bescheid. Aber packt doch schon mal aus! Kommt, Jungs!“, Max lief an Lester vorbei und hielt den anderen die Tür auf. Als die 4 den Raum verließen, war dort eine schweigsame Stimmung. So ruhig, man konnte die Ruhe wie dicken Käse zerschneiden. „Wartet bitte, ich kümmre mich nur kurz um die Liege!“, damit verschwand Max in den unendlichen Weiten des Hauses. „Findet ihr nicht, dass sich Tyson und Kenny sonderbar verhalten?“, durchbrach Rai die Stille. Er lehnte an der Wand und sah zu Lester und Kai. Kai stand im Flur und sah hauptsächlich zu Lester, der sich auf seinen Koffer gesetzt hatte, den führte er die ganze Zeit Gassi. „Ich weiß nicht, sind die denn nicht immer so...?“, fragte Lester unschuldig und gähnte. Kai lächelte innerlich, Lester sah süß aus, wenn er gähnte. „Nein, also, gut Kenny ist schon immer tollpatschig gewesen und auch Tyson ist nicht gerade ein Genie und na ja, auch gesprächig ist er schon immer. Doch diese Atmosphäre, zwischen den Beiden, die hatte ich anders in Erinnerung.“, sagte er überlegt und musterte eingehend Lester. Rai verstand nicht, was Kai an ihm fand. „Ach, das kommt dir nur so vor, du hast sie lang nicht mehr gesehen, die sind schon ziemlich lange so!“, sagte Kai nur so nebenbei. „Achso, wenn ihr das sagt!“, sagte Lester und schaute zwischen Rai und Kai hin und her, er fühlte sich unter ihren Blicken leicht bedrängt. „Woher kennt ihr euch eigentlich? Erzähl mal Kai!“, forderte Rai. Er musste ja wissen, wer sein Feind war um die begehrte Trophäe. „Wieso willst du das wissen?“, Kai war ziemlich misstrauisch und ihre erste Begegnung war ja nicht besonders toll für ihn. „Er ist neu auf die Schule gekommen, wenn es dich so brennend interessiert.“ Lester fand dass Kai ziemlich schroff war. „Sei doch nicht so schroff, ihr seit doch Freunde oder?“, er sah ihn etwas verärgert an. „Na ja, mich interessiert es halt nur...“, sagte Rai mit einer gespielten Betroffenheit. Einerseits freute es ihn Kai zu sehen, wie er merklich erschreckt über diese Rüge den Jüngeren ansah. Doch schlimmer war es, dass Kai sich ja eindeutig das zu Herzen nahm, was der andere sagte und Rai wusste, das machte er nur bei Personen, die er sehr mochte. „Also, weißt du, wenn es dich so brennend interessiert, dass erste Mal war an einem Café in der Nähe des Parks.“ Lester musste lächeln. „Frauen haben ihn überfallen und dann waren sie voll scharf auf ihn und ich hab sie dann vertrieben, die Horden von Frauen, dann hat er...“ Lester erzählte penibel genau über die ersten Stunden ihres Kennenlernens. Leider ließ er auch nicht die kleinsten Details über Kais Malheurs aus. Kai biss sich auf die Lippen, er wollte nicht das Rai diese Peinlichkeiten erfuhr und er wusste genau, das musste er sich alles noch mal antun, wenn Max, Tyson und Kenny das alles auch wissen wollten. Aber eins mussten sie ja nicht noch mal erzählen, denn das zweite Treffen im Café hatten ja Kenny, Tyson und Max miterlebt. Das regte ihn wieder auf und mit einem wütenden Schnaufer sagte er. „Könnten wir über etwas anderes reden bitte?“ Rai nickte nur. “Ja, ok!“, lächelte Lester, was Kai beruhigte, fast weg schmelzen lies, auch wenn er noch etwas wütend war. Doch bevor noch mehr erfragt werden konnte, kam Max mit einer Liege an. „So, gleich geht’s weiter! Ist der Kleine schon eingeschlafen?“, er zwinkerte zu Lester. “Nein, Max!“, antworte Kai für Lester. Max stellte die Liege ab und klopfte an der Tür. „Die Liege ist da!“, dann wandte er sich zu dem Rest: „Dann kommt mal mit!“ So machten sich die letzten drei Gäste mit ihren Taschen auf die Suche nach dem passenden Zimmer durch das Haus von Max. Sie mussten nicht weit den in blau gehaltenen Gang entlang gehen. Denn schon gegen über, an der nächsten Tür, war das besagte Zimmer. In den Gängen hingen überall Bilder, meist Fotos von Max und seinen Eltern in Vergnügungsparks, bei Feiern oder diverse Familienfotos, aber auch einige Kunstgemälde und hier und da eine Vase waren im Gang vorhanden. “Boa, der Gang ist aber riesig!“, bemerkte Lester, fast wehleidig. “Das waren doch keine drei Meter!“, sagte Rai mosernd. “Er ist halt etwas müde, Lester ist zum ersten Mal geflogen, das ist alles doch noch so neu für ihn!“; sagte Kai vorwurfsvoll und legte schützend einen Arm um Lester. Diesem war das egal, er sah nur die Tür. Er wollte in ein Bett und alles andere war ihm gleich. Max sah immer noch prüfend in die Runde. Immer noch nicht verstand er was hier geschah. „Na ja, also...!“, er öffnete die Tür. „Das wäre dann das nächste Zimmer, Kai, ich dachte du würdest hier reinwollen, es ist groß, ihr könnt da alle beide rein.“ „Und ich?“, fragte Rai rasch. “Ich hab noch ein Zimmer oder du schläfst mit bei mir. Lester, du könntest auch in ein eigenes Zimmer, wenn du magst.“ Lester sah mit halbgeschlossenen Augen zu Max. „Mir ist es Schnuppe, aber mir wäre es schon recht, hier in einem fremden Haus nicht allein zu sein.... Wenn es dich nicht stört!“, dabei wandte er sich zu Kai. Man merkte wie erschöpft er war und das er am liebsten in ein Bett fallen würde. Kai musste wieder kurz und verschlagen lächeln. Der Kleinere überraschte ihn schon wieder, das war furchtbar süß. “Wird schon gehen Max!“ Rai sah nur verärgert zu den anderen, er traute sich nicht etwas zu sagen, weil Kai ihn sonst sicher fertig machen würde. Es war für ihn nun glasklar, der andere war eine Bedrohung, er würde ihm Kai wegnehmen, wenn er nichts tun würde. Doch konnte er nicht einfach zu schlagen, er musste noch warten. So blieb er mit dem verärgerten Blick im Hintergrund. Max öffnete die Tür. Dann betraten sie das Zimmer, dieses war blau mit Wellen und Meeresmotiven bemalt. Es war wie im Zimmer von Tyson und Kenny, außer das es ein gutes Stück größer war, es Stand mehr Mobiliar darin und auch ein kleines Büro war in diesem Zimmer. Lester sah sich den Raum an. Er nickte nur Müde. „Also, wenn ihr erlaubt, mir ist das Zimmer recht und ich würde mich jetzt gerne hinlegen.“, so schleifte er energisch seine Koffer in das Zimmer. Dort platzierte er diese neben einem der Schränke, die neben der Tür standen. Nur unverhalten sah er sich um. Ihm gefiel das Bett, es war einfach und flach. Es war ein Ehebett und in Blau gehalten, der Holzrahmen war nicht verziert sondern glatt und die Maserung war gut zu erkennen. Die Bezüge ähnelten der Wand, sie waren ebenfalls mit Meermustern bestickt. Auf dem Bett lag eine Steppdecke. Lester fuhr über den Stoff. „Toll!“, sagte er beeindruckt. „Na ja, das ist das Zimmer für die Geschäftspartner, wenn mal einer zu besuch kommt. Die von meiner Mum!“, sagte Max erklärend. “Es scheint so, als würden wir das Zimmer nehmen!“, sagte Kai glücklich und stellte seine Koffer zu Lesters und nahm in dann in den Arm und drehte ihn zu den anderen zwei. Rai verdrehte nur die Augen. „Ach und wo soll ich schlafen?“, fragte er ziemlich genervt. „Oh, im Zimmer gegenüber! Ach ja, neben diesen Zimmer ist das Bad und daneben ist mein Zimmer wenn was ist. Es gibt auf dieser Etage noch ein Zimmer, das meiner Eltern. Ok, dann werden wir euch beide erstmal nicht stören, schlaft gut und meldet euch, wenn ihr ausgeschlafen habt!“ Damit nahm er Rais Arm und schleifte ihn aus dem Zimmer. Rai sah nicht besonders gehalten von dieser Aktion aus, doch hatte er keine Chance. Als die Tür endlich zuging, löste sich Lester von Kai. „Ähm, haben wir nicht vergessen, noch eine Liege zu holen? Na ja, ich weiß ja nicht... .“ Er konnte sich nicht ganz mit dem Gedanken anfreunden, dass er mit einem Anderen in einem Bett schlafen würde, das hatte er noch nie getan. Kai sah ihn nur etwas belustigt an. Ihm war schon klar, dass es kein getrenntes Bett gab. Er war ja schon einmal hier gewesen, gut er glaubte, er war nicht in diesen Zimmer gewesen, aber das war nicht relevant. Kai hatte absichtlich nicht nach einer Liege gefragt und war auch sehr froh, das Lester nicht daran dachte, doch wollte er ihn ja nicht drängen. „Wenn du willst, dann geh ich schnell und besorg uns eine!“, heuchelte er. „Aber wenn es dir nichts ausmacht, mir ist es egal!“ Lester sah ihn verwundert an. „Dir ist das egal, manchmal scheinst du echt komisch zu sein, irgendwie hab ich das Gefühl, dass du nur zu mir so nett bist, wäre es dir bei einem der Anderen auch egal?“, fragte er und musterte dabei genau sein Gegenüber. Jetzt kam es auf die richtigen Worte an, zwar wollte er es ihm nicht offen sagen, doch hatte er aus seiner allabendlichen Lektüre entnommen, dass sachte Hinweise immer gut waren und dem Anderen offen legten, ebenfalls Gefühle zu zeigen. „Na ja, ich hätte nichts dagegen mit den anderen ein Zimmer zu teilen, ich geb ja zu, ich kenne sie gut, vielleicht zu gut! Bei dir ist es für mich einfacher offen zu sein, weißt du?“ Er bedachte Lester mit einem sanften, liebevollen Blick, wobei der Andere nur verlegender wurde und kurz weg sah. „Sie haben schon ein festes Bild von mir, du nicht, du siehst mich so wie ich gerade bin und da hab ich das Gefühl, das es mich dir näher bringt. Deswegen denk ich, dass es nicht so schlimm ist, wenn wir in einem Bett schlafen!“ Natürlich dachte er auch an die Dinge, die sie im Bett tun könnten, die er auch nicht schlimm fand. Doch das wäre vielleicht zu viel Information. Obwohl er so verlegen war, da die Worte des anderen ihn sehr nahe gingen, weil er merkte, dass der andere ihm doch schon ziemlich mochte, lies er nicht die Tatsache außer acht, dass er zuvor noch nie so nah neben jemanden geschlafen hatte und es ihm doch Angst machte. „Ok, aber ich schnarche!