Ein Buch kann ein Leben verändern von JennyRiddle (M+M) ================================================================================ Kapitel 9: Besuch ----------------- Hallo zusammen Danke fürs Betan an Smailii1805 Auch danke ich natürlich den Reviewern und hoffe, euch wird das neue Kapitel gefallen. Kapitel 9 Besuch Nervös trommelte John auf das Lenkrad seines Autos. Er hat es sich von Kai ausgeliehen, denn er hatte kein Geld für ein eigenes. Außerdem hielt er sich meist innerhalb von London auf, weshalb die öffentlichen Verkehrsmittel ausreichten. Nur heute war es etwas anderes. Heute hatte er eine Verabredung mit Rodney. Diese Tatsache machte ihn sehr nervös. Bei jeder roten Ampel stöhnte er wütend auf, denn er konnte gar nicht abwarten, den Mann endlich wieder zusehen. Trotzdem hatte er Angst davor, dass ihre Verabredung eventuell wieder nichts wurde. So wünschte er sich zum Einen, so schnell wie möglich anzukommen und zum Anderen, dass er diesen Moment noch hinauszögern konnte. Er konnte nämlich nicht ausschließen, dass es eventuell enttäuschend endete. John seufzte einmal tief und fuhr wieder an, als die Ampel auf Grün umschaltete. Nun versuchte der Student seine Gedanken erst einmal beiseite zu schieben und besah sich die Ortsschilder. Er hatte am Vortag in der Universität Rodneys Bruder noch einmal nach dem Weg gefragt und erinnerte sich, dass er in diesem Ort irgendwann rechts abbiegen musste. Kai hatte John gestern auf einen Gedanken gebracht, der ihm noch gar nicht gekommen war. Was, wenn Rodney eigentlich keine Beziehung wollte? Auch eine Freundschaft war okay, aber John war sich einfach sicher, dass es bei ihm Liebe auf den ersten Blick war. Aber es war doch schon ein großes Ziel gewesen, dass er überhaupt an den Rollstuhlfahrer ankam und nun eine Verabredung mit ihm hatte. Dabei war bereits eine ausgefallen. John wusste nicht, was er überhaupt dachte. Seine Gedanken verwirrten und verunsicherten ihn. Natürlich war es schön, wenn sie Freunde wurden und eigentlich sollte er erst einmal gar nicht viel mehr erwarten. Sicher benötigte Rodney noch einige Zeit, bis er überhaupt das Thema „Beziehung“ erwähnen konnte. John versuchte nun aber nicht daran zu denken. Er wollte nicht dran denken, sondern einfach die Dinge auf sich zukommen lassen. Er sah dann immer noch hinterher, zu was das alles führte und ob es bei einer Freundschaft oder noch weniger blieb. Natürlich war ihm aber auch klar, dass er, wenn es nicht das wurde, was er sich erhoffte, sehr unglücklich sein würde. John holte einmal tief Luft und blies diese wieder kräftig aus. So sehr in seinen Gedanken vertieft fuhr er doch glatt an der Straße vorbei, in der, wie er nun wusste, Rodney wohnte. So drehte der Mann bei der nächsten Einfahrt und bog in die Straße ein. Nachdenklich sah er sich nun nach der Hausnummer sechs um. Die Straße war lang, doch da dies hier ein Dorf war, gab es nicht viele Häuser und meist waren es Bauernhöfe. Nur waren nirgends Hausnummern zu sehen. Doch bei einem Hof wurde er aufmerksam. Dort spielten nämlich zwei Kinder. Er vermutete die Eine auf sechs Jahre und die Kleinere auf höchstens zwei, denn Rodney hatte Nichten in diesem Alter. Die Mädchen tobten ausgelassen, die Jüngere jagte dabei die Katzen. Die Größere lief auf etwas zu und als John langsam ein Stück weiter fuhr, sah er, dass sie auf jemanden zulief, der auf einer Bank saß. Auf den zweiten Blick erkannte er dann Rodney. Erfreut lächelte John. Sein Herz raste gleich etwas schneller und sein Atem wurde flacher. Er benahm sich wirklich wie ein verliebter Teenager. So parkte John also sein Auto am Straßenrand und die Kinder und Rodney wurde auf ihn aufmerksam. „Okay…“ John holte noch einmal tief Luft, sah durch das Fenster zu Rodney, der, wenn er sich von der Entfernung aus nicht täuschte, lächelte und stieg aus. „Ist er das, Onkel Rod?