Sommeropening von kono ================================================================================ Kapitel 8: Planungsfreiheit --------------------------- Lester der sich die Schuld dafür gab, wollte gerade aufstehen. Kai hielt den Jüngeren mit sanftem Druck fest und drückte ihn wieder auf den Stuhl. „Ess du ruhig weiter, der braucht mal gerade seine fünf Minuten. Das wird schon wieder.“, er lächelte ihn an. Dabei sah er, dass Lester einige Krümel am Mundwinkel hatte. Am liebsten hätte er diese selbst weggemacht. „Keine Sorge, was Kai sagt stimmt. Rai ist ziemlich...“, Max suchte nach den passenden Worten. „Eingeschnappt?“, wandte Tyson ein. Max lächelte darauf nur unsicher. Irgendwie hatte Tyson damit Recht. So verlief das Frühstück ohne weitere Zwischenfälle seitens Anspielungen oder Kommentaren, warum sich der Brillenträger so vom exzentrischen Blauschopf fern hielt. Alle am Tisch aßen gemütlich ihre Brötchen, der eine oder andere beendete die erste Mahlzeit des Tages auch mit ein paar Cornflakes und Milch, als sie dann alle gesättigt waren, fingen die ersten an, den Tisch zu räumen. Max machte da den Anfang und Kenny folgte seinem Beispiel. Tyson blieb wie üblich faul sitzen, Kai schien auch nicht besonders erpicht darauf zu sein aufzustehen. Nur Lester, der zusah wie der Gastgeber und Kenny den Tisch leerten, dachte sich, dass er helfen könnte. So kam es, dass die Drei anfingen klar Schiff zu machen. Kenny wandte sich zu Max und versuchte nur so laut zu sprechen, damit nur der Halbamerikaner es verstand. „Weißt du was Rai hat? Warum ist er denn so bissig gewesen?“ „Da bin ich echt überfragt!“ „Ist er denn oft so?“, fragte Lester in die Runde, wobei er sich die verwunderten Blicke von Kenny und Max einfing. Fragend sah er zwischen den beiden hin und her. „Eigentlich nicht, er ist sonst immer sehr höflich, zuvorkommend und nett. Nur manchmal hat er auch halt seine kleinen Macken die er zeigt.“ “Das sind nicht nur kleine Macken, sondern riesiger Aussetzer!“, murrte Kai. Die Drei waren also doch nicht leise genug gewesen. “Da hat unser Miesepeter Nummer eins leider Recht! Wenn Rai mal ne Laus über die Leber läuft, dann kann der Itzig werden wie eine Frau.“, brachte Tyson ein. „ Ich erinnere mich noch an das eine Mal, wo es um das Match mit dem braungebrannten Typen ging. Wo die Jury meinte, dass er die Haare kürzen müsste, wegen den neuen Sicherheitsbestimmungen! Das war ein Theater!“ Max und Kenny erinnerten sich gut, auch Kai schien sich dunkel dieses rum gekasper von Rai ins Gedächtnis rufen zu können, sie nickten, nur Lester stand da und wusste nicht, was die anderen meinten. „Also soll ich mich nicht entschuldigen gehen? Weil es scheint mir meine Schuld gewesen zu sein!“ Kenny schmiss Tyson einem Putzlappen entgegen, das war das Signal dafür, dass er den Tisch abwischen sollte. Kai stand auf. “Nein! Soll diese Zicke sich doch erst mal abreagieren! Es ist nicht deine Schuld Lester.“, er klang streng und ebenso sah er den Braunhaarigen an. „Er soll sich nicht so haben, nur weil irgendwas nicht nach seiner Nase verläuft!“ „Und da dacht ich immer, Kai wäre der Miesepeter, wenn es nicht nach seinen Willen geht!“, bemerkte Tyson, der gerade an der Spüle stand und den Lappen auswusch. Prompt bekam er von Max mit dem Geschirrtuch eine über den Latz. Kai sah Max nur einigermaßen Dankbar an. Als das gröbste schon erledigt war, Kai sich in Richtung gemütliche Sessel begeben hatte, dabei Lester mitschleifte, Kenny abtrocknete, Max alles wegräumte und Tyson abwusch, stellten sich manch Einen in dem riesigen Wohn- und Küchenzimmer einige Fragen. „Warum muss ich abwaschen, wenn ihr einen Geschirrspüler habt Max?“ „Ist doch klar, damit wir Stromsparen und du beschäftigt bist!“ Tyson machte eine eher weniger erfreuliche Mimik und wusch weiter seine Teller. “Ähm, Max, hast du eigentlich schon etwas geplant, wegen den nächsten Wochen?“ „Öhm, nein Kenny, ich dachte das machen wir alle zusammen!“ „Ich glaub eher nicht, dass wir das alles zusammen planen werden.“, dabei deutete der kleine Braunschopf in Richtung obere Etage und Lester und Kai, welche beide gerade zusammen die Bücherregale durchforsteten. „Kai, glaubst du die hat, wie hieß er noch mal?“ „Max!“ “Die hat Max alle gelesen?“ “Frage ihn doch Selbst, wenn du das wissen möchtest. Ich weiß es nicht, aber die meisten Bücher hier würden mich gar nicht interessieren. Hier, ein Buch über Geschichte. Nicht wirklich mein Fall!“ „Ähm, ich kann nicht so gut Englisch...“, gab Lester leicht betreten zu. „Deswegen weiß ich auch nicht so recht, was hier so alles steht, kannst du gut Englisch Kai?“ Kai freute sich, nun hatte er etwas, womit er Lester beeindrucken konnte: „Na klar, ich kann auch super Russisch, willst du hören?“, der Halbrusse lächelte den Japaner an. Dieser Nickte nur. Auf der anderen Seite war das Abwaschteam immer noch mit dem Geschirr beschäftigt. “Hast du auch gerade meinen Namen gehört?“ “Ach was Max, das hast du dir eingebildet. Aber wann wollen wir das besprechen? Heute noch oder? Wäre doch besser, meinst du nicht auch, am besten wir machen das gleich nach dem Aufwasch oder?