Summer Sunset von Liniya (Wichtel-FF für Susilein) ================================================================================ Kapitel 1: Summer Sunset ------------------------ Titel: Summer Sunset Part: Oneshot Autor: Liniya Fandom: Hellsing Pairing: Alucard x Integra Genre: Drama, Romantik, Mystery Disclaimer: Keine der Figuren aus Hellsing sind mein Eigentum Kommentar: Diese Geschichte entstand als Wichtel-FF für Susilein, im Rahmen der Wichtelaktion des „Durchgeknallte FF-Autoren“-Zirkels. Ich hoffe, die Geschichte gefällt dir ^--^ Leider ist es schon eine Weile her, seit ich die Manga gelesen habe (und auch nur bis Band 5 oder 6 ^^°), aber ich hoffe ich habe es dennoch geschafft, die Charaktere halbwegs authentisch darzustellen. In diesem Sinne wünsche ich dir, Susilein, und auch allen anderen viel Spaß beim Lesen und hoffentlich gute Unterhaltung ^^ Über Rückmeldung aller Art würde ich mich natürlich auch sehr freuen ^.^ Liniya Summer Sunset Dunkel ragte die wuchtige Silhouette von Burg Stravegon in das prächtige Farbenspiel der sommerlichen Abenddämmerung. Stolz und Macht strahlte das alte Gemäuer nahe der britischen Küste aus, eine gewisse Erhabenheit. Und doch ließ sein gedrungener Bau, die schmalen Schießscharten und die breiten und dennoch hoch aufragenden Türme keinen Zweifel an seiner Wehrhaftigkeit. Diese Burg war erbaut worden, um jeder noch so langen Belagerung standzuhalten, jeden Feind vor seinen Mauern zu zermürben und seinen Bewohnern Sicherheit in jeder Lage zu bieten. Burg Stravegon war wie seine Erbauer, die auch heute noch in ihren Mauern residierten: Stolz, unabhängig, standhaft. Wehrhaft, abweisend und voller Kälte gegenüber allen Außenstehenden. Und dennoch in ihrem Innern eine Wärme und einen Schutz gewährend, die sonst niemand bieten konnte. Es war ein Besitztum der Adelsgeschlechts Wingates. Und eine der bevorzugten Residenzen ihres Oberhauptes Integra Fairbrook Wingates Hellsing. Mit einem leisen Seufzen erhob eben jene sich in diesem Augenblick aus ihrem antiken Stuhl mit hoher Lehne und trat an eines der Fenster des großen Saales, in dem bis vor wenigen Minuten noch eine Besprechung der Tafelrunde stattgefunden hatte. Die stundenlange Diskussion hatte sie ermüdet, auch wenn sie es sich nicht einen einzigen Moment lang hatte anmerken lassen, solange auch nur irgend jemand in der Nähe weilte. Sie galt als eine stählerne Lady, eine Frau aus Eis. Und so sollte es auch bleiben. Es war auch so schwer genug, ihre Autorität gegenüber den anderen Mitglieder zu erhalten, die zu gerne auch nur den kleinsten Moment der Schwäche ausgenutzt hätten. Integra lächelte kühl. Diese kleingeistigen alten Männer würden ihr nie die Kontrolle und die Macht entreißen, die sie sich so mühsam erkämpft und erarbeitet hatte. Denn ihre oberste Maxime war Perfektion. In allem. Und sie würde auch weiterhin alles mit höchster Effizienz erledigen. Allein die Wahl dieses Ortes für ihr Treffen hatte dies mehr als untermauert. Nachdem das Hauptquartier des Hellsing-Ordens erst vor kurzem Ziel einer massiven Attacke gewesen war und mehrere der Mitglieder sich skeptisch und abwertend geäußert hatten bezüglich des Hellsing-Ordens und Integras Qualitäten als Anführerin, hatte die Sicherheit des Treffpunkts erst recht höchste Priorität genossen. Doch selbst die überheblichsten und misstrauisschten Mitglieder der Tafelrunde hatten zähneknirschend anerkennen müssen, dass es wohl auf der gesamten königlichen Insel keinen sichereren Ort gab als Burg Stravegon. Uralte Runen und Amulette schützten die gesamte Umgebung, sowie die Burg selbst. Alte Magie, die schon seit Jahrhunderten existierte und in all der Zeit nur noch weiter gereift und erstarkt war. Von den soliden Abwehrmaßnahmen des alten Gemäuers selbst ganz abgesehen. Hohe Mauern, enge Gänge, zahllose Scharten und Galerien machten es fast schon zu einem Kinderspiel, mit minimaler Besatzung eine große Zahl von Angreifern in Schacht zu halten, während die unzähligen Geheimgänge, die bis tief in den Felsen hinab reichten, jeden Kundigen unbemerkt weit fort von der Burg bringen konnten. Integras Augen blitzten kalt. Ja. Wer immer dumm genug war, einen Angriff auf