Endlos fallende Tränen von Carolina87 (Cassandra, die Wurstpelle) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1 Zwei Mädchen saßen gemeinsam im Eis-Café und schleckten genüsslich ihr Eis. Die zwei blondhaarigen Mädchen hatten ihren Blick schon seit längerem auf einen dunkelbraunhaarigen und einen blondhaarigen Jungen gerichtet, die sie anscheinend interessiert anschauten. Der Eine war groß und muskulös, der andere etwas kleiner und zierlich. Beide waren ungefähr 13-15 Jahre alt. Anja, die Schlankere und Klügere von den beiden Mädchen, sprang plötzlich von ihrem Stuhl auf und pfiff den Jungs kurz und kräftig hinterher. Diese pfiffen vergnügt zurück. Cassandra, die etwas Dickere, blieb schüchtern auf ihrem Platz sitzen und rührte sich kein bisschen. Sie hatte ihre schulterlangen Haare zurückgeworfen, damit diese ihr nicht störend vor dem Gesicht herumhingen. Manchmal fiel eine kleine Locke nach vorne, die sie dann zurückpustete. Sie hatte auffallend hellgrüne Augen, die so gut wie all ihre Freunde, die sie bis jetzt gehabt hatte, umgehauen hatten. Anja allerdings hatte tiefblaue Augen, die auf die Jungs wie ein Meer wirkten. Ihre Haare hatte sie mit einer glitzernden Spange hochgesteckt, richtig vornehm! Sie trug einen enganliegendes schulterfreies Top, dessen Schwarz im Kontrast zu ihren eher hellen Augen sehr gut wirkte. Sie trug eine schwarze Hose, die auch ziemlich eng lag. Ihre Figur wurde dadurch sehr betont. Cassandra allerdings trug eher weite Kleidung, da sie mit ihrer Figur nicht sehr zufrieden war. „Hey, Cassy, lass’ mal mit den Typen Telefonnummern austauschen, ja?“ flüsterte sie ihrer Freundin zu, als sie sich wieder gesetzt hatte. Cassandra nickte kurz und stumm. „Ich frag’ dann mal!“ Kaum hatte Anja das gesagt, stand sie auch schon vor den beiden Jungs. Beide hatten Stift und Zettel dabei. Sie schrieben ihre Nummern und Namen auf: Ramon Voith – Tel: ***** Chris Klemm – Tel: ****** Anja nahm die Zettel entgegen, gleich darauf holte auch sie Zettel und Stift aus ihrer blauen Tasche. Sie schrieb auf: Cassandra Strohfeuer, deren Nummer und ihre eigenen Daten. Kurz danach überreichte sie ihnen die Zettel. „Okay, Jungs! Macht euch bald auf einen Anruf gefasst!“ sagte sie noch zwinkernd, bevor sie sich wieder an den Tisch zu ihrer Freundin setzte. Nach wenigen Sekunden hatten die Jungs das Eis-Café verlassen. „Mann, der Eine sah vielleicht süß aus! Der mit den grünen Augen! Obwohl ich sagen muss, dass der mit den braunen Augen auch nicht schlecht aussah!“ schwärmte Anja, doch Cassandra nickte nur immer wieder. „Was ist denn? Du sagst ja gar nichts!“ meinte Anja und blickte ihre Freundin fragend an. Diese antwortete: „Die stehen sowieso nicht auf mich... Guck’ mich doch mal an! Ich bin wirklich bloß potthässlich... Dick, ständig Kletten im Haar, unbeliebt, blöd. Geld genug für gute Klamotten hab’ ich auch nicht...!