Tausend und 1 Nacht von Kio4578 ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Kapitel 8 Als der Abend hereingebrochen war und Lian sein essen vernichtet hatte, fragte er sich ob Raphael noch einmal auftauchen würde. Bisher tat er es nicht, also entschied er sich zu schlafen. Es war ohnehin bereits viel zu dunkel draußen, als das man noch etwas hätte er kennen können. Inzwischen war auch der Vampir wieder auf der Jagd. Als er in den frühen Morgenstunden zurück kam, hatte er genügend Nahrung für den nächsten Tag bei sich. Er legte sie wie gewohnt in das Haus und zog sich zurück um zu schlafen. Als Lian am nächsten Morgen erwachte, war er nicht überrascht, als er den Tisch sah. Er konnte sich denken, dass ihn der Vampir kaum verhungern lassen würde, solang er nicht selbst in der Lage war sich zu versorgen. Er fragte sich, welches Leben er wohl geführt haben mochte, bevor er als Wesen der Nacht erweckt wurde. Von seiner Amme wusste er, das man Vampire erschuf, im Grunde waren es Menschen, denen man gerade noch genügend Blut ließ, damit sich noch schwach atmeten und sie dann sofort mit anderem Blut versorgte. Dann würden sie sterben um kurz darauf als ein Wesen der Nacht erneut geboren zu werden. Doch was hatte ihn dazu werden lassen? Oder hatte er am Ende gar keine Wahl gehabt? Das waren einige der Fragen die er ihn zu gegebener Zeit stellen würde. Der Tag verging, doch von Raphael war keine Spur zu sehen oder zu hören. Am nächsten Tag lag nur wieder etwas zu essen auf dem Tisch und die einzige Unterhaltung, waren die Bücher die Lian fand und las. So ging es auch in den folgenden Tagen weiter. Als sein Bein soweit geheilt war, das er bereits wieder weiter gehen konnte, entschloss er sich noch einmal die Stadt zu erkunden, vielleicht würde er den Vampir zufällig sehen. Er entschied sich dafür, noch einmal zu dem kleinem, im Schatten kauernden Haus zu gehen und sich anschließend das zentrale Gebäude anzusehen. Vielleicht fand sich ja ein Hinweis darauf, wohin sich der Vampir zurück ziehen mochte. Doch auch an diesem Tag, schien er nicht die Absicht zu haben noch einmal nach ihm zu sehen. Lian überlegte, warum das wohl so sei. Selbst als er über ihr letzes und bisher einzige, längere Gespräch nachdachte, fand er keinen Grund für die Abwesenheit seines Gastgebers. Vielleicht war es doch einfach nur Zufall gewesen, das der Vampir so früh auf den Beinen war. Vielleicht war er tatsächlich nur in der Nacht unterwegs, wenn er schlief, vielleicht sollte er auch einfach nur abwarten. Noch, dachte er, würde er sich selbst um das Essen kümmern, doch auch Raphael muss irgendwann sehen, dass er wieder allein zurecht kommen würde. Bis dahin mochten vielleicht nur noch ein paar Tage vergehen, vielleicht auch nur noch diese Nacht. Kurzentschlossen entschied sich der Junge dafür, auf ihn zu warten. Er ging zurück, zog die Fenster zu und schlief. Schließlich konnte er nicht sagen wann er kam. Als die Sonne gänzlich verschwunden war, erwachte Raphael. Er stand auf und ging nach oben. Noch immer ließ ihn das Gefühl nicht los, das sich seit Tagen jemand hier oben aufhielt, doch sosehr er auch suchte, er hatte bisher einfach nichts finden können. Scheinbar war es auch dem Jungen nicht aufgefallen. Raphael war sich sicher, das er es wenn, erfahren hätte. Als er von der Jagd zurückkehrte, war es morgens um drei. Seit gut einer Woche, oder waren es zwei oder drei? War Lian im Horst. Er würde ihm nur noch heute etwas bringen, inzwischen musste sein Bein soweit gut verheilt sein, das er sich selber aufmachen konnte. Als er zum Haus kam stutze er. Es war ruhig in seinem Inneren. Entweder war er fort, oder er war wach. Als er die Tür öffnete, stellte er fest, dass letzeres der Fall war. „Wie ich sehe, geht es dir wieder gut.