Der Wunsch nach Ewigkeit von -Lelias- ((Mana) x Közi x Yuki) ================================================================================ Kapitel 1: Schicksalswendungen ------------------------------ „Der Wunsch nach Ewigkeit“ Ich warte auf dich Fandom: Malice Mizer Pairing: Közi x (Mana) x Yuki Rollen: Herrin: Mana Diener: Közi Straßenmusiker: Yuki Freund von Közi: Kami Ehemaliger Diener/ Künstler: Gackt Idee & Story bei: Lelias (Mexx: Xx-Lelias-xX) Mail: Lelias-Asay@web.de Zeit : 01.07.-10.07.2008 (jeweils 1-2 Std. am Tag) Manchmal ist das Leben seltsam, es geht verschlungene Pfade, und hat so plötzliche Wendungen, das man sich fragen konnte, was ist Ewigkeit? Gestern noch konnte man auf der Straße leben um dann von einem reichen Haus als Diener und Vertrauter aufgekauft zu werden... Közi war noch sehr jung als er seine Eltern verlor, früher lebten sie wohlbehütet in einem der großen Häuser am Stadtrand, aber die ständigen Aufstände und Unruhen forderten Opfer. Közis Eltern wurden in einem Aufstand der Bauern getötet das Haus abgebrannt. Nun, die Gesetze der Straße besagten zwar das er sich fortan alleine durchlagen musste, aber es ermöglichte ihm auch völlig neue Möglichkeiten. So kam es das der Junge mit ungefähr sechzehn Jahren von einem reichen Haus der Nachbarschaft aufgekauft wurde, und ihm somit versicherte den bevorstehenden Winter ein weiteres Jahr zu überleben. Aber wie kam es dazu? Auf den Straßen lebten zahllose verwaiste Jugendliche, warum also der kleine, unscheinbare Junge mit dem wachen Blick und den dreckigen Kleidern? Als die junge „Herrin“ des Hauses mit ihrer Kutsche durch die Straßen fuhr, sah sie am Rand des Brunnens einen kleinen Jungen sitzen. Eigentlich wollte sie ihn nicht weiter beachten, die Armut auf den Straßen nahm täglich zu und der Anblick von verwahrlosten Kindern beinahe alltäglich geworden. Aber dieser Junge hatte etwas besonderes, er strahlte eine ungeheure innere Kraft aus und starrte gedankenverloren auf das Wasser, sang dabei leise vor sich hin. So sah sie ihn, ließ die Kutsche halten und stellte sich zu den jüngeren. „Kleiner Singvogel, sag wie lautet dein Name?“ Közi hielt abrupt inne und sah sie mit großen Augen an, er spürte gleich das sich etwas in seinem Leben zu ändern vermochte, wenn er sich jetzt richtig verhalten würde. „Mein Name ist Közi...“, beinahe hätte er mein Herr geantwortet, er hatte sofort erkannt das hinter den schönen Frauenkleidern ein Mann steckte, hielt dies aber für unhöfflich und schwieg stattdessen. Sie musterte ihn weiter, forderte ihn dazu auf aufzustehen. „So Közi also? Ein schöner Name. Lebst du alleine?“ Közi sah beschämt zu Boden und antwortete leise: „Ja, meine Eltern verstarben vor einigen Jahren, seitdem lebe ich auf der Straße.“ „Womit verdienst du dein Geld?“ „Ich klaue nicht, wenn ihr das meint, ich verdiene es mir mit kleinen Aushilfsarbeiten...“ Közi wurde immer nervöser, der Mann verwirrte ihn, zudem wusste er nicht einmal wen er vor sich hatte. „Verkaufst du dich?“ Közi schrak zurück, wäre beinahe in das Wasser gestolpert, wenn der Andere ihn nicht festgehalten hätte. „Nein... nein! Ich bin kein Strichjunge! Bitte, das müsst ihr mir glauben!“, auf den Straßen waren diese verpönt und wenn er das Pech hatte, einem Kirchenmann zu begegnen, würde das seine Ausstoßung aus der Stadt bedeuten. Der Ältere nickte wohlwollend. „Nun dann, mein Name ist Mana. Und ich würde dir gern das Angebot machen für mich zu arbeiten.“ Közi wurde misstrauisch und fragte zurück: „Was für Arbeiten? Ich verkaufe mich nicht um den Namen meiner Familie zu beschmutzen.“ „Du sollst mein Diener sein, mich unterhalten und mein Vertrauter werden. Dafür lebst du kostenlos in meinem Haus, erhältst Essen und Trinken soviel zu benötigst und bekommst einen warmen Schlafplatz. Es wird dir an nichts fehlen, ich kann dich auch bezahlen, wenn du lieber alleine leben willst, deine Aufgabe besteht einzig darin an meiner Seite zu sein.“ Közi dachte darüber nach und konnte es nicht ganz glauben. „Das wäre alles?“ „Das wäre alles. Ich lebe allein und mir ist langweilig. Ich kann mir keine Freunde mit Geld kaufen, aber ich kann damit meine Langeweile besiegen.“ „In Ordnung.“ Közi stieg in die Kutsche, bemerkte das letzt mal das kalte, raue Pflaster unter seinen nackten Füßen und warf dem Ort seiner Kindheit einen letzte wehmütigen Blick zu. Es würde vielleicht Jahre dauern bis er an diesen Ort als Straßenkind zurückkehren konnte, aber wollte er es überhaupt? Vielleicht erwartete ihn jetzt eine bessere Zukunft, denn die Kutsche und der Ausblick auf ein neues Zuhause gab ihm die Gewissheit überleben zu können. Mana nahm neben ihm Platz, lächelte still in sich hinein und ließ die Kutsche nach Hause fahren. Welche Wende seine Entscheidung wohl bringen würde? Seit Közis Aufnahme waren nun 4 Jahre vergangen. Közi hatte alles gelernt was die Regeln der Etikette besagten, wie man sich als Diener und Vertrauter verhielt und vor allem wie man Mana bei Laune halten konnte. Közis anfängliches Problem mit Manas Geschlecht hatte sich ziemlich schnell aufgelöst, da Mana von sich aus erklärte das er als Frau erzogen wurde, nun aber unpraktischer weise in seinem Männerkörper feststeckte. Deswegen verlangte Mana auch nicht das man ihn mit Herr, sondern lieber mit Herrin ansprach. Közi war zufrieden mit seiner Arbeit, erstaunlich schnell hatte er die Lebensweise von der Straße abgelehnt und passte sich den Regeln des Hauses an und er genoss seinen Beruf. Manchmal verbrachte er stundenlang damit mit Mana Tee zu trinken, oder half in der Küche aus. Bestimmte schmutzige Arbeiten, wie er zuerst annahm, wurden von ihm nie verlangt, Mana brachte solche Dinge auch niemals zur Sprache. Alles in allem fühlte er sich wohl und seine Herrin war sein Freund geworden. Eines morgens wurde er schon recht früh auf das Gemach Manas geschickt, an sich nichts ungewöhnliches wenn es Mana danach verlangte mit jemanden zu reden, aber diesmal sollte es anders sein. Közi betrat das Zimmer und sah ihn im Bett liegen, den Oberkörper an die Wand gelehnt. Er wurde herangewinkt und setzte sich auf den weichen Stoff. Andächtig strich er über das rote Laken, bevor Mana anfing zu sprechen. „Közi... Du bist nun seit 4 Jahren mein Bediensteter.“ „Ja Herrin.“ „Verlangt es dir nie nach Freiheit? Einen eigenen Weg zu wählen?“ Közi dachte über die Worte nach. Nein eigentlich hatte er, trotz seiner vier Dienstjahre, nie das Verlangen gehab auf die Straße zurückzukehren. Er war nun zwanzig Jahre alt und fühlte sich nie glücklicher. „Nein Herrin...“, antwortete er nun etwas vorsichtiger, konnte sich keinen Reim daraus machen was er ihm sagen wollte. „Nun... Ich weiß das du mir treu bleiben wirst, habe ich recht?“, ein nicken Közis., „und ich denke das Veränderungen bevorstehen...“ Der Diener zuckte merklich zusammen, beugte sich zu seine Herrin. „Herrin! Was hat das zu bedeuten, wollt ihr mich wegschicken?“ Mana lachte leise. „Nein... Das nicht. Bevor wir uns kennen lernten hatte ich ein ähnliches Gefühl. Vertrau mir einfach. Aber so wie die Dinge jetzt stehen würde ich niemals auf die Idee kommen dich wegzuschicken, du bist mir einfach zu sehr ans Herz gewachsen.“ Közi errötete sanft, strich vorsichtig über Manas Gesicht, bekam ein sanftes Lächeln dafür geschenkt. Zwischen ihnen war mehr als das typische Herr – Diener Verhältnis, aber keiner der Beiden wäre je soweit gegangen es als Liebesbeziehung zu bezeichnen. „Dann macht euch auch keine Sorgen, ich werde bei euch bleiben, bis ihr mich eines Tages wegschickt...“ Mana nickte dankbar, strich durch sein schwarzblaues Haar und meinte: „Gut, dann hilf mir jetzt mich anzuziehen, ich werde heute ausgehen.“ Es war ein kurzes, nicht unübliches Gespräch, aber etwas an Manas Stimme brachte Közi zum nachdenken. Freiheit... Aber so sehr er überlegte, er kam immer zu dem Schluss das er sich eigentlich frei fühlte. Es war auch nicht so das er seit 4 Jahren das Haus nicht verlassen durfte, hin und wieder ging er in die Stadt um Besorgungen zu machen, oder um einfach nur um etwas unter Menschen zu sein. In Manas Anwesen gab es einige Bedienstete, Köche, Gärtner, Zimmermädchen und ähnliches, aber außer zu dem Sohn des Koches hatte er zu ihnen kaum eine persönliche Bindung, Mana war nicht verheiratet oder verlobt und durch die fehlende „echte“ Frau gab es auch keine Kinder, die den Ort etwas lebhafter machten. Am selben Nachmittag, Közi hatte Mana gerade in die Stadt, zur Schneiderin begleitet, saß er Gedankenverloren an dem Brunnen, wo sie sich einst kennen lernten Nachdenklich spielte er mit dem Wasser und bemerkte nicht die Menschen um ihn herum. Die Situation auf der Straße hatte sich kaum verändert, aber Mana hatte ihm eingeschärft dies nur soweit zu beachten, das er keine emotionale Bindung zu den Menschen fühlte, selbst wenn sie sein eigenes Schicksal teilten. So bemerkte er auch nicht das sich ein junger Mann neben ihn setzte und ihn musterte. „Kommst du von hier?“ Közi erschrak so sehr das er gar nicht realisiert hatte was der Andere ihn gefragt hatte. „W... Wer sind sie?“, brachte er, mit immer noch rasendem Herzen hervor und drehte sich nun zum erstenmal völlig zu der fremden Person um. Dieser lächelte amüsiert, zog seinen alten, verschlissenen Zylinder und deutete eine Verbeugung an. „Verzeih wenn ich dich erschrak, mein Name ist Yuki. Ich bin Straßenmusiker. Ich fragte dich, kommst du von der Straße?“ Közi war sich nicht sicher was er sagen sollte, einerseits wollte es die Höflichkeit das er sich ebenfalls vorstellte, andererseits wusste er nicht ob er einfach einem fremden Mann seinen Namen sagen durfte, er wurde sowas nie gefragt. Ein kurzes Räuspern später, verbeugte er sich ebenfalls leicht und antwortete verlegen: „Ich bin Közi und ich kam auch von der Straße, aber nun arbeite ich als Diener...