Der Lauf Der Dinge von CptJH (- Mensch, Shaolan! (RPG-Titel)) ================================================================================ Kapitel 5: Suche ---------------- Warning: Drama, Angst Kapitel 5: Suche *** Kurogane hatte wirklich sagen wollen, dass es auch noch andere Möglichkeiten gäbe, aber er kam ja nicht dazu. "Keine Ahnung..." Das Manjuu versteckte sich doch andauernd... Sakura meinte: "Bei mir ist er nicht", und auch Shaolan zuckte die Achseln. "Wir müssen ihn suchen!" "Nein,tut das nicht!", fiel der Meister sofort panisch ein, "Ihr dürft nicht nach draußen gehen! Nicht jetzt! Das würde in einem Massaker enden!" Nun - wenn sie ein Massaker mit Mokona anstellten, kamen sie hier nicht wieder weg. "Wir können schon auf uns aufpassen", meinte er. Sakura nickte eifrig. "Ohne Mokona-chan kommen wir hier nicht wieder weg!" Die Gesichter der Goggelmoggels verfärbten sich kalkweiß. "Bitte-..." Die Stimme des Meisters klang fast schon flehend. Fye schluckte schwer. Er konnte einfach nicht anders, als Mitleid für diese Geschöpfe zu empfinden. Man konnte es ihnen regelrecht aus den Augen herausbuchstabieren, wie tief sich die Angst vor diesen Wesen bereits in das Dasein auf dieser Insel festgefressen hatte. Ständig mussten sie sich um ihre Kinder fürchten, um ihre Ernte, um ihre Häuser und um ihr eigenes Leben. Diese permanente Angst regierte ihr Leben. Was sollten sie jetzt bloß tun? Einerseits war es unerlässlich, dass sie Mokona wieder fanden, doch auf der anderen Seite würden sie ihren Gastgebern den Untergang bereiten, wenn sie sich vor die Tür wagten. "Ich werde gehen", meinte Kurogane. Er traute sich das durchaus zu - und draußen war es dunkel genug, um unbemerkt zu bleiben. "Aber--", wollte Yamm-Salamm einwenden, doch der Ninja schüttelte den Kopf. "Sonst ist es vielleicht zu spät. Vor Schreck blieb Fye fast das Herz stehen. Hatte er richtig gehört? Kurogane wollte wirklich da raus? Den Pakt brechen? Mit diesen Viechern kämpfen, von denen sie nicht einmal wussten, was es war – und sich dem Blutgeruch aussetzen? Er wusste nur zu gut, dass der Ninja jenem Männertyp angehörte, die daran gewohnt waren ,ihren Instinkten zu folgen und aus dem Bauch heraus Entscheidungen zu treffen – und, schön und gut, es hatte schon öfter Wirkung gezeigt, aber jetzt? Nein, das war einfach zu gefährlich. Jedenfalls, wenn er alleine da raus ging. "Ich komme mit", sagte er kurz entschlossen und rappelte sich hoch. Der Krieger hatte es ja geahnt. "Nein, ich werde allein gehen", meinte er bestimmt. Kam gar nicht in die Tüte, dass der Magier mitkam. Zumal er ihn schützen musste – würde er verletzt oder getötet werden, war es für ihn selbst auch vorbei. Anders herum nicht. Hoffte er zumindest. Die schroffe Erwiderung des Kriegers versetzte Fye einen kleinen, zornigen Stich. "Ich werde nicht diskutieren", gab er hart zurück und starrte ihn nachdrücklich an. "Ich auch nicht", erwiderte dieser. "Du bleibst hier." Shaolan und Sakura schienen ziemlich verwirrt über ihr Verhalten, aber das war ihm egal. Sie beide gaben im Moment nicht viel darauf, dass die Kinder ihren Streit mitbekamen, doch es machte Fye verdammt sauer, dass der Ninja in diesem Punkt einfach nicht mit sich reden ließ. Verflucht noch mal, er wollte ihm doch nur helfen! Seine Kehle verengte sich schmerzhaft, sodass er nur den Blick senken und auf den Boden starren konnte, während Kurogane nach seinem Schwert griff und sich aufrappelte. In letzter Zeit war der Magier wirklich stur... Besagter Magier brachte es einfach nicht fertig, sich von der Stelle zu rühren. Einerseits wollte er ihm zur Seite stehen, egal, was sich da draußen auch herumtreiben mochte, aber andererseits wollte er keinen Streit mit ihm. Die perfekte Zwickmühle. Na, nachher konnte sich dieser sture Bock vielleicht auf etwas gefasst machen. Falls es ein 'nachher' geben würde. "Hier kannst du viel besser helfen", meinte Kurogane leise, als er an dem Magier vorbei ging. Er wusste nicht genau, warum er das jetzt sagte, aber der Blonde schien ernsthaft verstimmt zu sein. Außerdem - er wollte nicht, dass der Magier ihm folgte und sich dadurch vielleicht in Schwierigkeiten brachte oder gleich