dieses Anwesen, ihren Familienbesitz, zu wagen, der würde nicht lange Zeit haben um es zu bereuen. Für einen kurzen Moment gestattete Integra sich einen äußerst zufriedenen Gesichtsausdruck, während sie hinaus auf den Innenhof blickte, in dem neben einem kleinen Gemüsegarten auch eine große Wiese existierte. Nicht nur Mensch, auch Tier wollte versorgt sein und die Erbauer der Burg hatten die Selbstversorgung mit an oberste Stelle gesetzt. Heutzutage waren solche Dinge zwar eigentlich nicht mehr von Nutzen, immerhin konnte eine einzige chemische Attacke im Ernstfall alles zerstören, doch die Angestellten hielten es dennoch aufrecht und Integra hatte nie etwas dagegen eingewandt. Ein wenig Nostalgie hatte bisher niemandem geschadet und es beschäftigte die Bewohner der Burg, wenn ihre Herrin nicht da war. Und vielleicht waren es auch einfach ihre eigenen Erinnerungen an diesen Ort, die sie dazu veranlassten, alles so zu belassen wie es war. Das kleine Paradies inmitten der Steinmauern, direkt an der Küste, umtost vom salzigen Wind des Ozeans... „Herrin, soll ich Euch eine Blumenkette überreichen, auf dass Ihr lachend und tanzend durch den Sonnenuntergang tollen könnt?“ Integra zuckte zusammen. Diese spöttische Stimme, dieser Tonfall, der alle Höflichkeit seiner Worte zunichte machte... „Alucard!“ Sie drehte sich nicht um, aber ihre Stimme klang kalt und ihr Körper befand sich im Bruchteil einer Sekunde wieder in perfekt korrekter Haltung. „Du wagst es, dich ungefragt in meine Nähe zu begeben?“ Doch der Vampir trat ungeachtet von Integras Worten sogar neben sie und grinste sie auf seine übliche Art an. „Verzeiht, Herrin. Aber Ihr erinnertet mich gerade so sehr an ein kleines Kind, das nichts sehnlicher will, als wieder in seine heile Welt zurückzukehren...“ „Treib deine Späße mit jemand anderem! Und nun sprich: Was willst du?“, erwiderte Integra barsch. Noch immer blickte sie ihn nicht an, wütend auf sich selbst, dass sie sich so gehen hatte lassen, dass sie seine nahende Präsenz nicht gespürt und sich von ihm in einem Moment der Schwäche hatte erwischen lassen. In einem Moment, ohne ihre kühle Maske der Beherrschung und Effizienz. „Ich habe mich lediglich gewundert, wo meine Herrin bleibt, obwohl alle anderen schon längst gegangen sind...“, gab Alucard mit betont neutraler Stimme zur Antwort, die dennoch nicht einen Hauch von Spott verbergen konnten. Integra schwieg. Alucard war zugegebenermaßen für ihre Sicherheit verantwortlich, doch er hätte dennoch nicht hierher kommen zu brauchen. Im Innern drohte ihr keine akute Gefahr und selbst wenn, war sie durchaus in der Lage sich selbst zu verteidigen. Und das wusste Alucard. Was also hatte ihn wirklich hierher geführt? Alucard betrachtete sie während dessen nachdenklich von der Seite, ihre gleichmäßigen Gesichtskonturen, die Entschlossenheit und Stärke widerspiegelten. Und dennoch konnte sie seinem Blick nicht ihre schwache Seite verbergen. Denn das kleine Mädchen, das damals in Todesangst in die tiefen Keller geflüchtet und ihn dort mit ihrem Blut wiedererweckt hatte, war noch immer in ihr. Normalerweise gut versteckt unter einer Maske aus Kälte und Perfektionismus. Aber es war da. Und es war sehr einsam. Mehrere Minuten vergingen so in beidseitiger Stille bevor Alucard mit ruhiger, fast schon abwesender Stimme fragte: „Würdest du gerne dorthin zurückkehren?“ Überraschung zeichnete sich für einen Bruchteil einer Sekunde in Integras Gesicht ab, bevor sie wieder mit ausdrucksloser Maske hinaus auf den sich immer dunkler färbenden Abendhimmel blickte. Weiterhin schweigend. Ja... manches Mal ertappte sie sich wirklich dabei, wieder in ihre unschuldige Zeit als Kind zurückzukehren. Einfach war es nie gewesen, die Erwartungen an sie stets gehoben und teilweise auch erdrückend. Doch den wahren Schrecken dieser Welt hatte sie erst an jenem Abend erlebt, als ihr Onkel sie hatte ermorden wollen. Dem Abend, als sie in ihrer Verzweiflung in die Keller geflüchtet war, auf der Suche nach einem Ritter in schimmernder Rüstung - und statt dessen ein Monster erweckt hatte. Seither war ihre Welt in Dunkelheit, Intrigen, Machtgefüge und über all dem Gewalt und Blutdurst versunken. Und