Ein Buch kann ein Leben verändern von JennyRiddle (M+M) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog und Kapitel 1 Im Buchladen -------------------------------------------- Hey, nachdem ich bereits einige FFs geschrieben habe, habe ich mich mal zu einer ganz eigenen FF entschieden und hoffe, sie gefällt euch ^^ Titel Ein Buch kann ein Leben verändern Autor ShadeRiddle Kurzbeschreibung Der 21-jährige Student John Taylor ist ein wahrer Bücherwurm. Als er eines Tages in einem Bücherladen den Autor Rodney Dancer kennen lernt, stellt sich sein „langweiliger“ Alltag auf den Kopf. Allerdings ist da etwas, was Rodney sehr belastet, sowohl psychisch, als auch im Alltag. Kann John ihm helfen? Warnung M+M – Don’t like it, don’t read it Mein Dank geht an Raich, meiner Probeleserin (nicht Beta nur Probe) und die Namensgeberin dieser Geschichte Prolog Es war ein sonniger Abend. Hand in Hand ging das verliebte Pärchen die Straßen Londons lang. Sie diskutierten über den Film, den sie gerade im Kino gesehen hatten. An einer Ampel blieben sie stehen. Der Größere der beiden, der mit den braunen Haaren drückte auf den Schalter und lachte über einen Witz des anderen. Aus der Nähe hörten sie quietschende Reifen und ein Auto raste um eine Kurve, doch sie machten sich nichts weiter draus, nahmen an, dass das Auto schon längst davon fuhr. Die Ampel schaltete sich auf grün um und der Kleinere der beiden, 16 Jahre und ein aufgeweckter Wirbelwind lief vor und drehte sich lachend zu dem 17-jährigen Braunhaarigen um, der dem anderen verliebt zulächelte und ebenfalls über die Straße ging. Seinen Blick auf den Jüngeren gewandt, nahm er erst gar nicht wahr, wie ein Motor wieder laut ratterte und die Reifen quietschten, als ein Auto rasant aus einer Kurve herauskam und direkt auf ihn zufuhr. Er sah, wie sein Freund, der bereits den anderen Bürgersteig erreicht hatte, erschrocken zur Seite blickte und das heranrasende Auto anstarrte. Dann auch wandte der Braunhaarige seinen Blick nach links und ehe er ausweichen und überhaupt reagieren konnte, wurde er von dem rasenden Auto erfasst, welcher nicht einmal grün hatte und ein paar Meter mitgeschleudert. Tiefe Dunkelheit umfasste ihn, eine Leere breitete sich aus, eine Leere, die auch einige Jahre später nicht mehr gefüllt werden konnte. 1 Kapitel – Im Buchladen Es war ein kleiner Laden mitten in der Stadt London. Die meisten Passanten liefen an der kleinen Eingangstür mit einer Rampe, anstelle der Stufen, vorbei, ohne, dass sie auch nur einen Blick in das kleine Schaufenster warfen, in welchem gerade mal zwei Artikel ausgestellt waren. Ein älterer Herr stand gerade an einem der außen stehenden Stände und sah sich einen der Artikel genau an, bevor er mit eben diesem in den Laden trat. Beim Öffnen der Tür ertönte eine kleine Türglocke zur Erkennung, dass jemand eingetreten war. Der 21-jährige John Taylor beobachtete den kleinen Buchladen schon eine Weile. Er liebte es zu lesen, was man an den voll gestopften Regalen in seiner Wohnung erkennen konnte. Trotz allem und obwohl er sich des Öfteren in diese Straße verirrte, um in seinen Pausen einen Kaffe zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen, war ihm dieser kleine Laden nie vorher aufgefallen. In London gab es auch wesentlich größere Büchereien und Bibliotheken, wo er, seine Freizeit verbrachte, dabei las oder neue Bücher kaufte. Es grenzte nahezu an ein Wunder, dass er nicht jedes geschriebene Buch, was ihn interessierte, kannte und immer wieder neue spannende Lektüren fand. Gerade in diesem Moment bekam der Psychologiestudent seinen Kaffee und sein bestelltes Stück Kuchen. Schnell nahm er seine ausgebreiteten Unterlagen vom Tisch und stopfte sie lieblos in seine Tasche. Er bedankte sich bei dem Kellner und sein Blick wandte sich endlich mal von dem Bücherladen ab. Nachdem John seinen Kaffee getrunken und aufgegessen hatte, zahlte er noch, nahm seine Tasche, welche er sich über die Schulter hing und überquerte die Straße. Er hatte sich vorgenommen, sich den kleinen Bücherladen mal anzusehen, auch wenn John sich sicher war, dass er hier nicht großartig fündig wurde. Trotzdem war er neugierig und Bücherläden zogen ihn einfach magisch an. Selbst wenn er in eine fremde Stadt kam, um die zu besichtigen, fand er auch immer einen Bücherladen, in welchem er sich umsah. „Dabei sehen die alle gleich aus.“, sagte einer seiner guten Freundinnen immer wieder, mit der er oft in andere Städte fuhr. Ihn faszinierten Bücher und der Student liebte es, durch sein Lesen die Fantasie anzuregen. Es gab auch einige langweilige Bücher, doch wenn ihm ein Buch richtig gefiel, fesselte es ihn so sehr, dass er die ganze Nacht durchmachte, ohne, dass er es richtig mitbekam. Vor dem kleinen Laden blieb John nun stehen und blickte über die Tür, wo ein kleines Schild den Namen verriet: „Leseecke.“ Also nichts wirklich interessantes, verlockendes, der die Kunden nach und nach herrief, einfach nur Leseecke und doch faszinierte es John irgendwie. Nun ging er aber die kleine Rampe aus Holz hoch und öffnete die Tür. Sofort ertönten die Glocken wieder und ein junge Mann, sah von seinem dicken Buch auf, welches er in der Hand hielt und bis eben gelesen hatte. Er musterte den Neuankömmling. Der Fremde war schätzungsweise zwei oder drei Jahre älter als der Student. „Guten Tag, Sir.“ „Tag…“, konnte John nur sagen und sein Herz machte gleich einen Satz. Es kam nicht selten vor, dass er auf hübsche Männer stieß, doch hier hatte er gerade eine Gottheit vor sich. Einen so schönen Mann hatte er nie vorher gesehen. Das Gesicht des Mannes hatte schöne Züge mit hohen Wangenknochen, er hatte eine helle Hautfarbe und die Haut war makellos und rein. Gefesselt war John von den hellblauen Augen und den rosafarbenen Lippen, die wie ein Schmollmund wirkten. Einige braune Strähnen fielen dem Mann in das schöne Gesicht, was ihm gleich noch mehr Ausstrahlung verlieh. Einen Moment lang stand John wie angewurzelt in der Tür, den Mund überrascht geöffnet, bis er sich endlich wieder fasste und einen Schritt in den Laden trat. Ihm kam es vor, als hätte er tatsächlich Gott gesehen, so unglaublich war es, als er den Verkäufer erblickt hatte. Sein Herz raste immer noch und er versuchte sich abzulenken, indem er sich umsah. Von außen konnte man bereits erkennen, dass der Laden nicht besonders groß war, aber er zu Hause hatte ja mehr Bücher als hier vorhanden waren und John fragte sich, ob man sich damit sein Geld verdienen konnte. Sicherlich kam schon was zusammen, doch John bezweifelte, dass es für die monatliche Miete reichte, denn eine Wohnung und ein Laden in der Londoner Innenstadt war teuer. Mit einem letzten Blick auf den Verkäufer, der hinter der Kasse saß und ihn noch immer anblickte, trat er nun zu den Regalen und sah sich die verschiedenen Buchtitel an. Seine Vorlieben waren Kriminalromane, Fantasie und historische Romane, er las aber, wenn ihm ein Buch gefiel auch andere Themen. Nur von Liebesromanen hielt er sich fern. Er fand es einfach nur ‚schnulzig’ und da stand sowieso immer nur dasselbe drin. Er verliebte sich in sie, sie sich in ihn und irgendjemand hatte immer was dagegen oder irgendwas stand immer zwischen ihnen. Wenn man Glück hatte, gab es am Ende ein ‚lächerlich romantisches’ Happy End, das den Frauen, die das Buch lasen oder den Film sahen die Tränen kommen ließ oder einer der sich Liebenden starb, was denselben Effekt der Leser bzw. Zuschauer hatte. John fand das einfach nur schrecklich und tuntig. Ihn interessierte die Liebesromanze zweier Heteros nicht. Ja es stimmte schon, wenn es in dem Buch zwei Kerle waren, war das gleich was ganz anderes und John hatte schon lange eingesehen, dass er selbst homosexuell war. Am Anfang wollte er das gar nicht wahrhaben. Er hatte es daher mit jedem Mädchen getrieben, welches er bekommen konnte, immer in der Hoffnung, dass er sich in eine von denen verliebte, doch das traf nie ein und irgendwie war der Sex mit den Frauen nie das wahre gewesen, bis er dann Kai, seinen jetzigen besten Freund kennen gelernt hatte. Sie hatten es einmal zusammen getrieben und ab da war sich John sicher gewesen, er war schwul. Nie vorher hatte er beim Sex solche unglaublichen Empfindungen verspürt. So kam es dazu, dass er mit Jungs ausgegangen war. Das mit Kai und ihm war nie wirklich was Ernstes gewesen und trotzdem waren sie die besten Freunde geworden. Nachdem er sich nun eine Weile die Bücher angesehen hatte, stellte er fest, dass er wirklich alle kannte. John merkte sofort, wenn er beobachtet wurde, denn auch jetzt spürte er die Blicke des Verkäufers in seinem Nacken, während er immer wieder einen Buch aus dem Regal zog und sich dieses genauer ansah. Einige Bücher waren aus Second Hand, weshalb sie dementsprechend billiger waren. John war sich langsam sehr sicher, dass man mit so einem Laden keine Miete bezahlen konnte. Nachdem er nach einer Weile wirklich alle Regale durchgesehen hatte, auch die mit den Themen, die er eher weniger las, stellte er fest, dass er bis auf die Liebesromane wirklich alles kannte, wenn ihm nicht sogar da ein paar Bücher bekannt vorkamen. Sein Blick wanderte noch einmal kurz herum und plötzlich stach ihm doch noch ein ihm unbekanntes Buch ins Auge, was ihm vorher gar nicht aufgefallen war. Dieses Buch lag versteckt in einem der Regale ganz unten und ein kleiner Karton stand direkt davor. Automatisch und langsam streckte John eine Hand nach dem Buch aus und strich mit einem Finger über den Titel: „About a gay.“ John zog das Buch mit einem Finger hervor, nahm es in die Hand und las dann die Kurzbeschreibung. In dem Buch handelte es sich um einen, wie der Titel schon verriet, homosexuellen Mann, der um seine große Liebe kämpfte, was aber gar nicht so einfach war. Das klang doch sehr nach so einem Liebesroman, was John so hasste, allerdings durch die Tatsache, dass es sich hierbei um ein homosexuelles Paar handelte, machte das Buch gleich viel sympathischer und interessanter. Er drehte das Buch um. Auf dem Cover waren zwei eng umschlungene Männer, einer blond und etwas kleiner und der andere groß gewachsen dunkelhaariger Mann. Vom Gesicht her musste er aus Asien stammen. Unter dem Titel auf dem Cover stand der Name des Autors: „Rodney Dancer“ Er öffnete das Buch und ließ die Seiten alle einmal schnell durch die Finger fliegen. Weder vorne noch hinten war ein Bild von diesem Rodney. /Schade eigentlich./, dachte er sich still und richtete sich wieder auf. Er war schon neugierig, was dieser Rodney für ein Typ war. Wenn er schon als männliche Person so ein Buch schrieb, war er sicherlich ebenfalls schwul oder zumindest bisexuell. Er las auch sehr gerne Bücher über homosexuelle Leute, meist waren dies Mangas, das waren so eine Art japanische Comics, aber da las er nicht unbedingt die, die hauptsächlich aus Bildern bestanden, sondern schon aus mehr Text, wie eine normale Geschichte, bestanden. Nun stand John wieder aus seiner Hocke auf, das Buch behielt er in der Hand, denn er wollte es sich kaufen und mit 6 Dollar war es auch sehr billig. Nun trat er zur Kasse und der Verkäufer lächelte ihm bereits entgegen. Er sah etwas geheimnisvoll drein, als er auf das Buch blickte, welches John in der Hand hielt, als John vor ihm stand, stellte er sich nicht auf, um das Buch zu kassieren, sondern blieb sitzen. John war es egal, er hatte sowieso nur Augen für dieses unglaublich schöne Gesicht. Das Unglaublichste, was er je gesehen hatte. Ihm fiel keine andere Erklärung ein, als dass er eine Gottheit vor sich hatte. Auf jeden Fall konnte eine solche Schönheit kein normaler Mensch sein. John fragte sich insgeheim, ob sich so Liebe auf den ersten Blick anfühlte, als er seine Hand mit dem Buch ausstreckte und der Verkäufer dieses entgegennahm. So gefesselt von dem Gesicht bekam John den Rest nicht mit und so entging ihm auch etwas Bedeutsames, Wichtiges, was den Mann ihm gegenüber betraf. Wahrscheinlich etwas, was einiges über den Verkäufer aussagte und wo sich John als angehender Psychologe einiges hineindenken konnte. Hellblaue Augen sahen ihn amüsiert an, als der andere die Blicke erkannte, die John ihm zuwarf. Er zwinkerte leicht, als er fragte: „Das soll es sein?“ Während er das fragte, tippte er bereits den Preis des Buches in eine altmodische, kleine Kasse ein. „Wie bitte?“, fragte John aus seiner Trance gerissen, als die Kasse aufsprang und der andere ihn nun abwartend ansah. „Oh… äh, ja… natürlich… das soll es sein.“, sagte er etwas verwirrt, da er so aus seinen Gedanken geschreckt wurde. Der Mann, dem scheinbar dieser kleine Laden gehörte, hatte eine angenehme ruhige und tiefe Stimme und dieses Lächeln… es war einfach so wundervoll und ließ John fast dahin schmelzen. „Ein gutes Buch.“, meinte der Braunhaarige nun freundlich, „empfehlenswert für jeden, dem das Thema gefällt…“, er grinste ihn an, „so, das macht dann bitte 6 Dollar.“ Er sah zu John auf, da er weiterhin sitzen blieb und John fragte sich gerade, ob er je solch blaue Augen gesehen hatte. Während sie sich ansahen, packte der Braunhaarige das Buch für John in eine Tüte und da kramte der auch endlich nach seiner Geldbörse und kramte einen Schein heraus. Der geschätzte 25-jährige nahm das Geld entgegen und dabei berührten sich ihre Hände für den Bruchteil einer Sekunde, sodass es durch John wie ein Blitz zuckte, doch es war nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil. „Vielen Dank.“, sagte der Verkäufer, entzog ihm den Schein, legte diesen in seine Kasse und reichte ihm das Wechselgeld, „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag.“ Am liebsten hätte John ihm dasselbe gewünscht oder noch besser, ihn auf einen Kaffee eingeladen, doch das einzige, was er fertig brachte, war ein gehauchtes Danke, er nahm die Tüte und das Wechselgeld entgegen und verschwand dann schnell aus dem Laden. Er lief zur nächsten Haltestelle einer Straßenbahn und fuhr damit nach Hause. 10 Minuten später lag er mit dem gekauften Buch neben sich, sein Telefon in der Hand und wählte eine Nummer, die er auswendig kannte. Sein bester Freund Kai Sutherland meldete sich, alleine an seiner Stimmart konnte man erkennen, dass er schwul, leicht tuntig war. „Kai? Ich bin es, John. Weißt du was?“, fragte er, drehte sich auf den Bauch und wedelte in der Luft mit seinen Füßen rum, „Ich habe Gott gesehen.“, schwärmte er und erzählte dem gleichaltrigen Mann, der als Kellner in seinem eigenen Restaurant arbeitete, dann von dem Buchhändler. „Süßer, du klingst wirklich, als hättest du Gott gesehen. Klingt ja fast wie Liebe auf dem ersten Blick.“, sagte Kai verträumt. Er war einer von den Schwulen, der auf Liebesromane stand und mit den Frauen am Ende mitheulte, doch John mochte ihn trotz seiner übertrieben schwulen Art sehr. John lächelte nur und antwortete nicht, während er sich das Buch, was er sich gekauft hatte ansah. Ihm fiel ein, dass er ja noch mal im Internet nach Rodney Dancer sehen wollte, doch heute nicht mehr, er wollte lieber lesen. „Hör mal, Süßer…“, sagte Kai, als von John keine Antwort kam, „Heute Abend wird wieder viel los sein im ‚Boydream’, könntest du vielleicht so ab 18 Uhr aushelfen?“ John seufzte und sah auf die Uhr, es war bereits halb 6. Der Boydream war Kais Restaurant, das er betrieb. Es war ein Schwulenlokal und sehr gut besucht. John half des Öfteren bei Kai aus, erstmal, weil er seinem Freund gerne half und zweitens, weil er manchmal einfach ein bisschen Geld benötigte, da er durch seine Ausgaben alleine für Bücher, bei seinem momentan geringem Einkommen teilweise ziemlich knapp bei Kasse war. „Heute? Na ja okay, weil du es bist. Aber es kann sein, dass ich erst etwas später komme, wenn du mir auch erst eine halbe Stunde vorher bescheid sagst. Ich muss mich noch duschen und umziehen und brauche mindestens eine viertel Stunde um zu dir zu fahren.“ Damit war alles klar und sie legten mit einem Abschied und ‚Küsschen – Küsschen’ von Kai auf. --- So Da es wie gesagt meine erste Fanfik mit ganz eigenem Thema ist, würde ich mich sehr über eure Meinung hierzu freuen und wissen, ob es sich lohnt weiter zuschreiben? =) Gibt mir bitte Bescheid Lg Shadè Kapitel 2: Rodney Dancer ------------------------ Hey So, hier dann ein neues Kapitel 2 Kapitel – Rodney Dancer Am Abend schlug Rodney das Buch zu, welches er nun schon zum fünften Mal las. Er liebte den Fantasieroman einfach, weshalb er ihn immer wieder innerhalb von zwei Tagen durch hatte. Nun aber verstaute er das Buch in einer der Schubladen des Tresens und schloss die Tür des Bücherladens ab. Das kleine Schild, welches an der Tür hing, drehte er um, sodass von außen nun: „Geschlossen“ gelesen werden konnte. Nachdem das erledigt war, sorgte Rodney noch für etwas Ordnung im Laden. Eine kleine Kiste, die vor einem gewissen Bücherregal stand, hob er etwas mühselig hoch. Der Autor wollte die Kiste hinter den Tresen bringen, als ihm die neu entstandene Lücke in dem Regal ganz unten auffiel. Er öffnete die Kiste, in der noch einige Exemplare des Buches: „About a gay“, drin lagen und füllte die Lücke mit einem neuen Exemplar. Rodney schmunzelte leicht, als er an den jungen Mann dachte, der vorhin in seinem kleinen Laden war und das Buch gekauft hatte. Der Mann schätzte, dass dieser ein Student gewesen war, nicht viel älter als 20 Jahre. Aber er war hübsch mit seinen kurz geschnittenen, dunkelblonden Haaren, der leicht gebräunten Haut und den ausstrahlungskräftigen, braunen Augen. Rodney seufzte tief. Er dachte schon den ganzen Tag über den Käufer seines Buches nach und es ließ ihn einfach nicht mehr los. Er versuchte sich die ganze Zeit mit was anderem abzulenken, doch es gelang ihm nicht. Eigentlich wollte Rodney nicht so viel darüber nachdenken. Obwohl der Ladenbesitzer und Autor gerade mal 25 Jahre alt und auch sehr hübsch war, hatte er seit Jahren nie einen richtigen Freund gehabt, von einer Freundin mal abgesehen. Es war immer für Rodney leicht gewesen, jemanden um seinen Finger zu wickeln. Schon damals an der Schule zählte er zu den beliebtesten Jungs und er hatte sogar seinen eigenen Mädchenfanclub gehabt. Hinzu kam, dass er sehr sportlich gewesen war. Er hatte Fußball und Kricket gespielt und außerdem war er gerne mit seinem Rad durch bergige und hüglige Gelände gefahren. Doch das alles war nun Vergangenheit und so gerne er es auch wollte, er konnte diese ganzen Sachen nicht mehr tun. Er seufzte noch mal tief, als er daran dachte, wie viele feste Beziehungen er damals haben konnte und doch nur eine gehabt hatte. Doch in seinem jetzigen Zustand wollte ihn eh niemand mehr. Seine letzte feste Beziehung war Jahre her, da war er 17 Jahre alt gewesen und er hatte seinen ‚kleinen Wirbelwind’, wie er seinen Freund immer genannt hatte, obwohl der nur ein Jahr jünger war, sehr geliebt. Allerdings hatte er in diesem Alter einen Unfall gehabt. Es hatte ihm beinahe das Leben gekostet und sein ganzes bisheriges Leben zunichte gemacht. Sein Exfreund konnte damals mit der neuen Situation nicht umgehen und hatte Schluss gemacht. Das hatte Rodney total zerstört und ihm gezeigt, wie wenig er mit seinem Zustand noch wert war. Er wusste ihn konnte niemand mehr lieben und so war es besser, dass auch er sich nicht verliebte. So zog Rodney sich also schon seit fast acht Jahren von der Außenwelt und den Menschen zurück. Nur durch seinen Bücherladen hatte er noch Kontakt mit ihnen und seine Freizeit verbrachte er mit dem Lesen und Schreiben von seinen eigenen Büchern. Allmählich hatte er sich auch an sein Schicksal, also seine Einsamkeit und den erschwerten Alltag gewöhnt, denn außer seinen Bruder hatte er nicht einmal Freunde oder andere Verwandte. Rodney seufzte noch mal. Bei seinem Bruder Derik musste er sich auch einmal wieder melden. Allerdings hatte er sich gerade erst mit diesem gestritten und dementsprechend keine Lust drauf. In letzter Zeit wollte Derik ihn immer wieder überreden, doch zu ihm und seiner Familie aufs Land zu ziehen. Sie wohnten in seinem hübschen Haus in der Nähe von London und Rodney war da sicherlich nicht einsam. Derik hatte außerdem zwei Kinder und Rodney mochte die Kleinen. Ihm selbst war klar, dass es ihm bei seinem Bruder womöglich viel besser ging. Doch er wollte nicht von allen Seiten bemitleidet werden und auch nicht, dass alle dachte, ihm helfen zu müssen und alle Arbeit abzunehmen. Rodney hatte seinen Bruder am Telefon richtig angeschrieen, dass er das nicht wollte und dass er nicht auf die Hilfe von ihm und seiner Familie angewiesen war, da er sehr gut alleine zurechtkam. Nachdem er dann das Telefon durch die Küche gepfeffert hatte, hatte er nicht mehr mit seinem Bruder geredet und war auch beim Klingeln des Telefons nicht mehr rangegangen. Außer seinen Bruder gab es niemanden, der ihn mal anrief und sonst hatte er ein Handy, auf das man ihn erreichen konnte. Nachdem in Rodneys Laden also wieder Ordnung herrschte, machte er sich auf zu seinem Wohnbereich, die hinter dem Geschäft lag. Er hatte einfach den Eingangsbereich seiner Wohnung zu einem Bücherladen umfunktioniert. Seine Wohnung war sehr klein und bestand aus Wohnzimmer, einem kleinen Schlafzimmer mit angrenzendem Bad, einer Küche und einer kleinen Abstellkammer. Für Rodney reichte das absolut. Mit Hilfe seines Bruders war sie damals zu seinem Einzug auch seinen Umständen gerecht eingerichtet worden. In der Küche setzte er sich Kaffee auf und schmierte sich ein Toast. Das reichte ihm erstmal, obwohl er sowieso selten was aß und dementsprechend dünn war. Der Autor saß also am Tisch, rechts stand die Tasse Kaffee, auf dem Brett lag das Toast und in seiner linken Hand hielt er ein aufgeschlagenes Buch welches er nebenbei las. Auch dieses Buch kannte er bereits. Er kaute gerade sein Toast zu Ende und trank den letzten Schluck Kaffee aus der Tasse, da klingelte das Telefon. Rodney seufzte frustriert, schlug das Buch zu und sah sich um. Es wurde wohl mal Zeit, wieder mit seinem Bruder zu reden, immerhin hatte der es ja nur gut gemeint. Er erblickte das Telefon nun auf einem Regal und fragte sich, wieso er es da oben hingetan hatte, wo er doch selbst wusste, dass das problematisch wurde. Also legte Rodney das Buch auf den Tisch und mit seinen Händen an den Rädern seines Rollstuhles rollte er zu dem Regal. Dort legte er seine Hände auf die Küchenablage und drückte sich so hoch, dass die Belastung mehr in seinen Armen als in seinen Beinen war. Danach humpelte er mühsam und sich mit beiden Händen abstützend den restlichen Abstand zum Regal und streckte einen Arm nach dem Telefon aus, sodass er sich noch mehr auf den anderen Arm stützen musste. Nachdem er das klingelnde Gerät endlich in seinen Fingern hatte, ließ er sich vorsichtig zurück in seinen Rollstuhl sinken und holte ein paar Mal tief Luft. Das war ziemlich anstrengend gewesen und eigentlich durfte er ohne Aufsicht nicht alleine aufstehen. Nun nahm er aber ab und meldete sich einfach mit: „Ja?“ „Hey Rod…“, hörte man am anderen Ende der Leitung die vertraute Stimme seines Bruders. „Was willst du?“, fragte Rodney nur barsch. Er war halt doch ein ziemlich nachtragender Mensch. „Wie geht es dir?“, wollte Derik erst einmal wissen, ohne auf den Tonfall seines Bruders zu achten. Er war es schon gewöhnt, von dem Rollstuhlfahrer angemacht zu werden. „Gut.“, antwortete der Jüngere der beiden kurz angebunden. „Wirklich?“, harkte Derik nach. „Frag doch nicht so blöd.“ Von Derik kam nur ein Seufzen. „Ich wollte noch mal mit dir reden, wegen der Sache mit dem einziehen.