“, sagte er nur knapp. Kai grinste, das war ihm egal. So stellten sie sich je auf eine Bettseite und zogen die Überdecke weg. Wie gleichzeitig schluckten beide. Für Lester war es eine Überwindung ins Bett zu steigen, weil er noch nie mit jemand anderem in einem Bett geschlafen hatte, für Kai war es eine Überwindung, weil er damit wieder einen Teil seines Schutzpanzers aus Eis hatte schmelzen lassen müssen. Doch langsam krochen sie unter die Decke. Für Lester war das Bett zu weich, Kai war es ziemlich egal, er schlief überall, wenn er wollte. Doch kamen ihm nun andere Gedanken, welche Lester betrafen, er war nervös. Noch nie hatte er solche Gefühle, bis jetzt war Lester der zweite Mensch, dem er seine Angst vorgetragen hatte, dass die anderen ihn schon abgestempelt hatten. Bis jetzt war Lester der Erste, bei dem Kai Gefühle empfand. Ihm war mulmig, auf einmal bemerkte er doch, dass die paar Wochen, wohl doch noch nicht ganz ausreichend waren, um nun mit den Tatsachen klar zu kommen, dass sie nebeneinander lagen und Lester sich gerade auszog. Denn Lester schlief eigentlich nur im Schlafanzug, also zog er sich Hose und Socken wie gewohnt aus. Aber Kai, der sonst nackt schlief, traute sich nun gar nicht, auch nur die Hose auszuziehen. „Schläfst du in voller Montur?“ Kai sah ihn an und sah zu wie die Beine von Lester, sie waren schlank und wohlgeformt, wieder unter die Decke huschten. „Ähm, weißt du, also, schlaf gut!“, er traute sich doch nicht zu sagen, dass er eigentlich ohne Sachen schlief. Lester glubschte ihn nur verunsichert und irritiert an. „Wie? Also, hör mal ich bin furchtbar müde, du verwirrst mich jetzt ziemlich, hab ich jetzt was Falsches gesagt?“ Damit merkte der Halbrusse wieder, dass er seinem kaltblütigen Teil freien Lauf gewehrt hatte. „Ach, nein, entschuldige, aber...“ Er drehte sich zu Lester. „Weißt du, das ist mir peinlich.“ Und wieder offenbarte er sich selbst, für ihn schon ein wahrer Rekord. Lesters Blick blieb weiter ratlos. „Weißt du, ich schlaf sonst nicht mit Sachen...“, lächelte er etwas verlegen. Zuerst ratterte es in Lesters Kopf. Es dauerte einen Moment, dann verstand er und wurde etwas rot um die Nase. „Ach, du meinst, na ja, also mir ist das egal. Ähm, versteh das nicht falsch, aber na ja, ich will ja nicht, dass du dich unwohl fühlst. Von mir aus schlaf so, wie es dir passt, mit oder ohne, auf mich, auf mich brauchst du keine Rücksicht nehmen. Du hast mich ja schon hierher eingeladen und das auf eigene Tasche!“, versuchte er das Lächeln zu erwidern, doch klappte das nicht so ganz. Es gefiel Kai, wie der Andere errötete, es sah so niedlich aus, wie er fand. Doch das der Andere schon wieder ansprach, dass er es nur machte, weil er ihm die Reise sponserte, machte ihn nicht nur etwas verlegen, sondern verärgerte ihn auch. Er wollte doch, dass der Andere merkte, dass er ihn nicht nur aus guter Laune mitnahm, sondern weil er ihn doch liebte. “Jetzt hör aber auf, ich hab dich doch nicht mitgenommen, nur damit du dich dafür die ganze Zeit bedankst. Ich fand halt, dass es schön wäre, wenn du mitkommen würdest und es dir auch gefallen würde. Also, das ist auch ein wenig Eigennutzen, glaub mir, hör auf dich immer zu bedanken.“ Kai musste leicht Schmunzeln, wenn der andere wüsste, wie eigennützig es doch war, so würde er wahrscheinlich im Boden versinken und mit dem nächsten Flieger nach Hause düsen. Doch hatte der erfahrene Sportler ja seine Pläne, ihn fit zu machen für seine Gefühle. Lester wurde darauf leicht verlegen und drehte sich auf die Seite und sah Kai an. „Entschuldige, aber ich bin dir halt dankbar, ich finde es hier nicht schlecht, jedenfalls, ach egal, ich bin müde, können wir jetzt schlafen?“, dabei machte er einen Dackelblick, bei dem selbst einem Dackel die Tränen gekommen wären. Zwar kamen Kai keine Tränen, doch halten die letzten Worte des Japaners ihm noch in den Ohren. Am liebsten hätte er laut ja gerufen und wäre auf ihn gestürzt, aber dann wäre der Andere sicher sauer auf ihn. Doch klangen die Worte so verführerisch. Abwesend nickte er nur. Dann zog er sich das Shirt, die Hose, die Socken und die Armbanduhr aus, nur die Boxer lies er an und kuschelte sich unter die Decke, natürlich mit dem Gesicht zu Lester und lächelte ihn an. „Schlaf gut!“ Sein Gegenüber sah dem nun so gut wie Entkleideten perplex an. Kai entging natürlich nicht, wie oft Lesters Blick an seinem Körper auf und ab wanderte, wie genau er ihn gemustert hatte und das bei dem Anblick Kais Entkleidung die Gesichtsfarbe ziemlich derb ins Rot ging. „Du auch!“, damit drehte sich Lester in die andere Richtung und zeigte Kai wortwörtlich die kalte Schulter. Er hatte bemerkt, wie verlegen ihm die nackte Haut des anderen machte und schämte sich für seine Reaktion. Kai schmunzelte nur und schloss seine Augen. Auf einmal merkte er, wie müde er doch durch den langen Flug und den Strapazen der Anreise geworden war. Mit dem Wissen, dass Lester neben ihm schlief, konnte er sich wahrlich entspannen. Er hörte das leise Atmen des Anderen und spürte, wie das Bett sich leicht neben ihm dellte, dort wo sein Angebeteter lag. So dauerte es nicht lange, dass beide einschliefen, es war vier Uhr Nachmittags in der Zeitzone Floridas und in dem Elternhaus Max’s schliefen seine Gäste. Nur Max war noch auf den Beinen, er konnte und wollte noch nicht schlafen. Er schaffte noch etwas Ordnung und vertrieb sich die Zeit, bis es Abend wurde und er sich auch zur Ruhe legen konnte. Morgen früh würden sich alle wahrscheinlich an die Zeit hier in Miami gewöhnt haben. Doch waren es noch über acht Stunden bis dahin. Doch auch diese verstrichen und es fing an sich im Haus zu regen. Die müden Japaner krochen langsam aus den Betten. Die ersten waren Max, Kenny und Tyson. Tyson wurde aber nicht gerade auf freiwilliger Basis zum aufstehen gebracht, denn Kenny hatte ihn im wahrsten Sinne aus dem Bett geschmissen. Der Blonde war schon aus der Dusche raus und tapste in sein Zimmer, als er zu sah wie sich die Tür der Beiden öffnete und sie heimlich heraus krochen. Tyson klatschte Kenny verspielt auf den Hintern, dieser lachte nur verlegen. Max erschrak etwas, er versteckte sich hinter seiner Tür und sah den beiden zu. Das Treiben der Zwei verwunderte ihn schon ziemlich, wie sie kichernd ins Bad rannten und Tyson Kenny einfing und ihn einen Kuss auf die Wange verpasste. Verschreckt zog sich Max in sein Zimmer zurück. Ihn verwunderte, dass die Zwei so offen und herzlich miteinander umgingen. Er hörte wie im Nebenzimmer die Dusche anging, er versuchte die Bilder über die derzeitigen Aktivitäten seiner beiden Freunde unter dem Wasserstrahl zu verdrängen, er wollte nicht daran denken, das war ihm zu viel Information. Ihn wunderte auch, dass beide ihn nicht bemerkt hatten, wahrscheinlich hatten sie gerade andere Gedanken und waren mit anderen Dingen beschäftigt, aber dies gehörte auch zu den Dingen, die Max nicht wissen wollte. Auch im Zimmer von Rai regte es sich, der Chinese wurde langsam wach und starrte mürrisch an die Decke. Ein Seufzen entflog ihm. Mit schlechter Laune musste er daran denken, dass dieser Fremde, Lester, nun gerade bei Kai lag und nicht er, was ihn ziemlich aufregte. Da musste er sich doch etwas einfallen lassen, denn er wollte immer noch Kai für sich in Besitz nehmen. Obwohl überall ein leises Rascheln durchs Haus zu gingen schien, blieb es im Zimmer von Kai und Lester weiterhin ruhig. Lester war in der Zwischenzeit Kai wesentlich näher gekommen, denn sie lagen dicht zusammen, Rücken an Rücken waren sie in ihre Decken gekuschelt und schlummerten den Schlaf der Gerechten. Von nun an hatte Kai nur noch 13 Tage, um Lester zu verführen, in seinen Träumen war dies schon lange Realität. In diesem liebkoste ihn sein Schatz und er konnte ihn frei und hemmungslos lieben. Da hatte keiner der beiden Angst sich ihre nackten Leiber zu zeigen und es war Lester auch nicht unangenehm, mehr mit diesen zu tun. Aber wie in jedem Traum, gilt der Satz, wenn es am schönsten ist, soll man aufhören, auch wenn es nicht freiwillig ist. Denn Lesters Träume waren mit mehr Aktionen beschrieben, was in seinen Körperbewegungen Ausdruck fand, die ganze Nacht hatte er sich schon stärk im Bett gewälzt und kleine Tritte und Hiebe verteilt, von denen Kai aber noch verschont blieb. Doch nun hatte Lester seinen Gegner soweit, dass er zum finalen Schlag ansetzen konnte, der nicht nur seinen Gegner, sondern auch den unmittelbar neben sich liegenden schlafenden und nichts ahnenden Kai aus dem Bett kickte. Nachdem es einen mittelschweren Rumms gab, drehte sich Lester wieder nach seinem gekonnten Schlag zur anderen Seite um und schlief seelenruhig weiter. Nur Kai war aus seinen Träumen gerissen und lag wieder einmal am Boden. Zum Glück war im schmalen Gang zwischen Bett und Wand kein Nachtisch, sondern es lag nur seine Kleidung dazwischen, so dass er geradewegs vom Bett rollen konnte und mit dem ganzen Körper unten aufkam. So waren nur blaue Flecken als Kollektoralschäden zu erkennen. Kai öffnete etwas schmerzlich, verwundert über seine Position und nicht besonders erfreut nicht mehr im Bett zu liegen, die Augen. Er richtete sich, indem er sich am Bett und an der Wand abstützte, auf und sah sich erstmal um. Er wusste zwar wo er war, doch wusste er nicht warum er auf dem Boden saß. Seine leicht verquollenen Augen wanderten über das Bett und erblickten den schlafenden Lester. Kai fand, dass er furchtbar süß aussah, wie er vollkommen wirr, halbkuschelnd, in der Decke verknotet, mit geöffnetem Mund da lag. Es entlockte dem Morgenmuffel sogar das erste kleine Lächeln des Tages. Streckend und dehnend stand er schließlich auf, mit einem ernüchternden Seufzer begrüßte er den Tag. Mit einem schleifenden Gang ging er zum Fenster und öffnete die Vorhänge, damit das Licht der Miami-Sonne ins Zimmer scheinen konnte, dann setzte er sich erstmal aufs Bett. Sanft streichelte er den noch Schlafenden. Nachdem er sich etwas eingerenkt hatte holte er sich seinen Koffer, sammelte seine Sachen auf und nahm sich frische Wäsche heraus. Er wollte jetzt ins Bad, wehe es war nicht frei! Leise schlich er sich aus dem Zimmer, bepackt mit Duschsachen. Dann sah er sich im Gang um, es gab nur das Licht der Lampen, was den Flur erhellte, er mochte diesen nicht, es war zu viel Kitsch hier drin, er hasste Kitsch. Mürrisch ging er ins Bad, vor einer Dusche war er zu nichts zu gebrauchen. Auch Max kam aus seinem Zimmer, mit dem Entschluss nicht auf das Gesehene weiter einzugehen, nicht viel zu Fragen und seine Freunde so zu akzeptieren, wie sie waren. Er bemerkte Kai, der Richtung Bad stapfte. „Versuch es nicht, es ist besetzt!