Lass mich die Nacht überleben von Dahlie (Sakura & Sasuke) ================================================================================ Prolog: Eine Nacht ohne Morgen. ------------------------------- Darf ich dich etwas fragen? Und du wirst auch ganz bestimmt nicht lachen? Versprochen? Na gut. Was machen ein Fisch und ein Vogel, wenn sie sich ineinander verlieben? Kennst du die Antwort? Nein? Ich kenne sie auch nicht, aber vielleicht kommen wir gemeinsam dahinter. . . . Starker Regen prasselte auf die Stadt herab. Das Leben tobte in der Millionenmetropole Los Angeles, doch abseits vom Treiben, weg von den ganzen schwatzenden gutgelaunten Menschen, aus den Augen der Zeugen, kämpfte jemand verzweifelt um sein Leben. Ein Mann mittleren Alters, der es gewagt hatte, einen der Triadenboss zu täuschen. Zumindest hatte er es versucht. Doch man war dahinter gekommen, denn seine kleine Drecksarbeit für die Marcipanes, die diesen Namen nur als Code benutzten, war entbehrlich. Sie hatten genau sechs Stunden gebraucht, um ihn zu fassen und zu verurteilen. Nämlich zum Tode. Ein anderes Urteil gab es bei einem Verrat nicht. Der Mann kniete im Dreck, sein ganzer Körper zitterte. Seine Kleidung klebte bereits am Körper. Um ihn herum standen die drei gefürchteten Henker. „B-Bitte…h-habt Erbarmen…“, seine Stimme war brüchig, seine Augen glasig. Doch niemand achtete auf ihn. Die Antwort auf sein Flehen kam prompt. Jemand drückte ihm eine Waffe an die Schläfe, der kalte Lauf machte ihm bewusst, dass es zu spät war. Mit seinem Verrat 200.000 Doller unterschlagen zu wollen, hatte er sein Schicksal besiegelt. Sein Körper erstarrte, Kälte stieg in ihm auf. Einen Herzschlag später hallte ein dumpfes Geräusch durch die Straßen. Dann fiel ein schlaffer Körper zu Boden und Blut vermischte sich mit Regen. Die einzige Laterne in der Umgebung ließ lange Schatten auf die Körper der drei Männer fallen. Niemanden schien es zu berühren, dass der Mann ganz außen so eben ein Menschenleben zerstört hatte. Der Regen prasselte weiter auf sie hinab, die Straßen überschwemmten und die dunklen Gestalten spiegelten sich. Der Älteste unter ihnen gähnte und verzog gelangweilt das Gesicht. „Endlich fertig.“ „Lassen wir ihn hier liegen?“, die Stimme kam von links und die Henker wandten sich zu ihrem jüngsten Mitglied. Gaara Sabakuno arbeitete noch nicht lange für den Uchiha-clan, doch trotz seiner Unerfahrenheit war das Clanoberhaupt sehr zufrieden mit ihm. Der Älteste stöhnte und winkte ab. Shikamaru Nara war nicht gerade der Typ, der sich die Mühe machte, Leichen zu verstecken, seiner Meinung nach war es egal, wann die Bullen den Toten fanden. Nachweisen konnten sie ihnen eh nichts, da sie bei der Spurenbeseitigung sehr bedacht vorgingen. „Hab` keinen Bock, den Alten jetzt noch in irgendeinen Fluss zu schmeißen oder ein schwachsinniges Loch zu buddeln.“ Jemand lachte und entfernte sich bereits einige Schritte von den übrigen zwei. Sein Schatten zog an den verbogenen Mülltonnen vorbei und er ging geradewegs durch die leeren Straßen. Seine zwei Kollegen folgten ihm und erst nachdem sie das dunkle Viertel hinter sich gelassen hatten, zog sich die Spitze der Henker seine Kapuze vom Kopf und goldblonde Haare, welche in alle Richtungen abstanden, kamen zum Vorschein. Langsam wurden die Straßen belebter, heller und sauberer. An der großen Hauptstraße kramte die führende Person in ihrer Jackentasche nach einer Packung Zigaretten. Genüsslich zog er an einem Stängel und drehte sich zu seinen so genannten Kollegen um. „Der Job war ja wohl unter unserem Niveau oder seit wann ziehen wir als Säuberer durch die Gegend?“ Shikamaru seufzte und bog mit seinen Kumpels ab, um die voll belebte Straße zu betreten. Sie mischten sich unauffällig unter die Leute und waren innerhalb weniger Sekunden ganz normale Bürger Amerikas und keine eiskalten Killer, die mit einer Doppelidentität lebten. Niemand sah ihnen an, dass sie für den brutalsten Triadenboss der amerikanischen Unterwelt arbeiteten. Wieso auch, sie verhielten sich unauffällig und hatten doch ihre Augen und Ohren überall. Ihnen entging nichts und das, was ihnen entging, konnte sie niemals so überraschen, dass es eine Gefahr für ihren Boss darstellte. Jeder der drei Henker hatte zudem ein Fachgebiet. Shikamaru Nara war für die obere Gesellschaft zuständig, mit der sein Chef verhandelte, er kontrollierte sie und ihre Absichten, ebenso sorgte er dafür, dass sich die untere Schicht ruhig verhielt und keinerlei Schwierigkeiten machte. Die Aufgabe, sich um unangenehme Zeitgenossen wie Polizei, FBI, CSI und schmierige Mitarbeiter zu kümmern, fiel Gaara Sabakuno zu. Obwohl er noch nicht besonders lange für den Uchiha-Clan arbeitete, stellte er seine gute Beobachtungsgabe schon des Öfteren unter Beweis. So wie heute. Einen besonderen Status dagegen kam Naruto Uzumaki. Der unauffällige Chauffeur war für die Sicherheit seines Boss zuständig und hatte bis jetzt noch nie versagt. Des Weiteren genoss er einen hohen Grad an Vertrauen und die anderen beiden Henker vermuteten, dass die beiden Männer fast ein freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegten. Bis auf die Haut durchnässt betraten die drei jungen Männer einen kleinen Imbiss, der die Nacht über geöffnet hatte. Zu dieser späten Stunde war er weitgehend leer und genau dies schätzten die Henker an ihrem Stammimbiss, außerdem war es nicht gerade der Ort, wo gewitzte Gangs sie vermuten würden. Der Laden war in die Jahre gekommen. Die Theke war abgenutzt, die Ledersitze rissen langsam und die Bilder an der Wand waren über 20 Jahre alt. Niemand schien sie erneuern zu wollen. Die Türglocke klingelte und der alte Imbissbesitzer kam hinter der Kasse hervor. „Ah die Herren Tic, Tric und Trac.“ Naruto grinste breit, mittlerweile waren sie so oft hier gewesen, dass Doug ihnen schon einen Spitznamen verpasst hatte. Die dicke Hornbrille war voller Fett und es wunderte die Männer, dass er sie dadurch immer noch erkennen konnte. Kurz nahm er ihre Bestellung auf und verschwand dann in die Küche. Der Imbiss war leer. Außer einem einzigen jungen Mann im Anzug befand sich niemand mehr in unmittelbarer Nähe. Die Erscheinung des Unbekannten schien so gar nicht in das Umfeld zu passen und er hatte noch nicht mal aufgesehen, als die drei Henker den Imbiss betraten. Gleichgültig nippte er an seiner Tasse Kaffee und blätterte durch eine Wirtschaftszeitschrift. Sasuke Uchiha wirkte ruhig und in keiner Weise angespannt. Der letzte lebende Uchiha war sich seinem Einfluss und seiner Macht im Untergrund bewusst und hatte keinerlei Furcht davor, dass auf ihn irgendwann und zu einer unbekannten Zeit ein Anschlag verübt werden könnte. Fast lautlos schritten seine Mitarbeiter an ihm vorbei und ließen sich in einer Ecke nieder. Naruto dagegen lehnte sich direkt neben ihm an die Theke. Eine Weile sagte niemand etwas. „Alles glatt verlaufen.“ Sasuke schwieg und der blonde Mann neben ihm verknotete die Hände ineinander. Uzumaki wusste, dass sein Boss nichts Anderes erwartet hatte und doch gab es noch weitere Neuigkeiten. „Gaara hat sich ein bisschen umgehört und wie es aussieht, wird es ungemütlich.“ Zum ersten Mal an diesem Abend sah der Uchiha von seiner Zeitung auf. Sein Blick war gelangweilt und kühl. „Inwiefern?“ Naruto zuckte mit den Schultern und brummte: „CSI hat einen Wandel der Machtübernahme mitbekommen. Du weißt schon, den kleinen Vorfall vor drei Wochen, als du den Befehl gegeben hast, diesem Greis das Hirn wegzupusten und seine Männer gleich mit unter die Erde zu bringen.“ Der Schwarzhaarige lehnte sich zurück, ein zynisches Grinsen zog über sein Gesicht. Nur zu gerne dachte er an den Mann, der vor Jahren seinen ganzen Clan umbringen ließ. Er hatte dem Wrack höchstpersönlich die Kugel durch den Kopf gejagt und ihm vor dem Tod noch jeden einzelnen Knochen gebrochen. Stunde um Stunde hatte er den Triumph auf brutalster Art und Weise genossen. „Sieht so aus, als mische nun auch noch das FBI mit“, sprach Naruto mit gelangweilter Stimme. „Was genau sie vorhaben, weiß Gaara noch nicht, aber dezente Hinweise, dass sie in unserem Revier forschen wollen, gibt es.“ Sasuke ließ die Nachricht auf sich wirken, dann nahm er einem Schluck von seinem Kaffee und wandte sich wieder seiner Zeitschrift zu. „Sag ihm, er soll dran bleiben. Kohle bekommt er morgen.“ Naruto nickte und stieß sich von der Theke ab. Die heutige Nacht würde ruhig verlaufen. Die drei Männer überwachten das Umfeld ihres Boss und behielten Verdächtige im Auge. Die Drecksarbeit hatten sie hinter sich und sobald Sasuke sich dafür entschied, sich endlich auf den Weg ins Hotel zu machen, würden auch sie Feierabend haben. Doch bis dahin sollten noch Stunden vergehen. ~*~ In leisen Schritten überquerte eine junge Frau den Flur, niemand kam ihr entgegen. Die Meisten begannen eh erst mit der sieben Uhr Schicht, sodass sie die ungewohnte Stille in der Fiale des FBIs sichtlich genoss. Sie war noch nicht lange dabei und die fünf Monate hatten ihr oft genug gezeigt, dass es sich um ein hartes Geschäft handelte. Sakura Haruno gähnte leise, als sie ihr Büro betrat und die Akten ablud. Die Nacht war ruhig gewesen, zu ruhig für ihren Geschmack, denn sie hatte die meiste Zeit damit verbracht, Berichte zu schreiben. Müde ließ sie sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen, ihr Blick schweifte durch das große abgenutzte Büro, welches sie sich mit 12 anderen Kollegen teilte. Die dreckigen Fenster ließen schwach die Straßenbeleuchtung ins Zimmer und die abgenutzten Tisch und voll gestopften Regale signalisierten, dass es sich hierbei um fleißige Diener des Staates handelte. Sakura streckte sich und war zum ersten Mal froh, dass sie noch zum jungen Gemüse gehörte, denn so konnte sie sich die Freiheit über ihre Kleidung erlauben. In einem Kostüm müsste sie immer Haltung bewahren, was nicht wirklich zu ihrer Stärke gehörte. In Jeans und T-Shirt dagegen konnte sie sich auch einmal breitbeinig hinsetzten, ohne dass man dabei ihren Slip sehen konnte. Das Telefon klingelte und sie nahm den Hörer in die Hand. »Haruno, Raum 603, sofort! « Die junge Frau zuckte zusammen, sie hasste diese Stimme. Seit sie die Ausbildung hinter sich hatte, war sie eigentlich davon ausgegangen, dass sie ihren ehemaligen Ausbilder Ibiki niemals wieder sehen würde. Doch sie hatte sich getäuscht, er war ihr direkter Vorgesetzter geworden und mobbte sie nun, wo er nur konnte. Er mochte sie nicht und machte auch kein Geheimnis daraus. Sollte ihr nur recht sein, doch manchmal neigte er zu Übertreibungen. Schwerfällig erhob sie sich und eilte in zügigen Schritten zum Fahrstuhl. Dort traf sie überraschenderweise auf ihre beste Freundin. „Morgen Ino!“ Eine hübsche Blondine drehte sich zu ihr um und die Haruno merkte schnell, dass sie eigentlich noch im Bett liegen würde. Sie warf ihr langes Haar zurück und lehnte sich gegen die Wand des Fahrstuhls. „Bitte Sakura, hab nicht so schrecklich gute Laune.“ „Oh entschuldige bitte!“, sarkastisch drückte sie den Kopf für den achten Stock und fragte: „Wo musst du hin?“ Ino zog ihre Lippen rot nach und überprüfte den Rest ihres Make-ups. Wie immer war sie Top gestylt und jeder Zeit einsatzbereit, Undercover zu arbeiten. Sakura bewunderte ihre Freundin für ihr Talent. Sie selbst war damals bei der praktischen Prüfung Undercover mit fünf durchgefallen, was auch das gespannte Verhältnis zu ihrem Vorgesetzten erklärte, denn dieser war damals fest davon ausgegangen, dass sie die Prüfung mit Bravur bestand. „Ibiki. Der hat Nerven! Erst darf ich ständig Überstunden schieben, dann motzt er mich an und jetzt jagt er mich nach vier Stunden Schlaf aus dem Bett.“ Der Fahrstuhl hielt. „Wehe, es ist nicht wichtig!“ Sakura lächelte, sie wusste, dass Ino locker mit wenig Schlaf auskam, schließlich war das ihr Job. Manchmal musste man eben die Zähne zusammenbeißen und noch waren sie jung. Höflich klopften sie an der Tür zu Raum 603 und traten ein. Überraschenderweise trafen die beiden jungen Frauen nicht nur ihren ehemaligen Ausbilder an. Unsicher schloss Sakura die Tür hinter sich und ließ ihren Blick kurz durch den großen Raum gleiten. Das große Fenster spendete spärlich Licht. Mehrere leere Pinwände standen zur Verfügung, zwei PCs und ein großer Tisch. Auf jenem saß eine blonde Frau mittleren Alters. Trotz des dunkelblauen Kostüms, das sie trug, hatte sie genüsslich beide Beine übereinander geschlagen. Ibiki dagegen lehnte an der großen Fensterscheibe und sah sie ernst an. „Da seid ihr ja endlich!“ Ino verdrehte die Augen, während Sakura sich auf die Lippe biss und wissen wollte: „Weshalb sollten wir kommen?“ „Erfahrt ihr gleich.“ Dann schwieg er und die beiden jungen Frauen sahen sich kurz an, sie waren verwirrt, keine Frage. Gerade als Sakura etwas sagen wollte, um die aufkommende Stille zu durchbrechen, öffnete sich erneut die Tür hinter ihnen und sie erkannten entfernte Kollegen, mit denen sie noch nie zu tun gehabt hatten. Kiba Inuzuka gehörte einem anderen Bereich an, sodass Sakura ihn bis jetzt nur in der Cafeteria gesehen hatte und dann auch meist nur flüchtig. Hinter ihm stand ein Computerspezialist. „Shino, schön, dass Sie sich doch noch entschieden haben, mitzuwirken.“, bemerkte die unbekannte Frau auf dem Tisch. Die beiden Männer schlossen die Tür hinter sich und die unbekannte Frau stand auf. Kurz sah sie jeden von ihnen an und so langsam wurde Sakura unheimlich zumute. Was ging hier vor? Warum die ganze Heimlichtuerei? „Mein Name ist Tsunade, ich bin die Vorsitzende des CSI“, erklärte die Lady im Kostüm und verschränkte die Arme vor der Brust. Überrascht sahen die jungen Leute sie an. „Sie werden sich fragen, was ich im Gebäude des FBIs zu suchen habe?“ Allgemeines Murmeln ertönte. „Wie Sie sicher wissen, ist mein Team seit über einem Jahr dabei, Amerikas Underground zu durchforsten und dabei ist uns der Wandel keineswegs entgangen.“ Ihre Stimme war kalt und ruhig geblieben. „Doch bevor ich Ihnen nähere Einzelheiten erkläre, muss ich Sie fragen, ob Sie bereit sind, an einem der größten Fälle der amerikanischen Drogengeschichte mitzuarbeiten. Natürlich müssen Sie sich aber auch darüber im Klaren sein, dass Ihre Arbeit nun nicht mehr vom Privatleben zu trennen ist. Der Fall wird Sie sehr in Anspruch nehmen und ein Aussteigen gibt es nicht.“ Stille machte sich breit und Sakura holte tief Luft. Zum ersten Mal seit sie beim FBI arbeitete, machte man ihr ein verlockendes Angebot, darauf hatte sie nur gewartet, denn zu verlieren hatte sie nichts. Sie hatte keinen Lebensgefährten, mit dem sie jede Entscheidung absprechen musste, Kinder die sie zu umsorgen hatte oder eine große Familie, die sich in ihr Privatleben einmischte. Den einzig lebenden Verwandten, den sie noch hatte, war ein alter Onkel, der in Japan lebte und den sie nur zwei Mal im Jahr sah. Als einer der Ersten regte sie sich und ließ sich am Tisch nieder, herausfordernd sah sie die anderen drei an und lächelte. Ino zog die Brauen hoch und tat es ihrer Freundin gleich, dann warf sie ihr Haar nach hinten und schlug genüsslich die Beine übereinander. Erneut rückte ein Stuhl und der braunhaariger Mann brummte: „Nichts leichter als das.“ Sein Kollege sagte gar nichts und ließ sich wortlos auf dem letzten freien Stuhl nieder. Tsunade lächelte und bat Ibiki um die Unterlagen, dann hob sie ihre Stimme: „Es freut mich, dass Sie für eine Zusammenarbeit bereit sind. Als erstes möchte ich Ihnen ihre Aufgaben erklären.“, sie sah zu Ino. „Ihnen ist doch hoffentlich klar, dass Sie sich direkt an unsere Zielperson wenden müssen.“ Ino nickte stumm, sie hatte sich in den letzten drei Jahren einen Ruf als Undercoveragentin gemacht und war sich ihrer Aufgabe deshalb mehr als nur bewusst. „Kiba, Sie werden ebenfalls Undercover agieren, schließlich braucht Ino Unterstützung und ein wenig Schutz.“ „Hai!“, er nickte Ino zu. „Kein Problem. Mein Gesicht kann sich sowieso kein Knacki merken.“ Die kleine Gruppe lachte leise, dann wandte sich Tsunade an Sakura. „Sie werden als logisches Köpfchen gebraucht. Man lässt Ihnen Informationen zukommen und Sie ziehen daraus die notwendigen Schlüsse.“ So etwas in der Art hatte sie bereits erwartet und als man verkündete, dass Shino ihr dabei helfen sollte, frage sich Sakura, wo für sie das Risiko bleiben würde. Sie selbst arbeitete doch im Hintergrund und würde sich der Zielperson kaum nähern, egal aus welchem Grund und zufällig über den Weg laufen, dass würde sich in einer Stadt wie Los Angeles wirklich als unmöglich herausstellen. Tsunade klappte die Mappe auf und begann zu erklären: „Ihr Codename wird ab jetzt 1412 sein. Sie werden sich ausschließlich um den Uchiha-clan kümmern. Obwohl man von Clan nicht mehr reden kann, denn den Namen Uchiha trägt allein dieser Mann.“, sie heftete ein Foto an die Pinwand und Sakura warf ihrer besten Freundin einen zweideutigen Blick zu, was diese zu einem „Lecker Kerlchen.“ veranlasste. Tsunade zog die Brauen hoch. „In der Tat, dazu noch verdammt gefährlich. Sie sollten wissen, dass Uchiha auch mal selbst Hand anlegt und wenn er das tut, dann ist die Leiche oft nicht mehr zu identifizieren.“ Sie reichte der Gruppe ein Foto und Sakura musste arg schlucken. Übelkeit stieg in ihr auf. „Orochimaru, tot aufgefunden vor einer Woche. Seiner Lebenszeit war er ein Staatbekannter Drogenboss, doch wie es aussieht, hat Uchiha ihm sein Revier streitig gemacht, obwohl Orochimaru ihn erst in die Drogenszene eingeführt hat. Gerüchten zufolge handelte es sich um eine Racheaktion, die 243 Menschen das Leben kostete. Nicht einer aus Orochimarus Kreisen ist übrig geblieben. Uchihas Männer haben ihre Arbeit äußerst gründlich gemacht und genau das zeichnet sie aus. Egal, was ihr vorhabt, nehmt euch vor ihnen in Acht. Uchiha wählt seine Vertrauten nämlich sorgfältig aus.“ „Wie viele gibt es von ihnen?“, wollte Shino wissen und Tsunade hob drei Finger. „Wir nennen sie seine Henker. Über sie ist weder Gesicht, Name, noch sonst irgendwelche Personalien bekannt. Niemand weiß, wo man nach ihnen suchen muss, denn sie erledigen ihre Arbeit so dezent und sauber, dass wir keinerlei Spuren finden konnten. Und genau dies ist ihr Markenzeichen. Saubere Arbeit, brutal und niemals unüberlegt.“ Sie sah die jungen Leute der Reihe nach an, dann zog sie ein weiteres Blatt aus der Akte. „Aber dazu ein andermal, ich möchte ihnen Uchihas Ware erläutern.“ „Drogen“, brummte Kiba, bevor sie auch nur irgendetwas gesagt hatte. Überrascht sah Tsunade ihn an und er fuhr fort. „Wenn er diesen Drogenboss namens Orochimaru aus dem Weg geräumt hat, dann ging es um die Vorherrschaft bei den Junkies.“ Hörte sich logisch an, doch Sakura war stutzig. „Aber deshalb müsste man doch nicht gleich eine ganze Organisation auslöschen! Wenn es ihm um die Vorherrschaft ginge, dann gäbe er den Männern der Konkurrenz die Chance, die Seite zu wechseln, um seinen Einfluss zu stärken.“ Tsunade nickte und forderte die junge Frau auf weiterzusprechen. „Wir haben es hier nicht mit einer typischen Form von Machtkämpfen zu tun, dafür fließt eindeutlich zu viel Blut. Was mich viel mehr stört ist, wenn Uchiha die Konkurrenz gnadenlos tötet, dann muss ihm doch bewusst werden, dass er einen Nachteil daraus hat. Ich meine, je mehr Leute für ihn arbeiten, desto besser und je weiter kann er seine Fäden spannen, um seinen Bezirk zu vergrößern. Was macht ihn so sicher, dass er seine führende Position behält?“ Schweigen erfüllte den Raum und sie sahen einander unsicher an. Zum ersten Mal an diesem Morgen löste sich Ibiki von der Fensterscheibe und sprach: „Es ist die Droge, mit der Uchiha handelt. Schon mal was von reinem Heroin gehört?“ Shino sah überrascht und verwirrt zu gleich auf. „In Amerika gibt es kein reines Heroin.“ „Das dachten wir bisher auch“, stimmte Tsunade zu. „Denn der Staat war bis vor ein paar Monaten immer der Meinung gewesen, dass er den Drogenhandel in einer kleinen Form kontrolliert.“ Sakura nickte, sie erinnerte sich an die Lektion, in der man ihr beigebracht hatte, dass jede Droge einen so genannten Zusatzstoff beinhaltete. Dies diente eigentlich seit den frühen 90ziger Jahren dazu, um die Menge an Drogen im eigenen Land kontrollieren zu können. „Doch vor sieben Monaten, als eine meiner Mitarbeiterinnen die halbjährliche Kontrolle der Drogen durchnahm, fiel uns zum ersten Mal der reine Stoff in die Hände und letzte Woche bestätigte sich meine Vermutung. Mittlerweile kokst jeder fünfte Junkie nur noch diesen Gott verdammten Stoff. Denn überraschenderweise ist er genauso teuer wie der Gemischte.“ Die Haruno dachte nach, eine Gänsehaut überkam sie. Noch nie hatte sie von solch einem organisierten Verbrechen gehört. Wie konnte jemand Geld damit verdienen, indem sich andere zu Grunde richteten? „Er importiert die Droge direkt aus dem Ausland“, stellte sie nüchtern fest und Ibiki nickte zustimmend. „Ja. Doch bis jetzt haben wir noch keine Lücke gefunden. Seit Monaten riegeln wir Flughäfen ab, doch anscheinend ist der Typ von der besonders gewitzten Sorte.“ Tsunade hang ein weiteres Bild an die Pinwand. „Dies ist seine Ex-Verlobte.“ Das Bild zeigte eine hübsche junge Frau. "Sie führten eine sechs Monatliche Beziehung, doch vor vier Tagen haben wir ihre Leiche in der Nähe des Mississippi gefunden.“ Tsunade seufzte. Die junge Frau auf dem Foto hatte langes rötliches Haar und große blaue Augen. „Uchiha bevorzugt ungewöhnliche Frauen, äußerlich, sowohl innerlich. Unserer Vermutung zu Folge musste seine Verlobte sterben, da sie sich zu sehr an den Luxus gewöhnt hatte, den er ihr bot. Sie wollte mehr und genoss den Glanz.“ Ibiki verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn ihr Undercover arbeitet, seid vorsichtig, denn dieses Mal kann euch niemand dort heraushelfen. Einmal im fremden Revier gibt es kaum Möglichkeiten, ungeschoren rauszukommen.“ Sakura spürte, dass dies alles war, was ihnen die beiden Vorgesetzten zu sagen hatten. Unsicher sah sie auf ihre Hände, es würde eine gefährliche Zeit vor ihr liegen und es war nicht absehbar, wann diese enden würde. „Ähm...“, vernahm sie eine Stimme neben sich und sah auf. Kiba grinste. „Angesichts der Momentanen Umstände schlage ich vor, dass wir heute Abend Essen gehen und uns dabei ein wenig austauschen, schließlich werden wir zusammen arbeiten müssen und es wäre nur von Vorteil, wenn wir einander vertrauen würden.“ Ino lächelte und schnell machte die kleine Gruppe einen Termin aus. Die Entlassung wirkte steif, denn Ibiki drückte jedem von ihnen zum Abschied die Hand. Morgen würden sie auf sich alleine gestellt sein. Dann konnten sie auf Unterstützung von ihren Vorgesetzten nur noch selten zählen. „Haruno, ein paar Sekunden bitte.“ Sakura wollte gerade rausgehen, um ihren gewohnten Schreibtisch zu räumen, als sie bei den Worten ihres Vorgesetzten innehielt. Unsicher sah sie ihn an und er seufzte tief. „Haben Sie sich meinem Vorschlag mit der Justiz noch einmal durch den Kopf gehen lassen?“ Schon wieder! Sie hasste es, kritisiert zu werden! Doch bis jetzt hatte sie alles über sich ergehen lassen, da sie in diesem Bereich ein kleiner Wicht war und man sie jeder Zeit ersetzten konnte. „Ich verstehe Ihre Bedenken, Ibiki. Aber ich habe nicht vor, zu wechseln. Auch wenn ich in der damaligen Abschlussprüfung Undercover durchgefallen bin, glaube ich nicht, dass meine Fähigkeiten trotzdem nicht reichen würden, um das FBI zu unterstützen.“ Der Ausbilder war sich im Klaren darüber, dass er bei ihr auf taube Ohren stieß und ließ sie gehen. Enttäuscht von der Entscheidung schloss er die Tür hinter ihr und drehte sich um. Tsunade lächelte und goss sich eine Tasse starken Kaffee ein, dann ließ sie sich auf einem der Stühle am Tisch nieder. „Abgeblitzt!“, war ihr einziger Kommentar. Genervt winkte Ibiki ab und gestand: „Ich verstehe die Frau nicht! Würde sie zur Justiz wechseln, wäre sie schnell eine der besten Staatsanwältinnen. Haruno ist in der Lage, den Geschworenen die Beweise so vorzulegen, dass diese sogar einen Unschuldigen für schuldig erklären würden. Sie ist genial, bestimmte Zusammenhänge für sich entscheiden zu lassen.“ Die Frau nickte, in der Tat, das konnte sie sich gut vorstellen, schließlich hatte sie heute schon eine Kostprobe ihres Könnens bekommen. Das Mädchen verließ sich auf ihren gesunden Menschenverstand und war ein Stratege. „Ach Ibiki, hör auf, dir Sorgen zu machen. Ich meine, sie ist doch durch die Abschlussprüfung gekommen und hat die Linzens als Agent bekommen, also muss sie gut genug für den Job sein.“ Er seufzte tief, das war ihm schon klar, aber seit er die Rolle als Ausbilder genoss, machte er sich um jeden Absolventen Sorgen. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass er aufhörte, sich damit zu quälen, dass er dachte, mit jedem weiteren Abschluss einen weiteren jungen Menschen in den Tod gestürzt zu haben. ~*~ „Verdammt!“, fluchend zog Sakura ihren Mantel enger an sich und rannte über die überflutete Straße. An ihrem Ohr klebte ein Handy und sie verdrehte die Augen, als eine laute Stimme ihr ins Ohr heulte. „Tenten! Jetzt lass mich doch mal ausreden!“, unterbrach sie genervt die quasselnde Stimme. Es fing an zu regnen und Sakura stellte sich vor einem Schuhgeschäft unter. „Ich war mit neuen Arbeitskollegen Essen und habe die Zeit vergessen, okay?“ Und das war noch nicht einmal gelogen. Sie hatte schlicht und ergreifend einfach vergessen, ihrer Mitbewohnerin bescheid zu sagen, dass es ein langer Abend werden konnte. Dass Tenten sich Sorgen gemacht hatte, konnte sie ihr noch nicht einmal verübeln, denn die beiden Frauen hatten abgemacht, dass sie sich in solch einer gefährlichen Stadt wie Los Angeles immer regelmäßig Bescheid gaben, wenn sie ausgingen. Die Stimme am anderen Ende der Leitung wurde noch hysterischer und Sakura beschloss, zum ultimativen Mittel zu greifen. „Hör zu!“, begann die Haruno mit einer Engelsstimme. „Ich komme jetzt sofort nach Hause und bringe dir als Wiedergutmachung etwas zu Essen mit, ja?“ Leises Gemurmel war zu hören und sie lächelte. Strike! „Gib mir eine halbe Stunde und ich bin bei dir“, mit diesen Worten legte sie auf und sah sich um. Etwa 15 Meter von ihr entfernen konnte sie einen Coffee Shop erkennen. In zügigen Schritten trat sie auf den Shop zu und öffnete die Tür. Die angenehme Wärme von innen ließ sie leise seufzten. Zum Glück war der Laden zu dieser Uhrzeit nicht mehr stark besucht und sie konnte direkt an der Theke etwas zum Mitnehmen bestellen. Der Kellner nickte und machte sich dann auch schon daran, die Bestellung fertig zu machen. Sakura warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. Halb elf! Am besten sie machte sich, so schnell sie konnte, auf den Weg nach Hause, ehe sie noch irgendwelchen dunkeln Typen begegnete. Sie griff in ihre Tasche, um ihre Geldbörse herauszuholen, dabei drehte sie sich und stieß mit dem Ellenbogen den Kaffeebecher ihres Nachbarn an. Sofort verteilte sich dessen Inhalt auf der Theke und lief über das Jackett des Mannes. So schnell wie Sakura nur konnte, versuchte sie die braune Flüssigkeit mit Servierten zu stoppen, doch dafür war es bereits zu spät. „Entschuldigen Sie!“, keuchte die Haruno. „Verzeihen Sie, dass war keine Absicht! Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte!“ Der junge Mann besah sich das Missgeschick, doch da er nichts sagte, versetzte er Sakura damit unbewusst in eine noch viel größere Panik. „Ich werde natürlich die Reinigungskosten bezahlen!“, setzte sie oben drauf. „Oh Gott! Was, wenn die Flecken nicht rausgehen? Natürlich werden sie rausgehen!“, am liebsten hätte sie jetzt ihren Kopf auf die Theke geschlagen. Was redete sie eigentlich da? „I-Ich geben Ihnen meine Adresse und Sie schicken mir die Rechnung und-!“ „Sie brauchen die Rechung nicht zu bezahlen“, sprach eine tiefe ruhige Stimme. „Natürlich werde ich auch- Was?“, erstaunt hielt sie inne und hörte auf, den fremden Mann mit Servierten zu zudecken. Zum ersten Mal sah sie ihr Gegenüber richtig an und sofort versteifte sich ihr ganzer Körper. Der junge Mann vor ihr strich sich belustigt durch das schwarze Haar, welches ihm in die Augen fiel. Seine weiße Haut bildete ein krasses Kontra und ließ seine Augen noch dunkler erscheinen, als sie eigentlich waren. Im ersten Moment konnte sie seine Augenfarbe nicht richtig zuordnen, doch dann bemerkte sie den leichten Blaustich. Gelassen stellte er seinen mittlerweile leeren Kaffeebecher wieder hin und zog sein schmutziges Jackett aus. Er schien die Ruhe selbst zu sein. „Sie wollen nicht, dass ich die Reinigung bezahle?“, verwirrt starrte sie ihn an, ihr war der ganze Vorfall äußerst peinlich und seine lockere Art machte es ihr nicht gerade leichter. Normalerweise hatte sie nun mit einer verärgerten Miene und ein paar bösen Worten gerechnet. „Nein“, wiederholte sich der Mann und seine Mundwinkel zuckten arg, als er die völlig verblüffte Frau vor sich musterte. „Hören Sie, das mit dem Kaffee ist kein Weltuntergang und es gibt durchaus Schlimmeres.“ „Ich…“, Sakura suchte nach den richtigen Worten. So etwas war ihr ja noch nie passiert. Verwirrt sah sie nach rechts und erkannte, dass der Kellner ihr eine Tüte mit den Bestellungen hinhielt. Um Zeit zu gewinnen, reichte sie dem Mann 12 Dollar. „Und Sie sind ganz sicher, dass ich die Rechung wirklich nicht bezahlen muss?“ „Wirklich.“ Er nickte ernst, dann sah er an ihr vorbei nach draußen. „Hören Sie, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich vergesse den Kaffee auf meinem Jackett und Sie machen sich auf den Weg nach Hause. Es ist spät und die Straße ist kein guter Ort für eine junge Frau.“ Frechheit! Jetzt musste sie sich schon belehren lassen. Aber Sakura musste wider Willen zugeben, dass er Recht hatte. „Okay“, sprach sie zögernd. „Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend.“ So schnell sie konnte, griff sie nach der Tüte für Tenten und lächelte, als sie den Laden verließ. Kaum auf der Straße wurden ihre Schritte hastig. Ein kalter Wind zischte ihr um die Ohren und der Regen wurde langsam schwächer. Heute hatte sie wirklich mehr Glück als Verstand, das Lächeln zierte noch immer ihre Lippen. Nicht alle Tage traf man auf einen Menschen, der einem ein Missgeschick nicht übel nahm. Kaum war sie fünf Meter gegangen, als Sakura stehen blieb. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Vor lauter Freude über das gesparte Geld wegen der Reinigung war ihr etwas entgangen. Die Anwesenheit des fremden Mannes hatte sie nervös gemacht, doch nicht etwa, weil er gut aussah. Nein, so etwas würde sie nicht dermaßen aus der Bahn werfen. Es war etwas anderes gewesen. Im ersten Moment war sich Sakura nicht sicher, doch dann wurde ihr klar, dass es seine Ausstrahlung gewesen sein musste. Allein seine Art zu reden, seine ruhige Stimme, sein Tonfall und die Art, die Menschen in seiner Umgebung anzusehen, hatten ein solches Ausmaß auf sie gehabt, dass sie ohne zu wollen genau das getan hatte, was er von ihr verlangte. Normalerweise hätte sie unter allen Umständen den Schaden übernommen, doch er hatte sie dazu bekommen, dass sie es auf sich beruhen ließ. Sakura holte tief Luft und schloss kurz die Augen. Noch einmal versuchte sie sich das Gesicht des fremden Mannes in Erinnerung zu rufen. Schwarze Haare… dunkelblaue Augen… weiße Haut… Langsam drehte sich Sakura um. Ihre Augen waren geweitet und ihre rechte Hand umschloss fester die Henkel der Tüte. Ihr Blick blieb an der Scheibe des Coffee Shops hängen. Ungläubig starrte sie auf den Rücken des Mannes, den sie soeben mit Kaffee besudelt hatte. Nein, der Zufall wäre wahrlich zu groß gewesen. Ihr Verstand spielte ihr mit Sicherheit einen Streich. Nur weil die Freude über die Beförderung sehr groß war, fing sie schon an in jedem dunkelhaarigen Mann einen Triadenboss zu sehen. Sakura schüttelte den Kopf und schallt sich selbst für diese Vermutung. Sie gehörte ins Bett und brauchte dringend Schlaf, sonst würde sie noch anfangen zu spinnen. Innerlich ein wenig ruhiger wandte sie sich zum Gehen und lief in schnellen Schritten an den bereits geschlossenen Geschäften vorbei. Ihr Gesicht wurde kalt und der Regen hörte auf. Die Kapuze des roten Mantels zog sie sich vom Kopf und sprang in den nächstbesten Bus, der sie nach Hause bringen sollte. Der Tag war lang und die Haruno war sich noch nicht bewusst, dass der Fall ihres Lebens bereits morgen beginnen sollte. Doch das Knarren des alten Busses ließ ihre Gedanken abschweifen. Zu unwichtigen und belanglosen Dingen. Liebe auf den ersten Blick ist ungefähr so zuverlässig wie Diagnose auf den ersten Händedruck. Kapitel 1: Außergewöhnlich. --------------------------- . . . Schmale Hände strichen einen Kleiderbügel nach dem nächsten beiseite. Seit über drei Wochen arbeiteten sie an dem Fall Uchiha und sie waren nicht wirklich einen Schritt weiter gekommen. Sakura ließ von den Abendkleidern für die Undercoveraktion ab und wandte sich an Shino. Dieser saß noch immer vor seinem PC und stöhnte unaufhörlich vor sich hin. Wie es aussah, hatte auch er nicht besonders viel Neues ausmachen können. Sakuras Blick schweifte durch den großen Raum, den sie bereitgestellt bekommen hatten. Sie trat an die Pinnwände und sah auf die Informationen. Sechs weitere Leichen hatten sich in den letzten Tagen zu den 178 Toten gesellt. Fünf davon waren Junkies. Einer ein unschuldiger Passant. Sakura sah auf die große Karte, die die vereinigten Staaten darstellte. Verschiedene Orte waren gekennzeichnet, doch sie alle ergaben keinen Sinn. Sie seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Langsam frage ich mich wirklich, was Uchiha für ein Mensch ist.“ Shino sah von seinem PC auf und Sakura setzte sich auf den großen Tisch, welcher fast unter der Last von Papieren zusammenbrach. „Ich meine, er verschwindet des Öfteren einfach wie vom Erdboden und niemand scheint davon Kenntnis zu nehmen, nur die Toten.“ Shino seufzte leise, er verstand seine Kollegin nur zu gut. „Dich machen die Junkies nervös.“, stellte er fest und nahm einen Schluck von seinem mittlerweile kalten Kaffee. Sakura seufzte erneut und stützte ihren Kopf auf ihre Hände. „Auch, doch am meisten Sorgen bereitet mir Ino. Ich bin der Meinung, dass wir erst aus dem Hintergrund Informationen über Uchiha sammeln sollten.“ Der Computerspezialist zündete sich eine Zigarette an. Eine ganze Weile lang schwieg er, doch dann: „Ich weiß nicht… überleg mal, wenn Ino das Kindchen heute schaukelt, dann haben wir direkten Zugriff auf ihn. Es wäre ein gewaltiger Vorschritt.“ Das wusste sie auch, aber trotzdem. Bis jetzt hatte sie noch nie direkt mit Ino an solch einem bombastischen Fall zusammengearbeitet. Sie wusste nur von Kollegen, dass ihre Freundin Undercover ein Ass war. Der Gedanke, dass Ino sich auf einem gefährlichen Triadenboss einlassen würde, machte ihr Angst, denn ein Fehler und das Leben ihrer besten Freundin wäre nichts mehr wert. „Wer behält Ino im Auge?“ „Kiba.“, brummte Shino. „Wir werden uns in irgendeinem Auto weit entfernt am Straßenrand bereithalten.“ Die Haruno erhob sich, trat hinter ihren Kollegen und sah, dass er sich mit den neusten Zeitungsartikeln beschäftigt hatte. „Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache.“ „Sakura!“, ertönte eine tadelnde Stimme und sie drehte sich um. Sofort schlich sich ein breites Grinsen auf das Gesicht der jungen Haruno. „Ist das das schlechteste Kleid, das du gefunden hast?“ Ino trug ein langes rotes Kleid, welches einen gigantischen Ausschnitt besaß. Ihr Rücken war frei und der Schlitz kam ihrem Hintern gefährlich nahe. Ihr langes Haar fiel ihr im Gegenzug zu einer dicken Lockenpracht über ihre Schultern. Wieder einmal wurde Sakura bewusst, warum Frauen bei einer Undercoverarbeit auf ihre Reize setzten. Ino hatte das Glück, dass sie zu den klassischen Schönheiten gehörte, ein jeder Mann wurde sich für sie das Genick brechen, nur um ihr nachblicken zu können. „Gefällt dir was an meinem Qutfit nicht oder warum verziehst du so angewidert dein Gesicht?“, die Yamanaka drehte sich um die eigene Achse und ein fremder Mann betrat den Raum. Shino stöhnte leise und Sakura sprach: „Sorry Mr, aber Unbefugte haben keinen Zutritt hierzu. Ich muss Sie bitten, das Büro wieder zu verlassen.“ Der dunkelhäutige Mann mit der halben Glatze sah sie verwundert an, dann lachte er laut auf und die Haruno starrte ihn ungläubig an. Im weißen Hemd, roter Weste und schwarzer Hose sah er aus wie ein Kellner, doch dass sich hinter der ganzen Maskerade Kiba verstecken würde, hätte sie nicht einmal ansatzweise geahnt. „Alle Achtung, meine Verkleidung sitzt.“, bemerkte dieser belustigt und Sakura strich sich durch das Haar, jetzt wusste sie, warum man den Inuzuka mit ins Team gesteckt hatte, seine Fähigkeit, sich zu verstellen, war großartig. „Auf eine Verkablung müssen wir verzichten.“, brummte Shino und erhob sich. „Uchihas Leute werden Ino voll durchchecken, wenn er Interesse an ihr zeigt.“ Die Blondine nickte, sie war sich dem Ernst ihrer Lage bewusst. Sollte das heutige Spielchen funktionieren, dann musste sie zu der Identität greifen, die man für sie zu Recht gelegt hatte. Ihr ganzes Leben würde umgekrempelt werden. „Du brauchst keine Angst zu haben.“, sprach Kiba grinsend, als er Inos angespannte Miene bemerkte. „Sollte Uchiha dir irgendwie zu nahe kommen und was tun, was du nicht auch willst, pusten wir ihm das Hirn weg.“ „Mit der Gewissheit im Hinterkopf, dass wir nur noch maximal zwei Stunden zu leben haben.“, witzelte Sakura und bekam eine Kopfnuss. Ihre beste Freundin sprach sarkastisch: „Wie rührend von euch.“ Shino sah auf die Uhr und die kleine Gruppe wusste, dass es an der Zeit war, sich auf die Lauer zu legen, um alles vorzubereiten. Nur noch drei Stunden, denn ihren Informationen zu Folge würde Uchiha an dem heutigen Abend ein Geschäftsessen mit einem Lieferanten haben. Die beiden Männer wollten sich in der Cocktailbar Star Rose treffen. Sobald sie ihre Geschäfte geregelt hatten, konnte Ino sich ans Werk machen. Die Bar war groß, zeigte freie Sicht auf den Himmel und genau dies machte ihre Einzigartigkeit aus. Durch dickes Glas geschützt hatten die Gäste einen wunderbaren Ausblick auf den Himmel und die Stadt. Ungeduldig hatten Shino und Sakura sich mit einem kleinen Fiat platziert. Sie standen etwa drei Autos entfernt von der Cocktailbar und konnten so den Eingang bewachen. Immer wieder ließ Sakura ihren Blick kreisen. Was, wenn nicht sie Uchiha beobachteten, sondern gleichzeitig von seinen Männern beobachtet wurden? Unbewusst berührte sie die Waffe unter ihrer Jacke. Wenn es hart auf hart kommen würde, dann musste sie schießen. Verdeckte Ermittlung hin oder her, Menschenleben waren wichtiger. „Bleib locker.“ Entspannt lehnte sich Shino zurück, er war verbunden mit Kiba und lauschte dem Gespräch, was sich in seinem Ohr ereignete. „Uns beobachtet keiner, Kiba hat die komplette Mannschaft in Star Rose ausgemacht. 12 Leute sind stationiert.“ Sakura schluckte. So viele? Es handelte sich doch um ein einfaches Geschäftsessen oder? „Seine drei Henker auch?“ Shino leitete die Frage weiter und es dauerte eine Weile, bis er Antwort bekam. „Nein. Wie es aussieht, sind sie wie immer unauffindbar.“ Verdammt! Sie ballte die Hand zur Fast, sie hätte es wissen müssen. Organisierte Verbrecher ließen sich nicht in die Karten schauen, ohne einen Preis dafür zu verlangen. Es grenzte schon an ein Wunder, dass Tsunade herausgefunden hatte, dass Uchiha der Drahtzieher sein musste. Wahrscheinlich hatte diese Information einige Leben gekostet, doch so genau wollte Sakura es gar nicht mehr wissen. Im Inneren von Star Rose hatte Ino mit etwas ganz anderem zu kämpfen. Zuerst hatte sie sich möglichst elegant an die Bar begeben, dabei war ihr Blick kurz durch die große Cocktailbar geglitten. Schnell hatte sie ihr Zielobjekt ausmachen könne. Die Erscheinung des Mannes hätte sie selbst auf der Straße magisch angezogen. Noch nie war sie einem Menschen begegnet, der solch eine Anziehungskraft auf sie ausübte. Alleine durch seine Anwesenheit wurde sie nervös und dabei befand er sich noch drei Tische von ihr entfernt. Um sich abzulenken und seinen Bewachern das Gefühl zu geben, sie wäre eine ganz normale Frau, die den Abend in Gesellschaft verbringen wollte, sah sie sich um. Ino konnte nicht leugnen, dass die Bar ihr gefiel. Der Boden war schwarz und aus teuerstem Marmor, die Bilder an der Wand so wertvoll wie ein halbes Museum und die Gäste so reich wie die wenigsten Menschen auf Erden. Sie bestellte sich bei Kiba einen Wodka-Lemon und schlug genüsslich die Beine übereinander. Sofort bemerkte sie, dass sie beobachtet wurde. Ein Lächeln zierte Inos rote Lippen. Die Blondine wusste, dass sie Männerherzen höher schlagen ließ und genau dies wollte sie heute Abend für sich nutzen. Wenn sie sich vorstellte, was für einen großen Dienst sie ihrem Land damit erwies, dafür zu sorgen, dass einer der größten Unterweltgangster in den Knast wanderte, dann erfasste sie jetzt schon so etwas wie Stolz. Anmutig strich sie sich die langen lockigen Haare von den Schultern und sah aus dem Augenwinkel nach rechts. Soeben konnte sie sehen, wie sich Uchiha von seinem Geschäftspartner verabschiedete. Die Männer reichten sich die Hand und dann drehte sich der schwarzhaarige Mann um und Ino bekam zum ersten Mal an diesem Abend unverkennbar sein Gesicht zu sehen. Ihr stockte der Atem, denn noch nie hatte solch einen schönen Mann gesehen. Sie definierte sein Gesicht extra schön, denn seine Züge waren gleichmäßig und seine Haut so hell wie Porzellan. Im ersten Moment hatte Ino Schwierigkeiten, seine Augen zu beschreiben, sie wirkten wie schwarz, aber ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass es keine schwarzen Augen gab. Sie umschloss mit ihren Finger das Glas vor sich und schluckte hart. Auf dem Foto, welches ihr Tsunade gezeigt hatte, war ihr sofort aufgefallen, dass ihr Zielobjekt gut aussah, doch in der Realität übertraf er ihre Vorstellungen enorm. Dazu kam, dass das Foto aus einer längst vergangenen Zeit stammen musste, denn seine Gesichtszüge waren um einiges ausgeprägter als auf dem Foto. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als er sich doch tatsächlich neben sie stellte und ein stilles Wasser bestellte. Ihr Puls raste, Ino wurde bewusst, dass dies nichts mit dem Kick zu tun hatte, den sie immer verspürte, wenn sie einen Auftrag dieser Art erfüllen musste. Nein, dieses Mal war es mehr als bloße Aufregung. Sie sah, dass er sich eine Schachtel Zigaretten aus der Jackentasche zog und wenig später zum Feuerzeug griff. Ino schluckte hart, dann drehte sie sich zu ihm. Mit einem zweideutigen Blick sah sie ihn direkt an. Der Uchiha bemerkte dies und sprach: „Was wollen Sie?“ Seine raue Stimme jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Möglichst gelassen schlug die Blondine die Augen nieder. „Wie wäre es vorerst mit einem kleinen Plausch?“, sie leckte sich verführerisch über die Lippen und bemerkte, dass der Schwarzhaarige seinen Kopf zu ihr drehte und sie stumm ansah. Seine dunklen Augen fuhren an ihr ab und er blies den Rauch seiner Zigarette aus. „Vorerst?“ Ino lächelte, nun war sie sich sicher, dass er angebissen hatte. „Ja, oder haben Sie kein Interesse daran, unsere Bekanntschaft zu vertiefen?“ Sie spielte mit seiner Krawatte und war gespannt, wie er reagiere würde. In seinem Gesicht ließ sich schlecht lesen, doch überraschenderweise lächelte er. „Es wundert mich, dass eine so hübsche Frau wie Sie sich gerade mich für gewisse Bekanntschaften aussucht.“ „Sie würden mich als hübsch bezeichnen?“ „Ja.“ Ino sah ihm direkt in die Augen und bemerkte einen leichten Blaustich. „Ich finde, dass Sie durchaus mit mir mithalten können.“ Der Uchiha beugte sich zu ihr, noch immer zierte ein Lächeln seine Lippen. Kalte Hände berührten ihre Schulter, als sich sein Gesicht dem ihrem näherte und er leise hauchte: „Wissen Sie, ihr Angebot klingt verlockend, doch ich muss gestehen, eine hübsche Frau reizt mich in keinster Weise.“ „Bitte?“ Er drückte seine Zigarette aus und legte das Geld für das Wasser auf den Tisch. „Schöne Frauen gibt es wie Sand an Meer. Versuchen Sie es noch einmal, wenn sie an Klasse dazu gewonnen haben.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich und schritt an ihr vorbei. Fassungslos saß Ino auf ihrem Hocker. Im ersten Moment konnte sie gar nicht realisieren, dass er sie soeben abserviert hatte. Noch nie in den ganzen vier Jahren, in denen sie nun schon für das FBI arbeitete, war ihr so etwas passiert. Ausnahmslos jeder Mann hatte sich von ihr um den Finger wickeln lassen, ohne dass sie irgendetwas dafür tun musste. Und gerade jetzt wo es um den Fall ihres Lebens ging, konnte sie sich nicht auf ihre gefährlichste Waffe, den weiblichen Reizen, verlassen. Ein wenig aus dem Konzept gebracht, wandte sie sich an Kiba, der das Ganze aus sicherer Entfernung beobachtet hatte. Er gab seinem Kollegen ein Zeichen und schritt dann zu Ino. Der Inuzuka lehnte sich an die Bar und sprach: „Tja, schlecht gelaufen, obwohl ich nicht verstehe, warum.“ Die Blondine strich sich durch die Haare und dachte scharf nach, die Niederlage war hart, aber vernebelte nicht ihren Verstand. „Schöne Frauen gibt es wie Sand am Meer.“, murmelte sie leise und Kiba sah sie verdutzt an. „Was meinte er damit?“ Sie sah ihren Kollegen verwirrt an und dieser trat mit Shino in Kontakt. Im Inneren des kleinen Fiats hatte Sakura gerade von der vernichtenden Abfuhr erfahren. Sie stöhnte innerlich und sank in die Polster. „Bravo und was jetzt?“ „Er wird durch die Hintertür verschwinden und wir stehen wieder am Anfang.“, bemerkte Shino trocken und Sakura stieß die Tür des Autos auf. Sie war wütend, verdammt wütend. Es wäre aber auch zu schön gewesen wenn ihr Spielchen funktioniert hätte. „Schöne Frauen gibt es wie Sand am Meer! Danke auch! Was ist denn das für eine Aussage? Ein hässliches Weib wird der ja wohl kaum eines Blickes würdigen!“ Sie schlug die Beifahrertür mit voller Wucht zu und drehte Shino den Rücken zu. „Wo willst du hin?“ „Ich brauche einen starken Kaffee!“, fauchte sie. Verdammte Hacke, was sollten sie denn jetzt machen? Das Team durften sie nur unter bestimmten Umständen vergrößern und wenn sie jetzt schon Hilfe anfordern würden, dann würde sich Ibikis Verdacht, dass sie es nicht drauf hatten, nur bestätigen. Wütend auf die ganze Situation überquerte Sakura die Straße und machte an einem kleinen Cafe halt. Draußen bestellte sie sich einen halben Liter der schwarzen Brühe und hätte am liebsten gegen die nächstbeste Laterne getreten. Kopfschüttelnd beobachtete Shino sie, kein Wunder, dass sie Undercover durchgefallen war, so wie man ihr ansah, was passiert sein musste. Er seufzte und sah auf die Uhr, es würde eine lange Nacht werden, in der sie nochmal alle möglichen Pläne durchgehen mussten. Denn so langsam sollten sie auf einem Erfolg hinarbeiten können. Er wollte gerade Kiba bescheid geben, als sich seine ganze Haltung verkrampfte. Nicht weit von ihm verließ Uchiha gerade die Cocktailbar und zwar nicht wie vermutet durch den Hinterausgang. Wahrscheinlich fühlte er sich so sicher, dass er sich sogar traute, ohne zusätzlichen Schutz auf die Straße zu treten. Dies zeigte Shino nur, wie groß sein Einfluss in der Unterwelt bereits sein musste. Mit einem Handy am Ohr trat er an den Rand der Straße und sah sich um, vorsichtig beobachtete Shino sein Zielobjekt und bemerkte, dass etwas seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Die Augen des Geschäftsmannes starrten über die Straße und wirkten keines Wegs teilnahmslos, es war fast so, als gefiel ihm, was er sah. Shino folgte seinem Blick und bemerkte, dass der Schwarzhaarige zu dem Cafe sah, wo seine Kollegin auf ihre Bestellung wartete. Shino stutzte und sah genauer hin. Bildete er sich das Ganze nur ein, oder hatte tatsächlich Sakura seine Aufmerksamkeit erregt? Eine schwarze Limousine hielt und Uchiha verschwand so schnell von der Bildfläche, wie er gekommen war. Noch immer dachte der FBI-Agent darüber nach, was er soeben beobachtet hatte. Mit jeder Sekunde wurde er sich sicherer. Langsam nahmen die Worte des Uchihas eine klare Form an. Shino lehnte sein Kinn gegen das Lenkrad. Er ließ das Geschehen noch einmal in seinen Gedanken passieren. »Schöne Frauen gibt es wie Sand am Meer.« »Uchiha bevorzugt ungewöhnliche Frauen, äußerlich, sowohl innerlich.« Natürlich! Innerlich schallt er sich für seine Kurzsichtigkeit! Jetzt war ihm klar, was Tsunade mit der Aussage vor Wochen gemeint hatte. ~*~ „Könntest du das bitte noch einmal wiederholen?“ Ungläubig sah Ino ihren Kollegen an, die Mannschaft befand sich wieder in ihrem Büro und war gerade dabei, sich zu beraten. Auf dem großen Tisch lagen Karten, Bilder und Listen von Namen. Draußen dämmerte es bereits und nicht mehr lange und ihre Kollegen, welche im Gegensatz zu ihnen geregelte Arbeitzeiten hatten, würden mit ihrem Dienst beginnen. Mehrere Schachteln Pizza lagen auf dem Boden und einige Kannen Kaffee hatten sie auch schon hinter sich. „Uchiha steht auf Frauen, die ungewöhnlich sind.“, erklärte Shino ruhig und lehnte sich zurück. Kiba biss in sein Sandwich und sah ihn schräg an. „Wie, ungewöhnlich?“ „Na ja, nicht nur schön, sondern irgendwie auffallend. Eine Frau kann auch hübsch sein, wenn sie zum Beispiel sehr viele Sommersprossen im Gesicht hat oder sie keine 56 Kilo wiegt, sondern 65 und dabei schöne Rundungen hat. Verstanden?“ „Nein.“, sprach Ino gerade heraus. Sakura machte ein fragendes Gesicht, sie wusste nicht recht, ob sie richtig mit ihrer Vermutung lag. Shino seufzte laut auf, doch sein Kollege schien verstanden zu haben, worauf er hinaus wollte. „Du meinst, er will etwas Einzigartiges. Etwas, was man nicht alle Tage sieht, wie zum Beispiel einen Albino oder eine ganz Tätowierte!“ Ino erschauderte bei diesem Gedanken. „Na wunderbar und wo sollen wir so eine Frau herbekommen? Im FBI sind alle `sauber` und keine meiner Undercoverkolleginnen hat auch nur die leichteste Ähnlichkeit mit einem Albino.“ Shino grinste und sah zu Sakura. „Das nicht, aber wir haben hier jemanden, der mit seiner ungewöhnlichen Haarfarbe voll aus der Reihe tanzt.“ Als die Haruno merkte, was er damit meinte, zeigte sie ihm den Vogel. Niemals! Doch ihrer Freundin schien die Aussage ihres Kollegen einzuleuchten und ihr Gesicht erhellte sich. „Nein! Vergesst es!“ „Aber Sakura!“ „Warum denn nicht?“ Sie wehrte ab und erklärte, dass sie nicht umsonst in der Prüfung Undercover mit fünf durchgefallen war. Spätestens nach einer Woche wären sie alle Tod und der Preis war nun wirklich zu hoch, um es auf einen Versuch ankommen zu lassen. „Außerdem haben wir doch keinerlei Beweise, dass Uchiha wirklich auf solche Frauen steht. Nur weil er Ino abgelehnt hat, heißt das noch lange nicht, dass er gleich auf die verrückte Art Frau steht.“ Wütend sah sie in die Runde und hoffte, sich so auf der Affäre gezogen zu haben. Doch Kibas Blick ließ sie unsicher werden. Er grinste. „Und wenn wir beweisen können, dass er nur auf außergewöhnliche Frauen steht, bist du dann bereit, Inos Posten zu übernehmen?“ Sie zuckte mit den Schultern und sah ihn eisern an, schließlich stimmte sie zu. „Okay, bei eindeutiger Beweislage habe ich nichts dagegen, aber es wir euch eine Menge Arbeit und Nerven kosten.“ Ino lächelte zuckersüß und versprach: „Wir werden vorher noch einmal einen kleinen Crashkurs machen, damit du fit zum Flirten bist und deine Unsicherheit in seiner Anwesenheit verschwindet.“ „Drei Frauen und du bist dabei.“, klärte Shino kalt und damit war ihr Schicksal besiegelt. Sie wusste, dass sie innerhalb der nächsten drei Wochen damit rechnen musste, ihre ganze Identität aufzugeben. Man würde ihren Beruf fälschen, ihre Ausweise und ihre ganze Vergangenheit. Nichts würde mehr so sein wie vorher, bis der Fall abgeschlossen war. Die harten Bedingungen waren ein Grund, warum Sakura Undercoverarbeit hasste und immer gehofft hatte, sie würde niemals eingesetzt werden. „Drei Frauen und ich bin dabei.“, versicherte sie und gähnte. Für heute würden sie Schluss machen. Sie nahm ihren Mantel vom Haken und schlang sich ihre Tasche um. „Wie wäre es mit einer kleinen Pause? Reicht es nicht, wenn wir uns morgen um halb sieben hier treffen und alles noch einmal durchgehen?“ Ihre Kollegen hatten nichts dagegen einzuwenden und Ino schloss sich gleich Sakura an, um nach Hause zu kommen. Erst als die beiden Frauen die Tür hinter sich geschlossen hatten, wandte sich Kiba an Shino. „Und? Gehst du jetzt auch?“ „Nein.“, sprach dieser ruhig und hatte sich wieder zu seinem PC gedreht. Der Inuzuka sah ihm über die Schulter. „Du willst Sakura so schnell wie nur möglich beweisen, dass sie die Richtige für den Job ist.“ „Ja.“ Kiba seufzte schwer, dann nahm er auf dem Stuhl direkt neben ihm Platz. „Ich helfe dir. Je eher wir anfangen, umso schneller kommen wir direkt an ihn heran.“ Während die beiden Männer dabei waren, einen Plan zu entwerfen, wie sie Sakura für die Undercoverarbeit begeistern konnten, schweifte Kibas Blick immer wieder zu dem Regal an der Wand. Dort standen vier Akten, sie alle waren voll mit Berichten über Todesopfer. Wegen ihnen arbeiteten sie. Sie wollten deren Familien Frieden geben, indem sie die Kinder, Eltern und andere Mitglieder rächten. Tote kamen dadurch vielleicht nicht wieder zurück, aber die Seelen der Hinterbliebenen würden wieder Ruhe finden, da sie wussten, dass der Peiniger ihrer Lieben seine gerechte Strafe bekommen hatte. Doch ein weiterer Punkt auf ihrer Liste war, zu verhindern, dass noch mehr Menschen ihr Leben verlieren und das nur weil es in der Unterwelt zu einem Machtwechsel gekommen war. Am meisten Sorgen machten den vier die jüngere Generation. Sie wussten oft nicht, worauf sie sich einließen. Denn niemand konnte ihnen frei heraus erklären, wie gefährlich Uchiha für sie war. ~*~ Schwere Tropfen fielen zu Boden, Tropfen aus Blut. Der Boden färbte sich rot, Schritte hinterließen Spuren. Ein Mann bekleidet mit einem schwarzen Anzug schritt durch die große dunkle Lagerhalle. An dem Rand der Halle standen mehrere riesige Kisten, voll bepackt mit einer unbekannten Ware. Gelassen strich sich Sasuke durch die Haare und machte am Ende der Lagerhalle halt. Seine Hände steckten in den Hosentaschen. Ein gehässiges Grinsen zierte seine Lippen. „Gute Arbeit.“ Die drei Henker traten aus der Dunkelheit, sie alle trugen schwarze Jacken, alle jeweils von einer anderen Firma. Gaara lehnte sich gegen die Betonwand, in seine Ohren steckten die Stöpsel seines MP3-Players. Unter seinen Augen lagen dunkle Ränder, wahrscheinlich hatte er einige Nächte lang verdammt schlecht geschlafen. Neben ihm stand Shikamaru, der sein Gesicht unter einer Kappe versteckte. Müde gähnte dieser und kratze sich kurz im Nacken. „Immer wieder gerne!“, grinste Naruto zufrieden. „War zwar eine Menge Arbeit, aber ich bin sicher, unsere alten Freunde werden sich sichtlich wohlfühlen.“ Sasuke nickte und sein Freund lachte leise. Er teilte die Meinung des Blonden und griff in seine Jacke, dann warf er Naruto einen Bündel Geldscheine zu. „Die Belohnung.“ Ein kurzer Blick auf die Scheine ließ die Henker entspannen. Dann bemerkte Shikamaru: „Warum heute so großzügig?“ Der Uchiha zuckte mit den Schultern, seine Mimik war wie immer ausdruckslos und die Henker wussten, dass er sich mit dem Geld indirekt dafür bedanken wollte, dass sie seine grausame Fantasie in die Tat umgesetzt hatten. Sasuke wollte gerade durch das große Tor zu seinem Wangen gehen, als sich Gaara von der Wand löste. „Wir werden Probleme bekommen.“ Sofort blieb Sasuke stehen, allerdings ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Der Sabakuno sah seinen Boss an, noch wusste der Rothaarige nicht, wie dieser Reagieren würde, denn jede Handlung, jede Geste und jede Gesichtsregung hatte eine ausschlaggebende Bedeutung. Gaara war noch nicht so lange dabei, als dass er einschätzen konnte, wann er den Uchiha verärgert hatte und wann er einfach nur zuhörte und so zeigte, dass er relativ gut gelaunt war. „Ich habe einen Tipp bekommen, dass die CIS sich nun mit dem FBI zusammenschließt. Das heißt doppeltes Köpfchen schießt gegen uns. Saubere Bekanntschaften sollten wir in nächster Zeit am besten vermeiden.“ Stille. Er räusperte sich und sprach weiter. „Wie es aussieht, haben sie die reine Droge entdeckt.“ Ruhig steckte sich Sasuke eine Zigarette an, noch immer zierte ein hämisches Grinsen seine Lippen. Für seinen Geschmack hatte der Staat recht lange gebraucht, um zu kapieren, dass der Hase nun anderes lief und das Spiel von wegen Gesetzten und Kontrolle nun nach seinen Regeln verlief. Wahrscheinlich waren sie nun fleißig am Ermitteln, doch viel dürften sie nicht rausbekommen haben, denn sonst hätten seine Kontakte irgendeinen Mucks von sich gegeben. Doch da sich keiner rührte, fasste er dies als gutes Zeichen auf. „Dann sieh zu, dass es vermieden wird. Dafür bekommst du schließlich deine Kohle.“, sprach Sasuke gelangweilt. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Sabakuno seinen Job sauber machen würde. Auch wenn er am Anfang skeptisch war, als der Rotfuchs das Duell mit Suigetsu gewann, mittlerweile erwies sich Gaaras vorsichtiger Riecher als echter Trumpf. Mit festen Schritten verließ Sasuke die Lagerhalle, niemand sah ihm nach und er stieg in den silbernen Mercedes, der schon für ihn bereit stand. Erst als die drei Henker das Geräusch eines davonfahrenden Fahrzeuges vernahmen, regten sie sich wieder. „Weshalb noch hier Naruto?“, bemerkte Shikamaru breit grinsend, doch Naruto warf ihm nur einen bösen Blick zu und verschränkte die Arme vor der Brust anstatt zu antworten. Gaara grinste ebenfalls und erklärte: „Ganz einfach, Uchiha wird einen Abstecher zum weiblichen Geschlecht machen, dabei kann er Naruto eben schlecht gebrauchen.“ „Echt?“ „Könnt ihr die Klappe halten, bevor ich euch ein Loch in den Schädel puste?“, er griff zum Handy, um seiner Freundin bescheid zu geben, dass er leider später kommen würde. Doch bevor er die Nummer fertig gewählt hatte, nahm Shikamaru ihm das Handy aus der Hand. „Lass mal, das Stück kann ich dich auch mitnehmen.“ Der Blonde nickte dankbar, dann verließen die drei Henker die Lagerhalle. Sorgfältig schloss Shikamaru das Tor hinter sich. „Da wir fertig sind, nehme ich einfach mal an, dass ich endlich in den Genuss komme, das hier zu genießen.“, Gaara hielt den Lohn hoch und die anderen Beiden grinsten. „Vielleicht solltest du besser pennen gehen, als dich sonst wo rumzutreiben.“ Shikamaru deutete auf die Augenränder. Doch Gaara winkte nur ab und schritt geradewegs auf sein Motorrad zu. Er liebte sein heißes Maschinchen und die anderen beiden Henker wussten, dass das meiste seines Gehaltes dabei draufging. Sekunden später setzte der Rothaarige sich seinen Helm auf und schmiss seine Maschine an. Mit einem Nicken verabschiedete er sich und raste davon. Eine Weile sah Naruto ihm nach und öffnete dann die Beifahrertür des Jaguars. „Manchmal ist er echt seltsam.“, bemerkte der Blonde, als Shikamaru seine Tür zuschlug. „Findest du?“ „Ja.“, der Wagen startete und sie fuhren vom Gelände. „Ich meine, er arbeitet wirklich gut, aber in meinen Augen vielleicht ein bisschen zu gut.“ Shikamaru zuckte mit den Achseln, als er Richtung Highway abbog. „In meinen Augen sind wir alle ein bisschen seltsam, denn sonst würden wir nicht für Uchiha arbeiten.“ Grinsend lehnte sich Naruto zurück und stellte den CD-Player an. „Ist eben ein etwas härterer Job mit einem spitzen Gehalt.“ Shikamaru beschleunigte, er sah das Ganze ähnlich. „Und was Gaaras Arbeitsweise angeht, du bist auch nicht gerade ein Anfänger. Ich meine, wer kann schon aus über 100 Meter Entfernung so genau schießen, dass er das Ziel auf den Zentimeter genau trifft?“ Der Blonde wurde ein wenig rot um die Nase und sprach: „Hast du was aufgefressen oder warum versuchst du, mir jetzt Honig um den Mund zu schmieren?“ „Mir ist egal, was du von mir hältst, aber so ist meine Ansicht halt.“, müde gähnte Shikamaru und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich zu Hause anzukommen, um seine Ruhe zu haben. Die beiden Henker verfielen in Schweigen. Es war überhaupt selten, dass sie ein längeres privates Gespräch führten. Meist sprachen sie nur über die Arbeit und wie sie einen größeren Cup gemeinsam angehen konnten. Denn je mehr sie einander wussten, umso schwere würde es werden, den jeweiligen Anderen eines Tages mal aus dem Weg zu räumen. ~*~ So schnell Sakura am nächsten Tag konnte, war sie mit einem Leihwagen Richtung Tatort gefahren. Ino hatte sie unverzüglich zu sich gerufen. Ihre Stimme war leise und leicht brüchig gewesen. Mit klopfenden Herzen bog Sakura vom Highway ab. Sie hatte relativ traumlos und fest geschlafen. Was nach den Wochen Tortur ja auch nur verständlich war. Ihre Hände zitterten, als sie den Wagen abstellte. Eigentlich hasste Sakura es, zu Tatorten zu fahren, denn dies war der Bereich des CSI und sie kam dieser Sippe nur ungern ins Gehege. Dazu kam, dass sie nicht wusste, was sie erwarten würde. Überall konnte sie die Spurensicherung ausmachen, das komplette Gelände hatte man abriegeln lassen. Sakuras Herz klopfte bis zum Hals, als sie ausstieg, ein Großeinsatz stand ihr bevor und genau davor hatte sie am meisten Angst, denn Großeinsatz bedeutete Grausamkeit vor Ort. „Haruno!“ Die Rosahaarige zuckte leichte bei der wütenden Stimme zusammen und konnte einige Meter vor sich ihren ehemaligen Chef erkennen. Ibiki schien eine heftige Nacht hinter sich zu haben, denn dicke Ränder lagen unter seinen Augen. „Wurde aber auch Zeit! Ihre Kollegen sind bereits anwesend. Kommen Sie, ich möchte ihnen etwas zeigen.“ Er führte sie ins Innere einer Lagerhalle und noch bevor Sakura den ersten Schritt ins Innere getan hatte, schlug ihr ein schwerer Geruch entgegen. Niemand hatte den Tatort bis jetzt betreten, denn sie konnte keinerlei Absperrungen noch CSI-Mitarbeiter ausmachen. Diese Tatsache ließ ihren Puls beschleunigen. Der Boden war rot und im ersten Moment fragte sie sich, woher das kam, doch dann bemerkte sie, dass von oben herab etwas herunter tropfte. Sakura sah nach oben und ihre Augen weiteten sich. Ihr ganzer Körper versteifte sich, sie war unfähig, etwas zu sagen, zu schrecklich war das Bild, welches sich ihr bot. An den Balken der Lagerhalle hingen tote Menschen, stranguliert durch Stricke. Die Gesichter der Opfer waren starr, ausdruckslos und leblos. Noch nie in ihrem ganzen Leben war sie mit solch einer Grausamkeit konfrontiert worden. Ihr ganzer Körper wurde kalt und kurz darauf taub. Sakura versuchte das Zittern ihrer Hände zu kontrollieren, doch sie konnte nicht. An der Decke mussten über 100 Menschen hängen. Wer nahm sich das Recht, über sie zu richten? Diese unbekannten Menschen hatten Familie, Freunde und vor allem ein Recht auf Leben gehabt. Weshalb tat jemand so etwas? „Dies ist eindeutig das Werk des Uchiha-Clan“, vernahm sie Ibikis leise Stimme. Es war, als wäre er Kilometer weit weg von ihr. „Keinerlei Spuren… zu so etwas sind nur die drei Henker fähig. Kein einziger Fingerabdruck noch sonst irgendwelche Fasern.“ Sakura nahm ihren Blick von den Leichen, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehte sie sich um und ließ ihren ehemaligen Vorgesetzten stehen. Eine unermessliche Wut stieg in ihr auf, noch nie war sie dermaßen außer sich gewesen. Ein Schwall von Gefühlen raste auf sie ein. Dieser Unmensch von Uchiha! Wie konnte er so etwas tun? Machte er sich einen Spaß daraus, mit Menschenleben zu spielen? Diese Frage beantwortete sie sich selbst. Ja! Sakura schritt geradewegs auf ihre Kollegen zu, die sich in der Nähe eines schwarzen Autos befanden. Ino sah man an, dass der Anblick sie schockiert hatte, wahrscheinlich hatte sich die Blondine vor ein paar Minuten übergeben. Selbst Kiba schien diese Grausamkeit die Sprache verschlagen zu haben, er war seltsam blass. Der Einzige von ihnen, der einigermaßen gefasst wirkte, war Shino. Er sah vom Boden auf, als er sie erkannte und stieß sich vom Wagen ab. Sakura suchte nach den richtigen Worten, um ihr Befinden zu erklären, doch sie konnte nicht. „Es gibt insgesamt zwei Frauen in Uchihas Leben.“, begann Shino und zog so die komplette Aufmerksamkeit auf sich. „Nummer eins, Komaki Hayame.“, er zog ein Foto einer Frau mit langen schwarzen Haaren hervor. Ihr Gesicht war durchschnittlich, doch ihr Haar glänzte wie Seide. „Nummer Zwei, Pamela Calogero.“, Sakura nahm ihm das Foto aus der Hand und musterte die recht hübsche Frau. Ihre Haut war so hell, dass sie glaubte, sie hätte noch nie in ihrem Leben die Sonne gesehen. Doch ihr größter Wiedererkennungswert spiegelte sich in ihren Augen wider. Noch nie hatte Sakura solch braune Augen gesehen, es war schon fast, als hätten diese eine Gold ähnliche Farbe angenommen. „Müssen wir erst noch eine dritte finden oder machst du auch so schon bei unserem Vorschlag mit?“, Shinos Stimme war klar und sachlich. Sofort sahen ihre Kollegen sie fragend an. Sakura wusste, worauf er hinaus wollte. Im Klartext, je eher sie Undercover kooperierte, desto schneller würden sie Uchiha den Garausmachen. Wortlos öffnete Sakura die Tür des Autos und setzte sich hinein. Als die anderen sich nicht regten, nachdem sie den Motor angemacht hatte, sprach sie: „Schwingt die Hufe, wir müssen ins Büro.“ Kiba wirkte überrascht: „Du willst dir unseren Plan also wirklich einmal anhören?“ „Ja.“, erwiderte die Rosahaarige kurz angebunden und Ino schwang sich erleichtert auf den Rücksitz. „Sakura, du weißt gar nicht, wie glücklich du uns damit machst.“ „Oder wie schnell ich euch ins Grab bringe.“, bemerkte sie mit einem sarkastischen Unterton, doch Shino, der sich neben sie setzte, überging dies. „Wir werden dich so perfekt vorbereiten, da kann gar nichts schief gehen.“ „Und außerdem…“, setzte Ino hinzu. „Bleibt dir immer noch die Flucht nach vorne und Autofahren kannst du schließlich wie kein zweiter.“ Die beiden jungen Frauen mussten lachen und erinnerten sich an die Prüfung, in der sie damals eine Verfolgungsjagd starten mussten. Für Sakura war es am Steuer ein leichtestes gewesen, ihre damaligen Ausbilder zu verfolgen, Ino hatte ihnen dann nur noch vom Schiebedach aus in die Reifen geschossen. Es hatte ein großes Krabum gegeben, doch letztendlich hatten sie diese Prüfung mit Bravur bestanden. Als Sakura das Gelände verließ und richtigen Highway fuhr, brummte Kiba hinter ihr: „Es wird Zeit, dass wir dem Uchiha-clan einmal zeigen, wozu das FBI fähig ist.“ Im Geheimen dachte er ähnlich wie seine Kollegin, eine solch gefährliche Sippschaft durfte man draußen nicht herumlaufen lassen. Der erste Schritt würde getan werden und dann würden sie sich ganz langsam an ihn heran tasten, so wie ein Raubtier an seine Beute. ~*~ Die Nacht begann finster, ein leichter Anflug von Nebel schlich über die Straßen. Es war, als wollte der Nebel etwas verbergen, ein Geheimnis, dessen Wert niemand kennen sollte. Doch das Wetter interessierte Sakura in diesem Moment weniger. Ganze drei Tage hatten die Vorbereitungen für den heutigen Abend gedauert. Stundenlang hatte sie mit Ino heikle Situationen durchgespielt und hoffte, dass sie auch dementsprechend reagierte, wenn es darauf ankam. Sakura musste zugeben, dass der Plan von Shino genial war. Zuerst würde sie sich in seriöser Begleitung unter das Volk der oberen Zehntausend mischen. Ein gute Freund und wohl auch ein Geschäftspartner Uchihas feierte sein 10 Jähriges Jubiläum als Beamter. Charles Quattro, ihre Abendbegleitung, ein guter Bekannter des Uchihas würde sie in die Welt der oberen Schicht einführen. Der gute Mann im Alter von Mitte 50 arbeitete nur mit dem FBI zusammen, damit er im Gegenzug nicht als Betrüger von gefälschter Buchführung seiner Firma aufflog. Möglichst selbstbewusst hakte Sakura sich bei ihrem Begleiter ein, sie war soeben aus dem Auto gestiegen. Der runde kleine Mann mit einer Halbglatze lächelte. „Darf ich bemerken, dass du heute wunderbar aussiehst, meine Hübsche?“ Er legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie mit sich Richtung Aufzug. Dort angekommen musterte die Haruno einmal kurz ihr Spiegelbild, welches sie in den großen Fensterscheiben des Gebäudes ausmachen konnte. Sie trug ein schwarzes Cocktailkleid, das den Rücken komplett frei ließ, bis zu den Knien reichte und einen gewagten Ausschnitt besaß. Unter normalen Umständen hätte sie so etwas im Leben nicht angezogen, doch der heutige Abend sollte allerdings auch alles andere als normal verlaufen. Das Kleid schmiegte sich vorteilhaft an ihre Kurven und sie war froh, dass Ino ein so gutes Augen für Mode besaß. In den leicht hohen Sandalen konnte sie zudem auch einen Schritt nach dem anderen tun, ohne dabei auszusehen wie ein Storch auf Stelzen. Das schulternlange Haar hatte man ihr locker hochgesteckt, sodass nur noch zwei Strähnen ihr Gesicht umrahmten. „Danke, das Kompliment gebe ich gerne zurück.“, sprach Sakura, als sich der Aufzug in Bewegung setzte. Charles musterte sie eingehender. „Ich hoffe, du wirst dich heute Abend wacker schlagen, denn solltest du auffliegen, bin ich gleich mit dran.“ Eine typische Aussage für einen Mann, der bereits die Hose voll hatte. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und ihr Gesicht näherte sich dem seinen. „Keine Sorge, das wird nicht passieren.“ Sakura wusste, dass sie selbstsicherer klang, als sie eigentlich war. Doch einen Grund zum Sorgen machen hatte sie eigentlich keinen, denn an der Bar arbeitete Ino verkleidet und als Kellner war Kiba unterwegs, ohne dass man ihn wieder erkennen konnte. Und zu guter Letzt hielt Shino draußen die Stellung. Es konnte also rein gar nichts schief gehen, zumindest theoretisch. Der Aufzug blieb stehen und die beiden betraten die große Etage, die einzig und alleine für den heutigen Abend hergerichtet worden war. Noch nie hatte Sakura einen solchen Mix aus Eleganz und Jugend gesehen. Die große Bar befand sich im hinteren Teil der Etage, um zu ihr gelangen zu können, musste man erst eine große Tanzfläche, samt Sitzecke überqueren. Das Ganze war in einem zarten Weiß gehalten worden. Discokugeln gaben dem Raum Farben und gewisse Dinge sorgten für Spezialeffekte. Musik dröhnte aus riesigen Boxen und der DJ gab in seinem abgegrenzten Bereich sein Bestes. Über 200 Gäste waren geladen und Sakura erkannte, dass die Meisten von ihnen schon ganz in Partystimmung waren. Überall wurde gelacht, vom großen Büffet gegessen und getanzt. Eine ganz normale Party hätte man meinen können, wenn nicht der übertriebene Luxus sichtbar gewesen wäre. „Ich würde es vorziehen, wenn wir zuerst dem Gastgeber hallo sagen.“, hauchte Charles ihr ins Ohr und sie war erstaunt darüber, wie gut er es so aussehen lassen konnte, dass sie den Status als eine von seinen vielen Geliebten gehabt hatte. Wahrscheinlich hatte er schon oft in seinem Leben geschauspielert. Kurz darauf küsste ihr ein großer dünner Mann die Hand und trieb Scherze mit ihr. Innerlich widerte es sie an, denn sie wusste, dass der übertrieben freundliche Mann vor ihr etwas mit den vielen Toten zu tun hatte. Nachdem sie sich kurz mit anderen Frauen der oberen Gesellschaft unterhalten hatte, erklärte sie ihrem Begleiter, sie dass sie sich ein wenig umsehen wollte. Möglichst gelassen musterte das große Büffet. Ein wenig Ratlosigkeit mischte sich in ihren Gesichtsausdruck. „Schrecklich viel Auswahl, nicht wahr?“ Eine sanfte Frauenstimme ließ sie nach links fahren. Überrascht schaute sie in zwei helle blaue Augen. Die Schwarzhaarige lächelte unsicher und Sakura erwiderte es. „Ja und das Peinliche ist, das Meiste kenne ich noch nicht einmal.“ Die unbekannte Frau in dem hellen Kleid lachte leise und sprach: „Ich ehrlich gesagt auch nicht. Deshalb halte ich mich nur an das, was ich kenne.“ Sakura seufzte. „In Momenten wie diesen wird man dabei ertappt, dass man Stammkunde bei McDonalds ist.“ Erneut lächelten sich die Beiden zu, dann sprach die Rosahaarige freundlich: „Sakura Haruno.“ Sie reichte der Schwarzhaarigen ihre Hand, welche sie schüchtern annahm. Aus irgendeinem Grund mochte Sakura sie bereits, ohne sie zu kennen, ihr Wesen wirkte so ruhig und freundlich, dass sie sich fragte, was eine solche Frau auf einer Veranstaltung wie dieser zu suchen hatte. Vom Erscheinungsbild her war sie eher unscheinbar und wirkte keineswegs wie eine von diesen Abendtussis, zu denen sie heute Abend ausnahmsweise auch einmal gehörte. „Hinata Hyuuga.“ Sakura nickte und im selben Moment ratterte es in ihrem Gehirn. Denn ihr wurde klar, dass sich vor ihr eine der Erben des Hyuuga-Imperiums befand. Es wunderte sie, dass eine Frau wie sie trotzdem Probleme mit dem heutigen Essen hatte. „Ich mag die Französische Küche nicht besonders.“, gestand Hinata leise, als wenn sie die Gedanken ihres Gegenüber gelesen hätte. „Japanisch und Italienisch ist mir lieber.“ Sakura seufzte möglichst unauffällig. „Es wäre auch zu schön gewesen, Pizza serviert zu bekommen.“ Hinata musste sich arg auf die Lippe beißen, um sich ein lautes Lachen zu verkneifen. „Darf ich fragen, wer ihr Begleiter ist? Ich habe Sie noch nie gesehen.“ „Ich weigerte mich eine Zeit lang, Charles auf solchen Veranstaltungen Gesellschaft zu leisten.“, Sakura nickte Richtung Sitzecke und Hinata fragte vorsichtig. „Quattro?“ Die Rosahaarige nickte und erklärte, dass sie ihn vor einiger Zeit im Büro ihres Chefs kennen gelernt hatte. „Er ist ein sehr hartnäckiger Verehrer.“ Die Hyuuga nickte stöhnend. „Oh ja! Das können Sie laut sagen.“, es sah ganz so aus, als hätte da jemand reale Erfahrungen mit Charles gemacht. Gerade als Sakura das Gespräch vertiefen wollte, wurde ihre Genossin gerufen. Überrascht drehte Hinata sich um und entschuldigte sich. „Sieht so aus, als bräuchte mich mein Cousin mal wieder als Dolmetscher.“ Die Haruno musste lachen. „Kommt davon, wenn man in der Schule nicht aufpasst.“ „Das sollte ich ihm vielleicht auch einmal sagen.“, Hinata reichte Sakura erneut die Hand und sprach: „Vielleicht sprechen wir uns im Verlauf des Abends noch einmal, was ich sehr hoffe.“ „Ebenfalls.“ Damit verschwand die Schwarzhaarige so schnell, wie sie gekommen war und Sakura fühlte sich wieder so fremd wie fünf Minuten vorher. Das Gespräch mit der Hyuuga hatte sie einige Momente lang vergessen lassen, warum sie überhaupt hier war. Die Party war so groß, dass Sakura sich fragte, ob sie ihr Zielobjekt bei dieser Größe überhaupt ausmachen konnte. Dazu kam noch das Erschwerende, dass sie ihn auf sich aufmerksam machen musste. Nicht dass sie nicht gut flirten konnte, aber der Gedanke, dass sie es mit einem Mörder zu tun bekäme, ängstigte sie. Kurz entschlossen schritt Sakura Richtung Bar und ließ sich galant auf einem Barhocker nieder. Sie schlug ihre Beine übereinander und wollte sich einen fruchtigen Cocktail bestellen. „Du weißt schon, dass trinken während der Arbeitszeit nicht erlaubt ist.“, bemerkte eine flüsternde Stimme, als ihr eine Kellnerin die Karte für die Cocktail zeigte. Sakura sah auf und entdeckte eine dunkelhaarige Frau mit einer randlosen Brille. Im Leben hätte sie Ino nicht erkannt. Von der hübschen Blondine war nicht mehr viel übrig, nur noch eine ganz normale Durchschnittsfrau. „Dessen bin ich mir bewusst, aber ich wusste bis dahin ja auch nicht, wie langweilig diese Party hier ist.“ „Nicht mehr lange“, bemerkte Ino und zeigte auf einen Cocktail, den sie haben konnte. „Er ist hier und wie es aussieht, hat er dich auch schon entdeckt. Na ja, zumindest so weit, wie Charles dich ihm indirekt vorgestellt hat.“ Sakura zog ein unentschlossenes Gesicht, damit es weiterhin so aussah, als wenn sie sich nicht entscheiden könnte. „Halte mich nicht für blöd! Charles hat sich die ganze Zeit mit dieser komischen Bohnenstange unterhalten.“ Ino setzte einen fachmännischen Blick auf. „Genau das ist das Gefährliche, du bemerkst seine Anwesenheit kaum, erst wenn du direkt vor ihm stehst, wirst du böse überrascht. Also Miss, dann einmal den Amazonas?“ Sakura schlug die Karte mit einem künstlichen Lächeln zu und nickte: „Danke für ihre aufopfernde Geduld.“ Ino ließ sich nichts anmerken und servierte ihr Minuten später den Furchtcocktail. Vorsichtig nahm sie den Cocktail und verließ die Bar, sie hatte keine Lust, ihrer Freundin heimlich beim Arbeiten zuzuschauen, außerdem wäre dies sowieso nicht ratsam gewesen. Ihre Abendbegleitung war schwer beschäftigt damit, sich den Magen am Büffet vollzuschlagen. Sakura lächelte und wollte gerade zu ihm gehen, als er erneut von einem Geschäftskollegen angesprochen wurde. Sie seufzte und trat in die entgegengesetzte Richtung. Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Angezogen von einem fantastischen Ausblick auf die Stadt, trat Sakura an das wandgroße Fenster. Fast hätte sie vergessen, dass sie sich im 25zigsten Stock befand. Ihre Augen leuchteten. Es war, als sähe sie auf ein Meer von Lichtern. Noch nie hatte sie so etwas Schönes gesehen. Sakuras Griff um das Cocktailglas verstärkte sich, sie versuchte sich an diesem gigantischen Ausblick satt zu sehen, doch ob sie jetzt den Highway entdeckte oder das große Einkaufszentrum, in dem sie regelmäßig ihre Besorgungen machte, nichts ließ ihre Begeisterung schwinden. Sakura berührte mit den Fingerkuppen die kalte Scheibe. Die Zeit um sie herum schien ein paar Sekunden stehen zu bleiben und sie vergaß, was ihr eigentlicher Grund war, weshalb sie hier war. Zu schön war das, was vor ihr lag. „Ignorieren Sie immer ihre Umgebung, wenn Sie einen schönen Ausblick erspähen?“ Die ruhige Stimme rechts von sich riss Sakura wieder in die Gegenwart. Sie lächelte und drehte sich zu ihrem Nebenmann. „Kommt ganz drauf an.“ Ihr Herz machte einen Hüpfer. Neben ihr stand jener Mann, dem sie vor einigen Wochen den eigenen Kaffee über das Jackett geschüttet hatte und der auf die Rechung der Reinigung verzichtet hatte. Ihn hier wiederzusehen war ein verdammt großer Zufall… oder aber auch einfach nur Schicksal. „Worauf?“ „Na ja…“, begann Sakura langsam. „Ob es etwas Einmaliges oder Besonderes ist.“ Der Schwarzhaarige neben ihr nickte und nahm einen Schluck aus seinem Champagnerglas. Sakura redete jedoch weiter, zu überrascht war sie, ihn ausgerechnet hier und heute wieder zutreffen. „Sie scheinen solche Ausblicke gewöhnt zu sein.“ Er zuckte kurz mit den Schultern und lehnte mit dem Rücken gegen die Scheibe. „Eigentlich ja, aber wo ich Sie so begeistert hier hab stehen sehen, musste ich ihnen einfach Gesellschaft leisten.“ Die Haruno grinste, sie mochte seine kühle und sachliche Stimme, es war, als hätte er sich immer unter Kontrolle, wahrscheinlich war er von Natur aus ruhig. Wie fast alle anwesenden Männer trug er einen schwarzen unauffälligen Anzug. Kurz warf Sakura einen Blick auf seine Hände und stellte erfreut fest, dass er nicht verheiratet war. „Tun Sie das öfter?“ „Was?“ „Einer fremden Frau Gesellschaft leisten.“ Er lächelte leicht und verneinte. „Eigentlich nicht, aber Sie sind ja auch niemand Fremdes.“ Offenbar erinnerte er sich ebenfalls an ihr Treffen im Coffee Shop. Um sich weiter mit ihm zu unterhalten, antwortete die Rosahaarige: „Finden Sie nicht, dass man es nicht auch zu fremd zählen kann, wenn man nicht einmal den Namen seines Gegenüber kennt?“ Seine Miene wurde wieder ernst und er merkte an: „Wenn Sie darauf anspielen, dass ich meine Hausaufgaben nicht gemacht hätte, dann muss ich Sie enttäuschen.“ Verwirrt sah Sakura ihn an, sie verstand nicht recht, was er damit meinte. „Ich spreche doch mit Sakura Haruno, oder?“ Sie stutzte und antwortete zögerlich: „Ja… woher wissen Sie…?“ Der Schwarzhaarige nickte Richtung Charles und erklärte kühl: „Ihr charmanter Begleiter konnte es nicht lassen, vor mir mit ihnen zu prahlen.“ „Das hat er getan?“, noch wusste Sakura nicht, ob sie dem Alten dankbar sein sollte oder bei der nächsten Gelegenheit eine ordentliche Predigt halten sollte. Sie trank etwas von ihrem Cocktail und hoffte, dass Ino den Alkohol wirklich weggelassen hatte. „In der Tat und ich muss gestehen, er hatte allen Grund dazu.“ Sie wurde rot und versuchte dies zu verbergen. „Jetzt sind Sie schon so weit und machen mir Komplimente und dabei weiß ich noch nicht einmal ihren Namen.“, Ihr Nebenmann schien ein wenig bestürzt, wahrscheinlich ging er davon aus, dass sie ihn längst kannte. „Sasuke Uchiha.“ … Ihr Puls raste. Nach außen hin versuchte Sakura so ruhig zu bleiben, wie sie es bestimmt hundert mal mit Ino geübt hatte, doch gegen ihren Willen klopfte ihr Herz bis zum Hals und sie schloss ihre Hände fester um ihr Cocktailglas. Warum hatte sie an jenem Abend nicht auf ihre Intuition gehört? Nur weil sie müde gewesen war? Das war keine Entschuldigung, schließlich hatte ein FBI-Agent immer wachsam zu sein. Man würde ihre Entlassung fordern, wenn man von diesem folgenschweren Fehler erfahren würde. Viel zu oft hatten sie auf der Akademie geübt, gesuchte Zielpersonen nach einer Gesichtsoperation wiederzuerkennen und nun wo sie ihr Wissen der Theorie in die Praxis umsetzten musste, erkannte sie noch nicht einmal jemanden vom Foto her wieder, der nur ein paar Jahre älter geworden war. Innerlich versuchte Sakura so ruhig wie nur möglich zu bleiben und sie war überrascht, wie gut es ihr gelang. Die Rosahaarige lächelte unter Anstrengung. „Sind Sie alleine gekommen, Mr. Uchiha?“ Sasuke nickte kaum merklich und erklärte: „Ich besuche selten Anlässe mit Begleitung, es stört mich, wenn ich mich den ganzen Abend um jemanden kümmern muss.“ „Verstehe.“, Sakura trank etwas von ihrem Cocktail, sie überlegte gerade, wie sie das Gespräch im Gang halten konnte, als er ihr zu vorkam. „Kann ich Sie etwas Persönliches fragen?“ „Natürlich.“, sie war erstaunt über seine Höflichkeit, aber wahrscheinlich verhielt man sich in solchen Kreisen so. Auf einer Veranstaltung in ihrer Schicht fragte man einfach, egal ob es sich schickte oder nicht. „Lieben Sie ihn?“, der Uchiha nickte Richtung Charles und überraschte Sakura damit dermaßen, dass sie erst einmal realisieren musste, was er gerade gefragt hatte. Da sie keine Antwort gab, fuhr Sasuke fort. „Ich verstehe natürlich, dass seine charmante Art ihn liebenswert macht. Dazu kommt, dass er recht gut mit seinen Finanzen umzugehen weiß.“ Die Haruno lächelte leicht und hob die Brauen hoch. „Es ist nicht das Geld, was ich an Charles anziehend finde.“ Was hielt er eigentlich von ihr? Sasuke zeigte keinerlei Regung, weshalb sie weiter sprach: „Und ich empfinde auch keine tiefgründigeren Gefühle für ihn. Er ist ein Geschäftspartner meines Vorgesetzten und bat mich darum, ihn zu begleiten.“ „Eine ganz normale Abendbegleitung?“ „Ja.“, sie lächelte. „Ich wollte zuerst absagen, aber nachdem er mich mit leckerem Essen und guter Musik hierher lockte, sagte ich schließlich doch zu.“ Sie konnte sehen, dass sich die Gesichtszüge des Mannes neben ihr entspannten. „Doch ich muss zugeben, dass mich weder das Essen noch die Musik besonders anspricht.“ Sasuke seufzte neben ihr und gestand: „Um ehrlich zu sein, mir geht es ähnlich. Ich finde das Ganze ein wenig zu laut.“ „Wenn es nur das wäre!“, lachte Sakura. „Ich habe wegen des angeblich tollen Essens hier den ganzen Tag gefastet, um hier ordentlich reinzuhauen, können Sie sich vorstellen wie mein Magen aussieht?“, bevor sie es hatte verhindern können, war ihre Jugendsprache wieder hervorgekommen. Innerlich hätte sie sich treten können, wo war der saubere Ton, den sie anschlagen sollte? Doch Mr. Uchiha schien es nichts auszumachen, wenn sie umgangsprachig mit ihm redete. Sein Blick glitt durch den Saal, an seinem Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass er nachdachte. „Ich machen Ihnen einen Vorschlag.“, begann er schließlich und Sakura horchte auf. Ihr Herz klopfte ungewollt bis zum Hals. Wie Ino vorausgesagt hatte, machte seine Anwesenheit sie nervös. „Sie lassen sich von mir entführen und bekommen ihr wohl verdientes Essen, dazu noch eine Aussicht, die Sie in ihrem Leben noch nicht gesehen haben. Und als Gegenleistung leisten Sie mir Gesellschaft.“ Die Haruno zögerte und ließ sich das Angebot durch den Kopf gehen. „Entführung hört sich ein wenig brutal an.“ Verblüfft von ihrem Einwand setzte Sasuke hinzu: „Eine Entführung ohne Schmerzen.“ Er war es nicht gewohnt, sich weiterhin um jemanden zu bemühen. Normalerweise war jede Frau sofort bereit, mit ihm zu gehen, doch die vor ihm war anders, er hatte es bereits bei ihrer ersten Begegnung gespürt. Sie war nicht der Typ für oberflächliche Kontakte, denn sonst hätte sie ihm an jenem Abend damit belästigt, dass sie auf jeden Fall noch einmal in Kontakt treten sollten. Da sie es nicht getan hatte, machte genau ihren Reiz aus. Sakura dachte darüber nach, alles auf eine Karte zu setzte, denn wenn sie ihm eine Abfuhr erteilte, käme sie ihm bestimmt nie wieder so nahe wie jetzt. „Okay, dann lasse ich mich mal von Ihnen verschleppen.“ Ein Grinsen zierte seine Lippen und er nahm ihr den Cocktail aus der Hand. Diesen stellte er bei einem vorbeikommenden Kellner ab und sprach: „ Sie werden es nicht bereuen.“ Zielsicher schritt er vor ihr zur Garderobe und verlangte nach ihren Jacken, dann half er ihr in ihren Mantel und Sakura blieb so noch ein Augenblick, in dem sie an die Bar zu ihrer Freundin sah, doch Ino war schwer beschäftigt damit, die Gäste zu bedienen. Innerlich herrschte bei ihr Chaos. Ihre Kollegen würden doch sicher die Verfolgung aufnehmen oder? Denn das worauf sie sich hier einließ, war ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sie sich arg verbrennen konnte. Erst als Sakura die kalte Luft in ihrem Gesicht spürte und die Tür des Hotels hinter ihr zuschlug, konnte sie wieder einen klaren Gedanken fassen. Vor ihr hielt ein schwarzes Auto und jemand hielt ihr die Tür auf, während ihre Zielperson direkt am Steuer Platz nahm. Es gab kein zurück mehr. Kein Entkommen. Entweder sie stand das Ganze nun durch oder sie war tot! Liebe: - eine Gleichung mit zwei Unbekannten. Kapitel 2: Der Zufall spielt mit. --------------------------------- . . . Dunkel war die Nacht, als Sakura ihren Blick vom Fenster nahm. Seit einer halben Stunde saß sie stumm neben einem Mann, den sie gerade mal etwas mehr als zwei Stunden kannte. Auch er schwieg und schien keinerlei Anstalt zu machen, diese Stille zu unterbrechen. Durch das Spiegelbild des Fensters hatte sie ihn die ganze Zeit lang beobachtet. Sasuke Uchiha… Er war ein grausamer Mensch und doch fiel es ihr schwer, das zu glauben. Der Schwarzhaarige wirkte ruhig, ausgeglichen und vor Allem höflich. Durch ihre Ausbildung hatte sie zwar gelernt, dass ein Mensch verschiedene Gesichter haben konnte, doch wirklich erlebt hatte sie so etwas noch nicht. Sakura musterte seine ebenmäßigen Gesichtszüge. Er sah unbestritten gut aus und sie konnte sich vorstellen, dass selbst Ino damals Undercover das Herz bis zum Hals geschlagen haben musste. „Sie sind ungewöhnlich still.“ Seine klare Stimme ließ sie fast zusammenzucken. Sakura musste sich zusammenreißen, um ihre Unbeschwertheit wieder zurückzuerlangen. „Ich frage mich die ganze Zeit, wo wir wohl hinfahren.“, erklärte sie und es war noch nicht einmal gelogen. Ihr Nebenmann lächelte leicht und gab weiterhin Gas, als sie mit einer hohen Geschwindigkeit den Highway überquerten. „Was vermuten Sie denn?“ Die Haruno dachte scharf nach, schließlich gab sie zu: „Ich tippe auf so etwas wie eine Aussichtsplattform. Sie wissen schon, die Freiheitsstatur oder so.“, doch kurz darauf winkte Sakura energisch ab. „Allerdings haben Sie gesagt, ich würde eine Aussicht zu sehen bekommen, die ich im Leben noch nie gesehen haben werde. Und mit gesundem Menschenverstand lässt sich daraus schließen, dass es nicht die Statur of Liberty ist, außerdem würden wir ziemlich lange mit dem Auto bis nach New York brauchen.“ Der Uchiha konnte nicht leugnen, dass er überrascht war, zur Abwechslung hatte er einmal eine Begleitung erwischt, die es verstand, ihren Kopf zu gebrauchen. „Tja… und ein Restaurant kann es auch nicht sein“, machte Sakura weiter. „Denn erstens können Sie nicht wissen, welches Lokal ich schon einmal besucht habe und welches nicht und zweitens, die meisten Restaurant haben bereits zu.“ Sasuke versuchte sie ein bisschen zu verwirren, indem er in Erwähnung zog, dass er ein Mann sein könnte, der so viel Einfluss besaß, dass für ihn geschlossene Restaurants öffneten. Doch Sakura ließ sich nicht beirren. „Nein, ich kann mir einfach kein Restaurant vorstellen, viel mehr etwas, was ihnen privat gehört.“ Sasuke setzte den Blinker und bog ab, ehe Sakura das Ausfahrtsschild lesen konnte. „Hm… ich würde sagen, Sie sind nahe dran.“ Die Haruno reckte den Kopf und bemerkte: „Irgendwie habe ich das Gefühl, Sie wollen gar nicht, dass ich herausfinde, wohin Sie mich entführen.“ Dass sie diese Tatsache bemerkt hatte, amüsierte Sasuke ein wenig, dennoch sagte er nichts dazu. „Haben Sie die Flecken eigentlich aus dem Jackett wieder herausbekommen?“, begann sie plötzlich und er wusste im ersten Moment nicht, was sie meinte, doch da sie fröhlich weiter redete, kam er von selbst dahinter. „Die Kaffeeflecken waren nämlich nicht gerade klein. Es wundert mich sowieso, dass Sie sich nicht verbrannt haben.“ „Um ehrlich zu sein, er war schon kalt.“ „Oh.“ Der Wagen hielt und sofort sah sich Sakura um, doch noch bevor sie die Beifahrertür öffnen konnte, tat es jemand für sie. „Wir sind da“, verkündete Sasuke und stieg aus. Die Haruno jedoch sah in das Gesicht eines blonden Mannes, er wünschte ihr höflich einen guten Abend und sie verließ das Auto. Im ersten Moment glaubte sie, sich am falschen Ort zu befinden. Sasuke trat um das Auto herum und reichte ihr seine Hand, nur zögerlich reagierte die junge Frau zu seiner rechten Seite. Zu überwältigt war sie von dem, was vor ihr lag. Innerlich grinste der Uchiha und lobte sich für seine Entscheidung, sie mitzunehmen. Die beiden befanden sich in einem Hafen und direkt vor ihnen lag sein ganz persönliches Schiff. Die Yacht leuchtete in der Nacht und dank seiner Mitarbeiter wirkte sie so einladend wie eh und je. Sie war über drei Stockwerke groß und ihr oberstes Deck war aus Glas, damit man die Sterne beobachten konnte, ohne nach draußen gehen zu müssen. Unsicher folgte Sakura ihm auf das Schiff. Mehrere Angestellte verbeugten sich vor ihr, als sie das Schiff betrat. „I-Ist das Ihres?“ „Ja.“ Sakura musste schlucken, als sie ins Innere des Schiffes trat und die Decke aus Glas bemerkte, staunend brachte sie nicht mehr hervor als ein Wow. Vorsichtig setzte sie einen Schritt nach dem nächsten und sah sich im Raum um. Der Boden leuchtete und tauchte den riesigen Raum in ein angenehmes Licht. Mehrere Palmen und Pflanzen erstreckten sich und gaben ihr schon fast das Gefühl, sie befände sich draußen. Rechts von sich konnte sie einen achteckigen Tisch ausmachen, an dem zwei Stühle standen. Daneben war ein großer Speisewagen platziert worden, der unter seiner Last fast zusammenbrach. Der Geruch des Essens lockte sie, dennoch konnte sie angesichts der fantastischen Aussicht widerstehen. Immer noch zur Decke starrend trat sie bis ans Ende des Raumes und berührte mit den Handflächen die kalte Scheibe. Noch nie hatte sie so etwas Schönes gesehen, dass dies noch nicht alles gewesen war, ahnte sie in diesem Moment noch nicht. „Wie wäre es, wenn wir uns erst dem Essen widmen, um anschließend das eigentliche Ziel zu bestaunen?“ Sasuke war hinter sie getreten und erschrocken drehte sich Sakura um. Für einen Moment lang hatte sie vergessen, weshalb sie sich hier befand und vor Allem mit wem. Der Uchiha half ihr aus dem Mantel und rückte ihren Stuhl, als sie Platz nahm. „Darf ich Sie etwas fragen, Mr. Uchiha?“ „Nur zu.“, sprach Sasuke und beobachtete aus den Augenwinkel heraus, wie ihnen ein Dienstmädchen Wein einschenkte und anschließend das Essen auftrug. Er bemerkte, dass Sakura unsicher das Essen musterte. „Wann haben Sie gewusst, dass Sie mich hierher entführen werden?“ Gewusst hatte er nur, dass er eine Frau mit hier hinnehmen würde, welche das war ihm bis zum frühen Abend noch relativ egal gewesen, Hauptsache sie würde ihn heute Nacht mit ihren Reizen unterhalten. Noch wusste die junge Frau vor ihm nicht, welche Absichten er eigentlich hegte, doch er würde schon dafür Sorgen, dass sie sich seinem Willen nur allzu gerne beugen würde. „Um ehrlich zu sein…die Frage kann ich ihnen nicht beantworten.“ Verblüfft von diesem geschickten Ausweichmanöver begann Sakura damit zu Essen und er hatte sie nicht enttäuscht. Es schmeckte hervorragend, auch wenn sie nicht genau wusste, was sie da eigentlich zu sich nahm. Noch bevor eine größere Stille zwischen ihnen auftauchen konnte, sprach Sasuke: „Erzählen Sie mir doch bitte etwas über sich.“ Die Haruno runzelte die Stirn und gestand: „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Meinen Namen kennen sie ja bereits. Was möchten Sie denn gerne erfahren?“ Sasuke griff zu seinem Weinglas, er schien kurz zu überlegen, schließlich: „Sagen wir mal so, das Positive.“ Sie musste grinsen und begann: „Also wenn Sie jetzt hören wollen, was für tolle Auszeichnungen ich schon bekommen habe, dann muss ich Sie enttäuschen, denn außer das Seepferdchen im Schwimmen habe ich nichts vorzuweisen.“ Sakura war selbst überrascht, als sie bemerkte, wie locker sie mit seiner Gesellschaft umging. Normalerweise stotterte sie unaufhörlich vor sich hin und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, doch seine Art machte es ihr leicht, so zu sein wie immer. „Wo sind Sie aufgewachsen?“ „Washington.“, erklärte sie zufrieden, denn es war noch nicht einmal gelogen. „Ich habe gerne dort gewohnt, doch der Tod meiner Mutter sorgte dafür, dass mein Onkel sich zu sich nach Europa holte.“ Überrascht zog Sasuke die Augenbrauen hoch. „Sie waren in Europa?“ Die Frau vor ihm nickte. „Ganze fünf Jahre lang, danach bin ich wieder zurück in die Staaten. Europa ist nicht gerade mein Gebiet.“ „Meins auch nicht.“, gestand Sasuke und bemerkte, dass seine Begleitung weiterhin misstrauisch das Essen musterte. „Mögen Sie kein Kaviar?“ Sakura erstarrte. Sie aß Kaviar? „Nicht besonders.“ Ihr Magen drehte sich um und sie widerstand der Versuchung, sich übergeben zu müssen. Gerade, als er etwas vorschlagen wollte, stutze Sakura. Irgendetwas hatte sich verändert. Sie stand auf und sah sich um, ihre Augen sahen nach draußen und ihr Innerstes verkrampfte sich. Die Yacht hatte den Anker gelichtete. Ihr Innerstes zog sich zusammen, sie bekam Angst. Denn nun war sie alleine, wenn es brenzlig werden sollte, dann konnte niemand von ihren Kollegen eingreifen. Zum ersten Mal seit Beginn des Auftrages war sie komplett auf sich alleine gestellt. „Sie haben den Anker lichten lassen?“ Vor ihren Augen verließen sie Los Angeles und sie konnte nichts dagegen tun. „Ja.“, war Sasukes kurze Antwort und er trat zu ihr. „Ich haben Ihnen schließlich eine Aussicht versprochen, die Sie noch nie gesehen haben.“ „Aber die Staaten verlassen wir nicht, ja?“ Überrascht von ihrer Fantasie musste der Uchiha grinsen und trat an sie heran. „Angesichts des längeren Aufenthaltes auf meiner Yacht finde ich wir sollten zum `Du` übergehen.“ Dass er nicht auf ihre Frage einging, machte Sakura nur noch bewusster, in was für einer Lage sie sich befand. Er hielt jeglichen Faden in der Hand und bestimmte über das Geschehen. Nichts hasste sie mehr, als wenn sie nicht wusste, was auf sie zukam. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was die Worte Ibikis bedeuteten, als er ihnen immer wieder etwas an der Akademie gepredigt hatte. Angst ist ein mächtiges Gefühl, jeder Zeit kann sie einen überwältigen. Die Kunst, sie zu beherrschen, kann man nicht antrainieren, entweder man kann es und versucht jegliche Gefühle in einem zu verschießen oder man fliegt auf und ist tot. „Sie werden aber schnell vertraulich.“, bemerkte Sakura und lächelte, was ihr sichtlich schwer fiel. Noch immer schlug ihr Herz bis zum Hals und sie zwang sich endlich, Ruhe zu bewahren. Eine kalte Hand strich sanft über ihren Rücken und mit einen mal war sich die Haruno bewusst, wie nahe er ihr doch war. Eine Gänsehaut überkam sie, was ihm nicht verborgen blieb. Seine Stimme war leise und dennoch laut genug, dass sie sie verstehen konnte. „Ich erinnere nur an unseren Deal, Essen und Aussicht gegen Gesellschaft.“, er strich ihre Haare beiseite und sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken. Sakura musste schlucken und ihr wurde klar, dass er etwas anderes unter Gesellschaft leisten verstand als sie. Wie sollte sie jetzt reagieren, um es nicht weiter in die Richtung zu treiben, die er geplant hatte? „Aber muss man seinen Deal nicht erst einlösen, ehe man bekommt, was man verlangt?“, spielte sie mit Naivität vor. Doch Sasuke schmunzelte nur über ihre Worte und seine Hände fuhren bis zu ihrer Taille. Noch durch den Stoff hindurch spürte sie die Kälte, die von ihm ausging. Seine Lippen näherten sich ihrem Ohr. „Sieh richtig hin.“ Zuerst verstand Sakura nicht, was er meinte, denn zu sehr konzentrierte sie sich auf die Wellen des Meeres vor sich. Sie hob ihr Gesicht und erstarrte. Vor sich konnte sie sehen, wie das klare Wasser des Meeres den Himmel widerspiegelte und mit einem Mal war das Meer gar nicht mehr so dunkel, wie sie zuvor geglaubt hatte. Die hellen Sterne und der volle Mond ließen das Wasser wie ein Meer aus Diamanten erscheinen. Noch nie hatte sie so etwas Schönes gesehen, denn dies überstieg der Schönheit der Stadt, die sie vor knapp zwei Stunden gesehen hatte bei weitem. Ihre Augen klebten förmlich an diesem Ausblick. „Habe ich zu viel versprochen?“ Unfähig zu antworten schüttelte sie leicht den Kopf. Jeden einzelnen Zentimeter dieser Entdeckung saugte sie in sich auf. Warum wusste kaum einer davon? Normalerweise sprach sich so ein toller Ausblick doch rum! „Wahnsinn! Der Hammer! Ich meine, das ist ja gigantisch!“ Begeistert drehte sie sich um und machte somit die knisternde Atmosphäre kaputt. Ohne Punkt und Komma redete sie nun auf ihn ein, dabei machte sie so ein strahlendes Gesicht wie ein kleines Kind, das so gerade dabei war, die Welt zu entdecken. Sakura ließ ihrem Gegenüber gar keine Chance mehr, die Situation zu steuern. Ihre Beigeisterung brachte ihn vollkommen aus dem Konzept und im ersten Moment wusste Sasuke nicht, ob sie es mit Absicht tat, oder sie wirklich so außer sich war, wie sie ihm gegenüber erschien. Er übte sich in Geduld, denn er wusste, die Nacht war lang und er bekam immer das, wonach er verlangte. Ausnahmslos immer… ~*~ Unruhig schritt eine junge Frau mit langen dunklen Haaren in ihrer kleinen Küche auf und ab. Auf dem Herd köchelte ein Topf mit Suppe. Hin und wieder stoppte sie, um die Suppe umzurühren, doch dann ging sie erneut vier Schritte bis zum Fenster, um dann dort wieder kehrt zu machen und zur Tür zu gehen. Nervös strich sich die Asiatin durch das lange Haar und seufzte zum wiederholten Mal an diesem Abend. Langsam aber sicher verlor Tenten die Nerven. Seit über fünf Stunden war ihre Freundin überfällig. So etwas war noch nie passiert. Normalerweise ging Sakura mindestens ans Handy, doch heute erreichte sie nur die Mailbox. Irgendetwas sagte ihr, dass ihre Freundin in Gefahr war und ihr etwas passiert sein musste. Schon vier Mal hatte sie bei Ino, einer Kollegin, angerufen, doch diese drückte sich nur vage aus und erklärte, dass alles in Ordnung war. „Pah!“, machte Tenten. „Von wegen! Ich verstehe ja, dass die Arbeit geheim ist und so, aber man muss doch mindestens wissen, wo sich die Leute aufhalten!“ Sie stellte den Herd aus und schöpfte sich etwas Suppe auf einen Teller, dann spazierte sie samt Löffel im Mund ins Wohnzimmer, müde ließ sie sich auf die Couch fallen und seufzte erneut. Zu Beginn als sie sich mit Sakura eine Wohnung geteilt hatte, war ihr gar nicht aufgefallen, dass ihre Mitbewohnerin einen Job ausübte, der nicht allzu typisch für einen amerikanischen Bürger war. Zuerst hatte sie alles aufregend und neu gefunden, doch mit der Zeit war ihr klar geworden, dass Sakuras Job alles Andere als toll war. Knochenarbeit traf es eher. Tenten schaltete den Fernseher ein, doch aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht konzentrieren. Wie in Trance rauschte das Programm an ihr vorbei. Warum musste sie sich eigentlich immer um jeden Sorgen machen! Wütend darüber, dass Sakura daran schuld war, dass sie an alles Mögliche dachte, nur nicht an sich selbst, erhob sie sich wieder. Schlecht gelaunt machte Tenten den Fernseher wieder aus, kippte den Rest ihrer Suppe weg und trat in das Zimmer ihrer Mitbewohnerin. Beinahe wäre die Brünette wieder rückwärts herausgegangen. Was für eine Unordnung! Das Bett brach unter den Klamotten, die Sakura wahllos aus dem Schrank gerissen hatte, fast zusammen. Der Boden war übersäht mit Unterlagen, wahrscheinlich hatte sie letzte Nacht mal so etwas wie einen genialen Geistesblitz gehabt, wenn es um ihre Arbeit ging. Dann ackerte die Rosahaarige doch tatsächliche die Nacht durch, bis sich bestätigte, was sie vermutete. Tenten schüttelte den Kopf und stieg über die Unterlagen Richtung Schreibtisch. Kein Wunder, dass die Haruno nie einen Mann mit nach Hause gebracht hatte. „Bei diesem Chaos würde ich mich das auch nicht trauen.“, murmelte die Braunhaarige leise. „Der Kerl wäre bei drei wieder da, wo er herkommt.“ Am Schreibtisch angekommen warf sie einen kurzen Blick auf die ganzen Zettelchen, welche mit irgendwelchen Telefonnummern geschmückt waren. Da sie nichts Brauchbares fand, sah sie zur Pinnwand und hob überrascht eine Augenbraue. Zielsicher griff sie zum fest gepinnten Foto und musterte es genauer. Es war relativ groß, allerdings schon etwas älter. „Dass Sakura Geschmack hat, das wusste ich ja, aber dass sie solche Ansprüche hat, nicht.“ Das Foto zeigte einen jungen schwarzhaarigen Mann, der gerade dabei war, sich umzudrehen und eine Zigarette rauchte. Also steckte wirklich ein Mann hinter ihrem Verschwinden. Tenten musste grinsen. Na die konnte sich morgen früh auf etwas gefasst machen! Einfach so zu eine Art Date abzuzischen, ohne vorher mit ihr eine Stylingberatung durchzuziehen! ~*~ Sakura hasste sich! Und zwar dafür, dass sie sich dafür entschieden hatte, dieser Undercoveraktion zu zustimmen. Etwas selten Dämliches hätte ihr auch nicht einfallen können! Der Abend war ihrer Meinung nach ganz gut gelaufen, zumindest bis jetzt. Denn nun würde sie scheitern, dessen war sie sich ganz sicher. Eine kalte Hand hielt die ihre und zog sie hinter sich hier. Ein Lächeln zierte den Mund des Schwarzhaarigen und Sakura war sich bewusst, was nun passieren sollte. Er wollte mit ihr schlafen, genau deshalb hatte er sie schließlich mitgenommen. Unter einer normalen Gesellschaft verstand Mann heutzutage immer, dass die Gesellschaft ins Bett verlegt wird. Alles andere wäre ja auch zu langweilig, dachte sie sarkastisch. Obwohl… Sakura schämte sich für den folgenden Gedanken. Eine Nacht mit ihm wäre bestimmt nicht das Schlechteste, was ihr passieren konnte. Er sah unwahrscheinlich gut aus, beim Essen hatte sie sich schon zusammenreißen müssen, ihn nicht unaufhörlich anzustarren. Er war gepflegt, hatte Manieren und bestimmt einen Körper, der reinen Luxus versprach. Gewiss war er ein toller Liebhaber. In diesem Moment biss sich Sakura auf die Zunge. Jetzt fing sie schon genauso an wie Ino! Der schlechte Einfluss der Blondine zeigte bereits Wirkung. Die Haruno hob den Kopf und bemerkte, dass sie an mehreren offenen Zimmern vorbei gingen. Ihr musste etwas einfallen, um sich möglichst galant aus die Affäre ziehen zu können, oder zumindest das, was kommen sollte, ein bisschen aufzuschieben. Mit ihm zu schlafen reizte sie zwar, aber sie konnte diesen Handel nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Schließlich war sie nicht aus privatem Vergnügen hier, sondern wegen ihres Jobs. Alles, was sie tat, diente dem Staat und den Hinterbliebenen, die um ihre Opfer trauerten. Krampfhaft suchte sich nach einer Möglichkeit, wie sie aus dieser Situation wieder herauskam, als ihr das Schicksal zur Hilfe eilte. Erleichterung machte sich in ihr breit und sie lächelte. Überrascht davon, dass die Frau hinter ihm stehen blieb, drehte sich Sasuke um. Das Erste, was er sah, war ihr strahlendes Gesicht. Doch dann mischte sich Erleichterung dazu und er wurde stutzig. Sakura ließ seine Hand los und huschte durch die Tür eines großen Zimmers. In leisen Schritten ging sie direkt an dem großen Kamin vorbei. Selbst die Sessel und die prachtvolle Ledercouch beachtete sie nicht. Sasuke wollte sie gerade fragen, warum sie ihm nicht weiter folgte, als er bemerkte, dass das Klavier sie so faszinierte. Der große schwarze Flügel stand direkt neben der Couch und bot dazu noch einen herrlichen Blick auf das Meer. Vorsichtig fuhren die Finger der jungen Frau über die schwarzweißen Tasten. Innerlich seufzte Sasuke. Er wurde langsam ungeduldig, normalerweise ließ er sich nicht so lange damit aufhalten, lange um den heißen Brei herumzureden. „Haben Sie was dagegen, wenn ich kurz etwas spiele?“ Ihre bittende Stimme hallte durch das große Wohnzimmer und Sasuke bemerkte, dass sie noch immer nicht zu dem `Du` übergegangen war. Noch nie hatte eine Frau sich so schwer damit getan. Gelangweilt zuckte Sasuke mit den Schultern und ließ sich in seinem Sessel nieder. Sakura strahlte und setzte sich auf den kleinen Hocker. Der Uchiha beobachtete sie, wie sie mit leuchtenden Augen die Tasten absuchte. Wahrscheinlich war es schon lange her, seit sie das letzte Mal auf solch einem wertvollen Flügel gespielt hatte. Er selbst benutzte das Ding eigentlich viel mehr als Dekoration. Müde lockerte er seine Krawatte, er wollte dass sie so schnell wie möglich fertig wurde, damit er ihr die Kleidung vom Leib reißen konnte. Noch während er sich Gedanken darüber machte, wie er gleich vorgehen sollte, ertönten die ersten Klänge. Weich und gleichmäßig drangen sie zu ihm und Sasuke kam nicht darum herum, sich entspannt zurückzulehnen. „Mein Vater brachte mir das Spielen bei.