“ „Dann mach bitte schnell. Ich habe keine Lust mich noch mehr unnötig aufzuregen.“, Rodney fuhr nebenbei mit dem Telefon auf dem Schoß, er hatte den Lautsprecher an, in sein Wohnzimmer. „Schon gut, du sollst dich ja nicht aufregen.“, kam es von dem 36-jährigen und Rodney konnte im Hintergrund deutlich die Rufe zweier Kinder, die sich weigerten ins Bett zu gehen, hören. Ja, so waren sie eben, seine Nichten. Er musste jetzt doch leicht lächeln. „Es war blöd von mir, dich von deinem zu Hause wegholen zu wollen.“, holte Derik seinen Bruder nun wieder aus den Gedanken, „Ich weiß doch, wie gerne du in London wohnst.“ „Ach?“, kam es nun zweifelnd von dem Autor und er hob eine Augenbraue. „Ja, es tut mir wirklich sehr leid, dass wir uns deswegen gestritten haben. Ich weiß ja, dass du wirklich gut alleine zurechtkommst.“, sagte Derik entschuldigend. Rodney seufzte einmal tief und lächelte dann. Sein Bruder hatte ihn quasi alleine aufgezogen, seit er acht war, dabei war er gerade mal 11 Jahre älter. Doch ihre Eltern waren früh gestorben und Derik war wie ein Vaterersatz für ihn. Er konnte ihm einfach nicht lange böse sein. „Schon gut.“, sagte er also, „Wie geht es meinen Nichten?“, erkundigte sich der Mann nach der sechsjährigen Kathleen und der zweijährigen Marie. „Super…“ Sie unterhielten sich noch eine Weile lang über irgendwelche Nichtigkeiten, bis Derik auflegen musste, da er noch mit seiner Frau essen gehen wollte. „Ich komme morgen mal wieder bei dir vorbei, wenn es recht ist.“, hatte er noch gesagt, bevor die beiden Brüder aufgelegt hatten. Bis kurz vor Mitternacht widmete Rodney sich noch seinem Buch, bevor er sich fertig machte und ins Bett ging. In der Nacht träumte er von dem jungen Studenten, dem er am Tag zuvor begegnet war. Am nächsten Morgen konnte er sich nicht mehr genau an den Traum erinnern, doch seine Latte sagte ihm da was ganz anderes. Er stöhnte leicht und nachdem er in seinem Rollstuhl saß, fuhr er ins Bad. Der Autor hievte sich in die Dusche und setzte sich auf den extra angebrachten Sitz, sodass er sich leichter duschen konnte und nicht stehen musste. Nachdem er geduscht und sich umgezogen hatte, begann sein üblicher Alltag. Essen, im Bücherladen sitzen und lesen, in diesem Fall heute seinen Bruder treffen, wieder etwas essen, lesen und schlafen. So sah es meist bei ihm aus und wenn sein Bruder nicht kam, saß er bis 19 Uhr in seinem Bücherladen. Nur manchmal fuhr er mit seinem speziell umgebauten, dementsprechend teuren Auto zum Einkaufen. ~~~ „Süßer, hast du eigentlich nichts anders zu tun, als den ganzen Tag nur zu lesen?“, fragte Kai, als sie sich an diesem Tag in ihrem üblichen Cafe trafen, welcher zufällig jener war, der dem Büchergeschäft gegenüberlag. John sah von seinem Buch zu seinem besten Freund auf, als der fort fuhr: „Du versteckst dich hinter deinen Büchern. Du bekommst gar nichts mehr von der Umwelt mit.“ Kai hatte ein enges Netzshirt an dazu eine enge, schwarze Stoffhose. Seine langen brünetten Haare waren zu einem Zopf gebunden und seine grünen Augen waren geschminkt. John fragte sich immer wieder, wie man eigentlich so rumlaufen konnte, doch Kai gefiel es so und es war ihm absolut nicht peinlich. „Nein, wie du siehst, außer lernen, essen und lesen habe ich nichts anderes zu tun. Außerdem verstecke ich mich nicht hinter meinen Büchern, ich lese einfach nur gerne.“, sagte John, legte das Buch dann aber doch zur Seite, damit sein Freund sich nicht so ausgegrenzt fühlte. „Ach Süßer, du musst dein Leben auch mal genießen. Geh in die Clubs und lerne ein paar Männer kennen. Du bist schon so lange Single. Was heißt eigentlich so lange, du hattest noch nie eine richtig feste Beziehung und wen interessieren schon ein paar One Night Stands.“, sagte Kai mit seiner ‚schwulen Art’. „Kai, lass mich doch einfach mal damit in Ruhe. Ich bin glücklich so, wie es im Moment ist.“, sagte John, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn Kai versuchte ihn ständig mit irgendwelchen Männern zu verkuppeln. „Du kannst mir doch nichts vormachen. Du bist so nicht glücklich. Du warst gestern am Telefon wie verändert, als du mir von deine ‚Gott’ erzählt hast, Honey.“, Kai beugte sich vor und stützte seine Ellenbogen auf den Tisch ab. Der Psychologiestudent seufzte nur und schwieg daraufhin. Er nahm seine Tasse und trank einen Schluck Kaffee. „Ich habe doch gesagt, dass ich am Wochenende mit zu deiner Party kommen werde.“, sagte er ausweichend, „Und du hast mir ja bereits erzählt, dass dort auch Single hinkommen. Vielleicht ist ja jemand für mich dabei.“ Er sprach in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er nicht weiter drüber reden wollte und Kai kannte ihn so gut, dass er zu dem Thema schwieg. Er nippte an seinem Glas Cola und beobachtete den jungen Kellner, der gerade am Tisch neben ihnen bediente. John grinste. „Keine Chance, Kai. Hetero.“ „Woher willst du das wissen?“, fragte Kai zwinkernd. „Seine Freundin war gestern hier, als ich hier einen Kaffee getrunken habe.“ Das war wieder typisch Kai. Wenn er einen Mann sah, der ihm gefiel, sah er ihm gleich hinterher und ging stur davon aus, dass der schwul war. „Ach wo, er kann ja bi sein, wäre auch kein Problem für mich.“, grinste Kai und nahm seinen Blick nicht, wie John sich selbst eingestehen musste, von dem wirklich süßen Hintern. Allerdings verdrehte der Bücherwurm nur die Augen und schüttelte den Kopf. Wieso wollte Kai eigentlich immer alle verkuppeln. Er sollte vorher selbst einen festen Freund suchen, wie John fand, denn sein Leben bestand auch nur aus kellnern, mit ihm, dem Psychologiestudenten abhängen, Kerlen hinterher starren und One Night Stands. Kai winkte gerade den Kellner zu sich und bestellte sich noch eine Cola, obwohl seine andere noch gar nicht richtig ausgetrunken war. Dabei zwinkerte er dem Kellner zu, der nur etwas verdattert und überfordert die Bestellung entgegennahm. John konnte darüber nur erneut den Kopf schütteln und stand auf. Er machte sich auf den Weg zur Toilette. Nachdem er sein Geschäft erledigt hatte, wusch er sich die Hände. Er sah durch den Spiegel und hinter ihm wartete ein weiterer Mann darauf, dass er sich die Hände waschen konnte. Erst dachte John überrascht, dass hinter ihm ‚sein’ Buchhändler stand, doch auf dem zweiten Blick war der Mann hinter ihm viel älter, hatte viel kürzere und dunklere Haare und war von der Statue her kräftiger und muskulöser. John stellte den Wasserhahn aus, machte dem Mann platz und trocknete sich die Hände. Dabei sah er nachdenklich zu dem Fremden, der nun an das Waschbecken getreten war. Dieser bemerkte die Blicke, die John ihm zuwarf und blickte sich zu ihm um, als der Student gerade die nassen Papiertücher in den Mülleimer schmiss. „Ist was?“ „Ich… oh nein, tut mir leid. Ich dachte Sie wären jemand, den ich kenne.“, sagte John schnell und machte, dass er raus kam. Er war sicherlich rot angelaufen, so peinlich, wie ihm das war. Schnell durchquerte er wieder das Cafe zu seinem und Kais Tisch, der wieder schwärmerisch zum Kellner blickte, welcher es nun mied, auch nur in seine Nähe zu kommen. „Du bist doch so verrückt.“, neckte John seinen Freund. „Lass mich doch mal flirten.“, kam es gespielt empört von Kai und er sah John schmollend an. „Der Typ ist hetero, du wärst der letzte, der ihn rumkriegen würde.“ „Was soll das denn jetzt heißen?“ Kais schmollender Gesichtsausdruck wurde zu einem beleidigten. „Ich drück mich anders aus und wir als Schwule wären die Letzten. Besser?“, formulierte John seine Aussage um und lächelte seinen besten Freund entschuldigend an. Kai streckte ihm nur die Zunge raus und nippte an seiner zweiten Cola. „Du solltest auf deine Kurven achten.“, stichelte John weiter, er liebte es einfach, sich mit Kai zu necken, „das heißt auch nicht so viel Cola.“ Kai warf ihm einen Blick zu, bei welchem John eigentlich tot umfallen sollte, doch irgendwie funktionierte das nicht so richtig. Dabei sagte er selbst immer wieder, dass er auf seine Kurven achten musste. John grinste ihn an, doch das Grinsen verwandelte sich in Überraschung, als er schräg hinter Kai an einen Tisch blickte. Dieser war nicht leicht zu sehen, da ein weiterer, voll besetzter Tisch davor stand. So hatte der Student gar nicht bemerkt, dass er schon eine Weile beobachtet wurde. Erst als der Typ von der Toilette wieder kam und sich an diesen Tisch gesetzt hatte, war er aufmerksam geworden. Als er am Waschbecken geglaubt hatte, ‚sein’ Bücherhändler stand da hinter ihm, hatte er wohl gar nicht so unrecht gelegen. Zwar war es nicht sein ‚Gott’, doch er schien mit eben diesem Gott vom Buchladen gegenüber verwandt zu sein, denn an dem Tisch, an welchen er sich setzte, war er. Die Gottheit Londons. Der Mann, bei dem John Liebe auf den ersten Blick verspürt hatte. „Oh mein Gott.“, sagte er mit leiser, aber hoher Stimme, als der Braunhaarige nun nicht mehr zu John, sondern zu seinem Tischpartner sah. „Was?“, Kai sah seinen besten Freund fragend an. „Wie ich es sage…“, nuschelte John aufgeregt und sein Herz raste, „Oh mein Gott… da ist er… MEIN Gott. Schräg hinter dir am Tisch.“ Kai hob erst verwundert eine Augenbraue, doch dann kam ihm die Erleuchtung. „Oh… dein Buchhändler.“, sagte er und warf einen Blick über seine Schulter. „Guck da nicht so auffällig hin.“, sagte John leise, doch zu seinem Glück sah ‚sein Buchhändler’ gar nicht mehr her, sondern war in ein Gespräch mit seinem Gegenüber vertieft. „Wen genau meinst du?“, fragte Kai ihn, der einen besseren Ausblick zu dem Tisch mit den sich ähnelnden Männern hatte. „Na der etwas Jüngere, zwei Tische weiter… der mit dem älteren Mann da sitzt, der ihm so ähnlich sieht.“, erklärte John aufgeregt und musste erst mal ein paar Schlucke von Kais Cola trinken, um sein Herzschlag zu beruhigen. „Was, der mit den etwas längeren, braunen Haaren? Der im Rollstuhl sitzt?“ --- So das war dann auch das zweite Kapitel Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Meinung hierzu mitteilt Lg Shadè Kapitel 3: Eine viel zu lange Woche ----------------------------------- Hey zusammen Habe jetzt endlich das dritte Kapitel geschafft =) Ich weiß nicht so genau, wie es mir gelungen ist, ich habe viel damit zu tun gehabt Wie immer danke ich allen Reviewern =) Den meisten habe ich ja schon geantwortet, sollte ich jemanden ausgelassen haben, bitte melden 3 Kapitel – Eine viel zu lange Woche John starrte Kai wie erstarrt an. „Wie… meinst du das?“, fragte er, nachdem ein seltsames Schweigen zwischen ihnen geherrscht hat. „Oh Süßer, jetzt sag nicht, dir ist entgangen, dass dein Gott im Rollstuhl sitzt.“, sagte Kai mitleidig und wendete seinen Blick wieder von dem Buchhändler ab. John lehnte sich ein wenig zur Seite, sodass er jetzt besser hinter dem voll besetzten Tisch zu dem Buchverkäufer sehen konnte. Tatsächlich, wieso war ihm vorher nicht aufgefallen, dass der Mann in einem Rollstuhl saß? War er wirklich so gefesselt gewesen von dem wunderschönen Gesicht, dass ihm alles andere entgangen war? Natürlich… erst jetzt wurde ihm bewusst, dass der Verkäufer, als er das Buch gekauft hatte, nicht einmal hinter dem Tresen gestanden hatte. Aber der Rollstuhl war immer sichtbar gewesen, wie konnte John das nicht bemerkt haben. Selbst wenn er so gefesselt von der Schönheit war, er hätte doch wahrnehmen können, auf was der Braunhaarige da gesessen hatte. „Hey, Süßer, vielleicht solltest du deinen Traumprinzen vergessen, der ist nichts für dich. Er ist behindert.“, kam es von Kai, „Ich meine, mit dem kannst du doch nicht mal ausgehen und wer weiß, ob du Sex mit ihm haben kannst.“ John warf seinem besten Freund einen unglaublichen Blick zu. „Sag mal, geht’s noch?“, fragte er wütend, sodass sich sogar schon ein paar Leute zu ihnen umsahen, „Du hast ja wohl einen Vollschaden.“ „Hey, ist doch gut, so war das doch gar nicht gemeint, beruhige dich.“, sagte Kai schnell und sah sich bei den anderen Gästen um, doch niemand schien wirklich Interesse an dem Streitgespräch zweier Schwuler zu haben. Dass sie schwul waren, wusste das ganze Cafe dank Kai, der sich nicht nur schwul aufspielte, sondern genauso schwul aussah, wie er war. John seufzte nur tief und sah wieder zu dem Rollstuhlfahrer. Als er dann aber bemerkte, dass dieser ebenfalls wieder in seine Richtung sah, lief er rot an und fand Kais halbleere Cola auf einmal sehr interessant. „Süßer, du bist ja ganz rot, hat er etwa zu dir geschaut?“, fragte Kai, ohne sich auch nur die Mühe zu machen ein wenig leise zu reden. „Verdammt, Kai.“, regte John sich verlegen auf, „Rede wenigstens etwas leiser und nenn mich doch nicht Süßer, wenn es jeder mitbekommt.“ „Wieso nicht?“, fragte Kai und bewunderte wieder den süßen Hintern des Kellners, „angst, dass jemand erfährt, dass du schwul bist?“, er sah zu seinem besten Freund, „Da gibst du dich aber mit dem falschen besten Freund ab.“, sagte er und zog einen Schmollmund. „Schau mich nicht so an.“, sagte John, der diesen Blick immer mit einem Kulleraugenhundeblick verglich und es einfach zu niedlich fand, dass er nie widerstehen konnte. Nur leider wusste Kai von dieser Schwäche und nutzte sie aus, wo er nur konnte. „Ich habe kein Problem damit, wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass ich schwul bin und ich bin gerne mit dir unterwegs. Aber es gibt nun mal Sachen, auch unter Heterogesprächen, da sollte man schon ein wenig leiser drüber reden, wenn auch andere Leute da sind.“ „Ich gib mir Mühe.“, sagte Kai und winkte den Kellner zu sich, „Zahlen…so Süßer, ich muss los. Charlotta fühlt sich nicht so gut, die Arme… ich muss ihre Schicht übernehmen.“ Charlotta, auch bekannt als Charles, ein Transvestit stand total auf John und arbeitete auch im „Boydream“, dem Schwulenrestaurant, welches Kai gehörte. „Okay, wir telefonieren.“, sagte John und ließ es zu, dass Kai ihn zum Abschied umarmte und Küsschen auf die linke und auf die rechte Wange gab. Danach verschwand er aus dem Cafe. John sah ihm nach und seufzte einmal tief. Dann holte er das Buch von Rodney Dancer hervor und las weiter. Er war fast durch und wenn er haute nicht den Anruf von Kai bekommen hätte, ob sie sich treffen wollten, hätte er es wahrscheinlich schon fertig gelesen. Bisher war John einfach nur begeistert von dem Buch und dieser Rodney war ein wirklich begabter Autor. Da fiel ihm wieder ein, er wollte ja noch mal im Internet nach Rodney Dancer suchen. Er war schon neugierig auf den Autor, da er nie vorher etwas von diesem gehört hatte. Doch noch mehr als Rodney Dancer wollte er seinen Buchhändler kennen lernen und sofort, dass John an diesen dachte, sah er wieder auf. Verdammt… da hatte er einmal nicht hingesehen und schon war er weg. „Mist.“, fluchte er leise und da er keinen Grund mehr sah, hier zu bleiben, zahlte auch bei dem Kellner, den Kai so attraktiv fand und verließ das Cafe. Das Buch von Rodney hielt er fest in der Hand. Vielleicht hatte sein Buchverkäufer im Laden gegenüber ja noch mehr Bücher von ihm. Er sah rüber zu dem kleinen Laden und hatte seinen Entschluss gefasst. Er sah nach ankommenden Autos und überquerte dann die Straße. Sein Herz raste, umso näher er der Eingangstür kam. Er redete gleich mit seinem Süßen, er stand ihm gleich wieder alleine gegenüber und die Tatsache, dass dieser im Rollstuhl saß, hatte ihn zwar erst geschockt, doch im nächsten Moment war es ihm schon ganz egal gewesen. Er stieg die kleine Rampe hoch und es war nun gar nicht mehr verwunderlich, dass hier eine Rampe war, denn immerhin war es besser im Rollstuhl. Er streckte die Hand zur Tür auf und drückte sie auf, aber… „Verschlossen.“, sagte er leise und enttäuscht, dabei hatte er so gehofft, dass er den Verkäufer noch mal sehen und ihn eventuell nach Rodney Dancer fragen konnte. So aber hatte er am Wochenende und die ganze nächste Woche keine Zeit mehr, hier her zu kommen, denn am Wochenende hatte Kai ihn ohne zu fragen komplett verplant und die nächste Woche war er von morgens bis abends in der Uni. Fluchend ging er in Richtung Straßenbahn, dann musste er diese Woche wohl aushalten, aber jetzt schon kratzte es ihn, dass er den Buchhändler nicht sehen konnte. Seinen Gedanken nachhängend ging er um die Ecke und sah, dass seine Straßenbahn gerade an der Halltestelle angefahren war. Schnell lief er ihn und konnte gerade so durch die sich schließenden Türen schlüpfen, bevor die Bahn losfuhr und ihn zu seiner kleinen Wohnung am Rande Londons brachte. So verging also für Johns Geschmack eine viel zu lange Woche, die kaum auszuhalten war und ständig musste er an seinen Buchhändler denken. Da er fast den ganzen Tag in der Uni war, hatte er auch keine Zeit mehr gehabt und auch gar nicht mehr dran gedacht, Informationen über Rodney Dancer zu suchen und ob der noch mehr Bücher geschrieben hatte. Zumindest die eine Lektüre, die er von diesem Autor gekauft hatte, hatte er durchgelesen und er war sehr begeistert. Nicht nur die Idee war gut, sondern auch die Umsetzung und ein Stück Humor war auch dabei gewesen. John liebte dieses Buch und obwohl er es bereits gelesen hatte, trug er es die ganze Zeit in seiner Tasche, zwischen seinen ganzen Ordnern für die Uni mit sich. Es war für ihn nicht nur etwas besonderes, weil es ein Buch über Homosexuelle war, irgendwie verband ihn das Buch zu seinem „Gott.“ Wenn er das Buch dabei hatte, musste er an den Buchhändler im Rollstuhl denken und das machte ihn glücklich. Er sehnte sich dann immer nach dem Mann, den er noch nicht mal beim Namen kannte und freute sich schon, wenn die Woche vorbei war und er wieder in den Buchladen ging. Freitagabends kam er ziemlich erschöpft von der Uni zurück und fiel sofort auf sein Bett. Endlich war die anstrengende Woche zu Ende und die nächsten Wochen hatte er keine Schule, sondern ein Praktikum, mal ein wenig Abwechslung. Er war fast eingeschlummert, als plötzlich sein Telefon klingelte. Mit verschlafenen Augen sah er auf. „Ja?“, meldete er sich, denn er wusste, um diese Uhrzeit wagte es nur einer ihn anzurufen. „Hi, Süßer…“, hörte John dann auch die ziemlich verschnupfte Stimme Kais. „Man, Kai, was ist denn mit dir passiert?“, fragte John und warf einen Blick auf die Uhr, es war noch nicht mal 9 Uhr. Kai nieste einmal. „Ich weiß nicht, jetzt wo Charlotta wieder da ist, habe ich mir eine Erkältung geholt. Charlotta müsste heute Abend ganz alleine Schicht machen, könntest du nicht…“ John vergrub sein Gesicht in sein Kissen. Er hatte gehofft, jetzt erholsam und lange zu schlafen und am nächsten Morgen gleich in den Bücherladen zu fahren, aber Kai machte ihm da wieder einmal einen Strich in die Rechnung. „…Süßer, noch da?“, wollte Kai wissen, nachdem er seine Bitte beendet und eine Antwort gewartet hatte. „Hm..“, brummte der der Dunkelblonde nur, „Ach Kai, ich bin grad erst zu Hause angekommen.“ „Oh… na es ist kein Problem, dann geh ich halt zur…“ „Nein, nein schon gut.“, sagte John, der den Kulleraugenhundeblick fast schon durchs Telefon sehen konnte, „Ich gehe ja.“ Er wusste, dass er so nie vor vier Uhr ins Bett kam und so gerne er auch im „Boydream“ aushalf, mit Charlotta zu arbeiten war, obwohl sie nett und humorvoll war, zumindest für ihn ziemlich anstrengend. „John-Boy.“, Charlotta lief, nachdem John eine halbe Stunde später den „Boydream“ betreten hatte, mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu und küsste ihn mit ‚ihren’ knallrot geschminkten Lippen auf die Wangen. „Wir haben uns ja so lange nicht gesehen.“ „Hallo Charlotta.“, sagte John nur und blies frustriert die Backen auf, bevor er alle Luft wieder raus schießen ließ. Das konnte ja eine anstrengende Nacht werden und viel lieber wünschte er sich jetzt in seinem Bett zu liegen und zu schlafen, am liebsten noch von seinem Buchhändler zu träumen. Er löste sich aus der Umarmung von Charlotta. Sie hatte heute ihre Perücke mit den langen blonden Locken aufgesetzt und, wie John fand, es auch ein wenig mit der Schminke übertrieben. Was ihn aber momentan störte, waren die langen rosa angemalten Fingernägel, während Charlotta ihm über den Arm streichelte. /Ich bring dich um, Kai./, dachte John sich im Stillen und ging schnell zum Aufenthaltsraum der Mitarbeiter um sich umzuziehen. Da Charlotta bereits am Arbeiten war, konnte der Transvestit ihm nicht folgen und das beruhigte ihn doch sehr, während er sich seine Arbeitskleidung anzog, denn so nett sie auch war, war sie doch auch sehr aufdringlich und alles nur, weil sie auf John stand und gerne mal ein Date mit ihm haben wollte. So arbeitete John also bis drei Uhr durch und musste sich einige Male von Charlotta anbaggern lassen. Nur weil sie beide Kellner waren und die Gäste, wovon einige da waren und auf der Tanzfläche tanzten, sonst seltsam geguckt hätten, ließ er es über sich ergehen und schrie Charlotta nicht an, ihn in Ruhe zu lassen, wie es ihm viel lieber gewesen wäre. Um kurz nach drei ging er zusammen mit seiner Kollegin in den Umkleideraum und während er sich auf einen Sessel setzte, Kai hatte sich wirklich Mühe gegeben, dass Aufenthaltszimmer der Arbeiter einzurichten, holte er seine Kleidung aus der Tasche. Charlotta erzählte ihm irgendwas, doch er hörte schon gar nicht mehr richtig zu, außerdem war er viel zu müde, um noch was aufzufassen und zu antworten. John fielen fast die Augen zu und bevor er auch nur ein Teil seiner Arbeitskleidung ausziehen konnte, schlief er in dem Sessel ein. Charlotta war erst etwas überrascht und wollte ihn dann wieder wecken, doch als das nicht funktionierte, deckte die verkleidete Frau ihn zu und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer. „Hey, Süßer, steh auf, es ist gleich Mittag.“, wurde John am nächsten Morgen an der Schulter gerüttelt aufgeweckt und als er die Augen aufschlug, sah er vor sich Kais Gesicht. Der Mann wirkte blass, hatte eine rote Nase und einen dünnen Schal um seinen Hals gewickelt. „Kai? Du solltest doch zu Hause im Bett liegen.“ „Schon, aber Charlotta hat mir gesagt, dass du hier eingeschlafen bist. Die nächste Schicht konnte dich auch nicht mehr wecken, also haben sie dich in Ruhe gelassen. Da ich gerade vom Arzt komme und hier vorbei kam, wollte ich halt mal sehen, wie es dir geht. Vielleicht hätte ich dich doch nicht darum bitten sollen, noch mal einzuspringen, wo die letzten Tage doch schon ziemlich anstrengend für dich waren, wo du die ganze Zeit in der Uni warst.“ „Schon gut.“, John setzte sich auf und streckte sich leicht, „Steck mich einfach nicht mehr in eine Schicht alleine mit Charlotta. So nett sie auch ist, es ist anstrengend, die ganze Zeit von ihr angegrabscht und angebaggert zu werden.“ Kai streckte ihm die Hand entgegen und John nahm sie und ließ sich hoch helfen. „Und, was sagt der Arzt?“ „Ich bin für eine Woche krankgeschrieben und soll mich ausruhen. Keine Partys.“, seufzte der Brünette frustriert, „Ich weiß nicht, wie ich das durchhalten soll.“ John schmunzelte. „Ich werde dich besuchen und meine Geheimrezepte für Erkältungen rauskramen.“, sagte er und zog sich nun um. Danach verließen sie zusammen das „Boydream.