Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 6: Liebelei ------------------- Serenity ging seit langem mal wieder Shoppen, die letzten Wochen waren sehr anstrengend gewesen. Das waren immer noch die Nachwehen des Umzugs hierher. Zuerst hatte sie mit ihrem Bruder eine gemeinsame Wohnung, aber das ging einfach nicht mehr. Jedes Mal, wenn er Mahou mitbrachte, musste sie sich sicherheitshalber Ohropax in die Ohren stecken. Auch wenn die Zwei immer versuchten nicht so laut zu sein, kriegte sie mehr mit als ihr lieb war... Außerdem, wie würde wohl ein neuer Freund reagieren, wenn sie ihn mit nach Hause nahm? Da konnte sie sich doch gleich jedes weitere amouröse Abenteuer abschminken, kaum vorstellbar dass ein anderer Mann Lust auf sie bekäme, wenn im Nebenzimmer zwei Männer sich miteinander vergnügten. Abgesehen davon, dass sie es auch nicht besonders erotisch fand Ohrstöpsel zu tragen. So hatte sie sich eine eigene Wohnung gesucht und sie hatte Glück, nicht allzu weit von Joeys Detektei entfernt fand sie ein kleines Appartament. Genau das richtige für sie, auch wenn ihr Bruder anfangs gar nicht Begeistert war. Er musste sich letztendlich ihren Argumenten beugen und so zog sie bei ihm aus und in ihr kleines Reich ein. Sie richtete es sich behaglich ein und bereute diesen Schritt keine Sekunde. Bestand doch auch die Aussicht, dass ihr Bruder nicht gleich mitbekam, wenn sie wieder jemanden kennen lernte und ihn mit nach Hause nahm. An jedem ihrer Freunde hatte er bisher was auszusetzen, das war wirklich sehr anstrengend. Nicht das es falsch verstanden wurde, sie liebte ihren Bruder, doch in diesem Punkt ging er langsam zu weit. Sie war mittlerweile eine erwachsene Frau von 22 Jahren und kein kleines Mädchen mehr, das vor den bösen Buben beschützt werden musste. Aber nun war es ja vorbei, er bekam ja jetzt nicht mehr mit, welche Freunde sie hatte. Und seit er Seto wieder gesehen hatte, gab es für ihn sowieso fast nichts anderes mehr. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, herauszufinden, warum Kaiba so abweisend war. ‚Schluss mit diesen Gedanken’, rief sie sich innerlich zur Ordnung Schließlich war sie unterwegs um Geld auszugeben und nicht um sich mit den Problemen ihres Bruders zu befassen. In der ersten Boutique vergaß sie Joey dann auch ganz schnell, jetzt zählte für sie nur noch die Mode. Am Ende des Tages schleppte sie einige Tüten zu ihrem Auto, verstaute diese und ließ sich erschöpft hinter das Lenkrad fallen. Das shoppen hatte ja so gut getan, stellte sie fest. Sie steckte den Schlüssel ins Zündschloss, drehte ihn herum und... nichts geschah. Sie versuchte es noch mal, wieder nichts. Stöhnend legte sie ihren Kopf auf ihre Hände am Lenkrad, das durfte doch nicht wahr sein – ausgerechnet jetzt gab ihr Auto seinen Geist auf. Ein Klopfen am Seitenfenster ließ sie wieder aufblicken. Ein junger Mann stand da und lächelte sie freundlich an. Sie öffnete ihr Seitenfenster nur einen Spalt, sicher war sicher. „Kann ich ihnen helfen?“, fragte der Schwarzhaarige höflich. „Kennen sie sich denn mit Autos aus?“, stellte sie die Gegenfrage. Der Mann lachte, es klang schön, genau wie seine Stimme einen angenehmen warmen Klang hatte. „Für den Hausgebrauch reicht es. Öffnen sie doch bitte die Motorhaube.“ Er richtete sich auf und ging nach vorne und Serenity betätigte den Hebel zur Entriegelung der Haube. Der Schwarzhaarige öffnete die Motorhaube und sah in den Motorraum, überprüfte die Zylinderkappe und wackelte hier und dort an den Kabeln. Es schien alles in Ordnung zu sein und er kam wieder an die Fahrertür. „Nicht böse sein, aber genug Sprit ist im Tank, oder?