“, erklärte die Rosahaarige leise. „Natürlich konnte er es bei weitem besser als ich, aber ich habe nie die Hoffung aufgegeben, irgendwann auf sein Level zu gelangen.“ Ihre Stimme wirkte eine Spur traurig und melancholisch. Sasuke sah zu ihr und bemerkte, dass sie beim Spielen die Augen leicht geschlossen hielt. Verwundert über ihr Talent wollte er kurz die Augen schließen. Die weichen Klänge des Klaviers verwandelten sich in eine wunderschöne Melodie und er begann sich zu fragen, was das für ein Lied war, das sie gerade spielte. Fast hätte er sich dazu aufgerafft, sie zu fragen, doch dann ließ er es bleiben, um ihr Spiel nicht zu unterbrechen. Sein Körper sank tiefer in das Polster des Sessels. Seine Haltung entspannte sich, zu seinem Glück hatte er bereits nach dem Essen das Jackett ausgezogen, sodass seine Arme locker über die Armlehnen baumelten. Bevor Sasuke wusste, wie ihm geschah, war er mitsamt der angenehmen Musik in einen tiefen festen Schlaf gefallen. Um ihn herum wurde alles dunkel und sein Verstand hörte auf zu arbeiten. Nach einer halben Ewigkeit wagte Sakura es, aufzusehen und stellte zufrieden fest, dass ihr Plan ein voller Erfolg gewesen war. Natürlich hatte sie damit rechnen müssen, dass ihr Vorhaben nach hinten losgehen konnte, doch zu ihrem Glück gefiel ihm die Musik und er war wegen der weichen Klänge eingeschlafen. Eine Weile lang beobachtete sie ihn im Schlaf und musste lächeln. Ihre Finger huschten weiterhin unaufhörlich über die Tasten. Zum ersten Mal an diesem Abend war sie innerlich vollkommen ruhig. Ihr Puls ging normal und ihr Herz schlug nicht bis zum Hals. Sie hatte ihn von seinem Vorhaben abgebracht und hoffte, dass er auch weiterhin bis zum Morgen schlafen würde. Denn so ließ sich seine Anwesenheit am besten aushalten. Sakura sah aus dem Fenster, jedoch nicht ohne dabei weiterhin Klavier zu spielen. Noch immer funkelte das Meer wie Diamanten und spiegelten den Mond wieder. Eins musste sie zugeben, sein Versprechen, ihr etwas zu präsentieren, was sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte, hatte er gehalten. ~*~ „Halb sieben.“, bemerkte eine leicht gereizte Stimme und ließ die beiden Männer herumfahren. Sakuras Kollegen befanden sich an dem Hafen, wo die Rosahaarige vor Stunden den Anker gelichtet hatte. Alle drei saßen sie auf eine Art Frachtbunker. Gelangweilt ließen Shino und Kiba die Beine baumeln. Der Inuzuka aß genüsslich seine chinesischen Nudeln, während Shino sich einen neuen heißen Kaffee eingoß. „Hm?“ „Nichts hm!“, brummte Ino, sie war genervt und vor Allem müde. „Ich kann mir einfach was Besseres vorstellen, als die Nacht hier durchzumachen.“ „Du hast sie schon durchgemacht.“, sprach Shino in die Dunkelheit. Beschatten brachte manchmal einen gewaltigen Nachteil mit sich, besonders wenn es so dunkel wie jetzt war, nämlich dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Dreckskerl von Uchiha! In Gedanken war Ino bereits dabei, ihre Zielperson unaufhörlich zu beschimpfen. Was musste er auch gleich mit seiner gigantischen Yacht protzen? So war Sakura komplett auf sich gestellt, niemand würde eingreifen können, wenn es ein bisschen heikler werden würde. Das Kind würde niemals in der Lage sein, sich vor einem Kerl wie ihn zu wehren. Was, wenn sie bereits tot irgendwo in diesem riesigen Gewässer vor sich hin gammelte? Es würde ewig dauern, bis sie ihre Leiche gefunden haben würden, wenn sie sie überhaupt noch fänden! Die Blondine strich sich durch das lange Haar und ließ sich neben Shino nieder, dass er ihr freundlicherweise etwas von seinen Nudeln anbot, überging sie einfach. „Abhören ist auch nicht möglich oder?“ Kiba schluckte sein Essen runter und sprach: „Die Entfernung ist zu groß.“ „Nein.“, widersprach Shino gleichgültig. „Ich habe sie nicht verwanzt.“ Innerhalb von Sekunden nahm Inos Gesicht eine dunklere Farbe an. Ihre Stimme überschlug sich. „Du hast WAS?“ „Psst!“, beschwor Kiba hektisch, doch seine Kollegin winkte ab. „Hier ist sowieso kein Schwein außer Mücken!“ Dann wandte sie sich wieder an Shino. „Wie konntest du das tun?! Was wenn Sakura unsere Hilfe gebraucht? Du kannst nicht mal eben die Wanzen weglassen!“ Der Inuzuka war bei ihrem Gekreische immer wieder zusammengezuckt und verzog schmerzhaft das Gesicht, während Shino noch genauso gleichgültig wirkte wie vor vier Stunden. „Was, wenn man sie foltert und sie gewisse Informationen für uns hat? Was, wenn sie mithört, dass jemand ermordet werden soll, den wir vielleicht noch retten könnten?“ Hunderte von Möglichkeiten schossen ihr durch den Kopf. Dass ihr Kollege immer noch die Ruhe selbst war, machte sie nur noch rasender. „Wir reden hier schließlich von Menschenleben!“ Mit einem lauten Klirren stellte Shino seine Tasse ab und sprach: „Manchmal muss man ein Menschenleben opfern, um nicht noch mehr zu gefährden.“ Sofort verstummte Ino. Natürlich, das war ihr auch klar, aber das hieß doch noch lange nicht, dass man jemanden unaufhaltsam morden lassen konnte. Wütend biss sich die Blondine auf die Lippe und Kiba bemerkte die angespannte Stimmung in der Luft. Er wollte gerade etwas sagen, als das Gerät neben ihm ein Signal von sich gab. Es war etwa so groß wie ein altes Radio, doch es hatte eine ganz andere Funktion. Es zeigte im Umkreis von 50 Kilometern alle Schiffe an. Überrascht sah er auf das Radar und stellte fest, dass ein Schiff geradewegs auf den Hafen zusteuerte, an dem sie sich befanden. „Leute, ich glaube, unsere lebende Wanze kehrt zurück.“ Sofort veränderte sich die Stimmung und die beiden Streitenden sahen ihn ernst an. „Am besten machst du dich auf den Weg zu Sakuras Wohnung. Sie wird deine Unterstützung brauchen, wenn sie ankommt. Shino, du schwingst deinen Hintern zurück ins Büro. Ich werde dafür sorgen, dass Uchihas Yacht einigermaßen gekennzeichnet ist und wir sie wieder finden.“ „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass er mit seiner Yacht Drogen importiert!“, sprach Ino hitzig. „Das ist unmöglich, schließlich werden Schiffe in fremden Ländern ziemlich gut durchsucht, ehe sie den Anker lichten dürfen.“ Shino, der bereits aufgestanden war, zuckte mit den Achseln. Irgendwie musste Uchiha die Drogen ins Land schmuggeln, sonst hätte er sich nicht so einen guten Namen in der Unterwelt gemacht. Angeblich wurde die Luft zu gut überwacht, dann blieb wie Kiba vermutete nur noch die See. „Weißt du Ino.“, begann Shino ruhig. „Du bist noch nicht so lange beim FBI wie Kiba und ich, aber nach einer gewissen Zeit glaubst du, dass mittlerweile alles möglich ist. Egal wie unrealistisch es klingt. Du magst bestimmt eine gute Undercoveragentin sein, aber dir fehlt eben so wie Sakura die Denkweise eines Kriminellen.“ Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit und Kiba sah ihm stumm nach, dann drehte er sich zu seiner Kollegin um. „Nimm es mir nicht übel, ja? Aber er hat recht.“ Die Yamanaka schwieg darauf, denn sie wusste ja selbst, dass ihre Kollegen richtig lagen. Sakura und ihr fehlte es einfach noch an Vorstellungskraft, was die reale Grausamkeit der dunklen Seite anging. ~*~ Sakura wusste nicht, was sie geweckt hatte, aber sie gestand, dass sie noch nie besser geschlafen hatte als in dieser kurzen Zeit, die sie auf diesem Schiff verbracht hatte. Verschlafen warf sie die Decke beiseite und sah durch das wunderschöne Schlafzimmer. Das französische Bett war fast dreimal so groß wie ihres zu Hause. Weiche Laken umhüllten ihren Körper und die Haruno bereute es schon fast, aufgewacht zu sein. Ihre Füße berührten den weißen Teppich und sie bemerkte, dass sie dadurch wach geworden war, weil jemand das Zimmer betreten hatte. Sie schritt vorbei an dem riesigen hellbraunen Schrank und dem Hollywoodschminktisch. Gestern Abend hatte sie bereits den Schminktisch inspiziert und eingestehen müssen, dass sie noch nie so viele verschiedene Farben Lidschatten und Lipgloss gesehen hatte. Doch ihre momentane Aufmerksamkeit galt etwas ganz anderem. Vorsichtig blieb sie vor der so genannten Sitzecke stehen, in der sich zwei kunstvolle Stühle samt ein runder schöner Tisch, auf dessen Ablage sie sich spiegeln konnte, standen. Über einem der Stühle lag Kleidung. Mit den Fingerspitzen hob sie den großen Strickpullover, der ihr bis auf die Oberschenkel reichen musste, hoch. Er war leicht bräunlich und hatte einen gigantischen Ausschnitt. „Soll ich das etwas unten ohne anziehen?“ Ihre Mundwinkel zuckten belustig. So ein Ding hatte sie bis jetzt nur im Fernsehen gesehen und darunter trugen die Models meist noch schwarze Tops. Gerade als Sakura empört nach Luft schnappen wollte, bemerkte sie, dass man ihr sehr wohl dieses Top vergönnte. Die Haruno besah sich das komplette Qutfit, zu diesem recht ungewöhnlichen Oberteil sollte sie eine dunkelblaue verwaschene Jeans tragen, welche so gerade über ihre Knie ging, dazu sollte sie schwarze Stiefel mit mehreren Schnallen tragen. Sakura war versucht nach der Marke zu schauen, doch sie wusste, dass sie nur Gewissensbisse bekäme, wenn sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzte. Viel mehr sollte sie sich über die Klamotten freuen. Schnell schlüpfte sie aus dem leichten Nachthemd, welches sie im Schrank gefunden hatte und probierte die neuen Sachen an. Überrascht stellte sie fest, dass sie passten wie an angegossen. In schnellen Schritten ging sie in das angegrenzte weiße Bad und betrachtete sich im körpergroßen Spiegel. Die Kleidung stand ihr gut, auch wenn die Haare noch nicht ganz so waren, wie sie sollten. Schnell machte Sakura sich daran, sich zu waschen. Erst als Gesicht und Haare wieder einigermaßen saßen, war sie zufrieden mit sich und beschloss, das Zimmer zu verlassen. Wohin sie genau wollte, wusste sie nicht, aber vielleicht konnte sie den einen oder anderen Beweis sichern, was sie für sehr unwahrscheinlich hielt. Schließlich war das eine Privatyacht des Uchiha-clans und niemand hatte gerne im Privatleben Dreck am stecken. Unsicher trat sie auf den Flur, durch den sie in der Nacht bis zum Schlafzimmer gelangt war. Ob sie einfach an Deck gehen sollte? Wenn ja, wie kam sie dort am besten hin? „Miss Haruno?“ Sakura fuhr herum und blickte in zwei große blaue Augen. Der junge Mann lächelte und ihr fiel auf, dass sein Haar im Licht wie Gold wirkte. „Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Die Haruno winkte ab. „Kein Problem. Ähm… darf ich fragen, ob Sie wissen wo ich ein Toast herbekommen könne, so eine Art Frühstück?“ Er nickte verstehend und bat sie, mit sich zu kommen. „Mr. Uchiha hat veranlasst, dass das Frühstück im Aussichtsraum vernommen wird.“ „Er ist bereits wach?“ „In der Tat, nachdem Sie ihn so nett schlafen gelassen haben und er sich benahe einen Hexenschuss geholt hat.“ Sakura biss sich auf die Lippen. Das klang gar nicht gut! Was, wenn sie selbst das Frühstück war? Aber dann hätte man ihr ja keine Kleidung rausgelegt, oder? So schlimm konnte es gar nicht gewesen sein! Der Mann vor ihr lachte. „Ich muss sagen, es hat mich belustigt zu hören, dass er eingeschlafen ist.“ Überrascht wollte sie wissen, weshalb und trat neben den Butler, zumindest glaubte sie, dass er einer war. „Nun ja, normalerweise bleibt er die ganze Nacht über wach, wenn diese Yacht den Anker lichtet.“ „Dann muss ich ihn arg gelangweilt haben.“, schloss Sakura und erneut lachte der Blonde und versicherte ihr, dass es ganz bestimmt nicht der Fall gewesen war. Kurz darauf öffnete er auch schon eine große Flügeltür und sie betrat erneut den großen Raum, den sie am Vorabend verlassen hatte. Am Morgen erstreckte sich ein heller blauer Himmel über sie und erneut kam Sakura ins Schwärmen. Das Meer war immer noch dunkelblau, doch der Farbton hatte sich ein wenig verändert. Bevor sie ganz in Gedanken versank, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den Tisch, welcher festlich gedeckt war. „Wie ich sehe, hat Naruto erneut sein gutes Auge bewiesen.“ Die klare Stimme ließ sie herumfahren und sie sah direkt in zwei dunkle Augen. Sasuke sah wie immer perfekt aus, die Jeanshose und das schwarze Hemd passten gut zu seiner Ausstrahlung und unterstrichen seinen gut gebauten Körper. Sakura lächelte und wünschte einen guten Morgen, dann erkundigte sie sich, wer dieser Naruto war. „Der Witzbold, der dich hierher geführt hat.“ Galant ließ sich der Uchiha auf seinem Platz nieder und Sakura tat es ihm gleich. „Haben Sie gut geschlafen?“ Er zuckte kurz mit den Schultern und gestand: „Mein Rücken meldet sich zwar von Zeit zu Zeit, aber ansonsten habe ich eine ruhige Nacht genossen. Ich hoffe, du auch.“ Sie nickte eifrig und schmierte sich ein Brötchen. „Wunderbar! Allerdings wollte ich fragen, wo mein Abendkleid ist.“ Überrascht hielt Sasuke inne und stellte seinen Kaffee wieder ab. „Wieso?“ „Na ja…“ Sakura war es sichtlich unangenehm. „Das Kleid hat meinen Gehalt von ganzen drei Monaten geschluckt und war dazu noch ein richtiger Glücksgriff.“ Ein Lächeln schlich über Sasukes Gesicht und er versprach ihr, es bei ihr abliefern zu lassen. Gerade als eine peinliche Stille auftauchen wollte, erblickte Sakura den Hafen. Sie war wieder zurück! Innerlich machte ihr Herz einen Hüpfer und Erleichterung durchströmte sie. Es war fast geschafft! Sasuke bemerkte ihren Blick und ein paar Minuten ging er zusammen mit ihr vom Deck. Ein schwarzer Jaguar stand bereits für ihn bereit und er bot sich an, die junge Frau nach Hause zu bringen. „Wie viele Autos haben Sie eigentlich?“ „Zwölf.“, erklärte er kurz angebunden und Sakura entging nicht, dass er am Morgen überraschend kurz angebunden war. Doch noch etwas machte sie nachdenklich, er wusste offenbar genau, wo sie wohnte, denn er fuhr exakt in die richtige Richtung und bog an den folgenden Straßen ab. Diese Tatsache ließ sie erschaudern, offenbar hatte man bereits damit angefangen, sie auszuspionieren und zu überprüfen. Automatisch verknotete sie ihre Hände ineinander und vermied es, ihn anzusehen. Nur noch ein paar Minuten und sie war fort von ihm! Durchhalten! Noch ein paar Straßen… Der Wagen hielt. „Wir sind da.“, bemerkte Sasuke trocken, die Haruno schnallte sich los und wollte gerade aussteigen, als sie leise seufzte und sprach: „Sie sind sauer, weil ich Sie gestern Abend schlafen gelassen habe?“ Sasuke legte den Kopf schief und sah sie lange schweigend an, dann: „Nein.“ Misstrauisch hob die Rosahaarige eine Augenbraue und drehte sich zu ihm. „Doch! Denn sonst währen Sie nicht schon den ganzen Morgen so kurz angebunden. Damit Sie es wissen, ich habe Sie schlafen gelassen, weil ich es nicht über mich bringen konnte, Sie zu wecken. Sie haben nämlich einen ziemlich müden Eindruck auf mich gemacht, denn sonst hätten Sie nicht bereits nach wenigen Minuten die Reise ins Traumland angetreten.“ Sasuke grinste bei ihren Worten, sie schlussfolgerte gut und genau das machte sie so interessant. „Nein… mich verstimmt etwas ganz Anderes.“ „Und das wäre?“ Nun war sie aber gespannt. „Wie wäre es, wenn du es endlich über dich bringst, dieses dämliche und abgehobene `Sie` gegen das sympathische und reizende `Du` einzutauschen?“ Sakura erstarrte innerlich, das war alles? Deswegen hatte sie sich Sorgen gemacht, dass er den Braten gerochen haben könnte? Wie naiv sie doch war! „Wenn ich Si- ich meine d-dich damit versöhnen kann, dann werde ich es ändern.“, begann sie langsam. Es fiel ihr schwer, auf seine Forderung einzugehen, denn dies bedeutete ein Stück Vertrautheit. Sasuke lachte laut auf und zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, er lache wirklich natürlich. Kein Mienenspiel, keine Maske, sondern einfach nur er. Es war ein schönes Lachen und es machte ihn ihr gleich sympathischer. „Das wäre wirklich versöhnlich, aber es reicht nicht, um mich milder zu stimmen.“, sprach er und Sakura schluckte kurz. „Und was sollte ich am besten tun, damit mir das nicht mehr nachgetragen wird?“ „Willst du das wirklich wissen?“ Seine Stimme hatte einen Hauch von Hohn, doch gerade das brachte Sakura dazu, Mut aufzubringen. Wenn er das Spielchen nach seinen Regeln gestalten wollte, dann würde sie drauf eingehen. „Ja.“ Daraufhin sah er sie direkt an und sie versuchte nicht, den Blickkontakt abzubrechen, was ihr sichtlich schwer fiel. „Beantworte mir eine Frage.“ Erleichterung machte sich in Sakura breit, wenn es weiter nichts war. Sie hatte schon mit durchaus Schlimmerem gerechnet. Gerade als sie aufatmen wollte, gefror ihr das Blut in den Adern. Was, wenn er wusste wer sie war? Was, wenn man ihr jeden Moment das Hirn wegpusten würde und ihre Kollegen entlarvt waren? „Keine Ausflüchte, kein Ablenkungsmanöver und keine Notlüge.“ Nun war Sakura belustigt und legte ihre Hand aufs Herz. „Die reine Wahrheit, ich schwöre!“ Der Uchiha musste unweigerlich lächeln und sprach: „Du hattest gar nicht vor, mich näher an dich ran zu lassen oder?“ Die Erkenntnis, dass er sie auf frischer Tat ertappt hatte, ließ sie rot werden. Was für ihn Antwort genug war. Er seufzte und sie begriff, dass sie etwas sagen musste. „I-Ich weiß, dass ich mich damit nicht an die Abmachung gehalten habe, a-aber Sie- ich meine du musst verstehen, dass dein Angebot sehr verlockend war, nur der Preis eben… ein bisschen hoch.“ Hoch? Sasuke stutze, normalerweise zierte sich keine Frau, wenn er von ihr verlangte, mit ihm zu schlafen. Sonst bettelten sie geradezu darum und nun brachte es doch tatsächlich jemand fertig, ihn hinzuhalten. „Verstehe.“, war das Erste, wozu er fähig war, dennoch war er bereit zu handeln. „Dann lass mich den Preis ein wenig herabsetzten.“ Überrascht sah Sakura ihn an und war gespannt, wie seine Forderung nun lauten würde. Er zog etwas aus seiner Hosetasche, was sie kurz darauf als Handy identifizieren konnte. „Deine Nummer und du kannst gehen.“ Sakura lächelte und gab ihm, was er verlangte, dann öffnete sie die Autotür und trat nach draußen, bevor sie jedoch die Tür wieder schloss, drehte sie sich noch einmal um. „Aber eins kannst du nicht bestreiten.“ Er hob eine Augenbraue und wartete darauf, dass sie weiter sprach. „Der Abend hat sich trotz alldem für uns beide gelohnt oder?“ Sie zwinkerte und er musste sich ein Lachen verkneifen. Gut gelaunt knallte die Haruno die Tür hinter sich zu und kramte in ihrer Tasche, die sie wieder bekommen hatte, nach ihrem Haustürschlüssel. Kaum hatte sie die Wohnung betreten, die sie sich mit ihrer Freundin teilte, als sich der Drache auch schon vor ihr aufbaute. Sakura konnte deutlich die Augenränder unter Tentens Augen erkennen, doch die Freude darüber, dass sie überlebt hatte, schüchterte sie in keinster Weise ein. Fröhlich begrüßte sie die Asiatin und schlüpfte in die Küche. Mühelos ließ sie das Gemecker über sich ergehen. Die unmoralischen Flüche prallten nur so an ihr ab. Dadurch, dass sie sich nicht beeinflussen ließ, wurde Tenten noch wütender und knallte schließlich die Faust auf den Küchentisch, sodass die Gläser klirrten. „Sakura Haruno! Wo. Warst. Du!!!“ Ihre Stimme donnerte, doch noch immer war die Haruno unbeeindruckt. „Aus, ich habe jemanden kennen gelernt.“ „Durch die Arbeit?“ Tenten war zwar nicht besänftigt, hörte aber zu. „Durch Ino?“ „Ja.“, klärte ihre Freundin knapp und bat barsch darum, dass sie es für sich behielt. Ihr Handy klingelte im Wohnzimmer und sofort ging Sakura dran. »13: 15 Uhr. « Dann legte der Anrufer auf. Sie hatte sofort die Stimme ihres Kollegen erkannt und schluckte hart. Jetzt würde sie erfahren, ob der Uchiha angebissen hatte. Ihre Hand zitterte leicht, als sie das Handy zurück auf den Tisch legte, ihre Augen waren glasig. Wieder übermannte sie die Angst. Das Spiel wurde ernst, die Wachsamkeit durfte keine Sekunde lang nachlassen, sonst war es aus und das Leben vieler Menschen wertlos. Tenten beobachtete ihre Freundin von der Tür aus und begriff langsam, dass der gestrige Abend das Leben ihrer Wohngenossin erheblich beeinflusst hatte. Noch wusste sie nicht, in welche Richtung es gehen würde, doch eins war ihr klar. Es hatte mit ihren Job zu tun und in den nächsten Monaten würde sich ihr Leben stark verändern. ~*~ Schwache Sonnenstrahlen schafften den Weg bis ins Büro. Sichtlich gelangweilt starrte Sasuke Uchiha nach draußen. Fast gleichgültig fiel sein Blick über die gigantische Aussicht, die er dank des 35. Stocks, genießen konnte. Hinter ihm wartete die bereits erledigte Arbeit. Sein Laptop war heruntergefahren, alle E-Mails und Verträge verschickt. Der Schwarzhaarige lockerte seine Krawatte und fuhr bei einem Klopfen herum. Wie er es erwartet hatte, trat sein Blonder Gefolgsmann ein. Naruto grinste breit und bemerkte, dass sich sein Boss seit geraumer Zeit langweilte. „Vielleicht solltest du mal wieder eine deiner Frauen aufsuchen.“, bemerkte er mit einem viel sagenden Grinsen und warf sich in dem großen Ledersessel, der direkt vor dem gigantischen silbernen Schreibtisch stand. Die Oberfläche bestand aus Glas und wies keinerlei Kratzer auf. „Oder war die Kleine gestern Abend so gut, dass du Pause machen musst?“ Sasuke verdrehte die Augen und setzte sich seinem Freund gegenüber, er wusste genau, dass Naruto über alles, was auf der Yacht abgelaufen war, informiert war. „Lass die Witze und komm zum Punkt.“ Der Uzumaki seufzte, da hatte er endlich einmal etwas gefunden, worüber er tratschen konnte und dann sprang sein Boss nicht darauf an. In der Hand hielt er einen Stick und legte diesen auf den Tisch, bevor er mit seinem eigentlichen Bericht anfing. „Sakura Haruno, ihr Name stimmt schon mal.“, bestätigte er. „27 Jahre alt, hat einen Abschluss in Stenographie und eine erfolgreiche Ausbildung als Sekretärin hinter sich. Seit drei Jahren arbeitet sie für Meyer und sorgt für einen vollen Terminkalender seinerseits.“ In Sasukes Augen unwichtige Fakten, er wollte mehr privates von dieser Frau wissen, kaum dass er diesen Gedanken laut aussprechen wollte, kam Naruto seinem Wunsch nach. „Sie geht vier Mal die Woche joggen, trifft sich einmal die Woche mit Freunden und wohnt mit einer gewissen Tenten Amigo zusammen. Miss Haruno liebt Fast Food, vor allem McDonalds und Pizza Hut. Zudem besitzt sie eine große Vorliebe für Bücher aller Art.“ Der Uzumaki leierte die Informationen runter, als hätte er den ganzen Tag nichts anderes getan, als sie auswendig zu lernen. „Wenn du mich fragst, eine Frau, bei der wir uns keinerlei Sorgen machen müssen. Gaara hat sie durchgecheckt und ich ebenfalls. Wenn du also vorhast, sie noch einmal zu treffen, nur zu.“ Sasuke verknotete seine Finger ineinander und schien zu überlegen. Schließlich lehnte er sich zurück und sprach: „Was machen die Geschäfte?“ Der plötzliche Themenwechsel irritierte Naruto ein wenig, er wollte schon fast darauf eingehen, als er stutzig wurde. „Da ist aber jemand interessiert. Hört sich an, als würdest du nach langer Zeit mal wieder auf die Jagt gehen. Was verspricht die Beute denn?“ Der Uchiha grinste, was die Beute versprach? Ein Abendteuer, wie er es schon lange nicht mehr gefunden hatte. Die junge Frau brachte Klasse mit sich. Alleine dass sie es geschafft hatte, ihn ein wenig an der Nase herumzuführen, verriet ihm, dass sie wusste, dass man manchmal bestimmte Dinge anders anpacken musste, um seinen Willen trotzdem zu bekommen. „Lassen wir das Thema, kommen wir zum Geschäft. Wann kommt die nächste Ladung?“ Der Uzumaki seufzte und begann erneut herunterzuleiern, was er in Erfahrung gebracht hatte. „Nächste Woche, sechs Tonnen Heroin kündigen sich an. Sauberer Stoff. Ich würde sagen, wenn alles nach Plan läuft, dann beträgt dein Gewinn…“, er rechnete kurz und dachte nach, doch noch bevor er zum Ergebnis kam, sprach Sasuke heiser: „ 850 Millionen Doller.“ „Jap!“, stimmte der Blonde zu und wunderte sich, dass sein Boss angesichts der hohen Summe immer noch so ruhig blieb und keinerlei Anzeichen dafür zeigte, dass er sich freute. Sasuke stand auf und klappte seinen Laptop zu. „Gut, steht für den heutigen Tag noch etwas an?“ Naruto zog einen Zettel aus seiner Hosentaschen und erhob sich ebenfalls. Im Gegensatz zu seinem im Anzug steckenden Boss, konnte er sich in Jeans und Pulli gut bewegen und fühlte sich wohl. Aus Erfahrung heraus wusste Naruto, dass der Schwarzhaarige diesen Look ebenfalls bevorzugte, doch damit man ihn ernst nahm, verzichtete er auf diese Annehmlichkeiten. „Also, wenn ich dich jetzt zu Apartment Nummer sechs fahre, dann erwartet dich dort ein großer stabiler knurriger Masseur, der dir deine angespannten Muskeln lockert. Davor wird dir seine Frau ein Bad der Spitzenklasse einlassen.“ Naruto sprach, als würde er ein Produkt auf dem Jahrmarkt anpreisen. „Wenn du allerdings die Villa am See vorziehst, dann räkelt sich eine Mieze mit roten Dessous auf deinem Bett und wartet darauf, dass du sie …“ Er machte eine eindeutige Geste und Sasuke trat aus seinem Büro, im Aufzug lehnte er sich gegen die nächst beste Wand und grinste: „Ich glaube die bessere Wahl wäre für heute eindeutig das Apartment. Mir ist nicht nach Spaß bis in die Nacht.“ Naruto grinste breit und zog seine eigenen Schlüsse. Sein Boss war für den heutigen Tag überraschend schnell mit seiner Arbeit fertig geworden, dazu kam, dass er bereits vorgearbeitet hatte und demnach zwei Tage frei hatte. „Wie kommt’s, dass du dich entspannen willst?“ Sasuke zuckte mit den Schultern und der Fahrstuhl glitt auf. Zusammen schritten die beiden Männer durch die große protzige Eingangshalle. Die großen Scheiben waren aus Panzerglas, denn in den letzten Monaten hatte es oft genug unangenehme Zwischenfälle gegeben. „Du kannst nach Hause Naruto, ich brauche dich für heute nicht mehr.“ Die Stimme des Uchihas war so gleichgültig, dass der Angesprochene im ersten Moment glaubte, man erlaube sich einen Scherz mit ihm. Doch als der schwarze Jaguar vorgefahren wurde und man Sasuke die Fahrertür aufhielt und dieser ungehindert einstieg, schlich sich ein breites Grinsen über Narutos Gesicht. Hinata würde sich freuen, wenn er drei Stunden früher als geplant bei ihr auftauchen würde. Das schwarze Auto brauste davon und er sah ihm nach. Sofort griff er zu seinem Handy und klingelte bei seiner Freundin durch. Wenn er schon Zeit gewonnen hatte, dann wollte er sie auch nutzen. ~*~ Zufrieden sah Shino auf die ausgedruckten Unterlagen, alles lief genau so, wie er es sich gewünscht hatte. Mit einer dampfenden Tasse in der Hand drehte er sich um und sein Blick fiel auf seine Kollegen. Sie alle hatten sich im Raum verteilt. Sakura stand am Fenster und sah nach draußen auf die Straße, während Ino am überlasteten Tisch saß und ihre Augen nicht von ihrem hohen Besuch ließ. Beide Frauen wirkten angespannt, Kiba dagegen ließ sich nichts anmerken und lehnte an einer Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. Ibiki stand vor dem großen Black Board und seufzte tief. „Wie es aussieht, sind Sie fleißig.“ Sakura biss sich auf die Lippe, fleißig? Das war ja wohl untertrieben! „Allerdings sollten Sie nicht vergessen, hin und wieder auch mal zu schlafen.“ Der Ausbilder nickte Richtung Shino. Kalt erwischt, trank dieser hastig von seinem Kaffee und Ino lächelte. „Aber kommen wir zu etwas Anderem. Wie ich hörte, hat Uchiha angebissen, was Haruno betrifft.“ Kurz und sachlich erklärte Kiba ihm, was geschehen war und sparte dabei nicht an wichtigen Details. „Letztendlich musste Sakura ihm sogar ihre Handynummer geben.“ „Wie sieht es mit der Doppelidentität aus?“ „Gut.“, mischte sich Ino ein. „Es ist alles vorbereitet. Und wie es aussieht, haben Uchihas Leute bereits Nachgeforscht, mit was für einer Frau sich ihr Boss eingelassen hat, denn ihre Datei ist bereits geknackt worden. Meyer weiß bescheid und heißt sie ab Montag willkommen.“ Alles verlief wie am Schnürchen. In Ibikis Augen nahezu perfekt und das machte ihm Angst. Wenn etwas so gut lief, dann hatte er immer das Gefühl, irgendetwas übersehen zu haben. Er sah zu seiner einstigen Schülerin und bemerkte, dass diese immer noch nach draußen sah. „Uchiha ist gefährlich.“, sprach sie leise und alle drehten sich zu ihr. Sakura atmete tief durch. „Er verfügt nicht nur über Einfluss und Macht, sondern ist auch noch in der Lage, seinen Verstand zu benutzten. Ein paar Mal hatte ich echt das Gefühl, er hätte den Braten gerochen.“ „Aber die Tatsache, dass du hier bist, spricht für sich.“, erklärte Kiba steif. Mittlerweile hatte er genug davon, immer wieder zu hören, wie genial Uchiha doch war. „Du wirst warten, bis er sich bei dir meldet, dann sehen wir weiter.“ Shino zog eine Schreibtischschublade auf und entnahm etwas. „Da es in nächster Zeit etwas eng wird, werden wir Probleme haben, miteinander zu kommunizieren. Er hielt ihr eine kleine Speicherkarte hin. „Steck sie in dein Handy, gleiche Nummer nur eine andere Funktion. Damit können wir dich sogar orten, wenn du auf einem anderen Kontinent bist. Sie haben deinen Tascheninhalt schon einmal auseinander genommen und ich glaube kaum, dass sie es noch einmal machen würden.“ Sakura nahm die Karte entgegen und tausche sie sofort aus. Dann seufzte sie und sah auf die Uhr. „Haben wir hier alles geklärt? Ich meine, wir können sowieso nichts weiter machen und müssen warten, bis Uchiha sich meldet, oder?“ Ino bemerkte, dass ihre Freundin aus dieser Besprechung raus wollte. Ihre Art und Weise sprach dafür, dass sie eigentlich nur noch nach Hause wollte. „Ja, ich würde sagen, Sie machen für heute alle Feierabend.“, beschloss Ibiki und nickte ihnen alle zu. Sakura schnappte sich ihren Mantel und verabschiedete sich ein wenig zu eilig. In schnellen Schritten trat sie auf den Flur, er war leer. Doch noch bevor sie sich vollkommen aus dem Staub machen konnte, hörte sie wie jemand ihren Namen rief. „Sakura, jetzt warte doch mal!“ Die Haruno blieb stehen und drehte sich um. Hinter sich konnte sie Ino entdecken und versuchte zu lächeln, doch die Blondine hob abwehrend die Hand. „Halt, kein falsches Lächeln, bitte das ist das Letzte, was ich verdient habe!“ Sakura seufzte zum wiederholten Mal an diesem Tag und fragte leicht angenervt: „Was willst du?“ „Dich fragen, warum du heute so schlecht drauf bist!“ Ino redete nicht gerne um den heißen Brei herum. „Ich verstehe, wenn der Abend anstrengend gewesen war, aber das ist nun mal jetzt dein Job. Als Agent muss man flexibel sein. Also sei froh, dass du immerhin deinen logischen Verstand einsetzten kannst und nicht durch irgendwelche schmutzigen Abwasserkanäle kriechen musst.“ Sakura konnte sich denken, wo sie ihre Freundin demnächst finden würde und dennoch hätte sie nichts dagegen, mit Ino zu tauschen. „Weißt du was?“, begann die Rosahaarige ungewohnt heftig. „Ich lasse jetzt mal rein theoretisch meinen logischen Verstand, wie du ihn so schön nennst, spielen! Hast du schon mal daran gedacht, dass ich meinen Job vielleicht irgendwann ein bisschen zu gut machen könnte?“ Ino sah sie erst verwirrt an, doch dann verstand sie, was gemeint war. „Immerhin gaukle ich ihm vor, ich würde tiefgehende Gefühle für ihn hegen und das über einen langen Zeitraum hinweg.“ Die Blondine strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr, während ihre Freundin sie ausdruckslos ansah. „Hast du Angst davor, dass du dich irgendwann einmal in ihn verlieben könntest?“ Sakura schwieg, woraufhin Ino lachte, es klag ein wenig aufgesetzt, gab der Rosahaarigen allerdings ein wenig Mut. „Glaub mir Sakura, das wird nicht passieren. Ich meine, ich kenne niemanden, der so für das Gesetzt und den Staat einsteht wie du. Ich meine du kämpfst doch immer noch für deinen Traum, oder?“ Sakura schloss kurz die Augen. Natürlich, schließlich war er alleine der Grund, warum sie zum FBI gegangen war. Ino strich ihr am Arm entlang und sprach: „Siehst du. Also brauchst du dir keine Gedanken darüber zu machen.“ Beide Frauen wussten, dass Gefühle Sakuras größte Schwäche gewesen waren. Alleine deshalb hatte sie die Abschlussprüfung Undercover vergeigt. „Also bis morgen…“, sprach die Haruno mit leiser Stimme, dann drehte sie sich um und schritt den menschenleeren Gang herunter. Ein großer Stein war ihr vom Herzen gefallen, als Ino versucht hatte, ihr Mut und Vertrauen zu geben. Doch die aufmunternden Worte ihrer Freundin hatten ihr nicht die Angst nehmen können. Als sie die Tür der Zentrale öffnete und ihr ein kalter Windhauch ins Gesicht blies, holte Sakura tief Luft. Dann trat sie hinaus ins Freie. Sie würde an ihren Traum glauben und weiter dafür kämpfen und niemand würde sie aufhalten können. Noch am selben Abend bekam Sakura einen Anruf. Ein Flirt ist wie eine Tablette: Niemand kann die Nebenwirkungen genau vorhersagen. Kapitel 3: Eine zärtliche Geste. -------------------------------- . . . Leicht nervös sah Sakura in den Spiegel, sie trug ein Baseballtrikot und ein Kappi, beides in schwarz-gelb. „Na hoffentlich geht der Schuss nicht nach hinten los.“, brummte sie leise, was ihre Freundin dazu brachte tonlos aufzulachen. Ino trat zu ihr und musterte sie. „Höchst unwahrscheinlich, schließlich bist du auch in Wirklichkeit ein eingefleischter Fan dieses komischen Sports.“ Sakura bereute es langsam, ihr erzählt zu haben, was sie am Wochenende so trieb. Nämlich nicht wie vermutet von einer Diskothek zur nächsten zog, sondern brav vor dem Fernseher saß und die Spiele verfolgte. Denn nun setzten Ino und Tenten oft gemeinsam darauf, dass sie sie mit aller Kraft davon abhielten, einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher zu verbringen. „Auf die Schnelle ist dir wohl nichts Besseres für ein Date eingefallen, was?“ Da Tenten nicht da war, konnten Sakura und Ino ungestört über den Auftrag sprechen. Die Haruno verdrehte die Augen und schritt ins Wohnzimmer, wo Ino bereits wartete und sich eine Tasse Tee genehmigte. „Sei bloß still!“, knurrte Sakura, als sie erneut versuchte, ihre Haare einigermaßen vorteilhaft unter das Kappi zu stecken. „Was hätte ich denn sagen sollen? Oh ich will am liebsten mit dir alleine sein, damit du mich in irgendeiner deiner vielen Villen bis zum morgen durchvögeln kannst?“ Ihre Stimme klang spöttisch und Ino runzelte ernsthaft die Stirn. „Na ja, nicht ganz so direkt, obwohl du musst schon zugeben, dass sein Interesse zuerst darauf hinaus lief.“ Die Haruno seufzte und ließ sich neben ihre Freundin fallen. „Irgendwie berechnend oder?“ „Das kannst du laut sagen!“ Die Blondine begutachtete das Gesicht ihrer Freundin und stellte eine dezente Spur Schminke fest. „Bevor ich es vergesse, Shino hat mir etwas für dich gegeben.“ Sie hielt ihr eine Art Brosche hin. Sie war rund und besaß einen schwarz-gelben Aufdruck. „Damit können wir mithören. Am besten du machst das Ding an deiner Tasche fest.“ Sakura tat, was man verlangte, dann sah sie auf die Uhr. Hoffentlich ging heute nichts schief. Ganz nebenbei erklärte Ino, dass sich Kiba Undercover im Stadion befinden würde, um die Augen aufzuhalten. Dabei sollte sie selbst aber nicht abschalten, sondern beobachten, ob sich irgendetwas Ungewöhnliches in ihrem Umfeld tat. „Als erstes gilt es, diese drei Henker zu finden. Wissen wir erst einmal, mit wen wir es zu tun haben, können wir viel gezielter eingreifen, sie beschatten lassen und schließlich die Quelle der Drogen ausmachen.“ Bevor noch jemand ein weiteres Wort verlieren konnte, klingelte es und die Haruno stand auf. „Wünsch mir Glück und einen guten Abend.“ Sakura nahm ihre rote Jacke vom Haken und warf ihrer Freundin einen letzten Blick zu. Ino hob den Daumen und griff dann zu ihrem Handy, um Kiba den Startschuss zu geben. Davon vernahm Sakura feierlich nichts mehr, denn sie hüpfte die Treppen zur Tür herunter und öffnete diese. „Pünktlich auf die Minute!“, stellte sie fest und erblickte den großen schwarzhaarigen Mann vor sich. Sasuke trug ein weiß-blaues Trikot, sobald sie sich gegenüber standen, trat eine peinliche Stille ein. „Stars.“, sprach Sasuke trocken und Sakura hob misstrauisch die Augenbrauen. „Du hättest mir ruhig sagen können, dass du dir Tornados vorziehst.“ Die Tatsache, dass sie für ein jeweils anderes Team waren, belustigte sie beide und Sakura ließ ihren Blick möglichst unauffällig an ihm auf und ab gleiten. Zum Trikot trug er eine helle Jeanshose, obwohl er ebenfalls in Fanmontur vor ihr erschienen war, so konnte sie nicht leugnen, dass er auch jetzt noch schrecklich attraktiv auf sie wirkte. Grinsend ging sich Sasuke durch das abstehende Haar. „Und du hättest ruhig erwähnen können, dass du die Stars vergötterst, denn wie es aussieht, haben wir jetzt ein kleines Problem.“ Verwirrt sah sie ihn an und wollte wissen welches. „Die Loge, die ich reserviert habe, lässt nur Tornado-Anhänger zu.“ Loge? Sie sollte in einer Loge ein Baseballspiel verfolgen? „Kann man die Sitzplätze nicht gegen einfache Karten eintauschen?“ Sie schloss die Haustür hinter sich und er hielt ihr die Tür seines schwarzen Porsche auf. Sakura wurde bewusst, dass sie sich schon wieder in einem anderen Auto befand, kaum dass sie Platz genommen hatte, hörte sie auch schon seine verwirrte Stimme neben sich. „Ich soll die Karten eintauschen? Wie soll ich das verstehen?“ Nachdem beide angeschnallt waren, lenkte der Uchiha das Auto Richtung Stadion. Sakura bemerkte schnell, dass der Mann neben ihr noch nie auf einer Fantreubühne gesessen hatte und genau dies wollte sie ändern. Nicht dass sie etwas gegen Logenplätze hatte, im Gegenteil, aber ihr heißgeliebtes Baseball wollte sie dann doch lieber zwischen kreischenden Fans und Gleichgesinnten verbringen, als auf vornehme Pinguine zu stoßen. Die Haruno bemerkte, dass sie in der Stadt bereits an mehreren feiernden Fans vorbeizogen. „Kannst du hier irgendwo in der Nähe parken?“ Ihre Frage machte Sasuke noch stutziger, als er eh schon war, aber er tat, worum sie bat. Doch als sie nach den Karten verlangte, brachte sie ihn endgültig aus dem Gleichgewicht. „Okay… wärst du so nett und würdest mir erklären, was du vorhast?“ Sie stieg aus dem Wagen und schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln. „Ich werde dafür sorgen, dass wir im Getümmel sitzen.“ Stumm beobachtete er, wie sie wenig später mit Fans Karten tauschte. Irgendwie verunsicherte sie ihn mit ihrer sprunghaften Art und Spontaneität, dabei sollte gerade das ihm nichts ausmachen. Während sich die junge Frau mit anderen Fans unterhielt, griff Sasuke zu seinem Handy, um seinen drei Henkern bescheid zu geben, dass sie ihn woanders antreffen würden. So groß würde der Jugendblock schon nicht sein. ~*~ Im Gebäude des FBIs rannte Shino zu den Computern, er konnte nicht glauben, was er dort sah. Ino hätte vor Schreck ihre Tasse mit heißen Tee fallen gelassen, als ihr Kollege wie ein wahnsinniger an ihr vorbeirauschte. „Was ist denn nun schon wieder los?“ Doch Shino reagierte nicht. Er hatte ihr verschwiegen, dass Sakuras Brosche bei weiten noch andere Funktionen hatte, zwar gab sie ihnen gerade an, wo sie sich im Stadion aufhalten würde, aber sie übermittelte ihnen gerade etwas sehr viel Wichtigeres. Ihr Zielobjekt telefonierte und Shino versuchte gerade den Umkreis auszumachen. Durch ein spezielles Programm konnte er im Umkreis von fünf Meilen alle telefonierenden Menschen ausmachen, damit ließen sich die Verdächtigen ausmachen. Ino verdrehte die Augen, als sie sah, wie ihr Kollege versuchte wie hyperaktiv an drei Computern gleichzeitig rumzuwerkeln. Im Hintergrund vernahm sie, wie Sakura zusammen mit ihrer Zielperson im Jugendblock rumkreischte. Das Spiel würde jeden Moment beginnen und die Yamanaka hatte nicht wirklich Lust darauf, diesem überaus öden Sport zu folgen. Sie hasste Baseball und wunderte sich immer noch, dass der Uchiha auf Sakuras Vorschlag eingegangen war. Sie selbst wäre das Ganze anders angegangen. Mit mehr Provokation und kleinen erotischen Versprechen. Doch vielleicht war das die falsche Art, sich an Uchiha ranzumachen. Innerlich hoffte sie nur, dass Kiba ihre Freundin weiter scharf im Auge behalten würde. „Oh man.“ Shino riss sie aus ihren Gedanken und die Blondine sah auf den Stapel, den er ausdruckte. „Was ist denn das alles?“ Doch der Mann beantwortete ihre Frage nicht, sondern breitete die Blätter auf dem Boden aus. Auf jedem Blatt war ein großes Foto plus Personalien. Er kniete sich zu Boden und sprach: „Wir kriegen sie.“ Nun hatte Ino genug der Ratespielchen, wütend ließ sie sich neben ihm nieder und stieß Shino den Ellenbogen in die Rippen. „Kannst du mich vielleicht mal darüber aufklären, was du hier machst? Ich verstehe nur Bahnhof.“ Wachsam ließ Shino seine Augen über die Blätter wandern und erklärte ganz nebenbei von dem zusätzlichen Nutzen, den Sakura gerade erfüllt hatte. Insgesamt haben genau 63 Personen einen Anruf im Umkreis von 5 Meilen bekommen und unter ihnen müsste sich mindestens einer der drei Henker befinden. „Jetzt heißt es überprüfen.“ Fassungslos starrte Ino auf die Blätter, dann zierte ein Lächeln ihre Lippen. „Shino, es fällt mir schwer, das jetzt zu sagen, aber du bist ein Genie!“ „Ich weiß“, war sein knapper Kommentar, dann sah er sie kurz an und bat sie, Kiba bezüglich der Geschehnisse auf dem Laufenden zu halten. Die Blondine merkte sofort, dass er die 63 Leute selbst überprüfen wollte und beugte sich seinem Willen. Wahrscheinlich war es sogar besser ihn selbst machen zu lassen, schließlich hatte er Erfahrung auf diesem Gebiet. Noch während sie Kiba die neuen Informationen zuspielte, sah sie zu ihrem Kollegen herüber. Warum konnte nicht auch sie so gewitzt sein wie er? Immer alles im Überblick haben, immer die Ruhe bewahren? Sie seufzte leise und beschloss sich so gut wie sie konnte nützlich zu machen. ~*~ »Jackson an der Base, alle Welt blickt auf ihn. Trifft er oder trifft er nicht, die Sekunden laufen. « Das Stadion hielt den Atem an, so auch zwei Personen im Jugendblock, noch stand es unentschieden. Der alles entscheidende Wurf würde gleich getan werden. „Die Tornados werden sich am Boden winden.“, knirschte Sakura mit den Zähnen, doch Sasuke sah das ganze anders. „Hättest du wohl gerne! Wir werden siegen, nicht umsonst haben wir Jackson.“ Die Haruno gab ihm einen sanften Rippenstoß, daraufhin hielt er ihre Hände fest. »Aberton wirft, der Mann ist eine Nummer für sich, wird es Jackson geschaffen, diese Kanone ins All zu schlagen? Es geht hier immerhin um die Meisterschaft. Die Stars oder doch die Tornados? Wir dürfen gespannt sein. « Stumm starrten Sasuke und Sakura auf das Feld, der Wurf kam, Jackson fasste ihn ins Auge und… »Homerun! « Die Stimme des Moderators überschlug sich fast, der Uchiha riss mit tausend anderen Fans die Arme in die Luft, während Sakura niedergeschlagen ihre Kappe ins Gesicht zog. So ein Pech aber auch! Die eingeschworene Tornados-Gemeinde stimmte in deren Song We-are-the-champions ein, was Sakura dazu bewegte, bestimmt die Arme vor der Brust zu verschränken. Sasuke beugte sich zu ihr runter und brüllte gegen den Lärm. „Du bist eine schlechte Verliererin!“ „Gar nicht!“, empörte sie sich, doch sie musste zugeben, dass er Recht hatte, sie hasste es zu verlieren. „Können wir nicht abhauen? Bitte, das Gejaule ist nicht auszuhalten!“ Belustig zeigte Sasuke sich einverstanden und griff nach ihrer Hand. Sakura ließ sich mitziehen, irgendwie hatte das Spiel ihr trotz der Niederlage Spaß gemacht. Sie spürte den leichten Druck, den seine Hand auf ihrer auslöste und sah auf seinen Hinterkopf. Zielstrebig kämpfte er sich erbarmungslos bis zum Ausgang und ihr wurde bewusst, dass genau diese beiden Eigenschaften seinen Charakter ausmachten. Ganz egal wie viel Charme er besaß und wie galant er war, irgendetwas an ihm erinnerte immer an seine dunkle Seite. Nach knapp 20 Minuten hatten sie es bis auf die Straße geschafft, rings um sie herum konnte man ein Gemisch aus Fans ausmachen. Noch drängten sie sich nicht gegenseitig von den Straßen, sondern man konnte entspannt nebeneinander her gehen. Sakura schluckte hart, noch immer hielt er ihre Hand und machte auch keine Anstalt, sie loszulassen. Nicht dass es ihr unangenehm war, eher genoss sie es, in seiner Nähe zu sein. Die Angst vor ihm war immer noch da, doch je länger sie Zeit mit ihm verbrachte, desto besser bekam sie diese Angst unter Kontrolle. Es war, als würde sich ein Schleier zwischen ihre Gefühle und sie legen. „Was dagegen, wenn ich dich als Dank zu einem Hotdog einlade?“ Sasuke drehte sich zu ihr um und sie strahlte, noch bevor er etwas sagen konnte, bog sie rechts ab und steuerte auf einen kleinen Imbissladen zu. Natürlich landeten sie direkt im Herzen der Stars. Der Besitzer hatte seinem Imbiss seine ganz persönliche Note des Baseballs aufgezwungen und der Uchiha musste sich auf die Lippe beißen, um nicht laut loszulachen. Fast alles war in schwarzgelb gehalten. Einige Fans hatten sich bereits im Laden verteilt, sie würdigten ihn kurz eines Blickes und wendeten sich dann wieder ihrer hitzigen Spielanalyse zu. Sakura nahm direkt an der Theke platz und er tat es ihr gleich. „Einen Erdbeermilchshake, einen Hotdog und eine doppelte Pommes mit Mayo.“, sie sah den Uchiha an. „Und du?“ „Hamburger, Cola und Chicken.“ Sie brüllte dem Barmann die Bestellung entgegen, da es mit einem Mal sehr laut geworden war. Es dauerte nicht lange und ihre Bestellung kam. „Wo hast du eigentlich die Karten noch herbekommen?“, wollte Sakura wissen und er grinste breit. „Kontakte.“ Sie verdrehte gespielt die Augen, denn sie selbst musste oft stundenlang Schlange stehen, um überhaupt eine Karte zu bekommen. Genüsslich bissen beide in ihren jeweiligen Hotdog oder Hamburger. „Für Fast Food könnte ich sterben!“, bemerkte die Rosahaarige und war überrascht, als ihr Nebenmann zustimmend nickte. „Nichts ist besser als McDonalds oder Burger King. Allerdings fällt das ganze ein bisschen ärmlich ohne Cola und Co. aus.“ Er bemerkte ihren verblüfften Blick und sprach: „Auf die Dauer können Delikatessen Wahnsinnig machen. Jeden Tag nur das Beste vom Besten, alles so Kalorien abgezählt. Ne lass mal, da bevorzuge ich eine Kalorienbombe bei weiten.“ Sie musste lachen und sie beiden rückten näher zusammen, da es an der Bar arg eng wurde. Die gute Stimmung blieb und das Gespräch wurde vertraulicher. Von Essensvorlieben arbeiteten sie sich vor zu Hobbys, Freunden und Stresssituationen im Alltag. Es war wie bei einem normalen Date, nur mit defensiven Unterschieden. „Und was hast du daraufhin gemacht?“, grinsend forderte Sasuke sie auf, mehr zu erzählen und Sakura lachte. Sie hätte sich denken können, dass ihn ihr absoluter Horrortag amüsierte. Sie zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von ihrem Milchshake, während Sasuke erneut in seinen Burger biss. „Was wohl, nachdem der rechte Absatz meines Schuhs im Gully stecken geblieben und abgebrochen war, habe ich den anderen direkt in die Mülltonne befördert.“ Der Uchiha erstickte fast und musste sich arg zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Die Ironie, welche in ihrer Stimme mitschwang, war einfach nur köstlich. „Während du lachst, helfe ich dir wieder zu einem guten Aussehen.“ Grinsend griff sie zu ihrer Servierte und Sasuke hielt sofort inne. Etwas von der Soße hatte sich verirrt, was sie beheben wollte. Dabei kamen sie sich gefährlich nahe. Krampfhaft versuchte Sakura es zu vermeiden, ihm direkt in die Augen zu sehen, denn das tiefe Dunkelblau zog sie magisch an. Immer wieder hatten seine Augen sie fasziniert und das bereits bei ihrem ersten Treffen. Sasuke hielt die Hand mit der Servierte fest, sein Atem streifte sie und er bemerkte die Gänsehaut, welche sich bei ihr breitmachte. Der Lärm um sie herum verschwand und mit einem Mal war es still. Es gab nur noch sie beide. Langsam, fast vorsichtig näherten sich seine Lippen den ihren. Das Erste, was Sakura empfand, war Kälte. Seine Lippen waren nicht so warm wie sie geglaubt hatte, sondern kalt. Zärtlich vertiefte er den Kuss, dabei fuhr er mit der freien Hand durch ihr schulternlanges Haar. Es fühlte sich unwahrscheinlich weich zwischen seinen Fingern an und Sasuke hätte am liebsten festgestellt, wonach die seidige Pracht roch. Doch im Moment war er zu beschäftigt damit sie zu küssen. Bereitwillig ließ sie alles mit sich machen, was nach seinem Sinn stand. Sie schmeckte nach Erdbeere, doch das störte ihn nicht, vielmehr spornte es ihn an. Sasuke konnte nicht wissen, dass Sakura es mehr als nur gefiel. Noch nie war sie zärtlich und leidenschaftlich zugleich geküsst worden. Alles in ihr entspannte sich. Sakura hoffte, dass die Zeit stehen bleiben würde, doch das tat sie nicht, denn Sekunden später löste Sasuke sich vorsichtig von ihr. Sie biss sich zaghaft auf die Lippen und konnte es nicht vermeiden, erneut in seinen schönen blauen Augen zu versinken. Eine Weile lang sagte niemand etwas, der Lärm des Imbiss drang zu ihnen und der einzigartige Augenblick verschwand. „Dein Erdbeershake schmeckt gut“, bemerkte Sasuke grinsend und Sakura ging drauf ein. „Wenn er dir so gut schmeckt, dann hol dir doch mehr davon.“ Ihre Aussage veranlasste ihn dazu, sie erneut zu küssen, dieses Mal nicht ganz so zögerlich wie zu Beginn. Der Augenblick begann erneut. ~*~ Der Himmel über San Fransisco war wolkenlos und doch konnte man an diesem Abend keinerlei Sterne ausmachen. Ein Mann mit Spitzbart sah aus dem Fenster des angesehenen Restaurants Ocean Drive. Sein Blick galt der riesigen Hauptstraße unter sich. Azuma Sarutobi trug einen grauen Anzug, seine linke Hand fuhr zu seinem Krawattenknoten um diesen ein wenig zu lockern. In der anderen Hand hielt er eine Zigarre, an deren Ende er immer wieder zog. Der Geschäftsmann wirkte entspannt, doch in seinem Innersten tobte ein Kampf. Er hasste es, Geschäfte mit dem Uchiha-clan zu machen, allerdings konnte er auch nicht auf diese Quelle verzichten. Wären die Verhandlungen nicht immer so schrecklich kalt und steif, könnte er sich sogar daran gewöhnen, ständig irgendwo versteckt eine lebendige Knarre im Nacken sitzen zu haben. „Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten.“ Azuma drehte sich um und entdeckte einen schwarzhaarigen Mann, auch er trug einen Anzug, doch seine Miene verriet, dass er heute nicht zum Scherzen aufgelegt war. „Mr. Uchiha lässt sich entschuldigen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, mit mir über bestimmte Fakten zu reden.“ Bei jedem anderen Geschäftspartner wäre er jetzt aufgestanden und gegangen, doch in diesem Falle würde er wie die letzten drei Mal mit Mr. Nara zufrieden sein müssen. „Natürlich nicht. So setzten Sie sich doch, Mr. Nara.“ Azuma machte gute Miene zum bösen Spiel und nahm den kommenden Vertrag entgegen. „Lassen Sie es uns kurz machen.“, begann Shikamaru und bestellte einen Espresso. „Hier steht drauf, wann die nächste Ladung kommt und wohin sie muss. Bezahlung steht unten.“ Azuma las sich Zeile für Zeile in Ruhe durch. Schließlich konnte man nie wissen, wann jemand einen über das Ohr hauen wollte. Der Lohn war gut, die Orte simpel, doch… „Ich glaube, hier liegt ein Druckfehler vor.“ Der Geschäftmann zeigte auf die Angabe der Ware, Shikamaru grinste: „Nein, stimmt alles.“ Azumas Gesicht blieb stehen. Die Bestellung belief sich auf ganze sechs Tonnen Heroin? Noch nie hatte eine so hohe Summe von Drogen die Vereinigten Staaten erreicht ohne entdeckt zu werden. Was Uchiha hier plante, war Wahnsinn. „Darf ich erfahren, wie viel Zeit mir bleiben wird, um die Fracht in die Staaten zu schaffen?“ Shikamaru nippte an seinem Espresso. „Sechs Wochen, Sie haben für jede Tonne eine Woche Zeit, also überlegen Sie gut, wie Sie es anstellen wollen, ihren Job zu machen.“ Azuma lehnte sich zurück, er atmete den Qualm aus und sah sein Gegenüber abschätzend an. Es war Wahnsinn und doch war es möglich. Alles war möglich, wenn man es richtig anpackte. „Sollte wirklich alles nach Plan verlaufen, so wird sich Mr. Uchiha erkenntlich zeigen und den Gewinn ihrerseits noch ein wenig erhöhen.“ Azuma dachte nach, in seinem Kopf ging er alle Punkte durch, die dafür sprachen, dass er diesen Job annahm und welche dagegen sprachen. Mit dem Kugelschreiber klopfte er ungeduldig auf den Tisch, schließlich setzte er seinen Namen unter den Vertrag. Ein zufriedenes Lächeln umspielte Shikamarus Lippen. Azuma war einer der wichtigsten Lieferanten des Uchihas, auf kaum einen anderen war solch ein großer Verlass wie auf ihn. „Sagen Sie Mr. Uchiha, dass ich es gerne vorziehen würde, dass nächste Mal mit ihm persönlich Verträge zu schließen.“, bemerkte der Geschäftmann kühl und Shikamaru erhob sich. „Ich werde es ihm ausrichten, allerdings kann ich nichts versprechen. Einen schönen Abend noch.“ Mit diesen Worten verließ er den Tisch und Azuma sah dem Henker nach. Natürlich wusste er nicht, dass er mit der lebendigen Waffe im Hintergrund gesprochen hatte. Viel zu erleichtert war er darüber, sein Gesicht gewahrt zu haben und erneut einen Vertrag unter Dach und Fach zu haben. Sein Blick fiel nach draußen und er drückte seine Zigarre aus. Erneut befasst sich Azuma mit den Gedanken, weshalb Uchihas Pläne immer aufgingen. Schon lange hatte er die absolute Macht der Unterwelt, niemand wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen, zu groß war seine Macht, zu gefürchtet seine Brutalität. Und dennoch… irgendwie wünschte er sich, dass Uchiha demnächst auch einmal lernen sollte, was es hieß zu schwitzen, da etwas nicht nach seinen Wünschen verlief. ~*~ Dicke Regentropfen fielen in Los Angeles zu Boden, die Menschen auf der Straße rannten geradewegs in die nahe gelegenen Lokale oder versuchten sich irgendwo unterzustellen. Abseits vom ganzen Trubel und Leben, in einem heruntergekommen Viertel schritt ein großer hünenhafter Mann bekleidet in einem langen dunklen Mantel durch die verlassene Seitenstraße. Seine Schritte waren lautlos und selbstsicher. Ibiki sah auf die Straßennummer, der Regen prasselte unaufhörlich auf ihn herab. Er hasste es, zu anonymen Treffen zu gehen, doch solch wichtige Aufträge wie diese erledigte er immer lieber selbst, denn so konnte er die Konsequenzen am besten abschätzen, falls welche auf ihn zukamen. Nicht dass er kein Vertrauen in seine Schützlinge hatte, viel eher wollte er ihnen bestimmte Erfahrungen ersparen. Ibiki sah auf die Uhr, er würde wie immer pünktlich sein. Wie von selbst bog er nach rechts ab. Der Dreck kroch bereits seine Hose empor, doch dies störte ihn nicht. Kurz wandte er sich um, dabei fuhr seine Hand unauffällig zu der Waffe, die unter seinem Mantel verborgen war. Ein unangenehmes Gefühl beschlich ihn, fast so, als würde ihn jemand beobachten. Der FBI-Agent schluckte hart und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Wenn sie ohne Vorwarnung auf ihn los ballern würden, so hätte er trotzdem eine Chance zu überleben, schließlich hatte er alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Von Waffe, bis zur kugelsicheren Weste trug er alles bei sich, was er im Notfall gebrauchen könnte, um sich selbst das Leben zu retten. Ibiki schritt die Treppen eines heruntergekommenen Hochhauses hoch. Ratten kreuzten seinen Weg. Ihr Quicken jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Wie sehr er dieses Viertel hasste, dennoch war es die einzige Möglichkeit, um an bestimmte Informationen zu gelangen, ohne dabei gestört zu werden. Einzig und alleine Tsunade verdankte er diesen Informanten, er wollte gar nicht wissen, wie sie ihn ausfindig machen konnte. Das große Problem mit Treffen der anderen Seite war oft, dass die meisten Informanten bereits nach dem zweiten Treffen nicht wiederkamen, da sie entweder bereits tot waren und somit aufgeflogen oder aber alles nur heiße Luft gewesen war, was sie von sich gegeben hatten. Doch mit diesem traf sich der Hüne bereits zum fünften Mal. Ihr Gespräch dauerte meist nie länger als zehn Minuten, denn das Risiko, dass er aufflog, war für ihn zu hoch. Mühelos trat er eine rostige Tür ein und schritt ins Innere der verwüsteten und verlassenen Wohnung. Staub stieg ihm in die Nase und er verzog angewidert das Gesicht. Fast wäre er über leere Flaschen gestolpert, doch er konnte sich gerade noch an der Wand festhalten. Leise fluchte er, dann betrat er den Raum, der früher mal eine Küche gewesen sein sollte und lehnte sich gegen die Wand. Nun hieß es warten. Im Moment der Stille setzte sich Ibiki in die Hocke und sah auf sein Handy. Noch zwei Minuten. Innerlich brodelte es in ihm. Was, wenn man ihm gleich aus dem Hinterhalt das Licht auspusten würde? Er schüttelte den Kopf, fast so, als wollte er damit alle dunklen Gedanken beiseite fegen, was ihm allerdings eher schlecht als recht gelang. Schritte. Sofort versteifte sich Ibiki und lauschte. Nach dem, was er vernahm, kam jemand alleine. Ein Mann, denn die Schritte waren zwar leise aber dennoch schwer. Er erkannte den Eindringling. Genau mit demselben Mann hatte er vor über sieben Wochen gesprochen. Er lehnte sich im Flur gegen eine Wand und sorgte dafür, dass Ibiki wegen eines Knarren zusammenzuckte. Die Stimme des Informanten war rau und dennoch klang sie unbekümmert. Fast so, als wäre er ein normaler Passant und ginge einen alltäglichen Job nach. Doch Ibiki wusste, dass wenn man in Uchihas Kreisen arbeitete, niemals einen alltäglichen Job machte. Die Ruhe und Ausgeglichenheit, mit der dieser Informant zu ihm gekommen war, bestätigte ihm nur, dass er es mit einem sehr gefährlichen Menschen zu tun hatte. Gerade die Sorte, die ihre Gefühle hinter einer Maske verstecken konnten, war am gefährlichsten. „Ich hoffe, ich habe Sie nicht warten lassen.“ „Nein“, brummte Ibiki. „Fassen Sie sich bitte kurz, gibt es etwas Erwähnenswertes?“ Der Informant schien nachzudenken, was ihm Schweiß auf die Stirn trieb. „Uchiha hat eine neue Frau an seiner Seite, doch ihr ist keiner Beachtung zu schenken, ein ganz normales armes Häschen, was nicht weiß, worauf sie sich eingelassen hat.“ Ein schwaches Lächeln umspielte Ibikis Züge, doch der Unbekannte fuhr fort: „Man plant die Familie de Cossions umzubringen. Der Herr des Hauses weigerte sich an die Anweisungen des Vertrages zu halten. Seine Frau und er sind nicht mehr zu retten, aber vielleicht haben Sie bei seinen zwei Kindern mehr Glück.“ Ibiki begann sofort eine Nachricht per Handy an seine Kollegen zu schicken. „Um was für ein Abkommen handelte es sich?“ „Korrupte Geschäfte, sorry, darüber kann ich keine Auskunft geben, in diesem Maße hänge ich doch an meinem Leben.“, die Stimme lachte trocken. „Sehen Sie zu, dass die beiden Mädchen da heile rauskommen und lassen Sie die Sicherheitsvorkehrungen der Schnellzüge ein wenig verschärfen, könnte sein, dass ihre Leute dadurch ein paar Gauner in die Finger bekommen.“ Etwas raschelte und Ibiki bemerkte, dass der Fremde sich von der Wand gelöst hatte. „War das alles?“, es war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Ein großer Coup? „Für diesen Monat müssen Sie sich damit begnügen, zwei kleinen Mädchen vielleicht das Leben gerettet zu haben und ein paar kleinen Handlagern ins Geschäft eingegriffen zu haben.“ Ibiki ballte die Hände zu Fäusten, die Stimme des Unbekannten war höhnisch und sarkastisch. Schritte hallten in dem leerstehenden Gebäude wider und er wusste, dass sein Informant gegangen war. Der Hüne seufzte tief. Was hatte er erwartet? Das er Uchiha heute noch festnehmen konnte oder ihm gar das Licht ausknipste? ~*~ Sanft strich eine Hand durch weiche Haare, dabei jedoch ließ der Mann nicht von der jungen Frau ab, welche sich in seinen Armen befand und gegen die Haustür lehnte. Ihre Lippen brannten, dennoch unterbrachen sie den Kuss nicht. Sakura unterbrach jedoch nach geraumer Zeit den Kuss, atemlos löste sie sich von ihm und lächelte. Ganz gentleman-like hatte er sie nach dem Essen nach Hause gebracht. „Ich muss hoch“, flüsterte sie und er grinste. „Und du hast nicht vor, mich mitzunehmen?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Sakura hauchte kurz einen Kuss auf seine Lippen, ehe sie ihm in die Augen sah und antwortete: „Ganz genau. Hör mal Sasuke, es ist nicht so, dass ich dich nicht mag, aber ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.“ „Gewissen vereinbaren?“ Der Uchiha runzelte die Stirn, woraufhin sie nach ihrem Haustürschlüssel suchte. „Na ja, wir kennen uns erst seit zwei Tagen und meinst du nicht, dass es ein bisschen schnell gehen würde?“ Dass sie in Wirklichkeit alles daran setzte, ihn nicht näher als nötig an sich heranzulassen, würde er besser nicht erfahren. Immerhin sollte sie interessant für ihn bleiben, sodass sie ihn besser kennenlernen konnte und irgendwann eine Chance auf wertvolle Informationen besaß. Die Angst, die sie verspürt hatte, wenn sie mit ihm zusammen war, hatte sie unter Kontrolle. Besser gesagt, sie hatte sie so unter Kontrolle, dass sie sie kaum noch verspürte. Die Haltung des Uchihas verspannte sich ein wenig und Sakura wurde klar, dass er sein Bestes tat, um sich nichts anmerken zu lassen. Wahrscheinlich war sie die erste Frau, die ihn versuchte hinzuhalten. „Komm schon Sasuke, schmoll nicht.“ „Tue ich nicht.“, versuchte er sich herauszureden und griff nach ihrer Hand. Zärtlich umschlossen seine Finger die ihren. „Lust mich nächste Woche auf eine Versteigerung in Miami zu begleiten?“ Sakura schluckte und erklärte, dass sie gar nicht wüsste, was sie anziehen sollte und er versprach ihr, sie zu verwöhnen. „Du verhätschelst mich!“, stellte sie empört fest, was ihm ein Lächeln entlockte. „Sakura, Sakura, eine Frau ist nun mal dazu da, um von einem Mann auf Händen getragen zu werden.“ Unweigerlich klopfte ihr Herz höher, warum verstand er es genau im richtigen Moment Worte zu benutzen, die sie hören wollte? „Bevor du mir noch weiter Honig um den Mund schmierst, werde ich dich jetzt verabschieden.“ Sie nahm seine Hand schüttelte sie und schloss die Haustür auf, schnell trat sie in den Flur und sprach lieblich: „Auf wiedersehen!“ Dann schloss sie die Tür und Sasuke stand ungläubig vor dem weißen Material. Noch nie in seinem ganzen Leben war er direkt vor der Tür stehengelassen worden. Es dauerte ein wenig, bis er sich gefasst hatte und sich wieder zu seinem Auto umwandte. Immerhin hatte sie das Angebot, ihn zu begleiten nicht ausgeschlagen. Erst als die Haruno das Geräusch eines davonfahrenden Autos vernahm, atmete sie erleichtert auf und stieg die Treppen zu der Wohnung hinauf. Doch als sie dort die Tür aufschloss, wusste sie, dass sie die Nacht besser fort geblieben wäre. Tenten saß, als könne sie kein Wässerchen trüben, auf der Couch und grinste verstohlen, als sie ihre Schuhe auszog. Doch Sakura kannte dieses Spielchen, dieses Mal würde sie nicht anfangen sich zu entschuldigen, weil sie den Kerl nicht mit hinauf gebracht hatte. Tenten hatte zu 99 Prozent mit Sicherheit am Fenster gestanden und jede kleinste Bewegung ihrer Begleitung analysiert. „Wie heißt er?“, war ihre erste Frage, dann folgten die nächsten: „Wie alt ist er, was macht er beruflich, wo hast du ihn kennen gelernt?“ Wissbegierig hastete sie hinter Sakura her und sah ihr dabei zu, wie sie aus ihrer Fan-Kleidung schlüpfte. Die Rosahaarige seufzte und sprach: „Sasuke Uchiha, 29 Jahre alt, Geschäftsmann, auf einer Veranstaltung.“ „Wann seht ihr euch wieder?“ „Nächste Woche, wenn er mich erneut entführt.“ Nun fing Tenten heillos an zu kreischen. „Wie romantisch!“ Innerlich dagegen verdrehte Sakura die Augen. Okay, eigentlich hatte sie tatsächlich Recht, es war romantisch. Mit dem einzigen Unterschied, dass sie sich ihm nicht freiwillig an den Hals gehangen hatte. Sakura schritt ins Bad und Tenten wagte noch zu fragen: „Und, ist er ein guter Küsser?“ Die Haruno wandte ihr den Rücken zu, als sie antwortete: „Ja klar, hast du doch gesehen. Und jetzt entschuldige mich, aber ich möchte ein entspanntes Bad nehmen.“ „Schon klar!“ Tenten knallte fröhliche die Tür zu und Sakura hörte, wie sie Richtung Wohnzimmer tappte. Müde ließ die Rosahaarige heißes Wasser in die Wanne fließen und zog sich das weiße T-Shirt über den Kopf, ehe sie Spiegelbild anblickte. Der Kuss war mehr als nur gut gewesen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sich etwas wirklich richtig angefühlt. Sakura wusste, dass es das Wort richtig nicht wirklich definierte, doch anders konnte sie es nicht beschreiben. Seine Lippen auf ihren waren wie etwas, was nur für sie gemacht worden war, auch wenn es egoistisch klang. Die Zeit war für sie stehen geblieben, als sie sich in diesem Fast Food Restaurant befunden hatten. Es hatte nur noch sie beide gegeben, niemand hatte sie stören können. Wie von selbst berührten ihre Fingerkuppen ihre Lippen und sie schluckte hart. Nur schwer gelang es ihr, den Blick von ihrem Spiegelbild zu nehmen und sich weiter auszuziehen. Schließlich stieg sie in das warme Wasser und schloss die Augen. Es war nur ein Auftrag. Immer wieder jagte dieser Satz ihr durch den Kopf. Sobald sie alle Beweise gegen ihn hatte, verschwand er hinter Schloss und Riegel. Sakura zog die Beine an den Körper und umschloss sie mit den Armen. Mit jedem Schritt, den sie tat, kam sie ihrem großen Traum ein Stückchen näher. Und je näher sie ihm kam, desto glücklicher sollte sie sich eigentlich schätzen. Doch noch blieb ihr dieses Glücksgefühl verwehrt. Die Haruno strich sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ ihren Blick durch das kleine hellgrüne Badezimmer gleiten. Alles, was sich hier befand, erinnerte sie an die Zeit, als sie ihre Ausbildung begonnen hatte. Eine harte Zeit und ohne Ino und Tenten hätte sie es wahrscheinlich nicht geschafft. Vor ihrem Auge tauchte der Tag auf, an dem Ibiki ihr gesagt hatte, dass sie keinerlei Fähigkeiten für eine FBI-Agentin besaß. Seine harten Worte hatten ihr Innerstes erstarren lassen und nachdem er noch einen draufgesetzt hatte, indem er ihr anvertraute, dass sie bestenfalls als kleine Sekretärin in irgendeinem Provinzladen enden würde, war etwas in ihr gerissen. Noch nie war ein Tag so dunkel für sie gewesen. Erst als Tenten und Ino sie in ihrer Gewalt gehabt hatten, war sie wieder in der Lage gewesen, etwas wahrzunehmen. Sakura griff nach ihrem Shampoo. Sie hatte noch nie auf ganzer Linie versagt und die Worte ihres Ausbilders hatten ihr das Gefühl gegeben, ein Nichts zu sein. Sie hatte ihm geglaubt. Solange bis Ino ihr etwas entgegen geschleudert hatte, was sie dazu veranlasste bis heute weiter zu kämpfen. Ihr Traum. So simpel und doch so schwer zu erreichen. ~*~ Es war bereits dunkel, als Ino das Hauptquartier des FBIs verließ. Ihren lila Mantel enger um sich gezogen schritt sie schnell durch die spärlich besuchte Straße. Genau 41 Personen zählten noch zu ihren Verdächtigen. Die Blondine fand, dass sie erstaunlich gute Arbeit geleistet hatten. Sie blickte auf ihre silberne Armbanduhr, welche mehr einem Schmuckstück ähnelte und stellte fest, dass sie noch genau eine halbe Stunde hatte, ehe sie sich mit einem alten Freund traf. Choji war Koch geworden. Seit der High School hatten sie sich nicht mehr gesehen, geschweige denn getroffen. Nur durch regelmäßige Telefonate war ihr Kontakt zu einander erhalten geblieben. Zielsicher betrat sie eine Bar namens `Verwünscht` und ließ sich ihren Mantel abnehmen. Zum Vorschein kamen eine rote Bluse und ein kurzer heller Jeansrock. Ino wusste, dass sich bereits einige Männer nach ihr umsahen, denn auch ihr hüftlanges blondes Haar trug dazu bei, dass sie auffiel. Elegant ließ sie sich an der Bar auf einem Hocker nieder und schlug die Beine übereinander. Nur zu gerne erinnerte sie sich daran, dass ihr Freundin damals bei dem Versuch, es ihr gleich zu tun, vom Barhocker gestürzt war. „Einen Pink Land bitte.“ Kaum dass sie ihre Bestellung aufgegeben hatte, erhielt sie auch schon ihren Drink. Gelangweilt sah sie sich um und ihr Blick blieb an ihrem Nebenmann hängen. Sein rotes Haar hatte sofort ihre Aufmerksamkeit erregt. Wirr stand es in alle Himmelsrichtungen ab, sie musterte seine Kleidung, er erschien ihr äußerst gepflegt und stylsicher. Die hellen Jadeaugen suchten die Getränkekarte ab, während er telefonierte. Seine Stimme jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. „Nein, jetzt hörst du mir mal zu. Ich habe bereits sechs Überstunden auf dem Rücken, dann wird deine Liebste eben mal ein bisschen warten müssen, wenn er meint, nicht direkt nach Hause zu fahren“, mit diesen Worten legte er auf und bemerkte die junge Frau neben sich. Ein Lächeln umspielte Inos Gesichtszüge und er erwiderte es. Ab diesen Moment wusste sie, dass sie das Treffen mit Choji erneut verschieben würde. Denn dieser Mann neben ihr war durchaus interessanter als ein alter Freund. Bereits eine halbe Stunde später fielen sie hungrig übereinander her. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich auf einen One-night-stand einließ, allerdings war dieser der wohl leidenschaftliche. Seine Hände fuhren unter ihren Rock und er hob sie kraftvoll hoch, während sie an seinem T-Shirt zerrte. Kaum, dass sie auf dem Küchentisch der fremden Wohnung saß, spürte sie auch schon seine Erregung an ihren Beinen. Seine Lippen suchten erneut die ihren und als er fand, was er suchte, ließ er es sich auch nicht nehmen, sein ganzes Können zu demonstrieren. Inos Kopf war wie leergefegt, zum ersten Mal seit sie diesen Mörder-Auftrag angenommen hatte, konnte sie sich wieder entspannen. Weshalb es ihr schwerfiel, den Kuss zu unterbrechen, um ihm das schwarze T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Mit den Fingerspitzen zeichnete sie seine Muskeln nach und grinste herausfordernd. Der Kuss hatte sie atemlos gemacht, lasziv leckte sie sich über die Lippen, während er an ihrer Bluse zerrte und diese mit geschickten Händen öffnete. „Wie heißt du?“, flüsterte sie heiser, bevor sie lustvoll stöhnte, als seine rauen Hände über ihre festen Hügel fuhren. „Gaara.“ Der Rothaarige liebkoste ihren Hals und sie warf den Kopf nach hinten, dann vernahm er ein leises `Ino`. Ein Grinsen schlich über sein Gesicht und er beschloss das Geschehen ins Schlafzimmer zu verlegen. Gekonnt fuhren seine Hände erneut unter ihren Rock und sie schlang ihre langen Beine um seine Hüfte. „Findest du nicht auch, dass ein Bett durchaus bequemer ist?“ Ino antwortete nicht, sondern vereinte ihre Lippen wieder mit seinen. Viel zu lange hatten sie sich kalt ohne die seinen angefühlt. ~*~ Leise Schritte hallten über den Friedhof, ein langer Schatten zog an den Gräbern Los Angeles’ vorbei. Nur weit entfernte Straßenlaternen spendeten Licht. Die Schritte des Mannes wurden langsamer, schließlich blieb er stehen. Shino warf einen letzten Blick über seine Schulter, den Kragen seiner Jacke hatte er hochgeschlagen. Als er den Strauß mit den Lilien auf das Grab vor sich legte, bemerkte er den silbrigen Nebel am Boden und schlug kurz die Augen nieder. Dann fuhren seine Finger über die Schrift des Steines und er schluckte hart. Kintaly Hemingway Geb. 10.03.1982 – Gest. 31.01.2008 „Kin…“, flüsterte er leise und unterdrückte den Impuls, gegen den Grabstein zu schlagen. Sie war nun seit mehreren Monaten tot und noch immer befand sich ein Loch in seiner Brust. Wessen Schuld das war? Einzig und alleine Uchihas! Nur mit ungern dachte Shino an den Tag zurück, als er sich mit seiner Verlobten treffen wollte, da sie ihm etwas erzählen wollte, worüber er sich gewiss freuen würde. Er erinnerte sich, als wäre es erst gestern gewesen. Der Tag war regnerisch gewesen und verdammt kalt. Beide hatten sich in einem Cafe treffen wollen. Seine Laune, damals die Mittagspause quer durch die Stadt zu hetzten, hatte an diesem Tag natürlich gelitten. Kin hatte noch schnell zur Bank gewollt und genau dies war ihr Todesurteil gewesen. Shino ging in die Hocke und starrte vor sich hin. Die Bank war überfallen worden, eine wilde Schießerei hatte begonnen, wobei man seine Verlobte getroffen hatte. Qualvoll war sie verblutet. Sein Schatz, seine Liebste… sein ein und alles. Und nur weil Uchiha sich an einem seiner ehemaligen Geschäftspartner rächen wollte, da dieser sich nicht an die Abmachung gehalten hatte. Dieser Bastrad hatte nicht davor gescheut, unschuldige Zivilisten mit hineinzuziehen. Mehr als 23 Menschen waren an diesem Tag gestorben. Seine Faust grub sich in die Erde. Dafür würde das Arschloch bezahlen, egal wie hoch. Shino wollte nur noch eines, diesem Tyrann das Licht ausknipsen, erst dann würde er Ruhe finden. Wütend biss er sich auf die Lippen und er erinnerte sich daran, was Kin ihm an diesen Tag hatte erzählen wollen. Wäre sie nicht zur Bank gegangen, dann wäre er nun der glücklichste Mann Amerikas. Er hätte ohne Uchiha bereits eine eigene kleine Familie gehabt, denn Kin war schwanger gewesen. Und Uchiha hatte all sein Glück zerstört. „Verzeih mir…“, flüsterte Shino leise. „Dass ich so egoistisch und gefühllos geworden bin.“, er wusste, dass seine Kollegen ihm die harte Schale übelnahmen, doch der FBI-Agent konnte und wollte sich nicht mehr verändern. „Du hast ein Stück von mir fortgerissen… es ist mit dir gestorben…“ Shino vergrub sein Gesicht in den Händen. Er sollte sich schämen, sich so gehen zu lassen, doch immer, wenn er hierher kam, konnte er nicht anders. Dies war der einzige Ort, an dem er seiner Trauer freien Lauf lassen konnte und ihn niemand sah. Shino wusste, dass es menschlich war zu leiden, doch Menschlichkeit hatte in seinem Job nichts mehr zu suchen, denn dieser machte sein Leben aus. Sein Lebensziel war es, Uchiha zur Strecke zu bringen, wenn er das geschafft hatte, dann war sein Leben vorbei. ~*~ Ein angenehmes Feuer prasselte im Kamin und knisterte. Entspannt lehnte sich Sasuke Uchiha zurück und streckte sich auf seiner langen weißen Couch. In den Händen hielt er ein Weinglas und sah auf die große Matscheibe vor sich. Das Baseballspiel wurde gerade wiederholt und er genoss den Triumph der Tornados und die Niederlage der Stars. Seine Begleitung hatte ihn heute viel zu sehr abgelenkt, als dass er sich richtig über ihren Sieg hatte freuen können. Das Telefon störte seinen gemütlichen Abend und doch raffte er sich dazu auf dranzugehen. „Uchiha?“ Schon beim zweiten hatte er erkannt, mit wem er es zu tun hatte, obwohl der Anrufer sich noch nicht einmal per Namen gemeldet hatte. Sofort veränderten sich seine Gesichtszüge, ein Anflug eines zufriedenen Lächelns huschte über seine Lippen und er dachte unweigerlich an seinen letzten Kuss zurück. Gerne hätte er noch weiter gemacht und ganz andere Regionen ihres Körpers erforscht. Doch ihre bestimmte Art hatte ihn wissen lassen, dass er für heute genug bekommen hatte. Häpchenweise gab sie ihm, was er wollte und dies entsprach so gar nicht dem, was er sich eigentlich von ihr versprochen hatte und doch ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Es war, als würde sie seine Gedanken beherrschen. „Was ich von Kino halte?“ Er grinste. „Kommt darauf an, welchen Film… Twilight… noch nie gehört.“ Der Uchiha lauschte der aufgeregten Stimme Sakuras und gab sich schließlich geschlagen. „Okay… meinetwegen können wir Mittwoch das Cinemax stürmen, aber ich kann nicht versprechen, dass ich wach bleibe.“ Sakura empörte sich am anderen Ende der Leitung und wünschte ihm eine wunderschöne Nacht. Sie legte auf und Sasuke sah auf sein Telefon. Einsame Nacht setzte er in Gedanken hinzu, aber dennoch glückliche. Bevor er sich auf das Abendteuer Kino einließ, wollte er sich erst einmal informieren, worum es in diesem Film überhaupt ging. Nicht dass er nachher wie der letzte Depp im Kinosaal saß und nur Bahnhof verstand. Der Schwarzhaarige erhob sich und sah dabei nach draußen. Ein Meer von Lichtern präsentierte sich ihm, doch er wandte gleichgültig den Blick wieder ab. Er hatte ihm Leben schon einiges gesehen, was bei weitem Eindrucksvoller war, für ihn war diese Aussicht nichts Neues. Erst eine junge Frau hatte ihm bewusst gemacht, dass sein Leben sich wirklich enorm von anderen unterschied. Bei dieser Erkenntnis seufzte er leise. Auch sie unterschied sich von den Frauen, die er bis jetzt getroffen hatte, nur wusste sie es noch nicht. Küsse sind das, was von der Sprache des Paradieses übrig geblieben ist. Kapitel 4: Schattenland. ------------------------ . . . Ein leises Wimmern erklang auf dem Friedhof. Dichter Nebel hing über den Gräbern, während leichter Nieselregen auf den Boden tropfte. Eine kleine Laterne am Anfang des Friedhofes spendete Licht, sodass lange Schatten über die Gräber huschten. Lässig ließ sich ein Mann in einem langen schwarzen Mantel auf einem Grabstein nieder. Seine schwarzen nassen Haare fielen ihm ins Gesicht und er nahm die Zigarre an, die ihm von seiner linken Seite gereicht wurde. Genüsslich blies Sasuke Uchiha den Qualm aus und sah nach vorne. Naruto Uzumaki, sein Fahrer und gleichzeitig geschätzter Freund links neben ihm vergrub seine Hände in seinem schwarzen Parker. Der Blick des Blonden war stur geradeaus gerichtet. Etwa fünf Schritte vor ihm befanden sich Gaara und Shikamaru. Gelangweilt saß der Nara in der Hocke und trank seinen schwarzen Kaffee, seine schwarze Trainingsjacke war arg verdreckt, was nicht zuletzt daran lag, dass er das Opfer hatte hier hin schleppen müssen. Mürrisch sah er zu seinem rothaarigen Kollegen. Dieser war mit dem Motorrad zum Arbeitsort gefahren und hielt seit Minuten eine Knarre auf den Hinterkopf des Opfers. Die nasse Lederjacke zog an seinen Schultern, doch es schien ihm aus irgendeiner Weise nichts auszumachen. Kurz zuckte sein Kopf, da sein Nacken sich verspannt hatte. Doch seine Augen waren immer noch wachsam auf das Opfer gerichtet. „Ich hätte Sie für sportlicher gehalten“, brummte Shikamaru als er sah, dass der Mann vor ihm am Ende seiner Kräfte war. Seit über einer Stunde hob er nun schon ein Grab aus, die nasse Erde neben ihm stapelte sich, der Haufen wurde größer und größer und schien kein Ende zu nehmen. „Wissen Sie, Sarutobi…“, bemerkte Sasuke, als sein Lieferant verzweifelt nach Luft schnappte. „Sie hätten ruhig schon früher bemerkten können, dass ihr Onkel der Präsident des Washington FBIs ist. Dies hätte mir viele Unannehmlichkeiten erspart.“ Azuma drehte sich um, sein Gesicht war schlammverschmiert, Schweiß lief über seine Stirn, der Spaten in seiner Hand zitterte. Bis zur Hüfte stand er bereits im Grab eines unbekannten Menschen. „I-Ich dachte, d-das würde nichts zur Sache tun…“ Seine Stimme war leise, fast schon ein Flüstern. Nur zu deutlich konnte man seine Angst heraushören. Sasuke seufzte gespielt schwer und schüttelte entrüstet den Kopf. „Azuma, Azuma, ich dachte immer, Sie und ich wären gute Geschäftspartner. Aber wie es aussieht, waren Sie wohl anderer Meinung“, Sasuke erhob sich und zog des Weiteren genüsslich an seiner Zigarre. Sein Blick war herablassend, die Augen dunkel und emotionslos. Azuma keuchte und wagte kaum sich zu bewegen, sein Herz raste. Die Schritte des Uchihas waren dumpf und in der Stille erschreckend laut. „W-Wovon reden Sie?“ Sasuke griff in seine Manteltasche und zog eine Pistole hervor, einen kurzen Moment musterte er die Waffen in seiner Hand liebevoll, dann verhärtete sich sein Gesichtsausdruck und er erklärte: „Vielleicht sagt ihnen der Name de Cossions etwas?“ Verwirrt sah Azuma seinen ehemaligen Geschäftspartner an, doch Sasuke ließ sich nicht beirren. Aus sicherer Quelle wusste er, dass die beiden Töchter des de Cossions verschwunden waren, irgendjemand aus seinen Kreisen hatte gequatscht. Der Uchiha hatte alles in die Wege geleitet, um die Mädchen zu finden, damit niemand der Familie verschont blieb, doch Ausnahmsweise arbeitete das FBI in diesem Fall sauber und die Mädchen waren unauffindbar. Noch bevor Azuma etwas erwidern konnte, hob Sasuke seinen Arm und drückte ab. Ein lauter Knall hallte über den Friedhof. Der Körper des Mannes fiel hintern rüber in den Graben, welchen er vor wenigen Minuten noch ausgehoben hatte. Schlamm bespritzte ihn und Regen prasselte auf sein lebloses Gesicht. Sasuke wandte sich von der Leiche ab, die Waffe verschwand wieder in seine Manteltasche und er nahm seine Zigarre aus dem Mundwinkel. „Arschgesicht.“ Naruto grinste breit und griff bereits nach einer Schaufel, ebenso wie Shikamaru, der stöhnte: „Sein Grab hat er sich selbst gegraben, konnte er den Dreck nicht einfach wieder mitnehmen?“ Gaara musste sich ein Lachen verkneifen und hob einen Karton mit Blumen hoch. „Darf ich Sie etwas Fragen, Uchiha?“ Sasuke gab keine Antwort, was so viel wie ja bedeutete. „Ihre Vorliebe Verräter neuerdings auf dem Friedhof hinzurichten, kommt nicht rein zufällig daher, dass Sie vor ein paar Wochen Twillight – der Film im Kino gesehen haben oder?“ Gaara kannte diesen Vampirfilm nur zu gut, da seine Schwester einen Narren an den Büchern gefressen hatte. Sasuke zuckte mit den Schultern und gestand: „Ist doch ne saubere Sache Beweise so verschwinden zu lassen. Manchmal muss man eben ein wenig Fantasie besitzen, um seinem Job gerecht zu werden.“ Naruto beförderte mit einem Satz Erde in den Graben und lachte heiser. Aber hallo und manchmal war es schon direkt unheimlich, auf welche Art und Weise sein Boss Inspiration fand. „Sollen wir Haruno eigentlich weiter beschatten?“, fragte der Blonde möglichst desinteressiert und Sasuke wandte sich an Gaara und Shikamaru, da beide in diesem Punkt die Hauptarbeit leisteten. Der Mann für die obere Gesellschaft schnaufte. „Eigentlich unsinnig. Egal wohin wir der Frau folgen, sie macht die normalsten Dinge.“ „Einkaufen, kochen mit Freunden, regelmäßiges Joggen im Park, nichts Ungewöhnliches“, leierte Gaara herunter, innerlich war er es leid, seiner Zielperson hinterherzuhetzen. Sasuke zog erneut an seiner Zigarre und nickte. „Okay, von mir aus streicht sie von eurer Liste, hätte mich auch gewundert, wenn sie Dreck am Stecken gehabt hätte.“ Naruto verzog keine Mine, denn seit knapp zwei Monaten beobachtete er eine merkwürdige Veränderung bei seinem Boss. Der Uchiha wirkte sonderbar zufrieden, seit er mit dieser Sakura zusammen war. Seine Ausgeglichenheit tat ihm auch im Job gut, er handelte nicht mehr verbissen und eisig, sondern kühl und überlegt. Des Öfteren hatte er die Beiden bei einem Date beschatten müssen und er wunderte sich immer wieder, wie glücklich Verliebte bei einem einfachen Spaziergang sein konnten. Seit diesem Baseballspiel, wo irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen war, hatte sich das Verhältnis der beiden Schlagartig verändert. Naruto hielt es für besser, nicht weiter darüber nachzudenken und sich nicht in das Privatleben seines Bosses einzumischen, wenn dieser es nicht duldete. „Ich möchte, dass ihr am Samstag eine andere Beschäftigung als meine Nähe vorzieht.“ Überrascht sahen die drei Henker ihren Boss an, noch nie hatten sie ihn in den letzten drei Jahren auch nur einen Tag unbewacht gelassen. Verwirrt stammelte Naruto: „Wie jetzt? Wir sollen so was wie einen Tag Urlaub nehmen?“ Es sollte wie ein Witz klingen, doch angesichts der Tatsache klang es eher entsetzt als lustig. Sasuke nickte leicht und legte den Kopf schief, ein kaltes Lächeln zierte seine Lippen. Er war seinen Henkern keinerlei Erklärung schuldig, weshalb er auch weiter über dieses Thema schwieg und sich zum Gehen wandte. „Macht eure Arbeit, benachrichtigt Hatake, dass ein großer Deal auf ihn wartet, jetzt nachdem Azuma tot ist und seht zu, dass ihr nach Hause kommt.“ Naruto, Shikamaru und Gaara warfen sich einen kurzen Blick zu, sie alle wussten bereits, wenn sie einander ansahen, was der jeweilige andere dachte. Die dumpfen Schritte ihres Boss hallten auf dem Friedhof wieder und mit gemischten Gefühlen sahen sie ihm nach, wie er durch den Nebel mehr und mehr verschwand. ~*~ In schnellen Schritten eilte Sakura zur Tür. Überall in der Wohnung roch es nach Essen. Erneut läutete die Türklingel und sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ob sie ihm einfach ein paar Minuten weiter warten lassen sollte? Doch sie wusste, sollte sie dies wagen, dann gäbe es danach gewaltigen Ärger. Schnell warf sie noch einmal einen Blick in den Spiegel und überprüfte, ob ihre Haare okay waren, ehe sie schließlich die Tür öffnete und ihren Besuch strahlend begrüßte. „Überpünktlich, wie immer!“ Sie wollte Sasuke in die kleine Wohnung eintreten lassen, nicht umsonst wollte sie Tenten mit einer Einladung zum Yellow River bestochen haben, damit sie die Bude den heutigen Tag für sich hatten. Sasuke hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen eher er sprach: „Zieh deinen Mantel an, ich habe heute etwas Besonderes mit dir vor.“ Er griff bereits zu ihrer Jacke, als Sakura lachend abwehrte: „Ich gehe heute nirgendwohin! Schließlich hast du eingewilligt und dich freiwillig in meine Hände begeben.“ Sasuke roch das Essen, was ihn erwarten sollte und verzog bedauernd die Miene. „Es tut mir in der Seele weh, aber dein Fraß wird warten müssen.“ Empört wollte sie die Hände in die Hüfte stemmen, doch er war schneller und warf sie sich über die Schulter. Ehe Sakura wusste, was genau er mit ihr vorhatte, schritt er in die Küche, stellte den Ofen und die Herdplatten aus, um dann wieder zur Tür zurückzugehen und die Treppen herunterpolterte. „Sasuke, du kannst mich nicht so einfach verschleppen!“ Draußen angekommen, regnete es in Strömen, doch er ignorierte dies gekonnt. Ebenso wie ihre verzweifelten Versuche, sich von ihm zu befreien. „Sakura bitte, nenne es nicht verschleppen, eher ausführen.“ „Mit Gewalt!“, fügte sie hinzu, normalerweise würde sie jetzt in Panik ausbrechen, doch mittlerweile wusste sie, dass es Sasukes Art war, sie auf diese Weise überraschen zu wollen. Er liebte es, sie zu überrumpeln. Sein Handeln deutete in keinster Weise darauf hin, dass er hinter ihre Identität gekommen war, so weit kannte sie ihn mittlerweile. Es tat gut zu wissen, nicht mehr ständig Angst haben zu müssen, wenn er sie überrumpelte. Des Weiteren war sie aus einem unbestimmten Grund gerne bei ihm. Sakura konnte das Gefühl nicht beschreiben, welches sie beschlich, wenn sie bei ihm war, doch auf irgendeiner Weise war es angenehm. Kaum hatte er sie in die Limousine verfrachtet, als der Motor auch schon ansprang und sie seinen blonden Fahrer ausmachen konnte. „Naruto!“, donnerte sie energisch, weshalb der Fahrer zusammenzuckte, als er den ersten Gang einlegte. „Könnten Sie ihrem Chef sagen, dass mich das frische Essen, was jetzt oben in meiner Küche matschig wird, die Hälfte meines monatlichen Gehalts kostete?“ Sasuke, welcher sich neben ihr fallen gelassen hatte, grinste und den oberen Knopf seines Mantels lösend sprach: „Lass dich überraschen, meine Schöne.“ „Nenn mich bitte nicht so!“ Wie auf Knopfdruck wurden ihre Wangen rot und sie wollte abwinken. Leicht verwirrt runzelte Sasuke die Stirn und sie erklärte peinlich berührt: „Schöne passt nicht zu mir, ich weiß, dass es genug schönere Frauen als mich gibt, deswegen lass das bitte.“, während sie dies erklärte, hatte sich ein dicker Kloß in ihrem Hals breit gemacht. Noch nie hatte sie ein Mann `schön` genannt, hübsch vielleicht, aber die Definition `schön` hatte eine noch viel tiefere Bedeutung für sie. Eine Bedeutung, die sie mit Liebe in Verbindung brachte. Stur sah Sakura auf den Boden des Autos und wagte es nicht, nach rechts zu blicken, ihre Finger lagen ineinandergefaltet auf ihrem Schoß. Innerlich kämpfte sie mit sich, ob sie ihm die Bedeutung, die dieses Wort für sie hatte, erklären sollte, doch noch während sie den inneren Kampf austrug, spürte sie, wie er den Arm um ihre Schulter legte und näher zu ihr rückte. Seine kalten Finger umfassten ihr Kinn und zwangen sie so, ihn direkt anzublicken. Überraschenderweise wirkten seine Gesichtszüge entspannt, beinahe schon liebevoll. „Und wenn ich dich trotzdem weiterhin so nennen werde?“ Seine Stimme war ernst und Sakura griff nach der Hand, welche ihr Kinn festhielt, damit sie sich von seinem stechenden Blick lösen konnte, was er jedoch nicht zuließ. „Weißt du, Sakura, diese schönen Frauen, von denen du redest, interessieren mich nicht. Das, was sich in meinen Augen schön nennen darf, bist du.“ Seine Worte wirkten bewusst gewählt und erneut überzog eine Röte ihre Wangen. Wieso brachte er sie immer wieder aus der Wallung? Woher wusste er, was er sagen musste, um sie unsicher zu machen? Sakura schluckte und bemerkte das leichte Lächeln, welches auf seinen Lippen lag. Sie näherten sich den ihren und wenige Sekunden später küsste er sie bereits. Alleine an dieser Geste wurde ihr immer wieder klar, dass er sie wirklich zu mögen schien. Sakura wusste nicht, ob er seine Gefühle für sie so beschreiben würde, vielleicht war es auch mehr als mögen, was er für sie empfand, sie wusste es nicht. Aber vielleicht sollte sie den ersten Schritt tun und es herausfinden. Mit einem kurzen Blick in den Rückspiegel beobachtete Naruto die hinteren beiden Fahrgäste. Ein unbekanntes Gefühl vermischte sich mit seiner Wachsamkeit. Noch nie hatte er seinen Boss und gleichzeitig Freund so entspannt gesehen. Er schien sich wohlzufühlen und dies geschah wahrlich nicht oft. Naruto setzte den Blinker und bog an einer großen Kreuzung ab. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie die Ära seines Freundes begonnen hatte. Nie würde er vergessen können, was er an jenem Tag gesehen hatte. Das ganze Blut, die vielen toten Menschen, dies alles war der Beginn von dem gewesen, was nun regierte. Grausamkeit. Der Uzumaki bekam eine Gänsehaut, wenn er daran dachte, wie sich sein Freund von heute auf morgen verändert hatte. Der liebenswürdige Student, den er kennen gelernt hatte, verwandelte sich in ein gefühlsloses Monster, ein Monster, was niemand zu stoppen wagte. Angesichts was mit seiner Familie passiert war, verwunderte ihn dies nicht, jedoch wünschte sich Naruto hin und wieder, wenn ihm Alpträume heimsuchten, dass es jenen schrecklichen Vorfall nie gegeben hätte. Gewiss würde ihre Zukunft dann jetzt anders aussehen. Ungern erinnerte sich der Blonde daran, wie es war, als Sasuke ihm die Wahl gelassen hatte. Leben oder Tod. Manchmal fragte er sich, was gewesen wäre, wenn er sich anders entschieden hätte. Niemals hätte er die Frau, die er liebte, kennen gelernt, nie wären seine Hände mit Blut in Berührung geraten. Und niemals hätte er dafür gesorgt, dass so manch ein einflussreicher Politiker ins Gras biss. Der Wagen hielt und Naruto hoffte, dass es ihm gelang, neutral zu klingen. „Wir sind da.“ Hinten löste sich Sasuke von der jungen Frau und half Sakura beim Aussteigen. Der Blonde zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht und ihm fiel erneut eine Veränderung bei seinem Boss auf. Seit er diese Sakura kannte, waren die Besuche bei den anderen Frauen selten geworden, fast schon gehörten sie nicht mehr zu seinem Leben. Es war, als hätte es nie Eskapaden seiner Seite gegeben. Dabei war das ständig wechselnde Abendteuer ein Teil von Sasukes Freizeit gewesen. Sakura runzelte die Stirn, denn sie hatten vor einem großen Kaufhaus Namens Anyalis halt gemacht. Bis jetzt kannte sie die Innenausstattung dieses Luxusgeschäftes nur aus dem Fernsehen. Sasuke reichte ihr seine Hand und sie nahm an. Zielsicher führte er sie zum Eingang, wo bereits eine Art Page in einer dunkelblauen Uniform die große gläserne Tür aufhielt. „Weißt du, als wir im Kino waren und ich mir diesen schrecklich hübschen Blutsauger antun musste-!“ „Er heißt Edward, Sasuke.“ Sakura musste lächeln und sah sich mit großen Augen um. Ein gigantischer Krohnleuchter hing am Empfang, überall konnte sie Verkäuferinnen ausmachen, die nur darauf warteten, sie beraten zu dürfen. „Ja… auf alle Fälle ging es dann darum, dass du schwärmtest, dass das Ballkleid am Ende deinem Abendkleid für Übermorgen glich, du weißt schon, die Versteigerung, auf die ich dich mitnehmen wollte.“ Er nahm ihr den Mantel ab und reichte ihn zusammen mit dem seinem einem weiteren Pagen. „Wirklich Sakura, ein solches Abendkleid gehört verboten!“ Gerade als sie protestieren wollte, redete der Schwarzhaarige bereits weiter: „Ich will mir gar nicht ausmalen, aus was für einem schlechten Stoff es hergestellt wurde, nicht auszudenken, wie es an dir aussehen möge!“ Die Haruno verdrehte die Augen, an der Tonlage ihres Begleiters konnte sie heraushören, dass er sich einen Scherz erlaubte. Sachte zog er sie mit sich, während sie durch die verschiedenen Abteilungen gingen und Sakura sich an dem Luxus nicht satt sehen konnte, erhaschte sie einen Blick auf die Uhr. „Sag mal, haben die Läden nicht eigentlich schon alle geschlossen?“ Sasuke schwieg, woraufhin sie ein wenig fuchsig wurden, denn sie ahnte, weshalb das Kaufhaus noch auf hatte. „Du…“ „Für mich schließt nie ein Geschäft.“, informierte er kurz angebunden, als sie noch nach den richtigen Worten suchte, die sie ihm entgegenschleudern konnte. „Aber wir hätten doch auch am Tag einkaufen gehen können!“ Sakura war es sichtlich unangenehm, dass all die vielen Menschen nur wegen ihr noch arbeiten mussten. Weshalb bekam sie immer diese extra Würstchen? Sasuke blieb stehen, sie befanden sich bereits in der Abteilung für Abendkleider und belustigt stellte er fest, wie sich die junge Frau an seiner Seite umsah. „Tue mir den Gefallen und lass dich einfach ein wenig von mir verwöhnen, ja?“ Sie seufzte und eine Verkäuferin eilte auf sie zu, um ihr die große Auswahl von Kleidern zu präsentieren. „Ich finde es wirklich lieb von dir, dass du dich so für mich aufopferst-!“ „Aufopferst ist ein wenig untertrieben.“ Sakura boxte ihn leicht in die Rippen und fuhr fort: „Aber meinst du nicht, dass du selbst auch einmal eine kleine Überraschung verdient hast?“ Skeptisch sah Sasuke auf sie herunter, ein heimtückisches Lächeln zierte ihre Lippen. Zärtlich strich sie ihm über die Wange. „Komm schon, Sasuke, wenn du mich verwöhnst, dann möchte ich, dass du auch etwas davon hast.“ Während sie so lieblich mit ihm sprach, drückte sie ihn ein wenig aus der Abteilung. „Du trinkst jetzt einen leckeren Cappuccino und in knapp einer Stunde bin ich dann fertig, ja?“ Dem Uchiha gefiel der Vorschlag nicht, nur ungern ließ er sie alleine, schließlich wusste er so nicht, was auf ihn zukommen würde. Er sah über ihren Kopf und musterte kurz die Verkäuferin, die in einem sicheren Abstand wartete, innerlich seufzte er tief. „Okay… von mir aus. Aber wehe, du machst Blödsinn und siehst nachher aus wie…!“ Er unterbrach sich, denn die junge Frau vor ihm sah ihn drohend an. Flüchtig hauchte sie ihm ein Küsschen auf die Wange und trat dann von ihm weg. „Na los, verschwinde schon.“ Sasuke wollte sich gerade empören, als ihm klar wurde, dass es das erste Mal in seinem Leben war, dass eine Frau so mit ihm umsprang. Doch das Komische daran war, dass es ihm nichts weiter ausmachte, sondern er es sogar duldete. Gleichgültig zog er von dannen und bemerkte, dass Sakura ihn nicht aus den Augen ließ. Sie drehte sich erst zu der Verkäuferin um, als er außer Sichtweite war. „Hören Sie…“, begann die Rosahaarige der Verkäuferin freundlich zu erklären. „Ich habe leider keinerlei Ahnung von Kleidern, ihrer Qualität und so, deswegen hoffe ich, dass Sie mir ein bisschen mit ihrem guten Geschmack unter die Arme greifen können.“ Die Verkäuferin, die schon fast die 50 Jahre zählte, lächelte nickend und bat sie, mit ihr in die Garderobe zu kommen. „Ich bräuchte ihre Kleidergröße und ihre Lieblingsfarben.“ Sakura überlegte ein paar Minuten lang, schließlich antwortete sie: „Nein, bitte legen Sie mir keine Kleider nach meinen Vorlieben heraus. Könnten Sie nicht nach etwas schauen, was zu Mr. Uchiha passen würde, also wenn ich es tragen würde?“ Bei den Worten wurde sie ein wenig rot, es war ihr irgendwie peinlich, von solch einem gutaussehenden Mann begleitet zu werden, da musste sie ja irgendwie neben ihm glänzen. Job hin oder her. Die Verkäuferin nickte langsam und musterte sie noch einmal von oben bis unten. „Komplett einkleiden?“ Sakura wusste zwar nicht, was die nette Frau damit meinte, aber sie nickte einfach mal. Kurz darauf wurde ihr schon ein Kleid nach dem nächsten präsentiert. Mit leuchtenden Augen besah sie sich diese wunderschönen Stücke, doch die Verkäuferin schüttelte jedes Mal energisch den Kopf. Schwarz passte ihr nicht, grün auch nicht und weiß erst recht nicht. „Nein, was Sie brauchen, ist etwas Auffälliges, etwas Einzigartiges!“ Energisch schnippte sie mit den Fingern, dann rauschte sie auch schon wieder aus der großen Kabine und kam Sekunden später mit einem neuen Kleid wieder. Als sie es hoch hielt, damit Sakura es besser betrachten konnte, stockte ihr der Atem. Es war rot, richtig leuchtend rot und schulterfrei. „Na ja, ich finde es besser, wenn das Kleid ihnen nur knapp bis zu den Knien geht, denn ansonsten würden ihre langen Beine nicht richtig zur Geltung kommen.“, erklärte die Verkäuferin geschäftsmäßig. „Die Farbe würde Sie aus der Menge hervorstechen lassen, glauben Sie mir, 80 Prozent aller weiblichen Damen werden an diesem Abend schwarz oder weiß tragen und die restlichen 20 Prozent sind schon so alt, dass sie auf beige zurück greifen werden.“ Sakura stand auf und berührte den roten Stoff, er fühlte sich so weich an, dass sie sich glatt wünschte, es wäre kein Kleid vor ihr sondern Bettwäsche. Unterhalb, wo ihr Busen sitzen würde, waren drei Reihen weißer Perlen gestickt wurden und das Ende des schwingenden Rockes wies ebenfalls feine Stickerrein auf. „I-Ich wüsste gar nicht, welche Schuhe, Frisur geschweige denn Unterwäsche ich dazu tragen sollte.“, gestand sie peinlich berührt, doch das brachte die Verkäuferin nicht aus der Wallung. Stattdessen lächelte sie freundlich und sprach zuversichtlich: „Das dürfte kein Problem sein, nur sollten Sie ihrer Begleitung dezent stecken, dass es etwas länger als eine Stunde dauern könnte.“ Ein erleichtertes Lächeln schlich über Sakuras Gesicht und sie griff zu ihrem Handy, innerlich hoffte sie, dass Sasuke sich noch so lange hinhalten ließe. Denn wenn sie es wirklich schaffen sollte, ihn zu überraschen, dann würde sie endlich einmal einen kleinen Triumph über ihn genießen können. ~*~ Wütend stampfte Kiba durch die Gänge des FBIs. In seiner rechten Hand hielt er eine Akte. Außer sich trat er die Tür des Büros ein, welches er sich mit seinen Kollegen teilte. Er knallte die Akte seinen zwei anwesenden Kollegen auf den Tisch, sodass Ino ihn genervt ansah. „Hör mal, wir können nichts für deine schlechte Laune.“ Manchmal war es mehr als nur nervenaufreibend, mit Männern zusammenzuarbeiten. Ständig gab es mal hier und mal hopp. Alleine die Tatsache, dass sie bis jetzt immer noch keinen engeren Kreis der Verdächtigen hatten, reichte der Blondine, damit ihre Stimmung sank. 41 Personen waren es und würden es auch weiterhin bleiben. Einzig alleine Shino blieb die Ruhe selbst. „Was gibt es so Skandalöses?“ Kiba öffnete die Akte und sprach mit deutlichem Nachdruck: „De Cossions…“ Er hielt ihnen ein Bild von einem Mann mittleren Alters unter die Nase, an den Schläfen waren sie leicht angegraut, aber ansonsten konnte er sich immer noch einen höchst attraktiven Mann nennen. „Tot!“, donnerte Kiba, sodass es Ino eine Gänsehaut über den Rücken jagte. „Alahmer tot, McKenzie tot, Saint de Cross tot, Rossdale tot, Evans tot, Buckley tot, Dane tot, Smith tot...” Shino nahm die Steckbriefe der Männer in die Hand, irgendwie bekam er das Gefühl, als würde Uchiha seinen gesamten Kader austauschen. „Wo hat man ihre Leichen gefunden?“ Ein verächtliches Schnauben entfuhr Kiba und er ließ sich auf einem Stuhl fallen. „In Gräbern. Ey Leute, das FBI lässt gerade auf sämtlichen Friedhöfen verdächtige Gräber ausheben, denn seit Neustem scheint es Uchihas Hobby zu sein, seine Opfer auf einen Friedhof zu begleiten, sie dort ihr eigenes Grab ausheben lassen und sie dann zu erschießen. Danach lässt man das Loch einfach wieder zubuddeln und die Leiche ist verschwunden!“ Ino erschauderte, ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, dieser Mann war weitaus mehr als nur genial. Seine grausame Fantasie zeigte, dass er zu weit mehr fähig war, als man ihm zutraute. „Sollten wir Sakura davon erzählen?“ „Nein.“, bestimme Shino und wendete sich von den Steckbriefen ab. „Es würde sie nur nervöser machen, als sie ehe schon in seiner Nähe ist.“ Unsicher sahen sich Kiba und Ino an, ihnen war nicht ganz wohl dabei, ihrer Kollegin bestimmte Fakten zu verschweigen, schließlich sollte auch sie auf dem neusten Stand bleiben. Doch darüber schien sich Shino keinerlei Gedanken zu machen. Er schritt auf seinen Schreibtisch zu und ließ sich vor seinem PC nieder. Die weiteren Todesopfer, die nun ebenfalls eine Akte in dem riesigen Regal schmückten, hatten ihm nur zu deutlich gezeigt, dass ihre Zielperson immer frecher wurde. Doch gegen jede Regel ließ sich das Monster nicht aufhalten und Sakura hatte bis jetzt noch nichts Brauchbares dazu steuern können. Natürlich verstand er, dass es nach 2 ½ Monaten noch immer unheimlich schwierig für sie war, Uchihas Vertrauen nicht zu gefährden. Insgeheim zollte Shino ihr jedoch Respekt, denn sie schien ihre Rolle mehr als nur perfekt zu spielen, denn dass Uchiha tatsächlich großes Interesse an ihr zeigte, musste noch an etwas anderem liegen als ihrer Haarfarbe. „Mittlerweile glaube ich, dass seine drei Henker etwas wirklich Besonders sein müssen.“, hörte er Kiba murren. „Ich meine, sind die alle drei dicke Kumpels oder was? Man könnte fast meinen, die kennen sich seit der Uni oder so!“ Shino erstarrte in seinen Bewegungen. Etwas in seinem Gehirn ratterte, denn das Wort Universität hatte etwas bei ihm ausgelöst. Sein Innerstes bebte, als er langsam zum Regal ging und jene Liste hervorzog, die an dem Abend entstand, als Sakura mit Uchiha im Baseballstadion war. Fahrig blätterte er herum, bis er schließlich innehielt. Sein Magen verkrampfte sich, als er auf das Gesicht eines jungen Mannes blickte. Seine blonden Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab und treuherzige blaue Augen starrten ihn an. »Naruto Uzumaki« Der Name an sich sagte ihm nichts, dennoch spürte Shino, dass er endlich einmal den richten Riecher hatte. Schnell warf er einen Blick auf den Lebenslauf, bis er schließlich gefunden hatte, was er suchte. Universität Orlando American, Schwerpunkt Mathematik, Physik und Technik. Erneut trat er zurück an seinen Schreibtisch, dass sich seine Kollegen ebenfalls an ihre Tische zurückgezogen hatten, war ihm gänzlich entgangen und in diesem Moment auch vollkommen egal. Innerlich zwang Shino sich Ruhe zu bewahren, denn wenn er jetzt anfangen würde unachtsam zu werden, dann würde er Fehler begehen. Geübt huschten seine Finger über die Tastatur, seine Augen waren starr auf den Bildschirm gerichtet. Ein letzter Mausklick und er hatte, was er suchte. Der Lebenslauf des Uchihas. Mit klopfenden Herzen suchte der FBI-Agent diesen ab, sein Gesichtsausdruck ließ keinerlei Regung zu. Erst als sich der Kloß in seinem Hals zu lösen begann, zierte ein zufriedenes Lächeln seine Lippen. Endlich hatte er eine Spur, eine, mit der er sich sicher sein konnte, dass sie richtig war. Von den 41 Leuten, die an jenem Tag im Umkreis telefoniert hatten, war genau einer mit Uchiha näher in Kontakt getreten und dies war dieser Uzumaki. Shino hegte keinen Zweifel daran, dass sich die beiden kennen mussten. Und wenn ihn jetzt nicht alles täuschte, dann müsste Uzumaki sich in der Firma seines einstigen Mitstudenten aufhalten. Dort arbeiten oder sonstige Dinge erledigen. Es gab nur eine Möglichkeit herauszufinden, ob er Recht behalten hatte und das war überprüfen. Shino stand auf und nahm seine Jacke vom Haken. Irritiert sahen Ino und Kiba ihn an, doch da er nichts sagte und zielstrebig aus dem Büro schritt, kamen sie nicht dazu, nachzufragen. Er würde alles genaustens planen müssen, damit nichts dabei schief ging. Dieses Mal würde er sie alle ein gewaltiges Stück vorwärts bringen, dessen war er sich ganz sicher und dann waren es nur noch wenige Meter bis sie Uchiha festnehmen konnten. ~*~ Unsicher musterte sich eine junge Frau im Spiegel. Die schulternlangen Haare wirkten nun verdammt kurz, da sie Locken bekommen hatte. Doch Sakura konnte nicht leugnen, dass ihre Pracht nun wirklich sehr hübsch aussah. Ohne jegliche Klammern und Schmuck wirkte das ganze noch ein wenig extremer und irgendwie exotischer. Das rote Kleid schmiegt sich vorteilhaft an ihre Kurven und betonte, wie die Verkäuferin gesagt hatte, ihre langen Beine. In den Schuhen konnte sie wirklich gut laufen, sie bewunderte die Frau, die sie beraten hatte. Ihr Wissen für die Obere Gesellschaft war wirklich nur von Vorteil. Ein Auto hupte von draußen und sie wendete sich von ihrem eigenen Spiegelbild ab. Schnell griff sie zu ihrem Mantel und ihrer Handtasche. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass er wie immer pünktlich war. Vorsichtig schritt sie die Treppen zur Haustür herunter und war überrascht, als sie Naruto vorfand. Er grinste gutgelaunt und zog seine Mütze vor ihr. „Verzeihen Sie, Miss Haruno, aber Mr. Uchiha lässt sich entschuldigen, er musste leider schon ein paar Stunden früher auf der Versteigerung erscheinen, da es ein paar Verhandlungsschwierigkeiten gab.“ Er half ihr Gentleman-like ins Auto und bemerkte: „Ein wirklich schönes Kleid, Sie haben Geschmack.“ Sakura musste lachen, als er den Motor anließ und langsam die Straße verließ. Mittlerweile hatte sie sich an das Auto gewöhnt und fühlte sich nicht mehr all zu fremd auf den hochwertigen Ledersitzen. „Sagen Sie das nicht. Die Verkäuferin war so nett und hat mich seelisch schon einmal auf diesen Event vorbereitet. Wo findet es eigentlich statt?“ „In der Villa eines Rechtsanwalts. Der Name Steward, sagt ihnen bestimmt nichts.“ Die Haruno überlegte, in der Tat, er war ihr unbekannt. Ihr Blick fiel nach draußen, aus den Augenwinkel heraus konnte sie sehen, wie der Fahrer sie beobachtete. Irgendwie war ihr dies unangenehm. Schließlich konnte sie sich denken, warum er sie so herabschätzend ansah, obwohl er immer freundlich zu ihr war. Sie seufzte tief: „Ich verstehe ihre Haltung mir gegenüber.“ Überrascht sah Naruto sie an und hielt an einer Ampel. „Sie meinen?“ „Nun ja…“ Die junge Frau suchte nach den richtigen Worten. „Ich bin bestimmt nicht die einzige Frau, die Sie jeden Tag auf Wünschen ihres Vorgesetzten durch die Gegend kutschieren.“ Naruto schluckte hart, sie hatte seine Blicke bemerkt und somit ertappt. Allerdings erkannte auch er, dass sie unsicher wirkte. Der Blonde lächelte amüsiert und sprach: „So würde ich das nicht sehen, Miss Haruno. Wissen Sie, als ich anfing bei Mr. Uchiha zu arbeiten, war er wirklich ein regelrechter Casanova, aber seit knapp zwei Monaten scheint er einen ruhigen Abend mit Bad und Fernseher vorzuziehen.