“ Unaufgefordert fuhr John seinen besten Freund nach Hause. Es war in der Nähe des Cafes, in dem er immer saß und somit auch dem Bücherladen und so konnte John doch noch mal dorthin fahren. Er verabschiedete sich noch von Kai und fuhr dann weiter. Je näher er dem Buchladen nun kam, umso aufgeregter war er. Eine Woche hatte er den Verkäufer schon nicht mehr gesehen und dabei hatte er ihn gerade mal zwei Tage gekannt und nur kurz ein paar Wörter mit ihm gewechselt. Er freute sich schon die ganze Woche drauf, mit dem Mann reden zu können und wenn er Glück hatte, ihn besser kennen zu lernen und wenn er noch mehr Glück hatte und er bezweifelte es aus irgendeinem Grund fast gar nicht, war sein realer Traummann sogar schwul. John parkte den Wagen und blieb eine Weile im Auto sitzen. Stimmt, was war eigentlich, wenn seine Gottheit, von welchem er die ganze letzte Woche geträumt hatte, nicht schwul war? Eigentlich hatte er ja ein Gefühl dafür, doch auch er konnte sich täuschen, vielleicht war er so blind durch seine Liebe auf den ersten Blick, dass er sich tatsächlich irrte. Sein Herz raste in einem unangenehmen Tempo und für den Bruchteil einer Sekunde hatte er schon seine Hoffnungen aufgegeben, den Mann besser kennen zu lernen, doch es gab nur einen Weg, das alles herauszufinden. Er schnallte sich ab, öffnete die Wagentür und stieg aus. 100 Meter von seinem Parkplatz entfernt war der Buchladen und auf den ging er jetzt im schnellen Tempo zu und wenn ihm jemand zu langsam war, überholte er ihn einfach ungeduldig. Dann stand er davor und sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er das Schild las, auf welchem „Geöffnet“ stand. Voller Vorfreude drückte er die Tür auf und die Glocken ertönten wieder. Scheinbar hatten diese ihn wieder in die Realität zurückgeholt und seine Freude wandelte sich in Nervosität. Er kam sich vor, wie so ein Teenager, der seinem heimlichen Schwarm gleich wieder gegenüber stand und irgendwie fand er sein Benehmen langsam albern. Was genau wollte er hier eigentlich? Er wollte mit dem Mann reden, ja aber worüber? Über das Buch und über Rodney Dancer, aber war das eine gute Idee, um jemanden besser kennen zu lernen? Bevor John weiter drüber nachdenken konnte, sah er, wie sein Traummann durch eine hintere Tür in seinem Rollstuhl angefahren kam und positiv überrascht war, als er sah, wer der gerade eingetretene Kunde war. „Gute Tag.“, grüßte er und fuhr hinter den Tresen. „Hallo.“, hauchte John und folgte ihm mit seinen Augen. Er stand einfach nur regungslos in der Tür und machte nicht mal Anstallten richtig einzutreten. Der Verkäufer erwiderte seinen Blick eine Weile, lächelte dann und fragte: „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ „Oh ähm…“, John wurde aus seinen Gedanken gerissen und lief rot an. Er trat zum Tresen und ließ den anderen Mann nicht aus den Augen, der zwar lächelte, aber dadurch seine eigenen Gedanken und Gefühle versteckte, was der Student nicht bemerkte. „Ich habe hier dieses eine Buch gelesen, von diesem Rodney Dancer.“, sagte er und überlegte, wie er fortfahren konnte, „Na ja eigentlich wollte ich fragen, ob Sie was über den Autor wissen, ob er noch mehr Bücher geschrieben hat und ob Sie davon welche hier haben.“ „Hm, Rodneys Bücher finden Sie dort drüben im Regal unter der Liebesromankategorie, aber wie ich Sie einschätze, sind Liebesromane nicht so Ihre Richtung. Das Buch was Sie gekauft haben, ist das einzige über ein schwules Paar, was der Autor geschrieben hat.“ „Oh…“, John überraschte es leicht, dass der andere erraten hatte, dass er nicht so auf Liebesromane stand, selbst wenn sie von so einem guten Autoren wie Rodney Dancer waren. „Er hat aber auch einige nicht veröffentliche Romane über homosexuelle Paare.“, fuhr der Rollstuhlfahrer fort und John sah verdutzt zu ihm runter. Er wunderte sich woher der Mann das wusste und dann fragte er unüberlegt eine Frage, die er sich selbst schon eine Zeit lang gestellt hatte: „Wissen Sie ob er schwul ist?“ Sofort wurde John rot. „Also ich meine… nur so… es interessiert mich nur.“, sagte er schnell, als wollte er diese ‚dumme’ Frage erklären. „Ist doch verständlich, so eine Frage zu haben, wenn ein männlicher Autor solche Bücher schreibt, aber ja er ist schwul.“ Rodney schmunzelte leicht, er fand es unglaublich niedlich, wie schüchtern dieser Student da vor ihm stand und ihn nach dem Autor Rodney Dancer ausfragte ohne zu wissen, dass dieser ihm genau gegenüber saß. Er hatte sich sehr gefreut, als der junge Mann in seinen Laden getreten war und er ihn erkannt hatte, denn nachdem er ihn eine Woche nicht gesehen hatte, hatte er schon vermutet, dass ihre Begegnung im Cafe vor einer Woche ihre letzte war. Allerdings hatte Rodney mitbekommen, dass der dunkelblonde Mann mit den braunen Augen mit einem schwulen Freund von ihm da gewesen war und dabei war ihm auch etwas wichtiges nicht entgangen, nämlich, dass dem Studenten scheinbar erst da aufgefallen war, dass er im Rollstuhl saß. Dabei hatte er sich solche Hoffnungen gemacht, dass ihn doch jemand noch mal haben wollte, obwohl er, wie er selbst oft betonte, ein ‚Krüppel’ war. Als der andere dann erfahren hatte, dass er im Rollstuhl saß und sich dann nicht mehr blicken ließ, hatte er die Hoffnung schon wieder aufgegeben. Deshalb war er nun umso glücklicher, dass der Auslöser seiner heißen Träume der letzten Woche wieder aufgetaucht war. Er hatte schon Lust den Mann näher kennen zu lernen und obwohl dieser wohl mit seiner Behinderung umgehen konnte, war er trotzdem unsicher und traute sich einfach nicht zu fragen, ob der Student Lust hatte, einen Kaffee mit ihm zu trinken. Er war seit seinem 17 Lebensjahr mit niemandem außer seinem Bruder Kaffee trinken gegangen und nicht mal mehr mit Freunden. Freunde hatte er keine mehr, weil er sich von allen zurückgezogen hatte. Ein paar wollten trotz des Unfalles noch Kontakt mit ihm halten, doch Rodney hatte sich einfach nicht mehr gemeldet, war bei Anrufen nicht rangegangen und hatte auch nie die Tür geöffnet, dass seine damaligen Freunde nach spätestens einem halben Jahr aufgegeben hatten. Das alles wäre wahrscheinlich nie so weit gekommen, wenn sein damaliger Freund Benjamin Smith ihn nicht verlassen hätte, da dieser mit der Situation, dass Rodney nun im Rollstuhl saß, nicht klarkam. Rodney hätte ihn gut an seiner Seite gebrauchen können und dann wäre sicherlich alles viel leichter für ihn gewesen. „Sie reden, als wenn Sie Rodney Dancer kennen würden.“, sprach der Student nun etwas gefasster als vorher und seine angenehme Stimme ließ Rodney erschaudern. „Nun also…“, sollte er ihm die Wahrheit erzählen? Es war schon gemein von ihm, wenn er es dem anderen vorenthielt und wenn er ihn näher kennen lernen wollte, musste er ihm schon seinen Namen nennen. „Also… ich bin Rodney Dancer.“, sagte er dann und wartete die Reaktion ab. „Sie?“, kam es überrascht und mit weit geöffneten Augen und dem Jüngeren und Rodney sah ihn Schultern zuckend an. „Ja, ich schreibe sehr gerne, ich habe sonst wenig zu tun.“ „Oh das überrascht mich jetzt…also dass Sie Rodney Dancer… also ich bin John Taylor.“, stellte er sich nun vor und als er fort fuhr hatte er sich schon wieder gefasst, so wie es immer bei ihm war. Im ersten Moment total nervös und am Stottern und im nächsten Moment hatte er schon wieder Selbstvertrauen gefasst. „Sie können mich John nennen.“ „Gut John, ich bin Rodney, freut mich deine Bekanntschaft zu machen.“, sagte Rodney und sie schüttelten ihre Hände. „Nun ähm… Rodney… hättest du Lust einen Kaffee mit mir zu trinken?“ Als Rodney zu John sah, wurde der sofort wieder rot. Soviel zum Thema unsicher und gleich wieder gefasst sein. --- So das war auch das Kapitel. Wie fandet ihr es? Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen. Lg Shadè Kapitel 4: Ein Date ------------------- Hey zusammen Hier ist dann auch Kapitel Nummer 4 Ich danke an dieser Stelle wie immer allen Reviewern, die haben ja auch eine Antwort von mir bekommen =) und ein besonderer Dank an Smailii1805, die sich bereit erklärt hat, meine FF zu betan =) Nun hoffe ich, wird euch das Kapitel gefallen =) Kapitel 4 – Ein Date Rodney war im ersten Moment wie erstarrt. Er konnte nicht fassen, was er da hörte. Konnte es wirklich sein, dass dieser junge Mann, John, ihn gerade eingeladen hatte? Obwohl er eben ziemlich frei über sich geredet hatte, was ihn selbst stark verwunderte, war er nun doch verunsichert. Rodney wusste einfach nicht, wie er damit umgehen sollte, schon seit langem hatte ihn niemand mehr so etwas gefragt. Seit dem Unfall hatte ihn nie jemand gefragt, ob er Lust hatte, einen Kaffee zu trinken. Der Autor wusste nicht, wie er mit dieser ungewöhnlichen Situation umgehen sollte. Unsicher sah er John an und wirkte wie ein Fisch auf dem Trockenen, da er immer wieder den Mund öffnete und schloss. Allerdings verließ kein Ton seine Lippen. Es dauerte eine Weile, bis Rodney sich wieder einiger Maßen gefasst hatte. „Also, John, weißt du… ich… das ist nicht möglich.“ Man konnte dem Psychologiestudenten die Enttäuschung ansehen. „Oh… das ist schade.“, sagte er. John war es eigentlich nicht gewohnt, Abfuhren zu bekommen, was möglicher Weise auch daran lag, dass er sie meist verteilte. Wie Kai ihm immer wieder vorwarf, sprach er nämlich sehr selten Männer an, die ihm gefielen und das gerade aus Angst, eine Abfuhr zu erhalten. Rodney hingegen bekam ein schlechtes Gewissen, als er Johns enttäuschte und traurige Miene sah. Aber was sollte er machen? Er war es einfach nicht gewohnt. Rodney konnte nicht damit umgehen, dass gerade John, so ein gut aussehender, junger Mann, ihn, einen im Rollstuhl sitzenden Buchhändler, so etwas fragte. Damit war er überfordert, denn er hätte nie gedacht, dass überhaupt jemand mit einem „Krüppel“ wie ihm ausgehen wollte. Es war nahezu lachhaft, denn niemand wollte sich mit jemandem wie ihm auf der Straße blicken lassen und damit angeben: „Schau her, das ist mein Freund, aber er ist leider ein Krüppel.“ Verbittert biss Rodney sich auf die Unterlippe. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ein Mann, der mit seinem Körper und Aussehen alle haben konnte, so jemanden wie ihn zu einem Kaffee einlud. Aber immerhin… das war eben passiert. Der Buchhändler sah wieder zu dem Jüngeren auf. Dieser schien nicht so genau zu wissen, was er tun sollte und sah verlegen und traurig zu Boden. Konnte es wirklich angehen? Rodneys Herz schlug hart gegen seinen Brustkorb. Konnte er sich wirklich Hoffnungen machen? Er hatte bereits gesagt, dass es nicht möglich war, dass sie zusammen einen Kaffee trinken gingen. Aber stimmte das überhaupt? War es unmöglich? Darauf fiel ihm nur eine Antwort ein, nachdem John ihn danach gefragt hatte. Ja, es war möglich. Es gab immer noch Menschen, die sich auch auf Rollstuhlfahrer einließen und sich in diese verlieben konnten. Denen es nicht peinlich war, sich mit einem Rollstuhlfahrer als Freund auf der Straße zu zeigen. Dies war Rodney heute klar geworden. Acht Jahre, nachdem der Unfall passiert war, da wurde es ihm klar. Heute, an einem ganz normalen Tag… obwohl, so normal war er gar nicht. Bisher war es für den Buchhändler eine sehr nette Abwechslung gewesen, wenn John auch nur kurz seinen Laden besucht hatte und das war gerade erst zweimal passiert. Dann hatten sie nur noch ihre kurze Begegnung im Cafe gegenüber gehabt, wo sie noch nicht einmal Worte gewechselt hatten. Da war er ja auch mit seinem Bruder Derik und John war mit so einem ziemlich tuntigen Typen da gewesen. Rodney war so sehr in seinen Gedanken vertieft g, dass er gar nicht merkte, wie John eine Verabschiedung nuschelte und zur Tür ging. Erst, als die Glöckchen ertönten, sah er auf und erkannte, dass der Student den Laden verlassen wollte. Rodney rang mit sich. Was sollte er tun? Er konnte ihn nicht einfach gehen lassen, auch wenn er ihm abgesagt hatte. Er konnte ihn aufhalten und sagen, dass er doch einen Kaffee mit John trinken wollte… oder? „Ähm…John? Warte bitte.“, sagte er dann ganz plötzlich und war von sich selbst überrascht. Hatte er das jetzt wirklich getan oder war es nur seine Fantasie, die ihn das hat sagen lassen? Allerdings drehte John sich in der Tür überrascht zu ihm um und erwiderte den Blick des Autors. Ersah kurz nervös durch seinen Laden, holte dann noch einmal tief Luft und nahm seinen ganzen Mut zusammen. Letztendlich griff er zu seinen Rädern des Rollstuhls und rollte ebenfalls zur Tür. John sah ihm die ganze Zeit entgegen und keiner der Beiden wollte den Blickkontakt unterbrechen. Als Rodney ihm dann direkt gegenüber stand und John zu ihm runter sehen musste, schloss der Ältere noch mal kurz die Augen. „Okay.“, sagte er dann und sah wieder zu dem Studenten auf, „ich kann bis 3 Uhr den Laden schließen, dann hätten wir drei Stunden Zeit, einen Kaffee trinken zu gehen.“ Ein überraschtes Lächeln schlich sich auf Johns Lächeln und er sah wirklich glücklich aus. Rodney schmolz fast bei dem Blick und musste ein Seufzen unterdrücken. „Oh, gerne.“, sagte John dann und nun erwiderte der Autor das Lächeln, wenn auch zögernd. Er fragte sich noch immer, wie er seine Ängste tatsächlich überwunden und zugestimmt hatte. „Gut, wollen wir? Hier gegenüber in das Cafe?“ John konnte nur nicken, denn vor Freude brachte er kein Wort heraus. Dann verließen sie den Bücherladen. John schloss noch ab und fuhr dann mit seinem Rollstuhl die kleine Rampe runter. John schien es gar nicht unangenehm, dass er ein Rollstuhlfahrer und beeinträchtigt war und ging direkt neben ihm. Sie schwiegen erstmal, Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und auch, als sie an der Ampel standen, schwiegen sie. Rodney bemerkte einige Blicke der Passanten, die auf ihm ruhten, doch er hatte schon längst gelernt, diese zu ignorieren. Es war für ihn schon normal, dass die Leute auf ihn starrten und auch wenn er selbst ein Problem damit hatte im Rollstuhl zu sitzen, die Blicke machten ihm nichts mehr aus. Die Ampel schaltete nun auf Grün und zufällig warfen sich die beiden Männer in dem Moment lächelnd Blicke zu. Trotz allem war Beiden ihre Nervosität anzusehen. John, da er wirklich mit seinem „Gott“ ein Date hatte, wenn er es so nennen konnte und Rodney, weil er zum ersten Mal seit Jahren überhaupt mit jemandem ausging. Sie überquerten nun die Straße, die entgegenkommenden Leute machten ihnen alle Platz und gingen links und rechts an ihnen vorbei, aus Rücksicht gegenüber Rodney. Auch, dass die Leute ihm immer Platz machten und er nicht ausweichen musste, war der Autor bereits gewöhnt. Endlich hatten sie das Cafe erreicht. Es war Beiden wie eine Ewigkeit erschienen. „Wollen wir rein oder draußen sitzen?“, sagte John nun endlich und unterbrach ihr Schweigen „Lass uns reingehen.“, bat Rodney und das taten sie dann auch. Als sie sich setzten, kam der heterosexuelle Kellner, der eine Woche zuvor von Kai angemacht wurde, auf sie zu und fragte nach ihren Bestellungen. Die beiden Männer bestellten sich einen Kaffee und als der Kellner verschwunden war, sah John zu Rodney. Dieser sah sich ein wenig um, obwohl er nicht zum ersten Mal hier war. Allerdings mied er es, zu John zu sehen. Der Student seufzte kurz und lächelte dann. „Ich wollte dich schon das letzte Mal fragen, ob du Lust auf einen Kaffee hast, aber irgendwie… habe ich den Mut dazu nicht aufgebracht.“, gestand er und lief leicht rot an, als Rodney zu ihm sah und lächelte. Langsam überwand er seine Nervosität, sodass er zumindest schon bereit war, ein Gespräch anzufangen. Er überlegte eine Weile, was er John antworten sollte. „Nun,…“, er entschied sich, nicht darauf zu antworten und ein anderes Thema anzufangen, „Wie alt bist du, John?“ „Ich bin 21. Ich werde aber nächsten Monat im November 22.“, erklärte John, der froh war, dass sie jetzt über etwas anderes redeten. Es war ihm schon peinlich gewesen, was er zuvor gesagt hatte. „Oh, nächsten Monat also? Wann genau?“ „Am 16.“ „Hm, schade.“, kam es von Rodney, „am 23. November habe nämlich ich Geburtstag.“ „Wirklich?“, sie grinsten sich an, „Und wie alt bist du?“ „25.“, sagte Rodney und John nickte. „Das habe ich auch geschätzt.“ Langsam fiel die Nervosität von beiden ab und sie lächelten sich schon etwas lockerer an. Rodney fand jetzt auch endlich Gesprächsstoff. „Was machst du so, John? Studierst du?“ Der Jüngere nickte. „Ja, ich studiere Psychologie und helfe nebenbei ab und zu im Restaurant eines Freundes aus.“ „Hm, Psychologie also. Welche Uni?“, wollte er wissen und John nannte sie ihm. „Die ist etwas außerhalb von London.“ „Ja, die kenn ich.“, bestätigte Rodney, „Dort unterrichtet mein Bruder auch im Bereich Psychologie. Kommt dir der Name Derik Dancer bekannt vor?“ „Nein.“ „Hm, er ist auch neu an der Uni, vielleicht lernst du ihn ja noch mal kennen.“, sagte der Autor. John nickte. „Ja… und du? Wie lange hast du den Bücherladen schon?“, fragte er dann und Rodneys Augen zuckten kurz. „Ich habe ihn gleich nach meinem Abschluss geöffnet… Ich konnte leider nicht das machen, was ich machen wollte.“, erklärte er. „Oh…“, sagte John und er konnte sich vorstellen, dass es damit zu tun hatte, dass Rodney im Rollstuhl saß. „Na, aber es macht mir Spaß, auch wenn ich nicht allzu viel Geld daran verdiene.“, lächelte der Buchhändler, „Dafür schreibe ich viele Romane und bin auch erfolgreich damit. Ich schätze, das Buch mit dem homosexuellen Paar ist das Einzige, das du von mir gelesen hast?“ „Ja, und es war einfach fantastisch. Dieses Buch… diese Geschichte… sie ist so traurig und auch humorvoll und… einfach klasse.“, schwärmte John und hätte noch so viel sagen können, verlor sich aber in diesen hellblauen Augen. „Vielen Dank, ich höre immer wieder gerne, dass meine Bücher gut ankommen.“, lächelte Rodney. „Hm… dir scheint das Schreiben viel Spaß zu machen, oder?“, wollte John wissen. Rodney nickte. „Ja, ich schreibe sehr viel. Meist nach Ladenschluss und im Laden lese ich meistens.“ John musste nicht lange überlegen. Er konnte sich gut vorstellen, dass Rodney sich hinter den Büchern und dem Schreiben versteckte, denn viel mehr schien er ja nicht zu tun und großartigen Kontakt hatte er scheinbar auch nicht. Vielleicht mit seinem Bruder Derik. John vermutete auch, dass derjenige von letzter Woche, mit dem Rodney hier war, Derik sein musste. Rodney sah den Studenten aufmerksam an, da dieser nichts mehr sagte. Dann fragte er: „Was machst du so in deiner Freizeit?“ „Och, also meist sitze ich zu Hause und lese oder gehe in Bücherläden und suche nach Büchern, die ich noch nicht gelesen habe…am Wochenende und selten auch mal unter der Woche helfe ich in dem Schwulenrestaurant „Boydream“ von einem guten Freund aus.“, erzählte John ihm also und merkte, dass er auch nicht fiel mehr tat, als Rodney. Genau wie dieser versteckte er sich neben dem Studium hinter seinen Büchern und traf sich höchstens mal mit Kai. „Der Freund, mit dem du letzte Woche hier warst?“, fragte Rodney ihn und John fragte sich kurz, ob er seine Gedanken lesen konnte. Dann fiel ihm aber wieder ein, dass er von dem „Boydream“ erzählt hatte. „Oh ja, Kai. Er ist mein bester Freund. Vielleicht ein wenig schräg und übertrieben schwul, aber eigentlich ist er ein Schatz.“, erklärte John, „Also nicht, dass du denkst, dass wir was miteinander hätten.“ Rodney grinste. „Also, das habe ich auch nicht gedacht. Ich hatte auch den Eindruck, dass…“ „Oh… äh…okay.“, sagte John verlegen und grinste dann zurück. Rodney sah ihn genau an. „Du bist durchtrainiert, das ist mir schon letztes Mal aufgefallen. Treibst du Sport?“ „Na ja, ich bin früher des Öfteren ins Fitnessstudio gegangen, heutzutage eher weniger, aber ich jogge morgens vor der Uni ab und zu noch. Ich war auch mal in einer Fußballmannschaft, aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr dazu.“, erklärte John und der Kellner brachte ihnen nun ihre bestellten Kaffeetassen. „Danke.“, sagte Rodney und nahm die Tasse entgegen. Als der Kellner wieder weg war, sah er nachdenklich zu John. Eigentlich erzählte er nicht viel von sich. Schon gar nicht von der Zeit vor seinem Unfall. Seltsamer Weise hatte er das Bedürfnis, gerade John etwas davon zu erzählen, denn es machte ihn glücklich, dass er das Verständnis des Jüngeren hatte. Also, dass dieser ihn so akzeptierte, wie er war, trotz Behinderung. „Ich habe auch mal Fußball gespielt.“, sagte dann, „Ich war in der Schulmannschaft Kapitän und Kricket habe ich auch schon gespielt.“ „Hm, Kricket ist ja nichts für mich. Zumindest nicht, wenn ich es selber spiele. Aber ich guck mir auch gerne mal Spiele an.“, sagte John und sah ihn genau an, „Also hast du nicht immer im Rollstuhl gesessen?“ Beide hatten bis hierher ihr das Thema gemieden und John konnte Rodney nicht richtig einschätzen, weshalb er es auch weiterhin meiden wollte. Allerdings war er unglaublich neugierig auf den Autor und so fragte er ihn nun auch nach dem Rollstuhl. Einen Augenblick klopfte sein Herz unsicher und er hoffte, Rodney nahm ihm die Frage nicht übel. Der sah wirklich einen Augenblick verunsichert aus und starrte in seinen Kaffee. Wahrscheinlich, wie John überlegte, hatte Rodney noch nie über seine Vergangenheit geredet. Immerhin hatte er auch kaum Kontakt zu anderen Menschen und versteckte sich hinter Büchern. Da war es verständlich, dass er auch John nicht viel mehr erzählte, nur weil er bereit war, mit ihm einen Kaffee zu trinken. Doch dann und das war für beide unglaublich, antwortete Rodney ihm: „Du hast Recht. Ich war nicht immer im Rollstuhl“ Der Mann seufzte tief und John sah ihn kurz überrascht an. Dann war er aufgemuntert dadurch, dass der Autor ihm tatsächlich geantwortet hatte und es brannte in ihm, mehr zu erfahren. Vielleicht war auch Rodney nun bereit, wo er sich einmal überwunden hatte, mehr zu erzählen. „Wie… wie ist das passiert?“, fragte er also und eine Zeit lang sahen sich die Beiden schweigend in die Augen. Dann begann der Buchhändler wieder zu reden: „Es war ein Unfall. Ich war 17 und bin bei grün über die Straße. Allerdings gab es da einen verrückten Autofahrer, der über rot gefahren und mich mitgenommen hatte. Gleich danach hat er Fahrerflucht begonnen und ich kann mich weder an das Auto noch an das Kennzeichen erinnern.“ Rodney sah in seine Kaffeetasse und sein Blick wirkte glasig, doch dann sah er wieder gefasster zu John auf. Er hätte wirklich nie gedacht, dass es ihm gar nicht so schwer fiel, über den Unfall zu reden. „Auf jeden Fall wurden einige Nerven meiner Wirbelsäule verletzt und einige Wirbel waren angeknackst.“ „Nur verletzt? Also fühlst du noch was in den Beinen?“, wollte John wissen und mied es, ihn mitleidig anzusehen, denn er wusste genau, dass die meisten Mitleid gar nicht wollten. Rodney nickte. „Ja, das tue ich. Ich kann auch noch ein wenig laufen, allerdings nicht ohne Hilfe und zu lange Laufen schmerzt auch sehr…“ „Verstehe…“ John sah Rodney nachdenklich an. Sein Herz raste wieder, als Beide sich tief in die Augen sahen. „Du… also, du bist echt sehr gut aussehend, Rodney.“, sagte er dann und wieder wurde der 21-jährige rot wie eine Tomate. ‘Verdammt, ich benehme mich wie ein verliebter Teenager‘, tadelte er sich selber. Rodney aber lächelte ihn erfreut an. „Danke, du siehst auch gut aus.“ John lächelte etwas verlegen und hoffte, dass es nicht allzu sehr auffiel, wenn er noch röter anlief. Keiner der Beiden hatte wirklich bemerkt, wie die Zeit verging, und dann war es drei Uhr und Rodney musste zurück zum Bücherladen. John begleitete ihn noch und sagte unterwegs: „Es freut mich, dass wir einen Kaffee zusammen getrunken haben. Das war ein netter Nachmittag.“ „Ja, das fand ich auch.“, bestätigte Rodney und traute sich nicht, eine Frage zu stellen, die ihm auf der Zunge brannte, doch dann war es John, der sie stellte. „Können wir uns wieder treffen?“ „Oh, natürlich…gerne.