“, lächelte er schief. Er wollte nicht erwähnen, dass Tyson und Kenny zusammen im Bad waren und sich wahrscheinlich gerade gegenseitig einseiften. „Ach, und wer ist da drin? Tyson? Rai?“, sagte er etwas verärgert, er wollte jetzt duschen. „Also, weißt du, ich, also, ich weiß nicht genau...“, er weichte dem Blick des Anderen aus und eierte ziemlich rum, was dem Halbrussen nicht entging. „Was brabbelst du denn da? Wer ist nun im Bad? Ach ist doch auch egal! Am besten ich schmeiß denjenigen raus!“, ging er nun endlich zur Badtür und klopfte laut an. „Wer da drin ist, hat sich jetzt sofort zu beeilen, ich will duschen!“, schrie er in das Zimmer. Aus dem Bad kam auf einmal eine Stille heraus. Nichts schien sich zu regen, Tyson und Kenny starrten sich nur erschrocken an. Der Blauschopf antworte etwas nervös: „Ähm, es dauert noch ein bisschen!“ Diese Antwort passte Kai gar nicht. „ICH will jetzt rein!“, schrie er die Tür an. Tyson konnte es gar nicht leiden, wie Kai ihn wieder rumkommandierte gerade jetzt. „Nein, es geht gerade nicht Herr Ich – drängle – mich – überall – vor!“ „Kai, wir haben unten auch noch ein Bad, lass sie doch! Du kannst dich auch unten duschen.“, brachte er dem grauhaarigen aufgeregten Jungen bei. Dieser war zwar nicht ganz angetan davon, aber er nickte “Na gut!“, wütend und mit einem verfluchenden Blick zur Tür trat er den Weg ins kleinere Bad an, wo er sich endlich reinigen konnte. Max war nur heilfroh der Peinlichkeit entgangen zu sein, Kais Gesichtsausdruck zu sehen, wenn Tyson mit Kenny aus dem Bad spaziert wäre. Erleichtert atmete er auf. “Ich werde dann mal Frühstück machen, ist Lester auch schon wach?“, fragte er. „Nein, er schläft noch, ich weiß nicht wann er aufsteht, wenn ich fertig bin, schau ich nach ihm!“, sagte Kai knapp und ging um die Treppe zum kleineren Bad. Max ging, nachdem er am Treppensatz Kai die Richtung gezeigt hatte wo das Bad war, in die Küche, um dort mit dem Frühstück anzufangen. Eine gute halbe Stunde später war Kai wieder in seinem Zimmer. Max war noch damit beschäftigt das Frühstück zu vollenden, Tyson und Kenny waren wieder in ihrem Zimmer verschwunden und Rai hatte das Bad erobert. Lester lag noch im Bett. Er lag auf der Seite und hatte das Gesicht im Kissen vergraben. Kai zog sich fertig an. Langsam wurde Lester munter. Mit einem verschlafenen Blick schaute er gegen die Schränke an der Wand und fragte sich, wo er noch mal war. Langsam schlichen seine Erinnerungen wieder in seinen Kopf und er wusste es. Den Schlaf aus den Augen reibend, richtete er sich auf und sah sich im Zimmer um. Der Blick fiel von den Schränken, über die Wand, von der Tür zum Schreibtisch über das Regal zu den Fenstern, der Balkontür und zu dem Mann der sich gerade ein weißes Hemd über den nackten leicht gebräunten und athletischen Rücken zog. Kai bemerkte, dass sein Hase aus seinen Träumen entstiegen war und ihn nun ansah. Er drehte sich sitzend um und sah den anderen an, während er sein Hemd zuknöpfte. Kai lächelte und Lester wurde rot, als er Zeuge wurde, wie Kai seinen gut gebauten Oberkörper bedeckte. Mit der Zeit bemerkte er die farbigen Senkrechtstreifen des Hemdes und dass sie nur schwerlich einen Blick auf die feine Haut zuließ, die sich über die wohlgeformten Muskeln des Sportlers zog. Mit einem freundlichen Kopfschütteln streichelte der Angestarrte dem vor ihm Sitzenden durch die, durch den Schlaf sehr zerzausten und zerstrubbelten, Haare. Es war wie ein Bild eines Kinderfilmes, wo der Vater den jungen Balg durch das Haar fuhr, um das verwunderte Gesicht zu ermutigen und zu beruhigen. Lesters Reaktion blieb einfältig und einfach. „Morgen!“ „Guten Morgen Lester, hast du gut geschlafen?“, fragte er mit einem weichen Lächeln. „Gut, danke.“ antwortete dieser kurz und knapp. Dann stand Kai auf. „Du solltest dich duschen gehen, es gibt sicher gleich Frühstück!“ “Wie? Ist es denn schon so spät? Gott, ok, dann steh ich lieber auf und hüpf unters kalte Wasser!“ lächelte Lester und sprang aus dem Bett. Dann wuselte er zu seinem Koffer und nahm seine Waschsachen heraus. „Wo war noch mal das Bad?“ „Das Bad zeig ich dir! Komm!“ mit diesen Worten ging Kai schon zur Tür und machte sie auf und führte den heraneilenden Lester durch diese, legte dabei eine Hand auf den Rücken des Anderen, etwas unterhalb der Schulterblätter. „Also... .“ In diesen Moment kam Rai aus dem Bad und sah Kai und Lester. Natürlich bemerkte er auch, dass Kai seine Hand vertrauensvoll auf Lesters Rücken liegen hatte. Den Konkurrenten funkelte er mit einem wütenden Blick an. Rai trug nur ein Handtuch und das lange, noch feuchte Haar hing über seine rechte Schulter und klebte an seinem Körper. Er war, wie die anderen Blader auch, recht gut durchtrainiert, aber er hatte feinere und zartere Muskelstränge als Kai, im ganzen Bild wirkte er schmaler und zierlicher, die langen Haare verstärkten diesen Eindruck nur noch. „Guten Morgen!“ begrüßte er beide scharf und verschwand dann in seinem Zimmer. „Hast du gesehen wo er rausgekommen ist, gleich hier die nächste Tür, da ist das Bad!“ erklärte Kai Lester. Dieser nickte nur und marschierte dann los. Bevor er durch die Tür ging, drehte er sich noch mal zu Kai um und winkte noch mal, eigentlich überflüssiger Weise. Der Halbrusse lehnte noch an der Tür und freute sich innerlich wahnsinnig, dass Lester so reagiert hatte, deswegen ging er glücklich wieder ins Zimmer, um dort dann das Bett zu machen. Rai hatte derweilen alles aus seinem Zimmer durch einen Türspalt mit angesehen und mit einem eifersüchtigen ‚Pf- Ton den Gruß des anderen an Kai kommentiert. Es dauerte aber nicht lange, da lief Max durch die zweite Etage und rief zum morgendlichen gemeinsamen Essen. Tyson, der schon ziemlichen Kohldampf hatte, stürmte als erster heraus, Kenny folgte ihm auch gleich, der lachend Scherze machte über Tysons Appetit. Rai folgte Max, nachdem dieser an dessen Zimmertür geklopft hatte. „Ich warte nur auf Lester! Sonst verläuft er sich noch...“, sagte Kai, als die anderen die Treppe runter liefen, mit dem Versuch mürrisch dabei zu klingen. Doch schien er nicht mehr in der Lage zu sein, die anderen in seinen Absichten zu täuschen, selbst Max nickte nur gelangweilt. Zwar glaubte er nicht wirklich, dass Kai, der kühle, coole, männliche Miesepeter wirklich auf einen Jungen stand, aber hatte er heute für seinen Geschmack schon zu viel erfahren und wunderte sich langsam nicht mehr über die Möglichkeit, die er in Betracht zog. Lester kam auch bald, unter den Arm klemmten sein Handtuch und seine Waschutensilien. Verwundert sah er Kai an, weil er dachte, dass dieser schon unten beim Frühstücken sei. Schnell brachte der braunhaarige Junge sein Zeugs rein. Er war nur leicht bekleidet, trug er ja nur eine Unterhose und ein weiteres Handtuch über die Schultern. Kai sah sich erstmal satt, an dieser Erscheinung, er hätte nie gedacht, den anderen so leicht bekleidet zu sehen und schon schoss die Röte in sein Gesicht und auch andere Symptome machten sich bemerkbar. Leicht schielte er in das Zimmer, dort wo sich Lester gerade eine Jeans anzog. Kai blinzelte ungläubig, als er zu dem Gesäß schaute, welches ihm entgegen gestreckt wurde. Viele schmutzige Fantasien erklimmten seine Gedanken bei diesem Anblick. Doch schüttelte der errötete Halbrusse seinen Kopf, um seine Gedanken wieder frei zu machen. „Lester, wir sollten uns beeilen, ich glaub, die haben schon mit frühstücken angefangen, also komm!“ sagte er mit etwas Nachdruck. „Ja, bin schon fertig! Wir können gehen!“, Lester hatte sich noch ein braunes Shirt übergeworfen und sich etwas die Haare gekämmt, schon stand er bereit um Kai zu folgen. Das Frühstück war im Wohnzimmer auf dem Tisch vorbereitet und stand zum Verzehr bereit. Tyson, Max, Kenny und Rai saßen schon an dem Holztisch und langten kräftig zu. Sie drehten sich nur kurz um, um die beiden Hereintappsenden mit je einem Morgengruß an den Tisch zu laden. Max hatte, mit Hilfe von Kenny und Tyson, ein prachtvolles Essen auf den Tisch gezaubert, es gab alles, Frühstückseier und Speck, Marmelade, Wurst, Käse, Schokoladencreme, Sirup, Cornflakes, Kaffee, Milch, Tee, Brot, Brötchen, Toast und sogar Croissants. Mit fast leuchtenden Augen sah sich Lester das Menü an. Er war es nicht gewohnt, dergleichen Dinge in dieser Hülle und Fülle zu bekommen und Croissants waren eh etwas sehr exquisites in Japan. Mit funkelndem Blick setzte er sich an die Längsseite des Tisches und bemerkte nicht, wie sich Kai neben ihn setzte und ihn fragte, was er ihm zuerst geben sollte. Rai saß am Tischende, Max ihm gegenüber, auf der anderen Seite waren Kenny und Tyson, welche schon wieder eifrig am turteln waren und eigentlich hofften, nicht bemerkt zu werden und ab und zu zur Seite schielten. Max und Rai versuchten sie zu ignorieren, doch bekamen sie mit, wie auch der Rest, wie Tyson Kenny mit Erdbeerkonfitüre fütterte und Kenny dem anderen mit roten Wangen ein Brötchen aufschnitt und noch so einiges mehr. Kai, der nur etwas wortkarg da saß und es ebenfalls ertrug, fragte sich, wie sich die beiden bei 4 paar Augen so ungestört fühlen konnten und ein kleines Stimmchen im Hinterkopf sprach sogar Neid aus. Doch versuchte er sein Verlangen, das Selbe auch mit Lester zu tun, mit seiner mürrischen Art zu unterdrücken. Max war der Erste, der versuchte, ein Gesprächsthema zu beginnen, als alle am Tisch saßen. „Und wie habt ihr geschlafen, quasi die erste Nacht?