“ Erwiderte er kurz angebunden, bereit gleich wieder zu verschwinden. Im Grunde war er nicht wirklich überrascht, aber erstaunt, er hatte damit gerechnet, das Lian schon eher so etwas tun würde. „Ihr lasst mir ja keine Möglichkeit mich am Abend bei euch zu bedanken.“ „Das ist nicht nötig, inzwischen solltest du selbst wieder in der Lage sein dich zu versorgen.“ „Allerdings, aber wieso habt ihr mich nicht einfach hungern lassen?“ „Wieso sollte ich das tun? Tod bist du niemanden von Nutzen. Außerdem ist es reichlich unfair einen wehrlosen hungern zu lassen, weil er keine weiten Strecken laufen kann.“ Erwiderte er und war fast schon wieder ganz zur Tür hinaus verschwunden. „Raphael…“ abrupt blieb der Vampir stehen. Er hatte schon lange niemanden mehr seinen Namen aussprechen hören, und noch weniger hatte er damit gerechnet, dass ihn sich der Junge tatsächlich gemerkt hatte. „Wieso seid ihr noch hier?“ Lian sah ihn genau an. Doch er sah nicht mehr oder weniger als vorher bei ihm. Ihm schien wirklich alles gleich zu sein. Aber was hielt ihn dann noch auf dieser Welt, wenn er keinen Sinn und keinen Grund mehr für sein da sein hatte? Wieso lebte er dann noch? „Vampire sterben nicht, sie sind bereits tot. Hat dir das deine Amme etwa nicht erzählt?“ fragte er beinahe spöttisch. „Doch das hat sie, aber dennoch verstehe ich nicht, was euch hier noch hält. Was hält euch hier, das ihr noch immer über die Erde wandelt, wenn ihr doch keinen Sinn mehr in eurem Sein sehen könnt?“ „Nun, woher willst ausgerechnet du das wissen?“ „Es ist offensichtlich. Ich weiß nicht, was mit euch geschehen ist, aber was es auch war, es muss sehr schlimm gewesen sein.“ Raphael sah ihn an. Sicher verfolgte er keine bösen Absichten, mit seinen Worten, doch er schaffte es ihn zum nachdenken zu bewegen, das gefiel ihm nicht, der Junge sollte einfach nur verschwinden. Vieles hatte ihn die Zeit genommen, selbst seine Erinnerungen vor diesem Leben waren beinahe völlig verschwommen oder einfach hinfort gespült wurden. „In so vielen hundert oder tausend Jahren geschehen viele Dinge, doch all das vergisst man irgendwann einfach wieder. Selbst du wirst dich nicht mehr ganz an deine Jugend erinnern können wenn du das Ende deines Lebens erreicht hast.“ „Das mag sein, doch ich glaube, das man wichtige Dinge im Leben niemals ganz vergessen wird, und sie bewahrt. Doch eigentlich wollte ich euch mit meinen Fragen nicht zu nahe treten. Ihr habt sicher ebenso eure Gründe, doch viele davon würde ich wahrscheinlich nicht einmal bergreifen können.“ Erwiderte der Junge. „Was willst du eigentlich?“ „Fragen, viele Antworten auf Fragen die ich euch gern stellen würde, doch die Zeit scheint mir dafür einfach nicht gerechtfertigt. Fragen die ich nicht stellen kann, weil ihr nichts über euch erzählt, Fragen die ich euch wahrscheinlich niemals stellen können werde.“ Noch immer sah ihn Lian an. „Wie sollen diese Fragen denn aussehen?“ Der Junge winkte ab, er würde ihn nicht frage, nicht heute, nicht jetzt, aber ganz sicher irgendwann. „Könnt ihr den Weg in den Wald zeigen?“ „Sicher, doch nicht jetzt, aber wenn der Morgen dämmert kann ich dir einen Weg zeigen.“ „Danke, doch was tut ihr danach?“ „Mich zurückziehen. Was du tust ist mir gleich.“ „Ihr fragtet einmal, ob jemand hier war. Wie kann ich euch finden wenn es tatsächlich so sein sollte?“ „Gar nicht, ich werde es selbst bemerken.“ Lian nickte, diese Antwort hatte er beinahe erwartet. „Wisst ihr wieso das Archiv als einziges Gebäude verschlossen ist?“ „Vielleicht gibt es Dinge, die niemand erfahren soll.“ „Gibt es die?“ „Genügend davon, wenn es dich so interessiert, kann ich die Tür öffnen.“ „Könnt ihr es mir nicht einfach erzählen?“ „Es gab vieles was man verbarg, aber gut wenn du unbedingt möchtest…“ „Ich bitte euch. Ich habe in einem der Bücher von furchtbaren Unglücken und Schrecklichen Herrschern gelesen. Gab es hier so etwas auch?