“, sagte Rodney schnell. Er lächelte zu John hoch und blieb vor seinem Laden stehen. Der erwiderte das Lächeln erfreut. Obwohl es ein wirklich toller Nachmittag war, hatte er doch Angst gehabt, dass Rodney ihm vielleicht doch noch absagte. Doch dem war nicht so. Rodney dachte nach. Er war lange nicht in der Öffentlichkeit gewesen und er wusste nicht, ob er das schon wieder schaffte. Doch er fuhr ja auch einkaufen und ging in das Cafe gegenüber. Also machte er seinen Vorschlag. „Ich würde das „Boydream“ gerne kennen lernen, nach dem, was du mir erzählt hast.“, sagte er also und musste dafür wieder seinen ganzen Mut zusammen nehmen, „Vielleicht könnten wir da mal hingehen.“ John lächelte leicht. „Gerne, wir könnten abends Essen gehen, da ist es dort am schönsten. Man kann tanzen und… oh… tut mir leid.“, sagte er hastig. Über Rodneys Gesicht war ein Schatten gehuscht, doch dann lächelte er wieder. „Nein, schon gut, lass uns abends gehen. Hast du am Samstag Zeit?“ John nickte. „Klar, ich könnte dich um 7 Uhr abholen.“ „Einverstanden.“ Sie verabschiedeten sich noch, Rodney ging wieder in seinen Buchladen und John fuhr nach Hause. Dort rief er sofort Kai an und berichtete ihm glücklich von seinem Tag. --- Tja, Rodney scheint ja schon ziemlich offen zu sein Wird das auf die Dauer gut gehen? Würde mich sehr über eure Meinung freuen. Lg Shadè Kapitel 5: Kais Bedenken ------------------------ Huhu, es geht weiter =) Ja nachdem das Kapitel überarbeitet und von Smailii1805 (danke dafür) gebetat wurde, hier nun Kapitel 5. Ich danke allen Reviewern und nimmt es mir nicht übel, wenn es mal etwas länger dauern sollte Kapitel 5 – Kais Bedenken John ließ sich glücklich auf das Bett zurückfallen und seine Hand wanderte in die Gummibärchentüte, die zwischen ihm und Kai lagen. „Er ist so… oh mein Gott, ich weiß einfach nicht, wie ich es beschreiben soll.“ Der dunkelblonde Mann strahlte seinen besten Freund, der neben ihm lag, nahezu an. Kai musterte ihn nur nachdenklich aus seinen grünen und stark geschminkten Augen. „An deiner Stelle würde ich mich nicht wie ein verliebter Teenager aufführen, Süßer. Ich meine, direkt habe ich nichts gegen ihn, aber er sitzt nun mal im Rollstuhl. Außerdem kennst du ihn nur durch das eine Treffen. Du solltest ein wenig warten, bevor du von eurer Liebesbeziehung träumst. Außerdem weißt du gar nicht, ob er die Gefühle erwidert.“ John seufzte frustriert. „Du bist manchmal echt blöd, Kai.“ Er schob leicht die Unterlippe vor. Allerdings sah sein bester Freund seine Einstellung wirklich ernst, weshalb er nicht auf die gespielte Eingeschnapptheit reagierte. „Süßer, du bist blind vor Liebe. Mach die Augen auf. Wenn du weiter mit einer rosa Brille durch die Welt gehst, kann dir das noch sehr zum Verhängnis werden. Warte doch erst einmal ab, was er fühlt. Und mach dir nicht zu viele Hoffnungen. Du weißt, dass es schon oft vorkam, dass wir von anderen Kerlen bei einem Date sitzen gelassen wurden.“, versuchte Kai weiter auf ihn einzureden. John grummelte nur. „Ich glaube eher, du bist nur eifersüchtig, weil du schon so lange Single bist.“, knurrte er den Älteren an. „Du redest Unfug. Ich mache mir nur Sorgen um meinen besten Freund. Ich erkenn dich gar nicht wieder. Sonst warst es immer DU, der sich am Anfang des Kennenlernens zurückgehalten hat.“ John seufzte tief. Er wusste genau, dass Kai eigentlich Recht hatte, aber er wollte das Gesagte auch nicht wahrhaben. „Rodney ist nicht so. Ich bin mir sicher, dass er mich mag und nicht sitzen lässt.“, sprach der Dunkelblonde seine Gedanken laut aus. „Ich wäre mir an deiner Stelle nicht so sicher.“, fand Kai und legte seine Arme um seinen besten Freund. „Ich meine… überleg doch mal… nach deinen Erzählungen lebt er seit seinem Unfall zurückgezogen und nun hat er sich zum ersten Mal wieder getraut, mit jemand Fremden auszugehen. Das hat ihm sicherlich Überwindung gekostet, also würde ich an deiner Stelle nicht so hoffnungsvoll sein. Es ist ja nicht so, als wenn ich es dir nicht gönne, Süßer, aber ich möchte auch nicht, dass du hinterher enttäuscht bist.“ Er küsste den nun traurig dreinblickenden John auf die Wange. „John, Süßer? Kannst du wenigstens etwas nachvollziehen, was ich meine?“, wollte Kai wissen und wickelte eine der dunkelblonden Strähnen des Jüngeren um seinen lackierten Finger. „Na ja… ja schon…“, nuschelte der Angesprochene, „Aber das heißt nicht, dass ich unsere Verabredung absage oder mir keine Hoffnung mehr mache.“ „Das habe ich ja nicht gesagt. Sei nur am Anfang etwas vorsichtiger und nicht allzu enttäuscht, wenn es nicht funktioniert.“ John gab ihm zur Bestätigung einen freundschaftlichen Kuss auf den Mund und sie widmeten sich nun dem Fernseher. Eigentlich hatten sie vorgehabt, sich einen netten DVD - Abend zu zweit zu machen. Allerdings redeten sie jetzt seit über zwei Stunden über Rodney, ohne dass sie den Film gestartet hatten. Da es schon ziemlich spät war, schliefen die Beiden aneinander gekuschelt ein. Der Film war noch nicht zu Ende. Kai hatte darauf bestanden, dass sie Titanic sahen, da sie das letzte Mal schon einen Film von John gesehen hatten. Dabei hatte er den Film schon unzählige Male gesehen und auch John musste ihn sich gezwungener Weise immer wieder mit angucken. Dafür nahm er immer Rache, indem er sich meistens einen Horrorfilm an ihrem DVD – Abend aussuchte. Dieser hasste Horrorfilme. Trotzdem hatten sie an diesen Abenden immer viel Spaß zusammen und unterhielten sich bis in die Nacht, bevor sie aneinander gekuschelt einschliefen. Als John am nächsten Tag aufwachte, war es bereits Mittag und seine Zimmertür stand leicht offen. Er lag alleine und aus der Küche kam der Duft nach frischem Kaffee. Außerdem hatte Kai das Radio angemacht und sang gerade fröhlich das Lied: „Dancing Queen“ von Abba mit. Seufzend streckte John sich und er stellte sich vor, dass es so schön auch sein konnte, wenn er einen Freund hatte, mit dem er zusammen wohnte. Sofort trat ihm wieder das Bild von Rodney vors Auge. Er seufzte zufrieden und leicht verschlafen stand er auf, schlüpfte in seine Hausschuhe und schlürfte nur mit T-Shirt und Boxershorts bekleidet in die Küche. „Morgen.“, nuschelte John verschlafen, als er seinen besten Freund Toast schmieren sah. „Guten Morgen, Süßer.“, grüßte Kai und küsste ihn auf die Wange. Er konnte noch nicht lange wach sein, denn er war noch in seinem seidenen Schlafanzug und hatte nicht ein bisschen Schminke im Gesicht. „Wow, Kai.“, grinste John und legte sein Kinn auf die Schulter des Größeren, „Und ich dachte, dein Geschlechtsteil wäre das einzig Männliche an dir, aber du siehst ja ungeschminkt wie ein richtiger Mann aus.“ John lachte leicht und zwinkerte Kai zu, der die Unterlippe vorschob. „Nur deine langen Haare, dein knalliger Schlafanzug und dieser Schmollmund passen dann wieder zu dir.“ John griff nun an ihm vorbei und griff nach Kais Tasse Kaffee, von welchem er einen Schluck trank und dann das Gesicht verzog. „Drei Viertel Milch, ein Viertel Kaffee und sechs Stück Zucker?“, versuchte er zu erraten. „Na ja, eine halbe Tasse Milch, eine halbe Tasse Kaffee und drei Stück Zucker. Und ich mag ihn so.“, verteidigte Kai sich und entzog ihm die Tasse. John machte sich nun seinen eigenen Kaffe mit einem Schuss Milch und ohne Zucker. Zufrieden seufzend schlürfte er ein paar Schlucke und deckte dann den Tisch. „Das Einzige, was an dir schwul wirkt, Süßer, ist, dass du Männern hinterher siehst und mit mir befreundet bist.“, teilte Kai seinem besten Freund mit und stellte einen Korb mit Toast dazu. „Tja, es gibt halt die auffällig Schwulen wie dich, die Transen wie Charlotta, die normalen Schwulen, die etwas schwul wirken und auch kein Problem damit haben, dass es jeder erfährt… hm… und dann gibt es noch diejenigen, die unauffällig schwul sind, aber auch kein Problem damit haben, dass andere es erfahren, so wie ich… und sag jetzt nicht, ich habe ein Problem damit, denn alleine, dass ich mich ständig mit dir zeige, deutet stark daraufhin, dass ich schwul bin … dann gibt es noch die, die es für sich behalten, schwul zu sein, aus Angst und Scharm und zu guter Letzt gibt es noch die Schwulen, die bestreiten schwul zu sein oder es noch nicht wirklich realisiert haben.“ „Schon, aber musst du gerade zu den unauffällig Schwulen gehören? Du ziehst dich ja sogar wie ein Hetero an. Kein Leder, keine enge Stoffhose, kein Rosa… das ist out, Süßer.“ „Ich fühle mich so ganz wohl und es ist ja nicht so, dass ich so was nie trage. Im „Boydream“ ist rosa und eng immerhin die Arbeitsbekleidung.“ Kai schmunzelte nur und setzte sich mit ihm an den Tisch. Sie schmierten sich ihre Toasts und schwiegen erst einmal. Kai musterte seinen besten Freund Kaffee schlürfend und John sah ihn irgendwann fragend an. „Was?“ „Und du willst dich heute Abend wirklich mit ihm treffen?”, fragte der Ältere nun wieder mit seiner honigsüßen Stimmlage. „Sag mal, Kai, versuchst du eigentlich, mir das auszureden?“, wollte John nun etwas genervt und wütend wissen. „Nein, natürlich nicht. Ich freue mich doch, dass ihr ein Date habt, aber ich habe das Gefühl, du hast dir noch gar keine richtigen Gedanken darum gemacht, dass er im Rollstuhl sitzt.“ „Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht.“, kam es leicht eingeschnappt. „Ja, aber du bist dir nicht bewusst, dass ihr keine ‚normale’ Beziehung führt. Also nicht so eine, die wie eine Normale abläuft. Da wird eine Menge anders sein. Es ist aber nicht so, dass ich es dir ausreden will, da ich denken würde, mit einem Rollstuhlfahrer als Freund kann man sich nicht blicken lassen, denn das denke ich auf keinen Fall.“ John seufzte tief. „Ich werde mich heute Abend mit ihm treffen, wie es verabredet war und alles andere, also wie es weiter geht, werden wir dann ja sehen.“ Kai nickte nur und beließ es dabei. John wurde immer ärgerlich, wenn er seine Meinung zu Rodney sagte. Dabei war es gar nicht so böse gemeint; er wollte nur, dass John sich im Klaren darüber war, was das alles bedeutete. „Hat Charlotta heute Abend eigentlich Dienst?“, fragte John nach einer Zeit des Schweigens. Kai grinste. „Keine Sorge, Sweety, die hat nur bis 18 Uhr. Sie wird deinem Date also nicht im Weg stehen, aber ich habe heute Abend Dienst.“ „Seit wann hast du Samstagabends Dienst?“ John sah ihn durchdringend an und Kai lächelte nur geheimnisvoll. „Na ja, irgendwer muss dich doch nerven, wenn Charlotta schon nicht da ist.“, sagte der Besitzer des „Boydreams“ dann. John gab ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf, sodass Kai diesen einzog und protestierend rief: „He…!“ „Du bist manchmal echt anstrengend, Kai.“ „Dafür sind gute Freunde da, oder?“, wollte der Brünette wissen und streckte dem Kleineren die Zunge raus. John grinste nur und aß sein Toast auf. „Ich gehe duschen.“, beschloss er dann. „Lass die Tür auf, dann kann ich mich auch gleich fertig machen.“, bat Kai ihn lieb. „Du willst doch nur spannen.“, neckte John seinen Freund. „Hast du ein Problem damit, Süßer?“, grinste Kai ihn an und folgte ihm dann einfach ins Bad. John protestierte auch nicht. Er hatte nichts dagegen, wenn sein bester Freund im Bad war, während er duschte. Es war ja nicht zum ersten Mal, dass sie sich nackt sahen. Während Kai also seine zweite Morgentoilette am Mittag erledigte, zog er sich aus und stieg unter den Blicken eines grünen Augenpaars unter die Dusche. „Dein Körper ist auch nicht mehr das, was er mal war, Honey. Du hockst nur noch vor deinen Büchern. Wann gehen wir mal wieder ins Fitnesscenter? Da waren wir schon lange nicht mehr.“ „Ich habe ja auch kaum noch Zeit.“, verteidigte John sich und drehte den Wasserhahn an, „wenn ich Urlaub habe, können wir mal wieder hin.“ ~~~ Rodney schaffte noch etwas Ordnung in seinem Laden und obwohl es erst 17 Uhr war, schloss er ihn bereits ab. Noch zwei Stunden, bis John ihn abholen wollte, aber er war sich schon gar nicht mehr sicher. Nicht zum ersten Mal heute wählte er Johns Nummer mit dem Gedanken, ihm telefonisch abzusagen, nur um im nächsten Moment wieder aufzulegen. Frustriert rollte er in seinen Wohnraum nebenan. Er wollte auf andere Gedanken kommen und sich von seiner Nervosität ablenken. Es lohnte sich ja nicht, sich jetzt so aufzuregen. Er nahm sich ein neues Buch und begann zu lesen. Das Buch war sehr interessant und hätte ihn sicherlich abgelenkt, allerdings hieß eine der Figuren John und die tauchte sehr oft auf. Allein der Name erinnerte ihn an das hübsche, dunkelblonde Gesicht eines gewissen jungen Mannes, der ihm einfach nicht aus dem Kopf ging. Gerade das Date mit ihm heute Abend machte ihn so nervös. Wann war er schon das letzte Mal mit einer relativ fremden Person ausgegangen? Rodney war höchstens mal mit seinem Bruder gegenüber im Cafe. Dort, wo auch John oft seine Pausen verbrachte. Rodney knurrte innerlich. Das konnte doch nicht wahr sein. So konnte er sich einfach nicht ablenken. Okay, er konnte an seinen Bruder denken. Er hatte heute mit ihm telefoniert… Rodney hatte nicht ein Wort über John verloren und dass er mit diesem bereits ein Date hatte und heute Abend wieder haben sollte. „Mann…“, grummelte Rodney. Jetzt dachte er ja schon wieder an John. Okay, nächster Versuch… sein Bruder hatte ihn für eine Woche zu sich und seiner Familie aufs Land eingeladen. Rodney war sich sicher, dass er damit versuchen wollte, ihn dazu zu bringen, doch noch bei ihnen einzuziehen. Trotzdem hatte er zugestimmt, denn er war gerne bei seinem Bruder. Er mochte seine Schwägerin und seine beiden Nichten. Solange Rodney nicht bei ihnen einziehen wollte, zwang Derik ihn auch nicht, also konnte er ruhig eine Woche mal dort hin. Sie hatten den kommenden Montag abgemacht und heute war bereits Samstag, also rollte er seinen Rollstuhl ins Schlafzimmer, griff nach der kleinen Reisetasche hinter der Tür, die er aufs Bett stellte. Er begann Klamotten, Duschzeugs und ein paar Bücher einzupacken. Er überlegte, ob er noch etwas benötigte, kam aber zum Schluss, dass er alles Nötige hatte und seine Medikamente konnte er dann am Montag einpacken, da er sie vorher noch brauchte. Er setzte sich heißes Wasser für Tee auf. Nachdem er eine Tasse hatte, fuhr er ins Wohnzimmer, stellte die Tasse auf und hielt sich an dem Esszimmertisch fest. Mit viel Unterstützung seiner Armkräfte hievte er sich aus dem Rollstuhl. Vorsichtig wagte er einen kleinen Schritt nach dem anderen, wobei er darauf achtete, nicht sein ganzes Gewicht in die Beine zu verlagern, denn das bereitete ihn Schmerzen. Außerdem konnte er sein gesamtes Gewicht noch nicht mit seinen Beinen tragen und er würde sofort zusammenknicken. Als er seinen Zielort erreicht hatte, ließ er sich vorsichtig wieder zu Boden sinken und legte sich auf dem flauschigen Teppich hin. Er winkelte vorsichtig und mühsam sein eines Bein an und begann somit mit seinen krankengymnastischen Übungen. Er erschrak, als es kurz vor 19 Uhr klingelte und sah auf die Uhr. Wo er am Anfang an nichts anderes mehr denken konnte, hatte er doch ganz vergessen, dass er ja heute noch eine Verabredung hatte. Das Zimmer war schon halb im Dunkeln, denn er hatte also total die Zeit vergessen. Vorsichtig setzte er sich auf und zog sich am Tisch wieder hoch. Dann drehte er sich um 90 Grad zur Fensterbank und sah im Halbdunkeln nach draußen. Dort auf der kleinen Rampe, welche die Treppe ersetzte beim Eingang, stand er. John. Abwartend und mit den Händen in der Hosentasche wippte er leicht hin und her. Er sah wirklich gut aus in dem blauen Hemd und der engen, schwarzen Hose. Seine kurzen Haare waren leicht nach oben gegelt. Rodney schluckte leicht. Zu seiner Schulzeit hatte er immer als bestaussehender Schüler gegolten. Doch er war schon lange nicht mehr das, was er mal war. Auch wenn er oft mal hörte, dass er ein unheimlich hübsches Gesicht hatte, hatte er an Muskeln doch ziemlich abgebaut. Durch das Fahren des Rollstuhls waren seine Arme zwar relativ fit, doch sein Oberkörper und seine Beine sowieso glichen, wie er es selber nannte, denen eines Milchbubis. Er holte noch einmal tief Luft und rollte seinen Rollstuhl zum Hintereingang des Bücherladens, sodass er von da aus zum Ausgang kam. Doch kurz vor der Tür zögerte und stoppte er. Da John draußen schon eine Weile wartete, klingelte es noch mal. Rodney schluckte erneut und starrte auf den Boden. Sein Herz raste. Er umklammerte die Räder seines Rollstuhls und knabberte auf seiner Unterlippe. Es dauerte zehn Minuten, bis er im Dunkeln erkannte, wie John am Wohnzimmerfenster vorbeiging. Sein Gesicht konnte er nicht mehr erkennen, nur noch die Umrisse, und er war eigentlich auch froh darüber. „SHIT.“, schrie er und pfefferte mit einer Armbewegung einige Sachen vom Tisch. Dann lehnte er seinen Kopf an die Wand und schloss gequält und wütend auf sich selbst die Augen. --- So, das wäre geschafft =) Was sagt ihr dazu? Lg Shadè Kapitel 6: Die Hoffnung stirbt zuletzt -------------------------------------- Hallo zusammen Hier wieder ein neues Kapitel für euch. Erst mal danke ich natürlich meiner Beta Smailii1805, dass sie sich hiermit rum geschlagen hat =) Auch danke ich allen Kommentarschreibern natürlich sehr. Kapitel 6 – Die Hoffnung stirbt zuletzt „Honey, was ist denn mit dir passiert?“ Kai lief auf seinen besten Freund zu. Er sah ihn besorgt an, denn John sah wirklich nicht gut aus. Er war blass und sein Blick wirkte abwesend. Kai stellte das Tablett ab und nahm den Jüngeren an die Hand. Dieser sah erst jetzt zu ihm auf. Er sah aus, als wenn er mit den Nerven am Ende war. Er führte John, der alleine und völlig aufgelöst in seinem Restaurant aufgetaucht war, in den Personalraum. „Wieso bist du alleine, wo ist dein Date?“ John seufzte und sank schlaff in einen Sessel. „Er war nicht da oder zumindest hat er mir nicht aufgemacht. Du hattest Recht.“, kam es dann leise von dem Studenten, der seinen Blick nun auf den Boden heftete. „Er hat dich abblitzen lassen?“ Kai war entrüstet. Er verschränkte wütend die Arme und mied es, John zu sagen, dass er es ja gleich gesagt hätte. „Na ja… schon… aber ich kann es ihm nicht verübeln. Er ist eben noch nicht soweit. Das hätte ich merken müssen; es war ihm noch zu viel. Er hatte ja so lange keine richtige Verabredung und war nie in der Öffentlichkeit. Am besten wäre es gewesen, ihm noch Zeit zu geben. Oder zumindest, dass wir uns für den Anfang nur bei ihm treffen. Ich bin ein Idiot.“ John machte sich unglaubliche Vorwürfe und sah nicht ein, dass er überhaupt keine Schuld trug. Deprimiert drehte er seine Haare um den Zeigefinger. „Hey, du bist ja wohl der letzte, dem du die Schuld geben kannst.“ Kai legte vorwurfsvoll seine Hände auf seine Hüften und sah seinen besten Freund aus stark geschminkten grünen Augen ernst an. John nahm sich nur eines von den Gläsern mit Wasser, welche für die Mitarbeiter des „Boydreams“ bereitstanden, und mied den Blick des Älteren. Er war sich sicher, dass er sonst keine Kraft mehr hatte, stark zu bleiben. Abwesend starrte er die durchsichtige Flüssigkeit an. Kai seufzte und setzte sich zu ihm. Der auffällig „tuntige“ Mann legte einen Arm um den Dunkelblonden und zog ihn an sich. „Ach, Süßer! Seit du diesen Rodney kennst, erkenn ich dich nicht wieder. Sonst hast du mir doch immer vorgepredigt, was du von Liebe auf den ersten Blick hältst. Nichts! Und dann passiert es dir auch noch selber. Aber wie du immer sagtest: Liebe auf den ersten Blick kann man nicht vertrauen… Süßer… ich möchte wirklich nicht, dass du denkst, ich hätte etwas dagegen, wenn du mit Rodney zusammenkommst. Es ist einfach nur die Tatsache, dass du dich ganz anders benimmst, als ich es gewohnt bin, die mir Angst bei der ganzen Sache macht.“ Der Restaurantführer sah seinen besten Freund liebevoll und aufmunternd an. John sah nun doch vorwurfsvoll zu dem Älteren hoch. „Ich bin trotzdem gekommen, damit du mich aufmunterst und mir nicht wieder eine dämliche Predigt hältst. Ich kenne sie bereits auswendig. Ich weiß, dass es dir nicht darum geht, mich und Rodney auseinander zu treiben. Ich kann es trotzdem nicht mehr hören.“ Kai gab ihm einen freundschaftlichen Kuss auf den Mund, der John gleichzeitig beruhigen sollte. Dieser schien nämlich kurz vorm Kochen. „Schon gut, tut mir Leid, Honey. Was hast du jetzt vor?“, wollte Kai wieder Frieden schließen. „Hm… nächste Woche muss ich wieder viel arbeiten, dann ist mein Praktikum zu Ende. Wenn ich Zeit habe, werde ich zum Buchladen gehen und mit ihm reden. Sicher ist er auch unsicher, weil er mich einfach sitzen gelassen hat. Es war eigentlich klar, dass er noch nicht so weit war.“ Kai nickte nur. „Du, ich muss nur noch zwei Stunden arbeiten. Was hältst du davon, wenn wir zwei heute bei mir übernachten und uns vorher einen schönen Spielabend machen, damit du auf andere Gedanken kommst?“ John seufzte leicht und nickte dann. „Einverstanden.“ Vielleicht kam er ja wirklich auf andere Gedanken. Zumindest wollte er jetzt nicht an den Buchhändler und Autor denken. Er befürchtete, dass ihm sonst noch die Tränen kamen, die er mühsam zurückhielt. „Süßer, ruh dich etwas aus. Ich muss noch arbeiten und danach fahren wir zu mir.“ Kai stand auf und John machte es ihm nach. „Nein…nein…nein…nein…nein, du bleibst sitzen.“Der Langhaarige drückte ihn zurück auf das kleine Sofa. „Ich möchte nicht sitzen bleiben, lass mich lieber ein wenig aushelfen, dann komme ich auch auf andere Gedanken.“, sagte John und schob die Hände seines besten Freundes von seiner Brust, dass er wieder aufstehen konnte. Kai schien mit sich zu ringen, nickte dann aber. „Du weißt ja, wo du deine Arbeitskleidung findest.“ John gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke, Kai…du bist ein toller Freund.“ ~~~ Weiche Lippen legten sich auf seine. Hellblaue Augen sahen tief in seine eigenen Braunen. Der Ältere strich mit seinen Händen über Johns ganzen Körper und jede Stelle, die er mit seinen Fingerspitzen berührte, begann zu brennen. John seufzte wohlig und wanderte mit seinen Küssen über das Kinn, über den Hals, bis zur Brust von wem?. Er genoss es, das Stöhnen des Größeren zu hören. John küsste und leckte sich weiter runter, bis zum Bauchnabel. Gleichzeitig mit dem Eindringen seiner Zunge in in die kleine Kuhle strich John mit seinen Händen über die auffällig abgemagerten, fast muskellosen Beine des anderen. Wie erwartet blieb eine Reaktion des Anderen aus, als er über die eigentlich empfindlichen Innenseiten der Oberschenkel strich. Als John wieder aufsah, wurde er nun unsicher von diesen unglaublich eisblauen Augen angesehen. John schluckte bei dem Blick, der von Unsicherheit sofort in eine undurchdringliche und abweisende Mauer übersprang. Der Jüngere setzte sich auf und sein Herz raste ihm schmerzhaft gegen den Brustkorb. „Rod?“, fragte er leise und zaghaft, doch nun waren sie von schwarzem Nebel umhüllt und Rodney schien immer mehr von der Dunkelheit mitgenommen zu werden. John versuchte eine Hand nach dem Braunhaarigen auszustrecken, doch er war bereits unerreichbar. Je mehr Rodney sich von ihm entfernte – oder war es John, der immer weiter wegschwebte in dem Nebel aus Dunkelheit? – desto weniger konnte der Student die Gestalt des Buchhändlers ausmachen. Es dauerte nicht mehr lange und der Ältere war ganz verschwunden. Der Nebel lichtete sich und John war alleine auf dem Bett in dem großen, ihm fremden Schlafzimmer. Es kam ihm vor, als hätte die Dunkelheit seine große Liebe entführt. Sie hatte sich zwischen sie beide gestellt. John brach auf dem Bett zusammen und schluchzte leise. „Hey, Honey, wach auf. Du träumst.