Monster von Croceon ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Monster Autor: Croceon Status: abgeschlossen Teil: One-Shot Rating: p12-slash Warnings: Tragedy, Death Genre: SF Kommentar: Ja, ich weiß, dass sind ff.de Ratings, ich werds ändern sobald ich Zeit hab, mir dieses offizielle K, K+, T, M, MA genauer zu Gemüte zu führen. Bis dahin muss jedem klar sein, dass es sich bei p12-slash um eine Geschichte handelt, die für Jugendliche ab zwölf Jahren geeignet ist und die außerdem leichte homoerotische Andeutungen enthält. Das hier war ein Beitrag zu einem Kurzgeschichtenwettbewerb zum Thema 'Utopia', der mir leider keinen Sieg eingebracht hat, dafür aber zu einem meiner Lieblingstexte geworden ist. Die Altersempfehlung hat mir einiges an Kopfschmerzen bereitet, da ich nicht denke, dass diese Geschichte für ein sechsjähriges Kind angemessen wäre, aber die Kriterien diese Einstufung zulassen würden. Die slash-Wertung ist wirklich nur als winziger Hauch zu erkennen, eigentlich ist das einzige derartige Gefühl eine tiefe Verbundenheit. Ich würde mich sehr über eine Beschreibung dessen freuen, was diese Geschichte im Leser auslöst (Tatsächlich habe ich alle meine Bekannten gezwungen, sie noch während des Lesens mit Notizen zu versehen^^) und hoffe, dass sie nicht zu hochtrabend und ungeschickt erscheint. Ist inzwischen auch ein paar Jährchen alt. Viel Spaß Croceon Monster Trügerisch sanft wirbelt der Wind über die Ruinenlandschaft; als ein letzter Ausläufer der großen Stürme schleift er die alten Steinbauten zu dem gleichen Staub, aus dem ihre Schöpfer und Vernichter einst auferstanden. Screws Blick wandert vor allen Augen hinter den getönten Gläsern verborgen über diesen einstigen Stolz der Menschheit. Staub. Ein missbilligendes Schnauben entkommt ihm, als er die aufsteigenden Rauchwolken auf einem der Hochhäuser erblickt. „Liquidieren.“ Noch bevor die letzten Uniformierten an ihm vorbei laufen, erklingen die ersten Schreie. Keine Viertelstunde später erschüttern die ersten Detonationen die verbrannte Erde unter seinen Füßen und der Sprengstoff beschleunigt den Zersetzungsprozess, den der Wüstenwind begonnen hat. Regungslos betrachtet Screw die Ausführung seines Befehls. Das Ziel: Komplette Auslöschung. Hochhäuser, einige Plattenbauten und halb zerfallene Wohnhäuser haben dem verseuchten Wüstenwind in den letzten 500 Jahren standgehalten. Vengeur wie er sind dazu da, dies zu ändern. Schandflecke der Vergangenheit zu beseitigen, das ist ihre Aufgabe. Komplette Auslöschung alter Gebäude, Strassen und natürlich Eliminierung aller Staubkinder. Die Henker der verlorenen Vergangenheit. „Sir?“ Ein junger Soldat tritt an ihn heran. „Eine Gruppe Staubkinder wurde gesichtet, Sir.“ Der Kommandeur verharrt ungerührt und der Soldat hakt nervös nach: „Was soll geschehen, Sir?“ „Liquidieren.“, ist die monotone Erwiderung. „Aber sie sind – “ „Widersprechen Sie?“ Selbst durch die Sonnenbrille meint er die stechenden, stahlgrauen Augen Screws zu erkennen und allein die Vorstellung lässt ihn schaudern. „Nein, Sir. Befehl wird ausgeführt, Sir“ Der knappen Verbeugung schenkt Screw ebenso wenig Beachtung wie den Schüssen und gellenden Schreien aus Richtung der Trümmerhaufen. Diese Emotionskälte legt er nicht ab, während seine Truppen die nächsten Schandflecken zermalmen. Sie weicht auch nicht, als sie in ihren Kurzraumjets zurück Richtung Heimat eilen. Er kennt es. Hat es schon Hunderte Male erlebt. Erst die Ruinen. Dann