“, er lächelte unsicher, da Kenny bei dem Klang seiner Stimme etwas aufzuckte, als habe er eben erst bemerkt, dass noch jemand anderes im Raum ist. Die Blicke der Mannschaft wandten sich zum Blonden, auch Lester sah hoch, aber nebenbei griff er schon zu einem Croissant. Dann folgte der obligatorische Versuch eine Sprachreinfolge durch das gegenseitige Ansehen zu manifestieren, was nach wenigen Sekunden feststand, da Kai den schärfsten Blick von allen hatte, fast so scharf, dass er damit die Butter hätte schneiden können. „Ich hab ganz gut geschlafen.“, sagte der Halbrusse beiläufig und schmierte sich Margarine auf sein Brot. „Es war schon bequem, aber ich war nicht besonders Müde.“ Das er von Lester aus dem Bett geschmissen wurde und nicht die romantischste Kuschelnacht seines Lebens hatte, lies er lieber aus. Den Knacks seines Selbstwertgefühles wollte er um keinen Fall preisgeben. „Ja, echt himmlisch dieses Bett und groß! Ich hab geschlafen wie auf Wolken, na ja, im Vergleich zu meiner steinharten Matratze kein Wunder!“, Lester biss von seinem Croissant ab. „Und die Decke war toll, was ist das für ein Stoff?“ Alle sahen etwas verwundert zu dem auf einmal gesprächigen Lester. Dessen Stimme so hell und munter Klang, als würde er wie selbstverständlich bei seinen Eltern zu Hause sein oder bei seinen Großeltern. Kai, der diesen fröhlichen Plauderton nur selten gehört hatte, sah ihn fragend an. Wieso hatte er so eine harte Matratze, er hatte sich vorgestellt, dass der Kleinere auf einem weichen Einmannbett schlief. Rai, der den Anderen nur in der müden und wortkargen Fassung kannte, war erschrocken, das er reden konnte und dann auch noch so ein Interesse zeigte. Auch fand er es unverschämt, dass der andere so eine Schwatzlaune hatte. Kenny, Max und Tyson, die alle drei den anderen nur aus ein, zwei Begegnungen kannten, wo sich der Geigenspieler etwas schüchtern gegeben hatte, waren erstaunt und teils auch etwas froh, dass der andere bereit war mit ihnen zu reden. Besonders Max schien erfreut, da er endlich einen Gesprächspartner hatte. Denn Rai war in letzter Zeit nicht gut gelaunt, Kenny und Tyson waren eher mit sich selbst beschäftigt und Kai tat immer mundfaul, auch wenn alle Anwesenden wussten, vielleicht mit Ausnahme von Lester, dass Kai ein recht schlauer und gewiefter Redner war. Doch oft bekam das nur Tyson zu spüren, der die schlechte Laune des anderen ausbaden musste. „Und das Bad, super, ich hab noch nie so eine riesige Wanne gesehen!“, Lester gestikulierte den Umriss der Wanne. „Die ist ja so cool und die Dusche, ach, meine Dusche ist dagegen ein Witz!“ Langsam aber bemerkte er, dass die Anderen ihn verdutzt anschauten und er hörte auf seinem Wortfluss ungehindert freien lauf zulassen. „Hab ich etwas falsches gesagt?“, er sah in die Runde. Seine Hände lagen flach auf dem Tisch, die Augen leicht geweitet, unsicher wanderten die Pupillen von einem zum anderen Gesicht, welche er nicht verstand, bis er sich dann zu Kai, seinem letzten Strohalm durchgearbeitet hatte. Doch dieser sah ihn nur verliebt an, womit er auch nicht viel anfangen konnte. Leicht zog er die linke Augenbraue hoch und versuchte erneut mit den anderen Kontakt aufzunehmen, in der Hoffnung, dass sich ihre Starre bald löste. Bevor er die Runde wieder beendet hatte, klopfte Kai ihm auf die Schulter und umarmte ihn mit seinem Arm. „Ach, was!“, er lächelte kurz. „Nur dein Thema war jetzt etwas neben der Spur, find ich!“ „Na ja, aber wenn ihm das gefällt, find ich das doch OK.“, versuchte Max einzusteigen. „Er hat ja auch recht, in der Dusche ist genug Platz für zwei!“, meinte Tyson. „Ja, dass habt ihr beiden doch schon ausprobiert!“, bemerkte Rai mit scharfer Zunge. Tyson und Kenny wurden auf einen Schlag ganz rot. Max sah etwas erschrocken zu Rai, so direkt war er doch sonst auch nicht, das war eher Kais Art. Kai war etwas genervt, er hatte sich ein ruhiges und entspanntes Frühstück gewünscht. Doch spürte er deutlich, wie Rai schlechte Laune hatte. Mit einem wütenden Blick in Richtung des jungen Chinesen schnitt er sein Brötchen auf, Lester war im Gegensatz dazu etwas verschüchtert über diese Meinung des Anderen. Es wurde wieder ruhig am Tisch, man hörte Messer kratzen, Krümel knacken und die Kaumuskeln der Anwesenden arbeiten. Rai war derjenige, der wieder das Wort ergriff. Aber war seine Laune noch immer nicht besser als zuvor. „Was? Habe ich nicht den Nagel auf den Kopf getroffen?“ Max entging, genauso wenig wie den Anderen, die gereizte Art des Schwarzhaarigen. „Hey, sollte das eine Anspielung sein?“, fragte Tyson, der etwas näher zu Kenny rückte. Dieser jedoch rutschte etwas weg. Tyson sah ihn nur verwundert an. Rai grinste nur fies. „Ja, das war eine Anspielung, ich könnte es noch direkter sagen... .“ “Rai! Wir wollten in Ruhe frühstücken!“ warf Max ein. “Ach!“ Gerade wollte Rai eine bösartigen Gegenantwort einbringen, aber ein grauhaariger Junge knurrte mürrisch auf. Dies hatte ein unangenehmes Zucken der Anwesenden zur Folge, welche etwas verschreckt zu ihm sahen. Kai drehte sich zu Lester, welcher noch immer mehr als verschüchtert sein Brötchen aß. „Mach dir nichts aus Rai!“, seine Stimme war ruhig und freundlich, „Er ist nur schlecht gelaunt, weiß der Himmel warum. Du hast absolut Recht, das Bad ist wirklich groß. Rai, hör auf, auf dem Idioten und Kenny rumzuhacken. Diese Anspielungen interessieren mich nicht und sie passen auch nicht zum Frühstück!“, er drehte den Kopf zu Rai und sah ihn wütend an. Der Chinese war verärgert. Erst fiel ihm Max ins Wort, Tyson und Kenny schienen mit einander etwas am Wickel zu haben und sein eigener Schwarm nahm einen Anderen vor ihm in Schutz, nein nicht nur er, sondern alle seine Freunde nahmen diesen Neuling in Schutz. Das war einfach zu viel für ihn. Er schlug die Hände flach auf den Tisch, dann stand Rai auf, funkelte alle Anwesenden an und entfernte sich etwas vom Tisch. Jedoch wollte er die Gesellschaft nicht ohne folgende Worte verlassen: „Ich geh besser, damit die feinen Herren bei ihrem ach so guten Frühstück nicht mehr gestört werden!“ Damit stampfte er aus dem Wohnzimmer. Kapitel 8: Planungsfreiheit --------------------------- Lester der sich die Schuld dafür gab, wollte gerade aufstehen. Kai hielt den Jüngeren mit sanftem Druck fest und drückte ihn wieder auf den Stuhl. „Ess du ruhig weiter, der braucht mal gerade seine fünf Minuten. Das wird schon wieder.“, er lächelte ihn an. Dabei sah er, dass Lester einige Krümel am Mundwinkel hatte. Am liebsten hätte er diese selbst weggemacht. „Keine Sorge, was Kai sagt stimmt. Rai ist ziemlich...“, Max suchte nach den passenden Worten. „Eingeschnappt?“, wandte Tyson ein. Max lächelte darauf nur unsicher. Irgendwie hatte Tyson damit Recht. So verlief das Frühstück ohne weitere Zwischenfälle seitens Anspielungen oder Kommentaren, warum sich der Brillenträger so vom exzentrischen Blauschopf fern hielt. Alle am Tisch aßen gemütlich ihre Brötchen, der eine oder andere beendete die erste Mahlzeit des Tages auch mit ein paar Cornflakes und Milch, als sie dann alle gesättigt waren, fingen die ersten an, den Tisch zu räumen. Max machte da den Anfang und Kenny folgte seinem Beispiel. Tyson blieb wie üblich faul sitzen, Kai schien auch nicht besonders erpicht darauf zu sein aufzustehen. Nur Lester, der zusah wie der Gastgeber und Kenny den Tisch leerten, dachte sich, dass er helfen könnte. So kam es, dass die Drei anfingen klar Schiff zu machen. Kenny wandte sich zu Max und versuchte nur so laut zu sprechen, damit nur der Halbamerikaner es verstand. „Weißt du was Rai hat? Warum ist er denn so bissig gewesen?“ „Da bin ich echt überfragt!“ „Ist er denn oft so?“, fragte Lester in die Runde, wobei er sich die verwunderten Blicke von Kenny und Max einfing. Fragend sah er zwischen den beiden hin und her. „Eigentlich nicht, er ist sonst immer sehr höflich, zuvorkommend und nett. Nur manchmal hat er auch halt seine kleinen Macken die er zeigt.“ “Das sind nicht nur kleine Macken, sondern riesiger Aussetzer!“, murrte Kai. Die Drei waren also doch nicht leise genug gewesen. “Da hat unser Miesepeter Nummer eins leider Recht! Wenn Rai mal ne Laus über die Leber läuft, dann kann der Itzig werden wie eine Frau.“, brachte Tyson ein. „ Ich erinnere mich noch an das eine Mal, wo es um das Match mit dem braungebrannten Typen ging. Wo die Jury meinte, dass er die Haare kürzen müsste, wegen den neuen Sicherheitsbestimmungen! Das war ein Theater!“ Max und Kenny erinnerten sich gut, auch Kai schien sich dunkel dieses rum gekasper von Rai ins Gedächtnis rufen zu können, sie nickten, nur Lester stand da und wusste nicht, was die anderen meinten. „Also soll ich mich nicht entschuldigen gehen? Weil es scheint mir meine Schuld gewesen zu sein!