“ John wurde an der Schulter gerüttelt und öffnete langsam die Augen. Er fand sich in Kais halbdunklem Schlafzimmer wieder. Nur die kleine Nachttischlampe spendete etwas Licht. Als John langsam zu sich kam, merkte er, dass sein Gesicht feucht war. Scheinbar hatte er nicht nur im Traum, sondern auch in der Wirklichkeit geweint. Kai streckte vorsichtig eine Hand aus und wischte seinem besten Freund die Tränen weg. „Du warst eben ganz unruhig, Süßer. Wovon hast du denn geträumt?“, wollte der Restaurantbetreiber wissen. John ließ sich in die ihm angebotenen Arme sinken und schwieg. Er war jetzt nicht fähig zu reden. Die Nähe seines besten Freundes tat ihm allerdings gut und sein Herzschlag wurde wieder ruhiger. Er stellte noch seine rasende Atmung ein und konnte auch die Tränen zurückhalten. Dann erst sah John wieder zu Kai auf. „Tut mir leid…“, nuschelte er. „Ist doch in Ordnung, Süßer.“ John überlegte, ob der dem Älteren von seinem Traum erzählen konnte, doch er wollte Kai nicht noch mehr mit dem Thema „Rodney“ nerven. Allerdings nahm Kai ihm die Entscheidung ab, darüber zu reden oder nicht. „Ging es um den Buchhändler?“ Langsam nickte John und als von Kai nichts mehr kam, begann er seinen ganzen Traum zu schildern. „Ach, Sweety!“ Kai strich ihm sanft durchs Haar. John sah nebenbei auf die Uhr, nur um festzustellen, dass es erst zwei Uhr nachts war. Sie lagen gerade mal eine Stunde im Bett und er konnte wahrscheinlich jetzt nicht mehr einschlafen. „Der Traum hat bestimmt auch eine tiefere Bedeutung und ich kann mir auch denken, was für eine. Findest du nicht auch?“ John sah leicht verschlafen zu Kai hoch. „Honey, du weißt genau, ich bin kitschig. Aber in einer Sache bist du kitschiger als ich und das sind solche dusseligen Traumdeutungen. Träume sind sinnlos. Das ist einfach nur ein unnötiger Zeitvertreib für die Nacht. Zerbrich dir nicht weiter drüber den Kopf.“ John schwieg nur. Kai verstand ihn halt nicht. Er hatte ja auch nicht an den Hokuspokus wie Traumdeutung gedacht. Eher an die Bedeutung. Den unterbewussten Hintergrund des Traumes, wieso er gerade das und dann so geträumt hatte. Es gab sicherlich irgendwo Bücher, wo er seinen Traum im Sinne von unterbewusstem Hintergrund deuten konnte. Natürlich konnte er sich auch so einen Reim aus seinem Traum machen. Selbst der plötzlich aufgetauchte Nebel war offensichtlich. Der stand sicherlich für die Verlassenheit Rodneys. Es war nicht John, der von der Dunkelheit umgeben werden sollte, um von seinem Schwarm getrennt zu werden; Rodney hatte diese Dunkelheit umgeben. Die Dunkelheit, die ihn sicher schon seit seinem Unfall vor acht Jahren umhüllte. Die ihn von der Außenwelt isolierte und andere Menschen abblockte. „John?“, sprach Kai ihn an, „Hörst du mir zu?“ John sah verwundert auf. „Hast du was gesagt?“ „Ich habe dich gefragt, ob du noch mal versuchen möchtest zu Schlafen. Wenn nicht, können wir auch was anderes machen, bis du dich wieder gut genug fühlst.“ Kai strich dem Anderen weiterhin sanft und beruhigend durchs Haar. „Ich… versuche einfach noch mal einzuschlafen.“, nuschelte John und als auch Kai sich wieder zurechtgelegt hatte, kuschelte er sich an seinen besten Freund. Der Grünäugige legte sanft seine Arme um ihn und streichelte ihn solange, bis John wieder im Land der Träume war. Die restlose Nacht verbrachte John ohne weitere Alpträume und am nächsten Tag meldete er sich bei seiner Arbeitsstelle krank. Eigentlich wäre er lieber hingegangen, doch Kai bestand darauf, dass er sich frei nahm. Der auffällig schwule Mann fand, dass sein bester Freund ziemlich überfordert war und mal eine Auszeit benötigte. Trotz Kais Vorschlag, noch einen schönen Tag mit ihm zu verbringen, fuhr John schließlich nach Hause. So sehr er Kai im freundschaftlichen Sinne liebte, er wollte einfach nur alleine sein. Im Stillen war John auch in der Hoffnung, dass Rodney ihn vielleicht angerufen und auf seinen Anrufbeantworter gesprochen hatte. Zwar war das unwahrscheinlich, doch trotzdem klammerte sich John an dem Gedanken fest. Umso enttäuschter war er, als seine Mutter eine Nachricht gesprochen hatte und wie üblich einen ihrer Schimpfanfälle hatte, da er sich nie meldete. Aber John hatte auch keine Lust, sich bei seinen Eltern zu melden. Ihr Verhältnis war nicht besonders gut und wenn sie sich unterhielten oder sich trafen, bekamen sie nur Stress miteinander. „Die“ Zweite, von welcher er angerufen wurde, war Charlotta, die ihn zu einem Date einladen wollte. Auch bei ihr hatte er nicht wirklich vor, sich zurückzumelden. Darauf konnte er gut und gern drauf verzichten. Nach diesen beiden Nachrichten war es das dann mit seinen AB-Nachrichten. Etwas enttäuscht ging John in die Küche und machte sich erst einmal einen Kaffee. Mit der Tasse in der Hand saß er am Tisch, als ihm ein neuer Gedanke kam, der ihn wieder etwas aufmunterte. Vielleicht wollte Rodney sich wirklich bei ihm melden, aber hatte weder Haus- noch Handynummer von John. Genauso wenig hatte John irgendeine Nummer von Rodney. Er hatte nur seine Adresse, aber da heute Sonntag war, konnte er erst morgen in den Buchladen und noch mal mit Rodney reden. Oder sollte er dem Autor doch noch ein wenig Zeit lassen? Er hatte nun mal seit seinem Unfall nie wieder eine Verabredung gehabt, was sicher zu seiner Verunsicherung mit beigetragen hatte. Spontan ging John am Montag in der Mittagspause in sein Stamm-Cafe. Er wollte nicht gleich zum Buchladen gehen, sondern schauen, ob Rodney vielleicht zu sehen war. Als er sich allerdings an seinen freien Tisch gesetzt hatte und rüber zu dem Buchladen sah – wobei sein Herz seltsam schmerzhaft und erwartungsvoll schlug – schien etwas anders. Es standen keine Stände mit Büchern draußen und der Buchladen selber war dunkel. Von weitem konnte John nur mit zusammengekniffenen Augen sehen, was auf dem kleinen Schild an der Tür stand. Doch von dem, was er erkennen konnte, entzifferte er daraus das Wort „Geschlossen“. Unter dem „Geschlossen“-Schild stand noch ein Zettel. Vermutlich etwas Handschriftliches, was John wirklich nur erkennen konnte, wenn er direkt davor stände. Also beschloss er, nach seinem Kaffee doch einmal rüber zugehen. Irgendwie fühlte John sich total traurig und unsicher, da der Laden geschlossen war. Wieso wohl? Er konnte sich kaum vorstellen, dass Rodney nicht da war. Der hatte ja selbst gesagt, dass er nur selten seinen Laden oder die Wohnung verließ. Wenn er einkaufen fuhr, dann während der Schließungszeiten des Ladens. John konnte sich wirklich keinen Reim daraus machen. Es sei denn… Rodney war wirklich aus Unsicherheit verschwunden. War es womöglich Johns Schuld, dass Rodney nicht da war? Vielleicht wollte John wirklich viel zu schnell ein weiteres Date. Er hätte einfach merken müssen, dass der Rollstuhlfahrer noch nicht so weit war. Der Student machte sich unheimliche Vorwürfe und bekam gar nicht mit, dass er schon den sechsten Löffel Zucker in seinen Kaffee schüttete. Kai hätte ihn vermutlich damit aufgezogen, immerhin meckerte John sonst immer darüber, dass sein bester Freund mehr Zucker als Kaffee in die Tasse schüttete. Umso mehr verzog der junge Mann das Gesicht, als er einen Schluck aus seiner Tasse - mit den nun zehn Löffeln - trank. ~~~ Am Montagmittag hatte Rodney seine kleine Reistetasche gepackt und fuhr seinen Rollstuhl durch die Wohnung in den Bücherladen, wo er die Tasche seinem Bruder Derik gab. Der verließ mit ihm den Laden, wartete noch, bis Rodney die Tür abgeschlossen hatte und machte sich mit ihm auf den Weg zum Auto. Derik öffnete die Beifahrertür, half Rodney aus dem Rollstuhl und wartete geduldig, bis sein jüngerer Bruder sich Schritt für Schritt auf den Beifahrersitz zu bewegte. Dann konnte der Buchhändler sich mit Deriks Hilfe reinsetzen. Während er sich anschnallte, machte sein Bruder die Tür wieder zu und verstaute Tasche und Rollstuhl im Kofferraum. Zufällig fiel der Blick des Autors auf die andere Straßenseite zum Kaffee. Einem ganz besonderen Cafe. Als hätte er es geahnt, kam gerade in diesem Moment niemand anderes als John um die Ecke und auf das Cafe zu. Er beobachtete dabei den Buchladen, erkannte aber Rodney in dem Auto nicht. Auch Derik fiel ihm nicht auf, da er diesen nur einmal kurz gesehen hatte. Rodneys Herz schlug automatisch etwas schneller und er verfolgte John mit seinem Blick, bis dieser in das Cafe ging und Derik in den Wagen stieg. „So…“Nachdem auch der sich angeschnallt hatte, startete er den Motor und fuhr los. Rodney richtete sein Blick auf das Armaturenbrett und knabberte auf seiner Unterlippe rum. Er musste an John denken. Der Rollstuhlfahrer hatte am Samstag einfach nicht den Mut gehabt, diesem die Tür zu öffnen. Er hatte John damit sicherlich sehr verletzt. Der Gedanke, dass der Student jetzt mit größter Wahrscheinlichkeit wütend auf ihn war und nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollte, bereitete Rodney Magenschmerzen. Er mochte John sehr und er wusste, dass es ein großer Fehler war, dass er ihn einfach hatte abblitzen lassen. Er hatte sich eingestanden, dass John wohl nebst seinem Bruder der einzige Mensch war, der ihn akzeptierte, wie er war. Womöglich auch der einzige Mensch, mit dem sich eine Beziehung hätte entwickeln können. Doch selbst das hatte er sich nun vermasselt. Rodney hatte viele Jahre in Einsamkeit gelebt und hatte nie jemanden außer seinem Bruder. Er hatte damit gelebt und sein Leben akzeptiert. Doch nun spürte er erst wirklich die gesamten Auswirkungen seines Unfalls vor acht Jahren. Es schmerzte ihn stark. Er wollte nicht bzw. nicht mehr in ewiger Einsamkeit leben. Er wollte wieder Leute haben, die ihm wichtig waren, welche ihn für wichtig hielten. Doch das konnte er nie wieder haben. Das war unmöglich. Er war beeinträchtigt, ein „Krüppel“, wie er es umgangssprachlich bei seinen Ausrastern gerne nannte und niemand wollte mit einem gehbehinderten Menschen befreundet sein. Zwar hatte Rodney noch das Glück, dass er etwas Gefühl in den Beinen hatte, doch für mehr als zwei Schritte mit starker Unterstützung seiner Arme reichte es nicht. Mit ihm konnte man nichts tun. Man konnte mit ihm nirgendwo hin oder Ausflüge machen. Er war nur ein Klotz am Bein, der störte und stark in Unternehmungsfreiheiten einschränkte. „Kathleen hat schon gesagt, dass sie dir unbedingt ihr Pflegepony zeigen möchte.“, begann Derik irgendwann, um die Stille zu unterbrechen, und Rodney sah zu seinem Bruder auf. „Ich wusste gar nicht, dass sie ein Pflegepony hat.“, ging er in das Gespräch über seine ältere Nichte ein, nur um von seinen momentanen Gedanken abgelenkt zu werden. Mal schauen, vielleicht tat ihm die Woche bei seinem Bruder wirklich gut. Wenn ja, konnte er sich doch noch dazu entscheiden, seinen Buchladen aufzugeben und zu Derik und seiner Familie aufs Land zu ziehen. --- So, das war dann auch schon wieder das Kapitel Was meint ihr dazu? Würde mich sehr über eure Meinung freuen Lg Shadè Kapitel 7: Rodneys Entscheidung ------------------------------- Hallo zusammen =) Hier dann auch ein neues Kapitel Danke an alle Kommentarschreibe =) Und danke natürlich auch an meine Beta Smailii1805 Kapitel 7 Rodneys Entscheidung „Du, Onkel Rodney?“, hatte das sechsjährige Mädchen zu ihm gesagt und ihn aus ihren großen, braunen Kulleraugen traurig bittend angesehen, „Ich will, dass du hier bleibst. Dann können wir ganz viel miteinander spielen, wenn Mama und Papa arbeiten sind. So wie die letzten Tage. Das war richtig toll.“ Sie legte ihre kleinen Hände auf Rodneys Beine und zog die Unterlippe vor. Rodney hatte sie nur angesehen und nichts drauf erwidert. Dann hatte er ihr durchs Haar gestrichen und noch eine gute Nacht gewünscht, bevor er das Zimmer verlassen hatte. Nun saß er mit seinem Bruder Derik und dessen Frau Lynn in der Küche bei einer Tasse Tee. Während das Ehepaar sich über irgendwas unterhielt, war der Rollstuhlfahrer tief in Gedanken versunken. Eine Woche war er fast hier und eigentlich hatte es ihm sehr gut getan. Es hatte ihm sogar Spaß gemacht und er war viel mit seinen kleinen Nichten im Park, wo er mit ihnen spielte. Dabei schien es ihnen gar nichts auszumachen, dass er im Rollstuhl saß. Er musste zugeben, im Gegensatz zu seinem Leben in London war das hier ein Paradies. Das Einzige, was ihn immer gestört hatte, weshalb er hier nicht herziehen wollte, war, dass er nicht auf Hilfe angewiesen sein wollte. Doch außer, dass Lynn immer kochte, war er das gar nicht. Derik war den ganzen Tag arbeiten, Rodney hatte im Erdgeschoss alles, was er benötigte und zur Haustür gab es nur eine Stufe, wo Derik extra eine Rampe angebaut hatte. Rodney kümmerte sich um die Kinder Kathleen und Marie und er liebte die Kleinen. Scheinbar liebten das sechsjährige und das zweijährige Mädchen auch ihn sehr. Wenn er es sich recht überlegte, wenn er zu seinem Bruder zog, hatte er ein recht angenehmes Leben, was ihm auch den Alltag erleichterte. Auch die Gesellschaft, die er hier hatte, tat ihm sehr gut. Also was sollte ihn noch in London halten? Er liebte seinen Buchladen, doch eigentlich hatte er sich dort auch nur versteckt und kaum Kontakt zu anderen gehabt. Hier hatte er eine Familie und kam viel raus. Wenn er jetzt genau drüber nachdachte, hatte er hier sogar weniger Probleme damit, sich mit dem Rollstuhl in der Öffentlichkeit zu zeigen, wie er es immer in London hatte… Es gab nichts, was ihn in London hielt…eigentlich… John… er war doch eigentlich ein Fremder, mit dem er ein Date haben sollte, welches geplatzt war. John verzieh ihm sicher nicht mehr, dass er nicht aufgetaucht war. Seine einzige Chance, je wieder einen Partner zu haben, der ihn liebte wie er war, war geplatzt. Ihn hielt wirklich nichts mehr in London. Bei dem Gedanken an John wurde er wieder deprimiert. Wie sehr hatte er sich doch immer im Stillen gewünscht, dass er so geliebt werden konnte wie er war. Er hätte nie gedacht, dass das möglich war und dann tauchte John auf. John, der ihn von gleich auf jetzt aus seiner tiefen Verschlossenheit geholt hatte, was wirklich ein Wunder war. Selbst Derik war, seit Rodney John kannte, aufgefallen, dass sich sein Bruder zum Positiven hin verändert hatte und mehr lachte. Er stand voll und ganz hinter seinem Bruder, als dieser ihm von dem Studenten erzählt hatte und hatte dafür gebetet, dass Rodney vielleicht in John sein Glück fand. Wie als hätte er die Gedanken Rodneys gelesen, sprach Derik seinen jüngeren Bruder in diesem Moment an: „Wie sieht es eigentlich mit diesem John aus, von dem du mir erzählt hast?“ Rodney sah etwas verwundert zu ihm auf. Sein Bruder schaute ihn neugierig und abwartend an. Er hatte fast schon vergessen, dass er mit Lynn und Derik in der Küche war, so sehr war er in Gedanken vertieft gewesen. „Hm? Ach so…“, er schwieg kurz und trank einen Schluck Kaffee. Dabei runzelte er die Stirn. Ja, was war mit John? Etwas unsicher strich Rodney sich durch das braune Haar. Nicht nur Derik, sondern auch Lynn sah ihn nun neugierig und irgendwie auch erwartungsvoll an. Sie wünschten ihm wirklich sehr, dass er wieder glücklich wurde. Auch wenn es damals bei Rodneys Coming Out ein Schock für sie gewesen war, tolerierten sie seine Neigung doch. Daher hatten sie große Hoffnungen in diesen John gesetzt, da Rodney sich wirklich sehr geändert hatte. Er war offener geworden und schien nicht mehr so oft tief in sich gesunken oder depressiv. „Nichts weiter.“, antwortete der Autor nun auf die Frage des Älteren. Etwas überrascht sahen ihn die beiden Älteren an. „Was heißt das, nichts weiter?“, kam es von Lynn und sie versuchte, nicht allzu enttäuscht zu klingen. „Na ja, aus uns wird nichts… denke ich.“ Rodney zuckte gleichgültig mit den Schultern, doch man sah ihm deutlich an, dass es ihm gar nicht so gleichgültig war. „Was soll das denn jetzt heißen? Denkst du?“, Derik klang empört und sah wütend aus. Er verschränkte die Arme und stellte sich vor seinem Bruder hin, „Wenn du wieder meinst, dass du es eh nicht wert seist und er dich sowieso nicht nehmen würde… wahrscheinlich denkst du noch, er ist nur aus Mitleid nett zu dir, dann…“ „Nein, darum geht es nicht.“, fuhr Rodney schnell dazwischen, da er keine Lust hatte, wieder über dieses Thema zu diskutieren. Derik hatte ständig versucht, ihm einzureden, dass er was wert war und dass es Menschen gab, die sich in ihn verlieben konnten. Das nervte ihn langsam. Diesmal stimmte es ja auch, dass es nichts damit zu tun hatte, sondern dass er es sich verspielt hatte. „Ach nicht? Worum dann?“, Derik setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bruder und stellte seinen Ellbogen auf die Lehne und stützte seinen Kopf in der Handfläche ab. Er schien wirklich neugierig und ein wenig deprimiert, weil Rodney ihm mitgeteilt hatte, dass wahrscheinlich nichts aus ihm und John wurde. „Sag mal, wird das hier ein Verhör?“, fragte der Autor nun etwas schlecht gelaunt. Er hatte wirklich keine große Lust, Auskünfte zu ihm und John zu geben. Eigentlich wollte er selber ja nicht mal großartig drüber nachdenken, doch so konnte das nichts werden. Missgelaunt trank er seinen restlichen Tee und grummelte mit verschränkten Armen: „Es wird nichts aus uns beiden. Ich weiß es und ich habe auch einen akzeptablen Grund dazu, okay? Und jetzt frag nicht weiter, ich habe keine Lust drüber zu reden.“ Derik seufzte, öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn ihm nächsten Moment aber auch schon wieder. Es schien, als hätte er eingesehen, dass es eh keinen Zweck hatte, mit seinem Bruder zu reden „Wie du meinst. Ich frag dich nicht weiter.“ Er setzte eine Pause an, um auf die Uhr zu schauen. „Schon fast Mitternacht. Vielleicht sollten wir alle ein wenig schlafen, dass ich dich morgen früh zurück nach London bringen kann.“ Derik stand wieder auf. Lynn stand auf und räumte die Sachen vom Tisch. Rodney nahm seine eigene Tasse und trug sie ihr zur Spüle. Dann sah er eine Weile nachdenklich zu Boden, drehte seinen Rollstuhl zu seinem Bruder und sah zu ihm auf. „Derik?“ Er zögerte und mied es den Blick seines Bruders zu erwidern. Nervös tippte er mit den Fingern auf die Räder seines Rollstuhls. „Und… Lynn… also… ich wollte fragen…“ Er versuchte die richtigen Worte zu finden und irgendwie war es ihm auch peinlich danach zu fragen. Er schob seinen Unterkiefer kurz nach links und rechtes und sah dann doch auf. „Also… steht das Angebot noch, dass ich bei euch einziehen kann?“ ~~~ „Ausverkauf?“ Es war Sonntagabend. John hatte das Wochenende bei Kai verbracht und sie wollten die Nacht im Schwulenviertel feiern. Von Kai aus war es gar nicht weit bis zu dem gewissen Viertel, weshalb sie beschlossen hatten zu Fuß zu gehen. Allerdings lag auf dem Weg auch der Bücherladen Rodneys und vor dem standen sie nun. Seit dem geplatzten Date zwischen dem Rollstuhlfahrer und John war eine Woche vergangen. Morgen sollte der Laden wieder aufmachen, doch nun klebte an dem kleinen Schaufenster das Schild: „Ausverkauf“ und „Wohnung zu verkaufen“. Kai, der sich bei John eingeharkt hatte, seufzte frustriert. Immer, wenn er etwas mit seinem besten Freund unternehmen wollte, brachte dieser Rodney die Stimmung zu Boden. „Süßer, geh doch morgen einfach hin, so wie du es vorhattest.“, sagte er leicht frustriert und mit leicht gespitzten Lippen. Seine schwarz geschminkten Augenbrauen waren zusammengezogen. Er war das Thema Rodney wirklich langsam leid und es gab einfach nichts anderes mehr, über was John sich mit ihm unterhielt. Daher hatte er auch den Vorschlag gemacht, dass sie mal wieder Party machten, doch wer konnte schon ahnen, dass bei Rodneys Laden ein „Ausverkauf“-Schild stand, das John total durcheinander brachte. So sah John jetzt auch aus. Er starrte das Schild fast schon verzweifelt an. Sein Mund halb geöffnet und seine Augenbrauen weit nach oben gezogen reagierte er erst, als Kai mit einer Hand vor seinem Gesicht rumwedelte. John sah zu ihm. Er schien erst leicht verwirrt und fragte dann: „Hast du was gesagt?“ Kai holte einmal tief Luft, „Süßer…“, sagte der langhaarige Mann nun mit hoher, leicht verzweifelter Stimmlage, „Kannst du Rodney nicht mal für einen Abend vergessen? Komm, lass uns einen schönen Abend machen, ein paar Schnuckelchen auftreiben und Rodney einfach mal für ein paar Stunden vergessen… du wolltest doch sowieso morgen hierher. Da wird er noch geöffnet haben. Also bitte, Süßer, komm jetzt mit. Du hast mir versprochen, dir einen schönen Abend zu machen.“ Kai sah ihn aus seinen stark geschminkten, schwarzen Augen bittend an und zog eine Schnute. Dabei zog er leicht an Johns Arm, in welchen er sich eingeharkt hatte. John seufzte leicht und knabberte leicht auf seiner Unterlippe. Dann ging er schweigend mit dem Größeren weiter und ging auf Kais Überlegungen ein, dass dieser sich einen knackigen jungen Burschen suchen wollte. Erstmal war John so wirklich ein wenig abgelenkt und konnte sogar lachen, denn Kai hatte wirklich die wildesten Fantasien. Außerdem wäre sein bester Freund sicher wütend gewesen, wenn er jetzt den ganzen Abend wieder nur deprimiert in der Ecke saß und eher spaßbremsend wirkte. So machte das Freundespärchen sich auf den Weg in den beliebten Nachtclub des Schwulenszene. Dieser war nicht weit weg von Kais Restaurant. „Du hältst dich aber nicht die ganze Nacht im Darkroom auf.“, warnte John den Älteren, denn er kannte seinen besten Freund. Wenn der ein wenig Alkohol intus hatte, ließ er sich gerne von ein paar heißen Kerlen vögeln. Der Darkroom war dafür der perfekte Ort. „Schon gut, Honey. Wir wollten uns zusammen einen schönen Abend machen. Die meiste Zeit werde ich mit dir tanzen oder an der Bar sitzen und süße Kerle anstarren.“ John grinste leicht und war nun ganz von den Gedanken an Rodney abgelenkt. Vermutlich tat ihm das wirklich mal ganz gut. So verbrachten sie die Nacht in dem Club und hatten viel Spaß. Wie Kai gesagt hatte, tanzten sie miteinander, aber auch mal mit anderen Kerlen. John bekam drei Mal von süßen Typen einen Drink spendiert und Kai verschwand nur ein einziges Mal im Darkroom. So war es vier Uhr morgens, als die beiden Freunde durch den Alkohol ziemlich angeheitert und singend zurück zu Kais Wohnung gingen. Sie schmissen sich komplett angekleidet ins Bett und kicherten. „Weischt was… ’Oney?“, lallte Kai und drehte sich träge auf die Seite, dass er seinen besten Freund anschielen konnte. Er grinste breit und schien in seiner Hand eine imaginäre Flasche zu halten, so wie er diese hielt. „Was?“, John wandte seinen Blick zu dem Restaurantleiter. Auch er hatte leichte Schwierigkeiten, Kai zu erkennen und kicherte. „Mit Ro’ny häsch das nich machn könn.