Rache! von Feuerlotus ================================================================================ Kapitel 6: Unexpected --------------------- 6. Kapitel: Unexpected Ich glaube in den nächsten Tagen entwickelte ich so etwas wie Trotz, um nicht glauben zu müssen das so etwas passieren konnte. Wie ein kleines Kind wehrte ich mich dagegen. Tagsüber machte mich das stärker, aber in den Nächten wurde es dafür umso schlimmer. Ich begann mich anders zu kleiden, meine Essgewohnheiten wurden drastisch gekürzt. Ich aß nur noch, damit ich nicht zusammenklappte. Ich glaube, ich fing sogar an mich anders zu bewegen. Immer häufiger ging ich später aus der Tür. Alle meine Pläne für die Zukunft waren vergessen. Was denn auch für eine Zukunft. Ich hatte doch alles mit Marisol durchdacht. Sie war ein fester Bestandteil für diese gewesen. Aber sie würde nicht zurück kommen. Immerhin das hatte ich jetzt verstanden. Aber ich würde es nicht einfach so über mich ergehen lassen, das mir jemand meine Träume zerstört hatte. In diesen Nächten lief ich in der Stadt umher. Ich fuhr auch nicht mit dem Auto in die Innenstadt, sondern lief die 2 ½ Kilometer dorthin. Mit offenen Augen lief ich durch die Szene. Die Ecken an denen ich am aufmerksamsten war, waren die wo die Drogenjunkies abhingen und an der Stelle, wo man hier ganz offen seine Homosexualität zeigen konnte. Also zwei der größten U-Bahn-Stationen und eine Straße voller Bars und Diskotheken. Meistens kaute ich schlechtgelaunt auf irgendeinem Kaugummi rum und beobachtet meist dezent, manchmal offen die Menschen, die mir begegneten. Heute setzte ich mich in eine kleine Bar, in der nähe einer der U-Bahn-Stationen und beschloss nach dem zweiten Tequila mich nicht zu betrinken. Ich wollte mir die Peinlichkeit ersparen, wie an dem Vortag, mehr nachhause zu schwanken als zu laufen. Außerdem hatte ich nicht vor Alkoholikerin zu werden. Und immerhin war mir das bis jetzt nur einmal passiert, also keinen Grund zur Panik. Das hieß in diesem Moment jedoch für mich, das ich eine Ablenkung finden musste. Ich drehte mich also auf dem Barhocker um und ließ meinen Blick über die Leute schweifen. Mein Blick blieb an einem etwa 17-18 jährigen hängen, der nur zwei Hocker neben mir saß. Schlecht gelaunt stierte er in sein Bierglas, bereits drei Schnapsgläser standen um dieses herum und schien etwas abwesend. Eigentlich ganz hübsch, dachte ich mir, wenn er nur nicht so betrübt aussehen würde. Er hatte, wie man es jetzt öfters mal sah, Wasserstoffblond gefärbte Haare. In dem Zwielicht schimmerten seine Augen fast Golden, bei Sonnenlicht betrachtet waren sie wohl eher Bernsteinfarben. Für die Schwulenszene, in der ich mich ja in der letzten Zeit häufiger aufgehalten hatte, schien er weder ein besonders weiblichen, noch betont männlichen Part einzunehmen. Er war nicht so extrem schlank, was wohl eher durch seine sichtbaren, wenn auch nicht übertriebenen Muskeln so wirkte. Er wirkte eher wie ein ganz normaler Teenager. Wie ein sehr frustrierter Teenager. Ohne es zu bemerken hatte ich ihn wohl eine ganze Weile nachdenklich angestarrt. Langsam drehte er den Kopf und schielte mich unter seinem Pony hinweg aus leicht schräg stehenden Mandelaugen an. „Was glotzt du denn so, du siehst selbst auch nicht besser aus, bekloppte Tussi“, grummelte er dann vor sich her. Normalerweise würde mich so eine Aussage eher amüsieren, als beleidigen. Aber erstens hatte ich heute schon getrunken und zweitens ging es mir echt scheiße. Trotzdem versuchte ich ruhig zu bleiben, er konnte ja immerhin nichts dafür. „Vielen dank für das Kompliment...“, erwiderte ich also nur knapp. Einen kurzen Moment breitete sich Stille über uns aus, wie ein schweres Tuch, das nicht bewegt werden will. „Was ist dir denn schlimmes über die Leber gelaufen?“, fragte ich dann aus einem Impuls heraus. Warum sollte ich mich nicht mit den Problemen anderer Leute ablenken, da brauchte ich wenigstens nicht über meine eigenen nachdenken. „Du siehst nicht so aus als würde dich das etwas angehen“, murrte er, kaum hörbar bei dem Geschwätz in der Bar. Ich zuckte nur kurz mit den Schultern und trank dann aus meinen Bierglas einen tiefen Zug. Dann halt nicht. „Letzte Woche habe ich meinem Freund sitzen lassen, weil er mir zu langweilig geworden ist, dafür hat er meinen getunten Roller zu Schrott verarbeitet, um ihn dann mit einem riesigen Knall in die Luft zu jagen“, ratterte er dann seufzend los. „Klingt als sei er eifersüchtig auf jemanden gewesen“, gab ich meinen Kommentar dazu ab. „Da wäre ich alleine nie drauf gekommen“, meinte er dann verärgert. „Hast du ihm wegen einem andern sitzen lassen?“, trieb mich meine Neugier ihn weiter aus zu fragen. Er seufzte wieder tief, bevor er weitersprach. „Ja“, meinte er dann nur knapp. „Aber?“, langsam kam ich mir unverschämt vor. „Der Typ ist eigentlich viel zu alt und kann jeden haben den er will.“ Man hörte sich das entmutigt an. „Hast du schon mal versucht an ihn ranzukommen?“, fragte ich dann nach. Kopfschütteln. Ich überlegte kurz. „Ich hätte zwar eigentlich besseres zu tun, aber da ich auch etwas Ablenkung suche... Vielleicht kann ich dir ja helfen“, schlug ich dann vor. Im nächsten Moment bereute ich das schon wieder. Was interessierte mich das Liebesleben dieses todunglücklichen, naiven Idioten. War er doch selber Schuld. „Echt? Das würdest du tun?“, fragte er dann und klang sehr hoffnungsvoll dabei. Aber das schlimmste war, er schaute mich zum ersten mal richtig an. Wie sollte man denn bei so traurigen Augen noch nein sagen können? Ich nickte nur knapp, bevor ich es mir anders überlegen konnte. „Ich bin Kyle!“, stellte er sich dann vor, überbrückte den Sitz zwischen uns und streckte mir seine kräftige Hand entgegen. „Joan“, ich drückte sie kurz. „Hast du denn ein Bild von deinem Angebeteten?“ Langsam fragte ich mich, ob er nicht doch einmal den Unterton meiner Stimme erkennen würde. Sofort zog er ein leicht verwackeltes Foto aus seinem seiner Jackentasche. Ich hatte grad etwas getrunken und als ich das Bild sah verschluckte ich mich fast. „Der?“, fragte ich mit kratziger Stimme. Das es ausgerechnet Blake sein musste war doch irgendwie klar gewesen. Zufälle gab es eben nicht nur im Film. Und auf einmal fiel mir ein grandioser Plan ein, bei dem mir Kyle wunderbar helfen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)