“ Wie sollte sie ihm böse sein, er hätte sie im Augenblick alles fragen können. Serenity sah auf die Tankanzeige. „Doch der Tank ist noch halbvoll.“, gab sie Auskunft. „Versuchen sie den Wagen noch mal zu starten.“ Wieder drehte sie den Schlüssel im Zündschloss um – nichts geschah. „Ok, das wird dann die Batterie sein, ich hole eben mein Auto und dann gebe ich ihnen Starthilfe. Bin gleich wieder da.“ Schon war er weg, versonnen sah sie ihm hinterher. Der Typ war echt nett, toll sah er auch aus und bei seiner Stimme könnte sie dahin schmelzen. Ein Wagen kam angefahren und hielt neben ihrem. Der Fahrer stieg aus, öffnete die Motorhaube seines Wagen, holte aus dem Kofferraum die Überbrückungskabel, klemmte sie an die Batterien, startete seinen Wagen wieder und kam an ihre Tür. „So, jetzt starten sie noch mal.“ Ein weiters Mal drehte sie ihren Zündschlüssel um und – tatsächlich, ihr Wagen sprang an. Erleichtert stieg sie nun doch aus und reichte dem Schwarzhaarigen die Hand. „Ich danke ihnen vielmals für ihre Hilfe... darf ich sie auf eine Tasse Kaffee einladen? Gleich hier um die Ecke ist ein kleines Cafe.“ Erwartungsvoll schaute sie ihn an. Der Schwarzhaarige drückte kurz die ihm angebotene Hand und hielt sie einen Augenblick fest, sah dabei in das Gesicht der jungen Frau. Freundliche Augen sahen ihn an, eigentlich hatte er ja keine Zeit, aber er mochte sie. „Ich nehme die Einladung gerne an.“ Seine Mutter hatte gewiss Verständnis dafür. Wenig später saßen sie in besagtem Cafe beisammen und unterhielten sich. Er hatte sich als Mitsuki Okayama vorgestellt und war Journalist von Beruf und reiste viel herum. Dementsprechend hatte er viel zu erzählen. Sie berichtete ihm von dem Beruf ihres Bruders und ihre Aufgabe dabei. Sie hörte ihm gerne zu, sie liebte jetzt schon den Klang seiner Stimme und seine grauen Augen funkelten, wenn er von seinen Erlebnissen berichtete. Dennoch fiel ihr ein leicht melancholischer Ausdruck auf, aber ihn jetzt schon danach zu fragen, wäre sehr unhöflich. Schließlich sah er auf die Uhr. „Schon so spät. Leider kann ich nicht länger bleiben und muss mich verabschieden.“ „Ja, ich muss auch nach Hause, sonst macht sich mein Bruder noch Sorgen.“ Schweigend gingen sie zu ihren Autos, sie stieg ein, startete den Motor, der auch gleich ansprang. Sollte sie ihn nach seiner Telefonnummer fragen? Schickte sich das für eine Frau? Die Entscheidung wurde ihr abgenommen. „Wäre es sehr vermessen, wenn ich um ihre Telefonnummer bitten würde?“, erkundigte er sich leise. „Nein, ich würde mich sehr freuen wieder von ihnen zu hören.“ Schnell schrieb sie ihm ihre Nummer auf, samt Adresse, und reichte sie ihm. „Vielen Dank noch mal für ihre Hilfe.“ Sie schloss die Autotür, sah ihn noch einmal an und fuhr dann los. Er hob die Hand zum Abschied und blickte auf den Zettel in seiner Hand – ja, er wird sicher bei ihr anrufen. Schnell zückte er sein Handy und wählte die Nummer seiner Mutter. „Tut mir schrecklich leid, Ma, aber ich hab gerade eine entzückende junge Frau kennen gelernt, die mich zu einem Kaffee eingeladen hat. Aber jetzt bin ich auf dem Weg zu dir.“ ~~~ Seto saß in dem Lokal in dem er immer aß, eigentlich war es auch sein Büro, denn er saß oft mit seinen Akten hier und arbeitete an seinen Fällen, so auch jetzt. Er war mit seinem Essen fertig und hatte die Akte des jüngsten Falls vor sich ausgebreitet, als Toki sich zu ihm an den Tisch setzte. „Ist das dein neuer Fall?