A New Challenge von CrazyRose (- Starting the sweet match!) ================================================================================ Kapitel 5: Wild Nightlife ------------------------- Hallo, erst einmal und ein frohes neues Jahr wünsche ich euch, wenn auch etwas verspätet^^ Nach langer, langer Wartezeit ist es nun soweit, dass neue Kapitel ist fertig!!! Ich möchte mich jetzt noch einmal bei allen Lesern bedanken! Merci beaucoup! (Meinen letzten Rest Französisch ausgekramt ^^) Nun wünsche ich euch aber viel Spaß mit: ♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠ - Wild Nightlife - Das Erste was Aki am Samstagmorgen vernahm, war das plätschernde Geräusch eines stürmischen Regengusses. Verschlafen blinzelte sie sich die Müdigkeit aus den Augen, ehe sie einen Blick auf die Leuchtziffern ihres Weckers warf. 9:58 AM. Viel zu früh für einen Samstag, doch an Schlaf war wahrscheinlich auch nicht mehr zu denken. Aus der Küche, die im Erdgeschoss über ihrem Zimmer lag, konnte sie ihre Mutter bei ihrer wöchenendlichen, penibel gehaltenen - und leider ziemlich lauten - Putzaktion hören. Verhalten vor sich hinbrummelnd drehte sie sich auf den Rücken und legte die Arme verkreuzt über ihre Augen. Sie wollte doch nur noch ein bisschen schlafen. Doch schon nach einer halben Minute gab sie es auf. Wenn sie einmal wach war, konnte sie so schnell nicht wieder in das Land der Träume flüchten und die schweren Tropfen, die laut auf den Boden vor dem kleinen Fenster prasselten, leisteten ihren Anteil dazu. Ganz langsam setzte sich die Italienerin in eine aufrechte Position, die Augen noch halb geschlossen. Die Kopfschmerzen vom Vortag nahm Aki nur noch als leichtes Pochen hinter der Schläfe wahr. Ja, sie hatte wirklich Kopfschmerzen gehabt, auch wenn die anderen nach ihrem missgelaunten Abgang wahrscheinlich gedacht hatten, dass sie einfach nur sauer oder beleidigt gewesen war. Dies stimmte auch zum Teil, allerdings nicht aus dem Grund, den ihre Freunde vermuteten. Eigentlich war sie tatsächlich nur so leicht reizbar gewesen, weil sie den ganzen Tag über schon Kopfschmerzen gehabt hatte. Nur bei Tala gab es noch einen anderen Grund. Und dieser zog sich schon seit ein paar Wochen … Nachdem Aki sich dazu durchgerungen hatte, den Weg bis hin zu ihren Pantoffeln auf dem kalten Parkettboden zu überwinden, schnappte sie sich ihren Bademantel, schlurfte in den Flur und dann die Treppen rauf. „Gut’n Morgen, Mamma.” Ohne eine Antwort ihrer Mutter abzuwarten, trottete sie weiter ins Badezimmer wo sie sich für die nächste Dreiviertelstunde zurückziehen würde. „Aki-chan! Kommst du mal bitte!” Tief durchatmen. Bloß nicht patzig werden, Aki! „Ja. Mamma.” rief die Braunhaarige durch zusammengebissene Zähne zurück. Wenn Aki etwas nicht abkonnte, dann war es, wenn man sie vor ihrem ersten Kaffee ansprach - und dann auch noch, wenn sie Kopfschmerzen hatte. Und wenn man, wie ihre Mutter es gerade getan hatte, sie auch noch dazu aufforderte, irgendetwas zu tun, so grenzte dies schon fast an Selbstmord. Ohne sich umzudrehen lief sie rückwärts zur Küchentür und lugte hinein. „Was willst d- Was machst du denn hier?!” Mit einem strahlenden Lächeln blickte ihr Kimiko entgegen. „Dir auch einen guten Morgen, Aki.” Brummelnd erwiderte die Braunhaarige den Gruß und ließ sich ächzend auf einen Küchenstuhl nieder. „So wie du aussiehst, könnte man meinen, du hättest ‘ne richtig wilde Nacht hinter dir. Ich bin wirklich enttäuscht!” Sichtlich verwirrt blinzelte Aki ihre Freundin an. „Hättest du mich nicht mitnehmen können?” Kimiko zog einen solchen niedlichen Schmollmund, dass Akis Mutter in vergnügtes Gelächter ausbrach. „Das ich noch mal erleben darf, wie sich jemand traut, meinen Morgenmuffel an Tochter frühmorgens schon auf den Arm zu nehmen!” Mit einem Ruck stand Aki auf den Beinen und warf ihrer Mutter einen gereizten Blick zu. „Okay, seid ihr jetzt fertig mit euren Witzen auf meinen Kosten?” Sofort verstummte das Lachen ihrer Mutter und das vergnügte Blitzen in ihren Augen wich einem strengen Blick. Trotzdem bemerkte Aki diese kleine Spur von Traurigkeit in ihrer Stimme, als sie ihre Tochter mit strengem Ton zurechtwies. „Aki, wie oft haben wir jetzt schon darüber gesprochen? Gewöhn dir gefälligst einen anderen Tonfall an, wenn du mit mir sprichst! Was können andere dafür, wenn du morgens einfach so ein Griesgram bist?” Erbost schnappte die junge Italienerin nach Luft. Es war ja wohl unfassbar! „Und dann reitet man noch extra drauf herum, oder wie?” „Ich reite nicht darauf herum-” „Nein? Aber du provozierst mich jedes Mal wieder aufs Neue! Lass mich doch einfach in Ruhe, wenn du genau weißt, worauf das hinauslaufen wird! Kimiko? Komm.” Sie drehte sich auf den Absatz um und hastete aus dem Zimmer. Aus den Augenwinkeln bekam sie gerade noch mit, wie Kimiko sich ihre Jacke vom Stuhl klaubte und ihrer Mutter einen entschuldigenden Blick zuwarf. Diese zuckte nur gezwungen lächelnd mit den Schultern und machte sich wieder an die Arbeit. Aber wofür sollte Kimiko sich entschuldigen wollen? Für das Verhalten ihrer Freundin gegenüber deren Mutter? Lächerlich. Während Aki die Treppen hinunterhastete, nahm sie immer zwei Stufen auf einmal und wäre dabei fast gestolpert, konnte sich aber im letzten Moment noch fangen. Hinter sich hörte sie Kimikos leise Schritte, die ihr trippelnd in den Keller folgten. In ihrem Zimmer angekommen, warf sie sich auf das ungemachte Bett und zog sich die Bettdecke bis zum Kinn. Zufrieden bemerkte sie, dass diese noch warm war. Keine Sekunde später betrat Kimiko das Zimmer und ließ sich seufzend ebenfalls aufs Bett fallen. „Keine Ahnung, was da oben gerade mit dir los war, aber ich glaube, da sprach nicht nur der Morgenmuffel aus dir.” Grummelnd verkroch die Italienerin sich noch weiter unter der Seidenbettwäsche. „Rede im normalen Japanisch mit mir, dann könnte ich mir vielleicht noch überlegen, ob ich eventuell auch mit dir rede.” „Okay. Ist es so besser? ‘Hau rein, was ist dein beschissenes Problem mit dieser scheiß Welt?’” Und tatsächlich entlockte sie ihrer Freundin ein winziges Lächeln. „Schon gut. Naja, weißt du, zur Zei-” „Oh, mein Gott! Ich glaub‘s ja nicht!” Mit einem Hechtsprung war Kimiko vom Bett aufgesprungen und starrte auf die Wand gegenüber Akis Bett. „Du hast das Brooklyn-Poster?!” Mit einem Leuchten in den Augen drehte sie sich wieder um. „Cooooool … Weißt du, ich hab ja das eine Super-Poster von ihm am Strand - das ich übrigens mittlerweile gegenüber von meinem Bett aufgehängt habe, da hab ich den besten Blick darauf - und da schmelz’ ich ja schon immer wieder dahin. Aber dein Poster ist ja sooo viel geiler! Vor allem, weil es insgesamt nur … äh … 45 Exemplare davon gibt?!” Aki nickte bestätigend und schaute auf ihr Poster. Sie war tatsächlich sehr stolz auf das riesige Poster, welches ihr Vater ihr zum 16. Geburtstag geschenkt hatte. Er wollte ihr nie verraten, wie er es letztendlich geschafft hatte, an eines dieser Exemplare zu kommen, doch es war ihr dann auch egal gewesen. Sie war in diesem Moment einfach nur das glücklichste Mädchen in ganz Japan gewesen. Das Poster zeigte den Ex-Beybladestar - und nun weltweit bekannte Model - in Baggy, die so tief saß, dass man die Calvin Klein-Boxershorts gut zu Gesicht bekam, nacktem Oberkörper und einem lässig über die Schulter geworfenen Fellmantel vor einer Eislandschaftskulisse. In der rechten, unteren Ecke hatte der Weltstar schnörkelnd seine Unterschrift gesetzt. Auch wenn sie sich immer ein wenig freute, wenn Leute sie um dieses Poster beneideten, so wollte es ihr heute nicht so ganz gelingen. Und so lies sie sich einfach wieder in ihr Kissen sinken und zog erneut die Bettdecke bis zum Kinn. „Och, Mensch, Aki! Du bist ja echt schlimm morgens…” „Da hast du Tala noch nicht erlebt…” kam es nuschelnd zurück und Kimiko bemerkte, wie ein Schatten über das Gesicht ihrer Freundin huschte. Stöhnend verdrehte sie die Augen. „Meinst du nicht, dass es mal so langsam Zeit wäre, mich aufzuklären?!” „Ja, also da sind die Bienchen und die Blümchen-” Theatralisch hob die Schwarzhaarige die Arme zum Himmel. „Ich fass es nicht! Finelli hat ihren Humor wieder gefunden.” „Scheint so. Aber seit wann sind wir denn bitte schön beim Nachnamen, Yakamashii?” Doch diese zuckte nur mit den Schultern. „Ich hab halt gerade nicht unbedingt das Gefühl, als würde ich dich besonders gut kennen. Und ich nenne nur Leute beim Vornamen, die ich leiden kann, denen ich vertraue und die mir vertrauen.” „Tzz”, herablassend blickend stützte Aki sich auf ihren Ellenbogen ab, um Kimiko besser angucken zu können, „erzähl mir doch keinen. Wer hat denn die Bladebreakers schon von Anfang an ganz vertraulich beim Vornamen genannt?” Kimiko grinste bloß. „Der Punkt geht an dich. Aber jetzt erzähl schon: Was ist los mit dir und Tala?” Die Ältere der Beiden verschränkte die Arme hinter dem Kopf, lehnte sich ins Kissen zurück und betrachtete die Schwarzhaarige eingehend, ehe sie zögerlich anfing zu sprechen. „Ich weiß nicht wie ich beginnen soll, denn irgendwie hat das Ganze keinen wirklichen Anfang. Irgendwann hatten wir einfach begonnen, uns andauernd wegen irgendwelchen Kleinigkeiten