nur Wüste. Wieder zerrüttete Trümmer. Der Sonnenuntergang. Magnetische Abwehrfelder. Schleusen, Sicherheitskontrollen. Name: Screw. Geboren: 3042. Alter: 78 Jahre. Biologisches Alter: 20 Jahre. Größe, Gewicht, Dienstgrad, Sicherheitscodes. Tore öffnen sich, gewähren Blick auf die neue Menschenwelt. Die Meeresstadt. Einzig darauf ausgerichtet, niemanden aus der verseuchten Welt hineinzulassen, in diese Hochburg menschlicher Lebensgier, Todesangst. Nur die Vengeur können hinaus. Die Erde, die draußen liegt – hier wird sie gehasst und herbeigesehnt zugleich. Das Wasser gilt hier das höchste; Namen, die Wasser bedeuten sind höchste Ehrungen. Nicht wie Screw, die kleine, ausführende Schraube im Getriebe der großen Mächte, die alles am Laufen hält. Nicht sein Name. Trotzdem bedeutungslos. Niemand nennt ihn je Screw; nur Sir, oder Kommandeur oder 3042-566. Das 566. Neugeborene im Jahr 3042. Nummern, die zweithöchste Auszeichnung nach dem Wasser. Sie beweisen, dass man ist. Er folgt dem Strom der Kleinjets in den Luftstraßen mit den Augen. Beinahe jedes trägt deutlich sichtbar die Marke der Entwickler: SAD. Überdimensionale Bildschirme zeigen Spots, die immer mit denselben Buchstaben enden. Schulkinder singen Lieder auf dem Heimweg, proben für den großen Tag der Feste; für den 666. Gründungstag der Forschungsorganisation zum Schutz gegen die Wüste. SAD – Strong Against the Deserts. Es gibt sie schon seit der Zeit vor dem Untergang. Als die Seuche fast 520 Jahre zuvor ausbrach, waren es SAD–Wissenschaftler, welche die Bevölkerung evakuierten. Alles in der Meeresstadt wird von ihnen konstruiert. Die Schutzfelder gegen die brennende Sonne, die Reinigungsanlagen für die vergifteten Wüstenwinde. Heilmittel gegen die Seuche, allein entwickelt um den Vengeur ihre Arbeit zu ermöglichen. Screw interessiert die SAD nicht. Er verdankt ihren Forschungen sein Leben, seinen biologisch eingefrorenen Körper, seine Arbeit. Doch dankbar ist er nicht. Screw nimmt es hin. Menschen um ihn herum, allesamt keinen Tag älter als 20 Jahre. In der Meeresstadt zu leben ist ein Privileg, noch immer. Die anderen Städte der Überlebenden – die Wüsten- und Bergstädte – sind ersetzbar. Nichts Besonderes. Dort kann jeder leben, dort darf jeder leben. Die Meeresstadt ist einzigartig. Alle Vengeur kommen hierher. Alle Kinder, bei denen Hochbegabung festgestellt wird, werden zwangsweise hierher geholt. Alle Zuziehenden müssen ihren IQ und eine besondere Begabung erweisen. Screw kümmert all das nicht. Er lebt nicht nur in der Meeresstadt, der Stadt der Elite. Er ist ein Vengeur. Er ist die Elite. Vor dem Zuhause, Sicherheitscodes. Etwas essen, die SAD–Abendnachrichten, Schlafengehen. Auf dem Rücken, gerade Körperhaltung, wie immer. Der Körper muss erhalten bleiben. Sein Körper bleibt jung, wenn seine Zeit naht, werden die Bourreaux ihn holen. Makel werden ausgesondert. Bis dahin: achten auf den Kunsteingriff in die Natur. Arme parallel zum Rumpf absenken, zur Decke blicken. Ein Ritual. Emotionslos. Augen schließen. Schlafen. Die Schreie nicht hören. Es ist wie jeden Tag. „Papa, was sind Staubkinder?“ „Staubkinder leben draußen.“ „Draußen? Aber man kann doch draußen gar nicht leben! Du lügst doch, Papa, das darfst du nicht!“ „Staubkinder leben draußen, weil sie Verbündete der Seuche sind. Sie wollten die Macht und haben mit ihren Waffen und Gasen die Welt in Wüste gewandelt.“ „Aber das ist doch schon sooo lange her!