“ Sakura fühlte sich sichtlich verunsichert und antwortete nichts, woraufhin der Fahrer einfach weiter redete. „Ich würde sagen, ich habe es Ihnen zu verdanken, dass ich in letzter Zeit keine Überstunden mehr zu schieben habe.“ Sie wurde rot und winkte ab. „Das bilden Sie sich sicher nur ein.“ Der Wagen hielt und Naruto stieg aus, um ihr die Tür aufzuhalten, dabei zwinkerte er und gestand: „Wissen Sie, Mr. Uchiha scheint Sie wirklich sehr zu mögen, denn sonst hätte er sich nicht die Mühe gemacht, extra ein ganzes Kaufhaus für Sie zu reservieren.“ Sakura nahm seine Hand beim Aussteigen an und bedankte sich für die Hilfe. „Wenn Sie heute Abend mit ihm tanzen, denken Sie an meine Worte.“, damit verabschiedete sich Naruto und Sakura warf zum ersten Mal einen Blick auf die strahlende Villa vor sich. Sie musste durch einen großen Irrgarten, ehe sie es bis zum Eingang schaffen sollte. Doch bevor sie den Garten auch nur betreten konnte, wurden ihr der Mantel und die Tasche abgenommen, man versicherte ihr, dass es im Garten nicht kalt sein würde und Sakura stellte bereits nach wenigen Metern im Irrgarten fest, dass sie Recht hatten. Möglichst selbstsicher setzte sie einen Fuß nach dem nächsten. Irgendwie wurde ihr mulmig zu mute und sie ließ in Gedanken das Gespräch von eben noch einmal ablaufen. Sasuke mochte sie also… aber konnte sie den Worten eines Fahrers trauen? Gleichzeitig aber stellte die Haruno für sich fest, dass dieser es wohl am besten wissen müsste, schließlich verbrachte er am meisten Zeit mit Sasuke. Die Haruno blieb stehen. Was wenn der Fahrer nicht nur Fahrer, sondern auch Freund war? Das hieße im Klartext, dass Naruto die drei Henker seines Vorgesetzten kennen musste. Oder was, wenn er gar selbst einer von ihnen war? Energisch biss sie sich auf die Unterlippe, wieso war sie nicht schon früher auf diese Schlussforderung gekommen? Sie musste ihre Kollegen unbedingt darauf hinweisen, Naruto näher im Auge zu behalten. „Haben Sie sich verlaufen, Miss Haruno?“ Die Stimme erschreckte Sakura dermaßen, dass sie nur mit Mühe einen spitzen Schrei unterdrücken konnte. Direkt hinter ihr stand junger Mann in der Uniform eines Butlers. Sie versuchte freundlich zu sein und sich nicht anmerken zu lassen, dass er sie aus ihren Gedanken gerissen hatte und dies äußerst brutal. „Nicht direkt, aber könnten Sie mir sagen, wie ich auf direktem Wege zum Gastgeber ko…!“ Sie unterbrach sich selbst, denn etwas an diesem Butler machte sie stutzig. Die Rosahaarige betrachtete ihn eingehender, denn die Statur kam ihr bekannt vor, ebenfalls die Stimme. Der Butler lächelte sie verschmitz an und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Danke, dass du mich so erschrecken musstest, Kiba!“ Ihr Kollege verzog gequält das Gesicht „Sorry war keine Absicht. Eigentlich wäre ich jetzt gar nicht hier, aber Ino bestand darauf, dass du mindestens einmal in der Woche Verstärkung an deiner Seite hast. Was hat mich eigentlich verraten?“ Sakura verschränkte die Arme vor der Brust und gestand: „Du hast mich direkt als Person angesprochen. `Miss Haruno` Darf ich wissen, woher ein Butler von 100ten die gesamten Gäste auseinander halten kann?“ Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und fluchte leise. „Ach verdammt! Kein Wort zu Shino, sonst stellt er noch mein Können infrage!“ Sie musste lächeln, es tat gut, endlich wieder einmal mit jemandem zu reden, vor dem man sich nicht in irgendeiner Weise verstellen musste. Doch schnell legte sich die Freude wieder, es war riskant, was sie hier trieben, schließlich liefen sie in der ständigen Gefahr, aufzufliegen. Sie zog ihn zu sich herunter und flüsterte: „Ich möchte, dass ihr euch näher mit Naruto Uzumaki beschäftigt, er könnte wissen, wer die drei Henker sind.“ Sakura konnte spüren, dass sich der komplette Körper ihres Kollegen versteifte, denn er schluckte hart und sah sie ernst an. Sie musste ihn komplett überrumpelt haben. Die Haruno nickte knapp, dann fand sie wieder zurück in ihre Rolle. „Also was sagten Sie, wie ich hier nochmal herauskomme?“ Kiba fiel es um einiges schwerer, seine Identität abzulegen und er stammelte: „D-Die Nächste rechts und wenn S-Sie an einem Brunnen vorbeikommen, d-dann halten Sie sich geradeaus, um dann bei der vierten Kreuzung nach links abzubiegen.“ Sakura bedankte sich kurz angebunden und setzte dann ihren Weg fort, dennoch konnte sie den Blick ihres Kollegen spüren. Mit dieser kleinen Neuigkeit hatte sie ihn zu sehr aus der Fassung gebracht. Hoffentlich verhielt er sich nicht in irgendeiner Weise auffällig. Sie hielt sich an die Wegbeschreibung und trat wenige Minuten später aus dem Irrgarten. Ein Meer von Lampions erstreckte sich vor ihr und sie bemerkte, dass sich auf der gigantischen Terrasse bereits einige geladene Gäste tummelten. Leise Musik spielte im Hintergrund und mehrere Kellner begrüßten sie, indem man ihr ein Glas Sekt anbot. Die junge Frau mischte sich möglichst unauffällig unter die Leute und bestaunte das Innere der Villa. Von der Terrasse kam man direkt ins Wohnzimmer, was nun einem Empfangszimmer glich. Alles leuchtete in einem strahlenden Weiß, nur die Möbel hoben sich durch teure Ledersessel und feine Marmortische ab. Die Verkäuferin hatte Recht behalten, über die Hälfte der anwesenden Gäste trug schwarz oder weiß, vor allem der weibliche Teil. Elegant und dennoch schlicht. Sie selbst stach aus der Menge hervor wie ein bunter Hund, was ihr eine leichte Röte auf die Wangen zauberte. Sakura ließ das Wohnzimmer hinter sich und wandte sich suchend nach ihrer Begleitung um. Je weiter sie ging, umso unwohler fühlte sie sich. Denn ein jeder schien zu wissen, wo er hingehörte. Innerlich seufzte sie leise und stellte ihr Glas ab, mittlerweile befand sie sich im Teezimmer und hörte einige ältere Damen munter quatschen und den neusten Klatsch austauschen. Sakura beobachtete ein kleines Grüppchen, das sich in einer Ecke niedergelassen hatte und vergnügt an ihrem Tee nippte. Trotz des fortgeschrittenen Alters sahen sie immer noch alle höchst attraktiv aus. Vielleicht aber war es auch nur Einbildungen, denn der ganze Schmuck und die teuren Kleider könnten ebenfalls nur die Oberfläche ein wenig verändern. Sakura fragte sich, ob es sich vielleicht um eine ausgesprochen wirksame Creme handeln könnte, die die Damen allesamt benutzten, um ihr Äußeres beizuhalten. Sie wendete ihren Blick ab und hielt weiter Ausschau nach einem schwarzhaarigen jungen Mann, der Sasuke hätte sein können. „Mademoiselle, kann ich ihnen vielleicht bei irgendetwas behilflich sein?“ Sakura bemerkte den Mann zu ihrer Rechten und lächelte freundlich. Er trug einen dunkelblauen Anzug, der wie maßgeschneidert an seinem Körper saß, doch das wirklich Auffälligste an ihm waren seine Haare. Im ersten Moment hatte sie geglaubt, sie wären aus Silber, doch je länger sie ihn betrachtete, umso wahrscheinlicher war es, dass sie eigentlich grau waren. „Ja, ich suche Mr. Uchiha. Wissen Sie vielleicht, wo er sich befindet?“ Der Unbekannte lächelte und stellte sein Weinglas weg. „Dürfte ich erfahren, warum?“ „Er hat mich eingeladen, ihn zu begleiten.“ Sakura wusste, dass sie sich anhörte wie ein Teenager, doch im Moment hatte sie wahrlich andere Sorgen als einen Mann, dessen Namen sie noch nicht einmal kannte, Haltung zu bewahren. „Nur kam ihm irgendetwas dazwischen, als er mich abholen wollte, weshalb wir uns hier treffen wollten.“ Der Mann nickte verstehend und bot ihr seinen Arm an. „Wenn Sie erlauben, dann werde ich Sie zu ihm führen.“. Unsicher legte sie seine Hand auf den Arm und folgte ihm. „Wie es aussieht, scheint sich ihre Begleitung immer noch nicht von seinen Verfolgern losreißen zu können.“ Sie traten gemeinsam in einen großen Flur, ehe sie eine gigantische Treppe, welche zu zwei Seiten einen Flügel besaß, empor schritten. „Verfolgern? Meinen Sie damit auch sich selbst?“, es sollte wie ein Scherz klingen, doch gerade als Sakura folgenden Satz ausgesprochen hatte, wurde ihr eiskalt bewusst, dass es durchaus sein konnte, dass der Mann an ihrer Seite ebenfalls Dreck am Stecken hatte. Doch zu ihrer Überraschung ging der Mann auf ihren Witz ein und lachte vergnügt. „Nein, nein, Sie verstehen mich falsch. Mr. Uchiha und ich sind in zwei verschiedenen Branchen tätig. Ich arbeite für die ärztliche Menschenrechtsorganisation. Sie wissen schon, die Dr. Garrigan ins Leben gerufen hat, um unterentwickelte Länder zu unterstützten.“ Der Name Garrigan sagte ihr etwas und doch blieb das Gesicht vor ihr ihr selbst unbekannt. „Ich nehme an, Sie sind dann ebenfalls Arzt.“ „Nicht direkt, ich operiere nicht mehr, sondern kümmere mich seit längeren um die verschiedenen Behandlungsgeräte und Medikamente. Dr. Hatake übrigens mein Name.“ Ihm war wohl bewusst geworden, dass er sich noch gar nicht vorgestellt hatte. „Miss Haruno.“, tat sie es ihm gleich und war um einiges versöhnlicher. Sie hatten mittlerweile den ersten Stock erreicht und erneut musste sie sich orientieren. „Wenn Sie mit Mr. Uchiha hier sind, dann sind Sie wohl so etwas wie seine Fahrkarte zu einem ruhigen Abend.“ Er schmunzelte bei seinen Worten, weshalb Sakura es genauer wissen wollte und der Mann gestand. „ Wissen Sie, ihre Begleitung ist recht beliebt bei dem anderen Geschlecht der höheren Gesellschaft. Ich meine, ein jeder Vater hofft, dass seine Tochter so etwas wie eine gute Partie machen würde und Mr. Uchiha wäre da genau der Richtige.“ Das konnte sich Sakura wahrlich vorstellen, doch noch bevor sie sich weiter dazu äußern konnte, hielt ihnen ein Butler eine schwere Holztür auf und sie betrat eine große geräumige Bibliothek. Ein schwerer Geruch schlug ihr entgegen. Sie konnte erkennen, dass sich mehrere Männer zusammengefunden hatten und in Gruppen beieinander standen. Fast jeder von ihnen zog an einer Zigarre und vertrat dabei energisch seine Meinung. Überrascht stellte Sakura fest, dass sich alle Altersgruppen beisammen fanden, anders als bei den Damen. Zielsicher führte Mr. Hatake sie durch den großen Raum, ehe er auf eine Gruppe Männer nickte, die an den gigantischen Fenstern standen. Sakura ließ seinen Arm los und bedankte sich höflich, dann schritt sie alleine auf die Herrschaften zu. Sie erkannte ihre Begleitung und bemerkte, dass er sie ebenfalls gesehen hatte. Sakura lächelte, doch dann hielt sie inne. Denn der Gesichtsausdruck des Uchihas veränderte sich, je näher sie ihm kam. Von Dessintresse, zu Freude und schließlich zu Verwunderung. Stimmte etwas nicht? Er kam auf sie zu und sie musste sich eingestehen, dass er wieder einmal unwerfend im Anzug aussah. Das Schwarz bildete eine Einheit mit seinen Haaren, aber einen Kontrast zu seiner Haut. Doch ehe Sakura sich weiter mit seiner Erscheinung beschäftigen konnte, zog erneut sein Gesicht all ihre Aufmerksamkeit auf sich. Das Verwunderte war verschwunden und die Emotionslosigkeit kehrte zurück. Es war jener Ausdruck, der sie am ersten Abend auf der Yacht begleitet hatte. War seine Regung eben etwa Einbildung gewesen? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Sakuras Hände wurden kalt, auf sie zu kam wieder jener Man, auf den sie angesetzt worden war. Der Sasuke, der vor ein paar Tagen noch munter mit ihr gescherzt hatte, war wieder verschwunden, übrig blieb ein selbstbeherrschter Geschäftsmann. Doch warum war sie sich eben sicher gewesen, dass er seine Haltung verloren hatte? Lag es etwa wirklich an ihrem Erscheinungsbild? Hatte Naruto wirklich Recht mit seiner Aussage gehabt und ihm lag etwas an ihr? Sasuke stand nun direkt vor ihr und sie bemerkte ein seltsames Leuchten in seinen dunklen Augen. Innerlich bebte wieder alles in ihr, was war los? Weshalb war sie wieder so nervös? Seine kalten Finger hoben ihr Kinn hoch und weiche Lippen legten sich kurz auf die ihren. „Du siehst atemberaubend aus, meine Schöne.“ Die Worte jagten ihr einen Schauer über den Rücken. Es kostete Sakura jegliche Beherrschung, die sie besaß, um ihn anzulächeln. Sie hoffte, dass es aussah wie immer und erwiderte: „Genau deshalb sollte es eine Überraschung sein.“ Sasuke strich ihr zärtlich über die Wange, es schien ihm egal zu sein, ob sie beobachtet wurden oder nicht. „Respekt, das lange Warten hat sich gelohnt. Du siehst aus wie die pure Verführung.“ „Und du siehst aus wie Adonis in Menschengestalt.“ Ihr war es unangenehm, dass er ihr Worte ins Ohr flüsterte, die sich wie eine Sünde anhörten. Sasuke jedoch war zufrieden mit dem, was er von ihr zu hören bekommen hatte und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Bevor du mich weiterhin mit irgendwelchen Göttern vergleichst, möchte ich dir einige Bekannte vorstellen.“ Er wandte sich wieder um und setzte wieder seine altbekannte Miene auf. Sakura wollte es nicht wahrhaben, aber langsam wurde ihr klar, dass sein Lächeln, seine schmeichelnden Worte, gar seine ganze Menschlichkeit alleine für sie bestimmt waren. Während sie auf die unbekannte Gruppe zuging, mit einem Mann an ihrer Seite, der ihr auch nach Monaten noch wie ein Mythos erschien, wurden ihre Schritte sicherer und sicherer. ~*~ Versteckt in einer gut belebten Straße lehnte sich ein Mann gegen eine Schaufensterscheibe. Shino zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht und schlug den Kragen seiner Jacke hoch. Seine Augen ruhten ohne Pause auf dem großen Firmengebäude vor sich. Den gesamten Tag war er alle möglichen Fakten durchgegangen und er war sich sicher, in der Firma ihrer Zielperson eindeutige Beweise zu finden. Einen Durchsuchungsbefehl würde er frühestens in einer Woche bekommen, doch so lange konnte er nicht warten, außerdem würde er damit seine Kollegin unnötig in Gefahr bringen. Für den Fall, dass heute etwas schief gehen sollte, hatte er alle möglichen Maßnahmen ergriffen, auch wenn er sich sicher war, dass sie unnötig waren. Dennoch war es cleverer, Vorsicht als Nachsicht walten zu lassen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es an der Zeit war. Licht brannte nur noch in den oberen Etagen, doch aus einer zuverlässigen Quelle wusste Shino, dass es sich dabei um eine Attrappe handelte. In zügigen Schritten überquerte er die Straße und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Wie geplant verließ jemand direkt vor ihm die Firma, weshalb die Tür weit geöffnet stand. Angesichts der späten Stunde arbeitete niemand mehr am Empfang. Das spärliche Licht spiegelte ihn auf den Marmorfliesen wider. Shinos Gestalt war dunkel, was er beabsichtigt hatte, denn in heller Kleidung würde er an solch einem Ort direkt auffallen. Ein schneller Blick durch die dunkle Empfangshalle mit den großen getönten Fenstern sagte ihm, dass der Raum videoüberwacht war. Mit zwei Schritten befand er sich im toten Winkel und behielt diese Art der Fortbewegung bei. Jetzt galt es nur noch, herauszufinden, wo sich das Büro des Uzumakis befand. Wenn er wirklich einer der drei Henker war, dann bestand die Wahrscheinlichkeit zu 80 Prozent, dass er selbst als Fahrer Zugriff zu allen möglichen Daten haben musste. Sobald Shino den Aufzug erreicht hatte, zog er ein kleines Gerät aus seiner Jackentasche. Es hatte die Größe eines Handys, doch seine Funktion war eine ganz andere. Der FBI-Agent griff in seine Seitentasche, die sich an seiner Hose befand und zum Vorschein kam ein Schraubenschlüssel. Gekonnt machte er sich an die Arbeit, das Ziffernblatt für den Fahrstuhl aufzuschrauben. Die Türen glitten zu und warteten auf seinen Stockwerkwunsch. Doch das hatte seine Zeit. Kaum war das Ziffernblatt weg, brachte er das kleine handyförmige Gerät an und es zeigte seine wahre Funktion. Manchmal kam Shino nicht darum herum, zuzugeben, dass es von Vorteil war, ein Technikgenie zu sein. Das kleine Gerät speicherte wichtige Daten ab und hatte gleichzeitig Zugriff auf alles, was sich als virtuell wichtig in dieser Firma befand. Als ein kleines grünes Lämpchen aufleuchtete, trennte Shino das Gerät wieder und schraubte schnell das Ziffernblatt wieder an. Alles in ihm bebte. Wenn er jetzt richtig handelte, dann hatten sie einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Er sah auf die Informationen, die ihm nun nicht mehr vorenthalten werden konnten. Ein zufriedenes Lächeln huschte über seine Lippen. Sein kleines Gerät oder viel mehr der UC-PC hatte so alles abgespeichert, was ihm weiterhelfen konnte. Insgesamt befand sich ein Computer in der Firma, auf dem wohl die meisten Beweise für Uchihas Untaten zu finden waren und das war höchst wahrscheinlich der des Meisters persönlich. Dann gab es wie zu erwarten noch drei weitere, die einen hohen Speicherstatus aufgaben. Um Näheres zu erfahren musste er sich an einem von den drei PCs zu schaffen machen. Shino ließ sich mit Hilfe des UC-PCs den Weg zeigen und fuhr geradewegs in den achten Stock. Der FBI-Agent versucht das Zittern seiner Hände zu verbergen und ballte seine Hand zur Faust. Die Aufregung durfte ihn jetzt nicht übermannen. Der Fahrstuhl hielt und Shino vergewisserte sich, dass er sich auch weiterhin im toten Winkel bewegen konnte. Auch wenn er vielleicht nicht so aussah, so wusste er doch, wie man sich bei speziellen Einbrüchen zu verhalten hatte. Drei Jahre bei einer Spezialeinheit hatten aus ihm einen vielseitigen Agenten gemacht. Sein Atem ging überraschend ruhig. Auch als er das gesuchte Büro erreichte, war er die Ruhe selbst. Die Tür war abgeschlossen, was kein weiteres Hindernis für ihn darstellen sollte. Er aktivierte erneut seinen UC-PC, dieser erzeugte eine Art Magnetstreifen, den er dann durch den dementsprechenden Schlitz ziehen konnte, damit die Tür aufsprang. Shino wagte nicht, Licht anzuschalten, doch da er die Umrisse der Möbel erkennen konnte, gab er sich damit zufrieden und schritt leise auf den Schreibtisch zu. Der Raum ließ auch in der Dunkelheit den Schluss zu, dass er sehr schlicht eingerichtet war. Außer einem Schreibtisch, samt Bücherregal und Couch konnte er nichts Weiteres erkennen. Shino ließ sich am PC nieder und ließ wieder seinen UC-PC dafür sorgen, dass das Passwort sowie sämtliche anderen Sicherheitsvorkehrungen überwinden wurden. Es kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit, bis der Computer hochgefahren war und er Zugriff auf alle möglichen Daten hatte. Als das kleine Gerät an seiner Seite sein Okay gab, holte Shino tief Luft. Er war seinem Ziel nur noch wenige Tastenschläge entfernt, ungewollt stieg sein Puls. Wie von selbst huschten seine Finger über die Tastatur. Dabei klebten seine Augen nahezu am Bildschirm. Die Daten rauschten an ihm vorbei und die Umwelt verschwand. Einzig alleine sein Herzschlag war zu hören. Die Informationen, die sich auf diesen Computer befanden, waren Gold wert und würden sämtliche Verteidiger des Uchihas zum Schweigen bringen. Selbst mit McTennille hätte er keinerlei Chance. Shinos Gesichtsausdruck wurde gehässig. Endlich konnte er den Mörder seiner Verlobten anklagen lassen. Nach unendlicher Zeit war es endlich soweit, ihr Tod wurde gerächt. Er klickte mit der Maus an einem viel versprechenden Ordner und sein Herz machte ungewollt einen Hüpfer. Über 45 Aufträge für die drei Henker waren hier abgespeichert worden. Sie alle sollten in den nächsten drei Monaten ausgeführt werden und er konnte es noch nicht einmal ausschließen, dass nicht sogar noch einige dazu kommen würde. Shinos Augen huschten über die Tabelle und er fertigte das ganze Packet zu einer E-Mail zusammen. Wie besessen wollte er dafür sorgen, dass sein Kollege diese Informationen erhielt. Er wusste, dass Kiba sofort reagieren würde, sobald er die Mail in seinem Fach vorfinden würde. „Darf ich erfahren, was das werden soll?“ Der kalte Lauf einer Pistole legte sich an Shinos Schläfe und er erstarrte inmitten seiner Bewegung. Er war nur noch zwei Mausklicke davon entfernt, die Mail abzuschicken. Sein Atem stockte und seine Hände wurden augenblicklich kalt. Der FBI-Agent wagte kaum zur Seite zu sehen, Schweiß lief ihm über die Stirn. Der hässliche Geruch von Zigarettenrauch schlug ihm entgegen. Neben ihm stand ein Mann mit etwas längeren schwarzen Haaren. Noch bevor Shino ihn richtig gemustert hatte, ging das Licht an und ein zweiter Mann befand sich im Raum. Dieser hatte dunkelrotes Haar und schien ebenfalls ein wenig verwundert, ihn hier aufzufinden. Beide sahen von Grund auf verschieden aus und doch konnte Shino erkennen, dass die beiden etwas umgab, das sie wiederum einander ähnlich waren. Kein Zweifel, vor ihm befanden sich die anderen beiden Henker. Shikamaru sah auf den Bildschirm, erstaunt darüber, dass es überhaupt jemand gewagt hatte, so weit vorzudringen, besah er sich den Mann vor sich. „Kleiner, ich glaube, wir haben einen großen Fisch vom FBI vor uns.“ Gaara grinste gehässig, seine Züge nahmen eine fremde Härte an. In dumpfen Schritten kam er auf seinen Kollegen zu. „Ich habe doch gesagt, dass jemand seine Nase zu tief in unsere Angelegenheiten steckt.“ Shikamaru setzte sich auf dem Schreibtisch direkt Gegenüber von Shino, dabei hielt er die Pistole unentwegt auf sein Opfer gerichtet. Die Gefasstheit des Eindringlings sagte ihm, dass er es mit einem Könner zu tun hatte. „Wer hat dir geholfen, hier reinzukommen?“ Shino schwieg, niemand. Doch anscheinend glaubten beide Henker, dass sich unter ihnen ein Spitzel befand. Dass es sich dabei um Sakura handelte, ahnte sicherlich keiner von ihnen. Gaara bemerkte den kleinen UC-PC und riss diesen vom Computer weg. Interessiert musterte er das Ding und sprach: „Meinst du, der Boss überlässt mir das Ding hier?“ „Nur wenn du sauber arbeitest“, bemerkte Shikamaru und legte nachdenklich den Kopf schief. Er schien keinerlei Interesse an dem Ding zu hegen. „Was meinst du, sollen wir mit unserem Gast hier machen?“ Der Rothaarige bemerkte das zynische Grinsen bei seinem Kollegen. „Keine Ahnung, sag du es mir.“ Shikamarus Augen leuchteten und er flüsterte leise: „Ich dachte da an etwas ganz Neues für unsere ach so lieben Freunde vom FBI.“ Shino schluckte hart und seine Fingernägel gruben sich in das Lederpolster, seine Hände wurden weiß. Er musste hier raus, oder aber er war tot. ~*~ Leise Musik erfüllte den Raum und Sakura konnte es kaum erwarten, in den Raum geführt zu werden, in dem die Versteigerung beginnen sollte. Überall erblickte sie schwatzende Leute, sie selbst befand sich in den Kreisen mehrerer junger Damen. Kaum dass man sie an Sasukes Seite hatte ausmachen können, war sie auch schon der Mittelpunkt der Veranstaltung geworden. Die jungen Frauen redeten alle gleichzeitig, was an ihren Nerven zerrte. Warum hatte der Uchiha sie auch nur alleine gelassen, als sie darauf bestanden hatte, sich alleine ein Häppchen zu Essen zu holen? Nun stand er mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck in sicherer Entfernung bei mehreren Herren, die in einer äußerst wichtigen Diskussion vertief waren. Sakura seufzte tief, doch dann erhellte sich ihr Gesichtsausdruck. „Miss Hyuuga!“ Die Schwarzhaarige schien ebenfalls erfreut, sie hier wieder zu sehen, weshalb sie die Rosahaarige auch gleich bat, mit ihr ein prächtiges Gemälde zu bewundern. Die beiden Frauen konnten sich von der neugierigen Scharr lösen und sprachen kurz darauf angeregt über Dali und Da Vinci. Sasuke verfolgte seine Abendbegleitung mit seinem Blick. Beinahe hätte er bei ihrer Ankunft seine Haltung verloren, ihre Erscheinung hatte ihn nahezu aus der Bahn geworfen. Das rote Kleid hob sie noch mehr von den anderen anwesenden Damen ab und genau dies verführte ihn. Seine Worte, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte, waren ernst gemeint gewesen, auch wenn Sakura es wohl als einen guten Witz angesehen hatte. Sasuke griff nach einem Sektglas in seiner Nähe und beobachtete, wie die junge rosahaarige Frau sich angeregt mit der Hyuuga-Erbin darüber unterhielt, ob man Dalis Vorstellungen verstehen konnte oder sie doch eine Fügung der Fantasie waren. Wenn Sakura sich mit der Hyuuga anfreunden würde, wäre es für ihn nur von Vorteil, denn Hinata kannte seine Machenschaften. Nicht umsonst war ihr Cousin einer seiner besten Geschäftspartner. Und dass sie seit knapp 1 ½ Jahren eine Affäre mit Naruto führte, hatte dafür gesorgt, dass sie für ihn jemand Unverzichtbares wurde. Ihre Intelligenz und Unscheinbarkeit machten sie von außen hin für Konkurrenten uninteressant, dabei wusste er, dass Hinata Kontakte in mehreren Bereichen pflegte. Sasuke nahm einen Schluck Sekt und wollte sich gerade wieder seinen Gesprächspartnern zuwenden, als er spürte, dass ihn mehrere Frauen beobachteten. Ein wissendes Lächeln zierte seine Lippen. Sie alle waren für ihn der Zweck für ein, zwei Nächte gewesen, doch anscheinend hatte er ihnen gefallen. Allerdings lehnte er heute alle eindeutigen Angebote ab. Er hatte jemanden gefunden, für den es sich lohnte, längere Zeit aufzubringen, wenn gar sogar mit ihr zusammen zu sein. Sakura war diese Frau. Sie hatte ihm gezeigt, dass eine Beziehung nicht nur durch einen körperlichen Aspekt galt, sondern durchaus auch durch Gesten, Worte und lange einzigartige Momente entstehen konnte. Wenn einem die Treue Spaß macht, dann ist es Liebe. Kapitel 5: Menschliche Schwäche. -------------------------------- . . . »Und hiermit möchte ich die Jährliche Versteigerungsaktion eröffnen! « Die Stimme eines rundlichen kleinen Mannes hallte durch den großen Raum, die meisten Gäste hatten sich an dem runden weiß gedeckten Tischen zusammen gefunden und sahen nun zum Podest. Hinter dem Mann wurde die Ware auf die Leinwand projektiert. Sakura, die sich neben Sasuke recht weit links vom Saal befand und somit gleichzeitig eine herrliche Aussicht auf den Garten hatte, welches nun mit Fackeln beleuchtet wurde, fragte leise: „Was wird heute Abend eigentlich alles zu versteigert?“ Sasuke lehnte sich entspannt zurück und erklärte: „Häuser, Schiffe, Bilder und so weiter. Eigentlich lauter uninteressantes Zeug.“ „Und warum bist du dann hier?“, sie war sichtlich belustig über sein gelangweilten Gesichtsausdruck. Nicht oft erlebte sie ihn so. Sasuke zuckte mit den Achseln. „Na ja, irgendwie muss ich meine Kontakte als Geschäftsmann ja pflegen oder? Und bevor ich mich für kitschige Dinnerpartys opfere, erscheine ich doch lieber hier.“ Er umschloss seine Hand mit der jungen Frau neben sich. Zärtlich erkundete sie die Konturen seiner rechten Hand und stellte dabei fest, dass sie um einiges größer war als ihre. Auch war seine Haut gegensätzlich zu ihrer. So glatt beinahe schon unheimlich weiß. Sasuke bemerkte ihre Sanfte Geste und drehte seine Handfläche, damit sie auch dort unter dem Tisch mit ihren Fingerkuppeln lang streicheln konnte. Sakura musste lächeln. Er verstand sie auch ohne Worte. „Und findest du hier manchmal etwas, was dir gefällt?“, sie versuchte das Gespräch im Gang zu halten und er legte den Kopf ein wenig schief, noch immer sah er so aus als würde höchst interessiert der Versteigerung lauschen. „Selten, früher bin ich jedoch immer bis zum Schluss geblieben.“ „Darf ich erfahren warum?“, sie bemerkte, dass er es ihr eigentlich nicht erzählen wollte, doch nun war ihre Neugier geweckt. Sasuke wollte sich ausschweigen, doch so leicht kam er ihr nicht davon. „Sasuke. Komm schon, so schlimm kann es nicht sein.“, sie beugte sich nun ein wenig zu ihm herüber und musste lachen. Der Uchiha seufzte leise: „Am Ende wird immer eine Frau versteigert und zwar für einen Abend. Meist sucht der Veranstalter sie persönlich aus, da sie der Mittelpunkt seiner Party war.“ Wissend hob Sakura die Augenbrauen. „Und? Hat sich das Bieten denn gelohnt?“, sie konnte sich denken wo der Abend meist geendet hatte, denn gewiss waren die Frauen nicht gerade hässlich gewesen. „Zu Beginn dachte ich immer ja.“ „Aber?“, bohrte sie nach und langsam wurde ihm bewusst, dass sie ihn extra reizte. „Aber nach einiger Zeit wurde mir klar, dass sie in einer bestimmten Hinsicht alle gleich waren. Du weißt schon.“, fügte er hinzu. „Sie alle wünschten sich ein Leben an der Seite eines reichen Mannes um dann einen auf Hausfrau und Rich Lady machen zu können.“ Sakura verstand, dass war also der Grund gewesen, warum er nie lange bei einer Frau geblieben war. Die meisten hatten sich an das verwöhnte Leben gewöhnt und langweilten ihn. „Na dann hoffe ich heute einfach mal, dass dort oben nicht gleich jemand stehen wird, der dir schöne Augen macht.“, Sakura machte einen Witz, denn sie wusste das ihre Begleitung so viel Anstand besaß um in ihrem Beisein nicht für eine andere Frau zu bieten. „Warum sollte mir jemand anders schöne Augen machen?“ Die Haruno seufzte leise und nahm einen Schluck von ihrem Martini. „Weißt du Sasuke, man hat mir Recht interessante Anekdoten über dich erzählt.“ Er tat gleichgültig, doch als sie nicht weiter sprach, sah er ein, dass er fragen musste um Antworten zu bekommen. „Okay, wer erzählt solch einen Unsinn?“ „Och der und dieser. Na ja und sie oder manchmal auch nicht.“, Sakura grinste und bemerkte dabei, dass sie seine Geduld hart auf die Probe stellte, doch genau das schien es zu sein, was ihn niemals an ihr langweilte. Sasuke beugte sich zu ihr herüber und wollte ihr gerade etwas ins Ohr flüstern als eine laute Stimme ertönte und ein starkes Licht sie beide blendete. »Und nun möchte ich ihnen, die heutige Versteigerungslady des Abends vorstellen! « Applaus ertönte und Sakura stand irritiert auf. »Würden Sie bitte nach vorne kommen, Miss? « Unsicher sah sie ihre Begleitung an und wurde auf die Bühne geführt. Sasuke rieb sich die Stirn. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Warum musste Steward sich ausgerechnet sie aussuchen? Waren ihm Naomi und Abigail nicht mehr gut genug oder wirkte sich der Profit nicht mehr hoch genug aus, da die beiden fast jedes Mal vorne standen und die Junggesellen der Gesellschaft etwas Neues an Frischfleisch haben wollten? Nicht mit ihm! Diese Frau war sein und er würde den Teufel tun, um sie heute Abend jemand andern zu überlassen. Sasuke beobachtete, wie der kleine rundliche Mann Sakura begrüßte und sie bat sich einmal um die eigene Achsel zu drehen, was sie dann mehr oder weniger glücklich tat. Ihr Lächeln wirkte unsicher, schließlich wusste sie nicht was auf sie zukommen würde. »Also meine Herren. Neben mir steht eine reizende Lady 27 Jahre alt, ausgesprochene gute Bildung und fantastischen Aussehen! «, die junge Frau wurde rot, hatte aber kein Problem damit dieses Spielchen mitzuspielen. Galant nahm legte sie eine Hand auf die Schulter des kleinen Mannes woraufhin er sie weiter lobpreiste. »Beginnen wir bei 15.000, wer bietet mehr? « Mehrere Hände schellten nach oben und Sakura warf einen kurzen Blick auf ihre Abendbegleitung. Doch Sasuke schien sich keines Wegs an dieser Versteigerung beteiligen wollen. Gelassen lehnte er sich zurück und nippte an seinem Wein. Sie warf ihn einem warnenden Blick zu, doch das ganze schien ihn nur noch mehr zu amüsieren. »25.000, nein 30.000, 35, 40, das Angebot steht bei 45. 000 Dollar. Wer bietet mehr? Steward zum ersten…« Die Rosahaarige warf einen Blick auf besagten Mann und bemerkte, dass dieser sein bereits sein Checkbuch hervorgeholt hatte. Nein, das konnte jetzt nicht wahr sein. Sasuke würde sie nicht einfach so jemand anderen überlassen. Vor allem nicht, wenn ihm wirklich wie angenommen etwas an ihr lag. »60.000 Dollar! «, jodelte plötzlich der runde Mann neben ihm und sofort drehten sich einige Gäste um. Sakura klopfte das Herz bis zum Hals, denn Sasuke hatte seine Hand gehoben und somit den Preis angegeben. Steward wendete sich kurz um, dann seufzte er enttäuscht und die laute Stimme des Mannes neben ihr, verkündete das Urteil. »Mit 60.000 Dollar geht die junge Frau an Mr. Uchiha. « Erleichtert atmete Sakura aus und die Gäste klatschten. Sie sollte lernen geduldiger zu sein. „Sie haben Glück gehabt Miss.“, bemerkte eine ruhige Stimme neben ihr und sie sah in zwei zufriedene braune Augen. „Es ist das erste Mal das Mr. Uchiha den Preis von 45.000 Dollar überbietet. Sie müssen wahrlich etwas besonders sein.“ Sie lächelte höflich und gestand: „Ich würde eher sagen, ich habe ihn besonders gut im Griff.“ Er lachte und plötzlich bemerkte sie sich rechts von sich eine Hand, die ihr dabei behilflich sein wollte die Stufen der Bühne herunter zu treten. „Sind wir etwa ein klitzekleines bisschen panisch geworden?“, Sasuke grinste wissend, woraufhin sie nur eine Augenbraue hob und möglichst arrogant an ihm vorbei schritt. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“ Noch bevor sie die letzte Stufe erreicht hatte und direkt vor ihm stand, musste sie allerdings lachen und gab ihn einen leichten Stoß in den Magen. „Mach so etwas nie wieder! Hörst du?“, leicht verstimmt sah sie ihm an. „Ich hatte echt schon damit abgeschlossen meine ach so kostbare Zeit mit diesem Deppen verbringen zu müssen.“ Sasuke legte seine Arme um ihre Hüfte und legte seine kalten Lippen auf ihre Halsbeugen. Seine Stimme klang heiser: „Als Gegenleistung für diese Rettung nehme ich einfach mal an, dass du heute bei mir bleibst oder?“ Die junge Frau musste hart schlucken und wollte gerade etwas erwidern als er ihr einen Finger auf die Lippen legte. „Keine Ausreden, dieses mal wirst du das Spiel nach meinen Regeln spielen.“ Er legte einen Arm um ihre Taille und zog sie sachte mit sich, denn die Herrschaften hatten sich erhoben und strömten nun in verschiedene Richtungen. Entweder um auf der Terrasse Platz zunehmen oder um einen kleinen Imbiss zu genießen. „Ach übrigens.“, Sasuke griff nach einem Martini und überreichte ihn ihr. „Dieses mal wird es kein Klavier geben mit dem du mich ablenken kannst.“, ein schelmisches Grinsen huschte über sein Gesicht und Sakura hätte beinahe das Glas fallen gelassen. „Du…“, sie suchte drohend nach den richtigen Worten, dich Sasuke war schneller und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht. „Scherz, ich habe eigentlich vor dich heute Abend in ein ganz besonders Haus zu entführen.“ „Schon wieder entführen?“, entfuhr es ihr und ihm wurde schlagartig bewusst, dass es sich in ihren Ohren mal wieder zu brutal anhörte und er musste leise lachen. Überrascht musterte Sakura seine weichen Züge, viel zu selten bekam sie ihn so gelöst zu Gesicht. „Okay, dann sagen wir: ich möchte dich zu einer Besichtigungstour einladen. Besser so?“ „Viel besser!“, sie nickte einverstanden und wollte wissen. „Wird sich der kleine Ausflug denn auch lohnen?“ Sasuke schwieg sich darüber aus und schritt geradewegs in einem angegrenzten Raum. „Wie wäre es wenn wir eine Kleinigkeit Essen und uns dann Richtung Ausgang begeben, denn ich kann dir versprechen, dass da wo wir übernachten werden kein so festliches Mahl auf uns warten wird, wie einst auf der Yacht.“ Sie antwortete nicht sondern begab sich zum großen Büffet, dieses Mal hatte sie jemanden an ihrer Seite der sich mit diesem Essen auskannte und sie beraten konnte. „Ich deute das mal als `ja`“, Sasuke umschloss ihre Hand um seiner und hob seinen Kopf. Er würde diesen Abend hier genießen, egal welcher Schleimbeutel sich zu ihnen gesellen würde, mit Sakuras Anwesenheit stieg seine Stimmung und auf eine Senkung war vorerst nicht zu hoffen. ~*~ Shino knallte auf den harten kalten Boden auf. Sein Kopf schmerzte und ein dumpfes Geräusch rauschte durch sein Gehirn. Der Boden unter ihm bebte, nur langsam und zögerlich konnte er seine Augen öffnen. Auf dem ersten Blick war seine Sicht verschwommen, doch je länger er ruhig liegen blieb umso klarer wurde sie. Nach Minuten der Stille halten laute Schritte durch den fensterlosen Raum. Der Agent versuchte ruhig zu atmen und bemerkte dabei das Blut, das sich auf den schmutzigen Boden verteilte. Seine Lunge schmerzte bei jeder Bewegung, ebenso seine Rippen. Die Schläge von dem Henker waren nicht gerade harmlos gewesen zumal sie einiges an Werkzeug gebraucht hatten. Besonders schlimm war die Eisenstange gewesen. Immer wieder hatte ein Schlag dem Nächsten gefolgt. „Sieht schlecht aus für unseren ach so tollen FBI-Fritzen.“, eine gehässige Stimme hallte durch den Raum und Shino versuchte keuchend sich aufzurichten, was ihm nur bis zur Hälfte gelang. Die schmerzenden Glieder hielten ihn davon ab sich frei zu bewegen. Sein Herz pochte ihm bis zum Hals und seit über einer Stunde lebte er mit der Gewissheit hier nicht mehr heraus zu kommen. Nur ein Wunder konnte ihn noch retten und daran glaubte er nicht. Wunder waren etwas für Träumer und er war Realist. Shikamaru beugte sich zu ihm herunter und spuckte ihm ins Gesicht. „Ich liebe es, wenn ihr wimmernd am Boden liegt. Eure Sorte hätte schon während der Ausbildung lernen müssen zu Kreuze zu kriechen.“, er drehte sich zu seinem Kollegen und wollte wissen. „Und? Was machen wir jetzt mit dem?“ Gaara der an der Tür lehnte dachte nach, schließlich: „Weißt du ich habe da letztens ein total interessantes Buch gelesen. In manchen Regionen Afrikas bestraft man Verräter oder Eindringlinge auf einer recht interessanten Weise.“ Shikamaru erhob sich. „Ich bin ganz Ohr.“, der Rothaarige stieß sich von der Tür ab und ging auf seinen Kollegen zu. Sein Gesichtsausdruck glich dem eines Wahnsinnigen. „Solche Menschen hängt man auf, an der eigenen Haut.“ Shino riss die Augen auf, sein ganzer Körper versteifte sich. Doch noch war der Henker noch nicht fertig mit seiner Ausführung. „Meistens an einem Baum oder so und dort bleiben sie oft Tage lang hängen. Wenn sie schreien, so erzählte man sich, dann würde das Böse aus ihnen herausfahren.“ Shikamaru legte den Kopf schief, ja das Ganze gefiel ihm. Sehr gut sogar. Die beiden Männer sahen auf ihr Opfer herab, nur mit sehr viel Mühe schaffte Shino es das Zittern seiner Hände zu unterdrücken, nämlich indem er seine Hände zu Fäusten ballte. Er würde keine Angst zeigen. Diese Genugtuung würde er ihnen nicht geben. „Hol die Harken.“, sprach Gaara kurz angebunden und Shikamaru grinste. „Wir hängen ihn hier auf, mal sehen wie lange er aushält.“, der Schwarzhaarige verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich. Gaara bückte sich und zündete sich eine Zigarette an. „Clever von dir dieses Wunderstück zu erfinden.“, er hielt den kleinen UC-PC in der rechten Hand. „Doch dumm von dir ausgerechnet heute hier einzudringen.“ Shino gab keine Antwort, sondern starrte sein Gegenüber nur finster an, doch das schien ihn nicht im Geringsten etwas auszumachen. „Wenn ich du gewesen wäre, dann hätte ich zumindestens Verstärkung mitgenommen, aber zum Glück seid ihr FBI-Heinis zu stolz für eine faire Zusammenarbeit. Ich wette mit dir, dass deine Kollegen noch nicht einmal wissen, dass du dich hier befindest.“ Dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, hatte Shino selbst im Anblick des Todes niemals zugegeben. Doch nun schellte er sich einen Idioten. Er war wahrlich ein Narr gewesen. Mindestens Kiba hätte er stecken müssen, was er vorhatte, doch sein Eigensinn war größer gewesen als seine Vernunft. Die Eisentür glitt erneut auf und Shikamaru trat ein, in den Händen hielt er ein Seil und zwei große Harken. „Ein Glück das wir einen sturzbesoffenen Hausmeister haben.“ Gaara lachte und zog Shino mit Leichtigkeit am Kragen des T-Shirts hoch, mit voller Wucht wurde dieser an die Wand gedrückt und das Shirt bis zu seinem Bauch in zwei gerissen. Heftig atmen und vor Schmerzen stöhnend kniff Shino die Augen zusammen. Shikamaru trat näher. „Und wo hat man die Harken rein gesteckt?“ „Im Brustkorbbereich.“, informierte Gaara und die beiden Männer hielten jeweils einen Arm des Mannes fest, um seine Beine machten sie sich keinerlei Sorgen mehr, denn diese waren mittlerweile so zertrümmert, dass er kaum noch in der Lagen sein durfte sie zu bewegen. Shikamaru besah sich den Hacken in seiner rechten Hand und er gestand: „Hübsche Art zu Tode zu kommen, oder? Zumindest ein wenig ehrenvoll. Mit deinem Vorgänger sind wir anders umgegangen.“ „Weniger freundlich.“, stimmte Gaara zu und beugte sich zu Shino, dann flüsterte er diesem ins Ohr. „Wir haben ihn sich selbst in die Luft jagen lassen. Du weißt schon, in einem schön abgelegenen Waldstück.“ Ein kalter Schauer lief dem FBI-Agenten über den Rücken, seine Augen starrten an die Decke, das künstliche Licht brannte und doch war es für ihn etwas Tröstliches. Noch während er sich auf das Licht konzentrierte spürte er einen grausamen Schmerz, stur biss er sich auf sie Unterlippe und kniff die Augen zusammen. Er würde nicht schreien, egal ob sie ihm die Gliedermaßen einzeln abhacken würden oder ihn bei lebendigen Leib in Brand setzten würden. Das letzte was er wollte war ihnen den Triumph zu gönnen, dass sie ihn gebrochen hatten. Noch während die beiden Henker mit aller Kraft die sie aufbringen konnten, die Harken in seine nackte Brust rammten verschwamm sein Blickfeld und mit einmal wurde alles um ihn herum hell. Kälte kroch an seinem Körper hoch. Die zwei Männer lachten hämisch und es hörte sich in Shinos Ohren so an wie die Glocken zu seinem Todesurteil, dann spürte er nur noch einen schmerzhaften Ruck ehe sein Bewusstsein schwinden ging. Leicht bewegten sich seine Lippen und er wollte die Hand heben. Alles so hell… Kalt… Laut… Er sah ein Gesicht vor sich, jenes was ihn seit langen jede Nacht in seinen Träumen besuchte. Seine geliebte Kintaly… ihre Haut erstrahlte in einem weiß, dass es ihn blendete und doch konnte er deutlich erkennen das sie scheu und schüchtern lächelte. Sein Herz verkrampfte sich und er spürte das deutliche Pochen in seiner Brust. Es verlangsamte sich und je weniger er es vernahm, desto wärmer wurde ihm. Doch das interessierte ihn nicht, mehr noch starrten seine Augen halb geöffnet, unaufhörlich auf diese wunderschöne Frau vor sich. Sie reichte ihm eine von ihren zarten Händen. Ihr langes schwarzes Haar fiel ihr über die Schultern und mit einem mal war sie ihm so nahe, dass er das Gefühl hatte ihren himmlischen Duft von Maiglöckchen einzuatmen. Shino sah wie sie ihren Mund bewegte und ihm etwas zu sagen versuchte. Doch noch drang kein Wort davon zu seinen Ohren. Leise flüsternd wollte der Schwarzhaarige ihr antworten, doch das einzige was über seine trockenen Lippen kam war: „K-Kin… i-ich…komme… z-zu… d… d-di-!“ Sein letztes Wort verstummte, seine Augen wurden glasig, wie von selbst zogen sich seine Mundwinkel nach oben. Es war vorbei, endlich war er bei ihr. ~*~ Sakura sah von dem gigantischen Balkon direkt in den beleuchteten Garten. Noch nie hatte sie solch ein schönes Haus gesehen. Es lag einsam und verlassen mitten in Los Angeles. Die Mauern, die das Grundstück kennzeichneten waren so weit entfernt, dass sie selbst bei Tageslicht durch den dichten Wald nicht zu sehen waren. Die junge Frau ließ ihre Hand am Gelände des Balkons entlang gleiten und schritt zu der riesigen Treppe zu ihrer rechten Seite. Am anderen Ende wartete bereits Sasuke auf sie und öffnete eine Flasche Sekt. Dann trat er an einen weißen Tisch und goss den Inhalt in zwei hübsche Gläser. Sakura kam zu ihm und mit einer Geste leuchtete der Pool hell auf und das Wasser schoss aus einer großen Wand, sodass sie das Gefühl bekam, einen Wasserfall mitten im Garten vor zu finden. „Schönes Haus, ehrlich. Wie hast du es bekommen?“ „Kontakte.“, erklärte Sasuke kurz angebunden und reichte ihr das Glas. Sie nahm einem kleinen Schluck, dabei fiel ihr Blick auf den achteckigen Pool. Innerlich bebte sie, denn seit er sie ersteigert hatte war ihr bewusst, was gleich auf sie zu kommen würde, wenn er ihr näher kam. Sakura versuchte ruhig zu bleiben und all ihre Möglichkeiten noch einmal abzuschätzen. Ein Klavier gab es hier nicht, denn danach hatte sie bereits Ausschau gehalten und er hatte Wort gehalten, nicht eins war in der Nähe, obwohl das Haus so riesig war. Die junge Frau hatte bereits nach einem anderen Ablenkungsmanöver gesucht, doch sie glaubte kaum, dass er sich in ein Gespräch über Kunst verwickeln ließe. Dies würde er gewiss sofort durchschauen und Augenblicklich zu Angriff rüber gehen. Natürlich hatte sie es auch schon in Betracht gezogen ihm zu sagen, dass sie noch nicht bereit dazu war, aber wenn sie ganz ehrlich war, wer würde ihr das noch abkaufen? Er würde nur misstrauisch werden und das wollte sie in keinem Falle. Sakura umklammerte das Glas mit beiden Händen, dabei sah sie erneut auf den Pool und in ihrem Kopf knipste augenblicklich jemand ein Licht an. Wer hatte denn gesagt, dass er zum Angriff rüber gehen musste, wenn sie ihr Schicksal auch selbst in die Hände nehmen konnte. Der Haruno war bewusst, dass diese Aktion ihr nun all den Mut abverlangen würde den sie aufbringen konnte, doch es war immer noch besser als wie ein Häschen auf die Schlange zu warten. Ihr Herz schlug schneller und sie bemerkte, dass die Unruhe in ihr stieg. Möglichst gelassen stellte sie das Glas auf den Tisch ab und ging Richtung Pool. Als sie weiches Gras unter sich hatte, schlüpfte sie aus ihren Sandalen und ihre nackten Füße berührten das Gras. Sakura sah kurz über ihre Schulter und bemerkte das Sasuke sie verwirrt ansah. Noch wusste er nicht was sie vorhatte. Sie war noch nicht einmal selbst sicher, ob sie das hier auch wirklich tun wollte, doch der Mut siegte. „Was ist los, Sasuke? Auf einmal so still.“, ihre Stimme war belustig und ohne eine Antwort abzuwarten fuhren ihre Hände zu dem Verschluss am Rücken ihres Kleides. Langsam, fast in Zeitlupe öffnete sie ihn. Sie spürte seinen überraschten Blick im Nacken und musste lächeln. Für sie war es immer der schönste Augenblick, wenn sie zusammen war und sie ihn mit irgendeiner Geste überrumpelte konnte oder gar sprachlos machte. Das rote sündenhafte Kleid rutschte von ihrem Körper und landete auf der Wiese. Leichtfüßig stieg Sakura darüber und trat ein paar weitere Schritte Richtung Pool. Mittlerweile war das schwarze Spitzenbesetzte Korsett zum Vorschein gekommen. Innerlich schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel und bedankte sich im Stillen bei der Verkäuferin, dass diese sie so gut beraten hatte. Sakura schluckte hart, ihre Hände fühlten sich merkwürdig kalt an, aber dennoch sicher an als sie auch dieses Mal zu ihrem Rücken fuhren die Bänder lösten. Dieses Mal war es um einiges schwieriger als sich aus einem Kleid zu pellen, doch Sakura war geschickt genug um auch dieses Hindernis zu überwinden. Die Haruno schielte lächelnd über ihre Schulter und versuchte Selbstsicherer zu klingen als sie eigentlich war. „Willst du mir nicht ein wenig Gesellschaft leisten?“, das Korsett landete ebenfalls im Gras und Sasuke bekam einen herrlichen Blick auf ihren nackten Rücken. Als ihre Füße am Beckenrand standen wurde Sakura klar, dass wenn sie schon so weit gegangen war auch den letzten Schritt tun musste. Ihre Finger berührten den schwarzen Slip und zogen ihn langsam, fast schon herausfordernd nach unten. Schließlich stand sie vollkommen unbedeckt vor ihm, doch leider hatte er nur eine Sicht auf ihren Körper von hinten. Sakura hörte wie Sasuke sein Glas nun ebenfalls auf den Tisch stellte und einige Schritte auf sie zukam. Doch noch bevor er sie erreichte lächelte sie zufrieden und machte einen Köpper ins kalte Wasser. Das kühle Nass tat ihr gut und kribbelte auf ihrer Haut, mit den Fingerkuppeln berührte sie den Boden des Pools und öffnete die Augen. Es war ein herrliches Gefühl mitten in der Nacht ein Bad zu nehmen. Noch nie hatte sie sich so etwas getraut, doch heute war es der einzige Weg die Oberhand zu behalten, auch wenn es für ihn vielleicht nicht so aussah. Sakura schwamm energisch bis zum anderen Ende des Beckens, erst als sie am Wasserfall wieder auftauchte schloss sie kurz die Augen um das kalte Wasser eines Strahls auf sich herab prasseln zu lassen. Ihre Hände schoben das wieder glatte Schulternlange Haar nach hinten und sie tauchte erneut unter. Als sie hinter dem Wasserfall angekommen war bemerkte sie verwundert, dass es hier hinter Stufen gab. Wahrscheinlich führten diese ins Innere des Hauses. Gerade als sie sich von der Felsenwand abstoßen wollte um die Endeckung zu erweitern spürte sie zwei kalte Hände auf ihren nackten Bauch. Sofort versteifte sich ihr ganzer Körper und sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr. Sakura berührte mit ihren Rücken seinen warmen Oberkörper und ihr wurde klar, dass sie sich noch nie so nahe gewesen waren wie jetzt. Sanft küsste er ihren Hals, seine Hände wanderten höher und umschlossen ihre Brüste. Zärtlich strichen seine Daumen über ihre harten Spitzen. Sie atmete schwer und drehte sich langsam zu ihm um. Sakura sah ihm in die Augen und erkannte, dass sie vor Vorfreude leuchteten. Nun konnte sie ihn nicht mehr aufhalten, doch die Frage war, wollte sie das überhaupt? Ihre Haut kribbelte, ihr ganzer Körper schrie nach ihm. Viel zu lange war sie in seiner Nähe gewesen ohne, dass etwas passiert war. Und genau das war der springende Punkt. Er faszinierte sie. Doch es war nicht nur das, was sie in seinen Bann zog. Sakura war in den letzten Wochen selbst klar geworden, dass sie sich seinem Wesen nicht entziehen konnte. Egal was er tat, es berührte sie. Jede Geste und jedes Wort. Zu Beginn hatte sie geglaubt ihr Herz würde nur in seiner Gegenwart so schnell schlagen, weil sie Angst vor ihm hatte, doch als sich seine kalten weichen Lippen auf ihre legten und sie nach allen Regeln der Kunst verführten, wurde ihr bewusst, dass ihr Herz wegen eines anderen Grundes so schnell schlug. Ihr lag etwas an ihm. Ob es jetzt Interesse, Faszination oder gar wirklich Verlangen war, sie wusste es nicht. Nur eins rauschte immer wieder durch ihren Kopf. Sie verlor die Kontrolle über sich. Und genau das würde ihr eines Tages teuer zu stehen kommen. Doch im Moment wollte sie nicht darüber nachdenken und warf den Kopf nach Hinten. Seine Hände fuhren geübt über ihren Körper und sie seufzte. Alles, was er mit ihr tat, fühlte sich richtig an. Jede Berührung, jeder Kuss und jede Liebkosung. „Ich kann es immer noch nicht fassen.“, flüsterte Sasuke leise als er sich kurz von ihr löste. „Du hast es tatsächlich geschafft mich ganze zweieinhalb Monate hinzuhalten.“ Sakura lächelte und griff ins sein schwarzes Haar, blaue Augen sahen in ihre. Zärtlich verschmolzen ihre Lippen erneut miteinander und die Zeit schien stehen zu bleiben. Alles was zählte waren sie beide und der jetzige Moment. ~*~ Der Wind heulte über die Felder und das Mondlicht zeichnete die Konturen der Bäume nach. Naruto sah in den Himmel, kein Stern war weit und breit zu sehen, obwohl es eine wolkenlose Nacht war. Ein leiser Seufzer entwich seiner Kehle und er sah nach rechts. Der Blonde lächelte, denn neben ihn hatte eine schwarzhaarige Frau ihren Kopf auf seine Schulter gelegt und sah schweigend mit ihm in die Ferne. Ihre Hände waren miteinander verhakt und symbolisierten somit, dass sie zusammen gehörten. Naruto atmete ihren Duft ein und schloss kurz die Augen. „Warum bist du heute so still?“, ihre ruhige leise Stimme ließ ihn aufschrecken und sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. Manchmal schätze er ihr Feingefühl für Probleme, doch wenn er nicht darüber reden wollte, fiel es ihm schwer nicht fuchsig zu werden. Er wollte nicht unfair sein, schließlich erzählte sie ihm auch, wenn sie sich geärgert hatte und dass sie deutlich verstimmt war. „Gaara und Shika haben einen FBI-Fritzen an meinem Schreibtisch aufgegabelt. Sie waren ziemlich entsetzt darüber, dass es jemand so weit vor geschafft hat, ohne das sie etwas davon bemerkt haben.“ Hinata schwieg, sie wusste was es bedeuten würde, wenn Sasuke spitz kriegen sollte, dass sie ein paar Minuten unachtsam gewesen waren. Er war ein Perfektionist und das Versagen bedeutete für ihn Vertrauensbruch. Und diesen musste man teuer bezahlen. „Morgen früh werden sich unsere Freunde ihr Geschenk abholen können. Die beiden haben sich sogar richtig Mühe gegeben es hübsch zu verpacken.“ Hinata erschauderte. Sie hasste es wenn er so abfällig redete, doch mittlerweile war sie es Leid ihn ständig darauf hinzuweisen und hatte sich vorgenommen sich an seine Art und Weise sich auszudrücken zu gewöhnen. „Aber der Grund, warum ich schlechte Laune habe ist ein anderer. Die Genialität mit der der FBI-Agent in die Firma vorgedrungen war, ist beängstigend. Zum Glück hatte er keinen Komplizen, aber alleine die Vorstellung lässt mir den Schweiß von der Stirn pellen.“ Die junge Hyuuga verstand, denn in der Tat, das FBI wurde von Monat zu Monat cleverer. Nicht, dass sie die Fähigkeiten des Uchihas unterschätzte, aber es zeigte, dass ihre Gegner nicht schliefen und fleißig ihre Hausaufgaben machten. „Hast du vor mit Sasuke darüber zu reden?“ Naruto nickte, dabei sah er allerdings nicht besonders glücklich aus. „Ich muss. Wir müssen nun genau überlegen, wie wir dealen und unsere Ware beschaffen. Nicht, dass wir noch direkt ins Messer laufen.“ Alleine bei der Vorstellung musste Hinata lachen und er sah sie überrascht an. „Hör mal, du glaubst doch nicht im Ernst, dass euch jemals jemand das Handwerk legen wird?“, sie strich sich eine lange Haarsträhne hinter das Ohr und erklärte: „Sasuke wird schon wissen, warum er seine drei Henker sorgfältig auswählt und jeden und alles doppelt und dreifach überprüfen lässt, ehe er sich auf ein Geschäft einlässt. Außerdem gibt er nach außen hin den perfekten Geschäftsmann ab.“ Die Zuversicht seiner Freundin färbte auf Naruto ab und er spürte, wie ihm leichter ums Herz wurde. „Richtig.“ Hinata zögerte bevor sie schließlich ihre brennende Frage aussprach: „Denkst du manchmal daran vielleicht nicht doch irgendwann einmal auszusteigen?“ Ihr plötzlicher Themenwechsel irritierte Naruto, doch er wollte auf ihre Frage berechtigt eingehen, also dachte er gründlich nach bevor er antwortete. Eine Weile saßen sie schweigend auf der Hollywoodschaukel nebeneinander und wippten im gleichmäßigen Takt. „Nein, niemals.“, Hinata seufzte tief, doch er lächelte und gestand. „Es liegt nicht nur daran, dass Sasuke und ich recht gute Kumpels sind, wenn du dich das fragst. Eher ist es sein Versprechen, was mich ein wenig abschreckt. Diene ein Leben lang oder dir droht der Tod. Ist man ihm ein treuer Gefolgsmann wird er dich belohnen, hintergehst du ihn, wird er dich dementsprechend bestrafen. Weißt du Hinata, ich war schon zu oft der Henker, als dass ich selbst Opfer werden möchte.“ Sie löste sich ein wenig von ihm und zog in Erwähnung: „Und was wenn dich die Polizei irgendwann einmal schnappt?“ „Dann haut Sasuke mich dort wieder raus. Das war der andere Teil seines Versprechens. Sollten wir jemals Schwierigkeiten bekommen, so können wir uns auf ihn verlassen. So, wie er sich auf uns.“, Hinata sah ihn erstaunt an und Naruto verriet: „Dass ist sein Erfolgsrezept, damit gewinnt er seine Spitzel, Boten und Dealer.“ Die Hyuuga war sich immer bewusst, dass der Geschäftspartner ihres Cousins mit allen Wassern gewaschen war, aber seine eigentlichen Ziele, Absichten oder gar seine Strategien konnte sie nie voraussehen. Der Blonde zog sie zurück in seine Arme und vergrub sein Gesicht in ihrem herrlichen langen schwarzen Haar. Er ahnte, was sie sich fragte, nämlich wie ihre gemeinsame Zukunft wohl aussehen mochte, wenn sie so weiter machen würden. Einfach war es für beide nie gewesen und leichter sah die Zukunft bestimmt nicht aus, dennoch hoffte Naruto das er irgendwann einmal ein ruhiges und zufriedenes Leben haben würde. Hinata schloss die Augen, sie wusste an was ihr Freund gerade dachte. Sie kannte den Fluch seiner Familie, vor dem er davon rannte. Alle Uzumakis waren auf irgendeiner Weise erfolgreich, verdienten Geld, dass sie es kaum mehr zählen konnten und arbeiteten 20 Stunden am Tag. Doch eines waren sie alle nicht. Glücklich. Man konnte Naruto mit nichts locken, außer mit Zufriedenheit und die Wärme eines glücklichen Zuhauses. Genau das wollte sie ihm eines Tages bieten können, doch im Moment war daran nicht zu denken. ~*~ Das Feuer im Kamin knisterte unaufhörlich vor sich hin, dabei warf es lange Schatten an die hellen Wände des Wohnzimmers. Draußen klopfte der Regen gegen die Scheiben und spielte eine sanfte Melodie. Sasuke saß aufrecht auf dem weißen Teppich, hinter ihm befanden sich Sessel und eine große Couch, doch diesen schenkte er in diesem Augenblick keine Beachtung. Er trug seine schwarze Anzugshose, während das weiße Hemd draußen im Wind an einem Stuhl klebte. In seiner rechten Hand hielt er ein Weinglas und nippte gelegentlich daran. Eines seiner Beine war angewinkelt, während das andere aufgestellt war. Schon seit über einer Stunde verharrte er in dieser Position, doch es war ihm egal. Noch vor einiger Zeit war sein Innerstes aufgewühlt und Ruhelos gewesen. Noch nie hatte er so lange auf eine Frau warten müssen. Immer wieder hatte sie seine Geduld auf die Probe gestellt und langsam war bei ihm die Frage aufgekommen ob sich das lange Warten eigentlich lohnte oder ob nicht vielleicht ein bestimmter Grund hinter Sakuras Handeln gesteckt hatte. Doch heute hatte sie all seine Zweifel mit einer simplen, beinahe schon primitiven Verführung zunichte gemacht. Wie ein Tier war er über sie hergefallen, doch sie schien es genossen zu haben, denn sonst hätte sie versucht ihn ein wenig zu zähmen. Sasuke lächelte und gestand sich ein, dass Sex im Wasser durchaus etwas Aufregendes an sich hatte. Vor allem dann, wenn das Wasser kalt wie Eis war und der Körper einer schönen Frau brannte wie Feuer. Der Uchiha sah ins Feuer, seine Augen waren so wachsam wie eh und je. Er lauschte dem gleichmäßigen Atem der Frau neben sich. Leise drehte er sich zu ihr. Seine Finger spielten mit einer von ihren vielen Haarsträhnen. Sie war so anders… Etwas besonders… Außergewöhnlich… Sein Blick glitt über ihren Körper, ihren wohlgeformten Kurven und ihrer weichen Haut, die nun von einer großen weißen Decke verdeckt wurden. Das Feuer im Kamin wurde kleiner und würde bald ganz erloschen. Er legte seinen Arm um ihren Oberkörper und den anderen unter ihre Beine. Vorsichtig hob er sie hoch und schritt mit ihr durch das Wohnzimmer. Sakura schien fest zu schlafen und er fragte sich, ob ihr heutiger Tag so stressig gewesen war, dass sie wie in Trance schlief. Er trug sie ins Schlafzimmer und legte sie auf eine unberührte Seite. Sofort drehte Sakura sich nach rechts und drückte ihren Kopf ins Kissen. Sasuke griff nach der hellblauen Decke und deckte sie zu, dann trat er an das gigantische Fenster, von wo aus er einen gigantischen Wald mit Feldern überblicken konnte. Mit den Rücken lehnte er an der Scheibe und sah auf die schlafende Frau in seinem Bett. In seinem Kopf reifte ein Plan. Er war verrückt nach ihr. Das stand außer Frage. Wenn sie ging, zählte er die Stunden, bis sie sich wieder trafen und wenn sie bei ihm war, hoffte er, dass die Zeit einfach stehen blieb. Sasuke verspürte ein anderes Gefühl bei ihr als damals bei Grace. Sie waren zwar miteinander verlobt gewesen, doch das einzige was er für sie empfunden hatte war Verlangen nach ihrem Körper. Einen Körper, den er jeder Zeit wieder haben konnte, weshalb er ihren Tod auch nicht weiter tragisch genommen hatte. Was er brauchte war eine Frau, auf die er sich verlassen konnte, die mit ihm, sein Doppelleben lebte ohne irgendetwas zu ahnen. Jemand, der es wert war, dass er seine Zeit für sie aufbrachte. Sasuke strich sich durch die Haare, seit Jahren war er auf der Suche nach einer besonderen Frau gewesen und nun war er sich sicher, sie endlich gefunden zu haben. Jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass sie an seiner Seite blieb. Sasuke stieß sich von der Fensterscheibe ab und trat zu ihr ans Bett. Sakura würde ihn nicht verlassen, solange sie nicht ahnte wessen Kreisen er angehörte. Sie würde alleine ihm gehören und damit ihr Lachen, ihr Herz und ihr Körper, einfach ihr ganzes Wesen. Fremde Männer würden es noch nicht einmal wagen sie auch nur einmal falsch anzusehen. Ein zynisches Grinsen schlich über sein Gesicht, seine Augen wurden dunkel und mit einem Mal war das Menschliche aus seinem Wesen verschwunden. Ihm war so gerade eine geniale Idee gekommen, wie er sie zu seinem Besitzt machen konnte, ohne dass sie es merken würde. Ihr Leben lang würde sie ihm gehören… Jeder Zentimeter ihres Körpers… Jeder Blick… Jedes Lachen… Jede Geste… Er würde ihr Leben sein. ~*~ Müde gähnte Kiba, als er nach fast über vier Stunden von seinem PC aufsah. Neben ihm stapelten sich Red Bull Dosen und Pizzaschachteln. Im Hauptquartier war bis jetzt noch kaum Verkehr und die Meisten begannen erst um halb acht mit ihrer Schicht. Manchmal waren Gleitzeiten eine regelrechte Erlösung, worüber er sich früher noch aufgeregt hatte. Jetzt sehnte er sich danach. Dieser Fall hatte nur zwei Vorteilen gegenüber den seiner Kollegen. Erstens man wurde bei weiten besser bezahlt, doch was nutzte einem das viele Geld wenn man nicht dazu kam es auszugeben. Zweitens, wenn er diesen Fall wirklich zum Erfolg führen würde, dann stieg sein Ansehen ebenso wie er ein paar Ränge rauf klettern würde. Doch das große Risiko dabei war, es nicht mehr zu erleben oder sein Leben lang einem Traum hinterher zu hinken. Das Telefon klingelte und er erhob sich schwerfällig. Stolpernd humpelte er zum Tisch und nahm das schnurrlose Telefon in die Hand. „Ja?“ »Morgen, Inuzuka. «, Bereits beim dritten Buchstaben hatte der junge Mann erkannt, wessen brummige Stimme ihm da entgegen hallte. Innerlich schlug er die Hände über den Kopf zusammen, wenn Ibiki anrief gab es A) Stress mit ihm, B) schlechte Nachrichten oder C) noch mehr Arbeit. Auf alle drei Punkte konnte er an diesem morgen gut und gerne verzichten. „Guten Morgen. Was ist der Grund für diesen frühen Anruf?“ »Ist Markler zu sprechen? « Kiba sah sich wie ein Anfänger um und gähnte schließlich in den Hörer: „Äh… nein. Wie es aussieht, geht es ihm nicht gut, denn er ist gestern Abend bereits früher gegangen.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille und mit einem Mal wurde Kiba klar, dass es so gar nicht der Art seines Kollegen entsprach. Seine Hand mit dem Hörer verkrampfte sich. Ibiki räusperte sich und gestand: „Er hat sich seit knapp neuneinhalb Stunden nicht gemeldet, normalerweise ist er ein Workaholic, der mit sechs Stunden Schlaf selbst bei Krankheit bedient ist und sich mindestens einmal die Nacht meldet, besonders seit dem kleinen Zwischenfall mit seiner Verlobten.“ Kiba wurde hellhörig und ließ sich den Fall von seinem Vorgesetzten in alle Einzelheit schildern. Nach fast über 10 Minuten endete Ibiki. »Eine Zeit lang glaubten viele Ermittler, dass die freien Täter es in Wirklichkeit auf ihn abgesehen hätten, da er einige Wochen zuvor eine große Blütenschmiererei aufgedeckt hatte. Doch nach einiger Zeit klang der Verdacht wieder ab. Aber sicher war sicher und wir verlangten, dass er sich regelmäßig meldet. « Wie von selbst sah Kiba auf die Uhr an der Wand. Er wusste nicht warum, aber mit einem mal wurde ihm unheimlich zumute. Sein sonst so pflichtbewusster Kollege währe schon längst im Büro gewesen. Erst recht, wenn er am Abend der erste gewesen war, der sich auf dem Heimweg gemacht hatte. Kiba verabschiedete sich und versprach sich zu melden, sobald er etwas von Shino hören würde. Der junge Mann legte auf und schritt einige Minuten lang unruhig im Büro auf und ab. Krampfhaft versuchte er sich an gestern Abend zu erinnern. An irgendetwas, was er gesagt hatteund wie er sich verhalten hatte. Er hatte etwas nachgeschlagen und schließlich zielstrebig das Büro verlassen. Doch was war es, was ihn so aufgescheucht hatte. Kiba lehnte mit dem Kopf an der Wand und kniff die Augen zusammen. „Verdammt! Was hast du Idiot gestern gesagt?!“, das Problem war, wenn man viel quasselte, war man nicht besonders aufmerksam, was für einen Müll man von sich gab. Kiba seufzte tief und nahm erneut das Telefon zur Hand. Er würde es erst einmal mit allen möglichen Telefonnummern versuchen, die Shino ihnen einst gegeben hatte, wenn sie einmal Probleme damit haben würden ihn zu erreichen. Irgendwo würde er sich bestimmt rum treiben. Der FBI-Agent hegte keinerlei Zweifel daran, dass es für alles eine vernünftige Erklärung gab. Und genau diese würde er finden müssen. Das zwar nicht seine große Stärke, aber er war noch nicht verzweifelt genug, um vor Ino einen auf hilflos zu machen. ~*~ Das Klingeln seines Handys hatte Sasuke auf den Schlaf gerissen. Im ersten Moment war er irritiert darüber gewesen, eine junge Frau neben sich im Bett zu haben, doch dann hatte er schnell genug begriffen und das störende Gerät gesucht. Kaum, dass er sein Handy zur Hand gehabt hatte, warf er auch schon einen schnellen Blick auf Sakura, doch sie schlief zufrieden weiter. In schnellen Schritten verließ er sein Schlafzimmer und trat in den Flur. „Morgen Shikamaru, was gibt es so Wichtiges, dass du mir meinen Schlaf raubst?“, die Stimme des Uchihas war klang sichtlich verstimmt und er strich sich durch die Haare als er die Stufen zur Küche runter ging. Am anderen Ende der Leitung versuchte einer seiner Henker möglichst ruhig und sachlich von einem kleinen Zwischenfall zu berichten. Als er geendet hatte, standen bereits zwei dampfende Tassen Kaffe vor Sasuke und er stöhnte. „FBI? Was wollten sie denn dieses Mal? Reicht es nicht, dass sie ihre Nase in die Angelegenheiten von Konan stecken und die Frau ist sowieso einiges gewitzter als ich.“, der einzige Unterschied zwischen ihnen war, dass Konan in der Politik gekonnt die Fäden zog, um ihren Willen durchzusetzen. Ihr eigentliches Ziel war, ein Amerika aufzubauen, was `sie` ohne Machteinschränkung regieren konnte, doch der Weg dahin war weit. Shikamaru erzählte etwas und sparte dabei nicht an wichtigen Einzelheiten. Der Uchiha hörte aufmerksam zu und seine Mine entspannte sich wieder ein wenig. Die Tatsache, dass der FBI-Fritz alleine und ohne jegliche Unterstützung in sein Revier vorgedrungen war, besänftigte ihn. Er hatte irgendwie schon immer gewusst, dass man mit dieser Meute nicht zusammen arbeiten konnte. Schließlich wollte jeder für sich das größte Stückchen Kuchen. „Und was habt ihr gemacht, nachdem er euch einen Strich durch die Rechnung gemacht hat?“ Einen Moment lang blieb Sasukes Gesicht stehen, dann brach er in lautes Gelächter aus. Das klang ganz nach seinem kleinen Henker. Manchmal fragte er sich echt, ob Gaara wirklich nur die High School hinter sich hatte und nicht noch irgendeinen kurzen Abstecher in GIGERs krankem Hirn gemacht hatte. „Sauber, wir sprechen näher darüber, wenn ich heute Nachmittag ins Büro komme.“, er wollte gerade auflegen, als er die verblüffte Stimme seines Henkers vernahm. Ein zufriedenes Lächeln zitierte seine Lippen und er sprach: „Ganz richtig, heute Nachmittag. Bevor ich komme habe ich noch einen anderen Termin.“, damit legte er das Handy auf den Küchentisch und griff zu dein zwei Tassen mit schwarzen Kaffee. Leise ging er die Treppen wieder hoch und versuchte lautlos die Schlafzimmertür zu öffnen. Sakura schlief noch immer so fest, wie er sie verlassen hatte. Sasuke stellte die Tassen ab und schritt zu den langen Vorhängen. Mit einem Ruck zog er sie auf und hörte ein Stöhnen hinter sich. Müde vergrub die junge Frau ihr Gesicht noch tiefer in den Kissen und zog dabei die Decke über beide Ohren. Der Uchiha musste grinsen und setzte sich auf seine Seite. „Hey, Zeit zum Aufstehen oder willst du den ganzen Tag verschlafen?“ Sakura gab etwas Brummendes von sich ehe sie ein wenig unter der Decke hervor blinzelte. „Gibt es irgendeinen besonderen Grund, warum du versuchst mich aus diesem warmen Bett zu locken?“ Er spielte mit einer langen Haarsträhne und musterte sie. Seine Gefühle waren wieder hinter einer Maske verschwunden und Sakura fragte sich, wo der leidenschaftliche Mann von gestern Nacht gewesen war. Nie konnte sie seine Laune einschätzen, was vielleicht aber auch ganz gut war. Überrascht davon, dass er lächelte, sah sie näher auf. „Ich dachte da an ein prächtiges Frühstück. Nur wir beide.“ Er hob mit der rechten Hand ihr Kinn an und küsste sie. Verwundert über diese kleine Zärtlichkeit starrte sie ihn verschlafen an, was ihn belustigte. „Wenn du keinen Hunger auf Brötchen hast, dann kann ich dir gewiss auch etwas anders bieten.“ Die Haruno zog misstrauisch die Braunen hoch und strich mit einer Hand über seine Wange. „Wie? Hast du etwa gestern nicht dein ganzes Pulver verschossen?“ Verletzt in seinem männlichen Stolz drückte Sasuke sie zurück in die Kissen und beugte sich über sie. „Soll das etwa eine Herausforderung sein?“ Die junge Frau zog ihn an dem schwarzen T-Shirt zu sich runter und sah ihm dabei gut gelaunt in die Augen. Ihr klopfendes Herz ignorierte sie und küsste ihn erneut, doch dieses Mal um einiges länger als zu Beginn. Sasuke ließ sich darauf ein und schob seine Hände unter die weiche Decke. Wenn sie nicht zum Frühstück wollte, dann eben nicht. Er hatte damit keinerlei Probleme, denn wenn er ganz ehrlich war, dann zog er das hier ebenfalls vor. Ihre zarten Hände zerrten an seinem T-Shirt und er löste sich kurz von ihr um es sich vom Kopf zu ziehen, dann setzte sie sich schon aufrecht hin um ihn ebenbürtig zu sein. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, während er sie an der Taille zu sich zog. Der Morgen hatte gut begonnen und er war sich sicher, dass jeder Tag mit Sakura an seiner Seite ein besonderer werden würde. ~*~ Kalte Sonnenstrahlen kamen hinter den Wolken hervor und warfen gleichzeitig Schatten auf. Noch war in der City wenig Betrieb, doch sobald die ersten Geschäfte öffneten, würde sich die große Einkaufsmeile füllen. Einige Arbeiter waren bereits unterwegs, doch die meisten waren in solch einer Hektik, dass sie nur Augen für ihre eigenen Sorgen hatten. Inmitten der City, an einem großen Springbrunnen, wo im Sommer gerne die kleinen Kinder mit ihren Füßen rein gingen, saß ein Mann am Rand und ließ den Kopf hängen. Die drei großen Göttinnen aus Stein hinter ihm, die den Brunnen schmückte und aus dessen Krügen Wasser spritzte, interessierten ihn nicht. Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet. Um ihn herum ließen sich schwarze Raben nieder. Erst waren es fünf, dann wurden es mehr und mehr. Es war als hätte sie jemand zu ihm gerufen. Der junge Mann gab ein unheimliches Bild von sich, doch es schien bis jetzt niemanden interessiert zu haben. Die schwarze Mütze auf seinem Kopf verbarg seine Haare und der Kragen seiner Jacke war hochgeschlagen. Fast so schien es, als würde der neue angebrochene Tag ihn nichts bedeuten. Etwa 15 Meter von ihm entfernt winkte ihm eine junge blonde Frau zu. Ino war so eben auf dem Weg zur Arbeit, als sie ihren Kollegen bereits von weiten erkannt hatte. Überrascht ihn her anzutreffen winkte sie, doch er gab keinerlei Reaktion von sich. Stutzig geworden näherte sie sich ihm und verscheuchte die ganzen Raben. Mit der Handtasche wedelte sie durch die Luft, was die Viecher in die Flucht trieb. „Manchmal frage ich mich echt, wozu wir einen Stadtrat haben!“, fluchte sie leise und strich sich eine lange blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Wie jeden Tag war sie gut gekleidet und Undercover jeder Zeit einsatzbereit. Sie wusste zwar, dass sie nicht mehr ausrücken musste, doch nach all den Jahren hatte sie sich daran gewöhnt sich rauszuputzen. Gut gelaunt wendete sie sich wieder ihrem sitzenden Kollegen zu. „Sag mal Shino, solltest du nicht schon längst im Büro sein?“ Er regte sich nicht, weshalb sie ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Hey, ist es dir egal, wenn du Anschiss von Ibiki bekommst? Kiba hat bestimmt die ganze Nacht alleine durchgemacht.“, ihre Stimme war empört, doch eigentlich wusste sie nur zu gut, dass man sich nicht immer die Nächte um die Ohren schlagen konnte. Es nahm einem die Konzentration und die Fähigkeit sein Handeln zu überlegen. Ino runzelte die Stirn und gab ihm einen leichten Stups. „Du, ich rede mit dir! Hättest du vielleicht die Güte mir zu ant-!“, die Worte blieben ihr ihm Hals stecken, denn der Körper ihres Kollegen fiel haltlos zur Seite und sein Kopf schlug dumpf auf den Steinboden auf. Erstarrt sah Ino auf ihn herunter. Ihr ganzer Körper wurde kalt und Augenblicklich stieg Übelkeit in ihr auf. Tote leblose Augen sahen sie an, dass Gesicht war zu einer grausamen Grimasse verzerrt und nahm den Anblick eines Wahnsinnigen an. Blut verteilte sich auf den Boden und Ino drehte sich zum Brunnen um diesen Anblick zu meiden, doch als sie ins Wasser blickte riss sie die Augen auf. Die reine Flüssigkeit hatte sich zum Teil mit Blut vermischt. Eine große Wunde musste sich auf dem Körper ihres Kollegen befinden. Das Blut verteilte sich nun auf den Steinen und machte auch vor ihren Stiefeln keinen Halt. Ino schlug die Hände vor dem Mund und unterdrückte einen schrecklichen Schrei. Ein guter Kaffee muss schwarz wie die Nacht, heiß wie die Liebe und so süß oder bitter wie das Leben sein. Kapitel 6: Ein einziger Augenblick. ----------------------------------- . . . Starker Regen prasselte auf Los Angeles herab, der Himmel war bedrohlich dunkel. Düstere Schatten fielen zu Boden. In den tiefen Fützen spiegelten sich die Hochhäuser wieder. Die Straßen waren verlassen, ein jeder hatte sich zur dieser späten Stunde in seine Wohnung zurück gezogen. Leise, dumpfe Schritte waren zu vernehmen, das Tor des Stadtfriedhofes knarrte und fiel kurz darauf laut knackend ins Schloss. Eine junge Frau in einem dunkelroten Mantel sah suchend durch die Reihen der Gräber, schließlich fand sie, was sie suchte. Vor einem frischen Grab, welches mit Blumen überzogen war, blieb sie stehen. Sakura zog sich die Kapuze vom Kopf und kalte Regentropfen prasselten auf ihren Kopf, doch das schien sie nicht zu stören, im Gegenteil, sie nahm es noch nicht einmal wahr. Mit traurigen Augen sah die Rosahaarige auf das Grab, in ihrer rechten Hand hielt sie eine Lilie. Momente lang regte sie sich nicht, schließlich holte sie tief Luft und wankte sich vom Grab ab. Nie würde sie den Anblick ihres toten Kollegen vergessen. Seine toten, leblosen Augen hatten sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt. Die tiefen Schnittwunden an seiner Brust, die letztendlich die Todesursache waren, hatten sie sofort an ein Buch erinnert, welches sie einst gelesen hatte. In Afrika bestrafte man böse oder untreue Menschen auf diese Weise. Solches Wissen machte ihr klar, dass die drei Henker keines Wegs ungebildete Menschen waren und genau das machte sie noch gefährlicher, als sie ehe schon waren. Es ging über Sakuras Vorstellungskraft hinaus, wenn sie daran dachte, welche Schmerzen Shino gehabt haben musste. Noch nicht einmal in den Kopf geschossen hatte man ihm, um seinen Leiden ein Ende zu setzen. Unendlich qualvoll war er gestorben. Sakura erinnerte sich an ihre Freundin, die Shino gefunden hatte. Ino hatte versucht, gefasst zu wirken, doch sie kannte die Blondine gut genug um zu wissen, dass es sie ziemlich mitgenommen hatte. Fast eine Woche war sein Tod jetzt her und erst jetzt hatte sie die Erlaubnis bekommen, seine letzte Ruhestätte zu besuchen. Ibiki war der Ansicht gewesen, dass es sonst ihren Job gefährdet hätte, wäre sie zur Trauerfeier gekommen. Aus Inos Erzählungen wusste sie, dass sämtliche Kollegen aus aller Welt gekommen waren. Erst da wurde ihr bewusst, wie bekannt Shino unter ihnen gewesen war. Sein genialer Verstand bezüglich Daten und virtuelle Informationen hatten den Hütern des Gesetzes aus allen Teilen der Welt geholfen. Selbst Russland hatte seine Vertreter geschickt. Nach alter Tradition hatte jeder Kollege eine weiße Schleife an den Sarg des toten Mannes gebunden, danach schoss das Militär in die Luft, um somit den Abschied und den Respekt zu symbolisieren. Sakura hatte bis jetzt noch keine dieser Beerdigungen erlebt. Doch wenn sie nach Inos Erzählungen ging, dann war es vielleicht ganz gut so. Selbst Kiba und Ino hatten Undercover erscheinen müssen, da sie sich mit dem Fall des toten Kollegen beschäftigten. Viele hatten Tränen verdrückt und sich von einer qualvollen Stille erdrückt gefühlt. Jedes Mal, wenn das FBI einen Kollegen beerdigen musste, so wurde den Männern und Frauen jedes Mal aufs Neue bewusst, wieso sie mit ihrem Leben für das Gesetz kämpften und was der Gewinn oder Verlust für sie bedeuten konnte. Die junge Haruno bückte sich und legte die Lilie auf das Grab. Sie versuchte zu lächeln, denn sie wusste, dass Shino es für eine Schwäche halten würde, wenn sie jetzt weinte. „Ich hoffe, es ist okay, dass ich kein Band mitgebracht habe.“ Ihre nassen Haare klebten auf ihrem Kopf und dicke, schwere Tropfen liefen durch ihr Gesicht. Sakura ballte die Hand zur Faust und biss sich auf die Lippe. Nur mit sehr viel Mühe gelang es ihr, die aufkommende Trauer zu unterdrücken. Immer wieder stellte sie sich die Frage, war sie Schuld an seinem Tod? Hatte sie etwas falsch gemacht? Wollte er ihr zur Hilfe kommen? Fragen über Fragen rauschten durch ihren Kopf. Nie würde sie darauf eine Antwort bekommen. Denn der Mensch, der ihr sie geben konnte, lebte nicht mehr. Sakura erhob sich und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Stumm starrte sie erneut auf das Grab. „Sie sollten aufhören sich selbst Vorwürfe zu machen.“, ertönte plötzlich eine ruhige Frauenstimme neben ihr. Sie drehte sich um und erkannte die Vorsitzende des CSI. Tsunade trat zu ihr und sie standen zu zweit unter einem großen, dunkelblauen Regenschirm. Sakura fiel auf, dass sie wie immer ihren Rang entsprechend gekleidet war. Das hellbraune Kostüm stach unter dem offenen, langen, dunkelbraunen Mantel hervor und ihre Haare ware, wie es sich gehörte, zu einem adretten Knoten gebunden. Tsunade lächelte mitfühlend, ehe sie selbst ein Blick auf das Grab warf. „Ein wirklich tragischer Tod.“ Sakura antwortete nicht, sondern starrte die ältere Frau immer noch schweigend an. Was wollte sie hier? Tsunade bemerkte, dass sie nicht von sich aus reden wollte und seufzte tief. „Ich habe Sie gesucht, Miss Haruno.“ „Weshalb?“ „Um Ihnen zu sagen, dass Sie hervorragende Arbeit leisten.“ Sakuras Gesicht blieb emotionslos und antwortete: „Mein Vorgesetzter sieht das ein wenig anders.“ Tsunade musste lächeln und gestand: „Ibiki ist allergisch auf Komplimente. Er würde sich lieber ein Bein abhacken, als einmal zuzugeben, dass er stolz auf einen ehemaligen Schüler ist.“ „Es seih denn, man ist bereits tot.“, ergänzte die Haruno trocken und wandte das Gespräch somit wieder auf die trockene Ebene. Der CSI-Vorsitzden wurde klar, dass sie mit der jungen Frau keinen Smalltalk führen brauchte, da sie nicht darauf eingehen würde. „Hören Sie, Miss Haruno, egal was Sie selbst denken, aber ich finde Sie sollten wissen, dass Sie Ihren Job wirklich gut machen. Ich meine,es ist nicht üblich, dass durchschnittliche Agenten einen Job mit solchen Niveau so lange undercover durchhalten.“ Tsunade wurde ernst und sah über das Grab hinweg direkt in den angrenzenden dunkeln Wald. „Ich habe während meiner Amtszeit und Zusammenarbeit mit dem FBI nur sechs solcher Menschen kennengelernt.“ Ohne darauf zu achten, ob es Sakura interessierte, redete sie weiter.: „Zwei davon sind bereits im Rentenalter und genießen ihr Leben am anderen Ende der Welt. Drei davon sind bereits tot. Eine junge Frau wurde in New York von Orochimaru zu Tode vergewaltigt.“ Sakura schluckte hart. „Sie wurde noch nicht einmal 30 Jahre alt. Zwei junge Männer hat man kaltblütig aus dem Hinterhalt erschossen, als sie in einen Hinterhalt gerieten und Zivilisten retten wollten.“ „Was ist mit dem Sechsten?“ Sakura starrte die Frau vor sich unaufhörlich an und biss sich dabei auf die Unterlippe. Tsunades Lächeln wurde bitter und sie gestand: „Niemand weiß, wo er sich befindet. Seine Kollegen halten ihn für tot. Aber wenn Sie meine persönliche Meinung hören wollen, dann verwest seine Leiche auf irgendeinem nichtigen Fleck auf Gottes Erde und wir finden ihn erst in einigen Jahrzehnten.“ Sakuras Herz verkrampfte sich. Noch nie hatte sie sich mit hochgelobten Kollegen beschäftigt, da sie keinem von ihnen begegnet war. Sie sah erneut auf das Grab ihres Kollegen und sprach: „Shino war einer von ihnen, ganz sicher.“ Doch Tsunade schüttelte den Kopf. „Nein, er mag ein ausgezeichneter Agent gewesen sein, doch undercover kann er nicht mit Ihnen mithalten. Übrigens ist das auch einer der Gründe, weshalb ich Sie hier gesucht habe.“ Die Haruno löste ihre Arme, um diese in ihre Manteltaschen zu stecken. Fragend sah sie die Vorsitzende an. Tsunade öffnete ihre große Handtasche und zog ein Päckchen hervor. Es war nicht besonders groß und im ersten Moment ließ sich auch nicht entschlüsseln, was der Inhalt sein könnte. „Ihr Kollege hat etwas hinterlassen. Anscheinend war er ebenfalls meiner Meinung, was Ihre Fähigkeiten betrifft, denn Ihr Name wurde in dem beigelegten Briefen erwähnt.“ Mit kalten Händen nahm Sakura das Päckchen entgegen und musterte es. Es war nicht besonders schwer, was darauf schließen ließ, dass der Inhalt nichts Bleiartiges enthalten konnte. „Gehen Sie nach Hause, trinken einen starken Kaffee und hören Sie zu, was Ihr Kollege Ihnen zu erzählen hat.“ Leicht verwirrt starrte Sakura sie an, doch Tsunade lächelte nur und wankte sich zum Gehen. „Guten Abend noch, Miss Haruno.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und schritt zum Ausgang. Zurück blieb eine junge Frau, welche nicht so recht verstehen konnte, was nun auf sie zu kommen würde. ~*~ Mit einem flauen Gefühl im Magen sah Ibiki sich in dem großen Büro um. Es protzte nur vor Reichtum und dennoch hatte der Bewohner dieses Raumes wenig davon gehalten, dass große Licht anzumachen. Kleinere Lampen in allen Ecken verteilt, spendeten spärlich Licht. Mit disziplinierter Körperhaltung stand der Vorsitzende des Washington FBIs vor seinem gigantischen Fenster und sah auf die belebte Straße. Das graue Haar des Mannes war streng zurück gegehlt. Sarutobi drehte sich um und nahm eine Mappe von seinem großen Schreibtisch. „Meinen Informationen zu Folge, haben Sie vor einigen Tagen einen äußerst wichtigen Mann wegen dem Fall Uchiha verloren.“ Ibiki schwieg. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte diesem Mann zu widersprechen oder gar darauf hinzuweisen, dass sein Neffe ebenfalls vor nicht all zu langer Zeit von Uchiha gerichtet worden war. Schließlich stand er über ihm und er war zudem noch gefürchtet für seine schlagfertigen Antworten. Die erste Regel, die Ibiki gelernt hatte, als er zum FBI gekommen war, war: Sarutobi hatte immer Recht! Der alte Mann verzog keine Mene, als er den Bericht noch einmal durchsah. „Schlampige Arbeit.“ Ibiki ballte die Hände zu Fäusten. Er mochte es nicht, wenn man ehemalige Schüler von ihm verurteilte, ohne sie zu kennen oder gar ihre Fähigkeiten einschätzen zu können. „Sie haben mich gewiss nicht hierher gerufen, um mir das mitzuteilen, oder?“ Sarutobi verneinte überrascht und sah auf. Ein dünnes Lächeln zierte auf seinen Lippen. „Ihr Team besteht nur noch aus drei Leuten und ich wünsche, dass dies geändert wird.“ Das war dem Hünen klar. Er würde die Gruppe selbst auf keinen Fall so klein lassen, doch bis jetzt war er noch nicht dazu gekommen Macklers Nachfolger zu bestimmten. Die Wahl musste gut überlegt sein, denn sonst könnte es zu fatalen Folgen kommen. Sarutobi schritt gelassen um seinen Schreibtisch. „Wie steht es mit dem Agenten, der den Fall um Orlando gelöst hat?“ „Sie meinen den Fall mit den Serienmörder, den man `Dracula` nannte, weil er seine Opfer, hauptsächlich Frauen, aufgespießt hat wie eins Vlad Tepes?“, sprach Ibiki, wie aus der Pistole geschossen und Sarutobi nickte ehe er sich auf seinen Schreibtisch setzte und sich rechts und links abstützte. „Ja … nach fast 76 Leichen in zwei Jahren wurden die Männer dort drüben leicht nervös und man schickte jemanden aus Cansas City, 24 Jahre jung, gerade mit der Ausbildung fertig und er löste den Fall gegen jegliche Erwartungen, innerhalb von knapp drei Monaten.“ Sarutobis Augen leuchteten. Es war ihm deutlich anzusehen, dass der junge Mann ihm sympathisch war. Nicht jeder Neuling schaffte es sich den Respekt des Vorsitzenden aus dem Hauptsitz zu verdienen. Ibiki schluckte und wusste, was kommen würde. „Warum haben Sie ihn nicht zum Fall Uchiha zugeordnet?“ Der Hüne schluckte hart, ehe er antwortete: „Wissen Sie, er ist seit ziemlich langer Zeit unauffindbar und mitlerweile gehen wir alle davon aus, dass er für tot erklärt wurde.“ Sarutobi stutzte. Wie konnte es sein, dass einer der besten Agenten der USA von heute auf morgen spurlos verschwand? Er sprach seine Bedenken aus, doch Ibiki konnte ihm keinerlei Informationen nennen, die brauchbar waren. Also ließ er das Thema fallen, auch wenn er sich fest vornahm, sich selbst noch einmal über das Verbleiben des jungen Mannes zu erkundigen. „Wie dem auch sei.“ Er drehte sich um und reichte Ibiki eine andere dünne Mappe. „Ich möchte, dass Sie meiner Empfehlung folgen und diesem jungen Mann eine Chance geben.“ Der Ausbilder schlug sie auf und studierte den Lebenslauf eines unbekannten Mannes. „Natürlich ist Watson nicht mit Mackler zu vergleichen, aber gewiss nützlich. Seine Art zu arbeiten, unterscheidet sich von der seiner Kollegen deutlich. Besonders verschlüsselte Codes sind seine Spezialität.“ Ibiki sah auf und wollte mehr erfahren, als Sarutobi auch schon weiter sprach: „Tsunade hält nicht viel von ihm, da er sich ihrer Meinung nach nicht äußern kann. Doch das eigentliche Problem besteht eher darin, dass Watson einen solchen umfangreichen Wortschatz besitzt, dass er meist auf einer sehr intellektuellen Ebene mit Menschen kommuniziert.“ Ibiki wusste, was das bedeutete und musste unweigerlich Grinsen, denn er dachte dabei direkt an seine junge, pinkhaarige, ehemalige Schülerin. „Das dürfte kein Problem sein. Ich kenne da jemanden, der sicher auf sein Level kommt.“ Sarutobi ging nicht weiter darauf ein und erklärte: „Dazu kommt, dass er einen ziemlich hohen IQ besitzt. Was vielleicht daran liegt, dass er in Vegas einige Kurse auf dem College übersprungen hatte. Aber sehen Sie sich den Jungen am besten selbst einmal an. Ich bin sicher, Sie werden nicht enttäuscht sein.“ Ibiki klemmte sich die Mappe unter dem Arm und nickte. Er wusste, dass dies eine Aufforderung zum Gehen war und gleichzeitig so etwas wie ein Befehl den Jungen ins Team zu holen. Doch ob dieser Wunderknabe wirklich etwas taugte, würde er erst noch überprüfen müssen. Wenn es nach seinem Willen gegangen wäre, dann hätte er sich schon längst jenen legendären Agenten gekrallt der den Fall `Dracula` gelöst hatte, doch leider bekam man nicht immer alles im Leben, was man sich wünschte. So auch dieses Mal. ~*~ Leise hatte die junge Frau die Tür hinter sich geschlossen und sah sich in ihrem Zimmer um. Zur Abwechslung war es einmal ordentlich, da sie in der letzten Zeit kaum zu Hause in der WG war. Tenten nahm es ihr schon übel, aber zurzeit hatte sie Wichtigeres zu tun, als sich mit ihrer Mitbewohnerin zu zoffen. Ihr war nicht nach Streit zumute, also ging sie der Schwarzhaarigen aus dem Weg. Müde warf sie sich auf ihr Bett und legte dabei das Paket auf ihren Nachtisch. Noch wusste Sakura nicht, was sie davon halten sollte. Warum hatte man gerade ihr etwas gegeben, was Shino kurz vor seinem Tod noch in den Händen gehalten hatte? Das Licht der Straßenlaterne fiel in ihr Zimmer und Sakura beschloss ihre Nachtischlampe anzumachen. Sollte sie wirklich nachschauen, was man ihr zugeteilt hatte? Die Haruno setzte sich aufrecht und lehnte sich mit den Rücken gegen die orang farbene Wand. In ihrem Kopf rauschte es. Sie sah auf ihre Pinnwand, die über ihren Schreibtisch hang und dabei streifte ihr Blick das alte Foto von Sasuke. Sofort musste sie an die wunderschöne Nacht denken, die sie zusammen verbracht hatten. Noch nie hatte sie solch einen schönen Mann getroffen. Das Wort schön beschrieb ihn noch nicht einmal annähernd. Und dass er sich auch noch ausgerechnet für sie interessierte, fand sie noch immer ungewöhnlich. Wenn sie an seine Berührungen und die zärtlichen Worte dachte, die er ihr im Pool ins Ohr gehaucht hatte, überkam sie eine Gänsehaut. Sakura zog die Beine an den Körper und umschlang sie mit ihren Armen. Es fiel ihr von Mal zu Mal immer schwerer, wenn sie sich mit Sasuke traf, sich vorzustellen, dass dieser wunderbare Mann, ein solch grausamer Tyrann sein sollte. Es war, als hätte er zwei völlig verschiedene Seiten an sich und sie kannte nur die Angenehme und Gute. Es war nur ein Job verdammt! Sie schlug mit der Faust gegen die Wand. Und warum war sie gerade dabei, sich ernsthaft in ihn zu verlieben? Er löste ein Chaos der Gefühle in ihr aus und die junge Haruno warf wütend über sich selbst das Kissen aus ihrem Bett, so dass es hart gegen ihren Schrank klatschte. Unsicher sah sie schließlich auf das Päckchen und beschloss es aufzumachen. Sie riss die Paketschnurr auf und öffnete es. Das erste, was sie erblickte, war eine Kassette, dann folgten mehrere Briefe und ein Tagebuch. Schließlich fand sie ganz unten ein Foto. Verblüfft darüber ihren toten Kollegen mit einer hübschen Frau im Arm auszumachen, starrte sie es an. So kannte sie Shino gar nicht. Fröhlich lächelte er in die Kamera und wirkte rundum glücklich. Sakura blätterte durch das Tagebuch und schnell wurde ihr klar, dass es einer Frau namens Kintaly Hemingway gehörte. Einige Seiten überflog sie, schließlich erkannte sie, dass diese Frau einst Shinos Verlobte gewesen sein musste. Sakura wurde schwer ums Herz, wahrscheinlich war sie jetzt am Boden zerstört und konnte nichts anderes mehr tun, als weinen. Doch kurz darauf schüttelte die Rosahaarige den Kopf, wenn dies seine Verlobte war, wieso hatte er dann ihr Tagebuch? Schnell blätterte sie vor und sah auf den letzten Eintrag. 30.01.2008… Das war viel zu lange her. Jetzt hatten sie bald November. Etwas fiel aus dem Buch heraus und sie erstarrte. Ungläubig nahm sie das Ultraschallbild in die Hand und musterte es. Ein Puzzelteil fügte sich dem Nächsten und sie öffnete den ersten Brief. Bereits nach den ersten Worten musste Sakura hart schlucken. Diese Briefe waren nicht für sie bestimmt sondern für Kintaly. Mit Worten auf Papier sagte Shino ihr, wie sehr er sie liebte, vermisste und die Leere in ihm immer größer wurde. Langsam wurde Sakura Zeile für Zeile bewusst, dass Shino seine große Liebe verloren haben musste. So weit sie jetzt verstand, war ein Banküberfall schuld daran. Die Rosahaarige legte den ersten Brief zur Seite, ihr Körper fühlte sich seltsam taub an. Der Klumpen in ihrem Hals wurde immer größer, denn aus irgendeinem Grund hatte sie bereits eine böse Vorahnung. Im zweiten Brief erzählte Shino seiner Verlobten, wie sehr er sich über das Kind gefreut hätte. Wasserflecken verrieten, dass er beim schreiben geweint haben musste. Nur schwer konnte Sakura sich vorstellen, wie schlimm die Zeit für ihn gewesen war. Einen geliebten Menschen zu verlieren, war als würde man innerlich sterben. Sie wusste, wovon sie redete und Shino wusste es anscheinend auch. Von Trauer geblendet, malte er sich in den Brief aus, wie wunderschön ihre Zukunft hätte sein können. Ein kleines Haus in der Stadt, das Kind wäre bestimmt ein Mädchen geworden. Er hätte ihr Kinderzimmer in ein zartes Rosa gestrichen und schließlich stundenlang mit ihr Puppen gespielt. Sakura musste weinen, ohne es zu bemerken. Von ganz alleine rollte eine Träne über ihre Wange und sie wusste noch nicht einmal, warum. Die Sätze ihres Kollegen waren so liebevoll formuliert und drückten eine Sehnsucht aus, die ihr fremd von ihm war. Sie hatte ihn immer für emotionslos und diszipliniert gehalten, doch die Briefe zeigten ihr, dass er in Wirklichkeit ein sensibler Mensch gewesen war. Es fiel der jungen Frau schwer den zweiten Brief wegzulegen, um schließlich mit dem Dritten anzufangen. Ihre Hände zitterten, als sie den Umschlag öffnete und schließlich das Papier auseinander faltete. Doch falls sie wieder liebevolle Worte und sehnsüchtige Wünsche erwartet hatte, so wurde sie dieses Mal enttäuscht. Er hatte all seine Wut über den Mörder seiner Verlobten herausgelassen. Alleine an der Art, wie hart er die Feder des Füllers aufgedrückt hatte, wurde ihr bewusst, dass der Hass unheimlich groß gewesen sein musste. Er verfluchte diesen Mann und Sakura wurde bewusst, dass er damit Sasuke meinte. Mit sorgfältig ausgewählten Worten erklärte Shino sein Lebensziel. Er wollte Uchiha zu Rechenschaft ziehen, ganz egal mit welchen Mitteln, nur seine Rache zählte noch. Sakura las den Brief noch nicht einmal zu Ende und legte ihn beiseite. Zögernd nahm sie die Kassette in die Hand und ging zu ihrer Anlage. Sie war gespannt, was sie auf ihr zu hören bekommen würde. Bereits nach den ersten Tönen stockte sie. Ihr Innerstes erstarrte. Sofort fuhr sie herum und sah auf das ausgepackte Päckchen. Die Botschaft nahm eine klare Gestalt an. Sakura lehnte sich neben ihre Sterionanlage an die Wand und rutschte bis zum Boden, dort auf dem weichen Teppich blieb sie sitzen. Die Rosahaarige musste lächeln, irgendwie war es für sie, wie eine Ironie des Schicksals gewesen. Gerade der Kollege von dem sie gedacht hatte, er könnte seine Gefühle nicht besonders gut ausdrücken, genau von ihm, bekam sie nun Unterstützung. Ihre Gefühle waren verwirrt, was angesichts der letzten Ereignisse nicht weiter verwunderlich war und genau dies hatte Shino vorausgesehen. Vielleicht hätte er irgendwann einmal mit ihr darüber gesprochen? Sie wusste es nicht, doch der springende Punkt war, dass er wollte, dass sie trotz ihrer Pflicht dem Staat gegenüber auf ihr Herz hörte. Natürlich war das Gesetz wichtig, doch sollte sie dabei nicht ihr eigenes Befinden vergessen und genau das wollte er ihr mit diesem Lied klar machen. Nur wer in der Lage war, zu fühlen, egal auf welche Art der Gefühle, ob Trauer, Hass, Wut, Verzweiflung oder Freude, Wärme und gar Liebe war in der Lage seinen Gegner mit den richtigen Augen zu beobachten. Denn eins durfte sie niemals vergessen, der Gegner war ebenfalls nur ein Mensch, der genau wie sie Gefühle besaß, auch wenn sie es sich schwer vorstellen konnte. Shino hatte diese Kintaly geliebt und genau das hatte ihn zu einem sehr guten Agenten gemacht. Er hatte etwas, was er beschützen wollte und gerade dieser Wille verlieh einem ungeahnte Kräfte. Seihe es körperlich oder psychisch. Ihre Stärke war der Verstand und genau den sollte sie seiner Meinung nach gebrauchen. Sakura hob den Blick vom Boden, der Knoten in ihrer Brust war geplatzt. „Shino, alter Kumpel, ich muss gestehen, du warst weitaus genialer, als ich selbst je angenommen habe!“ Sie hatte sich in Sasuke verliebt, keine Frage. Dennoch war dies nicht ihr größtes Problem und genau das beruhigte sie. Der Haken war wo anders. Irgendwann würde der Punkt kommen, an dem sie ihn verraten würde und dann musste sie sich entscheiden. Liebe oder Gesetz. Sie durfte nicht zögern, wenn der Zeitpunkt gekommen war. Keinen einzigen Augenblick. Denn dieser konnte ihr Leben und das vieler anderer Menschen zerstören. ~*~ Ino setzte sich auf den Schreibtisch ihres Kollegen. Die langen Beine hatte sie elegant übereinander geschlagen. Kiba, der direkt vor ihr saß, seufzte tief. „Was ist los?“ Die beiden befanden sich wie immer in ihrem Büro, um zu überlegen, wie sie nun vorgehen sollten. Die Blondine hielt ihm einen Zettel unter die Nase, auf dem ein paar Zahlen vermerkt waren. Nichts ahnend nahm Kiba ihn ihr ab und fragte: „Was ist am 22 November?“ „Uchihas 30-igster Geburtstag.“ Trotz des Todes ihres Kollegen hatte sie weiter gearbeitet. Zum einem, um sich abzulenken, zum anderen, weil sie wusste, dass lange Trauerzeit nicht zu ihrem Job gehörte. „Wir sollten uns so langsam um Sakuras Sicherheitsvorkehrungen kümmern. Denn ich kann mir vorstellen, dass auf der Fete alles antanzt, was Rang und Namen hat. Zumindest in der kriminellen Szene.“ Kiba verstand, dies war die beste Gelegenheit, die Augen nach möglichen Verdächtigen aufzuhalten. Dennoch sah er ein Problem bei dem Ganzen. „Weißt du, wo er feiern wird?“ Ino schüttelte den Kopf, aber vermutete: „Karibik oder Italien, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er Rom auserwählen wird, ist sehr gering. Denn bei seinem letzten Aufenthalt dort, hatte es einige unangenehme Zwischenfälle unserer Seits gegeben.“ Der Inuzuka verstand und seufzte, seit Shino tot war, fehlte ihm jegliche Motivation. Wofür war sein Kumpel gestorben? Für nichts und wieder nichts! Ständig nahmen sie Verluste in Kauf und Uchiha breitete seine Macht mehr und mehr aus, doch was konnten sie gegen ihn machen? Nichts! Es klopfte an der Tür und überrascht sahen Ino und Kiba auf. Ihr Vorgesetzter trat hinein, jedoch nicht alleine. Er hatte jemanden bei sich. Der schwarzhaarige junge Mann sah sich überheblich im Raum um und würdigte sie keines Blickes. Arrogant ließ er sich auf einen freien Schreibtischstuhl nieder und vergrub die Hände in seiner Hosentasche. Ibiki versuchte sich nichts anmerken zu lassen und wandte sich seinen Mitarbeitern zu. „Darf ich Ihnen Shinos Nachfolger vorstellen? Sai Watson.“ Der Neue nickte nur und bemerkte: „Armseliges Hüttchen hier.“ Die Blondine erhob sich und stemmte die Hände in die Hüften. „Wenn es Ihnen hier nicht gefällt, dann können Sie Ihren kleinen Arsch erheben und dort, wo sie rein gekommen sind, wider herausspazieren.“ Sai verdrehte genervt die Augen. „Bleib mal locker, Püppchen.“ Der Schwarzhaarige musterte sie und wirkte überrascht. „Auf so ein Gestell, wie dich, hat sich Uchiha tatsächlich eingelassen?“ „Bevor Sie hier anfangen uns zu beleidigen, sollten Sie als erstes lernen, Ihre Zunge zu zügeln!“, knurrte Kiba und stand bedrohend auf. Ibiki seufzte tief. Er hatte dieses Szenario bereits kommen sehen, als er Watson am Flugharfen abgeholt hatte. Die Überheblichkeit und Arroganz des Agenten machten diesen blind für das Wesentliche. Im Stillen fragte er sich, was Sarutobi dazu gebracht hatte, ausgerechnet diesen Mann vorzuschlagen. „Fühlen Sie sich etwa angegriffen? Vielleicht sollten Sie sich eine dickere Haut zulegen.“ Sai wirkte arg belustig und ein hämisches Grinsen schlich über seine Lippen. „Sie sollten lieber nicht von Dingen sprechen von denen Sie keine Ahnung haben.“ Die Frauenstimme ließ ihn herumschellen. Sai stutzte, als er Sakura an der Tür sah. Die Haruno schritt ins Büro, hang ihren Mantel auf und begrüßte Ibiki mit einem Kopfnicken. „Nicht wahr, Watson?“ „Sie kennen meinen Namen?“ Ino und Kiba sahen verblüfft von einem zu anderen. Ihnen fiel es schwer der Unterhaltung zu folgen, zumal Sakura in Rätzeln sprach. Die Rosahaarige goss sich eine Tasse schwarzen Kaffee ein, ehe sie dem Neuling antwortete. „Wissen Sie…“ Sakura legte den Kopf schief und musterte ihn herabschätzend. „Ich neige dazu, mir die Namen von Rivalen, die ich besiegt habe zu merken. Falls Sie sich nicht daran erinnern, ich war jenes hässliches Mädchen, die Sie in der theoretischen, landesweiten Abschlussprüfung geschlagen hat.“ Sai war wie vor dem Kopf gestoßen. „S-Sakura Haruno?“ Ino hob die Braunen hoch. Sie hatte nie begreifen können, wie ihre Freundin dies einst geschafft hatte. Watson führte damals seit Beginn ihrer Ausbildung die Liste als bester Agent des theoretischen Bereiches an. Doch mit der letzten Prüfung ließ Sakura ihn damals hinter sich. Mochte sie in der Praxis noch so schlecht gewesen sein, so hatte ihr dies einen hohen Grad an Bewunderung entgegengebracht. „Richtig. Hören Sie Watson, der Fall Uchiha ist nichts für Anfänger oder Deppen, wenn Sie also meinen hier einen auf großen Macker machen zu können, dann gehen Sie zurück zum Kindergarten. Doch wollen Sie den größten und gefährlichsten Gangsterboss aller Zeit das Handwerk legen, so sind Sie hier sehr willkommen.“ Der Schwarzhaarige sah von Sakura zu Ino und Kiba. Er wusste, dass die junge Haruno ihn vor den bestehenden Tatsachen stellte. Er strich sich durch die Haare, dann sah er vom Boden auf und sprach: „Ich kann nicht versprechen, dass wir gut miteinander auskommen werden. Aber solange wir ohne große Missverständnisse zusammenarbeiten können, werde ich versuchen, mir die Zunge am Daumen festzukleben, wenn mir eine bissige Bemerkung rausrutschen sollte.“ Sakura wollte lächeln, doch sie konnte es nicht, stattdessen reichte sie ihm die Hand. Die letzten Tage waren einfach zu viel für sie gewesen. Shinos persönlicher Abschied hatte sie dermaßen mitgenommen, dass sie dies erst einmal verdauen musste. Monate lang hatten sie zusammen gearbeitete und in einem einzigen Augenblick hatte sich ihr ganzes Bild, was sie von ihm gehabt hatte, verändert. Während sich die kleine Gruppe einander vorstellte und sich darauf einigte Persönliches zu verschweigen. Sai hatte sich wohl eine bessere Gruppe mit mehr Stars des FBIs vorgestellt und doch wurde er mit Menschen seines Alters konfrontiert, die ihn ein wenig enttäuschten. Sakura lehnte sich neben Ibiki an die Wand und legte die Hände auf den Rücken. Noch einmal dachte sie darüber nach, was ein einziger Augenblick alles verändern konnte. Noch nie war ihr so deutlich bewusst gewesen, wie gefährlich dieser Job eigentlich war. Obwohl sie sich in Sasukes Gegenwart nicht vorstellen konnte, dass ausgerechnet er so brutal sein konnte, musste sie sich täglich zusammenreißen. Natürlich genoss sie die Nähe des Uchihas, auch wenn sie es immer wieder bestritt, so war auch sie nicht anders, als die übrigen Frauen. Seine Worte, Taten und Liebkosungen lösten in ihr eine Welle von ungeahnten Gefühlen aus. Gefühle die sie nicht in Worten definieren konnte. „Wann treffen Sie Uchiha wieder?“ Die ruhige raue Stimme ihres einstigen Vorgesetzten riss sie aus ihren Gedanken und sie sah auf. „In zwei Stunden… i-ich weiß nur n-nicht wie…ich…“ Sie suchte nach den richtigen Worten, doch Ibiki nahm ihr das ab. „Sie wissen nicht, wie Sie ihm, ihre schlechte Verfassung erklären sollen, zumal sie heute noch schlechter ist, als vor einer Woche.“ Er legte eine Hand auf ihren Kopf und mit einem Mal kam sich Sakura vor, wie ein kleines Kind, was nicht zuletzt an seiner riesigen Pranke lag. „Warum gelingt es Ihnen immer meine Wunden auf den Punkt zu treffen.“ Ihre Stimme war so leise, dass nur der Mann neben ihr sie verstand. Er lachte fast lautlos und löste dadurch eine Verwirrung bei ihr aus. „Haruno, Haruno … erzählen Sie ihm, den Grund für ihr Befinden.“ Sofort zog sie die Brauen hoch und tippte sich gegen die Stirn. „Dann kann ich mir ja gleich die Kugel geben.“ Ibiki rollte mit den Augen und beugte sich zu ihr hinunter. Leise flüsterte er ihr etwas ins Ohr und je länger er sprach, desto mehr entspannte sich Sakuras Gesicht. Ihr ehemaliger Ausbilder bewies mal wieder, warum er solch einen guten Ruf genoss. „Versuchen Sie es damit.“ Sie nickte kaum merklich und wandte sich dankend wieder ihren Kollegen zu. „Also ist der Plan nach hinten losgegangen und Haruno muss jetzt eine Doppelrolle spielen?“ Ino seufzte tief und erklärte, dass sie so zumindest an Uchiha rankamen und Sakura ihre Rolle mehr als nur gut spielte. Sai hörte sich geduldig ihren Bericht an, bis die Haruno auf die Uhr blickte und bemerkte, dass sie sich schon verabschieden musste. Sie legte einen Stick auf Kibas Schreibtisch, ehe sie sich zum Gehen wandte. Ibiki schritt zum Fenster und beobachtete die junge Frau dabei, wie sie das Hauptgebäude durch den Hinterausgang verließ und sich unter die Menschen Los Angeles mischte. Noch immer quälte sich der Hüne damit, dass er einen Menschen wie Sakura in seinen sicheren Tod geschickt hatte, indem er zuließ, dass sie sich mit solch einem gefährlichen Auftrag befasste. Er mochte die junge Frau und dies nicht ohne feste Gründe dafür angeben zu können. Die Haruno verkörperte das neue Bild einer Frau beim FBI. Sie kennzeichnete sich mit Köpfchen aus und nicht durch ihren Umgang mit den weiblichen Reizen. Ibiki konnte ohne schlechtes Gewissen behaupten, dass er Bewunderung für sie empfand. Sie war jung und unverbraucht und genau dies wusste er an ihr zu schätzen, auch wenn er es ihr nie sagen konnte. Bald würde sich die Lage zuspitzen, er konnte es förmlich spüren und dann musste Sakura jeden Schritt den sie tat, genau planen. Einen Moment der Unachtsamkeit und sie wäre ein weiterer Name auf der Liste von Agenten die von heute auf morgen verschwunden waren. Und das war das Letzte, was er wollte. ~*~ Sakura versuchte ruhig zu atmen. Die junge Frau befand sich in einem riesigen, modernen Apartment. Langsam verlor sie die Übersicht, was die ganzen Immobilien ihres neuen Freundes betraf. Am liebsten war ihr jene Villa gewesen, wo sie sich das erste Mal geliebt hatten. Schon alleine bei dem Gedanken wurde sie rot und drehte sich um. Das Wohnzimmer war schwach beleuchtet, denn sie selbst hatte nur die kleineren Lampen des Raumes benutzt. Draußen regnete es und sie wandte sich von dem lebensgroßen Glasfenster, vor dem sie bis eben noch gestanden hatte, ab. Während draußen ein heftiges Unwetter wütete und sie einen unwerfenden Ausblick auf die Stadt gehabt hatte, waren ihre Gedanken immer wieder um die Lüge gekreist, die sie Sasuke in wenigen Minuten erzählen musste. Sakura ließ sich vor der großen, weißen Couch nieder. Ihre Beine berührten den weichen Teppich und sie lehnte sich an. Unweigerlich vergrub Sakura den Kopf in ihren Armen und konnte nicht verhindern, dass die erste Träne über ihre Wange rollte. Was war los mit ihr? Warum konnte sie sich nicht beherrschen? Hatten Shinos Worte sie wirklich so mitgenommen? Sakura wusste die Antwort nicht und im Moment war sie auch nicht in der Verfassung, sich damit näher zu beschäftigen. In ihr herrschte eine Leere, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Es war gefährlich, dass so etwas ausgerechnet jetzt passierte. Ein dicker Kloß machte sich in ihrem Hals breit, ihre Stirn legte sie auf die Knie und begann hemmungslos zu weinen. Ihre Tränen schmeckten salzig, doch dies interessierte Sakura im Moment nicht. Wie von selbst schaltete sie ihre Umwelt aus, nur noch ihr Schluchzen hallte in ihren Ohren wider. So bemerkte sie auch nicht, wie sich die Tür des Apartments öffnete, leise Schritte durchquerten den Flur. Eine Hand wollte zum Lichtschalter tasten, doch angesichts der vernehmbaren Geräusche zog dieser jemand seine Hand wider zurück und schritt an dem großen Kamin vorbei. Sein Gang war anmutig und gleichzeitig beherrscht, doch als er hinter die Couch sah, verkrampfte sich etwas bei dem jungen Mann. Sakura zuckte kurz zusammen, als jemand einen Arm um ihre Schulter legte. Sasukes kalte Haut erschreckte sie auch nach so langer Zeit immer noch. Schweigend verharrte sie in dieser Position und wagte nicht aufzusehen, denn noch immer weinte sie leise vor sich hin. Der Uchiha sagte nichts, sondern versuchte sie mit zärtlichen Gesten zu beruhigen. In diesem Moment der Stille wurde Sakura klar, dass es ein großer Fehler gewesen war diesen Job anzunehmen. Die Grenzen ihrer Arbeit verschwanden spürbar. Bald konnte sie nicht mehr auseinander halten, was sie aus Pflichtgründen tat und was von ihr selbst als Person kam. Denn zum ersten Mal in ihrem Leben bekam sie bei einem Mann das Gefühl, dass sie durchaus mehr verband, als das, was für das bloße Auge sichtbar war. Es war ein Band, was sie miteinander teilten. Ein Band, was sie zusammenführte. Sasuke verstand sie ohne Worte, er brauchte keine Taten, die ihm wissen ließen, dass sie ihn liebte, denn er nahm es auf seiner ganz besondern Weise wahr. Innerlich schmerzte es Sakura, ihn belügen zu müssen. Doch etwas in ihr hielt sie davon ab, auszupacken. Vielleicht Shinos Tod, denn er war wegen ihm gestorben. Durch seine Hand. Erneut brach eine Welle von Trauer über Sakura aus. Warum konnte Sasuke nicht sein, wie jeder andere Mann? Einen ganz normalen Job nachgehen, kein Dreck am stecken haben und einfach so sein, wie jetzt. An ihrer Seite und verstehend. Die Haruno hätte sich Ohrfeigen können für diesen Gedanken und biss sich auf die Lippen. Sie hasste sich dafür, dass sie so dachte. Sie verabscheute die Welt in der sie lebte, einzig und alleine, weil sich momentan alle Ereignisse überschlugen. ~*~ Sai nahm einen kräftigen Schluck von seinem Kaffee. Er befand sich im Star Bucks und beobachtete von seinem Platz aus die Menschen, die zu so später Stunde noch unterwegs waren. Die Arbeit mit diesem neuen Team, was auf den Namen 1412 hörte, war anders, als er es gewohnt war. Sie alle schienen eine eingespielte Gruppe zu sein. Es imponierte ihn, doch trotz all dem hatte er bei einer bestimmten Sache ein schlechtes Gefühl. Sai wusste das Sakura Haruno für ihr ausgezeichnetes Genie bekannt war, aber er hatte noch nie davon gehört, dass sie undercover zu den Großen gehörte. Er beobachtete ein älteres Ehepaar, was dabei war, sich etwas zu bestellen, aber angesichts der irritierenden Karte, Probleme hatte. Der Schwarzhaarige konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Doch schnell wurde er wieder ernst. Den heutigen Tag hatte er damit verbracht, die Akten zu studieren, die sich angesammelt hatten. 