“, rief das ältere Mädchen, sodass John sie noch von der Straße aus verstehen konnte. Er konnte sehen, wie der ehemalige Besitzer eines Buchladens nickte und das Mädchen lief nun auf den Zaun zu, um John zu öffnen. „Hallo.“, sagte der Student zu dem Kind. Die lächelte schüchtern und lief zurück zu ihrem Onkel. John sah noch mal zu diesem und ihre Blicke trafen sich. Er meinte sogar ein Lächeln in Rodneys Gesicht zu entdecken. Als eben dieser ihm nun grüßend zunickte, versetzte es John einen Ruck und langsam bewegte er sich auf den Mann zu. „Hallo Rodney.“, sagte er, als er direkt vor dem Mann auf der Bank stand. „Hi John, wie geht es dir?“, wollte der Ältere von ihm wissen und als John sah, wie locker und ruhig Rodney war, entspannte auch er sich ein wenig. Zaghaft lächelte der Student zurück. „Mir geht es gut…“, sagte der Blonde leise und etwas zögernd fügte er hinzu, „Und dir?“ Johns Herz raste unglaublich schnell und er hatte Mühe, den Blick dieser unglaublich blauen Augen standzuhalten. Natürlich liebte John diese Augen und er konnte sich kaum etwas Schöneres vorstellen, als in diese zu blicken. Aber der intensive Blick des Älteren machte ihn so unsicher. „Ganz gut. Ich habe mich hier auch schon eingelebt. Es ist echt toll hier.“, berichtete Rodney und deutete John an, dass er sich auf die Bank neben ihm setzten konnte. John ließ sich nicht zweimal auffordern und setzte sich hin. Er sah zu dem ehemaligen Ladenbesitzer und wusste nicht genau, was er jetzt sagen sollte. „Ich…also ich finde es auch ganz nett, also…ich meine, das, was ich jetzt hier schon gesehen habe.“ Jetzt wurde er auch noch rot. John hätte sich verfluchen können, das war ihm peinlich. Rodney lächelte nur leicht in sich hinein, denn natürlich entging ihm das alles nicht. „Du hast auch gut hier hergefunden?“, erkundigte er sich, um den Jüngeren nicht völlig in Verlegenheit zu bringen. „Ja…ja, doch, war ganz einfach.“ John klang schon wieder gefasster und sah erneut auf. Er zeigte das Lächeln, das Rodney so süß an ihm fand. Im Inneren schmolz der Rollstuhlfahrer dahin und er musste ein glückliches Seufzen unterdrücken. Sie schwiegen eine Weile und sahen sich einfach nur an, bis Rodney dann wieder redete: „Möchtest du etwas trinken? Ich kann dir auch den Hof zeigen und wenn du möchtest auch die Gegend. Wir haben hier einen wirklich tollen See in der Nähe.“ Man merkte, dass Rodney dies alles vorschlug, damit sie nicht stundenlang schweigend auf der Bank saßen und immer mehr in Verlegenheit gerieten. „Ähm…also, ich würde schon gerne etwas trinken.“ Johns Gesicht glich wieder einer Tomate und dabei gab es gar keinen Grund. Er wollte doch nur etwas zu Trinken annehmen. Aber er riss sich zusammen und sagte dann noch: „Und ich würde mich auch freuen, wenn du mir den Hof und die Gegend zeigst.“ Rodney nickte. „Klar, gerne. Ähm…“ Er senkte leicht den Blick und sah unsicher zu seinem Rollstuhl, der neben der Bank stand. „Kannst…kannst du…also…mir vielleicht da rein helfen?