“ „Allerdings, wie du weißt war der Horst keinermans Besitz, niemand weiß wann, wie, oder von wem er errichtet wurde. Er stand bereits als ich hier her kam. Doch die Jahre danach waren sehr wohl geprägt von Guten, wie von schlechten Dingen. Aber vieles davon, habe ich ohnehin vergessen.“ „Gab es verheerende Katastrophen?“ „So wie in allen Dörfern, Krankheiten und Seuchen. Der schwarze Tot kehrte ebenfalls hier ein, der Krieg, die Verstoßenen. Vieles gab es hier, doch nichts hat gereicht um diesen Horst zu zerstören.“ „Ich verstehe, doch was war in dieser Zeit mit dem Dorf?“ „Das Dorf war oft zerstört, aber immer wieder wurde es neu besiedelt und aufgebaut. Was daran so besonders war, oder ist, kann ich dir aber auch nicht sagen.“ Lian hatte noch viele Fragen gehabt. Als ihm endlich keine mehr einfielen, zumindest für den Moment, war es bereits beinahe ganz hell. Raphael hatte ihn ungefähr aus den vergangen 700 Jahren jeweils ein wenig erzählt. Was geschehen war und auch was danach geschah und wie es weiterging. Der Vampir war sich fast sicher, dass er im Archiv etwas Ähnliches finden würde. „Gut, lass uns gehen. Ich zeige dir einen Weg in den Wald. Raphael war aufgestanden und bereits an der Tür. Lian folgte ihm. Als sie den Platz überquert hatten, zeichneten sich schon die ersten Sonnenstrahlen am Horizont ab. Dem Jungen war schon mehrmals aufgefallen, das sich Raphael auch am Tag bewegen konnte. Bisher wusste er nur von Vampiren die im Licht der Sonne starben. Er fragte sich wie er das wohl schaffte. Der Morgen war bereits ganz hereingebrochen, als sie endlich zurück gingen. „Ich habe noch eine Frage.“ Innerlich seufzte Raphael auf. Würde er denn nie aufhören Fragen zustellen, bevor er tot war? „Was?“ fragt er schon wieder leicht gereizt. Lian ignorierte es. „Wie kommt es das ihr euch völlig ohne Schaden zu nehmen, auch am Tag, draußen bewegen könnt? Ich kenne nur Geschichte von Vampiren, die in der Nacht jagen, weil sie das Sonnenlicht umbringen würde.“ Erwiderte er beinahe vorsichtig. Es war nicht klug ihm nach dem zu fragen was er war, das hatte er schon recht früh feststellen müssen. „Es ist kein Vergnügen das Tageslicht zu sehen, ich bevorzuge die Nacht. Das Licht ist zu grell, ich habe eine wesentlich schärfere Sicht als du es dir vorstellen kannst. Ich bevorzuge die Nacht, aber wie du siehst, bringen mich auch ein paar Sonnenstrahlen nicht um.“ „In etwa so wie wenn ich zu lang in die Sonne sehen würde?“ „In etwa, nur noch schlimmer.“ „Und wie habt ihr es dann trotzdem geschafft oder ist das bei allen so?“ „Nein.“ Erwiderte Raphael, er war einfach schon weiter als die anderen seiner Art, er war schon sehr lange auf der Welt, die Zeit hatte ihn zu dem gemacht was er war. Die Lange Zeit seines Lebens hatten ihn gegen vieles gewappnet, wenn auch nicht endgültig, doch wenn man ihn umbringen wollte, so müsste man vieles auf einmal tun und selbst dann konnte man sich nicht sicher sein. „Doch es stimmt, Vampire vertragen das Sonnenlicht nicht sehr gut. Aber seit ich auf dieser Welt bin, habe ich vieles ignoriert. Ich kann mich an Tagen wie diesen völlig uneingeschränkt bewegen. Dennoch meide auch ich die ganze Kraft der Sonne im Zenit. Ganz besonders in den Sommermonaten. Ich bin nicht immun gegen ihre Strahlen, nur anders als die meisten.“ „Ihr habt also eine Grenze überschritten?“ „Nicht nur eine.“ „Also könnte man euch gar nicht umbringen?“ „Natürlich kann man mich auch umbringen. Ich mag ein fast unendliches Leben haben, doch das macht mich deswegen nicht völlig unsterblich.“ Dann schwieg er. Lian war klug genug nicht weiter zu fragen, zumindest vorerst nicht. Am letzen Satz hatte er deutlich gehört, dass er schon wieder belästigt schien. ___________________________ Thx für´s lesen. Kritik, Verbesserungen und Anmerkungen bitte am Ausgang hinterlassen. *Eisschoklade da lass* LG Kio ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)