Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 20: Der Überfall ------------------------ Am Montag stand Seto am späten Vormittag auf. Ihm war eine traumlose Nacht vergönnt gewesen und sein Körper hatte es ausgenutzt um sich zu erholen. Nach dem Duschen versorgte er seine Wunde über den Rippen, Meister Fudos Tinktur wirkte wirklich Wunder, die kleineren Kratzer waren fast alle abgeheilt, nur feine rosa Linien zeugten noch von ihrer Existenz. Die Große brauchte noch ein bisschen, aber wenn er sich mit dem Training zurück hielt, war diese bestimmt in einer Woche weg. Lediglich die Rippen würde er noch eine Weile spüren, aber damit konnte er leben. Den Tag im Präsidium verbrachte Seto mit Routinearbeiten, die waren zwar zeitaufwendig, aber nicht zu umgehen. Kurz vor fünf Uhr war Seto damit fertig und machte Feierabend, er wollte noch bei Joey vorbeifahren, wegen der Ermittlungsergebnisse. Was er danach machen würde, wusste er noch nicht, doch irgendetwas kam ihm schon noch in den Sinn. So fuhr er also zu Joey nach Hause und wollte sich gerade einen Parkplatz suchen, als er den Blondschopf aus dem Haus kommen sah. Doch er war nicht allein. Den anderen kannte er doch, das war doch der Antiquitätenhändler Mahou, bei dem er vor etwa drei Wochen war. Ein Taxi hielt vor den beiden Männern. Was machte der denn hier? Die Antwort kam postwendend und Seto glaubte seinen Augen nicht. Der Braunhaarige fasste Joey unter sein Kinn und küsste ihn. Und was machte Joey? Der schlang seine Arme um Mahou und erwiderte dessen Kuss voller Leidenschaft. Schließlich lösten sie ihren Kuss und der Antiquitätenhändler stieg in das Taxi. Joey winkte dem davonfahrenden Wagen noch nach, dann ging er wieder ins Haus. Eine Weile starrte Seto noch vor sich hin und wusste nicht, was er von dieser Situation halten sollte. Langsam fing es an in ihm zu brodeln, er hatte es ja schon geahnt, aber dieser Kuss bewies es ihm eindeutig – Joey stand auf Männer. Aber das er gleich jeden küsste, der ihm über den Weg lief, das wurmte ihn ungemein – das wiederum ärgerte Seto, es sollte ihm doch egal sein, wen dieser Straßenköter alles küsste. Solange es nur er selbst war... ‚Was denke ich denn da’, fragte Kaiba sich verstört, ‚Ich will diesen Kerl nicht küssen’. Zornig fuhr er wieder an, es war besser, wenn er dem Blondschopf heute fern bleib. An der nächsten Ampel musste er halten und schon schweiften seine Gedanken wieder ab. ‚Doch will ich ihn küssen’, stellte er entsetzt fest. Es hupte hinter ihm, er hatte nicht mitbekommen, dass die Ampel auf Grün gesprungen war, eilig fuhr er an und raste förmlich nach Hause. Seine Wohnungstür hatte eine Menge auszuhalten, so geladen kam er an. Das konnte doch nicht wahr sein, wütend auf sich selbst, wegen seiner Gefühle zu Joey und zornig auf Joey, weil er einfach einen anderen küsste. Im Augenblick verstand er sich selbst nicht mehr. Inzwischen hatte er sich umgezogen, um zu trainieren und er hatte nicht vor, Rücksicht auf seine Verletzung zu nehmen. Er schaffte es wirklich Joey während des Trainings aus seinem Kopf zu verbannen, doch in dem Moment, in dem es beendet war, kamen auch die Gedanken und Gefühle wieder. Dieser Mistkerl hatte es doch tatsächlich wieder geschafft und sich nahe an sein Herz geschlichen. Das war etwas, was er gar nicht wollte und mit einem Mann wollte er sich schon überhaupt nicht einlassen. Seit er Joey