“ Dem Autor war es sichtlich unangenehm, John darum zu bitten. „Oh ähm…“ John war leicht überrascht von der Bitte, auch wenn klar war, dass Rodney es nicht alleine in den Rollstuhl schaffte. Er sah abwechselnd von dem Mann, der den Blick gesenkt hatte, zu dem Rollstuhl und zurück. „Ich…klar. Wie?“ John klang etwas unsicher und er wollte nichts falsch machen. Sicher war Rodney diese Situation unangenehm. Man konnte es auch gut an dessen Körperhaltung erkennen. Als der Student den Älteren jedoch ansprach, sah der vorsichtig auf und wurde sanft von braunen Augen angesehen. Das lockerte den Autor ungemein. „Es reicht, wenn du mir aufhilfst.“, sagte der Braunhaarige leise, aber doch verständlich. Es fiel ihm ein wenig schwer, dem Blick des Jüngeren standzuhalten. „Ich kann mit Unterstützung auch laufen.“ Bewusst sah John ihn nun nicht mitleidig an. Sein Gesichtsausdruck blieb normal und freundlich. Er war sich sicher, dass Rodney kein Mitleid von ihm wollte.. Das könnte ihn auf den Gedanken bringen, John wollte nur aus Mitleid etwas von ihm und nicht, weil er wirklich Gefühle für den Mann hatte. Das wollte der Student verhindern, denn es war tatsächlich das komplette Gegenteil. Auch wenn er nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt hatte, war eben dies eingetreten, seit er Rodney zum ersten Mal in dessen Buchladen gesehen hatte. Diesen Augenblick würde John sicher niemals vergessen. Genauso wenig die Gefühle, die entstanden waren, als er Rodney gesehen hatte. John holte sich selbst zurück aus seinen Gedanken, als er sich daran erinnerte, dass er Rodney helfen wollte. Also stand er wieder auf und nachdem Rodney es ihm erklärt hatte, legte er seine Arme um dessen Hüfte. Zum Glück konnte der Ältere sein Gesicht nun nicht sehen, sicher war er rot angelaufen. Rodney legte seine eigenen Arme über Johns Schultern und stand mit ein wenig Hilfe des Studenten auf den Beinen. Mit vorsichtigen und kleinen Schritten bewegten sich die Beiden zum Rollstuhl, bis sie diesen erreichten. Langsam ließ sich Rodney in den Rollstuhl sinken und John ging dabei automatisch mit runter. Bald saß der Autor also und John wollte ihn erst gar nicht loslassen. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und sie sahen sich tief in ihre Augen. Aber irgendwann räusperte John sich und er richtete sich schnell wieder auf. Rodneys Mundwinkel zuckten verunsichert nach oben und dann meinte er: „Na dann…komm einfach mit rein. Dann trinken wir was und danach zeige ich dir den Hof:“ Der Braunhaarigen griff nach den Rädern seines Transportmittels und rollte zum Haus. John ging schweigend neben ihm her. Er war rot im Gesicht und dachte daran, wie nahe sie sich eben waren. Er hätte Rodney problemlos küssen können, doch er hatte sich noch einmal zurückgehalten. Vielleicht war es sein Glück, denn er wollte nicht kaputt machen, was er so mühevoll erreicht hatte. Und zwar, dass er sich nun zumindest schon mit Rodney traf. Der Rollstuhlfahrer führte den Studenten in die Küche. „Setz dich. Was möchtest du trinken?“ „Ein Wasser reicht mir, danke.