“ Közi musterte Yuki, bemerkte das dieser einen alten Frack trug, kurze dunkelblonde Haare hatte und ihn aus sanften, braunen Augen musterte. Verlegen senkte er den Blick als er bemerkte das er augenscheinlich gestarrt hatte, denn Yukis Lippen waren zu einem verschmitzten Lächeln gekräuselt. „So? Du kommst mir bekannt vor, vielleicht habe ich dich schon mal gesehen? Kommst du öfters hier her?“ „Nur wenn ich Ausgang habe schon, hier habe ich meine Herrin das erstemal getroffen.“ Yuki nickte nachdenklich und überlegte fieberhaft woher er den Anderen kennen konnte. „Wo hast du gelebt bevor du auf die Straße kamst, du machst nicht den Eindruck als seihst du hier geboren.“ Einen Schauer von Wut erfasste Közi und er sprang auf. „Das geht euch gar nichts an!“, fauchte er und errötete vor Wut. Einerseits schämte er sich über seine Unhöflichkeit, andererseits konnte er die Dreistigkeit des kaum älteren Jungen nicht fassen. Közi redete nicht gerne über seine Herkunft, nur Mana wusste über sie bescheid, aber auch nur weil er ihn wirklich darum gebeten hatte sie zu erzählen. Yuki hob beschwichtigend die Hände und meinte sanft: „Beruhige dich. Ich kann verstehen wenn du nicht darüber reden willst, die wenigsten wollen das. Ich wollte dich nicht verärgern, tut mir Leid.“ Közi atmete ein paar Mal tief durch und nickte schließlich. „in Ordnung, es tut mir auch leid.“ Er setzte sich wieder und sah abermals auf das aufgeschäumte Wasser. Der Fremde beobachtete ihn wieder, schwieg nun aber eine Weile. „Ich habe früher auch einem Herrenhaus gedient, aber die Familie, wo ich lebte, hat meine Dienste nicht mehr gebraucht. Nun lebe ich wieder auf der Straße.“ „Warum erzählt ihr mir das?“ „Oh, nur so, ich wollte damit nichts andeuten. Ich hoffe du hast noch eine lange Zeit vor dir, du arbeitest doch gerne oder?“ „Ja schon, ich mag meine Arbeit und meine Herrin ist wirklich sehr nett.“ Közi lächelte abwesend und sah nicht wie der Andere die Stirn runzelte. „Wisst ihr wie Spät es ist?“ Yuki sah auf und blickte zum Kirchturm hinter Közi. „Fast 6 Uhr, ihr müsst euch nur umdrehen.“ Közi erschrak abermals, drehte sich um und starrte auf die Uhr. „Oh nein! Ich sollte längst zuhause sein! Ich muss los. Es war nett euch kennen zulernen.“ Yuki stand ebenfalls auf, als Közi loslaufen wollte und hielt ihn an der Hand fest. „Sehe ich dich wieder?“ Közi hielt irritiert inne und sah ihn fragend an. „Ich... Hm, ja, wieso nicht? Ich denke wir werden uns wiedersehen.“, antwortete er immer noch verwirrt und lief los als Yuki ihn zufrieden gehen ließ. „Ein netter Junge.“, lächelte Yuki und machte sich auf den Weg um sich etwas essbares zu organisieren. Mit Sorge beobachtete er das frühe Abendrot, war sich nicht sicher wann der Winter dieses Jahr einbrechen würde. Trotz aller Hast gelang es Közi nicht pünktlich zu sein und erhielt dafür einigen Ärger vom Küchenchef, dem er heute aushelfen sollte. Missmutig schälte er nun Kartoffeln und grummelte leise vor sich hin. „Hey Közi, wo warst du denn so lange?“, fragte Kami, der Sohn des Küchenchefs, ehe er sich eine Schürze und einen Schäler nahm und sich neben seinem Freund fallen ließ. „Oh Kami, heute ist was passiert... Ich wurde von einem Straßenmusiker angesprochen und habe dann über unser Gespräch die Zeit vergessen...“ Der Jüngere lächelte. „So? Dabei sollen wir uns doch nicht mit den Menschen von der Straße anfreunden.“ „Wir haben uns nicht angefreundet, sondern lediglich unterhalten. Er war so unhöfflich!“ Kami lachte amüsiert und nahm eine weitere Kartoffel. „Du wieder, vielleicht ist es aber gut wenn du ein wenig mit den Leuten von „draußen“ sprichst.“ „Da spricht der Experte was?“ Kami errötete sanft und sah zur Seite. „Ich weiß nicht was du meinst.“ Közi bewarf ihm mit einer Kartoffel und lachte. „Natürlich nicht! Ausgerechnet...“ In dem Moment wurden sie von Kamis Vater erwischt. „Arbeitet ihr jetzt?? Die Herrin will bald essen, also hört auf zu erzählen und packt an!“ Eilig gingen sie wieder an die Arbeit, nicht ohne sich immer wieder verstohlene Blicke zuzuwerfen und dabei zu lachen. Közi wusste ganz genau das Kami, sehr zum Leidwesen seiner Eltern, einige Freunde in der Stadt hatte, von denen man sich wünschte das ein wohlerzogener Sohn keinen Umgang mit ihnen Pflegte. Nun half alle elterliche Führsorge nichts und so kam es das Kami sich immer wieder heimlich rausschlich um seine freie Zeit mit seinen Freunden zu verbringen. Közi selber kannte die Leute mit denen sich der Junge traf und wusste das diese in Ordnung waren, natürlich machte er sich auch Gedanken das er in die falschen Hände geraten könnte, aber Kami konnte seine gute Menschenkenntnis immer wieder unter Beweis stellen, so das sich Közi fast keine Sorgen mehr machen brauchte, ganz im Gegensatz zu dessen Herrn Papa, natürlich... Später in der Nacht saß Közi noch lange wach. Irgendwas ließ ihn nicht schlafen und machte ihn unruhig. Müde sah er in die Flamme der Kerze, die sein Zimmer erhellte und gähnte. Es war schon lange nicht mehr vorgekommen das er sich so müde fühlte aber gleichzeitig hellwach war. Er setzte sich auf die Fensterbank und öffnete die großen Flügel des halbrunden Fensters. Es musste kurz vor Mitternacht sein, dachte er und horchte auf das Leben, das aus der Stadt zu ihm hoch drang. Kami hatte sich schon vor einer Stunde auf den Weg gemacht und ihm noch freudig zu gewunken und gerufen das sein Vater heute ebenfalls außer Haus war. Közi hatte nur lächelnd zurückgewinkt und sich fest vorgenommen heute früher ins Bett zu gehen, zumal Mana seine Dienste zu solch späten Uhrzeit nicht mehr benötigte. Er wusste das seine Herrin wahrscheinlich in der Bibliothek saß und über alte Bücher brütete, dessen Sprache Közi noch nie gehört hatte. Früher leistete er Mana gerne Gesellschaft und hörte sich alte Geschichten über dieses Haus an oder trank einfach still ein Glas Wein mit ihm, wenn dieser nicht schlafen konnte. Warum eigentlich nicht? Der Wein benebelte angenehm seine Sinne und machte selbst seinen Geist schläfrig. Mana würde sicher nichts dagegen haben. So nahm er seine Hausschuhe, zog ein langes Gewand an und machte sich auf den Weg in den Keller. Unterwegs kam er an Manas Gemach vorbei und horchte in die Stille, aber außer die unruhigen Schatten, ausgelöst von der Kerze in einer Hand, konnte er nichts wahrnehmen, so entscheid er das Mana entweder schon schlafen musste, oder sich in der Bibliothek seine Zeit vertrieb. Zu Anfang hatten ihm die Schatten Angst gemacht, er war auf der Straße großgeworden, wo es niemals ruhig oder wirklich dunkel wurde, in irgendeiner Ecke lebte immer etwas und sobald man gelernt hatte mit der Angst vor den nächtlichen Gestalten umzugehen, erschien einem Stille und Dunkelheit fast schon beängstigend. „Was machst du hier so spät?“ Közi fuhr herum und sah in das erstaunte Gesicht Manas. „Herrin... Ich konnte nicht schlafen, da wollte ich noch einen kleinen Spaziergang machen.“ „Deswegen stehst du vor meiner Tür? Wolltest du etwas von mir?“ Közi schüttelte beschämt den Kopf, der durchdringende Blick aus den dunkel geschminkten Augen seiner Herrin hatte schon immer eine besondere Wirkung auf ihn, er konnte dann einfach nichts vor ihm verbergen. Mana lächelte leicht. „Willst du vielleicht mit reinkommen?“ Közi nickte langsam und betrat, nachdem Mana sein Gemach aufgeschlossen hatte, den Raum. Schnell entzündete er aus alter Gewohnheit ein paar Kerzen und tauchte den Raum damit in ein angenehmes gelboranges Licht. „Setz dich.“, bat Mana, der das Licht wohlwollend zur Kenntnis genommen hatte. Wäre dies das erste mal das Közi nachts in Manas Gemach eingeladen würde, wäre ihm diese Aufforderung wahrscheinlich unangenehm, aber da er hier nicht fremd war, nahm er auf einen der kleinen Sessel platz und sah immer noch zu Boden. „Was bedrückt dich Közi?“, der Angesprochene seufzte. „Es ist nichts Herrin.“ Mana sah ihn durchdringend an. „Hat es mit meiner Frage von heute früh zu tun? Vermisst du die Freiheit? Du kannst ruhig ehrlich sein, du weißt das ich dir nicht böse sein werde“ „Ich weiß, danke Herrin. Aber wisst ihr, ich bin glücklich hier, wirklich. Ich fühle mich auch nicht eingeschränkt, ich weiß auch nicht was mit mir los ist.“ Közi schloss die Augen und dachte an Yukis Worte. „Ich habe heute jemanden aus der Stadt kennen gelernt.“ „So?, erzähl mir davon.“ „Er... Er ist Straßenmusiker und meint mich zu kennen, er kann sich nur nicht erinnern, wo er mich schon einmal gesehen hat.“ „Beschäftigt dich das?“, Mana hob eine feingeschwungene Augenbraue. „Nein, das nicht, aber er erzählte mir das er auch einmal einem Herrenhaus gedient hat, er wurde weggeschickt, da diese seine Dienste nicht mehr benötigten. Na ja, er erinnerte mich etwas an mich und ich musste die ganze Zeit daran denken, wie es wäre an seiner Stelle zu sein...“ Közi zuckte leicht zusammen als er Manas kühle Hand an seiner Wange spürte. Mana strich sanft über seine Wange, Közi hatte gar nicht bemerkt das er ihm so nahe gekommen war. „Das macht dir Angst?“ „Naja, nicht direkt Angst aber es wäre unvorstellbar für mich nicht mehr unter euch zu dienen und hier zu leben. Ich...“, Közi verstummte und suchte nach den richtigen Worten. „Ich mag euch sehr Herrin...“ Wiederholt schlich sich ein warmes Lächeln auf Manas sonst so unbewegliche Züge und er hauchte Közi einen Kuss auf die Stirn. „Das weiß ich zu schätzen, vielen Dank. Aber du musst dir keine Sorgen machen, es gib keinen Grund das sich unsere Wege vorzeitig trennen werden... Sei unbesorgt, ich schätze deine Dienste sehr.“ Közi nickte wieder und schloss leicht die Augen, er fühlte sich schwer, beinahe bleiern und fühlte die Müdigkeit stärker denn je in seinem Körper. Nur am Rande bemerkte er wie Mana seine Arme um ihn schloss, ihn sanft an sich drückte und beruhigend über seinen Rücken strich. „Schlaf jetzt...