“ Kenny schmiss Tyson einem Putzlappen entgegen, das war das Signal dafür, dass er den Tisch abwischen sollte. Kai stand auf. “Nein! Soll diese Zicke sich doch erst mal abreagieren! Es ist nicht deine Schuld Lester.“, er klang streng und ebenso sah er den Braunhaarigen an. „Er soll sich nicht so haben, nur weil irgendwas nicht nach seiner Nase verläuft!“ „Und da dacht ich immer, Kai wäre der Miesepeter, wenn es nicht nach seinen Willen geht!“, bemerkte Tyson, der gerade an der Spüle stand und den Lappen auswusch. Prompt bekam er von Max mit dem Geschirrtuch eine über den Latz. Kai sah Max nur einigermaßen Dankbar an. Als das gröbste schon erledigt war, Kai sich in Richtung gemütliche Sessel begeben hatte, dabei Lester mitschleifte, Kenny abtrocknete, Max alles wegräumte und Tyson abwusch, stellten sich manch Einen in dem riesigen Wohn- und Küchenzimmer einige Fragen. „Warum muss ich abwaschen, wenn ihr einen Geschirrspüler habt Max?“ „Ist doch klar, damit wir Stromsparen und du beschäftigt bist!“ Tyson machte eine eher weniger erfreuliche Mimik und wusch weiter seine Teller. “Ähm, Max, hast du eigentlich schon etwas geplant, wegen den nächsten Wochen?“ „Öhm, nein Kenny, ich dachte das machen wir alle zusammen!“ „Ich glaub eher nicht, dass wir das alles zusammen planen werden.“, dabei deutete der kleine Braunschopf in Richtung obere Etage und Lester und Kai, welche beide gerade zusammen die Bücherregale durchforsteten. „Kai, glaubst du die hat, wie hieß er noch mal?“ „Max!“ “Die hat Max alle gelesen?“ “Frage ihn doch Selbst, wenn du das wissen möchtest. Ich weiß es nicht, aber die meisten Bücher hier würden mich gar nicht interessieren. Hier, ein Buch über Geschichte. Nicht wirklich mein Fall!“ „Ähm, ich kann nicht so gut Englisch...“, gab Lester leicht betreten zu. „Deswegen weiß ich auch nicht so recht, was hier so alles steht, kannst du gut Englisch Kai?“ Kai freute sich, nun hatte er etwas, womit er Lester beeindrucken konnte: „Na klar, ich kann auch super Russisch, willst du hören?“, der Halbrusse lächelte den Japaner an. Dieser Nickte nur. Auf der anderen Seite war das Abwaschteam immer noch mit dem Geschirr beschäftigt. “Hast du auch gerade meinen Namen gehört?“ “Ach was Max, das hast du dir eingebildet. Aber wann wollen wir das besprechen? Heute noch oder? Wäre doch besser, meinst du nicht auch, am besten wir machen das gleich nach dem Aufwasch oder?“ „Ja, bin ich auch der Meinung!“ „Und ihr beide wollt das wirklich alles alleine Planen?“ “Tyson, du kannst auch gerne mitmachen.“, schlug Max vor. „Ne, ne! Ihr macht das schon!“ Tyson war noch nie der Typ gewesen, der gern lange im Voraus etwas plante. Eigentlich plante er nie etwas. Eine Etage weiter oben schmollte in seinem Zimmer ein Chinese vor sich hin. Er war immer noch sauer, dass die anderen ihn so eiskalt abserviert hatten und seine Situation nicht erkennen wollten. Aber noch mehr ärgerte es ihn, dass dieser Lester sich so schamlos an seinen Kai ranmachte. Er musste sich nun wirklich etwas überlegen, wie er diese Motte Lester von seinem strahlenden Kai wegbekam. Gift war ja ausgeschlossen. Kenny und Max saßen nun am aufgeräumten Esstisch und Tyson stand am Terrassenfenster und sah Kai und Lester hinterher. Lester war beeindruckt. Nicht nur von der Größe des Anwesens, sondern auch von den im Garten vorhanden Blumen und Bäumen. Sie waren zu teil eigenartig geschnitten, aber nicht minder schön. Es war ein herrlicher Garten. Auf der gigantischen Terrasse war ein ebenso imposanter Swimmingpool eingelassen, mit Sprungbrett und einer kleinen Anlage für ein Sprudelbad. „Boa, das sieht ja toll aus! Der ist ja riesig!“, dabei betonte er das Riesig besonders lange. „Ich bin platt. Ich würde ja gern mal schwimmen gehen!“ „Kannst du doch! Hier haben wir doch alle Freiheit der Welt oder schämst du dich?“, Kai lächelte. Lester fand das nicht wirklich lustig und verzog das Gesicht, Kai war der Meinung, dass der andere leicht errötete. „Nein, warum sollte ich, nur weil ihr glaubt, alles Adonisse zu sein?“, er sah weck und machte ein missbilligendes Geräusch, wie „Pf.“. Kai lachte auf. „Adonisse! Wenn meinst du damit?“ “Euch, dich und deine Freunde von Sportlern!“ „Danke!“, grinste Kai und setzte sich ins Gras. Lester sah den anderen verwundert an, es standen doch auch Stühle hier rum, warum setzte sich der Blauhaarige in das Gras. Lester setzte sich auf einen der Stühle. Kai wollte schon wieder mit den Körperbau anfangen und fragen, wie er seinen fand und ob er fand, dass er wirklich ein Adonis sei. Jedoch Lester war schon beim nächsten Thema. „Die Landschaft ist wirklich herrlich.“, er seufzte. Er sah den Granitplattenweg nach, der in das Innere des Gartens führte. Besonders angetan war er von dem Apfelbaum, der noch in seinen Sichtfeld war. Er hatte schon Äpfel an den Ästen, bald war Herbst und das Obst müsste reif sein. „Der Garten ist so groß, man könnte wahrscheinlich ein Fußballfeld daraus machen!“ „Na so groß ist es auch wieder nicht! Da hinten hört es ja schon auf, hinter den Obstbäumen, bei den Rabatten. Dort ist es doch auch schon zu Ende. Aber für mich wäre das nichts, ich bin nicht der Freund von Gartenarbeiten. Was meinst du?“, er drehte den Kopf zu Lester und wartete auf die Antwort. “Ach so.“, Lester war verwundert. „Ich bin auch nicht so für viel Arbeit. Doch dich hätte ich nicht so Arbeitsscheu eingeschätzt, siehst doch so stark aus, dachte würdest so was gern machen!“ „Ich?“, er lachte, wurde dann aber bald wieder ruhig und sah Lester wieder ernster an. „Ich bin doch auch nur ein Mensch. So Gartenarbeit ist nicht mein Fall, da mach ich lieber was anderes! Wie kochen oder so.“, er schüttelte sich noch etwas vor Lachen. „Und hast du auch Durst? Ich hol mir jetzt erst mal einen Saft.“ Kai war schon aufgestanden und zur Glastür gegangen, als auch Lester sich erhob. „Ja, gern. Aber ich geh auch rein, ich bin so viel warme Sonne nicht gewohnt. Hier ist es ziemlich heiß.“ Kai hielt ihm die Tür auf. Tyson faulenzte in einem Sessel und starrte auf Kenny. „Hey Kai. Wollen wir eine Runde Bleyden?“ Tyson sah hoffnungsvoll zu Kai. Irgendwie sah man Tyson die Langeweile an. Kai ignorierte Tyson und lief zum Kühlschrank. Kenny und Max saßen noch am Tisch, der Tisch war voll belegt mit Papier und Proschüren. Sie stritten halblaut über die Wochenziele und die Verteilung. „Ich finde das wird zu viel!“, warf Kenny ein. „Ach was, ihr seid kein zweites Mal hier, ihr wollt doch was sehen, Amerika ist riesig!“ „Ja, aber wir können doch noch mal herkommen und ich will nicht wie eine Tourigruppe ausschauen und jeden Tag durch die Straßen hetzen, ich will mich erholen und es mir gut gehen lassen!“, wandte Kenny ein. „Tyson, du bist doch meiner Meinung oder?“, Kenny sah dabei nicht auf, sein Tonfall war auch wie nebensächlich. “Ja, wieder Tyson. Ich weiß ja, er ist auf deiner Seite. Das ist ja klar. Komm schon!“, Max verschränkte die Arme. Lester, der etwas schüchtern am Terrassenausgang stand, hörte dem Treiben zu und sah zu Kai, der unbekümmert am Kühlschrank stand. Er winkte Lester zu. Tyson hatte zwischendurch einmal aufgeschaut, doch sich nicht weiter dazu geäußert, wahrscheinlich wurde er von Kenny so oft gefragt, dass er jetzt nur mit der Hand winken konnte. „Lester!“, der angesprochene erschrak. „Was wäre dir lieber, viel erleben oder eher Erholung?“, Max sah zu Lester, der sich schon auf den Weg zum Kühlschrank machte. Kai sah nun mehr interessiert auf den Tisch zu dem Proschüren, Kenny versuchte Kai daran zu hindern etwas vom Tisch zu nehmen. Alles schien eine knifflige und chaotische Ordnung zu besitzen. „Ich weiß nicht, ähm, ich find nur, zu viel will ich auch nicht machen, will nach den zwei Wochen K.O. sein.“, nun war er am Kühlschrank und sah rein, die Auswahl war überwältigend. „Lester, ich hab dir einen Saft mit rausgenommen, hier!“, Kai gab ihm eine kleinere Flasche mit O-Saft. “Kai, glaubst du, dass wir immer was machen sollten?“, Lester sah zu Kai. Max und Kenny sahen gebannt zu Kai, selbst Tyson, der sich ein Buch genommen hatte aus Langeweile, sah interessiert zu dem Weltklassebleyder. „Also, na ja, ich mag es auch eher ruhiger, doch auch schön wenn was los ist. Ich richte mich nach dir Lester.“ Alle, bis auf Lester, hielten den Atem an, Kai richtete sich nach einem anderen. Max dachte gerade, wenn das Rai gehört hätte, nach dem Auftritt heute früh, wäre er jetzt sicher geplatzt. „Immer hängt alles an mir!“, mäkelte Lester und setzte sich an den Tisch. Tyson erhob sich. Er legte das Buch wieder in das Regal und ging zu Kai. “Lass uns trainieren!“ Kai sah zu Lester, der von Max schon tief in die Planung hineingezogen wurde und willigte zu. Die beiden Sportler machten sich auf, um in den Tiefen des Hauses zu trainieren. Der Halbrusse hätte Lester am liebsten mitgenommen, irgendwie vermisste er ihn, obwohl er noch gar nicht richtig aus der Sichtweite war. Lester hatte keinerlei solcher Gedanken, dazu hatte er keine Zeit. Die anderen beiden schütteten ihn mit Fragen zu, dass ihn bald der Kopf schwirrte. Rai war in all der Zeit immer noch in seinem Zimmer gewesen und grübelte über die sprichwörtliche Eliminierung von Lester. Doch hatte er noch keine konkreten Pläne. Er war nur sauer auf diesen kleinen Japaner, der sich an seinem Eigentum vergriff. Auch wenn er es ihm zu verdanken hatte. Dass er nun wusste, dass Kai auf Jungs stand, da dieser sich offensichtlich an Lester ranmachte. Zu seinem Glück mit wenig Erfolg. Doch warum war er da schon vor Jahren nicht auf sein Angebot eingegangen. Er verstand es nicht. Aber er würde Kai gewinnen! Rai entschied sich dafür, sich erst mal abzureagieren und ging ebenfalls zum Trainingsraum, welches im untersten Geschoss des Hauses war. Dort traf er auf seinen Schwarm Kai und Tyson. Die Zeit verstrich, aus dem Mittag ohne Essen wurde bald ein Abend bei knurrenden Mägen. Tyson war als Erster oben und beschwerte sich bei den drei Planern am Tisch, dass er nichts im Magen hatte, da war es noch nicht einmal drei Uhr. Doch als dann auch Kai und Rai, der es mied Lester anzuschauen, auch wenn es nur zufällig war, als Ausgleich erscheinend, weil Kai die Augen nicht mehr vom selbigen bekam und forderten auch etwas zu essen. Lester, der nebenbei versuchte Rai’s Aufmerksamkeit zu bekommen, versuchte auch sein Bedrängnis nach Essen Luft zu machen. Kenny und Max, die noch hitzig debattierten über die nächsten Tage, verspürten als Letzte den Hunger und waren auch vorher nicht dazu geneigt gewesen, das Thema weiter zu bearbeiten. Zum Glück aller sagte Max nun: „Ok, ich werde mal schauen, was ich euch bieten kann.