“, wollte sie von ihm wissen. Sie kannten sich schon lange Jahre, irgendwann in dieser Zeit fingen sie an, so vertraut mit einander zu reden. Toki kam einem Freund am nächsten, doch das würde Kaiba nie zugeben. „Ja, irgendetwas stört mich daran, doch ich kann nicht sagen was es ist.“ „Um was geht es denn?“, erkundigte sie sich. „Um einen verschwundenen Ring, einen einfachen silbernen Ring. Mehr kann ich dir nicht sagen, das weißt du.“ Sie nickte verstehend. Sie fragte zwar nicht weiter, aber sie machte einen langen Hals um etwas lesen zu können. Während Beide über die Akte gebeugt da saßen, betrat ein junger Mann das Lokal, die Frau sah auf und beeilte sich ihrer Arbeit nachzukommen. „Guten Tag, was darf ich ihnen bringen?“, fragte sie höflich den Neuankömmling. „Eine große Cola, bitte.“, bestellte der junge Mann bei ihr, „Kommt sofort. Suchen sie sich doch bitte in der Zwischenzeit einen Platz.“, forderte sie den Blonden auf. Joey nickte und begab sich ohne zu zögern zu Setos Tisch und nahm Platz. Seto grübelte über seiner Akte und bekam nicht mit, wie sich der blonde Mann einfach zu ihm an den Tisch setzte. „Hallo Kaiba. Bist du jetzt bereit mit mir zu reden?“ Beim klang der Stimme zuckte der Angesprochene unmerklich zusammen, wie kam Wheeler denn hier her. Ärgerlich sah er auf. „Was willst du?“, fragte er unfreundlich. „Habe ich doch gesagt, mit dir reden.“ „Ich aber nicht mit dir, verschwinde.“ Frostig sah er sein Gegenüber an. „Ist das der Fall mit dem Ring?“, erkundigte sich Joey. „Das geht dich nichts an!“ Seto räumte seine Akte zusammen und der Blonde hatte keine Chance einen Blick auf die Ergebnisse zu werfen. „Ach komm schon Kaiba, sei nicht so miesepetrig,“, begann Joey. „Das ist doch der Fall mit dem Ring? Du kannst es ruhig zugeben.“ Joey beugte sich zu ihm hinüber. „Wozu, du weißt genau, das ich nicht darüber reden darf.“, kam die eisige Antwort. „Ich will ja auch nicht darüber reden, ich will es nur von dir wissen.“, beharrte Joey auf seiner Antwort. „Hörst du nicht was ich sage? Du kriegst von mir keine Informationen!“ Seto funkelte ihn zornig an. Man hatte der Nerven, ihn so zu reizen... Was hatte er bloß? Joey verstand seinen Ausbruch nicht so ganz, er wollte doch nur eine kleine harmlose Auskunft. „Ich versteh nicht, was du hast, ein einfaches JA oder NEIN hätte doch schon gereicht." Joey schüttelte verständnislos seinen Kopf. Seto spürte wie der Zorn in ihm aufwallte, Wheeler hätte auch nur nach dem Wetter fragen können und er wäre explodiert, er atmete einmal tief ein und versuchte seine Wut wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Ich habe NEIN gesagt,“, entgegnete er eisig, „...DU hast es nur nicht verstanden!... Lausiger Straßenköter.“, bemerkte Seto abfällig in Richtung Joey Wheeler. „Ich bin kein lausiger Straßenköter!“ Joey ließ sich ja viel gefallen, aber das war dann doch eine Nummer zuviel. „Und ich kann sehr wohl ein NEIN verstehen.“, gab Joey heftig zurück. „Ich habe dir doch nur eine einfache Frage gestellt, was ist also dein Problem?“ Joey blickte Seto direkt an. Dieser erhob sich, nahm die Akte, und von oben herab erwiderte er den Blick. „Du BIST ein lausiger Straßenköter und die kann ich nicht ausstehen. Also lass mich in Ruhe!“ Er wollte gehen, ohne Joeys Frage in irgendeiner Form zu beantworten. Joey sprang auf und hielt ihn am Ärmel fest. „Warte doch Kaiba, warum gehst du mir aus dem Weg? Sag es mir?" Joey wollte ihn nicht gehen lassen, er wollte wissen, warum er so war. Dabei stieß er an den Tisch und warf dabei das Glas Cola um, das er sich bestellt hatte. Und wie das Unglück es so wollte, ergoss sich sein Inhalt direkt auf Kaibas Hose. Seto erstarrte förmlich, es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, seine Haltung zu wahren. Nicht genug damit, dass dieser Trottel seine Hose versaut hatte, nein, er fasste ihn auch noch an. Das konnte er auf den Tod nicht ausstehen, Hass leuchtete kurz in seinen Augen auf. „Rühr mich nicht an.