Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 10: Katzenjammer und Verfolgungsjagd -------------------------------------------- Heute machte ihm die Arbeit so gar keinen Spaß. Seit er wusste, wer James Bond war, und dass sich ebenjener auch so ganz James – Bond – like benahm, hatte er seine gute Laune ziemlich verloren. Erst musste er feststellen, dass James Bond Seto Kaiba war. Danach, dass er äußerst erotisch tanzen konnte – und wie, er spürte des Kribbeln jetzt noch in seiner Hose, wenn er auch nur daran dachte. Und zum Schluss musste er mit ansehen, wie Seto Kaiba küsste, und nicht etwa ihn, oh nein, dieses Weibsbild von Bedienung aus dem Diner for One. Eines war sicher, er würde keinen Fuß mehr in dieses Restaurant setzen, so hungrig er auch sein mochte. Oh ja, er war eifersüchtig, und das nicht zu knapp – da machte er sich überhaupt nichts vor. ER sollte an der Stelle der Braunhaarigen sein, ER sollte mit Seto Kaiba tanzen und von ihm geküsst werden... Enttäuscht schaute er den Beiden hinterher, als sie das Blue-Eyes verließen. Sein Kollege musste ihn mehrmals ermahnen weiter zu arbeiten, doch als das nicht half, und er von Joey keine Antwort bekam, was denn mit ihm los sei, schickte er ihn kurzer Hand nach Hause. Einer der Kellner konnte ihm hinter der Theke helfen. Völlig durcheinander setzte er sich auf sein Motorrad und fuhr ziellos durch die Gegend. Sein Herz tat ihm weh, mehr als es schmerzte, weil Mahou ihn plötzlich für eine längere Geschäftsreise verlassen hatte. Der Schmerz der Eifersucht brannte in ihm und er wusste nicht, wie er ihm entkommen sollte. Ehe er es sich versah, stand er vor seinem Haus. Ein sehnsüchtiger Blick zum Himmel, und sein Entschluss war gefasst. Er würde heute Nacht fliegen, so hoch und so weit es ging, bis er keine Kraft mehr hatte, und nur noch erschöpft ins Bett fallen würde. Doch sein Plan ging nicht auf. Obwohl er total ausgepowert von seinem Flug zurückkam, die Bilder aus dem Blue-Eyes ließen ihn nicht los. Gequält stöhnte er auf, als er daran dachte, was die Braunhaarige jetzt wohl alles mit seinem Seto machen würde. Wie von selbst verselbstständigte sich sein Traum, und auf einmal war er an der Stelle der Braunhaarigen. Im Traum bekam er all das, was er der anderen neidete, und seine Hände unterstrichen seinen Traum tatkräftig. Sich vorstellend, dass es Seto wäre, der ihn befriedigte, erleichterte er sich und schlief endlich ein. Auch an den nächsten Tagen war er wie verändert, Mahou hatte recht gehabt, er liebte Seto Kaiba, und es tat weh, nicht von ihm wieder geliebt zu werden. Serenity schaute ihren Bruder immer wieder prüfend an, doch auch sie bekam von ihm nichts anderes zu hören, als ein „Ach nichts.“, „Es ist wirklich nichts.“, „Das geht dich nichts an.“, und viele, viele laute und leise Seufzer. Auf seinem Notizblock fand sie lauter Zeichnungen von Pinguinen vor, sowie im Papierkorb viele Versuche gefaltete Pinguine herzustellen. Sie zweifelte schon an ihrem Verstand, bis sie irgendwo dazwischen ein kleines Herz mit Seto darin fand... Joey war verliebt und hatte Liebeskummer. Das Grinsen verließ Serenity auch die nächsten Tage nicht mehr, ihre Mundwinkel schienen an ihren Ohren zu kleben. Ins Blue-Eyes ging Joey die restliche Woche nicht mehr, sein Chef hatte ihm freigegeben, mit dem Satz, er möge sich richtig erholen, und dann wieder, so frisch und fröhlich wie sonst, zurück kommen. Trotzdem erinnerte sie ihn