sie beide. Das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. "Ist ja gut", murmelte der Blonde kleinlaut zurück und ließ den Kopf hängen. Na wunderbar, jetzt dachte Kurogane auch noch, dass er trostbedürftig war. Wer sollte hier noch mal wen am Leben erhalten? Vielleicht war es ja eine Notwendigkeit, die auf Gegenseitigkeit beruhte. Auch, wenn es vielleicht nur auf einer Seite wirklich eine Notwendigkeit war. Er rührte sich nicht, als die Tür lautlos ins Schloss fiel. Aber in seinem Inneren rührte sich so einiges, und zwar schmerzhaft. Mit einem unterdrückten Seufzen schob er seine Gedanken zur Seite und ließ sich wieder im Schneidersitz nieder. "Dann können wir wohl nur warten. Verhalten wir uns besser ruhig, und das Feuer sollten wir auch löschen, wenn wir nicht noch mehr Aufmerksamkeit wollen." Draußen verbannte er alle Gedanken, die ihn von seiner Aufgabe, das weiße Tier zu finden, abhalten könnten und konzentrierte sich auf die Umgebung. Alles war ruhig und bis auf ein paar Schleifspuren, die wohl von den Viechern kamen, wies nichts darauf hin, dass diese da gewesen waren. Das Manjuu konnte noch nicht weit sein, denn sie konnten sich ja noch untereinander verstehen... Nur stellte sich trotzdem die Frage, wo es sein könnte. Er beschloss einfach mal, den Spuren zu folgen. Es war eine windstille, unangenehm ruhige Nacht, und am Himmel zogen schwere Gewitterwolken vorbei wie fettige schwarze Staubflocken und ließen nur dann und wann einen flüchtigen Schimmer des Mondes hindurch. Das Rascheln und Kratzen war immer noch hörbar, aber auf den sandigen Straßen, die zwischen den Häusern der Goggelmoggels hin- und herführten, ließ sich nichts blicken. Schnell, aber so gut wie lautlos, machte er sich auf den Weg und nutzte möglichst die Schatten. Er wusste nicht, welche Sinne bei diesen Tieren besonders stark waren - vielleicht waren sie ja blind - aber er wollte kein Risiko eingehen. Das Feuer war gelöscht. Shaolan hielt Sakura schützend bei beiden Schultern fest, während die Goggelmoggels wieder zusammengerückt waren. Er saß irgendwie ein wenig fehl am Platz daneben und behielt die Tür im Auge. Es war sehr still in der nächtlichen Siedlung. Viel zu still. Es zerrte einem die Nerven auseinander wie Gummi. Es musste einfach etwas passieren. Und offenbar dachten die ungebetenen Gäste ähnlich, denn plötzlich wurde das bleierne Schweigen auf den Straßen durch ein markerschütterndes Kreischen zerrissen. Es schraubte sich schmerzhaft in die Luft wie ein glühender Draht und endete abrupt in einem erstickten Gurgeln. Der Prinzessin stand das Grauen im Gesicht geschrieben. "Was-... was war-...",stammelte sie flüsternd, doch die Antwort ergab sich von selbst, als einer der Goggelmoggels offenbar nicht mehr an sich halten konnte und zu weinen begann. Mittlerweile hatte schien er aufgeholt zu haben, das kleine Dörfchen lag ein Stück weit hinter ihm. Er erstarrte bei dem Geräusch sofort auf der Stelle. Lauschte. Das Rascheln war unruhiger, hektischer. Und ihm stieg schon wieder dieser metallische Blutgeruch in die Nase. Fast verlor er die Konzentration. Er machte noch einige Schritte weiter in die Richtung. Schließlich musste er das Manjuu finden. Hoffentlich war es wirklich bei diesen Viechern... Die üppige Vegetation der Insel erwies sich hier eher als hinderlich, denn sie verbarg einfach zuviel, was dahinter alles vorgehen konnte. Doch der Sand war hell, fast weiß, und versprühte einen leichten Silberglanz in der Dunkelheit - und auf diese Weise wurde auch die breite Blutspur sichtbar, die sich in der Nähe des rauschenden Palmenwalds auf dem Sand abzeichnete. Sie war völlig aufgewühlt und von Fußabtritten durchsetzt, und verströmte einen beißenden Geruch. Verdammt. Wieso konnte er das nicht einfach ignorieren? Es bereitete ihm Kopfschmerzen. Nach einer Weile kam er einfach nicht mehr weiter. Was war nur los mit ihm..? Ein plötzlicher stechender Schmerz ließ ihn fast stürzen, hätte er nicht rechtzeitig noch einen Baum als halt gefunden. Ihm war schwindelig und in seinen Ohren sirrte es. Seine Präsenz blieb offenbar nicht unbemerkt, denn das Rascheln und Kratzen hinter den Palmen und im finsteren Wald