“ „Ja, bin ich auch der Meinung!“ „Und ihr beide wollt das wirklich alles alleine Planen?“ “Tyson, du kannst auch gerne mitmachen.“, schlug Max vor. „Ne, ne! Ihr macht das schon!“ Tyson war noch nie der Typ gewesen, der gern lange im Voraus etwas plante. Eigentlich plante er nie etwas. Eine Etage weiter oben schmollte in seinem Zimmer ein Chinese vor sich hin. Er war immer noch sauer, dass die anderen ihn so eiskalt abserviert hatten und seine Situation nicht erkennen wollten. Aber noch mehr ärgerte es ihn, dass dieser Lester sich so schamlos an seinen Kai ranmachte. Er musste sich nun wirklich etwas überlegen, wie er diese Motte Lester von seinem strahlenden Kai wegbekam. Gift war ja ausgeschlossen. Kenny und Max saßen nun am aufgeräumten Esstisch und Tyson stand am Terrassenfenster und sah Kai und Lester hinterher. Lester war beeindruckt. Nicht nur von der Größe des Anwesens, sondern auch von den im Garten vorhanden Blumen und Bäumen. Sie waren zu teil eigenartig geschnitten, aber nicht minder schön. Es war ein herrlicher Garten. Auf der gigantischen Terrasse war ein ebenso imposanter Swimmingpool eingelassen, mit Sprungbrett und einer kleinen Anlage für ein Sprudelbad. „Boa, das sieht ja toll aus! Der ist ja riesig!“, dabei betonte er das Riesig besonders lange. „Ich bin platt. Ich würde ja gern mal schwimmen gehen!“ „Kannst du doch! Hier haben wir doch alle Freiheit der Welt oder schämst du dich?“, Kai lächelte. Lester fand das nicht wirklich lustig und verzog das Gesicht, Kai war der Meinung, dass der andere leicht errötete. „Nein, warum sollte ich, nur weil ihr glaubt, alles Adonisse zu sein?“, er sah weck und machte ein missbilligendes Geräusch, wie „Pf.“. Kai lachte auf. „Adonisse! Wenn meinst du damit?“ “Euch, dich und deine Freunde von Sportlern!“ „Danke!“, grinste Kai und setzte sich ins Gras. Lester sah den anderen verwundert an, es standen doch auch Stühle hier rum, warum setzte sich der Blauhaarige in das Gras. Lester setzte sich auf einen der Stühle. Kai wollte schon wieder mit den Körperbau anfangen und fragen, wie er seinen fand und ob er fand, dass er wirklich ein Adonis sei. Jedoch Lester war schon beim nächsten Thema. „Die Landschaft ist wirklich herrlich.“, er seufzte. Er sah den Granitplattenweg nach, der in das Innere des Gartens führte. Besonders angetan war er von dem Apfelbaum, der noch in seinen Sichtfeld war. Er hatte schon Äpfel an den Ästen, bald war Herbst und das Obst müsste reif sein. „Der Garten ist so groß, man könnte wahrscheinlich ein Fußballfeld daraus machen!“ „Na so groß ist es auch wieder nicht! Da hinten hört es ja schon auf, hinter den Obstbäumen, bei den Rabatten. Dort ist es doch auch schon zu Ende. Aber für mich wäre das nichts, ich bin nicht der Freund von Gartenarbeiten. Was meinst du?“, er drehte den Kopf zu Lester und wartete auf die Antwort. “Ach so.“, Lester war verwundert. „Ich bin auch nicht so für viel Arbeit. Doch dich hätte ich nicht so Arbeitsscheu eingeschätzt, siehst doch so stark aus, dachte würdest so was gern machen!“ „Ich?“, er lachte, wurde dann aber bald wieder ruhig und sah Lester wieder ernster an. „Ich bin doch auch nur ein Mensch. So Gartenarbeit ist nicht mein Fall, da mach ich lieber was anderes! Wie kochen oder so.“, er schüttelte sich noch etwas vor Lachen. „Und hast du auch Durst? Ich hol mir jetzt erst mal einen Saft.“ Kai war schon aufgestanden und zur Glastür gegangen, als auch Lester sich erhob. „Ja, gern. Aber ich geh auch rein, ich bin so viel warme Sonne nicht gewohnt. Hier ist es ziemlich heiß.“ Kai hielt ihm die Tür auf. Tyson faulenzte in einem Sessel und starrte auf Kenny. „Hey Kai. Wollen wir eine Runde Bleyden?“ Tyson sah hoffnungsvoll zu Kai. Irgendwie sah man Tyson die Langeweile an. Kai ignorierte Tyson und lief zum Kühlschrank. Kenny und Max saßen noch am Tisch, der Tisch war voll belegt mit Papier und Proschüren. Sie stritten halblaut über die Wochenziele und die Verteilung. „Ich finde das wird zu viel!“, warf Kenny ein. „Ach was, ihr seid kein zweites Mal hier, ihr wollt doch was sehen, Amerika ist riesig!“ „Ja, aber wir können doch noch mal herkommen und ich will nicht wie eine Tourigruppe ausschauen und jeden Tag durch die Straßen hetzen, ich will mich erholen und es mir gut gehen lassen!“, wandte Kenny ein. „Tyson, du bist doch meiner Meinung oder?“, Kenny sah dabei nicht auf, sein Tonfall war auch wie nebensächlich. “Ja, wieder Tyson. Ich weiß ja, er ist auf deiner Seite. Das ist ja klar. Komm schon!“, Max verschränkte die Arme. Lester, der etwas schüchtern am Terrassenausgang stand, hörte dem Treiben zu und sah zu Kai, der unbekümmert am Kühlschrank stand. Er winkte Lester zu. Tyson hatte zwischendurch einmal aufgeschaut, doch sich nicht weiter dazu geäußert, wahrscheinlich wurde er von Kenny so oft gefragt, dass er jetzt nur mit der Hand winken konnte. „Lester!“, der angesprochene erschrak. „Was wäre dir lieber, viel erleben oder eher Erholung?“, Max sah zu Lester, der sich schon auf den Weg zum Kühlschrank machte. Kai sah nun mehr interessiert auf den Tisch zu dem Proschüren, Kenny versuchte Kai daran zu hindern etwas vom Tisch zu nehmen. Alles schien eine knifflige und chaotische Ordnung zu besitzen. „Ich weiß nicht, ähm, ich find nur, zu viel will ich auch nicht machen, will nach den zwei Wochen K.O. sein.