“, sagte John und beobachtete Rodney, während der durch die Küche fuhr, zwei Gläser und eine Flasche Wasser holte. Dem Jüngeren fiel auf, dass alles für den Rollstuhlfahrer gut zu erreichen war. Sicher hatte Rodneys Bruder Einiges verändert, damit dieser besser zurechtkam. John konnte sich gut vorstellen, dass Derik Dancer ein wirklich guter Bruder war, der auf die Bedürfnisse seines Bruders einging, ihm aber trotz der Behinderung noch seine Freiheiten ließ. Das gab Rodney auch Unterstützung in dem Sinne, dass er trotz des Unfalls noch selbstständig sein konnte. Es gab ihm die Bestätigung oder zumindest das Gefühl, dass er nicht auf Hilfe angewiesen war. Aber dass er nicht mehr alleine wohnte, war, wie John fand, wesentlich besser. So hatte er Gesellschaft und Rodney wirkte gar nicht mehr so zurückgezogen. Scheinbar war er auch richtig kinderlieb. Durch das, was John eben mitbekommen hatte, schloss er, dass die Kleinen auch Rodney sehr gern hatten. John schreckte aus seinen Gedanken, als der Rollstuhlfahrer ein Glas Wasser auf dessen Tisch stellte. „Danke.“, sagte er und lächelte Rodney an, der seinen Rollstuhl neben ihm abstellte. „Dafür nicht. Also…was ich sagen wollte…freut mich, dass du heute gekommen bist.“ Es kostete dem Älteren einiges an Überwindung, was man genau erkennen konnte, da er leise sprach und nicht die richtigen Wörter fand. „Ich freue mich auch.“, bestätigte John und trank einen Schluck. Dabei wandte er seinen Blick nicht von Rodney ab. Der trank auch erst einmal schweigend sein Wasser und sein Blick schweifte in der Küche umher. „Was hast du dir so überlegt? Ich meine, du hast doch jetzt deinen Bücherladen nicht mehr. Möchtest du hier einen neuen Beruf finden?“, begann John vorsichtig mit seiner Frage und hoffte, dass diese nicht zu unangenehm für Rodney war. Doch dieser sah zu ihm und lächelte. „Nein, eigentlich nicht. Ich möchte mich nur noch auf das Schreiben meiner Romane beschränken und meiner Schwägerin im Haushalt und bei den Kindern helfen.“ Irgendwas an der eigentlich ruhigen und fröhlichen Aussage Rodneys sagte John, dass es nicht das war, was Rodney wirklich machen wollte. Zwar machte er es scheinbar gerne, doch es lag etwas Sehnsüchtiges in seiner Stimme. John war sich unsicher, ob er Rodney danach fragen konnte, was er vor dem Unfall gemacht hatte bzw. machen wollte oder ob es noch zu früh war. Allerdings war es sicher noch zu früh. Wenn man sich nicht richtig kannte, sollte man so was nicht fragen. Vielleicht konnte er ja mal mit Derik, Rodneys Bruder, darüber reden, wenn der bereit war, ihm ein wenig zu erzählen. Überrascht war er, als Rodney plötzlich von sich aus anfing zu erzählen, als wenn er Johns Gedanken gelesen hatte: „Ich wollte ja eigentlich immer Sportler werden. Ich habe früher Kricket und Fußball und ein wenig Basketball gespielt und war immer der Beste in Sport. Aber das geht ja leider nicht mehr.“ Anstatt dass John Rodney also eine unangenehme Frage gestellt hatte, hatte der Autor ihn in Verlegenheit gebracht. Auf so etwas wusste John einfach nie etwas zu erwidern, ohne, dass er dabei mitleidig klang. Genau das wollte er immerhin vermeiden. „Aber Basketball und so gibt es doch auch für Gehbeeinträchtigte.“, versuchte John es so zu formulieren, dass er Rodney nicht verunsicherte. Dabei wirkte er auf einmal mehr sachlich als alles andere. „Ich weiß.“, kam dann auch die Antwort von Rodney, „Aber das…ich…weiß auch nicht… vielleicht konnte ich mich einfach noch nicht überwinden.“ „Hm…“ War wohl verständlich, wie John sich dachte. Aber er war überrascht, dass Rodney doch schon ziemlich offen mit ihm redete. Vielleicht hatte der Rollstuhlfahrer doch schon mehr Vertrauen in den Studenten, als der gedacht hätte. „Was ist eigentlich mit dir? Wolltest du immer Psychologie studieren?