anzuzicken - so Lappalien wie gestern mit dem Auto, zum Beispiel. Naja … dies geht jetzt schon ziemlich lange so und- ach ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich reagiere ich einfach nur über. Es ist bloß so, dass ich in letzter Zeit einfach von überall höre:” - Akis Stimme schlug drei Oktaven höher, als sie ihre Schulkameradinnen nachahmte - „Ich bin nicht mehr mit dem-und-dem zusammen. Es hat einfach nicht mehr funktioniert. Wir haben nur noch gestritten. Et cetera, und so weiter, blablabla …” „Ach so. Und da du nicht so enden willst, verkriechst du dich ab jetzt in deinem Zimmer, um somit allen Streitereien aus dem Weg zu gehen?” „Äh…” Aki blinzelte ein paar Mal, ehe plötzlich ein Lächeln auf ihrem Gesicht erstrahlte. „Darüber habe ich mir eigentlich noch keine Gedanken gemacht, aber die Idee ist nicht schlecht. Eventuell hier und da noch etwas verbesserungswürdig...” „Aki!” „Was?” Doch unter Kimikos tadelndem Blick gab sie klein bei. „Schon gut, schon gut. War ja nur ein Gedanke. Aber was fragst du auch so ironisch?” „Wie auch immer.” Die junge Vietnamesin hatte vor lauter Ärger die Augenbrauen zusammengezogen und es schien nicht so, als würde sie ihrer Freundin vorläufig ein wenig netter entgegenblicken. „Aber jetzt hör mal … wenn du dich dermaßen quer stellst, ist das eigentlich kein Wunder, dass ihr euch immer wieder in die Haare bekommt. Ich mein, nehmen wir doch mal die Situation gestern: Ihr habt euch gestritten, weil Tala unerlaubterweise Auto fährt, welches angeblich auch noch illegal beschafft worden sein soll. - Stopp! Lass mich ausreden!” unterbrach Kimiko die Italienerin, welche bei ‘angeblich illegal beschafft’ empört den Mund geöffnet hatte. Aki war sich schließlich hundertprozentig sicher, dass Tala und Kai mehr als nur krumme Dinger drehten … Beweisen konnte sie es zwar nicht, aber ‘Hallo?!’, wir sprachen hier von 18/19-jährigen, die eine Firma leiteten! Welches normale Land würde das zulassen? „Wo war ich?!…” holte Kimiko Aki aus ihren Gedankengängen zurück. „Ach genau. Illegales Autofahren. Jedenfalls wollte ich bemerken, dass ihr gestern wohl nicht das erste Mal über dieses Thema geredet, eventuell sogar gestritten habt. Und was ich damit sagen will, ist, dass - wenn du doch weißt, wie die Diskussion enden wird - du den Streit doch gleich vermeiden kannst! Anstatt dich jedes Mal aufs Neue aufzuregen und trotzdem den Kürzeren zu ziehen, könntest du es stattdessen einfach erst einmal hinnehmen und mit Tala dann später in Ruhe darüber reden, dass es dich stört, dass er mit seinen 19 Jahren schon Auto fährt.” „Das hört sich so einfach an. Aber ganz ehrlich, du kannst mir nicht erzählen, dass es dich nicht aufregt!” „… Neeeh … Eigentlich regt es mich nicht auf.” Ein Grummeln entwich Akis Kehle, als sie sich die Decke über den Kopf zog und tiefer ins Kissen verkroch. “Ach Kimiko-” „Ich versteh dich nicht, komm unter der Decke hervor.” „Ich sagte: Ach Kimiko…” - betonte der zerstrubbelte Braunschopf jedes Wort. - „Und was ist, wenn wir uns trotzdem weiterhin wegen jedem kleinen Mist streiten?” „Dann sei halt nicht so klein-kariert. Wenn du nicht auf jeden kleinen Fehler achtest, den Tala eventuell machen könnte, dann wird das schon.” „Das hört sich so an, als hätte ich an allem Schuld.” Ein leichtes Grinsen schlich sich auf Kimikos Gesicht „Okay, dann drück ich es anders aus: Wenn ihr beide es schafft, euch gegenseitig so zu akzeptieren, wie ihr seid, steht eurem Liebesglück nichts mehr im Wege.” „Amen. Meine Seelen-Klempnerin hat gesprochen. Was habe ich bloß die letzten 7 Monate ohne sie gemacht?” Als Antwort erhielt sie bloß ein Schulterzucken und ein fettes Grinsen. Damit war das Thema für beide vorläufig erst einmal abgeschlossen. Aki würde sich Mühe geben, nicht sofort bei jedem Pieps, der ihr missfällt, Terror zu machen und stattdessen in Ruhe mit Tala darüber reden. Wenn sie so darüber nachdachte, hatten sie ihre Probleme früher auch nicht anders geregelt, doch sie kam einfach nicht darauf, warum sie in letzter Zeit gleich immer so aggressiv reagierte. Sie musste dringend mal wieder raus und etwas unternehmen. Seit Kimikos Möbeleinkauf vor knapp 2 Wochen war sie nicht mehr shoppen gewesen - es wurde also echt mal wieder Zeit. Doch bei diesem Mistwetter… „Kimiko?! Hättest du Lust mit mir in die Stadt zu kommen? Ich habe dir noch gar nicht unsere Einkaufsmeilen gezeigt! Da könnten wir selbst bei diesem Wetter schön shoppen gehen.” Die Schwarzhaarige riss ihren Blick von dem Brooklyn-Poster los und musterte sie eingehend, ehe sie skeptisch die Augenbrauen runzelte. „Naja … nur wenn du duschen gehst und dir was anderes anziehst. Du muffelst bestimmt nach Schlief.” „Nach was?” „Schlief. Schlaf und Mief.” Mit einem Lachen schwang Aki sich aus dem Bett, stürmte zu ihrem Kleiderschrank und verschwand danach - immer noch lachend - im Badezimmer. Am späten Nachmittag - nachdem die Mädchen alle Geschäfte im Wako Kaufhaus auf der berühmten Ginza Einkaufsmeile durchstöbert hatten -, kamen die Beiden schwer beladen wieder bei Aki zu Hause an. Kimiko hatte eigentlich nicht vorgehabt, irgendetwas zu kaufen, doch wenn man schon mal unterwegs ist … Am Ende befanden sich dann etliche neue Shirts, Hosen, ein Rock und ein Paar neuer Stiefel in ihrem Besitz. Von Akis Einkauf wollen wir gar nicht erst anfangen … „Ach … hat das gut getan!“ Mit einem wohligen Seufzer ließ Aki sich rücklings aufs Bett fallen. „Ich liebe einkaufen. Das bedeutet Entspannung pur für mich. Traumhaft!“ Sie stand wieder auf und schälte sich aus ihrem Mantel. „Sag mal, Kimiko, was machst du da überhaupt die ganze Zeit?“ „Ich … uh … Moment, wo ist es denn? Mensch ehy … ” „Kimiko?!” „Ja. Ach so. Ich suche was.” „Ja, das sehe ich.“ sagte Aki trocken, die ihre Freundin schon eine ganze Weile dabei beobachtete, wie sie verschiedene Tüten aus- und wieder einräumte. „Hey, Moment! Ist das meine Tüte?“ „Exakt.“ „Was machst du da?” „Ich suche was. Hab ich doch gerade gesagt.” „Ja~ha, ich weiß. Aber warum in meiner Tüte?” „Weil- … Ah! Ich hab‘s!“ Mit einem Ruck zog Kimiko ein knallpinkes Longshirt aus der Tasche schmiss es über den Schreibtischstuhl und fing vom Neuen an zu wühlen. „Ich habe gerade beschlossen, dass wir heute feiern gehen.” „Feiern? Wo? Wir beide alleine? Und vor allem: warum wühlst du dafür in meinen Klamotten rum?” Fast schon zärtlich hob Aki das Oberteil vom Stuhl und legte es sich behutsam über den Arm. Klamotten waren ihr ein und Alles - nach ihrer Familie, Tala und Kimiko versteht sich. „Ja, feiern. In einer Disko und zwar nicht alleine. Ich denke da an Tala, Kai, vielleicht auch Ray. Die anderen sind mir zu jung oder zu … uh … unerfahren. Und ich durchwühle deine Klamotten, weil ich gerade ein Outfit für dich zusammenstelle. Alles beantwortet?” „Ich denke schon …” Die Braunhaarige war leicht überrumpelt, als Kimiko ihr nun auch noch die neuen silbernen High Heels mit den ebenso glänzenden Stilettoabsätzen in die Hand drückte. „So. Und jetzt anziehen, bitte!” Zögernd befolgte Aki die Anweisungen ihrer Freundin, welche ihr im Moment ein wenig unheimlich war. So aufgedreht hatte sie die Vietnamesin selten erlebt. Als sie das Longshirt übergeworfen hatte, stoppte sie. Kimiko hatte ihr keine Hose rausgesucht und das Shirt reichte gerade mal knapp über ihren Po. Mit hochgezogenen Augenbrauen und skeptischen Blick, schaute sie ihre Freundin an und zupfte an dem Saum herum. „Schon mal was von einer Hose gehört?” „Willst du mich verarschen? Erzähl mir doch nicht, dass du in einer Disko zugeknöpfter auftreten willst, als in der Schule! Und dein Rock ist wirklich mehr als kurz.” Mit offenem Mund schaute Aki sie an. „O-okay … dann eben keine Hose…” Sie schaute noch einmal an sich herunter, schüttelte den Kopf und setzte sich dann aufs Bett, abwartend zu Kimiko blickend, die sich nun auch einige Stücke zusammenlegte und dabei immer wieder verstohlen zu Akis Schrank hinüberlinste. Nach ein paar Minuten hatte sie alle ihre neu erworbenen Kleidungsstücke auf dem Boden verteilt und runzelte ärgerlich die Stirn. „So wird das im Leben nichts! Ich muss noch mal nach Hause. In der Stadt hab ich zwar ein paar schöne Teile gefunden, aber ‘ne Kombination, die mich - und vor allem andere - umwerfen würde, kommt hier nicht zustande.” Ärgerlich begann sie die einzelnen Kleidungstücke wieder in die Tüten zu stopfen, als Aki ihr dazwischenfunkte und ein in einem schwarzes, trägerloses Kleid rausfischte, auf welchem sich vorne mit vielen silbrig funkelnden Paletten ein geschwungenes Muster befand. Dazu wählte sie aus ihrem Schrank noch hohe silberne Peeptoes. “Et voilá! Die silbernen Schuhe sind der Hingucker! Das sieht bestimmt mega sexy aus!” Aki zwinkerte ihrer besten Freundin zu und schlürfte zu ihrer Kommode mit den Schminksachen. Knapp 10 Minuten später war sie mit Make Up, Rouge, Wimperntusche, Kajal und etwas Lidschatten fast schon fertig geschminkt. „Soll ich mir die Haare glätten, oder so lassen?“ „Schmink dich doch erst einmal. Und dann können wir ja sehen, was wir mit deinen Haaren machen.