“, nun war er am Kühlschrank und sah rein, die Auswahl war überwältigend. „Lester, ich hab dir einen Saft mit rausgenommen, hier!“, Kai gab ihm eine kleinere Flasche mit O-Saft. “Kai, glaubst du, dass wir immer was machen sollten?“, Lester sah zu Kai. Max und Kenny sahen gebannt zu Kai, selbst Tyson, der sich ein Buch genommen hatte aus Langeweile, sah interessiert zu dem Weltklassebleyder. „Also, na ja, ich mag es auch eher ruhiger, doch auch schön wenn was los ist. Ich richte mich nach dir Lester.“ Alle, bis auf Lester, hielten den Atem an, Kai richtete sich nach einem anderen. Max dachte gerade, wenn das Rai gehört hätte, nach dem Auftritt heute früh, wäre er jetzt sicher geplatzt. „Immer hängt alles an mir!“, mäkelte Lester und setzte sich an den Tisch. Tyson erhob sich. Er legte das Buch wieder in das Regal und ging zu Kai. “Lass uns trainieren!“ Kai sah zu Lester, der von Max schon tief in die Planung hineingezogen wurde und willigte zu. Die beiden Sportler machten sich auf, um in den Tiefen des Hauses zu trainieren. Der Halbrusse hätte Lester am liebsten mitgenommen, irgendwie vermisste er ihn, obwohl er noch gar nicht richtig aus der Sichtweite war. Lester hatte keinerlei solcher Gedanken, dazu hatte er keine Zeit. Die anderen beiden schütteten ihn mit Fragen zu, dass ihn bald der Kopf schwirrte. Rai war in all der Zeit immer noch in seinem Zimmer gewesen und grübelte über die sprichwörtliche Eliminierung von Lester. Doch hatte er noch keine konkreten Pläne. Er war nur sauer auf diesen kleinen Japaner, der sich an seinem Eigentum vergriff. Auch wenn er es ihm zu verdanken hatte. Dass er nun wusste, dass Kai auf Jungs stand, da dieser sich offensichtlich an Lester ranmachte. Zu seinem Glück mit wenig Erfolg. Doch warum war er da schon vor Jahren nicht auf sein Angebot eingegangen. Er verstand es nicht. Aber er würde Kai gewinnen! Rai entschied sich dafür, sich erst mal abzureagieren und ging ebenfalls zum Trainingsraum, welches im untersten Geschoss des Hauses war. Dort traf er auf seinen Schwarm Kai und Tyson. Die Zeit verstrich, aus dem Mittag ohne Essen wurde bald ein Abend bei knurrenden Mägen. Tyson war als Erster oben und beschwerte sich bei den drei Planern am Tisch, dass er nichts im Magen hatte, da war es noch nicht einmal drei Uhr. Doch als dann auch Kai und Rai, der es mied Lester anzuschauen, auch wenn es nur zufällig war, als Ausgleich erscheinend, weil Kai die Augen nicht mehr vom selbigen bekam und forderten auch etwas zu essen. Lester, der nebenbei versuchte Rai’s Aufmerksamkeit zu bekommen, versuchte auch sein Bedrängnis nach Essen Luft zu machen. Kenny und Max, die noch hitzig debattierten über die nächsten Tage, verspürten als Letzte den Hunger und waren auch vorher nicht dazu geneigt gewesen, das Thema weiter zu bearbeiten. Zum Glück aller sagte Max nun: „Ok, ich werde mal schauen, was ich euch bieten kann.“ Die drei Trainierten hatten einige blauen Flecken und Lester schien der einzige zu sein, denn es störte. Denn der Rest ignorierte es. „Was habt ihr gemacht? Habt ihr euch geprügelt?“ „Ja und du bist der nächste!“, zischte Rai und fing sich einen bösen Blick von Kai ein. „Na ja, wir haben trainiert und einiges besprochen und so, dass ist nichts schlimmes, passiert halt mal beim Training!“, meinte Tyson und versuchte Rais Antwort damit zu überspielen. Lester sah verwundert zu Tyson. Irgendwie kam er nicht mit. „Meint er das ernst?“, er deutete auf Rai. Dieser wollte schon zu einem lauten Ja ansetzen, aber überlegte sich es anders und erwiderte mit einem sanften: „Nein, das war nur ein kleiner Spaß.“ Ohne den Dunkelblonden anzusehen, setzte er sich an den Tisch. Lester wollte gerade zu Rai, da kam ihm Kai schon entgegen. „Und habt ihr was geplant?“ Der Violinist sah den Sportler fragend an, bevor ihm der Einfall kam, was der andere meinte. „Ähm, ich glaub schon, aber frag mich was leichteres, als die beiden geredet haben, hab ich nur Bahnhof verstanden. Konnte mich nur mit Ja und Nein artikulieren.“, er lächelte gepresst. “Aber ich glaube, sie wollte eh keine andere Antwort hören.“ „Kann ich mir gut vorstellen.“, Kai führte Lester wieder etwas weg von Rai’s Position. „Tyson, los, sitz nicht wieder faul herum, hilf uns lieber mal!“, Kenny dirigierte den blau haarigen Japaner zum Stapel mit den Broschüren. Ab und zu bekam er sogar eine Rüge, denn er sollte den Haufen so auf den Couchtisch versetzen, wie er auf dem Esstisch lag. Keine leichte Aufgabe, da der Couchtisch gerade mal halb so lang war wie der Esstisch. Max schibbelte Gemüse klein. Lester, der von Kai zum Sitzen überzeugt wurde, konnte gar nicht mit ansehen, wie Max allein dort saß. „Kai, wollen wir ihm nicht helfen?“ Kai konnte nun schlecht nein sagen, denn Lesters Blick, eine Mischung aus netter Unschuld und der Aussage: „Wenn du auch nur an nein denkst, darfst auf der Couch schlafen!“, machten es fast unmöglich. So stand er leise murrend auf und stellte sich mit an den Herd. Ebenso Lester. „Oh, danke Jungs. Na ja, ab morgen ist wieder Pierre da, der macht uns dann jeden Abend was.