“ Plötzlich sprang Anja aufgeregt auf. „Unsinn! Deine hellgrünen Augen sind wirklich ausdrucksstark genug! Du bekommst so gut wie jeden, den du haben willst! Ich finde deine Klamotten okay! Außerdem kommt es nicht darauf, sondern auf den Charakter an! Sei’ selbstbewusst und damit hat sich’s! Unbeliebt? Beliebtheit ist unwichtig und außerdem hast du verdammt gute Freunde! Das beweist, wie beliebt du doch in Wirklichkeit bist! Mein Fazit: Habe Vertrauen zu dir selbst!“ Cassy nickte. „Ich sehe aus wie ein laufender Ball, einfach furchtbar schrecklich!“ klagte sie. „Probieren geht über Studieren. Welchen von den beiden fandest du süßer?,“ fragte Anja plötzlich. „Den mit den dunkelbraunen Haaren und grünen Augen.“ Sie überreichte ihr sofort die Telefonnummer von Ramon. „Ruf’ ihn an. Er hat deine Nummer auch. Und ich ruf’ dann Chris an. Er hat blonde Haare und braune Augen, hellbraune Augen. Der sieht wirklich gut aus.“ Während des Gesprächs hatten sie ihr Eis genüsslich weitergeschleckt. Nun waren sie mit Essen fertig und verließen das Café. Draußen wehte ein unangenehmer Wind, doch die beiden waren jede Art von Kälte schon lange gewohnt, da sie auch im tiefsten Winter und Herbst jeden Tag auf der Straße waren – wenn auch nicht unbedingt gemeinsam. „Wo wollen wir jetzt hingehen?,“ fragte Cassy. „Ich weiß noch nicht. Wir können ja einfach umhergehen!“ wurde ihr geantwortet. So schlenderten die beiden eine Weile schweigsam nebeneinanderher. Plötzlich ertönte eine laute, dunkle Stimme. „Anja hat heute wieder eine schlechte Note bekommen! So kann das einfach nicht weitergehen! Du könntest dich ruhig ein bisschen mehr um ihre Erziehung kümmern!“ Man hörte deutlich, dass es Anjas Vater war, der sprach. Mit brüllendem Ton sprach er ihre Mutter und somit seine Frau an. Cassandra und sie waren im Hinterhaus, von dort aus konnten sie alles unauffällig und genau überblicken, was im Haus ablief. „Du bist doch ihr Vater! Du musst genauso auf ihre Erziehung achten wie ich! Wenn sie doch nur so wie Melanie sein könnte! Sie ist 16 Jahre alt und macht sich mehr aus Schule als aus Jungen. Ganz anders Anja mit ihren 14 Jahren. Es ist einfach zum Heulen!“ seufzte Frau Herrmann genervt. „Das gibt es doch nicht! Wie können Eltern nur über ihre eigene Tochter lästern!“ beschwerte sich Anja, die nicht ganz verstand, um was es eigentlich ging. „Ich bin doch gut in der Schule! Ich hab’ nur Dreier und eine einzige Vier!“ „Das stimmt zwar, aber deine Schwester scheint besser zu sein als du. Das macht ihnen anscheinend schwer zu schaffen. Ich verstehe das auch nicht so richtig. Ich meine, ich habe nur Vierer und Fünfer und meine Eltern beschweren sich nicht über mich!“ Cassandra runzelte verwirrt die Stirn. „Davon kann ich mir auch nichts kaufen!“ meckerte Anja entgeistert. Die beiden Mädchen sprachen so leise miteinander, wie sie konnten, damit die Eltern ihnen nicht auf die Schliche kamen. „Melanie, Melanie und noch mal Melanie. Immer ist sie was Besseres. Das ist total unfair! Nur weil sie zurückentwickelt ist und mit ihren 16 Jahren noch immer keinen Freund gehabt hat, oder wie? Das finden meine Eltern auch noch toll. Die wollen wohl, dass sie nie ihre Unschuld verliert. Das können sie aber sowieso nicht verhindern. Also ich habe mein erstes Mal ja schon für September dieses Jahres geplant. Da habe ich ja Geburtstag. Ich bleibe sowieso immer Jungfrau, weil das mein Sternzeichen ist. Was das Jungfernhäutchen anbetrifft... Das habe ich schon in einem Monat nicht mehr! Schließlich ist heute schon der 21.August!