“ Die drei Trainierten hatten einige blauen Flecken und Lester schien der einzige zu sein, denn es störte. Denn der Rest ignorierte es. „Was habt ihr gemacht? Habt ihr euch geprügelt?“ „Ja und du bist der nächste!“, zischte Rai und fing sich einen bösen Blick von Kai ein. „Na ja, wir haben trainiert und einiges besprochen und so, dass ist nichts schlimmes, passiert halt mal beim Training!“, meinte Tyson und versuchte Rais Antwort damit zu überspielen. Lester sah verwundert zu Tyson. Irgendwie kam er nicht mit. „Meint er das ernst?“, er deutete auf Rai. Dieser wollte schon zu einem lauten Ja ansetzen, aber überlegte sich es anders und erwiderte mit einem sanften: „Nein, das war nur ein kleiner Spaß.“ Ohne den Dunkelblonden anzusehen, setzte er sich an den Tisch. Lester wollte gerade zu Rai, da kam ihm Kai schon entgegen. „Und habt ihr was geplant?“ Der Violinist sah den Sportler fragend an, bevor ihm der Einfall kam, was der andere meinte. „Ähm, ich glaub schon, aber frag mich was leichteres, als die beiden geredet haben, hab ich nur Bahnhof verstanden. Konnte mich nur mit Ja und Nein artikulieren.“, er lächelte gepresst. “Aber ich glaube, sie wollte eh keine andere Antwort hören.“ „Kann ich mir gut vorstellen.“, Kai führte Lester wieder etwas weg von Rai’s Position. „Tyson, los, sitz nicht wieder faul herum, hilf uns lieber mal!“, Kenny dirigierte den blau haarigen Japaner zum Stapel mit den Broschüren. Ab und zu bekam er sogar eine Rüge, denn er sollte den Haufen so auf den Couchtisch versetzen, wie er auf dem Esstisch lag. Keine leichte Aufgabe, da der Couchtisch gerade mal halb so lang war wie der Esstisch. Max schibbelte Gemüse klein. Lester, der von Kai zum Sitzen überzeugt wurde, konnte gar nicht mit ansehen, wie Max allein dort saß. „Kai, wollen wir ihm nicht helfen?“ Kai konnte nun schlecht nein sagen, denn Lesters Blick, eine Mischung aus netter Unschuld und der Aussage: „Wenn du auch nur an nein denkst, darfst auf der Couch schlafen!“, machten es fast unmöglich. So stand er leise murrend auf und stellte sich mit an den Herd. Ebenso Lester. „Oh, danke Jungs. Na ja, ab morgen ist wieder Pierre da, der macht uns dann jeden Abend was.“, sagte Max mit leicht entschuldigenden Unterton. Rai sah alles von seinen Platz aus, seine Miene war hinter den Rücken Kais finster auf Lester gerichtet. Tyson und Kenny versuchten die Ordnung der Broschüren wieder herzustellen. Nach einer geschlagenen Stunde von Braten, Reis anmachen, Tisch decken und auftischen, saßen wieder alle am Tisch und machten sich bereit zum Essen. „Rai, wolltest du nicht noch etwas loswerden?“, fragte Tyson, als er sich gerade etwas von dem Reis nehmen wollte. Es gab japanischen Reis mit Bratgemüse und Sojasoße. Etwas ganz typisches, doch irgendwie kannte es Lester anders, das Gemüse war nicht so pappig und er hatte meist Fleisch zum Reis. Aber allen in Allen war es nicht schlecht. Für ihn war es ein fröhliches Zusammensein, was er seit Jahren nicht mehr hatte. Lester war glücklich. Teile der Tischgesellschaft auch, Kenny und Tyson, Max und Kai, nur Rai war es nicht. Hinter seinem einigermaßen deutlichen Lächeln werkelte er an seinem Racheplan gegenüber Lester. „Also, was habt ihr euch ausgedacht für die nächsten Tage?“, fragte Tyson mit vollem Mund. Kenny und Max sahen sich verschwörerisch an. „Wir haben schon die Wochen geplant.“, antwortete Kenny. „Ja, wir müssen nur hier und da noch etwas buchen, aber ansonsten sind wir fertig und für den Großteil müssen wir nicht extra irgendwelche Sachen vorbestellen.“ „Also, ich fang mal oder Max?“, dieser nickte nur zustimmend, „Zuerst fahren wir in die Stadt, sprich morgen. Dann dachten wir einen Ruhetag einzulegen, weil sonst hetzen wir ja nur.“ „Ja, und danach fahren wir ans Meer!“, sagte Max. „An das Meer? Wir haben doch hier einen Pool!“, wandte Tyson ein. „Am Meer ist es aber schöner!“, Kenny schüttelte, als er Tyson’s Einwand erwiderte, ungläubig den Kopf. „Eben. Und von Montag bis Mittwoch wollen wir nach Disneyland! Dafür legen wir alle zusammen, oder?“, Max wartete kurz auf die Reaktion der anderen, bis auf Lester, schüttelten alle bekräftigend mit dem Kopf. Er war etwas schüchtern. Kai besah ihn nur mit einem kurzen nachdenklichen Blick. „Super, also am Donnerstag bleiben wir dann entweder Daheim oder gehen nochmal an den Strand, müssen wir dann mal sehen.“ “Für Freitagabend haben wir uns gedacht, dass wir eine Abschiedsfeier machen, denn wir fahren ja Samstag gegen drei schon wieder. Also was haltet ihr davon?“, Kenny und Max sahen gespannt in die Runde. Ein grübeln erfasste den Rest am Tisch. Tyson war der Erste, der etwas dazu sagte: „Ich find es super!“ Kai nickte nur und Rai sagte mit einem leicht abwesenden Ton: „Ja, klingt nicht schlecht.“ Lester lächelte und nickte ebenfalls. Damit war das Abendessen so gut wie beendet, es gab noch eine kleinere Diskussion wegen den Details, die am Tisch geführt wurde. Dies schien Lester allerdings nicht zu interessieren. “Und habt ihr schon etwas in Aussicht, wo wir dann alles hingehen?“, fragte Tyson. “Nein, also so im Detail wegen morgen waren wir noch nicht...“, entschuldigte sich Max. Lester stand auf. „Ähm, ich würde schon mal hochgehen, ja?“, er klang immer noch recht unsicher. “Ja, geh doch!“, zischte Rai. „Nein, kannst ruhig gehen, musst dich doch nicht abmelden!“, lächelte Max, Rai ganz ignorierend und aufmunternd lächelnd. Als der recht ruhige Junge zur Treppe ging, viel Kai auf, dass dieser ziemlich geknickt aussah. Er machte sich gleich Sorgen und wollte ebenso gleich aufstehen und hinter her. Doch da wurde er vom wachsamen Rai aufgehalten. „Kai, was meinst du dazu?“ „Wozu?“, fragte Kai verwirrt, er hatte nicht aufgepasst. Und schon erklärte ihn Rai, worum es sich drehte. Lester ging in das gemeinsame Zimmer von ihn und Kai. Er machte sich Licht, denn es war schon dunkel geworden. Die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden und an dem schwachbewölkten Himmel sah man die ersten Sterne. In Gedanken versunken sah er zu dem Himmel auf. Ein schöner Himmel, fand er. Dann trat er zu seinem Koffer und kramte in den Sachen rum und suchte. Bald fand er das, was er suchte. Es war sein zweite Geldbörse, wo er etwas Geld versteckt hatte, was er als Urlaubsgeld gespart hatte. Er seufzte. In seinem anderen Portmonee hatte er noch 20 Dollar, die er von Yen hatte eingetauscht und hier, dass hatte er schon vor der Reise gemacht, hatte er hundert fünfzig Dollar drin. Wieder entwischte ihm ein Seufzer. Kai stand an der Tür. Schwer hatte er sich von Rai weggeschmuggelt, in dem er diesen ebenso auf ein Gespräch mit Tyson, Kenny und Max eingewickelt, wie er es mit ihm getan hatte. Tyson war wieder einmal hilfreich, denn er sah, wie gern Kai zu Lester gehen wollte. Doch war es dem Russen noch nicht klar, wie weit der andere wusste, was er für den Geigenspieler empfand. Jedenfalls war er nun an der Tür und sah den kramenden und leicht deprimiert schauenden Jungen an. “Was ist denn los?“, besorgt trat er zu Lester. Erschrocken sah dieser hoch. „Kai!“, er sammelte seine Sachen zusammen, „Was, was machst du hier?“, fragte er immer noch leicht erschrocken. “Ich sehe nach dir, du sahst so niedergeschlagen aus, als du gegangen bist. Ist etwas nicht in Ordnung?“ Lester schob die Sachen mit dem Portmonee in den Koffer. „Hm, also...“, er sah Kai nicht an. „Ich hab, na ja, da so ein paar Probleme...“ „Und welche?“, Kai setzte sich auf das Bett, so dass er seitlich zu Lester saß. Lester sah verkniffen auf seinen Koffer und überlegte, wie er es sagen sollte. Kai kniete sich nun neben den anderen und legte eine Hand beruhigend auf seine Schulter. Ihm dämmerte, was los war. Als Lester nicht mit der Sprache rausrückte, kam ihn Kai entgegen. “Ich hab dich hierher eingeladen, das heißt, dass ich dich hier auf alles einlade, wenn du etwas willst, dann brauchst du es nur sagen, ich besorg es dir!“; er lächelte den kleineren an. Dieser blinzelte erst ungläubig und sah verdutzt zu Kai. Dieser Genoss natürlich diese Situation, die Hand auf dem Körper des anderen, brachte seine Haut zum Kribbeln. Am liebsten hätte er ihn an sich rann gezogen und ihm gesagt, was er für ihn empfand. “Nein!“; das schüttelte Kai aus seinen Traum. „Ich kann das nicht annehmen, das ist doch alles viel zu teuer, du hast mir schon die Tickets für die Reise spendiert, da kann ich doch nicht noch so was annehmen. Außerdem, etwas Geld hab ich ja noch, so ist es ja nicht, ich muss halt nur ein wenig mich zusammen reißen und sehen wie viel ich brauch!“, er lächelte. Kai schüttelte sanft den Kopf. Er sah sich um und bemerkte den Koffer mit der Geige. „Ich hab einen Vorschlag, du spielst jetzt für mich auf der Geige, so vielleicht eine halbe Stunde und damit ist deine Schuld beglichen!