“, sagte Max mit leicht entschuldigenden Unterton. Rai sah alles von seinen Platz aus, seine Miene war hinter den Rücken Kais finster auf Lester gerichtet. Tyson und Kenny versuchten die Ordnung der Broschüren wieder herzustellen. Nach einer geschlagenen Stunde von Braten, Reis anmachen, Tisch decken und auftischen, saßen wieder alle am Tisch und machten sich bereit zum Essen. „Rai, wolltest du nicht noch etwas loswerden?“, fragte Tyson, als er sich gerade etwas von dem Reis nehmen wollte. Es gab japanischen Reis mit Bratgemüse und Sojasoße. Etwas ganz typisches, doch irgendwie kannte es Lester anders, das Gemüse war nicht so pappig und er hatte meist Fleisch zum Reis. Aber allen in Allen war es nicht schlecht. Für ihn war es ein fröhliches Zusammensein, was er seit Jahren nicht mehr hatte. Lester war glücklich. Teile der Tischgesellschaft auch, Kenny und Tyson, Max und Kai, nur Rai war es nicht. Hinter seinem einigermaßen deutlichen Lächeln werkelte er an seinem Racheplan gegenüber Lester. „Also, was habt ihr euch ausgedacht für die nächsten Tage?“, fragte Tyson mit vollem Mund. Kenny und Max sahen sich verschwörerisch an. „Wir haben schon die Wochen geplant.“, antwortete Kenny. „Ja, wir müssen nur hier und da noch etwas buchen, aber ansonsten sind wir fertig und für den Großteil müssen wir nicht extra irgendwelche Sachen vorbestellen.“ „Also, ich fang mal oder Max?“, dieser nickte nur zustimmend, „Zuerst fahren wir in die Stadt, sprich morgen. Dann dachten wir einen Ruhetag einzulegen, weil sonst hetzen wir ja nur.“ „Ja, und danach fahren wir ans Meer!“, sagte Max. „An das Meer? Wir haben doch hier einen Pool!“, wandte Tyson ein. „Am Meer ist es aber schöner!“, Kenny schüttelte, als er Tyson’s Einwand erwiderte, ungläubig den Kopf. „Eben. Und von Montag bis Mittwoch wollen wir nach Disneyland! Dafür legen wir alle zusammen, oder?“, Max wartete kurz auf die Reaktion der anderen, bis auf Lester, schüttelten alle bekräftigend mit dem Kopf. Er war etwas schüchtern. Kai besah ihn nur mit einem kurzen nachdenklichen Blick. „Super, also am Donnerstag bleiben wir dann entweder Daheim oder gehen nochmal an den Strand, müssen wir dann mal sehen.“ “Für Freitagabend haben wir uns gedacht, dass wir eine Abschiedsfeier machen, denn wir fahren ja Samstag gegen drei schon wieder. Also was haltet ihr davon?“, Kenny und Max sahen gespannt in die Runde. Ein grübeln erfasste den Rest am Tisch. Tyson war der Erste, der etwas dazu sagte: „Ich find es super!“ Kai nickte nur und Rai sagte mit einem leicht abwesenden Ton: „Ja, klingt nicht schlecht.“ Lester lächelte und nickte ebenfalls. Damit war das Abendessen so gut wie beendet, es gab noch eine kleinere Diskussion wegen den Details, die am Tisch geführt wurde. Dies schien Lester allerdings nicht zu interessieren. “Und habt ihr schon etwas in Aussicht, wo wir dann alles hingehen?“, fragte Tyson. “Nein, also so im Detail wegen morgen waren wir noch nicht...“, entschuldigte sich Max. Lester stand auf. „Ähm, ich würde schon mal hochgehen, ja?“, er klang immer noch recht unsicher. “Ja, geh doch!“, zischte Rai. „Nein, kannst ruhig gehen, musst dich doch nicht abmelden!“, lächelte Max, Rai ganz ignorierend und aufmunternd lächelnd. Als der recht ruhige Junge zur Treppe ging, viel Kai auf, dass dieser ziemlich geknickt aussah. Er machte sich gleich Sorgen und wollte ebenso gleich aufstehen und hinter her. Doch da wurde er vom wachsamen Rai aufgehalten. „Kai, was meinst du dazu?“ „Wozu?“, fragte Kai verwirrt, er hatte nicht aufgepasst. Und schon erklärte ihn Rai, worum es sich drehte. Lester ging in das gemeinsame Zimmer von ihn und Kai. Er machte sich Licht, denn es war schon dunkel geworden. Die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden und an dem schwachbewölkten Himmel sah man die ersten Sterne. In Gedanken versunken sah er zu dem Himmel auf. Ein schöner Himmel, fand er. Dann trat er zu seinem Koffer und kramte in den Sachen rum und suchte. Bald fand er das, was er suchte. Es war sein zweite Geldbörse, wo er etwas Geld versteckt hatte, was er als Urlaubsgeld gespart hatte. Er seufzte. In seinem anderen Portmonee hatte er noch 20 Dollar, die er von Yen hatte eingetauscht und hier, dass hatte er schon vor der Reise gemacht, hatte er hundert fünfzig Dollar drin. Wieder entwischte ihm ein Seufzer. Kai stand an der Tür. Schwer hatte er sich von Rai weggeschmuggelt, in dem er diesen ebenso auf ein Gespräch mit Tyson, Kenny und Max eingewickelt, wie er es mit ihm getan hatte. Tyson war wieder einmal hilfreich, denn er sah, wie gern Kai zu Lester gehen wollte. Doch war es dem Russen noch nicht klar, wie weit der andere wusste, was er für den Geigenspieler empfand. Jedenfalls war er nun an der Tür und sah den kramenden und leicht deprimiert schauenden Jungen an. “Was ist denn los?“, besorgt trat er zu Lester. Erschrocken sah dieser hoch. „Kai!“, er sammelte seine Sachen zusammen, „Was, was machst du hier?“, fragte er immer noch leicht erschrocken. “Ich sehe nach dir, du sahst so niedergeschlagen aus, als du gegangen bist. Ist etwas nicht in Ordnung?