dennoch... Es war ihre Welt. War ihre Welt geworden. Und sie lebte darin, kämpfte darin. Und genoss jeden einzelnen Erfolg den sie darin erzielen konnte. War stolz auf das, was sie erreicht hatte. Und würde auch weiterhin ihre Position mit allen Mitteln verteidigen und ausbauen. Und so sehr sie Alucard in manchen Momenten verfluchte, so sehr ihr seine Art zuweilen missfiel... Letzten Endes war er genau das, was sie in dieser Welt am Leben erhielt, sie beschützte und ihre effektivste Waffe war. Ein Monster. Kein strahlender Held mit ruhmreichem Tod auf dem Schlachtfeld. Ein Monster, das immer und immer wieder auferstehen würde. Immer wieder zu ihr zurückkehren würde. Stets an ihrer Seite weilen würde. Als ihr Beschützer. Ihre Waffe. Mehr würde sie nicht zulassen. Alucard hingegen beobachtete sie derweil nur weiterhin stumm, erwartete keine Antwort. Kannte sie bereits. Er wusste, sie würde nicht zurückkehren. Das kleine Mädchen in ihr existierte immer noch. Aber es war nichts, wohin diese starke junge Frau vor ihm zurückkehren würde. Er hatte sie seither stets begleitet, war immer in ihrer Nähe gewesen. Daher kannte er auch ihr wahres Wesen. Sie genoss die Macht, war erfüllt von Ehrgeiz und einer Determination sondergleichen. Sie hatte ihre Ziele und die würde sie mit aller ihr zur Verfügung stehenden Macht und Können durchsetzen. Sie kämpfte für ihre Ziele, war von unbändigem Willen erfüllt.. Und das faszinierte ihn. Schon damals im Keller hatte er diesen Willen gespürt, trotz aller Angst. Den Willen zu kämpfen. Den Willen zu siegen. Den Willen zu leben. Der Bann mochte ihn an die Familie Wingates binden, ihn zwingen zu gehorchen. Doch das Wesen seiner Herrin trieb ihn dazu, immer wieder in den Kampf zu ziehen, auch wenn es nur niederer Abschaum war der beseitigt werden musste. Es war Alucards eigener Wille, der ihn bei Integra bleiben ließ. Seine Faszination für dieses Menschenwesen, das ihn immer wieder aufs Neue überraschte und dennoch so vieles nicht wusste. So entschlossen, kalt, ehrgeizig und perfektionistisch. Und dennoch hinter der Fassade teils so naiv und schwach. Es war dieser Kontrast, diese Ambivalenz, die ihn so sehr an diese junge Frau band. Und das Wissen darum, das kein anderer Mensch auf dieser Welt diese Seite auch nur erahnte. Dass er der einzige war, der es kannte, jenes andere Ich. Nur er. Niemand sonst. Integra Fairbrook Wingates Hellsing mochte über ihn herrschen, Macht ihres Bannes, Macht ihres Wesens. Doch er, Alucard, war der einzige, der ihr wahres Ich kannte. Sie in ihrer Gesamtheit kannte. Sie gehörte ihm. Und nur ihm. Erst als die Sonne vollends hinter dem Horizont verschwunden war und die Sterne einer nach dem anderen ihren silbernen Glanz über den klaren Nachthimmel der Sommernacht erstrahlen ließen, unterbrach Integra die Stille, die sie beide umgeben hatte. „Die Sommernächte sind nur kurz, doch für einen Angriff mehr als lang genug. Ist es nicht Zeit, deinen Rundgang zu starten?“ Sie wussten beide, es waren nur Worte. Doch der Krieg rief, alles andere musste dabei zurückstehen. War nicht gewollt... Nicht gestattet. „Wie ein niederer Fußsoldat?“, ging Alucard auf das Spiel ein. „Eher wie ein General, der die Truppen überprüft.“ Sie sah ihn kühl an, ganz das Oberhaupt der Tafelrunde. „Und nun verschwinde!“ „Wie meine Herrin befiehlt...“ Und mit einer spöttischen Verbeugung verschwand Alucard eben so leise wie er gekommen war, keinen Hinweis hinterlassend, dass er je da gewesen war. Integra hingegen warf noch einen letzten Blick hinaus in den Garten, über den sich nun die Schatten der Nacht gebreitet hatten und ihn vor ihren Augen verbargen. Und wie dieser Garten, so war auch ihre Welt nun jene der Dunkelheit. Hier gehörte sie hin. Mit ihm an ihrer Seite. Und mit diesen Gedanken wandte sich Integra endgültig vom Fenster ab, um sich für die restliche Nacht in ihr Zimmer zurückzuziehen. Wohlwissend, dass auf dem höchsten Turm und dem tiefsten Kerker jederzeit ein Monster lauern würde. Ein Monster mit dem Fluch der Unsterblichkeit. Ein dunkler Ritter mit schwarzem Schwert und blutigem Gewand. Bereit seine Herrin zu beschützen. Auf ewig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)