“ Geschockt musterte Cassandra ihre Freundin. „Bist du verrückt geworden? So etwas kann man doch nicht planen! Das kommt von ganz allein. Außerdem finde ich, dass das einfach noch zu früh für dich ist. Oder willst du ernsthaft behaupten, dass du schon reif genug dafür bist? Ich bin doch genauso alt wie du, weiß aber, dass ich einfach noch zu jung bin und mir die Erfahrung dazu fehlt. Ich hatte in Sexualkunde immerhin eine Eins!“ Jedoch interessierte dies Anja nicht sonderlich - sie hörte lieber dem Gespräch ihrer Eltern zu. „Sie wird doch hoffentlich noch Jungfrau sein!“ sorgte sich Frau Herrmann , woraufhin ihr Mann eine erschreckte Miene verzog. „Natürlich ist sie das noch! Was denkst du nur von unsrer süßen, kleinen Tochter Anja?,“ keifte Herr Herrmann mit einer zitternden Stimme. „Oh Gott!“ seufzte das 14jährige Mädchen, das von ihren Eltern noch immer als „süß“ und „klein“ bezeichnet wurde. „Möchtest du heute Abend bei mir schlafen? Wir könnten Chris und Ramon anrufen! Heute ist schließlich Samstag und wir haben morgen eh keine Schule!“ wollte Anja wissen. „Möchten schon. Aber ob ich das darf? Meine Eltern werden sicher wieder etwas dagegen haben, wie ich sie kenne.“ „Werden sie nicht. Ich habe da eine fabelhafte Idee!“ verkündete Anja stolz und zerrte sie mit sich ins Haus. „Hi Mama. Hi Papa. Redet ihr etwa schon wieder über mich? Was haltet ihr davon, wenn Cassy heute Abend hier schläft und wir zusammen für die Schule üben? Sie ist wirklich brillant in der Schule. Sie hat 7 Einsen und eine einzige Zwei! Ihre Eltern prahlen schon überall mit ihr!“ „Ja, klar! Wenn sie so gut in der Schule ist, sind wir natürlich einverstanden! Wie heißt du? Cassy?,“ fragte Frau Herrmann ehrlich interessiert. „Nein, mein richtiger Name ist eigentlich Cassandra. Mich nennen bloß alle immer Cassy. Darf ich kurz zu Hause anrufen, um Bescheid zu sagen? Ich müsste außerdem noch meine Sachen von zu Hause abholen.“ „Selbstverständlich! Auf dem Schreibtisch steht das Telefon!“ antwortete diesmal der Vater, der sehr erleichtert darüber war, dass seine jüngere Tochter für die Schule lernen wollte. Was sie wirklich wollte, wusste er zum Glück nicht. Cassandra zog zuerst ihre Schuhe aus, um den Teppichboden der Herrmanns nicht zu beschmutzen. Dann wählte sie sofort ihre Telefonnummer. „Hallo, bei Strohfeuer!“ meldete sich ihr Vater am anderen Ende der Leitung. „Hallo, ich bin’s, Cassandra. Darf ich heute bei einer Freundin übernachten? Wir wollen gemeinsam für die Schule lernen.“ „Meinetwegen. Ist mir doch völlig egal, was du machst. Hier im Haus macht ja sowieso jeder, was er will. Tschüß!