“ Lester schob die Sachen mit dem Portmonee in den Koffer. „Hm, also...“, er sah Kai nicht an. „Ich hab, na ja, da so ein paar Probleme...“ „Und welche?“, Kai setzte sich auf das Bett, so dass er seitlich zu Lester saß. Lester sah verkniffen auf seinen Koffer und überlegte, wie er es sagen sollte. Kai kniete sich nun neben den anderen und legte eine Hand beruhigend auf seine Schulter. Ihm dämmerte, was los war. Als Lester nicht mit der Sprache rausrückte, kam ihn Kai entgegen. “Ich hab dich hierher eingeladen, das heißt, dass ich dich hier auf alles einlade, wenn du etwas willst, dann brauchst du es nur sagen, ich besorg es dir!“; er lächelte den kleineren an. Dieser blinzelte erst ungläubig und sah verdutzt zu Kai. Dieser Genoss natürlich diese Situation, die Hand auf dem Körper des anderen, brachte seine Haut zum Kribbeln. Am liebsten hätte er ihn an sich rann gezogen und ihm gesagt, was er für ihn empfand. “Nein!“; das schüttelte Kai aus seinen Traum. „Ich kann das nicht annehmen, das ist doch alles viel zu teuer, du hast mir schon die Tickets für die Reise spendiert, da kann ich doch nicht noch so was annehmen. Außerdem, etwas Geld hab ich ja noch, so ist es ja nicht, ich muss halt nur ein wenig mich zusammen reißen und sehen wie viel ich brauch!“, er lächelte. Kai schüttelte sanft den Kopf. Er sah sich um und bemerkte den Koffer mit der Geige. „Ich hab einen Vorschlag, du spielst jetzt für mich auf der Geige, so vielleicht eine halbe Stunde und damit ist deine Schuld beglichen!“, am liebsten hätte er seinen anderen Gedanken in die Tat umgesetzt, doch wäre das sicherlich schief gegangen. Lester sah ihn nur verwundert an. „Ist das dein Ernst?“ Kai nickte. „Dir ist aber klar, dass ich seit Jahren spiele und ich mehrere Stunden spielen kann und ich eine Stunde meist pro Tag allein Übe ...Und da soll ich einmal eine halbe Stunde lang spielen?“ „Ja!“ Lester schüttelte den Kopf. “Was denn?“ „Das kann nicht dein Ernst sein! Ich mach dir ein Gegenvorschlag, ich spiel jeden Abend für dich und du finanzierst mir alles.“, Lester sah sein Gegenüber ernst an. “Ok, aber mein Vorschlag!“ Lester schüttelte mit dem Kopf. “Ja oder nein?“, fragte er strickt. „Ja, klar, ich würde mich freuen!“ „Dann ist es abgemacht!“, der braunhaarige Junge griff nach dem Koffer mit dem Instrument darin, „Und ich fange gleich an!“ Kai musste grinsen. „Ist damit dein Gewissen beruhigt?“ „Ja.“, sagte er knapp und setzte seine Geige an. Schon einen Moment später erklangen die Töne die er dem geformten Holz entlockte im Zimmer und breiteten sich wie ein Schleier über das Haus aus. Da es recht ruhig war und unten nur Karten gespielt wurde, konnte man die sanften Noten der Geige hören. Es war ein ruhiges, sanftes aber auch leicht schwermütiges Lied, was Lester gewählt hatte und Kai hatte den Eindruck, dass es noch nicht alles war, was Lester ihn zu beichten hatte. Um ein Unterbrechen zu vermeiden, blieb er schweigsam und genoss die Klänge die er hörte. Mit verschränkten Armen lehnte er sich gegen das Bett und schloss die Augen und fing an zu Träumen. Er träumte von ihn und Lester, wie sie beide auf einer Wiese lagen und sich gegen seitig streichelten. Lester wog den Arm mit dem Bogen über die Saiten der Geige. Die Musik durchfloss ihn wie das Blut in seinen Adern. Er kostete jede einzelne Note aus, wie ein Gourmet einen exzellenten Wein auskostete. Für ihn war die Musik seines Instrumentes wie warme Milch mit Honig, ein Balsam für die Seele, befreiend und beflügelnd, aber ebenso anstrengend, noch gut konnte er sich an die harte Zeit erinnern, als er es erlernte, das Geigenspielen. Seine Mutter brachte es ihn bei. Sie war eine strenge Lehrerin, aber eine großartige Mutter und ihr Haar roch immer nach dem Shampoo, was sie benutzte. Rai wunderte sich, was oder wer da spielte. „Was ist das?“ Kenny hörte auf und bemerkte das Spielen. „Eine Geige!“ „Aber wer spielt da?“ “Ich denk mal der kleine..., ähm, Lester!“, meinte Tyson. „Der kann Geige spielen?“, Max lies einen anerkennenden Pfiff los. Rai sah nur nasenrümpfen nach oben. Lester musizierte weiter. Bis Kai ihm die Haare zerzauste und aufstand. “Danke, du spielst wirklich toll. So ich geh nochmal runter, kommst du mit?“ „Nein, danke, ich werde schon mal ins Bett gehen, es ist ja schon spät und na ja, ich will morgen bei Kräften sein, wenn wir losziehen!“, er lächelte Kai an. Dieser nickte nur und ging raus. Als er das Zimmer verlassen hatte, spielte Lester weiter, diesmal klang es dumpf und traurig. Kai kehrte nicht zurück, obwohl das Lied sehr traurig klang, wollte er Lester nun nicht stören. Ihm war klar, dass der kleiner einen Moment für sich brauchte. Der blauhaarige Halbrusse gesellte sich zu seinen Kameraden, um noch etwas Karten zu spielen. „Ach deswegen hast du den Straßenmusikanten mitgebracht!“, sagte Rai mit recht abwertender Stimme. „Nein, weil...!“, auf einmal sahen die anderen zu Kai auf, der gerade erklären wollte, warum er Lester unbedingt dabei haben wollte. „Also, er ist ein netter Kerl und ein Freund von mir und ich mag es nicht, Rai, wenn du so herablassend von ihm sprichst!“ „Ha, wir wollten uns hier als Team treffen und nicht als Asyllager...