wieder gesehen hatte, war nichts mehr so wie es war – dieses Wechselbad der Gefühle hatte er zuletzt in seiner Kindheit gehabt, danach nie wieder. Alles an positiven Emotionen hatte er erfolgreich weggesperrt und jetzt? Jetzt waren sie wieder da. Es kostete ihn große Mühe sie wieder wegzusperren, er wollte sie nicht zulassen – die Furcht davor, wieder in einem Scherbenhaufen zu sitzen, war einfach zu groß. Als er mit dem Duschen fertig war, hatte er sich auch wieder unter Kontrolle und diesmal wollte er sie auch nicht mehr verlieren. Er aß noch eine Kleinigkeit und ging dann Schlafen. ~~~ Das Wetter spielte immer noch mit, also fuhr Joey wieder mit dem Motorrad zu seiner Schicht ins Blue-Eyes. Dort wurde er von Duke bereits wieder mit einem Grinsen erwartet. „Hallo Joey, ich hab gehört, dass James Bond heute noch vorbei kommen soll. Hat für 22.30 Uhr einen Tisch reserviert, für zwei Personen.“ Kurz leuchteten Joeys Augen auf, nur um gleich wieder zu verlöschen. Er kam, aber nicht alleine... Joey hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Duke ihn mit James Bond, alias Seto Kaiba aufzog. Noch immer nahm er seine Worte für bahre Münze, auch wenn sie sonst immer ganz schön herumflachsten. Also war Joey erst einmal ziemlich enttäuscht, als er im Buch nachlesen konnte, dass für heute Abend kein Tisch auf den Namen Seto Kaiba vorbestellt war. Aber irgendwann würde er es Duke heimzahlen, das war sicher... nur musste ihm noch etwas Passendes einfallen. Ansonsten verlief der Abend im Blue-Eyes wie gewöhnlich, sie neckten und kabbelten sich und die Gäste waren begeistert. Das Trinkgeld floss wieder reichlich, und so schloss Joey gutgelaunt gegen vier Uhr morgens die Hintertüre des Blue-Eyes ab, um nach Hause zu fahren. Der Himmel war sternenklar, und er entschied sich dazu noch eine Runde zu fliegen. Vielleicht konnte er ja den Weißen finden, man sollte die Hoffnung nie aufgeben, sagte er sich... ~~~ Hatte Seto auch die Kontrolle über sein Bewusstsein wiedererlangt, sein Unterbewusstsein aber dachte nicht daran zu schweigen, er träumte... Verwundert sah Seto sich um, er befand sich wieder in der Gasse und Joey zog ihn gerade an sich. „Stell dich nicht so an, es bringt dich schon nicht um.“, flüsterte Joey ihm ins Ohr und während Seto sich noch fragte, was ihn nicht umbrächte, berührten sich ihre Lippen. Sogleich war das Gefühl, welches dieser Kuss bei ihm ausgelöst hatte, präsent. In seinem Traum schloss er die Augen und genoss diesen Kuss – er beendete ihn auch nicht, als er merkte, wie sein Körper darauf reagierte. Joey löste sich von ihm. „Siehst du, ist doch gar nicht schlimm.“, sagte er leise. Seto öffnete seine Augen, sein Umfeld hatte sich geändert, aber so was wunderte ihn schon lange nicht mehr, sie befanden sich in einem Zimmer, indem ein großes Bett stand. Joey sah ihn an, dieser warme liebevolle Blick seiner Augen ging ihm unter die Haut. Der Blondschopf knöpfte Setos Hemd auf und sein Herzschlag beschleunigte sich, das war doch nicht richtig – Seto versuchte dem Traum zu entfliehen, doch Joey hielt ihn fest. „Lauf nicht weg, bleib bei mir.