“ murmelte Kimiko, während sie sich eine durchsichtige Strumpfhose über ein Bein zog und dabei quer durchs Zimmer hüpfte. Mit einem Räuspern machte die Italienerin auf sich aufmerksam und deutete auf ihr Gesicht. „Oh. Wie hast du denn das so schnell hinbekommen? Ich brauch schon immer allein eine halbe Stunde um meine Augen einigermaßen vernünftig anzupinseln.“ Mit einem Schnauben wandte Aki sich wieder ihrer Schminkkommode zu. „Alles eine Sache der Übung. Wenn du irgendwann mal fertig angezogen bist, kann ich dich ja schminken.” Gesagt, getan. Eine Viertelstunde später war auch Kimiko fertig gestylt. Sie hatte sich dafür entschieden ihre Haare wie üblich zu glätten, nach Außen zu föhnen und zum Schluss einzelne Strähnen mit Haarwachs herauszuarbeiten. Aki dagegen machte mit viel Haarspray, das sie über Kopf verteilte ihre natürliche Lockenpracht zu einer wilden Mähne. Mit offenem Mund schaute Kimiko sie an. „Mach ‘n Mund zu, sonst regnet‘s rein.” „Ach quatsch nicht. Hast du nicht mehr nach draußen geguckt? Es regnet schon seit Urzeiten nicht mehr - zum Glück. Stell dir mal vor, wir hätten mit diesen Schuhen durch den Regen gemusst!” Sie schüttelte sich bei dem Gedanken. „Buäh. Schon allein der Gedanke lässt mich schaudern. Es gibt nichts Schlimmeres als nasse, kalte Füße.” „Spinnen, gruselige Porzellanpuppen, Zimmer aufräumen-“ „Ja, ist gut, ich hab‘s verstanden!” Mit einem Grinsen schnappte Kimiko sich ihren Mantel und warf ihn sich über den Arm. „Fertig?” Ein letzter schwungvoller Strich mit dem Kajalstift und Aki war soweit zurechtgemacht. „Auf geht‘s… ” erwiderte sie hölzern. Doch Kimiko rührte sich nicht weiter. „Wow. Bloß nicht zu viel Begeisterung!” Ihre Stimme triefte vor Ironie, doch letztendlich setzte Aki zögerlich ein Lächeln auf. „Ja, okay. Ich bin mir nur nicht so sicher, ob das wirklich eine so gute Idee ist. Was ist, wenn Tala und Ray und so keine Lust haben mit feiern zu gehen? Alleine kommen wir in keine Disco. Wir sind erst 17!” „Ganz ehrlich Aki, glaubst du tatsächlich, dass Tala dich alleine in eine Disco gehen lassen würde, wenn es da nur so von ‘Aki-Anbetern‘ wimmelt?“ Mit einem frechen Grinsen zwinkerte Kimiko ihr zu. „Tala ist auch erst 19 und so wie ich es verstanden habe, hat er so seine Kontakte, damit er reinkommt. Woher will er denn wissen, dass wir keine haben?“ Damit drehte sie sich um, verschwand aus dem Zimmer und ließ eine verblüffte Freundin zurück. Kurz danach rief sie ihr aus dem Flur zu. „Ich ruf mal kurz bei meiner Oma an und sag ihr, dass ich heute hier übernachte!“ Im Stillen entschied Aki, dass sie mit Kimikos Oma auch mal dringend reden musste. Was auch immer sie ihrer Enkelin morgens in den Tee oder die Milch tat - sie schien es nicht besonders gut zu vertragen… „Ma~hax! Ich will ‘ne Revanche!” „Boah Tyson! Ich hab jetzt schon zum dritten Mal gegen dich gewonnen! Das schaffst du eh nicht mehr aufzuholen! Speed Racers ist einfach nicht dein Spiel!“ „Quatsch nicht, Max! Du cheatest!“ „Laber keinen! Das geht doch gar nicht. Aber wenn du willst, zieh ich dich auch noch ein viertes Mal ab!!!“ Diese wüste Diskussion empfing Aki und Kimiko, als sie das Haus der Grangers betraten. Zwar hatte Tysons Großvater die beiden auf seinem Weg zu Dojo abgefangen und vorgewarnt und trotzdem wurde Kimiko, als sie das Wohnzimmer betrat, von Tyson fast mit der Spielkonsole umgehauen. „Woah! Was geht denn hier ab?“ „Frag lieber nicht. Das geht schon den ganzen Nachmittag so.“ Mit mürrischer Miene, die Hände in den Taschen, trat Tala zu den beiden Mädchen und folgte ebenfalls dem Schauspiel. „Bin ich froh, wenn ich hier gleich rauskomme. Und wo wollt ihr hin?“ musterte er ihr Outfit. Betreten schaute Aki zu Boden. Denn obwohl eine Stimme ihr weit hinten aus ihrem Kopf zuwisperte, dass Tala bloß wegen Tyson und Max so genervt klang, wurde sie das Gefühl nicht los, dass es noch einen anderen Grund gab, dass er die beiden so eisig empfang. „Du willst weg? Wohin denn?“ mit großen Augen schaute Kimiko den älteren Russen an, ohne auf seine Frage einzugehen, doch dieser erwiderte den Blick nur mit einem schiefen Grinsen. „Männersache, Kimiko. Das ist nichts für kleine Mädchen.“ Die Vietnamesin schaute ihn nur ärgerlich und verwirrt an, doch Aki wusste genau was das zu bedeuten hatte. Ein tiefer Seufzer entwich ihrer Kehle, was ihre Freundin auf sie aufmerksam machte. „Männersache, Kimiko, könnte man auch gleichsetzten mit ‚Saufabend der Russengemeinschaft‘.“ „Russengemein- ach … Du und Kai!” wandte sie sich wieder an Tala als der Groschen gefallen war. „Das ist ja super! Dann kommen wir einfach mit!” Bis vor einem Moment wusste Aki nicht, wie sie reagieren sollte, als ihr klar war, dass Tala und Kai heute ihren - man könnte fast sagen - ‘geheiligten’ Saufabend veranstalten wollten, denn das bedeutete für sie ganz klar, dass aus dem Feiern nichts wurde. Nun hatten die beiden Mädchen nämlich keine Begleitung, die sie in eine Disco oder Ähnliches reinschleusen könnten, denn Tala würde seinen Kneipenausflug nie gegen so etwas wie einen Discobesuch austauschen. Im nächsten Moment, als Kimiko ihre alberne Idee äußerte, mit den Russen mitzugehen, verfasste Aki im Stillen schon einmal ihr Testament. Auch wenn sie nichts dafür konnte, würde Tala sie im Nachhinein bestimmt dafür verantwortlich machen, dass Kimiko diesen äußert leichtsinnigen und dummen Gedanken überhaupt geäußert hatte - man hätte sie ja schließlich aufklären können … warum auch immer … Talas Logik, halt. ‘Na wer sag’s denn …’ dachte sie betrübt, als sie Talas stechenden Blick auf sich spürte, ‘ging ja schneller als erwartet.’ Doch ehe dieser zu einer Antwort ansetzten konnte, betrat Kai den Raum, bloß mit einer dünnen Sommerjacke bekleidet, bereit zum Aufbrechen. Mit einem knappen Nicken begrüßte er die beiden Freundinnen. „Kommst du?” wandte er sich im nächsten Moment auch schon an Tala, welcher sich bloß seine Jacke schnappte und Anstalten machte, seinem besten Freund nach draußen zu folgen. „Hey, wartet! Wir könnten doch auch noch Ray fragen?” Wenn Blicke töten könnten, wäre Kimiko jetzt gleich zweimal tot umgefallen. Aki konnte es einfach nicht glauben, wie naiv man eigentlich noch sein kann. Talas finsterer Blick dagegen durchbohrte sie fast, denn die Schwarzhaarige schien einfach nicht zu kapieren, dass sie unerwünscht waren. „Ray hat … Kopfschmerzen … was bei diesem Gebrüll hier ja auch kein Wunder ist.” zischte der Rothaarige wütend, doch er schien zu merken, dass er Kimiko so schnell nicht loswerden würde. Er warf Kai einen verzweifelten, fragenden Blick zu, welcher die unausgesprochene Frage mit einem Schulterzucken beantwortete. Entnervt verdrehte der Ältere die Augen und wandte sich wieder an Kimiko, die von Talas versuchter Zurückweisung nichts zu bemerken schien. „Dann kommt mit, bevor ich es mir anders überlege…” wandte er sich zum Gehen, eine fröhliche Kimiko und eine verschüchterte Aki dicht auf den Fersen. Tokio, so sagen viele, wird Nachts erst richtig lebendig. Im Poppongi-Bezirk mit seinen unzähligen Bars, Clubs und Diskos geht es sieben Tage die Woche munter zu. Tala und Kai interessierten sich jedoch eher wenig für die tobenden Tanzflächen und so verzog es die vier jungen Erwachsenen zu den rauchigen Bars, genauer gesagt ins Izakayas, einer japanischen Kneipe, in welcher Bier, Sake, sowie die beste Auswahl an Schnaps aus der ganzen Welt angeboten wurden. Als die Vier die Kneipe betraten, steuerten Tala und Kai sofort auf zwei freie Hocker an der Bar zu und bekamen auf Bestellung gleich ihren Lieblingsschnaps - Gorbatschov-Wodka. „Kimiko … dir ist bewusst, dass wir nicht Mehr erwarten dürften…“ deutete Aki auf die besetzten Barhocker. Ihre Freundin schaute sie recht ratlos an und Aki seufzte fast schon wehleidig auf. Tala und Kai mögen die Beiden zwar als Begleitung akzeptiert haben, doch würden sie im Traum nicht dran denken, sich weiterhin ein wenig um die beiden Mädchen zu kümmern. Aki - ihrerseits noch nie in einer Kneipe gewesen - schaute verstohlen zu ihrem Freund hinüber, welcher sich ihres Erachtens nicht gerade ‘Freund-mäßig‘ benahm. Tzz, aber wozu brauchte sie seine Hilfe denn schon? Schließlich war eine Kneipe fast so etwas wie eine Disko - bloß ohne Tanzfläche, mit … äh, ‘anderer‘ Musik und unheimlichen, monströsen Männergestalten. Mit hocherhobenem Kopf und wiegendem Schritt schwang sie sich durch die Billardspielende und Biertrinkende Männermasse, geradewegs auf den besetzten Hocker neben Tala zu. Sie warf ihre Haare über die Schulter und setzte letztendlich noch ein gewinnendes Lächeln auf, ehe sie einem breitschultrigem Kerl mit Dreitagebart, fettigen Haaren und zu enger Lederjacke mit ihren manikürten Fingernägeln auf die Schulter tippte. „Entschuldigen Sie bitte, wären Sie wohl so freundlich, mich auf diesem Platz zu lassen? Vom langen Stehen tun mir schon meine Füße weh.“ Und mit einem entschuldigendem Lächeln deutete sie auf ihre 12 cm-Absätze. Mit einem Grinsen, das man nur als schmierig beschreiben konnte, erhob sich der Typ schwerfällig von dem Schemel und wies mit einer Handbewegung auf den freien Platz. Wow. Das ist ja sogar richtig einfach gewesen. Mit einem letzten koketten Augenaufschlag wollte Aki sich gerade auf den Hocker setzten, als sie plötzlich etwas Großes und Kräftiges an ihrer Hüfte bemerkte, das langsam zu ihrem Po herunterwanderte. Mit weit aufgerissenen Augen suchte sie Kimikos Blick, begegnete jedoch nur dem Lüsternen des Schmierlappens. Eine starke Alkoholfahne wehte ihr entgegen, was sie automatisch zurückzucken ließ. „Was krieg ich denn nun für den freien Platz, Süsche?!