daran, dass am Samstag Mr. Peter Johnson einen Termin bei ihm hatte, und er ihn bitte nicht vergessen sollte. ~~~ Seto saß etwas geistesabwesend in seinem Büro, die Nacht mit Toki hatte einen merkwürdigen Verlauf genommen. Er konnte nicht verstehen was geschehen war, das Tanzen hatte ihn heiß gemacht, genauso wie die Frau. Dann kam ihm von einer auf die andere Sekunde alles falsch vor, er hatte auf einmal das Gefühl, nicht bis zum Ende gehen zu können. Ziemlich abrupt beendete er ihr Liebesspiel, verbarg sich hinter seiner eisigen Mine, zog sich schnell an und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Um ehrlich zu sein, er hätte auch nicht gewusst, was er sagen sollte. Er rief sich zur Ordnung und schob die Gedanken daran beiseite. Sich wieder auf die Arbeit konzentrierend nahm er sich noch einmal die Akte des verschwunden Ringes vor. Das Gespräch mit Wheeler kam ihm wieder in den Sinn, wie hieß der Kerl noch mal, den er gern überprüft hätte? Johnson… und der Vorname war... Peter, richtig, Peter Johnson, ein Ausländer, schnell gab er den Namen in den Polizei Computer ein. Er hätte sich noch eine Beschreibung geben lassen sollen, dumm, aber nicht zu ändern. Das Programm spukte die Namen aus, doch ohne nähere Angaben konnte er nichts herausfinden. Allein in Domino City gab es 200 ausländische Personen mit diesen Namen. Das brachte also nicht das Geringste, natürlich könnte er bei Wheeler anrufen und ihn fragen, aber er würde es nicht tun. Er löschte den Namen wieder und konzentrierte sich erneut auf seine Akte. Aber es brachte nichts, sein Kopf war wie blockiert, also klappte er die Akte zu. Was war heute noch für ein Tag? Richtig, heute war Freitag und morgen würde sich Joey mit diesem Johnson treffen. Wann sollte das noch mal sein? Stimmt, gegen Abend hatte er gesagt, ach, was ging es ihn denn an. Das war nicht seine Sache, sollte wirklich ein Diebstahl gemeldet werden, dann konnte er sich immer noch an den Köter wenden. Dieser lief ihm schon oft genug über den Weg, da brauchte er ihn nicht noch aufsuchen. Energisch packte er seine Akten in den Schreibtisch, es hatte ja doch keinen Zweck mehr, er konnte sich einfach nicht konzentrieren, also machte er Feierabend. Auf dem Weg nach Hause, hielt er an einem Supermarkt an und kaufte sich ein paar Lebensmittel. Das Diner for One wollte er die nächsten Tage lieber nicht aufsuchen, er musste Toki nicht unbedingt begegnen. Mal wieder selbst zu kochen lenkte ihn sicher ab. Aber so einfach war es nicht, das Kochen schon, das war nicht das Problem, dummerweise lenkte es ihn nicht so ab, wie er es sich erhofft hatte. Im Nachhinein wunderte es ihn, dass sein selbst Gekochtes sogar genießbar war. Wie jeden Abend zog er seine Trainingssachen an und begab sich in sein privates Dojo. Nach ein paar Aufwärmübungen, zog er das Tempo an und wie ein Wirbelwind kämpfte er gegen einen imaginären Feind. Nach zwei Stunden lief ihm der Schweiß in Strömen herab, das war genug. Noch ein paar Muskellockernde Übungen, danach war auch seine Atmung wieder normal. Zurück in seiner Wohnung ging er unter die Dusche und danach ins Bett. Die letzten drei Nächte schlief er traumlos, dies erwartete er jetzt auch wieder. Doch es sollte anders kommen, er träumte wieder, intensiver und heftiger als je zuvor. Harmlos fing der Traum an, er saß mit Toki im Club, sie tranken Cocktails, tanzten und küssten sich. Als sie den Kuss lösten und er seinen Kopf hob, sah er