“ Rodney sah den Dunkelblonden neugierig an und John verlor sich mal wieder in den wunderschönen, blauen Augen. „Na ja… So ähnlich… ich wollte eigentlich immer Medizin studieren. Mein Vater wollte, dass ich Jura studiere, so wie er, sodass ich irgendwann seine Kanzlei übernehmen kann. Wir haben uns oft darüber gestritten, aber ich wollte das nicht studieren. Ich habe mich fast schon aus Trotz an allen Unis angemeldet, die nichts mit Jura und Rechten zu tun hat. Leider habe ich für das Medizinstudium eine Absage bekommen. Meine zweite Wahl war Literatur. Da habe ich eine Zusage bekommen, aber eben auch für das Psychologiestudium und letztendlich habe ich mich dafür entschieden, da ich da auch mit Menschen arbeiten und ihnen helfen kann. Mein Vater war ziemlich wütend auf mich, aber jetzt haben wir eh kaum noch Kontakt.“, erklärte John seine Situation. „Habt ihr keinen Kontakt mehr, da du nicht Jura studierst, so wie er es wollte?“, fragte Rodney und schien ziemlich verblüfft. Vermutlich, da seine Eltern ganz andere Menschen waren, nicht so wie Johns Eltern, die sein ganzes Leben bestimmen wollten. „Nein, eigentlich nicht…wir haben uns schon darum gestritten, dass ich nicht diesen Studiengang gewählt habe. Der Streit ist ziemlich eskaliert und irgendwann ist mir der Faden gerissen. Ich habe meinen Vater angeschrieen, dass er eh nicht wollen würde, dass ich seine Kanzlei übernehme.“ John legte eine Pause ein. Er wollte Rodney auch nicht mit seiner Vergangenheit nerven. „Ich möchte jetzt auch nicht so viel erzählen, wenn du das gar nicht hören möchtest.“, sagte er dann auch ehrlich. „Nein, schon gut, erzähl weiter. Ich höre dir gerne zu.“, Rodney lächelte ihn sogar bestätigend an. „Na gut… also ich habe ihm halt noch mal eine alte Geschichte erzählt, wie er einen wirklich sehr guten Anwalt gefeuert hatte, nur weil der homosexuell war. Er hat es auch nur herausgefunden, da dieser in seiner Freizeit Hand in Hand mit seinem Freund unterwegs war…das war schon. als ich wusste, dass ich schwul bin und an dem Tag, als mein Vater den Typen gefeuert hat, habe ich eben erfahren, dass mein Vater etwas gegen Homosexualität hat. Daher hatte ich Angst davor, mich zu outen. Doch an dem Tag, als wir diesen Streit hatten, war ich einfach wütend. Ich habe meiner Mutter und ihm gesagt, dass ich schwul bin und er daher ganz sicher nicht wolle, dass ich seine Kanzlei übernehme. Da hat er mir eine Ohrfeige gegeben und mich gleich am nächsten Tag aus dem Haus geschmissen.“ „Das tut mir echt leid. Ich kann manchmal nicht verstehen, wie manche Eltern so sein können.“, sagte Rodney und sah John nun mitleidig an. „Es ist okay. Ich hatte nie ein großartiges Verhältnis zu ihnen. Schon gar nicht zu meinem Vater…“ Rodney seufzte tief. „Meine Eltern waren die Besten, die ich mir vorstellen konnte, auch wenn ich mich kaum an sie erinnere. Sie sind früh gestorben. Ich bin wirklich froh, dass ich meinen Bruder habe.“ John lächelte ihn an. Nachdem sie ausgetrunken hatten, zeigte Rodney John noch den Hof. Sie unterhielten sich hauptsächlich über diesen. Danach machten sie einen Spaziergang durch das Dorf zu einem kleinen See. John schob Rodney dabei unaufgefordert, doch der schien auch keine Probleme damit zu haben. Beim See angelangt breitete John eine Decke aus, die sie mitgenommen hatten und half Rodney auf diese. Sie verstanden sich selbst nonverbal sehr gut. Dabei kannten sie sich wirklich noch nicht lange und hatten sich erst zwei oder drei Mal getroffen. Okay, John hatte sich auch sehr schnell mit Kai angefreundet, aber dass sie sich so gut verstanden und dabei keine Worte benötigten, das kam erst nach und