1412 führten einen ausgezeichneten Protokoll. Jeden kleinen Hinweis hatte er dank seines fotografischen Gedächtnisses in sich aufgesaugt. Doch irgendetwas ließ ihn stutzen. Es gab eine Lücke, dessen war er sich ganz sicher. Eine Akte die er noch nicht kannte und die er noch finden musste. Sai dachte an die Liste von Namen, die sich angesammelt hatte. Mackler hatte damals angesichts des Telefonats, was an jenen Tag geführt worden war, eine beachtliche Schlussforderung erwiesen können und er war sich sicher, dass sein toter Kollege irgendwo weiter an diesem Hinweis gearbeitet hatte. Sein Gefühl sagte ihm, dass Haruno genau wusste, wo er danach suchen musste, doch sie würde es ihm gewiss nicht sagen. „Abend Kollege.“ Überrascht sah Sai auf und blickte in zwei große blaue Augen. Ino ließ sich ihm gegenüber nieder und bestellte sich ebenfalls einen Kaffee. „Störe ich Sie?“ Er verneinte und lehnte sich zurück, während sie sich eine Zigarette anzündete. „Ich möchte mit Ihnen reden, Watson.“ „Sai.“, korrigierte er und sie lächelte. Ihr Blick glitt an ihm vorbei und sie nahm genüsslich den ersten Schluck. Als die dampfende Tasse schließlich neben ihr stand, seufzte sie leise. “Entschuldige schon mal im Vorfeld meine Neugier, aber ich habe mal einen Blick in deinen Lebenslauf geworfen. Ist zwar sonst nicht meine Art, aber Sakuras Perfektion färbt langsam auf mich ab.“ Sai verdrehte die Augen. Er konnte sich wahrlich denken, was sie damit meinte. Ino schlug die Beine übereinander und gestand: „Ich muss bemerken, dass deine Abschlussnoten beeindruckend sind, aber das war nicht das Herausragende an deinem Lebenslauf. Eher die Tatsache, dass du an jenem Fall des Serienmörders `Dracula` mitgearbeitet hast.“ Der Schwarzhaarige wusste nun worauf sie hinaus wollte, dennoch wartete er ab. Ino strich sich eine lange Haarsträhne hinter das Ohr und erklärte: „Weißt du, wenn du dabei warst, dann musst du auch jenen jungen Agenten aus Cansas City kennen.“ Erwartungsfreudig sah sie ihn an, doch er hielt sie hin. „Ino … was genau willst du eigentlich von mir wissen?“ Sie beugte sich vor und sah ihm direkt in die Augen. „Was ist aus ihm geworden? Er hat den Fall in drei Monaten gelöst und dann?“ Watson nahm seine Tasse in die Hand und schätzte von sich aus ab, wie viel er ihr sagen konnte. Es war nicht einfach über Vergangenes zu sprechen und heute war es eindeutig noch zu früh. Dass, was er ihr zu erzählen hatte, würde ihre Vorstellung sprengen, doch wenn sie schlau war, dann kam sie ganz alleine dahinter. Sai stand auf und legte das Geld für seinen Kaffee auf den Tisch, dann beugte er sich zu ihr runter und sprach: „Ich kann deine Neugier nachvollziehen und dennoch halte ich es für falsch, dir jetzt schon von jenem Vorfall zu erzählen.“ Die Blondine verstand nicht, doch Sai lächelte. „Keine Sorge, das heißt nicht, dass ich nicht mit dir darüber reden will, mir geht es viel mehr darum, dass ich dieser unheimlich, spannenden Geschichte gerecht werde.“ Er nahm seine Jacke und zog sie sich über, dann verschwand er mit einem Nicken aus dem Cafe. Ino sah ihm durch das Fenster nach und wandte sich erst ab, als er zwischen den ganzen anderen Menschen verschwunden war. Innerlich ärgerte sie sich darüber, dass man ihr indirekt eine Abfuhr, bezüglich ihrer Frage, gegeben hatte. Sie seufzte leise und beschloss ihren Kaffee schnell zu trinken, dabei drückte sie ihre Zigarette aus und sah von ihrem Platz aus gelangweilt durch Star Bucks. Dabei fiel ihr Blick auf ein altes Ehepaar am Fenster. Sie gingen so liebevoll miteinander um, dass Ino schon fast eifersüchtig wurde. Nach außen hin gab sie das taffe Partygirl, doch ihre engeren Freunde wussten, dass sie in Wahrheit davon träumte ihre eigene kleine Familie zu haben. Ein Mann, der sie mit all ihren Macken liebte, Kinder die sie umsorgen konnten und ein Haus mit Garten, was in Schuss gehalten werden musste. Unweigerlich grinste Ino, jeder Mann würde verschreckt das Weite suchen, wenn sie ihm diese Tatsachen bereits beim ersten Date ins Gesicht knallen würde. Doch genau so sah ihre Realität aus, sie wollte eine Familie und nicht, bis sie die erste Halbzeit ihres Lebens erreicht hatte, von einer Affäre zur nächsten springen. Während die Blondine dem Kellner zu winkte, damit sie bezahlen konnte, bemerkte sie nicht, dass sie beobachtet wurde. Schon als sie sich zu Sai gesetzt hatte, war sie ins Visier eines unbekannten Mannes geraten. Unscheinbar befand er sich im Hintergrund und beobachtete sie. Keine ihrer Handlungen konnte ihm entgehen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und seine Augen huschten über ihren Körper. Sie war schön. Diese Tatsache konnte er nicht leugnen, dennoch zog ihn noch etwas anderes an ihr an. Ihre Haltung, ihre Art sich zu bewegen, all dies drückte Eleganz aus. Es war genau jene Eleganz, die er heutzutage bei vielen Frauen vermisste. Sie strahlte das Bewusstsein einer höheren Tochter aus und dank zuverlässigen Quellen wusste er bereits, dass sie aus eben so einer Familie stammte. Der Unbekannte erhob sich als er sah, dass sie sich zum Gehen bereit machte. Er würde sie noch ein wenig aus dem Hintergrund heraus beobachten und dann, wenn die Zeit gekommen war, würde er all die Dinge mit ihr machen, die ihm durch den Kopf rauschten. ~*~ Zur selben Zeit hörte Sasuke, wie hinter ihm die Tür zum Badezimmer geöffnet wurde. Er drehte sich um und stellte ein Tablett mit Essen und heißem Tee auf den gläsernen Wohnzimmertisch. Sakura ließ sich auf der Couch nieder und strich sich durch die langen Haare. „Tut mir Leid…“ Ihre Stimme war fast nur ein Flüstern, aber dennoch laut genug, damit Sasuke sie verstehen konnte. Der Uchiha ließ sich neben ihr nieder und bemerkte, dass sie versucht hatte mit Wasser die Tränenspuren zu verwischen. Noch wusste er den Grund nicht, warum sie hatte weinen müssen und wenn er ehrlich war, so würde er auch nicht fragen. Entweder sie erzählte ihm freiwillig, was sie bedrückte oder aber sie ließ es bleiben. Er reichte ihr eine Tasse mit Tee, welche sie dankend annahm. „Ich bin erbärmlich.“, gestand Sakura leise, „Da kommst du hier hin und ich heule dir die Ohren voll.“ Sie wollte sarkastisch klingen, doch es misslang ihr. Sasuke sah geradeaus. Einen Moment schwieg er, doch dann zierte ein schwaches Lächeln seine Lippen. Seine Stimme war beherrscht und ruhig, so wie immer. „Sakura, Sakura du brauchst in meiner Anwesenheit nicht immer die Starke und gut Gelaunte mimen.“ Er drehte sich zu ihr und sah sie direkt an. Seine rechte Hand umfasste die ihre und sein Daumen strich die Innenseite ihrer Handfläche entlang. Ihre Augen wirkten verunsichert und Sasuke konnte es ihr gut nachvollziehen. Er wusste, dass er Macht, Autorität und Stärke ausstrahlte. Gerade deswegen fühlten sich viele Frauen zu ihm hingezogen und versuchten mit ihm gleich zu ziehen. Dabei waren es gerade die vielen verschiedenen, menschlichen Schwächen, die ihn in den Bann zogen. Denn wenn sie so waren, wie es ihr Charakter verlangte, dann überraschten sie ihn. Wurden individuell mit niemand vergleichbar. „Ich schätze es, wenn du genug Vertrauen zu mir besitzt, um mir deine schwachen Seiten zu zeigen.“ Sie verstand nicht, doch das war okay für ihn, schließlich drückte er sich ein wenig schwammig aus. „Weißt du, bis vor kurzem waren meistens Frauen an meiner Seite, die mir Perfektionismus vorzutäuschen versuchten. Sie wollten eine ähnliche Wirkung auf die Menschen ihrer Umgebung haben, wie ich.“ Die junge Haruno sah zu Boden und schluckte schwer. Sasuke suchte nach den richtigen Worten. Er befand sich zum ersten Mal in seinem Leben in solch einer Situation. „Du musst mir nicht erzählen, was der Grund für deine Tränen war.“ Sakura sah zögerlich auf. In ihrer Miene spiegelte sich Verblüffung und Sasuke musterte ihr schönes, gleichmäßiges Gesicht. Mit der freien Hand strich er sanft über ihre Wange. „Es ist in Ordnung, wenn du bestimmte Dinge mit dir selbst ausmachen möchtest und für dich behältst.“ Der Uchiha sah auf seine Hand, die ihre fest hielt. Dann blickte er ihr erneut in die Augen. Seine Worte waren für Sakura wie Streicheleinheiten. Verwöhnungen, die sie glaubte nicht verdient zu haben. „Doch trotzdem möchte ich dich vom Weinen abhalten.“ Sein Gesichtsausdruck war ernst und es schien ihm wichtig zu sein. „Komm für die nächsten vier Tage mit mir auf die Karibik. Die Sonne und die Wärme werden dich ablenken und einen Teil deines Alltags vergessen lassen.“ Im ersten Moment war Sakura zu überrumpelt, um einen klaren Gedanken fassen zu können. „Sasuke, ich… Karibik… d-du hast doch …“ Er nickte leicht. „Ja … ich wollte meinen 30-zigsten Geburtstag dort feiern. In der Hoffung, dass nicht all zu viele Schwätzer dort auftauchen.“ Sakura musste leise lachen. Sie war sich im Klaren, wen er mit Schwätzern meinte. „Glaubst du nicht, dass Hatake in der Lage ist, ein Flugticket zu lösen?“ Er knirschte mit den Zähnen und hob die Augenbrauen. „Hoffen schadet ja nichts, oder?“ Der Uchiha rutschte näher zu ihr und konnte dabei jede einzelne Wimper erkennen. Seine Haltung entspannte sich und Sakuras warmen Hände legten sich um seinen Nacken. „Kommst du nun mit?“ Statt zu antworten, legte die junge Frau ihre weichen Lippen auf seine und die beiden vertieften den Kuss. Während Sasuke sich wissend von ihr verführen ließ, musste er lächeln. Er hob sie auf seinen Schoss und ihre Beine schlangen sich um seine Hüften. Kurz unterbrach er sich und sprach neckisch: „Ich deute das einmal, als ein Ja.“ Sakura verdrehte die Augen, doch bevor sie ihm etwas entgegensetzten konnte, verschlossen seine Lippen erneut die ihre. Seine Hände tasteten unter ihren weichen Pullover, noch während Sasuke sie als Mann umgarnte, schweiften seine Gedanken zu seinem bevorstehenden Plan. Sobald er die Frau auf sich, mit in die Karibik genommen hatte, stand ihm nichts mehr im Weg. Sie würde ihm gehören, ehe sie es bemerkte. Der Schwarzhaarige atmete tief ihren vertrauten Duft ein. Noch nie war er einer Frau so verfallen gewesen. Dass Sakura die erste war, ließ ihn diese Schwäche verkraften. Denn Sasuke war sich sicher, dass sie die richtige Frau war, um an seiner Seite bleiben zu dürfen. Liebe macht nicht blind. Der Liebende sieht nur weit mehr, als da ist. Kapitel 7: Do you want... ------------------------- . . . „Hier!“ Sakura sah auf das Handy, das man ihr in die Hand gedrückt hatte. Es sah aus wie ihr altes, nur dass es ein wenig schwerer war. Die Rosahaarige blickte auf und bemerkte das zufriedene Gesicht ihres neuen Kollegen. Sai grinste breit und sprach: „So wie du mich ansiehst, könnte man meinen, wir ständen nicht auf derselben Seite. Sondern du wärst beim FBI und ich einer von Uchihas Gesandten, der versucht dich ans Messer zu liefern.“ Die Rosahaarige schenkte ihm ein schiefes Lächeln und klappte das hellgrüne Handy auf. „Was ist daran jetzt neu?“ Gespannt sah Ino ihren Kollegen an und schlug am Schreibtisch die Beine übereinander, auch Kiba war höchst interessiert daran zu sehen, was sein neuer Kollege zu bieten hatte. Sai seufze tief und ungeduldig. „Hör mal, wenn du morgen ab in die Karibik verschwindest, dann müssen wir in irgendeiner Weise in Kontakt bleiben. Da du aber kaum eine Gelegenheit haben wirst, mal eben in eine Telefonzelle zu verschwinden oder gar das Telefon in der exklusiven Luxussuite zu benutzen, habe ich mir gedacht, dass du ein Handy gebrauchen kannst, wo du eine SMS eintippen kannst.“ Kiba brach in lautes Gelächter aus und zog somit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. „Ein Handy, mit dem man eine SMS schreiben kann, was für ein wundersamer technologischer Vorschritt!“ Er hob seine Hände zum Himmel und lachte, auch Ino runzelte die Stirn. „Meinst du nicht, dass wir Sakura da nicht auch ein ganz normales Handy hätten geben können?“ Sai verdrehte die Augen und erklärte: „Meine lieben kleinen ungebildeten Freunde…“, bei diesen Worten stemmte Sakura empört die Hände in die Hüfte und funkelte ihn böse an. „… dieses Handy hier ist durchaus ein echtes Wunderwerk. Denn wenn Sakura ihre Nachricht ganz normal eingibt, verändert sich der Inhalt von selbst. Sprich, sie schreibt die drei Henker rauben z.B am 23. 11. eine Bank in Salt Lake City aus, dann kommt bei uns an, Das Wetter ist gut oder so. Im Klartext, sollten Uchihas Leute wegen irgendetwas misstrauisch werden und die Daten ihres Handys überprüfen, so werden sie nichts Ungewöhnliches finden.“ Überrascht sah die Rosahaarige auf das Handy in ihrer Hand, die Äußerung ihres Kollegen klang ganz plausibel und so konnte sie das Ding auch mal unbeobachtet auf ihrem Nachtisch liegen lassen, ohne Angst darum zu haben. Ino wirkte ebenfalls verblüfft und sah sich das Handy genauer an. „Und es funktioniert wirklich?“ Sai nickte zufrieden, er hatte es eine ganze Woche lang mit den verschiedenen Funktionen ausprobiert. Zwar war er manchmal vollkommen entnervt gewesen, aber letztendlich lief alles so wie er es haben wollte. Sakura musste lächeln und sprach: „Danke für deine Mühe, ich bin sicher, es wird mir bestimmt noch ein paar mal die Haut retten.“ „Hoffe ich doch!“ Der Agent trank einen Schluck starken Kaffee und grinste, nun machten sich auch bei ihm Spuren der Überarbeitung sichtbar. Seit fast drei Tagen hatte Sai nicht mehr durchgeschlafen, geschweige denn sein eigenes Bett überhaupt mal gesehen. Bis jetzt hatte er sich mit dem Schreibtischstuhl begnügen müssen. Sakura seufzte tief und wandte sich an Ino. „Kann ich dich um Hilfe bitten?“ Die Blondine wirkte überrascht und machte ein fragendes Gesicht. Kurz und knapp erklärte die Rosahaarige: „Uchiha feiert ja aus einem ganz bestimmten Grund und ich finde, dass ich durchaus in der Lagen sein müsste, ein Geschenk für ihn zu haben, oder?“ Sie raufte sich die Haare. „Das Problem ist nur… was schenke ich einem solchen Mann? Er wird dreißig und hat alles, wovon so manch ein Mann sein Leben lang träumen wird.“ Überraschenderweise hakte sich Ino bei ihr ein und zog sie munter aus dem Büro. „W-Wo willst du hin?“ Sie strahlte über das ganze Gesicht und schubste sich in den offenen Aufzug. „Es wird eindeutig Zeit, dass wir uns mal wieder wie ganz normale Freundinnen unterhalten.“ So normal wie es halt geht, setzte Sakura in Gedanken dazu. Im obersten Stockwerk befand sich die Cafeteria, zu dieser späten Stunde war sie nur schlecht besucht, was den zwei Frauen nur gelegen kam. Sie ließen sich an einem Fensterplatz nieder und bestellten zwei heiße Tassen Tee, die wenig später auch schon serviert wurden. „Könntest du bitte aufhören, dich an meinem Elend zu ergötzen?“ Sakura war nun leicht verstimmt, denn da fragte man Ino um Rat und ihr fiel nichts Besseres ein, als ihr krankes Dauergrinsen aufzusetzen. Die Blonde winkte gekränkt ab. „Als wenn ich mich je wegen irgendetwas bei dir `ergötzt` hätte!“ Sakura wollte zur Sache kommen, doch bevor Ino ihr einen eindeutigen Tipp gab, verlangte sie: „Erzähl mir etwas über ihn!“ Die Haruno verdrehte grinsend die Augen und dachte kurz darüber nach, was interessant für sie sein würde. Während Sakura vom ersten offiziellen Date schwärmte, stützte Ino ihren Kopf in ihren Handflächen ab. Stumm hörte sie zu und lächelte, als ihre Freundin lebhaft davon berichtete, wie sie sich in verschiedenen Trikots gegenüber gestanden hatten. Ino konnte sich bildhaft vorstellen, dass Sakura den Abend im Stadion sichtlich genossen hatte, schließlich fand sie nicht immer jemanden, der ihre Baseballsucht teilte. „Na ja und zum Abschluss habe ich ihn dann zum Essen eingeladen.“ „DU hast ihn zum Essen eingeladen? Hey, bei mir wirst du schon knauserig, wenn du nur ein Milchshake für mich mitbezahlen sollst!“, empörte sich die Blondine belustig, was Sakura eine leichte Röte auf die Wangen trieb. „ Na ja, immerhin war das der Abend, an dem das Eis zwischen euch gebrochen ist.“ Ino lächelte und trank einen Schluck von ihrem warmen Tee. Sakura biss sich leicht auf die Lippen, ihre Augen suchten kurz den Blick ihrer Freundin, schließlich beschloss sie, dass es das Beste war, wenn sie ihr erzählte, was ihr auf dem Herzen lag. Schon lange quälte sie sich mit einem Geheimnis rum, das sie nun endlich loswerden wollte. „Ino…ich glaube, es gibt da etwas, was du wissen solltest.“ Die Blondine wurde ernst. Wenn Sakuras Stimme einen ungewohnt nüchternen Ton annahm, dann hieß es meist, dass es um eine wichtige Sache ging. „Kennst du das Gefühl, wenn du mit jemand zusammen bist und du denkst, alles zwischen euch funktioniert?“ „Definiere funktioniert genauer.“ Sakura schluckte hart und sah einen kurzen Moment schweigend auf die Tischplatte. „Funktionieren in allen Bereichen… Ihr braucht euch nur anzusehen und dein Herz schlägt so hoch, dass du denkst, dein Partner könne es hören. Nehmen wir mal ein einfaches Beispiel zum Thema funktionieren. Du tanzt mit jemand, der dir eigentlich vollkommen fremd ist und trotzdem bist du in der Lage, ihm zu vertrauen, dich von ihm führen zu lassen. Und wenn er mit dir spricht, dann gibt er dir das Gefühl, du wärst etwas Besonders. Etwas so Kostbares, dass man es beschützen muss.“ Sakura strich sich durch die Haare und überlegte, wie sie ihre Verwirrung noch besser in Worten fassen konnte. „Die Worte, die dein Partner benutzt, um dir sein Anliegen zu erklären, sind so gewählt, dass du glaubst, er sieht dich mit anderen Augen als der Rest der Welt. Doch je mehr du ihn kennen lernst, desto mehr fängst du an zu glauben, er meine seine Worte tatsächlich ernst. Und wenn er dich berührt dann…“ „… dann ist es, als wäre er dein Gegenstück, nach dem du dein ganzes Leben lang gesucht hast.“, schloss Ino und Sakura sah sie hilflos an, doch sie lächelte nur und ihr Griff um den Tee verstärkte sich. „Das alles rauscht dir durch den Kopf, wenn du mit Uchiha zusammen bist?“ Die Haruno nickte, ihr Hals war mit einem merkwürdig trocken und ein dicker Kloß machte sich breit, sodass sie kaum noch in der Lage war zu schlucken. Ino seufzte leise und legte ihre Hand auf die ihrer Freundin. Ihr Gesicht verriet Mitgefühl. „Sakura… es sieht ganz so aus, als hättest du dich tatsächlich in ihn verliebt.“ Die Worte schlugen der Rosahaarigen entgegen und gaben ihrem Herzen einen Stich. Denn die Bestätigung ihrer Freundin stellte sie vor vollendete Tatsachen. Ihr war das Schlimmste passiert, was hätte passieren können. Sie war verliebt in jemanden, der sie früher oder später zu einer Entscheidung zwingen würde. Seine Liebe oder ihren großen Traum. Ino schien zu ahnen, woran sie dachte und lehnte sich zurück. „Ganz ehrlich? Ich würde nicht in deiner Haut stecken wollen.“ Die Rosahaarige sah auf und sah sie fragend an. „Ich wäre am Ende doch glatt noch so gefühlskalt und würde mich für meine Pflicht entscheiden und das hätte mir dann wohl gezeigt, wie abgestumpft mich die Vergangenheit hat. Wir beide Wissen, dass Gefühle etwas sehr Schönes sind und sie einem zum glücklichsten Menschen der Welt machen können. Doch gleichzeitig können sie genauso schnell wieder verschwinden wie sie gekommen sind.“ Sakura bemerkte, dass hinter den Worten ihrer besten Freundin existierende Tatsachen liegen mussten und fragte: „Ino… wann ist dir das passiert?“ Die Blondine lächelte breit und gestand: „Weißt du, vor einiger Zeit hatte ich wieder einen dieser heißen One-night-stands.“ Ungewollt verdrehte Sakura die Augen. „Tja und mein Fang an diesem Abend war halt irgendwie etwas Besonders. Er hat mich so behandelt wie du eben dein Gefühl beschrieben hast, das du bei Uchiha empfindest. Doch anders als bei dir, kam bei mir die Ernüchterung am Morgen.“ „Er war weg.“, schloss Sakura leise und Ino nickte. „Und ich kannte gerade einmal seinen Namen, die Wahrscheinlichkeit, dass ihn je wieder sehe, liegt also bei unter 10 Prozent.“ Sie winkte ab, als wäre dies nicht weiter tragisch, doch Sakura wusste, dass ihre Freundin mitgenommen war, alleine ihre Wortwahl sprach dafür. Bloß nicht zeigen, dass sie verletzt war! Ino warf einen schnellen Blick auf die Uhr. „Ich denke, wir sollten uns und auf den Heimweg machen.“ Es klang, als wollte sie so schnell wie möglich das Thema wechseln und dies war das Erstbeste, was ihr eingefallen war. Frauen erhoben sich und Sakura zog sich ihren Mantel über. Sie sah nach draußen und bemerkte, dass es angefangen hatte zu regnen. Als sie zu zweit den Aufzug betraten, wurde der Rosahaarigen wieder einmal der Unterschied zwischen ihrer Freundin und sich selbst bewusst. Alleine Inos Stil war mal wieder von Kopf bis Fuß perfekt. Die weiße Jacke passte wie gemacht zu den langen hellen Stiefeln und dem kurzen Jeansrock. Ihr eigener hellbrauner Mantel und die schlichte Jeanshose wirkten viel zu gewöhnlich. Sakura zog ihre bunte Strickmütze tiefer in die Stirn und seufzte leise. Mittlerweile sollte sie sich eigentlich schon damit abgefunden haben, nicht so herausragend zu sein, wie sie es gerne wäre. „Weißt du, was das perfekte Geschenk für Uchiha wäre?“ Inos Stimme riss sie aus ihren Gedanken und sie drehte sich nach links. Die Blondine lächelte und warf ihre langen Haare nach hinten. „Er mag doch diese Tornados oder? Warum kaufst du nicht einfach einen Baseballschläger und fälschst die Unterschriften dieser Sportler und tada!“ Sakura zog die Stirn kraus und dachte über den Vorschlag ihrer Freundin nach. Warum eigentlich nicht? Bis jetzt hatte sie noch keinen Baseballschläger in einer von Sasukes vielen Wohnsitzen gefunden. Und wenn er tatsächlich einen hatte, dann war sie sich keiner Schuld bewusst, schließlich konnte sie auch nicht alles wissen. Ein Lächeln schlich über ihre Lippen und der Fahrstuhl hielt an. Ino stieg aus, jedoch nicht ohne ihr vorher einmal kurz in die Wange zu kneifen. „Verschwinde, du Biest!“, fauchte Sakura, doch die Blondine sprach nur: „Immer wieder gerne!“ Dann glitt die Aufzugtür wieder zu und Sakura fuhr in die Garage. Die Haruno überquerte den großen Parkplatz und schritt bis zu einer Tür am Ende des Gebäudes. Dort angekommen zog sie eine Art Karte durch einen Magnetkasten, ehe sich die Tür von selbst öffnete und sie in eine freie Damentoilette trat. Lautes Geplapper drang an ihr Ohr und Sakura wartete einen Moment, um sich zu vergewissern, dass draußen nichts Ungewöhnliches vor sich ging. Erst dann öffnete sie die weiße Tür und gelangte durch ein gut besuchtes Cafe in Freiheit. Draußen eilten hektische Menschen über die Straße, sie alle waren auf der Flucht vor Regen. Sakura jedoch griff in ihre Tasche und klappte ihren Schirm aus. Ein Blick in den Himmel sagte ihr, dass es so schnell nicht aufhören würde zu gießen. Die Kälte brannte in ihrem Gesicht und sie fragte sich, warum es noch keinen Schnee gegeben hatte. In sicheren Schritten ging sie durch die Fußgängerzone und versuchte ein paar Minuten lang abzuschalten. Denn irgendwie freute sie sich darüber endlich, einmal wieder mit Ino gequatscht zu haben ohne, dass es dabei hauptsächlich um irgendwelche neuen Pläne oder Vorgehensweisen ging. Das Klingeln ihres Handys ließ Sakura innehalten und sie klappte es auf. „Was gibt es?“ Am anderen Ende ertönte Sais Stimme. »Ich habe deinen Hinweis überprüfen lassen und wie es aussieht scheinen Uzumaki und Uchiha durchaus mehr gemeinsam zu haben als vermutet. Sie waren auf derselben Universität und besuchten exakt dieselben Kurse. Gut möglich, dass dort mehr gegangen ist. « „Aber es gibt einen Haken bei der ganzen Sache, richtig?“ Die Haruno konnte förmlich spüren, dass sie recht hatte. Sai holte tief Luft bevor er antwortete. »Weißt du, die Uzumakis sind eine einflussreiche Familie, sie halten die Daten ihrer Angehörigen gut verschlossen, weshalb über Uchihas Chauffeur nicht mehr bekannt ist als ganz normale Dinge, wie Alter, Abschluss und so. Doch trotzdem bin ich ebenfalls dafür, dass wir den Mann ein wenig näher in Augenschein nehmen. « Sakura war erleichtert darüber, dass es jemand ähnlich sah wie sie und versprach weiterhin die Augen offen zu halten. Dann legte sie auf und ließ ihr Handy wieder verschwinden. Die Tatsache, dass sie eine erste Spur auf die drei Henker hatten, ließ sie hoffen, dass der Fall irgendwann einmal eine Wendung annahm, auch wenn sie bis jetzt noch keine Ahnung hatte, ob zum Guten oder zum Schlechten. ~*~ Ungeduldig trommelte ein grauhaariger Mann mit seinen Fingern auf die gläserne Tischplatte. Sein Gesichtsausdruck wirkte angespannt und unter seinen Augen lagen dunkle Ränder. Jiraiya sah durch den großen dunklen Konferenzraum, die anderen 12 Plätze vor ihm waren leer. Einzig alleine die dumpfen Schritte seines Vorgesetzten waren zu hören. „Sie haben mich wirklich sehr enttäuscht!“ Sarutobi klang bitter und arg verärgert. Doch noch bevor der alte Mann etwas sagen konnte, klopfte es an der Tür und Ibiki trat ein. Unsicher sah er von Jiraiya, seinem einstigen Kollegen, zu seinem Chef. Der Alte zog an seinem Krawattenknoten und verlangte, dass eben Angekommener sich setzte. Noch hatte der Ausbilder keine Ahnung, was auf ihn zukommen würde. „Gibt es einen bestimmten Grund, warum ich….-!“ „Gleich.“, knurrte Sarutobi ungehalten und die Männer verfielen erneut in Schweigen. Erst als es erneut an der Tür klopfte und eine blonde Frau eintrat, entspannte sich Ibikis Gesicht ein wenig, wenn Tsunade anwesend war, würde sich Sarutobi ein wenig zurück halten was Verwünschungen anging. Die Vorsitzende der CSI setzte sich und der alte Herr sah ernst in die Runde, es schien, als suche er nach den richtigen Worten. „Sie alle arbeiten für den Staat! Egal, ob Sie jetzt das FBI in Los Angeles, San Fransisco oder Orlando leiten und es ist auch egal, ob Sie jetzt beim CSI arbeiten oder beim obersten Gerichtshof! Denn noch immer haben Sie eins gemeinsam, sie erfüllen die Pflichten, die man ihnen anvertraut hat, nicht war?“ Er holte tief Luft, während sich die anderen drei unsicher ansahen. „Und genau deshalb verstehe ich eins nicht.“ Sarutobi legte eine Kunstpause ein, ehe seine Stimme sich fast überschlug. „WARUM ZUM TEUFEL ARBEITEN SIE NICHT EINFACH ZUSAMMEN!!!“ Er schlug mit der Faust auf die Glasplatte, sodass das Glas knirschte und Risse entstanden. „JIRAIYA!“, donnerte er. „Sie wissen genau, dass ich den Fall Uchiha an Ibiki weiter geleitet habe, doch anstatt mir zu sagen, dass Sie bereits einen fähigen Agenten Undercover eingesetzt haben, schweigen Sie!“ Sofort sahen Tsunade und Ibiki zu ihrem einstigen Kollegen. „Ich dummer Mann gebe auch noch den Befehl an Tsunade weiter, eben jenen Agenten zu suchen und was ist? Natürlich finden wir bei seiner sauberen Arbeit zwei Jahre lang keinerlei Spuren, bis Sie heute damit rausrücken, dass sie wissen, wo er sich befindet!“ „Der Agent, der den Fall um Orlando gelöst hat?“ Ibiki riss die Augen auf und Tsunade stürzte auf. „Ist das wahr? Man weiß, wo er ist?“ Sarutobi nickte knapp, jedoch war er noch nicht fertig. „Ibiki, warum haben Sie sich nicht mit Jiraiya, so wie ich es immer verlangt habe, ausgetauscht? Er hätte ihnen bezüglich des Informanten helfen können. Aber nein, Sie waren ja mit dem einen zufrieden. Hätten Sie nur einen Ton gesagt, dann hätte Jiraiya ihnen stecken können, dass es sich hierbei um seinen Schützling handelt!“ Die beiden Männer sahen zu Boden, der ständige Konkurrenzkampf hatte dazu geführt, dass sie gegeneinander arbeiteten anstatt miteinander. Jeder wollte besser sein als der jeweilige andere. „Tsunade…Ihnen kann ich nichts Direktes vorwerfen, nur dass gewisse Unterlagen unterschlagen worden sind und Sie es noch nicht einmal bemerkt haben!“ Sarutobi knallte ihr einen Bericht vor die Nase und sprach: „Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass dieser Obduktionsbericht den Tatsachen entspricht! Ein Mediziner im ersten Semester sieht, dass Mackler an Verblutung gestorben ist und nicht an Herzinfarkt!“ Die blonde Frau wurde rot vor Scharm, dass ihr solch ein wichtiger Fehler unterlaufen war. Sarutobi schüttelte den Kopf. „Kein Wunder, dass es Uchihas Henkern von mal zu mal leichter fällt, die Gesetzeshüter des Staates an der Nase herumzuführen. Und jetzt sind wir noch nicht einmal in der Lage, unsere eigenen Leute zu schützen!“ Ibiki sah auf, sein Gesicht spiegelte Verwirrung wieder. „Wie meinen Sie das?“ „Jiraiyas Bote zu seinem Schützling wurde abgefangen!“, antwortete der Alte ruhig. „Sie haben demnach den Decknamen unseres Mannes erhalten.“ Tsunade fragte nach dem Namen um besser einschätzen zu können, wie brenzlig die Situation geworden war, doch es war der Mann zu ihrer Rechten, der antwortete. Jiraiya schlug die Augen nieder. „Von Richthofen…“ „Und wie soll man so hinter die Identität kommen?“ Die blonde Frau verstand nicht ganz, weshalb Ibiki nachhalf. „Der Name von Richthofen lässt auf das Jahr 1917 zurückführen, im Klartext, den ersten Weltkrieg.“ Die allgemeine Aufmerksamkeit galt nun ihm. „Wenn auch nur einer von Uchihas Männern in europäischer Geschichte aufgepasst hat, so wird er von Richthofen mit dem roten Baron in Verbindung bringen.“ Sarutobi stützte sich rechts und links vom Glastisch ab und sprach mit trockener Stimme: „Die Farbe rot lässt auf die Haarfarbe unseres Agenten schließen.“ Entsetzt sah Tsunade von einem zum anderen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Agenten noch retten konnten, war gering. Der FBI-Vorsitzende richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. „Wir müssen wohl einsehen, dass wir durch ihre Schuld einen großartigen Agenten verloren haben, mit Sicherheit finden wir seine Leiche morgen an irgendeiner Kirchenglocke baumeln oder noch schlimmer seine Gliedermaßen zerstreut in irgendwelchen Schaufenstern der City!“ Die Wut in seiner Stimme war deutlich herauszuhören, denn alle Anwesenden wussten, dass Sarutobi den jungen Agenten aus Cansas City gerne einmal persönlich getroffen hätte. „Hätten Sie von Anfang an zusammen gearbeitet, hätten wir einen unnützen Tod verhindert! Denn jetzt können wir unmöglich Haruno bescheid geben, sie solle in irgendeiner Weise dazwischen springen und ein Sondereinsatzkommando können wir ebenfalls nicht los schicken da wir zum Ersten nicht wissen, wo er sich befindet und zweitens Haruno damit in Gefahr bringen würden!“ Erdrückende Stille machte sich breit. ~*~ Die Vorbereitungen auf der Karibik waren in Hochtouren gelaufen. Als Sakura am Tag ihrer Ankunft die große weiße Villa betreten hatte, in der sie wohnen sollte, waren ein dutzend Angestellter auf sie zugeeilt und hatten ihr Jacke und Gepäck abgenommen. So weit sie gucken konnte, waren Menschen dabei, etwas aufzubauen, zu schmücken oder gar zu planen. In der ganzen Villa wimmelte es von Leuten, die irgendetwas vorbereiten mussten. Selbst im gigantischen Garten spannte man Tücher und baute eine große Tanzfläche und eine große Sitzecke mit weißen Möbeln auf. Sakura konnte sich zu diesem Zeitpunkt nur vage vorstellen, wie groß die Party wirklich werden würde. Doch jetzt, zwei Tage später, wo sie noch genau drei Stunden Zeit hatte, sich umzuziehen und fertig zu machen, war ihr bewusst, dass ihr Geschenk, welches gut verpackt unter ihrem Bett lag, neben den ganzen anderen Dingen, die Sasuke bekommen würde, wie ein Witz aussah. Sie wandte den Blick vom Garten ab und trat vom Balkon wieder ins Schlafzimmer. Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen und sie konnte Narutos energische Stimme durch die Luft hören. Der Blonde schien ganz in seinem Element zu sein. Sakura durchquerte das große Zimmer, ihre nackten Füße berührten den weichen Flaum des Teppichs und sie schloss das große Handtuch enger um ihren Körper. Ein Blick in dem lebensgroßen Spiegel sagte ihr, dass ihre Haut einen leichten Bronzeton angenommen hatte. Die Wärme und die Sonne taten ihr gut, das ließ sich nicht leugnen. Sakura öffnete die Schranktür und besah sich die Auswahl an Kleidern, die Sasuke ihr hatte zukommen lassen. Bereits am Vortag hatte sie sich mit Hinata beraten, was sie am heutigen Abend am besten tragen konnte. Das zarte gelbe Kleid stand ihr gut. Der große V-Ausschnitt war zwar ihrer Ansicht ein wenig gewagt, doch die Hyuuga, welche sich ebenfalls in der Karibik befand, meinte, sie könne sich das erlauben. Sakura schlüpfte also hinein und verschloss es am Rücken. Der weiche Stoff fiel bis zu ihren Füßen. Durch goldene Sandalen mit leichtem Absatz wurde verhindert, dass sie sich selbst aufs Kleid trat. Dann griff Sakura zur Rundbürste und gab ihren Haar mehr Volumen. Nachdem sie ein bisschen Schminke aufgetragen hatte, sah sie zufrieden in den Spiegel. Sie wusste, dass sie nicht die schönste Frau auf der Party sein würde, dazu hatte sie äußerlich nicht genug zu bieten und doch würde sie die einzige Frau sein, die das Vertrauen des Gastgebers genoss. Sakura lächelte sich selbst zu und holte das Geschenk unter dem Bett hervor. Draußen dämmerte es bereits ein wenig. Die junge Frau verließ das Schlafzimmer und überquerte einen kleinen Flur, dann klopfte sie an einer Tür und hörte ein verstimmtes Knurren von drinnen. Sakura unterdrückte ein Lachen und trat ein. Als sie zum ersten Mal in Sasukes so genanntem Ankleidezimmer gewesen war, hatte sie nicht glauben können, dass ein einziger Mann so viele Klamotten besitzen konnte. Sie fand Sasuke ebenfalls vor dem Spiegel, wie er verzweifelt versuchte, sich einen Krawattenknoten zu binden. Erneut kam Sakura nicht drum herum, ihn zu mustern. Der schwarze Anzug mit den schmalen weißen Streifen stand ihm gut, auch wenn das Jackett noch auf einem Stuhl lag. Sasuke sah auf und wirkte erleichtert, sie zu sehen. „Bitte erlöse mich von diesem Strick!“ Er hielt ihr die dunkle Krawatte unter die Nase und bemerkte gleichzeitig das recht schmale aber lange Packet in ihren Händen. „Sakura, wenn das ein Geschenk für mich sein soll, dann lass dir gesagt sein, dass…“ „Ich weiß, dass ich dir nichts schenken sollte“, unterbrach sie ihn setzte ihr gehässigstes Lächeln auf. „Aber selbst ich bin der Meinung, dass ein verzogener Junge wie du an seinem Geburtstag durchaus eine Kleinigkeit verdient hat.“ Sasuke schlang seine Arme um ihre Taille und zog sie an sich, dann hauchte er einen flüchtigen Kuss auf ihre Lippen. „Na dann mal her damit.“ Er nahm ihr das Packet aus den Händen und öffnete es. Im ersten Augenblick war Sasuke mehr als nur erstaunt und Sakura strahlte. „Und? Gefällt es dir?“ Vorsichtig nahm Sasuke den Baseballschläger aus dem Packet und drehte ihn in seiner Hand. Misstrauen legte sich in seinen Blick. „Sind das wirklich die Originalunterschriften der Tornados?“ Die Haruno seufzte tief und nickte, woraufhin er lachte. „Sag nicht, du hast dich nur wegen mir auf feindliches Gebiet gewagt!“ Die Tatsache, dass seine Freundin es tatsächlich getan hatte, machte Sasuke auf eine unbekannte Art und Weise glücklich. Ihr Geschenk bewies ihm, dass sie sich wirklich für ihn zu interessieren schien und ihre Gefühle, die sie ihm entgegenbrachte, nicht nur wegen seinem Geld oder Aussehen existierten, sondern auch wegen ihm als Person. Sasuke wollte den Schläger auf den kleinen runden Tisch legen, der in der Nähe des Fensters stand, als er spürte, wie sich die schlanken Arme seiner Freundin um seinen Oberkörper legten. Eine Weile verharrten sie in dieser Position und lauschten dem jeweiligen Atemzug des anderen. Er spürte, wie sich ihr Kopf gegen seinen Rücken lehnte und legte den Schläger ab. Dann drehte der Schwarzhaarige sich um und hob mit seiner Hand ihr Kinn an. Seine dunklen Augen durchbohrten ihre hellen grünen. „Versprich mir, dass du heute Abend versuchst Spaß zu haben, ja?“ Irritiert von dieser Aufforderung musste Sakura lachen. „Ich komme immer auf meine Kosten, wenn ich auf so einer Party bin. Alleine schon das Essen ist eine Herausforderung, weil ich nicht weiß, was das für Tiere oder Blätter sind, auf meinem Teller und du weißt, ich liebe das Unbekannte Abendteuer!“ Sie wusste, dass sie eine Spur zu sarkastisch klang, doch Sasuke nahm ihr dies nie übel. Stattdessen musste auch er grinsen und flüsterte ihr ins Ohr: „Dann wird es dich freuen, dass ich dieses Mal ausschließlich Pizza, Burger und Sandwichs bestellt habe.“ Sakuras Gesicht blieb stehen, dann mischte sich Ungläubigkeit dazu. „Du willst mich auf den Arm nehmen!“ Sie griff nach seiner Krawatte und legte sie ihm um de Hals, damit sie den Knoten machen konnte. „Sehe ich so aus, als mache ich Witze?“ Sasukes Stimme klang belustigt und ihr wurde klar, dass er genau damit heute seine Gäste überraschen würde. Der Knoten saß und Sakura trat einen Schritt von ihm weg. „Tanzt du heute Abend mit mir?“ „Natürlich.“ Sasuke griff zu seinem Jackett und prüfte, ob es richtig saß, eher er den Kragen richtig schlug. „Nur keinen Jive, denn ich glaube kaum, dass du in diesem Kleid in der Lage bist, einen auf Rock`n Roll zu machen.“ Sie sah an sich herunter und runzelte die Stirn. „Gefällt dir etwas daran nicht? Ich darf dich daran erinnern, dass ich es im Schrank gefunden habe und so weit ich weiß, hast ausschließlich du meine Garderobe ausgesucht.“ Der Uchiha suchte nach einem passenden Gürtel für seine Hose und wandte ihr den Rücken zu. „Doch, es ist hübsch und steht dir gut, aber der Ausblick ist schon ziemlich reizvoll, meinst du nicht auch?“ Sakura wusste, worauf er ansprach und wurde rot. Es war ihr immer noch unangenehm, über solche Dinge zu sprechen. „Dann ziehe ich das türkise an, wenn es zu gewagt ist.“ Noch ehe sie einen Schritt richtig Tür machen konnte, ertönte Sasukes warnende Stimme. „Du wagst es nicht! Ich habe vor heute Abend, mit dir anzugeben, also bleib wie du bist!“ Die Röte auf ihren Wangen wurde noch deutlicher, aber dieses Mal aus Freude. Sie wartete, bis er fertig war und griff dann nach seiner Hand. „Dafür, dass du oft so tust, als wärst du desinteressiert, achtest du aber ziemlich genau darauf, was ich trage und was nicht.“ Sasuke griff nach ihrer Hand und sein Gesicht wurde wieder zu einer Maske, sie kannte das schon, trat man ihm in irgendeiner Weise zu nahe, dann zeigte sein Gesicht, dass es ratsamer wäre, das Thema zu wechseln. Sie wusste nicht, ob er dies bewusst machte, doch mittlerweile hatte Sakura sich daran gewöhnt, da er vor allem im Umgang mit anderen Geschäftsmännern ständig eine unsichtbare Mauer zwischen sich und der restlichen Gesellschaft aufbaute. „Wann kommen die ersten Gäste?“ „Um halb acht“, erwiderte der Schwarzhaarige und zog sie aus dem Ankleidezimmer, die warme Hand, die sich um seine schlang, ließ ihn innerlich ruhig und zufrieden werden. Ein Blick in Sakuras gleichmäßiges hübsches Gesicht reichte, um ihn daran zu erinnern, diese Frau nie wieder gehen zu lassen. Die Gewissheit, dass Naruto den Schlüssel zum Ziel bei sich trug, ließ ihn gelassen werden. Heute Abend wollte er Nägel mit Köpfen machen und er hoffte, dass nichts dazwischen kommen würde. Doch Sasuke wusste, dass er bei seinen Gästen nie sagen konnte, ob sie sich seinen Wünschen entsprechend verhielten. ~*~ Ungläubig starrte Gaara seinen Kollegen an. Die beiden befanden sich in einem fensterlosen Raum. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dieser von Richthofen bin!“, zischte der Rothaarige. „Was ist das überhaupt für ein angeblicher Codename?“ Shikamaru verschränkte die Arme vor der Brust, seine Augen waren wachsam auf den jüngsten Henker gerichtet. Vor knapp einer halben Stunde hatte er Gaara erst erklären müssen, er stände unter Verdacht, jemand vom FBI zu sein, die Empörung war sichtlich groß gewesen. „Von Richthofen muss jemand mit roten Haaren sein!“, sprach er knapp. „Denn dies war ein Mann, der im Jahre 1917 unter dem Namen roter Baron bekannt war. Das Rot lässt auf dich schließen.“ Gaara zeigte ihm den Vogel und grinste, anscheinend hielt er das Ganze für einen schlechten Witz. „Noch nie von gehört! Und falls du auf meine Haare anspielst, was ist mit Sasori? Er arbeitet genauso lange für Uchiha und hat ebenfalls Zugriff auf alle möglichen Daten.“ Shikamaru setzte sich an den kleinen viereckigen Tisch und kramte nach einer Zigarette, diese ganze Veranstaltung hier war ihm mehr als nur unangenehm. „Man kümmert sich bereits darum, dass er hier erscheint.“ Der Nara versuchte ungeduldig, seine Zigarette an zu bekommen, doch Gaara war schneller und hielt ihm das Feuer unter die Nase. Die Miene des Rothaarigen wirkte angespannt. „Wieso bist du dir eigentlich so sicher, dass von Richthofen rote Haare hat? Das Rot könnte für ne Lieblingsfarbe oder so stehen.“ Für ihn selbst war das nicht gut, wenn er unter Verdacht stand, denn dann zweifelte man an seiner Loyalität. Shikamaru nahm einen kräftigen Zug und gestand: „Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, doch aus verlässlicher Quelle weiß ich, dass es die Haarfarbe sein muss!“ Er öffnete die dünne Mappe neben sich und reichte seinem Kollegen ein Gruppenfoto, worauf sechs Männer und vier Frauen zu sehen waren. „Das ist die Gruppe, die einst den Fall in Orlando gelöst hat, damals ging es um einen Serienmörder, den man Dracula nannte.“ Gaara blickte auf das große Foto und nickte. „Ist mir bekannt und weiter?“ „Ganz rechts neben dem Schwarzhaarigen, der Typ mit der Kappe, das ist der Agent mit dem Decknamen von Richthofen. Man sieht sein Gesicht nicht, aber wenn man ganz genau hinsieht, dann wird deutlich, dass er rote Haare hat.“ „Schon mal daran gedacht, dass er sie sich zur Sicherheit überfärbt hat?“ Shikamaru verdrehte die Augen und grinste, es war typisch für Gaara, alles zu hinterfragen, aber auch gut, denn das zeigte, dass er durchaus in der Lage war, mitzudenken. „Klar, aber gewisse Zungen behaupten, rote Haare waren sein Markenzeichen, also wird er sie sich nicht mal so eben schwarz oder so pinseln.“ Er reichte ihm ein paar ausgedruckte Seiten. „Des Weiteren sind nur seine `Heldentaten` bekannt, denn das FBI hält sonstige Personalien unter strengster Geheimhaltung.“ Gaara lehnte sich gegen die Wand und steckte die Hände in die abgetragene Jeanshose. „Woher weiß du, aus welchem geschichtlichen Zusammenhang von Richthofen kommt?“ Shikamaru zuckte mit den Achseln und brummte: „College.“ „Siehste, ich war gerade mal auf der High School, woher soll mir der Name also bekannt sein?“ Das Argument des Sabakunos war einleuchtend, doch Shikamaru wollte auf Nummer sicher gehen. „Weiß Uchiha eigentlich von deiner Show hier?“ Der Ältere schüttelte den Kopf und zeigte ihm den Vogel. „Wieso den Boss nervös machen, wenn ich das auch alleine klären kann?“ „Auch wieder wahr.“ Daraufhin verstummte das Gespräch und beide warteten auf den angekündigten Besuch, welcher dann auch innerhalb der nächsten 15 Minuten erschien. Sasori spazierte so selbstbewusst in den Raum, dass Shikamaru schon den Verdacht hegte, dass dieser eine perfekte Verteidigung parat hatte. Breit grinsend verschränkte dieser die Arme vor der Brust und stellte sich an eine freie Seite des Tisches. Mit ihm hatten zwei mächtige Aufpasser den Raum betreten. Sie posierten sich an der Tür und ließen ihren Blick wachsam an den Beteiligten auf und ab fahren. „Sasori, du kennst die Anschuldigung, hast du mir etwas dazu zu sagen?“, begann Shikamaru und der Rothaarige zu seiner Rechten Seite nickte. „Ich kann es nicht sein! Und zwar aus ganz einfachen Gründen, meine Aufträge muss ich mit Hiddan erfüllen und wie du weißt, wäre es bei Partnerarbeit äußerst schwierig, irgendwelche Informationen weiterzugeben. Denn zudem teile ich mir eine Wohnung mit Zetsu, auch er arbeitet für Uchiha. Ich hätte also keinerlei Gelegenheit, in irgendeiner Weise mit dem FBI zusammenzuarbeiten.“ Shikamaru dachte darüber nach, die Worte des Untergebenen waren klar und die Fakten einleuchtend. Sasori sah hämisch grinsend zu Gaara und sprach: „Sabakuno dagegen besitzt mehr Freiheiten als ich, außerdem hätte er jeder Zeit die Gelegenheit gehabt, sich mit jemandem zu treffen. Und wenn er mit der Masche kommt, dass ihm der Name von Richthofen nichts sagt, so würde ich mich nicht täuschen lassen!“ Shikamaru sah von einem zum anderen und wollte die Aussage näher erläutert bekommen, was sich Sasori auch nicht nehmen ließ. „Wer hatte denn den genialen Einfall damals, diesen Schnüffler an der eigenen Haut aufzuhängen? Ich kenne das Buch, in dem dieses Verfahren erklärt wird und muss sagen, dass die Lektüre äußerst anspruchsvoll ist. Selbst für einen ehemaligen Collegestudenten ist er schwierig, bestimmte Zusammenhänge zu verstehen.“ Dies sollte sein Wissen über den Namen von Richthofen rechtfertigen und Shikamaru verstand diesen Hinweis. „Was ich damit sagen will, ist Folgendes, Sabakuno ist gebildeter als er uns glauben lassen will, schließlich kann man sich auch privat weiter bilden. Wer sagt uns, dass er nicht irgendwo den Namen schon einmal aufgeschnappt hat?“ Shikamaru sah zu seinem einstigen Kumpel, langsam wurde der älteste Henker unsicher, denn die Beweislage war erdrückend. Doch zu seiner Überraschung war Gaara noch genauso gelassen wie vor 20 Minuten. Der Rothaarige spielte in der rechten Hand mit einer Zigarette und ließ sie sich immer wieder im Kreis drehen. „Komm schon, Sasori, die Punkte sind gut, aber wir beide wissen, dass ich es nicht bin. Also gesteh lieber gleich und hoff auf einen schmerzlosen Tod.“ Doch Sasori zeigte ihm nur den Vogel. Damit stieß sich Gaara von der Wand ab und trat an den kleinen Tisch. Die Männer an der Tür zuckten bei seiner ruckartigen Bewegung zusammen und wollten gerade einen Schritt auf ihn zu machen, als Shikamaru die Hand hob um sie somit dazu zwang, zu bleiben, wo sie waren. Der Sabakuno nahm das Gruppenfoto zur Hand und grinste, dann legte er es wieder zurück auf den Tisch. „Sieh dir mal ganz genau den linken Arm von Richthofen an. Er trägt ein T-Shirt und in der linken Hand hält er eine Flasche Bier.“ Shikamaru zuckte mit den Schultern. „Und was ist damit?“ Sein Gegenüber seufzte und rollte seinen dunkelblauen Pullover hoch und entblößte auf dem linken Unterarm ein großes Tattoo. In alter Schreibweise zog sich dort eine Weisheit empor. »live as if you’ll die today « “Das habe ich mir stechen lassen, als ich bei einer Prügelei ein wenig zu viel abbekommen habe und eine Narbe sich hier entlang zog, wenn du genau hinsiehst, erkennst du sie sogar noch.” Sofort reckte Shikamaru den Hals und tatsächlich, zwar nur schwach, aber immerhin sah man die feine weiße Linie. „Das Foto wurde am 21. Mai gemacht, doch am selben Tag lag ich bei meinem Bruder im Krankenhaus und musste genäht werden.“ Er krempelte den Pullover wieder runter und ergänzte: „Wirf einen Blick in meine Akte und die Sache ist geklärt. Ich kann nicht leichzeitig in Orlando und Los Angeles gewesen sein.“ Die beiden Henker blickten zu Sasori, der angesichts der Tatsachen weiß geworden war, er wollte etwas sagen, doch das alles vernahm Shikamaru nicht mehr. Die Fakten lagen auf dem Tisch und Gaara hatte ein wasserdichtes Alibi. Den Blick in die Akte konnte er sich sparen. Shikamaru schämte sich dafür, dass er an der Loyalität seines Kollegen gezweifelt hatte, denn wenn er ehrlich gewesen wäre, dann hätte er Gaara dieses doppelte Spielchen niemals zugetraut. Zu sauber war seine Arbeit, zu logisch waren seine Handlungen und zu bewundernd seine Fähigkeit, bestimmte Dinge nach ihren Schwächen und Stärken abzuwiegen. Bei den Anschuldigungen hatte er erneut bewiesen, dass er einen kühlen Kopf behielt und alle Fakten für sich noch einmal durchging. Alleine durch diese Verhaltensweise hatte er sich bis zum Henker hochgearbeitet und es wäre wirklich ein herber Verlust gewesen, ihn zu verlieren Shikamaru stand auf und sprach: „Sasori, ich bin der Meinung, dass wir uns gleich noch einmal unter vier Augen unterhalten sollten.“ Er nickte den Türstehern zu und man konnte Sasori ansehen, dass es ihm schwer fiel, innerlich Ruhe zu bewahren. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, die Hände zu Fäusten geballt. Als der Untergebene den Raum verlassen hatte, klopfte Shikamaru seinem Kollegen auf die Schulter. „Sorry noch mal wegen der Unannehmlichkeiten, eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass Sasori Dreck am stecken hat, da er vor drei Monaten in Begleitung eines Hünen gesehen wurde, der eindeutig zum FBI zählt.“ Gaara winkte ab und nahm ihm die Zigarette aus der Hand. „Wachsamkeit ist gut, aber sei trotzdem lieber froh, wenn Uchiha hiervon nichts erfährt.“ Der Schwarzhaarige starrte den Jüngeren eine Weile emotionslos an, bis der kleinere schief grinste und ihn beruhigte. „Ey Alter, ich wäre der Letzte, der in irgendeiner Weise Stress mit big Boss will, von mir kommt kein Mucks.“ Shikamarus Haltung entspannte sich ein wenig und er fragte: „Wie willst du Sasori hinrichten?“ Gaara hatte bereits die Türklinke in der Hand und sein Gesichtsausdruck wurde hart, auch wenn seine Lippen sich nach oben zogen, so blieben doch seine Augen kalt und er erklärte: „Ich habe da letztens erst ein total spannenden Roman über die französische Revolution gelesen, vielleicht lässt sich die Enthauptung von Marie-Antoinette auch ins 21zigste Jahrhundert verlegen.“ Shikamaru registrierte, was sein Kollege ihm damit sagen wollte und wünschte ihm viel Spaß beim Experimentieren. Denn in wenigen Minuten würde Gaara einen der besten Agenten des FBIs enthaupten und somit die Macht des Uchiha-Clans demonstrieren. Der Wunderknabe der neuen Generation würde aufhören zu existieren und zu jenen namenlosen Opfern gehören, die bereits die Friedhöfe schmückten. ~*~ Warme Sonnenstrahlen zogen über den Strand und die Sonne selbst färbte das Wasser in ein helles Orange. Die gigantische Geburtstagfeier hatte deutlich sichtbare Spuren bei Sakura und Sasuke hinterlassen, worüber sich der Uchiha schwer ärgerte. Arm in Arm schlenderten sie mit bloßen Füßen durch den Sand. Hin und wieder spülte eine Welle warmes Wasser über ihre Füße. Nur ungern erinnerte Sasuke sich an den vergangenen Abend. Seine Gäste hatten ihn dermaßen mit Tänzen, Witzen und kleineren Aktionen auf Trapp gehalten, dass er kaum dazu gekommen war, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Um halb drei morgens hatte er dermaßen einen im Tee gehabt, dass er sich kaum noch gerade halten konnte. Die Party war angesichts der leckeren Speisen, der guten Musik und der lockeren Stimmung wirklich toll gewesen, doch nachdem um halb fünf morgens endlich die letzten Gäste gegangen waren, hatte er sich nur noch müde und erschöpft neben Sakura auf die weichen weißen großen Kissen im Garten in der Sitzecke geschmissen. So viel zum Thema, Vorhaben in die Tat umsetzten. Nachdem sie jetzt beide ihren Kater ausgeschlafen hatten, ging es ihm zwar besser, doch der perfekte Augenblick war für Sasuke schwinden gegangen. Sakura genoss es an seiner Seite die schöne Insel zu erkunden und sprach: „Schade dass wir nicht einfach hier bleiben können.“ „Das würde dein Chef nicht besonders gut heißen.“ Die Haruno verdrehte lachend die Augen und zwickte ihn in die Rippe. „Dann seih froh, dass du dein eigener Chef bist, denn so wie du dich gestern abgeschossen hast, hätte dich kaum ein Arbeitgeber freundlich begrüßt.“ Sasuke sah sie abschätzend an und sprach laut überlegend: „Meinst du, ich habe schon genug Kraft, um dich ins Meer zu schmeißen?“ Die junge Frau löste sich lachend von ihm und hob einen dünnen Stock vom Boden auf. Vom weiten waren ihr einige Kinder ins Auge gefallen, die vergnügt im Sand spielten. Dies erinnerte sie an etwas aus ihrer eigenen Kindheit. „Früher war ich oft mit meinen Eltern am Strand. Doch leider hatten wir kein Geld für Formchen und so, dabei habe ich es geliebt, Burgen zu bauen und Löcher zu buddeln.“ Sasuke hörte ihr schweigend zu und bemerkte einen merkwürdig melancholischen Gesichtsaudruck bei ihr. „Mein Vater tat es immer in der Seele weh, wenn er mich beim Spielen beobachtet hat, deshalb dachte er sich etwas Besonderes für mich aus, wenn wir abends noch mal am Strand lang gegangen sind.“ „Und was?“ Sakura setzte sich in die Hocke und setzte den Stock wie eine Schreibfeder an den Sand, mit Leichtigkeit formte sie Buchstabe für Buchstabe. Schließlich konnte Sasuke einen ganzen Satz erkennen. „Das Essen war super.“ Er musste unweigerlich grinsen und sie erhob sich. „Mein Vater meinte, wenn man Dinge in den Sand schreibt, die einen erfreut haben, dann wird man sich immer wieder über sie freuen. Schreibt man dagegen Dinge auf, die man sich wünscht, so werden sie erfüllt, wenn die Wellen des Meeres die Buchstaben verwischen.“ Sie drehte sich zu Sasuke: „Ja… und dann gab es da noch die dritte Art und die habe ich sehr oft verwendet. Nämlich jeden Abend habe ich meinen Eltern in den Sand geschrieben, dass ich sie lieb habe und so habe ich ihre Liebe jeden Abend zurückbekommen.“ Ihr Lächeln wurde ein wenig schwermütig und ihm wurde bewusst, dass die Erinnerung an ihre Eltern neben glücklich auch traurig war. Sasuke nahm ihr den Stock aus der Hand und sprach: „Funktioniert das mit den Wünschen wirklich?“ Er klang gespielt misstrauisch, wofür Sakura ihn leicht in die Rippen boxte. „Wenn du dir jetzt wünschst, dass der Saustall zu Hause weg ist, sobald du dort ankommst, dann vergiss es. Ich habe dir doch gesagt, dass das Meer erst die Buchstaben verwischen muss.“ Sasuke schien nachzudenken, weshalb Sakura die Arme vor der Brust verschränkte. „Jetzt wünsch dir bitte nicht, dass die Tornados die Stars im nächsten Spiel besiegen oder gar die Meisterschaft gewinnen!“ Sasuke setzte sich in die Hocke und winkte ab. „Das werden sie sowieso, dafür brauche ich keine Glücksrituale!“ Er streckte sich und begann die ersten Buchstaben zu formen. Interessiert beobachtete Sakura dabei sein Gesicht. Es wirkte merkwürdig angespannt und ernst. Seine Augen beobachteten jede seiner eigenen Tätigkeiten. Sie sah auf die Buchstaben und je mehr er schrieb, umso mehr erstarrte ihr ganzer Körper. Ungewollt klopfte ihr Herz bis zum Hals und ihre Finger fühlten sich merkwürdig kalt an. Unbeweglich blickte sie auf den Sand vor sich und wagte kaum noch zu atmen. Ihre Gedanken rasten. Meinte er wirklich das, was sie dachte? Buchstabe für Buchstabe fand seinen Weg und Sakura begriff, dass er sie wirklich vor bevorstehender Tatsache stellte. Er wollte es wissen, hier und jetzt. Nach dem letzten Buchstaben setzte er ein Zeichen und legte den Stock wie in Zeitlupe zur Seite, dann drehte er sich um und erhob sich. Sakura sah in seine dunklen Augen und bemerkte, dass sie gefährliche Entschlossenheit ausstrahlten. Sie dagegen war nun vollkommen verunsichert und hilflos. Nur schwer konnte sie sich von seinem Gesicht lösen und sah noch einmal zu den Buchstaben, die wie in Stein gemeißelt im Sand standen. Es war eine einfache Frage, 18 Buchstaben… und doch war diese einfache Frage in der Lage über ihr weiteres Leben zu entscheiden. Hier und jetzt. „Und?“ Sasukes Stimme war leise, fast nur ein Flüstern. Sakura schluckte hart, es war der schönste und gleichzeitig schrecklichste Moment in ihrem Leben, denn wie sollte sie ihm auf diese Frage antworten, ohne sich dabei falsch vor zu kommen? Der Kloß in ihrem Hals erdrückte sie fast. D o y o u w a n t t o m a r r y m e ? Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Tapferen ist sie die Chance. Kapitel 8: ..to marry me? ------------------------- . . . “Ja…” Eine Antwort so kurz und doch so klar wie zerbrechliches Glas. Nun hielt er ihr Herz in seinen Händen, genauso zerbrechlich wie die Antwort, die sie ihm auf seine Frage gegeben hatte. Er konnte `es` zerstören, mit einer kurzen und leichten Bewegung. Dann würde ihr Herz brechen und in tausend Teile zerspringen. Der Tag, an dem dies geschehen möge, sei schon jetzt auf ewig verflucht. . . . . 3 1 . 1 2 . 2 0 0 8 Sakura sah auf den Zettel, welcher in ihrer Hand lag und seufzte tief. In weniger als zwei Wochen würde sie heiraten und sie hatte noch immer kein Kleid. Sie sank noch ein wenig tiefer in den schwarzen Sessel des Cafes und sah aus dem gigantischen Fenster neben sich. Der Regen tropfte leise gegen die Scheibe und sie warf einen Blick auf die Stadt, die nun trostlos und düster unter den tiefen grauen Wolken litt. Noch immer war kein Schnee in Sicht und die Kinder hatten ebenfalls schon jegliche Hoffnung aufgeben. Sakura trank einen Schluck von ihrem heißen Tee und dachte an ihren alten Onkel, der extra aus Japan angereist kam, um bei ihrer Hochzeit dabei zu sein. Nachdem sie bei ihm ausgezogen war, hatten sie nur noch recht selten Kontakt zueinander gehabt, doch als sie ihm von der Hochzeit erzählt hatte, war er regelrecht aufgeblüht. Sakura nahm sich noch einmal ihren Terminkalender zu Hand und sah auf die Adressen, die man ihr gegeben hatte, um ihr Brautkleid zu finden. Doch bis jetzt hatte sie die Wucht der Kleider, die alleine schon im Schaufenster standen, fast erschlagen. Mit Ino konnte sie nicht losziehen, das Ganze sähe zu verdächtig aus und würde Sasuke sie beobachten lassen, so würde er schnell feststellen, dass die Person, die Ino Undercover darstellte, in Wirklichkeit nicht existierte und so wäre sie als Agentin bei drei aufgeflogen. Ihr Handy klingelte und sie sah auf das Display. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie dran ging. „Hai, mein fleißiges Bienchen!“ Am anderen Ende der Leitung knurrte Sasuke ein wenig verstimmt und sie konnte förmlich sehen, wie er versuchte ruhig zu bleiben. „Wie kommt es, dass du dich von deiner eigenen Arbeit losreißen konntest?“ »Ich musste unbedingt wissen, was du gerade tust «, gestand er leise und sie vermutete, dass sich Naruto im Raum befand oder jemand, der wichtige Akten vorlegte. „Dann muss ich dich leider enttäuschen, denn ich sitze nicht, wie du vielleicht gehofft hast, in einem der vielen Brautgeschäfte“, ihre Stimme klang leicht gereizt, was Sasuke in seinem Büro dazu veranlasste tief zu seufzten. „Sie haben einfach viel zu viel Auswahl! Ich blicke da einfach nicht durch!“, versuchte sich die junge Frau zu rechtfertigen. »Sakura «, begann Sasuke tadelnd. »Soll ich nicht lieber doch-! « „Du brauchst niemanden engagieren!“, erwiderte sie fuchsig und ungewohnt heftig. „Ich werde ja wohl noch in der Lage sein, mir selbst mein Brautkleid zu beschaffen, auch wenn ich eben ein bisschen länger dafür brauche.“ Sie hörte Sasukes Lachen und wusste, dass er sich darüber lustig machte, dass sie nach drei Wochen immer noch kein Kleid hatte. Schließlich hatte sie in jeder freien Stunde in irgendeiner Kabine gestanden und ratlos auf den Kleiderhaufen gestarrt, der immer größer geworden war. „Also hör auf dir Sorgen darüber zu machen, dass ich vielleicht doch noch in Jeanshose und T-Shirt neben dir vor dem Altar stehen könnte!“ »Glaub mir, dies ist meine geringste Sorge. Viel mehr traue ich dir zu, im letzten Moment kalte Füße zu bekommen und mich dann dort stehen zu lassen! « Sakura musste lachen, denn schon alleine, wenn sie sich seinen Gesichtsausdruck dabei vorstellte, gingen ihre Mundwinkel automatisch nach oben. „Glaub mir Sasuke, diese Angst ist unbegründet.“ Die Fahrstuhltür des Cafes glitt auf und Sakura entdeckte ein bekanntes Gesicht. Erfreut winkte sie und Hinata kam auf sie zu. Wenn sie schon auf ihre beste Freundin verzichten musste, dann wollte sie zumindest mit einer neuen und gleichzeitig verlässlichen Freundin losziehen, „Okay ich muss Schluss machen, wir sehen uns dann heute Abend. Küsschen.“ Hastig legte sie auf und musste grinsen, denn sie wusste, dass er es hasste, wenn sie ihre Gespräche so abrupt beendete. Hinata begrüßte Sakura und erneut bewunderte sie die stilsichere Erscheinung der Hyuuga. Immer wirkte sie elegant und machte Eindruck auf ein niedriges Fußvolk wie sie. „Und du bist dir sicher, dass ausgerechnet ich dir beim Aussuchen des Kleides helfen soll?“ Sakura nickte und bezahlte ihren Tee, ehe sie zu ihrem Mantel griff. „Meine anderen Freundinnen machen mehr Hektik und Stress als ich bei der Kleidersuche vertragen kann.“ Sie dachte dabei mit einem schlechten Gewissen an Tenten, denn ausgerechnet ihre Mitbewohnerin hatte sie regelrecht mit Hochzeitskatalogen zugedeckt. Hinata lächelte schüchtern und sprach: „Hast du denn schon eine genauere Vorstellung, was du für ein Kleid genau haben möchtest?“ Während Sakura mit ihr zu Fahrstuhl ging strahlte sie: „Ja, ich möchte ein schlichtes und einfaches. Nichts mit vielen Paletten und so.“ „Dann wüsste ich einen guten Laden, wir müssten noch nicht einmal mit dem Auto fahren.“ Bestimmt drückte die Hyuuga den Knopf für den fünften Stock und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. „Stimmt es, dass Sasuke und du nur im kleinen Kreis feiern wollt?“ Sakura bejahte und erklärte, dass ihr Verlobter eigentlich kein Fan von großen Feten war und so hatten sich beide darauf geeinigt, die Zahl der Gäste so gering wie möglich zu halte. „Im Klartext haben wir nur Naruto, dir, meiner Mitbewohnerin, meinem Onkel und seiner Lebensgefährtin, zwei von Sasukes Kollegen und deinem Cousin und eine Einladung geschickt.“ Sie hatte die Personen an ihren Fingern abgezählt. „Insgesamt also acht Leute. Sasuke reserviert ein Restaurant in der Dylan Street, ich weiß selbst noch nicht, welche Kost auf mich zukommt. Doch er meinte, dass ich nicht an Pizza zu denken brauche.“ Hinata lachte und die beiden Frauen stiegen aus. Am liebsten wäre Sakura in diesem Moment wieder einen Schritt zurückgegangen, doch die Schwarzhaarige zog sie sachte mit sich. „Ich verspreche dir, wir haben schneller etwas gefunden, als du dir vorstellen kannst.“ Sakura wagte dies stark zu bezweifeln, sagte aber nichts. Denn sie wusste, Hinata würde sich selbst in zwei Stunden eines Besseren belehren. ~*~ Im weit entfernten Miami in der Nähe einer großen Lagerhalle saßen draußen auf einem hohen Container drei junge Männer. Alle drei trugen auf ihre Art und Weise schwarze Jacken, ob Lederjacke, Parker oder Trainingsjacke, die Farbe blieb gleich. Gelassen ließen sie ihre Beine baumeln und plünderten mehrere große Tüten von McDonalds. Hinter ihnen lag ein Laptop. Der kalte Wind um sie herum schien sie nicht zu stören. „Ist schon komisch“, bemerkte mit einem Mal Naruto, der in der Mitte saß und die Reste seines Cheeseburgers mit Cola runterspülte. „Hätte nicht gedacht, dass wir einmal einen Plan entwerfen müssten, weil wir unsere Arbeit nicht verrichten können.“ Gaara, der links von ihm saß, zuckte mit den Achseln. „Sei doch froh, dass wir eingeladen worden sind, so müssen wir nicht stundenlang auf irgendwelchen Dächern hocken und beschatten.“ Shikamaru teilte seine Meinung und griff zu seinen Pommes. „Außerdem könnte ich mir ebenfalls etwas Besseres vorstellen, als mir bei diesem Wetter einen nassen Arsch zu holen.“ Naruto klopfe seinem Kollegen auf die Schulter und sprach sein Beileid aus. „Tja, dann wirst du dir sowieso morgen holen, da Gaara diesen FBI-Agenten wie 'ne Schaufensterpuppe ausstellen wird.“ Der Schwarzhaarige stöhnte, denn ihm fiel es jetzt zu, die Leiche zu beobachten, um vielleicht noch mehrere FBI-Agenten auszumachen. Er kannte die Masche der sauberen Leute nur zu gut und würde mit Leichtigkeit unter sie tauchen können. „War auch pures Glück, dass wir diesen kleinen Strolch von Bullen abgefangen haben, sonst hätten wir die linke Barzille immer noch unter uns weihen.“ Die Wachsamkeit, mit der Shikamaru vorgegangen war, kennzeichnete seine Fähigkeiten als Henker. So konnten seine Kollegen sich sicher sein, dass er stets ein wachsames Auge auf alles Treiben unter Uchihas Führung hatte. „Sollte ich irgendwen wichtiges ausmachen können, so kümmert Gaara sich darum.“ „Wer hat gesagt, ich würde den Häscher spielen?“ Der Rothaarige hasste es, sich um die Drecksarbeit kümmern zu müssen, wobei man das Ausschalten eines Staatsbeschützers nicht gerade als Drecksarbeit bezeichnen konnte. Doch die ganze Spurenbeseitigung und Co machten ihm eindeutig zu viel Arbeit. „Ich sage dir das, da du erst bei der letzten Hinrichtung deinen Spaß haben durftest!“, knurrte Shikamaru leicht gereizt, weshalb Gaara grinste. Er hatte wahrlich eine richtige Sauerei veranstaltet, kein Wunder also, dass der Nara verstimmt war. „Themenwechsel“, mischte sich Naruto nun ein und griff zu einem neuen Burger. „Hat jemand 'ne Idee, was wir unserem Boss zur Hochzeit schenken?“ Gaara zuckte mit den Schultern, was so viel hieß, wie keine Ahnung, während Shikamaru den Kopf schief legte. „Lasst uns sein Baby ein wenig verunstalten. Es ist schließlich das Einzige mal, wo er uns deswegen nicht den Kopf abreißen wird.“ Der Blonde dachte an Sasukes heiß geliebten Mercedes Benz, der schwarze Wagen war sein ein und alles, schließlich hütete er den Schlitten wie sein Augapfel. „Sicher dass uns nichts passiert? Nicht dass er in der Hochzeitsnacht vor unserer Tür steht und ne Schrotflinte unterm Arm hat.“ Die Männer lachten, doch ihnen allen war klar, dass diese Spinnerei durchaus eine reale Tatsache werden könnte. „Wir müssen sein Baby ja nicht gerade rosa streichen“, warf Gaara ein. „Wenn wir es ganz normal machen, so wie zigtausend andere auch, dann wird er uns bestimmt nicht damit drohen, uns eigenhändig ins Grab zu befördern.“ Naruto grinste schief, zumindest ließ ihn das hoffen. Müde erhob er sich und biss erneut in seinen Burger. „Wenn jetzt alles geklärt ist, dann würde ich mal sagen, jeder zieht seinen Job durch, bevor wir durch Kleidungsgeschäfte ziehen und uns 'nen Anzug suchen.“ Shikamaru winkte ab und erklärte: „Schon erledigt.“ Gaara dagegen vergrub den Kopf in seinen Händen. „Das ja auch noch!“ Erleichtert dachte Naruto an den Anzug, den ihm seine Freundin besorgt hatte und der schön verpackt in seinem Schrank hing. Zumindest hatte er in diesem Punkt eine Sorge weniger. Er steckte seine Hände in die Manteltaschen und bemerkte, wie hinter ihm die schwache Sonne unterging. Naruto sah über seine Schulter und sein Gesichtsausdruck wurde hart. Obwohl er den Sommer mochte, war ihm der Winter lieber. Die Tage waren kürzer und Dunkelheit hielt länger an. Eine Dunkelheit, die es ihm möglich machte, unbemerkt zu verschwinden und wieder aufzutauchen. ~*~ Unaufhörlich prasselte schwerer Regen auf die Stadt herab, die dunklen Wolken ließen kein Licht durch und erschufen somit eine dunkle und traurige Atmosphäre. Es war keine acht Uhr morgens, als Ino bereits aus ihrem kleinen Fiat stürzte, ohne dabei den Schirm auf ihrer Beifahrerseite zu ergreifen. Die Straße vor ihr war abgesperrt und mehrere Polizisten versuchten neugierige Passanten zu bändigen. Sie zeigte ihren Ausweis vor und wurde sofort durchgelassen. Schon von weiten konnte sie Tsunade, die Vorsitzende des CSI erkennen. Überall um sie herum schwirrten Leute in weißen Anzügen, machten Fotos und sicherten Spuren. „Gut dass Sie endlich da sind!“ Sie winkte Ino zu sich heran und sorgte dafür, dass sie zu zweit unter einem großen Schirm standen. Die Haare der FBI-Agentin klebten im Gesicht und ihre Füße wurden merkwürdig kalt. „Die Henker werden immer unverschämter. Sehen Sie sich diese Schweinerei an!“ Sie zog Ino mit sich und die junge Frau trat hinter eine weiße Plane. Im ersten Moment schlug ihr ein schrecklich schwerer Geruch entgegen. Dann sah sie auf eine Straßenlaterne und es verschlug ihr buchstäblich die Sprache. Ihre Augen weiteten sich und sie schluckte hart. An der Laterne lehnte ein Körper ohne Kopf. Seine Alltagskleidung war blutdurchnässt. Wie eine Puppe im Schaufenster war er zur Schau gestellt worden. An der Statur konnte Ino erkennen, dass es sich bei der Leiche um einen Mann handeln musste. Ihr Blick fiel auf den Boden und sie erkannte, dass das Blut die Straßenpflaster verfärbt hatte. „Wo ist der Kopf?“ Ihre Stimme klang erstaunlich fest und sie sah mit glasigen Augen zu der Vorsitzenden. Tsunade nickte nach oben und Ino wagte kaum ihrem Beispiel zu folgen. Der Kopf des Mannes saß auf der Laternenspitze, sein Gesicht wirkte bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Nur die feuerroten Haare ließen noch auf einen Menschen schließen. „Ich hätte ihnen den Anblick am liebsten erspart und gehofft, einer ihrer Kollegen würden kommen, aber da dies nicht der Fall war, konnte ich ihnen nicht solch wichtige Fakten verschweigen.“ Tsunade legte der jungen Frau eine Hand auf die Schulter, doch Ino nahm diese nicht war. Ihr Blick war starr auf den toten Kopf gerichtet. „Nein… es ist schon in Ordnung… schließlich muss ich irgendwann mal damit anfangen zu begreifen, dass das Leben als Agentin kein Zuckerschlecken ist.“ Ino blieb ruhig und beherrscht, auch wenn sie sich innerlich fühlte, als drehte sich der Magen gerade um. Sie war angekommen, wo sie seit Beginn des Falls hätte sein sollen. In der Realität. Es kostete sie einige Überwindung, die Augen zu schließen und tief durchzuatmen. Die roten Haare des Opfers hatten sie mit solch einer Wucht getroffen, dass Ino wie bei einem Film jenes Gesicht vor sich gesehen hatte, das sie durch ihre Gedanken verfolgte. „Alles okay mit Ihnen?“ Die besorgte Stimme der älteren Frau riss sie aus ihren Gedanken und Ino nickte. „Ich werde meine Kollegen auf dem Laufenden halten müssen. Haben Sie die Fakten schon zusammen getragen?“ Tsunade nickte und wies sie mit einer Handbewegung an, ihr zu folgen. Stumm tat Ino es ihr gleich und ließ jenes schreckliche Bild hinter sich. Es war erst der Beginn des wahren Horrors, denn wenn sie gewusst hätte, was sie noch erwartete, dann hätte sich die junge Blondine wohl niemals alleine zum Tatort gewagt. ~*~ Stimmen… Sie flehten, bettelten, verstummten… Leere Augen starrten ihn an, Hoffnung erlosch… Gaara saß mit einem Ruck aufrecht. Trotz des Alptraums ging sein Atem ruhig und gleichmäßig und er fragte sich, wie lange er sich noch so unter Kontrolle haben würde. Müde sah er sich um und erkannte, dass er sich noch immer am Hafen befand. Hinter ihm stand unberührt sein Motorrad. Der Rothaarige sah auf sein Handy, was ihm letztendlich aus dem Schlaf gerissen hatte. Der kalte Boden imponierte ihn schon lange, weshalb er sich immer wieder gerne hier hin zurückzog. Die kreischenden Möwen hatten etwas Beruhigendes an sich. Vielleicht, weil sie durch ihr Kreischen signalisierten, dass noch Leben in ihnen steckte. Gaara sah auf den Display und nahm ab. „Was gibt es?“ Shikamarus zufriedene Stimme dran an sein Ohr und ihm wurde mal wieder die schwarze Galgenlaune seines Kollegen bewusst. „Also ist mein kleines Schauspiel gut beim FBI angekommen?“ Ein hämisches Lächeln umspielte seine Lippen und er dachte daran, wie schwer es gewesen war, diesen verfluchten Kopf auf die Laterne zu bekommen. Dieser Schnüffler von Sasori war ihm schon seit geraumer Zeit auf die Nerven gegangen. Denn seine übertriebene Negiere hatte ihn zu einem unsympathischen Zeitgenossen gemacht. Ständig hatte er es auf seinen Posten abgesehen und doch hatte Gaara gewusst, dass der Schnüffler niemals in der Lage sein würde, diesen Job mit so viel Sauberkeit zu erledigen wie er. Zu groß war der Respekt, den ihm sein Boss mittlerweile entgegenbrachte. Der Uchiha schätzte ihn für seine grausame Fantasie und seinen Einfallsreichtum, doch Gaara musste gestehen, dass es nicht immer leicht war, sich jedes Mal aufs Neue etwas noch brutaleres einfallen zu lassen. „Und was ist jetzt der Grund deines Anrufes?“ Er könnte förmlich spüren, dass Shikamaru am anderen Ende der Leitung breit grinste. Seine Worte waren bewusst gewählt, als er von dem neusten Opfer berichtete. »Blond, kurvig, genau dein Typ würde ich sagen. « Gaara verdrehte die Augen. „Woher willst du wissen, dass ich auf Blondinen stehe?“ Am anderen Ende der Leitung faselte der Henker etwas von Kontakte und verriet, dass er ein Bild rüber geschickt habe. Der Rothaarige sah auf sein Display und erstarrte in dieser Bewegung. Diese blonden Haare, die blauen Augen und das auffallend hübsche Gesicht kannte er. Es war noch nicht lange her, seit er sie in dieser Bar getroffen hatte. Die kurze Nacht mit ihr war gut gewesen, so gut, dass er sich schon öfters gewünscht hatte, erneut auf sie zu zugehen und sie dazu zu bringen, die Beine breit zu machen. Doch die Tatsache, dass er niemals zweimal mit derselben Frau schlief, hatte ihn davon abgehalten. »Lass das hübsche Gesicht verschwinden und wir haben eine Sorge weniger. « Gaara sah auf das blasse Gesicht in seinem Handy und seufzte. „Ich bin nicht gerade der ideale Frauenmörder.“ Shikamaru lachte und der Rothaarige klagte ihm sein Leid, sie schrien ihm zu viel, heulten Rotz und Wasser und letztendlich musste man sich sowieso wieder als Mann beweisen, bevor man mit einem gezielten Schuss oder Schnitt endlich seine Ruhe bekam. »Hab doch einfach ein bisschen Spaß mit der Kleinen, bevor du ihr 'ne Kugel durch das Hirn bläst. Wäre doch 'ne Schande, sie einfach so in den Tod zu schicken. « Gaara dachte über diesen Vorschlag nach, doch statt zu antworten legte er auf und beendete das Gespräch auf diese Weise. Warum eigentlich nicht? Bis jetzt hatte er immer brav seine Aufträge erfüllt, ohne dabei auch einmal an sein eigenes Vergnügen zu denken. Er erhob sich und schritt auf sein Motorrad zu. Gekonnt schwang er ein Bein darüber und griff zu seinem schwarzen Helm. Kurz bevor er seine Lederjacke schloss, fuhren seine Finger noch einmal über seine Knarre. Er liebte dieses Schmuckstück, dennoch machte er selten von ihr Gebrauch. Nur Menschen, die es verdient hatten durch sie zu sterben, kamen auch in ihren Genuss. Das Motorrad sprang an und Gaara schloss seine Jacke, noch konnte selbst er nicht voraussagen, wie dieser Abend enden konnte, schließlich hatte er es mit einer erfahrenden FBI-Agentin zu tun. Bei diesem Volk wusste man nie, was auf einen zukommen würde. ~*~ Seine dumpfen Schritte hallten durch die langen Flure und erneut überkam Sai eine Gänsehaut. Kurz blieb er stehen und ließ die hohen grauen Wände erneut auf sich wirken. Am Ende des Flurs gab es drei Wege, die man einschlagen konnte. Der linke führte nach draußen, der mittlere in das Büro mehrerer Kollegen und der rechte... Geradewegs zu Jiraiya – dem Chef der Undercoverabteilung. Über ihn liefen fast alle großen Cups. Außer der Uchiha-Fall, diesen hatte Ibiki aus einem bisher unbekannten Grund zugesprochen bekommen. Sai steckte seine Hände in die Hosentasche seiner dunklen Jeans. An den unteren Enden war sie bereits ausgefranst, doch dies störte ihn nicht, sein Aussehen hatte bei ihm noch nie an erster Stelle gestanden. Unter seinem schwarzen Pullover hob und senkte sich seine Brust ungleichmäßig. Jedes mal wenn er diesen Ort betrat, wurde er unruhig, obwohl er ihn eigentlich vertraut und harmonisch stimmen sollte. Sai lehnte sich gegen die linke Wand und sah mit müden Augen auf jene Stelle, wo einst sein bester Freund für immer verschwand. Er konnte nicht mehr sagen, wie lange es her war, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte, doch eins wusste Sai noch so genau, als wäre es erst gestern gewesen. Hier hatten sich ihre Wege getrennt. Mitten in der Nacht, als der große Zeiger der Uhr den Sprung zu einem neuen Tag ansetzte. Sai schloss die Augen und dachte an jenes letzte Gespräch zurück. Mit niemandem hatte er je in seinen Heimatdialekt gesprochen, nur mit ihm. Denn die Kameradschaft, das Vertrauen und die Freundschaft, die sie miteinander verbunden hatte, waren so groß gewesen, dass sie einander verstanden hatten ohne zu sprechen. Sie mussten sich nur kurz ansehen, um festzustellen, wie der andere die Sache sah. Sai schloss die Augen und ließ in sein Gedächtnis noch einmal den Abschied durchspielen. Sie hatten sich gegenüber gestanden, genau hier. Eine letzte Zigarette geraucht und einen letzten Witz gerissen. Der Schwarzhaarige hatte gewusst, dass sein bester Kumpel Fire-boy, wie er ihn gerne nannte, egal wie gefährlich der Job war, alles meistern würde. Dieses Mal wusste er lediglich davon, dass sein Kumpel einen etwas aufwendigeren Undercoverjob an Land gezogen hatte. Bereits nach drei Wochen teilte Jiraiya ihm mit, dass Fire-boy unauffindbar war. Sai hatte dies nur darin bestärkt zu hoffen, sein Freund würde sich irgendwo da draußen rumschlagen. Zumindest bis er einige Monate später herausgefunden hatte, dass Fire-Boy dem Uchiha-Fall zugeteilt worden wäre. Ein Fall, der Unglück und Verderben brachte. Sai stieß sich von der Wand und schritt die wenigen Meter bis zum Ende des Flures entlang. Wieder hallten seine Schritte dumpf an den Wänden entlang. Mit einer gewissen Schwermut bog der Schwarzhaarige schließlich rechts ab und klopfte an der unscheinbaren grauen Tür vor sich. Als er Stimmen vernahm, trat er ein und wirkte überrascht, als er seinen neuen Vorgesetzten Ibiki ausmachen konnte mit Jiraiya an seiner Seite, ersterer stand direkt neben dem Schreibtisch des zweiten, der auf seinem Drehstuhl platz genommen hatte und ihn müde ansah. „Mr. Watson, schön dass Sie kommen konnten.“ Sai nickte nur und trat an den Schreibtisch. Hinter dem müden älteren Mann konnte er die Aussicht über die gigantische Stadt ausmachen. Trübe Wolken bedeckten den Himmel und wirkten wie schwere Watte, aus der jeden Moment die ersten Regentropfen entfliehen würden. „Sie haben mich zu sich rufen lassen?“ „Ja…“ Jiraiya seufzte schwer und winkte Ibiki näher heran. „Gib du es ihm.“ Der Hüne stellte eine kleine Kiste in etwa so groß wie ein Schuhkarton auf den Tisch und sprach: „Vor ein paar Tagen haben wir eine Leiche gefunden. Enthauptet versteht sich. Es handelte sich bei der Leiche um einen Agenten, der in Uchihas Revier eingedrungen ist und nach Tsunades Recherchen kannten Sie den jungen Mann. Sie ist noch nicht fertig mit den Untersuchungen, aber mittlerweile gehen wir stark davon aus, dass es sich bei der Leiche um einen ehemaligen Kollegen von Ihnen handelt.“ Sai öffnete die Kiste und sein Körper verkrampfte sich. Vor ihm lagen persönliche Gegenstände seines einstigen besten Freundes. „Woher wollen Sie wissen, dass es sich hierbei um meinen Kollegen handelt? Der Leichenbericht ist noch nicht da, also kann sich alles Mögliche ergeben. Außerdem sagten Sie, er wäre enthauptet gewesen.“ Die beiden älteren Männer sahen sich kurz an, dann sprach Jiraiya: „Wir haben etwas bei ihm gefunden. Es kommt Ihnen sicher bekannt vor.“ Er reichte Sai eine Uhr und als diese sie entgegennahm, hörte sein Herz ein paar Sekunden lang auf zu schlagen. Der Raum schrumpfte zusammen und wirkte mit einem Mal merkwürdig erdrückend. Die silberne Uhr mit den Verzierungen am Ziffernblatt versetzte ihm einen Stoß, der etwas bei ihm zu Bruch gehen ließ. Diese Uhr war einst das erste Geburtstagsgeschenk gewesen, was er seinem Kumpel geschenkt hatte. Fire-boy hatte schnell bemerkt, dass diese Uhr noch eine ganz andere Funktion hatte als die Zeit anzugeben. Der Schwarzhaarige riss seinen Blick von der Uhr in seiner Hand und fragte mit emotionsloser Stimme: „Kann ich gehen?“ Keiner der beiden Männer sagte etwas, sondern sahen ihm nur stumm nach. Die Tür fiel mit einem leisen `Klack` ins Schloss und beendete so das kurze Gespräch der drei Männer. Draußen lehnte sich Sai gegen die Tür und versuchte ruhig durchzuatmen. Der Boden unter seinen Füßen hatte ein paar Augenblicke lang nachgegeben. Doch jetzt, da er den Raum verlassen hatte, der ihn auf merkwürdigster Art und Weise erdrückt hatte, war er wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ruhe bewahren – war das Erste, was ihm einfiel, nur so konnte er alle Fakten im Kopf noch einmal durchgehen und die Tatsachen festhalten. Sai strich mit seinen Daumen über das Zifferblatt und bemerkte, dass die Uhr schon arg abgenutzt war. Wahrscheinlich hatte Fire-boy sie öfters getragen als er selbst zugegeben hatte. Ein Lächeln schlich über Sais Gesichtszüge und er beschloss den Rand der Uhr zu drehen um die zweite Funktion der Uhr aufzudecken. Nach drei Drehungen sprang das Ziffernblatt nach oben und Sai erblickte einen kleinen Zettel. Mit viel Mühe gelang es ihm, den Zettel heraus zu holen und die letzte Nachricht seines Freundes zu lesen. Eine Nachricht, die das Blatt innerhalb von Sekunden wendete. Selbst im Angesicht des Todes war ihm sein Land wichtiger als sein eigenes Leben. „Fire-boy… ich bin sichtlich beeindruckt, du kleines Genie.“ Er zerknüllte den Zettel mit seiner Faust und schloss das Ziffernblatt der Uhr mit einem leichten Klicken. Manchmal war das Leben von Menschen sehr kurz, vor allem dann, wenn sie einem viel bedeuteten. ~*~ So schnell eine junge Frau konnte, jagte sie die Treppen des dreistöckigen Flures empor. Schon als sie die Haustür des Hauses aufgeschlossen hatte, hatte sie das Klingeln ihres Telefons vernommen. Außer Puste schloss sie ihre Wohnungstür auf und stürzte zum Telefon. Ino riss den Hörer von der Gabel und hauchte: „Yamanaka!“ Atemlos lauschte sie der Stimme am anderen Ende der Leitung und zog sich dabei den weißen Mantel aus, ehe sie sich eine blonde Haarsträhne hinter das rechte Ohr klemmte. Kibas Stimme ließ sie die Augen verdrehen. Sie hatte ein paar Akten im Quartier vergessen, weshalb er ihr das nicht am Handy mitteilen konnte, war ihr ein Rätsel. Während sie mit Engelszunge auf Kiba einredete, fiel ihr Blick zu ihrem Fenster. Es stand auf Kippe. Die junge Frau runzelte die Stirn und verabschiedete sich hastig von ihrem Kollegen. „Ja, ich habe verstanden. Also bis morgen und klingle noch mal bei unserem Sorgenkind durch, um zu gucken, ob mit ihr alles okay ist, schließlich ist morgen ihr großer Tag.“ Ino legte auf und schritt zum Fenster, dabei runzelte sie die Stirn. Komisch, sie war überzeugt davon, es heute Morgen geschlossen zu haben, da es zu sehr regnete. Jedoch konnte es auch sein, dass sie sich irrte, schließlich war sie in Eile gewesen. Gleichgültig machte sie es zu und beschloss, Licht zu machen, da es langsam dunkel wurde. „Ich sollte mal wieder aufräumen“, murmelte sie leise, als sie das Chaos aus Zeitschriften, DVDs und Kosmetiksachen ausmachen konnte. Sie griff zu der Fernbedienung und stellte ihre Musik an. Augenblicklich hallte die die Stimme von Reamonn`s Frontmann durch ihre Dachgeschosswohnung. Manchmal hatte es etwas Gutes ganz oben zu wohnen. Ino löste ihren Haarknoten und Sekunden später fiel ein weicher goldener Schleier über ihre Schultern. Leichtfüßig schlüpfte sie aus ihren Stiefeln und öffnete ihre Jeanshose. Endlich einmal hatte sie wieder genug Zeit für ein entspanntes Bad. Schon lange hatte sie sich nicht mehr die Ruhe gegönnt, sich selbst zu verwöhnen. Schnell ließ sie heißes Wasser in die Wanne, was Sekunden später schon schäumte und Ino ein zufriedenes Lächeln entlockte. Sie zog sich aus und ließ sich in die angenehme Flut gleiten. Die weißen Fliesen waren bereits durch die Wärme im Badezimmer leicht feucht und der Spiegel beschlagen. Ihr Körper dagegen reagierte willkommen auf das heiße Wasser. Sofort entspannte sich jeglicher Muskel. Während sie sich zurücklehnte und die Augen schloss, schweiften ihre Gedanken zu ihrer besten Freundin. Sie hatte Sakuras Brautkleid gesehen und musste zugeben, es war atemberaubend. Ino war sich sicher, dass ihre Zielperson, sollte er noch so beherrscht sein, das würde ihm 100 Prozentig vom Sockel hauen. Das Brautkleid war allerdings in diesem Punkt Sakuras geringstes Problem, auch wenn sie ewig gebraucht hatte, um es zu finden. Ino erinnerte sich nur zu gut daran, wie ihr Gespräch über die Gefühle der Rosahaarigen geendet hatte. Sie liebte den Uchiha, ihre Gefühle waren nicht mehr vorgespielt, sondern echt. Niemand außer ihr wusste dies. Der Heiratsantrag hatte Sakura aus dem Gleichgewicht gebracht, auch wenn diese etwas Anderes behauptete, doch an den Augen ihrer besten Freundin erkannte Ino, dass sie alles andere als innerlich ruhig war. Der Tag würde kommen, an dem sich Sakura entscheiden musste. Ihre Liebe zu Uchiha oder ihre Loyalität zum FBI. Zwar wussten die engsten Kollegen von der Hochzeit und auch Ibiki hatte sein Einverständnis gegeben, aber welche Qual ihre Freundin durchstehen würde, davon ahnte niemand etwas. Für sie sah es so aus, als würde Sakura Uchiha nur heiraten um ihre Deckung zu bewahren. Wenn sie die Maskerade fallen lassen müsste, dann würde ihre Welt in tausend Teile zerspringen. Ino hoffte für ihre Freundin, dass dieser Tag noch in weiter Ferne lag, denn niemand würde ihr diese Entscheidung abnehmen wollen. Sie hob die Hände, um sich die Haare nach hinten zu streichen. Vielleicht würde irgendeine grausame Tat, die Sakura näher ging als alles andere, sie dazu bringen, ihr Leben zu riskieren, um den Mann, den sie liebte hinter Schloss und Riegel zu bringen. Ino tastete am Badewannenrand nach dem Shampoo und erstarrte, denn ihre Fingerkuppen hatten einen rauen Stoff berührt. Sofort fuhr sie hoch und sah auf den Mann, der neben ihr am Rand saß und ihr eine Pistole an den Kopf hielt. Eine falsche Bewegung und er würde abdrücken. Die hellen blauen Augen der jungen Frau weiteten sich und musterten jeden Zentimeter des rothaarigen Mannes neben sich. Gelassen lehnte sich Gaara gegen die Fliesen und steckte sich eine Zigarette an. Sein Haar stand in alle Richtungen ab und Inos Blick fiel auf sein schwarzes T-Shirt und der ebenfalls dunklen Hose. In diesem Moment war es für sie wie ein Schlag ins Gesicht. Der Mann, der ihre Gedanken wegen einer leidenschaftlichen kurzen Nacht beherrschte, war einer der Henker! Vor Anspannung vergaß Ino fast zu atmen. Noch immer starrte sie auf das Gesicht des Mannes neben ihr. Seine helle Haut war noch genauso makellos wie bei ihrer ersten Begegnung, lediglich die dunklen Ränder unter seinen Augen störten das Bild eines außergewöhnlichen Mannes. Seine wachsamen Augen blickten auf die Dusche vor sich. „Mach die Kippe aus!“ Inos leise aber bestimmte Stimme ließ Gaara schmunzeln und er warf das Gift geradewegs in das Waschbecken. Jedoch war er genaustens darauf bedacht, die Waffe weiterhin auf ihre Stirn zu halten. Zum ersten Mal an diesem Abend sahen sie unverwandt einander an. Eine Gänsehaut überkam sie. „Was verschafft mir die Ehre, Gaara?“ Sie sprach seinen Namen so verführerisch aus, dass sie hoffte, irgendeine Wirkung auf ihn zu haben. Doch der Rothaarige ließ sich nichts anmerken und beugte sich zu ihr herunter. Mit einer Kälte, die sie noch nie erlebt hat, sprach dieser: „Ich soll dir das Licht auspusten.“ Dann erhob er sich, jedoch nicht ohne sie dabei im Auge zu behalten. Er ließ Wasser ins Waschbecken laufen, um die Zigarette verschwinden zu lassen, dabei fiel Inos Blick auf seine Hände. Wie immer sahen sie sauber aus, doch trotzdem kam sie von dem Gefühl nicht los, dass er äußerst trockene Haut besaß. „Raus aus dem Wasser.“ Die Blondine versuchte gegen ihr klopfendes Herz zu kämpfen und möglichst ruhig zu bleiben. Keinenfalls würde sie jetzt anfangen um ihr Leben zu betteln, dies war unter ihrer Würde. Wenn sie schon sterben musste, dann würde sie ihren Stolz unter allen Umständen behalten. Obwohl ihr Mutpegel bereits im Keller war, schaffte sie es irgendwie, möglichst lässig in der Wanne sitzen zu bleiben. „Meinst du nicht, dass es einfacher ist, mir hier und jetzt eine Kugel durch den Kopf zu jagen? Im Bad lassen sich äußerst gut Spuren verwischen.“ Gaara grinste und ein Schauer überkam sie, denn es zeigte ihr, dass er ebenfalls schon daran gedacht hatte. „Überlass' das Denken mir und jetzt raus aus der Wanne.“ Er löste die Sicherung seiner Pistole und Ino schalt sich dafür, nicht darauf geachtet zu haben. Mit einem merkwürdigen Gefühl erhob sie sich schließlich und bemerkte dabei den Blick, mit dem er sie beobachtete. Es war der gleiche Blick wie damals an der Bar, abschätzend, wollend und verlangend. Sie wusste, dass sie gut aussah, doch er gab ihr als einziger Mann das Gefühl, wertvoll zu sein. Sie wusste, dass er dieser Schwäche seinerseits heute Abend ein Ende bereiten würde und doch stimmte es sie nicht ängstlich, eher lauernd auf das, was auf sie zukommen würde. Ino griff nach dem weißen großen Handtuch, was für sie bereit gelegen worden war. Sie wickelte es um ihren Körper und warf ihr hüftlanges Haar nach hinten. Herausfordernd sah sie ihn an. Gaara strich sich über das Kinn. „Hätte ich an jenem Abend gewusst, dass du zum FBI gehörst, wäre ich unser erstes Treffen anders angegangen.“ „Geht es ins Positive oder ins Negative?“ Er zuckte mit den Schultern, ließ die Waffe sinken und ließ die Munition auf den Boden fallen, ehe er die Pistole in die Dusche warf. „Nur für den Fall, dass du vorgehabt hast, mir das Licht mit dieser hier auszuknipsen.“ Sie sah auf die nutzlosen Kugeln, durch ihren Kopf rauschten zig Vorsichtsmaßnahmen. Auch wenn er nicht mehr bewaffnet war, so änderte dies nichts daran, dass sie trotzdem wachsam sein musste. Er war größer und stärker als sie und konnte sie ohne Mühe auch so überwältigen. Selbstverteidigung würde gegen einen Henker nicht viel bringen, er kannte gewiss die Tricks und Griffe, die eine Frau vom FBI benutzte, um sich zu schützen. Unbewusst wich Ino einen Schritt zurück, als Gaara einen Schritt auf sie zu machte, dabei stieß sie gegen ihren lebensgroßen Spiegel. Ihr Körper fühlte sich mit einem Mal merkwürdig kalt an. Der Henker dagegen schien ganz in seinem Element zu sein. „Bevor ich meinen Job erledige, will ich mich ein bisschen mit dir beschäftigen. Schließlich sind wir in unserer letzten Nacht beide auf unsere Kosten gekommen.“ Ino lachte unsicher. „Und da dachtest du, es ließe sich jetzt, wo die Gelegenheit günstig ist, noch einmal wiederholen.“ Ein einziger Schritt trennte sie noch voneinander und die Blondine zuckte zusammen, als ihr Gegenüber seine Hand hob und eine ihrer nassen Haarsträhne zwischen die Finger nahm. Sein Blick war auch dieses Mal so anders als Ino es von Männern seines Alters gewohnt war. Und gerade dies machte ihn zu etwas Besonderem. Seine Augen spiegelten keine Zärtlichkeit oder gar ein Gefühl wieder, sondern zeigten ihr das hier und jetzt. Sie sah das Geschehen von diesem Augenblick in seinen Augen und nicht, wie erwartet, lüsterne Fantasien. „Vielleicht.“ Seine raue Stimme ließ sie leicht schlucken, doch noch immer hämmerte ihr Herz wie wild gegen ihre Brust. War es nicht ihr sehnlichster Wunsch gewesen, ihn wieder zu sehen? Okay… die Umstände hatte sie sich anders vorgestellt, aber nun war er hier, der Mann, der ihr das Gefühl vermittelte, sein Gegenstück zu sein. Sein Gesicht kam dem ihren näher, bevor er sie bestimmt und besitzergreifend küsste, sie kannte diese Leidenschaft und öffnete ihren Mund, damit er sie weiter erforschen konnte. Gaara ließ sich nicht lange aufhalten und fuhr mit seinen Händen zu ihrem Handtuch, sanft zog er es ihr aus den Händen, sodass es zu Boden fiel. Ino erschauderte, als sie seine rauen Handflächen auf ihrer weichen Haut spürte. Sie legten sich um ihre Hüfte, ehe er ihre Pobacken umschloss. Noch einmal würde er mit ihr schlafen, ihr das Gefühl von Perfektion geben. Sie lieben, so wie sie war. Und dann würde er sie töten… mit seinen eigenen Händen. ~*~ 31.12.2008 In schnellen Schritten trat Sasuke Uchiha durch den Gang der Kirche. Obwohl die dunklen Holzbänke und die trüben hohen Wände eine dunkle Atmosphäre schafften, war Gottes Haus festlich geschmückt. Weiße Rosen erstreckten sich in zwei Reihen durch den Gang, durch den Sasuke gerade ging. Neben dem Altar warteten ebenfalls festliche Gestecke in Großformat. Das große helle Kreuz am anderen Ende der Kirche wurde von den bunten Fenstern beleuchtet und erzählte die Geschichte von Adam und Eva, wie Gott sie erschuf. Es war eine Art Erzählung aus Glas. In den vorderen Reihen hatten sich die geladenen Gäste eingefunden. Sasukes rechte Hand wanderte zu seinem Krawattenknoten, doch er hütete sich davor, diesen zu lockern. Wie immer war er komplett in schwarz gekleidet, mit dem einzigen Unterschied, dass er dieses Mal ein Frack trug statt ein normales Jackett. Das leicht cremefarbige Hemd passte zu der etwas dunkleren Krawatte. Sein Blick streifte eine unbekannte Frau. Er erinnerte sich daran, dass Sakura sie ihm am Vorabend als Oona Lewis vorgestellt hatte, die Lebensgefährtin ihres alten Onkels. Ihre grauen Haare waren zu einem Knoten gebunden und ihre zierliche kleine Gestalt unter einem weißen Kostüm versteckt. Sasuke trat neben Naruto, der seinen besten Freund gut gelaunt angrinste. Doch davon ließ er sich heute ausnahmsweise keine kalten Füße machen, nicht dass er es sonst auch täte. Er sah durch die Kirche und bemerkte kaum, dass der Pfarrer neben ihn trat. Hinata sah in ihrem hellblauen Cocktailkleid hervorragend aus, auch wenn der Mantel das meiste davon versteckte. Neben Neji wirkte sie wie ein kleines Kind, das man an die Hand nehmen musste, doch Sasuke wusste, dass sie den kühleren Kopf von beiden besaß. Auf der anderen Seite neben Oona Lewis erkannte er Sakuras ehemalige Mitbewohnerin. Tenten trug ihr langes braunes Haar offen und ließ es in leichten Wellen über ihre Schulter fallen. Sie trug einen Hosenanzug, was Sasuke schmunzeln ließ. Sakura hatte ihm schon erzählt, dass sie eine sehr praktisch denkende Frau angesichts der Kälte draußen war. Gaara, der neben Tenten stand, schaltete gerade sein Handy aus und Sasuke bemerkte, dass seine drei Henker überraschenderweise alle zu einer anderen Farbe gegriffen hatten. Naruto neben ihm trug dunkelblau, während Shikamaru ein dunkles braun bevorzugte und Gaara schwarz mit weißen dünnen Streifen. Normalerweise schienen sie sich, was Klamotten betraf, untereinander unbewusst abzusprechen. „Darf ich bemerken, dass die Ringe äußerst gelungen sind.“ Überrascht von Narutos ehrlichen Worten wandte sich Sasuke ihm zu. Er musste grinsen. „Danke.“ Eine kurze Geste folgte, indem der Blonde seinem Freund kurz auf die Schulter klopfte. Seine Stimme war leise, sodass nur Sasuke verstand, was er sagte. „Jetzt hast du sie endlich gefunden. Die perfekte Frau an deiner Seite.“ Der Uchiha nickte stumm. In der Tat, das hatte er. Nach mehreren Enttäuschungen konnte er endlich von sich behaupten, eine Frau gefunden zu haben, die es wert war, an seinem Leben teilzuhaben. Der er vertrauen konnte, ohne ständige Hintergedanken dabei zu haben. Eine Frau, die sein Doppelleben mitmachen würde ohne etwas zu ahnen. Eine Frau wie Sakura. Kurz sah er auf das große Kreuz, ehe er sich der Tür zuwandte, die soeben geöffnet wurde. Die Orgel begann zu spielen und er sah einen alten Mann mit streng zurückgekämmten grauen Haaren. Er trug einen dunkelblauen Anzug und sah kurz zum Altar hoch. Seine grünen Augen, die denen von Sakura so ähnelten, sahen kurz hinter der großen Hornbrille zum Altar empor. Ehe er seine knochige Hand ausstreckte und eine junge zierliche umschloss. Sakura betrat die Kirche und atmete tief durch. In ihren Ohren klingelte die Orgel und sie bemerkte, wie ihr Onkel ihre Hand um seinen Arm legte. Er lächelte und sprach: „Du siehst bezaubernd aus, mein Engel.“ Seine gerührte Miene ließ sie lächeln. Denn sie trug ein Kleid, was dem Hochzeitskleid ihrer Großmutter sehr ähnelte. Schlicht in Champagnerfarben war es trägerlos und ließ die Schultern dementsprechend frei. Um die Brust war es eng geschnürt und wurde unterhalb der Brust lockerer, sodass es wie glatte Seide zu Boden fiel. Einzig alleine die Schnüre am Rücken, die die Form eines Korsetts besaßen, hoben das Kleid von seiner Schlichtheit ab. Wegen der Kälte trug Sakura über den Schultern einen kurzen Pelzumhang, der ihr bis zu den Ellenbogen reichte. Schlicht in weiß gehalten gab er ihrer ganzen Erscheinung etwas Edles. Sie bemerkte den Blick ihres Verlobten und fuhr kurz mit der Hand, indem sie den weißen Brautstrauß hielt der Perlenkette um ihren Hals. Die passenden Ohrringe zu der Kette waren ein Erbstück ihrer Mutter, Sasuke wusste wie viel sie ihr bedeuteten. Ihre Haare waren leicht gelockt und reichten ihr nun knapp bis auf die Schultern, mit viel Geduld hatte man es fertig gebracht, dass sie lagen wie perfekt gemalt. Sakura setzte zum ersten Schritt an. Ein Schritt in eine Zukunft mit dem Mann, den sie liebte und der sie gleichzeitig ins Verderben brachte. Ihr Herz schrie nach ihm und sagte ihr, was sie tat, war richtig, doch ihr Verstand tendierte in die entgegengesetzte Richtung. Mit leuchtenden Augen sah sie zu Sasuke. Wie gewohnt zeigte er keinerlei Regung, doch sie erkannte an der Art und Weise, wie sein Blick über ihre Gestalt fuhr, dass ihm gefiel, was er sah. Letzte Nacht hatte er seiner Befürchtung, sie könnte sich ein äußerst kitschiges Sissi-Kleid ausgesucht haben, in Worte umgewandelt. Sakura musste lächeln. Sie wollte nicht an ihre Arbeit denken, nicht jetzt. Es war ihre Hochzeit, auch wenn ihre Kollegen nach außen hin alle glaubten, sie tue es, um ihre Deckung zu behalten, alle außer Ino. Sie würde Sasuke auch heiraten, wenn sie ihn anders kennen gelernt hätte und dies war das Entscheidende an ihrem Handeln. Sie liebte ihn, auch wenn sie es nicht durfte, dennoch konnte sie ihre Gefühle für ihn nicht totschweigen. Unterdrücken vielleicht… Zusammen mit ihrem Onkel hatte sie die Kirche durchquert und er reichte ihre Hand nun weiter an den Mann, der sie jeden Moment zu seinem Eigenen machen würde. Sasukes kalte Hand umschloss die ihre und er schenkte ihr ein zärtliches Lächeln, dann wandten sich beide dem Pastor zu. Sakura wusste nicht mehr, was der alte Pfarrer alles gesagt hatte, denn sie hatte sich die unendlich langen Minuten gefühlt, als wäre sie von angenehmer Musik umgeben gewesen. Sie spürte neben sich die Anwesenheit ihres Onkel Edgar und hörte, wie er ein paar Mal schniefte. Ihr Griff wurde automatisch fester. Sasuke sah kurz zu ihr und sie bemerkte die Zufriedenheit und Ausgeglichenheit in seinem Blick. Er schien die Ruhe selbst zu sein. Selten hatte Sakura ihn so glücklich gesehen, denn zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, waren seine Augen nicht hart und voller Hass, sondern unendlich weich. Die Wärme des Kerzenlichts ließ seine Blässe verschwinden. In diesem Moment stand neben ihr ein ganz normaler Mann, der Mann, der sie hierher führte, dem sie die Treue schwor und der ihr versprach, sie zu lieben bis in den Tod. Vorsichtig streifte er ihr jenen silbernen Ring über, der einzig und allein für sie bestimmt war. Dann nahm sie seine Hand und setzte das Zeichen für ihre Zusammengehörigkeit. Dabei sah sie ihn weiterhin an, sie liebte seine tiefen blauen Augen, in denen sie versinken konnte, die Worte des Pfarrers rauschten erneut an ihr vorbei. Wichtig waren nur sie beide. Sasuke sah es anscheinend ähnlich, sanft strich er mit seiner Hand über ihre Wange und sie verspürte nichts anderes als Wärme bei seiner zärtlichen Geste. „Meine Schöne…“ Seine Stimme war leise und heiser. „Endlich gehörst du mir.“ Seine besitzergreifenden Worte lösten eine Welle unbekannter Gefühle in ihr aus. Er beugte sich vor, sein Atem streifte ihr Gesicht und dann spürte sie seine weichen Lippen auf den ihren. Sie gehörten zusammen, vor Gott miteinander verbunden. Der Kuss besiegelte das, was für sie beide eine unausgesprochene Tatsache war. Sie waren das Gegenstück des jeweiligen anderen, wie füreinander geschaffen. Bis in die Ewigkeit. Es bleibt zwischen Menschen, sie seien noch so eng verbunden, immer ein Abgrund offen, den nur die Liebe, und auch nur mit einem Notsteg, überbrücken kann. Kapitel 9: Stunden des Lebens. ------------------------------ . . . Die Ewigkeit konnte unendlich lang sein, doch sollte man sich nicht darauf verlassen, denn Ewigkeit kann genauso schnell vorbei sein, wie sie gekommen ist. Sanfte Musik umgab den Raum und Sakura öffnete die Augen. Sein Duft drang durch ihre Nase und sie musste lächeln. Er roch nach frischen Wiesen und Feldern. Fast hatte sie geglaubt, sie würden sich inmitten der Natur befinden, doch jetzt, wo sie noch immer ihren Kopf gegen seine Schulter lehnte, sah sie durch dieses riesige Wandfenster. Obwohl es bereits dunkel draußen war, leuchtete die Stadt Los Angeles wie ein heller Stern. So weit Sakura sehen konnte, erstreckte sich ein Meer von Lichtern. Doch das war nicht das Einzigartige an diesem Ausblick, sondern die Tatsache, dass kleine leichte Flocken an ihr vorbei, Richtung Boden segelten. „Gefällt dir der Ausblick?“, fragte Sasuke leise, während sie noch immer gemeinsam im Takt der Musik wogen. Ohne ihren Blick von der Scheibe zu nehmen, antwortete die Frau an seiner Seite: „Ja… es ist schon lange her, seit es das letzte Mal geschneit hat.“ Der Uchiha stutzte und sah nun ebenfalls nach draußen, ein leichtes Lächeln schlich über seine Lippen, erneut hatte sie eine Kleinigkeit gefunden, worüber sie sich mehr freute, als etwas Großes, Teures und Pompöses. Er blickte durch den großen Saal, den er gemietet hatte. Die helle Farbe entspannte ihn, ebenso wie das angenehme Licht, das von mehreren kleinen, silbernen Kugeln ausging. An dem großen, runden, immer noch feierlich gedeckten Tisch bemerkte er zwei seiner Henker. Shikamaru schien auf Naruto einzureden, doch dieser sah aus den Augenwinkel immer wieder zu seiner Hinata, die soeben etwas weiter abseits mit Gaara tanzte. Sasuke musste schmunzeln, Narutos Sorgen waren unbegründet. Der Rothaarige tanzte gerne und da Hinata die Einzige zu sein schien, die sich anständig führen ließ, hatte er sie eben für vier Minuten in Anspruch genommen. Sasuke sah erneut zum Tisch und sah, dass Sakuras Verwandte sich angeregt mit Tenten und Neji unterhielten. Der Hyuuga schien äußerst interessiert an Sakuras Freundin, doch sie verstand es, ihn hinzuhalten. „Warum lächelst du?“ Die Stimme seiner Freundin – er korrigierte sich gedanklich, seiner Frau, ließ ihn aus seinen Gedanken fahren. „Nun… Nejis Werbung um deine Freundin erinnerte mich an etwas.“ Sie folgte seinem Blick und lächelte ebenfalls. „So? Eine schöne Erinnerung.“ Zärtlich strich Sasuke mit seiner Hand über ihren Rücken. Jetzt, wo der Pelz weg war, zeigte das Kleid ihre freizügigen Schulterblätter. „In der Tat…“ Dann beugte er sich tiefer zu ihr herunter und flüsterte: „Wir haben noch knapp eine Stunde. Die möchte ich nutzen und von hier verschwinden.“ Sie spielte die Überraschte. „Aber Sasuke, wir können unsere Gäste doch nicht einfach herausschmeißen. Außerdem dachte ich, es wartet noch ein Happen zu essen auf uns, und ich möchte nicht in Versuchung geraten, den Koch zu beleidigen.“ Der Schwarzhaarige hob eine Augenbraue. „Du schlägst es aus, das neue Jahr alleine mit deinem Mann zu begrüßen?“ Sakura strich ihm mit der Hand, die bis eben noch auf seiner Schulter gelegen hatte, über die Wange. „Natürlich nicht…“ Sie sah noch einmal nach draußen. „Schließlich ist es unsere Hochzeitsnacht, nicht wahr?“ Wie ein kleiner Schuljunge, der bei etwas Verbotenem ertappt wurde, brach Sasuke den Augenkontakt und legte sein Gesicht nahe an ihr Ohr. „Erraten. Ich habe nur einmal im Leben die Gelegenheit, meine Frau standesgemäß über die Schwelle zu tragen und danach meine Belohnung zu bekommen. Und das will ich nutzen.“ Sakura löste sich leicht von ihm, jedoch nicht ohne vorher zu verlangen: „Du schleust uns hier raus, ohne dass sich irgendjemand beleidigt fühlt.“ „Nichts leichter als das.“ Er ließ sie eine Drehung machen. „Doch vorher tanzen wir diesen wunderschönen Tanz zu Ende.“ In sicherer Entfernung ließ sich Hinata wieder neben ihren Freund nieder, während Gaara den Stuhl rückte. „Bevor du mich noch mit deinem Blick erdolchst, nur weil ich es gewagt habe, deine hinreißende Freundin ein wenig zum Tanzen aufzufordern.“ Naruto tat, als wüsste er nicht, wovon sein Kollege redete und griff zu seinem Bier. „Wie war eigentlich dein letzter Job?