“, bat er sanft. Ihre Lippen berührten sich wieder, ihr Kuss wurde intensiver, leidenschaftlicher. Setos Hände glitten am Körper des Blondschopfes herunter, heftig zog er ihn an sich, spürte dessen Wärme, seinen Herzschlag und er selbst fühlte sich vollständig. Ja, das war das richtige Wort – es war, als hätte er etwas Verlorenes wieder gefunden. Im nächsten Augenblick lagen sie eng umschlungen auf dem Bett, Joeys Hand wanderte an Setos Hals entlang zu seinen Brustwarzen und umkreiste sie zärtlich. Ein wohliges Aufseufzen war die Folge, und Joeys Hand streichelte seinen Bauch und tastete sich immer tiefer. Die Atmung des Brünetten ging keuchend, immer noch war er sich nicht sicher, ob er es überhaupt wollte. Da hatten Joeys Finger ihm die Entscheidung abgenommen, sanft glitten sie über seine Erregung. Aufstöhnend nahm er es einfach hin, er konnte jetzt sowieso nichts mehr ändern. Als sich dessen Finger fest um seinen kleinen Freund schlossen, zog sich alles in ihm zusammen und wenig später durchliefen ihn die Wellen seines Höhepunktes. Atemlos hörte Seto in seinen Körper und auf seine Gefühle, nichts sagte ihm, das es falsch war, im Gegenteil, richtiger konnte es gar nicht sein. Zufrieden öffnete er die Augen und suchte den Blick der braunen Augen, doch die waren weg. Er war allein, aber wieso? Eine Stimme drang an sein Ohr. „Seto hilf mir!“ Joey? Rasch drehte er sich um, angezogen stand er in einer Gasse und sah, wie vermummte Gestalten den Blondschopf in die Mangel nahmen. Einer der Kerle hatte plötzlich ein Messer in der Hand und stieß zu. Senkrecht saß Seto im Bett, sein Herz raste – was war das für ein Traum gewesen? Fahrig wischte er sich über die Stirn. Stöhnend ließ er sich zurückfallen, jetzt machte sich Joey auch noch in seinen Träumen breit und wie er feststellte, sogar ziemlich lebhaft. Aber der zweite Teil seines Traumes, machte ihm im Augenblick mehr Sorgen. War Joey wirklich in Gefahr? Wenn ja, wann? Seto warf einen Blick auf die Uhr, halb drei Uhr, schlafen konnte er jetzt sowieso nicht mehr, da konnte er auch nach dem rechten sehen. Schon stand er auf, duschte sich schnell, zog sich ebenso schnell an und verließ die Wohnung. Mit seinem Wagen machte er sich auf den Weg ins Blue Eyes – dort angekommen sah er gerade noch eine Limousine davon fahren. War da nicht auch Wheeler drin? Es sah nach einem ziemlichen Gerangel auf der Rückbank aus, außerdem fuhr der Wagen viel zu schnell, er beschloss ihm zu folgen. ~~~ „Joseph Wheeler?“ Verwundert drehte Joey sich um. So wurde er ja schon lange nicht mehr angesprochen. „Ja?“, fragte er erstaunt. Doch statt einer Antwort erhielt er nur einen kräftigen Kinnhaken. Aber Joey war hart im nehmen, so leicht warf ihn nichts um. Außer dem Mann, der ihn angesprochen hatte, konnte er in einiger Entfernung noch zwei weitere Personen ausmachen. Auf einmal sah er etwas weißes Aufblitzen. Wollten die ihn etwa betäuben? Joey nahm seinen Helm, holte einmal kräftig aus und erwischte den ihm am nächsten Stehenden treffsicher an dessen Kopf. Die Zeit reichte aus, um sich seinen Helm aufzuziehen und das Visier zu schließen, und es so den Angreifern etwas schwieriger zu machen. Aber seine Angreifer gaben sich noch nicht geschlagen, einer kam von hinten und schlug ihm mit einem Stock in die Knie. Stöhnend sank Joey erst einmal zu Boden, doch als ihm einer sein Visier öffnen wollte, verteidigte er es erfolgreich. Den Helm konnten sie ihm nicht abnehmen, da er den Kinnriemen geschlossen hatte. Einer der Kerle zog ihn unsanft an einem Arm hoch, und so sehr sich Joey auch wehrte, aus dessen Griff konnte er sich nicht befreien. Der Andere packte alsbald seinen anderen Arm und