“ Sofort hatte ihr Vater den Telefonhörer auf die Gabel gedonnert. „Was ist denn in den gefahren? Hat Kitty ihn mal wieder gekratzt?,“ dachte sie erstaunt. Sie war sehr verwundert über diese Reaktion. Sie hatte noch zwei Brüder. Der Eine hieß Marc und war 4 Jahre älter als sie. Der Andere hieß Mick und war 1 Jahr jünger als sie. Außerdem hatten sie noch eine Katze namens Kitty, die ziemlich aggressiv war. Nicht ihr, sondern ihrem Vater gegenüber. „Und, darfst du?,“ fragte Anja schnell. „Ja! Kommst du noch mit zu mir und Klamotten holen?,“ „Klar!“ „Bis gleich!“ riefen Anjas Eltern ihnen noch hinterher. Als sie angekommen waren, machte Herr Strohfeuer die Tür auf. Kitty hatte sich gerade an seinem Hosenbein festgekratzt. „Pst, Kitty! Weg da!“ befahl Cassandra, worauf die Katze in einem rekordverdächtigen Tempo in Micks Zimmer rannte. „Was willst du noch hier?,“ fragte der gealterte Mann, der sich ziemlich gequält vorkam. „Du solltest mir lieber dankbar sein! Wäre ich nicht gekommen, hätte Kitty sich sicher nicht losgekrallt! Ich will nur meine Sachen holen!“ antwortete seine Tochter ihm. Marc war zusammen mit seinen Freunden auf einer Party, darunter auch der 13jährige Mick. Schnell packte Cassandra ihre Sachen zusammen, anschließend lief sie wieder zu ihrer Freundin. Sie rief ihrem Vater und ihrer Katze ein überstürztes „Tschüß“ zu und machte sich davon. Ihre Mutter war wieder einmal auf der Arbeit. Sie war Elektrikerin von Beruf. Ihr Vater war Hausmann. Wieder bei Anja angekommen pfefferten die Mädchen Jacke und Schuhe in die Ecke und liefen trampelnd in Anjas Zimmer. Sie schmissen sich beide schwitzend aufs Bett. Sie waren bis dorthin gerannt, da sie noch genug Zeit für sich und die Telefongespräche haben wollten. „Mama! Dürfen wir telefonieren? Wir müssen unsere Lehrerin noch mal was fragen!“ fragte Anja, worauf ihre Mutter ihr ein schnurloses Telefon überreichte. „Klar. So lange, wie ihr wollt!“ „Cool, danke!“ war die Antwort Cassandras. Frau Herrmann schloss die Tür hinter sich, da sie die beiden ungestört lassen wollte. Anja kramte einen karierten Zettel aus ihre Hosentasche, auf dem Chris’ Nummer stand. „Cassy, wo ist Ramons Nummer?,“ fragte sie. Kurz darauf hatte ihre Freundin einen ebenfalls karierten Zettel aus ihrer Hosentasche geholt und ihn auf den Boden gelegt. „Wen wollen wir zuerst anrufen?,“ „Chris!“ „Okay!“ Plötzlich hörte man heftiges Geklingel, das von Melanie verursacht wurde. „Los, macht die Tür auf! Was seid ihr bloß für eine asoziale Familie?,“ brüllte sie durch die Tür. Genervt richtete sich Anja von ihrem Bett auf und schlurfte zur Tür. Dort angekommen riss sie diese auf, worauf ihre ältere Schwester sie sofort wütend anherrschte: „Wieso hast du nicht gleich aufgemacht, du faule Sau? Du hast sicher mal wieder von einem deiner Jungs geträumt! So geht das nicht weiter! Du machst die Ehre unserer Familie kaputt! Statt, so wie ich, aufs Gymnasium zu gehen und gut in der Schule zu sein, bist du auf der Realschule und nur mittelmäßiggut!“ Die Bemerkungen Melanies kümmerten Anja überhaupt nicht. Sie ging, ohne ein Wort zu sagen, einfach wieder zurück in ihr Zimmer. „Mama, Papa! Wieso habt ihr noch kein Essen für mich auf den Tisch gestellt? Ich habe nach dem anstrengenden Tag einen Mordshunger!“ rief Melanie ihren Eltern entgegen. Frau Herrmann antwortete freundlich: „Tut mir Leid, mein Schatz. Ich bereite dir sofort das Essen zu!