“, am liebsten hätte er seinen anderen Gedanken in die Tat umgesetzt, doch wäre das sicherlich schief gegangen. Lester sah ihn nur verwundert an. „Ist das dein Ernst?“ Kai nickte. „Dir ist aber klar, dass ich seit Jahren spiele und ich mehrere Stunden spielen kann und ich eine Stunde meist pro Tag allein Übe ...Und da soll ich einmal eine halbe Stunde lang spielen?“ „Ja!“ Lester schüttelte den Kopf. “Was denn?“ „Das kann nicht dein Ernst sein! Ich mach dir ein Gegenvorschlag, ich spiel jeden Abend für dich und du finanzierst mir alles.“, Lester sah sein Gegenüber ernst an. “Ok, aber mein Vorschlag!“ Lester schüttelte mit dem Kopf. “Ja oder nein?“, fragte er strickt. „Ja, klar, ich würde mich freuen!“ „Dann ist es abgemacht!“, der braunhaarige Junge griff nach dem Koffer mit dem Instrument darin, „Und ich fange gleich an!“ Kai musste grinsen. „Ist damit dein Gewissen beruhigt?“ „Ja.“, sagte er knapp und setzte seine Geige an. Schon einen Moment später erklangen die Töne die er dem geformten Holz entlockte im Zimmer und breiteten sich wie ein Schleier über das Haus aus. Da es recht ruhig war und unten nur Karten gespielt wurde, konnte man die sanften Noten der Geige hören. Es war ein ruhiges, sanftes aber auch leicht schwermütiges Lied, was Lester gewählt hatte und Kai hatte den Eindruck, dass es noch nicht alles war, was Lester ihn zu beichten hatte. Um ein Unterbrechen zu vermeiden, blieb er schweigsam und genoss die Klänge die er hörte. Mit verschränkten Armen lehnte er sich gegen das Bett und schloss die Augen und fing an zu Träumen. Er träumte von ihn und Lester, wie sie beide auf einer Wiese lagen und sich gegen seitig streichelten. Lester wog den Arm mit dem Bogen über die Saiten der Geige. Die Musik durchfloss ihn wie das Blut in seinen Adern. Er kostete jede einzelne Note aus, wie ein Gourmet einen exzellenten Wein auskostete. Für ihn war die Musik seines Instrumentes wie warme Milch mit Honig, ein Balsam für die Seele, befreiend und beflügelnd, aber ebenso anstrengend, noch gut konnte er sich an die harte Zeit erinnern, als er es erlernte, das Geigenspielen. Seine Mutter brachte es ihn bei. Sie war eine strenge Lehrerin, aber eine großartige Mutter und ihr Haar roch immer nach dem Shampoo, was sie benutzte. Rai wunderte sich, was oder wer da spielte. „Was ist das?“ Kenny hörte auf und bemerkte das Spielen. „Eine Geige!“ „Aber wer spielt da?“ “Ich denk mal der kleine..., ähm, Lester!“, meinte Tyson. „Der kann Geige spielen?“, Max lies einen anerkennenden Pfiff los. Rai sah nur nasenrümpfen nach oben. Lester musizierte weiter. Bis Kai ihm die Haare zerzauste und aufstand. “Danke, du spielst wirklich toll. So ich geh nochmal runter, kommst du mit?“ „Nein, danke, ich werde schon mal ins Bett gehen, es ist ja schon spät und na ja, ich will morgen bei Kräften sein, wenn wir losziehen!“, er lächelte Kai an. Dieser nickte nur und ging raus. Als er das Zimmer verlassen hatte, spielte Lester weiter, diesmal klang es dumpf und traurig. Kai kehrte nicht zurück, obwohl das Lied sehr traurig klang, wollte er Lester nun nicht stören. Ihm war klar, dass der kleiner einen Moment für sich brauchte. Der blauhaarige Halbrusse gesellte sich zu seinen Kameraden, um noch etwas Karten zu spielen. „Ach deswegen hast du den Straßenmusikanten mitgebracht!“, sagte Rai mit recht abwertender Stimme. „Nein, weil...!“, auf einmal sahen die anderen zu Kai auf, der gerade erklären wollte, warum er Lester unbedingt dabei haben wollte. „Also, er ist ein netter Kerl und ein Freund von mir und ich mag es nicht, Rai, wenn du so herablassend von ihm sprichst!“ „Ha, wir wollten uns hier als Team treffen und nicht als Asyllager...“, murrte Rai. „Rai, jetzt hör auf!“, warf Max ein, er sah, dass Kai die Faust ballte und sicher gleich sich auf Rai stürzen würde. “Ich geh ins Bett!“, sagte Kai mit einem bissigen Unterton. Als er an Rai vorbeilief, machte dieser ein beleidigtes Gesicht und sah zur Seite in die entgegengesetzte Richtung. „Was habt ihr denn in letzter Zeit?“, fragte Tyson verwundert. „Ihr habt euch nur in den Haaren!“ „Wieso, schon wieder? Tyson, was verschweigst du uns?“, Kenny sah seinen Nachbarn musternd an. “Ähm, naja, beim Training hatten sie sich auch schon gekabbelt!“ Rai sagte nichts, als Tyson anfing den kleinen Kampf zwischen ihn und Kai zu erzählen. Er hatte keine Lust, jetzt darüber zu reden. “Rai?“, fragte Max verwirrt, als dieser nun auch aufstand. “Ich geh schlafen, Nacht!“, und so verschwand er. Da saßen die Drei am Tisch mit ihrem Kartenspiel. Sie sahen sich irritiert an und fragten sich heimlich, was das alles zu bedeuten hatte. Damit trat die Nacht auf den Plan und der Rest der Bleydbrakers ging auch bald Schlafen. Es war ein sonniger und recht warmer Tag, wärmer als der Tag zuvor und als es sich Lester gedacht hatte, denn in Max Haus war es angenehm kühl gewesen, so hatte er sich viel zu warm angezogen und nun den Pulli um den Bauch gewickelt. “Ich hab dir doch gesagt, du sollst keinen mitnehmen!“, Kai klang belehrend. “Unser kleiner Sonnenschein musste sich ja drüber hinwegsetzen, was ihm die Leute mit Erfahrung sagen!“; Rai klang genervt. „Ach, Mensch, es sah so kühl aus!“, wandte Lester ein. “Ja, das ist typisch für diese Jahreszeit, das liegt daran ...“ „Ach Max, verschon uns mit diesen Details!“, Tyson schüttelte mit dem Kopf. „Der Kleine ist echt Putzig, mal sehen wie lange er durchhält!“ „Sei du mal ruhig, Tyson, letztes Mal hast du so gehechelt, dass man dachte du wärst ein Hund, nur weil du die Wärme unterschätzt hast.“, stichelte Kenny. „Menno, musstest du das sagen, dass war peinlich!“ „Aber andere ärgern wollen!“ Und schon fingen Kenny und Tyson an, übereinander herzufallen und sich gegenseitig zu ärgern. Max schüttelte nur den Kopf. „Sicher dass ich dir nichts abnehmen soll?“ “Ja Kai, mein Gott ich hab doch nur den Pulli, was willst du denn?“ „Ja, das frag ich mich auch.“, nörgelte Rai. „Ah, nein, nun lass schon gut sein Kai!“, dieser fummelte geraden an Lesters Pullover herum und wollte diesen zum Rucksack des Braunhaarigen auch noch nehmen. Rai sah so begeistert aus, am liebsten wäre er dem Neuen an die Gurgel gegangen. So trottete die kleine Gemeinschaft durch die große Stadt. Es war für einen Mittwoch normaler Verkehr und die Menschenmassen waren gemäßigt auf den Wegen vertreten. Natürlich war das, was man hier in Miami als Masse bezeichnet, für eingefleischte Japaner wie eine ausgestorbene Stadt. Lester musste sich oft durch den hohen Verkehr durchkämpfen während der Rash Hour in Tokyo, wo die Menschenmassen Rücken an Rücken standen. Doch war es nicht das, was ihn so an Miami faszinierte. Es war eher das Flair, die hellen Straßen mit den hellen Hauswänden, den schönen Verzierungen. Zwar gab es hier ebenso viele Hochhäuser, aber eben auch kleiner Villen oder Geschäfte und es wirkte alles nicht so beengt, sondern freier. Es wirkte alles so geräumig und modern. Das war einfach etwas anderes, als Tokyo. „Da wären wir, wo ich hinwollte!“, Max blieb stehen und der Trupp, der ihm gefolgt war kam abrupt zum Stillstand. „Hier ist die Art Déco!“ Alle sahen sich verwundert um. Sie drehten und regten die Hälse. „Und?“, fragte Tyson. „Ist das, was du meintest, du musst uns etwas tolles hier zeigen?“; fragte Kenny höchst interessiert. Die Gegend, in der sie gerade waren, war mit vielen mehrstöckigen Häusern bebaut, die alle nicht mehr diesen neuen modischen Stil mit viel Glas und wenig Putz verfolgten. Viele Balkone, Ecken und kleinen Fenstern. Es schien fast, als wollten die Häuser sich gegenseitig mit ihrer Individualität ausstechen und protzen, wie toll sie doch aussahen. Aber all dies, wurde von den Touristen nicht bemerkt. Sie sahen nur Häuser, die eine merkwürdige Architektur hatten. Verständnislos sahen sie zu Max. “Und?“, fragte Tyson ungläubig. „Habt ihr noch nie was von der Art Déco gehört? Das Viertel der Stadt, wo die Häuser Moden dreier Jahrzehnte stehen? Hier wo quasi Kunstkulturgeschichte geschrieben wurde. Der Teil den unsere Bürgerinitiative vor den Abriss durch die Stadtverwaltung gerettet hat?“ Alle schüttelten den Kopf. Max seufzte. „Schaut euch doch einfach mal um! Seht euch die Häuser an, die sind doch toll! Ich find sie klasse, nicht die riesigen protzigen Fenster, die schönen Balkons! Seht ihr nicht die formschicken Verzierungen, das Zusammenspiel von Farbe und Stein! Die Darstellung... „ „Max! Es ist gut! Wir verstehen!“, schnitt ihn Tyson das Wort ab. „Es ist einmalige Kunst! Ja klar! Leute, lasst es uns genießen!“ Alle sahen schnell interessiert zu den Häusern. Lester blickte mit Kai, der sich recht eng zu Lester stellte, vorgebend ihn auf ein besonders schönes Exemplar eines Hauses hinzuweisen, auf ein weiß gestrichenes mit gelben Streifen verziertes Haus auf der anderen Straßenseite. Es hatte zwei Balkone im zweiten Geschoss und im dritten und obersten Geschoss war anscheinend so etwas wie eine Dachwohnung gebaut. „Jungs, Mensch, wenn es euch nicht interessiert, dann tut auch nicht so als ob!“, meckerte der Halbamerikaner. Als sich alle wieder umgedreht hatten und ihre Witze, besonders Tyson hatte viele auf Lager, losgelassen hatte, schnaubte Max und Kenny meldete sich zu Wort. „Also wir haben es 12 Uhr durch, ich würde sagen, wir teilen uns auf, und gehen alle mal bummeln und treffen uns in drei Stunden am östlichen Eingang zum Central Park. Was meint ihr?“ „Ja!“, freute sich Tyson, warum war keinen klar. Ein Nicken ging wieder durch die Reihen. „Und wie teilen wir das auf?