Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! von kaherashico ================================================================================ Kapitel 7: Das Warten hat ein Ende. ----------------------------------- Ranma schlief in dieser Nacht wieder sehr schlecht. Akane beherrschte jeden seiner Träume. Ihr vorwurfsvoller Blick verfolgte ihn und ständig wiederholte sie dieselben anklagenden Worte: „Und ich hab dir vertraut…“ Schweißgebadet fuhr er hoch. Er musste das klären! So konnte es nicht weitergehen… Doch der nächste Tag war zum Verrücktwerden. Wie er es auch anstellte, an Akane war kein rankommen. Ständig wurde sie von Kasumi und seiner Mutter umschwirrt, ja regelrecht belagert. Die anderen schienen nicht zu bemerken, dass das Brautpaar nicht ganz mit sich im Reinen war. Schließlich hatten die beiden sich doch endlich öffentlich zu ihrer Liebe bekannt, wo lag da noch das Problem? Ein Klopfen riss Ranma aus seinen düsteren Gedanken. Hoffnungsvoll hob er seinen Kopf. „Ja?“ Er bemühte sich seine Enttäuschung zu verbergen, als sein Vater die Tür aufschob. „Hier steckst du also. Hör mal Junge“, Genma räusperte sich, „wegen heute…Nacht-“ „Paps, ich will nicht darüber sprechen!“, unterbrach Ranma ihn entsetzt. „Hehehe“, Genma kratzte sich verlegen am Kopf. „Deine Mutter meinte…aber wenn du schon alles weißt, umso besser…“ Er wandte sich zum Gehen, die Sache schien ihm mehr als unangenehm. Bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich noch einmal zu seinem Sohn um. „Eins noch, sei respektvoll.“ Ranma starrte auf die geschlossene Tür und wünschte, ihm wäre diese Unterhaltung erspart geblieben. Er musste mit Akane reden. Auf der Stelle. „Akane!“ Zaghaft klopfte er an ihre Tür. „Verschwinde!“ Seufzend ließ er den Kopf hängen. Die Reaktion hatte er erwartet. Machte das hier überhaupt noch Sinn? Wenn sie auf stur schaltete, könnte er genauso gut mit einer Wand sprechen. Dann gab er sich einen Ruck und versuchte es erneut. „Lass es mich doch wenigstens erklären…“ „Nein!“ Langsam wurde er wütend. Es interessierte sie überhaupt nicht, was er zu sagen hatte? Schön, dann eben anders. „Akane, mach sofort die verdammte Tür auf, sonst…!“ „Sonst was?“, kam es höhnisch von drinnen. „Sonst komm’ ich rein“, knurrte er. Stille. „Eins.“ Akane sah zur Tür. „Zwei.“ Er würde doch nicht wirklich… „DREI!“ Mit einem Ruck drückte er die Türklinke nach unten und wollte ins Zimmer stürzen, als ihn eine unbekannte Gewalt daran hinderte. Akane hatte sich mit einem „NEIN!“ und voller Kraft gegen die Tür geworfen, sodass die nun nur einen Spaltbreit offen war. „Sei. Doch. Vernünftig.“ Keuchend stemmte Ranma sich dagegen. Es kostete ihn mehr Anstrengung als er zugeben wollte. Seit wann war sie so stark? „Es- geht- nicht!“ Akane atmete mindestens genauso schwer. Adrenalin durchflutete ihren Körper. Sie durfte diesen Kampf um keinen Preis verlieren! „Aka-“ Ranma brach ab, als sich ihre Blicke trafen. Verstört wich er einige Schritte zurück, während seine Verlobte die Chance beim Schopf ergriff um die Tür zu zuknallen. Er war immer noch tief erschüttert. Akane hatte ihn so panisch angesehen, als wäre er der Teufel persönlich. Seine Schultern sackten herab und er schlich wie ein begossener Pudel davon. „Verzeih mir, Ranma“, flüsterte Akane gegen ihre Tür gelehnt. „Es bringt Unglück die Braut vor der Hochzeit zu sehen.“ Eigentlich war sie wenig abergläubisch, doch aufgrund des letzten Versuchs und dessen katastrophalem Ausgang wollte sie diesmal kein Risiko eingehen. Als Ranma niedergeschlagen das Wohnzimmer betrat, wurde er bereits sehnlichst von seinem Schwiegervater in spe erwartet. „Ranma, es wird Zeit. Du musst dich umziehen!“ Der Angesprochene seufzte und ließ sich wortlos mitschleifen. Wie sollte er Akanes Vater beibringen, dass es keine Hochzeit geben würde, wo der sich doch schon so darauf freute? „Ähm-“, startete er einen verzweifelten Versuch. „Ja, mein Junge? Soll ich dir vielleicht beim Anziehen helfen?“, fragte Soun fröhlich, wobei er sich offenbar für extrem witzig hielt. Ranma verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. „Hehehe.“ „Du schaffst das schon!“ Aufmunternd klopfte der Ältere dem Jungen auf die Schulter und verließ den Raum. Gedankenverloren starrte Ranma auf die Kleidungsstücke, die ordentlich zusammengefaltet vor ihm lagen. „Ranma?“ Kasumis liebliche Stimme ließ ihn zusammenfahren. „Beeil dich, Akane ist soweit!