so zogen sie ihn strampelnd und sich immer noch wehrend hinter sich her, bis sie ein Auto erreichten. Joey versuchte sich noch einmal zu wehren, als er in das Auto gesteckt werden sollte, doch ein Messer in seinem Rücken überzeugte ihn zu seiner Mitarbeit. Der Motor heulte schon auf, als die Männer ebenfalls ins Auto stiegen, und die Türen waren noch nicht ganz geschlossen, als sie auch schon mit quietschenden Reifen davon rasten. ~~~ Der Wagen fuhr aus der Stadt heraus, Seto machte das Licht an seinem Auto aus und sein schwarzer Wagen verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht. Wenig später wusste er wohin sie fuhren, die alten Lagerhallen, waren ein Ideales Versteck. Der Wagen vor ihm drosselte seine Geschwindigkeit, er passte seine an und schließlich hielt die Limousine an. Die Autotüren wurden geöffnet, und als eine der hinteren geöffnet wurde, flog ein Kerl aus dem Wagen. Kaiba musste grinsen, Wheeler schien es den Entführern nicht leicht zu machen. Mit vereinten Kräften zerrten sie Joey aus dem Wagen, erst als ihm einer ein Messer an den Rücken hielt, wurde er ruhiger. Seto stieg ebenfalls aus, leise schloss er die Autotür und huschte an das Gebäude heran. Die Feuerleiter am hinteren Teil der alten Halle, ermöglichte es ihm, auf das Dach zu kommen. Durch geöffnete Dachfenster konnte er hinein sehen und bald hatte er das Fenster gefunden, das einen Blick auf Joey erlaubte. Vorsichtig ließ er sich in das Gebäude und dort auf die Stahlkonstruktion gleiten, völlig geräuschlos näherte er sich den Entführern und ihrem Opfer. Joey war mit seinen Händen an einem Pfeiler gebunden. ~~~ Sie hatten es während der ganzen Autofahrt nicht geschafft ihm den Helm auszuziehen, aber jetzt, da er hier gefesselt an einem Pfeiler stand, konnten sie ihm endlich den Helm abnehmen. „Was soll das?“, funkelte Joey sein Gegenüber an, als sein Helm ihn nicht mehr schützen konnte. „Was wollt ihr von mir?“ Joey hatte keine Ahnung, wer die drei waren, aber ihren Auftraggeber konnte er sich gut vorstellen. Und das hieß für ihn nichts Gutes, Good bye schöne Welt, good bye Seto... „Das ist ja eine richtige Schönheit.“, meinte der erste anerkennend, als er ihm den Helm ausgezogen hatte. „Lasst uns mit ihm doch erst noch ein wenig unseren Spaß haben.“ Gierig streichelte er Joey mit schmierigen Fingern übers Gesicht. Joey schauderte es, das verhieß ihm das allerschlimmste, es würde nicht schnell gehen... Selbst von hier oben konnte Seto das wütende Funkeln in Joeys Augen erkennen – eins musste er ihm lassen, klein beigegeben hatte er nie. Der Braunhaarige befand sich jetzt in einer Position, von der aus er jederzeit eingreifen konnte. Aber da der Blondschopf in keiner unmittelbaren Gefahr war, wartete er noch ab, vielleicht erfuhr er ja noch was Interessantes. Einer der Kerle fing an zu sprechen, doch was er sagte behagte Seto gar nicht, er musste wohl doch früher eingreifen. Billig würde Joey sich nicht verkaufen, das konnte der andere auch sofort spüren, als er äußerst schmerzhaft Bekanntschaft mit Joeys Knie machte. „Na, warte“, knurrte dieser mit zusammengebissenen Zähnen, „das wirst du noch büßen. Hey, steht da nicht so dumm rum.“, herrschte er seine Kumpane an. „Helft mir lieber diese Wildkatze hier zu zähmen.“ „Hey, Wheeler, brauchst du Hilfe?