The End of a Thought von CruxisLyrica ([Oneshots/Drabbles] General/MultiPairs) ================================================================================ Kapitel 7: (dis)trust (Zelos x Shihna) -------------------------------------- Sie vertrauten Zelos nicht mehr. Lloyd hatte der Verrat indirekt schwer getroffen. Wie schon einmal hatte sich der Doppelklingenschwertkämpfer in der Situation wieder gefunden, unfähig zu sein, um Collet zu beschützen. Natürlich hatten sie gemeinsam – mit Zelos – die Auserwählte aus Sylvarant wieder befreien können, jedoch… blieb der bittere Geschmack des Verratenwerdens an Lloyd haften. Refill und Regal – man konnte die beiden auch als die einzigen Erwachsenen der Gruppe bezeichnen – blieben natürlich aus Instinkt und Sicherheit dem Frieden skeptisch gegenüber. Jede mögliche Gefahr musste mit Vorsicht betrachtet werden. Es machte keinen Unterschied für sie, ob diese ‚Gefahr’ von einem Feind oder Freund ausging. Genius hatte von Anfang an nicht das beste Verhältnis zu Zelos. Eigentlich konnten sich die beiden noch nie leiden. Das abweisende Verhalten des kleinen Halbelfs war also nicht weiter verwunderlich. Presea, kühl und berechnend wie eh und je, zeigte kaum eine Emotion oder gar Reaktion. „Chance des erneuten Verrats: 65%“ Der Satz entkam ihrem Mund als würde das kleine Mädchen übers Wetter reden. Und das war es auch schon. Nicht mehr und auch nicht weniger sagte sie zu dem Thema. Bei Collet war sich Shihna nicht so sicher, was sie nun glauben sollte. Sie vermutete nicht, dass das Mädchen aus Sylvarant ähnlich wie ihre Freunde über Zelos dachte. Nein, eher war das Gegenteil der Fall. Mit ihrer Gutmütigkeit und der Gabe, nur das Gute in einem Menschen zu sehen, wäre Collet sogar die erste, die Zelos komplett verzeihen würde. Ihr Zögern konnte sich die junge Frau aus Mizuho nur durch Collets Schüchtern- beziehungsweise Unsicherheit erklären. Sie sah Lloyd und die anderen als Vorbild – genau jene Personen, die Zelos nicht mehr vertrauten. Und Shihna? Die Beschwörerin wusste genau, dass sie ähnlich wie ihre Kameraden denken müsste. Er hatte all ihr Vertrauen schamlos ausgenutzt und Collet in eine lebensgefährliche Lage gebracht. Nein, eigentlich hatte er das Leben aller aufs Spiel gesetzt, nur um an das Aionis ranzukommen. Nur um… ihnen zu helfen. Immerhin tanzte er auch Cruxis auf der Nase herum. Vielleicht hatte Zelos sogar dieses Doppelspiel seit jeher geplant, um Cruxis und nicht seine Freunde zu täuschen und hintergehen. Möglich war aber auch… Bei Martel! Es interessierte Shihna nicht! Ihr war das vollkommen schnuppe. All diese Emotionen, die sie nun gegen Zelos hegen sollte… sie existierten nicht. Sie konnte ihn nicht für seine Tat hassen. Um ganz ehrlich zu sein, tat ihr Zelos nun sogar Leid. „Heimdall…“ Lloyds monotone Ausdrucksweise drückte die Stimmung der Gruppe noch weiter nach unten. Der Junge in Rot hätte nun zu gern alles hinter sich gebracht. Der bevorstehende Kampf gegen seinen Vater, die Vereinigung der beiden Welten… am Liebsten hätte er alles schon erledigt, abgehackt und vergessen. Doch Lloyd ließ sich – auch zum Wohle seiner Kameraden – dazu überreden, die Nacht erstmal zu rasten. „Okay, okay. Dann lasst uns zum Gasthaus gehen. Wir brauchen Zimmer für sieben…“ Lloyd ertappte sich, falsch gezählt zu haben. Aus Absicht oder Versehen war nun dahingestellt. Immerhin hielt Zelos auch bewusst Abstand von der reisenden Gruppe, trottelte meist einige Meter abseits hinterher. „…acht Personen.“, korrigierte Lloyd sich selbst und läutete damit wieder eine erdrückende Stille ein. Großartig. Einfach nur großartig… „Argh…“ Shihna spürte, wie verspannt ihre Schultern waren. Sie hatte zwar wenig Lust, doch ihr knurrender Magen leitete sie zu den anderen ins Esszimmer des Gasthauses. Genervt verdrehte Shihna ihre Augen als sie sah, dass der Tisch nur für sieben Personen gedeckt war. Es überraschte sie herzlich wenig, dass sie von den gedachten sieben Leuten die letzte war, die zum Abendmahl eintraf. Stumm nahm sie auf den freien Stuhl platz und aß ein paar Löffel von der servierten Suppe. Neugierig versuchte sie die laufende Konversation mitzuverfolgen. Dumpf konnte Shihna nur Wortfetzen des Gesprächs wahrnehmen. Irgendetwas war falsch… Die ganze Situation war einfach nur abstrus. Als ob nie etwas passiert wäre. Als ob es keine achte Person geben würde. „Wo ist Zelos?