direkt in Joeys Augen. Irrte er sich oder konnte er darin eine gewisse Enttäuschung erkennen? Aber warum? Er hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Das Szenario änderte sich, er stand jetzt am Fuße der Burg und diese sah von hier unten wesentlich bedrohlicher aus, als von oben. Ein Feuerkranz schoss auf ihn zu, wirbelte vor seinem Gesicht herum und ein Eiskranz gesellte sich dazu. Immer wieder kamen die Schriftzeichen zum Vorschein, wenn er nur wüsste, was sie bedeuteten. Langsam streckte er seine Hand nach den Erscheinungen aus und wollte sie berühren. Doch ehe er sich versah, schossen beide Kränze auf seine Hand zu und zogen sich zusammen, sie wurden immer kleiner und drehten sich schließlich um seinen Ringfinger. Sie verschmolzen mit einander und verlöschten, zurück blieb ein einfacher silberner Reif, mit einigen Saphiren und Rubinen. Er hob die Hand vor die Augen, das war doch der verschwundene Ring, wieso trug er ihn jetzt an seinem Finger? Hoch über der Burg tauchte ein gewaltiger Drache auf, seine fünf Köpfe waren in ständiger Bewegung, als suchten sie etwas und einer der Köpfe fixierte ihn. Das konnte böse Enden, vorsichtig zog er sich, Stück für Stück, zurück, nur keine hastige Bewegung. Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn herumfahren. Nahm dieser Traum denn gar kein Ende? Ein Toter stand hinter ihm, seine ehemalige Bekleidung hing in Fetzen von ihm herab, es schien ein Priestergewand gewesen zu sein. Der Schädel grinste ihn an, in der einen Hand hielt er einen, in Lumpen gewickelten, Gegenstand. Die andere Hand zeigte auf ihn, dann drehte sich der Arm, die ehemalige Handfläche zeigte nach oben und die knochigen Finger winkten ihn heran. Mit jeder Bewegung der Finger fiel etwas von dem Toten herab. Die leeren Augenhöhlen schienen ihn eindringlich anzusehen, obwohl das absurd war, leere Augenhöhlen konnten nicht sehen. Die Gestalt bewegte sich nun auf ihn zu, was sollte er machen, nach hinten ausweichen konnte er nicht, da geriet er wieder in das Blickfeld des Drachens, aber gegen ein Skelett wollte er auch nicht kämpfen. Eine Schemenhafte Gestalt überlagerte den Toten, diese flüsterte ihm zu: „Erkenne die Zeichen... lese die Rätsel... verhindere das Schlimmste!“ Die Gestalt lächelte. „Einer wird dir helfen... lasse ihn in dein Herz...“ Seto wollte Fragen stellen, aber er brachte keinen Ton heraus. Im nächsten Moment sprang eine vermummte Person auf ihn zu, gerade noch rechtzeitig, wich Kaiba aus, in der Hand des Gegners blitzte die Klinge eines Katanas auf. Seines hatte er plötzlich auch in der Hand und das gab ihm Sicherheit. Mit diesem Gegner konnte er was Anfangen und es folgte ein blitzschneller Schlagabtausch. Als seinem Gegner ein Ärmel hoch rutschte konnte er eine Tätowierung auf der Innenseite des Handgelenkes erkennen – es war der fünfköpfige Drache. So schnell dieser Gegner aufgetaucht war, so schnell verschwand er auch wieder. Wollte dieser Traum denn gar nicht aufhören? Das Gefühl der Bedrohung nahm stetig zu, doch er konnte ihr nicht entfliehen. Was hatte es mit dieser dämlichen Burg auf sich? Wieder änderte sich das Szenario, er stöhnte, denn er wusste, was jetzt kam. Nicht einmal dieser dunkle Raum blieb ihm erspart, ausnahmsweise gelang es ihm sogar, den Ketten eine Weile auszuweichen. Trotzdem endete es wie immer, sie fesselten ihn und schnürten ihm die Luft ab, von der Kälte, die von den Ketten ausging mal ganz zu schweigen. Die Silhouette des Unbekannten erschien wieder. „Wer bist du eigentlich? Was spionierst du hier rum?