“ Kai boxte ihn leicht auf den Oberarm, verfehlte sein Ziel aber knapp. Dann kicherte er noch mal und mit dem nächsten Atemzug war der betrunkene Mann eingeschlafen. John sah ihn schweigend an, doch durch den Einfluss des Alkohols dachte er nicht weiter über Kais Worte nach. Er schloss müde die Augen und war auch schnell eingeschlafen. ~~~ John gähnte leicht und ihm fielen fast die Augen zu, während der Professor für Psychologie einen Vortrag hielt. John hatte sofort gewusst, dass er nicht noch die Nacht von Sonntag auf Montag bei Kai bleiben sollte. So hatte er gerade mal eine Stunde geschlafen und konnte sich kaum auf das wesentliche konzentrieren. Dabei saß er schon in der vordersten Reihe. Er versuchte den Professor mit seinen Augen zu fixieren. Ein Mann Ende dreißig. John schätzte ihn auf über 1,80 Meter und irgendwie kam der Professor für seinen neuen Kurs ihm bekannt vor. Woher konnte er nicht genau sagen, dafür war er einfach viel zu müde. John sah auf die Uhr. Zum Glück war gleich Mittagspause. Er hatte Hunger, doch er wollte nicht in die Mensa. Stattdessen wollte er lieber in sein Lieblingscafe, wo er erst einmal einen Kaffee trinken konnte und danach natürlich in den Buchladen gegenüber ging. So erwischte er gerade die Straßenbahn, die in die Stadt führte, als er ankam und eine viertel Stunde später saß er im Cafe. Jetzt, wo das „Ausverkauf“-Schild an der Tür stand, gingen mehrere Leute ein und aus. John beeilte sich also mit seinem Getränk und als er sich auf den Weg zum Bücherladen machte, war gerade kein Kunde mehr drin. Was für ein Zufall! In dem Laden sah es ungewohnt leer aus. Die Regale wiesen haufenweise Lücken auf und das Regal mit den Liebesromanen war bis auf ein paar Büchern komplett leer. Auf einem Stuhl neben dem Tresen saß… ,John stutzte überrascht, der Professor von seinem neuen Kurs. Er unterhielt sich gerade mit Rodney, der zu dem Mann blickte und John daher noch nicht bemerkt hatte. In dem Moment fiel John wieder ein, woher er den Mann kannte. Das war der, der Rodney so ähnlich sah, außer, dass er ein paar Jahre älter war. Welchem er zum ersten Mal auf der Toilette in dem Cafe gegenüber begegnet war. Dann musste er Rodneys Bruder oder so sein, denn John fiel ein, dass der Professor auch Dancer mit Nachnamen hieß. Eben dieser Mann sah jetzt auf und machte den Jüngeren darauf aufmerksam, dass er Kundschaft hatte. Der Autor sah zu John auf und stutzte, als er ihn erkannte. „John… wie… also…“Nervös sah Rodney ihn an. Er schien nicht genau zu wissen, was er jetzt tun sollte und schien ziemlich überrascht, dass John überhaupt hier auftauchte. Er mied es zu John zu sehen. Vermutlich, so dachte er, war der nur gekommen, weil er ihm sagen wollte, wie enttäuscht er darüber war, dass sie nicht miteinander ausgehen konnten. „Was… machst du denn hier?“, fragte er also mit leicht erhobener Stimme, seine Augen noch immer nach unten gerichtet. Der Mann neben Rodney sah von dem Rollstuhlfahrer zu dem Studenten auf. In seinem Gehirn schien es zu arbeiten, bis ihm scheinbar ein Licht aufging. „Hallo, Rodney…na ja, ich wollte dich besuchen und… fragen, wieso du deinen Buchladen aufgibst.“ John stellte seine Frage bewusst vorsichtig und erkannte sofort, wie unsicher Rodney ihm gegenüber wirkte, „Aber wenn es unpassend ist, gehe ich wieder.“, fügte er mit einem Blick auf den Professor zu. „Also… nein, es ist nicht unpassend.“, sagte Rodney und sah kurz auf. Als seine blauen Augen allerdings Johns Braune trafen, sah er schnell wieder runter. Allerdings verwunderte es ihn, dass er keine Wut oder Enttäuschung bei John bemerkt hatte. „Es ist nur so, ich werde zu meinem Bruder ziehen.“, erklärte Rodney und sah kurz zu dem Mann auf. „Oh…“ In John zog sich etwas schmerzhaft zusammen und er sah Rodney traurig an. Sein Herz schlug hart gegen seinen Brustkorb und in seinem Hals bildete sich ein dicker Kloß. „Ich wusste nicht… also…wohnst du dann weit weg?“ John sah ihn noch mit leichter Hoffnung an. Nicht auszudenken, wenn Rodney nun weit wegzog und er ihn nie wieder sah. „Nein, eine halbe Stunde von London entfernt.“ Rodney war sehr überrascht über Johns Reaktion. Ihm schien es gar nicht so gleichgütig zu sein, dass Rodney wegzog. Der Autor bekam auf einmal Hoffnung, dass John ihn vielleicht doch nicht hasste und sie immer noch zumindest Freunde werden konnte. Etwas unsicher sah der Rollstuhlfahrer zu John auf. Eigentlich wollte er was sagen, doch das wollte er nicht vor seinem Bruder, Derik. Wie, als wenn sein Bruder das verstanden hätte, stand er auf. „Ich gehe dann noch nebenan ein wenig deine Sachen packen, dann kann ich gleich noch ein paar Kartons mitnehmen.“, teilte er Rodney mit und ging nach nebenan. „Dein Bruder ist Professor an einer Uni oder? Ich belege seinen Kurs.“, teilte John mit. „Wirklich?“, kam es kurz von dem Ladenbesitzer und er sah wieder zu John. Erst jetzt fiel es ihm auf, dass es auch ohne seinen Bruder nicht leicht war zu sagen, was er sagen wollte. „John… also… wegen letzter Woche…“ Unsicher und irgendwie Hilfe suchend sah Rodney sich im Raum um. „Also…ich wollte nur sagen… es tut mir leid.“ Er nuschelte es mehr, sodass John es kaum verstand. Trotzdem konnte er die Wörter entziffern. Rodney hatte seinen Blick gesenkt und wartete nervös auf eine Reaktion des Jüngeren. „Schon gut, das muss dir nicht leid tun.“, antwortete John ruhig, „Ich hätte mir denken können, dass es nicht leicht für dich ist. Wir hätten kleiner anfangen müssen. Zum Beispiel, dass wir uns erstmal bei dir oder so treffen. Also… ich möchte nur wissen…“ Nun war es der Student, der zögerte, da er Angst vor der Antwort hatte. Rodney sah fragend und abwartend zu ihm auf. „Na ja… ob denn die Chance besteht, dass wir uns noch mal treffen und kennen lernen? Und zumindest Freunde werden?“ Nervös kratzte John sich am Hinterkopf und er hielt den hellblauen Augen Rodneys nicht lange stand. Doch der zeigte sogar ein erfreutes und erleichtertes Lächeln. Scheinbar hatte er selber geglaubt, dass John nichts mehr von ihm wollte und nun freute er sich sehr, dass es doch noch Hoffnung gab, dass sie sich kennen lernten. „Also ich habe nichts dagegen. Ich kann dir meine E-Mailadresse geben, meine Handynummer und die Telefonnummer meines Bruders. So offen hatte Derik seinen Bruder noch nie erlebt wie diesem jungen Studenten gegenüber, wie er jetzt feststellen musste. Neugierig wie er war hatte er an der Tür gestanden und zugehört. Als der Name John gefallen war, war ihm schnell klar geworden, dass der Student, der außerdem Psychologie studierte, der John war. Der, von welchem Rodney ihm bereits erzählt hatte. Wenn er das jetzt richtig herausgehört hatte, war ein Date zwischen den Beiden geplatzt. Rodney hatte sicher vermutet, dass John wütend auf ihn war und deshalb nichts von ihm wollte. Umso glücklicher wirkte er nun, als er feststellte, dass seine Befürchtungen sich nicht bestätigten. Derik lächelte erfreut. Auch dieser John war ihm sympathisch und er wünschte seinem Bruder nur umso mehr, dass er nun endlich sein Glück fand. --- Huhu Und wie gefiel es euch? Würde mich über eure Meinung freuen Lg Shadè Kapitel 8: Der beste Freund --------------------------- Hi Sorry für die Wartezeit aber hier habt ihr ein neues Kapitel Danke an die Kommentarschreiber und meine Beta =) Kapitel 8 – Der beste Freund „Hallo, Sweetheart.“ John grummelte und musste sich ganz schön zurückhalten, nicht wegzurennen. Er holte einmal tief Luft und drehte sich um 180 Grad. „Hallo, Charlot-…“ Bevor er zu Ende sprechen konnte, hatte die Transe ihn an ihre künstliche Brust gedrückt und küsste ihn gefühlte zehn Mal abwechselnd links und rechts auf die Wange. Erst nach etwa mehreren Minuten konnte er sich aus der Umarmung befreien. Er versuchte Ruhe zu bewahren, denn er hasste es, wie Charlotte ständig um ihn herumwuselte. Außerdem war er ja in das „Boydream“ gekommen, um mit Kai zu plaudern und ihm zu berichten, dass er, obwohl Rodney schon seit zwei Wochen umgezogen war, noch immer einen sehr guten Kontakt mit diesem hatte. Vor allem das freute John sehr und machte ihn glücklich. Es dauerte eine Weile, bis sich John von Charlotta losreißen konnte. Zum Glück war ein ungeduldiger Gast im Restaurant, der nach der Transe gerufen hatte. Während diese also nun über unhöfliche Gäste schimpfend zu dem Tisch schritt, ging John schnell zum Mitarbeiterbereich. Dort saß Kai und wie er erwartet hatte, machte dieser wie immer um diese Uhrzeit Pause und trank den Zucker, zu dem er laut John ruhig noch mehr Kaffee gießen konnte. „Hey.“, sagte John, als er eingetreten war und lächelte Kai an, als dieser zu ihm aufsah. „Hey, Süßer.“ Kai lächelte zurück und zog einen Stuhl neben sich unter dem Tisch hervor. John ging zu ihm, gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund und setzte sich zu ihm. „Du siehst heute schon wieder so glücklich aus, hast du mit Rodney telefoniert?“, wollte Kai wissen und gab seinem besten Freund eine Tasse Kaffee. „Danke… ja, wir haben telefoniert und wir wollen es noch einmal mit einer Verabredung versuchen.“, grinste John fröhlich. „Ich fahre am Wochenende zu ihm aufs Land, um ihn zu besuchen.“ Er lehnte sich an den Restaurantführer und nahm einen Schluck der schwarzen Brühe. Kai hob eine Augenbraue. „Dir ist aber klar, dass das schon einmal nicht funktioniert hat? Und ich möchte jetzt nicht, dass du wieder denkst, ich hätte was gegen Rodney. Ich kenne ihn ja noch nicht mal.“, wollte der Ältere wissen. „Ja, weiß ich.“, kam es leise von John und er grummelte leicht, „Aber dieses Mal bin ich mir sicher, dass es klappt. Ich weiß, ich sollte mir nicht so sicher sein, aber es ist einfach so. Ich habe es so im Gefühl…“ John strahlte wieder, als er sich vorstellte, wie er einen Spaziergang mit Rodney machte. Wie sie klischeehaft am See auf einer Bank saßen und sich langsam mit den Gesichtern näher kamen. Als wenn Kai eine Nadel in Johns Gedankenblase gestochen hätte, unterbrach er seine Gedanken. „Du siehst aus, als hättet ihr schon eine Beziehung. Süßer… ich sage es wirklich nur ungern, aber bitte mach dir nicht so viele Hoffnungen. Du wärst hinterher nur enttäuschter. Was ist, wenn es ihm nur um eine Freundschaft geht?“ Kai sah ihn wie immer, wenn es um Rodney ging, leicht zweifelnd an. „Ja, ich weiß. Aber auch das würde mir schon viel bedeuten.“ John lächelte verträumt und stellte seine Tasche aus dem Tisch. Kai zog nun gespielt beleidigt eine Schnute. John grinste: „Aber du bist und bleibst mein allerbester Freund.“, versprach er und gab Kai noch einen freundschaftlichen Kuss auf den Mund. „Da bin ich aber beruhigt.“, sagte der stark geschminkte Mann fröhlich und legte seine Arme um den dunkelblonden, jüngeren Mann. „Duhu… John? Ich habe dir da ja noch etwas gar nicht erzählt.“, kam es dann etwas zögerlich von dem Langhaarigen und er sah den anderen mit lieben, grünen Augen an. John sah ihn verwundert an, denn dieser Blick irritierte ihn. Er kannte den Blick von Kai noch gar nicht, weshalb er ihn nicht definieren konnte. Und dabei war Kai doch schon seit über vier Jahren sein bester Freund. „Was denn?“, harkte John nun nach, als der Ältere keine Anstalten machte, weiterzureden. „Na ja, weißt du… ich hab da so jemanden kennen gelernt und der ist ganz süß und… ja…“ Kai sah ihn nervös grinsend an und zuckte hilflos mit den Schultern. „Nee.“, kam es begeistert von John und er setzte sich wieder auf. Er lächelte Kai an und nahm seine Hände, „Du hast dich echt verliebt? Dabei warst du doch nie so für Beziehungen… erzähl… wie heißt er? Wie ist er?“ Kai sah über Johns Reaktion sehr erleichtert und fröhlich aus. Er war wirklich noch nie verliebt gewesen und hatte bisher immer nur One – Night - Stands. Er hatte zwar eine Menge guter Freunde, wobei John sein Bester war, doch mit den One – Night – Stands nahm er nie mehr Kontakt auf. Er wollte mit One – Night – Stands keine Freundschaften eingehen. Nur bei John war das etwas anderes gewesen. Sie hatten sich in einem Nachtclub kennen gelernt. Damals war John erst 17 Jahre und somit hätte er eigentlich noch nicht in so einen Club gedurft. Er hatte damals noch nicht so die Gewissheit, dass er schwul war und bisher immer nur etwas mit Mädchen gehabt. *Flashback* John sah sich unsicher um. Noch nie war er in solch einem Club gewesen. Überall waren Männer. Sexy Männer. Viele hatten oben rum nichts mehr an. Andere gingen Hand in Hand durch einen großen dunklen Vorhang, wo, wie John vermutete, der so genannte Darkroom sein musste. Einen Augenblick lang überlegte er sich, einfach wieder umzudrehen und wegzugehen. Er wusste gar nicht mehr, was er hier eigentlich gewollt hatte. Okay, er hatte bemerkt, dass er sich einem Jungen zugeneigt fühlte, aber machte ihn das wirklich gleich schwul? Er wusste es nicht. Daher hatte er ja eigentlich auch beschlossen hier herzukommen. Doch nun war er sich absolut nicht mehr sicher. „Kommst du?“ Ihm wurde eine Hand mit langen, schlanken Fingern zugestreckt. John musterte die Hand kurz und sah dann auf zu Roland, einem Jungen eine Klasse über ihn. Es war in der Schule allgemein bekannt, dass er schwul war. Als John bemerkt hatte, dass er scheinbar mehr Gefühle für einen gewissen Jungen aus seiner Klasse hatte als für seine momentane Freundin Sarah, war er erst einmal ganz schön verwirrt gewesen. Erst nach zwei Wochen hatte er sich getraut mit Sarah darüber zu reden. Nachdem diese erst einmal ausgerastet, ihm eine Ohrfeige gegeben und dann Schluss mit ihm gemacht hatte, hatte sie ihm noch vorgeschlagen, mal darüber nachzudenken, ob er vielleicht schwul war und war dann Türen knallend aus dem Haus gerannt. Nachdem John die ganze Nacht lang wach gelegen hatte, hatte er am nächsten Tag übermüdet also Roland in der Pause aufgehalten und ihn beiseite gezogen, um mit ihm zu reden. „Du, Roland…“, hatte er gesagt, „Ich… also… ich brauche deine Hilfe.“ Roland hatte ihn überrascht und verwundert angesehen und fragte dann: „Klar, was ist los?“ „Ich… also… ich glaube… es geht darum… dass…“, John wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte und sah sich unsicher im Schulflur um. Ein Lehrer kam an ihnen vorbei und mahnte sie, dass sie in den Pausen raus oder in die Cafeteria gehen sollten, bevor er weiterging. John sah ihm nach, bis dieser verschwunden war, bevor er noch einmal tief Luft holte und dann leise sagte: „Also ich glaube… also da ist so ein Typ in meiner Klasse und der… dabei habe ich doch ne Freundin… gehabt und ich glaube…“ „Du glaubst, du könntest auf Männer stehen?“, fragte Roland freundlich nach, als John es nicht zustande brachte, den Satz zu Ende zu führen. „Nun… ja…“ Verlegen starrte John auf den Fußboden und wartete ab. „Hey, ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du nicht weißt, ob du schwul bist oder nicht, dann komm am Wochenende mit in den Nachtclub im Schwulenviertel und lern ein paar geile Typen kennen. Ich begleite dich auch und achte darauf, dass niemand deinen süßen Hintern betatscht.“ John wurde knallrot und ohne aufzusehen nuschelte er irgendwas. „Wie bitte?“, hatte der homosexuelle Schüler nachgehakt. Kurz hatte John noch überlegt und dann hatte er wieder aufgesehen und genickt. „Also… okay.“ Und nun stand er hier. Er nahm doch tatsächlich Rolands Hand entgegen und ließ sich durch die Tanzmenge zum Tresen führen. Da der Club voll war, stieß John immer wieder mit halbnackten jungen und älteren Männern zusammen. Muskelbepackt und vom vielen Tanzen verschwitzt waren sie. John sah sich um. Wenn ihn ein süßer Typ ansah und ihm auch noch zuzwinkerte, lief er rot an und sein Herz raste mit der Musik gleich ein wenig schneller. Roland hatte ihn nun zur Theke gezogen. Sie setzten sich gleich neben ein paar Transen. „Na, du Schnuckel.“, sagte eine der Transen zu John und sah zu ihm runter. Sie war mindestens einen Kopf größer als der Schüler und etwa Mitte zwanzig. Da John nicht weiter auf sie einging und ihr nur ein schüchternes Lächeln gezeigt hatte, erfuhr er erst einen Tag später, dass dies Charlotta war. Aber nun sah er sich nervös und unsicher in dem Club um. „Es ist ganz einfach.“, versicherte Roland ihm und als er fortfuhr, nahm John einfach mal an, dass dieser vom Flirten redete. „Du wartest, bis ein geiler Typ vorbeikommt. Oh heiß, siehst du den Schwarzhaarigen da? Der so braungebrannt ist mit der engen schwarzen Hose?“ Roland fixierte den Mann genau. Wie es der Zufall wollte, sah dieser zu ihnen rüber und Roland hob sein Glas und sah ihn zwinkernd an. Der Schwarzhaarige kam auf ihm zu und mit tiefer Stimme fragte er Roland: „Tanzt du?“ „Zu gerne.“ Roland grinste John zu, stellte sein Glas zurück auf die Theke und folgte dem jungen Mann auf die Tanzfläche. Unsicher sah John ihnen beim Tanzen zu. Sie tanzten sehr eng und heiß. Ihre Hände wanderten umher und bald waren Beulen in ihren engen Hosen auszumachen. Der Ältere flüsterte Roland was zu und schon zog er ihn an der Hand durch die tanzende Menge in Richtung Darkroom. John sah ihnen geschockt nach. Nicht nur, dass Roland dort mit einer wildfremden Person in den Darkroom ging, um höchstwahrscheinlich Sex zu haben… nein, er ließ John einfach alleine, obwohl er versprochen hatte, bei ihm zu bleiben, da John immerhin noch nie in so einem Club gewesen war. Es war für ihn völlig ungewohnt, von fremden, sexy Männern angesehen zu werden, wobei manche ihm noch zuzwinkerten. Doch wenn John es genau nahm, war er, auch wenn es gewöhnungsbedürftig war, dennoch nicht abgeneigt. Als John schon eine Weile mit seiner Cola dasaß und sich umsah, bekam er doch langsam Gefallen an dem Club und sein Fuß wippte schwungvoll im Takt der Musik mit. „Hi, Süßer.“, hörte er irgendwann eine Stimme neben sich. John löste seinen Blick von der Tanzfläche und sah auf den Platz neben sich, wo vorher noch Roland gesessen hatte. Ihn grinste ein junger Mann in seinem Alter an. Er hatte grüne Augen und seine langen Haare waren zu einem lockeren Zopf gebunden, sodass ihm einige brünette Strähnen ins Gesicht fielen. Seine Augen waren dick schwarz umrandet und auch sein restliches Gesicht war geschminkt. Der junge Mann lief ebenfalls oben ohne rum. Er hatte nicht so viele Muskeln wie manch anderer, doch er wirkte auch nicht wie eine schlaffe Bohnenstange. Seine enge, blaue Stoffhose war in kniehohe Stiefel gesteckt. „Hey.“, sagte John schüchtern und zeigte ein nervöses Lächeln. „Neu hier?“, wollte der Brünette wissen. „Ja… woher…?“, begann der Dunkelblonde seinen Satz, doch der andere unterbrach ihn mit einem freundlichen Lächeln. „Du wirkst nervös, ein wenig angespannt würde ich sagen. Du bist total süß und sitzt trotzdem noch an der Theke, also hast du keinen Tanzpartner gefunden und ich kenne fast alle, die hier herkommen. Wohl grade erst herausgefunden, dass du schwul bist, was?“ „Ehrlich gesagt noch nicht herausgefunden, ob ich schwul bin.“, korrigierte John und irgendwie war ihm der Typ auf Anhieb sympathisch. Dieser lächelte nun und meinte dann: „Ich bin Kai.“ „John.“, antwortete der Schüler und sah sich Kai noch mal genauer an. Der lächelte und ihm schienen die Blicke nichts auszumachen. Vermutlich war er es gewöhnt. Wenn John es sich recht überlegte, würde er sich nicht trauen, oben ohne hier herumzulaufen. „Hast du Lust, mit mir zu tanzen?“, fragte Kai ihn nun und hielt John seine Hand hin. Langsam nahm dieser sie an und ließ sich mit zur Tanzfläche ziehen. Dort drehte Kai sich zu John um und zog ihn leicht zu sich. „Dir ist wohl bekannt, wie Tanzen geht, oder? Es ist eben nur, dass du anstatt mit einer Frau mit einem Mann tanzt. Wie in der Disco.“ Langsam begann der Langhaarige sich im Takt der Musik zu bewegen und nach einer Weile des Zögerns tat John es ihm gleich. Es dauerte nich sehr lange und er fand Gefallen an der Sache. Er bewegte sich bei der schnellen Musik immer schneller und es störte ihn auch nicht, dass Kai ihm langsam immer näher kam, bis sich ihre Körper und vor allem ihre südlichen Regionen berührten. Sie sahen sich tief in ihre Augen und grinsten mit verschwitzten Gesichtern. Irgendwann kam Kai Johns Gesicht näher, sodass sich ihre Lippen zu einem heißen Kuss trafen. John legte seine Arme um den etwas Größeren und schloss die Augen. Das Erste, was ihm in den Sinn kam war, dass das ja fast wie bei Mädchen war, nur fühlte es sich hier vom Gefühl her anders an. Intensiver, unglaublicher, unbeschreiblicher… Johns Herz raste und er presste seinen Körper noch dichter an Kais, während sie ihren Kuss noch vertieften und ihre Zungen sich duellierten. Johns Gefühle sammelten sich in seinen Lenden und er spürte schon bald, wie seine Hose eng wurde. Auch Kai entging das nicht. „Du hattest wahrscheinlich noch nie mit einem Kerl Sex?“, wollte er wissen und John nickte bestätigend. „Hatte ich noch nicht.“ „Hattest du überhaupt schon Sex?“, fragte Kai und obwohl John solche direkten Fragen, wo man sich doch kaum kannte, immer gehasst hatte, nickte er wieder. „Das hatte ich schon, mehrmals.“ Er wurde leicht rot, als Kai ihn angrinste. „Möchtest du auch Erfahrungen mit einem Kerl machen?“ Kai nickte zum Darkroom rüber. John sah in die Richtung und schluckte. „Das ist mir… also… zu öffentlich.“, nuschelte er. Kai sah ihn einen Augenblick nachdenklich an und vermutlich wären sie nie so gute Freunde geworden, wenn der Restaurantführer ihn nicht zu sich nach Hause eingeladen hätte. Später hatte John auch noch erfahren, dass Kai zum Sex noch nie jemanden mit sich nach Hause genommen hatte. Wieso er gerade John mitgenommen hatte, konnte er dann selbst nicht genau beantworten. So war es also dazu gekommen, dass John bei Kai übernachtete. Der Langhaarige hatte damals bereits eine eigene Wohnung und sie sich dann am nächsten Morgen zum Frühstück richtig unterhalten und kennen lernten. Am Nachmittag, als John nach Hause musste, da seine Eltern dachten, er sei bei einem Schulfreund, hatten sie noch Nummern ausgetauscht. Zwar herrschte eine Woche lang Funkstille zwischen den Beiden und John vermutete, dass es wohl doch nur bei einem One – Night – Stand geblieben war, aber dann rief Kai regelmäßig bei ihm an. Irgendwann trafen sie sich auch ab und zu mal. Nach und nach wurden sie immer bessere Freunde, bis sie schließlich unzertrennlich waren. Dank Kai hatte John also herausgefunden, dass er schwul war. Doch bis heute hatten sie nie mehr Sex miteinander gehabt. *Flashback Ende* „Na ja.“, antwortete Kai John. „Der Typ heißt Benjamin. Er hat schwarze Haare, ist ungefähr so groß wie ich. Und seine grünen Augen… einfach der Hammer. Na ja, er ist zwei Jahre älter als ich, aber eher der Unterwürfige. Er ist so süß, du musst ihn einfach kennen lernen… hach…“ John grinste. So verliebt hatte er seinen besten Freund wirklich noch nie erlebt. „Hm, das klingt super.“, lächelte John, „Ich freue mich wirklich für dich.“ Kai lief leicht rosa an und erwiderte da Lächeln. „Danke…“ „Du stellst ihn mir aber noch Mal vor, oder?“ John grinste ihn an und zwinkerte ihm zu. „Wenn du mir Rodney vorstellst.