“ Mit einem leisen, kurzen Aufschrei knallte die Italienerin gegen ihn, als sie ein leichtes Zwacken verspürte, da der Kerl ihr grob in den Po gekniffen hatte. „Eine polierte Fresse, wenn du nicht gleich die Finger von ihr lässt.“ Mit einem Ruck drehte sich der Draufgänger zu Tala um und gab somit auch Aki den Blick auf ihren Freund frei. Dieser saß gelassen an der Bar, stierte mit festem Blick die gegenüberliegende Wand an und drehte langsam sein Glas in der Hand. Für Außenstehende hätte es so ausgesehen, als wäre Tala die Ruhe in Person, doch Aki kannte ihn schon so lange, um auch die kleinen Anzeichen zu bemerken - die angespannten Muskeln, das Knacken der Finger, die sich nun langsam um das Glas schlossen - und welches Aki auf Grund des Lärms eigentlich auch nicht hören konnte, wovon sie aber wusste, dass dieses Geräusch da war -, und der starre Blick, der grundsätzlich auf etwas anderes als die verhasste Person gerichtet war, sodass niemand den Zorn und die Wut in seinen Augen auflodern sah. Eine Berührung an ihrem Arm ließ Aki zusammenzucken, ehe sie bemerkte, dass es Kimiko war, die nun endlich zu ihnen trat. „Aki … Tala wird sich doch nicht etwa … mit dem Typen schlagen wollen?! Guck ihn dir mal an! Der Kerl ist so breit wie'n Bär!“ Doch die Braunhaarige beachtete sie gar nicht. Der Schmierlappen - wie sie ihn mittlerweile heimlich getauft hatte - baute sich nun zu seiner voller Größe vor Tala auf - oder sollte man eher sagen Breite? Denn besonders groß war er nicht gerade … „Was klopfst du halbe Wurst denn hier so vor… uh … vorlaut Sprüche?! Kommmit nach drauschen und dann regeln wir die Sache … und … dann kommt das Schnuckelschen mit mir…“ Mit einer blitzschnellen Bewegung stand Tala plötzlich auf den Beinen und baute sich vor dem Wüstling auf, was ihn dazu brachte, nun auf den Kerl herunterzuschauen, da dieser knapp 1 ½ Köpfe kleiner war. „Hör mir mal genau zu. Ich werde hier und heute mit niemandem irgendwas klären. Du bist so besoffen, dass du kaum noch stehen kannst! Werd erstmal nüchtern und komm dann wieder. Und jetzt verzieh dich.“ Als Aki das hörte, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Nicht, dass die Worte an sich unbedingt bedrohlich waren, doch die ruhige Art wie Tala diese aussprach, ließ sie eine Gänsehaut bekommen. Mit einem undeutlichen Genuschel warf der Schmierlappen Aki noch einen sehnsüchtigen Blick zu, welcher sie ein weiteres Mal zurückzucken ließ, und verschwand dann in der Menschenmasse. Ein befreites Seufzen entfloh Akis Kehle, als der Kerl nicht mehr zu sehen war und erleichtert ließ sie sich wieder auf den Hocker sinken. Nachdem auch Tala den Typen nicht mehr ausmachen konnte, drehte er sich zu der Italienerin um und schaute sie ernst an. Mit einem Schritt ging er auf sie zu, stellte sich vor sie und legte seine Arme leicht um ihre Hüfte. „Genau deshalb nehme ich dich grundsätzlich nicht auf unsere Sauftour mit. Viel zu viele Arschlöcher, die es auf deinen süßen Hintern abgesehen haben-“ Akis missbilliges Schnauben unterbrach den älteren Russen. „Was?! - Ja okay, und mit Kai säuft es sich besser.“ „Danke.“ kam es prompt ironisch von Aki und Kai retour. Mit einem Lächeln gab er seiner Freundin einen flüchtigen Kuss auf den Mund und wandte sich dann Kai zu, welcher bei der Auseinandersetzung nicht einmal reagiert hatte und stier auf sein Glas starrte. „Und was beschwerst du dich überhaupt? Fass es doch mal als Kompliment auf, wenn ich sage, dass richtige Besäufnisse nur mit dir gehen!“ Mit einer schnellen Handbewegung setzte Kai das Glas an den Mund und trank den letzten Schluck Wodka auf Ex weg. „Siehst du! Meine Rede…“ und mit einem Nicken beorderte Tala wieder den Barkeeper zu sich. „Das Gleiche noch mal.“ Nachdem Kimiko sich nun auf Talas Hocker bequem gemacht hatte, welcher seit der Konfrontation neben Akis Stuhl stand und abwechselnd seine Hand um ihre Hüfte oder um sein Glas hatte, und Kai und Tala schon mehrere Gläser und Pinnchen ihres Lieblingsgetränk verdrückt hatten, wurde Aki so langsam aber sicher langweilig. Vor Urzeiten, so kam es ihr vor, hatte sie mal die Getränkeliste geprüft, jedoch nichts Ansprechendes gefunden und sich so letztendlich eine Cola Light bestellt, welche sie bisher jedoch kaum angerührt hatte. „Kimikoooo“ jammerte sie nun schon zum dritten Male an diesem Abend. „Mir ist langweilig - und Nein, Tala, ich hätte mir nicht denken können, dass es in einer Kneipe so dermaßen öde ist. Und ja, es ist öde!“ fügte sie rasch hinzu, ehe der Russe überhaupt dazu kam, den Mund aufzumachen. „Aber ich hab doch gar nichts-“ „Pscht, ich denke nach!“ „Oh, das kann nichts werden…“ nuschelte Tala verstimmt und fing sich von seiner Freundin einen bitterbösen Blick ein. „Mhh … was gibt’s denn hier? Keine Tanzfläche, scheiß Musik, nichts vernünftiges zum Trinken -“ wie um ihr das Gegenteil zu beweisen, bestellte Tala gleich noch zwei Pinnchen „- keine vernünftigen Kerle … -“ Talas Blick sprach Bände was sie schnell weiterreden ließ „Was mich höchstens noch interessiert, sind die Billardtische. Kimiko, wollen wir?“ „Oh, das kann erst recht nichts werden… “ murmelte der Rothaarige, kippte sein Pinnchen weg und setzte sich auf den nun freigewordenen Platz. Aki hatte währenddessen ihre beste Freundin am Arm gepackt und zu einem freien Billardtisch gezogen. „So Kimiko, dann hau mal ein. Wie spiel ich das?“ Aki stand, leger auf den Queue gestützt, am Tisch und schaute ihre Freundin erwartungsvoll an, welche lässig das Leder an der Spitze ihres Spielstockes einkreidete. „Keine Ahnung. Ich hab‘s noch nie gespielt.“ „Hä?“ Aki musterte sie verwirrt. „Und wieso beschmierst du dann deinen Stock mit Kreide? Ich dachte du hast Ahnung davon und machst das, weil das für irgendetwas gut ist…“ „Ja, ist es bestimmt auch. Die Typen im Fernsehen haben das immer gemacht. Aber ist doch egal. Nimm das komische Dingen von den Kugel weg und dann spielen wir einfach. Das man nur mit der weißen Kugel spielen darf, das weiß ja wohl jeder.“ Echt? Aki schaute auf den Stab in ihrer Hand und dann auf die weiße Kugel. Sie zuckte mit den Schultern. Wenn Kimiko das sagte, wird’s wohl so sein, schließlich hatte diese - was weiß Gott aus welchen Gründen - Billard ja schon einmal im Fernsehen gesehen und dann wird sie bestimmt auch ein wenig Ahnung davon haben. Also positionierte die Braunhaarige den Queue auf die Platte und holte weit aus - bis sie plötzlich einen Widerstand vernahm, der sie am Weiterkommen hinderte und laut nach Luft schnappte. „Hey!“ - Oh nein. „Pass doch auf, du dumme Göre!“ Ein gewaltiger Koloss an Mann drehte sich ungestüm zu der Italienerin um und fixierte sie mit einem wütenden Blick. „T-tschuldigung … es tut-“ „Wenn du nicht richtig stoßen kannst, dann lass gefälligst die Finger davon!“ Hey, das konnte man jetzt doppeldeutig sehen, aber was erwartete der Typ denn eigentlich? Sie war schließlich eine Frau! Aber der zornige Blick, ließ Aki ihre zweideutigen Gedanken wieder vergessen. „Ich wollte mich doch gerade entschuldig-“ „Sei still, du Schnepfe! Mit solchen billigen Weibern wie dir, hatte ich es schon öfters zu tun, also komm mir ja nicht auf die Tour! Und du brauchst auch nicht zu glauben, dass du auf diese Weise bei mir landen kannst! Erst haust du mir den Stock in die Rippen und versuchst dich dann mit deinem scheiß entschuldigendem Lächeln bei mir einzuschleichen, doch ich sag dir eins, Puppe, ich hatte heute schon und ich brauch nicht noch eine billige Nutte, also verzieh dich.“ Mit offenem Mund schaute Aki ihr Gegenüber empört an. Was glaubte er eigentlich, wen er hier vor sich hatte? Irgendeine inferiore Schlampe vom Straßenrand? … Wenn sie so darüber nachdachte … Ja, in etwa das wird er wohl gedacht haben … Es versetzte ihr einen Stich, als sie diesen Typen ansah und noch einmal an den Schmierlappen zurückdenken musste. Irgendwie schien das heute nicht ihr Tag zu sein - wie die anderen Wochen zuvor auch schon nicht. Betrübt biss die sich auf die Lippen und senkte den Blick, dann drehte sie mit einer weiteren genuschelten Entschuldigung auf dem Absatz um und verschwand in der Menge auf der Suche nach einem freien Platz. Wahrscheinlich wäre es das Praktischste und Beste gewesen, hätte sie sich zurück zu Tala und Kai begeben, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, ihnen an diesem Abend schon genug auf die Nerven gegangen zu sein. Kimiko folgte ihr stillschweigend, aber nicht ohne dem Typen vorher noch einmal einen finsteren Blick zuzuwerfen, welchen diesen nicht einmal mit der Wimper zucken lies. Als sie zu ihrer Freundin aufschloss, warf sie ihr einen beunruhigten Blick zu. „Aki, komm schon. Der Kerl hatte schon mindestens einen zuviel im Schuh. Den musst du doch nicht ernst nehmen! Wir gehen jetzt zu Tala und dann sagen wir ihm, dass wir nach Hause wollen, okay? Er … muss uns ja nicht mal begleiten-“ Ein Schnauben unterbrach sie. „Ganz ehrlich, Kimiko, als ob Tala uns auch nur einen Schritt alleine aus dieser Kneipe setzten lassen würde. Er wird uns nach Hause bringen und letztendlich angepisst sein, weil ich ihm den Abend versaut habe-“ Mit einem Ruck blieb Kimiko stehen und hinderte auch die Braunhaarige daran weiterzugehen, indem sie diese am Arm zurückzog. „Au! Sag mal spinnst du?