“, zischte er sein Gegenüber an. „Lass mich sofort los, du...“ Was immer er auch sagen wollte, er kam nicht dazu. Toki war herangekommen und hatte ihn einfach geküsst...... Joey wurde bleich... So ein Mist, da hatte er Setos Hose versaut, und sich somit wohl alle Chancen, jemals ein vernünftiges Gespräch mit Seto führen zu können, verbaut. Aber als der Hass in Setos blauen Augen aufleuchtete, gab es ihm einen Stich im Herzen. Da hatte er den Beweis, den er überhaupt nicht haben wollte, Seto sollte ihn nicht hassen, er wollte wieder mit ihm befreundet sein, so wie früher... doch dann wurde ihm schlecht, als die Bedienung kam und Seto einfach küsste. Er wollte das nicht sehen, und doch konnte er den Blick nicht von den Beiden lösen. Kaiba war immer noch zornig, nur wusste er im Augenblick nicht auf wen er wütender sein sollte, Wheeler war klar, er hasste ihn, aber was sich Toki jetzt leistete ging erheblich zu weit. Er packte sie an den Armen und schob sie von sich, eine Mischung aus Wut und Verwunderung spiegelten sich in seinen Augen wieder. Er wollte sie fragen, warum sie ihn geküsst hatte, aber er brachte kein Wort heraus. Toki nutzte die Gelegenheit und meinte: „Schatz wir können jetzt gehen, ich bin fertig. Komm, wir haben noch eine Verabredung.“, und schon zog sie ihn aus dem Restaurant. Kaiba war immer noch zu geschockt um zu reagieren...... Schmerz schlich sich in Joeys Augen... Seto hatte eine Frau... eigentlich hätte er ja damit rechnen müssen, aber irgendwie hatte er tief in seinem Herzen gehofft, dass in Setos Herzen noch ein Platz für ihn wäre... und die Worte Meister Fudos hatten ihn in diesem Glauben ermutigt. Was auch immer mit Seto los war, von ihm würde er wohl keine Antworten bekommen, Betrübt zahlte er seine Rechnung und verließ das Restaurant. Ihm war der Appetit vergangen, und so ging er kraftlos und entmutigt Richtung nach Hause. Seto war leider nicht mehr zu sehen. ~~~ Lustlos betrat Joey sein Büro. Serenity war nicht da, sie wollte heute shoppen gehen, wie sie sagte. Als er um die Ecke zu seinem Schreibtisch bog, sah er dass der Anrufbeantworter blinkte. Hoffnungsvoll stellte er die Abfrage an. „Sie haben einen Anruf.“, konnte er lesen. Ob Mahou angerufen hatte? Er startete die Abfrage: „Hallo, Mr.Wheeler, hier ist...“ Joey stoppte die Abfrage. Er kannte die Stimme, es war nicht Mahou, sondern der Klient der die Nachforschung über den Ring in Auftrag gegeben hatte. Doch dazu hatte er jetzt keinen Nerv. Er war zu durcheinander, um sich jetzt mit diesem Herrn auseinanderzusetzen. Er hatte ganz andere Probleme. Er hatte Seto wieder gesehen, es war ein Zufall gewesen, dass er ihn überhaupt in diesem Restaurant hatte sitzen sehen, Und einer Eingebung folgend dachte er sich, dass er die Gelegenheit beim Schopfe packen sollte, und Seto einfach anzusprechen. Doch das ging gewaltig nach hinten los, nicht nur, dass er ihm wieder deutlicht gemacht hatte, dass er ihn hasste, sondern da war auch noch diese Kellnerin, die ihn geküsst und ihn mit Schatz angeredet hatte. Ach, wie sehr fehlte ihm Mahou! Mit ihm hätte er jetzt darüber reden können. Doch seine Hoffnung, dass er angerufen haben könnte, wurde sofort zerstört, und auf einen neuen Auftrag hatte er jetzt so gar keine Lust. Joey warf einen Blick auf seine Uhr, und stellte fest, dass er sich gleich fertig machen musste, um ins Blue-Eyes zu