“ … Schweigen. Pures, entsetztes Schweigen. Die Blicke der sechs Augenpaare, die nun auf die Beschwörerin gerichtet waren, sprachen Bände. Fassungslos, abstoßend oder einfach auch nur erbost. Wie konnte Shihna auch bloß den bösen Z-Namen erwähnen? „Keh, wenn ihr meint.“ Shihna verspürte nicht mehr die geringste Lust, sich mit ihren Freunden abzugeben. Ohne sich der Mühe wert zu finden ihre Wut zu verstecken, knallte sie den Löffel auf den Tisch und verließ in Windeseile das Gasthaus. Frische Luft würde ihr nun sicher gut tun. Shihna musste zugeben, dass Heimdall bei Nacht einfach eine idyllische Atmosphäre bot. Der wolkenlose Himmel entfaltete seine Pracht und versteckte keinen einzigen Stern. Der Mond, tief genug um im Wasser widergespiegelt zu werden, diente als einsame Lichtquelle neben den unzähligen, kleinen Himmelslichtern. Die erfrischende Abendbrise, die spielerisch sein rotes Haar im Wind tanzen ließ und Shihna für den Moment eine Gänsehaut entlockte, kühlte den Spätsommerabend ab. Moment. Rotes Haar? Zelos „Oh, da bist du.“ „Oh, da bin ich…“, äffte Zelos nach, betonte aber bewusst seine Langeweile. Er wollte – und brauchte – nun niemanden sehen. Shihna realisierte, dass ihre Wortwahl nicht gerade die Optimale war. Sie wünschte sich, die Worte zurücknehmen zu können. Doch jede Art der Entschuldigung wäre uncharakteristisch für das Mädchen gewesen und hätte vermutlich die Situation nur noch mehr angespannt. Stumm setzte sie sich neben den Rotschopf auf die Holzbank und schloss ihre Augen. Die Stille zwischen den beiden empfand Shihna um ein vieles angenehmer als jedes Schweigen, das am heutigen Tag innerhalb Gruppe herrschte. Sie hieß diese Ruhe sogar willkommen, konnte sie so die ungewohnte und vor allem seltene Zweisamkeit auf ihre Art genießen. „Geh wieder rein, die anderen vermissen dich sicher schon.“ Auffällig hörte man die Bitterkeit aus Zelos’ Stimme heraus. Er war kein Teil der ‚anderen’ mehr. „Bezweifle ich.“ Shihna musste sich eingestehen, dass sie nur mit Mühe und Not ein gehässiges Grinsen um ihre Lippen verhindern konnte. „Im Moment bin ich eher ein weiterer Sündenbock für sie.“ Zelos wäre nicht Zelos, hätte er diese Gelegenheit nicht genutzt, um in die Gewohnheit zu verfallen, seine Shihna ein klein wenig zu ärgern. Ja, der Rotschopf war besitzergreifend. Und ja, er grinste wieder wie ein Idiot vor Weihnachten. „Hat meine brutale Schönheit ein essenzielles Item zerstört?“ „…“ „Versucht, den kleinen Zwerg zu verführen?“ „. . .“ „Oder ga-“ „Ich hab mich auf deine Seite gestellt, du Idiot!“ „… Oh.“ Punkt für Shihna. Nicht genug, dass sie Zelos vollkommen mit ihrer Aussage überrumpelte, nein, sie sorgte auch noch dafür, dass er sprachlos war. Die Sekunden vergingen, wurden schon fast zu Minuten, die Zelos in Anspruch nahm, um ihre Worte in sich sickern zu lassen. Er ließ sich schon so lange Zeit, dass er sich nicht einmal mehr sicher war, ob es Shihna oder seine Einbildung war, sie zu ihm gesprochen hatte. „Du hast…?“ „Ja.“ „… aber ich-“ „Egal.“ Verdutzt blickte Zelos weiterhin in das Gesicht der weiblichen Ninja. Sie wandte sich jedoch von seinem Blick ab und sah gen Himmel. „Es ist okay.“, murmelte Shihna leise. Auch wenn ich es nicht laut zugeben kann, Zelos, aber… Selbst als du uns verraten hattest, habe ich nie aufgehört dir zu vertrauen. Dieses kleine Fünkchen Hoffnung blieb in mir und machte mir Mut. Es verlieh mir jene Courage, um weiterzukämpfen, bis du wieder zu uns… zu mir zurückkommen würdest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)