“ „Jetzt werd nicht pampig, sonst mecker ich gleich mal 'ne Runde rum! So langsam gehst du mir nämlich ziemlich auf die Nerven mit deinem Selbstmitleid! Du stellst Tala ja so dar, als sei er irgendein Monster! So wie ich das aber vorhin gesehen habe, war er alles andere als sauer auf dich, nachdem der Typ abgezogen war. Also gehen wir jetzt gemeinsam zu ihm und sagen, dass wir noch ‘ne Runde feiern gehen.“ „Feiern?“ Doch eine Antwort erhielt Aki nicht mehr, denn Kimiko hatte sich einfach umgedreht und spazierte geradewegs auf Tala und Kai zu. Somit blieben Aki nur zwei Möglichkeiten - sich alleine irgendwo in eine Ecke zu verkriechen oder aber mit Kimiko mitzugehen. Sie entschied sich für Letzteres. Als sie bei den drei anderen ankam, waren Kimiko und Tala schon wild am diskutieren - Kai hielt sich wie immer bei der Sache raus. „Schön Tala. Wenn du nicht mitkommst, gehen Aki und ich eben alleine feiern!“ „Werdet ihr nicht! Denn erstens lässt euch keiner in eine Disco rein und zweitens lass ich euch beide ganz bestimmt nicht alleine gehen!“ „Wenn du uns nicht alleine gehen lassen willst, musst du dann wohl doch mitkommen. Außerdem wäre es sowieso praktischer, da Aki mir erzählt hat, dass du im Pure Shibuya den Türvorsteher kennst. So muss Aki nicht flirten, damit wir reinkommen. Darin ist sie heute - wenn auch ungewollt - ziemlich gut!“ „Ehy!“ machte Aki auf sich aufmerksam und fing sich sofort einen genervten Blick von Tala ein - der sich aber wahrscheinlich mehr auf Kimiko bezog - und ein strahlendes Lächeln ihrerseits. Letztendlich war es aber an Kai, der die Entscheidung laut Tala fällen sollte. Als dieser ihn jedoch nach seiner Meinung fragte, zuckte er bloß mit den Schultern. „Mir ist das egal, solange ich nicht zurück ins Irrenhaus muss. Es ist jetzt…“ er schaute kurz auf seine blitzende Rolex. „kurz nach elf. Vor ein Uhr kann ich an einem Samstagabend nicht erwarten, dass der Kindergarten schlafen geht, also muss ich wohl oder übel meinen Abend woanders verbringen. Wo das letztendlich ist, ist mir relativ schnuppe.“ Aki starrte Kai an. Sie hatte ihn noch nie so lange reden hören und dass, obwohl er der beste Freund ihres Freundes war. Aber wie sie Kimiko am Tag zuvor schon erklärt hatte, mit Kai hatte sie nie viel am Hut gehabt … irgendwie war er ihr manchmal ein wenig suspekt. Doch heute hatte er etwas gemacht, was ihn auf ihrer Beliebtheitsskala einige Punkte nach oben brachte; er hatte ihr wahrscheinlich den Anfang eines wunderbaren Abend geliefert. Tala dagegen schien weniger erfreut zu sein. Mit einem verärgerten Funkeln in den Augen, stierte er seinen besten Freund an. „Du fällst mir heute aber auch andauernd in den Rücken, oder?!“ Ab da bleib Tala keine Wahl mehr - in der Kneipe konnte er nicht bleiben, weil Kimiko und Aki ihm dann in einer Tour auf den Wecker gehen würden und er zudem noch darauf aufpassen müsste, dass Aki nicht noch von weiteren Gestalten angemacht wurde. Tysons Dojo konnte er dank Kai auch vergessen und somit blieb ihm nichts anderes übrig, als mit den Mädchen und seinem Kameradenschwein an Freund in die Disco zu gehen - genauer gesagt ins Pure Shibuya, dem zur Zeit angesagtesten Club auf der Udagawacho. ******************************************************************************************* „Wow! Ist das geil hier!“ schrie Kimiko über die Musik hinweg, während sie mit Aki auf die Jungs wartete, die die Jacken wegbrachten. Strahlend ließ sie ihre Augen über die riesige Tanzfläche und die monströse, in allen möglichen Farben beleuchtete Bar wandern, die sich unter der Anhöhe befand, auf der die Abendkasse und die Garderobe waren. „Wo bleiben die Jungs? Ich will tanzen!“ Zur Verdeutlichung drehte sie sich einmal im Kreis und wiegte ihre Hüfte im Takt der Musik. Sie hatte viel von Tokios Nachtleben gehört - unter anderem, dass die Preise höchstens zwischen ‘angemessen‘ und ‘unverschämt teuer‘ variierten -, doch hatte sie, seit sie in Tokio lebte, kein einziges Mal eine von diesen prachtvollen Diskotheken persönlich unter die Lupe nehmen können. Dies lag vor allem daran, dass man erst mit 20 Jahren eingelassen wurde - es sei denn, man hatte einen Türsteher als Freund. Dann war da natürlich auch noch Kimikos Großmutter, welche genauestens auf das Mindestalter achtete, wenn es ums Feiern oder Alkohol ging. Diesen Ausflug konnte sie sich auch nur erlauben, da sie ihrer Oma erzählt hatte, dass sie die Nacht bei Aki verbringen würde. Als die Jungs endlich auftauchten, konnte sie sich nicht mehr halten. Kaum hatten sie geklärt, an welchem Stehtisch die Mädchen die beiden Russen finden würden, raste Kimiko mit ihrer Freundin am Arm schon die Treppe hinunter und drängelte sich durch die Menschenmasse auf die Tanzfläche. Nachdem der letzte Bass bei Flo Rida‘s Right Round verklungen war, quetschten sich die beiden Freundinnen zwischen der tanzenden Meute zu Kai und Tala an die Bar, welche mit zwei Whiskeygläsern gerüstet, auf zwei Barhockern, die sie an den Tisch geschoben hatten, dem Tummeln auf der Tanzfläche folgten. „Whoa! Hier geht‘s ab! Viel besser als in eurer Kneipe, Jungs. Aki, was willst du trinken?“ studierte die Schwarzhaarige die über der Bar angebrachten Karten, während Tala widerwillig seine Freundin auf seinem Schoß sitzen ließ. „Bestell mir mal einen ‘Long Island Icetea‘. Ich brauch jetzt was Kräftiges!“ zwinkerte ihre Freundin ihr zu. „Mhh … okay … dann nehme ich ein … mhh … eine ‘Grüne Wiese‘. Kein Plan, was das ist … ich probier‘s einfach mal!“ Sie gab die Bestellung auf und schaute dem Barkeeper dabei zu, wie dieser ein wenig Blue Curacoa ins Glas gab und Orangensaft darüber schüttete. Er stellte es vor ihr hin und machte sich daran, den Icetea mit Rum, Wodka, Gin, Tequila und Cointreau, sowie Limettensaft und Orangensaft zu mischen - Wow … da kam ja wirklich ‘ne ganze Menge … ‘Zeugs‘ rein, dachte Kimiko sich im Stillen. Als er ihr auch Akis Getränk übergab, bedankte sie sich mit einem Lächeln bei ihm und ging wieder zurück zu den anderen. „Danke schön! Ich bin schon fast verdurstet!“ nahm die Italienerin ihr das Getränk ab und zog mit wenigen Schlücken die Hälfte davon weg. Mit einem Kopfschütteln dachte Kimiko an die kaum berührte Cola in der Kneipe. „Aki! Scheiße, ex den Mist doch gleich weg! Weißt du eigentlich wie viel Prozent der hat?! Der knallt wie ein Eimer voller Chinaböller an Silvester!“ Verdattert blinzelte die Braunhaarige ihren Freund an. „Komm schon, Tala, du haust deine fünf Wodka doch auch auf ex weg! Außerdem hab ich ja gerade mal die Hälfte getrunken. Weil es in dieser scheiße Kneipe nichts Vernünftiges zum Trinken gab, bin ich halb ausgetrocknet!“ Wie zur Provokation trank sie noch einen Schluck. „So ein Glas wird mich schon nicht umhauen.“ „Werden wir ja sehen“ nuschelte Tala verstimmt. „Ich werde dann ganz bestimmt nicht derjenige sein, der dich nach Hause schleppt und das deinen Eltern erklärt.“ Kimiko folgte belustigt der Diskussion, während sie gleichzeitig missvergnügt an ihrer ‘Grünen Wiese‘ nippte. Der Kerl hatte eindeutig zu viel Orangensaft oder zu wenig Curacoa hineingetan. Mit einem Zug trank sie das schlecht gemischte Getränk aus und stellte sich wieder an die Bar. „Hallo? Ja, also ich hätte gerne noch mal eine ‘Grüne Wiese‘, diesmal aber besser gemixt, bitte. Das letzte Mal hat es nur nach O-Saft geschmeckt.“ Der Kellner zwinkerte ihr mit einem belustigten Funkeln in den Augen zu. „Wenn du dir heute einen kippen willst, dann würde ich dir noch etwas anderes empfehlen. Da wäre-“ „Äh, nein! Moment!“ er schloss gehorsam den Mund und lächelte sie schelmisch an, was ihr ein leichtes Lachen entlockte. „Ich wollte mir keinen ‘kippen‘. Ich hätte nur gerne ein Getränk, das nicht nur nach O-Saft schmeckt. Eine schöne Mischung halt. Könnten Sie-“ „Du. Ich heiße Toshiki. Ab jetzt dein persönlicher Getränkemischer.“ lächelte er sie an und Kimiko bemerkte die kleinen Lachfältchen, die sich um seine strahlenden Augen bildeten. „Okay … Toshiki. Dann bitte noch einmal eine ‘Grüne Wiese‘, mit mehr Curacoa und weniger Orangensaft.“ „Wird gemacht … ?!“ „Kimiko.“ „Okay. Die Bestellung kommt sofort, Kimiko.“ und damit mischte er ihr die zweite Grüne Wiese. „Gehörst du zu denen da?“ Toshiki deutete mit einem Nicken auf Aki, Tala und Kai, während er eine neue Packung Saft aus dem Kühlschrank holte. Die Braunhaarige hatte ihre Arme um Talas Nacken geschwungen und kicherte ihm was ins Ohr, was ihn zum Lachen brachte, während Kai desinteressiert einige Jungen beobachtete, die versuchten, ihren sturzbetrunkenen Kumpel aus der Disko zu schleifen. „Ja - Auch wenn du das vermutlich eh schon wusstest, da du mich vorhin wahrscheinlich gesehen hast, wie ich dorthin gelaufen bin. Hier sind viel zu viele Leute um blind drauf los zuraten und dann auch noch die Richtigen zu treffen.