seiner Schicht zu gehen. Aber, auch wenn es ihm vorhin den Appetit verschlagen hatte, so sollte er jetzt doch besser was essen, wenn er nicht total betrunken seine heutige Schicht beenden wollte. Schnell schlug er sich einige Eier in die Pfanne, röstete sich ein paar Scheiben Brot dazu, machte sich einen Salat aus Tomaten, Paprika, Mais und Eisbergsalat dazu und setzte sich mit einem Glas Cola an den Tisch und aß sein Abendessen. Danach nahm er seine Motorradschlüssel, schnappte sich seinen Helm und fuhr ins Blue-Eyes. Umgezogen begrüßte er wie immer gut gelaunt seinen Kollegen hinter der Bar, und bekam gerade noch mit, wie eine weibliche Stimme einen Martini bestellte, geschüttelt, nicht gerührt. Da war wohl einer ein Fan von James Bond, meinte er grinsend zu seinem Kollegen, dessen Schicht er jetzt übernahm. ~~~ Schweigend fuhr Seto nach Hause, begleitet von Toki, die einfach zu ihm ins Auto gestiegen war. Was hatte sie sich dabei gedacht, ihn einfach zu küssen, mitten in einem Streit. An seiner Wohnung angekommen, parkte er den Wagen und stieg aus, ebenso seine Begleiterin, die ihm auch in seine Wohnung folgte. Neugierig sah sie sich um, ja die Einrichtung entsprach Kaibas Naturell – kühl, elegant und nüchtern. Das wurde von der Größe der Räumlichkeiten noch unterstrichen und so wie es aussah, war dieses Gebäude einmal eine kleine Fabrik, die in Wohnungen umgebaut wurde. Der Wohn-, Essbereich und die Küche waren offen, lediglich Bad, Schlafzimmer und ein Gästezimmer, waren abgetrennt. Seto verschwand im Schlafzimmer, um sich eine neue Hose anzuziehen. Als er wieder in den Wohnbereich kam, fragte er die Frau ungehalten: „Was sollte das vorhin? Warum hast du mich einfach geküsst?“ Sie grinste ihn an. „Hat es dir nicht gefallen?“ Dass diese Gegenfrage nicht angebracht war, erkannte sie sofort an seinen Augen. Seufzend erklärte sie: „Du warst im Begriff etwas zu sagen, dass nie mehr hätte rückgängig gemacht werden können. Das wollte ich verhindern.“ „Da ich mit Wheeler nichts zu tun haben will, wäre es egal gewesen.“, erklärte Seto kühl. „Das glaube ich dir nicht. So wie du auf ihn reagierst, müsst ihr euch einmal sehr Nahe gestanden haben.“, widersprach sie ihm. Da sie nicht wirklich mit einer Antwort rechnete, schnappte sie sich seine Jacke und gab sie ihm. „Komm, als Wiedergutmachung lade ich dich zu einem Cocktail ein. Ich kenne einen tollen Club.“ „Ich habe keine Lust mit dir einen Cocktail trinken zu gehen.“ wehrte Kaiba ihr Angebot ab, viel lieber wollte er weiter an dem Fall arbeiten und um die Spuren seines verschwundenen Bruders hatte er sich auch schon lange nicht mehr gekümmert. „Unsinn, du musst mal raus und ein bisschen Spaß haben, du wirst sehen, es wird dir gut tun... Vorher gehe ich nicht.“, erklärte sie bestimmt. Das glaubte er ihr auf Wort und seufzend fügte er sich. Je schneller er seinen Cocktail getrunken hatte, umso schneller war er wieder zu Hause. ~~~ Geschickt lotste Toki Seto ins Blue Eyes, ohne das er mitbekam, wohin sie mit ihm ging. War er erst einmal im Club, würde er schon nicht gleich raus rennen, nur weil ein gewisser blonder Mann hier arbeitete. Hoffentlich tat er das heute auch, wenn nicht, war es auch nicht so schlimm, sie würde ihn schon wieder hier her bekommen. Aber Tokis Vorsicht war unnötig, Seto hatte sich für die Informationen die sein Kollege über Joey herausgefunden hatte nicht im Geringsten interessiert. Der Club war gut besucht, sie mussten auf einen Tisch warten, die Wartezeit verbrachten sie an der Bar. „Sag schon, was möchtest du trinken?“, erkundigte sie sich bei ihm. „Einen Martini, geschüttelt, nicht gerührt.