“ „Sie sind lange tot, die Alten. Ihre Kinder führen ihr Leben fort. Sie leben in unserer alten Heimat in Ruinen zwischen Schutt und Asche.“ Ein anderer Tag. Mehr Ruinen, mehr Trümmer, neue Schreie. In den Abendnachrichten wird diskutiert, weshalb die Staubkinder nicht verschwinden. Immer wieder kommen neue, bauen Ruinen wieder auf. Es ist egal. „Papa?“ „Ja?“ „Was sind Vengeur?“ „Rächer. Sie bestrafen die Staubkinder.“ „Sie töten?“ „Ja.“ „Dürfen sie das? Die Staubkinder können doch nichts dafür, wenn doch ihre Eltern tot sind?“ „Sie sind schlecht. Vom tiefsten Grund ihres Fleisches sind die verdorben. Sie sind schuldig, ganz allein. Verkrüppelt allesamt, von ihrem Leben mit der Seuche. Ein Staubkind hat das Leben nicht verdient.“ „Wenn aber jetzt eins ganz nett ist?“ „So eins gibt es nicht, Screw.“ Ein weiterer Tag, doch anders. Es ist ein neuer Tag. Screw erwacht schweißnass, die Schreie sind nicht verschwunden. Die nächsten Einsätze in der Wüste. Dann die letzte und die Monotonie wird gesprengt. Die Soldaten steigen bereits in die Jets, als Screw stürzt. Der Boden bricht ein und er fällt tiefer und tiefer, bis die Sonne nicht mehr scheint. Es ist egal. Screw träumt nicht in dieser Nacht. Kein Ritual. Das Erwachen, genau wie immer. Aber ihm schmerzen die Arme. Verwundert bewegt er sie ohne zu sehen, es ist noch immer dunkel. Es fühlt sich fremd an. „Hey, was machst du denn hier?“ Ein Lichtkegel blendet Screw. Er wartet ab, ob noch etwas geschieht und weicht dem Licht nicht aus. Nach einigen Sekunden schwenkt das Licht von seinem Gesicht fort zur Seite. Screw sieht nichts, ihm tanzen bunte Punkte vor den Augen. „Bist ja ’ne komische Type. Wie bist’n du hier reingekommen?“ Sein Blick fokussiert sich auf den Umriss vor ihm und er schafft es, ihn als menschlich zu bestimmen. Die Soldatenmaschine in Screw identifiziert einen vielleicht 17jährigen Jungen, kurzes Haar, schmächtige Statur, Screw im Falle des Falles sowohl an körperlichen Voraussetzungen als auch an Kampferfahrung sicher unterlegen. Viel mehr ist nicht auszumachen, der Lichtschein erreicht den Fremden nicht. „Kannste überhaupt sprechen oder was soll die Schweige-Nummer?“ „Ich spreche.“, antwortet Screw reflexartig. „Das hör ich.“, kommt die gekicherte Reaktion. „Siehst ja ziemlich ramponiert aus. Bist du okay?“ „Ich bin unverletzt.“ Nur langsam reagiert Screw. Der Junge verwirrt ihn, er spricht so seltsam. Screw versteht ihn nicht richtig. „Mein ich doch, Mann.“ Abwehrend wedelt der Junge mit der Hand. „Wie auch immer, mal ’ne wichtigere Frage: Woher kommst du, was bist du und wer wird dich suchen kommen?“ Drei Fragen, stellt Screws Gehirn fest. Nicht eine. Die unterschwellige Schärfe entgeht ihm völlig. Er hat Mühe, den schnellen Worten des Jungen zu folgen. „Ich lebe in der Meeresstadt. Niemand.“ „Wie jetz’, niemand? Du bist niemand oder niemand wird kommen?“ „Niemand wird suchen, darum bin ich niemand.“ Das weiß Screw sicher. Schon öfter sind Männer in der Wüste verschwunden. Niemand hat sie je gesucht. Selbst Schuld. Makel werden ausgesondert. „Na toll.“ Der Junge seufzt tief. „Okay, wie heißt du? Kannst mich Sac nennen.“ „Screw.“ Sac blinzelt verwirrt. „Schraube?“ „Mein Name ist Screw.“, wiederholt Screw mit Nachdruck. „Sag ich ja, Schraube. Typisch Meeresstadt, so’n bekloppter Name. Komm schon, Schraube, steh auf. Ich nehm dich mit zu uns.“ „Mein Name ist Screw!“ „Weiß ich doch, Schräubchen. Jetz’ steh schon auf, hab noch was vor.