“ Sie nahm das Glas entgegen und warf noch einen kurzen Blick auf die kleine Gruppe. „Hut ab!“ er lächelte schief und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Du hast mich erwischt.“ Eine Pause entstand, während er mehrere Bestellungen ausführte. Nachdem er die Drinks fertig gemischt hatte, wandte er sich ihr wieder zu. „Bist du zum ersten Mal hier?“ „Mh-Mmh.“ Sie betrachtete die grüne Flüssigkeit, welche nun wesentlich dunkler als beim ersten Mal war. „Ich bin vor kurzem erst hier hin gezogen und dann hab ich meine Freundin überredet, mir das allseits bekannte Nachtleben Tokios zu zeigen.“ Sie schaute grinsend zu der überfüllten Tanzfläche. „Und ich muss sagen: Es ist umwerfend!“ Wie aufs Stichwort kam eine lachende Aki an, deren Augen schon verräterisch glänzten, und umarmte ihre beste Freundin stürmisch von hinten, was diese gegen den Tresen knallen ließ. „Kimikooo~“ grinste die Ältere Kimiko entgegen und stützte sich an der Theke ab. Okay, wie lange war Kimiko weg gewesen, dass ihre Freundin so viel getrunken hat, dass sie jetzt schon lallte?! „Aki?!“ „Mh? Ja?“ „Bist du besoffen?“ Kimiko zog die Augenbrauen in die Höhe, als Aki in schallendes Gelächter ausbrach. „Neee~ … ich hab nur schwei Icee~teas getrunken. Un‘ den letzten auf Ex!“ sie kicherte und drehte sich zu Toshiki um. „Machsu mir noch einen?“ „Ich glaub nicht, dass das so gut wä-“ doch Aki beachtete den jungen Barkeeper schon gar nicht mehr. „Kimiko?! Kai un‘ Tala meinten, ich soll ma‘ guck‘n was du so~ machst … un‘ fragen, ob du wieder mit zu uns kommst.“ Plötzlich drehte sie sich mit einem Ruck wieder zu Toshiki um. „Is‘ mein Icetea fertig?“ Mit starrer Miene stellte dieser das Getränk auf den Tresen. „Danke. Bis gleich, Kimiko~!“ Und mit unsicherem Schritt, tippelte Aki wieder auf die beiden Russen zu. „Toshiki? Ich glaub ich geh dann mal wieder zu den anderen. Mal schau‘n, was die sonst noch so treiben …“ „Tz.“ Mit einem Ruck drehte er ihr den Rücken zu und verwirrt schaute sie ihn an. Was hatte er denn auf einmal? Hatte sie irgendetwas Falsches gesagt? Angestrengt dachte sie nach, konnte aber nichts Schlimmes finden. War er womöglich sauer, weil sie kurz zu den anderen wollte? Mhh … Neeeee, dass wär‘ ja dumm! Aber Männer und ihre Stimmungsschwankungen, wer wusste schon, was die immer hatten - möglicherweise bekommen männliche Wesen doch ihre Tage. „Könntest du mir wohl noch etwas Wasser geben?“ bat sie ihn und bekam einen kurzen Moment noch einmal seine Aufmerksamkeit geschenkt, indem er sie fragend betrachtete. „Ich denke meine Freundin könnte etwas anderes als Alkohol vertragen.“ Wie gut, dass alle Getränke im Eintrittspreis mit inbegriffen sind, sonst hätte Kimiko, nachdem was sie Aki wahrscheinlich an Wasser geben müsste, ein Vermögen verloren. Schnell füllte Toshiki zwei Gläser mit Wasser, stellte sie Kimiko vor die Nase und wandte sich mit einem letzten Abschiedsnicken dem nächsten Gast zu. Mit einem gemurmelten „Danke. Hat mich auch gefreut.“ wandte sich die Vietnamesin zum Gehen und steuerte auf den Stehtisch zu, an welchem nur noch Kai saß. Sie stellte die Gläser ab und sah den großen Russen fragend an. „Wo sind Aki und Tala?“ „Draußen.“ antwortete er knapp und wies mit seiner Hand auf die Tür hinter sich, die zu einem kleinem gepflastertem Hinterhof führte, wo Kimiko ein paar Tische, auf welchen Aschenbecher und leere Flaschen standen, erkennen konnte. Aki und Tala konnte sie durch den kleinen Ausblick der Tür jedoch nicht ausmachen. „Naja … ich hab hier Wasser für Aki. Aber sie werden ja wohl gleich wiederkommen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Meine Güte. Wie man sich nur so vollaufen lassen kann. Unglaublich.“ „Warst du noch nie besoffen?“ Kai schaute sie nicht an, wofür sie in diesem Moment dankbar war. Vor Scham wurde ihr ganz warm im Gesicht und so wie sie sich kannte, musste sie gerade rot wie eine Tomate geworden sein. „Naja … schon … “ gab sie zögerlich zu. „Aber nicht oft.“ behauptete sie schnell und musste gleichzeitig an ihre peinliche Stripaktion in Deutschland denken, oder an den Jungen in New York, der ihr an die Wäsche gegangen wäre, weil sie nichts mehr mitbekommen hatte, hätten ihre Schulkameradinnen nicht eingegriffen, oder an das eine Mal in Spanien, als… . „Ist Aki denn oft besoffen?“ „Mhh … ich weiß nicht …“ Wenn sie so darüber nachdachte, passte ihre Aussage von vorhin also gar nicht. Es war nie die Rede davon gewesen, ob man oft besoffen war, oder nicht. Es klang also so, als würde sie sich rechtfertigen müssen - für Kai stelle sich dann wahrscheinlich die Frage, für was sie sich versuchte zu rechtfertigen. Kimiko bemerkte, wie ihr erneut das Blut in die Wangen schoss. Kai jedoch schaute über seine Schulter zu dem Hinterhof und schien nicht weiter drauf eingehen zu wollen. „Mh … wo bleiben die Beiden denn? Sie sind schon ziemlich lange weg, meinst du nicht auch? Soll ich mal gucken gehen?“ Als Antwort zuckte Kai nur mit den Schultern, stand aber auf und machte sich auf den Weg in Richtung Tür. Kimiko schaute ihm erst verdutzt hinterher, ehe auch sie sich in Bewegung setzte und ihn nach unzähligen kleinen Tippelschritten einholte. Das Erste was den Beiden in die Augen stach, als sie den Durchgang passierten, war ein kleines, blondes Mädchen umringt von ihren Freundinnen, die in einer Ecke hockte und den Boden mit ihrem Mittagessen schmückte. Kimiko rümpfte die Nase. „Na buon appetito“, meinte sie sarkastisch und wandte sich von dem Anblick ab. „Da drüben sieht‘s gleich wahrscheinlich auch nicht besser aus…“ meinte Kai und deutete zu einer Reihe länglicher Tische mit angeschraubten Bänken, wo Kimiko einen bekannten Rotschopf erkennen konnte. Kai war mittlerweile schon auf dem Weg dorthin. „Aki, hey, komm schon, ja? Du darfst jetzt nur nicht einschla- Kai! Oh gut, dass du da bist! Kannst du mir wohl etwas Wasser holen? Oh, danke Kimiko…“ Er nahm ihr die Gläser ab, die Kimiko ihm unter die Nase gehalten hatte und drehte sich sofort wieder zu seiner Freundin um, welche eher schlecht als recht auf der Bank hockte. Die Augen halb geschlossen, kippte sie immer wieder zu Seite und wurde nur von Tala, der sie immer wieder blitzschnell festhielt, von einer unsanften Bekanntschaft mit dem Boden bewart. „Hier Aki, trink das, okay? Nur bitte, bleib wach!“ fügte Tala eindringlich hinzu, während er ihr einen Becher in die Hand drückte und ihr half, das kühle Wasser Schlückchenweise zu trinken. „Kai?! Warum soll Aki nicht schlafen? Immerhin heißt es doch, Leute sollen ihren Rausch ausschlafen?“ sie drehte sich zu dem Jungen mit den silbergrauen Haaren um. Normalerweise hätte sie Tala gefragt, weil sie Kai noch nicht so gut kannte, aber dieser war ja momentan verhindert. „Es könnte die Gefahr bestehen, dass Aki eine Alkoholvergiftung hat.“ „Alkoholvergiftung? Aber wie-“ „Ganz ehrlich, Kimiko…“ unterbrach Tala sie wirsch und schaute einen Moment von Aki auf und taxierte die Vietnamesin mit einem fassungslosen Blick, als könne er soviel Naivität gar nicht fassen. „Was glaubst du denn, was passiert, wenn man beinahe drei 21-prozentige Cocktail fast auf ex wegzieht, wenn man absolut keinen Alkohol gewohnt ist? Da platzt einem am nächsten Tag schon der Schädel ... wenn man überhaupt ‘glücklich‘ nur mit ‘nem Kater davongekommen ist!“ „Oh.“ „Das ist noch untertrieben…“ erwiderte er bitter und drehte sich wieder zu der berauschten Italienerin um. „Du könntest mir aber einen Gefallen tun. Ich würd‘ ja Kai schicken, aber er holt ja gerade noch etwas Wasser…“ Kimiko drehte sich um schaute nach links und stellte verblüfft fest, dass Kai tatsächlich nicht mehr neben ihr stand. Tala wühlte währenddessen ein kleines Metallplättchen aus seiner Tasche. „Könntest du wohl meine Jacke holen? Ich hab keine Ahnung wo Aki ihre Karte hat, deswegen hol einfach meine. Eine Erkältung wäre das Letzte was sie … wir jetzt noch gebrauchen können.“ Mit einem Nicken eilte sie davon, wieder zurück in die stickige Halle, die Treppe hinauf zu der Garderobe. Nervös hämmerte sie mit ihren Fingernägel auf die Platte, ehe nach unendlich langer Zeit, wie es ihr vorkam, eine braunhaarige, gelangweilt blickende Frau im mittleren Alter zu ihr trat. Ehe diese überhaupt nach dem Plättchen fragen konnte, drückte Kimiko es ihr schon in die Hand. Mit einem unfreundlichen Gemurmel verschwand die Frau zwischen den Jacken. Nach viel zu langer Zeit - Kimiko hatte den wagen Veracht, dass die Tussi extra langsam gesucht hatte - kam sie zurück, ein verruchtes Grinsen auf den Lippen. „Sind Sie sicher, dass das ihr Kärtchen ist?“ „Wieso?“ entgegnete Kimiko gereizt - sie hatte weder Zeit noch Lust für Spielchen. „Naja…“ räusperte die Garderobentante sich und hielt Kimiko Talas Hilfiger Denim Jacke unter die Nase. „Das hier ist eine Männerjacke…“ Mit einem wütendem Funkeln in den Augen, riss die Schwarzhaarige ihr die Jacke aus der Hand. „Na und? Was dagegen, wenn ich gerne Männerklamotten trage?“ Sie spürte einen Blick im Nacken und drehte sich um - wo sie von einer Gruppe Mädchen und Jungen lachend beobachtet wurde. „Was? Habt ihr ein Problem?“ rief sie verärgert hinüber, doch als ein paar Typen zu einem bissigen Kommentar ansetzten wollten, hastete sie schon längst die Treppen hinunter. „Tala? Kai? Ach, shit!