“, hauchte er mit samtener Stimme und ließ Közi in die wohltuende Dunkelheit eintauchen. Als Közi am nächsten Tag erwachte, stellte er fest das sein Kopf schmerzte, als hätte er den gesamten Weinkeller alleine leergetrunken. Stöhnend setzte er sich auf und öffnete die Augen, auch wenn sein Blick verschwommen war, konnte er genau bestimmen das er sich in seinem eigenen Zimmer befand. So gut es ihm eben möglich war dachte er an den gestrigen Abend. Irgendwas sagte ihm das er aber gar nicht im Weinkeller gewesen war... War er nicht sogar bei seiner Herrin gewesen? Eigentlich auch gar nicht so abwegig, aber wieso tat sein Kopf so weh? Frustriert lies er sich zurück in die weichen Kissen fallen, nur die Tatsache das Mana nicht übermäßig Personal beschäftigte, ermöglichte es ihm als Diener ein eigenes Zimmer besitzen zu dürfen. „Hast du die Nacht durchgesoffen?“ Közi drehte sich genervt zur Seite. Nicht jetzt... Nicht Kami... „He! Hab ich auch, aber mir geht’s blendend. Also? Was ist nun? Papa ist schon wieder sauer weil du nicht zum Frühstück da warst!“ Közi grummelte unwillig und fuhr zusammen. „Frühstück? Wie spät ist es?“ „Oh gleich schlägt es 11 Uhr, ich würde an deiner Stelle aufstehen, ehe Papa merkt das du das Frühstück verschlafen hast, außerdem hast du Küchendienst!“ Közi setzte sich stöhnend auf und schwang seine langen Beine aus dem Bett. Krampfhaft versuchte er seinen kopf klarzumachen das er aufzuhören hatte wehzutun und versuchte dabei seinen Blick auf den blauen Teppich zu fokussieren, als ihn das Lachen Kamis aufsehen ließ. „Was ist denn so lustig?“ „Hattest wohl ne wilde Nacht?“ Közi sah ihn verständnislos an. „Wie? Ich hatte keine...“ „Du hast Lippenstift im Gesicht!“, korrigierte ihn der Jüngere und wischte mit seinem Ärmel über Közis Stirn. Den neuaufkeimenden Schmerz ignorierend fasste sich Közi verwundert an die Stirn und begriff auf einmal was er meinte. „Ah! Mana....“ Kami sah ihn beeindruckt an. „Stammte das etwa von unserer Herrin? Közi, Közi, ich hab dich falsch eingeschätzt...“ Közi schüttele eilig den Kopf und log: „Nein, natürlich nicht, es wäre mir nur unangenehm würde Mana dies sehen...“ „Oh, sicher das kann ich verstehen. Dann sag deinem Liebling das es nicht viele Menschen gibt die dunkelblauen Lippenstift tragen.“ Damit lief er lachend weg, ehe er von dem geworfenen Kissen Közis getroffen werden konnte. „So ein Spinner...“, knurrte er und stand wackelig auf um zum Spiegel zu gehen. Tatsächlich eine hauchdünne Schicht Lippenstift war auf der Haut zu sehen und sorgte dafür das sich Közi besser als vorher an die vergangene Nacht erinnern konnte, bis... ja bis er den Befehl zum schlafen erhalten hatte... Hatte Mana ihn hierher getragen? Peinlich berührt machte er sich eilig daran sich anzuziehen und zu Waschen. Er schaffte es tatsächlich noch pünktlich zu seinem Küchendienst und entging so dem Tobsuchtsanfall des Koches. Zwar bekam er ein wenig Ärger für das verpasste Frühstück, aber da Közi so fertig aussah glaubte ihm der Koch recht schnell das es ihm wirklich nicht gut ging. So war das Mittagessen recht schnell zubereitet und konnte in dem großen Speisesaal serviert werden. Mana pflegte es nur äußerst selten allein zu essen, aus dem einfachen Grund das er gerne die Geschichten seiner Angestellten hörte. Alleine essen war langweilig, hatte die Herrin Közi einmal gesagt und so kam es das Mana am Tischende saß und um ihn herum die Köche und Hausmädchen. Einzig Közi durfte als enger Vertrauter rechts neben Mana sitzen und sich direkt mit ihm unterhalten. „Du siehst so müde aus, konntest du nicht schlafen?“, fragte ihn Mana aus heiterem Himmel und fixierte dabei genau sein Gesicht. „Nein, Herrin... Ich fühle mich nur nicht so gut...“ Mana nickte langsam, trank einen Schluck Wein und meinte weiter: „Vielleicht solltest du dich nachher hinlegen.“ „Das wird nicht nötig sein, ich werde euch zu eurem wöchentlichen Termin in die Stadt begleiten.“ Kami sah ihn an, er saß Rechts von Közi und hielt sich sowieso nie an die Höflichkeitsetikette. „Was hast du in der Stadt zu tun?“, fragte er aber dennoch mehr an Közi gewandt. „Mana möchte in den Stoffladen um sich neue Schnittmuster und Spitzen für sein kleid zu kaufen.“, murmelte Közi. Es war ihm unangenehm Manas Fragen zu beantworten. „Achso... murmelte der Junge und wand sich wieder seinem Essen zu. Közi sah verunsichert zu Mana, wollte wissen ob seine Antwort zu dreist war, doch alles was er sehen konnte war Manas wohlwollendes Lächeln. Vielleicht würde er auch den Straßenmusiker wiedersehen? Lächelnd setzte er das Glas Wasser an seine trockenen Lippen und trank einen Schluck. „Manchmal glaube ich, da läuft was zwischen euch.“ Közi drehte sich um und sah zu Kami, der auf einem Heuballen saß, während er die Pferde fertig machte. „Wie?“ „Na zwischen Mana und dir! Ich bin nicht blind, hast du gesehen wie er dich heute angelächelt hat?“ Közi schnaubte leise und winkte ab. „Das ist doch Unsinn!“ „Nein ist es nicht. Mana hat noch nie eine persönliche Bindung zu jemanden aufgebaut und ich lebe hier schon deutlich länger als du.“ Da hatte der Junge recht, immerhin war er in diesem Haus geboren, seine Mutter war Schneiderin und half beim Nähen von Manas Kleidern. „Hatte er vor mir nie einen persönlichen Diener?“ „Wie, das hast du ihn nie gefragt?“ Közi schnalzte verärgert mit der Zunge und warf Kami einen Blick zu, der ihn veranlasste weiter zu sprechen. „Er hatte kurzzeitig einen Diener, er müsste jetzt so alt sein wie du, aber nach circa zwei Jahren ist dieser mit einer der Dienstmädchen durchgebrannt... na ja das ist auch der Grund warum Mana keine jungen Mädchen mehr im Haus duldet. Es hieß Mana liebte seinen Diener, wirklich beweisen konnte das aber niemand. Naja... war alles etwas schwierig da, da noch...“ „Kami du alte Lästertante!“, fuhr ihn Közi an und errötete schlagartig. Er hatte nie nach Manas Vergangenheit gefragt, da es ihm unangemessen erschien, auch hatte Kami nie mehr nach seiner Vergangenheit gefragt, nachdem ihm Közi nur al zu deutlich klargemacht hatte, das er darüber nicht reden mochte. Kami hob beschwichtigend die Hände, eine Geste die ihn unangenehm an Yuki erinnerte und daran das er das letzte mal recht aufbrausend geworden war. „Nun... ich meinte das nicht böse, es ist nur Schade das Mana nie junge Mädchen hierher holt. Kein Wunder das ich in die Stadt muss...“ Er seufzte leise und räusperte sich dann. „Die Geschichte zeigt jedenfalls das es gut sein kann, das Mana Interesse an dir hat.“ „So ein Blödsinn, die Geschichte sagt gar nicht.“ Közi hatte das die Pferde mittlerweile vor die Kutsche gespannt und klopfte den schlanken Hals des dunkelbraunen Hengstes. „Geh doch schon mal und hole Mana, ich bringe die Kutsche nach draußen. „Ok...“ Közi sah dem jüngeren kopfschüttelnd hinterher und fragte sich wie das mit ihm weitergehen sollte. Er war einfach nicht gemacht für ein langweiliges Leben im Luxus des alten Herrenhauses. Es dauerte nicht lange und Mana kam, gefolgt von Kami zu der fertigen Kutsche. „Ich wünsche euch dann noch einen schönen Tag.“, lächelte Kami und grinste Közi verstohlen zu. Közi griente nur böse und lenkte dann die Kutsche in die Stadt. „Habt ihr euch gestritten?“, fragte Mana etwas besorgt und warf einen fragenden Blick nach hinten. „Nein. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ In der Stadt setzte Közi seine Herrin bei der Schneiderin ab, parkte die Kutsche und bezahlte den Stalljungen der Schneiderin um die Pferde zu beaufsichtigen. Er hatte sich bei Mana abgemeldet und gesagt er würde etwas rausgehen, und so zog es ihn wieder zu dem Brunnen, in der Hoffnung Yuki dort zu finden. Nachdem er beinahe zwei alte Frauen umgerannt hatte, die ihm wütend hinterher riefen und fast den Apfelstand mitgerissen hätte, kam er an dem alten Brunnen an, der unablässig sein Wasser in verschiedene Becken plätschern ließ. Yuki war nicht da. Seufzend stellte er sich vor das Becken und sah in das leicht trübe Wasser. Warum fühlte es sich fast traurig an? Er kannte ihn doch gar nicht... Geistesabwesen starrte er auf das Wasser und bemerkte nur am Rande, wie leise Violinmusik zu spielen begann. Sein Körper entspannte sich, er schloss die Augen und lauschte der scheinbar näherkommenden Musik. Eine Weile stand er so da, nur der Melodie lauschend und den Farben der Musik vor seinem inneren Auge folgend, bis die Musik plötzlich verstummte und ihm eine bekannte Stimme ins Ohr flüsterte: „Hast du mich vermisst?“ Erschrocken taumelte Közi von der Stimme neben seinem Ohr weg und drehte sich hektisch um. „Yuki! Wie könnt ihr nur?“ Yuki lachte leise. „Schön dich wiederzusehen kleiner Közi.“ Közi überhörte die Bemerkung und deutete auf die Violine in seiner Hand. „Habt ihr eben gespielt?“ „Ja sicher.“, antwortete dieser verwundert. „Ich habe dir doch gesagt das ich Straßenmusiker bin, ich stehe hier immer in der Nähe und da ich dich sah, dachte ich, du hast mich vielleicht vermisst.“ Täuschte Közi sich, oder wich Yuki seinem Blick aus? „Hm... na ja ich hatte tatsächlich die Absicht euch wiederzusehen.“ Yuki freute sich offensichtlich das zu hören und klopfte ihm Freundschaftlich auf die Schulter. „Wollen wir uns setzen?“ Közi nickte und ließ sich neben ihn auf die Steine vor dem Brunnen fallen. „Morgen ist Markt.“, stellte der Musiker fest und beobachtete die herumeilenden Menschen. „Ja... Jeden Sonntag ist Markt.“, antwortete Közi trocken und ging gleich in Gedanken durch ob sie noch etwas kaufen mussten. „Ich werde morgen wieder spielen.“ „Deine Violine?“ „Ja, ich brauche das Geld.“ „Du bist der erste Mensch von der Straße, den ich kenne, der sein Essen bezahlt.“, murmelte Közi beeindruckt und sah ihn an. „Oh nein!“, schmunzelte der Ältere. „Ich klaue mein Essen vom Markt, wie jeder Andere auch, ich habe nur lediglich vor mich auf den Winter vorzubereiten.“ Közi nickte nachdenklich. „Ja, das sollte man. Ich habe selber einige Winter erlebt, aber es gelang mir immer den Erfriertod zu entgehen.