“, fragte er mit hohler Stimme. Der Kerl trat an ihn heran, packte ihn an den Haaren und zog seinen Kopf hoch, Kaibas Blick fiel auf einen Totenschädel, der ihn höhnisch angrinste. Schweißgebadet erwachte er, nahmen diese dummen Träume denn gar kein Ende? Nie zuvor hatte er solche Träume gehabt, warum gerade jetzt? Er nahm sich den Block und den Schreiber von seinem Nachtschrank. Irgendeine Bedeutung mussten sie haben und so hatte er angefangen, seine Albträume aufzuschreiben. Keine Ahnung, ob es was bringen würde, aber falsch war es auch nicht. Nachdem das erledigt war, ging er unter die Dusche. Sein Wasserverbrauch musste in der letzten Zeit sprunghaft angestiegen sein und seine Haut wurde sicher auch immer dünner, bei dem vielen Wasser. Heute war Samstag, hm, er sollte noch mal ins Büro fahren, vielleicht konnte er ja etwas wegen dieser Tätowierung herausfinden, so ein fünfköpfiger Drachen dürfte nicht allzu oft vorkommen. Und was machte er jetzt wegen Wheeler, bzw. seinem Auftraggeber, sollte er seine Detektei überwachen? Das Wasser lief über seinem Kopf, warum, zum Teufel, ging ihm dieser Köter nicht aus den Gedanken? Er hasste ihn, also, was ging es ihn an, was für schwierige Auftraggeber er hatte? Gar nichts. Bevor er sich ganz im Wasser auflöste, beendete er das Duschen, trocknete sich ab und zog sich an. Danach machte er sich ein schnelles Frühstück und fuhr ins Präsidium. ~~~ Am Samstagmorgen hatte Joey so gar keine Lust aufzustehen, doch Serenity polterte um 9.00 Uhr mit den Worten: „Aufsteeeehn! Das Frühstück ist fertig!“ in sein Zimmer, und kümmerte sich überhaupt nicht darum, ob ihr Bruder angezogen oder nicht war, oder ob er noch lieber schlafen wollte. Mr. Johnson hatte um 13.00 Uhr seinen Termin, da hatte Joey gefälligst geduscht, gefrühstückt und auch sonst fertig zu sein. Grummelnd erhob sich Joey aus seinem Bett, mit Serenity zu streiten hatte keinen Sinn, er würde eh den Kürzeren ziehen. Sich die Haare kratzend, schlurfte er in Richtung Bad, um erst einmal unter der Dusche richtig wach zu werden. Er stellte sich das Wasser richtig schön warm ein, ließ es sich über den Kopf laufen und griff nach seinem Duschgel. Beim einseifen versank er wieder ins träumen, und in diesen Träumen stand immer eine eiskalte Schönheit mit ihm unter der Dusche, die dann gar nicht so eiskalt war, sondern ziemlich feurig. Nachdem er sich wieder erleichtert hatte, spülte er sich die Seife vom Körper und aus den Haaren, schlang sich zwei Handtücher um, und begab sich in die Küche, um erst einmal eine Tasse Kaffee zu trinken. „Zieh dich gefälligst an, wenn du zum frühstücken kommst.“, funkelte Serenity ihn an, aber sie meinte es nicht so böse. Nach der ersten Tasse Kaffee würde ihr Bruder sich anziehen gehen, und dann konnten sie gemütlich frühstücken. So war es schon seit Jahren, und auch seit ihrem Auszug hatte sich nicht viel daran geändert. Noch während sie am Frühstückstisch saßen, läutete im Büro das Telefon. Doch Serenity war nicht schnell genug und der Anrufbeantworter war bereits angesprungen. Als sie das Band abspielte, konnte sie folgende Nachricht hören: „Guten Morgen, Mr. Wheeler. Es tut mir leid, doch ich kann den Termin heute Mittag leider nicht einhalten, da ich noch durch dringende Geschäfte aufgehalten werde. Ich schlage vor den Termin auf heute Abend 20.00 Uhr zu verlegen, da ich bis dahin mit meinen Geschäften zu 100% fertig sein werde. Wir sehen uns dann heute Abend.