“ „Ja, bitte! Aber schnell, ja? Ich komme noch um...“ „Mann, was hast du denn für eine geschädigte Schwester?,“ wollte Cassandra wissen. Sie hatte alles, was Melanie gesagt hatte, mitbekommen, da diese sehr laut gesprochen hatte. „Frag’ mich nicht!“ seufzte Anja. Die beiden Mädchen machten sich sofort daran, Chris anzurufen. „Ich wähle!“ bestimmte Anja und wählte auch sofort. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine piepsige Kinderstimme: „Hallo. Ich bin Superman. Wer möchte gerettet werden?.“ Sofort fing das Mädchen an, loszulachen. „Hey, was ist daran so witzig?,“ „Ist dein Bruder zu Hause?“ „Welcher Bruder? Chris oder Jonas?“ „Chris!“ „Ja, Augenblick!“ Gespannt lauschte Cassandra dem Gespräch ihrer Freundin. „Was war denn eben so lustig?,“ fragte sie neugierig. „Sag’ ich dir nach dem Telefongespräch!“ Chris’ kleiner Bruder holte diesen an den Telefonapparat. „Hallo, wer ist da?,“ „Anja! Ich habe doch gesagt, ich rufe dich an!“ „Wahnsinn! Ich hätte nie gedacht, dass du mich anrufst!“ „Wieso? Ich habe dir das doch versprochen. Ich halte meine Versprechen immer!“ „Die süße Anja vom Eis-Café?“ „Na, logisch! Und, wie geht es dir?“ „Jetzt, wo du anrufst, geht es mir super! Und dir?“ „Mir auch! Wie alt bist du eigentlich?“ „Rate doch mal!“ „Hm...14?“ „Nein!“ „15?“ „Richtig! Und du? Aber das muss ich jetzt wahrscheinlich auch erraten, oder?“ „Erfasst!“ „13?“ „Nee!“ „12?“ „Mach mich nicht wütend!“ „Okay, okay. War ja nur ein Scherz. 14?,“ „Ja, ganz genau.“ „Wollen wir uns mal treffen?“ „Klar, gern. Nur wann und wo?“ „Wie wäre es mit Montag im Kino? Ich nehme Ramon mit und du Cassandra, ja?“ „Auf jeden Fall! Ich freu mich schon! Ich rufe dich später noch mal an! Dann können wir ja genaue Uhrzeit und Treffpunkt ausmachen!“ „Jo, geht klar! Ciao! „Ciao!“ Nun legte Chris zuerst auf. „Also, was war denn nun so lustig?,“ fragte Cassandra neugierig. „Als abgenommen wurde, war zuerst sein kleiner Bruder am Apparat. Er hat sich mit „Hallo. Ich bin Superman. Wer möchte heute gerettet werden?,“ gemeldet!“ Enttäuscht ließ sich ihre Freundin wieder aufs Bett fallen, da sie diesen Satz überhaupt nicht witzig fand. „Wir haben uns verabredet! Montag im Kino! Chris nimmt Ramon mit und ich dich!“ erklärte sie glücklich lächelnd. „Wir rufen Ramon trotzdem an, oder?“ Diese Frage sprach Cassandra mit großer Aufregung aus. Anja nickte. „Diesmal wähle ich!“ meinte Cassy und riss das Telefon an sich. Am anderen Ende meldete sich eine dunkle Jungenstimme: „Hi. Bist du’s, Jenny?,“ „Hallo. Nein, Cassandra am Apparat.“ “Etwa diese Fette? Wieso ruft Anja nicht an?“ „Was soll denn das heißen? Willst du mich beleidigen?“ „Tut mir ja Leid, aber du bist fett.“ „Wer ist denn Jenny?“ „Meine Cousine, Mann!“ „Ach so. Du scheinst ja ein wahrer Angeber zu sein!“ „Nö, ich sage bloß immer die Wahrheit. Du vergeudest meine wertvolle Zeit.“ „Du bist ein Idiot! Chris scheint ja netter als du zu sein!“ „Chris? Der lebt nach dem Motto „Einmal ficken, weiterschicken“. „Hirngeschädigter! Das glaube ich dir nicht! Tschüß!