“ Fluchend rieb Kimiko sich den Knöchel, als sie auf dem unebenen Boden umgeknickt war. Kurzerhand zog sie sich ihre Schuhe aus und lief barfuss weiter. „Hey, ihr beiden! Sagt mal, da drinnen- Hier ist erst einmal die Jacke Tala. - Also da drinnen stehen doch so komische Sanitäter-Fritzen … sollen wir nicht einfach einen von denen fragen?“ „Ja, oder gleich zu den Security-Leuten gehen, um denen zu sagen, dass Minderjährige unerlaubterweise im Club sind!“ Tala schaute sie an, als wäre sie vom anderen Stern. „War ja nur ‘ne Idee… “, meinte Kimiko betrübt und senkte den Blick. Daran hatte sie nicht gedacht. „Aber mal ehrlich Tala, wenn Aki tatsächlich eine Alkoholvergiftung haben sollte, dass scheiß ich auf die Bullen! Sie braucht Hilfe!“ „Kimiko, ich denke nicht, dass es so schlimm ist-“ „Aber ich dachte-“ „Nein, ich denke nicht mehr, dass Aki wirklich eine Alkoholvergiftung hat. Dann würde es viel schlimmer aussehen. Zudem würde sie mich umbringen, wenn ihre Eltern davon erfahren, dass sie besoffen war-“ „Und dass sie feiern war!“ „Das ist denen egal … naja, und wenn sie mich nicht umbringt, tut es mein Kollege, der seinen Job verliert, weil er uns unerlaubt hier eingelassen hat … Und wie du siehst, würde es in beiden Fällen nicht gerade gut für uns ausgehen, von daher schlag dir die Sache gleich wieder aus dem Kopf. Kai, hilfst du mir mal?“ Er stand auf und griff Aki unter die Arme um sie hochzuziehen. „Tala?“ krächzte sie und schaute ihren Freund hoffnungsvoll an. „Geh‘n wir nach Hause?“ „Ja, Aki, wir gehen jetzt. Schaffst du es wohl, einigermaßen zu laufen?“ Sie nickte nur, während Kai sie fast über Talas Schulter stemmte, damit es so aussah, als würde dieser sie nur leicht stützen. „Ich geh mit ihr schon mal raus. Könnt ihr wohl die restlichen Jacken holen?“ Er schaute sie an und Kimiko nickte schnell. „Danke. Kannst du wohl auch ihre Tasche mitnehmen? Irgendwo da müsste denke ich mal auch ihre Karte sein.“ Ein weiteres Mal nickte die Schwarzhaarige und schnappte sich das Silbertäschchen vom Tisch. Dann sah sie den Beiden hinterher, bis sie schließlich zum Ausgang hinausgewankt waren, folgte Kai dann die Treppe hoch und begab sich damit zum dritten Mal an diesem Abend zur Garderobe. Schon von Weitem konnte sie den kurzen, braunen Haarschopf der Frau von vorhin ausmachen und ein wenig eingeschüchtert stellte sie sich hinter Kai, so nach dem Motto: Wenn ich sie nicht sehe, sieht sie mich vielleicht auch nicht … Problematisch würde es nur werden, wenn sie zu ihnen kommen würde, um ihre Kärtchen entgegenzunehmen und weit und breit war auch keine andere Person auszumachen, die das hätte übernehmen können. Zögerlich zog Kimiko die Metallplättchen aus ihrer und Akis Tasche und fummelte nervös damit herum. „Kai? Uh … könntest du Akis und meine Jacke eventuell auch abholen? Ich … nun ja … trau mich nicht.“ Wie feige und dumm klang das denn? Doch irgendwie wollte ihr unter Kais intensivem Blick aus den Augen mit diesem unglaublichen Farbton so schnell keine passende Ausrede einfallen. Und dass er sie jetzt einfach nur fragend und zugleich ungläubig anschaute, machte es auch nicht besser. „Ja, mein Gott!“ brauste sie auf, senkte jedoch sogleich wieder die Stimme, als sie an diese arglistige Garderobenfrau dachte. „Die Frau dahinten mag mich einfach nicht!“ Ein Schnauben entwich seiner Kehle, während er sie mit einer Spur Belustigung in den Augen musterte. „Die wird sich ja wohl kaum an das …? - An dich erinnern.“ Und mit einem Nicken deutete er auf die vielen Menschen, die im unteren Teil der Halle versammelt waren. „Und ob!“ schnaubte Kimiko zurück. „Nicht jedes Mädel ‘steht‘ auf Jacken für Männer!“ Dass sie zu der Frau außerdem ziemlich grantig geworden war, verschwieg sie vorsorglich, doch es schien ihn ohnehin nicht mehr zu interessieren. Ohne eine Miene zu verziehen, nahm er ihr die Kärtchen ab und mit einem glücklich gehauchtem ‘Danke‘ verzog sie sich ans Geländer um noch einen letzten Blick auf die Tanzfläche, ihre lebhaften Gäste und die traumhafte Bar zu werfen. Gerade als sie versuchte in dem ganzen Getümmel Toshiki ausfindig zu machen, trat Kai von hinten an sie heran und reichte ihr ihre Jacke. Wortlos bahnten sie sich einen Weg durch die Menge zum Ausgang, den Kai für sie ‘freischaufelte‘. Als sie draußen ankamen, zog Kimiko als allererstes gierig die frische Nachtluft ein, ehe sie bibbernd ihre Jacke enger um sich schlang und dann nach Tala und Aki Ausschau hielt, welche keine zwei Meter entfernt, zitternd neben einer der wenigen Straßenlaternen warteten. Mit schnellen Schritten liefen Kai und Kimiko zu den beiden und überreichten ihnen Akis Jacke, die Tala auch noch über die Schultern seiner Freundin warf, welche trotz seiner warmen Jacke immer noch erbärmlich fror. „Lasst uns schnell nach Hause. Ich friere wie sonst was und Aki hat auch schon ganz blaue Lippen. Es ist aber auch plötzlich wieder schweinekalt geworden!“ „Willst du meine Jacke?“ bot Kai ihm an, erntete aber nur einen schnöden Blick seitens Tala. „Mit der Jacke würde ich ja noch mehr frieren als ohne! Wie hältst du das bloß damit aus?“ „Erzähl keinen Mist. Außerdem bin ich Kälteres gewohnt. Ich komme aus Russland?!“ „Ja stell dir vor, ich auch. Und nun? Ich friere trotzdem.“ „Das liegt vielleicht daran, dass ich nicht so verweichlicht bin.“ Tala hielt mitten im Gehen inne, was Aki, welche sich tapfer auf den Beinen gehalten hatte und mitgestrauchelt war, beinahe aus dem Gleichgewicht brachte. „Was soll das denn heißen?“ „Das soll heißen, Tala Valkov,“ blieb Kai nun auch stehen und drehte sich zu seinem Freund um. „dass du dich ganz schön hast gehen lassen.“ Mit schnellen Schritten ging Tala auf den jüngeren Russen zu und zog eine jammernde Aki hinter sich her. Mit gestrafften Schultern baute er sich zu seiner vollen Größe vor Kai auf und blickte wütend auf diesen herab. „Jetzt hör mir mal ganz genau zu, Kai Hiwatari“, äffte er Kais Tonfall nach, „ich hab keine Ahnung, was heute mit dir kaputt ist, aber-“ „Talaaa!“ Akis wimmender Klagelaut unterbrach ihn bei seiner Schimpfrede und im nächsten Moment wandte er sich besorgt an seine Freundin. „Talaaaa … ich kann nicht mehr laufen! Meine Füüüüße!“ Tränen standen ihr in den Augen und Kopfschüttelnd betrachtete Tala ihre hohen Absätze. „Kein Wunder. Ich frag mich immer wieder, wie man solche Mordwerkzeuge freiwillig tragen kann … Ja und was soll ich jetzt machen?“ fragte er ziemlich bissig, was der Italienerin noch mehr Tränen in die Augen trieb und in diesem Moment wurde Kimiko klar, dass Tala mit der ganzen Situation eigentlich total überfordert sein musste. Eine Freundin, die besoffen war und nicht mehr laufen wollte beziehungsweise konnte, ein Freund, mit dem man sich eben noch angezofft hatte - wem würde es da nicht bis zum Halse stehen? Mit schnellen Schritten lief die Schwarzhaarige auf die beiden zu und legte Akis anderen Arm über ihre Schulter. Vielleicht wäre es so für Tala und Aki ein wenig leichter zu laufen. „Ich möchte sitzen!“ machte ihre Freundin ihr jedoch einen Strich durch die Rechnung und wand sich in ihrem Griff, bei dem Versuch, sich auf den kalten Asphalt zu setzten. „Bist du verrückt! Willst du dir auch noch ‘ne Erkältung einfangen? Ich glaub‘s einfach nicht!“ wollte der Russe schon wieder aufbrausen, als Kimiko die einfachste und simpelste Lösung einfiel. „Trag sie doch einfach huckepack!“ Erst starrte Tala sie an als wäre sie verrückt geworden, schien dann jedoch zu überlegen. Mit einer sanften Bewegung, die ihm Kimiko bei seiner momentanen Gereiztheit gar nicht mehr zugetraut hätte, wand er sich sanft aus Akis Umklammerung, nahm ihr Gesicht in beide Hände und schaute ihr eindringlich in die Augen. „Aki?“ „Mh?“ Die junge Italienerin schaute ihn mit großen Augen an und blinzelte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Wenn du mir eine Sache versprichst, dann trag ich dich bis nach Hause, okay?“ Ein leichtes Nicken reichte ihm als Antwort. „Versprichst du mir“, er vertiefte seinen Blick noch einmal. „auf keinen Umständen, egal wie schlimm es ist und wie dringend und überhaupt …“ angewidert verzog er das Gesicht. „mir auf gar keinen Fall in den Nacken zu kotzen?“ „Tala!“ Entnervt verdrehte Kimiko die Augen, während Aki nur stumm immer und immer wieder mit dem Kopf nickte. Tala gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn, seufzte noch einmal wehleidig auf und hob seine Freundin dann mit Schwung auf seinen Rücken. Nach einigen Minuten stillen Laufens, schloss Kimiko noch einmal zu dem älteren Russen auf, Kai bleib dahinter. „Tala?“ „Mh?“ „Willst du Aki jetzt nach Hause bringen?“ Er schaute ein zeitlang in Akis Gesicht, welches sie auf seine Schulter gelegt hatte, die Augen geschlossen und selig lächelnd. „Ich denke nicht.“ antwortete er letztendlich. „Auch wenn es ihr mittlerweile wieder besser geht, würden ihre Eltern sofort bemerken, dass sie besoffen ist. Ich nehme sie mit zu mir.“ So viel zum Thema: „Ich werde dann ganz bestimmt nicht derjenige sein, der dich nach Hause schleppt und das deinen Eltern erklärt.