“ Serenity war sauer. Was bildete sich dieser unverschämte Kerl eigentlich ein? Er verschob einfach eigenmächtig seinen Termin, und ließ gar keine Möglichkeit mit ihm zu reden, setzte einfach voraus, dass sie da sein werden, und alles andere verschieben würden. Nun ja, dann konnten sie sich Zeit lassen. Sie ging in die Küche zurück und meldete Joey, dass ihr Klient seinen Termin auf heute Abend 20:00 Uhr verlegt hätte. Joey schaute überrascht auf, und war genauso ungehalten, wie zuvor seine Schwester. „Ich kann aber heute Abend nicht dabei sein, macht dir das was aus?“ Serenity schaute ihren Bruder abwartend an. Joey schüttelte den Kopf. „Nein, das geht schon in Ordnung. Ich komm mit dem Kerl schon alleine klar.“ Joey überlegte, was er mit dem angebrochen Tag nur anfangen sollte. Einkaufen…? Nein, dass hatte er schon Anfang der Woche gemacht… Trainieren…? Dazu war es viel zu hell… Büroarbeiten…? Dazu hatte er keine Lust, und außerdem machte Serenity das auch viel besser… Lesen…? Ihm fiel nichts ein… Motorrad fahren… Ja, das schien ihm die einzigste vernünftige Alternative zu sein. Wo war nur noch einmal sein Motorradschlüssel? Stimmt ja, er hatte ihn im Büro liegen lassen. Joey betrat das Büro, um seinem Schlüssel zu holen, als sein Blick auf die Kopie einer Akte fiel. Mokuba Kaiba stand darauf. Ach ja, die hatte er sich ja mal angefordert, als er hörte, dass Setos Bruder entführt worden und seitdem verschwunden war. Nun, da hatte er ja seine Beschäftigung. Schnell rief er seine Schwester auf ihrem Handy an, damit sie etwas zu Essen mitbrächte, wenn sie vom Friseur käme, denn er würde heute gewiss nicht mehr zum kochen kommen. Gegen 16.00 Uhr kam Serenity kurz reingeschneit, um Joey wie versprochen etwas zu Essen vorbei zu bringen. „Ich bin hier.“, rief Joey, als er die Tür gehen hörte. „Stell es einfach dort auf den Tisch:“, sagte er abwesend zu seiner Schwester. „Ich ess es später.“ Joey hatte kein einziges Mal seine Nase aus der vor ihm liegenden Akte gelöst. „Ich komm dann Montagfrüh wieder, denkst du an Mr. Johnson.?“, ermahnte sie ihren Bruder. „Montag? Wieso Montag?“, fragte Joey abgelenkt... „Ich hab doch Besuch, hast du das schon vergessen?“, fragte Serenity kopfschüttelnd. „Ach so, ja dann, bis Montag.“ Joey war so in seine Lektüre vertieft, dass ihm überhaupt nicht auffiel, dass seine Schwester sich noch nie für einen Besuch 4 Stunden zum Friseur gesetzt hatte. Auch nicht, als seine Eltern sich zu Besuch angekündigt hatten. Er aß den Salat und die mittlerweile kalte Pizza zwei Stunden später, und auch das nur, weil er seinen Platz verlassen musste, um einmal das stille Örtchen aufzusuchen. Pünktlich um 20:00 Uhr wurde er bei seiner Lektüre unterbrochen und Mr. Johnson stand vor der Tür. Er mochte den Mann nicht sonderlich, erst recht nicht, seit er annehmen musste, dass er ihn über die wahren Beweggründe seines eigentlichen Auftraggebers belogen hatte. Er hatte ihm damals die Geschichte geglaubt, als er von dem verschwundenen Familienerbstück erzählte, das er wieder zu finden gedachte und von dem jetzigen Eigentümer die Geschichte seines Werdeganges erfahren wollte. Seit nun der Ring nur einen Tag später, nachdem er Mr. Johnson seinen Aufenthaltsort mitgeteilt hatte, gestohlen wurde, hatte er Zweifel über dessen redliche Absichten. ~~~ Es war schon dunkel, als Seto das Präsidium wieder verließ, er hatte nicht wirklich viel herausgefunden. Ihm war nur noch klarer geworden, dass er unbedingt einen Experten brauchte. Entschlossen fuhr er zu Meister Fudo, vielleicht konnte er ihm weiterhelfen. Bei diesem angekommen, erklärte er ihm auch gleich sein Anliegen. „Du hast Träume, Grünschnabel?