“ „Das sehe ich.“, lachte Yuki und fügte dann zuversichtlich hinzu: „Es war ein heißer Sommer, ich denke der Winter wird pure Quälerei, aber solange man irgendwie durchkommt ist es ja egal.“ „Wieso suchst du dir keinen Beruf? Der Bäcker würde dich bestimmt in der Backstube schlafen lassen.“ „Sei nicht dumm Közi. Du hast hier lange genug gelebt, du weißt doch selber wie unmöglich es ist hier arbeit zu finden. Ich werde solange musizieren wie ich kann und Geld sammeln, es wird schon irgendwie gehen.“ Közi schwieg und starrte zu Boden, es machte ihn wütend diese Hilflosigkeit zu sehen, aber war das nicht genau das, vordem ihn Mana immer schützen wollte? Yuki legte eine Hand auf seine Schulter und flüsterte beruhigend. „Mach nicht so ein Gesicht. Du kennst das doch...“ Közi nickte. Ohne es selber zu merken war er in diesem Moment wieder zu einem Straßenkind geworden und vergaß darüber hinaus sogar seinen Umgangston. Yuki bemerkte dies, schmunzelte wieder, aber sagte nichts dazu. „Ich freue mich das du mir Gesellschaft leistest.“, fing Yuki an, und hoffte so den erwünschten Themawechsel zu bewirken. Közi sah auf und lächelte leicht. „Ja... es gefällt mir hier zu sein.“, es ist wie früher, fügte er in Gedanken hinzu. Yuki stand auf, fuhr ihm durch seine Haare und lächelte ihn an. „Du musst los, deine Herrin wartet.“ Közi verstand nicht. „Wie?“ „Ich hoffe wir sehen uns bald wieder, ich werde auf dich warten. In Ordnung? Also versetz mich bitte nicht.“, damit gab er ihm einen flüchtigen Kuss und verschwand in der unendlichen Weite der Straßen und dunklen Gassen. Er ließ den erstarrten Közi zurück, der sich ungläubig über die Lippen fuhr und ihm nachstarrte. „He, Közi. Alles in Ordnung?“ Wie paralysiert sah Közi auf und entdeckte seine Herrin mit der Kutsche. „Oh... Herrin! Ihr sollt die Kutsche doch nicht alleine führen!“, schnell besann er sich wieder auf seine Pflichten und sah besorgt zu der Herrin. „Ich bin kein Kind mehr, ich kann eine Kutsche führen und jetzt steig auf, es gehört sich nicht eine Dame warten zu lassen, was hast du da eigentlich?“ Das sanfte lächeln von eben löste sich in Verwirrung auf und Közi sah neben sich. „Die Geige!“, entfuhr es ihm und starrte ungläubig auf das dunkelbraune, glänzende Holzinstrument in seiner Hand. Mana musterte ihn verwundert. „Was machst du jetzt mit der Geige?“, fragte ihn Mana beim Abendessen und stellte sein Glas zurück auf den Tisch. „Ich werde sie zurückbringen Herrin.“, antwortete Közi verlegen. Seit sie zurückgekommen waren wurde er damit aufgezogen. Natürlich tat Mana dies nicht mit Absicht, aber der Anblick der Geige hatte dafür gesorgt das Kami völlig falsche Schlüsse daraus zog. „Ja das solltest du tun. Dein Freund braucht sie, oder?“ Der Diener grummelte leise: „Er ist nicht unbedingt ein Freund... Nur ein Bekannter, aber er wird die Geige dennoch brauchen.“ „Wie du meinst.“, lächelte Mana nichtssagend und aß weiter. „Dürfte ich sie gleich morgen nach der Messe zurückbringen?“ „Das könnt ihr tun, aber ich werde nicht zur Messe gehen.“ Stille im Saal. „Wieso nicht?“, entfuhr es Közi und sah seine Herrin überrascht an. In all der Zeit war es noch nie vorgekommen das Mana eine Sonntagsmesse verpasst hatte. Mana schwieg eine ganze Weile, bis er schließlich meinte: „Die Städter legen keinen Wert auf meine Anwesenheit und der Priester sagte mir letzten Sonntag nur all zu deutlich das Gott Menschen wie mich nicht duldet.“ Schweigen brach aus, jeder wusste was die Herrin meinte. Mana war ein Mann, der sich wie eine Frau kleidete, die Menschen verstanden es nicht und vermieden ihn so gut es irgend ging. Eigentlich war er nicht wirklich verwunderlich das es irgendwann dazu kommen musste, das einige Bürger laut wurden. „Wir können nachher darüber reden.“, brach Mana die Stille und ließ den Tisch abräumen. Am nächsten Tag brachte es Közi nicht fertig das Haus zu verlassen. Er wusste das Mana gerne unter Menschen war, aber eben wie er sich wohlfühlte als Frau und nicht als Mann... Immer wieder dachte er an Yuki und das er seine Geige heute brauchen würde... „Ich werde auf dich warten...“, Közi schüttelte eilig den Gedanken von sich, es gab jetzt wichtigeres. Mana saß schon früh morgens in der hauseigenen Bibliothek und sah sich willkürlich irgendwelche Bücher an. Die meisten Bediensteten hatten Sonntags Ausgang, auch Közi konnte gehen wenn er wollte, aber sein Gefühl sagte ihm das er lieber bei Mana bleiben sollte. Er ging auch nicht zur Messe, wie die Anderen. Früher hatte ihm dies auch nichts bedeutet und es dann später nur getan um Mana einen Gefallen zu tun. „Du musst nicht hier bleiben.“, meinte Mana ruhig als Közi ihm Tee servierte. „Das ist schon in Ordnung, ich bleibe lieber bei euch.“ „Was ist mit der Geige?“, Mana sah ihn nicht an. „... Das... Also... Ich werde sie ihm morgen bringen.“ „Findest du das verantwortungsbewusst?“ Közi seufzte leise und schüttelte den Kopf. „Nein, sicher nicht, aber ich möchte wirklich lieber hier bleiben...“ Nun sah Mana zu ihm und klopfte neben sich auf die rote, samtene Bankfläche. „Setz dich zu mir.“, forderte er ihn auf und wartete bis der Andere platz nahm. „Du warst mir immer am liebsten, weißt du das?“, fing Mana langsam an und sah wieder auf die Bücher. „Ich weiß nicht genau was ihr meint.“ „Ich... Schätze es das du hier geblieben bist.“ „Seid ihr sehr traurig das ihr nicht zur Messe gehen könnt?“ Mana schüttelte den Kopf und strich durch Közis Haar. „Traurig? Nein... eher wütend oder enttäuscht, was glauben die wer sie sind?“ Közi lehnte seinen Kopf nun leicht an Manas Schulter und seufzte leise. „Macht euch keine Sorgen, sie werden sich wieder einkriegen.“ „Ich bewundere deinen Optimismus.“, Mana lachte leise, ein wirklich seltenes Lachen, in welchem man ein wenig heraushören konnte das er trotz allem ein Mann war. „Ich mag euer Lachen...“, murmelte Közi und sah zu ihm auf. „So? Mich stört das es ein wenig...“, ein sanftes Lächeln blieb. Közi erschauderte leicht als Mana endlich seinen Blick erwiderte. Diese Augen... Ein kurzer Moment traf sich ihr Blick in einer unerwarteten Intensität, das sogar Mana ins stocken kam. „Herrin...“, hauchte er leise und schloss die Augen, wieder hatte er sich seiner Herrin untergeordnet, seine Rolle als Diener verdeutlicht. Und wieder war es ihm völlig egal... Manas Hand war derweil von seinen Haaren hinunter zu Közis Hüfte gerutscht und blieb einfach an ihr liegen, dass der Andere seinen Blick nicht mehr erwiderte, störte ihn nicht so sehr, er hätte sich eh Gedanken darum machen müssen ob man ihm nicht vielleicht die eigene Unsicherheit anmerkte. Mit der anderen Hand zog er vorsichtig seinen Kopf zu sich und ließ Közi den rauen Stoff, seiner spitzenbesetzten Handschuhe spüren, immer wieder strich er mit den Fingern über die feinen Wangenknochen und stellte sich plötzlich die Frage, ob sich Közi selbst auch so sah. Feine Gesichtszüge, blasse Haut, dunkle Augen und diese langen Wimpern... Von Közis dunkelbraunen Haaren ganz zu schweigen, er machte einen guten Eindruck. Közi war hin und hergerissen zwischen innerer Unruhe, da Mana anders war als sonst, und dem Gefühl sich fallen zu lassen, schließlich vertraute er ihm nahezu blind. So war er auch weites gehend gefasst, als er Manas Hand an seinem Gesicht spürte und den warmen Atem auf seiner Haut wahrnahm, er war der Diener, Mana durfte machen was er wollte, das war doch die Spielregel oder? Ihr Herr – Dienerverhältnis... So wirkte Közi äußerst gefasst als er die fremde Berührung spürte, doch beunruhigte es ihn ein wenig, als er zum ersten Mal das Herzbeben spürte, welches sich tief durch seine Nervenbahnen grub, als Mana ihn küsste. ... Sanft, liebevoll, hungrig, verlangend. Közi konnte das Gefühl welches ihm der Kuss gab nicht zuordnen, nie hatte ihn so eine Berührung dermaßen aus der Bahn geworfen. Er wusste nicht mehr wie er im ersten Moment reagiert hatte, konnte nicht sagen ob er tatsächlich die Augen aufgerissen hatte, er wusste nur, er hatte Mana weder von sich gestoßen, noch den vorsichtigen Kuss gebrochen hatte. So wusste er nicht was er tun sollte, und tat das was ihm sinnvoll erschien, er schlang seinen Arm um Mana und erwiderte den Kuss erst zögerlich, dann intensiver, Mana zog ihn an sich, presste nun Atemlos seine Lippen auf Közis. „Közi...“, seufzte Mana atemlos und löste sich dann von ihm. „Es tut mir leid ich...“ Was? Közi war viel zu durcheinander um die vielen Gedanken und Gefühle für sich ordnen zu können. „Mana, nicht...“ Nicht was? Aufhören? Berühren? Weggehen? Közi war völlig verwirrt von seinen Gefühlen. Mana schien ihm das anzusehen und umarmte ihn. „Közi... Közi... Es tut mir leid... Ich weiß auch nicht was mit mir los ist...“ Immer wieder wiegte er den jüngeren in seinen Armen und sprach seinen Namen wie ein Mantra beruhigend vor sich hin, während Közi seinerseits seine Arme um ihn geschlungen hatte und sich so fest an Mana drückte, als wolle er ihn verschlingen. Das Manas Körper auf ihn reagierte, störte ihn nicht, auch Mana schien es einfach ignorieren zu wollen und er ließ sich abermals von Mana küssen, dass er hier von einem Mann geküsst wurde, war ihm nicht einmal wirklich bewusst... Dieser Kuss sollte den Diener nur beruhigen und es funktionierte so gut, das Mana ihn auf das Sofa legen konnte. Közis Kopf lag auf seinem Oberschenkel. Stumme Tränen benetzten die Wangen des Dieners, so aufgelöst und durcheinander war er, fühlte tiefe Zuneigung für seine Herrin, dem es nicht besser ging und doch wusste das es nicht so sein sollte. Mana schloss die Augen, strich nun über Közis Haar und legte seinen Kopf in den Nacken, was hatte er angerichtet? Hatte er das selbe nicht schon einmal erlebt und den Menschen dem er nahe stand mit seiner Zuneigung erdrückt? Er wollte nur das Közi bei ihm blieb. Der Junge blickte zu Mana und wurde traurig als er bemerkte das Mana ihn nicht mehr ansah, würde er ihn jetzt wegschicken? Würde sich alles ändern? „Mana...