“ Screw blinzelt verwirrt. Schraube – nicht sein Name. Screw. Sac. „Sac?“ Das Wort fühlt sich seltsam auf seiner Zunge an. „Jap, so heiß ich. Naja, eigentlich Sacrum. Nenn mich bloß nicht so, meine Eltern haben genauso ’ne Schraube locker wie deine. Egal, komm jetz’ endlich. Na los.“ Ungeduldig streckt Sac die Hand nach Screw aus, der ihn noch immer beinahe tranceartig anstarrt. Zögerlich hebt sich schließlich eine Hand der Helfenden entgegen. Bevor Screw die Entscheidung rückgängig machen kann, packt Sac ihn und zieht ihn mit erstaunlicher Kraft auf die Beine. „Na also, geht doch! Die anderen werden schon warten, besonders mein Vater.“ Noch während er spricht, dreht Sac sich auf dem Absatz um und geht schnellen Schrittes voraus. Fast schon überfordert, Sac und seinen Worten zugleich zu folgen, stolpert Screw ihm noch etwas orientierungslos hinterher. Der schert sich allerdings nicht weiter um seinen Fund und plappert munter vor sich hin. Er verwirrt Screw maßlos. Sacs Art zu sprechen beinhaltet so viele nutzlose Worte, die es ihm erschweren, den Sinn zu entschlüsseln. „Wer seid ihr?“ In seinem Wortschwall entgehen die Worte Sac beinahe, er errät sie mehr als zu hören. Nur unmerklich wird er langsamer und das allgegenwärtige Grinsen schwindet. „Ihr kennt uns doch. Warum fragst du?“ „Nein.“ Screw ist sich sicher. „Ich kenne euch nicht. Du bist nett, du hilfst mir. Aber du lebst draußen. Wer bist du?“ „Was soll das heißen ‚aber’? Kann ich nicht beides gleichzeitig oder was?“ Der Versuch eines Scherzes prallt an Screw ab. „Nein.“ Der Ton zeigt Sac eindeutig, dass Screw fest von dieser Meinung überzeugt ist. Keine Belehrung könnte diesen Glauben erschüttern. „Nun, Screw. Wer lebt in der Wüste, oder draußen, wie du sagst?“ „Staubkinder.“ Eine einfache Frage. „Ich lebe draußen. Also, was bin ich wohl?“ „Ich weiß es nicht.“ „Ein Staubkind vielleicht?“ Sacs Stimme hat jegliche Emotion verloren. „So eins gibt es nicht, Screw.“ „Nein. Das ist unmöglich.“ Wieder diese Überzeugung. „Warum?“ Nur noch Flüstern. „Du bist nett.“ Und Sac lacht. Und er weint. Er klingt verzweifelt, wie ein anderer Mensch, der den ewigen Frohsinn durchbrochen hat und jetzt über das naive, grinsende Kind lacht und um es trauert. Screw starrt ihn an. Noch immer hat er Sacs Gesicht nicht gesehen. Er hört nur das Lachen und die ächzenden Schluchzer dazwischen. Screw wird die Schreie nie wieder hören. „Sac?“ Seine Hand zuckt hoch. Eine blitzschnelle Bewegung, Schmerz an seiner Hand. „Fass mich nicht an!“ Die Lampe fällt zu Boden, rollt über den steinigen Tunnelgrund. Bringt alles ins Licht. Screw starrt Sac in die roten Augen, fühlt das Blut über seine Fingerspitzen auf den Boden tropfen, hebt die Hand vor die Augen. Tiefe Wunden, vier. Von Klauen gerissen. Das Blut hat dieselbe Farbe wie Sacs Augen. Schreie. „Siehst du mich?“ Narben an den nackten Unterarmen, unzählige Einstiche. „Entsetzt es dich? Denkst du, ich bin ein Monster? Kein Mensch? Ein verdammtes Staubkind?“ Keine Hände mehr, Klauen und offenes Fleisch. „Ihr seid doch selbst Schuld, dass es uns gibt! Wir haben eure Welt nicht vernichtet, dass war eure Gier ganz alleine! Uns jagt ihr, uns mordet ihr und eure Vernichter verehrt ihr wie die alten Götzen!“ Blanker Hohn in Reptilienaugen, Reißzähne klagen an. „Die große SAD? MAD sollten sie heißen, Mad Hatter sind sie alle! Warum es uns immer noch gibt? Ihr habt es doch gewollt! Ihr wollt mehr und besser und optimale Organe, länger leben, perfekt, makellos und wo kommen die Ergebnisse her? Was denkst du, womit die ach so wunderbare SAD experimentiert? Mit Tieren? Nein, sie haben schon lange gemerkt, dass es nicht reicht. Bessere Versuchsobjekte wollten sie und wir waren perfekt! Kreuzungen, widerliche Monster!