wurde zusehends lauter. Ganz in der Nähe jedoch wurde nach einer Weile ein leichtes, unterschwelliges Knacken und Knirschen wie von zermalmten Knochen hörbar - als würde sich irgendetwas mit langen, scharfen Zähnen über eine eben erst erlegte Beute hermachen. Der Blutgeruch stieg in immer dichteren, unsichtbaren Schlieren auf. Und mit einem Mal leuchtete zwischen den Palmen ein schmales, stechend gelbes Augenpaar auf. Erst waren die Geräusche gedämpft, wie durch Watte, doch dann explodierten sie schier in seinen Ohren. Jedes noch so kleines Geräusch schlug auf ihn ein, überrollte ihn wie eine Welle. Er wusste zwar, dass er bemerkt worden war, aber er konnte sich einfach nicht bewegen. Warum gerade jetzt...? Ihm sackten die Knie weg, fast hatte er nicht mal die Kraft, den Fall mit den Händen abzufangen. Was war nur mit ihm los? In den Sträuchern raschelte es unterdessen immer lauter, bis sich die hohen Farne und Gräser schließlich krachend zur Seite bogen und sich eine lang gestreckte, mit verfilztem Pelz bewucherte Kreatur langsam zwischen ihnen hervorschob. Von weitem sah es fast aus wie ein Marder, doch es war mindestens fünfmal so groß und um einiges kräftiger. Die Muskeln seiner langen, knochigen Beine spannten sich an, als es sich misstrauisch Meter um Meter näher an den Krieger heranschob und ihn dabei aus schmalen, argwöhnisch funkelnden Augen beobachtete. Von seinen spitzen, zerfledderten Ohren, seinen messerscharf bekrallten Vorderpfoten und seinem Maul troff das Blut in zahllosen, schleimigen Rinnsalen. In seinem langen, weichen Schweif hingen winzige Bruchstücke von Knochen. "Naanuuu....?", fauchte es nach einem langen, unbehaglichen Schweigen schließlich leise und verharrte wenige Meter vor ihm in angespannter Habachtstellung, "Ein Gast....?" Kurogane wandte den Blick zu dem Marder hin, allerdings verschwamm sein Blickfeld immer wieder. Das Fauchen klang in seinen Ohren wie eine Kreissäge auf Stein. Mühsam richtete er sich ein wenig auf. Vielleicht hätte er doch auf die anderen hören sollen. Das Wesen schien ebenfalls zu merken, dass es mit der Gesundheit seines fremden Gegenübers anscheinend nicht wirklich zum Besten stand. Wie in Zeitlupe schlich es einen weiteren Meter näher an ihn heran. Das Blut von seinem Maul tropfte unablässig auf den Sand unter seinen Pfoten. "...du musst der Fremde in Meisters Haus sein...wer sind die Anderen, sind das deine Freunde...? Ihr riecht alle sehr gut, das gefällt mir..." Seine heisere Fistelstimme verfiel in ein leises, meckerndes Gekicher, als amüsiere es ihn, den Krieger in solch einem wehrlosen Zustand zu sehen. "Ich such nur was, das uns gehört...", meinte er. Er fühlte sich nicht unbedingt bedroht, auch wenn er sich gerade kaum auf den Beinen halten konnte. Dieser Blutgeruch irritierte ihn mehr, als die Tatsache, dass der Riesenmarder sprechen konnte. Vielleicht würde das Vieh ihn angreifen. Gerade störte ihn das aber weniger. Die Kreatur stieß ein leises Knurren aus und leckte sich das Blut von den Lefzen. "Hier gehört euch nichts. Diese Insel gehört uns, und alles, was auf ihr lebt, ebenfalls." "Ist das so?", fragte er. Er musste unbedingt, seine Sinne wieder zusammen kriegen. "Ich glaube nicht." Das verfilzte Nackenfell des Marders sträubte sich. "Da irrst du dich. Unser Volk lebt bereits seit ewigen Zeiten auf dieser Insel, und wir lassen sie uns nicht wegnehmen. Nicht von diesen Eierköpfen, und auch nicht von euch." "Wir haben nicht vor, sie euch wegzunehmen...", antwortete er. "Und diese Eierköpfe auch nicht..." Es fiel ihm immer schwerer, sich zu konzentrieren und ihm wurde wärmer und wärmer, wie bei einem Fieber. „Ich...muss von hier weg…“, dachte er. „Das Blut…“, stieß er hervor. Der Marder starrte ihn nur misstrauisch an und kam fauchend einen weiteren Schritt näher. "Was ist mit dem Blut? Stört es dich etwa, wie wir uns ernähren, häh?!" Seine Stimme klang mittlerweile mehr als gereizt, und er wähnte sich auch schon bereit, den Krieger anzuspringen - doch plötzlich traf ihn etwas Hartes aus der Dunkelheit geradewegs am Kopf, und das Pelztier taumelte mit einem Auffauchen zurück. *** TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)