“ Sein Kopf schoss in die Höhe. Hatte er sich verhört? Nach allem was passiert war, wollte sie ihn tatsächlich noch heiraten? Ranma war, als machte sein Herz einen gewaltigen Sprung. Mit einem „Bin schon fertig!“ riss er schließlich die Tür auf. Kasumi sah ihn verblüfft an, mit so viel Elan hatte sie gar nicht gerechnet. „Er scheint es kaum erwarten zu können“, dachte die junge Frau hocherfreut. Allerdings runzelte sie Sekunden später ihre Stirn, denn ihr zukünftiger Schwager war mit den Worten „Ich muss mit Akane reden“ an ihr vorbeigestürmt. „Das kannst du aber nicht.“ Nabiki versperrte ihm den Weg zur Treppe. „Nabiki, es ist dringend. Ich hab keine Zeit für eine deiner Erpressungen“, knurrte Ranma genervt. Darauf erwiderte diese nur trocken: „Da du nun quasi schon zur Familie gehörst, überhör’ ich das mal großzügig.“ „Ranma, du kannst Akane nicht vor der Hochzeit sehen“, pflichtete Kasumi ihrer Schwester bei. Der junge Kampfsportler war sichtlich bemüht, Ruhe zu bewahren. Also hakte er nach: „Warum nicht?“ „Weil das Unglück bringt“, wurde er von Nabiki aufgeklärt. Ranma verdrehte die Augen. Wer glaubte denn an so einen Schwachsinn? Akane jedenfalls nicht, davon war er felsenfest überzeugt. Der junge Saotome war nicht gewillt, diesen Kampf aufzugeben. Deswegen entwickelte er eine Strategie: Erst vortäuschen geschlagen das Schlachtfeld zu verlassen, um sich dann später über die feindlichen Linien zu schleichen. Dummerweise hatte Nabiki seinen Plan von Anfang an durchschaut und sich keinen Zentimeter wegbewegt. Wütend starrte er sie an. Die ließ sich davon nicht beirren und schüttelte, die Arme vor der Brust verschränkt, vehement mit dem Kopf. „Es ist nur zu eurem Besten.“ Gut, dann eben anders. Zähneknirschend versteckte sich Ranma im Schrank. Mann, war das unbequem da drin. Jetzt hieß es geduldig abzuwarten. „Genma?“ „Ja, Liebling?“ „Ich kann Ranma nirgendwo finden.“ Seine Mutter schien ernsthaft besorgt zu sein. „Der wird schon rechtzeitig wieder auftauchen. Sonst verpasst er ja seine eigene Hochzeit.“ Genma brach in schallendes Gelächter aus. „Ha. Ha. Wirklich witzig“, dachte sein Sohn, die Augen zu Schlitzen verengt. Dann spitzte er die Ohren. Anscheinend waren die ersten Gäste eingetroffen. Und das bedeutete, dass es keinem auffallen würde, wenn er die Braut für ein paar Minuten entführte. Wo blieb sie denn nur? Er saß jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit in diesem Schrank. Langsam begannen seine Beine zu schmerzen. „Akane…!“ Dann sah er etwas Weißes am Türspalt vorbeirauschen. Akane spürte wie sie grob am Arm in einen dunklen Schrank gezerrt wurde. Eine kräftige Hand auf ihrem Mund erstickte ihre empörten Schreie. Was fiel diesem Unhold eigentlich ein? „Na endlich“, knurrte eine bekannte Stimme, „ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“ Sie tastete nach der Hand und löste sie sanft von ihren Lippen. „Ranma?“ „Wer denn sonst?“ „Was machst du hier?“ „Ich wollte mit dir reden“, murmelte er verlegen. Gut, dass es dunkel war. Sie wartete darauf, dass er weiter sprach. „Du musst nicht, wenn du nicht willst…“ Er atmete erleichtert aus. Das was ihn bedrückte, war endlich ausgesprochen. Sie brauchte einen kurzen Moment, um die Tragweite seiner Worte zu begreifen. Ein warmes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Dann tastete Akane nach seiner Hand und umschloss diese fest. „Ranma, ich will aber“, sagte sie bestimmt. „Wirklich?“ Er klang zweifelnd, skeptisch. „Wirklich.“ Es war nur ein Flüstern. Dafür war es direkt neben seinem Ohr. Ranma zuckte zusammen, sein Herz begann unwillkürlich schneller zu schlagen. Sie war so nah. Und sie wollte ihn heiraten. „Akane, ich…“ „RANMA!“ Die beiden seufzten schwer. Immer wurden sie gestört. „Du solltest besser gehen“, flüsterte sie, „bevor man uns noch findet.“ „Aber-“ „Geh.“ Sie drückte zur Bestätigung noch einmal seine Hand. „Junge, wo hast du denn gesteckt? Die Zeremonie fängt gleich an.“ Wütend schleifte Genma seinen Sohn hinter sich her. „Es ist unhöflich die Gäste warten zu lassen.“ Sein alter Herr wollte ihm was über Anstand und Manieren beibringen? Der junge Kampfsportler musste sich beherrschen keinen Streit vom Zaun zu brechen. Sonst würde er seinen schönen Anzug ruinieren. Als endlich sie das Dojo erreichten, staunte Ranma nicht schlecht. ~ Danke für's Lesen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)