nach. Mit Rodney war es etwas anderes. Es war, als wenn sie sich schon viele Jahre kannten. Nun aber war er sich sicher, er liebte Rodney. Er hatte seine Bestätigung bekommen. Es gab Liebe auf den ersten Blick! John setzte sich zu Rodney und beobachtete ihn. Der See war wunderschön, genau wie die Umgebung, die Rodney sich nun ansah. Doch der Student hatte nur Augen für den Gehbehinderten. Es dauerte eine Weile, bis eben dieser seinen Blick von der Umgebung abwandte und zu John sah. „John, weißt du ich… ich weiß gar nicht so richtig, was mit mir los ist. Seit meinem Unfall…ich habe mich ziemlich zurückgezogen…ich bin nicht auf neue Freundschaften eingegangen. Ich hätte nie gedacht, dass jemand mit mir befreundet sein möchte und auch nicht, dass ich mich wieder auf eine Freundschaft einlassen kann. Mein Bruder war mir eine Stütze, obwohl ich oft kalt und abweisend und gar nicht mehr offen war. Ich habe auch nie über meine Gefühle mit ihm geredet…“ Rodney legte eine Pause ein und seufzte einmal tief. Er hatte seit dem Unfall noch nie so offen über seine Gefühle geredet, doch nun hatte er das Gefühl, dass dies der richtige Moment war. „Dann habe ich dich kennen gelernt und ganz ehrlich… du hast mich ganz schön durcheinander gebracht.“, Rodney lächelte leicht und John lächelte zurück, sagte aber nichts, um Rodney die Zeit zu geben, die er benötigte. „Na ja, auf jeden Fall hast du irgendwas in mir ausgelöst. Ich wusste nicht was… aber ich habe endlich wieder das Gefühl gehabt, dass ich noch Chancen auf Freunde haben kann. Das durch mein Unfall nicht gleich alles zerstört worden ist. Es hat mich verwirrt, dass ich mich getraut habe, mich in deiner Gegenwart zu öffnen, mehr oder weniger indirekt mit dir über meine Gefühle zu reden und so…natürlich konnte ich mich nicht ganz überwinden und meine Mauer einstürzen lassen. Du weißt gar nicht, wie unglaublich niedergeschlagen ich war, als ich unser Date habe platzen lassen. Ich habe gedacht, nun ist auch meine letzte Chance kaputt und du würdest mich dafür hassen. Ich war so unglaublich glücklich, als du dann wieder in den Buchladen kamst und wir eine neue Verabredung ausgemacht haben… Heute Nacht… ich lag heute Nacht lange wach und habe über diese ganzen Ereignisse nachgedacht. Wie es dazu kam, dass ich mich selbst so sehr geändert habe, ohne richtig zu wissen, wieso… aber es ist mir klar geworden… John… halte mich für verrückt oder nicht… aber auch wenn wir uns noch gar nicht so oft gesehen haben ich…ich habe mich doch in dich verliebt.“ Rodney sagte den letzten Satz hastig und senkte schnell den Blick. Er wollte keine Ablehnung entdecken müssen. Doch von John kam erst einmal gar nichts. Als Rodney nach einer Zeit doch vorsichtig aufsah, sah er zu seiner Überraschung doch keine Ablehnung sondern Erstaunen. Nicht im Negativen. Nein, John wirkte sogar erfreut und sogar erleichtert. Rodney wartete nun nervös eine Reaktion ab. Doch John schien nicht fähig, etwas zu sagen. Stattdessen kam der Student nach einer gefühlten Ewigkeit langsam mit seinem Gesicht näher an das von Rodney, bis sich ihre Lippen zu einem unglaublichen Kuss trafen. Er war nur zaghaft und kurz, doch in Beiden löste er ein unglaubliches Feuerwerk aus verschiedensten Gefühlen aus. „Ich liebe dich auch.“, flüsterte John leise, bevor sie sich wieder küssten, dieses Mal viel intensiver als das vorherige Mal. --- So das wars auch schon wieder Lg Shadè Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)