“ Kai sah ihn gespielt ernst an und beide fingen an zu lachen. --- Das wars mal wieder Würde mich über eure Meinungen freuen =) Lg Shadè Kapitel 9: Besuch ----------------- Hallo zusammen Danke fürs Betan an Smailii1805 Auch danke ich natürlich den Reviewern und hoffe, euch wird das neue Kapitel gefallen. Kapitel 9 Besuch Nervös trommelte John auf das Lenkrad seines Autos. Er hat es sich von Kai ausgeliehen, denn er hatte kein Geld für ein eigenes. Außerdem hielt er sich meist innerhalb von London auf, weshalb die öffentlichen Verkehrsmittel ausreichten. Nur heute war es etwas anderes. Heute hatte er eine Verabredung mit Rodney. Diese Tatsache machte ihn sehr nervös. Bei jeder roten Ampel stöhnte er wütend auf, denn er konnte gar nicht abwarten, den Mann endlich wieder zusehen. Trotzdem hatte er Angst davor, dass ihre Verabredung eventuell wieder nichts wurde. So wünschte er sich zum Einen, so schnell wie möglich anzukommen und zum Anderen, dass er diesen Moment noch hinauszögern konnte. Er konnte nämlich nicht ausschließen, dass es eventuell enttäuschend endete. John seufzte einmal tief und fuhr wieder an, als die Ampel auf Grün umschaltete. Nun versuchte der Student seine Gedanken erst einmal beiseite zu schieben und besah sich die Ortsschilder. Er hatte am Vortag in der Universität Rodneys Bruder noch einmal nach dem Weg gefragt und erinnerte sich, dass er in diesem Ort irgendwann rechts abbiegen musste. Kai hatte John gestern auf einen Gedanken gebracht, der ihm noch gar nicht gekommen war. Was, wenn Rodney eigentlich keine Beziehung wollte? Auch eine Freundschaft war okay, aber John war sich einfach sicher, dass es bei ihm Liebe auf den ersten Blick war. Aber es war doch schon ein großes Ziel gewesen, dass er überhaupt an den Rollstuhlfahrer ankam und nun eine Verabredung mit ihm hatte. Dabei war bereits eine ausgefallen. John wusste nicht, was er überhaupt dachte. Seine Gedanken verwirrten und verunsicherten ihn. Natürlich war es schön, wenn sie Freunde wurden und eigentlich sollte er erst einmal gar nicht viel mehr erwarten. Sicher benötigte Rodney noch einige Zeit, bis er überhaupt das Thema „Beziehung“ erwähnen konnte. John versuchte nun aber nicht daran zu denken. Er wollte nicht dran denken, sondern einfach die Dinge auf sich zukommen lassen. Er sah dann immer noch hinterher, zu was das alles führte und ob es bei einer Freundschaft oder noch weniger blieb. Natürlich war ihm aber auch klar, dass er, wenn es nicht das wurde, was er sich erhoffte, sehr unglücklich sein würde. John holte einmal tief Luft und blies diese wieder kräftig aus. So sehr in seinen Gedanken vertieft fuhr er doch glatt an der Straße vorbei, in der, wie er nun wusste, Rodney wohnte. So drehte der Mann bei der nächsten Einfahrt und bog in die Straße ein. Nachdenklich sah er sich nun nach der Hausnummer sechs um. Die Straße war lang, doch da dies hier ein Dorf war, gab es nicht viele Häuser und meist waren es Bauernhöfe. Nur waren nirgends Hausnummern zu sehen. Doch bei einem Hof wurde er aufmerksam. Dort spielten nämlich zwei Kinder. Er vermutete die Eine auf sechs Jahre und die Kleinere auf höchstens zwei, denn Rodney hatte Nichten in diesem Alter. Die Mädchen tobten ausgelassen, die Jüngere jagte dabei die Katzen. Die Größere lief auf etwas zu und als John langsam ein Stück weiter fuhr, sah er, dass sie auf jemanden zulief, der auf einer Bank saß. Auf den zweiten Blick erkannte er dann Rodney. Erfreut lächelte John. Sein Herz raste gleich etwas schneller und sein Atem wurde flacher. Er benahm sich wirklich wie ein verliebter Teenager. So parkte John also sein Auto am Straßenrand und die Kinder und Rodney wurde auf ihn aufmerksam. „Okay…“ John holte noch einmal tief Luft, sah durch das Fenster zu Rodney, der, wenn er sich von der Entfernung aus nicht täuschte, lächelte und stieg aus. „Ist er das, Onkel Rod?“, rief das ältere Mädchen, sodass John sie noch von der Straße aus verstehen konnte. Er konnte sehen, wie der ehemalige Besitzer eines Buchladens nickte und das Mädchen lief nun auf den Zaun zu, um John zu öffnen. „Hallo.“, sagte der Student zu dem Kind. Die lächelte schüchtern und lief zurück zu ihrem Onkel. John sah noch mal zu diesem und ihre Blicke trafen sich. Er meinte sogar ein Lächeln in Rodneys Gesicht zu entdecken. Als eben dieser ihm nun grüßend zunickte, versetzte es John einen Ruck und langsam bewegte er sich auf den Mann zu. „Hallo Rodney.“, sagte er, als er direkt vor dem Mann auf der Bank stand. „Hi John, wie geht es dir?“, wollte der Ältere von ihm wissen und als John sah, wie locker und ruhig Rodney war, entspannte auch er sich ein wenig. Zaghaft lächelte der Student zurück. „Mir geht es gut…“, sagte der Blonde leise und etwas zögernd fügte er hinzu, „Und dir?“ Johns Herz raste unglaublich schnell und er hatte Mühe, den Blick dieser unglaublich blauen Augen standzuhalten. Natürlich liebte John diese Augen und er konnte sich kaum etwas Schöneres vorstellen, als in diese zu blicken. Aber der intensive Blick des Älteren machte ihn so unsicher. „Ganz gut. Ich habe mich hier auch schon eingelebt. Es ist echt toll hier.“, berichtete Rodney und deutete John an, dass er sich auf die Bank neben ihm setzten konnte. John ließ sich nicht zweimal auffordern und setzte sich hin. Er sah zu dem ehemaligen Ladenbesitzer und wusste nicht genau, was er jetzt sagen sollte. „Ich…also ich finde es auch ganz nett, also…ich meine, das, was ich jetzt hier schon gesehen habe.“ Jetzt wurde er auch noch rot. John hätte sich verfluchen können, das war ihm peinlich. Rodney lächelte nur leicht in sich hinein, denn natürlich entging ihm das alles nicht. „Du hast auch gut hier hergefunden?“, erkundigte er sich, um den Jüngeren nicht völlig in Verlegenheit zu bringen. „Ja…ja, doch, war ganz einfach.“ John klang schon wieder gefasster und sah erneut auf. Er zeigte das Lächeln, das Rodney so süß an ihm fand. Im Inneren schmolz der Rollstuhlfahrer dahin und er musste ein glückliches Seufzen unterdrücken. Sie schwiegen eine Weile und sahen sich einfach nur an, bis Rodney dann wieder redete: „Möchtest du etwas trinken? Ich kann dir auch den Hof zeigen und wenn du möchtest auch die Gegend. Wir haben hier einen wirklich tollen See in der Nähe.“ Man merkte, dass Rodney dies alles vorschlug, damit sie nicht stundenlang schweigend auf der Bank saßen und immer mehr in Verlegenheit gerieten. „Ähm…also, ich würde schon gerne etwas trinken.“ Johns Gesicht glich wieder einer Tomate und dabei gab es gar keinen Grund. Er wollte doch nur etwas zu Trinken annehmen. Aber er riss sich zusammen und sagte dann noch: „Und ich würde mich auch freuen, wenn du mir den Hof und die Gegend zeigst.“ Rodney nickte. „Klar, gerne. Ähm…“ Er senkte leicht den Blick und sah unsicher zu seinem Rollstuhl, der neben der Bank stand. „Kannst…kannst du…also…mir vielleicht da rein helfen?“ Dem Autor war es sichtlich unangenehm, John darum zu bitten. „Oh ähm…“ John war leicht überrascht von der Bitte, auch wenn klar war, dass Rodney es nicht alleine in den Rollstuhl schaffte. Er sah abwechselnd von dem Mann, der den Blick gesenkt hatte, zu dem Rollstuhl und zurück. „Ich…klar. Wie?“ John klang etwas unsicher und er wollte nichts falsch machen. Sicher war Rodney diese Situation unangenehm. Man konnte es auch gut an dessen Körperhaltung erkennen. Als der Student den Älteren jedoch ansprach, sah der vorsichtig auf und wurde sanft von braunen Augen angesehen. Das lockerte den Autor ungemein. „Es reicht, wenn du mir aufhilfst.“, sagte der Braunhaarige leise, aber doch verständlich. Es fiel ihm ein wenig schwer, dem Blick des Jüngeren standzuhalten. „Ich kann mit Unterstützung auch laufen.“ Bewusst sah John ihn nun nicht mitleidig an. Sein Gesichtsausdruck blieb normal und freundlich. Er war sich sicher, dass Rodney kein Mitleid von ihm wollte.. Das könnte ihn auf den Gedanken bringen, John wollte nur aus Mitleid etwas von ihm und nicht, weil er wirklich Gefühle für den Mann hatte. Das wollte der Student verhindern, denn es war tatsächlich das komplette Gegenteil. Auch wenn er nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt hatte, war eben dies eingetreten, seit er Rodney zum ersten Mal in dessen Buchladen gesehen hatte. Diesen Augenblick würde John sicher niemals vergessen. Genauso wenig die Gefühle, die entstanden waren, als er Rodney gesehen hatte. John holte sich selbst zurück aus seinen Gedanken, als er sich daran erinnerte, dass er Rodney helfen wollte. Also stand er wieder auf und nachdem Rodney es ihm erklärt hatte, legte er seine Arme um dessen Hüfte. Zum Glück konnte der Ältere sein Gesicht nun nicht sehen, sicher war er rot angelaufen. Rodney legte seine eigenen Arme über Johns Schultern und stand mit ein wenig Hilfe des Studenten auf den Beinen. Mit vorsichtigen und kleinen Schritten bewegten sich die Beiden zum Rollstuhl, bis sie diesen erreichten. Langsam ließ sich Rodney in den Rollstuhl sinken und John ging dabei automatisch mit runter. Bald saß der Autor also und John wollte ihn erst gar nicht loslassen. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und sie sahen sich tief in ihre Augen. Aber irgendwann räusperte John sich und er richtete sich schnell wieder auf. Rodneys Mundwinkel zuckten verunsichert nach oben und dann meinte er: „Na dann…komm einfach mit rein. Dann trinken wir was und danach zeige ich dir den Hof:“ Der Braunhaarigen griff nach den Rädern seines Transportmittels und rollte zum Haus. John ging schweigend neben ihm her. Er war rot im Gesicht und dachte daran, wie nahe sie sich eben waren. Er hätte Rodney problemlos küssen können, doch er hatte sich noch einmal zurückgehalten. Vielleicht war es sein Glück, denn er wollte nicht kaputt machen, was er so mühevoll erreicht hatte. Und zwar, dass er sich nun zumindest schon mit Rodney traf. Der Rollstuhlfahrer führte den Studenten in die Küche. „Setz dich. Was möchtest du trinken?“ „Ein Wasser reicht mir, danke.“, sagte John und beobachtete Rodney, während der durch die Küche fuhr, zwei Gläser und eine Flasche Wasser holte. Dem Jüngeren fiel auf, dass alles für den Rollstuhlfahrer gut zu erreichen war. Sicher hatte Rodneys Bruder Einiges verändert, damit dieser besser zurechtkam. John konnte sich gut vorstellen, dass Derik Dancer ein wirklich guter Bruder war, der auf die Bedürfnisse seines Bruders einging, ihm aber trotz der Behinderung noch seine Freiheiten ließ. Das gab Rodney auch Unterstützung in dem Sinne, dass er trotz des Unfalls noch selbstständig sein konnte. Es gab ihm die Bestätigung oder zumindest das Gefühl, dass er nicht auf Hilfe angewiesen war. Aber dass er nicht mehr alleine wohnte, war, wie John fand, wesentlich besser. So hatte er Gesellschaft und Rodney wirkte gar nicht mehr so zurückgezogen. Scheinbar war er auch richtig kinderlieb. Durch das, was John eben mitbekommen hatte, schloss er, dass die Kleinen auch Rodney sehr gern hatten. John schreckte aus seinen Gedanken, als der Rollstuhlfahrer ein Glas Wasser auf dessen Tisch stellte. „Danke.“, sagte er und lächelte Rodney an, der seinen Rollstuhl neben ihm abstellte. „Dafür nicht. Also…was ich sagen wollte…freut mich, dass du heute gekommen bist.“ Es kostete dem Älteren einiges an Überwindung, was man genau erkennen konnte, da er leise sprach und nicht die richtigen Wörter fand. „Ich freue mich auch.“, bestätigte John und trank einen Schluck. Dabei wandte er seinen Blick nicht von Rodney ab. Der trank auch erst einmal schweigend sein Wasser und sein Blick schweifte in der Küche umher. „Was hast du dir so überlegt? Ich meine, du hast doch jetzt deinen Bücherladen nicht mehr. Möchtest du hier einen neuen Beruf finden?“, begann John vorsichtig mit seiner Frage und hoffte, dass diese nicht zu unangenehm für Rodney war. Doch dieser sah zu ihm und lächelte. „Nein, eigentlich nicht. Ich möchte mich nur noch auf das Schreiben meiner Romane beschränken und meiner Schwägerin im Haushalt und bei den Kindern helfen.“ Irgendwas an der eigentlich ruhigen und fröhlichen Aussage Rodneys sagte John, dass es nicht das war, was Rodney wirklich machen wollte. Zwar machte er es scheinbar gerne, doch es lag etwas Sehnsüchtiges in seiner Stimme. John war sich unsicher, ob er Rodney danach fragen konnte, was er vor dem Unfall gemacht hatte bzw. machen wollte oder ob es noch zu früh war. Allerdings war es sicher noch zu früh. Wenn man sich nicht richtig kannte, sollte man so was nicht fragen. Vielleicht konnte er ja mal mit Derik, Rodneys Bruder, darüber reden, wenn der bereit war, ihm ein wenig zu erzählen. Überrascht war er, als Rodney plötzlich von sich aus anfing zu erzählen, als wenn er Johns Gedanken gelesen hatte: „Ich wollte ja eigentlich immer Sportler werden. Ich habe früher Kricket und Fußball und ein wenig Basketball gespielt und war immer der Beste in Sport. Aber das geht ja leider nicht mehr.“ Anstatt dass John Rodney also eine unangenehme Frage gestellt hatte, hatte der Autor ihn in Verlegenheit gebracht. Auf so etwas wusste John einfach nie etwas zu erwidern, ohne, dass er dabei mitleidig klang. Genau das wollte er immerhin vermeiden. „Aber Basketball und so gibt es doch auch für Gehbeeinträchtigte.“, versuchte John es so zu formulieren, dass er Rodney nicht verunsicherte. Dabei wirkte er auf einmal mehr sachlich als alles andere. „Ich weiß.“, kam dann auch die Antwort von Rodney, „Aber das…ich…weiß auch nicht… vielleicht konnte ich mich einfach noch nicht überwinden.“ „Hm…“ War wohl verständlich, wie John sich dachte. Aber er war überrascht, dass Rodney doch schon ziemlich offen mit ihm redete. Vielleicht hatte der Rollstuhlfahrer doch schon mehr Vertrauen in den Studenten, als der gedacht hätte. „Was ist eigentlich mit dir? Wolltest du immer Psychologie studieren?“ Rodney sah den Dunkelblonden neugierig an und John verlor sich mal wieder in den wunderschönen, blauen Augen. „Na ja… So ähnlich… ich wollte eigentlich immer Medizin studieren. Mein Vater wollte, dass ich Jura studiere, so wie er, sodass ich irgendwann seine Kanzlei übernehmen kann. Wir haben uns oft darüber gestritten, aber ich wollte das nicht studieren. Ich habe mich fast schon aus Trotz an allen Unis angemeldet, die nichts mit Jura und Rechten zu tun hat. Leider habe ich für das Medizinstudium eine Absage bekommen. Meine zweite Wahl war Literatur. Da habe ich eine Zusage bekommen, aber eben auch für das Psychologiestudium und letztendlich habe ich mich dafür entschieden, da ich da auch mit Menschen arbeiten und ihnen helfen kann. Mein Vater war ziemlich wütend auf mich, aber jetzt haben wir eh kaum noch Kontakt.“, erklärte John seine Situation. „Habt ihr keinen Kontakt mehr, da du nicht Jura studierst, so wie er es wollte?“, fragte Rodney und schien ziemlich verblüfft. Vermutlich, da seine Eltern ganz andere Menschen waren, nicht so wie Johns Eltern, die sein ganzes Leben bestimmen wollten. „Nein, eigentlich nicht…wir haben uns schon darum gestritten, dass ich nicht diesen Studiengang gewählt habe. Der Streit ist ziemlich eskaliert und irgendwann ist mir der Faden gerissen. Ich habe meinen Vater angeschrieen, dass er eh nicht wollen würde, dass ich seine Kanzlei übernehme.“ John legte eine Pause ein. Er wollte Rodney auch nicht mit seiner Vergangenheit nerven. „Ich möchte jetzt auch nicht so viel erzählen, wenn du das gar nicht hören möchtest.“, sagte er dann auch ehrlich. „Nein, schon gut, erzähl weiter. Ich höre dir gerne zu.“, Rodney lächelte ihn sogar bestätigend an. „Na gut… also ich habe ihm halt noch mal eine alte Geschichte erzählt, wie er einen wirklich sehr guten Anwalt gefeuert hatte, nur weil der homosexuell war. Er hat es auch nur herausgefunden, da dieser in seiner Freizeit Hand in Hand mit seinem Freund unterwegs war…das war schon. als ich wusste, dass ich schwul bin und an dem Tag, als mein Vater den Typen gefeuert hat, habe ich eben erfahren, dass mein Vater etwas gegen Homosexualität hat. Daher hatte ich Angst davor, mich zu outen. Doch an dem Tag, als wir diesen Streit hatten, war ich einfach wütend. Ich habe meiner Mutter und ihm gesagt, dass ich schwul bin und er daher ganz sicher nicht wolle, dass ich seine Kanzlei übernehme. Da hat er mir eine Ohrfeige gegeben und mich gleich am nächsten Tag aus dem Haus geschmissen.“ „Das tut mir echt leid. Ich kann manchmal nicht verstehen, wie manche Eltern so sein können.“, sagte Rodney und sah John nun mitleidig an. „Es ist okay. Ich hatte nie ein großartiges Verhältnis zu ihnen. Schon gar nicht zu meinem Vater…“ Rodney seufzte tief. „Meine Eltern waren die Besten, die ich mir vorstellen konnte, auch wenn ich mich kaum an sie erinnere. Sie sind früh gestorben. Ich bin wirklich froh, dass ich meinen Bruder habe.“ John lächelte ihn an. Nachdem sie ausgetrunken hatten, zeigte Rodney John noch den Hof. Sie unterhielten sich hauptsächlich über diesen. Danach machten sie einen Spaziergang durch das Dorf zu einem kleinen See. John schob Rodney dabei unaufgefordert, doch der schien auch keine Probleme damit zu haben. Beim See angelangt breitete John eine Decke aus, die sie mitgenommen hatten und half Rodney auf diese. Sie verstanden sich selbst nonverbal sehr gut. Dabei kannten sie sich wirklich noch nicht lange und hatten sich erst zwei oder drei Mal getroffen. Okay, John hatte sich auch sehr schnell mit Kai angefreundet, aber dass sie sich so gut verstanden und dabei keine Worte benötigten, das kam erst nach und nach. Mit Rodney war es etwas anderes. Es war, als wenn sie sich schon viele Jahre kannten. Nun aber war er sich sicher, er liebte Rodney. Er hatte seine Bestätigung bekommen. Es gab Liebe auf den ersten Blick! John setzte sich zu Rodney und beobachtete ihn. Der See war wunderschön, genau wie die Umgebung, die Rodney sich nun ansah. Doch der Student hatte nur Augen für den Gehbehinderten. Es dauerte eine Weile, bis eben dieser seinen Blick von der Umgebung abwandte und zu John sah. „John, weißt du ich… ich weiß gar nicht so richtig, was mit mir los ist. Seit meinem Unfall…ich habe mich ziemlich zurückgezogen…ich bin nicht auf neue Freundschaften eingegangen. Ich hätte nie gedacht, dass jemand mit mir befreundet sein möchte und auch nicht, dass ich mich wieder auf eine Freundschaft einlassen kann. Mein Bruder war mir eine Stütze, obwohl ich oft kalt und abweisend und gar nicht mehr offen war. Ich habe auch nie über meine Gefühle mit ihm geredet…“ Rodney legte eine Pause ein und seufzte einmal tief. Er hatte seit dem Unfall noch nie so offen über seine Gefühle geredet, doch nun hatte er das Gefühl, dass dies der richtige Moment war. „Dann habe ich dich kennen gelernt und ganz ehrlich… du hast mich ganz schön durcheinander gebracht.“, Rodney lächelte leicht und John lächelte zurück, sagte aber nichts, um Rodney die Zeit zu geben, die er benötigte. „Na ja, auf jeden Fall hast du irgendwas in mir ausgelöst. Ich wusste nicht was… aber ich habe endlich wieder das Gefühl gehabt, dass ich noch Chancen auf Freunde haben kann. Das durch mein Unfall nicht gleich alles zerstört worden ist. Es hat mich verwirrt, dass ich mich getraut habe, mich in deiner Gegenwart zu öffnen, mehr oder weniger indirekt mit dir über meine Gefühle zu reden und so…natürlich konnte ich mich nicht ganz überwinden und meine Mauer einstürzen lassen. Du weißt gar nicht, wie unglaublich niedergeschlagen ich war, als ich unser Date habe platzen lassen. Ich habe gedacht, nun ist auch meine letzte Chance kaputt und du würdest mich dafür hassen. Ich war so unglaublich glücklich, als du dann wieder in den Buchladen kamst und wir eine neue Verabredung ausgemacht haben… Heute Nacht… ich lag heute Nacht lange wach und habe über diese ganzen Ereignisse nachgedacht. Wie es dazu kam, dass ich mich selbst so sehr geändert habe, ohne richtig zu wissen, wieso… aber es ist mir klar geworden… John… halte mich für verrückt oder nicht… aber auch wenn wir uns noch gar nicht so oft gesehen haben ich…ich habe mich doch in dich verliebt.“ Rodney sagte den letzten Satz hastig und senkte schnell den Blick. Er wollte keine Ablehnung entdecken müssen. Doch von John kam erst einmal gar nichts. Als Rodney nach einer Zeit doch vorsichtig aufsah, sah er zu seiner Überraschung doch keine Ablehnung sondern Erstaunen. Nicht im Negativen. Nein, John wirkte sogar erfreut und sogar erleichtert. Rodney wartete nun nervös eine Reaktion ab. Doch John schien nicht fähig, etwas zu sagen. Stattdessen kam der Student nach einer gefühlten Ewigkeit langsam mit seinem Gesicht näher an das von Rodney, bis sich ihre Lippen zu einem unglaublichen Kuss trafen. Er war nur zaghaft und kurz, doch in Beiden löste er ein unglaubliches Feuerwerk aus verschiedensten Gefühlen aus. „Ich liebe dich auch.“, flüsterte John leise, bevor sie sich wieder küssten, dieses Mal viel intensiver als das vorherige Mal. --- So das wars auch schon wieder Lg Shadè Kapitel 10: ------------ Hey ihr Leser (wenn es denn noch welche gibtXD) Oh man, erstmal muss ich mich entschuldigen und euch sagen, wie sehr ich mich doch schäme, über ein Jahr nichts gepostet zu haben O_O Na ja, meine Betaleserin hat mich damals drauf aufmerksam gemacht, den Teil den ich geschrieben habe, noch mal zu überarbeiten. Und dann bin ich einfach nie zu gekommen und in dem Jahr Auszeit habe ich einfach den roten Faden bezüglich dieser FF verloren. Nun habe ich aber endlich mal wieder die Zeit gefunden, das Kapitel, das ich vor über einem Jahr geschrieben habe, neu zu überarbeiten und muss euch gleich wieder enttäuschen, denn es ist schon das letzte Kapitel XD Tut mir echt leid. Trotzdem danke ich allen, die diese FF gelesen haben. Sicher werde ich noch mal eine neue Eigene Geschichte veröffentlichen und ich kann auch sagen, dass mein Schreibstil sich schon wesentlich verbessert hat… Noch mal ein kleiner Einstieg: Es ging um Rodney und John. John war ein Psychologiestudent, aus dessen Sicht die FF am meisten geschrieben wird und lernt den Buchladenbesitzer Rodney kennen. Ihm entgeht erst, dass dieser im Rollstuhl sitzt. Doch dann, nach mehrmaligem Treffen verliebt er sich in Rodney und Rodney ist total unsicher, weil er denkt, ihn als Rollstuhlfahrer kann man doch gar nicht lieben. Er lässt sogar ein Date platzen, schließt seinen Bücherladen und zieht zu seinem Bruder. Doch sie begegnen sich wieder und Rodney erhält eine zweie Chance. Im letzten Kapitel haben sie sich dann ihre Liebe gestanden und sind zusammen gekommen XD Kapitel 10 – Nichts, was einen glücklicher macht, als... Fast drei Woche war vergangen, John konnte es gar nicht fassen. Er war jetzt wirklich schon drei Woche mit Rodney zusammen. Zurzeit sahen sie sich leider nur selten, da Rodney immer noch bei seinem Bruder wohnte und John momentan sehr oft in der Uni war. Aber heute konnte er seinen Geliebten endlich wieder sehen. Rodney hatte mittlerweile zwei neue Bücher raus gebracht, wobei es sich um besagte Liebesromane handelte, die John eigentlich nicht leiden konnte Allerdings war er einer der Ersten, die das Vergnügen hatten, Rodneys neue Werke zu lesen und er kam langsam wirklich auf den Geschmack. Eine undeutliche Stimme aus den Lautsprechern der Straßenbahn holte John aus seinen Gedanken. Er sah auf und erkannte, dass er an dieser Haltestelle aussteigen musste. Also erhob er sich und ging hinter den sich rausdrängelnden Leuten hinterher. John sah sich genau um, obwohl er wusste, wie es hier aussah. Da war das Cafe in dem er immer saß und da gegenüber… anstatt des Buchladens, welches dort noch vor drei Monaten war, war dort nun ein kleiner Kosmetiksalon entstanden. John pustete sich sein Pony aus den Augen und ging die Straße hoch. Nicht mehr lange und er hatte endlich das Restaurant erreicht, wo in großen Leuchtbuchstaben in den Farben der Schwulenflagge „Boydream“ drüber stand. Er trat ein und war schon darauf gefasst, dass ihm sofort wieder die Transe Charlotta, einst einmal unter Charles bekannt, um den Hals fiel. Doch anstatt, dass Charlotta auf ihn zu rannte in ihren Stiefeln mit Zentimeter hohen Absätzen, kam sein bester Freund Kai breit grinsend auf ihn zu. „Hey Honey, wie geht es dir?“, er nahm John in Arm und küsste ihn abwechselnd auf die linke und rechte Wange, „Mensch, von dir hört man ja auch kaum noch was. Endlich lässt du dich mal wieder blicken. Ehrlich mal, jetzt bin ich schon seit über zwei Monaten kein Single mehr und du hast Benjamin noch nicht kennen gelernt.“, beschwerte sich der Restaurantbesitzer und zog John mit zum Mitarbeiterraum. „Benny ist nämlich heute hier.“, Kai ließ seinen besten Freund erst gar nicht eine Begrüßung aussprechen. „Okay.“, redete John also schnell dazwischen, „Aber nur kurz, ich bin gleich mit Rod verabredete.“ „Oh fantastisch, dann lerne ich ihn ja auch einmal kennen. Pass auf… ich habe eine Idee. Ben und ich, wir setzten uns einfach zu euch.“ Kai sah ihn strahlend an. „A-…“ „Oh ja, das wird klasse.