“, wisperte er leise und hatte plötzlich das Gefühl das jemand anderes in ihm sprach. „Bitte... Küsst mich.“, flüsterte er leise weiter als Mana ihn nun doch ansah und beobachtete wie sich dessen Augen überrascht weiteten. Zögernd nickte der Ältere , stützte Közi mit seinen Knien, dass er etwas höher lag und begann erst vorsichtig seine Tränen wegzuküssen, ehe er ihre Lippen wieder versiegelte. ... Ewigkeit... Es würde nicht mehr lange dauern und der Sonntag wäre vorbei, die meisten Bediensteten waren längst zurückgekehrt und hielten sich in verschiedenen Räumen auf oder schliefen bereits. Kami amüsierte sich noch etwas in der Stadt und wusste nicht, das sich seine Eltern um ihn sorgten, oder das weder Közi noch Mana an diesem Tag gesehen worden waren. Das Tageslicht das sich überall in den kleinen Fenstern brach, war längst vergangen, die Kerzen waren schon lange runtergebrannt, neue Entzündet... Mana saß aufrecht an der Lehne der Chaiselongue und lehnte seinen Kopf auf das rote Polster. Eine dünne Decke lag über ihn ausgebreitet und wärmte seinen nun nackten Körper. Er war glücklich, aber doch nachdenklich als er durch das leicht verschwitzte Haar seines Dieners fuhr. Liebevoll musterte er den geliebten Körper, der nun halb auf ihm lag. Leider hatten sie nur wenig Platz auf dem möbeliaht, so das Közi auf Manas Beinen und mit dem Kopf auf seinem Bauch lag. Eine leichte Schweißschicht benetzte seine Haut, und ließ ihn erzittern, was Mana dazu veranlasste ihn enger an sich zu ziehen. Die vergangenen Stunden waren wirklich schön gewesen. Gegen aller Erwartungen hatte sich Közi seiner Herrin doch hingegeben und den ganzen Tag in dessen Armen verbracht... Allerdings war es dann doch nur beim Küssen und gegenseitigem Berühren geblieben, mehr hätte Mana dem jüngeren auch noch nicht zumuten wollen. Langsam regte sich der Diener und grummelte leise im Schlaf, hauchte einen Kuss auf Manas Bauch und sah zu ihm nach oben. „Herrin... Wie lange habe ich geschlafen?“ Es war ihm peinlich das er scheinbar so schnell eingeschlafen war, konnte sich nicht mal daran erinnern wie er in Manas Armen zu liegen kam. Langsam setzte er sich auf, darauf bedacht seine Herrin nicht all zu sehr zu bedrängen und blieb dann einfach zwischen seinen Beinen, mit dem Kopf an der Brust des Älteren lehnend, sitzen. Sanft strich er über die Hände die seinen Bauch umfassten und hauchte Küsse auf den Hals Manas. Angenehme Stille, nagende Ungewissheit. „Wie wird es jetzt weitergehen?“, die Frage die in ihm brannte. Beide schwiegen. Herr – Dienerverhältnis, richtig? Ja, wie sollte es weitergehen? Mana antwortete nicht, zog Közi zu einem weiteren Kuss zu sich und schwieg, Közi verstand, sie durften nicht, selbst wenn sie wollten. Es würde sich nichts zwischen ihnen ändern, Közi würde ein Diener bleiben, auch wenn er von nun an eine intensivere Beziehung zu Mana führen würde... Und es müsste geheim bleiben, soviel war sicher. „Közi... es steht dir jederzeit frei zu gehen.“, hauche Mana tonlos und sah zur Seite, nun würde sich entscheiden ob sich alles wiederholen würde... „Ich werde bei euch bleiben, wie ich es versprochen habe, solange bis ihr mich wegschickt.“ „Liebst du mich?“ Wieder Stille, Közi nickte. „Ja, doch ich weiß wie eure Antwort lautet.“ „Danke.“ Als Közi die Bibliothek verließ war es weit nach zweiundzwanzig Uhr. Sie hatten ausgemacht das sie jedem, vor allem Kamis Vater, erzählen würden der Herrin ginge es nicht gut und er leistete ihr Gesellschaft, es schien das vernünftigste zu sein als sie ihre Kleider aufsammelten und sich wieder anzogen. Közi half Mana beim ankleiden und musste wieder bewundernd feststelle, dass egal wie dünn Mana war, wie er sich anzog, oder wie sehr er sich schminkte, sein Körper war zweifelsfrei der eines Mannes. Nun war Mana auf sein Gemach zurückgekehrt, hatte Közi angeboten bei ihm zu bleiben, doch dieser hatte das Angebot ausgeschlagen und gemeint, er wolle noch einen Spaziergang machen. Nun war es kurz vor elf und Közi stand samt Geige am Brunnen des Marktplatzes. „Yuki? Yuki, seid ihr da?“ Er sprach laut, wusste das Andere ihn hören konnten, verspürte aber keine Angst vor den nächtlichen Gestalten, wie er selbst einmal gewesen war. Innerlich ahnte er dass Yuki in der Nähe war, aber außer ein paar Betrunkenen und einer streunenden Katze konnte er nichts in der Dunkelheit ausmachen. Nach weiterem erfolglosen rufen machte er sich auf die Suche nach dem Anderen. Irgendwas in ihm hatte sich verändert, er fühlte sich erwachsener als vorher, und war tatsächlich an Erfahrung reicher. Langsam zog er durch den leeren Platz, wo noch vereinzelt kleine Stände vom Markt standen und hielt Ausschau nach dem Musiker. Einem Instinkt nach betrat er eine enge Gasse und sah sich um, wich dem Abfall, der vereinzelt oder in Haufen rumlag, aus und kam zu einer schmalen Seitenstraße. Er wusste das sich dort Huren und Stricher aufhielten, musste aufpassen das er nun niemanden ansah, musste den Freiern, die durch die Gegend schlenderten, ausweichen und sich von Prostituierten beschimpfen lassen. Sein Ziel war eine weitere Gasse, die sich langsam von dem ganzen „Schmutz“ entfernte und stattdessen zu den beliebten Schlafplätzen der Obdachlosen führte. Kurz bevor er diese Gasse erreicht hatte, wurde er zurückgezogen und zornig angeknurrt: „Was glaubst du was du hier machst? Du kannst doch nicht mitten in der Nacht alleine durch diese Gegend laufen, kleiner Közi.“ Közi erstarrte beinahe und drehte sich zu dem Anderen. „Yuki! Habt ihr mich erschreckt!“, mal wieder, fügte er in Gedanken hinzu. Der Musiker griente. „Ja sei froh das nur ich es bin, sonst könntest du jetzt tot sein!“ „Ich weiß aber...“ „Was aber? Wolltest du dich hier etwas amüsieren?“ Közi wurde erst blass, dann rot vor Zorn. „Ich bin nur hier her um eure Geige vorbei zu bringen! Ich dachte mir ihr braucht sie vielleicht noch!“, knurrte er nun zornig und drückte sie Yuki in die Hand. „Die Geige...“, Yuki sah sie lange an und schaute dann schuldbewusst zu Közi. „Es tut mir so leid...“ „Ist in Ordnung... Was macht ihr hier überhaupt?“ Der Diener wirbelte herum und deutete damit auf „das alles“. Wieso befand sich Yuki hier? „Das... ist doch nicht wichtig, ich kann mich aufhalten wo ich will.“ Ein Betrunkener torkelte vorbei, pfiff zu den beiden Männern und brachte Közi erneut zum erröten, diesmal allerdings aus Scham. „Was für ein Idiot...“, murmelte Yuki und sah ihm hinterher. „Kanntet ihr den?“ „Ne... Nicht persönlich. Aber es laufen viele von dem hier herum.“ Sie gingen langsam durch die Gasse, auf dem Weg zurück zum Marktplatz, ein weiterer Betrunkener schlug Yuki auf den Hintern und lachte dreckig. Zu Közis Verwunderung gab ihm Yuki keine schlagfertige Antwort, wie er es erwartet hatte, er drehte sich nicht einmal um, sondern zog Közi mit gesenktem Haupt weiter zum Platz. Als sie diesen erreicht hatten, ließ sich Yuki leise ächzend auf eine Bank fallen und zog Közi auf seinen Schoß, ganz den überraschten Protest ignorierend. „Vielen Dank für die Geige... Du hast einiges riskiert um hier her zu kommen hm?“ Közi schüttelte den Kopf, rutschte etwas unruhig auf Yuki Schoß herum, konnte sich noch nicht recht mit dem Gefühl anfreunden, wusste aber das protestieren nichts bringen würde. „Nein, das ist schon in Ordnung... Ihr braucht sie doch...!“ „Du hättest sie mir morgen geben können.“ „Aber ihr habt schon wegen mir den Markt verpasst.“ Yuki lachte leise und lehnte seine Stirn auf Közis Rücken. „Das geht schon in Ordnung... Ich kriege auch anders mein Geld, ich hatte schon gedacht ich hätte sie verloren. Also vielen Dank.“ Er hauchte einen Kuss in Közis Nacken. „Nein... nicht...“, murmelte Közi und wand sich wieder etwas auf ihm. Yuki sah ihn länger an und drehte Közi dann leicht zu sich um. „Irgendwas ist anders an dir...“ Közi errötete wieder und sah zur Seite. „Was hast du heute gemacht?“ „Ich war zuhause...“ „Mit deiner Herrin?“ Közi nickte und Yuki lächelte nichtssagend. „Ja, es gibt zur Zeit etwas Probleme mit den anderen Dorfbewohnern.“ Warum erzählte er ihm das? „Weil „Sie“ ein Er ist?“, Yuki meinte dies ohne große Emotionen in der Stimme und musste über Közis überraschtes Gesicht lächeln. „Na kommt, so viele Herrenhäuser gibt es hier nicht, ich wusste von Anfang an wo du herkommst, ihr seid bekannt wie ein bunter Hund, also du und deine Herrin... Jedenfalls mein Beileid an die Herrin, tut mir leid das die Dorfbewohner so dumm sind, er war also nicht bei der Messe und du hast ihm heute die Langeweile vertrieben.“, es klang mehr wie eine Feststellung als eine Frage. „Sozusagen, es ging ihr nicht so gut.“ Yuki schwieg lange, sah ihn durchdringend an, und irgendwie erinnerte ihn der Blick an Mana. „Verstehe, das ist also anders... Hast du dich ihm... hingegeben?“ Közi wollte aufspringen, wurde aber rechtzeitig am Handgelenk gepackt. „Das geht euch überhaupt nicht nichts an! Sprecht nicht so über meine Herrin!“ „Es macht mich wütend.“ „Was?“ Yukis Blick war ernst und hielt dem fassungslosen Blick Közis locker stand. „Warum er sich immer das nimmt, was ich mir wünsche. Immer liegen ihm alle zu Füßen.“ „Immer?“, Közi beachtete die anderen Worte nicht. „Ich arbeitete vor längerer Zeit auch mal für deine Herrin Mana... Sein alter Diener und ich waren ungefähr gleich alt, wir liebten uns, doch als Mana ihn nahm gehörte sein Herz nur noch ihm. Ich hielt es nicht aus zu wissen das er an Mana dachte, wenn er in meinen Armen lag und verließ das Haus. Die Geige war ein Abschiedsgeschenk von der Herrin...“ Közi schluckte trocken und fühlte heiße Tränen seine Wange heruntertropfen. „Ich... ich habe gehört Manas alter Diener sei mit einem Mädchen weggelaufen.“ „Das kann sein. Er liebte schon immer mehr die jungen Mädchen als mich. Er wollte auch immer Künstler werden...