“, fragte eine kühle Stimme aus der Dunkelheit heraus. Seto wartete nicht mehr, als die Kerle sich auf Joey stürzen wollten, handelte er. „Oh, man, Kaiba, ich war nie SO froh deine Stimme zu hören.“ „Das werte ich dann als Zustimmung.“, kam es wieder kühl zurück. Die drei Entführer starrten verblüfft in die Dunkelheit. „Komm raus du Feigling!“, rief der Sprecher der Drei. Mit einem Satz landete Kaiba mitten zwischen den Dreien, „Wer ist hier der Feigling?“, vernahm der Sprecher nun diese kühle Stimme direkt vor sich und sah in eisige blaue Augen. Seto wartete keine weitere Reaktion ab, der Erste bekam seinen Ellenbogen ins Gesicht, worauf hin er jaulend zusammenbrach und er sich die Nase hielt. Den Zweiten traf er genau auf den Solar Plexus, dieser klappte daraufhin japsend zusammen. Der Dritte wollte sich hinter Joey verstecken, doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Joey konnte seine Beine immer noch ganz gut gebrauchen, und so landete der dritte recht unsanft auf seiner Nase. Japsend und stöhnen lagen alle drei auf dem Boden, zügig entwaffnete Seto sie, suchte sich ein paar Schnüre, die es hier zum Glück haufenweise gab und fesselte die Verbrecher. Dann nahm er sich ein Messer und schnitt Joeys Fesseln durch. „Danke, Kaiba, du hast es echt drauf, aber es war wirklich ziemlich knapp. Auf die Erfahrung war ich jetzt wirklich nicht scharf.“ Er ging einen Schritt auf Seto zu, doch mit einem Mal knickten seine Beine ein, er stolperte und fiel Seto in die Arme. Seto blieb nichts anderes übrig, als Joey aufzufangen. „Es war mein Job, bedank dich nicht immer...“, knurrte er, „Was ist, hat es dich von den Beinen gehauen?“, erkundigte Seto sich nicht mehr so knurrig, mit viel Fantasie konnte man sogar eine leichte Besorgnis heraus hören. Joey so im Arm zu halten, erinnerte ihn glatt an seinen Traum, aber das wollte er ja nicht. „Kannst du wieder stehen?“, fragte er nach einer kleinen Weile. „Auch wenn es dein Job ist, ich bin wirklich froh, dich hier zu sehen.“ Erleichtert hielt Joey sich an Seto fest. „Ja, danke, es geht schon wieder... es war höchstwahrscheinlich nur der Schock... es ist nicht gerade angenehm, wenn man gerade gesagt bekommt, dass man gleich mehrfach vergewaltigt wird.“ . Vorsichtig versuchte Joey sich von Seto zu lösen, als es ihm wieder leicht schwarz vor Augen wurde. „Kann ich mich noch ein bisschen an dir festhalten?“, bat Joey leise. Außerdem tat es so unwahrscheinlich gut, von Seto gehalten zu werden und seine Wärme und Stärke zu spüren. Hier nun rum zu stehen und Joey fest zu halten war irgendwie blöd, zumal es hier auch ziemlich zugig war – aber prinzipiell hatte Seto nun nichts mehr dagegen. Doch hier war nun wirklich nicht der richtige Ort. „Setz dich erstmal, ich muss mich erst noch um die Abholung deiner Spezies kümmern. Dann fahr ich dich nach Hause.“, gab er zurück. „Ich weiß, du willst es nicht hören, aber trotzdem danke.“, seufzte Joey und ließ sich vorsichtig auf den Boden gleiten. Interessiert beobachtete er Seto dabei, wie er sich routiniert um seine Aufgaben kümmerte, und fühlte sich einfach sicher. Setos Händen würde er immer wieder sein Leben anvertrauen. Was auch immer noch zwischen ihnen stand, es würde sich klären lassen, und er hätte seinen allerbesten Freund wieder zurück. Müde und erschöpft schloss Joey seine Augen und wartete auf das Eintreffen der Polizei. Nachdem Joey sich gesetzt hatte, rief Seto seine Kollegen an und veranlasste die Abholung der drei Verbrecher, drei, DREI! Wo war der Vierte? Ein metallisches Knacken ließ ihn herumfahren, neben Joey stand der vierte Mann und sein Revolver zielte auf den Kopf des Blonden. „Und was nun?