“ Recht behalten hat er ja - zu ihren Eltern schleppt er sie nicht und erklären brauch er ihnen auch nichts. Dafür hatte Kimiko jetzt aber ein Problem. Was würde sie ihrer Oma erzählen, wenn sie plötzlich vor der Haustür stand, wo abgemacht war, dass sie bei Aki übernachtet? „Oha. Das wird was geben.“ „Wie bitte?“ „Hä?“ Kimiko schaute auf. „Oh, nichts. Ich hab mit mir selbst geredet.“ „Gibt‘s ein Problem?“ „Ähm … könnte man so sagen?! Ich hab mich gefragt, was meine Oma sagen wird.“ Der Rothaarige hob Aki an, als diese drohte von seinem Rücken zu rutschen und schaute Kimiko verdattert an. „Was soll sie schon sagen? Du bist doch noch voll nüchtern und dann sag einfach, dass du heute länger bei uns geblieben bist. Deine Oma wird nichts bemerken!“ „Jaaah.“ grinste sie ironisch. „Abgesehen davon, dass ich nach Rauch stinke, voll aufgestylt bin und meine Oma denkt, dass ich bei Aki übernachte, könnte sie tatsächlich nicht bemerken, dass ich feiern war … “ „Ohhhh! Ich fass es einfach nicht!“ stöhnte Tala und lies den Kopf hängen. „Mir bleibt heute wirklich nichts erspart…“ Er wollte sich gerade an Kai wenden, um ihn zu fragen, was sie machen sollten, als er sich eines Besseren entsann. Mit einem breiten Grinsen drehte er sich wieder um. „Vielleicht … kannst du ja bei uns übernachten.“ „Aber wo-“ „Bei Kai im Zimmer.“ Geschockt schaute Kimiko Kai an, welcher Tala mit einem undefinierbaren Blick fixierte. Er hatte es also mitbekommen. „Tala. Das kann ich nicht!“ „Wieso? Ist doch nicht schlimm? Kai hat da besti-“ „Nein, Tala! Ich mach das nicht! Bring mich einfach nach Hause, das passt dann schon!“ „Nein.“ Verblüfft wandten sich zwei Gesichter Kai zu, welcher gesprochen hatte. Sein Blick lag jedoch immer noch auf Tala, als er weiter sprach. „Tala hat Recht. Ich hab da … nichts gegen. Du kannst bei mir übernachten.“ „Echt?“ Mit großen Augen starrte der Rothaarige den Jüngeren an und hätte beinahe Aki fallen gelassen. Im letzten Moment fasste er sich wieder. „Ich meine: Siehst du Kimiko?! Sag ich doch. Das ist kein Problem!“ „Wenn ihr meint…“ Wohl war ihr bei der Sache jedoch nicht … Eine halbe Stunde später betraten die vier leise das Haus der Grangers und vorsichtig setzte Tala Aki auf die Stufen und zog ihr die Schuhe aus. Kai ging wortlos die Treppen rauf, doch Kimiko blieb etwas unschlüssig im Eingangsbereich stehen. Irgendwie hatte sie nicht das Gefühl, als wäre sie wirklich willkommen. „Was ist los?“ fragte Tala, als hätte er ihre Sorgen bemerkt. Er folgte ihrem Blick zu der Treppe und musste leise lachen. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Kai ist immer so. Geh einfach nach oben, erste Tür links ist sein Zimmer und dann mach es dir da gemütlich. Es ist ja nur für eine Nacht und er wird dich schon nicht beißen!“ Mit einem gequälten Lächeln, das eher einer Fratze glich, tapste Kimiko mit weichen Knien die Stufen rauf. Als sie oben angekommen war, atmete sie noch einmal tief ein - und plötzlich kam sie sich doof vor. Tala hatte Recht. Was sollte schon großartig passieren? Soweit sie Kai kennen gelernt hatte, war er ein stiller, aber ansonsten total netter und hilfsbereiter junger Mann. Also wovor fürchtete sie sich dann? War es womöglich noch, weil sie sich noch nie in ihrem bisherigen Leben mit einem anderen Jungen das Zimmer geteilt hatte? Fast hätte sie laut aufgelacht, ehe sie sich der schlafenden Bladebreakers bewusst wurde und so steckte sie sich schnell die Faust in den Mund. Als ob Kai wie ein wildes Tier über sie herfallen würde. Tzz … lächerlich! Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, klopfte sie an Kais Tür, wartete und - es kam nichts. Sollte sie einfach reingehen? Langsam drückte sie die Türklinke herunter und lugte ins Zimmer. Es war leer. „Willst du noch lange auf dem Flur stehen?“ Mit einem Ruck riss sie die Tür auf, sprang mit einem Satz ins Zimmer und drehte sich erschrocken um. „Kai! Hast du mich erschreckt!“ Sie legte ihre Hand auf ihre Brust und spürte ihr Herz kräftig und schnell dagegen schlagen. Im nächsten Moment schien es plötzlich still zu stehen. Kai stand nur in Boxershorts bekleidet vor ihr und Kimiko konnte seinen Sixpack und seine muskulösen Arme zur Genüge betrachten. Bis er sich schleißlich umwandte, zum Schrank ging und ein schwarzes Muskelshirt herauskramte, dass er sich überzog - was für eine Verschwendung -, und ein großes, ebenfalls schwarzes T-Shirt, das er ihr zuwarf. Fragend schaute sie ihn an. „Du hast doch nichts zum Anziehen mit, oder?“ Sie schüttelte den Kopf. „Im Badezimmer kannst du dich umziehen - das ist das Zimmer hier gegenüber. Guck mal, ob es passt.“ Als Kimiko auf den langen, schmalen Korridor trat, fiel neben Kais Zimmer gerade die Tür ins Schloss. Das musste dann wahrscheinlich Talas Zimmer sein. Schräg versetzt zu Kais Zimmertür fand Kimiko das Bad und schälte sich aus ihren Partyklamotten um Kais Shirt überzuziehen. Gerade als sie die Arme durch die Ärmel streckte, fiel ihr auf, dass sie keine Hose hatte, doch kurz darauf bemerkte sie, dass diese auch nicht nötig war. Das T-Shirt war groß genug, dass es alles verdeckte, was verdeckt sein sollte. Kimiko klaubte ihre Sachen vom Boden zusammen und begab sich wieder in Kais Zimmer. Als sie eintrat, wäre sie fast mit Tala zusammengestoßen, der nahe der Tür stand, den Blick gesenkt. „Kai, es … es tut mir Leid, dass ich dich vorhin so angefahren hab. Nur …“ hilflos fuchtelte er mit seinen Händen in der Luft herum. Anscheinend hatte er Kimiko noch nicht bemerkt und so verhielt sie sich auch weiterhin ruhig. Sie wollte es ihm nicht auch noch unnötig erschweren, dass er versuchte, sich bei Kai zu entschuldigen, denn es schien nicht so, als würde er so etwas oft tun. Auch bei Kai schien es eine Ausnahme zu sein. „Schon gut.“ brummelte dieser mit einem Seitenblick auf Kimiko und machte sich wieder daran, einen schlichten weißen Bezug über ein Kissen zu ziehen. Er hatte sie also bemerkt. „Nein, ich … es war nicht richtig.“ Verblüfft nahm Kimiko wahr, wie unglaublich ernst es dem älteren Russen war. Es tat ihm wirklich aufrichtig Leid. Sie hatte ihn noch nie so sehr um Worte ringen gehört, aber irgendwie hatte sie auch das Gefühl, dass er sich noch für etwas anderes entschuldigen wollte, als nur für seine schlechte Laune, die er an dem Jüngeren ausgelassen hatte. Die beiden schienen wohl nicht oft Streit zu haben und dabei fand Kimiko den Grund für die Auseinandersetzung vorhin eigentlich gar nicht so schlimm. „Ich-“ ein hustendes Geräusch aus dem Nebenzimmer unterbrach Tala und mit einem Mal war er käseweiß. Ohne noch etwas zu sagen stürmte er, an Kimiko vorbei, wobei er sie immer noch nicht zu bemerken schien, aus dem Zimmer, eine Tür weiter. Einen Moment herrschte Stille, bis… „Akiiiii! Nicht meine Ledercouch!!!“ Mit Aki im Schlepptau, die einen leichten grünlichen Schimmer im Gesicht hatte, hastete Tala an Kais Zimmer vorbei, in das Badezimmer schräg gegenüber, während er zischend russische Wörter vor sich hinmurmelte, die alles andere als freundlich klangen. Mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht ging Kai zur Tür und schloss diese leise. „Das müssen wir uns nun wirklich nicht mehr antun…“ Zehn Minuten später war die Couch bettfertig gemacht und Kai machte es sich mit seinem Kissen und seiner Decke darauf bequem. „Äh…“ etwas verloren stand Kimiko mitten im Zimmer und starrte auf den Graublauhaarigen, welcher die Arme lässig unter den Kopf gelegt, verwirrt zu ihr aufschaute. „Soll ich in das Bett?“ fragte Kimiko perplex. „Es sei denn du willst lieber auf dem Sofa schlafen.“ Schnell schüttelte sie den Kopf. „Na also. Dann mach aber bitte das Licht aus.“ Mit den Worten drehte er ihr den Rücken zu und Kimiko begab sich schnell in das große Bett, legte sich hin und machte die Nachttischlampe aus. „Gute Nacht, Kai.“ Einen Moment herrschte Stille und Kimiko dachte schon, dass er eingeschlafen sei, ehe er doch antwortete. „Gute Nacht … Kimiko.“ Zufrieden kuschelte sie sich in das weiche Bett und atmete tief ein. Mhh … frisch gewaschene Wäsche … und vom Lacken her ging noch ein anderer, schöner Geruch aus … ♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠♠ Alkohol ist keine Lösung! So, das wollte ich als Erstes mal gesagt haben xP Ansonsten hoffe ich, dass das Kapitel euch gefallen hat, auch wenn irgendwie nicht soooo viel passiert ist … finde ich ^.^“ Aber mir ist aufgefallen, dass ich diesmal viele unnötige Gespräche eingebracht habe, doch irgendwie mag ich das. Das lässt das Ganze irgendwie natürlicher wirken … Naja, genug gelabert =) Natürlich würde ich mich - wie immer - über Kommentare freuen. Besonders auch über welche, die diese FF zwar auf ihrer Favoritenliste haben, aber irgendwie nie kommentieren … Das ist Schade, ich freu mich auch über ganz kleine Reviews! ;) Liebe Grüße CrazyRose ♥ Ps: Ich hab letztens erfahren, dass es eine vierte Staffel von BB geben soll - ohne Kai und Tala! ... Und Co ... ^^ Was haltet ihr davon? Guckt mal unter: http://animexx.onlinewelten.com/forum/ nach... Hier ist auch noch mal der Link für die neuen Charas: http://www.cybertigeranime.com/bbspirit/index2.php?mfbcharacters ... Nur mal so als Nebeninfo ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)