“ Yuki sah ihn nicht an, sein Blick schweifte ab und wirkte für einen kurzen Moment schmerzlich. Közi fühlte sich schlecht, er konnte nur erahnen wie sehr es Yuki schmerzen musste nie denjenigen zu kriegen den er so sehr wollte. Er hatte keine Erfahrung mit Gefühlen, wusste aber das er Yuki ebenfalls verschmähen würde... Für Mana. Gerne würde er Yuki irgendetwas aufbauendes sagen, aber stattdessen stand er nun ganz auf und sah ihn traurig an. Verzeiht mir...“ „Werden wir uns wiedersehen?“ Közi wischte sich die letzten Tränen weg und flüsterte: „Ja... mit Sicherheit.“ Yuki nahm ein weiteres mal seine Hand, diesmal sanfter und hauchte einen Kuss darauf. „Wenn du es dir anders überlegst, werde ich da sein. Und dann werde ich dir alles erzählen.“ Közi nickte nur und lief wieder nach Hause, weg von dem anderen Mann, der ihm so ähnlich schien. Eine Welle von tiefer Zuneigung durchflutete ihn, andererseits fühlte er sich stärker den je zu Mana hingezogen. Was sollte er tun? Nun... manchmal nahm einem das Schicksal die schwersten Entscheidungen ab. Als Közi nach hause kam war es kurz vor zwei Uhr und er beeilte sich um auf sein Gemach zu kommen. Er hielt inne, sollte er noch mal zu Mana gehen, damit sich dieser keine Sorgen machte? Naja zumindest wollte er an dem Gemach vorbeigehen. Zu seiner Überraschung stand die Tür offen und so betrat er das Zimmer, im Hinterkopf habend, das er nur nach Mana sehen wollte. Mana schlief, lag aber auf der Decke, anstatt darunter und hatte sich noch nicht weiter verändert als wie von dem Moment an, wo ihn Közi allein gelassen hatte. Közi schüttelte den Kopf, surrte die Decke unter Mana hervor und breitete sie aus, dazu entledigte er ihm alle Kleidung die er entbehren konnte, leise fluchte er über Manas Leichtsinnigkeit. Kurz überlegte er, war hin und hergerissen, entschied sich dann aber doch dazu sich zumindest für einen Moment zu Mana zu legen... ... .. . Es war das erste mal, seit Közi ein Kind gewesen war, das er in Manas Bett geschlafen hatte, er hatte dies ein paar Mal getan, als er hier neu war und sich vor dem fremden Haus gefürchtet hatte, nun war es wieder soweit. Als Közi aufwachte fand er sich in Manas Armen wieder, der schwache Wind blies durch die geöffneten Fenster und ließ den Vorhang in der Luft schweben, die herbstliche Morgensonne durch das Fenster scheinen. Mana hielt ihn fest umschlungen und atmete leise, die Glocken des Kirchturms verkündeten ihm das es erst sieben Uhr in der früh war, er hatte also noch gut ein bis zwei Stunden, ehe er in der Küche zu erscheinen hatte. Schweigend starrte er an die Zimmerdecke und strich mit einer Hand über Manas nackte Arme. Er liebte seine Herrin, das wusste er. Aber was war das völlig neue Gefühl, welches er für Yuki entwickelte? Es fühlte sich anders an, als das Gefühl das er für Kami hatte. Verwirrend, fand er. Verwirrend und unnötig. Solange er hier leben durfte brauchte er gar nicht mit dem Gedanken spielen freiwillig auf der Straße zu leben, auch wenn es für einen anderen Mann war. „Worüber denkst du nach?“, hauchte Mana leise, seine stimme klang rau und zeugte davon das er bis eben geschlafen hatte. „Oh Mana, habe ich euch geweckt?“ „Nein..., ist schon in Ordnung... Wann bist du gestern hierher gekommen?“ „Gleich nachdem ich wieder zuhause war... ich wollte nur nach euch sehen, aber irgendwie... Ich konnte mich nicht von euch trennen.“ Mana lächelte leicht und hauchte einen kraftlosen, müden Kuss auf seine Lippen. „Das freut mich... Und konntest du deinem Freund die Geige geben?“ Közi stockte, er musste an das denken was Yuki ihm gestern erzählt hatte, sollte er ihn darüber ausfragen? Wenn er so in Manas Gesicht sah, die plötzlich so sanften Augen registrierte, wollte er es gar nicht wissen. „Ja... Ich habe ihn glücklicherweise noch erwischt, er hat sie schon vermisst.“ „Du weißt das ich Yuki kenne, richtig?“ Közi schwieg und sah wieder an die Decke, das streicheln seiner Finger hielt kurz inne. „Ja... Es hat es mir erzählt... Also das dies mal eure Geige war...“ Mana nickte wieder, sein Blick wurde traurig. „Willst du die Geschichte noch einmal aus meinem Mund hören?“ „Nein.“ Nun war es an Mana zu stocken und ihn fragend anzusehen. „Nein?“ „Es ist mir egal was vor mir geschah... sofern es euch nicht daran hindert mich als euren Diener und Vertrauten anzusehen, möchte ich an eurer Seite sein. Dazu muss ich nicht wissen was war... Wenn die Zeit gekommen ist, werdet ihr es schon von euch aus erzählen.“ Für einen kurzen Moment herrschte wieder Stille, dann wurde Közi zum Dank geküsst, ein Kuss der um ein vieles sanfter als der Erste, aber um noch mehr verlangend wie der Letzte war... Mana wusste das er nun nicht mehr erklären brauchte und das Közi keine Fragen stellen würde, also gab er sich ganz dem Kuss hin und ließ sich das erste mal ein wenig von seinem Diener dominieren. „Közi...“, seufzte er leise und zog ihn enger an sich. „Ich...“, er wurde jäh unterbrochen als es an der Tür klopfte. „Mana? Wisst ihr wo Közi ist? Er ist nicht in seinem Zimmer.“, hörte man den etwas besorgten Kami durch die Tür sprechen. Mana deutete Közi sich etwas zu verstecken, zog seinen Morgenmantel über und ging zur Tür, es war nichts mehr von dem eben noch so angeregten Mana zu erkennen. Als er sicher war, das man Közi von der Tür aus nicht sehen konnte, öffnete er sie und fing Kami auf, der direkt in seine Arme stolperte. Eilig hastete er zurück und meinte errötend: „Guten morgen Herrin, wisst ihr wo Közi steckt? Er war heute morgen nicht in seinem Bett. Und gestern Nacht habe ich ihn in der Stadt gesehen, da dachte ich vielleicht... na ja ich mache mir Sorgen...“ „Keine Sorge... Ich weiß das er gestern Abend weg war und heute Morgen habe ich ihn ganz früh losgeschickt um etwas zu besorgen.“ „Etwas zu besorgen?“ „Ja... Ich habe seit gestern schlimme Magenschmerzen... Er sollte mal zum Kräuterladen gehen und etwas besorgen.“ „Hm achso... und gestern? Ich sah ihn mit einem anderen Mann.“ Diese Tratschtante knurrte Közi innerlich und hoffte das Mana das nicht falsch verstehen würde. „Das war der Mann, dem er die Geige zurückgebracht hat, manchmal weiß man nur nachts wo sich die Leute aufhalten...“ „Mit dem kleinen Stricher? Achso na gut. Von weitem hätte man das falsch deuten können.“ Damit verbeugte er sich leicht und machte sich auf den Weg in die Küche. „Ach Kami?“, der Junge drehte sich um. „Lass dich nicht so spät nachts alleine in der Stadt erwischen, sonst rasten deine Eltern aus!“ Er winkte Mana nur zu und verschwand. Mana atmete zog scharf die Luft ein und schloss die Tür. „Kleiner... Stricher...? Wo lernt er bloß diese Ausdrücke... Du hast dich doch mit Yuki getroffen oder?“ Közi nickte perplex. Meinte Kami das ernst? „Ja habe ich... aber ich wusste nicht das er...“ „Naja... dann weiß ich jetzt wenigstens was er neben dem Geigespielen macht.“ Közi umarmte Mana leicht von hinten und seufzte leise. „Macht euch keine Gedanken, ihr habt damit nichts zu tun.“ Mana wirkte dennoch bedrückt. „Du... wirst recht haben. Wir sollten uns fertig machen, sonst wartete man vergeblich mit dem Frühstück auf uns.“ „Ist es schon so spät?“ Mana zuckte mit der Schulter und zog seine restliche Kleidung auch aus. „Würdest du mir behilflich sein?“ Hätten Közi, Mana, Kami und die anderen Bewohner des Hauses geahnt wie schnell das Glück des Friedens vorbei sein kann, hätte vielleicht einer etwas geahnt als sich das Ende ankündigte. Obwohl... Vielleicht ahnte es Mana die ganze Zeit schon, aber wenn, dann ließ er sich nichts anmerken, nur Közi merkte das etwas anders war als sonst, er konnte nur nicht bestimmen was es war. Beim Frühstück unterhielten sie sich wie immer ausgelassen, gerade zum Frühstück pflegten es alle Bediensteten mitzuessen, Mana hatte es einfach lieber so, betrachtete sie nicht wie Angestellte, sondern beinahe als Familie. Und irgendwie waren sie das auch, oder? Eine kleine Familie und Mana war das Oberhaupt. Die Meisten wussten was für ein Glück sie hatten in diesem Frieden leben zu dürfen, gerade wenn sie von der Straße kamen, oder zumindest genau genug hinsahen um zu wissen wie es dort zuging. Die Jüngeren unter ihnen, Kami zum Beispiel, waren nicht immer glücklich, wünschten sich mehr Aufregung, aber letztendlich war es gut so. Keiner würde je auf die Idee kommen sich gegen ihre Herrin zu stellen. ... Müde saß Yuki auf der steinernen Bank, auf der Közi ihn gestern zurückgelassen hatte, Geschlafen hatte er kaum, aber dafür war auch zuviel Tumult in der Stadt. Von weitem sah er sie schon, einige Dörfler, eigentlich war es nicht nur eine Schar von Ihnen, sondern ein ganzer Aufstand. Sie hielten Kreuze in den Händen und einige trugen die heilige Schrift bei sich. „Nanu? Eine Austreibung?“, Yuki sah von weitem den Priester der hiesigen Kirche an der Spitze der Menschen. Schnell schnappte er sich seine Geige, begann zu spielen und näherte sich ihnen so, bis er neben dem Pfarrer stand und ein stück neben ihnen herging. Einige Menschen, warfen ihm ob der Musik, genervte Blicke zu, doch die ignorierte er gekonnt. „Guten morgen, meine Damen, meine Herren, Hochwürden. was treibt euch zu dieser Zeit auf die Straße?“, fragte er mit einem galanten Lächeln und zwinkerte einer jungen Frau zu. „Wir gehen den Teufel austreiben!“, rief ein aufgeregter Bauer freudig. „So? Wer ist denn Besessen?“ „Ob Besessen wissen wir noch nicht.“, sprach nun der Pfarrer und fügte hinzu: „Er wird der Ketzerei angeklagt.“ „Und der Blasphemie!“, rief eine weitere Frau. Yuki kräuselte leicht Besorgt die Stirn, wenn die Dörfler so erregt waren, bedeutete das nie etwas gutes. „Und wer wird angeklagt?“ „Der Herr des Herrenhauses an den Hängen. Der Mann, der sich als Frau verkleidet und es wagt so ein Gotteshaus zu betreten.“, der alte Pfarrer verzog das Gesicht. Yuki zuckte zusammen. Mana. Közi. Sie waren in Gefahr. „Und was habt ihr vor mit ihm?