“, murrte Rai. „Rai, jetzt hör auf!“, warf Max ein, er sah, dass Kai die Faust ballte und sicher gleich sich auf Rai stürzen würde. “Ich geh ins Bett!“, sagte Kai mit einem bissigen Unterton. Als er an Rai vorbeilief, machte dieser ein beleidigtes Gesicht und sah zur Seite in die entgegengesetzte Richtung. „Was habt ihr denn in letzter Zeit?“, fragte Tyson verwundert. „Ihr habt euch nur in den Haaren!“ „Wieso, schon wieder? Tyson, was verschweigst du uns?“, Kenny sah seinen Nachbarn musternd an. “Ähm, naja, beim Training hatten sie sich auch schon gekabbelt!“ Rai sagte nichts, als Tyson anfing den kleinen Kampf zwischen ihn und Kai zu erzählen. Er hatte keine Lust, jetzt darüber zu reden. “Rai?“, fragte Max verwirrt, als dieser nun auch aufstand. “Ich geh schlafen, Nacht!“, und so verschwand er. Da saßen die Drei am Tisch mit ihrem Kartenspiel. Sie sahen sich irritiert an und fragten sich heimlich, was das alles zu bedeuten hatte. Damit trat die Nacht auf den Plan und der Rest der Bleydbrakers ging auch bald Schlafen. Es war ein sonniger und recht warmer Tag, wärmer als der Tag zuvor und als es sich Lester gedacht hatte, denn in Max Haus war es angenehm kühl gewesen, so hatte er sich viel zu warm angezogen und nun den Pulli um den Bauch gewickelt. “Ich hab dir doch gesagt, du sollst keinen mitnehmen!“, Kai klang belehrend. “Unser kleiner Sonnenschein musste sich ja drüber hinwegsetzen, was ihm die Leute mit Erfahrung sagen!“; Rai klang genervt. „Ach, Mensch, es sah so kühl aus!“, wandte Lester ein. “Ja, das ist typisch für diese Jahreszeit, das liegt daran ...“ „Ach Max, verschon uns mit diesen Details!“, Tyson schüttelte mit dem Kopf. „Der Kleine ist echt Putzig, mal sehen wie lange er durchhält!“ „Sei du mal ruhig, Tyson, letztes Mal hast du so gehechelt, dass man dachte du wärst ein Hund, nur weil du die Wärme unterschätzt hast.“, stichelte Kenny. „Menno, musstest du das sagen, dass war peinlich!“ „Aber andere ärgern wollen!“ Und schon fingen Kenny und Tyson an, übereinander herzufallen und sich gegenseitig zu ärgern. Max schüttelte nur den Kopf. „Sicher dass ich dir nichts abnehmen soll?“ “Ja Kai, mein Gott ich hab doch nur den Pulli, was willst du denn?“ „Ja, das frag ich mich auch.“, nörgelte Rai. „Ah, nein, nun lass schon gut sein Kai!“, dieser fummelte geraden an Lesters Pullover herum und wollte diesen zum Rucksack des Braunhaarigen auch noch nehmen. Rai sah so begeistert aus, am liebsten wäre er dem Neuen an die Gurgel gegangen. So trottete die kleine Gemeinschaft durch die große Stadt. Es war für einen Mittwoch normaler Verkehr und die Menschenmassen waren gemäßigt auf den Wegen vertreten. Natürlich war das, was man hier in Miami als Masse bezeichnet, für eingefleischte Japaner wie eine ausgestorbene Stadt. Lester musste sich oft durch den hohen Verkehr durchkämpfen während der Rash Hour in Tokyo, wo die Menschenmassen Rücken an Rücken standen. Doch war es nicht das, was ihn so an Miami faszinierte. Es war eher das Flair, die hellen Straßen mit den hellen Hauswänden, den schönen Verzierungen. Zwar gab es hier ebenso viele Hochhäuser, aber eben auch kleiner Villen oder Geschäfte und es wirkte alles nicht so beengt, sondern freier. Es wirkte alles so geräumig und modern. Das war einfach etwas anderes, als Tokyo. „Da wären wir, wo ich hinwollte!“, Max blieb stehen und der Trupp, der ihm gefolgt war kam abrupt zum Stillstand. „Hier ist die Art Déco!“ Alle sahen sich verwundert um. Sie drehten und regten die Hälse. „Und?“, fragte Tyson. „Ist das, was du meintest, du musst uns etwas tolles hier zeigen?“; fragte Kenny höchst interessiert. Die Gegend, in der sie gerade waren, war mit vielen mehrstöckigen Häusern bebaut, die alle nicht mehr diesen neuen modischen Stil mit viel Glas und wenig Putz verfolgten. Viele Balkone, Ecken und kleinen Fenstern. Es schien fast, als wollten die Häuser sich gegenseitig mit ihrer Individualität ausstechen und protzen, wie toll sie doch aussahen. Aber all dies, wurde von den Touristen nicht bemerkt. Sie sahen nur Häuser, die eine merkwürdige Architektur hatten. Verständnislos sahen sie zu Max. “Und?“, fragte Tyson ungläubig. „Habt ihr noch nie was von der Art Déco gehört? Das Viertel der Stadt, wo die Häuser Moden dreier Jahrzehnte stehen? Hier wo quasi Kunstkulturgeschichte geschrieben wurde. Der Teil den unsere Bürgerinitiative vor den Abriss durch die Stadtverwaltung gerettet hat?“ Alle schüttelten den Kopf. Max seufzte. „Schaut euch doch einfach mal um! Seht euch die Häuser an, die sind doch toll! Ich find sie klasse, nicht die riesigen protzigen Fenster, die schönen Balkons! Seht ihr nicht die formschicken Verzierungen, das Zusammenspiel von Farbe und Stein! Die Darstellung... „ „Max! Es ist gut! Wir verstehen!“, schnitt ihn Tyson das Wort ab. „Es ist einmalige Kunst! Ja klar! Leute, lasst es uns genießen!“ Alle sahen schnell interessiert zu den Häusern. Lester blickte mit Kai, der sich recht eng zu Lester stellte, vorgebend ihn auf ein besonders schönes Exemplar eines Hauses hinzuweisen, auf ein weiß gestrichenes mit gelben Streifen verziertes Haus auf der anderen Straßenseite. Es hatte zwei Balkone im zweiten Geschoss und im dritten und obersten Geschoss war anscheinend so etwas wie eine Dachwohnung gebaut. „Jungs, Mensch, wenn es euch nicht interessiert, dann tut auch nicht so als ob!