“ „Tschüß!!“ Er donnerte den Telefonhörer auf die Gabel. Er hatte sich erhofft, Jenny würde anrufen, da er mit ihr in eine Disco gehen wollte. Anja sah Cassandra an, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Sie fragte: „Was hast du? Was hat er denn gesagt?“ „Ich bin zu dick. Ich muss unbedingt abnehmen. Ich mache jetzt eine Nulldiät!“ Erschrocken erhob sich Anja und musterte ihre Freundin genau. „Bist du jetzt völlig durchgeknallt? Lass’ dir doch nicht so einen Mist einreden! Du bist ganz normal.“ „Das sagst du doch nur, weil du mich nicht verletzen willst...,“ schoss es aus Cassandra heraus. „Ich bin 1,67 und wiege 68 kg. Das ist doch wirklich zu viel. Ich möchte auf 57kg runterkommen. Das wäre mein Idealgewicht.“ „Tu’, was du nicht lassen kannst.“ „Was machen wir jetzt?“ wollte Cassy wissen. „Hm...Fernsehen?,“ „Oder ein paar Runden joggen?“ „Na gut, wir können auch ein bisschen joggen. Schaden wird es ja nicht.“ Und schon liefen die beiden Mädchen aus dem Haus, schnurstracks auf den Park zu. Sie hatten mit Wasser gefüllte Flaschen mitgenommen, die sie in einem kleinen Rucksack verstaut hatten. Im Park angekommen joggten sie sofort los. „Ich schaffe es, bis zur Unendlichkeit zu joggen!“ lachte Cassandra gelassen, worauf Anja sie entgeistert anschaute und behauptete: „In der Unendlichkeit lebst du aber schon gar nicht mehr! Ich setze mir jetzt ein Ziel: 20 Minuten!“ Ihre Freundin war einverstanden und so joggten sie die 20 Minuten, ohne einmal Pause zu machen oder auch nur den Wunsch zu verspüren, aufzuhören. Wenn Cassandra ehrlich zu sich selbst war, fand sie, dass diese 20 Minuten viel zu wenig waren und sie viel zu schlapp war. „Du kleine, miese, widerliche, fette, schlappe Kuh! Streng’ dich gefälligst mehr an!“ meldete sich ihre innere Stimme. „Lass uns weiter machen!“ entschied sie für Anja mit, diese kümmerten weitere 20 Minuten nicht im Geringsten. Sie hatte auch kaum Schweiß an ihrem Körper, da sie jeden Tag 20-30 Minuten joggte; so war sie abgehärtet. Im Gegensatz zu Anja war Cassandra ein echter Schweißbündel, der jeden Augenblick vor Atemlosigkeit in Ohnmacht zu drohen fiel. „Ich kann nicht mehr!“ dachte sie, doch dann meldete sich ihre innere Stimme wieder: „Was? Du kannst nicht mehr? Du bist bloß zu schlapp, gib’ es doch zu! Du besitzt echt keine Spur von Ehrgeiz! Mach’ weiter! Hör’ bloß auf, ständig aufzugeben, du Schwächling! Du bist nicht nur blöd und hässlich, sondern auch unsportlich! Du Schwache!“ So entschied sie sich letztendlich doch, weiterzumachen. Als sie bemerkte, wie ihre Freundin neben ihr erschöpft zusammensank, setzte auch sie sich nieder. Anja holte die Flasche Wasser aus ihrer Tasche und überließ Cassandra die Entscheidung dazu, wer zuerst daraus trinken durfte. Überraschenderweise ließ sie Anja den Vortritt. Diese trank ca. die halbe Flasche aus, anschließend überreichte sie den Rest ihrer Freundin. Sie trank den Rest der Flasche in höchstens 2-3 Zügen aus. Als sie wieder bei Anja angekommen waren, berieten sie erst einmal, was sie nun machen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)