“, fragte der Alte leicht belustigt, doch Setos Blick sagte ihm, dass es nicht spaßig war. Plötzlich sehr ernst geworden, hakte er nun nach. „Was für einen Experten brauchst du?“, erkundigte er sich bei ihm. Seto seufzte. „So genau weiß ich es auch nicht. Da diese Burg ständig in meinem Träumen präsent ist, wäre es gut, mit jemanden zu sprechen, der sich mit Burgen und dem Mittelalter auskennt. Das wäre zumindest ein Anfang und irgendwo muss ich doch beginnen.“ Fudo wiegte nachdenklich seinen Kopf hin und her. „Es könnte sein, dass ich jemanden kenne. Er handelt mit Antiquitäten. Soweit ich weiß, ist er gerade auf Geschäftsreise. Er ist aber am Montag für kurze Zeit in seinem Geschäft.“ Der alte Meister drehte sich um und suchte in seinem Schrank nach etwas, dass er dann auch schnell fand. Wieder Seto zugewandt sagte er: „Hier ist seine Adresse, wenn du ihn aufsuchst, bestelle ihm schöne Grüße von mir.“, und reichte seinem Schüler eine Visitenkarte. Dieser nahm sie respektvoll entgegen. „Ich danke euch, ihr habt mir sehr geholfen, Meister Fudo.“, bedankte er sich mit einer leichten Verbeugung. Er wollte gehen, als Fudo ihn aufhielt. „Willst du gar nicht trainieren?“, wollte er wissen und der Blauäugige schüttelte verneinend den Kopf. „Heute hab ich keine Zeit dazu, ich muss noch was erledigen.“ „Gut, wenn das so wichtig ist, lass dich nicht aufhalten.“ Kaiba verbeugte sich kurz vor seinem Meister und ging dann endgültig. Ein zufriedenes Grinsen erschien im Gesicht des alten Mannes, sein Schüler handelte so, wie er es von ihm erwartete. Mahou würde ihn schon auf den richtigen Weg schicken. ~~~ Eine geschlagene Stunde stand Seto Kaiba nun schon vor Wheelers Detektei und bisher war noch keiner rein gegangen und auch keiner wieder raus gekommen. Wiederholt fragte er sich, warum er sich das überhaupt antat, auch er hatte besseres zu tun, als sich hier die Beine in den Bauch zu stehen. Seinen Wagen hatte er ein paar Straßen weiter weg abgestellt, hier würde sein Flitzer nur auffallen. Sein Maserati war eines der wenigen Laster die er hatte, er fuhr gerne schnell, nur für eine Überwachung war der Wagen eben nicht geeignet. Zum Glück war es heute ein warmer, trockener Herbstabend, sonst stünde er mit Sicherheit jetzt nicht hier Er überlegte gerade, wie lange er noch warten wollte, als eine dunkle Limousine vor dem Eingang der Detektei hielt. Ein großer, breitschultriger Mann stieg aus, der seine Haare zu einem Zopf zusammengebunden hatte, und sah sich um. Es schien, als würde er das gewohnheitsmäßig machen und unwillkürlich zog sich Seto weiter in sein Versteck zurück. Viel war nicht zu erkennen, da es schon dunkel war und die spärliche Beleuchtung der Straßenlaternen reichte dafür nicht aus. Einzig eine lange Narbe, quer über die linke Wange, war erkennbar. Der Mann betrat das Gebäude und Kaiba wechselte seine Position, um vielleicht das Nummernschild erkennen zu können, doch dass war nicht möglich. So beschloss er, einfach an dem Wagen vorbeizugehen, und schon setzte er sich in Bewegung. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, schlenderte er unauffällig an der Limousine vorbei, aber von einem Nummernschild war keine Spur zu sehen. Es gab an diesem Fahrzeug keine Kennzeichnung, das war sehr verdächtig, denn auch in Japan war es Pflicht, ein Kennzeichen an seinem Auto zu haben. Kaibas Jagdinstinkt war geweckt, gern würde er dem Wagen folgen, fragte sich nur wie, denn sein eigener stand zu weit weg. Es gab nur eine Möglichkeit, Wheeler...hoffentlich besaß der ein Auto. Eine halbe Stunde später kam der Breitschultrige wieder heraus und stieg in seine Limousine, die sich gleich darauf in Bewegung setzte. Fieberhaft überlegte Kaiba, was er jetzt machen sollte, immer wenn man mal ein Taxi brauchte, war keines da. Das funktionierte auch nur in den Krimis so, dass man einen Verdächtigen mit einem Taxi verfolgte. Doch zu seinem Glück stand Wheeler auf einmal in der Tür. „Schnell, wo ist dein Auto!“, rief er ihm, über die Straße rennend, zu. „Steht vor deiner Nase.“, antwortete Joey einigermaßen verdutzt. Wieso stand Seto Kaiba hier und fragte nach seinem Auto? „Nun mach schon, hinterher.“, herrscht Seto ihn aufgebracht an, gleich war die Limousine verschwunden, und dann konnten sie sie nicht mehr verfolgen. „Hinter wem?“ Joey verstand immer noch nicht, was Seto wollte. „Hinter dem Kerl, der eben bei dir war.“ Mein Gott, war Joey begriffsstutzig. Dass er das nicht war, zeigte sich so gleich, denn er saß schon auf der Beifahrerseite und hielt Seto die Tür auf. „Was ist, willst du nicht einsteigen?“, und reichte ihm die Schlüssel. Sofort stieg Seto ein, und ohne sich anzuschnallen, fuhr er auch schon los. Er holte alles aus Joey kleiner Karre heraus, und doch konnte er nicht verhindern, dass er die Limousine für einen Augenblick aus den Augen verlor. Er konzentrierte sich auf den Verkehr, und bog dort, ab, wo er den Wagen zu letzt gesehen hatte. „Warum?“, war die erste Frage, die Joey stellte. „Kein Kennzeichen.“, war Setos knappe Antwort. Wo war dieser Wagen nur abgeblieben? Setos Blick ging suchend hin und her, da, jetzt hatte er ihn wieder und ein zufriedenes Grinsen ging über sein Gesicht. „Was machst du eigentlich hier?“, versuchte Joey in Erfahrung zu bringen. „Auto fahren.“, bekam er die nächste knappe Antwort. „Wie witzig...“, Joey zog eine Grimasse, „...du weißt genau, was ich meine. Als ich dir Anfang der Woche von dem Kerl erzählt habe, wolltest du mir nicht helfen. Wieso jetzt?“, startete Joey erneut ein Gespräch. „Kannst du nicht die Klappe halten? Ich muss mich konzentrieren.“ Vielleicht brachte es seinen Beifahrer zum Schweigen. Doch der Blondschopf gab nicht auf. „Woher kannst du eigentlich so gut tanzen?“ Dieser Themenwechsel irritierte Kaiba etwas und er warf einen schnellen Blick auf den Mann neben sich. „Das war ein Auftrag.“, erwiderte er schließlich ziemlich einsilbig. Joey gab es vorerst auf ein Gespräch mit Kaiba zu führen, von einer Wand würde er mehr Antworten bekommen, als von dem Mann auf dem Fahrersitz. Nun richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Gegend, durch die sie jagten, die hatte sich völlig verändert. Nein, hier war er noch nie gewesen. „Wo sind wir hier?“, wollte er von Seto wissen, und überraschender Weise bekam er sogar eine zügige Antwort. „Im alten Industrieviertel von Domino, hier verkriecht sich viel Lichtscheues Gesindel.