“ Blutige Tränen. „Ersetzbar, nur einige Jahre gebraucht, dann nur noch zum wegwerfen ausreichend! Die Wüste, Lügen, der perfekte Platz für Müll wie uns, meinst du nicht? Makel werden ausgesondert. Du weißt das. Du bist schließlich unser Richter. Wir sind die Opfer, auf der eure Welt gebaut ist. Natürlich sind wir nicht nett. Wir sind ja nicht mal Menschen!“ Kein Lachen mehr, nur noch Tränen und Schreie, die in den langen Tunnelgängen verhallen. Zwei Monster der neuen Welt. „Ihr versteht gar nichts. Ihr wisst nicht, was Qualen sind. Die Sonne ist nichts dagegen, die Seuche. Lachhaft, allesamt.“ Resigniertes Kopfsenken. Geballte Fäuste, Krallen graben sich ins eigene Fleisch. „Sac?“ Screw fühlt sich… fühlt. Er weiß, warum er nicht dankbar ist. Warum er die Schreie hört. Warum sein Vater verschwunden ist. Warum er nie geglaubt hat, dass sein Vater ein Verräter war. „Sac. Lass das.“ Ruckartig blitzen rote Augen auf, versinken in Stahl. Die Klauen entspannen sich, Unglaube macht sich breit. Sac starrt in das gleiche Gesicht wie noch vor einigen Minuten, trotzdem ist alles anders. „Du bist kein Staubkind.“ Enttäuschung, neue Wut bricht hervor. „Hast du es denn immer noch nicht verstanden? Ich –“ „Du bist kein Staubkind, Sac. Staubkinder sind diejenigen, die diese Welt zerstören wollen und ohne Rücksicht auf Verluste ihr eigenes widerliches Leben verbringen. Wie Parasiten. Das bist du nicht. Du bist nett, Sac. Und ein Kind. Die Staubkinder dieser Welt sitzen in verspiegelten Konferenzsälen und manipulieren für ihre Zwecke einfach alles. Sie erschießen ohne Bedauern Kinder zwischen Steinen und treten die Natur mit Füßen. Du bist kein Staubkind, du bist ein Monster.“ Krallen holen aus, bereit die Stimmbänder zu zerreißen, die Schuld am blutenden Herzen sind. Der verzweifelte Schlag endet im Nichts, als Blutaugen das sanfte Lächeln erblicken. „Ich bin ein Staubkind. Ich wäre gerne ein Monster.“ Das Lächeln wird traurig, resignierend fast. Screw greift in seine Taschen, zieht eine kleine Kapsel hervor. Sacs Blick wandelt sich von Unglaube in Fassungslosigkeit, als Screw die Kapsel schluckt. „Was tust du denn?! Spuck sie wieder aus! Du bist keiner von ihnen, du kannst bei uns leben, du musst nicht zurück! Screw!“ Screw schwankt, geht zu Boden; Sac geht neben ihm in die Knie. „Sie werden nichts gegen dich haben, komm schon Screw. Nur alle Waffen müssen weg und du wirst ganz anders sein, kein Soldat mehr, niemand wird etwas merken und keiner wird dich fürchten, Screw!“ Neue Tränen. „... eine Rose...“ Nur Flüstern, Sac versteht nicht. „Was sagst du Screw? Was ist los?“ „Mein Vater... mein Vater hat es immer gesagt. Ein... ein altes Zitat. Uralt.“ Husten, Blut. „Eine Rose ist eine Rose ist... ist eine Rose.“ Verzweifeltes, tränenüberströmtes Kind. „Was soll das heißen Screw, warum sagst du das?“ Ein letzter klarer Blick, klare Worte. „Dass eine Rose ihre Dornen verliert, macht sie nicht zur Tulpe, Sac. Ich werde immer ein Staubkind sein.“ Brechende Augen, fassungslose Schreie. Lange weint Sac auf Screws ewig jungem Körper. Zitternd erhebt er sich schließlich, schließt sanft die Lider. „Du warst ein Monster, Screw.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)