“, fragte Kai, um sich auch mal in die wichtigen Entscheidungen wieder einmal einzumischen. „Ich bin für zweier Gruppen!“, dies war nicht ganz uneigennützig geplant. Doch Rai war dagegen. „Ich bin für dreier Gruppen, weil ich keine Uhr mithabe und will nicht jeden wegen der Zeit nerven!“ „Müssen wir uns denn überhaupt aufteilen?“, diesmal war es Lester, der diese provokante Frage stellte. „Wir können doch auch alle zusammen durch Miami gehen, ähm, Max? Richtig? Max kennt sich doch am besten aus!“ „Da hat er allerdings Recht.“, stimmte Max zu. „Aber die anderen waren auch schon mal hier. „Ich bin auch für dreier Gruppen!“ Und schon sprang Tyson ein. „Ich bin für zweier Gruppen und wenn Lester es zu mulmig ist, dann kann doch Max und Rai mit dir und Kai gehen!“ „Warum willst du den allein mit Kenny los?“, fragte Max verwirrt. „Ach, wir wissen schon, wo wir hinwollen!“, grinste Tyson. „Ach wissen wir?“, fragte Kenny erstaunt. Tyson sah ihn nur leicht verärgert an, da er ihn in den Rücken fiel. „Ich glaub so kommen wir nicht weiter!“, sagte Max und grübelte. „Weil gleich streiten wir uns wieder und nur weil wir Gruppen bilden wollten, wir sollten es anders lösen. Wie wär es mit Schere-Stein-Papier?“ Sie sahen den Blondschopf entgeistert an. Wie ein Chor kam die Frage: „Ist das dein Ernst?“ Max lächelte nur verlegen. „Wir werfen eine Münze!“, warf Lester ein. Und erstaunlicher Weise fanden es alle als eine gute Idee, selbst Rai, der es nicht sagen würde. Kai kramte eine Münze hervor. “Hier!“ „Kopf!“, rief Rai. „Gut, dreier Gruppe Kopf, zweier Gruppe Zahl!“, sagte Kai kühl und warf die Münze. Innerlich betete er dafür, dass Zahl fallen würde. Die Münze drehte sich in der Luft, für vier der Sechs anwesenden waren die Sekunden wie dehnbares Gummi und die Münze wirbelte nur träge durch die Luft, bis sie auf den Stein des Gehweges aufkam. Etwas rollte sie noch, bevor sie zum Liegen kam. „KOPF!“, triumphierte Rai. Tyson und Kai seufzten. „Kenny, wollen wir nicht mit Kai losziehen?“, fragte Rai mit einem süßlichen Unterton und packte sich sofort Kennys Arm. „Nein, Kenny kommt mit mir, Kai geht sicher mit Lester los! Oder?“, Tyson zog ebenfalls an Kennys Arm, so das der kleine schmächtige Junge fast zu ihn gefallen kam. „Ähm, nein, also... Max? wollen wir drei nicht?“, Rai sah hoffnungsvoll zu den Blonden. „Tyson hat recht, Lester kommst mit mir mit oder?“, Kais Stimme klang strickt. Was Lester auch sofort raushörte. Doch irgendwie war nicht nur dieser befehlshaberische Ton, sondern noch etwas anderes, was ihn faszinierte. Ihm kam der letzte Abend in den Sinn, wo dieser ruhige und vor seinen Freunden schroff wirkende Kai, sehr freundlich und fast liebevoll bei ihm saß und aus seiner Klemme geholfen hatte. Ok, Lester wusste, dass er keine Wahl hatte, Kai wollte alles für ihn finanzieren, da musste mit ihm mit. Doch war sich der schüchterne Geigenspieler nicht sicher, ob er nicht auch so mit Kai mitgegangen wäre. Denn im Gegensatz zu den anderen, war Kai zu ihm sehr freundlich und nett. „Ja.“, nickte Lester ab. Rai grummelte. „Also wenn du dich nicht entscheiden kannst Rai, dann geh ich mit Tyson und Kenny mit, ist für euch doch in Ordnung oder?“ „Keine Einwände!“, meinte Lester. Kai winkte nur ab, sein Ziel hatte er erreicht. Auch wenn der harte Russe nicht mit Rai rechnete und auch nicht ahnte, dass er nun mit allen Mitteln versuchen wollte, Lester auszustechen. „Ok, dann machen wir mal los!“, sagte Kenny. „Bis in drei Stunden!“, rief Max noch zurück. Es war nur Tyson, der nichts sagte und recht unglücklich aussah, denn Max lief zwischen ihm und Kenny. Das waren die Drei nun allein. Ein laues Lüftchen fegte über die Straße an ihnen vorbei. „Und wo gehen wir hin?“, fragte Lester und war dabei schon ganz aufgeregt. „Naja, wir machen das, weswegen wir hier sind, wir gehen einkaufen.“, lächelte Kai. Und schon wieder hätte er am liebsten geschrien, Kai, sein Kai lächelte wegen solch eines dummen Jungens, die Eifersucht kochte wie wild in seinem Blut. Rai war fast wahnsinnig. „Und wo wollt ihr hin?“, fragte Rai, als würde es ihn gar nicht interessieren. „Na ja, Lester, wozu hättest du Lust?“ Dieser musste erst mal überlegen. Es war schwierig, er war nicht der Typ, der gerne einkaufen ging. Ausnahmen waren Bücher über Musik oder Instrumentenzubehör. „Ich würde gern in einen Musikladen gehen!“, sagte er mit kühner Entschlossenheit. „Pfd. Ein Musikladen ...“, nörgelte Rai. „Ui, ein Ausgefallener Wunsch, ich weiß nicht wo einer ist. Komm wir schauen mal!“, so ergriff Kai, Rai so gut wie nicht beachtend, das Handgelenk von Lester und zog ihn sanft mit sich. Rai grummelte, als er hinter den beiden her trotten musste. Sie liefen eine Weile, fanden jedoch keinen Laden in der Nähe der Straße, der auch nur ähnliche Gegenstände verkaufte, die etwas mit Musik zu tun haben könnten. „So kommen wir nicht weiter!“, bemerkte Kai. „Das hätte ich dir auch sagen können!“, murrte Rai. „Hm und wenn wir jemanden fragen?“, die anderen beiden sahen Lester an. „War doch nur so eine Idee.“, wehrte er sich gegen die Blicke. „Gute Idee!“, wertete Kai. „Am besten wir teilen uns auf und fragen mal rum und treffen uns hier in fünf Minuten!“, damit verschwand Kai schon, denn er wollte für Lester unbedingt diesen Musikladen finden. Rai war weniger begeistert. Er sah die beiden hinterher, ein Seufzen folgte. Dann sah er sich um, irgendwie war ihm nicht danach, andere Leute zu fragen. So setzte er sich auf eine Bank und wartete. Oft sah er Lester, der zu einem Mann zu einer Frau und wieder zu einem anderen Mann lief und ihn fragte. Am liebsten würde er diesen dämlichen Lester in den nächsten Bus stecken und nach Kalifornien schicken, weit, weit weg. Wie konnte dieser Idiot sich nur in das Herz von Kai schleichen, warum nur war Kai so vernarrt in ihm. So lange kannten sie sich schon, aber nie hatte er ihn so angesehen, wie er nun diesen Lester ansah. Dazu war Kai auch noch so nett und freundlich, er hatte ihn noch nie so gesehen. Während er grübelte, liefen die fünf Minuten ab und Kai und Lester standen schon da und tauschten ihre Erfolge aus. Rai stand auf und lief zu ihnen. „Also mir hat man gesagt, dass es hier zwei Straßen weiter einen kleinen Laden gibt.“, erklärte Lester. „Ich hab von einen großen Einkaufszentrum gehört, aber es ist einen Block weiter. Wir müssten denk ich auch zu Fuß gehen.“, wandte Kai ein. „Ah, Rai und was hast du rausgefunden?“, es klang nicht freundlich, eher gebieterisch und drohend. „Nichts!“ „Wie nichts?“ „Na ja, die meisten wussten nicht wo ein däm ..., ich meine, sie hatten keine Ahnung wo ein Musikladen ist.“, sagte er knapp und sah weg von Kai. Dieser hatte nämlich eine leichte Drohgebärde angedeutet. Lester sah den beiden nur nachdenklich zu. Er überlegte, warum Kai den anderen drohte, aber auch, wo er hinwollte. Musikseiten waren sicher in Japan billiger als hier, dass wusste er nicht so genau. Doch er merkte auch, dass Rai anscheinend nicht so gern zu einem reinen Musikerladen gehen wollte. “Ich bin für dieses Einkaufszentrum!“, sagte er prompt und fest, er schlug sogar untermauernd mit der geballten Faust auf die flache Hand. „Wenn du meinst Lester.“, sagte Kai etwas verdutzt und suchte nach den beschriebenen Anhaltspunkten. Rai rollte nur mit den Augen. Er wollte nicht mit Lester shoppen gehen. Am liebsten hätte Lester irgendwo stehen gelassen, damit er allein mit Kai war. Aber nur denken bringt nichts, aber solange Kai da war, konnte er seine Ideen nicht in die Tat umsetzen. Doch schon setzten sie sich in Bewegung und Kai redete mit Lester ganz vertrauensvoll über die Stadt. Wie oft er schon hier war und was ihm hier so gefiel. Zu dieser Zeit, waren Max und seine beiden Kameraden schon im besagten Einkaufszentrum. Nur das er allein in einem Laden für Süßigkeiten stand und sich die Pralinen betrachtete. Denn die anderen beiden, hatten ihn gesagt, dass sie zu zweit etwas einkaufen wollten. So war Max damit beschäftigt, Pralinen zu kaufen. Die anderen beiden waren gerade mit anderen süßen Dingen beschäftigt. „Tyson, das geht doch nicht, wir sind hier in einer Umkleide!“, zischte Kenny. „Na du wolltest doch nicht auf die Toilette!“ „Aber hier in der Umkleide?“, Kenny klang etwas gehetzt und nervös. Denn beide waren inmitten des engen Raumes und Tyson war damit beschäftigt, dass zu tun, was man in der ersten Phase des Umkleidens gerne macht, das Ausziehen. Aber der Japaner war nicht nur dabei sich um einiges mehr zu befreien, sondern auch sein kleineres Gegenüber wurde reichlich von den störenden Kleidern befreit. Tyson war schon bei der Unterhose, da warf Kenny wieder seine Zweifel ein. „Tyson, Tyson! Nicht so schnell! Das ist mir zu schnell!“, wisperte Kenny und tatsächlich hielt der Sturmfang inne. „Was?“, fragte der Innegehaltene gedämpft und verwundert. „Du willst schon wieder viel zu viel!“ „Oh, tut mir leid! Da war ich wohl mit Gedanken wo anders!“ „Pf, nicht du sondern deine Gedanken kamen von weit unten!“, lächelte Kenny verschmitzt. „Aber du machst es mir auch nicht leicht!“; sanft küsste er seinen Braunhaarigen auf den Lippen und seine Finger strichen sanft über den anderen Körper. Nicht lange später hörte man ein Gewühle aus der Kabine der beiden Freunde. Einige der anderen Passanten, hatten beim Benutzen der anderen Kabinen das Gefühl, noch einige andere Töne zu hören, außer dass sich irgendetwas neben ihnen sich regte. Nichts destotrotz war Max mit seinen Schokoladenkauf schon längst fertig und zog weiter, als Lester mit Kai und Rai im Einkaufszentrum ankam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)