“, meckerte der Halbamerikaner. Als sich alle wieder umgedreht hatten und ihre Witze, besonders Tyson hatte viele auf Lager, losgelassen hatte, schnaubte Max und Kenny meldete sich zu Wort. „Also wir haben es 12 Uhr durch, ich würde sagen, wir teilen uns auf, und gehen alle mal bummeln und treffen uns in drei Stunden am östlichen Eingang zum Central Park. Was meint ihr?“ „Ja!“, freute sich Tyson, warum war keinen klar. Ein Nicken ging wieder durch die Reihen. „Und wie teilen wir das auf?“, fragte Kai, um sich auch mal in die wichtigen Entscheidungen wieder einmal einzumischen. „Ich bin für zweier Gruppen!“, dies war nicht ganz uneigennützig geplant. Doch Rai war dagegen. „Ich bin für dreier Gruppen, weil ich keine Uhr mithabe und will nicht jeden wegen der Zeit nerven!“ „Müssen wir uns denn überhaupt aufteilen?“, diesmal war es Lester, der diese provokante Frage stellte. „Wir können doch auch alle zusammen durch Miami gehen, ähm, Max? Richtig? Max kennt sich doch am besten aus!“ „Da hat er allerdings Recht.“, stimmte Max zu. „Aber die anderen waren auch schon mal hier. „Ich bin auch für dreier Gruppen!“ Und schon sprang Tyson ein. „Ich bin für zweier Gruppen und wenn Lester es zu mulmig ist, dann kann doch Max und Rai mit dir und Kai gehen!“ „Warum willst du den allein mit Kenny los?“, fragte Max verwirrt. „Ach, wir wissen schon, wo wir hinwollen!“, grinste Tyson. „Ach wissen wir?“, fragte Kenny erstaunt. Tyson sah ihn nur leicht verärgert an, da er ihn in den Rücken fiel. „Ich glaub so kommen wir nicht weiter!“, sagte Max und grübelte. „Weil gleich streiten wir uns wieder und nur weil wir Gruppen bilden wollten, wir sollten es anders lösen. Wie wär es mit Schere-Stein-Papier?“ Sie sahen den Blondschopf entgeistert an. Wie ein Chor kam die Frage: „Ist das dein Ernst?“ Max lächelte nur verlegen. „Wir werfen eine Münze!“, warf Lester ein. Und erstaunlicher Weise fanden es alle als eine gute Idee, selbst Rai, der es nicht sagen würde. Kai kramte eine Münze hervor. “Hier!“ „Kopf!“, rief Rai. „Gut, dreier Gruppe Kopf, zweier Gruppe Zahl!“, sagte Kai kühl und warf die Münze. Innerlich betete er dafür, dass Zahl fallen würde. Die Münze drehte sich in der Luft, für vier der Sechs anwesenden waren die Sekunden wie dehnbares Gummi und die Münze wirbelte nur träge durch die Luft, bis sie auf den Stein des Gehweges aufkam. Etwas rollte sie noch, bevor sie zum Liegen kam. „KOPF!“, triumphierte Rai. Tyson und Kai seufzten. „Kenny, wollen wir nicht mit Kai losziehen?“, fragte Rai mit einem süßlichen Unterton und packte sich sofort Kennys Arm. „Nein, Kenny kommt mit mir, Kai geht sicher mit Lester los! Oder?“, Tyson zog ebenfalls an Kennys Arm, so das der kleine schmächtige Junge fast zu ihn gefallen kam. „Ähm, nein, also... Max? wollen wir drei nicht?“, Rai sah hoffnungsvoll zu den Blonden. „Tyson hat recht, Lester kommst mit mir mit oder?“, Kais Stimme klang strickt. Was Lester auch sofort raushörte. Doch irgendwie war nicht nur dieser befehlshaberische Ton, sondern noch etwas anderes, was ihn faszinierte. Ihm kam der letzte Abend in den Sinn, wo dieser ruhige und vor seinen Freunden schroff wirkende Kai, sehr freundlich und fast liebevoll bei ihm saß und aus seiner Klemme geholfen hatte. Ok, Lester wusste, dass er keine Wahl hatte, Kai wollte alles für ihn finanzieren, da musste mit ihm mit. Doch war sich der schüchterne Geigenspieler nicht sicher, ob er nicht auch so mit Kai mitgegangen wäre. Denn im Gegensatz zu den anderen, war Kai zu ihm sehr freundlich und nett. „Ja.“, nickte Lester ab. Rai grummelte. „Also wenn du dich nicht entscheiden kannst Rai, dann geh ich mit Tyson und Kenny mit, ist für euch doch in Ordnung oder?“ „Keine Einwände!“, meinte Lester. Kai winkte nur ab, sein Ziel hatte er erreicht. Auch wenn der harte Russe nicht mit Rai rechnete und auch nicht ahnte, dass er nun mit allen Mitteln versuchen wollte, Lester auszustechen. „Ok, dann machen wir mal los!“, sagte Kenny. „Bis in drei Stunden!“, rief Max noch zurück. Es war nur Tyson, der nichts sagte und recht unglücklich aussah, denn Max lief zwischen ihm und Kenny. Das waren die Drei nun allein. Ein laues Lüftchen fegte über die Straße an ihnen vorbei. „Und wo gehen wir hin?“, fragte Lester und war dabei schon ganz aufgeregt. „Naja, wir machen das, weswegen wir hier sind, wir gehen einkaufen.“, lächelte Kai. Und schon wieder hätte er am liebsten geschrien, Kai, sein Kai lächelte wegen solch eines dummen Jungens, die Eifersucht kochte wie wild in seinem Blut. Rai war fast wahnsinnig. „Und wo wollt ihr hin?“, fragte Rai, als würde es ihn gar nicht interessieren. „Na ja, Lester, wozu hättest du Lust?“ Dieser musste erst mal überlegen. Es war schwierig, er war nicht der Typ, der gerne einkaufen ging. Ausnahmen waren Bücher über Musik oder Instrumentenzubehör. „Ich würde gern in einen Musikladen gehen!“, sagte er mit kühner Entschlossenheit. „Pfd. Ein Musikladen ...