“ Seto hatte inzwischen den Abstand zum verfolgten Auto größer werden lassen, da der Verkehr deutlich weniger geworden war. Wo wollte dieser Kerl nur hin? Die Limousine hielt an, Seto machte das Fahrlicht aus, fuhr noch ein bisschen dichter auf und hielt dann ebenso an. Beide Männer verfolgten gespannt, was nun geschehen würde. Der Breitschultrige stieg aus und ging in eine Seitenstrasse, der Wagen fuhr weiter. „Und jetzt?“, fragte Joey, aber Kaiba hatte sich schon die Tür geöffnet. „Ich folge dem Kerl und du wartest hier.“, kam die knappe Anweisung von Seto Kaiba und schon war er auf dem Weg über die Straße. Das hatte er sich so gedacht, Joey überhörte Kaibas Worte und beeilte sich, diesem nachzukommen. Als Seto die Schritte hinter sich hörte, drehte er sich ärgerlich um. „Hab ich nicht gesagt, du sollst im Auto bleiben?“, fuhr er den Blonden aufgebracht an. „Du hast mir gar nichts zu sagen, außerdem ist das mein Klient, dem wir folgen.“, zischte Joey verärgert zurück. Er war doch kein kleines Kind, auf das man aufpassen musste. Kaiba verdrehte genervt die Augen und richtete sein Augenmerk wieder auf die Seitenstraße, in der der Mann verschwunden war. Als sie diese erreichten, bogen sie ebenfalls dort ein und sahen gerade noch, wie der Breitschultrige in einer Gasse verschwand. Mit raumgreifenden Schritten strebte Seto dieser Gasse zu, immer wieder einen sichernden Blick nach hinten werfend. Wheeler konnte kaum Schritt halten, man, Seto musste unwahrscheinlich lange Beine haben, bei der Schrittlänge. An der Hausecke blieb der Braunhaarige stehen und sah vorsichtig um diese. Das gab Joey die Möglichkeit wieder aufzuholen, er war richtig außer Atem. Der Mann vor ihm schien keine Probleme mit der Luft zu haben, er war offensichtlich in guter Kondition. „Kannst du was sehen?“ flüsterte er in Setos Ohr. Dieser schüttelte nur den Kopf und schob sich vorsichtig um die Ecke, gefolgt von Joey. Sie hatten die Gasse gerade zu zwei Dritteln hinter sich gebracht, als sie Stimmen vor sich hörten. Sie erstarrten, der Mond kam kurz hervor und leuchtete die Gasse aus. Was sie erkennen konnten, war überhaupt nicht gut. „Das ist eine Sackgasse.“, wisperte Joey, „Und es kommen zwei auf uns zu.“ Von Seto kam nur ein leises „Ich weiß“. Sein Blick schweifte umher, hier gab es kein Versteck, rein gar nichts, hinter dem sie sich verstecken konnten. Er musste in Erfahrung bringen, wer ihnen da entgegenkam. Mit einem Handzeichen bedeutete er Joey zu warten, während er sich vorsichtig nach vorne schob. Die Sackgasse verlief nicht gerade, sondern machte einen leichten Bogen, daher waren die entgegenkommenden Personen auch nicht zu sehen. Joey sah sich ebenfalls nach einem geeigneten Versteck um, da war nichts, außer einem Hauseingang, ein paar Meter weiter hinten. Ein Gedanke reifte in seinem Kopf, aber es war mehr als fraglich, ob sich Kaiba damit einverstanden erklärte. Dieser kam gerade zurück. „Dein Klient und noch ein Typ kommen auf uns zu.“, informierte er den Blonden leise. Seto sah an der Hauswand hoch. Das wäre eine Möglichkeit und für ihn wäre es wohl kein großes Problem, aber sicher für Wheeler. „Wir müssen so leise wie möglich zurück.“, entschied er nun und setzte sich sofort in Bewegung, der Braunäugige folgte ihm, hielt ihn aber nach ein paar Metern auf. „Warte ich habe eine Idee. Wenn wir jetzt weiter rennen, kommen wir hier nie unbeobachtet raus, das ist doch richtig?“ Kaiba nickte zur Bestätigung. „Dann machen wir es wie im Film.“ Joey zog ihn in den einzigen Hauseingang weit und breit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)