“, gab er zur Antwort. Toki gab Setos Bestellung an den Barkeeper weiter, und bestellte für sich einen Fantastic Sunrise. Zufrieden beobachtete sie Joey, der gerade von hinten kam und seinen Kollegen abzulösen schien. Ein kurzer Blick auf ihre Uhr bestätigte ihre Vermutung, Joeys Schicht hatte gerade erst angefangen. Dann konnte das Spiel ja beginnen. Während Seto auf seinen Martini wartete, sah er sich in dem Club um. Es war hier sehr ansprechend, die Musik war gut und eine Tanzfläche gab es auch. Die ganze Atmosphäre hier zog ihn in ihren Bann. Er konnte spüren, wie ein Teil des Ärgers von ihm abfiel, endlich wurde ein Tisch frei, an den sie sich setzten. Seto und Toki plauderten eine Weile über Belangloses, die Atmosphäre des Clubs sollte noch eine Weile auf Seto wirken, und der Martini ihn hoffentlich ein wenig auflockern. Sie winkte nach einem Kellner und bestellte bei ihm noch einmal die gleichen Getränke, einen Fantastic Sunrise für sich und für Seto den Martini – geschüttelt, nicht gerührt. Der Kellner bedankte sich höflich und eilte zur Bar. Dort gab er die Bestellung an Joey weiter. „Ah, unser James Bond weilt noch im Lande.“, meinte er lächelnd und machte sich sogleich an die Arbeit. Kurze Zeit später übergab er dem Kellner die gewünschte Bestellung: „Ein Fantastic Sunrise für die Lady und den Martini für James Bond.“ Es interessierte ihn ja schon, wer seinen Martini so trank, aber im Moment konnte er nichts tun, hinter der Bar war einfach zuviel zu tun. Normalerweise liebte er es einfach nur so herumzuwirbeln, doch heute begrüßte er es richtig, denn es lenkte ihn ab. Aber vielleicht konnte er ja doch noch einen Blick auf James Bond werfen. Der Kellner trat an den Tisch und tauschte die gefüllten Gläser gegen die leeren aus. Seto hob erstaunt seine Augenbraue, er konnte sich nicht erinnern einen weiteren Martini bestellt zu haben, doch da er jetzt nun einmal da war, würde er ihn auch trinken. Er war angenehm überrascht, dieser Club konnte sich wirklich sehen lassen, das Ambiente stimmte, die Musik war schwungvoll, jedoch nicht zu aufdringlich, und die Barkeeper verstanden ihre Aufgabe – sein Martini war genau richtig temperiert. Er hörte Toki nur mit halbem Ohr zu, ihn interessierten die Menschen, die in diesem Club verkehrten. „Komm wir tanzen!“ Energisch zog Toki Seto auf die Tanzfläche. Es war einfach an der Zeit, diese kühle Schönheit ein wenig aufzutauen. Lächelnd hatte sie Seto beobachtet, er trank ganz selbstverständlich den zweiten Martini, als dieser vor ihm stand, und es amüsierte sie, dass Seto ihr nur mit einem Ohr zuzuhören schien. Toki war eine Gute Tänzerin, wie Seto erstaunt feststellen musste, und es machte ihm tatsächlich Spaß mit ihr zu tanzen. So verging die Zeit wie ihm Fluge und er hatte ihr den Kuss längst verziehen. Diesen Club musste er sich unbedingt merken, nach einem anstrengenden Tag konnte man hier wirklich gut entspannen. Toki genoss den Abend ebenfalls in vollen Zügen. Das Projekt „Tau den Eisberg auf“ lief ja wunderbar an. Doch sie entschied den Bogen nicht zu überspannen und meinte um kurz vor Mitternacht, dass sie müde wäre und gerne nach Hause möchte. So tranken sie schnell noch den Rest ihrer Getränke aus und winkten einem der Kellner, um ihre Rechnung zu bezahlen. Seto war ganz Kavalier, zahlte und brachte Toki anstandsgemäß nach Hause. Joey wartete den Rest des Abends vergeblich auf eine weitere Bestellung James Bonds, er hatte seinem Kollegen extra Bescheid gesagt, denn diesen hätte er dann selbst bedient. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)