“ Typisch Kai. Wenn er eine Idee hatte, durfte ihm niemand widersprechen. Dabei hatte John sich schon so gefreut, dass er ganz alleine was mit Rodney machen konnte, wo sie sich fast zwei Wochen nicht sehen konnten. Jetzt seufzte er resigniert. Er wusste ja auch nicht, was Rodney davon hielt. Immerhin hatte es diesem schon einige Überwindung gekostet, sich mit seinem Rollstuhl in einem kleinen Cafe zu zeigen. Dieses Restaurant für Homosexuelle war gleich eine große neue Hürde für den Autor. Außerdem wollte John alleine mit ihm sein und nicht von seinem besten Freund genervt werden. Im Mitarbeiterraum saß an dem Tisch ein zierlicher, junger Mann. John hätte ihn auf höchstens 18 Jahre geschätzt, doch von Kai wusste er, dass Benjamin bereits 24 Jahre alt war, also sogar Älter als der Restaurantbesitzer. John hätte nicht einschätzen können, wer in der Beziehung die männlichere Rolle übernahm, denn er konnte sich weder seinen besten, leicht tuntigen Freund Kai, noch diesen zierlichen Mann darin vorstellen. Benjamin war schwarzhaarig. Da er aufstand, als sie rein kamen, konnte John erkennen, dass er ungefähr so groß war, wie er selbst, also 1,74 groß. Aber sehr erstaunt war John über die intensiven, grünen Augen. Auch Kai hatte wirklich schöne, grüne Augen, aber die waren nichts zu dem Grün von diesem Benjamin. Kai ging nun zu eben diesem und küsste ihn lange und innig. John musste schmunzeln, denn er kannte Kai immerhin schon sehr lange und hatte ihn sich nie mit einem Mann an dessen Seite vorstellen können. Vor allem, da Kai meistens nur One-Night-Stands hatte. „Benny, Schatz, darf ich dir meinen besten Freund, John vorstellen, Johnny, das ist Benjamin.“ „Hi.“, John reichte Benjamin die Hand und dieser nahm sie mit einem verlegenen Lächeln an. /Süß./, schoss es John durch den Kopf. Zwar war Benjamin auf den ersten Blick nicht sein Typ, doch vom Gesamtbild her schien der junge Mann richtig süß. In so jemanden konnte man sich nur verlieben. „Johnny trifft sich heute mit seinem Partner. Die beiden führen eine Fernbeziehung.“, erklärte Kai. „Ach red doch nicht, er wohnt keine 30 Kilometer weg.“, lachte John. „Und? Das wären 30 Kilometer und ein Bett zu viel, wenn du verstehst, was ich meine.“ Kai zwinkerte. „Wir sind eine Woche zusammen, außerdem wäre es für ihn nicht leicht, eine spezielle Wohnung zu finden.“, schmollte John. „Wieso denn eine spezielle Wohnung?“, fragte Benjamin zaghaft. „Na ja, weil mein Freund im Rollstuhl sitzt.“, erklärte John seufzend, „Für mich ist es ja okay, aber er kommt da nicht so mit klar. Er hatte einen Unfall gehabt.“ „Oh, verstehe.“, sagte Benjamin und seine Mimik veränderte sich seltsam. Er sah starr und deprimiert zu Boden. Kai schien von alledem nichts zu bemerken. „Honey, nimm deinen Geliebten in Empfang.“, rief er munter, als er die Tür geöffnet und nach draußen gespäht hatte. John sah kurz zu seinem besten Freund, musterte Benjamin noch einmal verwirrt, beließ es aber dabei und ging zurück in den großen Speisebereich. Sofort fiel ihm Rodney auf, der in der Nähe des Eingangsbereiches stand und sich etwas planlos umsah. Sein Bruder, der ihn gebracht hatte, verabschiedete sich von ihm und lief nahezu flüchtend aus dem Raum, dass John schmunzeln musste. Aber er konnte sich vorstellen, dass dies hier für einen heterosexuellen, verheirateten Familienvater nicht der angenehmste Ort war. John ging also zu seinem Geliebten, der in dann auch entdeckte und entgegenrollte. „Hey.“ John hockte sich runter, nahm Rodneys Gesicht in beide Hände und küsste ihn einmal innig. „Hey, wie geht’s?“, wollte Rodney wissen und ließ sich an einen Tisch schieben. Er wirkte noch etwas nervös. „Super, ich hab dich echt vermisst.“ John setzte sich neben ihn. „Ich dich auch.“, flüsterte Rodney und sie küssten sich noch mal. John spürte merklich Kais breites Grinsen in seinem Nacken. /Jetzt gib mir wenigstens noch ein paar Minuten mit Rod./, betete John in Gedanken, /und am Besten bleib einfach ganz weg./ Als wenn jemand was gegen ihn hatte, stand Kai schon nach drei Minuten zusammen mit Benjamin hinter ihnen. „Hey Johnny, willst du uns nicht deinen Schatz vorstellen?“, fragte Kai honigsüß. John warf seinem besten Freund einen mörderischen Blick zu, doch der grinste einfach nur weiter. Auch Rodney wandte sich jetzt um. Er erblickte erst Kai und ihm war klar, dass dies Johns bester Freund sein musste, da dieser schon fiel über den berichtet hatte. Außerdem erkannte er ihn sofort wieder, obwohl er ihn nur einmal kurz in einem Cafe gesehen hate. Aber dann erblickte er den jungen Mann neben Kai und er erstarrte zur Salzsäule. Als auch Benjamins Blick auf Rodney fiel, riss er überrascht die Augen auf und er flüsterte leise: „Ro- Rodney?!“ „Ben…“, flüsterte der Autor und klang nicht minder überrascht. John und Kai sahen nur verwundert von einem zum anderen. Kai fragte beiläufig: „Ihr kennt euch?“ John fand die Frage übertrieben. Es war mehr als offensichtlich. Doch ihn wunderte diese extreme Anspannung, die zwischen beiden Männern herrschte. Beiden schien diese Begegnung ziemlich unangenehm. „Wie…geht es dir?“, begann Benjamin dann die unangenehme Stille zu unterbrechen. Doch es lockerte die Stimmung nicht besonders auf. Gerade diese Frage nach Rodneys Befinden schien alles noch schlimmer zu machen. Rodney kratzte sich im Nacken. „Gut… viel besser. Als damals…“, sagte er dann mit trockener Stimme, die John leicht erschreckte. „Oh…okay…das freut mich.“, flüsterte Benjamin. Langsam wurde auch Kai die angespannte Stimmung klar. Er sah John fragend an, der aber auch nur unwissend mit den Schultern zucken konnte. Benjamin und Rodney sahen sich eine Zeit lang schweigend an, bis John Rodney eine Hand auf die Schulter legte und der seinen Blick nun auf ihn richtete. In seinen Augen spiegelte sich etwas Seltsames. Sein Blick wirkte schmerzvoll und trüb. Vielleicht dachte er an etwas von früher. „Tut mir leid.“, flüsterte er dann seinen Geliebten zu und auch wenn John nicht genau wusste, wofür er sich entschuldigte sagte er: „Ist schon in Ordnung.“ „Ähm, woher kennt ihr euch denn?“, wollte Kai jetzt ein wenig unvorsichtig wissen. Benjamin sah ihn unsicher an, nicht wissend, ob er antworten sollte, doch da sagte Rodney schon: „Wir waren vor etwa neun Jahren zusammen…bis ich dann meinen Unfall hatte.“ Den letzten Satz fügte er nur leise hinzu. John wurde einiges klar. Er hatte über Rodney erfahren, dass er einen Freund hatte, der bei dem Unfall dabei war, doch dieser hatte ihn nach dem Unfall alleingelassen, was Rodney auch dazu veranlasste, in ein furchtbar tiefes Loch zu fallen. Aus diesem Loch hatte John ihn erst vor knappen einer Woche ein wenig herausholen können. Der Student nahm Rodneys Hand und drückte sie sanft. Rodney lächelte um zu zeigen, dass es ihm gut ging. Er zeigte ihm somit auch, dass er bereit war, seinem Ex wieder gegenüberzutreten, auch wenn noch immer eine Spur Unsicherheit in seinem Blick lag. Eine seltsame Verletzlichkeit. John fand das wirklich eine sehr gute Leistung. Benjamin schien das alles allerdings sehr unangenehm zu sein. Kai schien mehr als überrascht, als er hörte, dass sein Geliebter mit Rodney zusammen war. Doch als John ihm einen warnenden Blick zuwarf, sagte er nichts mehr. Benjamin wandte sich nun an den Restaurantbesitzer. „Ich gehe ein wenig raus, wir sehen uns dann heute Abend.“ Er gab ihm einen schnellen Kuss und verließ das Restaurant. Kai sah ihm etwas verwundert nach. Der Rest des Abends lief dann doch ziemlich ruhig ab. Kai hatte beschlossen doch lieber zu arbeiten, als bei John und Rodney zu sitzen. Rodney blieb auch bei guter Stimmung, obwohl er seinen Ex gesehen hatte, der dazu beigetragen hatte, dass es Rodney in den letzten Jahren so schlecht ging. Rodney sah John nach einer Weile nachdenklich an, der an seinem Glas Cola nippte. „John? Kannst du dir vorstellen, dass wir eines Tages zusammenziehen werden?“ John sah den braunhaarigen überrascht an. „Ist das dein Ernst? Ich meine…du bist doch jetzt ganz glücklich bei deinem Bruder und im Moment kann ich nicht zu dir ziehen, wegen der Uni.“ „Schon, aber ich bin glücklicher bei dir und ich ziehe gerne wieder nach London, denn ich habe jetzt dich. Ich meine auch nicht bald, vielleicht in ein paar Monaten. Wir sind nicht lange zusammen, aber immer, wenn ich dich nicht sehe, vermisse ich dich. Außerdem ist in dem Dorf ist nichts los.“ Rodney zuckte mit den Schultern und John lächelte breit. „Ich würde mich echt freuen, wenn wir irgendwann zusammenziehen. Dann können wir uns auch öfters sehen.“ John stellte sich gedanklich vor, wie schön das wohl wurde, wenn er mit Rodney zusammenzog. Das war wirklich kein schlechter Gedanke. Rodney lächelte. Er liebte es, wenn John so in Gedanken fiel und abwesend lächelte. Aber jetzt wollte er ihn erst einmal wieder in die Gegenwart holen. „Wir müssen uns dann nur eine Wohnung suchen. Möglichst im Erdgeschoss.“ John nickte. „Wir haben ja noch Zeit. Wir gehen die Sache langsam an und nehmen das, was uns am Besten gefällt.“ Sie unterhielten sich noch lange. Irgendwann verabschiedete Kai sich noch kurz, weil er dann Feierabend hatte. John versprach, ihn anzurufen. Spät abends fuhren sie zu Johns Wohnung. Rodney wollte bei John übernachten. Er war noch nie bei dem Studenten zu Hause gewesen und es war außerdem auch ihre erste Nacht, die sie miteinander verbrachten. John war deshalb etwas nervös. Wenn er sonst, bis auf Kai, mit jemanden eine Nacht im Bett verbrachte, kam es auch mal dazu, dass es dann etwas intimer wurde. Doch er hatte mit Rodney nie richtig über das Thema „Sex“ geredet. Er wusste ja nicht einmal, ob Rodney noch Jungfrau war. Zumindest wusste John, dass Rodney trotz seiner Behinderung noch Fähig war, Sex zu haben. Er war ja nicht querschnittsgelähmt. Es war aber immer eine Qual für ihn, die Beine zu bewegen oder zu stehen, da er dann furchtbare Schmerzen hatte. Der Blonde hatte sich nun vorgenommen, mit Rodney mal über das Thema zu reden, denn zu einer Beziehung gehörte meistens auch Sex. John wollte aber erst einmal nicht mehr drüber nachdenken. Er half Rodney aus dem Auto und schob ihn durch die Eingangstür des Mehrfamilienhauses zum Fahrstuhl. John wohnte ganz oben. Das fand er immer am Besten, weil er immer gerne aus dem Fenster sah und einen weiten Ausblick bevorzugte. Wenn er mit Rodney zusammenzog musste er sich mehr auf diesen einstellen. Doch das war ihm egal. Solange er seinen Geliebten bei sich hatte, war er glücklich. Im Fahrstuhl lächelte er Rodney an und gab ihm einen kurzen Kuss. „Ich liebe dich, Rod.“ „Ich dich auch.“, flüsterte der Braunhaarige lächelnd und er strich dem Jüngeren kurz über die Wange. Im sechsten Stock schob John ihn dann auch wieder aus dem Fahrstuhl. Er öffnete nun die Tür zur Wohnung und als er sich seine Schuhe auszog, rollte Rodney schon einmal vor, um sich ein wenig umzusehen. „Nette Wohnung hast du.“, meinte er und sah sich weiter um. Der Gang war ein wenig eng und voll gestellt mit Schuhen und Schränken, doch geübt kam Rodney voran und sah sich in den offenen Türen um. „Danke. Das Geld für die Möbel habe ich mir sehr hart mit meinem Nebenjob erarbeitet.“ John zwinkerte und Rodney grinste. Der Mann wusste schon, dass John ab und zu mal in Kais Restaurant arbeitete und Kai ihm gut und gerne mal mehr dafür zahlte, als nötig war. John gähnte leicht. Es war schon nach Mitternacht. „Na gut, wollen wir langsam ins Bett?“, fragte er, „Mir fallen gleich die Augen zu.“ Rodney überlegte kurz. „Bist du noch wach genug für ein Bad?“, fragte er lieb und wieder mit einer Spur Nervosität. Aber er hatte die Badewanne gesehen, in die locker zwei Leute reinpassten, wenn man sich aneinanderkuschelte. „Och…wenn du so fragst…“ John lächelte ihm etwas überrascht zu und ließ ihnen beiden noch Badewasser ein. Kurz danach kam Rodney und John wurde knallrot, als er den Mann sah, der sich schon ausgezogen hatte. Allerdings hatte er sich noch ein Handtuch um die Hüften gewickelt. Er fand es auch erstaunlich, dass Rodney das Selbstbewusstsein dazu hatte, allerdings wusste er auch, dass Rodney mit seinem Bruder sehr viel in ein Hallenbad gegangen war, als er seine Behinderung langsam akzeptieren konnte, bis er dann wirklich nach London gezogen war und sich ganz zurückzog. Als das Wasser voll war, zog auch John sich aus. Er konnte Rodneys Blicke richtig spüren. Als er auch nur noch in seiner Unterhose war, ging er zu Rodney und half ihm hoch. Er hörte, wie dessen Handtuch auf den Boden fiel und wurde bei dem Gedanken, runter zu sehen, wieder rot. Allerdings konnte er sich auch nicht davon abhalten und warf einen schüchternen Blick auf Rodneys bestes Stück. Der ältere Mann grinste leicht und war nicht annähernd verlegen, während Johns Gesichtfarbe einer Tomate glich. Zum anderen freute sich der Student auch, dass Rodney nicht verunsichert war. Er schien immer mehr aus seiner Schutzmauer herauszukommen. Zumindest seinem Geliebten gegenüber. Und das nach so weniger Zeit. Als Rodney dann in der Wanne saß, zog auch John sein letztes Bekleidungsstück aus und er versuchte nicht verlegen zu werden, als Rodneys Blick auch über ihn und seinen relativ gut gebauten Körper glitt. Er wusste gar nicht, wieso ihn das so verlegen machte, vor seinen One-Night-Stands war er auch nie so schüchtern gewesen. Allerdings hatte er bei denen wahrscheinlich auch nie Angst davor gehabt, in deren Augen nicht schön zu wirken… eigentlich ein dummer Gedanke von ihm, wie John fand. Schnell glitt auch John in das Badewasser und unter den Schaum. Rodney zog ihn mit einer Hand an sich. „Muss dir nicht unangenehm sein, Schatz, du bist wirklich sehr schön.“, flüsterte er und gab ihm einen Kuss. John wurde rot und lächelte. „Danke, du aber auch. Du bist sehr gut trainiert.“ Er strich Rodney über die Arme. „Tja, das Rollstuhl fahren ist eben ein Sport für sich.“, fand Rodney und legte seine Arme um den Kleineren. John sah ihn nachdenklich an. „Was?“, fragte Rodney ihn Stirn runzelnd. „Vermisst du den Sport sehr?“ „Ziemlich…wieso?“, fragte der Autor ernst. Doch er hatte keine Anzeichen, dass ihm das Thema unangenehm war. „Ach egal…“ John streichelte die Brust des Braunhaarigen und er gab ihm noch einen Kuss. Neckisch stupste er mit seiner Zunge gegen Rodneys Lippen und der öffnete seine bereitwillig. Er drückte seine Zunge gegen Johns und seufzte zufrieden. Sie trennten sich nur aus Luftmangel. Johns Herz raste wie jedes Mal, wenn sie sich intensiv küssten. Er war einfach glücklich, dass er Rodney hatte und liebte ihn über alles. Doch mit diesem Kuss hatte sich auch was in seiner südlichen Region bewegt. Vielleicht war es doch der richtige Zeitpunkt, um mit dem Älteren darüber zu reden. „Rod?“ „Hm?“, fragte der Rollstuhlfahrer und lächelte ihn an. „Wie sieht es eigentlich aus mit…also…Sex?“ John wurde wieder knallrot und wandte den Blick schnell ab. Rodney legte den Kopf schief und runzelte leicht die Stirn. John sah ihn schüchtern wie ein kleines Kind an. „Na ja, es ist schwierig… weißt du, ich habe Gefühle, aber auch nicht mehr so gute. Ich kann… dir selber nicht genau sagen, wie genau ich das alles wahrnehmen kann, denn seit dem Unfall habe ich keinen Sex mehr gehabt und… ich bin auch der Selbstbefriedigung „aus dem Weg“ gegangen… es ist schwierig. Aber ich vertraue dir und ich möchte es irgendwann mit dir versuchen… aber gib mir Zeit.“ Rodney sah ihn ernst an und seufzte tief. Es tat ihm aber gut, dass er offen darüber reden konnte und er war seit ihrer Beziehung wirklich sehr glücklich geworden, dass John ihn so akzeptierte, wie er war. Er war sehr dankbar dafür, dass sich sein Leben nun mit John zum Guten wendete. John lächelte ihn an und nickte. „Ich gib dir alle Zeit der Welt.“, und sie küssten sich noch mal innig. ~~~ *Drei Monate später* „So, das ist der letzte.“, Rodney kam in die Wohnung gerollt, auf seinem Schoß ein Karton. John nahm ihn diesen ab und stellte ihn zu den anderen. „Auspacken tun wir morgen, ich schlage vor, wir essen jetzt einmal was.“, sagte John und gähnte herzhaft. „Unser erstes Essen in der gemeinsamen Wohnung.“, grinste Rodney und verabschiedete sich noch von seinem Bruder, der gerade fertig geworden war, die Möbel im Wohnzimmer aufzubauen. In der Küche saß das junge Paar erst einmal schweigend am Tisch, während sie aßen und ihren Tee tranken. „Ich habe Antwort vom Verlag bekommen, sie wollen ein paar erste Auflagen von meinen Büchern herausbringen.“, brach Rodney dann die Stille. „Wirklich? Das ist fantastisch.“, John lächelte ihn an, „Du wirst sicher erfolgreich mit den Büchern, also noch erfolgreicher, als eh schon.“ Rodney lächelte. „Ach was, so gut sind die auch nicht.“ „Natürlich sind sie gut. Sie sind so gut, dass sogar Liebesromanhasser sie gerne lesen.“, kam es sicher von John. „Wieso? Wie kommst du darauf?“, Rodney sah ihn neugierig über seine Tasse hinweg an. John wurde knallrot. „Oh ähm…weißt du, ich hab solche Sachen früher eigentlich nie gelesen, aber deine Bücher sind wirklich fantastisch.“ „Nun, wenn du das sagst, glaub ich dir einfach.“ Rodney gab dem Blonden einen Kuss. „Duhu? Rod?“, sagte John dann und sah ihn mit Hundeaugen an. „Ja, Schatz?“, Angesprochener sah den Braunäugigen fragend an. John hatte immer was vor oder getan, wenn er das „Du“ so lang zog. „Ähm…ich habe mich mal informiert und so…weil du doch immer so gern Fußball, Kricket und so gespielt hast.“, erklärte der Student zögernd. „Ähm ja…und? Worüber hast du dich informiert?“, Rodney runzelte die Stirn und hatte das Gefühl, als wenn er nicht hören wollte, was John ihm zu sagen hatte. „Na ja, es gibt doch auch Basketballmannschaften extra für Rollstuhlfahrer und so. Ich dachte, dass du da vielleicht…“ Bevor John zu Ende reden konnte, unterbrach Rodney ihn barsch. „Nein.“ „Aber…“ „Nein, ich möchte das nicht.“, der Ältere schien wie verändert und John erkannte, dass Rodney wieder eine Mauer aufgebaut hatte und nichts davon hören wollte. „Du hättest das gar nicht tun müssen.“, knurrte Rodney John also an, „Ich weiß selber gut, was ich will und was nicht, da brauchst du dich nicht einmischen.“ Er rollte raus und John hörte, dass er die Wohnung verließ. Er seufzte. Er hätte es ahnen müssen. In den letzten Monaten hatte Rodney sich immer mehr geöffnet. Es hatte fast so den Anschein gehabt, dass die Mauer, die Rodney in all den Jahren aufgebaut hatte, endlich komplett durchbrochen war. Doch es hätte John klar sein müssen, dass Rodney nicht von heute auf morgen seine Minderwertigkeitskomplexe vergaß. Er hatte halt immer noch nicht richtig akzeptiert, dass er für den Rest seines Lebens am Rollstuhl gefesselt war. Dass er in so ein Basketballteam extra für Rollstuhlfahrer beitrat, war schon eine große Hürde, die nicht so leicht zu überwinden war. Denn das hieß auch sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Allen zu zeigen, dass er ein Rollstuhlfahrer war. Und dafür war er nötig, dass er dies akzeptierte. John seufzte tief und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Er hoffte, dass Rodney bald wiederkam. Er wollte ihm aber auch nicht nachgehen, um ihm ein wenig Zeit für sich zu geben. Also räumte er den Tisch ab und legte sich deprimiert auf das Sofa. Es dauerte eine Weile, bis John die Tür aufgehen hörte. Er stand sofort auf und lief in den breiten Flur ihrer neuen Wohnung. Rodney kam hereingerollt, die Wangen gerötet von der Herbstluft. Er mied es, John anzusehen, als er seine Jacke auszog. John seufzte leicht und wartete in der Tür. Rodney sah irgendwann zu ihm und seufzte ebenfalls. Fast gleichzeitig öffneten sie nun den Mund und sagten: „Rodney, es tut mir leid.“ „John, es tut mir leid.“ Sie sahen sich etwas verwundert an und Rodney lächelte. „Dir muss es nicht Leid tun, Schatz. Ich habe überreagiert. Ich weiß, dass du es doch nur gut meinst. Und ich habe darüber nachgedacht… ich meine, ich habe ja auch wieder angefangen zu schwimmen… also warum sollte ich mir die Basketballmannschaft nicht anschauen? Es war immer mein Traum, etwas mit Sport zu machen und hier habe ich die Gelegenheit.“, Er rollte zu John und zog ihn auf seinen Schoß. John lächelte und legte seine Arme um Rodneys Hals. Sie küssten sich. „Mir tut es trotzdem Leid.“, murmelte John, „Ich liebe dich.“ „Und ich liebe dich.“, sagte Rodney und strich durch das blonde Haar. Rodney rollte sie zum neuen Schlafzimmer mit dem ebenso neuen Doppelbett. „Hm, schade, dass Kai und Ben morgen kommen. Ich hätte so gerne etwas mit dir alleine gemacht. Aber dafür habe ich dich nun viel länger nur für mich.“ John lachte und küsste ihn. Er war sehr überrascht, dass sein bester Freund Kai noch immer mit Benjamin zusammen war und es nicht so aussah, als wenn sie sich irgendwann trennten. Ganz im Gegenteil. Kai war wirklich verliebt und Ben war auch ein netter Kerl. Auch Rodney kam mit seiner Anwesenheit mittlerweile sehr gut klar und nachdem sich alle zusammen ein paar Mal getroffen hatten, hatte Benjamin Rodney unter Tränen erklärt, wie leid es ihm tat und dass er einfach dumm gewesen war, als der Unfall passiert war und er ihn alleine gelassen hatte. Aber er war jung gewesen. Rodney hatte ihm auch verziehen und sie waren nun zumindest wieder gute Freunde. Rodney tat es gut, denn, auch wenn er nun mit John zusammen war, war ihm Ben noch immer wichtig und ihm wirklich ein guter Freund. „John?“, zog Rodney seinen Geliebten aus den Gedanken. Der sah leicht verwundert auf und stellte dann fest, dass sie schon vor dem Bett standen und Rodney darauf wartete, dass John von seinem Schoß aufstand. „Oh.“, er stand auf und Rodney schmunzelte. Er hievte sich auf das Bett und zog sich um. John ging währenddessen ins Bad. Er wusste ja, dass Rodney auf keine Hilfe angewiesen war. Als er nur mit Boxershorts bekleidet und leicht feuchten Haaren wiederkam, blieb er stutzig in der Tür stehen. Rodney hatte sich schon auf das Bett gelegt. Er hatte sich sein Schlafzeug nicht angezogen, sondern war nackt und unbedeckt! Nun, John hatte ihm beim gemeinsamen Baden oder Umziehen schon öfters nackt entdeckt, doch hier war es noch etwas anderes. Rodney war erregt. Seine Männlichkeit ragte in die Höhe und schien nur auf John zu warten. Genau wie Rodney, der ihm lächelnd, aber auch etwas schüchtern entgegen sah. John trat überrascht in den Raum und setzte sich zu Rodney. „John, ich habe nachgedacht und ich vertraue dir. Ich bin sicher, dass ich bereit hierfür bin.“, sagte er leise und zog John für einen Kuss zu sich. Der erwiderte und lächelte. „Okay. Und ich werde vorsichtig mit dir sein, Rod.“, hauchte er gegen die Lippen. In dieser Nacht wurde es für beide ein besonderes erstes Mal. Rodneys erstes Mal, seit seinem Unfall und Johns erstes Mal, seit er wirklich verliebt war. Und auch, wenn es natürlich was ganz anderes war, mit einem Gehbehinderten zu schlafen, war es doch schön. John hatte einige Stellen entdeckt, wo Rodney bei eigentlich erregenden Berührungen kein Empfinden hatte, dafür aber auch Stellen, die den Mann gleich noch mehr erregten. So schliefen sie beide eine halbe Stunde später glücklich nebeneinander ein. Was kümmerte es John schon, dass sein Geliebter beeinträchtigt war? Er war glücklich und Rodney war glücklich. Alleine das zählte. Auch Kai hatte nie wieder angemerkt, dass man mit Rodney selber von den Freizeitbeschäftigungen eingeschränkt war. Doch John hatte ihm das Gegenteil bewiesen und Kai sah, wie glücklich sein bester Freund war. Im Schlaf kuschelte John sich lächelnd an Rodney. Auch Rodney war glücklicher und offener geworden… also was wollte er mehr? --- So und schon das Ende XD Ehrlich nach einem Jahr Wartezeit O_o Ich weiß, Morddrohungen nehme ich gerne an XD Sind dann wahrscheinlich auch berechtigt XD Ansonsten würde ich mich auch über eure Meinung zum Kapitel freuen ^^ Lg Shadè Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)