“ „Wir werden ihn mitnehmen, Diesen... Mann und sie Anderen die in diesem haus leben. Ob das Haus abgebrannt wird oder der Gemeinde zugute kommt entscheidet sich noch.“ „Was passiert dann mit ihnen?“ „Der blasphemischste von ihnen muss sterben und Gott geopfert werden, bei den Anderen wird sich das Urteil je auf die Stärke des Verbrechens auswirken.“ Közi nickte langsam. Verbrechen... Sie waren keine Verbrecher, aber er wusste das Közi als Manas engster Diener sterben würde, nie würde er von sich aus fliehen und seine Herrin zurücklassen. Er verabschiedete sich spielend, verschwand in einer Straße und rannte dann so schnell er konnte zum Herrenhaus, da er früher lange dort gelebt hatte fand er es in den verworrenen Pfaden aus Bäumen und Felsen sofort. Das Haus war nicht klein, aber man musste schon wissen wo es sich genau befand, da es etwas außerhalb des Dorfes stand. Schnell durchquerte er die niedrige, alte Steinmauer, die eigentlich Tiere fernhalten sollte und Klopfte an das große Tor. „MANA. KÖZI! HÖRT MICH JEMAND?“ Er gab der Tür einen tritt. Natürlich war sie verschlossen, aber irgendwer musste ihn doch hören? Als er nach einigen Minuten noch keine Reaktion bemerkte, sah er sich hektisch um. Leichte Rauchschwaden am Horizont deuteten an, dass sich die Dorfbewohner wohl doch zum abrennen des Hauses entschieden hatten. „Verdammt.“, knurrte er, lief schnell um das Haus herum und versuchte es durch den Boteneingang. Erfolglos. Durch weiteres gepolter und Geschrei wurde Kami auf ihn aufmerksam, der wütend die kleine Tür öffnete und Yuki anschrie, was ihm einfiele so laut zu schreien. „Mein Gott, Kami. Bist du das?“ Der Jüngere hielt inne und blinzelte mehrmals. „Yu... Yuki?“ Stille, dann fielen sie sich um den Hals. „Es ist schön dich wiederzusehen! Wie geht es dir? Lebt es sich gut in der Stadt?“ „Oh mir geht es gut, du bist groß geworden!“, dann besann er sich wieso er hier war. „Kami! Die Dörfler kommen! Sie wollen euch und Mana mitnehmen!“ „Was? Wieso?“ „Mana wird der Ketzerei angeklagt!“ Kami verstand, zerrte ihn mit hinein und rannte zusammen mit dem ehemaligen Diener in den Essenssaal. Die Anderen hatten schon bemerkt das sich etwas sonderbares im Haus zutrug, das klopfen und schreien hatten sie zwar nicht wahrnehmen können durch die dicken Wände, aber das gepolter der Beiden Männer, die angerannt kamen, schon. Vielleicht war es ihr Glück das Kami etwas in der Küche vergessen hatte, sonst hätte Yuki sie nie warnen können. Es war klar das etwas passieren würde, als in den Saal gerannt kamen und Kami wild zu gestikulieren begann. „Mana! Yuki... er... die Dörfler!“ Mana erhob sich von seinem Platz und deutete Kami sich zu beruhigen. „Kami.. was ist passiert. Was macht Yuki hier?“ Er fixierte seinen ehemaligen Diener mit einem undurchsichtigen Blick. „Mana, verzeiht das ich euch störe.“, verbeugte sich Yuki leicht und ignorierte die verstörten Blicke der Anderen. Fast jeder kannte ihn hier, und fast jeder kannte seine Geschichte. Ich traf eben die Dörfler! Sie werden angeführt von dem Priester! Sie wollen euch mitnehmen und der Ketzerei anklagen. Euer Haus soll abgebrannt werden.“ Mana wusste was dies bedeutete und setzte sich wieder, griff unbewusst nach Közis Hand. „In Ordnung, ich verstehe.“ Er wandte sich an Kamis Eltern. „Lauft, packt das wichtigste zusammen und verlasst sofort das Haus! Wir haben nicht viel Zeit, ich danke euch für eure Dienste, die ihr mein Leben lang verrichtet habt, nun bitte ich euch zu fliehen, das selbe gilt für euch.“, er deutete andere Angestellte, die schon aufgesprungen waren und Sachen packten. Kamis Vater stand auf und meinte entschlossen: „Ich werde meine Frau und meinen Sohn vorschicken. Ich bleibe hier und versuche die Dörfler aufzuhalten, wir müssen Zeit gewinnen.“ Mana wollte etwas sagen, da nahm Kamis Mutter seine Hand und lächelte aufmunternd. „Lasst ihn Herrin. Erst mal müssen wir euch hier unbeschadet rauskriegen.“ Sie stand auf und scheuchte die Dienstmädchen hinaus. Kami warf einen traurigen Blick zu Közi, umarmte ihn fest und wünschte ihm alles Gute und viel Glück. Sein Vater war durch den Hintereingang nach Draußen gelaufen, gefolgt von Kami, der nun ebenfalls helfen wollte. So standen nur noch Mana, Közi und Yuki zusammen. Közi hatte Manas Hand nicht losgelassen und sah seine Herrin verzweifelt an. „Was sollen wir jetzt tun?“ „Közi. Ich möchte das du mit Yuki mitgehst.“ „Nein!“, rief er sofort. „Közi! Ich will das du in Sicherheit bist und ich weiß das Yuki sich um dich kümmern wird.“ „Was passiert mit euch?“, schrie Közi aufgebracht. Mana schritt langsam zu seinem Gemach und packte ein paar Sachen, darunter Kleider, einen Dolch und einen Trinkbehälter, in eine Tasche. Ohne auf die Frage zu antworten sagte er entschlossen: „Steht nicht so herum! Packt alles mögliche ein! Nachher wird hier nichts mehr existieren. Közi nickte, lief in sein Zimmer und warf ebenfalls einige Dinge in eine Tasche und kehrte so schnell wie möglich zu Yuki und Mana zurück, die sich scheinbar unterhalten hatten. „Herrin... Sie dürfen euch nicht kriegen.“ „Ich habe nicht vor dich unglücklich zu machen.“ Közi nickte tapfer und drängte Mana zum gehen. „Nehmen wir den Hinterausgang.“ „Ja... gehen wir.“, Mana sah nicht zurück als er sein altes Zuhause zurückließ, sie liefen durch das mittlerweile leere Haus und flüchteten durch den Hintereingang zu den Pferden. „Ich kann sie schon hören.“, keuchte Yuki aufgeregt und half Közi die Pferde loszumachen. Mana hielt schon immer zwei Pferde für die Kutsche, was sich jetzt als ihr Glück erweisen sollte. Mana befestigte seine Tasche und drehte sich zu Közi und Yuki. „Herrin..“, hauchte Közi erstickt und sah ihn verzweifelt an. Yuki umfasste seine Schultern und sah Mana an. „Ich pass auf ihn auf.“ „Ich will mit euch gehen, Mana.“ Die Herrin schüttelte den Kopf, hauchte Közi einen Kuss auf die Stirn und antwortete: „Das geht nicht... aber wir werden uns irgendwann, irgendwo wiedersehen.“ „Versprecht ihr es?“ „Ich schwöre es...“ „Dann werde ich auf euch warten.“ „Es kann sein das ihr die Stadt verlassen müsst. Gib Yuki eine Chance, ich weiß das er richtig handeln wird, er weiß was er tut.“ Közi nickte geschlagen und ließ sich für einen letzten, alles verschlingenden Kuss zu Mana ziehen, während Yuki dezent zur Seite sah. Anschließend, lächelte Mana ihn noch mal an, strich liebevoll über seine Lippen, und stieß ihn dann Schwerenherzens in Yukis Arme, stieg auf das Pferd und nickte ihnen zu. „Also dann, beeilt euch! Wir werden uns wiedersehen.“ Mit diesen Worten setzte er zur Flucht in den Wald an und ließ seine beiden ehemaligen Diener zurück. Közi zitterte, spürte das Beben der Hufe bis tief in seine Knochen. Widerstandslos ließ er sich auf das zweite Pferd ziehen und wurde von Yuki festgehalten, gemeinsam ritten sie eilig in eine Andere Richtung und umgingen die Dörfler, die bereits das Haus erreicht hatten. Wütende Rufe ereilten sie und Yuki zog Közi fester an sich. Immer wieder redete er auf Közi ein und brachte ihn zu einem kleinen Versteck, in der Nähe der Stadt. Dort sprang er herunter, hob Közi vom Pferd und band dieses an. „Közi... Közi...“, der Angesprochene reagierte nicht, starrte weiterhin vor sich hin und beobachtete schweigend die Rauchschwaden die aus der ferne heraufzogen. Bedrückt setzte sich Yuki neben ihn und hielt seine Hand fest. „Du musst jetzt stark sein.“ Közi nickte schwach und hauchte leise Manas Namen. „Ihm wird es gut gehen... er kennt Orte an die er flüchten kann, zudem bin ich mir sicher, das er sowas geahnt hat. Mana ist schlauer als er manchmal glauben machen will.“ „Werden wir ihn wiedersehen?“ „Auf jeden Fall.“ Yuki strich durch Közis Haar und versuchte ihn zu beruhigen. „Ich kann mir nur schwer Vorstellen wie du dich fühlen musst... aber wenn ich etwas für dich tun kann dann...“ „Halte mich...“, antwortete Közi leise und sah ihn nicht an. „Halt mich einfach fest. Nur einen Moment.“ Yuki lächelte sanft. „Solange du willst.“ Im nachhinein fragte sich Közi ob die Trennung von Mana und seinem „besseren Leben“ vielleicht der Beginn zum endgültigen erwachsen werden war. Vielleicht der Beginn der Ewigkeit, nach der er sich sehnte. Aus eigener Entscheidung war er bei Yuki geblieben und dieser kümmerte sich wie versprochen um ihn so gut er eben konnte. Yuki fragte ihn nicht wie er zu Mana stand, er hatte es gesehen und zog seine eigenen Schlüsse. Sowieso hatte Közi alles besser verkraftet als er erst angenommen hatte, auch die Dörfler schenkten ihnen keine weitere Beachtung, waren froh das der unchristliche Mann verschwunden war. Seit dieser Zeit waren drei Monate vergangen uns es wurde Winter. Közi hatte sich schnell wieder dem alten Leben auf der Straße angepasst, fühlte sich aber nun nicht mehr so verloren wie damals, bevor er von Mana aufgenommen wurde. Nun war Yuki seine Familie und er half ihm beim Geld und Essen beschaffen. Yuki hatte ihm versprochen bald auch ein Instrument zu besorgen, solange lernte er von Yuki das Geigespielen, entwickelte aber nicht soviel Freude daran wie der ältere. Sie kauften Stoffe und legten sich ein Essenslager für den Winter an, Yukis Versteck entpuppte sich als ein alter Kelleraum unter einem abgebrannten Gebäude, er beklagte sich nur manchmal wenn er Rattenspuren entdeckte, aber an sich waren sie zufrieden. „Ich glaube wir sollten uns im Frühjahr eine andere Arbeit suchen.“, meinte Yuki eines Abends als sie draußen auf einer Decke saßen und dem letzten Treiben der Stadt zusahen. Yuki hatte nur einmal über sein Leben als Stricher geredet, und Közi versprochen nie mehr dahin zurückzukehren. „So? Was meinst du?