“ Sofort musste Shikamaru breit grinsen und beugte sich weiter zu Naruto vor. „Was glaubst du? Die Dame entsprach ganz seinem Geschmack, weshalb er eine wirklich sehr kurze Nacht genossen hat.“ Gaara ließ sich neben Shikamaru nieder und trank einem Schluck von seinem Wasser. „Was dagegen? Sie war halt gut.“ Hinata schüttelte den Kopf und wagte nicht, ihren Kommentar dazu abzugeben. Sie wusste, dass Naruto solche Aufträge nicht anrührte und Shikamaru verstand etwas Anderes unter Spaß wie seine Kollegen. „Wann wird man sie finden?“ Naruto sprach, als handelte es sich bei ihrem Gespräch nicht gerade um eine Frauenleiche, sondern um etwas, was seiner Meinung nach wertlos war. Der Sabakuno grinste, ehe er mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung, ich lasse es darauf ankommen.“ Alleine an dieser Aussage erkannten die anderen beiden Henker, dass er zu einer Methode der Leichenentsorgung gegriffen hatte, bei der er den Zufall spielen ließ. „Aber sprechen wir heute nicht über die Arbeit, wir sollten nämlich so langsam verschwinden. Unser Boss will sich mit seiner Frau vom Acker machen und es wäre ja zu schade, wenn er sein Geschenk nicht bekommen würde, oder?“ Wie auf Kommando erhoben sich die Drei und Hinata reichte ihnen eine kleine Geschenktüte. „Befindet sich alles hier drin. Aber bitte sorgt dafür, dass Sasuke keinen Schreikrampf bekommt.“ Bei ihren Worten lächelte sie schwach, denn das, was die drei Männer gleich tun würden, verlangte ihnen eine Menge Mut ab. Gut gelaunt huschten die Drei aus dem Saal, geradewegs in den Aufzug und verließen das Luxusrestaurant Richtung Tiefgarage. Dort steuerten sie auf den schwarzen Mercedes Benz zu und Naruto öffnete das kleine Tütchen. „Joa, ich würde sagen, wir fangen mit den rosa Schleifchen an, oder?“ „Lass mal den weißen Marker rüberwachsen, außerdem noch diesen Schaumstoff.“ Shikamaru schien Feuer und Flamme zu sein. Kurz sahen Gaara und Naruto sich an und machten sich dann daran, überall, wo sie konnten, lauter kleine Schleifchen zu befestigen. Shikamaru schrieb überall, wo Platz war `Love` oder `Verheiratet` hin, dazu malte er mehrere Herzchen. „Kitsch ohne Ende“, murmelte er dabei. „Er wird uns unser Gehalt kürzen und das, nachdem er es vor einer Woche erst erhöht hat“, erinnerte Gaara tonlos. „Aber man kann eben nicht alles haben.“ Naruto kam mit Dosen auf sie zu und befestigte die Schnur am hinteren Ende des Autos, damit Sasuke auch schön viel Krach machte, wenn er gleich durch die Straßen brettern würde. „Richtig! Freuen wir uns also darauf, dass er uns morgen früh schön anbrüllt. Vergesst die Kopfhörer nicht.“ „Die liegen schon, seit ich weiß, was wir machen, in meinem Büro“, erklärte Shika, zufrieden mit seinem Werk. „So verkleidet brauchen wir ihm noch nicht mal hinterher fahren, um ihn zu überwachen.“ Die drei Henker stimmten in gemeinsames Gelächter ein, bevor sie vergnügt zurück zum Aufzug gingen, damit ihr Boss keinerlei Verdacht schöpfte. ~*~ „Kiba?“ Der junge FBI-Agent sah hoch, er hatte gerade Schluss machen wollen, um das neue Jahr mit seinen Freunden verbringen zu können. Sie alle glaubten, dass er für die Börse arbeitete und bis jetzt war es ihm erfolgreich gelungen, seine wahre Tätigkeit zu verbergen. „Was gibt es, Sai?“ Der Schwarzhaarige setzte sich zu seinem Kollegen an den großen mit Akten überladenen Tisch und sah ihn einige Sekunden lang schweigsam an. Schließlich sprach er aus, was ihn beschäftigte. „Ich habe da mal eine Frage. Kennst du diesen Mann?“ Er legte ein Foto vor und beobachtete genau die Gesichtsregung seines Kollegen. Doch Kiba verstand es seine Miene zu kontrollieren und wollte erst wissen, weshalb. Sai lehnte sich zurück, er schien darüber nachzudenken, wie er sein Anliegen formulieren sollte. „Du weißt, dass Sakura bereits einen Henker ausgemacht hat. Ich habe ihn überprüft, also Naruto Uzumaki, und sie hatte Recht. Dank Macklers Notizen konnte ich gewisse Verbindungen mit Uchiha ausmachen.“ Kiba trank von seinem kalten Kaffee. „Was für Verbindungen?“ „Uchiha und Uzumaki besuchten dieselbe Universität und meinen Nachforschungen zufolge kannten sie sich bereits im frühen Alter von 21.“ Der andere nickte verstehend und sah noch einmal auf das Foto, das Sai ihm vorgelegt hatte. „Einleuchtend. Und was habe ich jetzt damit zu tun?“ „Nun, ich fand es höchst interessant, ein paar Nachforschungen über dich anzustellen, da Sakura mich mit diesem Fakt, dass Uchiha und Uzumaki sich nicht von ungefähr kennen, auf eine Idee gebracht hat.“ Kiba biss sich auf die Lippe. Die Tatsache, dass sein Kollege in seiner Akte rumgeschnüffelt hatte, machte ihn aus irgendeinem Grund fuchsteufelswild. „Wenn du so viel Zeit hast, in meiner Akte rumzuschnüffeln, solltest du vielleicht besser aufpassen, dass du deinen Job vernünftig machst, Sai.“ Der Angesprochene grinste breit, denn das hatten ihm schon viele Kollegen gesagt. „Weißt du, Kiba, du brauchst dir nicht gleich ins Hemd zu machen, nur weil ich an deiner Uni interessiert war. Denn viel interessanter fand ich die Tatsache, dass du in Baltimore ausgebildet wurdest. Wenn ich mich recht erinnere, dann war ungefähr zur selben Zeit noch ein anderer Agent dort. Ich dachte, du würdest ihn vielleicht anhand des Fotos erkennen und könntest mir etwas über ihn erzählen. Nachdem, was so aus Sarutobi rauszukriegen war, frage ich mich, was mit diesem Genie passiert ist.“ Kiba sah noch einmal kurz auf das Foto, schließlich seufzte er. Natürlich kannte er den Mann mit den kurzen schwarzen Haaren und dem gelangweilten Blick. „Welcher Agent aus Baltimore kennt ihn nicht?“ Kiba stellte seine Tasse ab, sein Blick wurde melancholisch, die Vergangenheit schien ihn wieder eingeholt zu haben. „Erzähl mir von ihm“, verlangte Sai. „Bitte, ich weiß nicht mehr als sein damaliges Alter.“ „Shikamaru Nara war einer der genialsten Menschen, die ich je getroffen habe“, begann Kiba mit merkwürdig fremder Stimme und erzählte, was sich vor mehr als sechs Jahren abgespielt hatte. Das Ausbildungszentrum in Baltimore war groß gewesen, damals eines der größten, das die USA zu bieten hatte. Spezialisiert auf Technik und Undercoverarbeit hatte bald ein junger Auszubildender von sich reden gemacht. Egal, welche verschlüsselte Botschaft man ihm vorgesetzte, er hatte weniger als ein paar Sekunden gebraucht, um die Lösungen präsentieren zu können. Dann hatte er alle möglichen Sicherheitssysteme perfektioniert, mit denen das FBI zu der damaligen Zeit gearbeitet hatte. Nachdem er auch diesen Fachbereich für sich erobert hatte, hatte er begonnen das Schießen zu üben und innerhalb von drei Wochen war er besser gewesen als ein Mann, der Jahre lang bei einer Spezialeinheit gearbeitet hatte. „Ein wirklich herausragendes Talent.“ Kiba ahmte den Ton eines ehemaligen Ausbilders nach. „Natürlich, wer hat schließlich in solch einem Alter so viel vorzuweisen? Schon damals war ich neugierig darauf, wie solch eine Person sein könnte und zu meiner Verblüffung war er so ganz anders als ich.“ Keiner der damaligen Schüler hatte verstehen können, wie Shikamaru durch die Prüfungen spazieren konnte, als wären sie Tests für Erstklässler. Er lernte nicht, noch schien er sonderlich interessiert am Unterricht. Fast schon erweckte er den Eindruck, als sei das Ganze nichts Neues für ihn und er schien sich zu langweilen. „Für die Ausbilder war er das Genie schlechthin. Doch ich muss gestehen, ich selbst sah noch etwas Anderes.“ Kiba hatte damit begonnen, Shikamaru während der Vorlesungen oder der Trainingseinheiten zu beobachten und stellte etwas Erschreckendes fest. Die Langeweile fraß ihn und er begann sich selbst Herausforderungen zu suchen. „Stundenlang hockte er in der Bücherei oder surfte im Internet. Meine Kollegen dachten, dass seine glückliche Zeit nun auch endlich vorbei war und er lernen müsste. Schwachsinn!“ Sai hatte es bis jetzt noch kein einziges Mal gewagt, seinen Kollegen zu unterbrechen. „Du kannst mir erzählen, was du willst, aber niemand mit einem solchen Verstand ackert durch Bücher und Internetseiten, wenn er vorher alles ohne mit der Wimper zu zucken geschafft hat.“ Kiba klang verbittert und er erzählte weiter. „Shikamaru wurde immer merkwürdiger. Na ja… damals hatte ich kein Recht, über ihn zu urteilen, schließlich kannte ich ihn nur vom Sehen und Hören. Zumindest bis wir eine Neue bekamen.“ „Shiho“, sprach Sai leise und Kiba nickte verdutzt. „Woher…“ „Akte.“ Damit hatte sich auch das Thema erledigt. „Rede weiter.“ Shikamaru hatte Konkurrenz bekommen. Eine junge, dunkelblonde Frau, mit einer Brille, die so dicke Gläser wie Untertassen besaß, schaffte es, mit ihrer schrulligen und verpeilten Art, ihm das Wasser zu reichen und somit einen Schritt auf ihn zu zugehen. Der bisherige Einzelgänger schloss Freundschaft mit ihr. Doch Shiho war ein ausgesprochen kontaktfreudiger Mensch, weshalb sie bald mit jedem zweiten der Ausbildungszentrale bekannt war. „So auch mit mir.“ Kibas Stimme klang müde, es schien ihm nicht leicht zu fallen, darüber zu sprechen und er machte eine kurze Pause. Sai goss Kaffee nach und beugte sich ein wenig vor. „Was ist dann passiert?“ Der Braunhaarige sah kurz aus dem Fenster und flüsterte: „Shiho verliebte sich in mich und das war ihr Todesurteil.“ Kiba hatte sie abgewiesen, was sie zuerst ein wenig aus der Bahn geworfen hatte, doch mit Shikamaru hatte sie jemanden an ihrer Seite weilen, der sich um sie kümmerte. „Allerdings bestärkte dies nur meine Zweifel an seinem Wesen. Mit jedem Tag, den ich Shikamaru aufs Neue begegnete, wurde sein Blick…“, er suchte nach den richtigen Worten und Sai half ihm. „Wahnsinniger?“ „Ja… zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, doch mittlerweile weiß ich eins. Er war besessen von Shiho. Zu Beginn dachte ich, er liebte sie, aber je länger ich ihn beobachtete, desto sicherer wurde ich, dass dies nichts mit Gefühlen zu tun haben konnte.“ In Shihos Gegenwart mimte der Nara den besten Freund, doch sobald die junge Frau ihm den Rücken zuwendete, veränderte sich seine Ausstrahlung. „Niemand schien etwas davon zu merken, schließlich war er das größte Genie, seit Sarutobi die Akademie abgeschlossen hatte.“ Die beiden Männer sahen sich ernst an, dann sprach Sai aus, was sie beide dachten. „Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander.“ Kiba nickte nur und fuhr fort. Von einem Tag auf den nächsten verschwand das hochgelobte Genie. Niemand konnte ihn finden, das Einzige, was er hinterließ, war eine Frau, der er das Wichtigste ihres Lebens geraubt hatte. „Ich habe selten etwas so Schreckliches gesehen... Shiho befand sich in ihrer Wohnung, doch sie war nicht mehr sie selbst. Als ich sie antraf, war es als sei jegliches Leben aus ihr gewichen.“ Die einst so vor Leben sprühende junge Frau hatte ihn mit leeren Augen angesehen, kein Wort war über ihre Lippen gekommen. Es war, als hatte er eine Puppe vor sich sitzen, eine Puppe, die ihre Umgebung nicht mehr wahrnahm. „Im Krankenhaus stellte man Erschreckendes fest…“ Kiba sprach nicht weiter, es war unnötig, denn Sai wusste bereits, was geschehen war. An den Handgelenken der jungen Frau fand man Spuren von Fesseln, an den verschiedensten Stellen ihres Körpers Einstiche von Nadeln. Im Genitalbereich stellten Ärzte grausame Misshandlungen fest. Wahrscheinlich hatte man sie stundenlang vergewaltigt. All diese Fakten hatten dazu geführt, dass Shiho ihren Verstand verlor. Sie war nur noch ein Schatten ihrer Selbst. „Sie lebt noch heute in einer Anstalt, richtig?“ Sais Stimme klang wie durch einen dichten Nebel und Kiba nickte nur schwach. „Ja… ein Mal im Jahr besuche ich sie. Doch sie erkennt mich nicht.“ Der Schwarzhaarige stand auf und sah aus dem Fenster. „Wie lange ist das Ganze jetzt her?“ „Fünf Jahre.“ Eine Weile lang schwiegen beide, dann stand auch Kiba auf, er wollte nur noch weg, raus aus diesem Gebäude und nach diesem Gespräch keinen weiteren Gedanken daran verschwenden, was vor so langer Zeit passiert war. Stumm nahm er seine Jacke vom Haken und zog sie sich über. Doch bevor er die Tür erreichen konnte, sprach Sai: „Er ist wieder da.“ „Was?“ „Shikamaru Nara, er ist wieder da.“ Kibas ganzer Körper erstarrte. Seine Augen weiteten sich, sein Gehirn raste, doch bevor er reagieren konnte, nahm sein Kollege ihm die Worte aus dem Mund. „Ich habe heute Sakuras Hochzeit beschattet, als Jogger. Und weißt du was? Es gab neben Uchiha und Uzumaki nur einen einzigen Mann, der den Hinterausgang benutzte.“ Sai nickte auf einen Briefumschlag, der auf dem Tisch lag. Sofort riss Kiba diesen auf und blickte in das Gesicht, was er nie hatte vergessen können. „Seine Langeweile trieb ihn in die Arme des Uchihas. Wahrscheinlich kann dieser ihm endlich die Herausforderung bieten, nach der er sich schon ewig sehnte.“ Sai legte eine Hand auf Kibas Schulter, seine Stimme war bestimmt und deutlich. „Sobald wir Sakura aus Uchihas Fängen befreit haben, werden wir uns um ihn kümmern, hast du mich verstanden? Keine überstürzten Aktionen!“ Der Braunhaarige verzog sein Gesicht zu einer gehässigen Grimasse. Natürlich, die üblichen Sicherheitsvorkehrungen. Und überhaupt, was dachte Sai von ihm. „Keine Sorge Kollege, ich bin mittlerweile alt genug, um zu wissen, was für eine Konsequenz mein Handeln tragen könnte.“ Er schloss seine Jacke und wollte gehen, noch immer hielt er das Foto eines Mannes im Anzug in den Händen. Kurz bevor Kiba allerdings aus der Tür hinaus verschwand, blieb er noch einmal stehen. „Sah Sakura glücklich aus?“ Sai lächelte sanft und nickte. „Ja, sie schien fast wie eine normale Braut, die den Mann ihres Lebens heiraten würde.“ Die beiden Männer sahen sich einen Moment lang an, ehe sie ihren Blickkontakt lösten und jeder seinen Weg ging, um auf seine Art und Weise das neue Jahr zu begrüßen. Der eine würde mit seinen Freunden durch die Kneipen ziehen, während der andere jemanden zu Ino schicken würde, um festzustellen, warum sie weder ans Telefon noch ans Handy ging oder zur Arbeit kam. Erst danach würde er die Bürotür hinter sich schließen und auf einem Hochhaus die Aussicht genießen. In der rechten Hand eine Flasche Wodka und in der anderen einen Joint. Mehr brauchte er nicht, um das alte, beschissene zu verabschieden und das neue katastrophale Jahr zu begrüßen. ~*~ Die Kälte kroch an ihrem Körper hoch, doch das war Sakura egal. Mit bloßen Füßen stand sie auf dem Balkon und sah auf den Schnee, der auf sie herab segelte. Die Rosahaarige streckte eine Hand aus und sah auf die weiße Flocke. Ein Lächeln schlich über ihre Lippen und sie beschloss, wieder ins Innere der Villa zu gehen. Es war genau jene Villa, in der Sasuke und sie sich zum ersten Mal geliebt hatten. Sie mochte dieses große Haus, doch noch beeindruckender fand sie die Aussicht. Weit und breit nur Wald, so weit sie sehen konnte. Diese scheinbare Unendlichkeit hatte etwas Unheimliches an sich und gleichzeitig etwas Faszinierendes. Nur das große weiße Tor kennzeichnete die Grenze zwischen ihr und der scheinbar anderen Welt da draußen. Ihre nackten Füße berührten den weichen Saum des Teppichs und sie knipste ein kleines Lämpchen auf ihrem Nachtisch an. Das dämmrige Licht vertrieb bedrohliche Schatten und Sakura lächelte. Noch nie war sie so glücklich gewesen wie am heutigen Tag. Die Tür hinter ihr glitt auf und sie hörte die dumpfen Schritte ihres Mannes. Es war ungewohnt für Sakura jetzt von sich behaupten zu können, dass sie nicht mehr Haruno sondern Uchiha hieß. Sasuke ließ sich auf das Bett fallen und sie lächelte über ihre Schulter hinweg. Seine Haarspitzen waren noch nass von der Dusche. „Willst du dir nichts anziehen, Mausebär?“ Der nur in Boxershorts bekleidete Mann verzog die Miene und warf den Kopf in den Nacken. „Vor der Ehe keine Kosenamen und auch jetzt nicht!“ Sakura drehte sich um und grinste. „Schon klar.“ Sie spürte, wie er die Arme um ihre Hüfte schlang und sie näher an sich zog. „Gefällt dir mein Nachthemd nicht?“ Ihr Mann legte den Kopf ein wenig schief und musterte sie, dabei fuhren seine kalten Handflächen unter das dünne Etwas und er ertastete ihre wohligen Rundungen. „Nein. Das Ding stört mich sogar.“ Sakura hob eine Augenbraue und zog das leichte Nachthemd über ihren Kopf. „Dann wollen wir das mal ganz schnell ändern.“ Nur im Slip stand sie nun vor ihm und ließ den Stoff in ihrer Hand zu Boden gleiten. Sasukes kalte Lippen legten sich auf ihren Nabel und sie bekam eine Gänsehaut, als seine Lippen immer weiter nach oben wanderten, schließlich sackten ihre Knie ein und sie saß auf seinem Schoss. „Weißt du, dass du ein wunderbarer Liebhaber bist?“ Er lehnte sich zurück, sodass sie auf seiner Hüfte saß. „Sicher.“ Die Arroganz des Schwarzhaarigen ließ Sakura lächeln. Dies war eine der Eigenschaften, wofür sie ihn liebte, eine Eigenschaft, die sie eigentlich an ihm hassen und verachten sollte. Und doch konnte sie es nicht. Sie beugte sich zu ihm herunter, woraufhin eine ihrer langen Haarsträhnen sein Gesicht streifte. Sasuke nahm sie zwischen die Finger und drehte sie zu einer Locke, er schien es zu genießen, mit ihr im Bett herumzualbern. Zärtlich knabberte seine junge Frau an seinem Ohrläppchen und flüsterte: „Und bist du dir auch sicher, dass du ein guter Ehemann sein wirst?“ Sasuke strich über ihren Rücken, einen kurzen Moment hatte sich sein Körper verkrampft, doch seine Frau schien nichts davon mitbekommen zu haben, denn sie liebkoste bereits seinen Hals und hinterließ eine feurige Spur. Seine Gedanken überschlugen sich und er ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Würde er ein guter Ehemann sein? Wort für Wort ging ihm das Eheversprechen, das er ihr gegeben hatte, durch den Kopf. Er würde sie achten, als Mensch sowie als die Frau an seiner Seite. Sie ehren, wie sie es verdient hatte. Ihr seinen Respekt erweisen, indem er jede ihrer Entscheidungen akzeptieren würde, ganz egal, was auf sie zukommen würde. Er würde ihr treu sein, ganz gleich, welches Weib seinen Weg kreuzen möge, einzig alleine sie würde in den Genuss seines Könnens kommen. Doch der wichtigste Punkt, den er einhalten würde war, sie immer zu lieben. Von jetzt und bis der Tod sie scheiden würde. Allerdings glaubte Sasuke, dass es nicht einmal der Tod schaffen würde, je etwas an seinen Gefühlen für diese Frau zu ändern, denn sie war die einzige, die es je geschafft hatte, bis in den letzten Winkel seines Herzens zu gelangen. „Ja, zumindest werde ich es versuchen.“ Seine leisen Worte ließen Sakura innehalten und er sah in ihr schönes Gesicht. Ihre Augen strahlten und er zog sie zu sich runter, um sie zu küssen. Die Nacht würde ihnen beiden gehören und genauso einzigartig werden wie die anderen, die sie bereits miteinander verbracht hatten. Doch dieses Mal würde es einen klitzekleinen Unterschied geben. Denn dies war ihre erste Nacht, in der sie vor Gott und der Welt zusammengehörten. Eins waren und den ersten Schritt in eine gemeinsame Zukunft taten. Eine ungewisse Zukunft und doch voller Erwartungen und Vorfreude. ~*~ Die Silvesterböller knallten, überall in Los Angeles begrüßten die Menschen das neue Jahr. So auch ein junger Mann mit schwarzen Haaren. Er saß auf dem Dach eines Hochhauses und ließ die Beine in die unendliche Tiefe baumeln. Sai stellte die Flasche Wodka neben sich ab und sah auf die bunten Lichter vor sich. Sein Körper war überraschend warm, was nicht zuletzt am Alkohol lag. Müde zog er die Mütze tiefer ins Gesicht und sah auf seine tauben Hände. Die Kälte um ihn herum nahm er gar nicht mehr war. Zu stark war der Alkohol in seinem Blut. Alleine sein Atem, der sich in der Luft widerspiegelte, ließ ihn registrieren, dass es Winter war. „Schon wieder ein verfluchtes Jahr rum“, brummte Sai und rülpste, ein Grinsen schlich über seine Lippen. „Es ist aber auch verkackt!“ Er ließ sich nach hinten fallen und sah in den dunklen Himmel. „Warum feiere ich eigentlich jedes Mal alleine? Kiba is bei seinen Scheinkumpels, Sakura bei ihrem Massenmörder von Ehemann und Ino is… keine Ahnung wo. Vielleicht sollte ich mir auch mal `ne scharfe Braut aus dem schmutzigen Milieu zulegen.“ Sai lachte laut über sich selbst, bevor er sich wieder aufsetzte und erneut einen kräftigen Zug von seiner Flasche nahm. Seit über drei Jahren war es das gleiche traurige Spielchen an Silvester. Er betrank sich und wachte Stunden später in irgendeiner dreckigen Ecke wieder auf. Die ersten paar Male die Fire-boy und er zusammen gefeiert hatten, waren sie auf einer Parkbank zwischen Pennern wieder zum Leben erwacht, dann hatten sie es sogar einmal bis in einen Fahrstuhl geschafft und schließlich hatte Sai alleine auf das Dach dieses Hauses gefunden. Der hohe Ausblick gab ihm das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Dennoch wusste er bereits nach den ersten Minuten, die er hier war, dass dem nicht so war. Wieder knallte ein Böller und eine Rakete zischte unter einem ohrenbetäubenden Lärm in den Himmel. Er stöhnte und versuchte den Alkohol zum Betäuben zu benutzen. Wer war eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, Feuerwerke zu erfinden? Plötzlich spürte er ein sanftes Vibrieren und der Schwarzhaarige kramte in seiner Jackentasche nach seinem Handy. Er hob ab und gähnte gelangweilt. „Jaah?“ „Watson! Wo stecken Sie?“ Die laute Stimme seines Vorgesetzten dröhnte in seinem Kopf. Selbst an Neujahr hielt es Ibiki nicht für notwendig, seine Stimmenbänder ein wenig zu schonen. Sai fasste sich an den Kopf und murmelte: „Man Alter, hör mal auf, mir ins Ohr zu trompeten.“ Einen Moment lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung und Sai pfiff ins Handy. „Hallooo? Jemand zu Hause?“ „Sie sind betrunken!“, stellte der Ältere fest und klang erstaunlich gefasst. „Na großartig! Die eine feiert ihre Hochzeitsnacht und ist nicht zu erreichen, der andere betrinkt sich irgendwo in Los Angeles, würde mich nicht einmal wundern, wenn Sie noch nicht einmal festen Boden unter den Füßen hätten-!“ Sai sah auf seine Füße und lachte laut los. „Der dritte von ihnen ist irgendwo bei seinen 1000 Scheinfreunden und die Letzte hält es noch nicht einmal für nötig, zu ihrer Schicht aufzukreuzen.“ Sai lachte noch immer und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. „Wer is nicht zur Schicht gekommen?“ „Yamanaka.“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Achseln. „Na und? Sie wird wohl bei einer attraktiven Gesellschaft sein.“ Wieder setzte er die Flasche an und nahm einen kräftigen Schluck. „Is das der Grund, warum Sie mich beim Feiern stören?“ „Nein.“ Ibiki schien nur mit Mühe die Fassung zu bewahren. „Eigentlich wollte ich wissen, auf welche Art Sie immer mit Haruno in Kontakt treten.“ „Wieso?“ Sai hielt die Flasche über den Abgrund und ließ den Inhalt gelangweilt hin und her schaukeln. „Weil ihre Freundin seit ein paar Stunden als vermisst gilt und mehrere Fakten darauf hinweisen, dass sie aufgeflogen ist.“ Sai ließ die Flasche fallen und sie fiel wie die Schneeflocken um ihn herum zu Boden. Jedoch nicht sanft und anmutig, sondern schnell und schwer. ~*~ Geweckt durch schwaches Licht, was durch den Spalt der Vorhänge kam, öffnete Sakura zögerlich die Augen. Müde drehte sie sich auf die andere Seite und bemerkte, dass die Bettseite ihres Ehemanns leer war. Das Laken war kalt, woraus sie schloss, dass er schon seit einer ganzen Weile das Bett verlassen hatte. Noch ein wenig neben der Spur schwang Sakura die Beine aus dem Bett und griff zu einem Morgenmantel, der über eine Art Sitzsessel lag. Eingehüllt in dem flauschigen Stoff durchquerte sie barfüßig das Schlafzimmer. Irgendwie kam ihr die ganze Wirklichkeit wie ein Traum vor. Gestern hatte sie den Mann geheiratet, den sie liebte und somit einen bedeutenden Schritt gewagt. Sie hatte auf ihre Gefühle gehört und hoffte, das Richtige getan zu haben. Ein Blick auf ihre rechte Hand ließ die Rosahaarige lächeln. Der silberne Ring, der ein Symbol dafür war, dass sie nun ein Teil von Sasuke war und er ein Teil von ihr, gab ihr ein Gefühl der Zufriedenheit. Jedoch gefror das Lächeln auf Sakuras Gesicht, als sie an ihr anderes Leben dachte. Das Leben, was sie außerhalb Sasukes Nähe lebte. Das der FBI-Agentin. Für sie war es mittlerweile, als würde sie zwei verschiedene Rollen spielen und langsam vermischten sich die Grenzen. Die Gefahr, dass sie bald selbst nicht mehr wusste, auf welcher Seite sie stand, machte ihr Angst. Sakura schritt die gigantische Treppe des Flures herunter und ließ ihre Hand am Geländer entlang fahren. Die Eingangshalle war so prächtig wie sie es nur aus Filmen kannte, es wirkte noch ein wenig befremdend für sie, dies jetzt ihr neues Zuhause nennen zu müssen. Dennoch würde sie sich an das große Haus gewöhnen müssen. Sakura hörte die Stimme ihres Mannes und bog nach rechts zum riesigen Wohnzimmer ab. Ein Gutes hatte dieser Raum. Er würde zumindest warm sein, schließlich brannte dort fast immer der große, dunkle Kamin. Sakura wollte die große Eichentür weiter öffnen, als sie durch den Spalt die gereizte Stimme Sasukes erkannte. Dieser telefonierte und schien genervt zu sein, also hielt die Rosahaarige inne und versuchte, dem Gespräch zu folgen. Der Uchiha strich sich durch die Haare. Er saß im großen, dunkelgrünen Ohrensessel und starrte ins Feuer. Links von ihm erstreckte sich eine Wand aus Glas, die an der Seite durch schwere dunkle Vorhänge geschmückt war. Hinter ihm standen mehrere Sitzpolster in verschiedenen Variationen. An den übrigen zwei Wänden standen Bücherregale mit schweren Lektüren. Die letzte Wand zeigte einen Fernseher, der so groß war wie die Fläche eines Beamers. „Jetzt hören Sie mir mal gut zu! Es interessiert mich einen Dreck, ob Konan es billigt, dass ich nicht sofort bezüglich der Ware auf ihr Angebot anspringe! Sagen Sie der Lady, sie kann sich ihren ach so genialen Plan in ihren riesen Arsch schieben. Ich habe ihr schon 100 mal gesagt, ich werde mich bei ihr melden, wenn Hatake seine Aufgaben nicht mehr sorgfältig macht und zur Zeit ist er leider sehr fleißig, also hören Sie verdammt noch mal auf mich zu belästigen!“ Sasukes Stimme war ruhig geblieben, doch trotzdem war die Kälte und die Drohung, die in seiner Stimme mitschwangen, Angst einflößender wie eh und je. Sakura konnte sein Gesicht nicht sehen, doch die Tonlage, in der er sprach, jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Die Tatsache, dass sie soeben ein Gespräch belauschte, wo es zu einer hohen Wahrscheinlichkeit um ein korruptes Geschäft ging, war mehr als nur hoch. Sakura versuchte den Namen Konan zu zuordnen und konnte es drehen und wenden, aber die einzige Konan, die sie kannte, war eine bekannte Politikerin. Sie konnte unmöglich jene Frau sein, mit der Sasuke gerade sprach. Dazu kam, dass er den Namen Hatake erwähnt hatte. Meinte er damit den Arzt, den sie damals auf der Versteigerung kennen gelernt hatte? Ausgerechnet er war jemand, der wusste, wie Sasuke die Drogen importierte? Sie ballte ihre rechte Hand zur Faust, um das aufsteigende Zittern zu unterdrücken. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe und vernahm, wie ihr Mann das Gespräch beendete und auflegte. Sakura ging leise zwei Schritte zurück, es war eine Reaktion, die fast wie von selbst kam. Dann schritt sie lauter zu der Tür und stieß sie auf. „Sasuke?“ Der Schwarzhaarige erhob sich und betrachtete sie. „Na? Ausgeschlafen?“ Gut gelaunt ging sie auf ihn zu, um ihn mit einem Kuss zu begrüßen. „Wollen wir zusammen frühstücken?“ Dabei lächelte sie und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Noch immer rauschte das belauschte Gespräch durch ihren Kopf. Konan. Hatake. Sie hatte zwei Handlanger auf einem Streich gefunden, ohne dabei in fremden Akten schnüffeln zu müssen. Selten hatte sie solches Glück. Sasuke seufzte schwer und strich durch ihre Haare. „Sorry, aber ich muss gleich sofort in die Firma. Naruto hat eben angerufen und mir erklärt, dass es ernst zunehmende Probleme gäbe.“ Lüge! Alles in ihr schrie. Sie waren kaum 24 Stunden verheiratet und er log sie an. Doch was hatte sie erwartet? Dass er von heute auf morgen mit seinen krummen Geschäfte aufhören würde? Fehlte ihr jetzt komplett der Hang zur Realität? Seine Machenschaften waren der Grund, warum sie sich überhaupt begegnet waren. Sakura löste sich enttäuscht von ihm und er versprach ihr, sie zum Abendessen auszuführen, damit sie gemeinsam darüber sprechen konnten, wohin ihre Hochzeitsreise gehen sollte. Während Sasuke sich im Bad, welches sich im ersten Stock befand, fertig machte, schlüpfte Sakura in ihre Jeans und einen grauen Wollkragenpullover und genehmigte sich eine Tasse schwarzen Kaffees. Wenn Sasuke aus dem Haus war, dann konnte sie ungehindert an ihr Handy gehen, das sie im hintersten Teil ihres begehbaren Schranks versteckt hielt und nachsehen, ob sich einer ihrer Kollegen gemeldet hatte. Außer Sai, der gestern getarnt als Jogger in der Nähe der Kirche aufgetaucht war, hatte sie seit langen niemanden mehr gesprochen oder gar ein Lebenszeichen von ihnen erhalten. Dazu kam, dass sie dieses riesige Haus endlich einmal gründlich unter die Lupe nehmen musste. Bis jetzt war sie noch nicht dazu gekommen, da Sasuke jedes Mal anwesend war, wenn sie sich ebenfalls hier aufhielt. Zwar waren sie jetzt verheiratet und sie liebte ihn auch, doch trotzdem konnte sie ihre Pflichten gegenüber ihrem Land nicht einfach vergessen. Sie hatte etwas, wofür sie seit Jahren kämpfte und Sakura war fest entschlossen, diesen Traum niemals aufzugeben. Sasuke riss sie aus ihren Gedanken, denn seine Schritte waren im Flur zu hören. Er nahm ihr die Tasse aus der Hand, trank einem kräftigen Schluck und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich muss los. Mach nicht zu viel Unsinn und sei brav, solange ich weg bin.“ Sakura boxte ihn leicht in die Rippen und empörte sich: „Ich bin immer brav! Außerdem werde ich mich heute sowieso nur von den ganzen Strapazen von gestern erholen und vielleicht ein paar Hochzeitsgeschenke auspacken.“ „Von welchen Strapazen willst du dich denn erholen? Der Abend gestern war der reinste Spaziergang.“ Sie tippte sich gegen die Stirn und erklärte: „Für dich vielleicht! Erst habe ich zwei Stunden beim Frisör verbracht ehe die Haare saßen, dann brauchte man eine geschlagene halbe Stunde für das Make-up. Dann den ganzen kirchlichen Quatsch. Ich musste mich ständig konzentrieren, dabei war das Licht so schön schummrig, dass ich mich am liebsten auf eine Kirchenbank gelegt hätte, um zu pennen. Tja und dann das Restaurant. Gutes Essen, kostbarer Wein und eine Menge anstrengender Verrenkungen auf der Tanzfläche. Zum Abschied ist mir mein Onkel noch heulend um den Hals gefallen und ich brauchte meine ganze Überzeugungskraft, um ihm zu versichern, dass ich mich bei ihnen melden würde, sobald wir von unseren Flitterwochen zurückkämen.“ Sakura holte tief Luft. „Und am Ende bist du noch wie ein Tier über mich hergefallen.“ Sasuke hob eine Augenbraue und legte seine Hand unter ihr Kinn, sodass sie ihm in die Augen sah. „Sakura, ich habe lediglich dafür gesorgt, dass du eine weitere Nacht voller Höhen und Tiefen erlebt hast.“ Dann küsste er sie sanft. Kaum dass er sich wieder von ihr gelöst hatte und zur Tür schritt, fand sie auch schon ihre Stimme wieder und protestierte: „Ja, aber mussten es gleich ganze acht Mal sein?“ Sasuke blieb stehen und grinste gehässig, ehe er ankündigte: „Das war erst der Anfang. Ruh dich am besten den Nachmittag über aus, denn die Nacht wird heute Abend fortgesetzt.“ Die Rosahaarige seufzte tief. „Wenn es unbedingt sein muss.“ Sie hörte, wie er leise lachte und schließlich die Haustür schloss. Das Geräusch des Schlosses hallte in der großen Empfangshalle wieder, weshalb sie das Gefühl bekam, es würde durch das ganze Haus rauschen. Vom Küchenfenster aus beobachtete Sakura, wie ihr Mann einen dunkelblauen BMW zur Ausfahrt steuerte. Den Mercedes Benz würde Sasuke wohl erst wieder anrühren, wenn er gewaschen war und die ganzen hübschen Schleifchen verschwunden waren. Sakura lachte und dachte gerne daran zurück, als sie mit ihren Mann in die Tiefgarage gekommen war und dort ein Monstrum von Hochzeitswagen vorgefunden hatten. Sasukes Arbeitskollegen oder Freunde, sie wusste nicht, als was sie die drei bezeichnen sollte, hatten eine Menge Mut bewiesen. Nicht jeder würde es wagen, seinen heißgeliebten Schlitten so grob zu behandeln. Die Rosahaarige stellte ihre Tasse ab und dachte scharf nach. Diese drei Männer bei ihrer Hochzeit, irgendwie waren sie ihr unheimlich. Sie alle Drei waren komplett verschieden und sich doch wieder auf einer gewissen Weise ähnlich. Sakura trieb einen Block mit Kulli auf und setzte sich an den großen Küchentisch. Im Geiste spielte sie noch einmal den gestrigen Abend durch. Jeden Einzelnen wollte sie charakterisieren, denn ihr Instinkt sagte ihr, dass sie etwas Großem auf der Spur war. Vielleicht sogar einer wichtigen Information. Der Erste, der ihr einfiel, war Naruto Uzumaki. Er war, soweit sie wusste, Sasukes Fahrer bei wichtigen Terminen und arbeitete gleichzeitig im Büro. Im Klartext, der Uzumaki besaß eine große Verantwortung und das musste mit Sasukes Vertrauen zu ihm zusammenhängen. Sakura atmete tief durch und versuchte Narutos Familie zu charakterisieren. Der Name Uzumaki war in allen möglichen Bereichen äußerst bekannt, jedes Mitglied dieser Familie war ehrgeizig und besaß eine hohe Position. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Sasuke besaß durch Naruto ein ausgezeichnetes Verhältnis zur Familie Uzumaki und dadurch auch jede Menge Einfluss im juristischen, Medien-, militärischen und Handelsbereich. Kein Wunder also, dass fast niemand Beweise gegen ihn hatte. Sakura war froh, dass sie Sai bereits von ihrem Verdacht bezüglich Naruto erzählt hatte, doch eine direkt Verbindung zu all seinen Machenschaften war ihnen nie aufgefallen. Das Netz, in dem sich Sasuke bewegte, war bis ins Detail durchgeplant, dessen war sie sich ganz sicher. Seine Fäden hatte er auch bei anderen einflussreichen Familien gespannt, um sich noch mehr Macht zu beschaffen. Wozu, das war ihr noch schleierhaft, aber Sakura war entschlossen, seine wahren Ziele herauszufinden. Sie schloss Kapitel Naruto ab und wendete sich zum nächsten `Kollegen`. Gaara Sabakuno, er hatte einen normalen Eindruck auf sie gemacht, zumindest als sie sich mit ihm unterhalten hatte. Doch an seiner Statur hatte sie erkannt, dass er äußerst sportlich sein musste. Besonders deutlich erinnerte sie sich an den Moment, in dem er Hinata zum Tanzen aufgefordert hatte und sein Jackett abgelegt hatte. Es war warm im Raum geworden, weshalb er die Ärmel des Hemdes hochgekrempelt hatte. Dabei waren sehnigen und muskulösen Arme zum Vorschein gekommen. Sakura wusste, wozu ein fitter Körper gut sein konnte. Beim FBI bevorzugte man sportliche Menschen, da man sie zu brenzligen Einsätzen schicken konnte, ohne sich um sie zu sorgen. Bei Sabakuno musste es einen anderen Grund für seine Topform geben. Sakura trommelte mit dem Kuli auf dem Tisch herum und dachte nach. Dann war der Rothaarige also jemand, der sich um Sasukes schmutzige Aufträge kümmerte, nur so konnte sie sich seine Funktion erklären. Eine Funktion, die eigentlich jederzeit austauschbar war. Sie dachte an den letzten Mann, Shikamaru Nara. Seine Miene war den ganzen Abend gelangweilt gewesen, doch davon hatte sie sich nicht täuschen lassen. Denn seine Augen hatten einen wachsamen Ausdruck gehabt. Wahrscheinlich war sein Desinteresse nur Fake gewesen. Die Vermutung lag nahe, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass Sasuke sich mit überheblichen und gelangweilten Menschen abgab. Auch mit ihm hatte sie gesprochen und eins konnte Sakura einfach nicht leugnen. Er war unwahrscheinlich intelligent. Noch nie hatte sie solch einen wissenden Gesprächspartner gehabt. Selbst Sai würde neben ihm alt aussehen. Seine Art sich auszudrücken oder sein Anliegen in Worten zu fassen, zeigte ihr, dass sie es mit einem Mann zu tun hatte, bei dem Vorsicht geboten war. Sakura sah auf die Liste vor sich und lehnte sich zurück. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, denn all diese drei Männer ergänzten sich vorzüglich. Sie bildeten eine Einheit und mit einmal Mal wusste sie, warum die drei Henker so gute Arbeit leisteten. Jeder hatte sein eigenes Spezialgebiet und kümmerte sich um etwas Anderes, doch ihre Arbeit vereint ergab das perfekte Verbrechen. Lange hatte das FBI um die drei Henker gerätselt und endlich hatte Sakura sie. Drei Männer, denen man auf den ersten Blick ihr grausames Handwerk nicht ansah, erst wenn man sie ganz genau in Augenschein nahm, wurde klar, dass es sich bei ihnen um Menschen handelte, die keine Skrupel davor hatten, ein Leben auszulöschen. Die junge Frau erhob sich und eilte die Treppen zum Schlafzimmer hoch. Zielstrebig betrat sie ihren begehbaren Kleiderschrank und ging in die Hocke. Sakura riss eine Schublade auf und schob ein paar Socken zur Seite, schließlich erblickte sie das kleine, flache, schwarze Handy und sah auf das Display. Sieben Anrufe und alle von Sai. Sie wählte seine Nummer und ließ es klingeln. Es dauerte auch nicht lange und ihr Kollege nahm ab. Seine Stimme war rau und klang, als wäre er dick erkältet. „Sakura! Ja endlich!“ Jedoch war es Kiba, der abgenommen hatte. „Sorry, hatte eher keine Gelegenheit. Warum geht Sai nicht dran?“ Kiba hustete und gestand verlegen. „Der hat komplett keine Stimme mehr, zu viel gebechert, aber das ist nicht der Grund, warum ich angerufen habe.“ Der große Jahreswechsel hatte bei beiden Spuren hinterlassen. Sakura jedoch unterbrach ihn und sprach: „Später, ich habe Wichtigeres zu melden. Hast du was zum Schreiben? Ich sage dir nämlich jetzt die Namen der drei Henker und ich möchte, dass du sie alle Drei überprüfst.“ Am anderen Ende der Leitung war es mit einem Mal sehr leise geworden und die junge Rosahaarige atmete tief durch. „Naruto Uzumaki haben wir ja sowieso schon seit Längerem im Visier. Dazu kommen jetzt zwei Herren namens Shikamaru Nara und Gaara Sabakuno.“ „Super!“, hauchte Kiba am anderen Ende der Leitung. „Werde ich sofort an Sai weiter geben. Aber bevor wir uns an die Arbeit machen, wäre es vielleicht besser, du bist vorher im Bilde.“ Sakura horchte auf und umklammerte ihr Handy automatisch fester. „Ino ist verschwunden.“ Die Worte drangen im ersten Moment an ihr Ohr, als würde sie jemand von Weiten rufen. Doch nach einigen Sekunden nahm Kibas Aussage eine klare Form an. Ino war verschwunden… Niemand wusste, wo sie sich aufhielt. Von heute auf morgen war ihre Spur verschwunden. „Wir vermuten, dass sich einer von Uchihas Männern um sie gekümmert hat, denn die Art und Weise wie ihre Wohnung hinterlassen wurde, trug eine saubere Handschrift und spricht für sich.“ Einer der drei Henker! Alles um Sakura herum verschwamm. Ihre beste Freundin war ins Visier von skrupellosen Männern geraten. Nie wieder würde sie Inos tadelnde Stimme hören, ihr fröhliches Lachen oder gar ihren aufmunternden Worten lauschen. Ihre einzige Vertrauensperson innerhalb des FBIs war tot! Die Tatsache wirkte so unwirklich, dass Sakura tief Luft holen musste. Sie durfte sich nicht von ihren Gefühlen leiten lassen, sondern einen kühlen Kopf bewahren. Nur so konnte sie den Tod ihrer Freundin rächen und ihr alle Ehre erweisen. Mühsam fand sie ihre Stimme wieder und sprach: „Ich werde mich darum kümmern, das verspreche ich dir. Wenn du innerhalb von vier Stunden nichts Neues von mir gehört hast, dann geh zu Ibiki.“ Die junge Frau war sich im Klaren darüber, was sie ihrem Kollegen gerade mitteilte und dieser schnaubte: „Sakura, mach keinen Unsinn! Du bist unsere einzige direkte Verbindung zu Uchiha, wenn wir dich verlieren, dann war jegliche Arbeit die ganzen Monate umsonst!“ Sakura blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Ihre Hand, welche noch immer das Handy umklammerte, fühlte sich merkwürdig kalt an. „Manchmal muss man etwas riskieren, um etwas zu erreichen. Ich habe von euch bis jetzt am wenigsten zum Erreichen unseres Ziels beigetragen und es wird Zeit, dass sich das ändert.“ Dann klappte sie das Handy zu und unterbrach die Verbindung zu ihrem Kollegen. Es sollte eine Unterbrechung für eine sehr lange Zeit werden... Eine Zeit, in der sie nicht mehr wissen würde, für was sie eigentlich kämpfte. Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Aber nur das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen. Kapitel 10: Roter Schnee. ------------------------- . . . „Ino ist verschwunden.“ Von heute auf morgen, ihre Spur verlor sich. Doch ihr Verschwinden trägt eine eindeutige Handschrift. Sauber, effektiv, gründlich. Die Handschrift der drei Henker... Sakuras dumpfe Schritte hallten im Flur wieder. Ihr Körper fühlte sich merkwürdig taub an. Die Tatsache, dass ihre beste Freundin verschwunden war, traf sie mit einer Wucht, die ihr bis dato vollkommen fremd gewesen war. Natürlich hatte Shinos Tod sie mitgenommen, doch im Gegensatz zu Ino hatte man ihn sofort gefunden und die Gründe seines Ablebens sofort feststellen können, doch bei ihrer Freundin traf ein durchaus schlimmerer Fall ein. Zu wissen, dass Jemand als vermisst gilt und nicht zu wissen, ob der Vermisste zu 100 Protzentiger Wahrscheinlichkeit tot war, war doppelt so schlimm für Hinterbliebene, als die harte Realität, dass man Gewissheit über das Verbleiben eines geliebten Menschen hatte. In diesem Fall war es stets eine Erlösung für Leute vom FBI, wenn sie eine Leiche fanden, die sie als vermissten Kollegen identifizieren konnten. Sakura blieb stehen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Zögernd legte sie eine Hand auf die Türklinke und verschaffte sich nun Zutritt zu einem Raum, von dem sie wusste, dass sie hier etwas finden musste, was ihren Kollegen helfen würde. Ino durfte nicht tot sein! Sie durfte es einfach nicht! Sie hatten sich geschworen, ihren Traum gemeinsam Wirklichkeit werden zu lassen. Sakura betrat den großen hellen Raum, der sich Sasukes Büro nannte. Zielstrebig ging sie auf seinen Schreibtisch zu und ignorierte die ganzen Akten und CDs in seinem gigantischen Regal. Sasuke saß beim Arbeiten immer mit dem Rücken zum Fenster, an das ein Balkon grenzte. Weiße Schneeflocken fielen hinter der großen Glasscheibe zu Boden und weckten den trügerischen Schein einer Idylle. Die junge Frau atmete tief durch, dann ließ sie sich auf dem großen ledernen Schreibtischstuhl nieder. Wie immer war der Schreibtisch ihres Mannes aufgeräumt und Sakura erinnerte sich daran, dass sie noch nie erlebt hatte, dass Sasuke über Akten oder einem Ordner gebrütet hatte. Kurz schloss sie die Augen und versuchte die einzelnen Momente, wie sie ihn bei der Arbeit erlebt hatte, noch einmal vor ihrem geistigen Auge ablaufen zu lassen. Wenn sie ihn arbeiten gesehen hatte, dann hing er meist am Telefon oder saß vor einem Laptop. Sakura suchte den Raum ab. Schließlich riss sie alle möglichen Schubladen seines Schreibtisches auf. Irgendwo hier würde er doch wohl hoffentlich einen Laptop aufbewahren, oder schleppte er immer dasselbe Ding mit sich? Irgendwie konnte sie sich diese Tatsache nur schwer vorstellen, da es eigentlich nur von Vorteil wäre, wenn die Konkurrenz nicht wusste, welcher Laptop nun die wichtigen Daten gespeichert hatte und welcher nicht. Auch schloss sie aus, dass Sasuke alles auf einem USB-Stick zusammentrug. Der Stick brauchte nur einmal in die falschen Hände gelangen und alles wäre futsch. Nein... Sie kannte ihren Ehemann mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass Sasuke nur für gut durchdachte Aktionen zu haben war. So gut durchdacht, dass es keinerlei Lücke in diesem System gab. Doch Sakura wusste: Egal wie kompliziert eine Aufgabe verpackt war, sie würde zu knacken sein. Und sie wäre die Erste, die ihm zeigen würde, dass man das FBI nicht für dumm verkaufen sollte. Die Schubladen verrieten nichts und Sakura wurde zunehmend nervöser. Verdammt, er musste doch irgendwo hier im Raum einen Laptop versteckt haben! Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie in seinem Arbeitszimmer richtig war, denn das ganze Haus gründlich abzusuchen würde sie Monate kosteten, außerdem wäre es zu auffällig. Sasuke würde bemerken, dass sie durch die Keller geschlichen war. Sakura zwang sich noch einmal sich zu konzentrieren und nachzudenken. Wo würde sie den Laptop verstecken? Sie ließ ihren Blick erneut durch den Raum gleiten und stand schließlich auf. Die ebenmäßigen, hellbraunen Wände hatten ihre Aufmerksamkeit erregt. Kein Zimmer im ganzen Haus hatte Sasuke hellbraun streichen lassen, nur dieses. Alle anderen harmonierten in hellem orange, grün, zartem gelb oder schlichtem weiß. Sakura tastete die Wand rechts von sich ab, bis zum Bücherregal. Auch dort ging sie alle möglichen Verstecke durch, doch nichts. Die Wand neben der Tür war außer einem gigantischen Bild, auf dem ein Wald in herbstfarben zu sehen war, kahl. Sie versuchte das Bild anzuheben, doch es war eindeutig zu schwer, um dahinter ein Versteck zu halten. Sakura schob die Couch, die sich unter dem Bild befand, hin und her, aber auch dort wurde sie enttäuscht. Außer Atem vom vielen Schieben und Heben, wandte sie sich an die letzte Wand. Auch dort befand sich ein Bücherregal, allerdings war es um einiges kleiner als das andere. Neben den ganzen Büchern hing ein Bild. Sakura beschäftigte sich erst gar nicht mit dem Regal, zu sehr hatte der Rahmen des Bildes sie in seinen Bann gezogen. Das Bild, welches einen herbstlichen Tag eines Parks zeigte, besaß einen leicht vergoldeten, sehr kunstvollen Rahmen. Sakura betrachtete es genauer und stellte fest, dass die oberen und unteren Ecken jeweils einen Knopf beinhalteten. Versuchen konnte sie es ja mal! Sie drückte zuerst die oberen beiden Verzierungen, dann die unteren. Vor Schreck zuckte sie leicht zusammen, als das Bild sich ein paar Zentimeter bewegte und den Blick auf ein Geheimfach freigab. Dort lag säuberlich verstaut ein kleiner Laptop, so groß, dass man ihn jederzeit in eine etwas größere Damenhandtasche stecken konnte. Vorsichtig nahm Sakura den kleinen schwarzen Laptop heraus und legte ihn auf den Schreibtisch, ehe sie sich auf dem Stuhl niederließ und feststellte, dass sie merkwürdig erleichtert war. Endlich war es ihr gelungen, etwas zu finden. Zwar hatte sie Sasukes Arbeitszimmer immer wieder im Verdacht gehabt, doch bis jetzt war sie nie lange genug alleine gewesen, um es unter die Lupe nehmen zu können. Dazu kam, dass er in jedem Apartment, Haus oder Villa, das er besaß, ein anderes Arbeitszimmer hatte. Zu Beginn war sie total verwirrt gewesen, in welchem er jetzt wirklich ernsthaft arbeitete und Akten versteckt hielt und welches nur eine Attrappe war. Aber jetzt, wo sie endlich seinen Laptop in den Händen hielt, war sie sich sicher, dass hinter dieser Art zu arbeiten ein System steckte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Sasuke nur in seiner Firma an seine wichtigsten Daten kam. Nein... dafür kannte sie ihn zu gut. Er war ein Geschäftsmann, der immer und überall eingreifen konnte und gerade das machte seine Flexibilität aus und verschaffte ihm den nötigen Freiraum, damit er sich unabhängig bewegen konnte. Sakura bewunderte schon jetzt denjenigen, der sich dieses System ausgedacht hatte. Sie klappte den Laptop auf und ließ ihn hochfahren. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie Sasuke erst in zwei Stunden zurück erwarten konnte. Sie hatte also genug Zeit, seine Dateien zu durchforsten. Sakura wollte sofort loslegen, jedoch warteten genau drei Passwörter auf sie, die sie knacken musste. „Kacke…“ Sie holte tief Luft und strich sich die Haare hinter das Ohr. Sie konnte das Ganze packen, das wusste sie genau. Es war lediglich eine Frage des Köpfchens. ~*~ Genervt setzte Sasuke seine Unterschrift unter ein Formular, er hatte sich etwas Besseres vorstellen können, als an seinem ersten Tag als verheirateter Mann im Büro zu sitzen. Naruto bemerkte die schlechte Laune seines Chefs und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. „Tja und dann das hier noch.“ Sasuke setzte wieder seinen Namen drunter und verzog das Gesicht, er hasste es, Gehaltserhöhungen auszustellen. „Eigentlich habt ihr sie gar nicht verdient.“, bemerkte er missgelaunt, doch Naruto grinste. „Ach, wegen deines Schlittens? Komm schon Alter, es hätte dich schlimmer treffen können.“ Shikamaru, der sich im hinteren Teil des großen Büros am PC befand, hustete leise. Sasuke lehnte sich zurück und hob eine Augenbraue. Ihm war schon klar gewesen, dass einer der drei Spinner die Idee in Erwähnung zog, sein komplettes Baby rosa zu streichen. Schon alleine, dass sie auch nur einen Gedanken daran verschwendet hatten, hätte sie Kopf und Kragen kosten können. Doch leider war er auf diese drei Spinner angewiesen. „Was macht Sabakuno?“, informierte er sich wie nebenbei und warf einen Blick auf den letzten Jahresumsatz. Bis jetzt lief das Geschäft besser als erwartet. Hatake erwies sich als guter Geschäftsmann, der kleine krumme Dinge mit ihm drehte und Sasuke hoffte für den Arzt, dass er es niemals wagen würde, ihn zu hintergehen. Naruto ließ sich in dem Sessel gegenüber fallen und schlug ein Notizbuch auf. „Kümmert sich um die Leiche von McKenzie, du weißt schon, der Typ, der versucht hat, uns an die Bullen zu verpfeifen.“ Sasuke tippte mit dem falschen Ende eines Kulis auf seinen Schreibtisch und der Blonde bemerkte deutlich, dass seinem Chef etwas daran missfiel. „Warum kümmert sich Sabakuno seit neusten um so kleine Fische? Dafür haben wir andere Leute.“ Naruto zuckte mit den Schultern und gestand. „Sorry, aber im Moment sind unsere Hausmeister unterbesetzt.“ Der Uchiha dachte nach. Bis jetzt war es noch nie schwierig gewesen, so genannte Hausmeister zu finden, die kleinen Fischen das Licht auspusteten und eine relativ gute Bezahlung bekamen. „Werb neue an. Ich kann es mir nicht leisten, meinen besten Mann ständig Arbeit unter seinem Niveau machen zu lassen. Guck dich in Harlem um und krieg raus, ob der eine oder andere Interesse an schnellem Geld hat.“ Naruto nickte und beschloss noch gleich heute Abend einen Abstecher in seine Stammbar bezüglich Harlem zu machen. Sasuke schlug ein paar Akten zu und besah sich die Notizen, die sich sein Freund gemacht hatte. Ein paar Dinge gab es noch zu erledigen und dann konnte er endlich nach Hause, zu seiner Frau. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen, als er an Sakura dachte. Langeweile würde er mit ihr wohl nie haben. „Fuck!“ Gähnend drehte sich Naruto zu Shikamaru. „Was ist denn?“ Doch der Schwarzhaarige antwortete nicht sofort, sondern starrte wie hypnotisiert auf seinen Laptop. Seine Finger huschten hektisch über die Tastatur. „Das sieht nicht gut aus!“ Naruto stand auf und sah ihm über die Schulter. „Was sieht nicht gut aus?“ Außer einem Haufen Fakten und Daten konnte er nichts erkennen, zu schnell erfasste Shikamarus Gehirn den Inhalt. „Es sieht aus, als bekämen wir Ärger.“ „Ärger inwiefern?“, wollte Sasuke wissen und ließ von der Liste ab. Mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck sah Shikamaru auf und gestand. „Jemand hat sich Zugriff auf einen unserer PCs verschafft. Alle Kennwörter wurden richtig eingegeben.“ „Welche PCs?“ Naruto schien noch immer gelangweilt. „Ist wahrscheinlich Gaara, der seine neusten Aufträge checken will.“ „Nein“, schloss Shikamaru aus. „Gaara bekommt seine Aufträge per SMS oder Anruf.“ „Finde raus, um welchen PC es sich handelt“, bestimmte Sasuke und erhob sich aus seinem schwarzen Lederschreibtischstuhl. Er trat hinter Shikamaru und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie vom Teufel gejagt durchforstete der Schwarzhaarige alle Anhaltspunkte. Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Kacke!“, bemerkte Naruto. Auch ihm wurde langsam klar, dass es sich hierbei nicht um einen Scherz handelte. „Er hat schon unsere Akten und Pläne durchgesucht!“ Zur Überraschung beider Henker blieb ihr Boss seltsam ruhig. „Er ist in ihrer Villa am Wald, Mr. Uchiha!“, keuchte der Nara und sprang auf. „Ich schicke sofort eine Truppe los!“ „Nein!“, widersprach Sasuke scharf. „Du wirst mitfahren. Naruto wird es dir gleich tun.“ Er griff zu seinem Handy und wählte eine bestimmte Nummer, doch niemand ging ran. „Sieh zu, dass du herauskriegst, was da los ist!“ Seine Worte waren kalt und emotionslos. Wie ihnen befohlen, rannten die zwei Henker aus dem Büro Richtung Fahrstuhl und hinterließen einen wütenden Uchiha-Erben. Sasuke schaltete das Handy aus und schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Egal, wer sich unter seinen Passwörtern eingeloggt hatte, er würde ihn drankriegen. Seine Gedanken schweiften zu Sakura. Sollte ihr auch nur ein Haar gekrümmt worden sein, dann Gnade dem Feigling Gott, dass er ihn niemals in die Finger kriegen würde. ~*~ Sakura räumte den Laptop wieder an seinen gewohnten Platz und richtete alles so, wie sie es vorgefunden hatte, dann rauschte sie aus dem Arbeitszimmer und rannte die Treppen herunter. Sie musste sofort hier weg, die Gefahr, dass man ihr vielleicht doch etwas nachweisen konnte, war zu groß. Erst einmal musste sie sich eine Zeit lang in Sicherheit wiegen, um zu sehen, welche Auswirkung ihr Handeln haben würde. Sicher war sicher. Trotz der Angst, die sie im diesen Moment empfand, wirkte Sakuras Herz federleicht. Die Tatsache, dass sie endlich einen Schritt getan hatte, um Menschenleben zu retten, beflügelte sie. Die Mail mit den nächsten 20 Aufträgen der Henker musste mittlerweile bei Sai angekommen sein, er würde schon wissen, was zu tun war. Nämlich einen Plan zu entwerfen, wie sie ihre Widersacher auf frischer Tat ertappen konnten. Die Rosahaarige schnappte sich ihren Mantel und schlüpfte in ihre Schuhe, ohne sie zuzubinden. Hastig griff sie nach einem Autoschlüssel und rannte in die große Garage. Mehrere Autos standen bereit, doch Sakura hatte bewusst den schwarzen Mini gewählt. Er war unauffällig und wendig. Gerade, als sie auf das Auto zueilen wollte, blieb sie stehen. Ihre ganze Haltung verkrampfte sich, als sie sah, wie ihr Ehemann sich gegen den Opel neben dem Mini lehnte. Ein langer schwarzer Schatten zog sich über den Boden und symbolisierte sein schwarzes Wesen. Lässig zog Sasuke an seiner Zigarette und warf den Kopf in den Nacken. Sakuras Herz schlug bis zum Hals, ihr Innerstes bebte und doch blieb sie nach außen hin ruhig. „Sasuke! Schön, dass du schon da bist!“ Sie lächelte und ging auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Gespielt fröhlich gab sie ihm einen Kuss auf die Wange, dabei entging ihr nicht, dass sein Wesen heute anders auf sie wirkte als sonst. Sie konnte es nicht richtig beschreiben, denn das erste, was von ihm ausging, war etwas Lauerndes. Er warf die Zigarette zu Boden und trat sie aus, dann vergrub er seine Hände in den Anzugtaschen. Dabei bemerkte Sakura eine leichte Beule unter seinem Armen, die sich durch sein Jackett abzeichnete. „Wohin so eilig, meine Schöne?“ Seine Worte klangen lieblos, fast schon gleichgültig. „Ich wollte uns etwas zu Essen besorgen. Pizza und vielleicht auch ein paar Hamburger.“ Sie versuchte zu klingen wie immer, doch in ihren Ohren hörten sich ihre Worte so seltsam fremd an. Sasukes Handy klingelte und er zog es aus seiner Tasche. Während er telefonierte, ließ er Sakura keine einzige Sekunde lang aus den Augen. Sie hielt unbewusst den Atem an. „Habt ihr alles geregelt? ... weiter... ja ich verstehe. Betrachte die Sache als erledigt.“ An der Art und Weise, wie sich Sasukes Gesichtsausdruck veränderte, merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Kaum, dass er aufgelegt hatte, griff er auch schon in seine Jacketttasche und Sakura war bewusst, was jetzt passieren würde. Nein! Niemals würde er seinen Gedanken in die Tat umsetzten! Nicht jetzt und nicht hier! So schnell sie konnte, griff sie in sein Haar und knallte seinen Kopf auf die Motorhaube. Sasuke schrie auf und versuchte ihr Handgelenk zu drehen. Dabei ließ sie die Autoschlüssel fallen und biss in seine Hand, die sie festhielt. Sofort ließ er los. Dieser winzige Augenblick reichte aus, um Sakura eine Fluchtmöglichkeit zu verschaffen. So schnell sie konnte, rannte sie aus der riesigen Garage. Dabei knallte es neben ihr, eine Kugel war in einen Autoreifen geschossen. Heftig atmend stieß sie die Eisentür auf und wollte nach draußen in die Dunkelheit verschwinden, als sie einen zischenden Schmerz an ihrem Bein bemerkte. Doch es fehlte ihr die Zeit, um nachzuschauen. Sie stolperte und rannte geradewegs in den Garten. Hinter sich hörte sie Sasuke laut nach seinen Männern brüllen. Sie war aufgeflogen! Irgendetwas an den Mails musste sie direkt verraten haben. Wieder knallte etwas hinter ihr und Sakura biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien. Der Statur rechts hinter ihr war ein Stück vom Arm weggeschossen worden. Tausend kleine Splitter prasselten auf den Boden. Wieder ertönte ein Schuss und Sakura warf sich hinter eine Hecke. Den kalten Schnee unter sich nahm sie in diesem Moment nicht wahr, sofort rappelte sie sich wieder auf, um in dem Irrgarten zu verschwinden, der nun vor ihr lag. Dabei stolperte sie aus ihren Schuhen. Jedoch blieb ihr keine Zeit, um innezuhalten und sie aufzuheben. In Socken lief sie blindlings Wege, die sich ihr gerade anboten. Das Gebrüll mehrerer Männer ertönte. Wie viele mussten sich auf dem Grundstück befinden? Mehr als zehn? Sakura bog nach rechts ab und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Sie musste auf jeden Fall bis zum hohen Zaun. Dort konnte sie rüber klettern und versuchen, irgendwie auf eine Hauptstraße zu gelangen, die sie auf der Fahrt hierher bemerkt hatte. Der Weg dorthin war nicht gerade kurz, aber es war auch nicht unmöglich, es zu schaffen. Wieder hörte sie Schüsse und versuchte sich nicht einschüchtern zu lassen. Schritte näherten sich, Sakura saß die nackte Panik im Nacken. Es war als würden die Männer ihr wie Schatten folgen. Sakura bog nach links ab und blieb augenblicklich stehen. Sie war in einer Sackgasse gelandet. Sofort wollte sie kehrt machen, doch ihr rechtes Bein knickte weg und sie landete im Schnee. Die kalte Masse kühlte ihre erhitzen Wangen. Vorsichtig setzte sie sich auf und bemerkte, dass man sie angeschossen hatte. Rote Blutspuren hatten die Schnitzeljagd auf sie eröffnet. Kein Wunder, dass sie die ganze Zeit geglaubt hatte, jemanden im Nacken zu haben. Die Rosahaarige versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren und riss ein Stück Stoff von ihrer Jeans ab. Mit viel Kraft band die einen Knoten um ihre Wunde und zuckte kaum merklich zusammen, als ein brennender Schmerz durch ihr Bein fuhr. Jedoch brachte sie dieser Schmerz nicht davon ab, erneut aufzustehen und weiter zu rennen, auch wenn sie nun das rechte Bein ein wenig nachzog, da ihr Körper ihr nicht mehr gehorchen wollte. Sakura bog gerade noch rechtzeitig ab, als die Männer die Sackgasse erreichten. Vor ihr befand sich nun ein großer weißer Springbrunnen und erleichtert stellte sie fest, dass sie bereits die Hälfte des Irrgartens hinter sich gelassen hatte. Die weißen sanften Schneeflocken, die nun auf sie herunter segelten, hatten mit einem Mal etwas sehr Tröstliches an sich. Heftig atmend entschied sie sich für den mittleren Weg und ignorierte die starken Stiche in ihrer Hüfte. Sie musste es schaffen, sonst war alle Mühe vergeblich gewesen! Plötzlich blieb sie stehen. Vor sich im Schnee konnte sie Fußspuren ausmachen, ihre Augen weiteten sich. Hatten die Männer einen kürzeren Weg gefunden als sie? Sie ging in die Hocke um die Fußspuren genauer anzusehen, denn die Dunkelheit verschluckte einen großen Teil. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Ein einziger Mann schien genau zu wissen, wie es hier raus ging. Sollte sie seinen Spuren folgen oder sollte sie der Gefahr, dass es eine Falle sein könnte, aus dem Weg gehen? Sakura entschied sich fürs zweite und wollte weiter rennen, als sie der Schmerz in ihrem rechten Fußgelenk einknicken ließ. Ihre Kraft versagte in diesem Moment, doch die Stimmen der Männer kamen näher und näher. Jeden Moment würden sie bei ihr sein. Naruto ließ die Waffe sinken. Die Männer, die ihm gefolgt waren, blieben stehen. Leicht verwirrt sah er auf den Boden und bemerkte die großen Fußspuren. Irgendetwas sagte ihm, dass hier etwas nicht stimmte. Er betrachtete die Spuren genauer. Bis eben hatten sie eine Frau verfolgt, die außer dem Blut kaum Spuren hinterlassen hatte, doch diese Fußspuren waren tiefer und auch schon etwas älter, denn neuer Schnee hatte sich bereits über sie verteilt. „Was ist los?“, wollte einer der acht Männer hinter ihm wissen. Der Blonde hob erneut seine Waffe. „Sie versucht uns in die Irre zu führen.“ Wachsam sah er sich um. „Sie ist hier irgendwo, ganz sicher!“ Angestrengt lauschte Naruto nach Schritten oder gar nach einem kleinen verräterischen Geräusch. Doch nichts außer dem Rauschen des Windes und dem Knacken des Schnees unter seinen Füßen drangen an sein Ohr. „Sakura, ich weiß, dass du hier bist!“, rief Naruto laut und mit freundlicher Stimme. „Komm raus und ich garantiere dir, dass wir über das, was eben vorgefallen ist, noch einmal in Ruhe reden werden.“ Der Uzumaki trat einen Schritt nach vorne. „Keiner der anwesenden Männer hier wird auf dich schießen, das verspreche ich dir, aber du musst jetzt raus kommen!“ Konzentriert suchte er mit den Augen alle möglichen Ecken ab. „Sei kein dummes Mädchen und versuch nicht, uns zu entkommen. Du weißt, dass es nicht möglich ist.“ Etwa drei Meter von Naruto entfernt lag Sakura mit pochendem Herzen auf der anderen Seite der hohen Hecke. Ihre Finger fühlten sich taub an und die Lunge in ihrer Brust schmerzte. Niemals würde sie freiwillig aufgeben! Eher würde die Hölle zufrieren! Die Minuten verstrichen wie Stunden und sie wagte es nicht, sich aus ihrer Starre zu rühren. Dann – endlich! Sie hörte, wie sich Schritte von ihr entfernten. Erst, als sie ganz sicher war, dass sie keiner Gefahr mehr ausgesetzt war, wagte sie es, tief Luft zu holen und sich vorsichtig zu erheben. Sakura zitterte am ganzen Körper und versuchte die aufsteigende Angst zu unterdrücken. Nur nicht schlapp machen, der Weg nach draußen konnte nicht mehr weit sein. Ihre Beine fühlten sich schwer an und es kostete sie viel Kraft zu stehen. Sakura sah auf ihre Hände und bemerkte das Zittern. Es war nicht die Kälte, die sie zu dieser Schwäche zwang, sondern viel mehr die Angst. Angst vor dem Versagen, Angst vor dem, was kommen würde, wenn sie es nicht schaffte. Angst vor Sasuke. Sie biss sich auf die Unterlippe und ballte die Hand zur Faust und sah in den Himmel. Der sternenklare Himmel symbolisierte ihr, dass sie sich nicht in kompletter Dunkelheit befand. Noch nie hatte sie diese kleine Aufmerksamkeit als so tröstlich empfunden wie jetzt. Sakura sah nach vorne und bemerkte den noch immer sanft zu Boden fallenden Schnee. Ihr Atem spiegelte sich in der kalten Luft wieder. Unbewusst streckte sie die zitternde Hand aus und sah, wie ein paar Flocken sich auf ihrer Hand niederließen. Sie waren so rein, so unschuldig und ein Zeichen für etwas Kaltes und gleichzeitig Schönes. Unwillkürlich dachte Sakura an Sasuke und ihr Herz verkrampfte sich kurz. Die Tatsache, dass sie die perfekte Beschreibung für ihn gefunden hatte, ließ sie erschaudern. Er war ein Mensch von unbarmherziger Schönheit und Grausamkeit. Wie Eis… Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor und verzog schmerzvoll das Gesicht. Er hatte auf sie geschossen und wenn sie nicht im letzten Moment ausgewichen wäre, dann hätte er sie tödlich treffen können. Die Wahrheit kroch an ihr hoch. Er liebte sie nicht! Niemand würde das Leben eines geliebten Menschen gefährden oder es gar einem Ende setzten wollen. Er war kalt, brutal und verdammt gefährlich. Diese grausame Realität fraß sich in ihr Herz. Sakura begann erneut zu rennen, weit von sich vernahm sie die Stimmen der Männer. Unaufhaltsam lief sie, immer ihrem Gefühl nach. Ihre Lunge zog sich durch die kalte Luft zusammen. Ihr Bein schmerzte wie tausend Nadeln und ihr Herz klopfte bis zum Hals, doch all dies ignorierte sie. Der Wunsch nach Freiheit und Leben war so groß, dass sie dafür alles in Kauf nehmen würde. Sie würde es schaffen! Sie musste! Zwei Kollegen des FBIs waren für diesen Fall gestorben und sie würde nicht die Dritte sein! Tränen stiegen in ihr auf, als sie an Shino und Ino dachte. Er hatte lange leiden müssen, bevor er gestorben war. Was wohl sein letzter Gedanken gewesen war? Hatte er an Kintaly gedacht, an die Frau, die er geliebt hatte? Wo war Ino zuletzt gewesen? Hatte ihre Wachsamkeit nachgelassen oder warum hatte man sie erwischt? War auch sie qualvoll gestorben, ohne jemals das Gefühl der vollkommenen Liebe erlebt zu haben, nach der sie sich so gesehnt hatte? Sakura unterdrückte den Impuls zu weinen, zu sehr lauschte sie den Männerstimmen, die sich zum Glück noch nicht in ihrer Nähe befanden, auch wenn sie nicht mehr ganz so weit weg waren wie vor ein paar Sekunden. Die Rosahaarige bog nach rechts ab und ihr Puls ging nach oben. Sie hatte es geschafft! Nur noch wenige Meter trennten sie vom Ausgang. Unweigerlich wurde sie noch schneller und ließ ihren Tränen freien lauf. Auf ihren kalten Wangen fühlten sie sich heiß an und sie unterdrückte ihr Verlangen danach, sie wegzuwischen. Sie würde nicht sterben, nicht jetzt schon! Sie war Shino etwas schuldig und mit ihm all den Opfern des Uchiha-Clans. Der Schnee unter ihren Füßen knirschte so laut, dass das Geräusch durch ihre Ohren rauschte. Ihr Atem wurde heftiger, kürzer und schmerzvoller. Nur noch sechs Meter…, fünf Meter…, gleich war sie in Sicherheit… „STEHN GEBLIEBEN!“ Die laute männliche Stimme donnerte wie eine Kanone durch die kalte Luft, doch Sakura rannte weiter, zu nahe war sie ihrem Ziel. „BLEIB STEHEN, VERDAMMT!“ Doch sie hörte nicht. Ihr Blick war noch immer auf den Ausgang geheftet. Drei Schritte und sie würde es geschafft haben. Noch einmal ertönte hinter ihr die mittlerweile wütende Stimme. Er drohte, doch sie hörte nicht. Schließlich schoss er... ~*~ Dumpfes Licht versteckte seine halbe Gestalt. Lauernd lehnte er in einem schwarzen Ledersessel. In der rechten Hand hielt er ein Feuerzeug, was er immer wieder auf und zu klappte. Sasukes Augen waren dunkel, wie durch einen dichten Schleier war jegliches Leben aus ihnen gewichen. Blanker Hass und pure Verachtung waren hervorgetreten. Links von ihm saß Shikamaru an einem Laptop. Beide Männer schwiegen, dennoch schien ihre Anwesenheit das ganze Wohnzimmer auszufüllen. Sasuke hörte Schritte, jedoch bewegte er sich keinen Millimeter. Die sechs Männer im Raum verlagerten ihre Positionen und warfen einen kurzen Blick zu ihrem Boss. Alle sechs waren so genannte Hausmeister und trugen dunkelgraue Jacken in allen möglichen Variationen. Jeder von ihnen hatte eine Waffe griffbereit. Das Licht im Flur ging an und Naruto trat ein, er hinterließ nasse Spuren auf dem weißen Marmorboden. Er schien arg zerzaust, jedoch nicht im Mindesten außer Atem. Seine schwarze Jacke war offen und er steckte seine Pistole zurück in das Hohlster unter seinem Arm. Sasuke sah auf und sein Henker nickte kurz nach hinten. Zwei Hünen traten vor und warfen Sakura wie einen nassen Sack auf die schwarze Couch. Die Rosahaarige stöhnte leise auf vor Schmerz. An ihrem Arm lief das Blut runter und sie versuchte die Blutung mit der Hand zu stoppen. Man hatte sie erneut angeschossen, doch dieses Mal war es bei weitem nicht ganz so schlimm wie an ihrem rechten Fuß. Die Tatsache, dass sie gestolpert war, hatte ihr das Leben gerettet. Nasse Haarsträhnen klebten ihr im Gesicht und sie sah nach vorne. Alles in ihr erschauderte, denn zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie das wahre Gesicht ihres Ehemannes. Seine gesamte Haltung ihr gegenüber hatte sich verändert. Pure Verachtung brachte er ihr entgegen und Sakura wurde bewusst, dass er sie wie jeden anderen Verräter bestrafen würde. Sasuke Uchiha kannte kein Erbarmen. Emotionslos und gefühlskalt war sein wahres Wesen. Sakura hob den Kopf und brachte die Kraft auf, ihm uneingeschüchtert geradewegs in die Augen zu schauen. Einen Augenblick lang sahen sie stumm einander an. Die unsichtbare Mauer, die sie so lange voreinander geschützt hatte, war verschwunden. Nun standen sie sich zum ersten Mal so gegenüber, wie sie eigentlich waren. Er, als einer der größten Gangster, den die amerikanische Geschichte zu bieten hatte und sie, als eine von vielen FBI-Agenten, die ihm nach dem Leben trachteten. „War verdammt knapp. Fast hätte sie es über die Grenze geschafft“, bemerkte Naruto und Sasuke wandte sich von seiner Frau ab. Er stand auf und sprach: „Alle außer Uzumaki und Nara verlassen augenblicklich den Raum.“ Seine Stimme wies einen solch bestimmten Ton auf, dass Sakura eine Gänsehaut bekam. Erschreckend stellte sie fest, dass jeder im Raum sofort tat, was er verlangte, ohne auch nur ein Widerwort zu geben. Nachdem die Schiebetür, die das Wohn- und Esszimmer von einander trennte geschlossen worden war, schritt Sasuke zu seinem Kamin und vergrub die Hände in seiner Anzugshose. Unablässig sah er ins Feuer. „Was hast du rausbekommen?“ Sofort ruckte Sakuras Kopf zu dem schwarzhaarigen Henker, der sich gerade eine Zigarette anzündete. In ihren Augen lag die Angst, die sie verzweifelt zu unterdrücken versuchte. Ihr Innerstes bebte. Ihr ganzer Körper fühlte sich fremd an, fast so, als würde nicht sie das Ganze hier miterleben, sondern irgendeine fremde Person, die sie nicht kannte. Eine Zeit lang hatte sie geglaubt, sie könnte Sasuke ganz gut einschätzen, doch in diesem Moment wurde sie eines Besseren belehrt. Er stellte noch immer einen reinen Mythos dar. „Tja, Sakura Haruno ist schon mal ihr richtiger Name.“ Shikamaru legte den Kopf schief. „Alter stimmt ebenfalls. Allerdings lässt ihre Berufswahl zu wünschen übrig. Seit knapp vier Jahren arbeitet sie beim FBI und ist seit etwas über acht Monaten stolzes Mitglied einer Gruppe Namens 1412, die extra für den Uchiha-Clan zusammengestellt worden ist.“ Sakura sah, wie sich Sasukes Hand in der Hosentasche zur Faust bildete. „Nachdem, was ich hier so sehe, ist sie allem Anschein nach auf Sie angesetzt worden“, informierte der älteste Henker. „Wahrscheinlich wurde sie nach Ihrem Vorliebenprinzip ausgewählt. Ziemlich dreist vom FBI, auf körperliche Anziehung zu setzten.“ Es krachte. Ohne, dass einer der Männer hätte reagieren können, hatte Sasuke seinen Baseballschläger, der über den Kamin hing, von der Wand gerissen und mit voller Wucht auf die gläserne Tischplatte vor Sakuras Knien geschlagen. Das Glas war in zigtausend Teile zersprungen, so auch in ihr Gesicht. Naruto riss den Kopf herum und wirkte überrascht. Die Rosahaarige hatte sich keinen Zentimeter bewegt. Feine Schnittwunden hatten sich über ihr Gesicht verteilt. Blut lief über ihre Wange und doch sah sie immer noch unaufhörlich auf den Mann, den sie vor einem Tag geheiratet hatte. Ihre Willenskraft verblüffte ihn. Bereits als er sie verfolgt hatte, war Naruto schnell klar geworden, dass sie verletzt war, doch trotz des Handicaps war es ihr gelungen, ihn sage und schreibe über 20 Minuten an der Nase herumzuführen. Wie in Zeitlupe nahm Naruto wahr, dass Sakura sich mit den Ärmel ihrer Jacke vorsichtig über das Gesicht wischte. Sie sah auf das Blut auf ihren Ärmeln und schien nicht drauf zu reagieren. Und zum ersten Mal in seiner Zeit als Henker wusste Naruto nicht, wie er die Frau vor sich einschätzen sollte. Ihre Ruhe, Selbstsicherheit und Selbstkontrolle wiesen auf einen unheimlich starken Charakter hin. „Wie viele seid ihr!?“ Sasukes schneidende Stimme hallte durch den Raum, er hatte an Fassung wieder gewonnen und lockerte seinen Griff um den Baseballschläger. „Wie viele seid ihr!“, wiederholte er nun um einiges heftiger um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Sakura hob ihren Kopf und sprach: „Kommt ganz darauf an, wie vielen du bereits den Lebenshauch ausgeblasen hast.“ Ein gehässiges Grinsen zierte sein schönes Gesicht und Sakura wurde klar, dass dies der leichte Anflug von Wahnsinn war. „Markler war der Erste von euch!“, stellte er triumphierend fest. Sasuke griff zu seinen Zigaretten. „Er hat äußerst hübsch ausgesehen, als man mit ihm fertig war, meinst du nicht auch? Ich kann dich beruhigen, was deine anderen Kollegen angeht. Gewiss ist auch ihnen ein bisschen Aufmerksamkeit zuteil geworden.“ Sakura wurde augenblicklich schlecht, als sie an Shinos Wunden dachte, doch sie versuchte krampfhaft die aufsteigende Übelkeit in ihr zu unterdrücken. „Was du nicht sagst“, presste sie hervor. Sasuke grinste noch immer und ließ sich zurück in den Ledersessel fallen. Gelassen lehnte er sich vor und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Es kam ihr vor wie eine Show, die nur sie beide bewegten. Er bestimmte, in welche Richtung sie gehen würde und sie zeigte ihm, wie weit der ganze Fake gehen würde. „Normalerweise bin ich nicht so nett, aber wollen wir uns mal langsam an Ausnahmen gewöhnen.“ Er sah kurz zu Shikamaru. Mit dieser knappen Geste verwirrte er Sakura. Der Nara grinste nun ebenfalls und sprach im geschäftlichen Ton: „Hör mal Haruno, wir machen dir ein Angebot. Gegen ein paar netten Infos bezüglich deiner Kumpels, hätten wir nichts dagegen, dich leben zu lassen und uns vielleicht gegenüber ein paar deiner Liebsten gnädig zu erweisen.“ Sakura rauschten die Worte durch den Kopf, einen kurzen Augenblick lang war sie in Versuchung, auf das Angebot einzugehen, doch dann erinnerte sie sich an eine der wichtigsten Regeln, die sie einst auf der Akademie gelernt hatte. Diese Worte hatten sich für immer in ihr Gedächtnis gebrannt, nachdem Ibiki seinen damaligen Schülern Videoaufnahmen von entstellten FBI-Agenten, die von ihren eigenen Kollegen verraten worden waren, gezeigt hatte. Damals war für Sakura eins so klar gewesen, dass sie es ihr Leben lang nicht zu vergessen wünschte. Der Verrat eines Kollegen war gleichzeitig auch ein Verrat an sich selbst. Eine unerklärliche und unbekannte Ruhe befiel ihren Geist und Körper. Ihr Verstand arbeitete so präsent wie schon lange nicht mehr. Die Rosahaarige wusste, worauf es jetzt ankommen würde, sie kannte dieses Spielchen und hatte oft genug bewiesen, dass sie es verstand, es in ihre gewünschte Richtung zu lenken. Gelassen beugte sie sich nun ebenfalls vor, dabei unterdrückte sich die aufkommenden Schmerzen am Unterarm und Knöchel. Lasziv nahm sie Sasuke die Zigarette aus der Hand und zog daran, dann sprach sie ruhig und beherrscht: „Das Angebot klingt verlockend, allerdings hat die ganze Sache einen Haken.“ Misstrauisch hob Shikamaru eine Augenbraue und beobachtete, wie sich sein Boss und die junge Frau gleichgültig in die Augen sahen. „Inwiefern?“ Sakuras Lippen verwandelten sich in ein undurchsichtiges Lächeln und sie sprach: „Die Menschen, die mir etwas bedeuten, sind leider alle schon tot.“ Eine erdrückende Stille legte sich über die drei anderen Anwesenden, während Sakura noch einmal genüsslich an der Zigarette zog und sie Sasuke zurückgab. Shikamaru ließ die junge Frau keine Sekunde lang aus den Augen, als sie sich lasziv zurück lehnte. Seine Augen verdunkelten sich und seine sonst so gelangweilte Miene drohte zu bröckeln. „Du lügst!“, zischte er ihr entgegen. „Wir werden jemanden finden, der dir nahe steht und dann wirst du mit eigenen Augen mit ansehen müssen, wie wir ihn so lange quälen, bis es dich innerlich zerreißt.“ Sakura warf den Kopf in den Nacken und wischte sich erneut mit dem Ärmel über ihr immer noch blutendes Gesicht. Nie hätte sie geglaubt, diese Schmerzen unter Kontrolle zu haben, oder gar überhaupt nicht an sich ranzulassen. Jedes Wort, das Ibiki ihr in der Ausbildung versucht hatte einzutrichtern, erwies sich nun als Wegweiser durch eine äußerst dunkle Zeit. „Der 24.12.1992, San Francisco. Überfall auf eine Tankstelle. Bandenkrieg zwischen dem Uchiha-Clan und der Hasking-Crew. Die ganze Tankstelle flog in die Luft. 16 Menschen starben. Darunter Calvin und Sanjia Haruno.“ Sakura legte ihren Kopf schief und verzog das Gesicht zu einem leichten Lächeln, dabei ließ sie Shikamaru keinen Moment lang aus den Augen. „Am 01.06.1994 gab es ein Geiseldrama in einem Kino in der Nähe von Orlando. Grund war ein geplatzter Vertrag zwischen dem Oto-Clan und dem Uchiha-Clan. Insgesamt 32 Tote. Mit fünf von ihnen bin ich zur Schule gegangen. 08.03.2005 London. Eine Schmiergeldaffäre fliegt in der Wallstreet auf. Zwei Clans beschießen sich. 56 Verletzte, davon sterben 12 im Krankenhaus.“ Sakura strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Augen wirkten merkwürdig kühl und ihre Stimme beherrscht, aber sie klang trotzdem wie das leichte Donnern eines Gewitters. „Darunter befanden sich zwei Familienmitglieder meiner damaligen Austauschfamilie, die versucht hatten, unschuldige Passanten zu beschützen.“ Ihre Gedanken gehörten nun ihren Kollegen. „Shino Markler gestorben am 27.10.2008 durch tiefe Einstiche im Brustbereich und hohem Blutverlust. 31.12.2008 Ino Yamanaka verschwindet spurlos. Aufenthalt unbekannt.“ Sakura machte eine kurze Pause, ehe sie hinzusetzte: „Noch Fragen, zu geliebten Menschen?“ „Pff, wie kann man einen Kollegen zu einem geliebten Menschen zählen!“, bemerkte Sasuke spitz und drückte seine Zigarette aus. Sakura antwortete nicht sofort, sondern ließ sich Zeit damit. Ihr Gesichtsausdruck wurde melancholisch und sie sprach: „Indem dieser Mensch mehr als nur ein Kollege ist oder glaubst du, es gibt nicht auch unter Kollegen so etwas wie private Beziehungen?“ Etwas knackte. Naruto sah in das Gesicht seines Freundes und obwohl es kühl und beherrscht wie immer war, konnte der Blonde hinter die Fassade blicken. Etwas in Sasuke war zersplittert. Der Augenblick seines Zögerns verriet ihn, als er erneut aufstand. Es waren nur Sekunden und doch reichten sie aus, um Naruto zu signalisieren, dass diese verräterische Frau ihm mehr bedeutete als er zugeben wollte. Sie war für ihn nicht nur eine Abendbegleitung, Zeitvertreib im Bett oder eine willige Unterhaltung, sondern mehr. Sehr viel mehr. Innerhalb von Sekunden kam beim Uzumaki die Frage auf, ob die FBI-Agentin dieselbe Bedeutung für Sasuke hatte wie Hinata für ihn. Jedoch verwarf er diesen Gedanken schnell wieder, denn solange er Sasuke bereits kannte, war nicht einmal vorgekommen, dass der Uchiha seine Macht, seinen Einfluss und Reichtum für einen einzigen Menschen aufgegeben hätte. Sein Leben als Mafia-Boss stand über seinen Gefühlen. Sasuke hatte sich erhoben und sah angewidert auf seine Ehefrau herab. „Du singst also nicht freiwillig!“ Es war mehr eine Drohung als eine Feststellung, denn die Kälte in seiner Stimme ließ Sakuras Atem gefrieren. „Normalerweise würde ich anordnen, dass meine drei Herren mit ungebetenen Gästen machen können, was sie wollen, unter anderem kurzen Prozess. Doch bei dir muss ich leider eine Ausnahme machen.“ Die Rosahaarige schenkte ihm ein gekünsteltes Lächeln. „Wie komme ich denn zu der Ehre?“ Ein kurzer Blick von Sasuke reichte und die zwei anwesenden Henker stellten sich hinter Sakura. „Ich bin sicher, dass du deine Meinung bezüglich des Angebots noch ändern wirst, deswegen verzeih, dass ich dich nicht sofort zu deinem Geliebten ins Jenseits schicke, sondern in dieselbe Hölle, in die zuvor er gekommen ist.“ Sakura erstarrte. Dann spürte sie nur noch rechts und links einen festen Griff, der sie hoch zog. Durch ihren Arm zuckte ein brutaler Schmerz, doch den nahm sie in diesem Augenblick nicht wahr. Ihr Blick war fest auf das Gesicht des schwarzhaarigen Mannes geheftet. Seine Haltung, sein gehässiges und selbstzufriedenes Grinsen und seine Ablehnung ihr gegenüber brannten sich tief in ihr Gedächtnis. Er war ein Mensch, der nicht in der Lage war zu lieben, all seine Gefühle für sie waren nicht echt gewesen. Sie war nichts Besonders, sondern jeder Zeit austauschbar. „Bringt sie in den Keller und seht zu, dass sie eine kleine Kostprobe unseres Services bekommt. Und wenn ihr mit ihr fertig seid, dann habe ich etwas mit euch zu besprechen.“ ~*~ Sanft fiel der Schnee Richtung Boden. Das neue Jahr hatte eisig und weiß begonnen. Ganz Los Angeles lag unter einer dicken Schneeschicht. Es war, als hätte eine neue Eiszeit begonnen und Weihnachten stand erneut vor der Tür. Frierend und leicht erkältet streifte Ibiki durch jenes verfallene Viertel, wo er sich seit geraumer Zeit immer mit seinem Informanten traf. Ihr letztes Treffen war Monate her, lange hatte er sich nicht mehr dazu durchringen können, den korrupten Mann aufzusuchen, doch nun hatten sich die Ereignisse überschlagen. Innerhalb von drei Tagen waren zwei seiner Agenten verschwunden, die an dem Fall Uchiha gearbeitet hatten. Egal, was er unternahm, beide Frauen blieben wie vom Erdboden verschluckt. Hausdurchsuchungen waren bei Uchiha ohne Erfolg verlaufen. Ohne die Polizei daran zu hindern, hatten sie all seine Wohnsitze durchsuchen dürfen und wie immer wusch er seine Hände in Unschuld. Doch gerade dies stimmte Ibiki misstrauisch, denn mehrere Fakten sprachen für die Schuld des Verdächtigen. Man hatte vor wenigen Stunden einen Anschlag auf Sarutobi verübt, das öffentliche Hauptgebäude des FBIs unter Gas gesetzt und um ein Haar wäre es zu einer Katastrophe gekommen. Doch der Achtsamkeit eines Wachmannes war es zu verdanken, dass viele Leben rechtzeitig gerettet werden konnten. Allerdings war das FBI gegen den Anschlag im Locksley-Gebiet machtlos gewesen. Zwischen den beiden Clans herrschte ein ständiger Konkurrenzkampf. Jetzt schien Uchiha jedoch genug vom Waffenstillstand gehabt zu haben und war zum wirkungsvollen Angriff übergegangen. Der ganze Clan war nun nur noch ein Name der Vergangenheit. Heute Morgen hatte Tsunade einen Einbruch in ihrem Büro gemeldet, dabei waren wichtige Akten und Unterlagen gestohlen worden. Doch es war nicht beim Diebstahl geblieben. An der Art und Weise der Verwüstung hatte Ibiki eindeutig die Handschrift der drei Henker erkannt. Zurzeit wüteten sie so schlimm wie noch nie zuvor. Er war sich sicher, etwas musste Uchiha beunruhigt haben. Der Hüne lehnte sich gegen die gewohnte Wand und seufzte tief. Er wurde alt und die ganzen Fälle setzten ihm mehr zu, als er glaubte. Doch einfach aufhören kam für ihn nicht in Frage. Erst wenn er geistig nicht mehr in der Lage dazu war, bestimmte Zusammenhänge zu sehen, würde er das Feld räumen. „Warum so schwerfällig, alter Knabe?“ Die raue Stimme riss Ibiki aus seinen Gedanken und er hob den Kopf. Rauch stieg in seine Nase und er erkannte, dass sein Informant erneut zur Kippe gegriffen hatte. Der Agent ging in die Hocke und flüsterte: „Warum arbeitest du für Uchiha? Ich meine, du bist allem Anschein nach clever, hast ein Gewissen und bist in der Lage, Richtig und Falsch zu unterschieden. Warum also gerade Uchiha?“ Eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen und obwohl sie nur eine Wand voneinander trennte, so hatte er doch das Gefühl, mit einem Mann zu sprechen, der sich am anderen Ende der Welt befand. „Weil es die einzige Möglichkeit ist, meinem Sohn eines Tages zu beweisen, dass ich ihn nicht verachte, sondern dass er mir etwas bedeutet.“ Diese Antwort überraschte Ibiki. Er hatte mit selbstsüchtigen Gründen gerechnet, nicht mit den Gefühlen eines Vaters. „Weißt du, Ibiki, ich hätte nie gedacht, dass du einmal Recht haben würdest mit dem, was du sagtest.“ Der Hüne stutzte. Woher kannte der Informant seinen Namen? Bis jetzt waren sie immer nur beim gesichtslosen Du geblieben, doch jetzt drohte das gesamte Gerüst der Sicherheit zu kippen. Er stand auf, langsam, fast wie in Trance. „Was habe ich dir noch mal gesagt?“ Ein leises Lachen entwich der Kehle des Informanten. „Das weißt du nicht mehr? Du enttäuscht mich Ibiki, ich hatte dich für einen Mann mit Gedächtnis gehalten.“ „Gib mir einen Tipp und ich bin sicher, ich bin in der Lage, meine grauen Zellen aufzupolieren.“ Zögerlich schritt Ibiki bis zum Türrahmen und hielt den Atem an. Sollte er es wagen, das Abkommen zu brechen? Seine Hand tastete sich zu der Waffe, die er unter seiner Jacke trug. Langsam umschloss er deren Griff und zog sie hervor. „Sagt dir das Jahr 2000 etwas? Es war wirklich ein schlechtes Jahr für uns.“ Alles in Ibiki erstarrte zu Eis, sofort beschleunigte sich sein Puls. Nein! Das konnte nicht sein! Er konnte es nicht sein! Im Jahr 2000 ereignete sich ein Skandal nach dem nächsten in der amerikanischen Geschichte, Drogendeals in Millionenhöhe, Schmiergeldaffären, korrupte Politiker, Anschläge auf den Präsidenten, das Chaos hörte gar nicht mehr auf. Doch noch etwas viel Entscheidenderes geschah in diesem Jahr. „In der Tat“, flüsterte Ibiki und tat den letzten Schritt. Zuerst erkannte er nur einen Schatten. Schwaches Licht fiel von der defekten Straßenlaterne durch das kaputte Fenster. Zuerst erkannte er abgelaufene Turnschuhe, denn sein Informant saß auf dem Boden und hatte sein rechtes Bein gestreckt. Der braune, leicht verdreckte Ledermantel war offen und Ibiki bemerkte den verwaschenen Pullover. Er sah in das Gesicht des in die Jahre gekommenen Mannes. Seine Haare wurden von einer schwarzen Strickmütze verdeckt, doch der Hüne wusste genau, wie es darunter aussah. Einst waren sie in einem Team gewesen. Man nannte sie das goldene Duo. Kein Fall war zu schwierig gewesen, kein Auftrag zu risikoreich und nichts unmöglich. Doch im Jahr 2000 brach sein Kollege wegen persönlichen Differenzen den Kontakt ab. Er hatte nie erfahren, warum. „Dein Sohn ist auf die schiefe Bahn geraten, als er auf die Universität ging.“ Ibiki wandte seinen Blick von seinem einstigen Kollegen ab. „Du hast versucht, es zu vertuschen, doch dein Sohn sank immer tiefer und irgendwann konntest du ihn nicht mehr aus diesem Sumpf der Kriminalität befreien.“ „Ja… egal, was ich auch versuchte… er wollte nicht hören. Schließlich warf er mir vor, dass ich sowieso nie zu Hause wäre und die Mücke machen soll.“ Ibiki vernahm aus dem Augenwinkel, wie der Mann neben ihn seine Zigarette auf dem Boden ausdrückte. „Also bist du ins Familiengeschäft eingestiegen und hast versucht, ihn irgendwie zu überwachen, indem du Geschäfte mit Uchiha gemacht hast.“ „Richtig.“ „Und gleichzeitig hast du versucht, mit mir Kontakt zu halten, weil dein Gewissen aus Sarutobis Schule dich nicht in Ruhe gelassen hat.“ Sein Kollege lachte und Ibiki musste grinsen. Es tat gut, mit jemandem zu reden, von dem er geglaubt hatte, ihm nie wieder gegenüber zu stehen. Er reichte dem Sitzenden eine weitere Zigarette und sprach: „Also… was genau willst du jetzt von mir?“ „Pff… ich dachte eher, du willst was von mir!“ Wieder grinste der Hüne eine Spur breiter, doch dann wurde er wieder ernst. „Uchiha tickt aus… noch nie hat er innerhalb von drei Tagen so viel Chaos verbreiten lassen. Wir müssen ihn stoppen und zwar so schnell wie möglich. Am besten wäre es, wenn wir ihn auf frischer Tat ertappen.“ Sein Kollege seufzte tief. „Das ist 'ne Menge, was du da packen willst. Leider kann ich dir nicht helfen. Ich habe keinen Zugang zu der Auftragsliste. Uchiha hat das Ganze mit vier Passwörtern versiegelt.“ „Fuck!“ Der Hüne strich sich über den Kopf. „Kennst du mindestens den Grund, warum er nun größenwahnsinnig wird?“ Sein Kollege lachte leise auf. „Größenwahnsinnig ist das richtige Wort!“ Er sah geradeaus direkt in die Dunkelheit. „Tja... eine junge Frau hat ihm gezeigt, was es heißt, wie Dreck behandelt zu werden.“ Ibiki sah auf. „Um es klarer auszudrücken, seine Ehefrau hat sich als Lady vom FBI entpuppt, die speziell auf ihn angesetzt worden ist. Hat ihm wohl buchstäblich das Herz gebrochen.“ „Sakura Haruno.“ „Was?“ „Ihr Name ist Sakura Haruno“, bemerkte der Hüne. „Sie hat die Akademie als eine der Besten abgeschlossen. Ich habe sie persönlich 1412 zugeteilt.“ Sein Kollege nickte verstehend, dann machte sich eine Stille zwischen ihnen breit. Beide sahen dem Schnee beim Fallen zu. Schließlich sah Ibiki direkt auf seinen Kollegen und sprach: „Hilf mir dabei, sie aus Uchihas Fängen zu befreien. Komm zurück zum FBI.“ „Unter einer Bedingung, mein Junge kommt da heil raus.“ Ibiki verstand… Ein kurzes Nicken seinerseits und der Deal war abgeschlossen. Seine große Hand umschloss die seines einstigen Partners und zog ihn auf die Beine. Das matte Licht von draußen vertrieb die Schatten, die den einstigen FBI-Agenten umhüllt hatten. Das schöne gleichmäßige Gesicht eines etwas älteren Mannes kam zum Vorschein. Seine meerblauen Augen wirkten ein wenig stumpf, das Lebhafte aus früheren Zeiten war verschwunden, doch seine Wachsamkeit war so ausgeprägt wie eh und je. Unter der schwarzen Strickmütze lugten Ansätze von goldfarbenem Haar hervor und Ibiki wusste, würde er sich in der Sonne befinden, würde es wie helles Stroh aussehen. „Sarutobi wird dir die Hölle heiß machen“, brummte der Hüne schmunzelnd. „Schließlich hat er dein Bild auf seiner Dartscheibe befestigt.“ Minato Uzumaki grinste verschmitzt und zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht. „Glaub mir, damit kann ich leben.“ Der einzige Mensch auf der Welt, den Du hassen kannst, ist derjenige, den Du liebst - denn nur er kann Dich wirklich verletzen. Kapitel 11: Verzweifelter Schrei. --------------------------------- . . . Wind… Der schwache Duft von frischen Feldern… Warme Strahlen der Sonne… ganz schwach… »Papa? « Ein kleines Mädchen mit großen grünen Augen musterte den Drachen vor ihren Füßen, dann sah sie hoch zu einem dunkelhaarige Mann. Dieser lächelte und kleine Fältchen machten sich um seinen Mundwinkel bemerkbar. Die grünen Augen, die denen des Mädchens so sehr ähnelten, strahlten hinter der schwarzen großen Brille. Das dunkle Haar wurde durch einen Windstoß zerzaust. »Ja, Sakura? « Das kleine Mädchen zog die Mütze tiefer ins Gesicht und blickte sorgevoll zurück zum Drachen. »Was ist, wenn der Drache uns weg fliegt, also wenn die Schnur reißt. Es ist nämlich so unheimlich windig. « Der Mann steckte eine Hand in seine hellbraune Sportjacke und zog ein Band mit mehreren Schleifen hervor. »Bind ihm das hier fest, meine Kleine. « Sakura tat, was er verlangte und sah dann wieder auf. »Und was ist das jetzt? « »Eine Erinnerung an uns, meine Kleine. Wenn das Band reißt und der Drachen uns weg fliegt, dann werden diese Schleifen ihn an uns erinnern. « Sakura verstand nicht ganz und sah dem Mann dabei zu, wie er den Drachen in die richtige Position brachte. »Wie meinst du das, Papa? « Calvin Haruno überlegte, schließlich antwortete er verträumt: »Weißt du, meine Kleine, Drachen sind eigentlich nicht dazu da, dass wir sie an einer Leine halten. Sie gehören in den Himmel. « »Weil sie so schön aussehen! « Naiv strahlten die Augen der Fünfjährigen, doch als ihr Vater den Kopf schüttelte, sah sie ihn verwundert an. »Nicht? Aber warum dann?« »Geduld, meine Kleine. « Calvin griff zu der Schnur und wartete auf einen Windstoß, dann, ohne dass er nachhelfen musste, stieg der bunte Drachen erst langsam und dann immer schneller höher und höher in den Himmel. Voller staunen beobachtete Sakura ihn dabei. Die Eleganz, mit der der Drachen sich in der Luft bewegte, verschlug ihr die Sprache. Als hätte ihn jemand verzaubert, vollzog er einen Tanz, lebenslustig, gut gelaunt und unheimlich fröhlich. Immer wieder formte sich das Band mit den vielen Schleifen zu einem S oder veränderte die Form so, dass Sakura lächeln musste. Ach hätte sie doch auch so viele Schleifen, dann könnte sie auch so schön tanzen wie er. Sakura sah zu ihrem Vater und bemerkte, dass auch sein Gesicht vollkommen zufrieden aussah, irgendwie glücklich. Das kleine Mädchen lehnte sich gegen die Beine ihres Vaters und umklammerte sie. Grinsend sah sie hoch, als ihr Vater zu ihr runter schaute. Erneut überkam Sakura das Gefühl der Sicherheit. Immer, wenn sich ihr Vater in der Nähe befand, hatte sie das Gefühl, ihr konnte nichts passieren, da sie ihren starken großen Papa bei sich hatte. Er war ein Ritter für sie, der sie niemals alleine lassen würde. Sakura sah auf die Hände ihres Vaters und bemerkte, dass er noch immer die zwei Schnüre festhielt, damit der Drachen ihnen nicht entkommen konnte. »Papa, lass los. Bitte.« »Warum?« »Du hast gesagt, Drachen sind nicht dazu da, dass wir sie an der Leine halten, sie gehören in den Himmel. « Calvin strich der Kleinen über den Kopf, seine Miene wirkte gelöst und vollkommen entspannt. »Und weißt du auch, warum? « Sakura nickte kräftig und ihr Vater ließ die Leine los. Der Drachen stieg augenblicklich höher und höher, die Erde ließ er unter sich. Immer weiter führte er seinen Tanz fort, wilder, ungezwungener, freier… »Sieh nur, er fliegt immer weiter in den Himmel! «, rief Sakura vor Freude und riss den Arm hoch, um dem Drachen zu winken und dieser schien sie gehört zu haben und machte zum Abschied freudig einen Looping. »Papa? « Das Mädchen ließ den Arm sinken und sah über ihre Schulter. Calvin Haruno ging in die Hocke, um so mit seiner Tochter auf Augenhöhe zu sein. »Ja, Sakura? « »Wie groß ist der Himmel? « »Ganz groß, meine Kleine. « Sakura riss die Augen auf. »Größer als der Park? « Ihr Vater nickte. »Größer als das Schwimmbad? « »Sehr viel größer Sakura, der Himmel hat keinen Anfang und kein Ende. « Er erhob sich und seine Tochter griff nach seiner Hand. Ihre kleinen zarten Finger schlossen sich um seine großen. »Also ist man unendlich frei, wenn man in den Himmel kommt. « Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und Sakura sah immer wieder in den klaren blauen Himmel, als sie zusammen mit ihrem Vater über das Feld zurück zum Auto ging. Calvin nickte, dabei umspielte ein melancholisches Lächeln seine Lippen. »So frei wie an keinem anderen Ort dieser Welt, meine Kleine. « »Komme ich da auch einmal hin? «, fragte Sakura und sah ihren Vater sorgevoll an, doch dieser nickte nur erneut. »Natürlich und wenn wir uns dann dort oben treffen, fliegen wir wie der Drache gemeinsam über die Felder, ja. « »Und Mama nehmen wir mit, versprochen? « Ernst sah Sakura zu Calvin hoch, dieser hob die Hand und schwor feierlich: »Indianerehrenwort. « Zusammen würden sie über die Felder fliegen, Hand in Hand und ihren Tanz vorführen, nur sie drei allein. . . . . . Sanfte Musik erfüllte den Raum. Jemand summte fröhlich vor sich hin. Eine vertraute Melodie… Alles um sie herum war verschwommen, doch ganz langsam nahm ihr Umfeld klare Formen an. Alles war so wunderbar hell und harmonisch. »Mama? « Eine kindliche Stimme hallte durch den Raum und augenblicklich hörte die Stimme auf zu summen. »Ja, mein Schatz? « Eine hübsche Frau mit langen rosa Haaren, die ihr über die Schultern fielen, drehte sich um. Das kleine Mädchen erkannte, dass ihre Mutter vor einem Spiegel gestanden und ein langes zart gelbes Kleid vor ihren Körper gehalten hatte. »Willst du weggehen? «, fragte das Mädchen erstaunt und seine Mutter lachte. »Ja, dein Papa und ich wollen doch heute essen gehen, hast du das vergessen? « Sakura kletterte von dem Bett ihrer Eltern und trat auf ihre Mutter zu. »Und deshalb ziehst du ein schönes Kleid an? « »Ja.« Die Antwort ließ Sakura die Stirn runzeln. Irgendwie war ihr der Zusammenhang noch nicht ganz klar. Schöne Kleider konnte man doch, wenn man groß war, so oft anziehen wie man wollte. Sie erzählte ihrer Mutter von ihrer Überlegung und war überrascht, als die Ältere in schallendes Gelächter ausbrach. »Was ist daran denn so lustig? «, wollte Sakura wissen und Sanjia Haruno setzte sich zu ihrer Tochter auf das Bett. Dabei schlug sie ihre langen schmalen Beine übereinander und stürzte sich rechts und links mit den Ellenbogen ab. »Weißt du, mein Schatz, es wäre nichts Besonderes mehr, wenn ich jeden Tag ein hübsches Kleid anziehen würde, oder? « Sakura legte den Kopf schief und schien darüber nachzudenken. »Und warum machst du es dann heute? « Sanjia rollte sich auf die Seite und strich ihrer fünfjährigen Tochter durch die weichen rosa Haare. »Weil ich mit deinem Papa essen gehe und wenn ich etwas mit deinem Papa mache, dann ist es jedes Mal etwas Besonderes. « Sofort strahlte Sakura auf und rief begeistert: »Weil du Papa gerne hast! « »So ungefähr. « Die Antwort ihrer Mutter ließ dem kleinen Mädchen die aufkommende Freunde wieder vergessen. Erneut legte sich ein Fragezeichen über ihr Gesicht. Und Sanjia erklärte: »Weißt du, mein Schatz, es gibt einen Unterschied zwischen mögen und lieben. Lieben ist sozusagen eine höhere Stufe als mögen. « Verblüfft nickte Sakura. »Und woher weißt du, dass du Papa liebst und nicht nur magst? « Ihre Mutter schien über diese Frage nachzudenken und legte den Kopf ein wenig schief, schließlich schlich sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. »Das entscheidet dein Herz. « Sie legte den Zeigefinger auf Sakuras Brust. »Denn alleine das, was hier drin ist, kann dir sagen, wann du einen Menschen liebst oder nur magst. Der kleine aber doch bedeutende Unterschied wird dir jedoch meist erst dann bewusst, wenn es schon fast zu spät ist. « Sakura nickte willig, allerdings runzelte sie kurz darauf die Stirn. »Wie, wenn es schon fast zu spät ist? « Sanjia legte den Finger, der bis gerade noch auf der Brust ihrer Tochter gelegen hatte, auf ihre Lippen. »Das, mein Schatz, musst du selbst herausfinden. « . . . . . Leises Summen drang an ihr Ohr und nur langsam öffnete Sakura ihre Augen. Im ersten Moment war sie verwirrt und bemerkte ein leichtes Ziehen an ihrem rechten Arm. Sofort setzte sie sich aufrecht hin und sah sich um. Das Summen verstummte und ein blonder Schopf sah um die Ecke. Die Rosahaarige erkannte das fröhliche Lächeln ihrer besten Freundin. »Na endlich! « Ino eilte aus der Küche und schwang dabei ein Tablett mit Tee und belegten Broten vor sich. »Ich dachte schon, du pennst den ganzen Tag durch. « Mit Schwung warf sie sich neben Sakura auf die Couch, nachdem sie das Tablett auf dem Wohnzimmertisch abgestellt hatte. Die Rosahaarige sah sich um, während ihre Freundin munter vor sich hin plapperte. Es dauerte ein wenig, ehe sie begriff, wo sie sich befand. Es war jene kleine Bude, die sie sich mit Ino geteilt hatte, als sie noch in der Ausbildung gesteckt hatte. Hier hatten sie sich gegenseitig vor den theoretischen Prüfungen unterstützt, schöne Wochenenden erlebt oder gar kleine Partys gefeiert. Im Nachhinein würde Sakura es als die schönste Zeit, die sie erlebt hatte, bezeichnen. »Sakura? « Sie schrak auf und lächelte, Ino sah sie ein wenig verwundert an. »Irgendwie wirkst du so unsicher und verpeilt. « Die Blondine runzelte die Stirn, doch dann gewann ihr Grinsen wieder Oberhand. »Aber wahrscheinlich liegt das nur an dem Action-Thriller, den du hinter dir hast. « Sie nickte auf Sakuras verbundenen Arm und mit einem Mal wurde ihr bewusst, was sie so gerade hinter sich hatte. Letzte Nacht hatte sie ihren ersten Einsatz gehabt. Es sollte ein einfacher Eingriff werden. Dank eines anonymen Tipps hatten sie gewusst, dass es in dem Restaurant zu einer illegalen Organübergabe kommen würde. Kaum dass sie das Restaurant umstellt hatten, war Ibiki auch schon klar geworden, dass sie einen Verräter in den eigenen Reihen haben mussten, da augenblicklich ein Kampf auf Leben und Tod begonnen hatte. Die Schießerei hätte einige unschuldige Menschenleben gekostet, wenn sein damaliger Kollege nicht einen Handlager fliehen gesehen hätte. Die Schießerei war heftig verlaufen, mehrere Autos, Mülleimer und das gesamte Lokal hatten einen Schaden davon getragen. Dabei hatte Sakura einen alten Mann, der zu Beginn ahnungslos aus seiner Wohnung gekommen war, schützen wollen. Dabei waren sie zusammen gestürzt und sie hatte sich den Arm verstaucht. »Wirklich eine Schande, dass ausgerechnet jemand aus unseren Reihen den schwarzen Peter haben soll. « Sakura lehnte sich zurück und griff nach ihrer Tasse Tee. Noch immer saß der Schock tief in den Knochen, dass sie fast alle wegen eines `Kollegen` drauf gegangen wären. »Aber dafür reißt du dir ja schließlich den Arsch auf, oder? « Ino biss herzhaft in ein Leberwurstbrot und kaute zufrieden. Sakura dagegen sah sie ein wenig verwirrt an. »Wovon redest du? « Die Blonde warf ihr langes Haar energisch über ihre Schulter und lachte laut auf. »Mensch Mädchen, da hat sich aber einer mächtig den Kopf gestoßen, wenn du dich noch nicht einmal daran erinnerst, warum du zum FBI gegangen bist! « Sakura legte den Kopf schief, sie dachte nach. Doch ihr Kopf war wie leergefegt, es war als wären jegliche Erinnerungen in diesem Zusammenhang verloren gegangen. Ino seufzte laut und wirbelte Sakuras Haare durcheinander. »Süße, noch mal zum Mitschreiben. Du wolltest dich hocharbeiten, einer der angesehnsten Agenten Amerikas werden und das nur um ein einziges Ziel in die Wirklichkeit umzusetzen. « Ino war ernst geworden, ihre Stimme klar und deutlich. Sakura versteifte sich. Natürlich… wie konnte sie das vergessen. Nachdem ihre Eltern gestorben waren, hatte sich der Entschluss, zum FBI zu gehen, so tief in ihr Herz gefressen, dass sie Monate, wenn nicht gar sogar Jahre lang an nichts anderes mehr gedacht hatte. Die darauf folgenden Verluste hatten nur dafür gesorgt, dass sie ihr Ziel zu keiner Zeit je aus den Augen verloren hatte, doch jetzt… was hatte sie so sehr abgelenkt? Sie wusste es nicht. »Ich wollte den Staat von korrupten Richtern, Politikern, Ärzten und Gesetzeshütern befreien. Für die Gerechtigkeit der Angehörigen von Opfern und Geschädigten sorgen und endlich etwas in dieser traurigen Welt bewirken. « Es war wie ein Befreiungsschlag, als Sakura es ausgesprochen hatte. Ein Stein fiel von ihrem Herzen. Den Tod ihrer Eltern konnte sie nicht rächen, den ihrer Liebsten ebenfalls nicht, denn sonst würde sie in einem Teufelskreis geraten. Rache machte niemanden glücklich, sondern erzeugte nur noch mehr Hass und Leid. Eine Erkenntnis, die Ibiki sie gelehrt hatte. »Richtig, Süße! « Ino lächelte, es war jenes Lächeln, welches sie zeigte, wenn sie glücklich war. Sie beugte sich vor und legte ihre Stirn gegen die ihrer Freundin. »Also versprich mir, dass du mir nie wieder so einen Schrecken einjagst. « Sie hob einen Finger und tadelte sie belustigt. »Sein Ziel zu vergessen kommt einer Todsünde gleich! « Sakura musste lachen und hob wie bei einem Indianerschwur die Hand. »Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, ich werde niemals an Amnesie leiden! « Ein Schwur, der sie auf ewig begleiten würde. . . . . . Kaltes Licht blendete sie, eine Lampe brummte unaufhörlich vor sich hin. Schwerfällig versuchte Sakura ihre Augen zu öffnen, dabei behinderte sie etwas Klebriges, ihr linkes Auge zu benutzen. Ihre Wimpern klebten zusammen, aus Reflex heraus wollte sie mit der Hand ertasten, was sie behinderte, doch ihre Hände bewegten sich nicht. Es war, als wären sie taub. Ruckartig schoss ihr Kopf hoch, dabei drehte sich alles um sie herum. Sakura stöhnte und ließ den Kopf langsam wieder zurück auf die kalten grauen Fliesen sinken. Durch die Kälte beruhigte sich ihr Kopf und sie atmete ein paar Mal tief ein und aus. Sie musste unbedingt Ruhe bewahren. Ihr Atem hallte im Raum wieder und Sakura lauschte auf weitere Geräusche, doch sie schien alleine im Raum zu sein. Sie hörte ihr Herz heftig schlagen und versuchte das aufkommende Zittern zu unterdrücken, das ihren Körper befiel. Sakura raffte ihre ganze Kraft zusammen und setzte sich aufrecht hin, dabei schmerzten ihr sämtliche Gliedmaßen und sie lehnte sich gegen die weiße Wand. Ihr Atem ging heftiger, so groß war die Anstrengung gewesen. Noch einmal versuchte sie ihr linkes Auge öffnen, denn das rechte verschaffte ihr die Sicht auf den kahlen weißen Raum. Außer eine große alte Wanne, an der Blutspuren waren. Sie folgte der Blutspur mit ihrem Auge und bemerkte, dass die Spur direkt vor ihren nackten Füßen halt machte. Sakura stöhnte, als sie auf ihr Bein sah, denn das Blut hatte ihre Jeanshose durchnässt. Vorsichtig versuchte sie ihre Arme zu bewegen, welche an den Handgelenken auf dem Rücken mit rauem Material verschnürt waren. Je mehr sie sich bewegte, desto mehr grub sich das Material in ihr Fleisch und sie hörte augenblicklich auf, sich dagegen zu sträuben. Sakura hob ihre Schulter an und berührte ihren Pullover, der von Wasser nass war. Zaghaft kam die Erinnerung zurück, was mit ihr geschehen war, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte. Ihre Zunge fuhr über ihre trockenen Lippen und stieß dabei auf eine offene Wunde. Gott, was musste man sie zugerichtet haben. Sakura legte den Kopf in den Nacken und schloss das Auge. Äußerst brutal hatte man ihren Kopf an der Wanne unter Wasser gedrückt und jedes Mal hatte sie geglaubt, man würde sie ertrinken lassen. Danach hatte Shikamaru ihren Kopf immer wieder auf den Rand geschlagen und dabei auf den Boden geschossen, knapp an ihrem Bein vorbei. Die Kugeln haben sie jedes Mal gestreift und ihr dabei größere Blutwunden zugefügt. Es war die Hölle gewesen. Nicht die Schmerzen, die konnte sie irgendwie ertragen, schließlich hatte man sie während der Ausbildung kognitiv immer wieder darauf vorbereitet. Schlimmer dagegen waren Gaaras gehässigen Äußerungen gewesen. Seine harte und eindringliche Stimme hatte ihr die schrecklichsten Vorstellungen ins Ohr geflüstert. Vorstellungen, die sie bis in alle Ewigkeit in ihren Träumen verfolgen würden. Die Art und Weise, wie er ihr seine Taten geschildert hatte, wie seine Opfer geschrieen und ihn anflehten, kurz vor ihrem Tod zumindest erbarmen mit ihren Liebsten zu haben, jagte ihr auch jetzt noch einen eiskalten Schauer über den Rücken. Trauer durchströmte sie. »Deine kleine Freundin, die hübsche Blondine, hat mir besonderes Vergnügen bereitet. « Sein gehässiges Grinsen unterstrich seine Kaltblütigkeit, es war, als hätte man ihr in diesem Moment ein Messer ins Herz gerammt. »Weißt du, Haruno, zuerst habe ich sie benutzt, um meine Geilheit zu befriedigen und ich muss gestehen, ich hatte lange keinen so attraktiven Körper mehr unter mir. Doch richtig genossen habe ich ihre Angst. « Angst… Sakura wollte sich nicht vorstellen, wie Ino sich gefühlt haben musste. Alleine und komplett ausgeliefert… hatte sie gewusst, dass ihr niemand mehr helfen würde? War ihr von vorne herein klar gewesen, dass sie keine Chance gegen einen Henker haben würde? »Zuerst habe ich ihre langen goldenen Haare, auf die sie so stolz war, vom Kopf rasiert, sie hat Rotz und Wasser geheult. Dann habe ich sie zum Ort ihres Todes gebracht, ihr in allen Einzelheiten erzählt, was ich mit ihr machen werde. Sie begann zu Zittern. « Vor ihrem geistigen Auge tauchte das schöne und sanft lächelnde Gesicht ihrer Freundin auf. Ino war für sie stets der Inbegriff für Freiheit gewesen. Ihre freundliche, spontane und sprunghafte Art hatte sie Momente ihres Zusammenseins so etwas wie Trost gespendet. »Denn ich habe sie bei lebendigem Leib begraben. Ihre Schreie hallten bis in die frühen Morgenstunden über den Friedhof, schließlich verstummte sie. Nichts war mehr durch die Erde zu hören. Keine Ahnung, wie lange sie noch gelebt hat, doch wenn du meine Meinung hören willst, dann war sie lange genug bei Bewusstsein um zu spüren, wie der Sauerstoff da unten immer knapper und knapper wurde. « Niemals würde sie die Worte ihrer Freundin vergessen! Egal, was mit ihr geschehen möge, sie würde auf immer für ihre Ziele kämpfen und wenn man ihr noch so unerträgliche Schmerzen zufügen würde. Sakura versuchte zu lächeln, dabei durchzuckte ein leichter Schmerz ihre Lippen, jedoch empfand sie diesen Schmerz als ein Zeichen dafür, dass sie lebte. Vielleicht würde sie diesen Raum nicht mehr lebend verlassen und vielleicht würde sie in diesem Leben nie wieder die Stimmen ihrer Kollegen, das Schimpfen ihres Vorgesetzten oder gar die tadelnde Stimme Tentens hören, doch sie würde bis zu ihrem letzten Atemzug an ihrem Traum festhalten und erst aufgeben, wenn sie tot war. ~*~ Leise schritt Naruto durch den großen Flur des Uchiha-Konzerns. Weitgehend waren fast alle Büros leer, die meisten Arbeiter hatten noch Urlaub und einige nahmen sich die Freiheit, etwas früher Feierabend zu machen. Etwas müde vergrub der blonde Henker die Hände in den Jackentaschen. Er gähnte, als er am Ende des Ganges ankam und die Hand hob, um zu klopfen. Naruto schossen mehrere Dinge durch den Kopf, die er mit seinem Boss besprechen musste. Einige erfreuliche Dinge und weniger erfreuliche Dinge. Doch so wie Sasuke zurzeit drauf war, wusste er bereits, was auf ihn zukommen würde. Eine leise Stimme erlaubte Naruto einzutreten. Gelassen stieß er die schwere Eichentür auf und betrat das große helle Büro. Wie er bereits erwartet hatte, stand sein Boss am großen Fenster und blickte auf Los Angeles herab. Noch immer schneite es und sanft segelten die Flocken an der Scheibe vorbei. Naruto erkannte, dass Sasuke sein Jackett abgelegt und die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt hatte. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich CD-Roms und Akten. Es schien, als würde er etwas nachforschen. „Was gibt es?“ Die Stimme des Uchihas war so neutral, als würden sie sich gleich über das Wetter unterhalten. Naruto warf sich in den dunkelbraunen Ledersessel, welcher vor dem mächtigen Schreibtisch stand. „Gute und schlechte Nachrichten, ja… und irgendwie auch so ein Mittelding“, witzelte der Blonde, doch sein Chef ging nicht drauf ein, sondern starrte weiterhin aus dem Fenster. Schnell merkte Naruto, dass er wohl oder übel den Alleinunterhalter spielen musste und so fügte er sich der ungeliebten Rolle. „Okay, ich liefere folgenden Bericht, die Anschläge auf sämtliche Gesetzesstellen der vereinigten Staaten läuft hervorragend. Von 38 Anschlägen sind 25 erfolgreich gelungen und gestern kam die Nachricht von Kabuto, dass sich von acht Großclans nur noch zwei in den USA befinden, der Rest ist entweder tot oder ins Ausland geflohen. Jedenfalls werden wir so schnell nicht wieder von ihnen hören.“ Naruto machte eine Pause und bemerkte, dass sein Boss sich nicht einen Zentimeter von der Stelle gerührt hatte. „Die schlechte Nachricht ist, dass sich die nächste Ladung Heroin ein wenig verzögern wird. Hatake hat ein paar Probleme, was die das Transportmittel angehen, doch er denkt, in spätestens zwei Wochen würde alles wieder seinen gewohnten Gang gehen.“ „Gut. Kümmre dich darum.“ Der Uzumaki erhob sich und hatte sich schon zum Gehen gewandt, als er inne hielt und noch einmal zu Sasuke sah, der noch immer regungslos am Fenster stand. Etwas in ihm sagte, er sollte es für sich behalten, doch der andere Teil wusste, dass es unklug wäre, Sasuke etwas zu verschweigen. „Noch was?“ „Ähm ja…“, Naruto strich sich durch das abstehende Haar und lockerte seinen Krawattenknoten. Noch wusste er nicht, wie er es formulieren sollte. „Wir Henker haben uns wie versprochen um Haruno gekümmert“, erklärte er. „Ganz so, wie du es gewünscht hast, doch irgendwie…“ „Was irgendwie!“ Sasuke drehte sich um und sah seinen Henker leicht angenervt an. „Spuck es aus Naruto und hör auf hier durch die Gegend zu stottern.“ Der Uchiha ließ sich in seinen schwarzen, ledernen Schreibtischstuhl sinken. „Sie ist äußerst willenstark und egal was wir bis jetzt gemacht haben, sie hat weder geschrieen, noch um ihr Leben gebettelt oder geheult. Es war, als würde alles nur so an ihr abprallen. Sieht so aus, als hätte uns das FBI einen wirklich großen Fisch untergejubelt.“ Er schien einen gewissen Respekt für seine Widersacher zu empfinden, was Sasuke nicht verborgen blieb. „Nun, da wir keine Informationen aus ihr herausbekommen, soll ich nun im Auftrag von Shika fragen lassen, was wir jetzt mit ihr tun sollen.“ Sasuke sah seinen Henker einige Sekunden schweigsam an und Naruto fragte sich, ob er den Bogen überspannt hatte und lieber versuchen sollte, sich aus der Affäre zu ziehen. Doch als sich der Uchiha entspannt zurücklehnte und nach seinen Zigarren griff, atmete er innerlich erleichtert auf. „Ihr tut gar nichts mehr. Eure Aufgabe ist erledigt. Ich möchte, dass sich die Geier darum kümmern.“ „Was?“ Das kleine Wort war Naruto schneller entwichen, als er begreifen konnte, dass er es doch tatsächlich wagte seinem Boss zu widersprechen. „Sasuke, du willst wirklich, dass SIE sich um Haruno kümmern? Du weißt, was passiert, wenn du sie den Geiern übergibst!“ „Widersprichst du mir, Naruto?“ Der scharfe Klang in Sasukes Stimme ließ den Blonden vorsichtig werden. „Natürlich nicht! Aber du weißt, wie die Geier drauf sind, seit sie Ersatz für Suigetsu gefunden haben. Mit Pain sind sie äußerst brutal und wenn sie sich um Haruno kümmern, dann bekommst du deine gewünschten Informationen, aber… sie wird in spätesten vier Tagen tot sein.“ Die Geier waren nicht so ausdauernd, wie die drei Henker und auch längst nicht so geschickt und vorsichtig, sondern eher brutal und kurz angebunden. Sie gaben ihren Opfern meist keine zweite Wahl, sondern kannten für die Lösung einer Verhandlung nur den Tod. Oft floss viel verräterisches Blut und Naruto trat nicht gerne mit ihnen in Kontakt, da sie Eigenarten pflegten, die er verabscheute. Einst war Suigetsu der Anführer der Geier und gleichzeitig ein Mitglied der drei Henker gewesen, doch Gaara hatte ihm den Rang durch ein einziges Duell in einer äußerst kalten Nacht streitig gemacht. Jedoch hatte der Rothaarige es abgelehnt, zwei Gruppen gleichzeitig beizutreten. Die Art und Weise, wie die Henker ihre Arbeit erledigten, sprach ihn mehr an, als ein wahlloses Gemetzel der Geier. „Ist mir klar.“ Die Worte kamen so gleichgültig über Sasukes Lippen, dass sich Naruto zum ersten Mal, seit sie sich kannten, der Kälte seines Gegenübers bewusst wurde. Er hatte geglaubt, sein Boss würde diese Frau lieben. Oft genug hatte es Anzeichen gegeben, dass Sakura Haruno die Frau in Sasukes Leben sein würde, die die Leere in seinem Herzen füllen konnte, die ihm das gab, was der Schwarzhaarige schon lange verloren zu haben glaubte. Ein Stück Vertrauen, Liebe und Wärme. Der einzige Mensch, der je näher an Sasuke heran getreten war als er, war Sakura gewesen und nun wollte er diesen Menschen aus dem Weg räumen lassen. Naruto öffnete den Mund, er wollte etwas sagen, doch dann schloss er ihn wieder. Warum lag ihm das Schicksal dieser Frau so am Herzen? Wieso kümmerte ihn das ganze überhaupt? Wenn Sasuke wollte, dass sie tot war, so würde er sich diesem Befehl nicht in den Weg stellen. „Dann wünsche ich einen angenehmen Abend.“ Seine Stimme klang so fremd, wie Naruto sich fühlte. Es war nicht richtig, einfach nur Sasukes Befehle zu befolgen, doch ein Einspruch war genauso falsch wie Schweigen. Seine dumpfen Schritte hallten in seinen eigenen Ohren wieder und als er die Bürotür hinter sich schloss, ballte er seine Hände zu Fäusten. Wenn Sakura Haruno tot war, dann würde es keine einzige menschliche Seite mehr an Sasuke geben, denn sie allein war seine Schwäche. Die Worte und Gesten des Uchihas verrieten ihm, als langjähriger Freund, dass er es nicht gewohnt war, einen Schmerz in der Brust zu kennen, der sich Verrat nannte. Die Tatsache, dass Sakuras Gefühle im Gegensatz zu seinen eigenen nur gespielt waren und niemals dieselbe Tiefgründigkeit erreicht hatten wie die Seinen, ließen sein Herz bluten. Naruto selbst war dieses Gefühl fremd, doch er sah die Auswirkung der Verletzung, die die junge Haruno seinem Boss zugefügt hatte. Eine Auswirkung, die irgendwann schwerwiegende Folgen haben würde. Er schritt durch den langen Flur, direkt zum Aufzug. In diesem Moment hatte er das Bedürfnis, mit jemanden darüber zu sprechen, doch als er darüber nachdachte, wann er seine Gedanken erzählen konnte, schloss er diesen Weg sofort aus. Im Moment lief alles drunter und drüber, er musste warten, bis sich die Lage beruhigt hatte. Leises klingeln ließ Naruto zusammenzucken und er griff in seine Jackentasche, um sein Handy hervorzukramen. „Ja, Shika?“ Er stöhnte leise auf, als er vernahm, dass er in den nächsten Tagen noch ein paar Aufgaben zu erfüllen hatte. Frustriert drückte Naruto den Aufzugknopf und kurz darauf öffnete sich die Tür. Seine Haltung versteifte sich. „Ich soll wen in die Moonstreet bringen? Keine Verwechslung?“ Der Blonde rieb sich über das Gesicht. Er wollte es nicht glauben. Sasuke nahm das Leben wieder auf und begann dort, bevor Sakura in sein Leben getreten war. „Na bravo! Ja, ich bin richtig begeistert!“, erwiderte Naruto sarkastisch und betrat den Fahrstuhl. „Es gibt doch wahrlich nichts Schöneres als arrogante, verwöhnte Huren durch die Gegend zu kutschieren!“ Er legte auf und schlug mit der Faust gegen die Wand. Warum hatte er das Gefühl, dass um ihn herum alles im Chaos versank? ~*~ Erneut schlug ihr Kopf auf dem kalten Steinboden auf und Sakura stöhnte leise. Ihr ganzer Körper schmerzte, der Atem ging unregelmäßig und heftig. „Ich habe mir mehr erhofft“, brummte eine kalte Stimme, die soeben von der FBI-Agentin abgelassen hatte. „Gaara!“ Shikamaru war mit seinem Latein am Ende. Natürlich konnte er seine Opfer brechen, das war nicht sein Problem, jedoch war es neu für ihn, jemanden an seine Grenzen zu treiben, wenn er sein Opfer nicht umbringen durfte. Innerlich hoffte er, dass sich sein Boss noch umentscheiden würde. Die Frau, die zu seinen Füßen lag, war hartnäckig, ihr Körper und auch ihre Psyche. Seit Tagen versuchte er sie zu brechen. Die Haut an ihrem Unterarm war verbrannt, ihr Gesicht zeigte starke Spuren der Misshandlung vor und ihr ganzer Körper wirkte ausgemergelt. Dies war alleine sein Verdienst, schließlich bekam sie nur das zu essen, was ihrem Stand entsprechend war. Und selbst das schien für die junge Frau eine Qual zu sein, denn jeden Tag, den er bis jetzt gekommen war, hatte sie ihr Essen in den paar Minuten Beweglichkeit kaum angerührt. Der Nara vermutete, dass sie starke Schmerzen haben musste, wenn sie sich bewegte. „Was ist?“ Der Rothaarige löste sich von der Wand und drückte seine Zigarette mit der Fußspitze auf. Er klang gelangweilt, denn nach all der Zeit, die er bereits mit seinem Kollegen zusammenarbeitete, war es für ihn bereits ermüdend, Shikamaru bei der Arbeit zuzusehen. „Lass uns mal raus gehen.“ Er nickte Richtung Tür und vernahm von der Frau zu seinen Füßen einen erleichterten Atemstoß. Ein gehässiges Grinsen schlich über die Lippen des Schwarzhaarigen. Er drehte sie mit den rechten Fuß auf den Rücken, dann bückte er sich zu ihr herunter und strich ihr eine nasse Haarsträhne aus dem schmerzverzerrten Gesicht. „Na, na Hübsche. Wir machen nur eine kleine Pause, in einer halben Stunde geht’s weiter, schließlich wollen wir doch nicht, dass du dich langweilst, nicht wahr?“ „Nutz die Zeit lieber zum Nachdenken“, gähnte Gaara und öffnete mit einem Sicherheitscode die elektronische Tür, die Sakura an der Flucht hindern sollte. Obwohl der Rothaarige noch nicht einmal glaubte, dass die Agentin mit ihren Verletzungen überhaupt bis zur Tür kriechen konnte. „Denk darüber nach, ob du nicht doch lieber ein paar Dinge beichten willst und wir dir somit den erlösenden Tod schenken. Vielleicht lässt es sich ja sogar verhandeln.“ Laut lachend verließen die beiden Männer den Kellerraum. Im ersten Moment war Sakura mehr als nur froh, die ersten Sekunden der Stille für sich zu haben. Mit viel Ruhe gelang es ihr, ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen, sodass ihre Lunge aufhörte zu schmerzen. Ein kurzer Blick auf die Wanne, die für all ihr Leid zuständig war, ließ sie stöhnen. Langsam und zaghaft drehte sie sich wieder auf den Bauch, sodass sie vorsichtig ihre Finger auf dem Rücken bewegte. Mir der Zunge fuhr sie über ihre aufgeplatzte Lippe. Dieser Arsch von Shikamaru hatte mal wieder seine ganze Aggression an ihr ausgelassen. In letzter Zeit hatte sie sich schon öfters gefragt, ob sie seinen Sandsack Zuhause ersetzte. Doch die Worte, die er seinem Kollegen entgegen brachte, machten sie stolz. Sie würde durchhalten und niemals zum singenden Vögelchen mutieren. Eher sollte man ihr die Kehle aufschlitzen und sie eines qualvollen Todes sterben lassen. Ihre nassen Haare ließen einige Tropfen Wasser über ihr Gesicht Richtung Boden gleiten. Unter ihr hatte sich bereits eine kleine Pfütze gebildet. Ihre Wange fühlte sich seltsam kalt an, fast schon taub, doch damit konnte Sakura leben. Anders dagegen war es mit ihren Schmerzen am Bein und Arm. Warum konnte man sie nicht losbinden? Die Schmerzen waren schlimmer, als der Luftmangel unter Wasser. Immer wieder musste sie bei der kleinsten Bewegung leise aufstöhnen. „Durchhalten“, flüsterte sie sich selbst zu. Ihre leise raue Stimme hallte an den kahlen Wänden wieder. „Nur noch durchhalten.“ Ihre Situation war hoffnungslos, dessen war Sakura sich bewusst, doch ein einziger Gedanke hielt sie vom Aufgeben ab. Ihr Ziel, ihr Traum, etwas, was sie unbedingt verwirklichen wollte. Etwas, wofür sie kämpfte. Doch in der letzten Nacht, als sie bewegungsunfähig in einer Ecke des Raumes gelegen hatte, war ihr ein weiterer entscheidender Punkt in ihrem Leben klar geworden. Ihre grünen müden Augen starrten auf die Tür, hinter der ihre Peiniger verschwunden waren. Jedoch verschwamm das Bild der Tür vor ihrem geistigen Auge. Stattdessen tauchte ein anderes auf. Das Gesicht des Mannes, den sie liebte. Er sah sie an, etwas hatte sich in seinen Blick gemischt und Sakura konnte nur einen einzigen Augenblick lang, so etwas wie Liebe in seinem Blick definieren. Nur ein einziges Mal war ihr dieser Moment geschenkt worden. Sakura war sich sicher, an dem Tag, an dem sie heirateten, hatte er ihr ein Gefühl, welches sich Liebe nannte, entgegengebracht. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass in dieser Stunde, als sie vor dem Geistlichen gestanden hatte, er ihr Hand hielt und sie angesehen hatte, keine wahren Gefühle seinerseits im Spiel gewesen waren. Es war vielleicht wirklich der einzige Moment in ihrem Leben gewesen, in dem sie ihm irgendetwas bedeutet hatte. Die Tatsache erwärmte etwas in ihr. Ein bisschen Kälte verschwand aus ihrem Körper. Zaghaft, fast schon zögernd schlich sich ein schwaches Lächeln über ihre blutigen Lippen. Warum sie sich so über diese kleine Feststellung freute, war Sakura selbst ein Rätsel, doch sie tat es und genoss dieses schwache, aber doch reale Glücksgefühl. ~*~ Leise Musik erfüllte den Raum und Naruto öffnete die Augen, er war für einige Minuten weggenickt. Der Blonde gähnte leise und starrte an die helle Decke. Das harmonische Klavierspiel entspannte ihn, doch an diesem Abend stimmte es ihn nur traurig. Er wurde melancholisch und konnte sich noch nicht einmal die Gründe erklären. Müde drehte er seinen Kopf nach links und streckte seinen ganzen Körper auf der langen schwarzen Eckcouch aus. Vor dem gigantischen Fenster, von dem man einen weißen verschneiten englischen Garten sehen konnte, stand ein großer prachtvoller Flügel. Seine blauen Augen erfassten die junge schöne Frau, deren Finger anmutig über die schwarz-weißen Tasten des Klaviers huschten. Wie selten waren die Momente geworden, in denen er seiner Freundin beim Musizieren zusehen konnte? Leise erhob er sich und warf einen Blick auf die große Standuhr. In einer Stunde würde seine Pause vorbei sein und er müsste zur Villa am Waldrand. Fast lautlos schritt er über das Parkett und streckte sich dabei. Hinata sah auf, als sie eine kräftige Hand auf ihrer Schulter spürte und wenige Sekunden später den warmen Atem ihres Liebsten an ihrem Gesicht spürte. Sie hörte auf zu spielen und genoss die zarten Küsse Narutos, die eine Spur an ihrem Hals entlang zogen. Entspannt lehnte sie sich zurück und schloss die Arme um seinen Hals. „Musst du schon gehen?“ „Ja, meine Pause ist gleich vorbei.“ Hinata seufzte und stand auf. Ihm wurde bewusst, dass er sie in letzter Zeit sehr vernachlässigt hatte. Dies musste er unbedingt ändern, jedoch wusste Naruto, dass er in absehbarer Zeit viel zu tun bekommen würde. „Tut mir leid, mein Engel.“ Die Schwarzhaarige lächelte verstehend und schmiegte sich an ihm. Den Kopf auf seiner Brust, atmete sie tief seinen frischen Duft nach Vanille ein. „Naruto“, bemerkte sie belustigt. „Hast du schon wieder mein Shampoo benutzt?“ Seine zögerliche Antwort verriet ihn. „Ähm… kann sein. Weißt du, in unserem Bad stehen so viele verschiedene Flaschen und dieses hübsche, formvolle, gelbe Flächen sieht jedes Mal aufs neue so verlockend aus.“ Sie kicherte über seine Worte und löste sich von ihm. Zärtlich strich sie ihm über die Wange. „Na schön, ich werde demnächst einfach zwei Flaschen davon kaufen, damit du weiter riechst wie ein Kuchen.“ „Ich dufte nicht wie ein Kuchen!“, empörte sich Naruto gespielt ernst. „Außerdem ist Vanille ja immer noch akzeptabler als Erdbeere. Ein Mann, der nach Erdbeere riecht, ist schließlich nicht männlich!“ „Ach Naruto!“ Hinata wunderte sich manchmal selbst über den Verlauf ihrer Diskussionen. „Aber Erdbeeren sind doch so unglaublich sexy.“ Der Blonde blieb auf dem Weg in den Flur stehen. Seine Hand erstarrte mitten in seiner Bewegung, als er seine schwarze Jacke vom Harken nehmen wollte. „Erdbeeren sind sexy?“ Misstrauisch hob er eine Augenbraue. „Jetzt wirklich?“ Hinata verdrehte hilflos die Augen. „Natürlich, oder findest du nicht?“ Irritiert schüttelte der Uzumaki den Kopf. „Äpfel und Bananen okay, aber…“, er runzelte die Stirn. Was wollte er jetzt eigentlich genau damit sagen? „Wann kommst du wieder nach Hause?“, unterbrach seine Freundin ihn und band einen schwarzen schlichten Schal um seinen Hals. Es war, als wollte sie den Abschied etwas hinauszögern. Naruto stöhnte. „Nicht so bald, wahrscheinlich erst Ende nächster Woche. Weißt du, Sasuke scheint im Moment wirklich in Arbeitslaune zu sein. Tja, dabei scheint er vergessen zu haben, dass ich von Natur aus eher faul bin.“ „Ist das nicht Shikamarus Job, das faul sein, meine ich?“ „Eigentlich ja, aber wie gesagt, das kleine Wörtchen Eigentlich stört in meinem Satzbau und-!“ „Naruto“, säuselte Hinata leise und drückte den Knoten seines Schals ein wenig enger. „Habe schon verstanden, Madame“, witzelte er und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, dann drückte er sich an ihr vorbei und griff zur Türklinke. „Also, wir telefonieren, ja, Schatz? Und ehe du dich versiehst, bin ich auch schon wieder da, um dich zu ärgern.“ Er wollte gerade nach draußen treten, als ihn etwas inne halten ließ. Der Gesichtsausdruck seiner Freundin sagte ihm, dass es etwas gab, was er wissen sollte. Sofort wurde er ernst und drehte sich ihr zu, seine ganze Aufmerksamkeit gehörte nun ihr. Die Hyuuga verknotete ihre Finger miteinander, sie schien unsicher und suchte nach den richtigen Worten. Naruto sah ihr ins Gesicht und bemerkte, dass sie ihm auswich. „Hinata, was ist los?“ Seine Worte klangen kalt und erschreckten ihn selbst. Seine Freundin starrte weiterhin zu Boden. „I-Ich weiß n-nicht wie i-ich es d-dir sagen soll, aber…“ „Bist du fremdgegangen?“ Naruto sprach seine schlimmsten Befürchtungen aus. „Oder gibt es jemand anderen in deinem Leben und du weißt nicht, wie du es mir begreiflich machen sollst?“ Es überraschte ihn, dass die Tatsache, seine große Liebe könnte sich für jemand anderen entschieden haben, ihn schmerzte, aber er immer noch einzig und alleine an ihr Glück dachte. Wenn sie sich von ihm lösen würde, dann stände ihr ein Leben zur Verfügung, das sie glücklich machen würde, denn an seiner Seite würde sie es gewiss nicht immer sein. Oft war er wochenlang nicht da, kaum einer wusste, wo er sich befand und sie hatte ständig Angst um ihn. All dies nur wegen seinem Job. Einen Job, den er nicht aufgeben konnte. Niemand konnte ihn von diesen Pflichten lösen, denn er hatte sich dem Uchiha-Clan verschrieben, bis in den Tod. Er sah kurz an die Decke und sprach gefasst: „Wenn du mich nicht mehr liebst, dann sag es mir, Hinata.“ Die Schwarzhaarige biss sich leicht auf die Unterlippe, etwas in ihr wog schwer, denn es fiel ihr nicht leicht, ihrem Gegenüber dies zu offenbaren. Nur mit viel Überwindung sah sie auf und blickte in Narutos tiefe blaue Augen. „Ich weiß, dass ich dich niemals vor die Wahl stellen darf. Der Uchiha-Clan oder ich… dein Herz würde sich für mich entscheiden, aber dein Selbst für den Clan.“ Ihre Stimme war leise, aber fest genug, um den Uzumaki begreiflich zu machen, wie lange sie über ihr Anliegen nachgedacht hatte. „Aber das ist nicht der Punkt.“ Sie griff nach Narutos Hand, als müsste sie sich an ihm festhalten. „Ich möchte dich um etwas bitten.“ „Nur zu.“ „Bitte sprich mit Sasuke darüber, ob er… ob er dich… nicht…“, sie stockte und der Blonde beugte sich zu ihr runter. „Was soll er, Hinata, was ist los?“ „Ich möchte, dass du ihn darum bittest, dass er dich in nächster Zeit weniger in Anspruch nimmt und die gefährlichen Aufträge Gaara oder Shikamaru überlässt.“ Er lachte leise, wenn das alles war, was ihr auf dem Herzen lag, dann war er beruhigt. Natürlich konnte er seinen Boss fragen, ob er den Wunsch seiner Freundin berücksichtigen könnte. Allerdings kannte er Sasuke gut genug, dass dieser es ablehnen würde, schließlich gab es keine ernsthafte Begründung für eine vorläufige Einschränkung seiner Arbeit. „Naruto…“, Hinata schluckte angespannt. „I-Ich… bin schwanger… von d-dir.“ Der Körper des Uzumakis versteifte sich, jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht und er starrte sie einen Augenblick lang fassungslos an. Hinata spürte seine Fassungslosigkeit und ging einen Schritt zurück. Ihre Hände griffen in ihren schwarzen Rock. „Natürlich bin ich mir bewusst, d-dass wir niemals, dass du und ich… dass alles ein wenig…“ Naruto atmete tief ein und aus. Er rankte nach Fassung. „In der wievielten Woche bist du?“ „I-In der elften“, flüsterte die Hyuuga ohne den Blick von ihm zu nehmen. Er nickte verstehend und sprach: „Du hast nicht vor, es abzutreiben, richtig?“ Schockiert von diesen Gedanken schüttelte sie heftig den Kopf. „Nein, niemals!“ Seine Reaktion verunsicherte sie. „Naruto, ich werde dich nicht zwingen, denselben Weg einzuschlagen wie ich, aber ich wollte dir die Wahrheit nicht vorenthalten.“ „Du würdest also um das Kind zu schützen aus meinem Leben verschwinden?“ „Ja!“ Ihre Entschlossenheit beeindruckte Naruto und er lächelte. Mit einem Schritt stand er erneut vor ihr und griff nach ihren Händen. Zärtlich hauchte er Küsse auf ihre Handflächen, ehe er ihr in die Augen sah und sich zu ihr runter beugte. Nur ein paar Zentimeter trennten seine Lippen von ihren. „Dann tut es mir leid, dass ich nicht aus deinem Leben verschwinden kann, sondern bei dir bleiben werde.“ ~*~ Gaara legte den Kopf in den Nacken und sah nach rechts zu seinem Kollegen. Beide saßen sie auf der gigantischen Treppe in der Empfangshalle. „Das ist ein Witz oder?“ Der Sabakuno zog kräftig an seiner Zigarette und grinste. Jedoch schienen die beiden Männer vor ihm das anders zu sehen. „Nein“, erklärte Pain bestimmt und warf Gaara einen verabscheuten Blick zu. Der Geier zog seine dunkelgrauen Lederhandschuhe aus und neben ihm ließ Juugo eine schwere Tasche fallen. „Nach meinen Informationen wünscht Mr. Uchiha, dass wir uns um die Verräterin kümmern.“ Shikamaru blies den Rauch aus und lehnte sich zurück. „Ach ja? Und wieso hat er uns noch nicht darüber informiert? Soweit ich weiß, stehen die Henker direkt unter ihm und nicht die Geier.“ Der Schwarzhaarige liebte es, Pain damit zu triezen, dass man seine Gang vom Thron gestoßen hatte. Einst hatte es zwischen den Henkern und Geiern eine ständige Konkurrenz gegeben, zwar standen die Henker an erster Stelle, doch ihre Positionen waren nicht gesichert. Zwar waren beide Gruppen Dreierpacks, aber einer pendelte zwischen beiden hin und her. Je nachdem, wer die sauberste Arbeit bei den Geiern ablieferte, stieg einen Rang höher, anders herum bei den Henkern. Der mit der schwächsten Quote bei den Henkern stieg ab. Doch seit Gaara dazu gestoßen war und nach einer heftigen und tödlichen Auseinandersetzung Suigetsu das Licht ausgeknipst hatte, war dieses System zerstört worden. Nur zu gut erinnerte sich Shikamaru an die Worte seines Chefs, als dieser von den Machtkämpfen unter seinen eigenen Leuten erfahren hatte. »Löst das Problem schnell und sauber. Wie, das ist euch überlassen. « Danach hatte er nie wieder ein Wort darüber verloren und Gaara willkommen geheißen. „Man könnte fast den Eindruck bekommen, du hättest die Schlampe in dein nicht vorhandenes Herz geschlossen“, höhnte Pain grinsend, woraufhin Shikamaru nur mit den Augen rollte. Er hasste diese Anspielungen. In seinem Leben hatte er sich nur zwei Mal dazu herabgelassen ein Opfer für seine Geilheit zu benutzen, doch damals war er gerade neu bei den Geiern gewesen und somit grün hinter den Ohren. „Willst du Stress, Alter?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Drohung, doch sie zeigte Wirkung. Beide Seiten griffen automatisch zu ihren Waffen. „Ho! Lasst eure Knarren stecken! Sofort!“ Narutos klare Stimme ließ alle vier innehalten. Sofort hatte er die Situation, die zu eskalieren drohte, unter Kontrolle. Beide Seiten waren sich bewusst, dass der Uzumaki den wohl größten Einfluss bei ihrem Boss besaß. „Ich glaube nicht, dass Mr. Uchiha begeistert davon wäre, wenn ich ihm berichten müsste, dass er seine Leute sich mittlerweile untereinander abknallen, statt ihre eigentliche Arbeit zu verrichten.“ Der Klang seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Er seufzte tief und strich sich durch das blonde, abstehende Haar, dann wandte er sich an seine Kollegen. „Tut mir leid, meine Pause hat ein wenig länger gedauert, sonst hätte ich euch davon unterrichtet, dass Mr. Uchiha möchte, dass die Geier unsere Arbeit übernehmen. Für uns gibt es da draußen genug Arbeit.“ Pain grinste selbstgefällig und Shikamaru zeigte ihm den Mittelfinger. Wie sehr Naruto dieses kindische Verhalten hasste, außerdem wäre es Gaaras Aufgabe gewesen, dem Älteren zu zeigen, dass er über ihm stand. Doch der Rothaarige besaß genug Gelassenheit, um nicht auf Anspielungen anzuspringen. „Zieht Leine, ihr habt gehört, was Big Boss gesagt hat“, brummte Juugo und hob die Tasche erneut auf. Jedoch hielt Naruto sie ab. „Gleich. Ich muss vorher noch zu ihr.“ Die beiden Geier verdrehten die Augen. „Dann mach hinne, wir wollen noch heute anfangen.“ Der Blonde wollte sich nicht hetzten lassen. „Bleib locker.“ Er stutzte. „Wo ist Karin?“ „Wo wohl“, grinste Pain und zog einen Joint aus seiner grauen Jackentasche. Naruto verstand und drehte sich ohne ein weiteres Wort um, um die Agentin in ihrem Bunker zu besuchen. Wie in Trance schritt er die Treppe zum Keller runter und schlug dabei einmal mit der Faust gegen die Wand. „Bleib ruhig, verdammt! Was kümmert dich das Schicksal einer Agentin?“, flüsterte er leise vor sich hin. Er hatte schon viele Menschen sterben sehen und bis jetzt war es ihm nicht nahe gegangen. Auch als er den Tod von Sasukes damaligen Verlobten mitgeplant hatte, so war es an ihm abgeprallt. Doch jetzt… er mochte Sakura. Sie hatte einen Wandel im Leben seines Chefs bewirkt und ihm gut getan. Die Tatsache, dass sie eine Agentin war und somit ihren eigenen Ehemann kaltblütig hintergangen hatte, erschreckte ihn. Er wusste einfach nicht, was er nun von ihr halten sollte, denn egal, was Gaara und Shikamaru versucht hatten, die junge Frau war so emotionslos wie eine Puppe geworden. Ein letztes Mal wollte er sie sehen. Mit ihr sprechen und ihr etwas anvertrauen. Denn dann würde sie sterben. Die Geier waren zuverlässig und würden sich nicht lange aufhalten lassen. Mit flinken Fingern gab Naruto den Code ein und betrat den hellen Kellerraum. Ein kurzer Blick nach rechts genügte und er wusste, in welcher Verfassung sich die Gefangene befand. Sakura regte sich kaum und sprach leise: „Naruto, schön Sie zu sehen.“ Ihre gespielte gute Laune ließ ihn grinsen. Vor ihr kam er zum Halt und beugte sich zu ihr runter. Mit einem kräftigen Ruck riss er die Schnur, die ihre Handgelenke gefesselt hielt, durch. Im ersten Moment stöhnte Sakura befreiend auf und ließ sich von dem blonden Henker helfen, sich aufzusetzen. Ein Stich von tausend Nadeln schoss durch ihren Körper und Naruto konnte mit Sicherheit einschätzen, dass in diesem Moment keinerlei Gefahr von ihr ausging. „Sie sehen gut aus, wenn ich das bemerken darf.“ Die Antwort, welche sie ihm gab, war die Spucke im seinem Gesicht. „Danke, versuche in Form zu bleiben.“ „Nett, wie du dich für deine freien Arme bedankst.“ Er sah auf ihre Hände, die wie Bleiklumpen in ihrem Schoß lagen. Anhand ihrer ungleichmäßigen und flachen Atemzüge erkannte er, dass es ihr körperlich gesehen schlecht gehen musste. Jedoch ließ sie sich nichts anmerken. „Ich bin hier um… mich zu verabschieden.“ Sakuras Körper verkrampfte sich, doch gleichzeitig erleichterte sie die Gewissheit, von dem, was gleich kommen würde. Bis zuletzt hatte sie gekämpft und geglaubt, sie komme hier irgendwie raus, doch Narutos Worte bewiesen ihr etwas anderes. Etwas, was sie bis jetzt nicht wahrhaben wollte. „Wissen Sie, Sakura, ich konnte Sie immer gut leiden und die Tatsache, dass Sie eigentlich wollten, dass ich im Knast lande, konnte nicht die Sympathien, die ich für Sie empfinde, zerstören.“ Er grinste, wenn auch kalt und zynisch. „Dass Sasuke Sie nun aus dem Weg räumen lässt, damit haben Sie sicherlich bereits gerechnet.“ Langsam formte Sakura ihre Hände vorsichtig zu Fäusten, ihr Herz schlug automatisch schneller. Kurz schloss sie die Augen. Er wollte sie tot sehen, der Mann den sie liebte, den sie aus Liebe geheiratet hatte. Sakura versuchte sich den einzigen Augenblick in Erinnerung zu rufen, wo er ihr einen Blick mit Gefühlen entgegen gebracht hatte, wo sie geglaubt hatte, dass er sie so liebte, wie sie ihn. Dem war nicht so, nein. Es war nie so gewesen und eigentlich war es für sie keine Überraschung. Aber es bereitete ihr trotzdem Schmerzen, die Wahrheit zu akzeptieren. „Verstehe. Und ich nehme mal an, dass dort draußen meine Mörder warten.“ Naruto nickte und bemerkte wieder einmal, was für eine große Charakterstärke Sakura besaß. Sie flehte nicht, sie wurde nicht hysterisch, sondern lehnte sich einfach nur entspannt zurück, um tief durchzuatmen. „Tja so sieht’s aus.“ Er griff in seine Jackentasche und kramte nach Zigaretten, dabei bot er ihr eine an, die sie dankend ablehnte. „Naruto?“ Er nickte, was sie zum Weitersprechen animierte. „Wo ist Sasuke jetzt?“ Er stutzte, wieso interessierte sie das jetzt? Ihr Leben war jeden Moment vorbei und sie wollte wissen, was der Mann, der ihren Tod in Auftrag gegeben hatte, machte. Er seufzte tief und gestand: „Wahrscheinlich hat er gerade seinen Spaß mit Karin. Die Edelhure macht gerne für ihn die Beine breit, wenn sie nicht gerade einige Geschäftspartner manipulieren muss.“ Er lachte, doch das Lachen blieb ihn ihm Hals stecken, als er auf die Frau vor sich sah. Ohne dass Sakura sich im Griff gehabt hatte, bemerkte sie einen salzigen Geschmack auf ihren Lippen. Unaufhaltsam lief ihr eine Träne nach der nächsten über die Wange. Wie von selbst fuhren ihre zitternden Hände zu Narutos Jacke und hielten sich an ihr fest. Verwirrt griff er zu ihren Unterarmen und sah sie mit gerunzelter Stirn an. Und dann wurde ihm klar, was nun passieren würde, denn er hatte ihre Schwäche gefunden. Eine Schwäche, die auf ihrer Seite verboten war, eine Schwäche, auf die er niemals von alleine gekommen wäre. Sakura raste nur ein Gedanke durch den Kopf. Der Mann, den sie liebte, hatte in weniger als zwei Wochen einen Ersatz für sie gefunden. Etwas in ihr war gerissen und in tausend Teile zersprungen. Sie öffnete ihren Mund und verlieh ihren inneren Schmerz zum ersten Mal seit der Gefangennahme Ausdruck. Sie schrie. Liebe fängt mit einem Lächeln an, sie lebt mit Küssen und stirbt mit Tränen. Kapitel 12: Der rote Baron. --------------------------- . . . Wenn dein Herz in tausend Teile zersprungen ist, wenn deine Hoffnung Vergangenheit ist und wenn du keine Wärme mehr spürst, dann ist es Zeit, dass deine Verzweiflung, deine Gebrochenheit und deine Erschöpfung an Ausdruck gewinnen. Schreie… Naruto erstarrte, seine Ohren rauschten und sein Blick entgleiste. Noch nie hatte er solch eine Verzweiflung gesehen. Der Schrei der Frau löste etwas in ihm und ohne zu wissen, was er tun sollte, wich er einige Schritte zurück. Doch Sakura hörte nicht auf, es schien, als wäre die Mauer des Schweigens in sich zusammengebrochen. Ihre Stimme hallte durch den Keller und zerrte an Narutos Nerven. Vollkommen verwirrt stolperte er aus dem Raum und knallte die Tür hinter sich zu. Noch immer konnte er sie hören und erlebte ihren verzweifelten Kampf gegen sich selbst mit. Bis vor ein paar Stunden hatte er noch geglaubt, niemals bei der jungen Frau eine Schwäche zu finden, doch ein einziger Satz hatte gereicht, um sie innerlich zu zerbrechen. Ihre Schwäche war nicht ihre Treue zum Staat, ihre Angst um ihre Freunde oder gar das Gefühl, versagt zu haben, sondern ein einziger Mann. Die Liebe zu Sasuke. Der Blonde versuchte sich zu beruhigen und atmete tief durch. Leise schritt er die Treppen wieder nach oben in die Eingangshalle, dort schienen die Geier und seine beiden Kollegen nur so auf ihn gewartet zu haben. „Was ist?“ Wortlos reichte Pain ihm das Handy und Naruto war innerhalb von wenigen Minuten im Bilde. Es hatte einen Anschlag auf eine ihrer Zentralen gegeben. Bei dem Feuer waren mehrere Tonnen Heroin verbrannt und somit wertvolle Ware verloren gegangen. Schweigend hörte der Uzumaki zu und nickte geistesabwesend. „Ja, ich richte es aus. Bis gleich.“ „Und?“, wollte Juugu wissen, als das Gespräch beendet war. Naruto reichte das Handy zurück. „Wir werden uns aufteilen, ihr werdet euren eigentlichen Job bis morgen verschieben müssen.“ Er nickte den beiden Geiern zu. „Ihr werdet euch um die Schäden kümmern und versuchen, die untere Meute zu beruhigen. Falls es konkrete Verdächtige gibt, die mit dem Unglück etwas zu tun haben, so sendet sofort Hausmeister aus. Mr. Uchiha schätzt es nicht, Verräter in den eigenen Reihen zu haben.“ Pain stöhnte, er hasste es, den Aufpasser für große Kinder zu spielen, doch wenn der Befehl von ganz oben kam, dann musste er sich fügen. „Okay, machen wir morgen weiter, aber lasst euch gesagt sein, dass ist ab jetzt unser Revier!“ Die beiden Geier grinsten gehässig, als sie Richtung Tür gingen. „Also macht euch vom Acker!“ Shikamaru unterdrückte den Impuls, einfach lässig locker seine Waffe zu ziehen und beiden ein hübsches gezieltes Löchlein zwischen den Augen zu ballern. „Manchmal wünschte ich, ich könnte sie…“ „An den eigenen Eiern aufhängen?“, half Gaara grinsend aus und klopfte ihm auf die Schulter. „Schon klar, allerdings sind sie es nicht wert, dass du es dir überhaupt einmal vorstellst.“ Sein Kollege lachte und schritt nun ebenfalls zur Tür. „Und was will Mr. Uchiha, das wir tun?“ Naruto reagierte nicht. Erst, als der Rothaarige ihm einen gehörigen Schubser gab, fing er sich wieder. „Wir sollen die Bullen abchecken. Das volle Programm.“ Viel Arbeit lag vor ihnen und sie würden mit hoher Wahrscheinlichkeit mal wieder eine Nacht durchmachen müssen. Shikamaru schien dies nichts auszumachen, denn er grinste erfreut. „Vielleicht kommen wir ja mal wieder dazu ein wenig erfinderisch zu sein.“ Dabei blickte er Gaara herausfordernd an. Dieser zeigte ihm den Mittelfinger. „Wenn du 'nen Kampf willst, nur zu. Allerdings wirst du den Kürzeren ziehen.“ Naruto verdrehte die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. Als sie zu dritt nach draußen in den Hof traten, bemerkte Naruto am Waldrand einen Anflug von leichtem Nebel. Es würde eine verdammt kalte Nacht werden. Während Shikamaru in seinen schwarzen Ferrari stieg, trat Gaara neben den Blonden. Gelassen setzte dieser sich seinen Helm auf, um mit seinem Motorrad Richtung Zentrale zu fahren. „Sie hat geschrien.“ Mit fester Stimme antwortete Naruto: „Ja.“ Er kramte in seiner Jackentasche nach seinem Autoschlüssel und riss die Tür des kleinen Corsas auf. „Wirst du es dem Boss erzählen?“ Überrascht von der Frage seines Kollegen hielt er inne und sah über seine Schulter. Einen Augenblick lang bahnte sich eine unheimliche Stille zwischen ihnen an. Nur der Wind ließ hin und wieder einen leichten Seufzer vernehmen. „Was würdest du tun Gaara?“, stellte er die Gegenfrage. Der Rothaarige ließ sich Zeit mit der Antwort und sah in den dunkelgrauen Himmel. „Hm… Mr. Uchiha liegt, so wie es aussieht, nichts an seiner Frau und umgekehrt hatte es denselben Anschein. Aber…“, er legte den Kopf schief. „… irgendetwas, was du ihr gesagt hast, muss sie gebrochen haben. Gib unserem Boss das Gefühl, dass er es am Ende doch geschafft hat, sie zu zerstören. Schließlich stirbt die Kleine morgen und es wäre für Mr. Uchiha bestimmt kein Verlust, wenn er die Nacht noch mal an sie denken würde.“ Er grinste. „Du weißt schon, so eine Art Andenken von ihr.“ Naruto drehte sich um. „Hat dir schon mal einer gesagt, dass du ein Arsch bist?“ Gaara zuckte mit den Schultern und bestieg sein Motorrad. „Jap, jede Frau, die die Beine für mich breit macht, wirft mir am Ende so etwas Ähnliches an den Kopf.“ „Armseliges Stück Dreck.“ „Gleichfalls.“ Die beiden Henker nickten sich kurz zu und machten sich beide daran, das Grundstück zu verlassen. Hierher würden sie nicht noch einmal zurückkehren. Ihre Arbeit war nun eine andere. ~*~ So schnell Kiba konnte, rannte er durch die Washington-Hauptzentrale. Er war erst seit Beginn der Woche hier und hatte bis jetzt die Vorzüge eines Agenten, der zu der Elite gehörte, genossen. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann wusste er, dass er diesen Luxus nicht verdiente. Er tat nur seinen Job und dabei war es egal, ob er im gehobenen Dienst arbeitete oder im unteren. Die Arbeit war dieselbe. Am Ende des Ganges riss er eine Tür auf und stolperte in ein großes geräumiges Büro. Fast wäre er auf die Unterlagen getreten, die quer durch den Raum verteilt worden waren. „Fuck!“ „Hör auf zu fluchen“, vernahm der Braunhaarige aus einer Ecke des Raumes und er fuhr herum. Mehrere Laptops liefen gleichzeitig und sie alle zeigten verschiedene Standorte in den vereinigten Staaten. Der Agent schlängelte sich durch das Chaos von Unterlagen, bis zur Sitzecke und sah, wie sein Kollege genüsslich seinen Kaffee trank. „Also Sai, ich verstehe ja, dass du ein Einzelgänger bist und diesen Ruf auch zu pflegen scheinst, doch trotzdem wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mich ab und an einmal einweihen würdest.“ Der Schwarzhaarige sah noch nicht einmal von den Unterlagen auf. „Was hast du herausgefunden?“ Kiba seufzte tief und warf sich neben Sai auf die Couch. „Erst du, dann ich.“ Sai verdrehte die Augen und lehnte sich zurück. „Okay, also ich glaube, wir werden Uchiha bald festnehmen können, denn den Anschlag, den wir auf seine Zentrale verübt haben, sollte ihn langsam nervös werden lassen. Es sollte eine kleine Warnung sein.“ „Aha.“ Kiba wagte gar nicht erst zu fragen, woher er so viele Informationen hatte, denn die Art und Weise, wie sich Sai durch die virtuelle Welt schlängelte, blieb ihm ein Rätsel. „Eine zuverlässige Quelle verriet mir, dass Uchiha seit Sakuras Verrat sowieso angeschlagen ist, also wollte ich mal sehen, ob wir nicht ein bisschen was aus seiner Unsicherheit rausschlagen können.“ „Aha“, ließ Kiba erneut vernehmen. Dass er so gut wie nur Bahnhof verstand, überspielte er in diesem Moment. „Findest du es nicht ein wenig traurig, dass wir aus dem Tod einer Kollegin Profit schlagen?“ „Und findest du es nicht ein wenig traurig, dass für dich bereits feststeht, dass Sakura tot ist?“, widersprach Sai gereizt. „Dasselbe gilt wohl auch für Ino, was?“ Kiba zuckte mit den Schultern und sprach aus, was er schon lange dachte. „Glaubst du im ernst, Uchiha lässt Sakura nach alldem, was sie getan hat, noch leben? Es wundert mich nur, dass wir ihre Leiche noch nicht gefunden haben. Und was Ino betrifft… ich vermute, dass sie sich in irgendeinem Kanal befindet und es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir sie wieder sehen, wenn auch ein wenig verändert.“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Trotzdem…“, erklärte Sai bestimmt. „Sollte man erst aufgeben, wenn man mit Sicherheit sagen kann, dass es keine Hoffnung mehr gibt.“ „So, so.“ Kiba war solche Worte nicht von seinem Kollegen gewohnt und griff in seine Hosentasche. „Und das hat rein zufällig nichts hiermit zu tun?“ Mit dem kleinen Zettel fuchtelte er vor der Nase seines Kumpels herum. Sofort riss Sai ihn aus der Hand und faltete ihn auf. Seine Miene erhellte sich, sobald seine Augen die ersten Zeilen erfasst hatten. „Tsunade hat also etwas gefunden, was dich interessiert. Sehr interessant.“ Sai gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Halt die Klappe, ich halte hier gerade eine Verabredung in den Händen.“ „Schön für dich.“ „Wir müssen zusammen anwesend sein“, ergänzte der Schwarzhaarige möglichst ruhig. „Also vergiss nicht, dich ein wenig hübsch zu machen.“ Er erhob sich und schritt durch den Raum. Kiba nickte gespielt erfreut. „Natürlich, reicht es, wenn ich meinen Smoking anziehe? Verdammt Sai, hör auf mich zum Narren zu halten und hör auf in Rätseln zu sprechen.“ Sai tat, als hätte er es nicht gehört und suchte den Boden ab, schließlich bückte er sich und hob ein Bild auf. „Nein, du musst keinen Smoking anziehen, Jeans reicht, aber es wäre nett, wenn du einen Strauß Blumen mitbringen würdest… nein warte, besser zwei.“ Nun streckte Kiba ihm seinen Mittelfinger entgegen. „Alles klar und wem erteilen wir die Ehre, sich einen Abend lang mit uns zu beschäftigen?“ „Diesem netten Mann hier!“ Kibas Gesicht blieb stehen. ~*~ Die Frau unter ihm stöhnte lustvoll auf, als er sich in ihr bewegte. Immer wieder stieß er in sie hinein und wurde von mal zu mal brutaler, doch das schien sie nicht zu stören. Im Gegenteil, sie schien es zu begrüßen. Sasuke fasste sie an der Hüfte und hob sie ein wenig an, damit er noch tiefer in sie gleiten konnte, dabei schloss er die Augen. Jeden Moment würde er zur Erfüllung kommen, doch dabei wollte er den Blick nicht auf die Frau unter ihm senken. Er wollte ihr rotes Haar, ihre helle Haut und ihre glänzenden braunen Augen nicht sehen. „Ja… schneller. Bitte…“ Ihre raue Stimme spornte ihn noch mehr an und sie umschloss seine Pobacken mit ihren Händen, um ihn noch tiefer zu spüren. Die Haut der beiden Liebenden war überzogen mit Schweiß und leises Stöhnen erfüllte das große dunkle Schlafzimmer. Erst, als beide zur Erfüllung gekommen waren, verstummten die Laute und Karin seufzte tief, während sich Sasuke neben ihr fallen ließ. Atemlos strich sie sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht und drehte sich auf die Seite. Zufrieden musterte sie das Profil ihres Bettpartners und Bosses. Die schwache Beleuchtung im Hintergrund ließ genug Licht zu, damit sie jede seiner Gesichtsregungen sehen konnte. Es war lange her, seit Sasuke sie das letzte Mal aufgesucht hatte und ihre Befürchtung, er könnte sie abschieben, einem anderen zuweisen, hatte ihr Angst gemacht. Doch die heutige Nacht würde sie für vieles entschädigen. Zärtlich fuhr sie mit den Fingerspitzen über seine helle muskulöse Brust. „Schön, dass du wieder mit mir zufrieden bist.“ Er hob eine Augenbraue und griff zu seinen Zigaretten. Gelassen zündete er sie an und blies den Rauch aus. „Wer sagt, dass ich nicht gelangweilt bin?“ Die Frau an seiner Seite richtete sich auf und schlang ein Bein um seine Hüfte, sodass sie auf ihm saß. Verführerisch beugte sie sich zu ihm herunter und hauchte zarte Küsse auf seinem Hals, dabei wanderten ihre Hände über seinen Bauch. „Weißt du, Sasuke...“ Karin flüsterte fast. „Dafür, dass du immer beweisen willst, dass du gefühlskalt bist und dich ständig unter Kontrolle hast, hast du eine große Schwäche für die Verführungskünste einer Frau.“ Ihre Hände fuhren noch eine Etage tiefer und Sasuke wusste mittlerweile, was sie bezwecken wollte. Sie wollten ihn reiten, jedoch hatte er etwas gegen Frauen, die bestimmen wollten, wo es lang ging. Ein kaltes Grinsen schlich über seine Lippen und er fuhr mit der rechten Hand zwischen ihre Beine. Sofort versteifte sich Karin unter seiner Liebkosung. Wieder einmal hatte er sie da, wo er sie haben wollte und sie war machtlos, sich dagegen zu wehren. Die Rothaarige versuchte ein Stöhnen zu unterdrücken und biss sich auf die Unterlippe. Sasuke drang mit den Fingern noch tiefer in sie ein und spürte ihren warmen Atem an seinem Ohr. „Kaum zu glauben, dass du es immer noch drauf anlegst, mich herausfordern zu wollen.“ „Man sollte erst aufgeben, wenn man wirklich verloren hat“, hauchte Karin lustvoll und bewegte sich seinen Fingern entgegen. Sie liebte es, von ihm verwöhnt zu werden. Niemals zuvor war sie einem solch perfekten Liebhaber wie ihm begegnet. Er hatte sie im Griff, wusste sie um den Verstand zu bringen und beherrschte sie über ihren Körper hinaus. Sasuke wollte sie gerade erneut nehmen, als er einen Schatten bemerkte, der an der Schlafzimmertür vorbei zog. Sofort ließ er von der Frau auf ihm ab und hob sie von sich runter. Karin schien wie vor den Kopf gestoßen, als sie in die weichen Kissen gedrückt wurde. „Kurze Unterbrechung“, brummte der Uchiha und stieg unbekleidet aus dem Bett. Die Rothaarige sah ihn empört an, schluckte jedoch ihren Ärger runter. Sie wusste, dass ihr Chef alles stehen und liegen ließ, wenn es um Geschäfte ging. Sasuke griff zu seinem schwarzen Morgenmantel und warf ihn sich über, dann drückte er die Zigarette aus und rauschte aus dem Schlafzimmer. Ohne Licht zu machen, schritt er durch den hohen Flur des Apartments geradewegs ins Wohnzimmer. Dort brannte bereits ein Feuer im Kamin. Ohne der Person, die sich in seinem schwarzen Ledersessel niedergelassen hatte und ungeduldig mit den Fingern auf die Lehne trommelte, einen Blick zu würdigen, trat er an ihr vorbei. Gleichgültig blieb Sasuke vor dem Wohnzimmertisch stehen und nahm aus einer kleinen Holzkiste eine Zigarre. „Was gibt es, Naruto?“ Der blonde Mann sah noch immer aus dem gigantischen Wohnzimmerfenster, von dem aus er einen großen Teil Los Angeles überblicken konnte. Die blauen Augen des Henkers fuhren kurz über die Aufmachung des Schwarzhaarigen. Es gebrauchte nicht viel Intelligenz, um sich die letzten Stunden des Sasuke Uchihas zusammenzureimen. „Karin lässt sich also wieder von dir benutzten.“ Er legte den Kopf in den Nacken und grinste. „Na ja, was erwartet man auch von einer Frau, die nur gelernt hat, im richtigen Moment zu stöhnen, um einen Orgasmus vorzutäuschen.“ „Zweifelst du an meinen Fähigkeiten?“ Sasuke ließ sich Naruto gegenüber nieder und schenkte beiden einen großzügigen Tropfen Gin ein. „Deine Fähigkeit, eine Frau zu beglücken, wäre das letzte, woran ich zweifeln würde.“ Er nahm das Glas entgegen und ließ den Inhalt eine Weile hin und her schaukeln. „Also, was ist der Grund für deinen Besuch?“ Der Uzumaki sah seinen Chef und Freund einen Augenblick lang schweigsam an, schließlich berichtete er: „Ich habe Haruno an die Geier weitergegeben. Ganz so, wie du es wolltest.“ Er trommelte weiterhin im gleichmäßigen Takt eine Melodie mit den Fingern, dabei ließ er seinen Chef nicht eine Sekunde lang aus den Augen. Sasuke zog an der Zigarre, er hatte sich zurückgelehnt und entspannte. „Ja und. Dafür hättest du nicht unbedingt herkommen müssen. Ein einfacher Anruf hätte es auch getan.“ „Schon möglich“, stimmte Naruto zu. „Allerdings habe ich dir noch etwas Anderes zu berichten und das wollte ich nicht gerade am Telefon machen.“ Er legte den Kopf schief. „Weißt du, Sasuke, kurz bevor ich Haruno an die Geier übergeben habe, wollte ich mich von ihr verabschieden. Schließlich treffen wir Henker nicht alle Tage auf eine Agentin, die dermaßen selbstbeherrscht, hartnäckig und zielstrebig ist. Sie stellte eine Herausforderung dar, weshalb ich Respekt ihr gegenüber empfand.“ Naruto seufzte tief und lächelte schwach, dabei sah er erneut aus dem Fenster und bemerkte, dass es erneut angefangen hatte zu schneien. „Nach und nach konnte ich verstehen, warum du sie zu deiner Ehefrau gemacht hast, denn sie hat all das, was du bis jetzt an einer Frau vermisst hast.“ Sasuke schien belustigt. „Und was wäre das?“ „Deine guten Eigenschaften. Bei Sakura waren sie besonders ausgeprägt. Sie ist intelligent, durchsetzungsfähig und außergewöhnlich. Sie passte perfekt zu dir, als wäre sie dein Gegenstück.“ „Mag sein“, gab Sasuke zu und zuckte mit den Schultern. Er verspürte im Moment wenig Lust, mit Naruto ein Gespräch über mysteriöse Gegenstücke zu führen. „Allerdings hat sie auch eine schlechte Eigenschaft, die ebenso auf mich zutrifft. Und das wird der Grund für ihren Tod sein.“ Naruto verstand. „Ach du meinst, dass sie Gefühle, die sie nicht hat, perfekt vorspielen kann? Ja, das scheint eine deiner großen Leidenschaften zu sein.“ Die beiden Männer schwiegen kurz, dann ergriff der Jüngere wieder das Wort. „Wie dem auch sei, ich wollte mich von ihr verabschieden. Sie hat ihren bevorstehenden Tod mit Humor genommen.“ Naruto grinste sarkastisch. „Doch da Frauen von Natur aus neugierig sind, erlaubte ich ihr eine letzte Frage und die galt überraschenderweise deinem Befinden.“ Sasuke trank einem Schluck Gin und prostete seinem Freund zu. „Natürlich sage ich einem Todgeweihten die Wahrheit … tja und dann geschah das Ungewöhnliche.“ Der Blonde machte ein überlegendes Gesicht. „Was?“ Naruto zuckte mit den Schultern. „Sie schrie. Zum ersten Mal, seit sie aufgeflogen ist, zerbröckelte ihre Fassade. Der Schrei war ein Ausdruck ihrer Seele, Tränen folgten, vollkommen unkontrolliert. Das war so ganz und gar nicht ihre Art.“ Er hob sein Glas, prostete seinem Chef zu, dessen Miene unleserlich war und trank seinen Gin in einem Zug aus. „Bis zu diesem Moment hatte ich geglaubt, sie wäre dir in Sache Gefühle ähnlich, doch das ist sie nicht.“ Naruto stand auf, stellte das Glas auf den Tisch und blickte Sasuke direkt in die Augen. „Ihre Gefühle dir gegenüber waren nicht gespielt, sondern echt.“ Zum ersten Mal seit über zwei Wochen zuckte etwas in Sasuke zusammen. Etwas in seinem tiefsten Inneren regte sich, denn Naruto konnte an den dunkelblauen Augen seines Chefs sehen, dass seine Worte etwas bewegt hatten. Er versuchte noch einen draufzusetzen. „So im Nachhinein denke ich, dass sie schon viel eher nach Informationen hätte suchen können, die dich direkt ans Messer geliefert hätten, doch irgendwas musste sie davon abgehalten haben.“ Naruto verschloss seine schwarze Jacke. „Ich nehme mal als, dass sie geglaubt hat, deine Gefühle für sie wären so echt wie ihre.“ Er seufzte tief. „Tja, wie sehr man sich heutzutage täuschen kann. Nun denn, das war eigentlich alles, was ich dir zu sagen hatte.“ Er nickte knapp und wollte sich zum Gehen wenden, als sich hinter ihm jemand regte. Sasuke war nun ebenfalls ausgestanden. „Fahr sofort in der Villa am Waldrand vorbei und bring sie her.“ Naruto hob eine Augenbraue. „Bitte?“ „Du sollst sie herbringen, verdammt!“ ~*~ Ihre Stimme versagte, kein Laut drang aus ihrer Kehle und sie versuchte zu schlucken. Sakura war am Ende ihrer Kräfte. Sie konnte nicht mehr, keine Träne lief mehr, ihre Nerven waren am Ende. Unruhig atmend versuchte sie sich in den Griff zu bekommen, doch durch ihre Gedanken jagte nur ein Name. Sasuke. Immer wieder zog sich ihr Herz zusammen, als sie daran dachte, dass er mit einer anderen Frau schlief. Innerlich war sie gestorben, gebrochen, zerstört. Warum konnte sie ihre Gefühle nicht einfach abstellen? Warum musste sie außer körperlichen Schmerzen jetzt auch noch Herzschmerzen haben? Hatte man sie nicht schon genug gequält? Sakura wollte erneut ihre Ohnmacht heraus schreien, doch wieder drang kein Laut über ihre Lippen. Was war sie doch für eine jämmerliche Versagerin! Plötzlich horchte Sakura auf. Sie hatte etwas gehört. Vorsichtig drehte sie sich ein wenig, wurde jedoch von ihren schmerzenden Handgelenken dabei behindert sich aufzusetzen. Kamen ihre Mörder jetzt? Sie würde es begrüßen, um endlich von diesem Elend befreit zu sein. Hoffentlich ließen diese sich nicht so lange aufhalten wie die Henker. Sakura vergaß fast zu atmen, als sie ein lautes Fluchen auf der anderen Seite des Raumes vernommen hatte. Wie gelähmt starrte sie zur Tür und versuchte ihr blutverklebtes Auge zu öffnen. Allerdings ließ sie es Sekunden später bereits bleiben, da ihre Versuche zwecklos blieben. Das Zahlenschloss knackte und die Tür wurde aufgedrückt. Sakura biss sich auf die blutige Lippe und riss das freie Auge auf. Ihr ganzer Körper erstarrte und ihre Hände formten sich zu Fäusten. „Bist du gekommen, um mich weiter zu quälen?“, flüsterte sie heiser und sah angewidert auf ihren Besucher. Dieser jedoch antwortete nicht, sondern trat in wenigen Schritten auf sie zu. Die Miene des rothaarigen Henkers blieb unbewegt, er beugte sich zu ihr runter und griff ihr unter die Achseln, damit er sie hinsetzten konnte. An der Schulter hielt er sie mit einer Hand fest und ihr jagte es einen Schauer über den Rücken, als sie in seine Jadeaugen sah. Keinerlei Gefühle waren darin zu erkennen, sondern nur der jetzige Augenblick. Gekonnt klappte er das Taschenmesser auf und Sakura zog scharf die Luft ein. Wollte man sie vor ihrem Tod noch weiter entstellen? Sie dachte an die Brandwunden an ihrem Armen und versuchte ihren heftigen Atem unter Kontrolle zu bekommen. Nein, sie würde sich auch jetzt keine Blöße geben, nicht vor einem Henker. Doch trotzdem zuckte sie zusammen, als sie vernahm, wie er mit dem Messer ihren Pullover vom Hals aufschlitzte. Der Gedanke, er würde sich an ihr vergehen, so wie einst an Ino, stieg in ihr auf. Sakura hob schmerzvoll die Arme und drückte sie gegen seine Schulter, als er sich näher zu ihr beugte. Nein, niemals würde sie fremde Hände über ihren Körper fahren lassen und zulassen, dass man sie für ein paar Momente Geilheit benutzte. Lieber würde sie sterben und versuchen sich irgendwie zu wehren, auch wenn sie angesichts der Tatsache nicht viel ausrichten konnte. Gerade als sie zum Schreien ansetzten wollte und den Schmerz ihrer Kehle spürte, bemerkte sie wie zwei warme Hände sich um ihren Oberkörper schlangen und auf ihren Rücken glitten. „Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du die Arme noch ein wenig höher heben würdest“, vernahm sie die dunkle und kühle Stimme des Henkers. Ohne zu wissen warum, tat sie, was er verlangte und spürte Sekunden später, dass er etwas straff um ihren Oberkörper wickelte. Sakura sah auf sich herunter und bemerkte den weißen Verband in seinen Händen, der immer wieder gekonnt von ihre Brust bis zum Rücken wanderte. Als dieser aufgebraucht war und jede angeschlagene Stelle ein wenig schmerzgedämpft war, lehnte sie erneut gegen die kahle Wand und sah ihren Vordermann an. Sakura sah wie in Trance, wie seine Hände erneut in seiner Jackentasche verschwanden und ein paar Arzneimittel zum Vorschein kamen. Gaara öffnete eine kleine Flasche und sofort stieg Sakura der hässliche Geruch von Alkohol in die Nase. „W-Was tust du?“, flüsterte sie kaum hörbar und stöhnte, als er ein nasses Tuch, durchtränkt mit Alkohol, auf die Wunde an ihrem Bein drückte. „Wonach sieht es denn aus?“, sprach Gaara ohne bei seiner ärztlichen Versorgung innezuhalten. Sakura runzelte die Stirn. Sie war verwirrt. „Du hilfst mir.“ „Was dagegen?“ Er verband ihren Arm und hob dann ihr Kinn an, sodass sie sich in die Augen sahen. Dabei rieb er mit einem leicht feuchten Tuch vorsichtig über ihr blutverschmiertes Auge. „N-Nein… aber warum?“ Gaara grinste, jedoch war es anders, als wie sie ihn sonst hatte grinsen sehen. Dieses Mal erschien es ihr spitzbübisch und voller Vorfreude. „Ich kann dich hier nicht rausschleppen, wenn du bei der kleinsten Bewegung zusammenbrichst“, erklärte er, als er ein großes Pflaster auf ihre Stirn klebte. „Außerdem ist jetzt der einzig günstige Augenblick, in dem ich dich dem FBI übergeben kann.“ Sakura verschlug es gänzlich die Sprache, mit großen geweiteten Augen starrte sie ihren Vordermann an. „Du, du bist…“ „Einer von deinen Kollegen, ja“, sprach er kurz angebunden und packte seine Arzneimittel wieder ein. Dann piepte etwas in seiner Jackentasche. Sofort zog Gaara einen kleinen Stick hervor und sah auf den Display. Seine Miene verhärtete sich. „Sieht so aus, als bekämen wir Besuch, also kurze Planänderung.“ Bevor Sakura auch nur irgendetwas sagen konnte, war er schon aufgestanden und schritt den Raum ab. Irritiert sah sie, wie er schließlich stehen blieb und sich bückte. Gekonnt legte er erneut den Stick auf die Steinplatte und Sakura sah erstaunt, dass dieser sich in der Platte fest fraß, sodass Gaara die Steinplatte hoch hob und eine Art Falltür entstand. Grinsend stieg er hinein und lugte mit dem Kopf hervor. Sakura bekam das Gefühl, dass alles für ihn nichts weiter als ein großes Spiel war, dessen Regeln nur er kannte. Mit gemischtem Gefühl erhob sie sich schwerfällig und ließ sich von ihm helfen, dieses Gefängnis zu verlassen. Schnell merkte sie, dass ihr Fluchtweg nicht besonders hoch war und sie krabbeln musste. Gaara zog die Platte wieder auf ihren richtigen Platz und legte einen Arm um Sakuras Hüfte, denn sie hatte Probleme, sich gebückt zu halten, da ihre Knie schmerzten, als würden tausend Nadeln sie durchstechen. Gaara zog sie in seine Arme und sie legte ihren Kopf gegen seine Brust. Überrascht vernahm sie das heftige Klopfen seines Herzens. Es klang wie ihres und sie sah vorsichtig zu ihm auf. Sein Blick jedoch war stur auf die Falltür über ihnen gerichtet. Ihr wurde bewusst, dass er genauso Angst davor hatte aufzufliegen wie sie. Sakura krallte sich in seine schwarze Jacke und sah auf seine Arme. Sie erinnerte sich an jenen Tag, als sie die Henker aufgedeckt hatte. Die Notizen über den Rothaarigen waren ihr in Erinnerung geblieben. Sie hatte geglaubt, er würde die gefährliche und risikoreiche Arbeit der Henker machen, abgebrüht, grausam und gefühlskalt. Doch stattdessen arbeitete er für den Staat und kam einer Aufgabe nach, die nur den Besten der Besten zugetraut wurde. Wie sie, musste auch er vom FBI geschickt worden sein, doch anders als sie schien er mit seinem Job keinerlei Probleme haben. Schon alleine wie er sie aus dem Raum befreit hatte, hatte ihr gezeigt, dass er jeden seiner Schritte ganz genau durchgeplant hatte. Ihr Herz zog sich zusammen und sie sah wieder zu ihm hoch. Ino musste noch am Leben sein, dessen war sie sich ganz sicher. Wenn Gaara wirklich die Aufgabe zugefallen war, sie zu beseitigen, so musste er ein Schlupfloch für ihre Freundin gefunden haben, zumindest dann, wenn sie auf derselben Seite standen. Über ihnen glitt die Tür auf und jemand trat ein. Seine dumpfen Schritte ließen die beiden Verräter fast aufhören zu atmen. Mit klopfenden Herzen wurde Gaaras Griff um sie fester. Ein paar Mal schien der Unbekannte sich zu wenden, schließlich vernahmen sie seine Stimme. Bereits beim zweiten Wort hatte Sakura den blonden Henker erkannt. Er schien verärgert und telefonierte. Dabei ging es direkt um sie. Er verfluchte sich dafür, dass sie ihm entwischt war und brüllte gleichzeitig seine Wut in den Hörer. Wie konnte eine verletzte Person wie sie so spurlos verschwinden. Naruto hörte seinem Gesprächspartner aufmerksam zu, bis er schließlich versprach Späher auf sie anzusetzen. So wie es aussah, müsste sie schon längst über alle Berge sein. Kurz verstummte die Stimme. Schließlich stürmten energische Schritte aus dem Raum und die Tür fiel laut hinter ihm zu. Erleichtert atmete Gaara aus und seine Haltung entspannte sich. „Jetzt wird’s zwar ein wenig länger dauern, ehe wir hier raus sind, aber immerhin ist Uzumaki weg.“ Sakura nickte und bemerkte, dass Gaara sich in gebückter Haltung durch den dunklen Gang schlich. Sie tat es ihm gleich, biss sich jedoch bei jeder kleinen Bewegung auf die Unterlippe, da ein Schmerz durch ihr verletztes Bein zog. „Wie bist du eigentlich in die Villa gekommen?“ Er zuckte die Schultern und erklärte: „Die Überwachungskameras sind einem kleinen Stromausfall zum Opfer gefallen, der Rest war einfach, zumindest dank Marklers genialem Sticks. So konnte ich das große Tor überwachen, für den Fall, dass einer ungefragt hineinschneien würde, was ja auch der Fall war. Ja… und den Code eingeben. Pain, einer deiner prozentuellen Mörder hat den wohl zur Sicherheit geändert. Na ja, wirklich aufgehalten hat er mich zumindest nicht.“ Sakura nickte, auch wenn einiges noch nicht wirklich klar für sie war. „Woher wusstest du von diesem Gang?“ Gaara tastete sich vorsichtig voran und blieb schließlich stehen, sodass Sakura ihn anstieß. „Bevor ich als Henker anfing, wusste ich durch gewisse Informationen, dass Uchiha auf der Suche nach einem ganz besonderen Haus war, tja und ich habe mir halt all diese besonderen Kunstwerke einmal genauer angesehen. Dabei ist mit dieser kleine Gang ins Auge gefallen.“ Der Rothaarige stemmte sich gegen die Wand und bemerkte, dass sie sich ein kleines Stück zur Seite drehte. „Eigentlich habe ich gedacht, wir könnten gemütlich vorne rausspazieren, doch Uzumaki wird die Kameras im Haus wieder angestellt haben. Sorry Haruno, aber es wird gleich ein wenig kalt.“ Er warf noch mal einen Seitenblick auf den Stick, damit er ganz sicher sein konnte, dass der blonde Henker das Grundstück bereits wieder verlassen hatte. Erst dann stieß er die Steinwand ganz zur Seite. Im ersten Moment schlug Sakura kalte Luft entgegen, dann staunte sie, als sie Treppen erkannte, die ins Wasser führten und sofort wusste sie, wo sie sich befand. Sofort fühlte sich Sakura zurückversetzt an jenen Abend, als sie Sasuke in dieser Villa zum ersten Mal verführt hatte. Damals hatten sie sich zum ersten Mal im Wasser des Pools geliebt und ihr waren sofort die Treppen zu dieser Wand aufgefallen. Damals hatte sie gedacht, sie wären nur ein wichtiger Schnickschnack für Reiche und Schöne. Jetzt wurde sie eines besseren belehrt. Gaara zog sie aus der kleinen Öffnung und bemerkte, dass ihre Bewegungsfreiheit noch immer eingeschränkt war. Er schlang einen Arm um ihre Taille, um sie zu stützen, dann stieg er mit ihr in das eisige Wasser und Sakura versuchte ihre brennende Haut zu ignorieren. Tapfer biss sie die Zähne zusammen und ließ den künstlichen Wasserfall hinter sich. „Wohin müssen wir jetzt?“, flüsterte sie mit klappernden Zähnen, als er sie aus dem Wasser hob und an den Rand setzte. „Denselben Weg, den du vor ein, zwei Wochen gerannt bist, allerdings haben wir dieses mal etwas mehr Zeit.“ Wieder stützte Gaara sie und zum ersten Mal war Sakura froh, dass er einer der Henker war. Die Gewissheit, dass sie nie ganz verloren gewesen war, beruhigte sie auf einer gewissen Art und Weise. „Woher kennst du den genauen Weg durch den Irrgarten?“, wollte sie wissen, als sie den Springbrunnen erreichten. „Einen Tag bevor du aufgeflogen bist, habe ich den Weg gecheckt. Ich mag es nicht, wenn ich mich in der Umgebung meines Zielobjektes nicht auskenne. Uchiha hat die Hecke erst vor einem Monat oder so richten lassen. Von daher war es nur eine Frage der Zeit, wann ich mich hier umsehe.“ Sakura schluckte hart und ihr wurde etwas leichter ums Herz. Es tat gut endlich einmal nicht mehr alleine durch die Höhle des Löwen zu müssen. Eine leitende Hand an der Seite wirkte beruhigend auf sie und so nahm sie wie durch einen dichten Nebel wahr, wie sie den großen Springbrunnen hinter sich ließen, vor dem hohen Zaun standen und Gaara ihr durch die Stangen half. Ihr Blick klärte sich erst wieder, als sie den dunklen Wald vor sich bemerkte. Gaara folgte ihren Blick und erklärte: „Nicht mehr lange und wir erreichen einen Kleinwagen.“ Sakura nickte und versuchte das aufkommende Zittern zu unterdrücken. Mit bloßen Füßen stand sie im Schnee und spürte den eisigen Wind, der um ihren Körper heulte, nur um den zu Beginn leichten Schneesturm ungewöhnlich heftig werden zu lassen. Wahrscheinlich hatte ihr Retter ihre Flucht sogar nach dem Wetter geplant. „Komm, ich trage dich.“ Noch bevor Sakura reagieren konnte, nahm der Rothaarige sie Huckepack und setzte seinen Weg zielsicher fort. Sie stöhnte leise, als er sie auf seinen Rücken gezogen hatte und die Arme um ihre Beine schlang. „Wo genau willst du mich eigentlich absetzten?“, fragte sie leise und der Henker erklärte: „Im South-West Hospital. Mein Bruder erwartet dich da, ebenso wie deine beiden Kollegen Watson und Inuzuka.“ Sakura lächelte, doch gleichzeitig wurde ihr eine Lücke im Plan bewusst. „Wird Sasuke nicht sämtliche Krankenhäuser überwachen? Er weißt doch jetzt, dass ich geflohen bin und vermutet, dass ich keine Hilfe gehabt habe, da liegt es doch nahe, zuerst im Krankenhaus nachzusehen.“ Gaara lachte leise. „Tja, du wirst auch nicht so wie du bist reinspazieren. Im Auto warten Wechselklamotten und so was wie eine Perücke auf dich.“ Der Sturm wurde heftiger und Sakura drückte sich unweigerlich enger an ihren Gefolgsmann. Dieser beschleunigte seine Schritte weiter. „Gleich sind wir da.“ „Kannst du Gedanken lesen?“, nuschelte sie und wieder hörte sie ihn leise lachen. „Nein, aber ich weiß, wie es ist, wenn man absolut in der Scheiße steckt.“ „Kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen.“ „Was meinst du, wie ich Watson kennen gelernt habe? Sai hat meinen Arsch öfter gerettet, als ich zählen konnte.“ Sakura musste grinsen und sah ihrem Kollegen über die Schulter. Noch nie war sie so glücklich ein Auto zu sehen. Halb eingeschneit lag der Kleinwagen versteckt hinter Büschen. Behutsam setzte Gaara sie ab und schloss das Auto auf, dann zog er eine Tüte mit Klamotten hervor. Sakura starrte währenddessen auf ihre schlammverschmierten schmerzenden Füße. Die Arme um ihren Körper geschlungen, hob sie den Kopf. „Versuch hinein zu schlüpfen.“ Gaara hielt ihr einen dunkelgrauen Mantel hin. „Zieh darunter die Hose aus, dann wird es nämlich so aussehen, als hättest du einen Rock an und glaub mir, die Idioten, die auf dich angesetzt worden sind, werden alles erwarten, aber keine reizende Lady.“ Sie tat, was er verlangte und ließ die Hose zu Boden sinken. Dann nahm sie die hohen schwarzen Stiefel an und er half ihr hinein. Der lange, dicke, schwarze Schal und die Mütze, die sie sich tief ins Gesicht zog, sollte ihr helfen, ihre rosafarbenen Haare zu verdecken. Dann stieg sie in das Auto und versuchte sich festzuschnallen, jedoch waren die Schmerzen so groß, dass Gaara dies übernahm. Ihre Fahrt zum Hospital verlief zuerst schweigend. Der bedrohliche Wald war Sakura noch nie so Furcht einflößend vorgekommen, wie zu Beginn dieser Nacht. Erst als sie von weitem die Stadt sehen konnte, das Licht der hellen Straßenlaternen auf ihr Gesicht fiel, fühlte sie so etwas wie einen Befreiungsschlag. Tränen der Erleichterung rollten über ihre Wange. „Wo ist Ino?“ Ein leichtes Lächeln huschte über Gaaras Lippen und ohne den Blick von der Straße zu nehmen, antwortete er: „In Sicherheit und da, wo sie keine Faxen machen kann.“ „Du hast ihr also nichts getan?“ Der rothaarige Henker legte den Kopf ein wenig schief. Inwiefern definierte man nichts getan haben? „Nein. Ich konnte sie raus hauen.“ Er bog ab und Sakura sah nach draußen. Bekannte Geschäfte, Restaurants und Wohnhäuser zogen an ihr vorbei. Ihr wurde bewusst, wie sehr sie das alles vermissen würde, denn eins war ihr bereits jetzt klar. In Los Angeles konnte sie nicht bleiben. Sakura bemerkte nicht, wie ihr Nebenmann sie aus dem Augenwinkel heraus verstohlen musterte. Seine Miene war unergründlich. „Wenn ich dich gleich vor dem Krankenhaus absetzte, dann gehst du einfach geradeaus. Du kommst an der Ambulanz und an der Notaufnahme vorbei. In der folgenden großen Wartehalle steht rechts eine Automatenschlange. Dort steht ein Arzt mit dunkelblonden Haaren und genau den musst du ansprechen. Er wird sich um dich kümmern.“ Sie nickte knapp und dann sah sie von weitem auch schon das Krankenhaus. Neben ihr zog sich Gaara ebenfalls eine Mütze auf, setzte sich eine Brille mit dickem Gestell auf die Nase und klebte sich mit einer Hand einen künstlichen Ziegenbart ans Kinn. „Nun denn, Kollege, ich wünsche dir viel Glück.“ Er bog rechts ein und Sakura griff zur Türklinke, als ihr noch etwas einfiel. „Ist Gaara dein richtiger Name?“ Der Rothaarige strich ihr über die Mütze und meinte: „Vielleicht.“ Dann hielt er und Sakura konnte das Chaos eines ganz normalen Hospitals ausmachen. Gerade als sie die Tür öffnen wollte, hielt er sie fest und zog sie näher zu sich. „Bevor ich dich gehen lasse, gib mir einen Kuss, Liebling.“ Sakura wäre fast aus allen Wolken gefallen, als ihr die Wandlungsfähigkeit ihres Kollegen bewusst wurde. Von einer Sekunde zur nächsten konnte er in vollkommen verschiedene Rollen schlüpfen. Sie lächelte und hauchte ihm das gewollte auf die Lippen, danach flüsterte sie leise: „Danke.“ „Kein Problem, ist mein Job.“ Die Rosahaarige riss die Tür auf und setzte den ersten Schritt zurück in die Zivilisation. Hinter ihr fuhr das Auto weg und sie hob den Kopf. Möglichst normal versuchte sie das Krankenhaus zu betreten. Dabei ignorierte sie die Schmerzen, die wie Nadeln durch ihren Körper fuhren. Ihr musste es nur gelingen, ihr verletztes Bein unter Kontrolle zu halten und es nicht nachzuziehen. Sie atmete flach, um ihre Rippen nicht zu sehr zu belasten. So normal wie sie konnte, folgte sie der Weganweisung ihres Kollegen und schritt dabei durch die Besucher, Verletzten und Krankenschwestern, sowie Helfer. Eine kräftige Hand legte sich auf Sakuras Schulter und sie verkrampfte sich. Zögerlich und langsam drehte sie sich um und blickte in das Gesicht eines großen hünenhaften Mannes. Quer über seinen kahl rasierten Kopf sprang ein Tatoo. In dieser Sekunde setzte ihr Herz aus, erst als ein sympathisches Lächeln über das Gesicht des Mannes huschte, entspannte sie sich ein wenig. „Entschuldigen Sie Miss, aber könnten Sie mir sagen, in welchem Stockwerk ich die Säuglingstation finde? Ich habe leider meine Brille zu Hause gelassen und kann die Schilder nicht lesen.“ Unweigerlich musste Sakura leicht grinsen und drehte sich um, damit sie einen Blick auf die Auskunftsschilder werfen konnte. Dabei fiel ihr ein Mann mit dunklen Haaren und einem beigen Mantel auf. Er saß neben einer alten Frau und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Sakura kannte ihn nicht, doch als sie etwas weiter nach rechts sah, entdeckte sie einen Mann, dessen Gesicht sie wohl niemals vergessen würde. Shikamaru Nara sah sich um Raum um, dann schritt er zur Telefonzelle und warf Geld ein. Nur mit Mühe und Not konnte Sakura sich losreißen und wendete sich an den Hünen neben sich. „Sie gehen einfach links den Gang entlang und fahren mit dem Aufzug in den vierten Stock. Dann müssten Sie auf dem richtigen Weg sein.“ Er bedankte sich höflich und zog von dannen. Zur selben Zeit drehte sich Sakura um, damit auch sie ihren Weg fortsetzen konnten und schritt mit klopfendem Herzen durch den Gang. Sie durfte sich nicht umdrehen, ganz normal bleiben, ruhig bleiben. Sakura atmete weiterhin flach, jedoch bemerkte sie, dass etwas ihren Mantel am Oberarm verfärbte. Sie sah auf den dunklen Flecken, der selbst das Grau noch eine Spur vertiefte und ihr wurde bewusst, dass sie sich beeilen musste, um den besagten Arzt zu finden. Nach einer halben Ewigkeit, einen großen Kampf mit sich selbst und extremen Durchhaltevermögen schaffte sie es bis zur besagten Halle und suchte nach den Automaten. Schweißperlen liefen der Rosahaarigen über die Stirn und sie war am Ende ihrer Kräfte, als sie endlich einen blonden Arzt ausmachen konnte. Sie schluckte hart und schwor sich, dass sie es zumindest noch bis zum Ziel schaffen würde. Schwerfällig durchquerte sie die Halle, schließlich drehte sich der Arzt um und öffnete seine Coladose. Als Sakura nur noch ein paar Schritte von ihm entfernt war, bemerkte sie eine überraschende Ähnlichkeit. Die Konturen seines Gesichts und seine Augenfarbe ähnelten denen ihres Kollegen, der sie vor wenigen Minuten vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Als er bemerkte, dass sie auf ihn zusteuerte, verschwand sein Lächeln. Atemlos griff sie zu seinem Kittel um sich daran festzuhalten. Kurz sah sie auf sein Namensschild. „D-Dr. Sabakuno… bitte, ich h-habe Probleme m-mit meinen R-Rippen und mein Kopf… er…“ Bevor sie weiter reden konnte, taumelte sie und spürte sofort, wie sich zwei starke Hände um ihren Oberkörper schlangen. Behutsam setzte der Arzt sie auf dem Boden ab, als sie unter dieser sanften Berührung vor Schmerzen stöhnte. Sofort verlangte der Blonde von einer Schwester nach Unterstützung. „Sakura Haruno?“ Sie nickte schwach, als er sich über sie gebeugt hatte, damit sie sich möglichst leise unterhalten konnten. „Ich werde versuchen, Sie unauffällig in ein Behandlungszimmer zu bringen, erklären Sie mir, wo Sie schmerzen haben, hey!“ Seine Stimme wurde lauter und Sakura bemerkte, wie ihre Sicht leicht verschwommene Formen annahm. Sie sah an die Decke und spürte dann, wir ihr immer wieder jemand gegen die Wange tatschte. „Hier bleiben! Miss, gucken Sie mich an!“ Ein müdes Lächeln zierte ihre Lippen. Warum konnte sie nicht einfach die Augen schließen und schlafen… so lange bis sie der ganze Alptraum vorbei war. Ihr Kopf fiel zur Seite, die Welt um sie herum verschwand für eine sehr lange Zeit. Die Hilfe, die man ihr zukommen ließ, spürte sie nicht mehr. Zu tief fiel sie in das tiefe schwarze Loch, was schon lange auf sie gewartet hatte. ~*~ Schweigsam und wie in Trance saß Ino seit Stunden an dem Bett ihrer besten Freundin. Ihre rechte Hand umschloss die der Bewusstlosen. Mit der anderen Hand strich die Blonde Sakura immer wieder über die Haare. Ino hatte einen dicken Kloß im Hals und riss sich jedes Mal aufs Neue Zusammen, keine Träne durchzulassen. Zuerst war ihr ein Stein vom Herzen gefallen, als man ihr berichtet hatte, dass Sakura lebte. Doch als sie gesehen hatte, welches Leid ihr zugefügt worden war... Ein Wunder, dass sie es ganz alleine durch das Krankenhaus geschafft hatte. Die Blondine seufzte leise und sah auf die Hand ihrer Freundin, die sie fest umklammerte. Hatte sie Sakura nicht versprochen, immer für sie da zu sein? Und wo war sie gewesen, als es hart auf hart gekommen war? Sie war untergetaucht, weil sie sich einen kleinen Fehler erlaubt hatte. Eine Schande. „Es tut mir leid, Sakura“, flüsterte sie leise und versuchte das aufkommende Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. „Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mit dir getauscht, denn so etwas hast du nicht verdient!“ Sie sah aus dem Fenster und beobachtete den starken Schneesturm. Das Wetter war auf ihrer Seite gewesen, selten hatten sie solch ein Glück genossen. „Du solltest aufhören dir Vorwürfe zu machen“, ertönte eine tiefe Stimme und sie drehte sich um. Ibiki trat näher. „Uchiha ist nur auf Haruno angesprungen, ihr blieb keine Wahl. Genauso wenig wir dir eine geblieben ist, als Sabakuno deinen Kopf aus der Schlinge gezogen hat.“ Sie sah ihren alten Ausbilder an, ihre Miene war ernst. „Ich hätte mit diesen Folgen rechnen müssen, oder? Ist es das, was Sie mir sagen wollen?“ Sie klang erzürnt und wütend. Der große Mann war sich dem Tonfall ihrer Stimme bewusst und versuchte ruhig zu bleiben. „Nein, Ino. Deine Reaktion ist menschlich. Es ist normal, dass du dich jetzt fragst, ob du richtig gehandelt hast oder ob du nicht doch einen Fehler begannen hast. Jeder erlebt einmal diesen Scheitelpunkt.“ Ino schluckte hart und sah wieder auf ihre beste Freundin. „Haben Sie sich jemals an einem solchen Punkt befunden?“ „Natürlich.“ Der Ausbilder seufzte tief und zum ersten Mal wurde sich Ibiki seines Alters bewusst. Er war schon so lange im Dienst, dass auch er fast vergessen hatte, wie es war, wenn man mit etwas sehr Wertvolles verlor. Manche Erfahrungen schmeckten so bitter, wie ein Tropfen des Lebens. Die Tatsache, dass eine seiner jüngsten Agentinnen kurz vorm Aufgeben war, zeigte ihm, wie sehr die Welt doch dieselbe geblieben war. „Ich musste mit ansehen, wie meine Frau mit meinen beiden Kindern nach Europa zog, weil es an meiner Seite zu gefährlich war. Nun ja, es gab ein ziemlich hässliches Gerichtsverfahren.“ „Was haben Sie getan?“, wollte Ino leise wissen und hörte wie er fortfuhr. „Ich habe meiner Frau recht gegeben und sie ziehen lassen. Es war eine bittere aber lehrreiche Erfahrung.“ Ino stand auf und sah ihren ehemaligen Ausbilder einen Augenblick lang schweigend an. Dann sprach sie: „Das tut mir leid.“ „Muss es nicht…“ Er lächelte. „Man gewöhnt sich daran, einsam zu sein. Geh und hol dir was zu trinken. Du kannst eine Pause gebrauchen.“ Stumm kam sie seiner Aufforderung nach und schritt aus dem Zimmer. Müde fuhr sie sich durch das lange blonde Haar und ging den langen dämmrigen Flur, um am Ende einen Automaten zu bedienen. Die Blondine kramte nach ihrer Geldbörse, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Erschöpfte Tränen flossen über ihre Wangen und sie biss sich wütend auf die Unterlippe. Warum verlief in letzter Zeit nichts so wie es sein sollte? Eine fremde Hand warf Geld in den Automaten und drückte die Taste für den Kaffee. Ino schniefte und murmelte: „Danke.“ „Kein Problem.“ Erschrocken verkrampfte sie sich und atmete einen zarten unauffälligen Duft ein. Ein kurzer Blick nach rechts beruhigte sie und ihr Innerstes entspannte sich. „Kannst du dich nicht lauter anschleichen, Gaara?“ Er lächelte zynisch. „Mal sehen, was sich machen lässt.“ „Wie gütig. Was machst du hier?“ Seit er ihr das Leben gerettet hatte, war die Beziehung, die sie zueinander hegten, ein wenig seltsam geworden. Fast schon distanziert. Tief im Innersten bedauerte sie das, doch manchmal fragte sich Ino, ob es nicht vielleicht auch besser so war, schließlich wusste sie rein gar nichts über Gaara, außer seinem Namen. Er war das, was Ibiki einst einen Schattenagenten genannt hatte. Jemand, der nur für den Staat lebte, der seiner Pflicht nachkam und nichts anderes kannte. „Mein Boss rief mich hierher. Er meinte, ich sollte mich nicht selbst ganz vergessen.“ „Was er wohl damit meinte?“, versuchte Ino zu witzeln als sie den Kaffee zur Hand nahm. Gerade als Gaara antworten wollte, spürte er, wie jemand ihm den Lauf einer Pistole an den Hinterkopf hielt. Ruckartig riss Ino den Kopf herum und eine unbekannte Stimme sprach energisch: „Eine falsche Bewegung und ich puste dir dein Hirn weg!“ Es ist schwerer, Gefühle, die man hat, zu verbergen, als solche, die man nicht hat, zu heucheln. Kapitel 13: Das Wertvollste eines Menschen. ------------------------------------------- . . . Wenn du glaubst, du hast alles erreicht, kommt der Moment und dir wird klar, alles wofür du bis jetzt gekämpft hast, war sinnlos, deine Mühe vergebens, deine Anstrengung umsonst. Und dann überfällt dich eine Müdigkeit, deine Kraft ist zu Ende und du hörst auf zu rennen und nach etwas zu streben, was in weite Ferne gerückt ist. Ino erstarrte, mit einem Ruck drehte sie sich um und sah an Gaara vorbei. Im ersten Moment erkannte sie ihren Kollegen nicht, doch dann kroch die Gewissheit in ihr hoch. „K-Kiba.“ Ihre Worte waren leise und klangen unsicher. „H-Hör auf damit! I-Ihr steht auf einer Seite!“ Doch der Inuzuka reagierte nicht, seine Miene war unbewegt und fest entschlossen. Langsam drehte Gaara sich um, auch in seiner Miene war angesichts des Todes nicht zu erkennen, ob er Furcht hatte oder einfach nur abgehärtet war. „Er ist ein Henker!“, zischte Kiba voller Abscheu und der Rothaarige grinste kurz. Dann nickte er und Ino hörte die Sicherung der Pistole klicken. „Mach keinen Scheiß!“, entfuhr es ihr hysterisch. „Er mag ein Henker sein, doch er hat Sakura und mir das Leben gerettet!“ Gaara und Kiba sahen sich kurz in die Augen, dann wandte der Braunhaarige seinen Blick ab und sah zu Boden. Wütend biss er sich auf die Lippen. Der andere vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen und verstand die Reaktion seines Gegenübers. Es machte einen rasend, wenn man täglich mit ansehen musste, dass der Job, den man ausübte, nicht immer die gewünschte Zufriedenheit mit sich brachte. „Verzeih.“ Die Worte waren so leise über Kibas Lippen gekommen, dass Ino glaubte sich verhört zu haben, doch Gaaras Gehör war wohl um einiges besser als ihres, denn er nickte nur und sprach: „Hast du eine Zigarette?“ Überrascht zog Kiba eine hervor und der Rothaarige bedankte sich. Genüsslich blies er den Rauch aus und schwieg. Ino wusste nicht ganz, wie sie sich in solch einer Situation zu verhalten hatte. Kiba dagegen wollte die aufkommende Stille dagegen lieber aufrechterhalten. „Seid ihr immer so schweigsam, wenn ihr beisammen seit?“, unterbrach Gaara sie schließlich nach einer unbequemen Ewigkeit und die Blondine lächelte unsicher. Sie wusste nicht, was man nun von ihr erwartete. Rechts von ihr stand Gaara, der Mann mit dem sie wunderschöne Stunden des Sex verbracht hatte und wo sie hoffte, ihn näher kennen zu lernen, wenn der ganze Alptraum vorbei war und links von ihr stand ihr Kollege, mit dem sie seit einer langen Zeit zusammenarbeitete und der eigentlich von fast jeden ihrer Schritte in Kenntnis gesetzt wurde. Doch ihr Verhältnis zu Gaara schien noch ein Geheimnis zu sein, denn weder Ibiki noch Tsunade oder einer ihrer Kollegen hatte sie bis jetzt darauf angesprochen. Ino fragte sich, ob Gaara mit niemandem über das sprach, was er erlebte oder ob niemand ein Auge auf ihn hatte, denn er schien so gelassen zu sein, wie man als potenzieller Verräter nur sein konnte. Sie entschloss sich, dem Schweigen ein Ende zu setzten und wollte gerade seine Frage beantworten, als ihr jemand zuvor kam. „Nein.“ Die fremde Stimme ließ die Köpfe der drei Agenten nach links rucken und Ino erkannte Sai, der soeben aus der Besprechung mit Dr. Sabakuno und Sarutobi kam. „Wir achten halt ein wenig darauf, was wir von uns geben.“ Ein breites Grinsen fuhr über die Gesichtszüge des Schwarzhaarigen und Ino fragte sich, warum ihr Kollege so gut gelaunt auf sie zu schritt. Doch als auch Gaaras Haltung sich entspannte und er amüsiert den Kopf schief legte, war sie irritiert. „Sieht so aus, als hättest du mal wieder Recht, Kürbisköpfchen. Denn die Tatsache, dass es manchmal entscheidend für die eigene Haut ist, lässt wirklich so manche Stimmenbänder verstummen.“ Die beiden Männer traten aufeinander zu und schlugen jeweils die Rechte Hand zum Big Five ein. Einen kurzen Augenblick lang sahen sie sich stumm an, dann reichte Sai dem Rothaarigen eine Uhr. „Im ersten Moment habe ich wirklich geglaubt, du liegst unter der Erde und die Würmer haben ihren Spaß an dir, nun ja, wie gesagt im ersten Moment. Das Ziffernblatt bewies dann mal wieder deine Arroganz.“ Ungläubig sah Kiba von einem zum anderen. „Könntet ihr aufhören in Rätseln zu sprechen? Ino und ich würden euch gerne folgen.“ Die Blondine nickte und verschränkte die Arme vor der Brust. Lachend wandte sich Sai seinen zwei Kollegen zu und erklärte: „Gaara und ich sind alte Freunde. Wir kennen uns aus dem Dracula-Fall, ihr wisst schon, der Serienmörder damals in Orlando. Ich kam damals gerade von der Uni und Gaara von der Ausbildungszentrale. Nun ja, Fire-boy hat einen nicht gerade sympathischen Umgangston an den Tag gelegt.“ „Was man von dir ebenfalls nicht behaupten konnte“, schnaufte Ino belustigt und Sai hob empört eine Augenbraue. „Und wir sind überhaupt nicht nachtragend, Madame!“ „Ja, ja, ja!“, mischte sich Kiba ungeduldig ein. „Und woher wusstest du, dass Sabakuno am selben Fall arbeitet wie du? War das etwa schon die ganze Zeit klar oder...?“ „Nein“, sprach Gaara prompt und wehrte mit der Hand ab. „Es war eher Zufall.“ Sai nickte und erklärte: „Bis vor einigen Wochen habe ich sogar geglaubt, Gaara sei Uchiha zum Opfer gefallen. Ich wusste zwar, dass er an einem neuen Fall arbeitete, doch wir hatten seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr zueinander. Erst als man die geköpfte Leiche gefunden hat und dabei die Wertsachen untersuchte, gab es ein so genanntes Lebenszeichen. Die Uhr gehörte ihm und ich dachte zuerst, er wäre tot, doch dieses hübsche Ziffernblatt hat die Angewohnheit, ständig kleine Nachrichten zu verstecken.“ „Eigentlich war sie ja an Jiriaya gerichtet, doch der Depp scheint nicht in der Lage zu sein, sein Gehirn zu benutzen!“, brummte Gaara und trat zum nahe gelegenen Aschenbecher. Sai dagegen schien arg erfreut über seine Intelligenz. „Mein Glück jedenfalls war es, dass man mir seine Wertsachen aushändigte und ich somit in Kenntnis gesetzt war, dass es unter Uchiha noch einen weiteren Spion gab außer Sakura. Und als sie dann aufflog, hoffte ich halt, dass Gaara sie da rausholen würde.“ Kiba fiel es wie Schuppen von den Augen. „Ihr beide habt die ganze Zeit in Kontakt gestanden!“ „Natürlich.“, erboste sich Sai. „Meinst du, ich wäre sonst so locker mit dem Verschwinden zweier Kolleginnen gewesen? Durch einen kleinen Hinweis konnte ich Gaara den Tipp geben, dass ich wusste, was gespielt wurde.“ „Und wie?“ Ino wurde hellhörig und der Rothaarige erklärte: „Wir pflegen ein kleines Ritual unter uns. Das jetzt hier auszubreiten, ist nicht Ziel unserer harten Arbeit.“ Da die beiden Männer eine Spur breiter grinsten, rollte Ino mit den Augen. „Also im Klartext, ihr wusstet beide die ganze Zeit, was ablief.“ Sie nickten und Sai zwinkerte. „Sei nicht böse, Inolein. Aber manchmal ist es besser, wenn Männer ihre Arbeit wie echte Männer machen.“ „Total ignorant und teamunfähig!“, zischte die Blondine wütend. Die Tatsache, dass sie jemanden unter sich gehabt hatten, der die ganze Zeit über wusste, dass Sakura nicht auf verlorenen Posten gekämpft hatte, machte sie wütend. „Und wann hattet ihr vorgehabt, Sakura von eurem kleinen Spielchen zu erzählen?“ „Genau das war der Haken“, murmelte Sai leise. „Es gab keine Gelegenheit, Gaara einen Tipp bezüglich Uchihas Frau zu geben.“ Der Sabakuno nickte knapp. Er war aus allen Wolken gefallen, als sich die rosahaarige Mieze als FBI-Agentin entpuppt hatte. „Ganz ehrlich, Ino, Sakura hat ihre Arbeit so sauber gemacht, was ihre Rolle als nettes kleines Mädchen von nebenan anging, dass ich nicht den leisesten Verdacht gegen sie gehegt habe. Jede Handlung ergab bei ihr Sinn, ihr Lebenslauf war sauber, ihre Gestiken wirken nicht gespielt, ebenso wie ihr Umgang mit Uchiha. Sie war einfach zu…“, er suchte nach den richtigen Worten. „… zu echt. Unheimlich echt.“ Misstrauisch runzelte Kiba die Stirn. „Seltsam, war sie nicht in der Prüfung Undercover durchgefallen?“ Er wandte sich an Ino, diese zuckte jedoch nur mit den Schultern und sofort klingelte bei Gaara und Sai etwas. Sie warfen sich einen knappen Blick zu und der Jüngere versuchte die Situation in eine andere Richtung zu lenken. „Kann sein, aber du darfst nicht vergessen, dass Uchiha sie in dieser Zeit anziehend und attraktiv fand. Und wenn er so empfindet, dann liegt dieser Frau für einen kurzen Zeitraum die Welt zu Füßen.“ Kiba schüttelte sich bei diesen Gedanken und Sai schlug vor: „Ibiki hat uns frei gegeben und ich denke, wir alle brauchen mal wieder einen Tag nur für uns alleine.“ Er kramte in seiner Hosentasche und hielt seinen Kollegen jeweils drei Umschläge vor die Nase. „Drei verschiedene sichere Hotels und in jedem warten mehrere gemütliche Zimmerchen. Zieht Lose und verdrückt euch.“ Ein zufriedenes Lächeln zierte seine Lippen und Kiba ließ es sich nicht zweimal sagen. Gleichgültig zog er einen Umschlag und verabschiedete sich eilends. Ino dagegen zögerte, weshalb Sai ihr schließlich irgendeinen Umschlag in die Hand drückte und sprach: „Hau dich in die Heia, Inolein und hör auf hier einen auf Miesepeter zu machen.“ Er klopfte Gaara noch einmal auf die Schulter und dieser versprach, sich bald noch einmal zu melden. Ino biss sich auf die Unterlippe und sah den Gang entlang. Sie wollte nicht in ein Hotel der Extraklasse und sich dort entspannen, sondern viel mehr für ihre beste Freundin da sein. Was wenn Sakura aufwachte und niemand, dem sie vertraute, weilte an ihrer Seite? Was für eine Freundin wäre sie dann? Gerade als sie sich fest entschlossen auf den Weg zum Krankenzimmer machen wollte, spürte sie wie ein Arm sich um ihre Taille schlang und sie zurückhielt. „Ich denke, das wäre jetzt der falsche Augenblick“, flüsterte Ino, als sie den warmen Atem des Mannes hinter sich spürte. „Nein“, antwortete Gaaras raue Stimme ruhig. „Es wäre falsch, wenn du dich jetzt zu Sakura setzt. Denn du bist müde und brauchst Pause, sonst brichst du zusammen und dann bist du ihr auch keine Hilfe mehr.“ Ino schluckte hart und ohne dass sie es vermeiden konnte, rollte eine Träne über ihre Wange. Beschämt versuchte die darauf folgenden Tränen zurück zu halten, doch es gelang ihr nicht. „Warum bin ich so schwach?“ Mit zittrigen Händen wischte sie sich die Schwäche fort, ihr Atem ging unregelmäßig und sie musste sich zusammenreißen, um nicht in sich zusammenzusacken. „W-Wie machst du das?“ Irritiert runzelte Gaara die Stirn, als sie sich umdrehte und er in ihr verzweifeltes Gesicht blickte. „Wie kann dich das alles so kalt lassen und dich nicht berühren? Wieso hast du dich so unter Kontrolle?“ Der Rothaarige bemerkte, dass sie ihren Kopf gegen seine Brust lehnte und sich an seiner Jacke fest hielt. Noch immer zitterte sie und er war im ersten Moment überfordert, denn er wusste nicht, was sie nun von ihm erwartete. Zögerlich strich er ihr über den Rücken und schwieg. Das leise Schluchzen Inos hallte über den Flur und es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder im Griff hatte. „Musst du heute noch weg?“ Ihre Stimme war leise, fast nur ein Flüstern. Gaara hob ihr Kinn an, damit er sie davon abhalten konnte, weitere Tränen in seinen Bauch zu drücken. Er legte seine Stirn an die ihre und verneinte knapp. Kurz schloss Ino die Augen und er sah, dass es ihr nicht leicht fiel, das auszusprechen, was sie beschäftigte. „I-Ich weiß, du magst es nicht, wenn man dich um etwas bittet, aber… könntest du heute bei mir bleiben?“ Die Bitte überraschte ihn, denn bis jetzt hatte er sie als eine Frau eingeschätzt, die nie jemanden um etwas bat. Bis jetzt war sie immer willensstark und zielstrebig gewesen, niemand hatte sie seiner Meinung nach irgendwie davon abhalten können, ihren Weg fortzusetzen. Doch jetzt, wo er sah, dass sie an dem Abgrund stand ,welchen er so verachtete, wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass auch sie dieselben menschlichen Eigenschaften besaß wie so viele ihrer Kolleginnen. Dafür hatte er all die Frauen, auf die er bis jetzt getroffen war, verachtet. Egal in welchen Positionen sie sich befunden hatten, immer waren sie irgendwann an ihre Grenzen gestoßen und hatten gebrochen vor ihm gestanden. Als er Ino getroffen hatte, war er der Ansicht gewesen, dass sie ähnlich wie er war. Doch jetzt wurde er eines Besseren belehrt. Sie war genauso schwach wie die Frauen vor ihr. Normalerweise würde er sie nun abweisen, allerdings hielt ihn etwas zurück. „Ja.“ Seine Antwort war kurz und Gaara sah, wie sich ihre schmale Hand um die seine schloss. Ein kaum merkliches Lächeln schlich über ihre Lippen und sie hauchte: „Danke…“ Der Rothaarige spürte den verstärkten Druck auf seiner Hand und ihn beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Es fühlte sich seltsam schön und irgendwie richtig an. Im Angesicht seiner momentanen Situation versuchte Gaara dieses Gefühl zu unterdrücken, doch einzig und alleine in diesem Moment wollte sein Innerstes einfach nur genießen, nicht mehr kämpfen, ignorieren oder gar unterdrücken. Die Zuneigung und Zärtlichkeit, die Ino ihm entgegenbrachte lösten etwas in ihm aus, was er schon lange glaubte verloren zu haben. ~*~ Wütend riss eine junge Frau mit langen blondrötlichen Haaren die Tür zu einem Büro auf. Erzürnt sah sie auf den etwas jüngeren Mann, der hinter seinem Schreibtisch verweilte und auf wichtige Unterlagen sah. „Kankuro Sabakuno!“, zische die junge Frau und rauschte auf ihn zu. Dieser blickte noch nicht einmal auf, sondern ließ sich nur zu einem knappen Kommentar herab. „Mach die Tür hinter dir zu, Temari.“ Mit einem energischen Knall kam sie seiner Bitte nach und stemmte die Hände in die Hüfte. Sie warf ihr langes Haar nach hinten und knallte ihrem Bruder eine dicke Mappe auf den Tisch. Genervt zuckte der Arzt zusammen und sah auf. „Was ist los?“ Seine Stimme war beherrscht und ruhig, im Gegensatz zu seiner Schwester wusste er, dass Aufregung nur Energieverschwendung mit sich brachte. Temari funkelte ihn böse an und zischte: „Wo ist Gaara?“ Nichts ahnend zuckte Kankuro mit den Schultern. „Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?“ Temari stützte sich rechts und links an seinem Schreibtisch ab und sprach drohend: „Kanku, sollte ich irgendwann einmal die Wahrheit erfahren und du hast mich angelogen, dann gnade dir Christus!“ Wie ein Racheengel ließ sie von ihm ab und der Arzt seufzte tief. „Hör mal, ich weiß nur, dass er letzte Woche in Baltimore war und für Uchiha ein paar Agenten lahm legen sollte und vor drei Wochen war der werte Herr sogar hier im Krankenhaus. Ganze sechs Minuten habe ich ihn gesehen, bevor mir eine angeschossene Kollegin seinerseits in die Arme taumelte und ich alle Hände voll zu tun hatte, sie Undercover zu behandeln. Und falls du es genauer wissen willst, die Lady wird zurzeit im ganzen Land gesucht.“ Er lehnte sich zurück und beobachtete seine Schwester dabei, wie sie immer wieder mit sich kämpfte, ob sie klein beigeben sollte, oder doch noch einen mündlichen Angriff wagen sollte. „Und was willst du noch hier, außer mich über Gaara auszuquetschen?“ Beiläufig legte er ein paar Unterlagen zur Seite und griff nach der, die ihm seine Schwester gerade eben nur so auf den Tisch gepfeffert hatte. Er wusste, dass sich Temari am meisten von ihnen um Gaara sorgte, was nicht zuletzt daran lag, dass sie schon immer die große Beschützerin gespielt hatte. Doch seit der Jüngste von ihnen ein so genannter Schattenagent geworden war, gab er kaum noch ein Lebenszeichen von sich. Er rief so selten an, dass sie manchmal Monate lang nicht wussten, ob er überhaupt noch lebte. Temari, die beim CSI arbeitete, hielt ständige die Ohren steif, wenn es einen neuen Toten gab, der auf die Beschreibung ihres Bruders passen würde und jedes mal war es ein Kampf mit dem Ungewissen. „Kannst du Gaara das nächste Mal ausrichten, dass sein Neffe ihm gerne eine Geburtstagkarte schicken möchte, aber sein Onkel jedes Mal vergisst den Absender drauf zu schreiben?“ Einen Moment lang zuckten Kankuros Mundwinkel verräterisch, doch dann beherrschte er sich. „Das du immer noch so streng damit bist, nach außen hin eine ganz normale Familie mimen zu wollen, dabei wissen doch all deine Kollegen mittlerweile, dass dein Gatte ein gemeiner Hund von Anwalt ist und zwei deiner Brüder versuchen für den Staat etwas unter den Tisch zu kehren.“ „Zwei meiner Brüder ist gut gesprochen“, brummte die junge Frau. „Ich habe nur zwei, falls du es vergessen haben magst. Und wenn ich noch welche gehabt hätte, dann hätte Mutter weiß Gott alles dafür getan, dass sie einen vernünftigen Beruf erlernt hätten.“ „Zum Glück bleibt der alten Schachtel immerhin diese Schmach erspart“, murmelte Kankuro und schlug die Akte auf. Temari verschränkte die Arme vor der Brust und wollte zum eigentlichen Grund, weshalb sie hier war übergehen. „Und wie ist die Verfassung von Haruno?“ „Schlecht“, gab der Arzt Auskunft. „Körperlich gibt es keine Probleme, aber irgendetwas in ihr weigert sich wieder aufzuwachen. Sie schläft und schläft und schläft, es sieht fast so aus, als ob sie wochenlang nicht geschlafen hätte, dabei war sie gar nicht so lange in Gefangenschaft.“ Temari hob eine Augenbraue. „Hast du schon mal ans aufwecken gedacht?“ „Natürlich.“ Kankuro erhob sich und schritt zu einem Aktenschrank. „Allerdings störe ich nur ungern Patienten beim Genesen und da sie sich durch den Schlaf ziemlich gut erholt, warten wir halt bis sie aufwacht.“ Temari nickte und sie sprach: „Okay, dann warten wir halt. Ich versuche Watson zu verklickern, dass es noch eine Weile dauern kann, bis er sie zu sich holen kann. Weißt du, mich beschleicht so langsam das Gefühl, der Typ sieht in der Dame mehr als nur eine Kollegin, denn täglich rennt er mir die Bude ein.“ Kankuro stutzte und runzelte die Stirn. „Wie heißt der Typ?“ „Sai Watson.“ „Sieht schlecht für ihn aus“, veranlasste der Arzt und zog eine Akte hervor. „Denn meinen Informationen zufolge gibt es bereits einen Mann in ihrem Leben.“ Er machte eine knappe Geste und sofort wusste Temari, was er damit meine. „Oh…ist auch nicht gerade gut für sie oder?“ „Keine Ahnung, ich werde mich da nicht einmischen, schließlich ist das alleine ihre Entscheidung.“ Er warf einen Blick auf die Uhr und bemerkte, dass es für ihn endlich soweit war, die Schicht zu beenden. „Musst du nicht auch langsam mal nach Hause?“ Temari nickte und gab ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange. „Lass du dich auch mal wieder öfter blicken, du weißt doch, Dylan und Janis lieben dich fast so sehr wie Gaara.“ „Wenn auch nur fast“, merkte er an, als er die Tür zu seinem Büro abschloss. Seine Schwester grinste und schritt den Flur entlang, um mit dem Aufzug in die Garage zu fahren. „Ach Temari?“ Kankuro war so eben noch etwas eingefallen. „Die Karte, die Dylan verschicken will, gib sie einfach der Nervensäge. Ich verspreche dir, die Karte kommt schneller an als du glaubst.“ Leicht irritiert beschloss sie sich, den Rat zu Herzen zu nehmen, wer wusste schließlich, ob dieser Spinner von Watson nicht doch noch für etwas gut sein konnte. ~*~ Schwache Sonnenstrahlen weckten sie und automatisch hob Sakura die Hand, um nicht weiter geblendet zu werden. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit und sie sah sich zögerlich um. Überrascht bemerkte sie, dass sie dieselbe Kleidung trug wie ganz zu Anfang, als Ibiki ihnen den Fall Uchiha erklärte und sie um ihre Einwilligung zur Arbeit fragte. Nur zu genau erinnerte sich Sakura an das Schmuddelwetter und an die Tatsache, dass sie in Eile gewesen war. Um Tenten zu versöhnen, hatte sie in einem Coffee-Shop halt gemacht und dabei hatte sie den Kaffeebecher eines Mannes umgestoßen. Sakuras Magen verkrampfte sich, als an ihre erste Begegnung mit Sasuke dachte. Sie wollte diesen Gedanken loswerden und schüttelte den Kopf, um sich darauf zu konzentrieren, wo sie sich befand. Überrascht erkannte sie, dass sie auf dem Rand eines großen Springbrunnens der Innenstadt saß. Zu ihren Füßen gurten zufrieden weiße Tauben und hinter ihr im Wasser vernahm sie die freudigen Stimmen von kleinen Kindern, die vorsichtig vor sich hin tapsten. Sakura sah nach links und erkannte, dass viele Menschen das gute Wetter genossen und zum Einkaufen losgezogen waren. Dies alles erinnerte sie an ihre Zeit, bevor sie den Uchiha-Fall angenommen hatte. Damals hatte auch sie einfach so losziehen können, ein Leben ohne Zwänge genossen und einfach nur gelebt. Müde schloss Sakura die Augen und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und atmete tief durch. »Bist du nicht etwas zu früh dran, um hier zu sein? « Sakura zuckte zusammen, als sie die Stimme erkannte und riss die Augen auf. Fassungslos starrte sie ihren Nebenmann an und bemerkte, wie dieser schmunzelte. Gelassen und leicht belustigt griff der Mann zu einem Stück Brot und zerstückelte es, damit er die Tauben zu seinen Füßen füttern konnte. Innerlich total verwirrt hob Sakura eine Hand, sie wollte ihn berühren, sich vergewissern, dass er wirklich neben ihr saß und kein Anflug von Nebel war. »Lass es lieber, du wirst nur enttäuscht sein. « Erschrocken hielt sie inne und bemerkte, dass er sie gerade heraus ansah. »Ich bin tot, daran wird sich auch nichts ändern, wenn du mich berührst. « Sofort ließ Sakura ihre Hand sinken und ihre Miene wurde traurig. »Es tut mir leid, Shino. « »Was? « Er lachte heiser, fast schon vergnügt. »Dass ich dumm genug war und in meinen sicheren Tod gelaufen bin? Nein, dass muss dir nicht leid tun. Ich bin selbst Schuld. « Darauf schwieg Sakura und wandte ihren Blick ab. Schweigend saßen sie nebeneinander und Sakura sah auf die Tauben, die vor ihren Füßen gurrten und vergnügt nach den Brotkrümmeln pickten, die Shino ihnen zuwarf. Ihre Kehle fühlte sich seltsam trocken an und ihr wurde bewusst, dass sie etwas sagen musste, um die Stille zu durchbrechen. »Ich bin aufgeflogen. « Ihre Worte hallten in ihren eigenen Ohren wider und sie erwartete mit Herzklopfen die Antwort ihres Nebenmanns. »So? « Noch immer lächelte Shino und nahm keine Notizen von Sakuras Sorgen. »Ich war unachtsam und naiv. Mein Verstand hat mich im Stich gelassen. « Zum ersten Mal verdunkelte sich die Miene des ehemaligen Agenten und er widersprach ihr. »Nein Sakura. Es war nicht dein Verstand, der dich im Stich gelassen hat. Es war viel mehr dein Herz. « Die Rosahaarige vergrub ihren Kopf in ihren Handflächen, Selbstvorwürfe überkamen sie. »Nein! Ich habe gewusst, dass mein Verstand die Oberhand behalten muss, um lebend aus der Hölle zu kommen und doch habe ich nicht auf ihn gehört! Ich bin einfach zu dumm! « Sie biss sich auf die Unterlippe und ging die ganzen Fehler, die sie wie ein Anfänger begonnen hatte, durch. In der Theorie war sie einer der Besten gewesen, doch in der Praxis hatte sie sich verhalten wie der letzte Depp. Warum war ihr nicht klar gewesen, dass Sasuke all seine Passwörter überwachen ließ, im Haus Überwachungskameras installiert hatte und mehr Leute unter ihm arbeitete, als sie sich vorstellen konnte? »Weißt du Sakura, Ibiki hat vergessen, Ino und dir etwas ganz Entscheidendes beizubringen. Und ich glaube, er hat es mit Absicht weggelassen. « Er lächelte wieder und setzte seiner Tätigkeit ein Ende. »Gegen sein Herz kann man nicht ankämpfen. Wenn das Herz entscheidet, dann kannst du auch nicht mehr mit deinem Verstand dagegen ankämpfen. Denn Liebe ist ein Gefühl, das sich nicht unterdrücken oder gar ignorieren lässt. Du kannst es nur annehmen und dazu stehen. « Sakura hob den Kopf und bemerkte, dass ihr einstiger Kollege sie geradeaus sah. »Du hast das Richtige getan, als du beschlossen hast, auf dein Herz zu hören. « »Dann war ich wohl die Einzige « flüsterte sie leise, doch Shino lachte darüber, was sie verärgerte. »Oh nein! Du bist umgeben von Menschen, die ihre Gefühle nicht kontrollieren können. « Er zeigte auf ihre Hand und Sakura folgte seinem Blick, sofort verkrampfte sich ihr Magen und zog sich zusammen, als sie verstand, was er meinte. Noch immer schmückte ein schlichter silberner Ring ihren Ringfinger und setzte somit unbewusst ein Zeichen. Sakura hatte dieses kleine Schmuckstück in all der Aufregung und den Geschehnissen der Tage vollkommen vergessen. »Ein Ring ist nicht unbedingt nur ein Ring «, begann Shino und die Rosahaarige erinnerte sich an die Lebensgeschichte ihres Kollegen. Auch er hatte einst eine Frau so sehr geliebt und ihr eine Bedeutung beigemessen, die nur wenige Menschen kannten. »Ein Ring dieser Art verbindet und sagt etwas aus, was mit Worten nicht zu erklären ist. Du hast Uchiha geheiratet, aber nicht von dir aus. Den ersten Schritt zu dieser ewigen Verbindung hat er selbst getan. « Sie nickte knapp, doch trotzdem kam in ihr die Frage auf, ob er es wirklich wegen den Gefühlen willens gemacht hatte oder nur, weil es genug andere ausschlaggebende Gründe gegeben hatte? Nur zu gut erinnerte sie sich an seine erste Verlobte. Auch sie musste geglaubt haben, dass er sie wirklich liebte und trotzdem war sie am Ende wegen irgendeines Grunds, den sie nicht kannte, gestorben. Shino bemerkte ihre Unsicherheit und seufzte tief. Sein Blick streifte ihr Gesicht und er sprach: »Unsicherheit gehört zum Leben Sakura. Ob Uchiha dich wirklich so geliebt hat, wie du ihn, das kannst du nur herausfinden. Doch dabei solltest du eins nicht vergessen. Der Umgang mit ihm ist für dich lebensbedrohlich. Ihr steht auf zwei Seiten, handelt nach verschiedenen Gesetzen und habt jeweils andere Gerechtigkeitsvorstellungen. « »Es war niemals leicht! «, entfuhr es Sakura heftig. Sie hasste es, von jedem gesagt zu bekommen, dass ihre Liebe zu einem Mann, der auf einer ganz anderen Seite stand als sie, unmöglich war und in keiner Weise zu tolerieren ist. Ino hatte ihr oft genug eine Predigt darüber gehalten, ihr innerstes Gewissen ebenfalls. »Nein « schloss sich Shino ihr überraschenderweise an. »Und es wird auch niemals leicht sein. Doch vielleicht hilft es dir, wenn ich dir versichere, dass die Schmerzen, die du zurzeit empfindest, auch etwas Gutes haben. « Die Rosahaarige lächelte gequält. »Natürlich! Genauso wenn es etwas Gutes hat, in einer Prüfung volles Rohr durchzufallen. « Sie klang sarkastisch und bemerkte, dass die Mundwinkel ihres Nebenmannes verräterisch zuckten. Jedoch ließ sich Shino zu keinem Lächeln herab, sondern erklärte ihr ernst: »Schmerzen sind ein Zeichen dafür, dass du lebst und noch in der Lage bist zu empfinden. « Überrascht zog Sakura eine Braue hoch und sah ihn irritiert an. »Unser Leben ist das kostbarste, was wir haben, Sakura und glaub mir, viele Menschen in deinem Umfeld wissen das besser als du vielleicht ahnst. « Unweigerlich dachte sie an Gaara, den rothaarigen Agenten, der sie vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Dann kam ihr Ino in den Sinn, schließlich Ibiki und ihre zwei männlichen Kollegen. »Wenn du atmest, dann spürst du deine Umgebung so genau, wie mit keinem anderen Sinn. Wenn du hörst, dann erinnert sich dein Unterbewusstsein an Dinge, die du glaubst bereits vergessen zu haben, wenn du siehst, dann nimmt deine Welt ein Bild an, welches nur dir alleine zur Verfügung steht und wenn du schmeckst, dann reagiert seine Seele auf das, was sich dir bietet. « »Und wenn du fühlst, dann schäme dich nicht, denn es ist menschlich «, beendete Sakura leise die Aufzählung und bemerkte, wie ihr einstiger Kollege nickte. »Ja. Vergiss das niemals. « »Nein. « Es war nur ein einziges Wort und doch lag ein Versprechen darin, das sie auf ewig halten würde. Sie sahen einander an, stumm und es war, als ob sie keine Worte mehr brauchten, um den jeweiligen anderen zu sagen, was ihn erwarten würde. Die Verbundenheit, die sie miteinander teilten, war nicht mit dem menschlichen Auge zu sehen, sondern nur in ihren jeweiligen Herzen. Beide hatten Spuren hinterlassen, die sich niemals wieder auslöschen lassen würden. Sakura musste lächeln und zum ersten Mal seit sie aufgeflogen war, fühlte sie sich frei. So frei, dass ihr Verstand zurückkehrte, sie die Realität mit klarer Sicht vor sich sah und wusste, was sie nun zu tun hatte. Es war, als wäre sie Jahre zurück gereist und sie erinnerte sich an das aufpuschende Gefühl, dass sie einst berauscht hatte, als sie mit der Ausbildung zum FBI-Agenten angefangen hatte. Stärke, Zielstrebigkeit, Tatendrang… Sakura öffnete ihre Augen und blickte im ersten Moment an eine kahle Decke. Vorsichtig richtete sie sich auf und sah sich um. Langsam wurde ihr klar, dass sie sich in einem Krankenhaus befinden musste. Hatte sie es also tatsächlich doch noch geschafft. Ein leichtes Lächeln zierte ihre Lippen und sie sah auf ihren geschundenen Körper. Wie lange war sie schon hier? Wer hatte sich um sie gekümmert? Was war in der Zwischenzeit alles passiert? Die junge Frau bemerkte die geschlossenen Gardinen und verspürte den Drang, sie zu öffnen. Langsam und zögerlich schlug Sakura die Decke zur Seite und bemerkte, dass sie ein dünnes hellblaues Nachthemd trug, das nicht ihr eigenes war. Sie legte den Kopf ein wenig schief und musterte ihren verbundenen Fuß, mehrere leicht sichtbare blaue Flecken machten sich an Knie und Oberschenkel bemerkbar. Nun besah sie sich ihre Arme. Die Stelle, an der man sie verbrannt hatte, war sicher abgedeckt, doch ihre Finger wiesen noch immer Risse und Schnittwunden auf, ebenso ihre Unterarme. Sakura tastete unter das Nachthemd und stellte fest, dass man sie auch an den Rippen bestens versorgt hatte. Sie musste ziemlich lange nicht anwesend gewesen sein, denn als sie sich das letzte Mal selbst betrachtet hatte, waren die Verletzungen um einiges frischer gewesen. Wie viel Zeit wohl vergangen war? Sakura schluckte und sah erneut zum Fenster. Langsam, fast zögerlich erhob sie sich und spürte ein starkes Ziehen an ihren Rippen. Schwankend setzte sie einen Fuß vor den nächsten und zog die dunklen Vorhänge zur Seite. Zuerst kniff Sakura die Augen zusammen, als sie das helle Licht blendete. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit und die Haruno verstärkte ihren Griff um den Vorhang. Sie sah auf den Parkplatz eines Krankenhauses. Der Schnee, der in ihrer Erinnerung noch mehrere Zentimeter hoch gewesen war, war nur noch durch Matsche zu erkennen. Vorsichtig, fast zärtlich legte sie eine Handfläche auf die Glasscheibe und spürte die Kälte. Es war, als würde die dünne Wand sie von der Realität von draußen abschirmen und trennen. Während sie ihren inneren Kampf ausgetragen hatte, war dort draußen alles seinem gewohnten Gang gegangen. Jetzt war es auch für sie wieder Zeit, in die Realität zu treten und ihren Job zu Ende zu machen. Zumindest sobald sie wieder auf den Beinen war. Sakura zuckte zusammen, als sie hinter sich das Klicken eines Schlosses bemerkte und drehte sich um. Überrascht erblickte sie eine junge Frau mit langen rotblonden Haaren. Ihr Gesicht kam der Rosahaarigen leicht bekannt vor, doch erst die Augenfarbe verriet sie. „Mrs. Sabakuno.“ Flüsterte sie leise und Temari war sichtlich erstaunt und lächelte zustimmend. „Schön, dass Sie wieder wach sind, Miss Haruno, ihre Kollegen und ich hatten schon Sorgen, sie würden uns gar nicht mehr aufwachen.“ Sie trat auf einen Stuhl zu, während Sakura es vorzog, stehen zu bleiben. „Ihre Kollegen werden erfreut sein, wenn sie hören, dass Sie wieder wach sind.“ Sakura hatte keine Lust, auf ein Schwätzchen und verzog keine Miene. „Wann kann ich wieder anfangen zu arbeiten?“ Temari seufzte tief, die junge Frau vor ihr sprach schon fast wie ihr Bruder. Statt sich auszuruhen und zu Kräften zu kommen, wollte sie gleich wissen, wann sie wieder auf das Schlachtfeld konnte. „Ibiki lässt ausrichten, dass Sie jeder Zeit wieder einsteigen können. Allerdings wird ihre Funktion sich ein wenig ändern im Team“, erklärte Temari langsam und bemerkte, wie die Haruno sich versteifte. Natürlich war ihr bereits klar gewesen, dass sie nicht mehr Undercover arbeiten konnte, schließlich musste sie jetzt eine der meist gesuchten Frauen Amerikas sein. „Hat Ibiki näher verlauten lassen, um was es sich handeln wird?“ „Ja in der Tat, das hat er.“ Die Sabakuno griff in ihre Handtasche und kramte einen Pieper hervor. „Sie werden ihr Köpfchen wieder anstrengen müssen, denn Ibiki kam zu der Annahme, dass Sie für gewisse Handlungsabläufe gegen Uchiha von Nutzen sein könnten. Vielleicht finden Sie ja hinter seiner ganzen Arbeit so etwas wie ein Handlungsmuster.“ Sie lächelte zuversichtlich und gab eine Nachricht ein. „Dafür hat man angeordnet, dass Sie für diesen Zeitraum bei ihrem Kollegen Watson wohnen und arbeiten werden. Ich hoffe, das macht ihnen nichts aus.“ Sakura verneinte. Eine Zeit lang bei Sai zu wohnen, würde ihr besser tun, als wenn man sie nun in eine fremde Wohnung stecken würde, wo alle drei Tage jemand mit Essen vorbeischauen müsste. „Kein Problem. Wann darf ich fahren?“ „Sobald ich mit ihnen fertig bin“, vernahm sie eine fremde Stimme und Sakura sah an der rotblonden Frau vorbei. Es dauerte etwas, bis sie den Arzt erkannte. „Dr. Sabakuno“, entfuhr es ihr und er lächelte anerkennend, als er seinen Namen vernahm. „Sie scheinen ein ausgesprochen gutes Gedächtnis zu haben.“ Er trat näher und klopfte der rotblonden Frau auf die Schulter. „Ganz wie meine verehrte Schwester. Vielleicht könnten Sie ihr den Platz als Schach-Champion streitig machen.“ Die Art und Weise, wie er versuchte die Stimmung ein wenig zu heben, gefiel Sakura und sie ließ sich ebenfalls zu einem Lächeln herab. „Vielleicht. Wie lange werden ihre Untersuchungen dauern?“ Die Sabakunogeschwister warfen sich einen kurzen knappen Blick zu, dann strich sich der Arzt durch das etwas längere blonde Haar und erklärte sachlich: „Ich schätze nicht mehr als zwei Stunden. Danach werden Sie von einem Mann namens Inuzuka abgeholt.“ Innerlich freute sich etwas in Sakura. Endlich einmal würde sie Kiba wieder sehen. Sie hatten seit über acht Monaten unregelmäßig miteinander telefoniert, da die Gefahr für beide zu groß gewesen war. Jetzt freute sie sich, dass sie endlich einmal wieder etwas Zeit miteinander verbringen konnten. „Gut, dann lassen Sie uns mit den Untersuchungen beginnen.“ Kankuro hob eine Augenbraue und schickte seine Schwester raus. Endlich verstand er den Zusammenhang zwischen dieser Agentin, seinem Bruder und dem Uchiha. Alle drei wurden niemals müde für etwas zu kämpfen. Je nach ihren moralischen Ansichten arbeiteten sie so lange, bis sie erreichten, was sie wollten. Miss Haruno würde sich schneller wieder mitten im Getümmel finden, als es ihm lieb war. Normalerweise veranlasste er bei solchen Patienten eine Ruhe von mindestens drei Monaten. Doch da Ibiki ihn gebeten hatte, ihretwillen eine Ausnahme zu machen, blieb ihm wegen ihres bestimmten Charakters nicht viel übrig. ~*~ Gelassen lehnte sich Sasuke Uchiha zurück und warf einen Blick auf die Stadt. Das trübe Wetter passte sich seiner Laune an und seine Miene verhärtete sich. Vor ihm dampfte eine Tasse mit schwarzem Kaffee, die bis jetzt unberührt geblieben war. Unter seinen dunklen Augen lagen leichte Schatten, doch seine Wachsamkeit hatte anhand seiner Müdigkeit nicht gelitten. Seit Wochen war Sakura fort und es gab nicht die geringste Spur von ihr. Die Ungewissheit raubte ihm den Schlaf. Egal was er tat, ob er sich betrank, Tabletten schluckte oder versuchte bis in die Nacht zu arbeiten. Immer wieder tauchte ein und dasselbe Gesicht vor ihm auf. Helle grüne Augen, die ihn zärtlich ansahen. Weiches rosa Haar, das ihn kitzelte und eine Miene, die er niemals richtig gedeutet hatte. Müde knöpfte er sich die Knöpfe seines Hemdes auf und lockerte die Krawatte. Noch immer war sie ihm ein Rätsel und das, obwohl er geglaubt hatte, sie zu kennen. Jede ihrer Gesten hatten einen Sinn ergeben, ihr Lachen hatte in seinen Ohren echt geklungen und ihr Verhalten ihm gegenüber war so ganz anders gewesen, als er es von Frauen gewohnt war. Und genau dies hätte ihn stutzig machen sollen. Keine Frau an seiner Seite hätte ihn behandelt wie jeden anderen Mann auch. Sie alle hatten ihm bis jetzt das Gefühl gegeben, dass er etwas Besonders war. Doch Sakura war die Erste gewesen, die von ihm erobert werden wollte, worum er sich schließlich nicht lange bitten gelassen hatte. Sasuke legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Er konnte nicht leugnen, dass sie ihn vollkommen in ihren Bann gezogen hatte, denn eine durchschnittliche normale Frau hätte er niemals geheiratet. Dass sie kein Durchschnitt war, bewies ihre eigentliche Berufswahl. Er war nach allen Regeln der Regierung auf eine FBI-Agentin hereingefallen. Im ersten Moment war er nicht anders als verärgert und enttäuscht gewesen. Verärgert wegen sich selbst, dass er die ganzen Anzeichen auf ihre Tätigkeit nicht erkannt hatte und enttäuscht, dass sie ihr Land vor ihm gewählt hatte. Die Tatsache, dass Naruto ihm ihre Schwäche offenbart hatte, verunsicherte ihn noch mehr. Sasuke war davon ausgegangen, dass sie keine Schwäche besaß. Doch nun, da sie in der Folter ein einziges Mal und das nur wegen ihm, eine Regung von sich gegeben hatte und somit ihre Fassade zerbröckelt war, ließ ihn nicht los. Ständig dachte er über ihr Verhalten nach und versuchte es nachzuvollziehen. Doch er konnte es nicht. Wenn sie ihn wirklich geliebt hätte, dann hätte sie keinen Verrat begannen, allerdings hätte sie auch nicht auf eine Äußerung bezüglich seiner Beschäftigung reagiert. Er wäre ihr egal gewesen. Der Uchiha seufzte tief und murmelte: „Zu viele hätte und wäre. Ich sollte aufhören, mir darüber den Kopf zu zerbrechen.“ Er griff zu seiner Tasse und nahm einen kräftigen Schluck. Dann klopfte es an der Tür und er brummte ein `Herein`. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass zumindest auf seine Henker noch Verlass war. Die drei Männer traten ein und dem Uchiha wurde sofort bewusst, das sie alle ziemlich müde und angeschlagen wirkten. Wahrscheinlich litten sie noch mehr unter Schlaflosigkeit als er. Doch wenn, dann ließen sie sich nichts davon anmerken. Wie üblich waren alle drei in schwarz gekleidet, sie traten bis in die Mitte des geräumigen Wohnzimmers und warteten. „Setzt euch“, forderte Sasuke sie auf. Misstrauisch warfen sich Gaara und Shikamaru einen Blick zu, während Naruto sich bereits auf der dunklen Ledercouch seinem Chef gegenüber niederließ. Zögerlich taten es ihm die anderen beiden Henker gleich. „Wie läuft das Geschäft?“, war Sasukes erste Frage und der Blonde räusperte sich. „Wie man es nimmt, alles läuft so, wie du es gerne hättest, allerdings immer wieder mit kleinen Zwischenfällen.“ „Inwiefern?“ „FBI und CSI“, gab Gaara zu und erläuterte: „In letzter Zeit scheinen sie einen ganz besonderen Riecher entwickelt zu haben, was Stoff angeht. Und nicht mehr lange und sie wissen, wie unser System funktioniert.“ Shikamaru lachte und tippte sich an die Stirn. „Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass jemand meine Spielzüge voraussehen kann.“ Sasuke musterte den Schwarzhaarigen. In der Tat, der Plan, den Shikamaru entworfen hatte, war weitaus genial. Nicht einmal er selbst stieg dahinter, um was für ein System es sich handelte. Seit knapp zwei Jahren lief alles wie am Schnürchen und er glaubt nicht, dass die Gefahr bestand, dass irgendjemand tatsächlich den Grips besaß, um ihnen dazwischen zu funken. „Ach nein?“ Gaara hob eine Augenbraue und wirkte gereizt. „Dann erklär mir mal, warum man alleine in New York 32 unserer Dealer rein zufällig geschnappt hat!“ Shikamaru zuckte mit den Achseln. „Kann vorkommen.“ „Und dass wir sechs Schießereien, 19 Festnahmen und drei misslungene Attentate auf unserem Konto haben, kann ebenfalls vorkommen?“ Sasuke warf Naruto einen strengen Blick zu. „Ich dachte, es läuft alles wie am Schnürchen?“ „Na ja, von 19 Festnahmen sind 11 wieder draußen und die Dealer sind allesamt zu tot, um zu plaudern, ich dachte, das wäre nicht weiter erwähnenswert“, rechtfertigte sich Naruto beleidigt. Sasuke sah auf den rothaarigen Henker, er sah wie immer schrecklich müde aus, doch dieses Mal schwang Gereiztheit in seiner Stimme. Gaara war nicht schnell aus der Ruhe zu bringen, doch jetzt schien er die Faxen dicke zu haben, was das Saubermachen anbelangte. Dem Uchiha wurde klar, dass es bald eine Veränderung in seinem bisherigen System geben musste. Auch wenn einzig und alleine Shikamaru die Funktion verstand, so war ihm wohler zumute, wenn es möglichst schnell ein neues System geben würde. „Shikamaru, ich möchte dass Sie sich noch heute an eine Erneuerung des Systems setzen. Ich denke, es wird Zeit, dass wir unsere Strategie ein wenig auffrischen.“ Verblüfft nickte der schwarzhaarige Henker. „In Ordnung, es könnte allerdings eine Woche dauern, bis ich ein paar Vorschläge machen kann. Denn so etwas braucht leider etwas Zeit.“ „Sie haben drei Wochen, dann möchte ich die ersten Vorschläge hören und dieses Mal verstehen, wie ihr System genau funktioniert. Wir müssen damit rechnen, dass Ihnen irgendwann eine Kugel durch das Hirn geblasen wird und niemand weiß, wie ihr System funktioniert.“ Irritiert nickte der Nara, dann sah Sasuke zum jüngsten Henker. „Sie, Gaara, werden sich jetzt sofort ins Bett legen und nicht vor Donnerstag wieder aufstehen. Wagen Sie es nicht, meine Geduld auf die Probe zu stellen, denn ich werde Sie beschatten lassen.“ Gaara zweifelte nicht eine Minute an den Worten seines Chefs und lehnte sich entspannt zurück. „Es wird Zeit, dass Sie endlich einmal wieder in den Genuss des Schlafs kommen.“ Ein kaltes Lächeln zierte die Lippen des Uchihas, ehe er sich an Naruto wandte. „Und du wirst weiterhin deine Arbeit erledigen. Vergiss dabei nicht, ein wenig wachsamer zu sein.“ Der Blonde grinste und bemerkte, dass sein Boss sie mit den Worten entlassen hatte. Kurz bevor sie die Tür erreichten, sprach Sasuke: „Am 18ten findet die letzte große Übergabe statt, bereitet dafür schon mal alles vor. Ich habe keine Lust, hinterher eine böse Überraschung zu erleben.“ Die drei Henker nickten und während Gaara und Shikamaru nach draußen traten, schloss Naruto die Tür hinter ihnen. „Darf ich fragen, wo ich antanzen soll?“ „Halle 65 San Francisco.“ Sasuke verschwieg, dass es die letzte Übergabe dieses Models werden würde und drehte den Kopf ein wenig, um seinen Mitarbeiter und Freund gleichzeitig im Auge behalten zu können. Seufzend vergrub Naruto seine Hände in den Jackentaschen und sprach: „Hast du über das, worum ich dich gebeten habe, nachgedacht?“ „Hyuuga?“ Naruto nickte, seine Miene war angespannt und er bemerkte, dass sein Boss ihn ein wenig zappeln ließ. „Ja habe ich, sag deiner Freundin, ich werde mich demnächst persönlich mit ihr darüber unterhalten.“ Etwas beruhigt atmete er aus und biss sich leicht auf die Lippe, es war, als fehlten ihm die Worte für das, was er noch aussprechen wollte. „Was gibt es noch?“ Der Uzumaki schluckte knapp und versuchte so neutral wie er nur konnte zu klingen. „Es geht um Sakura… du solltest dir nicht so einen Kopf um sie machen, sie behindert deine Arbeit.“ Dass er von seinem Mitarbeiter und Freund zurecht gewiesen wurde, machte Sasuke wütend und er ballte die Hände zu Fäusten. „Das weiß ich“, zischte er ungehalten und Naruto wurde sofort klar, dass er die Gutmütigkeit seines Chefs nicht überstrapazieren durfte. Was seine Ehefrau anging, war er momentan sehr empfindlich, was nicht zuletzt an ihrer Flucht gelegen hatte. „Ich habe Informationen über sie.“ Narutos Herz pochte einen Augenblick lang ungewohnt schnell und er versuchte seine verkrampfte Körperhaltung in den Griff zu bekommen. Alleine der fordernde Blick Sasukes ließ ihn weiter sprechen. „Zuletzt wurde sie im South-West Hospital gesehen. Wir wollten zugreifen, doch die Situation erwies sich als äußerst ungünstig.“ „Inwiefern?“ „Sie wurde zu gut geschützt. Noch bevor unsere Leute registrieren konnten, dass es sich tatsächlich um deine Ehefrau handelte, hat man sie auch schon aus den Augen verloren.“ Er strich sich frustriert durch das helle Haar. „Doch allen Anschein nach scheint sie bereits wieder fit zu sein, auch wenn ihre hinkende Flucht eine andere Körpersprache zulässt. Denn soweit ich mich erinnern kann, hat man ihr ins Bein geschossen und ein Schuss hat ihren Arm gestreift. Und nicht zu vergessen, sind Gaaras und Shikamarus Verhörmethoden nicht gerade ein Kinderspiel. Sie wird einiges weggesteckt haben.“ „Weißt du, wo man sie hinbringen wird?“ „Nein“, gab Naruto zu. „Doch ich hege einen leisen Verdacht.“ „Und welchen?“ Der Uchiha lehnte sich entspannt zurück, seine Miene war unleserlich und wüsste Naruto es nicht besser, würde er es als Desinteresse abschätzen. „Sakura hat gezeigt, dass sie mehr Köpfchen besitzt als wir ihr zugetraut haben. Ihre Flucht, die sie zu 90 Protzentiger Wahrscheinlichkeit alleine begonnen hat, zeigte, dass sie in der Lage ist, auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. So wie ich das FBI einschätze, wird sie weiter an deinem Fall mitarbeiten, wenn auch nicht mehr Undercover.“ „Was macht dich da so sicher?“ „Ein Hinweis, der sicherer nicht sein könnte“, erwiderte Naruto knapp. Sasuke nickte verstehend und verabschiedete den Blonden. Als die Tür ins Schloss fiel, erhob er sich aus seinem Sessel und steckte die Hände in seine Anzugshose. Sein Blick war starr nach draußen gerichtet und er lehnte seine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe. Sasuke schloss die Augen und erneut sah er das Gesicht vor sich, welches er nicht aus seinen Träumen verbannen konnte. Es ging ihr gut, sie war am Leben. Diese Nachricht musste ihn eigentlich erfreuen und doch tat sie es nicht. Noch immer war er ruhelos und er wusste, dass er nicht eher zu Ruhe kam, bis er sie wieder an seiner Seite wusste. Sie gehörte ihm und war sein! Niemand würde je über ihm stehen, nur ihm alleine stand es zu, Sakura zu besitzen, sie zu beherrschen, ihre Gedanken zu kontrollieren. Er würde sie zurückbekommen, koste es, was es wolle und ganz egal mit welchen Mitteln. Seine rechte Hand ballte sich zur Faust und Sasuke biss sich auf die Unterlippe. Er brauchte diese Frau unbedingt, er war abhängig, sie hatte ihn in ihren Fängen und er wusste, dass er erst wieder Herr seines Selbst werden würde, wenn er sie bei sich hatte. Philosophisch betrachtet... ist das Leben ein Duell, bei dem wir uns mit dem Schicksal schlagen. Kapitel 14: Falsche Zärtlichkeit. --------------------------------- . . . Du hast nie an die Folgen gedacht. Warst naiv und unerfahren. Doch jetzt, da es bereits zu spät ist, wird dir bewusst, welch schrecklichen Fehler du begangen hast. Aber war es für dich wirklich ein Fehler? Du fühltest dich geborgen, umsorgt und begehrt. Sind es die Schmerzen für diese paar Stunden Glück wert? Deine Antwort steht bereits fest… ja… Sein warmer Atem, seine zärtlichen Berührungen, seine leise Stimme, die ihr immer wieder Worte ins Ohr flüstert, die ihr die Röte ins Gesicht zaubern. Nie würde sie ihn vergessen, ganz egal, was er von ihr verlangte. Die Stunden des Glücks, die sie miteinander verbracht hatten, prägten sich tief in ihr Herz und weigerten sich, zu einer Erinnerung zu verblassen. Noch immer spürte sie seinen gleichmäßigen Atem neben sich und das leichte Heben und Senken seiner Brust. Ihr Blick war auf sein Gesicht gerichtet gewesen. Seine feinen, ebenmäßigen Züge waren ihr in diesem Moment so einzigartig vorgekommen, dass sie sicher war, solch einem Menschen nie wieder zu begegnen. Wie konnte ein Mann, wie er solche Gefühle in ihr hervorrufen? Zärtlich strich sie mit den Fingerkuppen über seinen Arm und zeichnete lautlos die eintätowierten Worte nach. »live as if you`ll die today « Nie hatte sie die Bedeutung dieser Worte verstanden, doch jetzt, da ihr klar wurde, dass sie ihn niemals an ihrer Seite halten konnte, wurde ihr klar, dass sie keine Spuren in seinem Leben hinterlassen würde, so wie er bei ihr. Er lebte das Leben so, wie es kam. Mit all seinen Höhen und Tiefen. Ihr wurde bewusst, dass sie nicht hätten verschiedener sein können. Seine Schritte waren kraftvoll und hinterließen Spuren auf seinem Weg, ihre Schritte dagegen waren unauffällig und vorsichtig. Fast schon zögerlich. Sie schloss die Augen und atmete seinen Duft ein. Sein Duft und seine Augen waren das Erste, woran sie dachte, wenn er nicht bei ihr war und sie war sich sicher, dass es das letzte sein würde, woran sie denken würde, wenn sie ihn bald ziehen lassen musste. Sie schlummerte in einem leichten Schlaf und vor ihren geistigen Augen zog noch einmal ihre gemeinsame Zeit vorbei. Noch ein letztes Mal spürte sie seine heißen Lippen auf ihrer Haut, seine sanften Berührungen, seine zärtlichen Worte und noch einmal hörte sie ein leises und schmunzelndes Lachen. Wieso musste sie diesen wunderbaren Menschen gehen lassen? Warum konnte sie ihn nicht an ihrer Seite halten? Warum versagte sie so kläglich? Unweigerlich schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper und zog die Beine an. Ohne ihn fühlte sie sich einsam, nutzlos und traurig. Alleine die Gewissheit, dass es ihn gab, hatte ihr in den letzten Wochen Kraft gegeben, diesen Alptraum zu überstehen. Doch wenn der Alptraum vorbei war, dann war auch gleichzeitig ihre gemeinsame Zeit beendet. Nie hatte er ihr Illusionen über die Zukunft gemacht und ständig von existierenden Tatsachen gesprochen, doch jetzt wünschte sie sich, er hätte ihr diese Hoffnung niemals genommen, damit sie später etwas haben konnte, was sie ihm bis in alle Ewigkeit vorwerfen konnte. Die Zeit rannte ihr davon. Er würde schneller aus ihrem Leben verschwinden, als sie es realisieren konnte. Zu viel wollte sie noch zusammen mit ihm erleben, ihm sagen und anvertrauen. Beichten… Doch nie würde es dazu kommen. Er würde sie verlassen, bevor sie ihm ein Stück seiner Zukunft offenbaren konnte. Eine Zukunft, welche er sich für sie gewünscht hatte, allerdings mit einem anderen Mann an ihrer Seite. Der Schmerz in ihrem Herzen war größer geworden und sie hatte einen Weinkrampf unterdrücken müssen, als er ihr seinen Gedanken anvertraut hatte. Unweigerlich musste sie an ihr einziges Erinnerungsstück denken, was er ihr hinterlassen würde. Ein Foto, das sie aufgenommen hatten, als sie zwei Stunden wie ein ganz normales Paar vor dem Fernseher gesessen hatten und Pizza in sich hinein stopften. Aus Jux hatte sie zur Kamera gegriffen und diesen kleinen Moment verewigt. Der Abzug lag gut versteckt als ein Lesezeichen in einem ihrer Lieblingsbücher. Leichte Sonnenstrahlen fielen durch die geöffneten Fenster und sie schlug zaghaft die Augen auf. Zuerst war ihre Sicht verschwommen, doch nach einigen Sekunden klärte sie sich. Langsam drehte sie sich um, die schwachen Sonnenstrahlen fielen auf ihr Gesicht und versuchten Freude in den Tag zu bringen, doch sie verspürte keine Freude, sondern nur einen unendlich schweren Stein auf ihrer Brust. Sie streckte ihren dünnen Arm aus und berührte die Seite, auf der er gelegen hatte. Sie war bereits kalt, die Decke achtlos zur Seite geworfen und doch war es ihr, als könnte sie noch immer seinen Geruch im Raum vernehmen. Verletzt zog sie ihren Arm wieder an sich und spürte einen salzigen Geschmack auf ihren Lippen. Er war fort und würde nie wieder kommen. Ein Stück aus ihrem Leben würde zu einer Erinnerung werden und irgendwann verblassen. Sie zog die Decke bis zum Kinn und versank in hoffnungsloser Trauer. „Du Mistkerl“, flüsterte Ino leise und begann hemmungslos zu weinen. Gaara hatte sich gegen sie entschieden, für eine Welt, zu der sie keinen Zutritt hatte. ~*~ Müde gähnte Sakura und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Seit etwa zwei Wochen war sie nun aus dem Krankenhaus raus und war die lästigen Gipsverbände los. Nur noch Bandagen erinnerten an ihre Verletzungen und das regelmäßige Ziehen an ihrer Rippe, wenn sie sich zu ruckartig bewegte oder etwas Schweres hochhob. Ihre Haare hatte sie durchstufen lassen, denn Ino hatte ihr geraten endlich mal ein bisschen Abwechslung zu genießen. Die Rosahaarige legte den Kopf schief und dachte an die Worte ihrer besten Freundin. In letzter Zeit hatte sie das Gefühl, dass es Ino nicht wirklich gut ging. Sie wirkte ausgelaugt und am Ende ihrer Kräfte. Nichts war mehr von dem Energiebündel, das sie einst gekannt hatte, übrig geblieben. Leise seufzte Sakura und legte eine Skizze zur Seite. Erschöpft sah sie sich um und ließ ihren Blick über die moderne Einrichtung des Wohnzimmers gleiten. Sai lebte extrem anspruchsvoll und irgendwie erinnerte sie seine Schwäche für Luxus immer wieder an Sasuke. Die Zimmer waren alle recht groß und elegant eingerichtet. Selbst wenn Sai nur selten zu Hause war, so erkannte sie doch, dass alles mit viel Liebe zum Detail ausgesucht war, was sie Inneneinrichtung anging. Sakura wandte sich von dem großen Fenster, welches einen Ausblick auf einen englischen Garten zeigte, ab. Schon oft war sie versucht gewesen, einfach nach draußen zu gehen, um sich die Rosenhecken anzusehen oder einen Blick in den großen Teich zu werfen. Doch das schlechte Wetter hatte sie bis jetzt davon abgehalten. Sie sah erneut auf die Unterlagen, welche sie auf dem Boden zerstreut hatte. Bis jetzt war für sie nur Kopfarbeit geliefert worden. Alle möglichen Daten und Fakten, die Kiba und Sai hatten auftreiben können, lagen vor ihr und sie war sich sicher, dass irgendwo die Lösung zum Fall Uchiha zu finden war. Sakura wusste, dass sie das System knacken musste, nachdem sich Sasuke richtete, was seine Drogenlieferung anging. Danach konnte sie sich in aller Ruhe um die Festnahme kümmern. Ihre Entscheidung gegen ihren eigenen Ehemann zu arbeiten, hatte sich nicht geändert. Es ging hier nicht um ihre Gefühle für ihn, sondern darum, Böses zu bestrafen und die Welt ein klein wenig zu verbessern. Sie sah auf die ganzen Daten und beschloss, sie alle auf eine Seite zusammenzufügen. Bis jetzt hatte man für jede Drogenübergabe eine Akte erstellt, mit Toten, Tatort und Lieferung. Natürlich waren manche Werte nur geschätzt, aber da Tsunade mit an diesem Fall arbeitete, ging Sakura davon aus, dass die Werte fast der Wahrheit entsprachen. Gerade als sie dabei war, die Grafik von Amerika zu studieren, hörte sie die Haustür zufallen. Überrascht sah sie auf die Uhr und stellte fest, dass Sai bereits wieder nach Hause kam. Vom Regen überrascht schritt er zuerst in Badezimmer und trat wenig später in Jogginghose zu ihr ins Wohnzimmer. „Wie war dein Tag?“, fragte er erschöpft und ließ sich neben ihr auf der Couch nieder. Sakura lächelte. „Langweilig und ich bin kein Stück vorangekommen. Momentan fühle ich mich wie ein nutzloses Stück Dreck.“ „Dann würdest du dich in der Zentrale zu Tode langweilen, denn da sitzt du nur hinter einem ach so tollen Schreibtisch und starrst auf dein Telefon, in der Hoffnung irgendein Junkie kann dir brauchbare Informationen liefern.“ Er legte den Kopf in den Nacken. „Ist schon scheiße, wenn man selbst nichts unternehmen kann.“ „Ist einfach zu riskant“, brummte Sakura und zog ihre Beine an sich. „Ino und ich wurden schon mal ins Visier genommen. Wenn Kiba oder dir jetzt auch noch etwas passieren würde, dann könnte Ibiki uns gleich auf die Straße setzten.“ Sai lachte und griff nach einer Coladose, die auf dem Tisch stand. „Wohl wahr. Übrigens ich habe Neuigkeiten von deiner ehemaligen Mitbewohnerin. Tenten ist gut in Alabama angekommen und scheint sich dort wohlzufühlen.“ Sakura nickte und ihr Hals wurde trocken. Als klar geworden war, dass sie aufgeflogen war, hatte man sich sofort Tenten geschnappt und sie aus der Stadt raus gebracht. Man hatte die Sicherheit eines Zivilisten nicht gefährden wollen. „Sie lässt dir ausrichten, dass sie stolz auf dich ist und sie hofft, dich eines Tages wiederzusehen.“ Die Rosahaarige lachte. „Sie hört sich an wie eine Mutterglucke.“ „In der Tat“, stimmte Sai zu und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht trefft ihr euch ja wirklich eines Tages im Rentenalter wieder?“ Sie gab ihm einen Rippenstoß und er hätte fast seine Cola verschüttelt. „Hey!“ „Uncharmanter Flegel!“, beschimpfte sie ihn und bemerkte, dass er die Augen rollte. „Ich kann durchaus charmant sein, glaub mir. Aber bei dir ist es hoffnungslos.“ „Wieso hoffnungslos?“ „Weil es sich nicht lohnt.“ Sein Blick glitt zu ihren Händen und blieb an einem silbernen Ring hängen. Sakura verstand und er sprach weiter: „Meinst du nicht, es wäre an der Zeit Uchiha Good Bye zu sagen? Ich meine, ihr seid nur auf dem Papier verheiratet. Es war keine Liebe im Spiel, sondern nur ein Job.“ „Mag sein.“ Sie wusste nicht, was er von ihr erwartete und nahm ihren Blick von ihrem Ehering. „Aber ich denke, ich alleine entscheide, wann ich diesen Schritt gehe.“ Ihre bestimmte Aussage sorgte dafür, dass Sai knapp nickte. „Verstehe. Na ja, es geht mich ja nichts an, aber ich denke, du solltest dir wirklich ernsthaft Gedanken darüber machen, ob du deine Einstellung nicht besser überdenken solltest.“ Er stand auf und stellte seine Cola ab. Wachsam sah Sakura ihn an und bemerkte einen seltsamen Ausdruck auf seinem Gesicht. „Was willst du mir jetzt genau damit sagen, Sai?“ Der Schwarzhaarige leerte seine Cola und wandte den Blick ab. „Vergiss Uchiha.“ „Bitte?“ Sakura war wie vor den Kopf gestoßen und sah zu ihm auf. Der Eliteagent biss sich kurz auf die Unterlippe. „Uchiha und du, das wird nichts, es ist nicht realistisch.“ Unsicher stand die Haruno auf und Sai fuhr fort. „Nach Ibikis Äußerung seid ihr nur auf dem Papier verheiratet, doch nach Ino sollen bei euch Gefühle im Spiel gewesen sein. Wenn zweites zutrifft, dann lass dir gesagt sein, dass es nicht funktionieren wird. Schließlich ist er ein Mörder ohne Gefühle und du eine FBI-Agentin, die dabei ist, sich hochzuarbeiten. Ihr lebt in zwei verschiedenen Welten.“ „Das weiß ich“, erwiderte Sakura knapp und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. „Mir ist schon klar, auf welcher Seite ich stehe. Also mach dir keine Sorgen, ich habe nicht vor, zu einem Unterweltboss zurückzukehren, der Schuld am Tod eines Kollegen ist.“ Ihre klaren Worte irritierten Sai, doch gleichzeitig war er erleichtert. Seine Befürchtung, sie könnte schwach geworden sein, blieb unbegründet, weshalb sich ein sanftes Lächeln über seine Lippen schlich. „Sorgen gehören dazu, wenn man einen Menschen in seiner Nähe hat, der einem wichtig ist.“ Der Satz wurde mit solch einer Zärtlichkeit gesagt, dass Sakura stutzte. So kannte sie ihren Kollegen gar nicht. Jedoch bevor sie etwas darauf erwidern konnte, hatte er sich auch schon umgedreht und schritt Richtung Badezimmer. Ein bitterer Beigeschmack lag ihr auf der Zunge, als sie sah, wie er die Tür hinter sich schloss. Fast war sie sich sicher, dass in diesem Satz eine Zweideutigkeit vertreten war, die für sie bis heute noch vollkommen unbekannt gewesen war. Bildete sie sich das Ganze nur ein, oder empfand Sai wirklich mehr für sie als reine Kameradschaft? ~*~ Flink huschten die zarten Finger der jungen Frau über die Tasten des gigantischen Flügels. Ihre Augen waren halb geschlossen und sie lauschte der Musik, als würde sie einen Fehler in ihrem eigenen Spiel suchen wollen. Hinata versuchte sich mit diesem Hobby davon abzulenken, dass sie ihren Freund und Geliebten seit über vier Wochen nicht mehr gesehen hatte. Hin und wieder kam ein Anruf, meist zu sehr später Stunde, in dem Naruto ihr seine Liebe schwor und sich versichern ließ, dass es ihr gut ging. Jedes mal war ihre Antwort gleich und doch glich sie einer Lüge. Er sollte nicht so viel an sie denken, sondern auf sich acht geben. Dass es ihr ohne ihn an ihrer Seite schlecht ging und ihr Herz Tag für Tag mehr Risse bekam, wollte sie ihm nicht gestehen. Die Musik verstummte und die Schwarzhaarige seufzte tief. Ihre Hände ruhten noch immer auf den Tasten und sie sah wie hypnotisiert auf die Noten vor sich, ohne sie jedoch wirklich wahrzunehmen. Erst ein Klatschen, was laut in ihren Ohren widerhallte, riss sie aus ihren Gedanken und sie hob erschrocken den Kopf. An der Tür zum Flur lehnte ein großer dunkelhaariger Mann, den sie bereits auf den ersten Blick erkannte. Hinata zwang sich zu einem Lächeln und erhob sich. „Sasuke, schön dich zu sehen.“Als sie auf ihn zuging, bemerkte sie die dunklen Schatten unter seinen Augen, doch sie wusste, egal wie viel man ihm abverlangte, seine Wachsamkeit ließ niemals nach. Da er ein normales schwarzes Hemd und eine Jeanshose trug, vermutete sie, dass er heute nichts Geschäftliches mehr vorhaben würde. „Entschuldige die späte Störung Hinata, jedoch glaube ich, es ist an der Zeit, dass wir beide uns einmal zu einer Tasse Tee zusammensetzten.“ Freundlich bestellte die Hyuuga beim Butler Tee und Snacks und führte ihren Besucher dann ins Nebenwohnzimmer, wo er sich ihr gegenüber auf der weißen Couch niederließ. Nachdem der Butler Gebetenes gebracht hatte und wieder verschwand, kam Sasuke direkt zum Punkt. „Wie geht es dir?“ „Gut“, antwortete Hinata ohne zu überlegen und erntete ein gehässiges Lächeln. „Lüge. Dasselbe erzählst du Naruto jeden Abend, wenn er anruft, aber dein Befinden erzählt etwas anderes.“ Die Schwarzhaarige schwieg und sah auf die feine Porzellantasse in ihren Händen. „Du gehst nicht mehr aus, meidest Veranstaltungen und so wie ich von deinem Cousin hörte, vergräbst du dich in Arbeit.“ „Genau wie du“, flüsterte sie hörbar und sah auf. Ihr standhafter Blick traf seinen, doch Sasuke ließ sich davon nicht beirren oder gar einschüchtern. „Vielleicht, aber deswegen bin ich nicht hier.“ Er nahm einen Schluck Tee und ließ sich Zeit mit der Ausführung. „Weshalb soll ich deiner Meinung nach in Zukunft auf Narutos saubere und hoch geschätzte Arbeit verzichten?“ Hinata hatte gewusst, dass der Chef ihres Freundes es ihr nicht leicht machen würde und seufzte erneut leise. Sie suchte nach den richtigen Worten, um ihm klarzumachen, dass es sich keines Wegs um eine Lappalie handelte. „Ich verlange nicht von dir, dass du es nachvollziehen kannst, Sasuke, aber ich bitte dich ein wenig über meine Bitte nachzudenken. Ich weiß, dass Naruto dir bis zum Tod treu ergeben ist und ich werde ihn deswegen bestimmt nicht verurteilen. Es ist seine Sache, wem oder was er sein Leben verschreibt. So war es bis jetzt.“ Hinata stellte ihre Tasse ab. „Ich bin schwanger und das bedeutet, dass sich an meiner Ansicht etwas geändert hat.“ Die Entschlossenheit ihrer eigenen Stimme machte ihr selbst ein wenig Angst. „Das Kind wird ein Teil von Naruto sein, ein Teil von seinem Leben, über das er bis jetzt alleine bestimmt hat. Jetzt hat er für etwas Verantwortung, die ich ihm jedoch nicht aufgezwungen habe. Er sollte selbst entscheiden, ob er am Leben dieses Kindes teilhaben will oder nicht. Allerdings hängt von seiner Entscheidung ein ganzes Menschenleben ab, das ihm nahe steht. Nämlich das des Kindes. Er als Vater und gleichzeitig Henker, wird irgendwann Probleme damit bekommen, Privates und Berufliches voneinander zu trennen und genau da kommst du mit ins Spiel.“ Sasuke hatte seine dampfende Tasse nun ebenfalls auf dem schwarzen kleinen Holztisch abgesetzt und sah sie gleichgültig an. „Erläutere“, verlangte er mit nachdrücklicher Stimme. Die Hyuuga strich sich eine lange Haarsträhne hinter das Ohr und bemerkte, dass ihre Handflächen feucht waren. Die Tatsache, dass sie mit einem der mächtigsten Menschen der Unterwelt über die Zukunft ihres Geliebten und des Kindes sprach, machte ihr deutlich, wie viel auf dem Spiel stand. Wenn sie ihn jetzt nicht überzeugte, dann hatte sie den liebsten Menschen in ihrem Leben verloren. „Gib Naruto Zeit für ein Privatleben und achte bitte darauf, wenn du die Aufträge verteilst, dass sie niemals das Leben seines Kindes in Gefahr bringen würden.“ In ihrer Stimme lag etwas Flehendes. „Niemals werde ich Naruto vor die Wahl stellen, denn ich weiß, dass er sich für die Treue zu dir entscheiden wird, aber bitte, wenn er dir als Mensch etwas wert ist, dann gönne ihm eine Familie.“ Der Uchiha schwieg einen Augenblick und sah auf den Wohnzimmertisch, dann lehnte er sich zurück und trank seine Tasse Tee aus. „Deine Bitte ist berechtigt“, gab er zu. „Allerdings auch sehr groß. Versteh mich nicht falsch, Hinata, ich schätze Naruto sehr und gönne ihm alles Glück der Welt, aber in bestimmten Dingen kann ich einfach nicht auf ihn verzichten. Er ist nicht nur mein bester Henker und Mitarbeiter, sondern gleichzeitig auch mein bester Freund. Ihn vollkommen ziehen zu lassen kommt also nicht in Frage.“ Er sah, wie sie traurig seinem Blick auswich. „Jedoch kann ich dir ein Angebot machen, welches vielleicht uns beide zufrieden stellt.“ Sasuke beugte sich vornüber und verhakte die Hände miteinander. „Er arbeitet weiterhin für mich, allerdings nicht mehr als Henker oder Geier, sondern viel mehr im theoretischen Bereich, was heißt, dass er aus dem Praktischen ausgeschlossen wird und die Wahrscheinlichkeit, dass ihm etwas passiert bei 15 Prozent liegt. Er wird dadurch oft zu Hause arbeiten können. Der einzige Knackpunkt ist, dass, wenn ich ihn wirklich brauche, ich ihn jeder Zeit zum Henker hochstufen kann.“ Hinata dachte darüber nach. Das Angebot, welches ihr gemacht wurde, klang gut, mit dem Risiko des Henkers konnte sie leben. Denn bereits die kleinste Chance auf ein normales Familienleben wollte sie nutzen. Ein Strahlen huschte über ihr Gesicht und sie zeigte sich einverstanden. „Angenommen!“ Sie musterte das Gesicht ihres Gegenübers, er zeigte jedoch so gut wie keine Regung. Ganz kurz war sie sich sicher gewesen, den Anflug eines Lächelns bemerkt zu haben, doch als sie Sekunden später wieder hinsah, war sie verunsichert. Etwas an Sasuke hatte sich verändert, doch die junge Frau brauchte etwas, um zu verstehen, woran es lag. Die abgrundtiefe Kälte, die ihn sonst einst umgeben hatte, war verschwunden. Sein Wesen war zwar immer noch hart und diszipliniert, allerdings auch auf seine Weise etwas menschlicher geworden. Von Naruto wusste sie, dass Sasuke nach der Flucht und dem Verrat seiner Frau in ein Loch des Wahnsinns gefallen war, nun schien er wieder auf dem Weg zur Realität zu sein. Der Verlust dieser Frau musste ihn schwer getroffen haben, vielleicht schwerer als er selbst jemals zugeben wollte, denn wenn einem die Liebe genommen wurde, dann konnte nichts diesen Schmerzen lindern. Sakura Haruno schien einen größeren Einfluss auf ihn zu haben, als je ein Mensch zu träumen gewagt hätte. ~*~ Sakura starrte ihre beste Freundin fassungslos an. Ungläubigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Noch immer suchte sie nach den richtigen Worten, doch sie fand keine. Unsicher stand Ino im Wohnzimmer ihres Kollegen und starrte auf ihre Hände. „Komm schon Sakura, tu nicht so, als könntest du mein Handeln nicht nachvollziehen!“ Die Stimme der Blondine klang belustigt, doch die Tatsache, dass ihre Freundin noch immer schwieg, machte ihr deutlich, dass sie gar nichts nachvollziehen konnte. „Sorry, aber ich steige im Moment nicht ganz in deiner Logik durch“, gestand die Haruno und bat ihr Gegenüber, sich zu setzten. Seufzend ließ sich Ino neben ihr nieder und vergrub die Hände in ihrem Schoß. Nach unendlich langer Zeit hatten sich die beiden Frauen nun endlich wieder gesehen. Die Freude war unendlich groß gewesen, doch jetzt nachdem sie über ihr Leben zu sprechen kamen, hatte Ino die Bombe platzen lassen. Sie würde beim FBI aussteigen, ihre Wege würden sich trennen. „Warum willst du alles, was du bis jetzt erreicht hast, hinschmeißen, ich meine du bist Agentin mit Leib und Seele!“ Die Blondine strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und wagte es nicht, ihre beste Freundin anzusehen. „Manchmal hält das Leben ausschlaggebende Veränderungen bereit.“ Sakura riss ungläubig die Augen auf. „Verarsch mich nicht! Ich bin vielleicht ein wenig verpeilt, aber ich lasse mich von dir nicht für doof verkaufen!“ Wütend verschränkte die Rosahaarige die Arme vor der Brust. Ino und sie waren bis jetzt durch dick und dünn gegangen. Beide hatten denselben Traum und hatten mit vereinter Kraft dafür gekämpft und jetzt sollte alles wegen einer ausschlaggebende Veränderung vorbei sein? Nein! Dafür kannte sie die Yamanaka zu gut. Hinter jeder ihrer Entscheidungen steckte ein gut durchdachter Grund. Sie handelte niemals aus einer Laune heraus, dafür war sie viel zu diszipliniert. „Ich möchte nicht darüber reden“, versuchte Ino das Thema zu beenden. „Sag, wie geht es dir hier bei Sai? Hat er denn mindestens etwas Vernünftiges zu fressen im Haus?“ Sie lächelte, doch Sakura durchschaute sofort, dass es erzwungen war. In ihrem Kopf raste alles und sie versuchte gedanklich herauszufinden, warum ihre Freundin wirklich ausstieg. Während Ino einen auf Small Talk machte, zog an Sakura noch einmal alles vorbei, was sie in irgendeiner Weise stutzig gemacht haben könnte. Dabei fiel ihr jedoch nur eins ein. Ganz am Anfang, als der Fall Uchiha gerade angefangen hatte, hatte ihr Ino einst von einem Mann erzähl, der in den Augen ihrer Freundin einzigartig gewesen war. Ihrer Beschreibung nach zu urteilen, hatte sie für diesen dieselben Gefühle empfunden wie sie für Sasuke. Doch im Gegensatz zu ihr hatte sie diesen Mann nie wieder gesehen, da er eine Art One-night-stand gewesen sein sollte. Sakura erstarrte innerlich und blickte ihre beste Freundin mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an. Mitten im Gespräch über ein neues Kleid, was sie angeblich bei Dior ausgestellt hatten, unterbrach die Rosahaarige sie. „Du hast ihn wieder gesehen, diesen Typen, den du nach dieser einen Nacht nicht wieder sehen wolltest. Der, wo du zum ersten Mal das Gefühl verspürt hattest, dass er ein perfektes Gegenstück zu dir bilden würde.“ Als Ino den Mund schloss und nicht antwortete, sondern sie fassungslos anstarrte, wusste Sakura dass sie den Nadel auf den Kopf getroffen hatte. „W-Woher – ich meine, wie kommst du auf…“, vollkommen durch den Wind sah Ino sie an und brachte keinen vernünftigen Satz zustande. „Wer ist es?“, wollte die Haruno ruhig, jedoch bestimmt wissen. „Kenne ich ihn?“ Die traurigen blauen Augen ihrer Freundin verrieten sie. Ino senkte den Kopf und ihre Hände im Schoß verkrampften sich augenblicklich. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe und spürte den durchdringlichen Blick der Rosahaarigen. Sakura war nicht dumm, sie würde früher oder später dahinter kommen, doch trotzdem weigerte sich alles in ihr zu sagen, dass es Gaara war, der ihr das Herz gestohlen hatte und schuld an ihrer Meinungsänderung war, ohne es beabsichtigt zu haben. Die Haruno dachte scharf nach. Sie war sich ganz sicher, dass sie diesem Typen bereits einmal begegnet sein musste. Schnell durchforschte sie ihr Gedächtnis nach einem Schema, dass auf Inos Männervorlieben passen würde und schnell wurde sie fündig. Die Blondine liebte charakterstarke, auffällige und herausragende Männer, die mit ihr mithalten konnten. Dabei spielte noch nicht einmal das Aussehen die tragende Rolle, sondern viel mehr die Ausstrahlung. Ino fühlte sich von Männern magisch angezogen, die auf ihre Art und Weise aus der Menge herausragten. Die eine Mischung aus Exzentriker und Einzelgänger bildeten. Sakura stützte das Kinn auf ihre Handfläche und sah ihre Freundin schweigend an. Eine Reihe von Namen und Bildern rauschten vor ihrem geistigen Auge vorbei, schließlich hob sie den Kopf und flüsterte erschrocken über ihre eigene Schlussforderung: „Nein!“ Ihre Hand umschloss das Handgelenk ihrer Freundin. „Bitte sag mir nicht, dass es Gaara ist!“ „Wie kommst du drauf?“, versuchte Ino auszuweichen, doch sie wusste bereits beim gesprochenen Namen, dass sie verloren hatte. Sakura sprach niemals ohne Grund ihren Verdacht aus. „Er ist der einzige Mann, der in Frage käme, denn seine Einzigartigkeit kommt keinem einzigen Mann im ganzen Quartier gleich. Er ist intelligent, geheimnisvoll, ein Einzelgänger und besitzt eine Persönlichkeit, die du bevorzugst.“ Sakuras Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an. „Menschen wie er passen in keine gesellschaftliche Stufe, sie sind so herausragend, dass sie bei allem, was sie tun, auffallen. Alleine an der Art und Weise, wie er eine zweite Persönlichkeit als Henker angenommen hat, hat mir vor Augen geführt, mit welchem Perfektionismus er an die Arbeit geht.“ „Perfektionismus ist ein gutes Wort, um ihn zu beschreiben“, flüsterte Ino leise und sah auf. „Weißt du, Sakura, Perfektion ist ein Wort, das ich zu hassen gelernt habe.“ Ihre Worte klangen bitter. „Denn wäre er ein Mensch der Schwächen und Fehler zulassen könnte, so glaub mir, ich würde alles daran setzten, um ihn halten zu können, aber ich kann es nicht.“ Traurig blickte die Rosahaarige ihrer besten Freundin ins Gesicht. Seit ein paar Tagen wusste sie, dass Gaara Sabakuno ein Schattenagent war, vor dem sich die halbe Unterwelt fürchtete. Alleine durch den Decknamen `roter Baron` war er seit dem Dracula-Fall bekannt wie kein anderer Agent in seinem Alter. Seine Talente, Fähigkeiten und sein Können waren so herausragend wie einst das von Shikamaru Nara, als dieser die Akademie besucht hatte, bevor er sich Sasuke anschloss. „Trotzdem verstehe ich noch immer nicht…“, begann Sakura zögerlich. „Warum hindert dich deine Liebe zu Gaara daran, weiterhin als Agentin zu arbeiten? Natürlich wirst du ihn als Schattenagent so gut wie nie wieder sehen. Schließlich ist eine feste Beziehung auf diesem Level verboten und er machte mir nicht den Eindruck, als wenn er je vorgehabt hatte, diesen Job aufzugeben.“ Zärtlich strich sie an Inos Arm entlang. „Natürlich verstehe ich, dass solch eine Liebe schmerzhaft ist, aber sie ist nicht … nun ja… sie wird nicht deine einzige Liebe blieben.“ „Das nicht“, stimmte Ino mit klarer und gefasster Stimme zu. „Weißt du, Sakura, ich empfinde dasselbe für Gaara wie du für Sasuke.“ Ein zartes Lächeln schlich über die Lippen der Blonden und Sakura fühlte sich ertappt, denn ihr Herz verkrampfte sich. „Doch mich trennt nicht das Gesetz oder meine Einstellung von ihm, sondern eher die Tatsache, dass er mich nicht so liebt wie ich ihn. Er lebt für den Staat und findet seine Erfüllung darin, Menschenleben zu retten. Ich will nicht sagen, dass ich keinen Respekt gegenüber seiner Einstellung empfinde, doch es ist nicht das Leben, was ich selbst auch leben wollen würde.“ Ino schluckte und lächelte erneut, doch dieses Mal hatte ihr Lächeln etwas Befreiendes. „Du weißt, dass ich nicht ewig beim FBI bleiben wollte und mein wirklicher Traum ein ganz anderer ist als deiner.“ Sakura dachte an das kleine Häuschen im Grünen, Kinder, die im Garten herumtollten und einen Ehemann, den es zu verabschieden galt. Inos Wunsch hatte ihr damals Lachtränen in die Augen getrieben, doch jetzt hinterließ dieses Wissen einen bitteren Beigeschmack. „Ich habe lange und oft kämpfen müssen, doch irgendwann kann ich nicht mehr“, gestand die Blondine. Ihr entschlossener Blick verriet Sakura, dass sie schon lange darüber nachgedacht hatte. „Ich möchte an mich und meine Zukunft denken und Verantwortung für das übernehmen, was ich tue und ich hoffe, dass du irgendwann verstehst, was ich damit meine.“ Sakura zwang sich zu einem Grinsen. „Dir ist schon klar, dass ich in allem ein Spätzünder bin oder?“ Lachend nickte Ino und musterte ihre beste Freundin einen schweigsamen Moment lang. „Wenn ich aussteige… dann wird die Verbindung zwischen uns abreißen… etwas, was mich sehr traurig stimmt, deshalb wollte ich dich um etwas bitten.“ Überrascht hob Sakura die Augenbrauen. „Natürlich, schieß los.“ „Ich mag deinen Namen und ich wollte fragen, ob ich ihn als Erinnerung … nun ja…“ Nicht verstehend runzelte die Haruno die Stirn und sprach: „Was meinst du?“ Ino beugte sich vor und flüsterte Sakura etwas ins Ohr, ihre Miene veränderte sich von Ungläubigkeit zu Freude. Wärme kroch an ihr hoch und sie nickte gerührt. „Ja…natürlich darfst du.“ Eine Träne rollte über ihre Wange und sie bemerkte, welche Last von den Schultern ihrer Freundin rutschte. Die Last legte sich stattdessen auf ihr Herz und drohte sie vor Trauer und Freude zu erdrücken. … Der Fernseher rauschte, Dunkelheit zauberte bedrohliche Schatten und drängte das Licht in eine Ecke zurück. Müde saß Sakura auf dem weichen Orientteppich. Ihre Beine an den Körper gezogen, den Kopf auf ihrer rechten Schulter gelegt, bekleidet mit einer alten Jogginhose und einem schwarzen Top starrte sie auf den großen Fachbildschirm. Hinter ihr stand der große Wohnzimmertisch. Mehrere Pläne, Skizzen und Tabellen lagen zerstreut übereinander. Das ganze Durcheinander wurde gekrönt von einer offenen Mappe, auf der noch immer ein Bleistift lag. Die alte Standuhr im Esszimmer schlug zwölf, doch Sakura nahm den dumpfen Klang noch nicht einmal war. Verzweifelt hatte sie versucht, sich auf den Film zu konzentrieren, doch dieses Mal gelang es Harrison Fort einfach nicht, sie in seinen Bann zu ziehen. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu dem Gespräch, welches sie vor einigen Stunden mit ihrer Freundin geführt hatte. Inos letzten Worte jagten ihr noch immer eine Gänsehaut über den Rücken und zum ersten Mal konnte Sakura nachvollziehen, warum jemand freiwillig dem FBI den Rücken kehrte. An ihrer Stelle hätte sie wahrscheinlich genauso gehandelt. Sakura wandte ihren Blick von der Matscheibe und blickte auf das schnurlose Telefon neben sich. Sobald Ino gegangen war, hatte sie sich kopfüber in die Arbeit gestürzt. Die Tatsache, dass ihre beste Freundin bald eine Erinnerung war, die sie mit der von Shino vergleichen konnte, machte sie traurig und ließ sie schwach werden. Etwas, was sie auf jeden Fall vermeiden wollte. Schließlich war es einzig und alleine Inos Entscheidung und die hatte sie nicht in Frage zu stellen. Sakura seufzte leise und versuchte sich stattdessen zu freuen. Ihre beste Freundin ging einen Schritt auf ihren Traum zu und sie hatte vor einer halben Stunde etwas geschafft, was dem gesamten Geheimdienst der vereinigten Staaten bis jetzt noch nicht gelungen war. Sie hatte Sasukes System der Drogenlieferung geknackt. Der Himmel hatte ihr schließlich den entscheidenden Hinweis geliefert. Ibiki hatte ihren Worten kaum Glauben schenken wollen, jedoch hatte sie ihn darum bitten müssen, nur Kiba und Sai davon in Kenntnis zu setzten. Morgen Nachmittag würde sie ein ganzes Team vom FBI, dessen Spezialgebiet darin lag, Gebäude zu stürmen, und zwei Gruppen des FBIs sowie drei Teams vom CSI davon überzeugen müssen, dass ihre Schlussforderung 100%tig richtig war. Innerlich wusste sie, dass ihr dies keinerlei Probleme bereiten würde, schließlich sprachen über 50 Fakten und Daten für ihre Theorie. Etwas ganz anderes ließ sie nicht vor Freude aufspringen und jubeln. Hinter ihr knackte etwas und die Haruno wusste, dass ihr Kollege nach Hause gekommen war. Seine dumpfen Schritte hallten in ihren Ohren wider und sie stellte den Fernseher leise. Noch bevor sie ihn begrüßen konnte, ließ er sich neben ihr nieder und sah sie lächelnd an. „Wie ich hörte, hast du gute Arbeit geleistet.“ Sakura versuchte sein Lächeln zu erwidern, was ihr nur mäßig gelang. Gerade als sie ihn mit einem sarkastischen Spruch zum Lachen bringen wollte, verkrampfte sich etwas in ihr. Das dumpfe Licht im Wohnzimmer sorgte dafür, dass sich ihre Wahrnehmung veränderte. Ihre Augen musterten das feine Gesicht vor sich, dass ihr Freude und gleichzeitig Vertrauen entgegenbrachte. Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst und im ersten Moment versuchte sie die vertraute Ausstrahlung einzuordnen. Sai bemerkte ihre aufkommende Unsicherheit und sein Lächeln verschwand, stattdessen legte sich ein ernster Zug auf seine Lippen. Die Haruno sah in seine dunkelbraunen Augen und erkannte die Wahrheit, vor der sie bis jetzt immer die Augen geschlossen hatte. Sai empfand Gefühle für sie, die denen von Sasuke äußerst ähnlich waren. Seine Augen spiegelten ein Verlangen und Zärtlichkeit wider, die ihr Herz unweigerlich auf und ab hüpfen ließen. Seit Tagen hatte er ihr zu verstehen gegeben, dass er sie auffangen würde, wenn sie schwach sein würde, dass er da war, wenn sie ihn brauchte und dafür sorgen würde, dass es niemand mehr wagen würde, sie in irgendeiner Form zu verletzten. Er würde ihr gut tun. Das Licht des Bildschirms fiel auf sein Gesicht und Sakura schluckte. Aus der Nähe betrachtet wurde ihr die Ähnlichkeit bewusst, die Sai mit Sasuke in Verbindung brachte. Beide besaßen diese feinen Gesichtszüge, einen blassen Teint und diese unglaublich dunklen Augen. Ihre Haare standen meist in alle Himmelsrichtungen ab und ihre Stimmen wurden jeweils von einem herrischen Tonfall geleitet. Die Art sich zu Bewegen, ihr Lachen, all dies beschwor eine Ähnlichkeit herauf, bei der Sakura das Blut in den Adern gefror. Natürlich würde Sai niemals an Sasukes Einzigartigkeit heranreichen, jedoch blieb diese Verbundenheit bestehen. Sakura schluckte erneut hart. Den Mann, den sie liebte, er würde niemals ihr alleine gehören, denn sein Wesen konnte sie nicht bei sich behalten. Diese Tatsache riss in ihrer Brust eine große Wunde auf. Das Original konnte sie nicht haben, doch Sai, ein Mann, der ihr nur allzu deutlich zu verstehen gab, dass sie alles war, was er wollte; konnte ihr das geben, was sie sich wünschte. Wärme, Zuneigung und Vertrauen. Sie lebten beide nach denselben Prinzipien und Vorstellungen. Mit ihm hätte sie die Chance auf eine Zukunft, die sie mit Sasuke nicht hätte. Kurz schloss Sakura ihre Augen und versuchte sich an den Duft ihres Mannes zu erinnern, doch ihr Gedächtnis blieb leer. Erst als sie eine warme, raue Hand auf ihrer Wange spürte öffnete sie die Augen und blickte in Sais Gesicht, das dem ihren gefährlich nahe gekommen war. Sein Atem streifte ihre Wange. „Ich weiß, dass du mich nicht liebst… noch nicht.“ Seine Stimme klang dunkel und eine Spur enttäuscht. „Aber du könntest es versuchen.“ Du könntest es versuchen… seine Worte fraßen sich in ihr Herz und bevor Sakura wusste, was sie da tat, beugte sie sich ein wenig weiter zu ihm und ihre Lippen berührten die seinen. Vorsichtig, fast zärtlich ging sie auf Wanderschaft und wagte sich vor, um ihn zu erforschen. Sais Hand griff in ihr langes Haar und zog sie noch näher an sich. Als sich ihre Zunge zwischen seine Lippen schob und um Einlass bettelte, glaubte er eine Antwort von ihr bekommen zu haben. Beide vertieften den Kuss und spürten ein Gefühl in ihrem Körper, das dabei war sich breit zu machen. Die eine fühlte Zärtlichkeit, der andere Liebe. Ausgehungert und willig drückte Sakura den jungen Mann auf den Rücken und setzte sich auf seine Hüfte, dabei wagte sie es nicht, einen Augenblick lang ihre Lippen von den seinen zu nehmen. Schon alleine an der Art zu küssen, wusste sie, dass Sai niemals an Sasuke herankommen würde, doch in diesem Moment war es ihr egal. Sasuke war für sie in weite Ferne gerückt, doch Sai war zum Greifen nah. Dieser Unterschied ließ sie deshalb nicht auf ihr Herz hören, sondern auf ihren Kopf. Sais zärtliche Berührungen taten ihr gut und fühlten sich gut an, weshalb also nicht weiter genießen? Die Hände des Schwarzhaarigen fuhren unter ihr T-Shirt und zogen es ihr über den Kopf. Dabei unterbrach er den Kuss, nur um Sekunden später mit seinen Lippen ihren Körper weiter zu erkunden. Ein leises Stöhnen entwich der jungen Frau und sie öffnete kopflos die Schnalle seines Gürtels. Sie wollte ihn hier, jetzt sofort, ganz egal mit welchen Konsequenzen. Er war da, fing sie auf und verwöhnte sie. Nichts hinderte Sakura daran, sich Sai hinzugeben. Noch nicht einmal das leichte Ziehen in ihrer Magengrube, denn Sai verstand es mit solch einer Hingabe ihre Schmerzen zu betäuben, dass sie einfach nur die Augen schloss und versuchte zu vergessen und zu genießen. Vielleicht hatte er Recht und sie müsste einfach nur versuchen, ihre Gefühle für Sasuke abzutöten und stattdessen versuchen, sich in ihn zu verlieben. Es würde ihr mit Sicherheit nicht schwer fallen, denn er würde ihr den Himmel zu Füßen holen, nur um sie glücklich zu machen. Immer wieder flüsterte er ihren Namen, gestand ihr seine Liebe und liebkoste sie mit Worten und Gesten. Es waren Worte, die sie einst bei Sasuke immer vermisst hatte. Nie hatte er sie wissen lassen, wie es um sie stand. Stattdessen hatte er ihr mit Gesten zu verstehen gegeben, was er fühlte. Zumindest glaubte sie dies. Denn diese drei herrlichen, kostbaren und wundervollen Worte waren nie seinem Mund entwichen. Es kam Sakura vor wie ein Traum, als sie eine dunkle tiefe Stimme das flüstern hörte, was er ihr auf immer verweigert hatte. »Ich liebe dich. « ~*~ Schwach kämpfte sich die Sonne durch die Wolken und warf ein schimmerndes Licht auf Los Angeles. Das Wochenende stand vor der Tür und die Menschen freuten sich auf ihre bevorstehende Freizeit. Die Straßen waren überfüllt und die Geschäfte freuten sich über den Andrang an Kundschaft. Inmitten dieses Getümmels schritt ein schwarzhaariger junger Mann durch die Menschenmenge. Er trug eine graue Wollmütze, einen dunkelbraunen Parker und Jeans. Sein Blick war müde, doch er war keines Wegs unkonzentriert. Sasuke bewegte sich gerne unter normalen Menschen und dank der kugelsicheren Weste und der Pistole unter seinem Parker verspürte er ein gutes Gefühl der Sicherheit. Der Uchiha gähnte herzhaft und sah in den Himmel. Er konnte nicht sagen, warum, aber irgendwie würde er es begrüßen, wenn der Himmel sich zum Regen erbarmen würde, denn er hasste die Sonne und wenn sie auch nur schwach schien. Sie gab Menschen ein Gefühl der Hoffnung, nicht dass er etwas gegen Hoffnung hätte, nein. Nur gegen das trügerische Bild der Hoffnung, das einem die Sonne gab. Die Laune der Menschen hob sich, wenn sie da war, doch wirklich etwas an ihrem Zustand veränderte sie nicht. Der Schwarzhaarige nahm einen Schluck von seinem Starbuckskaffee und ließ sich auf dem Rand eines Springbrunnens nieder. Hinter ihm plätscherte das Wasser und er hörte die Stimmen von Familien. Kinder, die entzückt wegen dem Wasser aufkreischten und wissen wollten, wie lange es noch bis zum Sommer dauerte und Eltern, die jedes Mal viel Kraft und Überredungskunst besaßen, ihren Sprösslingen das blaue vom Himmel herunter zu lügen. Unweigerlich musste Sasuke grinsen. Manchmal fand er die Probleme anderer nahezu banal, doch dies zeigte ihm, dass es abgeschnitten von seinem Alltag noch immer jene Realität gab, in der auch er einst gelebt hatte. Zumindest so lange bis Orochimaru Oto seiner gesamten Familie das Licht ausgeknipst hatte. Sein Griff um den Kaffeebecher verstärkte sich und er sah zu Boden. Niemals würde er jenes Bild vergessen können, das ihn seit seinen 16ten Lebensjahr heimsuchte. Er hatte mit Freunden seinen Geburtstag feiern wollen, jedoch war sein Vater der Meinung gewesen, er wäre zu jung, um bereits durch die Kneipen zu ziehen und sich abzufüllen. Sie hatten sich gestritten, wobei seine Mutter versucht hatte den Streit zu schlichten. Schließlich waren Worte gefallen, die Sasuke im Nachhinein bereute, denn damals waren sie durch seine Hitzköpfigkeit einfach seinem Mund entwichen. Wütend hatte er seine Zimmertür hinter sich zugeknallt und schließlich eine Stunde später mit Hilfe seines Bruders das Anwesen verlassen, um mit seinen Freunden durch die Straßen zu ziehen. Ganze fünf Stunden hatte er die Rebellion eines normalen 16-Jährigen erlebt, dann hatte sich sein Leben in einen Alptraum verwandelt. Bereits als er um halb zwei nach Hause kam und kein Licht mehr im ganzen Anwesen brannte, hatte ihm sein Instinkt gesagt, dass etwas nicht in Ordnung gewesen war. Erst als er jenen schicksalhaften Lichtschalter berührt hatte, hatte sich ein Bild in sein Gedächtnis gebrannt, das er in seinem ganzen Leben niemals wieder vergessen würde. Der Marmorboden war mit Blut überzogen, die Spur war bis ins Wohnzimmer gegangen, der er gefolgt war. Als erstes war ihm der Körper seines Bruders aufgefallen. Leblos und durchbohrt mit einer Gartenschere hatte Itachi zu seinen Füßen gelegen. Die ausgestochenen Augen waren durch Nägel ersetzt worden. Erst dann war ihm ein unbeschreiblich grausamer Geruch entgegengeschlagen. Sasuke wusste nicht mehr, wie er es geschafft hatte, die Leiche seines Bruders hinter sich zu lassen, um dann auf den Ohrensessel zu zutreten. Die Hand seines Vaters hatte auf der Lehne gelegen, weshalb er gehofft hatte, dieser wüsste, was passiert war oder konnte ihm zumindest antworten. Doch nachdem ihm ein paar stammelnde Worte über die Lippen gekommen waren, war eine böse Vorahnung an ihm empor gekrochen. Die geköpfte Leiche seines Vaters, die im Ohrensessel gesessen hatte, war erst der Vorgeschmack auf seine Mutter gewesen. Ihre Leiche lag im großen Kamin des Anwesens und ein Feuer fraß sich durch ihren Körper. Sasuke wusste nicht mehr, wie er es aus dem Haus geschafft hatte, ab dem Anblick seiner Mutter hatte er einen Blackout. Erst als er nach einem tiefen Loch schließlich in einem großen Bett der Otovilla aufgewacht war, klärten sich seine Gedanken wieder. Zunächst hatte er dem freundlichen, in die Jahre gekommenen Mann Glauben geschenkt und sich von Orochimaru als Killer ausbilden lassen, doch als er eines Nachts ins FBI-Hauptgebäude eingebrochen war und die Akte seiner Familie in seine Hände gefallen war, hatte sich die Wahrheit wie ein Messer durch sein Herz gebohrt und er hatte geglaubt, nie wieder ein Gefühl zu verspüren, das er als positiv oder warm empfinden würde. Bis er ihr begegnet war. Einer ganz normalen Frau, die nichts anderes tat, als ihn anzulächeln und ihm das Gefühl zu geben, dass er war wie jeder andere auch. Das Stück Normalität, das sie verkörperte, zeigte bereits erste Wirkung auf ihn, als sie zu ihrem ersten Date die Karten für das Baseballspiel umgetauscht hatte. Normalerweise waren Verabredungen mit Frauen anders verlaufen. Zuerst ging es in ein schickes Restaurant, dann in die Oper oder ins Theater und schließlich zu ihr nach Hause ins Bett. Doch Sakura hatte es bei einem Kuss belassen und ihn vor der Haustür abserviert. Für sie war es tatsächlich ein ganz normales Date gewesen. Er hatte immer geglaubt, sie hätte in ihm nicht mehr gesehen als einen normalen Geschäftsmann, mit dem sie auf derselben Wellenlänge lag. Die Gefühle, die sie ihm entgegengebracht hatte, wirkten zu echt. Erst als ihm klar geworden war, dass sie vom FBI geschickt worden war, war sein glückliches Kartenhaus ineinander gefallen. Sasuke biss sich leicht auf die Unterlippe. Er hatte sich wirklich in sie verliebt und ihr all seine Gefühle entgegengebracht und was hatte sie getan? Ihn verraten. Erst als Naruto ihm von jenem Abschied erzählt hatte, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen. Auch er bedeutete ihr etwas, nur wusste er nicht, wie viel. Handelte es sich wirklich um Liebe, die Sakura für ihn empfand, oder war es ein anderes Gefühl, was sie in sich spürte? Er wusste es nicht und so wie es aussah, würde er auch nie eine Antwort von ihr bekommen. Seit Wochen, fast schon seit zwei Monaten versuchte Sasuke sie aufspüren zu lassen, doch bis jetzt fehlte jegliche Spur seiner Frau. Das FBI versteckte sie zu gut. Der Schwarzhaarige seufzte tief und sah auf. Wenn er Sakura nicht mehr wieder finden konnte, dann war es Zeitverschwendung, nach einer anderen Frau zu suchen, denn er wusste, im Stillen würde er jede andere Frau an seiner Seite mit ihr vergleichen. Dabei war ihm bereits jetzt klar, dass niemand sie ersetzten konnte. Er erhob sich und leerte seinen Kaffee mit einem Schluck. Sasuke musste den Kopf frei bekommen, um die bevorstehende Übergabe zu meistern. Er wollte sich dieses Mal persönlich mit Kakashi treffen. Zwar mochte er den Typen nicht, aber für seine Drogengeschäfte war er wichtig. Zumindest nach dieser letzten Übergabe. Danach würde der Typ nutzlos und er würde ihn zu beseitigen wissen. Sasuke warf den Kaffeebecher in einen nahe gelegenen Mülleimer und vergrub die Hände in den Jackentaschen. Er würde noch einmal die Pläne durchgehen und sich dann in Shikamarus neue Taktik einweihen lassen. Danach würde er die Füße hochlegen und ein Spiel der Stars im Fernsehen verfolgen. Ihm war nach einem ruhigen Feierabend. Etwa fünf Meter hinter ihm saß auf der anderen Seite des Springbrunnens eine Frau, die genüsslich an ihrem Furchtsaft nippte. Ihr rosa Haar lag unter einer Kappe versteckt, ein weiter dunkelgrüner Pullover verhüllte ihre magere Gestalt und ihre Hände steckten in schwarzen Handschuhen, die mit ihrer Jeans harmonierten. Unwillkürlich vergrub sie ihre Nase in dem dicken Wollschal und sah sich um. Dabei waren ihre hellgrünen Augen wachsam. Sakura wusste, welches Risiko es mit sich brachte, dass sie sich im Freien bewegte, doch zu lange war es her gewesen, seit sie zum letzten Mal den Wind im Nacken gespürt hatte. Die kugelsichere Weste, die sie trug, würde sie schon im schlimmsten Fall beschützen. Sie sah auf die Uhr und bemerkte, dass es an der Zeit war zu gehen. Unfreiwillig erhob sie sich und sah sich noch einmal um. Dabei streifte ihr Blick an den Kindern vorbei die um den Springbrunnen standen und unbedingt ins Wasser wollte. Genervte Eltern, verliebte Paare und alte Leute stachen ihr ins Auge. Ohne zu merken, dass sich Sasuke Schritt für Schritt von ihr in die entgegengesetzte Richtung entfernte, schlug auch sie ihren Weg ein, um pünktlich vor Sai zu Hause zu sein. Der Moment bestimmt die Geschichte, die Liebe ein ganzes Leben. Kapitel 15: Alles auf eine Karte. --------------------------------- . . . Du wünschst dir, eine Mauer einreißen zu können, die dich von dem Menschen fern hält, den du am meisten liebst. Die Mauer ist hoch und vor allem stark, doch dein Wunsch hält dich fest, weshalb du bereit bist mit bloßen Händen, Stein für Stein zu lösen. Doch nie fragst du dich während deines Kampfes, wie es wohl sein würde, wenn die Mauer nicht mehr da wäre und du deinem geliebten Menschen gegenüberstehst. Jetzt ist es soweit, die Mauer ist weg und nichts trennt euch mehr von einander. Doch was machst du nun? Auf ihn zu laufen, stehen bleiben oder ihn einfach nur anstarren? Und während du noch dabei bist dich zu entscheiden, legen sich erneut Steine über Steine und eine neue Mauer beginnt zu wachsen. - 17.02.2009 - - FBI-Hauptgebäude - Sakura atmete tief durch und legte eine Hand auf die Türklinke vor sich. In ihrer Hand hielt sie eine CD, die sie gleich abspielen würde. Ihr Herz schlug bis zum Hals und sie sah auf ihre Turnschuhe. Jetzt lag es an ihr die Sondertruppe des FBIs und die drei Teams des CSI zu überzeugen, dass ihre Schlussforderung bezüglich Sasukes Drogenübergabe richtig war. Sie öffnete die Tür und war sich bewusst, dass soeben mehrere hundert Augenpaare auf sie gerichtet waren. Der Konferenzraum war groß, einer der Größten und doch zu klein, um allen Beteiligten einen Sitzplatz zu geben. Zielsicher schritt sie auf ihren Chef zu und bemerkte, dass Ibiki ihr Mut machen wollte, indem er zaghaft lächelte. „Nur ruhig Sakura, du packst das schon.“ Die Rosahaarige konnte nicht anders als zu nicken und übergab Sai die CD, damit er sie in den Beamer legen und sie mit ihrer Präsentation beginnen konnte. Ibiki schritt durch die Reihen von Kollegen und Mitarbeitern, ehe er sich neben seinem einstigen Partner gegen die Wand lehnte. Überrascht stellte er fest, dass Minato bereits Gesellschaft von Sabakuno erhalten hatte. Der Rothaarige zog genüsslich an seiner Zigarette und grinste schief, als er den Hünen erblickte. „Sie sehen nervöser aus als Haruno.“ „Klappe!“, brummte er und sah nach vorne, wo seine ehemalige Schülerin einen Blick auf die Notizen von Ino warf. Er wunderte sich ein wenig, dass die Blondine nicht anwesend war und beschloss später nach ihr zu fragen. Gerade als er sich an Minato wenden wollte, ging die Tür erneut auf und Sarutobi persönlich betrat den Konferenzraum. Kaum einer beachtete ihn, da die Wenigsten wussten, wer er war, jedoch musste der Hüne sich zusammenreißen, um sich daran zu erinnern, dass er besser atmen sollte. Die Miene des alten Mannes war unbewegt und er blieb direkt vor Ibiki stehen. Seine grauen Falkenaugen huschten durch den Raum und blieben an Sakura hängen, die darauf wartete, dass Sai alles Technische geregelt hatte. „Tsunade ließ mir eine Nachricht zukommen, in der es hieß, ich würde hier etwas Wichtiges verpassen, wenn ich nicht anwesend sein würde.“, er klang ungehalten und arrogant. „Allerdings befürchte ich bei diesem – “, er nickte hinter sich. „Undisziplinierten Haufen, dass sich die Reise hier her nicht gelohnt hat.“ Gerade als Ibiki seinen Vorgesetzten mit Worten beruhigen wollte, mischte sich Gaara ein und sprach: „Undiszipliniert vielleicht, aber auf jedem Fall weiter vom Rentenalter entfernt, als Sie, alter Mann.“ Minato verschluckte sich fast an seinem Becher Kaffee und wollte die Situation retten, jedoch ließ ihn Sarutobi gar nicht zu Wort kommen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er sprach: „Mein Alter sagt nichts über meine Fähigkeiten aus, Grünschnabel. Sie sollten sich mit ihren Vorurteilen besser zurückhalten, falls Sie nicht wissen mit wem sie sich anlegen.“ Gaara grinste zynisch. „Ich liebe Abenteuer, Opa. Je gefährlicher und extremer desto besser.“, er nickte nach vorne. „Und ich denke die Lady dort vorne teilt meine Leidenschaft.“ Er nickte auf Sakura. „Auch wenn sie nicht so aussieht, aber sie ist die einzige, die Uchiha je die Stirn bieten konnte, nämlich mit dem Charme und dem Verhalten einer ganz normalen Frau. So viel zu Vorurteilen, Alter.“ Innerlich wollte Ibiki sich erschießen und er jagte gedanklich Jiraya zum Teufel. Hatte der Sack seinem Schüler nichts von Manieren und Höflichkeit beigebracht? Zu seiner Überraschung ließ sich Sarutobi nicht aus der Ruhe bringen, sondern lächelte kalt. „Ein Newcomer wie Sie, sollte aufhören auf mein Alter anzuspielen, denn ich kann ihnen versichern, dass meine Treffsicherheit punkto Kugeln nicht nachgelassen hat.“ Gaara hob eine Augenbraue und ein leises Lächeln schlich über seine Lippen. Er steckte seine Hände in die Taschen seiner schwarzen Jeanshose und wendete sich nun direkt an den Angegrauten Mann neben sich. „Ich habe nie gesagt, dass ich etwas gegen ihr Alter habe, viel mehr beeindruckt es mich, dass Sie immer noch unter der Fuchtel des Staats arbeiten. Wie alt sind Sie. 70?“ „76.“, erklärte Sarutobi knapp, dabei sah er, wie der junge Mann vor sich nickte. „Respekt. Auch wenn ich denke, dass Sie sich jetzt ihre Ruhe verdient hätten.“ „Manches lässt einen eben nicht eher ruhen, bis man erreicht hat, was man will.“, brummte der Vorsitzende des FBIs und Ibiki bestaunte die plötzliche Wende des Gesprächs. Gerade als er auch ein paar Takte dazu steuern wollte, begann Sakura mit ihrer Präsentation. Zuerst erklärte sie am Bildschirmschoner, wie sie Uchihas Drogenroute geknackt hatte. Zu Beginn hatte sie auf einer Landkarte die einzelnen Übergaben, die sie bis jetzt Nachverfolgen konnten, gekennzeichnet, dazu kamen die unterschiedlichen Daten. Aufmerksam hörten ihr allem im Raum zu und nachdem sie erklärt hatte, dass ein simples System hinter den ganzen Aktionen steckte, holte sie tief Luft und sprach: „Ich habe mir verschiedene Zyklen angesehen, Sie wissen schon, Wochentage, die irgendetwas miteinander zu tun haben könnten. Der Rhythmus einer Zeitschrift, Erdumdrehungen… na ja und schließlich gab der Himmel die Antwort. Der Mond. Uchihas Übergaben richten sich nach dem Aussehen des Mondes. Besonders das Volumen spielt eine wichtige Rolle.“ Eine komplizierte Rechung erschien und Sakura gab sich Mühe ihre Schlussforderung möglichst leicht zu erläutern, was ihr gelang. „Wenn man diese ganzen Berechnungen auf die Vereinigten Staaten überträgt, dann sieht man, dass sich bestimmte Punkte mit den bisherigen Orten der Übergabe überschneiden. Man kann sogar ganz genau das Viertel und die Straße ausfindig machen.“ Sie zoomte die Karte heran und zeigte auf eine so genannte Cooper-Brown Straße in San Francisco. „Nach meinen Berechnungen finden Übergaben jeweils alle sieben Wochen statt und morgen müsste in dieser Lagerhalle mit der Nummer 65 eine Übergabe stattfinden.“ Sakura schloss mit ihrer Erläuterung und wartete auf die Reaktion der Beteiligten. Ein Mann mit einer Glatze runzelte die Stirn. „Und Sie sind sich 100 prozentig sicher, dass Uchiha am 18ten dort einfällt und nicht nur seine Kumpanen? Ein Großeinsatz würde sich schließlich nicht lohnen, wenn mir nur seine Kumpanen oder Marionetten antreffen würden.“ Die Haruno lächelte freundlich. „Aus einer sicheren Quelle weiß ich, dass es die letzte Übergabe mit diesem System werden soll, Sie können also davon ausgehen, dass Uchiha durchaus anwesend sein wird, wenn über 200 Tonnen reines Heroin den Besitzer wechseln wird.“ Mehrere Leute schluckten hart, alleine der große Haufen an Drogen würde es wert sein, die Halle sicher zu machen. „Wenn Sie sich bereit erklären diesen Auftrag anzunehmen, dann muss ihnen klar sein, dass sich keiner von ihnen auf einem Spaziergang befindet.“ Sie sah ernst durch den Raum. „Dies ist eine einmalige Gelegenheit die größte Untergrundorganisation, die es je gegeben hat, zu zerschlagen. Jeder kleine Wurm könnte festgenommen werden, jeder große Fisch befände sich bereits im Netz und das Beste an der Sache, die Beweislage wäre so eindeutig, dass Sie sich jegliche Arbeit darum sparen könnten, denn um all diesen lästigen Papierkram wird sich ein unbestechlicher Staatsanwalt kümmern.“, ihre Worte waren klar und deutlich gesprochen und brachten die gewünschte Wirkung mit sich. Die Spezialeinheit, sowie sämtliche Kollegen des FBI und CSI erklärten sich einverstanden. „Reden halten kann Haruno.“, bemerkte Minato mit einem Schmunzeln und sein ehemaliger Partner brummte leicht verstimmt: „Was meinst du, warum ich sie lieber im Gerichtssaal gesehen hätte, als irgendwo da draußen auf feindlichen Gebiet?“ „Auch jetzt noch?“, wollte der Blonde wissen und der Hüne nickte. „Auch jetzt noch. Meiner Meinung nach vergeudet sie ihr Talent, wenn sie jedes Mal ihren Hals riskiert. Doch sie hört nicht auf mich und setzt lieber ihren verdammten Dickkopf durch.“ „Das erinnert mich an einem weiteren Idioten.“, merkte Sarutobi an, als Gaara nach vorne ging um sich von Sakura seinen Plan geben zu lassen. Um die drei Männer löste sich die Versammlung auf, denn die Spezialeinheit musste sich eine Taktik zurechtlegen und mit den anderen Kollegen des FBIs und dem CSI zusammenarbeiten. Die Führer der Stürmung trafen sich in weniger als einer halben Stunde zur Sitzung, bei der auch Sakura anwesend sein musste. Minato kicherte leise und stupste den Hünen in die Rippen, doch Sarutobi winkte ab. „Nein. Ibiki war vielleicht manchmal störrisch wie ein Kleinkind, doch nie wirklich dickköpfig.“ „Freut mich zu hören.“, murmelte der Gelobte und fragte sich gleichzeitig, wen sein Vorgesetzter meinen könnte. Sarutobi wechselte das Thema. „Dieser Typ mit den roten Haaren. In welcher Abteilung arbeitet er?“ „Warum?“, erkundigte sich Minato neugierig und erntete einen scharfen Blick des Alten. „Sie mögen es vielleicht nicht bemerkt haben, aber er hat etwas ganz eigenes an sich. Irgendetwas Herausragendes. Seine Art zu denken gefällt mir und ich würde gerne wissen, in welcher Position er sich befindet.“ „Das ist typisch für Sie, Sarutobi.“, die weibliche Stimme ließ die Männer inne halten. Sie sahen nach rechts und erkannten Tsunade, welche vom Tisch rutschte und auf sie zu trat. Wie immer war sie tadellos gekleidet und machte einen äußerst seriösen Eindruck. „Ich habe den Eindruck, je älter Sie werden, umso aufmerksamer sind Sie.“ Der Vorsitzende fasste das Kompliment auf und nickte dankend. „Mag sein.“ Tsunade warf ihr blondes, langes Haar nach hinten und lächelte freundlich. Ibiki gab sie durch ein knappes Zeichen zu verstehen, dass er verschwinden sollte, dieser zog auch sogleich Minato mit sich, um der Frau zu entkommen. Er wusste, dass Tsunade es nicht schätze, wenn jemand dabei war, wenn sie die Karten auf den Tisch legte. Lorbeeren sammelte sie lieber alleine ein. „Sie wollen wissen in welcher Abteilung der Rothaarige arbeitet?“ Überrascht von ihrem Spitzengehör nickte der Alte und trat einen Schritt auf sie zu, sodass sie ihre Stimme senken konnte. „Gaara Sabakuno ist jener Agent, den Jiraya ausgebildet und in Uchihas Kreisen geschmuggelt hat.“, Tsunade genoss es endlich einmal die Wissende in der Anwesenheit des Vorsitzenden zu sein. „Sie wissen schon, der Agent der den Fall in Orlando gelöst hat. Dracular-Fall, danach verschwand er angeblich spurlos. Natürlich alles Quatsch. Sabakuno und Jiraya haben am Uchiha-Fall gearbeitet und Sabakuno nahm die Identität als Henker an.“ „Henker.“, wiederholte Sarutobi tonlos und die blonde Frau nickte. „Ja. Nur Jiraya und ein paar wenige Vertraute wussten, wie man ihn unter den Codename `roter Baron` erreichte. Na ja, vor ein paar Wochen hat er schließlich Nägel mit Köpfen gemacht und Haruno gerettet. Ohne ihren Verstand würden wir nämlich noch heute in so manchen Uchiha-Angelegenheiten im Dunkeln tappen.“ Ein selbstgefälliges Lächeln schlich über die Lippen des Alten und er sah zu dem Tisch, wo Sakura Gaara gerade etwas erklärte. Beide schienen sich auch in knappen Worten immer einig zu sein. Wahrscheinlich dachten sie einander sehr ähnlich. Irgendwie erfreute es Sarutobi, dass es eine Generation gab, wo es genauso außergewöhnliche Talente gab, wie einst zu seiner aktiven Zeit. Vielleicht sollte er wirklich auf diesen Newcomer hören und seine wohlverdiente Rente genießen. ~*~ „Musst du schon los?“ Naruto löste sich von seiner Freundin und erhob sich. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er in knapp zwei Stunden erwartet wurde und bis dahin gab es noch ein paar Dinge zu erledigen. „Jap, du weißt schon, die Arbeit ruft förmlich nach mir.“ Hinata lachte und zog die Decke ein wenig höher, während sie ihrem Freund dabei zusah, wie er in seine Schuhe schlüpfte. Bis gerade eben hatten sie noch zusammen im Bett gelegen und sich einen Film angesehen. Irgendwie verbrachten sie mehr Zeit mit solch banalen Dingen, als tiefgründige Gespräche zu führen oder einen Ort nach dem nächsten zu erkunden. Doch vielleicht machten gerade diese banalen Dinge ihre harmonische Beziehung aus. „Zum Glück bist du ab nächster Woche im theoretischen Bereich.“, murmelte Hinata und griff zur Fernbedienung. Naruto stöhnte. „Na hoffentlich werde ich dann nicht fetter und fetter.“ Die Tatsache, dass Sasuke die Konsequenzen nach der Bitte der Hyuuga zog, passte ihm nicht ganz, doch er war sich dem großen Opfer seines Freundes bewusst. Es wurde einen neuen Henker an seiner Stelle geben müssen und bis jetzt wusste er noch nicht, wen Sasuke für die Stelle nominierte. Hoffentlich keinen Idioten, der Shikamaru und Gaara auf die Nerven ging. Der Blonde freute sich auf die Zeit, mit seiner Freundin und dem ungeborenen Kind. Er wusste bereits mit was sie sich als erstes plagen würden, nämlich mit der Suche nach einem passenden Namen. Dass es ein Junge wurde, hatte der Arzt ihnen erst heute Morgen eröffnet und Naruto musste zugeben, dass er irgendwie erleichtert war. Wäre es ein Mädchen geworden, hätte er sich gewiss auch gefreut, aber ein Junge, das klang schon eher nach einem Familienerben. „Ich werde morgen ein paar Namenslisten ausdrucken.“, sprach Hinata, als sie nach einem neuen Programm suchte. „Irgendwann müssen wir uns schließlich mal dran wagen und uns einig werden.“ Naruto stöhnte. „Warum können wir ihn nicht einfach Bobby Tom nennen? Ich finde den Namen rattenscharf!“ Hinata warf ein Kissen nach ihm und verdrehte die Augen. „Das hatten wir schon und noch mal, nein! Ich werde mein Kind bestimmt nicht nach einem Footballspieler der Stars nennen und schon gar nicht nach dieser Frauenverschlingenden Bestie Bobby Tom Denton. Diesen Flausen hat dir doch sicher Sasuke in den Kopf gesetzt.“ Argwöhnisch musterte Hinata ihren Freund, als er sich einen schwarzen Pulli über das T-Shirt zog. „Nope, Sasuke würde mir eher mit Dan Kevin kommen. Nach seinem Lieblingstrainer und Spieler, jedoch bin ich nicht bereit die Kevin-Dynastie zu unterstützen.“, mit Grauen dachte er daran zurück, dass sich in seiner Schulzeit acht Kevins in seiner Klasse befunden hatten. „Na ja, jedenfalls werden wir einen Kompromiss finden müssen.“ „Einer, der nicht Edward-Harry-Darren heißt!“, warnte Naruto, als er in den Flur verschwand. „Ich weiß, dass du mir mit Edward Cullen untreu werden würdest, Harry Potter meiner Anwesenheit vorziehst und Darren Shane im Gegensatz zu mir Beschützergefühle weckt und genau deshalb werde ich meinen Sohn davor bewahren, den Namen eines Rivalen zu tragen.“ Hinata lachte laut und rief: „Ach komm schon, dass sind alles drei Romanfiguren. Zwei Vampire und ein Zauberer. Unserer Junge würde den Namen eine neue Bedeutung schenken.“ „V.E.R.G.I.S.S E.S!“, Naruto griff zu seinem Autoschlüssel, dann drehte er sich noch einmal um und rief: „Wir diskutieren das Morgen weiter, ja?“ Hinata lehnte sich zurück in die Kissen und sah zur Mattscheibe, dann hörte sie das Türschloss klicken und versuchte sich auf Heidi Klum zu konzentrieren, diegerade dabei war, eine neue Band anzusagen. In Gedanken jedoch stellte sich die Schwarzhaarige vor, wie ihr Freund ihr den Vorschlag schmackhaft zu machen, den Jungen Harry-Tom zu nennen. Bei dieser Vorstellung konnte Hinata nicht anders, als zu lachen. Ihr wurde klar, dass sie bezüglich des Namens noch einen harten Kampf vor sich hatte. ~*~ - 18.02.2009 - - San Francisco - - Halle 65 - 00 : 55 Uhr Sakura sah auf ihre Füße. Ihr Herz schlug wie wild und sie versuchte sich unter Kontrolle zu haben. Dabei versuchte sie das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. Die Aufregung durfte nicht ihren Körper im Griff haben. Bekleidet mit Jeans, einem T-Shirt und einer Kugelsicheren Weste, saß sie auf eine Treppenstufe. Die Dunkelheit gab ihr das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und sie spürte förmlich die Kälte, die von den Stahlwänden ausging. Der große Einsatz, den sie selbst in die Wege geleitet hatte, stand bevor. Ihre langen Haare wurden mit einem Gummiband zusammengehalten und sie ging im Kopf noch mal den gesamten Plan durch. Es würde laut Gaara ein wenig schwierig werden, an die dicken Fische heran zu kommen, da sie von ihren gut bezahlten Hausmeistern und Bodyguards beschützt wurden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihnen entkamen lag bei 50 Prozent. Dennoch waren alle Beteiligten zuversichtlich. Die gesamte Einheit hatte sich in sogenannte vier Blocks eingeteilt. Block A wurde von Kiba angeführt, während Block B auf Gaaras Signal warten musste, doch Block B stand unter anderem auch Sai zur Verfügung. Mit beiden im Doppelpack konnte es also kein Problem sein sich um die Ware zu kümmern. Block C, zu dem sie selbst gehörte, musste sich um die dicken Fische kümmern. Sakura war froh, dass sie Männer und Frauen mit guten Verstand und einem kühlen Kopf bei sich hatte und nicht, wie Block D Ibiki an ihrer Seite. Sie hatte Respekt vor ihrem Vorgesetzten, doch sie ließ sich von ihm bei der Arbeit nicht gerne auf die Finger gucken. Der Hüne würde genug damit zu tun haben, die Ausgänge zusammen mit seinem alten Partner Minato zu sichern. Die Rosahaarige legte kurz ihren Kopf auf die Knie und versuchte sich noch einmal zu beruhigen. Sie durfte sich jetzt keinen Fehler erlauben, denn sonst wäre alles für die Katz gewesen. Plötzlich spürte sie, wie ihr jemand über den Kopf strich und sie sah einer jungen Frau ins Gesicht. Sie lächelte zuversichtlich und nickte knapp. Zusammen würden sie es schon schaffen. Die Haruno sah sich kurz um und spürte eine merkwürdige Verbundenheit des Augenblicks, der Auftrag schaffte innerhalb von kürzester Zeit eine Verbindung zwischen ihnen, die dafür sorgen sollte, dass sie ihren Job gut meisterten. Sakura sah auf die Waffe in ihren Händen und umschloss sie fester. Heute würde sie zum Einsatz kommen, die Hemmung niemanden zu töten musste sie abstellen. Ihre rechte Hand tastete automatisch zu ihrem rechten Bein, an ihrem Knöchel befand sich ebenfalls eine Pistole und in ihrer Weste Munition. In ihrem linken Ohr steckte ein kleines Funkgerät, damit sie jederzeit mit ihren Kollegen in Verbindung stand und Anweisungen wenn nötig an ihren Block weitergeben konnte. Auch wenn sie dies ausschloss. Sie war nicht die Beste in solchen Situationen und vertraute auf das Können ihrer Kollegen. Denn während ihrer Zeit als Undercoveragenten hatte sie gelernt, dass Vertrauen etwas äußerst wichtiges für eine Zusammenarbeit war. Dicht an dicht gedrängt auf der Treppe, einige stehend, andere sitzend, wartete ganz vorne ein Mann auf ihr Signal. Vorsichtshalber hatten sie in der Lagerhalle Wanzen versteckt. Jedoch waren diese ein ganzes Stück von der Übergabe entfernt. Man verstand also nicht jedes Wort. Gaara hatte ihnen allerdings versichert, dass sein Zeichen laut genug zu hören sein würde. Sakura sah in das Gesicht des Mannes, welcher angestrengt lauschte, plötzlich runzelte er die Stirn und sah sie irritiert an. Ihre Lippen formten ein stummes `was ist los` und er lauschte weiterhin angestrengt dem Geschehen. Hier gut versteckt in der obersten Etage der Büros, die zur Lagerhalle gehörten, befanden sie sich etwa 600 Meter abseits vom Geschehen. „Eine Schießerei!“, flüsterte der Mann verwirrt. „Irgendetwas ist nach hinten losgegangen.“ Sofort befand sich die komplette Gruppe in Alarmbereitschaft und alle erhoben sich. Sie sahen zu Sakura und diese faste einen schnellen Entschluss. „Wir halten uns an den Plan und greifen, wie abgesprochen ein.“ Ihr Gesichtsausdruck war entschlossen und sie umschloss mit beiden Händen die Waffe. . . . So schnell Gaara konnte, sprang er hinter eine große Kiste und lehnte sich gegen die Fracht. Irgendetwas hatte sie verraten, er wusste nur noch nicht was. Ein heilloses Durcheinander war entstanden und er konnte kaum noch zwischen Feind und Freund unterschieden, denn irgendein Genie hatte die Stromleitung mit einem gezielten Schuss lahm gelegt. In der kompletten Halle herrschte Finsternis und Chaos. Einzig und alleine der Mond, der durch die großen Glasfenster schien, spendete Licht. Von überall ertönten Schüsse und er verfluchte die Idioten auf seiner Seite, die es wagten wie wild in der Gegend herum zu ballern. Dachten diese Schwachköpfe vielleicht auch einmal daran, dass sie vielleicht einen Kollegen ins Jenseits befördern konnten? Natürlich nicht, schließlich machte dies eine super Spezialeinheit aus. Sie mussten jedermanns Leben gefährden. Der Sabakuno zwang sich ruhig zu bleiben, zuckte jedoch zusammen, als ein Schuss den Sack neben ihm traf und etwas heraus ließ. Durch den schwachen Schein des Mondes konnte er erkenne, dass es sich um Pulver handelte. Na großartig, jetzt zerschoss man also schon Beweismittel. Mit ruhigen Fingern kramte er nach seinem Funkgerät, welches er sich ins rechte Ohr steckte und versuchte mit Sakura Kontakt aufzunehmen. Sie mussten unbedingt die Ausgänge sichern, sonst endete das ganze hier noch in einem Desaster, mit mehr Verlust als Gewinn. Durch den Krach, den irgendwelche Tölpel von sich gaben, konnte Gaara es wagen zu flüstern. „Sakura, hörst du mich? Wenn ja, dann gib einen Ton von dir!“ … ein leichtes Störgeräusch… „Irgendwo sitzt ein schwarzer Peter, gib das weiter und kommt ja nicht in die Lagerhalle. Die schießen wie auf dem Jahrmarkt um sich und-!“ Etwas krachte und Gaara warf sich flach auf den Boden. Jemand war mit einem Auto in eine Ansammlung von schwerer Heroinwahre gefahren. Trotz seiner brenzligen Situation musste Gaara die Augen verdrehen. Okay, eins konnte er mit Sicherheit sagen, ein Teil der Verluste stammten ausnahmsweise einmal nicht von seiner Seite. Verdammt, welcher Schwachkopf fuhr ohne Licht Auto? Der Sabakuno löste die Waffe unter seinem Arm und schloss die schwarze Lederjacke wieder. Gerade als er sich umsehen wollte um mit irgendeinem Kollegen Kontakt aufzunehmen, bemerkte er, wie jemand sich über den Boden zog um in seine Richtung zu kommen. „Wenn ich den Arsch in die Finger bekomme, das uns verraten hat, ich schwöre, dem reiße ich bei lebendigem Leib die Eier raus!“ Gaara grinste als er die Stimme seines besten Freundes erkannte. „Von mir aus. Wo sind deine Leute?“ „Alle noch auf ihren Plätzen, wir warten auf dein Zeichen.“, brummte Sai und spuckte auf den Boden. Staub auf der Zunge zu haben, war nicht wirklich das was er unbedingt haben musste. „Scheiß auf das Zeichen!“, flüsterte Gaara und zog erneut den Kopf ein, da irgendwo etwas geknallt hatte. „Rudel-Taktik.“ Unweigerlich verzog Sai das Gesicht. Er hasste es, sich wie ein Wolf an seine Beute heranzuschleichen. Lieber stürzte er sich mit Gebrüll auf sie. Doch angesichts der Lage, war es wohl klüger, Vorsicht walten zu lassen. . . . Kiba hatte den lauten Knall von Weitem vernommen. Noch immer saß er mit seiner Truppe unter der Erde im so genannten Lagerraum für Reserven. Durch einen kurzen Wortwechsel mit Sakura war er vollkommen im Bilde und wandte sich nun an seine Gruppe. In solch einem Fall gab es nur eine einzige Taktik, die wirkungsvoll war. Er wandte sich an die zwanzig Kollegen, welche hinter ihm hockten. Die unsicheren Blicke der CSI-Kollegen wurden ihm deutlich bewusst. Im Gegensatz zum FBI war bei ihnen keine Vorfreude zu erkennen. Der Inuzuka formte mit der linken Hand ein Zeichen und sah, wie seine Gefolgsleute leise aufstöhnten. Sie alle hassten das Zeichen zur Rudel-Taktik, niemand schlich sich schließlich gerne an Kriminelle heran, die einem jeden Moment das Licht auspusten konnten. Über ihnen krachte es erneut und einige zuckten zusammen. Kiba zeigte fünf Finger und dann vier, dies bedeutete das sie sich jeweils zu Fünft auf vier Gruppen verteilen sollten. Sie nickten einstimmig und griffen zu ihren Waffen. Auch der Braunhaarige tat es ihnen gleich und gab ein allerletztes Zeichen. Jeder sollte stumm bis zehn zählen und sich dann auf seinen Auftrag konzentrieren. …7…8…9…10! Kiba stieß die Falltür auf und sprang so schnell er konnte hinter eine Warenkiste. Sofort ging er in Deckung und versuchte sich sogleich einen Überblick zu verschaffen. Die Dunkelheit machte es ihm schwer überhaupt etwas zu erkennen. Von überall ertönten Schüsse und er versuchte seinen Kollegen zu erreichen. „Gaara! Meld dich Alter.“ Keine Antwort. Der Braunhaarige wurde unruhig, seine Leute nickten ihm kurz zu, zumindest die, die er erkennen konnte. Ein Zischen in seinem Ohr ließ ihn aufhorchen und er drehte sich nach allen Seiten. Schließlich erkannte er rechts von sich, eine winkende Hand in der Dunkelheit. Sofort war dem Computerspezialisten klar, dass auch Gaara und Sai sich für die Rudeltaktik entschieden hatten. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in seiner Magengrube breit und er schluckte. Kiba war bereits seit einiger Zeit beim FBI, doch eine derart saubere und gute Zusammenarbeit war ihm bis jetzt fremd geblieben. Es war deutlich zu spüren, dass er mit der Elite zusammenarbeitete und nicht mit der Mittelklasse. Jeder wusste, was zu tun war und jeder achtete darauf, keinen Kollegen in Gefahr zu bringen, in diesem Moment hatte diese mörderische Arbeit etwas Menschliches an sich. . . . Sakura lehnte gegen eine Wand, immer wieder hörte sie Schüsse und spürte, wie ihr Herz aufgeregt klopfte. Sie zwang sich ruhig zu atmen und die Nerven zu behalten. Ihre ganze Gruppe hatte sich getrennt. Jeder war auf einen anderen Posten berufen worden, weshalb sie seit dem Plan vollkommen auf sich alleine gestellt war. Ihre Aufgabe war es, die Etage der Büros zu sichern. Eigentlich eine ganz simple und einfache Aufgabe, hätte sie nicht gerade einen Schatten durch die Gegend huschen gesehen. Ihre verschwitzten Hände umschlossen die Waffe fester und Sakura sprintete hinter der Wand hervor, um sich hinter einen Schreibtisch zu werfen. Sie tastete an der Wand entlang und klickte den Lichtschalter um. Erleichtert stellte sie fest, dass das riesige Büro leer war. Nichts regte sich hinter den knapp 12 Schreibtischen und Regalen. Ihr Körper wollte sich gerade entspannen, als sie erneut ein Klicken hörte. Sofort ging sie in Deckung, jedoch vernahm sie Schritte. Schritte, die sich schnell entfernten. Jemand war Gaara entkommen und Ibiki schien keinerlei Ahnung zu haben, dass es tatsächlich Leute durch ein sogenanntes Schlupfloch schaffen konnten. Die Rosahaarige schloss kurz die Augen, um so feststellen zu können, aus welcher Richtung die Schritte kamen. Schnell zog sie ihre Schlüsse und rannte durch das große Büro und stieß eine Tür auf. Als sie nach rechts sah, konnte sie so gerade noch einen Schatten erkennen, der hinter der nächsten Ecke verschwand. Seine Schritte wurden wieder leiser und Sakura zischte hinterher. Sie durfte den Typen nicht entkommen lassen, schließlich konnte jeder noch so kleine Fisch wichtig sein. Ihre Kondition war schlecht, da sie viele Tage nur mit liegen und ausruhen verbracht hatte, also musste sie das hier schnell erledigen. All zu lange durfte sie sich nicht mit Katze und Maus Spielchen aufhalten lassen. Eine Tür knallte und als Sakura Treppen hoch hetzte riss sie die erste Tür auf. Schließlich konnte ihr Opfer noch nicht weit sein. Vorsichtig lehnte sie sich gegen die Wand und wartete auf eine Reaktion, doch nichts. Wachsam kramte sie einen Spiegel aus ihrer schusssicheren Weste hervor und sah mit diesem in alle Ecken. Als sie nichts entdeckte wagte sie sich vorsichtig in das übergroße Büro, wo erneut nur Schreibtische und Wände voll Akten auf sie warteten. Mit erhobener Waffe sah sie sich um, ihr Atem ging unregelmäßig, da das kurze Wettrennen bereits an ihren Kräften zehrte. Seitenstiche machten sich bemerkbar und sie wünschte, sie wäre mit Gaara und Sai in der Lagerhalle, wo ein Schuss nach dem Nächsten viel. Denn dort würde diese unnatürliche Stille, welche in ihren Ohren dröhnte, sie nicht beunruhigen. Sie hatte es lieber laut und wusste, was sie erwartete, als eine Ruhe, die an ihren Nerven zerrte, da sie unsicher wurde. Sakura hasste es, wenn sie sich in einer Situation befand, wo sie immer mit dem Schlimmsten rechnen musste. Besonders in solch einem Fall. Irgendwo knarrte etwas, weshalb sie ungeschickt herum fuhr. Hinter ihr, hatte sie eine Tür geöffnet ohne, dass sie es gemerkt hatte. Mit klopfendem Herzen rutschte sie an der Wand entlang um ihrem Opfer zu folgen. Ihre Hände zitterten leicht, als sie zum Lichtschalter fuhren und den Raum erhellen wollten. Zu ihrem Glück war nur das Licht in der Lagerhalle ausgefallen, während in den Büros alles glatt lief. Durch die Verbindung mit Kiba hörte sie es in ihrem linken Ohr immer wieder knallen. Ihre Kollegen waren allem Anschein nach durch und durch beschäftigt und wurden schwer in Atem gehalten. Der Lichtschalter klickte und das Erste, was Sakura sah, war ein geräumiges Büro mit großen Fenstern. Fast in der Mitte des Raumes befand sich ein gigantischer Schreibtisch, links von ihr ein großes Bücherregal mit Akten und rechts eine Tür, die wahrscheinlich in ein weiteres Büro führte. Innerlich seufzte sie leise auf, erleichtert darüber, dass sie nicht irgendwo schlimmeres gelandet war. Gerade als sie sich erneut konzentrieren wollte, um irgendein verräterisches Geräusch ausmachen zu können, versteifte sich ihr ganzer Körper. „Sieh an, wer hätte gedacht, dass wir uns hier wieder sehen.“ Die kalte und höhnische Stimme ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren und sofort verkrampfte sich ihr Inneres. Jemand hielt Sakura den Lauf einer Pistole gegen die Schläfe und nahm ihr gleichzeitig ihre eigene Waffe aus der Hand. Sofort ballte sie ihre Hände zu Fäusten, da sie erneut stark zu zittern begannen und sie bemerkte, dass sich auf ihren Handflächen Angstschweiß gebildet hatte. Ihr Hals wurde trocken und sie versuchte zu schlucken. Nur zaghaft drehte Sakura ihren Kopf ein paar Zentimeter um ihren Peiniger ins Gesicht zu sehen. Ein höchst zufriedenes Lächeln zitierte seine Lippen und eine Gänsehaut überkam sie. Zum ersten Mal in ihrem Leben verstand Sakura, warum man sie vor Shikamaru Nara gewarnt hatte. Bereits im frühen Alter war seine unberechenbare Intelligenz aufgefallen. Und als er sich schließlich dafür entschied nach Baltimore zu gehen, waren die Ausbilder zuerst fasziniert von ihm. Selten hatten sie einen Menschen getroffen, der so schnell lernte, so perfekt sämtliche Bereiche beherrschte und so herausragend war wie er. Doch als sich sein Weg von dem des FBIs trennte, wurde den meisten bewusst, dass unter seiner gelangweilten Fassade das Gesicht eines brutalen Killers weilte. Sadistisch, pervers und vor allem verdammt genau bei der Spurenverwischung lebte er seine abartige Leidenschaft fürs Schlachten von Menschen an Uchihas Seite aus. Sakura hatte nie verstanden, weshalb man sich vor intelligenten Menschen fürchten sollte, doch dieses eine Mal würde sie Kiba zustimmen müssen. Er hatte recht mit seiner Aussage bezüglich des Schwarzhaarigen. Wenn man ganz genau hinsah, dann konnte man in seinem Gesicht die ersten Spuren des Wahnsinns erkennen. Die Haruno musste an sich halten, damit ihre Knie nicht nachgaben, als sie in jenes Gesicht sah. Jegliche Vernunft, Beherrschung und Menschlichkeit war aus ihm gewichen. Sie sah nur noch die grausame Fantasie, welche sich hinter seiner Stirn abspielte und blickte in das Gesicht eines gefährlichen Psychopath. Seine Augen wirkten unnatürlich weit aufgerissen und so dunkel, dass sie glaubte in schwarze Pupillen zu gucken. Seine Haut war zum zerreißen gespannt und hob seine hohen Wangenknochen hervor, sodass sie im ersten Moment das Gefühl hatte, in einen lebendig gewordenen Totenkopf zu starren. Das Grinsen breit, hämisch und verzerrt, ließ Sakura erschaudern. Seine Stimme klang wie die eines Wahnsinnigen. „Sakura, Sakura, so ganz alleine unterwegs?“, in seiner linken Hand wog er ihre Waffe, bevor er sie hinter sich warf und sie nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. Sie hatte Angst, dass er ihre Unsicherheit spüren konnte und wollte so gut es ging verbergen, wie sehr sie seine Anwesenheit verabscheute. Hätte sie gewusst, dass sie auf ihn getroffen wäre, dann hätte sie ganz sicher nicht alleine die Verfolgung aufgenommen. Sie ging einen Schritt rückwärts, doch bevor sie die Wand berühren konnte verzog Shikamaru das Gesicht und riss sie grob an ihren Haaren und stieß sie weiter durch den Raum. Ein kurzer Schmerzensschrei entwich ihren Lippen und sie spürte, wie sie gegen die Kante des großen Schreibtisches stieß. In langsamen Schritten folgte er ihr, dabei umschloss seine Hand automatisch die Waffe fester. Sakuras Atem ging heftiger, sie konnte nicht mehr an sich halten und unterließ es, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Sie würde sterben, niemand würde sie jetzt retten können. Denn all ihre Kollegen waren auf anderen Positionen stationiert und die Ironie dabei war, dass sie Schuld daran war. Schließlich hatte sie den Plan entworfen und rausgegeben. Shikamaru schien ihre Gedanken lesen zu können denn er sprach: „Tja, dieses Mal gibt es kein Schlupfloch, Honey.“, er stand nun direkt vor ihr und Sakura war kurz davor auf den Schreibtisch zu rutschen, doch er stellte ein Knie zwischen ihre Beine und nahm ihr damit jeglichen Raum zu ausweichen. Ungeniert sah er ihr ins Gesicht. „Dieses mal gibt es nur dich und mich.“, brutal drückte er ihr den Lauf der Waffe unter das Kinn und sie stöhnte leise auf. Er tat ihr weh und der Schmerz am Unterkiefer wurde immer heftiger. Sakuras Hände zitterten als sie zur Pistole greifen wollte, um sie ein wenig von sich weg zu drücken, doch der Henker grinste nur belustigt und befahl: „Deine Pfoten bleiben, wo sie sind, sonst kann du dich von der Hälfte deines Gesichts verabschieden.“ Sofort gehorchte die Rosahaarige und brauchte all ihre Selbstbeherrschung, um ihre Hände auf der Tischkante ruhen zu lassen. Das Schlucken fiel ihr schwer und Sakura fragte sich, wie lange er sie quälen wollte bis er sie endlich tötete. Sie wusste, dass er es genoss wenn sein Opfer vor dem Tod unvorstellbare Qualen genoss, doch andererseits hatte er heute nicht so viel Zeit, schließlich saßen ihre Kollegen ihm im Nacken. „Ich weiß, dass du den Tod herbeisehnst, Sakura.“, sein Daumen strich grob über ihre Wange, während der Rest der Hand ihr Gesicht festhielt. Sein Gesicht war dem ihren viel zu nahe und Übelkeit stieg in ihr auf. Kurz schloss sie die Augen, doch als der Lauf der Pistole wieder brutal gegen ihren Kiefer drückte, riss sie diese schmerzvoll auf. „Wo ist deine Stärke geblieben, die Naruto so beeindruckt hat und mit der du deinem Ehemann zu verstehen gegeben hast, dass du ihn monatelang an der Nase herumgeführt hast?“, er schien enttäuscht über ihre Verzweiflung. „Gibt es für dich nichts mehr zu verlieren, oder warum ist deine Todessehnsucht so groß?“ „Manchmal…“, begann Sakura leise. „… ist es vergebens nach etwas zu suchen oder zu kämpfen.“, überrascht sah er sie an und sie sprach weiter. „Und manchmal wünscht man sich vergebens etwas, was man nie besitzen wird, ganz egal wie sehr man dafür kämpft.“ Sie schluckte schwach. „Kennst du dieses Gefühl Shikamaru?“ Ohne es zu wissen hatte Sakura einen Nerv bei ihm getroffen. Der Schwarzhaarige spürte, wie sich ein dicker Kloß in seinem Hals bildete und er kurz an ihr vorbei schaute. Wie ein Film zog etwas an ihm vorbei. Ein Gesicht, welches er vor über fünf Jahren das letzte Mal gesehen hatte, tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Eine junge Frau, mit langen dunkelblonden Haaren und einer Brille mit dicken Gläsern lächelte ihn freundlich an und fragte, ob sie sich zu ihm setzten dürfte. In ihren Armen trug sie einen schweren Stapel Bücher. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Shikamaru klar wurde, dass er jenen Tag vor sich sah, als er Shiho zum ersten Mal in der Bibliothek in Baltimore begegnet war. Dann folgten Erinnerungen, wie sie Zeit zu zweit verbracht hatten, immer in Begleitung eines Lächelns auf ihren Lippen, schließlich zerbrach das Bild und statt Fröhlichkeit und Unbeschwertheit erschien ihr gebrochener Blick, für den er verantwortlich war. Sie war selbst schuld! Wenn sie sich nicht in diesen Inuzuka verliebt hätte, sondern in ihn, wer weiß, vielleicht würde die Gegenwart heute für sie beide anders aussehen. Shiho war selbst schuld daran, dass sie sich für den falschen Weg entschieden hatte. Ihr musste doch klar gewesen sein, dass er sich niemals mit den Bester-Freund-Status zufrieden gegeben hätte. Sie hatte über acht Stunden gehabt, um sich um zu entscheiden, doch egal was er ihr angetan hatte, immer wieder hatte sie ihn mit den Worten bestraft, dass er wohl ihren Geist, aber nicht ihr Herz brechen konnte. Diese Erkenntnis und Ohnmacht hatte ihn rasend werden lassen und er bereute nicht eine Minute lang seine Entscheidung, sie bis zum Wahnsinn gefoltert zu haben. „Nein.“, antwortete er motorisch und legte den Kopf schief. „Allerdings meinte eine gute Bekannt von mir einmal `Jeder sehnt sich mindestens einmal nach dem, was nicht für ihn bestimmt ist`“, er sprach diese Worte so emotionslos aus, dass es Sakura fröstelte. „Ich habe lange darüber nachgedacht, was sie damit meinte, doch letztendlich musste ich ihr widersprechen. Ich habe mich noch nie nach etwas gesehnt, was ich nicht haben konnte, denn ich habe mir immer genommen, was ich wollte. Deshalb ist mir dieses Gefühl, von dem du redest, fremd.“ „So?“, brachte Sakura mühsam heraus. „Dann tut es mir Leid dir sagen zu müssen, dass du dein Leben noch nicht zu schätzen gelernt hast.“ Leicht irritiert von ihren Worten hob er kurz eine Augenbraue, bis er schließlich in schallendes Gelächter ausbrach. „Natürlich. Sorry, Honey, aber ich habe heute weit aus besseres zu tun, als mit dir über das Leben zu philosophieren.