“, fragte der Kerl höhnisch. „Mach meine Freunde sofort los, oder ich knall den hier ab.“ Eisig sah Kaiba ihn an, in seiner rechten Hand hatte er immer noch das Messer. Langsam brachte er die Klinge in die richtige Stellung. „Ich schneide deine Freunde nicht los.“, entgegnete er kalt. „Dann muss dein Freund daran glauben.“, zischte der Mann. „Er ist nicht mein Freund.“, gab Seto nun kalt zurück, das war die einzige Chance für Joey am Leben zu bleiben. Joey bekam von all dem nichts mit, er war gefangen in seinem Traum, dass Seto ihm grade seinen Arsch und auch das Leben gerettet hatte. Verblüfft sah der Vierte Seto an. „Das sah eben aber ganz anders aus.“, meinte er trocken, dabei sah er Kaiba an und die Hand mit seiner Waffe geriet außer Kurs. Auf genau diesen Augenblick hatte Seto gewartet und mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk heraus, schleuderte er das Messer, welches punktgenau das Handgelenk der Hand mit der Schusswaffe traf. Zwar löste sich noch ein Schuss, doch der wurde für Joey nicht gefährlich und mit zwei Sätzen war Seto bei dem Gauner. Aber diesem lag nichts an Gegenwehr, jaulend hielt er sich seinen Unterarm. Kaiba zerrte ihn zu den Anderen und fesselte ihn ebenfalls, wenig später waren die Polizeisirenen zu hören. Joey schrak aus seinem Halbschlaf auf, als er einen Schuss hörte, der von einem gleich darauf folgenden Schmerz begleitet wurde. Sein Arm brannte höllisch, nachdem die Kugel ihn gestreift hatte. Überrascht blickte Joey zu dem vierten Mann, um den sich Seto gerade kümmerte. Mist, den hatte er ja ganz und gar vergessen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er zu ihnen gestoßen war. Und wieder hatte Seto ihm das Leben gerettet, dessen war er sich sicher. „Danke.“, murmelte Joey leise, als der Klang der Polizeisirenen zu hören war. Nach dem Eintreffen der Beamten regelte Seto noch alles Erforderliche und ging dann zu Joey, der noch etwas verstört am Boden saß. „Komm, Wheeler ich fahr... du blutest ja!“ Diesmal klang es eindeutig besorgt. Schon drehte Seto sich wieder um und rief einen der Sanitäter her. Dankbar ließ Joey sich seinen Arm verbinden. Es brannte jetzt schon nicht mehr ganz so stark. Aber am meisten half ihm die sichtbare Sorge Setos um ihn, das war eine ganz besondere Medizin für ihn. Der Sanitäter hatte Joeys Verletzung versorgt und meinte: „Sie sollten zur Sicherheit eine Nacht im Krankenhaus verbringen.“, dann nickte er Kaiba zu und ging wieder zu seinen Kollegen, die sich um die vier Verbrecher kümmerten. „Dann fahr ich dich ins Krankenhaus“, meinte Seto nun wieder mit kühler Stimme. „Ich hab hier alles erledigt, wenn du willst können wir los. Du kannst aber natürlich auch mit deinen Freunden dort hinten mitfahren.“ Seto deutete dabei auf die Gangster. „Ich fahr lieber mit dir mit, wenn es dir recht ist.“, sagte Joey leise zu Seto, „Aber muss ich wirklich ins Krankenhaus?“ Joey schaute Seto nicht gerade begeistert an. „Es war ja nur eine Empfehlung, wenn du nicht willst fahr ich dich nach Hause, aber entscheide dich. Bis zum Auto hast du Zeit.“, erwiderte Seto. Er überlegte kurz und fragte dann: „Kannst du wieder einigermaßen laufen? Wenn nicht hole ich den Wagen her.