“, Közi hatte auch endlich seine Höflichkeitsfloskeln gegenüber Yuki abgelegt. Er spielte auf Yukis Stricherleben an, seit er es wusste konnte er besser damit umgehen. Közi verurteile ihn nicht dafür, aber selber wollte er dem nicht nachgehen. „Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, das sich hier im Frühjahr ein Zirkus niederlassen soll. Das wäre doch was. Ich könnte Geige spielen, oder so was. Und du beherrscht jetzt schon einige Spielereien.“ „Ja, wieso nicht? Besser als verhungern ist es allemal.“ Yuki sah in den Himmel. „Es wird heute Nacht schneien.“ Közi legte seinen Kopf auf Yuki Schoß und schloss die Augen. „Lass uns bald nach hause gehen.“ „Ja.“ Yuki sollte recht behalten, die Nacht kündigte sich durch Eisblumen auf den Fenstern an und daraufhin dauerte es nicht mehr lange und die ersten Flocken rieselten vom Himmel. Überall roch es nach Kaminen und Közi schoss durch den Kopf dass er die letzten Jahre völlig vergessen hatte, wie gut es ihm eigentlich ging. Yuki erahnte seine Gedanken und setzte sich auf ihr Bett. „komm her.“, meinte er lächelnd und streckte seine Arme aus. Der Wind pfiff durch die Löcher und ausgerechnet heute hatten sie die seltene Ehre allein zu sein. Oft schliefen in dem Raum Freunde von den Beiden oder verbrachten einfach so zeit mit ihnen, aber in den Abenden wo es so kalt wurde gingen die meisten anschaffen um sich so ein warmes Bett zu garantieren. Közi ging zu ihm, ließ sich in seine Arme fallen und schmiegte sich an ihn. „Jetzt ist es halt an uns, uns zu wärmen.“, flüsterte er, obwohl er den vorherigen Gedanken nicht ausgesprochen hatte. Yuki sah ihn etwas irritiert an, zog ihn dann ganz aufs Bett und legte die Decken über sie. „Ja... wärmen wir uns.“, er lachte leise. Am Anfang hatte sich Yuki sorgen gemacht, Közi könnte auf Abstand gehen, sei es wegen der Nacht in der sie sich trafen und Yuki ihm offen gesagt hatte das er ihn wollte, oder allein wegen der Tatsache das Közis Herz scheinbar nur Mana gehörte. Aber es kam ganz anders, Közi schreckte nicht vor den Annäherungsversuchen zurück, schien ihn aber auch nicht unbedingt als Ersatz für seine Herrin zu sehen. Közi ließ sich widerstandslos berühren und in den Arm nehmen oder ähnliches. Nur zu Küssen hatte es Yuki nie wieder gewagt. Közi lag halb auf dem Älteren und kitzelte ihn, bis sich der Andere lachend unter ihm wand. „Nicht! Ahh Közi lass das! Das kitzelt!“ „Dann schlaf nicht ein, wenn ich mit dir rede!“ Jedes Wort hatte er mit einem Piekser in die Seite unterstrichen. „Ahh verzeih mir! Was wolltest du denn?“ „Das du meine Frage beantwortest.“ Yuki setzte sich leicht auf und rutschte an die Wand, Közi mitziehend. „Wie lautete die Frage?“, fragte er gleich neugierig nach. „Ob ich heute Nacht in deinen Armen bleiben darf.“ „Ja, natürlich.“, lachte Angesprochener erfreut. Zufrieden legte Közi seinen Kopf an Yukis Hals und lies sich etwas streicheln, fühlte sich trotz äußerer Kälte angenehm warm. Manchmal fragte er sich in diesen Momenten was die Anderen jetzt wohl machten, wo Mana jetzt war oder Kami und seine Familie, aber die Gewissheit das er nicht aufwachen musste und niemanden neben sich fand beruhigte ihn ungemein und ließ ihm die Hoffnung das es den Anderen auch gut ergangen war. „Yuki?“ „Ja?“ „Wieso versucht du nicht mehr mich zu küssen?“ Stille. Überrascht sah er in das leicht gerötete Gesicht Közis, sein Blick sagte ihm das er es ernst meinte. „Aber... Közi ich meine...“ „Nun quatsch nicht, küss mich. Du willst es doch oder?“ Yuki schlang daraufhin seine Arme fester um seine Schulter und küsste ihn zärtlich. Közi zog sich gleich enger an ihn und erwiderte den Kuss eifrig. Ein längst verloren geglaubtes Gefühl brannte in ihnen wieder auf und ließ sie leise in den Kuss seufzen. Ein weiterer Kuss, noch einer, Yuki fuhr mit seiner Zunge über Közis Lippen, bat sie sich zu öffnen und ließ einen kleinen Kampf zwischen ihren Zungen entbrennen. Yuki fuhr mit einer Hand unter die Decke, strich unter Közis Kleidung. „Uhm... Yuki...“, wisperte er etwas überfordert und wich unbewusst dessen Hand aus. „Hast du es schon mit Mana...?“, die Frage brannte seit Tagen in seinem Kopf, er hatte sie sich küssen sehen. Aber... was hieß das? Közi schüttelte den Kopf. „Nein... Einmal fast. Aber wir wurden unterbrochen.“, Közis Wangen glühten noch roter. Yuki nickte, verstand und küsste ihn wieder sanft. Leises Lachen, ein Kuss der Zufriedenheit ausdrückte. „Dann werde ich dich jetzt wohl etwas warm halten.“ ... .. Die klirrende Kälte löste sich mit zunehmender Zeit auf, es wurde morgen und die Sonne schien durch die Ritzen des Zerstörten Hauses. Ein schöner, frischer Morgen, die Luft schien wie festgefroren. Yuki hatte Közi einmal erzählt er könne nie lange schlafen, da er immer noch im Hinterkopf hatte das im Schlaf immer die größte Gefahr lauerte. Oft war er weit früher auf als Közi, der Anfangs noch in seinem alten Küchendiensttrott drin war. Doch an diesem Tag brach der morgen an, einzelne Menschen gingen ein und aus, es wurde Vormittag und schließlich wachte Közi auf. Er fühlte sich ausgeschlafen, völlig zufrieden und kuschelte sich an seine Wärmequelle. „In meiner langen Zeit als Straßenkind, habe ich noch nie erlebt das Yuki konsequent durchschläft.“ Közi schlug gar nicht erst die Augen auf, er wusste das da nur Nico sitzen konnte, ein befreundeter Stricher, den Yuki schon, seit er auf der Straße lebte, kannte. „Was willst du Nico...“, murrte Közi rau und stellte fest das seine Glieder immer noch schwer waren. „Eigentlich wollte ich gucken ob ihr nicht erfroren seid. War verdammt kalt gestern Nacht... Wir haben uns Sorgen gemacht weil ihr immer noch nicht aufgetaucht seid.“ Közi wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, da fiel Nico ein: „Aber wie ich sehe habt ihr `nen Weg gefunden euch warm zuhalten.“, er kicherte böse. „Haben uns eh schon gefragt wann es soweit ist.“ „Nico... Du bist unmöglich, und jetzt verzieh dich wenn’s nichts anderes gibt.“, knurrte ihn nun Yuki an, der sich langsam aufsetzte und die Decke stärker um Közi und sich schlang. Der sechzehnjährige lachte und winkte ab. „Ach süßer Yuki. Keine falsche scheu, da ist nichts, was ich nicht kenne.“ Nachdem Yuki einige Dinge nach ihm geworfen hatte waren die Beiden wieder alleine, grummelnd stützte Yuki den Kopf auf seine Hände und fluchte leise. „Dieser Bengel...“ „Auf eine abartige Art erinnert er mich an Kami muss ich sagen...“ Yuki lachte leise und sah zu Közi, der neben ihm auf dem bett saß und ihn beobachtete. „Wie geht es dir?“ Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Oh herrlich... Ich habe ausgezeichnet geschlafen.“ „Und ich erst, hast die kleine Pestbeule ja gehört...“ Wieder ein lachen, antesten, sanftes flirten. „Die gestrige Nacht war wirklich schön.“ „Wirklich?“ „Ja, du hast dir wirklich mühe gegeben... Schon praktisch einen erfahrenen Geliebten zu haben.“ „Sind wir das denn?“ „Was?“ „Geliebte?“ Wieder sahen sie sich an, der Kopf des jüngeren lehnte wieder auf Yukis Brust. „Liebst du mich?“, Die Frage die ihm einst Mana stellte, sollte nun Yuki beantworten. Dieser nickte. „Ja. Habe ich dir doch schon damals gesagt....“ „Du hast es angedeutet.“ „Kann sein...“ „Also liebst du mich?“ „Ja ich liebe dich.“ Közi lachte freudig und küsste ihn sanft. „Dann sind wir Geliebte.“ Wieder ein Kuss. „Ich liebe dich auch.“ Der Winter zog ins Land, viele Menschen von der Straße starben an Kälte und Hunger. Der junge Nico fand einen Freier, der sich ihn verliebte und ihn mit zu sich nahm, so spielte das Leben, andere Freunde verschwanden und kamen nie wieder. Közi und Yuki aber blieben zusammen und warteten gemeinsam auf die ersten Frühlingsboten, sie würden die Stadt verlassen und an einen neuen Ort gehen. Közi bat ihn darum, er wollte die Ruinen des alten Herrenhauses nie wieder sehen. Gemeinsam heuerten sie bei einem kleinen Wanderzirkus an. Er spielte zusammen mit Yuki und fand gefallen daran sich zu verkleiden, zu schminken und seine Haare zu färben. Er war glücklich. Ein weiteres Jahr zog ins Land und sie trafen Mana wieder, er hatte von ihrem Schicksal gehört und in einer entfernten Stadt ein neues Leben an der Seite jenes Künstlers angefangen, der ihn damals als Diener verlassen hatte. Er erzählte ihnen das Kamis Vater bei dem Versuch sie zu beschützen schwer verletzt wurde und zwei Monate daraufhin verstarb. Kami und seine Mutter lebten in einer anderen Stadt. Yuki hatte erwartet das Közi vielleicht wieder schwach werden könnte, aber er umarmte Mana nur uns sie wünschten dem Anderen alles Gute. Es schmerzte ihn trotzdem, fand aber halt in Yukis Armen. „Irgendwie bin ich froh das es so gekommen ist.“, hatte Mana mal gesagt und dabei über Közis Haar gestreichelt. Er meinte damit das sie nun frei waren und Mana, da wo er lebte, als Frau akzeptiert wurde. Sie trennten sich wieder, aber versprachen sich wiederzusehen. Durch den Zirkus konnten sie Kami, seine Mutter und andere Freunde besuchen, die sie schon früh kennen gelernt hatten und dachten sie würden sie nie wieder sehen. Als ein neuer Winter anbrach betraten sie zum ersten mal wieder ihre alte Heimat, der Zirkus würde hier über Winter rasten und sie fühlten sich als wären sie nie weggewesen. Yuki hielt Közis Hand und ging mit ihm über den alten Marktplatz, der plötzlich viel kleiner schien als vor zwei Jahren. Sie blieben vor dem, mittlerweile nicht mehr fließenden, Brunnen stehen und schwiegen eine ganze Zeit, bis Yuki seinen Freund von hinten umarmte und sein Kinn auf dessen Schulter legte. „Ich hoffe wir sehen uns bald wieder, ich werde auf dich warten. In Ordnung? Also lass mich nicht warten.“, flüsterte Yuki leise und wiederholte somit die Worte die er einst zu ihm gesagt hatte. „Niemals werde ich dich je wieder warten lassen.“, hauchte der nun rothaarige und küsste ihn zärtlich. Über ihnen brach eine neue Nacht herein, und sie konnten sich sicher sein, wenn es eine Unendlichkeit gab, dann würden sie diese zusammen verbringen. Ende Vielen Dank fürs lesen! Kommis wären nett Lg Lelias Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)