“, nörgelte Rai. „Ui, ein Ausgefallener Wunsch, ich weiß nicht wo einer ist. Komm wir schauen mal!“, so ergriff Kai, Rai so gut wie nicht beachtend, das Handgelenk von Lester und zog ihn sanft mit sich. Rai grummelte, als er hinter den beiden her trotten musste. Sie liefen eine Weile, fanden jedoch keinen Laden in der Nähe der Straße, der auch nur ähnliche Gegenstände verkaufte, die etwas mit Musik zu tun haben könnten. „So kommen wir nicht weiter!“, bemerkte Kai. „Das hätte ich dir auch sagen können!“, murrte Rai. „Hm und wenn wir jemanden fragen?“, die anderen beiden sahen Lester an. „War doch nur so eine Idee.“, wehrte er sich gegen die Blicke. „Gute Idee!“, wertete Kai. „Am besten wir teilen uns auf und fragen mal rum und treffen uns hier in fünf Minuten!“, damit verschwand Kai schon, denn er wollte für Lester unbedingt diesen Musikladen finden. Rai war weniger begeistert. Er sah die beiden hinterher, ein Seufzen folgte. Dann sah er sich um, irgendwie war ihm nicht danach, andere Leute zu fragen. So setzte er sich auf eine Bank und wartete. Oft sah er Lester, der zu einem Mann zu einer Frau und wieder zu einem anderen Mann lief und ihn fragte. Am liebsten würde er diesen dämlichen Lester in den nächsten Bus stecken und nach Kalifornien schicken, weit, weit weg. Wie konnte dieser Idiot sich nur in das Herz von Kai schleichen, warum nur war Kai so vernarrt in ihm. So lange kannten sie sich schon, aber nie hatte er ihn so angesehen, wie er nun diesen Lester ansah. Dazu war Kai auch noch so nett und freundlich, er hatte ihn noch nie so gesehen. Während er grübelte, liefen die fünf Minuten ab und Kai und Lester standen schon da und tauschten ihre Erfolge aus. Rai stand auf und lief zu ihnen. „Also mir hat man gesagt, dass es hier zwei Straßen weiter einen kleinen Laden gibt.“, erklärte Lester. „Ich hab von einen großen Einkaufszentrum gehört, aber es ist einen Block weiter. Wir müssten denk ich auch zu Fuß gehen.“, wandte Kai ein. „Ah, Rai und was hast du rausgefunden?“, es klang nicht freundlich, eher gebieterisch und drohend. „Nichts!“ „Wie nichts?“ „Na ja, die meisten wussten nicht wo ein däm ..., ich meine, sie hatten keine Ahnung wo ein Musikladen ist.“, sagte er knapp und sah weg von Kai. Dieser hatte nämlich eine leichte Drohgebärde angedeutet. Lester sah den beiden nur nachdenklich zu. Er überlegte, warum Kai den anderen drohte, aber auch, wo er hinwollte. Musikseiten waren sicher in Japan billiger als hier, dass wusste er nicht so genau. Doch er merkte auch, dass Rai anscheinend nicht so gern zu einem reinen Musikerladen gehen wollte. “Ich bin für dieses Einkaufszentrum!“, sagte er prompt und fest, er schlug sogar untermauernd mit der geballten Faust auf die flache Hand. „Wenn du meinst Lester.“, sagte Kai etwas verdutzt und suchte nach den beschriebenen Anhaltspunkten. Rai rollte nur mit den Augen. Er wollte nicht mit Lester shoppen gehen. Am liebsten hätte Lester irgendwo stehen gelassen, damit er allein mit Kai war. Aber nur denken bringt nichts, aber solange Kai da war, konnte er seine Ideen nicht in die Tat umsetzen. Doch schon setzten sie sich in Bewegung und Kai redete mit Lester ganz vertrauensvoll über die Stadt. Wie oft er schon hier war und was ihm hier so gefiel. Zu dieser Zeit, waren Max und seine beiden Kameraden schon im besagten Einkaufszentrum. Nur das er allein in einem Laden für Süßigkeiten stand und sich die Pralinen betrachtete. Denn die anderen beiden, hatten ihn gesagt, dass sie zu zweit etwas einkaufen wollten. So war Max damit beschäftigt, Pralinen zu kaufen. Die anderen beiden waren gerade mit anderen süßen Dingen beschäftigt. „Tyson, das geht doch nicht, wir sind hier in einer Umkleide!“, zischte Kenny. „Na du wolltest doch nicht auf die Toilette!“ „Aber hier in der Umkleide?“, Kenny klang etwas gehetzt und nervös. Denn beide waren inmitten des engen Raumes und Tyson war damit beschäftigt, dass zu tun, was man in der ersten Phase des Umkleidens gerne macht, das Ausziehen. Aber der Japaner war nicht nur dabei sich um einiges mehr zu befreien, sondern auch sein kleineres Gegenüber wurde reichlich von den störenden Kleidern befreit. Tyson war schon bei der Unterhose, da warf Kenny wieder seine Zweifel ein. „Tyson, Tyson! Nicht so schnell! Das ist mir zu schnell!“, wisperte Kenny und tatsächlich hielt der Sturmfang inne. „Was?“, fragte der Innegehaltene gedämpft und verwundert. „Du willst schon wieder viel zu viel!“ „Oh, tut mir leid! Da war ich wohl mit Gedanken wo anders!“ „Pf, nicht du sondern deine Gedanken kamen von weit unten!“, lächelte Kenny verschmitzt. „Aber du machst es mir auch nicht leicht!“; sanft küsste er seinen Braunhaarigen auf den Lippen und seine Finger strichen sanft über den anderen Körper. Nicht lange später hörte man ein Gewühle aus der Kabine der beiden Freunde. Einige der anderen Passanten, hatten beim Benutzen der anderen Kabinen das Gefühl, noch einige andere Töne zu hören, außer dass sich irgendetwas neben ihnen sich regte. Nichts destotrotz war Max mit seinen Schokoladenkauf schon längst fertig und zog weiter, als Lester mit Kai und Rai im Einkaufszentrum ankam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)