“ Joey stand auf und hielt sich noch einmal kurz an Kaiba fest. „Danke es geht, du brauchst das Auto nicht zu holen, aber ich würde lieber nach Hause fahren. Ich kann ja morgen zum Nachschauen ins Krankenhaus fahren. Danke noch einmal für alles.“ Seto ließ ein grummeln hören, das so was wie ein „Ist schon gut“ hätte sein können. Joey lächelte entspannt. Das war der Seto den er kannte – der von damals. Am Anfang war er auch so mundfaul gewesen, wenn es um Persönliches und Gefühle ging. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis er sich ihm gegenüber geöffnet hatte, und Seto Kaiba war ein Buch, das in seiner ganz eigenen Sprache geschrieben war, nicht jeder konnte es lesen. „Dann los mein Wagen steht da hinten.“ Seto zeigte in die entsprechende Richtung. Er wartete bis sich Joey in Bewegung gesetzt hatte. So schnell wie es Joey möglich war, folgte er Seto zu seinem Auto. Erleichtert ließen sich beide in die Sitze fallen, Seto startete den Motor und fuhr zügig in die Stadt zurück, aber als er in die Straße zu Joeys Haus einbog, hielt ein Polizist sie auf. „Sie können hier nicht durch, die Straße ist wegen eines Feuers gesperrt.“ Seto warf einen raschen Seitenblick zu Joey. „Wo brennt es?“, erkundigte sich Seto und nachdem er dem Beamten seinen Dienstausweis gezeigt hatte, nannte dieser ihm die Adresse. Joey schluckte. das war seine Adresse. Wenn ihn diese fiesen Typen nicht geschnappt hätten, dann wäre er höchstwahrscheinlich in der Wohnung gewesen... Hatte sich denn alles gegen ihn verschworen? Erst die Typen und dann das Feuer? Wo sollte er denn jetzt eigentlich hin? Serenity war nicht da, und einen Schlüssel zu ihrer Wohnung hatte er auch nicht. Kaiba seufzte leise. „Kannst du irgendwo unterkommen? Bei deiner Schwester oder deinem Freund?“ Joey schüttelte den Kopf. „Ist keiner da. Meine Schwester macht ein Kurzurlaub und kommt erst übermorgen wieder, und mein Freund, macht eine Geschäftsreise.“ Joey fiel gar nicht auf, dass Seto von seinem Freund gesprochen hatte. Toll, da hatte er diesen Köter wohl am Hals, dachte Seto und fuhr schweigend weiter. Da holte er sich jetzt ja wohl sein größtes Problem selbst ins Haus. Hoffentlich ging das gut. Bald hatte Seto seine Wohnung erreicht und parkte den Wagen. Er stieg aus, doch Joey machte keinerlei Anstalten dasselbe zu tun, sondern sah ihn nur fragend an. Da Seto nichts zu ihm gesagt hatte, konnte Joey auch nicht wissen wo sie jetzt waren. „Jetzt steig schon aus, wir sind bei mir.“, forderte Seto ihn auf. „Ich kann bei dir schlafen?“, dankbar schaute Joey Seto an und stieg aus Setos Auto aus. Vorsichtig folgte er Seto in seine Wohnung. ‚Warum macht Seto das alles für mich?’, überlegte sich Joey, doch er hütete sich, dies laut auszusprechen. „Ich kann mich einfach nur noch einmal wieder bei dir für all das bedanken, was du heute für mich alles getan hast, Seto.“, sagte er mit dankbaren Blicken zu Seto. „Setz dich.“, sagte Seto auf die Couch deutend, verschwand im Gästezimmer und richtete es her. Als er damit fertig war, ging er wieder zu Joey, doch der war glatt auf der Couch eingeschlafen. Seto konnte es ihm auch nicht verdenken. Er überlegte kurz ob er ihn wecken sollte, doch er unterließ es, stattdessen holte er eine Decke und legte sie über Joey. So schlecht würde er auch nicht auf der Couch schlafen, sie war breit und bequem genug für eine Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)