“, die Pistole ließ von ihrem Kinn ab und fuhr bis zu ihrer Schläfe, seine freie Hand dagegen legte sich an ihren Hals und drückte leicht zu, doch es reichte, um Sakura das Gefühl der Erstickung zu geben. „Du solltest dir viel mehr Gedanken darüber machen, wie traurig deine Kollegen sein werden, wenn sie dich finden werden.“, sein Atem streifte ihr Gesicht und sie zog scharf die Luft ein. „Schließlich ist es doch ein äußerst schöner Anblick, wenn dein Gehirn die Wand runter klatscht.“ Angeekelt verzog die Rosahaarige das Gesicht, wagte es jedoch nicht einen Ton von sich zu geben. Stattdessen sah sie ihrem Mörder direkt ins Gesicht. Ihre zitternden Hände behielt sie unter Kontrolle, doch das aufsteigende Ekelgefühl ließ sich nicht unterdrücken. Diese übergroßen, dunklen Pupillen, die sie wie ein Akt des Wahnsinns ansahen, beschworen einen leichten Brechreiz in ihr hervor. Plötzlich lockerte sich die Hand um ihren Hals und sie bemerkte den veränderten Ausdruck auf Shikamarus Gesicht. Er schien nachdenklich zu sein. Diese Wende war ihr nicht ganz geheuer, weshalb Sakura versuchte innerlich ruhig zu bleiben. „Weißt du, was ich mich frage?“, seine raue Stimme, die auf einmal so ganz anders klang, als vorher, so beherrscht und doch grausig, ließ sie noch weiter zurück lehnen. Seine Hand glitt von ihrem Hals, über ihre schusssichere Weste, über ihren Bauch und blieb schließlich an ihrer Jeanshose hängen. „Was hat Uchiha so an dir geschätzt? Deine Geschwätzigkeit kann es nicht gewesen sein, schließlich war er bereits mit weitaus intelligenteren Frauen aus. Deine Schönheit kann es auch nicht gewesen sein, denn bei aller Ehre, die langen verführerischen Beine eines Models hast du wahrlich nicht.“ Sakura wagte es nicht irgendeinen Ton von sich zu geben, zu sehr hielt die Pistole an ihrem Kopf sie in Schach. Ein irres Grinsen huschte über seine Lippen und er höhnte triumphierend: „Ah, ich weiß es! Natürlich, denn sonst hätte er ja auch keine Verwendung für dich gefunden.“ Unsicher schluckte Sakura, schließlich verlangte er ernst und herrisch: „Mach meine Hose auf.“ Im ersten Moment erstarrte ihr Körper, eiskalt lief es ihr den Rücken runter, doch bevor sie sich wieder fangen konnte herrschte er sie an: „Jetzt mach schon, du dummes Weib!“ Sein Ton ließ ihren Körper handeln, bevor sie darüber nachdachte, was sie eigentlich tat. Mit zitternden Händen, die sich nicht wie ihre anfühlten, griff zu der Gürtelschnalle des Henkers und öffnete sie, schließlich riss sie den Knopf seiner schwarzen Jeans auf und zog diese mit der Unterhose herunter. Ohne nach unten zu sehen, blickte Sakura mit starrem Blick an ihm vorbei. Tränen der Ohnmacht wollten in ihr aufsteigen, doch in diesem Moment, war es ihr, als würde jemand anderes hier stehen und nicht sie. Er würde nicht über sie herfallen und sie vergewaltigen, sondern jemanden, der ihr gänzlich unbekannt war. Genüsslich ließ Shikamaru die Situation auf ihn wirken, schließlich verlangte er: „Und jetzt du, Honey, und wenn deine Buchse unten ist setzt dich auf den Schreibtisch und mach die Beine breit, schließlich wollen wir beide unseren Spaß haben.“ Die Rosahaarige atmete tief durch und ihre Hände fuhren zum Knopf ihrer Jeanshose, gerade als sie diesen öffnen wollte, hielten ihre Hände inne. Nein, sie konnte das nicht tun, so armselig wollte sie nicht sterben. Sobald er sich an ihr bedient hätte, würde er sie kaltblütig erschießen. Freunde und Kollegen würden herausbekommen, welche Schmach man ihr angetan hätte und diese Scham wollte sie sich über den Tod heraus ersparen. Zum ersten Mal seit Shikamaru sie in seiner Gewalt hatte, gewann ihr Verstand und Stolz wieder an Oberhand. „Nein!“, sprach sie ruhig aber bestimmt. Dabei sah sie ihm direkt in die Augen und dem Henker wurde ihre aufkeimende Selbstsicherheit nur all zu deutlich bewusst. „Egal was du mir androhst, ob du mich entstellst, mir alle Knochen brichst oder mich sadistisch in den Tod jagen willst, ich werde mich niemals freiwillig und so feige von dir vergewaltigen lassen, nur für ein paar Minuten jämmerliches Leben mehr.“ Wütend und vor allem aufgebracht drückte Shikamaru die Waffe fester an ihren Kopf und wendete Gewalt an. Die kleine Schlampe vor ihm, wagte es doch tatsächlich ihm angesichts ihrer Lage Wiederworte zu geben. Seine Hand schlang sich um ihren Hals und beförderte sie so mit dem Rücken auf den Schreibtisch, dabei drängte er sich zwischen ihre Beine. Die Haruno keuchte schmerzvoll und spürte Sekunden später, wie er die Waffe in ihren Mund drückte um so ihren Kopf unten zu halten, dabei zerrte er mit der anderen Hand an ihrer Jeanshose. „Wollen wir doch mal sehen, wer sich hier nicht fügt.“, flüsterte er heiser und erregt, dicht an ihrem Ohr. In Sakura wuchs die Hilflosigkeit und die Gewissheit, jeden Moment einen stechenden brutalen Schmerz in ihrem Unterleib zu spüren. Gerade als sie das Geräusch vom zerrissenen Stoff ihrer Jeans vernahm wollte sie die Augen schießen. Just in diesen Moment veränderte sich Shikamarus Gesichtausdruck, welcher dem ihrem Gesicht so nahe war. Überraschung vermischte sich mit Ungläubigkeit und wie in Zeitlupe wendete er sich von ihr ab. Verwirrt und nicht verstehend starrte Sakura in seine dunklen von Wahnsinn geprägten Augen. Shikamaru sah nach rechts doch bevor Sakura reagieren konnte ertönte derselbe Knall, wie vor ein paar Sekunden, doch dieses Mal vernahm sie, das Geräusch einer abgefeuerten Kugel. Wie in Trance sah die Rosahaarige, wie ihren Peiniger ein Loch mitten in die Stirn geschossen wurde und das Blut aus seinem Körper spritze bevor er laut krachend zu Boden ging und sich nicht mehr regte. Die Wucht des Schusses hatte ihn einen halben Meter von ihr weggerissen, weshalb sie nun fassungslos auf den toten Henker rechts von sich sah. Eine Schusswunde quer am Hals färbte den weißen Teppich tief rot, während das Blut aus seinem Kopf sich direkt über sein Gesicht verteilte. Seine starren Augen sahen an die Decke und noch immer war sein Gesicht gekennzeichnet von Schreck, Unglauben und Überraschung. Sakura fasste sich automatisch an den Hals und versuchte zu Schlucken, der Schock saß ihr noch immer in den Gliedern. Nur mühselig konnte sie sich von dem Anblick ihres Peinigers abwenden und sah nach links, zu der geöffneten Tür, welche in ein anderes Büro führte. Sie blinzelte und spürte ein unbekanntes Gefühl in ihrem Magen, das dabei war sich breit zu machen, während sich ihr Herz verkrampfte und Angst, Freude, Unsicherheit sich miteinander vermischte. Mit der Zunge fuhr Sakura sich über die trockenen Lippen bevor sie überhaupt in der Lage war, ihre Stimme zu gebrauchen. „Sasuke…“ Mit unbewegter Miene stand ein schwarzhaariger Mann im Türrahmen. Die Waffe noch immer fest in der rechten Hand, gefolgt von seinem undurchsichtigen Blick. Seine Gesichtszüge waren unleserlich, jedoch hart und kalt. In seinen Augen konnte Sakura eine Skrupellosigkeit erkennen, die ihr Angst machte und ihr Herz automatisch höher schlagen ließ. Er trug einen schwarzen Anzug ohne Fliege und Krawatte, die oberen ersten zwei Knöpfe seines weißen Hemdes waren offen. Der dunkle knielange Mantel streifte seine Beine und wies einige Blutflecke auf. Doch all das war für Sakura nebensächlich. Sie sah in seine dunkelblauen Augen, die keinerlei Schlüsse außer Hass und Ekel zuließen, dann glitt ihr Blick zu der Waffe, die noch immer von einer ruhigen Hand geführt wurde. Doch nichts konnte die Freude über sein Erscheinen ausdrücken. So lange hatte sie sich gewünscht ihn noch einmal wiederzusehen, sich sein Gesicht einzuprägen, bis die Ewigkeit zu Ende ging, sein Erscheinungsbild vor ihrem geistigen Auge aufzufrischen und die Atmosphäre seiner Anwesenheit zu spüren. Doch jetzt, wo all dies eintraf, was sie sich seit Wochen heimlich wünschte, konnte sie nichts anderes als ihn einfach nur anzustarren, mit einer Grenze die er in Form einer Waffe in seinen Händen trug. Wenn Du den triffst, den Du Dein ganzes Leben lang gesucht hast, wirst Du augenblicklich mit Deinem ganzen Leben antworten. Kapitel 16: Das Herz hat seine Gründe... ---------------------------------------- . . . Wenn sich dein größter Wunsch erfüllt und du dabei bist zu glauben, die Welt bleibt stehen, greift das Schicksal ein. Und alles um dich herum beginnt sich zu drehen. Dein Wunsch verflüchtigt sich und du fragst dich, ob du nur geträumt hast oder sich alles in der Realität abgespielt hat. Du bist also gefangen in deinen eigenen Träumen, die du versuchst zu verwirklichen. Doch deine Träume sind groß und schwer zu erfüllen, weshalb du die kleinen Schritte zum Ziel bald gar nicht mehr wahrnimmst. Sakura konnte nicht anders als ihn einfach nur anzusehen. Ihr Herz schlug so leise, dass sie sich fragte, ob ihr Körper bereits aufgehört hatte zu leben. Doch genau in diesem Moment hob und senkte sich ihre Brust und ihr wurde ihr leiser Atem bewusst. Seine dunkelblauen Augen zeichneten eine Kälte aus, der sie sich bereits bei ihrem ersten Treffen nicht hatte entziehen können. Sakura hatte nie gewusst, warum sie gerade seine Augen so anziehend fand, doch jetzt nach alldem, was hinter ihr lag, wurde ihr klar, dass seine Augen sein Leben widerspiegelten. Immer auf der Überholspur, rasant und gefährlich. Gerade, als sie ihren Blick von seinem makellosen Erscheinungsbild abwenden wollte, bemerkte sie die dunklen Ränder unter seinen Augen. Es schien als wäre er in der Zeit ihrer Trennung nicht zur Ruhe gekommen. Sakura schluckte hart und richtete ihren Blick nun auf die Waffe, dann sah sie wieder direkt in sein Gesicht und bemerkte, dass etwas kaum merklich in ihm zusammenzuckte. Ihre schweißnassen Hände hielten sich weiterhin krampfhaft am Schreibtisch fest, es war, als brauchte sie den Halt, um seinem Blick weiterhin schonungslos ausgeliefert zu bleiben. „Wie kommt es, dass du deinen eigenen Henker richtest?“ Mit leiser, aber dennoch fester Stimme sprach sie aus, was sich vor einigen Augenblicken abgespielt hatte. Überraschenderweise bemerkte Sakura, wie ihr Gegenüber die Waffe sinken ließ. Ein zynisches Lächeln zierte seine schönen Lippen. Die Stärke seines Charakters, der an Genialität und Wahnsinn grenzte, ließ sie erahnen, dass er niemals unüberlegt oder fahrlässig handelte. Ihr Herz pochte bis zum Hals und sie ließ ihn keine Sekunde lang aus den Augen. Jede seiner Bewegungen kam für sie so überraschend, dass sie an sich halten musste, um nicht jedes Mal zusammenzuzucken. Der Teppich verhüllte das Geräusch seiner Schritte und die Haruno schluckte leicht. Würde er sie jetzt umbringen, so wie ihren Peiniger am Boden? Wollte er sich nur dazu herablassen, ihre Angst voll auszukosten, nach alldem, was er von ihr halten musste? Sasuke ignorierte die große Pfütze Blut, durch die er trat, seine ganze Aufmerksamkeit gehörte der Frau, die keine drei Meter von ihm entfernt stand. „Ich bestrafe nun mal diejenigen, die es wagen, sich etwas zu nehmen, was mir gehört.“ Sakura hörte auf zu atmen, sofort befiel sie eine Unsicherheit, die nicht größer hätte sein können. „W-Wie meinst du das?“ Ihre Stimme war brüchig, fast nur noch ein Flüstern. Ihr Mann kam mit jedem Schritt näher auf sie zu, bis er schließlich wenige Zentimeter vor ihr zum Stehen kam und sie mir rasendem Herzen auf seine Reaktion wartete. Die ganze Situation, in der sie sich befand, war so surreal, dass es Sakura wunderte, dass sie tatsächlich real war. Sie waren alleine, nur sie beide… Fast qualvoll langsam hob Sasuke die Hand und sie spürte, wie er ihr überraschend zärtlich durch die Haare strich. Sein Gesicht war noch immer ernst und unbewegt, schließlich hauchte er: „Du bist mein, Sakura.“ Er strich mit der freien Hand über ihre Wange, bis er schließlich in ihren Nacken griff und seine Lippen zu ihrem Ohr fuhren. „Schließlich will ein Teil von dir, dass ich dich besitze. Schon vergessen?“ „U-Und was?“ Die junge Frau wagte kaum zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen. Eine unbezwingbare Hitze stieg in ihrem Körper auf und Sakura glaubte, in Flammen zu stehen. Seine Anwesenheit schien sie gänzlich aus der Bahn zu werfen. „Dein Herz“, sprach er anklagend und sofort beschleunigte sich ihr Puls. Die Wahrheit, die in diesen zwei Worten lag, war für sie ein Schlag in den Magen. Er hatte sie trotz ihres Verrats durchschaut. Ihr Körper und ihr Seele gehörten ihm, egal, was er auch tat. Sie konnte die Anziehung, die von ihm ausging, einfach nicht unterdrücken. Selbst wenn er mit all seiner Kraft versuchen würde sie zu verletzen oder sie zu brechen, ihr Herz würde immer für ihn schlagen. Eine schmerzliche Einsicht. Sakura schloss die Augen und spürte den leichten Druck seiner Hand. Er war ihr so nahe, dass sein vertrauter Geruch ihr in die Nase stieg und alleine dies machte sie beschämend glücklich. Wie hatte sie annehmen können, ihn zu vergessen, wenn sie nur lange genug mit Sai zusammen war? Wie hatte sie je auf die Idee kommen können, dass Sai Sasuke auch nur annähernd ersetzten konnte? Was für ein blutiger Narr sie doch gewesen war! „Manchmal wünschte ich, ich könnte dich töten“, flüsterte Sasuke leise, dabei klang seine Stimme so emotionslos, dass es ihr eiskalt den Rücken runter lief. „Doch ich kann es nicht.“ Sakura öffnete die Augen und drehte den Kopf ein wenig nach rechts. Nicht verstehend sah sie auf sein Profil. „Warum nicht?“, brachte sie mühsam hervor. Sasukes Blick war stur auf den Boden gerichtet, was es ihr erleichterte, ihn anzusehen. Direkter Blickkontakt wäre ihr in dieser Situation äußerst schwer gefallen. Der Schwarzhaarige antwortete nicht sofort. Es schien, als suche er nach den richten Worten. „Du bist in meinen Gedanken, beherrschst mein Dasein, bis hin zu meinen Träumen.“ Er sprach klar und deutlich, jedoch konnte Sakura eine gewisse Abscheu gegen sich selbst aus seiner Stimme heraushören. „Ich komme nicht von dir los. Ganz egal, was ich auch versuche. Es ist, als würdest du mich mit irgendetwas an dich ketten.“ Er klang angewidert und doch gefasst. Fast so, als hätte er sich mit dieser Tatsache abgefunden. „Damals, als wir uns auf dieser Party getroffen haben, ich hätte auf meinen Instinkt hören sollen, als ich das erste mal gesehen habe. Denn das hätte mir eine Menge an Ärger erspart.“ „Aber auch eine Menge schöner Momente“, sprach Sakura, bevor sie wusste, was sie von sich gab. Sasuke lachte heiser und drehte das Gesicht in ihre Richtung. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast, doch das Erste, was sie wahrnahm, war sein heißer Atem an ihrer Wange. Er sah sie nur an und doch reichte es, um ihr erneut klarzumachen, warum sie ihn liebte. Sein intensiver Blick schien jeden Zentimeter ihres Gesichts ins sich aufzusaugen, fast so, als wollte er sich alles genau einprägen. Sakura bemerkte das leichte Zucken um seine Lippen und nahm das leise, fast stille Lächeln seinerseits wahr. „Ja.“ In diesem Moment war es, als hätte es die letzten Monate nicht gegeben, sondern sie befänden sich an jenem Zeitpunkt, als sie ihre Hochzeitsnacht hinter sich gehabt hatten. „Warum sagst du so etwas?“, brach es aus ihr heraus. „Warum musst du es mir so schwer machen?“ Sie wusste, dass Sasuke ihre Aussage verstehen würde und ihre Körperhaltung lockerte sich. „Vielleicht, weil ich einfach ein egoistischer Mensch bin.“ Er drückte sie fester gegen den Schreibtisch und bevor Sakura verstand, was er tat, löste sich seine Hand von ihrem Nacken und er setzte sie auf den Schreibtisch. Rechts und links stütze Sasuke sich ab und legte die Waffe in sicherer Entfernung zur Seite. „Egoistische Menschen lassen nicht gerne los.“ Sakura hob unsicher die Arme und strich durch sein schwarzes Haar. Es fühlte sich zwischen ihren Finger so schmerzvoll vertraut an, dass sie unwillkürlich schluckte. Gerade, als sie erneut zum Sprechen ansetzten wollte, spürte sie, wie sich zwei kalte, aber dennoch weiche Lippen auf die ihren legten, dass sie fast erschrocken zurückgewichen wäre. Sasuke küsste sie mit solch einer Hingabe, so viel Zärtlichkeit und doch so Besitzer greifend, dass ihr Herz sich verkrampfte. Er wollte sie, so wie sie ihn wollte. Nie hatte sie geglaubt, dass er dasselbe für sie empfinden konnte, wie sie für ihn. Doch seine Worte und Gesten signalisierten ihr, dass sie etwas Besonders für ihn war. Sie war für ihn so etwas wie die Luft zu atmen, wie das Wasser für Fische und er war für sie das, was ein Vogel brauchte, um die Freiheit über den Wolken genießen zu können. Sie waren so schmerzvoll verschieden, dass es sie innerlich zerriss. Und doch war sie trotz dieses Unterschieds so glücklich, wie noch nie zuvor. Sasukes Lippen auf ihren, es fühlte sich so richtig an, dass es nicht hätte falsch sein können. Der Kuss wurde heftiger und leidenschaftlicher, bis sie schließlich nach Luft rang und sich von ihm löste. Vorsichtig schob sie ihn zurück und sah in sein Gesicht. „Du musst fort!“ War das Erste, was ihr einfiel. „Schnell, sonst kriegen sie dich.“ Sasuke verstand, löste sich ganz von ihr und hielt seine Hand hin. „Komm mit mir!“, verlangte er und Sakura war versucht, seine fordernde Hand anzunehmen. Doch mitten in der Bewegung hielt sie inne und schüttelte traurige den Kopf. „Nein, das kann ich nicht.“ Nicht verstehend sah er sie an und sie sprach: „Ich muss zuerst etwas Wichtiges erledigen. Etwas, wofür ich bis jetzt gelebt habe.“ Der Uchiha nickte knapp, dann griff er plötzlich zu der Pistole, die auf dem Tisch lag. Sofort fuhr er herum und ging in Schussposition. Jemand hatte den Raum betreten. Sakuras Körper erstarrte. An der Tür stand Gaara, ebenfalls mit erhobener Waffe. Sein Blick war ruhig und vor allem emotionslos. „Waffe runter!“, sprach er ruhig, doch Sasuke regte sich nicht. Sakura konnte nicht sehen, ob er geschockt über den Verrat seines zweiten Henkers war, oder ob er darauf vorbereitet war. Der Rothaarige ließ den Drogenboss kaum aus den Augen, doch Sakura konnte an seiner Haltung, wie er die Pistole hielt, erkennen, dass er sie um Eingriff bat. Es sollte hier nicht zu einer Schießerei kommen. Wie von selbst tastete Sakura zu ihrem Bein und hob lautlos das Hosenbein der Jeans. Sie musste das hier durchziehen, zu lange hatte sie auf ihren Traum hingearbeitet, denn wenn sie jetzt kneifen würde, würde sie sich zu einem Staatsverräter machen. Ihr Herz schlug zweifelsohne für Sasuke, doch ihre Zukunft lag in ihrem Traum. Merkwürdig sicher umschloss sie mit beiden Händen die Waffe und drückte den Lauf an Sasukes Hinterkopf. Gekonnt löste sie die Sicherung und spürte, wie sich sein ganzer Körper kaum spürbar versteifte. „Waffe weg!“ Ihre Stimme klang fremd, so kalt und abgebrüht, wie sie es von sich selbst kaum kannte. Der Uchiha regte sich nicht und sie wiederholte: „Waffe weg.“ Die Sekunden kamen ihr vor wie Minuten, doch als Sakura sah, dass sich die Position von Sasukes Zeigefinger veränderte, wurde ihr schlagartig bewusst, dass er Gaara mit einen gezielten Schuss töten würde. Sofort schoss ihr Inos Bild vor Augen und sie dachte an die entschiedenen Worte ihrer Freundin. Nein, das würde sie ihrer besten Freundin nicht antun. Bevor Sakura einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte sie die Waffe auch schon ein Stück zur Seite gelegt und geschossen. . . . Ibiki rannte durch die Dunkelheit, Regen hatte seine Kleidung durchnässt und das Fabrikgelände war so verlassen wie eh und je. Sein Atem ging unregelmäßig und er sah sich hektisch um. Er hatte den schwarzen Peter gefunden. Sobald das Licht in der Lagerhalle ausgegangen war, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen und er schallt sich für seine eigene Dummheit. Wo war seine Kühnheit, sein scharfer Verstand und seine klare Sicht geblieben? War er tatsächlich so alt und abgestumpft geworden, wie Sarutobi ihn immer bezeichnet hatte. Der Hüne versuchte ruhig zu atmen und versuchte einen schnellen Entschluss zu fassen. Der schwarze Peter hätte überall hinlaufen können, hier unten hatte er darüber keine Übersicht. Sofort riss Ibiki die Augen auf und rannte zurück auf die Lagerhalle zu. Schnell suchte er das alte Backsteinhaus nach einer verrosteten Feuerleiter ab. Nachdem er gefunden hatte, was er suchte, klemmte er sich seine Waffe zwischen die Zähne und begann auf das Dach zu klettern. Dabei wurde ihm seine schlechte Form so deutlich bewusst wie noch nie. Wassertropfen des Regens liefen ihm über das vernarbte Gesicht und er schnaufte. Schließlich erreichte er das Dach und zog sich mit letzter Kraft hoch. Kurz rang er nach Luft, bis er sich schließlich auf die Beine kämpfte und auf die andere Seite des Daches lief. Seine Lunge schmerzte und die schwere, nasse schusssichere Weste zog an seinen Schultern. Unentwegt raste sein Herz und die Angst, irgendetwas übersehen zu haben und Schuld am möglichen Tod eines Zivilisten zu sein, erdrückte ihn. Die Waffe in der rechten Hand und die linke abstützend am Geländer suchte er mit zusammengekniffenen Augen den großen dunklen Platz ab, der nur von den Laternen am Straßenrand beleuchtet wurde. Krampfhaft versuchte Ibiki eine Bewegung in der Dunkelheit ausmachen zu können. Doch nichts geschah. Der ehemalige Scharfschütze hob trotz alldem zur Vorsicht die Waffe und brachte sich in Position. Und dann sah er ihn, den schwarzen Peter. So schnell dieser konnte, rannte er Richtung Straße und Ibiki machte ein schnell heranfahrendes Auto aus. Wütend und vor allem erleichtert nahm er den Flüchtling ins Auge, zielte und schoss. Der Mann brach zusammen und dem Hünen war sofort klar, dass er sein Ziel perfekt am Kopf getroffen haben musste. Wie in Zeitlupe hatte Ibiki den Fall des Verräters beobachtet, dabei hatte sich eine seltsame Ruhe über seinen Körper gelegt. Das fremde Auto, das kurz anhielt und dann sofort weiter brauste, nahm er nur noch wie in Trance war. Ganz langsam ließ Ibiki die Waffe sinken, sein Gesichtsausdruck veränderte sich und eine tiefe Traurigkeit nahm Form an. Hinter ihm zog sich ein Kollege die Feuerwehrleiter hoch, wahrscheinlich hatte dieser dieselbe Idee gehabt wie der Hüne vor ihm. Kiba atmete heftig ein und aus, als er das Bild seines Vorgesetzten erfasste. Geschafft ließ er sich auf den nassen Boden nieder und betrachtete die Erscheinung vor sich. In seinem Ohr knarrte etwas und er sprach: „Block A, was gibt es?“ Der Inuzuka runzelte die Stirn und sah dann wieder zu seinem Chef. Es fiel ihm schwer, es auszusprechen, aber er musste es tun. „Watson hat die Leiche des schwarzen Peters identifiziert… es ist…“ „Minato Namikaze, ich weiß“, unterbrach Ibiki monoton. „Es war mir bereits klar, als Sakura ihn in meinem Team unterbrachte.“ Der Hüne verschwieg, dass seine ehemalige Schülerin ihn sogar direkt darauf hingewiesen hatte, dass sein Partner ein Verräter sein könnte, doch er hatte es nicht wahrhaben wollen. So lange, bis Gaara ihm im Dunkeln, als er an ihm vorbei gelaufen war, kurz zugenickt hatte. Der Schuss, der das Stromnetz lahm gelegt hatte, war von Minato abgefeuert worden. Der Namikaze war nicht zurück in den Dienst getreten, weil er von seinem schlechten Gewissen geplagt worden war, sondern viel mehr, weil er alles tat, was in seiner Macht stand, um seinen Sohn zu beschützen. Dies hatte ihm letztendlich das Leben gekostet. Ibiki sah in den Himmel und Tränen vermischten sich mit Regen. Das Schlimme an der ganzen Sache war, er konnte es seinem Freund noch nicht einmal verübeln. Jeder Vater würde so handeln wie er. Der einzige Fehler in Minatos genialen Plan war gewesen, dass Sakura ihm misstraut hatte und der Blonde Gaara erst kennen gelernt hatte, als Ibiki selbst 24 Stunden ein Auge auf seinen Kollegen gehabt hatte. Sakura zu unterschätzen hatte vielen nicht gut getan. Sai, während der damaligen Prüfungen, Gaara, während dem Uchiha-Falls, Sarutobi, bei der Präsentation und letztendlich würde es auch Uchiha, dank dem rosa Gift an den Kragen gehen. Dessen war sich Ibiki ganz sicher. Der Hüne drehte sich um und schluckte hart. Noch immer kommunizierte Kiba per Funk mit irgendwelchen Kollegen. Ungewohnt gefasst und doch innerlich zerrüttet ging er auf den Braunhaarigen zu und bemerkte seine veränderte Mine. Fassungslos sah Kiba auf und sprach: „Sakura und Gaara haben Uchiha. Verletzt, aber lebend.“ . . . Es war halb sechs Uhr morgens, als Sakura am großen Fenster der FBI Zentrale den Sonnenaufgang der Stadt betrachten konnte. Noch nie war ihr Los Angeles so friedlich vorgekommen wie an diesem Morgen. Die Sonne drängte sich durch die dichten Regenwolken und warf goldene Strahlen auf die Hochhäuser. In der rechten Hand hielt sie einen dampfenden Becher Tee und sie spürte Wärme in sich hoch kriechen. Noch immer fühlte sie sich wie ein Sportler vor seinem größten Kampf, doch die Gewissheit, dass es vorbei war, ließ sie langsam zur Ruhe kommen. Ein Großteil der FBI Zentrale war dabei, wichtige Staatsanwälte und Richter aus dem Bett zu trommeln, schließlich gab es noch viel zu tun. Über 100 Polizisten waren im Einsatz, um den Rest der Fische, die es geschafft hatten zu flüchten, zu schnappen und sie war froh, dass es nicht ihre Aufgabe war. Hinter sich hörte Sakura, wie sich jemand stöhnend auf eine der großen Bänke niederließ und den Sonnenuntergang betrachtete. Die Haruno drehte sich um und erblickte Gaara und zum ersten Mal verstand sie Ino, was sie an dem Rothaarigen so anziehend fand. Seine Einzigartigkeit war dermaßen berauschend, dass es unheimlich schwer war, ihm keine Beachtung zu schenken. Die dunklen Ringe, die den extremen Schlafmangel symbolisierten, taten seiner Wachsamkeit keinen Abbruch, der erschöpfte Körper war unter der Haut so fit wie der eines Leistungssportlers und der Verstand, der sich unter Gaaras rauer und schroffen Art verbarg, war so einmalig, dass es an Perfektionismus grenzte. Sakura setzte sich zu ihrem Kollegen und zum ersten Mal seit sie ihm kannte, lag ihr eine Frage auf den Lippen, doch er kam ihr zuvor. „Ich habe euer Gespräch mit angehört.“ Sofort wusste Sakura, von welchen er redete und antwortete: „So?“ Gaara nickte und trank einen Schluck von seinem Kaffee, den er mit beiden Händen umschlossen hatte. „Ja…“ Er ließ sich Zeit mit dem Sprechen, was angesichts der Hektik, in der er die letzten Monate gelebt hatte, nicht verwunderlich war. „Und ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du mir eine Kugel durch das Hirn pustest, als ich eingegriffen habe.“ Sie lachte leise und ohne dass einer der beiden den Blick von dem tröstlichen Bild der Sonne nahm, sprach sie: „Und warum hast du es trotzdem riskiert?“ Der Rothaarige zuckte mit den Schultern, denn er wusste es selbst nicht so genau. „Weiß nicht, vielleicht weil Inos Vertrauen in dich irgendwie auf mich abgefärbt hat...“ Er lehnte sich zurück. „Sie hat mir von deinem Traum erzählt… und irgendwie würde es nicht zu jemanden wie dir passen, seine Prinzipien zu verraten.“ „Richtig“, stimme Sakura zu und wollte die Erinnerung daran verdrängen, wie sie Sasuke in die Schulter geschossen hatte, damit Gaara und sie ihn zusammen überwältigen konnten. Eine angenehme Stille machte sich zwischen ihnen breit und bevor Gaara in den vollkommenen Genuss kam, durchbrach Sakura sie. „Warum bist du beim FBI, Gaara?“ Der Sabakuno warf den Pappbecher in Richtung Mülleimer und traf. Wieder zuckte er mit den Schultern und begann zögerlich: „Weißt du… für jedes Menschenleben mehr, das ich rette, habe ich das Gefühl, dass die Welt ein kleines bisschen besser geworden ist.“ Überrascht sah Sakura ihn an und er fuhr fort. „Es ist fast so, als würden die Menschen, die ich nicht retten konnte, in meinem Herzen weiter schlagen und mich daran erinnern, welch Unschuldige noch auf mich warten. Na ja… und wenn ich dann Eltern sehe, die zum Beispiel ihr vermisstes Kind wieder in ihre Arme schließen, oder Angehörige Gewissheit über den Tod eines Familienmitglied bekommen, dann ist es, als würde ich mein schlagendes Herz auf irgendeine Weise rechtfertigen.“ Seine ruhigen Worte überraschten Sakura und sie fragte: „Gibt es für deine Weisheit einen bestimmten Grund?“ Gaara lächelte zaghaft und sein Gesicht wurde ein wenig wehmütig. „Meine Mutter erzählte uns Kindern immer, dass unser Vater ein Säufer und Schläger gewesen war, weshalb sie uns alleine groß zog. Ich hatte gelernt, diesen Typen, den ich nie kennen lernen sollte, zu hassen.“ Der Schattenagent sah auf den Sonnenaufgang. „Bis zu jenem Tag, als ich dabei war, mich auf das College vorzubereiten. Ich geriet in eine Schießerei und würde wahrscheinlich jetzt nicht mehr hier sitzen, wenn mich einer dieser Dealer nicht beschützt hätte.“ Der raue Ton in seiner Stimme verriet Sakura, dass es sich bei dem Dealer um seinen Vater gehandelt haben musste. Er hatte die Familie also nicht verlassen, weil er drogenabhängig war oder seine Frau schlug, sondern weil er mit seinem kriminellen Job nicht seine Kinder gefährden wollte. „Ich verstand die Handlungsweise meiner Mutter, denn sie wollte nicht, dass wir einem Schatten nachjagten, der es nicht geschafft hatte, sich mit Hilfe des Gesetzes von der Kriminalität zu lösen. Doch gleichzeitig gab mir mein Vater durch seinen Tod das Gefühl, dass er immer und überall in unserer Nähe war, für den Fall, dass wir Hilfe brauchten. Und solch ein Mensch wollte ich auch werden, allerdings auf einer anderen Art und Weise.“ Sakura strich durch seine roten Haare, die die Farbe des Blutes annahmen. Sie lächelte und bemerkte seinen entspannten Gesichtszug. „Ich habe gerne mit dir zusammen gearbeitet, Gaara“, erklärte sie ruhig, denn ihnen war klar, dass sie nach diesem Fall getrennte Wege gehen würden. Der Sabakuno drehte sich zu ihr und sah ihr ins Gesicht. „Ebenfalls. Hast einen Sonderstatus bei mir erreicht, denn du bist der erste Agent, der seine Rolle so perfekt gespielt hat, dass selbst mir das nie und nimmer aufgefallen wäre.“ Er erhob sich und sah auf sie herunter, dann reichte er ihr die Hand. „Es wird wohl Zeit, Abschied zu nehmen.“ Die Rosahaarige nahm die Hand an und spürte den zarten Druck. „Gib auf dich Acht und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja irgendwann einmal beim Bäcker oder im Supermarkt“, versuchte sie zu scherzen, was ihr gelang. Gaara nickte und ließ ihre Hand los. „Denk dran, Deckname Manfred von Richthofen.“ „Der rote Baron“, murmelte Sakura leise und sah ihrem Kollegen hinterher. Dann wandte sie sich wieder dem Fenster zu, ihr wurde bewusst, dass sie nie mehr in solch eine Situation kommen würde, in der sie Nägel mit Köpfen machen konnte, also sprach sie: „Ach übrigens Gaara!“ Der Sabakuno blieb stehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben blickte er über seine Schulter und wartete auf das, was sie ihm sagen wollte. „Wo wir gerade von Hilfe und beschützen gesprochen haben. Du solltest in den nächsten sechs Monaten hin und wieder in die Datenbank des FBIs gucken. Du weißt schon, unter ausgestiegene Kollegen und so, vielleicht findest du ja etwas Interessantes.“ Gaara nickte knapp, dann setzte er seinen Weg fort, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sakura seufzte tief und sah auf ihre Hände. Sie musste ihm nicht sagen, dass Ino ein Kind von ihm erwartete, denn er würde es mithilfe dieses kleinen Tipps schon selbst herausfinden. So viel Vertrauen brachte sie Gaara schon entgegen und wer wusste es, vielleicht würde er es sich ja noch einmal anders überlegen und vielleicht sogar doch seine Zukunft an Inos Seite planen. ~*~ Leise schritt ein braunhaariger Mann durch das gigantische Büro. Die Morgensonne färbte den Raum rot und er blieb direkt vor dem dunkelbraunen Schreibtisch stehen. Unter den Augen des jungen Mannes lagen dunkle Schatten, doch seine Augen selbst waren so wachsam wie noch nie. Lässig eine Hand in der Jeanshosentasche vergraben, in der anderen eine Mappe haltend sah er auf und sprach: „Entschuldige Sie, dass sich sie bereits so früh störe, Sarutobi.“ Der Leiter der Zentrale sah auf, kalt und zynisch grinste er. „Sie Lügner, Inuzuka, ich beobachte Sie seit Sie mit ihrem Dienst angefangen haben und mittlerweile ist mir klar, dass sie zu den Frühaufstehern gehören.“ Kiba lächelte leicht und legte die Akte auf den Tisch. „Dann wissen Sie wahrscheinlich auch, warum ich hier bin.“ Sarutobi nickte knapp und lehnte sich zurück. „Ihr Job ist getan und ihr Weg zu Ende, richtig?“ Der Braunhaarige schwieg einen Moment und sah durch das riesige Fenster. Es war das erste Mal seit langem, dass er einen Sonnenaufgang mit solch einem leichten Gefühl beobachten konnte. An diesem Morgen hatte die Sonne eine ganz andere Bedeutung für ihn, sie signalisierte ihm Hoffnung und irgendwo auch einen neuen Beginn seines Lebens. Fast so, als würde er nun ein anders Leben, leben und das als Agent hinter sich lassen. „Ich wollte Shiho rächen, das habe ich nun getan.“ Seine Worte waren wie ein Befreiungsschlag und er wandte sich von dem herausragenden Anblick der Stadt ab. „Jetzt ist es an der Zeit, dass ich die Vergangenheit ruhen lasse. Ich hoffe, Sie verstehen das.“ Sarutobi sah auf die Mappe, welche die Kündigung darstellte. „Natürlich und ich nehme an, Sie werden in das Zeugenschutzprogramm eintreten.“ „Ja. Eine neue Identität ist das Letzte, was ich von ihnen verlange und deshalb bin ich hier.“Er sah den alten Mann direkt ins Gesicht. „Ich weiß, dass nicht jeder die Genehmigung für ein neues Leben bekommt.“ Die Beiden sahen einander an, eine merkwürdige Spannung kam auf und Kiba wusste, dass seine Zukunft von Sarutobi abhing. Dieser nahm die Kündigung und klappte sie auf. Würde er ohne die Hilfe des FBIs aussteigen, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass er binnen drei Wochen tot war, höchst wahrscheinlich. „Sie wollen wirklich weg von uns“, stellte Sarutobi tonlos fest und schloss die Mappe wieder. Seine Miene war unergründlich. Schließlich seufzte er. „Ich tue es nicht gerne, aber ich werde sehen, was sich machen lässt, allerdings nur unter einer Bedingung.“ Kiba sah ihn ausdruckslos an und so fuhr er fort: „Wenn wir Sie brauchen, dann müssen Sie zurück kommen, dafür verspreche ich, dass wir Sie nur zurückholen, wenn es absolute Dringlichkeit ist.“ Kiba nickte, damit konnte er leben. „Okay… wann darf ich gehen?“ „Packen Sie ihre Sachen“, erklärte Sarutobi sachlich. „Und dann schauen Sie in ihren Briefkasten. Der Rest wird damit geklärt.“ Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in Kibas Brust frei und im ersten Moment konnte er es nicht zuordnen. Unfähig, etwas zu begreifen, starrte er Sarutobi an. Die grauen und erschöpften Augen des alten Mannes bohrten sich tief in sein Herz und kurz schnürte ihm die unbewegbare Miene die Luft ab. Die ganze Situation kam ihm absurd vor, nach all den Jahren Arbeit hatte er erreicht, was er wollte und all die Versprechen, die er auf seinem Weg gegeben hatte, eingelöst. Shiho war gerächt – er würde ihr zum ersten Mal ohne Scham in die Augen sehen können, wenn er sie das nächste Mal besuchte. Die Gewissheit, dass sie nicht wahrnehmen würde, was er ihr erzählte, störte ihn zum ersten Mal seit fünf Jahren nicht mehr. Stattdessen hatte er bei den Gedanken an sie das Gefühl, der Boden unter seinen Füßen nahm feste Formen an. Unweigerlich dachte er an ein anderes Versprechen, eines, welches er all den Agenten gegeben hatte, mit denen er in Laufe der Zeit gearbeitet hatte. Fast alle hatten ein Familienmitglied oder jemand nahe stehendes durch den Uchiha-clan verloren. Nun würden sie Ruhe finden, indem man nun durch Uchiha direkt herausfinden konnte, was mit den Opfern geschehen war. Antworten würden den Abschied für die Hinterbliebenen endgültig machen. Sarutobis Lippen zogen sich leicht nach oben und er nickte knapp, dies ließ alle Anspannung aus Kibas Körper weichen und ihm wurde bewusst, dass der lange Weg auf für ihn nun vorbei war. Langsam lösten sich seine Füße und er schritt rückwärts. Sein Gesicht nahm einen bislang fremden Ausdruck an und Sarutobi musterte es. Ein leises „Auf nimmer Widersehen.“ Huschte über Kibas Lippen, dann verließ er beinahe fluchtartig den Raum. Der alte Mann sah so lange zur Tür, bis die Schritte über den Flur verstummten. Er kannte diese Reaktion nur zu gut, denn in Laufe seines Lebens war er vier Sorten von Menschentypen begegnet. Der erste und wohl häufigste Typ, war der, der nach einem großen Fall ausstieg. Die Meisten übten ihren Job wegen eines Versprechens, Traums oder einer Abmachung aus und leider musste Sarutobi zugeben, dass gerade solche Agenten das größte Geschick besaßen. Typ Nummer zwei war jener, der sein Leben dem Staat verschrieb, ein Typ, der nicht für sich selbst lebte, sondern für andere. Er selbst gehörte dazu. Solch ein Leben war hart und einsam, denn Mitmenschen kamen und gingen. Es war ein Dasein, das bestimmte Agenten unglücklich machte und sie zerbrechen ließ. Gaara Sabakuno war einer von denen, die ein anderes Schicksal ereilen würde. Seufzend dachte er an Typ drei. Diejenigen, die versuchten auszusteigen und doch wieder den Weg zurück zum FBI fanden. Ihr Job war erledigt, doch sie verwechselten einen Ausstieg mit einer Pause. Oft machte sich in ihnen Ruhelosigkeit breit und Sarutobi war sich sicher, den Inuzuka in einigen Jahren wiederzusehen. Anders als Typ vier. Zu diesen Agenten rechnete er all jene, die im Auftrag des Staats gestorben waren. Ihnen war eine Rückkehr auf ewig verweigert und genau diesen Agenten brachte er den größten Respekt entgegen, auch wenn er dazu neigte, ihre Namen mit Verachtung auszusprechen, da sie zu schwach zum Leben waren. ~*~ Sasuke hatte die Augen geschlossen. Eine Unruhe umgab ihn, denn er könnte förmlich hören, wie die Wärter vor seiner Zelle schwitzen und hofften, dass ihre Schicht bald vorbei sein würde. Ein zynisches Lächeln flüchtete sich über seine Lippen, die Tatsache, dass man immer noch Angst vor ihm hatte, obwohl er sich in einem abgeschlossenen Raum befand, amüsierte ihn ungemein. Wahrscheinlich hatte er einen gefährlicheren Ruf, als er es sich selbst zugetraut hätte. Die letzten 24 Stunden hatte er mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen leben müssen und er hoffte, dass er in den nächsten Tagen irgendwie aus diesem Bunker rauskommen würde. Auf dem dünnen Gestell namens Bett liegend, verschränkte der Uchiha die Arme hinter dem Kopf und sah an die graue Zellendecke. Der Wasserhahn seines Waschbeckens tropfte unaufhörlich und sein Bett knarrte bei jeder kleinen Bewegung. Die graue Kleidung der Inhaftierten juckte auf seiner Haut und er wünschte sich nichts sehnlicher, als sich in einer seiner vielen Immobilien zu befinden. Doch leider ließ die Realität zu wünschen übrig. Wer zum Geier hatte den Verstand und Shikamarus Plan geknackt? Sabakuno schloss er sofort aus, denn dieser war als Schattenagent nicht auf Pläne und Systeme spezialisiert. Und die kleine Blondine, die der Rothaarige damals umbringen sollte, war ebenfalls ein Spitzel gewesen, auch ihr trauter er diesen Grips nicht zu. Egal, es lohnte sich nicht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, er hatte, weiß Gott, im Moment größere Probleme. Die Tatsache, dass das seine eigene Frau ihm die Waffe gegen den Hinterkopf gedrückt hatte, ließ ihn erahnen, dass sie sich niemals zwischen ihrer Loyalität und ihm entscheiden würde. Zu sehr verstand sie es, ihre Gefühle und ihren Verstand zu vereinen. Eine kluge Entscheidung, wie er zugeben musste und irgendwie bewunderte er Sakura dafür. Er selbst hatte einst mit seinem Gewissen und mit seinem Wunsch nach Rache und Macht zu kämpfen gehabt. Gewonnen hatte diese Schlacht sein Wunsch, sein Gewissen hatte er seit seinem ersten Mord komplett abgestellt. Der Schwarzhaarige seufzte tief und erhob sich, als er hörte, wie sich jemand an dem Sicherheitsschloss seiner Zelle zu schaffen machte. Es dauerte eine Weile, bis sich die Tür tatsächlich öffnete und das Erste, was Sasuke erblickte, war eine junge Frau mit rotblonden Haaren. Ihre Miene war unbewegt, sie trug einen dunkelgrünen Hosenanzug und trat ohne jegliche Angst oder Zurückhaltung in seine Zelle. Unter den Arm trug sie eine Mappe. Irgendwoher kam dem Uchiha die unbekannte Frau bekannt vor, ihr Auftreten, ihre Selbstsicherheit und ihre Gesichtsmimik verrieten ihm, dass er es mit einem starken Charakter zu tun hatte. „Guten Abend, Mr. Uchiha. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn mein Kollege und ich Ihnen ein paar Fragen stellen.“ Erst jetzt bemerkte Sasuke den Mann hinter ihr, der ihm auf eine verblüffende Art und Weise äußerlich erstaunlich ähnlich sah. „Natürlich nicht“, antwortete er gleichgültig. Die Beide traten ein und der junge Mann lehnte sich ihm gegenüber an die Wand, während die Frau an das Fenster, welches stark vergittert war, trat. Sie schlug ihre Mappe auf, doch Sasuke nahm wahr, dass sie ihn keinen Moment aus den Augen ließ, sondern das Ding in ihren Händen nur dazu diente, ihn in den Glauben zu lassen, einzig und alleine dieser Schwarzhaarige würde ihn zu ihrem eigenen Schutz bewachen. Die nicht zu übersehende Feindlichkeit in den Augen seines Gegenübers ließ Sasuke grinsen. Er hatte diesen Mann bei der Stürmung der Fabrik kurz gesehen und bereits gemerkt, dass er ein äußerst hohes und wichtiges Tier zu sein schien. Des Weiteren war ihm erst durch seine Hilfe klar geworden, dass sich Sakura irgendwo in dem ganzen Getümmel befunden hatte. Eigentlich hatte der Uchiha vorgehabt, diesen Witzbold zu erschießen und sich leise von Hinten genähert, als er vernommen hatte, dass der Schwarzhaarige seinem Kollegen gesteckt hatte, dass sich Sakura nicht mehr melden würde und wahrscheinlich in Schwierigkeiten stecken würde. Viel zu durcheinander und aufgewühlt über die Anwesenheit seiner Frau, hatte er von der listigen Kreatur abgelassen, die sich gut gedeckt vor ihm hinter einer Frachtkiste verborgen hatte und war geradewegs zu den Büros gestürmt, wo er sie aus einem unerklärlichen Grund vermutet hatte. Und sein Instinkt hatte ihn nicht enttäuscht. Gelassen lehnte sich Sasuke nach hinten und grinste sein Gegenüber zynisch an und wie von selbst sprach er: „Darf ich fragen, was Sie von mir wollen, Mrs. Sabakuno?“ Temari starrte ihn verdutzt an, woraufhin er sprach: „Sind Sie eine Miss? Ich dachte eigentlich, die Druckstelle an ihrem Finger, sollte die Tatsache verheimlichen, dass Sie verheiratet sind.“ Temari schluckte kurz und lächelte so freundlich, wie sie konnte. „Nein, Mrs. Ist schon richtig, ich war nur überrascht, dass Sie mich kennen.“ Sasuke zuckte knapp mit den Schultern. „Es hat ein wenig gedauert, aber die Ähnlichkeit zu ihrem Bruder ist unübersehbar.“ Zum ersten Mal wurde der jungen Frau bewusst, warum Tsunade immer von einem schrecklich wahnsinnigen und genialen Menschen sprach, wenn es um Uchiha ging. Sie würde alles, was sich hier zwischen ihnen abspielte, auf Band aufnehmen müssen. Gelangweilt steckte sie eine Hand in ihre Blazertasche und berührte ein kleines Gerät, kaum größer als ein kleiner MP3-Player, dort drückte sie auf ein Knöpfchen und konnte nun sicher sein, dass das Gespräch unter ihnen aufgenommen werden würde. Temari bemerkte, dass der Uchiha ihr einen kurzen Seitenblick zuwarf und sofort stellte sie sich die Frage, ob er ihre kleine List bemerkt hatte und ihr wurde klar, dass seine alleinige Anwesenheit einen Menschen unsicher machen konnte. Bei Gott, wie hatte Gaara das nur all die Zeit ausgehalten? „Wir wollen, dass Sie gewisse Formalitäten erledigen“, durchbrach die Stimme des Dunkelhaarigen die Stille. „Formalitäten, die es meiner Kollegin möglich machen werden, wieder ein normales Leben zu führen, zumindest so normal wie es nur geht.“ Sasuke sah ihn ausdruckslos an und Temari reichte ihm einen Vertrag. Seine Augen huschten kurz über das Geschriebene, seine Lippen zogen sich zu seinem Lächeln. „Scheidungspapiere?“ Er warf das Blatt dem Schwarzhaarigen vor die Füße. „Ich dachte, ihr vom FBI seid mittlerweile sogar in der Lage, bestimmte Dinge zu annullieren.“ In seiner Stimme schwang deutlicher Hohn mit. „Oder hat der Präsident mittlerweile ein schärferes Auge auf euch, weil einige Sachen, dank mir, gewaltig in die Hose gegangen sind?“ Sein Scharfsinn ließ Temari leicht schlucken, jeder einzelne Punkt auf seiner Liste entsprach der Tatsache und es hätte sie eigentlich nicht erschrecken dürfen, dass er Zusammenhänge schneller begriff als so manch anderer Kleinkrimineller. „Es geht hier nicht um den Präsidenten, sondern um Haruno“, bemerkte Sai spitz und man sah an der Veränderung seiner Haltung, dass er keinen Nerv für irgendwelche Machtkämpfe hatte, doch genau darauf schien Uchiha aus zu sein. „Mag sein, aber solche Dinge kläre ich vernünftiger Weise lieber mit meiner Frau persönlich“, sprach er bestimmt, doch Sai schnaufte. „Sie war niemals IHRE Frau! Falls es Ihnen entgangen sein sollte, sie hat Sie nur geheiratet, um ihren Job zu machen!“ Am liebsten hätte Temari in diesem Moment widersprochen, doch ein kurzer Blick auf Uchiha ließ sie wissen, dass dieser sich diesen Fakten durchaus mehr bewusst war, als Sai vielleicht auch nur erahnen konnte. „Sie glauben allen Ernstes, Sakura würde auch nur irgendetwas für Sie empfinden!“ Er klang höhnisch. „Aber da täuschen Sie sich. Vor genau drei Nächten hat sie mir deutlich zu verstehen gegeben, in welche Richtung sie denkt und es ist mehr als nur eindeutig, dass sie sich für mich entscheiden wird und nicht für einen Mann, der in Kürze das Zeitliche segnen wird, wenn er sich keinen guten Anwalt zulegt.“ Sasuke sah den Mann vor sich herablassend an. Die Botschaft in seinen Worten war bei ihm angekommen. Sakura hatte mit dieser Witzfigur geschlafen. Im ersten Augenblick hatte er nur eine unendliche Wut verspürt, doch dann hatte etwas in seinem Inneren ihn an etwas erinnert. Sie hatte ihn gestern Nacht nicht in den Kopf geschossen, obwohl er ihren Kollegen hatte kaltmachen wollen. Zwar schmerzte seine Schulter noch immer, aber es war ihre Art und Weise gewesen, ihn zu beten, keine Dummheiten zu machen, da sie wollte, dass er lebte. Die Tatsache, dass sie, wenn auch nur eine Nacht, einem anderen Mann gehört hatte, ließ etwas in ihm brechen. Wie verzweifelt mochte sie gewesen sein? Wie sehr mochte er sie verletzt haben? Und doch war sie gestern in seine Arme geflüchtet und hatte ihm gezeigt, dass sie genauso empfand wie er, doch die Grenze zwischen ihnen es ihr unmöglich machte, so zu handeln, wie er es sich gewünscht hatte. Sasuke hatte lange geglaubt, die Grenze wäre der Staat, doch während seiner Zeit in der Zelle war ihm klar geworden, dass die Grenze etwas ganz Anderes darstellte. Nämlich die Liebe zu ihm und der Drang, ihren Traum zu erfüllen. Er war sich sicher, zu wissen, was ihr Traum symbolisierte. Doch so sehr er es sich auch durch den Kopf gehen ließ, den letzten Schritt zur Erfüllung musste er gehen und niemals würde er das System seines Imperiums verraten. Zu viele Schicksale waren damit verbunden. „Ich weiß nicht, was Sie damit erreichen wollen, indem Sie versuchen, mir meine Frau schlecht zu reden“, sprach Sasuke ruhig und sah sein Gegenüber neutral an. „Wenn Sakura mit Ihnen schlafen wollte, dann ist es ihre Sache. Sie kann frei entscheiden, was sie tut und was sie lässt. Und das weiß sie auch“, fügte er hinzu. „Doch das Band, welches sie mit mir verbindet, das besteht weiterhin und daran wird sich auch nichts ändern, wenn wir uns scheiden ließen. Denn in diesem Falle würde unsere Zeit zu einer Erinnerung werden und eine Erinnerung vergisst man nicht, schon gar nicht eine solch große. Sakura müsste schon ihr Gedächtnis verlieren, damit Sie bekommen, was Sie wollen.“ Temari konnte sehen, dass Sai die Hand zur Faust ballte und triumphierte beinahe. Sie mochte ihren Kollegen nicht sonderlich, doch gleichzeitig konnte sie die Verbindung zwischen Uchiha und Haruno ebenfalls nicht gutheißen. Doch etwas tief in ihr bewunderte die Beiden. Ihr ungebrochenes Vertrauen, was sich in Uchihas Worten widerspiegelte, war so groß, dass sie es eigentlich hätte melden sollen, doch sie würde es nicht tun. Warum in ein Schicksal eingreifen, wenn sie genau wusste, dass diese Beiden einen Weg finden würden, um zusammen zu sein. „Sakura wird niemals Ihnen gehören“, klärte Sasuke sachlich. „Denn sie hat das Wichtigste in ihrem Leben bereits vergeben und glauben Sie mir, ich bin nicht bereit, es ihr in all zu ferner Zeit wiederzugeben.“ Sai war sofort bewusst, wovon er sprach. Ihr Herz… „Sie pokern, Uchiha“, entfuhr es ihm und er grinste. „Sie werden den Rest ihres Lebens hinter Gittern sitzen oder in wenigen Tagen das Geschenk der Todesspritze bekommen. Warum sollte Sakura ihr Leben lang an jemandem wie Ihnen festhalten? Sie sind ein Gefangener oder ein Toter.“ Sasuke zuckte mit den Achseln. „Sie verstehen nicht, weil Sie nicht begreifen wollen.“ Er sah zum Fenster und Temari kam es so vor, als würden ihm die folgenden Worte sichtlich schwer fallen. „Gefühle, die so stark sind, wie die von Sakura sehen kein Hindernis. Sie geraten vielleicht ein paar Tage oder Wochen in Vergessenheit, doch irgendwann werden sie durch irgendein Geräusch, Bild oder einen Augenblick wieder hervorgerufen. Sie lassen einem ein Leben lang nicht los, egal ob ich nun sterben sollte oder den Rest meines Lebens hinter Gittern verbringe.“ Seine klare Aussage drängte Sai an die Wand und er biss sich zerknirscht auf die Zähne. Wieso kam er gegen diesen Mann nicht an? Er war einer der Besten in seinem Bereich! Sakura würde mit ihm eine Zukunft haben, eine Zukunft, die ihr Uchiha noch nicht einmal annähernd bieten konnte. Und das wusste er auch! Aber weshalb schaffte dieser Drogenboss es trotzdem, dass er sich so mickrig und klein im Vergleich zu ihm fühlte? Wütend stieß er sich von der Wand ab und verließ umgehend die Zelle, zurück blieben Uchiha und eine sehr verwirrte Sabakuno. Das Klicken des Sicherheitsschlosses ließ die junge Frau zusammen zucken und es dauerte etwas, bis die die Stimme des Häftlings vernahm „Also, Mrs. Sabakuno, weshalb wollten Sie mich wirklich sprechen?“ ~*~ Leise durchquerte eine schwarzhaarige junge Frau einen großen kahlen Flur. In den letzte 24 Stunden hatte ihr Leben einer regelrechten Achterbahnenfahrt geglichen. Von einer Minute auf die nächste hatte ihr Freund ihr befohlen, das Haus zu verlassen und zu einem bestimmten Treffpunkt zu kommen. Sofort war der jungen Hyuuga klar gewesen: etwas bei der Übergabe war schief gegangen. Und sie sollte Recht behalten. Naruto hatte sie vollkommen gehetzt mit dem Auto aufs Land kutschiert. Die ganzen drei Stunden Fahrt über hatte er nicht ein Wort verloren, sondern starr auf die Straße vor sich geschaut. Jetzt, wo sie sich in diesem alten Landhaus versteckten, hatte Hinata es immer noch nicht gewagt zu fragen, was denn genau jetzt passiert war oder was er nun zu tun gedachte. Auf leisen Sohlen blieb sie vor dem großen verstaubten Wohnzimmer stehen. Die Möbel aus den 60ziger Jahren missfielen ihr, doch der Schwarzhaarigen war klar, dass dies nun ihr geringstes Problem war. Auf einer roten Couch konnte sie ihren Freund und Geliebten ausmachen. Wie hypnotisiert starrte Naruto auf den Bildschirm seines Laptops. Lautlos ließ Hinata sich neben ihm nieder und legte den Kopf auf seine Schulter. Seine Miene war seltsam ernst, weshalb sie die Wand des Schweigens brach. „Ihr seid aufgeflogen.“ Naruto nickte nur knapp. „Wer war der Verräter?“ Der Blonde lehnte sich zurück und seufzte, dabei schloss er kurz die Augen. „Gaara, aber wahrscheinlich geht auch ein großer Teil der Arbeit an Sakura.“ Hinata umschloss die Hand ihres Geliebten mit der ihrer und ihre Finger strichen zärtlich auf und ab. „Wie sieht die momentane Lage aus?“ „Schlecht“, gestand Naruto und vergrub sein Gesicht in ihrem langen dunklen Haar. „Sehr schlecht. Shikamaru ist meinen Informationen zufolge tot, mein Vater ebenfalls. Sein einstiger Partner erschoss ihn, als ich Dad mit dem Wagen zur Flucht verhelfen wollte. Dies war wohl der Preis für das doppelte Spielchen, das er trieb.“ Hinata hörte den rauen Unterton in seiner Stimme und beschloss, die Wunde, die der Tod seines Vaters aufgerissen hatte, nicht noch weiter zu vergrößern. Minato und er hatten nie ein perfektes Vater-Sohn-Verhältnis zueinander gehabt. Naruto hatte stets seinen eigenen Weg gehen wollen, während Minato ihm kaum freie Hand gelassen hat. Doch soweit Hinata das Ganze beurteilen konnte, so hatte sie Minato doch als einen Vater erlebt, der für seinen Sohn durch die Hölle gehen würde, nur um ihn zu schützen. Ganz gleich, was seine moralische Vorstellung oder sein Gewissen ihm sagte. Die Liebe zu seinem Sohn war schon immer größer gewesen als die Treue zum Staat. „Des Weiteren kann ich eine Menge Leute nicht erreichen. Einzig und alleine auf die Geier ist in solch einer Krisensituation noch Verlass.“ „Wo steckt Sasuke?“ Naruto schnaufte. „Wahrscheinlich in einer Hochsicherheitszelle, wo man ihn keine drei Minuten aus den Augen lässt.“ Hinata seufzte tief, das Ganze glich einem riesengroßen Chaos und sie konnte sich vorstellen, dass es jetzt an ihrem Geliebten lag, die letzten Mitarbeiter zu sammeln, um Sasuke aus der Zelle herauszubekommen. „Ein Gutes hat die ganze Situation trotzdem“, brummte der Blonde und legte seine Stirn gegen die seiner Freundin. „Sasuke hat für solch einen Moment extra für uns neue Identitäten angelegt. Sobald mein letzter Plan ausgeführt ist, lässt er uns gehen… eine große freundschaftliche Geste.“ Hinata sah ihn ungläubig an. Sie hatte gewusst, dass die beiden Männer eine ganz besondere Freundschaft zueinander verband, aber dass Sasuke alles erdenklich getan hatte, um seinen besten Freund vor solch einer Situation zu retten, machte ihr deutlich, dass Naruto einen Freund verlieren würde, der ihn mehr zu schätzen wusste, als all die Menschen, denen sie bis jetzt begegnet waren. „Meine letzte Aufgabe ist es, Sasuke aus dem Loch zu befreien“, erklärte Naruto ruhig. „Wenn das geschafft ist, dann geht es für uns beide nach Europa, in eine neue Zukunft.“ „Uns drei“, verbesserte Hinata mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen und Naruto nickte grinsend. „Uns drei.“ Er löste sich von ihr. „Aber vorher muss ich erst-!“ Sie legte den Zeigefinger auf seine Lippen und nickte verständlich. „Ja, aber lass mich dir dabei helfen, damit wir diese Bruchbude so schnell wie möglich verlassen können.“ Sie sahen einander an und zum ersten Mal in seinem Leben wurde Naruto bewusst, wie wertvoll und einzigartig Hinata an seiner Seite war. Niemals würde er je wieder eine Frau finden, die seine Loyalität zu seinem besten Freund, seiner Arbeit und seinem Handeln so wenig in Frage stellte, wie sie. Ihre Entschlossenheit zeigte ihm, dass sie bereit war, ihr altes Leben, ihre Freunde und Familie für ihn hinter sich zu lassen, nur um mit ihm zusammen zu sein. Es war ein Tribut, der nicht höher sein konnte und doch schien es ihm, als würde Hinata diesen für ihn gerne zahlen. Etwas, was er ihr nie vergessen würde – bis an sein Lebensende. Sie würden sich ein neues Leben, gemeinsam mit dem ungeborenen Kind aufbauen, ganz so, wie sie es sich wünschten. An den, den man liebt, verliert man immer einen Teil seiner Freiheit. Kapitel 17: ... die der Verstand nicht versteht. ------------------------------------------------ . . . Manchmal wünscht du dir, du hättest dich vor langer Zeit anders entschieden, oder du wärst ihm auf einer anderen Art und Weise zum ersten Mal begegnet. Doch das Schicksal hatte andere Pläne mit dir. Pläne, die dich innerlich zu zerreißen drohen. Doch du bist stark, so stark, dass du den Weg, welcher für dich bestimmt ist, alleine gehen wirst. Immer mit dem Wissen, dass du in Wirklichkeit nicht alleine bist. Dich begleiten Freunde, Menschen, die an dich glauben und Menschen, die schon lange nicht mehr auf der Erde verweilen. Etwas abseits von Michigan, geführt von einer langen und unvorteilhaften, schmalen Landstraße lag eine alte Villa. Ihr weißer Putz blätterte bereits ab, doch das konnte den romantischen Eindruck und dem Wert des Hauses keinen Abbruch tun. Die ersten Frühlingsblumen schmückten die große Wiese, um den tiefen See und die Bäume, welche das Paradies wie einen Kessel umschlossen, wiesen erste Blätter auf, die sich in ein saftiges Grün verwandelten. Die ersten Vögel, welche die Winterzeit woanders verbracht hatten, hatten den Weg nach Hause gefunden und sangen nun fröhliche Lieder des aufkommenden Frühlings. Fasziniert saß eine junge dunkelblonde Frau auf der riesigen Terrasse und lauschte dem Gesang. Ihre Augen waren hellblau und dumpf, jeglicher Lebenswillen war aus ihnen gebrochen. Die einstmals langen Haare waren jetzt so kurz, dass sie auf ihre Schulter fielen. Ihre Brille bestand aus einem rechteckigen Gestell und die Gläser waren so dick, dass ein jeder erkannte, dass sie äußerst schlecht sehen musste. Shiho lehnte sich zurück in das dicke Kissen und legte eine Hand auf den Nebenplatz der Hollywoodschaukel. Der warme Wind spielte mit ihren Haaren und ein schwaches Lächeln zierte ihre blassen Lippen. Shiho sah in den wolkenlosen Himmel und die Sonne schien ihr ins Gesicht. Leise Schritte ertönten hinter ihr und Shiho erkannte eine der Schwestern. Diese kam auf sie zu und beugte sich zu ihr. Ihre Stimme war ruhig und vertrauensselig. „Du hast Besuch, Schätzchen.“ Desinteressiert sah Shiho weiterhin zum See und rührte sich nicht von der Stelle, sie merkte, dass die Schwester seufzte und sich wieder entfernte. Ihre großen gebrochenen hellen blauen Augen saugten die Schönheit der Umgebung auf und sodurch regte sie sich nicht, als sich jemand zu ihr gesellte. Ein großer braunhaariger Mann, bekleidet in Jeans und einer beigen Kapuzenjacke, blieb neben ihr stehen, auch sein Blick war auf den See gerichtet. Kiba schwieg eine Weile, bevor er sich neben seiner einstigen Freundin niederließ. Leise begann sie zu summen und schaukelte weiter sanft hin und her. Ihre Füße waren barfuß und genossen die Kälte des Pflasters. Kiba erkannte das Lied, welches sie summte und musste lächeln. „Das Lied haben wir oft bei Studentenpartys spielen lassen“, begann er flüsternd. „Meistens, um Pärchen die Gelegenheiten zum Tanzen zu geben. Auch wir haben uns einmal aufs Parkett gewagt.“ Er schmunzelte unweigerlich an dem Gedanken, wie rot Shiho damals geworden war. Damals hatte er nicht ahnen können, dass sie mehr als nur gute Freundschaft für ihn empfand. „Danach war stets Shikamaru dein Begleiter.“ Kurz schwieg er wieder und es schien, als würde sie ihm nicht zuhören. Noch immer summte sie die Melodie zufrieden vor sich hin. Doch Kiba war es gewöhnt, als einziger zu sprechen. Noch nie hatte sich Shiho in all den Jahren mit ihm unterhalten oder gar eine Antwort geben. „Und wegen ihm bin ich heute hier“, sprach er und spürte ein merkwürdiges Ziehen im Hals. „Er ist tot, von seinem eigenen Boss erschossen worden. Ich habe dir immer versprochen, ihn eines Tages zu erledigen, doch Uchiha ist mir zuvor gekommen. Verzeih mir diese Nachlässigkeit.“ Der ehemalige Agent beugte sich nach vorne, nahm den Blick von der Schönheit der Natur und sah auf das graue Pflaster. „Mein Auftrag ist erfüllt“, wechselte er abrupt das Thema. „Mein Dienst zu Ende.“ Kiba strich sich über das Gesicht. „Uchiha ist gefasst und ich bin sicher, Sabakuno und Watson werden sich gut um ihn kümmern.“ Ihm war klar, dass Shiho ihm nun nicht mehr folgen konnte, doch in diesem Moment war es ihm egal. Er musste das Geschehen der letzten Zeit loswerden. „Sakura soll den Fall vor Gericht übernehmen, doch ich bin nicht sicher, ob sie das schaffen wird, schließlich müsste sie den Mann, den sie liebt, anklagen. Aber wir werden ja durch die Medien erfahren, wie sie es gepackt hat.“ Er lachte leise und lauschte dann ihrem Lied. Müde lehnte er sich wieder zurück in die Kissen und spürte die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Wie lange war es her, seit er das letzte Mal so friedlich seine Umgebung genossen hatte? Ständig war er der Rache nachgegangen, hatte sich nie etwas anmerken lasse und stets kühl und reserviert reagiert, wenn man ihn auf Shikamaru Nara angesprochen hatte. Doch jetzt war er am Ende, seine Kräfte versiegt und er konnte nicht so weiter machen wie bisher. Sobald er zu Hause ankommen würde, wartete eine neue Identität auf ihn, ein neues Leben, welches er fernab von all den Menschen, die er bisher getroffen hatte, aufbauen wollte. „Heute bin ich zum letzten Mal hier“, sprach Kiba mit überraschend fester Stimme. „Ich wollte mich von dir verabschieden und dir alles Gute wünschen, auch wenn ich glaube, dass es nichts bringt.“ Er seufzte und griff zu seinem Handy, da dies eine SMS empfangen hatte. Während er die Nachricht las, spürte er etwas Weiches und Kaltes an seiner linken Hand. Überrascht hielt er inne und erstarrte. Regungslos bemerkte er die zarten Finger, die sich zu seiner Handfläche vortasteten und schließlich seine Finger mit den ihren verhakte. Kiba ließ sein Handy sinken und sah die Frau neben sich an. Noch immer starrte sie auf den See, der sie vollkommen zu fesseln schien, ihre Hand in seiner wurde warm und es gab ihm das Gefühl, der Zusammengehörigkeit. Ihre blassen Lippen zierte ein Lächeln. „Danke, Kiba.“ Er riss die Augen auf und starrte sie an. Langsam drehte Shiho den Kopf, doch ihre Augen schienen durch ihn hindurch zu blicken. „Danke…“ ihr Daumen strich über seine Hand. „… finde deinen Weg und werde… glücklich.“Dann löste sich ihre Hand aus der seinen und richtete ihren Blick wieder auf den See. Stumm saß Kiba neben ihr, er schloss seine Augen und atmete tief durch. Dann öffnete er sie wieder und erhob sich lautlos. Seine Schritte waren still und leise und doch kraftvoll. Von Sekunde zu Sekunde entfernte er sich mehr von ihr. Kiba sah nicht zurück, er wusste, dass dies ein Abschied für immer sein würde, doch merkwürdigerweise stimmte ihn dieser Abschied nicht traurig. Eher wirkte er erleichtert, fast schon befreit. Der Wind kam auf und Kiba lächelte, es wurde Frühling, der kalte und grausame Winter war vorbei… ein Winter, der ihn viel gekostet hatte. ~*~ Sakura lächelte, als sie erneut der Tonbandaufnahme lauschte, die Temari Sabakuno für sie gemacht hatte. Sasukes Worte lösten eine ungeahnte Wirkung in ihr aus. Während sie im Wartezimmer darauf wartete, zu ihm gelassen zu werden, hatte sie sich noch einmal seine Aussage bezüglich der Scheidungspapiere angehört. Nie hatte sie geglaubt, dass seine Gefühle für sie genauso stark waren, wie die ihren für ihn. Sie seufzte, als sie sich erhob und nahm die Ohrstöpsel aus den Ohren, um das Aufnahmegerät sicher in ihrer Aktentasche zu verstauen, dann strich sie ihren dunkelgrünen Rock glatt und sah sich noch einmal in dem grauen düsteren Raum um. Eigentlich musste sie diese Ausstattung gewohnt sein, doch dem war nicht so. Sie hasste das Staatsgefängnis von Los Angeles, dennoch bevorzugte sie es im Gegensatz zu dem in New Orlando. Sakura musterten die langweiligen Farbkleckse von Bildern an der Wand und schrak fast zusammen, als die Tür zum Wartezimmer geöffnet wurde und ein Wachmann eintrat. „Wir wären so weit, Miss Haruno.“ Er hielt eine Wegbeschreibung in den Händen, doch sie winkte ab. „Sagen Sie mir nur die Raumnummer und sorgen Sie bitte dafür, dass mein Vorgesetzter die Mahnung wegen unerlaubtem Belauschen erreicht.“ Sie wusste, dass Ibiki alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte und genau dies gegen die Vereinbarung von Sasuke verstieß. Dieser Ungerechtigkeit machte Sakura nun einen Strich durch die Rechnung und dass sie Sasukes Verhandlung als Staatsanwalt führen sollte, auch da hatte sie schon für gesorgt, dass es einen Ersatz für sie gab. Der Wärter nannte ihr den Raum und sie rauschte dankend an ihm vorbei. Während sie den Weg zu Raum 43 einschlug, dachte sie über das nach, was ihr noch bevorstand. Sie wusste nicht, wie sie Sasuke entgegentreten sollte, noch was sie ihm sagen sollte. Ihre Zeit war auf eine Stunde begrenzt, weshalb sie sich an das Wichtigste halten sollte. Vor der besagten Zelle blieb sie stehen und legte die Hand auf die Türklinke. Noch einmal atmete sie tief durch, bevor sie die Klinke herunter drückte und in den Raum trat. Ein Tisch in der Mitte bot Platz für Unterlagen und Akten. Sonst war der Raum leer. Nur die summende Lampe spendete Licht. Die Trostlosigkeit, die dieser Raum ausstrahlte, kroch an Sakura empor wie ein dichter Nebel. „Setzten Sie sich doch, Frau Staatsanwältin.“ Seine dunkle belustigte Stimme riss sie aus ihren Gedanken und sie bemerkte, dass er bereits an dem eckigen Tisch platz genommen hatte. Sasuke trug ein weißes schlichtes T-Shirt und eine graue, viel zu große Hose. Lässig lehnte er sich zurück und zündete sich eine Zigarette an, deren Schachtel rechts von ihm auf dem Tisch lag. In seinen Augen konnte sie keinerlei Furcht erkennen, wahrscheinlich nahm er das Ganze hier noch nicht einmal ernst. Sakura legte die Aktentasche auf den Tisch und bemerkte, dass sein Blick an ihr rauf und runter fuhr. „Hübsches Kostümchen, lässt dich glatt zehn Jahre älter wirken.“ Unweigerlich musste Sakura lächeln. „Schicke Kluft, passt zu deinem Teint.“ „Okay, jetzt da wir uns gegenseitig Höflichkeitskomplimente gemacht haben, können wir zu diesem Aktenkram kommen.“ Er nickte auf Sakuras Tasche. „Die brauchst du gar nicht erst auspacken. Ich werde keine Fragen beantworten, das habe ich schon der Witzfigur von deinem Vorgesetzten erklärt.“ Sakura seufzte tief und sprach: „Warum weigerst du dich zu reden? Es würde dir helfen, wenn dein Prozess laufen würde.“ Der Schwarzhaarige sah sie schweigsam an, seine kalten Augen bohrten sich in ihre und sie wandte unweigerlich den Blick ab. „Hier geht es doch gar nicht darum, wie ich am besten Profit schlagen kann, wenn ich euch erzähle, was ihr wissen wollt“, begann er gehässig und blies ihr den Rauch ins Gesicht. „Nein“, wehrte Sakura ab. „Hier geht es lediglich darum, ob du lebenslang hinter Gitter kommst oder die Todesspritze dich frühzeitig ins Jenseits befördert.“ Ihre Stimme hatte an Neutralität gewonnen und sie nahm einen Kuli aus der Tasche und schlug die Beine übereinander. „Ich bin nicht hier, um irgendwelche deiner launischen Spielchen mitzuspielen, Sasuke.“ Sie sprach seinen Namen gelangweilt aus, was ihn dazu brachte eine Augenbraue zu heben. „Wenn du nicht reden willst, dann gehe ich wieder. Denn ich bin hier, um die Leute zu kriegen, die unter deiner Hand Morde begangen haben, für die sie jetzt bezahlen sollen.“ „Und du glaubst, dass ich dir meine Leute einfach so ausliefere?“ „Natürlich nicht“, erwiderte Sakura bestimmt. „Aber du verstehst nicht, dass es mein Job ist, diese Leute zu kriegen. Auf Uzumaki ist eine Einheit spezialisiert. Nara ist bereits tot, wofür ich dir überaus dankbar bin und Sabakuno versucht die kleinen Fische, die er persönlich kennt, dingfest zu machen.“ Sie holte tief Luft, als Sasuke grinste. „Doch die wirklichen Verbrecher, korrupte Politiker, machtgeile Manager und Drogengurus kriegen wir nicht, da Sabakuno diese nie kennen gelernt hat und auf bestimmte Dateien keinen Zugriff hat. Uns würde es gelingen, diese Dateien zu knacken, sobald wir Uzumaki in die Finger bekommen, der momentan in deren Besitz ist.“ Überrascht, wie gut seine Frau aufgeklärt war, beugte sich Sasuke nach vorne, doch Sakura war noch nicht fertig. „Mich interessieren die kleinen Fische nicht, ich will an die großen.“ „Sakura, Sakura“, tadelte Sasuke ernst. „Man will immer das, was man nicht bekommen kann.“ Sie sah ihn wissend an und sah auf seine Hand, die nun die ihre umfasste. Wie perfekt passte ihre schmale in seine große. Sakura ließ es geschehen und seufzte kaum merklich. „Ist dir wirklich egal, was aus dir wird?“, fragte sie leise und beugte sich zu ihm vor. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie voneinander. Sie konnte sich im tiefen blau seiner Augen spiegeln und senkte den Kopf. „Verzeih, das war eine dumme Frage.“ „Nein, war es nicht“, sprach Sasuke ruhig und beugte sich so weit vor, bis er nahe genug an ihrem Ohr war, um flüstern zu können. „Du weißt, dass ich nicht mehr lange hier bleiben werde.“ Sein Atem jagte eine Gänsehaut über ihren Hals, weshalb er zärtlich mit seinem Zeigefinger von ihrem Ohr bis hin zu ihrem Kinn strich. „Du bist nicht dumm, Sakura, meine Kontakte gehen weiter, als sich all deine Kollegen vorstellen können.“ „Warum erzählst du mir das?“, wisperte sie heiser und wurde sich dieser unerträglichen Spannung bewusst. Sie griff in sein weißes T-Shirt und versuchte so die Fassung zu bewahren. Anstatt ihr zu antworten, lehnte Sasuke seine Stirn kurz gegen die ihre, kurz darauf legten sich seine kalten Lippen auf ihre warmen und ihr entfuhr ein leises Stöhnen. Zärtlich und sanft fing er für sie beide diesen kleinen einzigartigen Moment ein. Ließ sie ein letztes Mal für lange Zeit miteinander verschmelzen und zeigte ihr auf diese Weise, welch wunderbare, kostbare Bedeutung sie für ihn hatte. Fast schon vorsichtig nahm sie sein Gesicht in beide Hände und er griff in ihr weiches Haar, das sich zwischen seinen Fingern wie Seide anfühlte. Sasuke genoss es, das Gefühl zu haben, dass sie nur ihm gehörte, doch er war sich im Klaren darüber, was passieren würde, sobald sie diesen Raum verlassen würde. Sie würde für lange Zeit aus seinem Leben verschwinden, denn er wusste von Mrs. Sabakuno, dass seine Frau den gerichtlichen Fall nur bis kurz vor der Verhandlung begleiten würde. Sobald sie also diesen Raum verließ, würde sie in das Schutzprogramm des FBIs eintreten und Sasuke war sich bewusst, dass es lange dauern würde, bis er sie je wieder fand. Das FBI war gründlich und der Zugang zu solchen Daten sehr streng bewacht. Ein letztes Mal trank er von ihrem Mund, schmeckte ihre kostbaren Lippen und löste schließlich diesen leidenschaftlichen Kuss. Er spürte, dass Sakura dies missfiel, doch ihr Verstand schien sich genau dann wieder einzuschalten, als er sie kurz ansah und dann den Blick von ihr wendete. Sakura schluckte hart, als sie sah, dass er sich zurücklehnte und ihrem Blick auswich. Schweren Herzens akzeptierte sie, dass dies sein stummer Abschied war. Mit merkwürdig kalten Händen nahm sie ihre Aktentasche vom Tisch und erhob sich. Ihre Knie waren wie Pudding, doch irgendwie schaffte es die Rosahaarige ihren Kopf zu heben, ihm den Rücken zuzuwenden und zur Tür zu greifen. Draußen erwarteten sie drei Wachmänner, sie nickte ihnen knapp zu, dann rauschten diese an ihr vorbei und Sakura bog nach rechts ab, um zum Ausgang zu gelangen. Hinter sich hörte sie, wie die Wachen ihren Ehemann abführten. Drei gleichmäßige Schritte hallten in ihren Ohren und Sakura konnte sich bildhaft vorstellen, wie man Sasuke die Hände auf den Rücken, eingeengt zwischen den beiden großen Wachen, Richtung Zelle nach links drängte. Mit jedem Schritt, den sie sich von ihm entfernte, brach ein kleines Stück ihres Herzens mehr. Stumm rollte ihr die erste Träne über die Wange und Sakura schlug die Hand vor den Mund, um kein ersticktes Schluchzen von sich zu geben. Ihre Schritte wurden immer schneller und die Absätze hallten immer lauter durch den menschenleeren Gang. Tränenverschleiert erreichte Sakura schließlich die ersehnte Ausgangstür und stieß diese auf, dann schlug die Tür hinter ihr zu und sie befand sich im Anmeldezimmer. Kraftlos ließ sie sich gegen die nächstbeste Wand fallen und begann hemmungslos zu weinen. Warum nahm sie Sasukes Schicksal so mit? Natürlich, sie liebte ihn, aber für was für einen Preis? Warum verlangte das Schicksal solch eine grausame Entscheidung von ihr. Sakura wusste es nicht und sah an die graue Zimmerdecke. Das grelle Licht der Lampe brannte in ihren Augen und doch ignorierte sie diesen Schmerz. „Ich hätte nie gedacht, dass Sie sein Schicksal so mitnehmen würde.“ Die Rosahaarige biss sich auf die Lippe, bevor sie antwortete: „Macht es Ihnen Spaß, sich am Elend anderer zu ergötzen?“ Sarutobi schnaufte hörbar und zog etwas aus seiner schwarzen Jacketttasche. Die Haruno fragte sich, wie so oft, wie der alte Mann es fertig brachte stets lautlos zu erscheinen und im falschen Moment am falschen Ort zu sein. „Hören Sie auf, mich beleidigen zu wollen, dafür müssen Sie schon deutlich früher aufstehen und sich schmutzigere Worte einfallen lassen.“ Gerade als Sakura seinem stillen Wunsch nachkommen wollte, reichte er ihr einen großen Umschlag. „Hier ist alles drin, was Sie brauchen werden. Draußen wartet ein Taxi.“ Sakura stieß sich von der Wand ab und reichte dem alten Mann im Tausch gegen den Umschlag ihre Aktentasche. „Sie werden nichts Brauchbares finden. Uchiha weigerte sich zu reden. Er wählt lieber den Tod, als sich auch nur in irgendeiner Weise mit dem Staat zu verbünden.“ Sakuras Aussage überraschte ihn nicht und er sah kurz auf die braune Ledertasche, bevor er sie zurück gab und ihr direkt in die Augen sah. „An seiner Stelle würde ich genauso handeln, denn niemand lässt freiwillig ein Imperium solcher Größe verfallen.“ Kurz war es Sakura, als würde er lächeln, doch dann kehrte die kalte Ausdruckslosigkeit zurück. „Warum wollen Sie sich nicht von ihren Kollegen verabschieden?“ Sakura schluckte und strich sich kurz eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Nein.“ Sie dachte an Sai und ihr wurde unbehaglich zumute. „Kiba ist bereits weg, Ino auch und Gaara werde ich nie wieder treffen. Was Sai betrifft, er wird sich meine Entscheidung erklären können.“ Der Alte nickte verstehend und verschränkte die Arme hinter den Rücken, ohne zu zögern schritt Sakura an ihm vorbei und er rief ihr nach: „Passen Sie gut auf sich auf.“ ~*~ Leise Schritte waren zu hören und Naruto sah auf. Er befand sich auf dem Dach eines Hochhauses, starker Wind zerzauste seine blonden Haare und er warf die Zigarette zu Boden um sie mit der Schuhspitze auszutreten. Sein schwarzer Mantel wehte im Wind und als er hörte, dass die Schritte hinter ihm verstummten, nahm er seinen Blick von der nächtlichen Schönheit Los Angeles. Die drei Gestalten vor ihm trugen allesamt graue Jacken und symbolisierten einst den Gegenpart der Henker. Ein Lächeln huschte über Narutos Lippen, als er die Waffen sah, welche sich in den Händen der Geier befanden. „Schön, dass ihr kommen konntet.“ „Für den Boss doch immer“, spuckte ihm der Anführer der Geier entgegen und grinste gehässig. „Vor ein paar Wochen waren du und deine Kumpels uns haushoch überlegen und was ist jetzt von den ach so tollen Henkern übrig geblieben?“ Das klirrende Lachen einer rothaarigen Frau zerrte an Narutos Nerven und Karin trat hinter Pain. „Der eine war ein Verräter, der andere wurde vom Boss persönlich gerichtet und der letzte steht hier.“ „Ich werde auch der Letzte bleiben“, sprach Naruto grinsend. „Doch darum sind wir nicht hier.“ „Richtig“, stimmte Juugo gelangweilt zu und dem Blonden wurde wieder einmal klar, dass er wohl der Einzige unter ihnen war, der vollkommen neutral handelte. Naruto steckte seine Hände in die Jackentasche und sah jeden einzelnen der Drei an. „Ihr werdet Sasuke aus dem Knast holen, den Plan habe ich dabei. Er ist 100 % sicher und das letzte, was ich meinem Boss bieten kann.“ Naruto überreichte einen Stick. „Passt drauf auf.“ Dann übergab er ihn Pain. „Sollte es euch mit meiner Hilfe gelingen, dann werdet ihr die neuen Henker unter Sasuke, was ich euch gönne.“ Kurz hielt der Uzumaki inne. „Wenn er draußen ist, versteckt ihn zuerst in der 66. Straße. Danach haltet euch an seine Anweisungen.“ Pain gab ein leises `Pff` von sich und sprach: „Was macht dich so sicher, dass wir Uchiha da raus hauen, schließlich könnten wir sein Imperium ohne mit der Wimper zu zucken übernehmen und selbst die Kohle einsacken.“ Naruto sah ihn einen Augenblick lang an, eher er sich für eine Antwort entschied. „Ihr strebt nicht nach Macht und Geld so wie Sasuke und es würde euch auch nicht zufrieden stellen, seinen Platz einzunehmen.“ Naruto sah zu Karin, dann zu Juugo und schließlich wieder zu Pain. „Jeder unter euch hatte einen Grund sich ihm anzuschließen. Sei es aus Rache, aus purem Vergnügen, aus Liebe oder wegen einem Versprechen, solange ihr euer ganz persönliches Ziel nicht erreicht habt, werdet ihr ihm treu ergeben sein. Denn er unterstützt euren Antrieb, ohne groß Fragen zu stellen und gewährleistet euch so viel Freiraum wie kaum ein anderer Gangster. Sasuke zu verraten oder gar hängen zu lassen, würde das Ende eures Strebens bedeuten.“ Naruto sah, dass etwas in Pain berührt worden war, zumindest zuckte etwas kurz in seinem Gesicht, ehe er wieder seine Maske aufsetzte. „Da mir niemand widerspricht, nehme ich mal an, dass ich Recht habe.“ Er grinste zufrieden und reichte Karin einen Umschlag. „Gib Sasuke das, sobald er sich von den Strapazen erholt hat. Es wird ihm helfen, sich bei seinen Finanzen und Kunden zu Recht zu finden. Schließlich gab es in letzter Zeit eine Menge Chaos.“ Die Rothaarige nickte, sah kurz auf den Umschlag und biss sich dann auf die Unterlippe. Eine Geste, die Naruto nicht verborgen blieb. „Ja, was gibt es Karin?“ Es fiel der jungen Frau schwer, das auszusprechen, was sie dachte. „Was ist mit dieser FBI-Agentin, die sich eine Zeit lang sein Eheweib nennen durfte?“ Die Eifersucht war deutlich herauszuhören und er seufzte. „Wenn es dich beruhigt, sie wird aus seinem Leben verschwinden, denn soweit ich informiert bin, wird sie in das Schutzprogramm aufgenommen, also sei ganz beruhigt, sie wird nie wieder seinen Weg kreuzen.“ Er sprach die Worte so aus, als würde er ihnen selbst glauben schenken wollen, doch tief in seinem Innersten wusste Naruto, dass sein Freund seine Frau niemals vergessen würde, schließlich war Sakura Haruno die erste Frau, die ihm das Gefühl vermittelt hatte, dass sie ihn wirklich liebte. „Genug!“, mischte sich Pain schließlich ein. Er wandte sich zum Gehen und warf einen letzten Blick auf den letzten Henker. „Auch wenn ich es nicht ernst meine, aber man sagt ja so etwas, in solchen Situationen, viel Glück mit der Hyuuga.“ Dann machte er kehrt und Naruto war sich sicher, diese Truppe nie wieder zu sehen. Trotzdem huschte ein Lächeln über seine Lippen. Wenn die Geier in einem gut waren, dann darin Traditionen einzuhalten. Er gönnte ihnen den Aufstieg zum Henker, schließlich hatten sie bewiesen, dass sie Nerven wie Drahtseile besaßen und man selbst in einer so kritischen Lage wie jetzt auf sie zählen konnte. Naruto strich sich durch das helle blonde Haar und griff zu einer neuen Zigarette. Seine Zukunft mit Hinata konnte beginnen. Niemand würde ihn jetzt noch aufhalten können, den Kontinent zu wechseln. Die Papiere waren fertig, seine Geliebte wartete am Flughafen auf ihn und ihr Gepäck längst eingecheckt. Der Weg war frei. ~*~ . . . . . 1 1 m o n t h s l a t e r . . . . . Eine junge Frau mit schulterlangen goldblonden Haaren schloss müde die Tür zu ihrer Wohnung auf. Sie war ausgelaugt und kaputt, die Schicht in der Redaktion nahm sie mehr mit, als sie es sich hatte vorstellen können. Zu Beginn war es ganz witzig gewesen, bei InTouche den neusten Klatsch auszuarbeiten, doch mittlerweile wusste sie, dass die Arbeit am Laptop auch stressig werden konnte, vor allem wenn der Chef plötzlich auf eine Änderung in einem lange geplanten Artikel bestand. Als kleine Mitarbeiterin konnte man ihr natürlich zusätzliche Arbeit aufhalsen. Sie war ja nur ein kleines Rädchen in dieser riesigen Firma, mit ihr konnte man es ja machen. Kaum dass sie die Tür geöffnet hatte, als ihr auch schon ein schwarzer Kater um die Beine sauste. Mit einem munteren Mautzen begrüßte er sie und die Blondine kraulte ihn, kurz bevor sie rief: „Bin wieder da!“ Sie betrat den schmalen abgenutzten Flur und sah ins Wohnzimmer, wo der Fernseher lief. Die Morgensonne schien durch die halb geöffneten Fenster und tauchte das Zimmer in ein helles orange. „Ino, schön, dass du auch mal nach Hause kommst!“, empörte sich eine dunkle Männerstimme, die die Blondine lächeln ließ. Auf der schwarzen Couch konnte sie müde und verschlafen ihren neuen Freund ausmachen. Seine dunkelbraunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und unter seinen mandelförmigen Augen lag ein leichter Schatten. Bekleidet in Jogginhose und Band-T-Shirt von Metallica, mit einem kleinen Menschen im Arm und einer Flasche, saß er auf der schwarzen Couch und sah sichtlich erleichtert aus, seine Freundin zu sehen. „Ach Sam. Hat sie dich schon wieder um eine Nacht Schlaf gebracht?“ Mitfühlend stellte Ino ihre Tasche ab und ließ sich neben ihn nieder. Sofort gluckste das Baby in seinen Armen zufrieden und sah sie mit großen blauen Augen an. Sam wirkte erleichtert, aber auch verletzt, als er das kleine Mädchen abgab. „Ich weiß nicht, was ich falsch mache, aber sie scheint mich nicht zu mögen und ständig auf Trapp halten zu wollen“, sprach er bekümmert. „Vielleicht sollte ich mir ein anderes Äußeres zulegen.“ „Quatsch!“, bereitete Ino seinen Gedanken ein Ende. „Sakuno ist nur ein bisschen launisch.“ Sie gab dem Baby die Flasche und lehnte sich zurück. Ihr neuer Lover strich ihr durch die glatten blonden Haare und sah ihr beim Füttern der Tochter zu. „Launisch ist gut“, grinste Sam und hörte, wie die kleine schmatze. „War die Arbeit gut?“ „Na was wohl“, brummte Ino missgelaunt. „Der alte Sack von Gaudinski kann sich nie entscheiden, wie er seine Artikel jetzt haben will. Musste das Ding ganze dreimal umschreiben, bis er zufrieden war.“ Lachend schaltete Sam per Fernbedienung den Sender um und blieb schließlich bei den Nachrichten hängen. Wirre Bilder flimmerten über den Bildschirm. »Wichtige Meldung. « »Gefängnisse nicht mehr sicher. « »Meine Damen und Herren, vor einigen Stunden ist es einem schwer kriminellen Drogenboss, anders bekannt als Sasuke Uchiha, gelungen aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Los Angeles auszubrechen. Bis jetzt konnten die Ermittler nur feststellen, dass Sprengstoff…« Ino sah auf und ihr Körper verkrampfte sich und gleichzeitig drückte sie ihre Tochter enger an sich. Der nächste Akt hatte also begonnen. Doch dieses Mal ohne sie. Sie würde bleiben, wo sie war, denn der Name Uchiha gehörte nicht mehr zu ihrem neuen Leben. Müde erhob sie sich und schritt aus dem Wohnzimmer. „Mach den Fernseher aus Sam, es wird Zeit, dass wir ein bisschen Schlaf nachholen.“ Er tat, worum sie ihn bat und hörte, wie sie in Sakunos Zimmer schritt und den kleinen Schatz dort ablagerte. Ein wenig missmutig schaltete er den Fernseher aus und folgte seiner Lebensgefährtin. Sie hatte recht, die Nacht war lang gewesen und es war an der Zeit, sich ein wenig Schlaf zu gönnen. Nachrichten gucken konnte er auch noch am Abend. . . . In schnellen Schritten durchquerte ein junger Mann mit kurzen roten Haaren das leere Restaurant. Er trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Seine Kollegen waren bereits dabei, den Saustall vom Vorabend zu beseitigen. Das alte und doch moderne Restaurant bestand zum größten Teil aus Holz und glatten Marmor. Der große Kamin in der Mitte des großen Raumes war verdreckt, die runden Tische brachen unter dem Gewicht von leeren oder halb gefüllten Gläsern fast zusammen und auf dem Boden sammelten sich Zigarettenkippen. Auch die großen Fenster, die zur Straße raus zeigten, mussten geputzt werden, denn ein dicker Film erschwerte die Sicht nach draußen. Innerlich seufzte Gaara, doch äußerlich ließ er sich nichts anmerken. New York war nicht gerade seine Lieblingsstadt. Ständig regnete es und das Wetter hatte eine Laune wie eine Frau, die ihr Leben lang den Wechseljahren ausgesetzt war. „Na endlich, Manni!“, schnaufte ein blonder Kollege und warf ihm einen Lappen zu. „Wir haben schon gedacht, du drückst dich.“ Gaara grinste, als er die angepissten Gesichter der drei Brüder sah, die dabei waren, das Partychaos zu beseitigen. Seit knapp sechs Monaten ermittelte der Sabakuno Undercover in diesem Laden, da der Verdacht auf Menschenhandel bestand, doch bis jetzt musste Gaara zu seinem Leidwesen zugeben, dass der Laden sauber war. Aber wie gesagt, er wollte erst jeden Bierdeckel umdrehen, bevor er abzog. „Ich komme immer, wenn man nach mir ruft.“ „So wie gestern?“, lachte der jüngste Bruder mit Sommersprossen. „Als wir hier fast eine Schlägerei hatten und du die beiden Herren galant zum Gehen aufgefordert hast?“ „Er hat beiden die Nase gebrochen“, grölte der Mittlere. „Na wenn die mal nicht wieder kommen.“ Gaara nahm sich ein Tablett und begann damit die Tische abzuräumen. Dabei bemerkte er, wie der Älteste der drei, Adam, sich über die Theke lehnte und ihn beobachtete. „Hast du früher Straßenkämpfe gemacht oder weshalb ist deine Faust so hart, dass sie einem das Gesicht erneuern könnte?“ „Straßenkämpfe passt in etwa“, gestand Gaara und stieg über eine Pfütze Erbrochenes. „Und belass es dabei, du willst eigentlich gar nicht so genau wissen, wo ich herkomme, oder Adam?“ Der Älteste verstand die stumme Drohung und griff zu der Fernbedienung, um den Fernseher anzumachen. Eigentlich wollte er den Musiksender erwischen, doch im ersten Moment liefen die Nachrichten. »Ausbruch des Sasuke Uchihas, weist erste Fragen auf. Ist das Leben der Menschen heute noch durch den Staat gesichert? « Gaara hielt inne und sah zum Bildschirm. Seine Lippen zierte ein wissendes Lächeln. Es ging also von vorne los… doch dieses Mal würde Sarutobi das Desaster anders anpacken müssen. Ohne Ino, ohne Kiba, ohne Sakura und ohne ihn… einzig Sai war noch übrig. Und dieser hatte bei Uchiha nicht gerade besonders gute Karten. . . . „Hey Naruto, das musst du dir ansehen!“, rief eine aufgeregte Frauenstimme und ein blonder junger Mann trat aus der Küche, in seinen Armen einen kleinen Jungen, der munter an seinem Daumen nuckelte. Draußen war es bereits stockfinster und in Frankreich schlief bereits ein großer Teil der Bevölkerung. Doch dank des Nachwuchses blieb Familie O`Conner auf Trapp. Zurückgezogen in ihrem kleinen Häuschen, in der Nähe von Lyon genossen sie seit einigen Monaten das Familienglück. „Was gibt es?“, wollte er müde wissen und Hinata lächelte, als sie ihren Mann im hellblauen Schlafanzug, im Partnerlook zu seinem Sohn, der einen hellblauen Strampler trug, ausmachen konnte. Sie erhob sich und nahm ihm Keisuke ab. Den Kampf um den Namen hatte sie ihn schließlich gewinnen lassen. Weshalb ihr Sohn nun den Namen des besten Freundes, seines Vaters trug. „Warum muss mich Keisuke immer um halb drei aus dem Schlaf reißen“, beschwerte sich der Blonde. „Warum kümmerst du dich nicht um ihn, wenn du doch sowieso eine Nachteule bist!“, klagte er nun seine Frau an und sah, wie sich sein Sohn zufrieden von seiner Mutter hin und her wiegen ließ. „Hör auf zu meckern und sieh dir das an!“ Sie nickte zum Fernseher und bereits nach den ersten Worten des Moderators musste Naruto lächeln. Sein Französisch war bei weiten noch nicht so gut, wie sein Englisch und doch verstand er genug, um zu begreifen, was soeben passiert war. »Uchiha Sasuke, 30 Jahre alt, ausgebrochen aus einem Gefängnis Los Angeles. Er war einer der meistgesuchten Männer des FBIs, Interpol nimmt ihn ins Visier. « „Interpol also.“ Bewundernd strich sich Naruto über das Kinn und Hinata gab ihm einen Ellenbogenstoß. „Der ganze Krach da ist auf deinen Mist gewachsen. Du wolltest, dass die Geier so ein Krabum veranstalten, wenn sie Sasuke da raus hauen oder?“ Hinata setzte sich in den grünen Ohrensessel und ihr Gesicht wurde ernst. „Wenn er könnte, dann würde er dir eine Kugel ins Hirn pusten.“ „Wenn er könnte“, betonte Naruto zufrieden mit sich. „Ach was, er wird es schon überleben, wenn er mit dieser spektakulären Flucht in die Geschichte eingeht.“ Zufrieden mit sich warf er sich neben Hinata und sah dabei zu, wie sein Sohn ins Reich der Träume überwanderte. „Außerdem war Keisuke jeden einzelnen Knaller wert oder?“ Hinata seufzte, sie wusste, dass ihr Mann all die Monate nur so darauf gewartet hatte, etwas über seinen einstigen Chef zu erfahren. Eine zeitlang dachten sie sogar, dass das FBI seine Flucht vertuschen würde, doch die Bilder im Fernseher sprachen eine andere Sprache. „Ich bringe Keisuke ins Bett, ja, kommst du auch gleich?“ Überrascht hob ihr Mann eine Augenbraue. „Bitte?“ „Na ja…“, begann die Schwarzhaarige, als sie durch die Küche trat. „Ich dachte, es wird Zeit, dass wir uns darum kümmern, dass Kei kein Einzelkind bleibt.“ Dann ging sie Richtung Flur zum Schlafzimmer. Verstehend grinste Naruto und sprach: „Natürlich, ich bin ganz deiner Meinung. Ich werde gleich nachkommen, muss nur noch eben das Licht löschen.“ Er stand auf und machte den Fernseher aus, dann schritt er zum Lichtschalter, wo er kurz stehen blieb und murmelte: „Krasses Feuerwerk, Pein, alle Achtung.“ Dann löschte er das Licht, als würde er wollen, dass die Spuren seiner Vergangenheit damit verschwanden. . . . Seufzend ließ sich eine junge Frau hinter einem Schreibtisch nieder, schon wieder klingelte das Telefon. Sakura strich sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie zum Hörer griff und einen verzweifelten Blick ins Wartezimmer warf. Seit sie als Sprechstundenhilfe in Seattle arbeitete, war sie von morgens bis abends beschäftigt und kam kaum noch dazu, ihren Haushalt zu machen. Zu sehr nahm Dr. Tinkerbell sie in Anspruch. Zusammen mit ihren drei Kolleginnen musste sie täglich das Chaos einer ganz normalen Hausarztpraxis bewältigen. Und dabei kam es nie zu einer gewissen Ruhepause. Auch heute war das Wartezimmer wieder bis auf den letzten Platz mit kranken Patienten besetzt. Freundlich wie immer sagte Sakura am Telefon ihr Sprüchlein auf, als sie bemerkte, dass ihre Kollegin Annabeth im Wartezimmer den Wunsch eines Patienten nachkam und den Fernsehsender vom Kinderprogramm zu den Nachrichten änderte. „Ja, Mr. Bank, ich verstehe, dass Sie stets auf dem Laufenden bleiben wollen.“ Genervt verdrehte Annabeth bei den Worten des alten Geschäftsmannes die Augen und rauschte wieder hinter den Schreibtisch, wo Sakura sich gerade einen neuen Termin notierte. „Es ist doch immer dasselbe“, murmelte die junge Brünette und Sakura legte auf. „Kannst du laut sagen. Alle wollen sie als erstes dran und alle nehmen keine Wartezeit inkauf.“ Plötzlich knallte jemand vor ihnen eine Zeitung auf den Tisch und die ehemalige Agentin erkannte ihren Chef. Der junge Arzt schien schon am Morgen in Hektik zu sein. „Drei Bauchstellen!“, brummte er. „Können Sie sich das vorstellen? Drei!“ Wieder verdrehte Annabeth die Augen und reichte Dr. Tinkerbell die ersten Akten. „Kümmern Sie sich lieber um ihr im Wartezimmer sitzendes Einkommen.“ Er stöhnte und Sakura hörte ihn sagen: „Kümmern Sie sich bitte darum, dass Tommy Anderson sich ins kleine Zimmer bequemt, Miss Habbitt.“ Sakura nickte kaum merklich und erhob sich, dabei fiel ihr Blick auf die Zeitung. Stutzig hielt sie inne und nahm sie zur Hand. Als sie sie aufschlug, sprang ihr ein großes Bild von ihrem Mann entgegen mit der Überschrift: »Sasuke Uchiha, größter Drogen-Gangster aller Zeiten auf der Flucht. « Unweigerlich schlich sich ein kleines Grinsen über ihre Lippen und mit einem Mal war der Tag gar nicht mal mehr so grau, wie er angefangen hatte. Ihr Mann hatte Wort gehalten, man würde ihn nicht zum Tode verurteilen, denn bis zum Prozess hatte er es gar nicht erst kommen lassen. Glück für ihn, Pech für den armen überarbeiteten Staatsanwalt. Sakura betrat das Wartezimmer und rief den ersten Patienten auf. Die Gewissheit, dass Sasuke ein Lebenszeichen von sich gegeben hatte, beflügelte sie und vielleicht, aber auch nur vielleicht, sah sie ihn eines Tages ganz unverhofft wieder. Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten. Kapitel 18: Es kann auch sein, dass du weinst. ---------------------------------------------- . . . Darf ich dich etwas fragen? Und du wirst auch ganz bestimmt nicht lachen? Versprochen? Na gut. Was machen ein Fisch und ein Vogel, wenn sie sich ineinander verlieben? Erinnerst du dich an die Frage? Und? Kennst du die Antwort? Ich habe sie gefunden… sie ist so simpel, so traurig und doch die einzig wahre Antwort. Vier Jahre hast du auf ihn gewartet und plötzlich steht er vor dir… Er macht dir ein Angebot, eines, das sehr verlockend klingt, doch einen hohen Preis hat. Kurz und knapp verspricht er dir die Ewigkeit an seiner Seite. Dein Herz schreit ja, doch dein Gewissen lässt dich fast ersticken. Deine Entscheidung wird das Letzte sein, was dein Geliebter von dir verlangt, sagst du `Ja`, so bleibt er für immer an deiner Seite und wird wie ein Schutzengel über dich wachen, doch sagst du `Nein`, so verschwindet er für immer aus deinem Leben und wird zu einer flüchtigen, schönen und wertvollen Erinnerung. Wie also magst du dich entscheiden? Es regnete in Strömen und eine junge Frau schlang ihren roten Mantel enger um sich. Mit einer Hand drückte sie ihr Handy an ihr Ohr und hörte der genervten Stimme zu. „Verdammt, ja, Sarah, ich weiß, dass die Akten auf uns warten und nein, ich werde morgen nicht freiwillig antanzen und den Dreck durchackern, weil ich frei habe!“ Sakura seufzte laut auf und drängelte sich durch die nahe zu rennende Menschenmasse. Seit knapp acht Monaten arbeitete sie für Dr. Sanders, nachdem sie lange bei Dr. Tinkerbell geblieben war, war ihr bald klar geworden, dass sie sich in der großen Stadt wohler fühlte, als in einem Stadtviertel, wo jeder jeden kannte. Der Wind drehte sich und Sakura blieb brodelnd stehen. Wasser lief über ihr Gesicht und als sie an sich runter schaute, stöhnte sie. Ihr Mantel war so nass, dass sie ihn zu Hause ausdrehen konnte, ihre Socken schwammen regelrecht in ihren Chucks. „Hör zu, Sarah“, sprach sie wieder ins Handy und gönnte ihrer Kollegin damit eine Verschnaufpause, bezüglich des Schimpfens. „Ich mache dir ein Angebot, am Ende der Woche komme ich bei dir vorbei und wir gucken uns den Schaden der Krankenkasse mal an. Zum Glück hat Dr. Sanders gerade Urlaub, sodass wir noch eine weitere Woche Zeit haben, um den Schaden zu begrenzen und wenn es dich jetzt ein wenig milder stimmt, ich bringe Muffins mit.“ Nach diesen Worten legte sie auf und sah auf die gegenüberliegende Straßenseite. Wie aufs Wort knurrte ihr Magen und sie dachte an die versprochenen Muffins. Der Coffee Shop machte nach außen hin einen verführerischen Eindruck, sodass Sakuras Füße sich fast schon von selbst dort hinbewegten. Vorsichtig überquerte sie die stark befahrene Straße und stieß wenig später die Tür zum Cafe auf. Als erstes ließ die wohlige Wärme sie aufseufzen, dann genoss sie den köstlichen Duft von Backware, der ihr in die Nase stieg. Hätte Sakura gewusst, dass der Niederschlag in Denver so gewaltig war wie manchmal in New York, dann hätte sie sich gleich für die Rummelstadt entschieden. Das gedämpfte Licht tauchte das Cafe in warme Farben und sie warf einen kurzen Blick über die altmodische Inneneinrichtung, die sie stark an einem Film aus den 80er Jahren erinnerte. Zwei große Musikboxen waren zwischen der Tür angebracht worden, die den Weg zu den Toiletten weisen sollte. Eine davon spielte ein altes Lied von Jonny Crash. Von überall konnte Sakura Geschnatter und Geplapper von gut gelaunten Menschen vernehmen. Natürlich, es war Freitag und die meisten jungen Leute nutzen die Gunst der Stunde und gingen aus. Die junge Frau suchte sich einen Platz an der Theke und winkte nach einem Kellner. Dieser betrachtete sie mit Spott. „Sie sehen schrecklich aus, wenn ich das bemerken darf.“ Sakura warf ihm einen genervten Blick zu. „Sie gleich auch, wenn Sie nicht höflich meine Bestellung aufnehmen.“ Der Kellner grinste süffisant. „Nur zu, was darf ich Ihnen bringen? Ein Handtuch vielleicht?“ „Nein, aber zwei Erdbeermuffins und einen Schokomuffin zum Mitnehmen würde es auch tun.“ Gereizt kramte sie in ihrer Handtasche nach ihrer Geldböse. Manchmal fragte sie sich, was aus den netten und zuvorkommenden Menschen geworden war, irgendwie hatten sich alle in ihrer Umgebung in unfreundliche kleine Biester verwandelt. Aber wahrscheinlich lag das einfach daran, dass sie sich noch nicht ganz mit der Schroffen Art der Bewohner Denvers angefreundet hatte. Sie fröstelte und schlang die Arme um ihren Körper, während sie auf ihre Bestellung wartete. Dabei lauschte sie der Musik und überprüfte sich selbst im Spiegelbild, sie sah zum Schreien aus. Ihre langen Haare klebten am Kopf und Wasser tropfte von ihrem Mantel auf den Boden. Von ihrer Schminke war nicht mehr viel übrig und ihre Haut wirkte kränklich blass. Sakura seufzte erneut leise, sie war kaputt und doch glücklich, denn sie lebte ein Leben, welches in ihren Augen als „normal“ abgestempelt werden konnte. Zwar vermisste sie die Menschen, die sie hinter sich gelassen hatte, insbesondere den Mann, den sie liebte, doch sie wusste in ihrem Inneren, dass irgendwann die Zeit kommen würde, in der sie sich wieder sehen würden. Sie würde warten und wenn es noch Jahre dauern würde. Unwillkürlich lächelte Sakura und dachte an ihre Freundin Ino, die mittlerweile eine kleine Tochter mit sich rumschleppen müsste. Zu gerne würde sie wissen, wie die kleine Sakuno jetzt aussehen möge. In ihren Gedanken versunken stütze sie den Kopf auf die Handfläche. Ob sie Inos goldige Haarmähne hatte und Gaaras mysteriöse Augen? Die Kleine würde den Männern später gewiss den Kopf verdrehen, vor allem, wenn sie den selbstbewussten Charme ihre Mutter geerbt hatte. „Bitte schön.“ Der Kellner stellte einen heißen Becher Kakao vor ihrer Nase ab und daneben die verpackten Muffins. Verblüfft sah Sakura auf. „I-Ich habe keinen Kakao bestellt“, erwiderte sie verwirrt und schloss die kalten Hände um den warmen Becher. Der Kellner grinste wissend und beugte sich zu ihr. „Ein netter Herr hinter ihnen war der Meinung, dass sie ein bisschen etwas Warmes im Magen vertragen könnten.“ Irritiert runzelte sie die Stirn und bemerkte, dass der Kellner sich entfernte. Neben ihr ließ sich jemand nieder und Sakura erkannte bereits an seiner Art und Weise, sich neben sie zu setzten, wen sie neben sich hatte. Der Stoff seines Jacketts raschelte und sie wagte kaum zu atmen. Ihr Herz schlug automatisch schneller und ihre Hände, die sich um den Becher geschlossen hatten, verkrampften sich. Sie roch sein Aftershave, welches sich in all den Jahren nicht verändert hatte. Keiner von ihnen sagte etwas, oder bewegte sich. Es war, als würden sie jeden Abend nebeneinander sitzen und den Feierabend genießen. Das Gequatsche der anderen Leute rückte in den Hintergrund, wichtig war für Sakura in diesem Moment nur noch eins. Seine Nähe. „Muss ich dich jetzt Ariella Habbitt nennen, oder kannst du dich wieder an Sakura gewöhnen?“ Seine dunkle Stimme jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken und Sakura wurde bewusst, dass er noch immer dieselbe Wirkung auf sie hatte wie vor vier Jahren. Leise lachte sie und warf den Kopf nach hinten. „Glaub mir, ich wäre die Letzte, die sich den Namen Ariella ausgesucht hätte.“ Sie spürte förmlich, wie er amüsiert grinste. „Habe ich mir gedacht.“ Wieder schwiegen sie beide darauf, schließlich biss sich Sakura auf die Unterlippe und fragte: „Wie lange beobachtest du mich schon?“ Er legte den Kopf schief und gestand: „Seit zwei Wochen und ich muss gestehen, ich bin enttäuscht.“ „Weil ich unvorsichtig durch die Gegend trample?“ Die Rosahaarige nahm einen Schluck von ihrem Kakao und zuckte fast zusammen, als sie eine kalte Hand in ihrem Nacken spürte. Sanft kraulten sie zwei zärtliche Finger und spielten schließlich mit ihren Haar. Zögerlich drehte sie ihren Kopf und richtete ihren Blick auf das Profil des Mannes neben sich. Noch immer stand sein Haar hinten wirr ab und war schwarz wie die Nacht. Seine weiße Haut bildete keinen Makel und die ernsten Züge wirkten an Sasuke so vertraut, dass sie unwillkürlich die Hand nach ihm ausstreckte und seine Wange berührte, die sie sanft streichelte. Sofort zogen sich die Finger aus ihrem Nacken zurück und strichen nun ihre Wirbelsäule entlang. Er drehte sich zu ihr und sie blickte in seine dunkelblauen Augen. Ihre Gesichtszüge wurden weich und sie musste lächeln. Sanft fuhr sie mit der linken Hand durch sein wunderschönes Haar und ihre Stimme zitterte leicht, als sie sprach: „Schicker Anzug, ist der neu? Den kenne ich ja noch gar nicht.“ Kurz huschten ihre grünen Augen über das graue Schmuckstück und die schwarzen Weste ihres Mannes. Sasuke ließ sich nicht auf den Small-Talk ein, sein Blick heftete sich an ihre rechte Hand und er griff nach ihrer, um sie zu mustern. Ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen, als er den silbernen Ring entdeckte. Zärtlich hauchte er einen Kuss auf den Ring und Sakuras Herz schlug bis zum Hals, jedoch bildete sich auch ein Kloß an derselben Stelle. „Komm mit mir“, flüsterte er leise und sie schluckte. „Warum sollte ich das tun? Ich habe das Leben, was ich mir immer gewünscht habe.“ Spöttisch grinste er und zog sie näher zu sich, sodass er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge vergrub. „Lüge, du willst bei mir sein. Ein Teil meines Lebens und meiner Gedanken werden. Schließlich…“, er strich über ihren Ringfinger. „Hast du ganze vier Jahre auf mich gewartet.“ Die junge Frau rutschte vom Hocker, ließ die Muffins stehen und griff zu ihrer Tasche, sie wollte nur noch raus aus diesem Cafe. Durcheinander riss sie die Tür auf und ihr schlug sofort eine eisige Kälte entgegen. Ein starker Arm schlang sich um ihre Taille und zog sie mit sich. Sakura drehte den Kopf und sah, dass ihr Mann den Arm hob, sofort hielt eine schwarze Limousine. „Steig ein.“ Ohne darüber nachzudenken, was sie tat, machte sie, was er verlangte. Im Inneren des Autos befahl er: „Zieh deinen Mantel aus.“ Sakura zögerte, weshalb er nachhalf. Gekonnt beugte er sich über sie und griff zum Verschluss des Mantels. Atemlos spürte Sakura seine ungewohnte Nähe und ihr wurde kurz schwindelig. Seit wann hatte Sasuke eine solche Macht über ihr Denken und ihr Handeln? Er schob den nassen Stoff von ihren Schultern und Sakura sah aus den getönten Scheiben, durch seine Anwesenheit hatte sie noch nicht einmal wahrgenommen, dass sich der Wagen in Bewegung gesetzt hatte. Unsicher griff sie nach seinen Händen um ihn davon abzuhalten, das Tuch um ihren Hals zu entfernen. „Warum bist du wieder da? Warum hast du mich gesucht?“ Sasuke hielt inne, blieb ihr jedoch so nahe wie zuvor. Er fasste sie am Kinn und drehte ihr Gesicht in seine Richtung. „Du weißt warum, erinnerst du dich nicht an jenem Tag, als ich dir das Leben gerettet habe?“ Die Rosahaarige schluckte erneut hart, sie wollte nicht antworten, zu sehr verwirrte sie sein plötzliches Auftauchen, brachte sie seine Anwesenheit aus der Fassung und schmerzte ihr Herz. In vier Jahren war es ihr nicht gelungen, ihn zu vergessen. Alles in ihr schrie förmlich nach ihm, ihr Herz, ihr Körper ihr Verstand. Denn wer sollte sie jetzt noch aufhalten, ihren Verlangen nachzugeben? Niemand. „Du bist mein, Sakura“, hauchte er mit tiefer Stimme und seine Lippen zogen eine feuchte Spur von ihrem Ohr bis zu ihrer Wange. „Manchmal wünschte ich, ich könnte dich töten“, wiederholte er seine Worte von einst und klang genauso kalt und emotionslos wie an jenem Tag, als er sie vor Shikamaru gerettet hatte. „Doch ich kann es nicht. Denn du bist in meinen Gedanken, beherrschst mein Dasein, bis hin zu meinen Träumen. Ich komme nicht von dir los. Ganz egal, was ich auch versuche. Es ist, als würdest du mich mit irgendetwas an dich ketten.“ Fast schon hoffte Sakura, dass er sie nun küssen würde, doch das tat er nicht. Stattdessen löste er sich von ihr und griff zur Tür. Überrascht stellte Sakura fest, dass sie bereits gehalten hatten. Unbeholfen folgte sie Sasuke und stellte fest, dass sie sich in einer Tiefgarage befanden. Draußen legte er ihr sein Jackett über die Schulter, legte einen Arm um ihre Taille und führte sie geradewegs Richtung Aufzug, dabei entging ihr jedoch nicht, dass er sich genausten vergewisserte, ob jemand sie beobachtete oder nicht. Kaum dass sie sich im Aufzug befanden, zog Sasuke eine Karte durch einen Magnetcode und drückte das Stockwerk. Die Geräusche des Fahrstuhls ratterten in ihren Ohren unnatürlich laut und sie lauschte dem Klopfen ihres Herzens. „Wie geht es Naruto?“, durchbrach sie die unangenehme Stimme. „Sein Versteck muss gut sein, wenn ihn das FBI immer noch nicht hat.“ „Oder meine Schutzmaßnahme gegenüber meinem Henker ist einfach nur unschlagbar“, erklärte Sasuke ruhig. „Wie es ihm geht, weiß ich nicht, schließlich habe ich ihm versprochen, ihn niemals wieder in Anspruch zu nehmen, wenn er mich aus einer scheiß Situation raus haut.“ „Hat er das denn getan?“, wollte Sakura wissen und ihr Mann grinste. „Ja, auch wenn sich die Geier bei der Umsetzung seines Plans lange Zeit gelassen haben. Wahrscheinlich wollten sie nicht wahrhaben, dass sein Gehirn zu so etwas Genialem zu gebrauchen war.“ Die Rosahaarige wusste genau, dass er von seiner Flucht sprach. Noch heute war es ihr ein Rätsel, wie man es geschafft hatte, Sprengstoff ins Gefängnis hinein zu schmuggeln und warum er dabei nicht gestorben war, wo doch direkt die Zelle neben ihm buchstäblich in die Luft geflogen war. Der Fahrstuhl hielt und Sasuke drängte sie sanft aber bestimmt zum Aussteigen. Sakura erkannte die Suite, sie war der so ähnlich, in der sie einst um Shino geweint hatte. Dumpfes Licht tauchte die Räume in eine gemütliche Atmosphäre. Nichts hatte sich seit ihrem letzten Aufenthalt hier verändert, weshalb Sakura sich sofort zurechtfand. Ihre Augen folgten Sasuke, der gelassen ins Wohnzimmer schritt und dort am Kamin etwas aus einer kleinen Schachtel nahm. Sakura legte das Jackett ab und schlüpfte aus ihren nassen Schuhen. Sie beobachtete, wie ihr Ehemann sich eine Zigarre anzündete und ruhig an ihr zog. Er verkörperte ein Bild, welches sie schon gewohnt sein sollte und doch faszinierte er sie immer wieder aufs Neue. Seine elegante Haltung, seine ernste Mine, seine seriöse Erscheinung, all das hatte sie in all den Jahren nicht einen einzigen Tag lang vergessen können. „Du solltest ins Bad gehen, sonst erkältest du dich.“ Sie war so mit ihren Gedanken beschäftigt gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, dass er sie nun direkt ansah. Sarkastisch veranlagt grinste Sakura und sprach: „Macht sich da etwa einer Sorgen?“ Sasuke antwortete nicht, sondern ließ sich auf der schwarzen Couch nieder. Die Rosahaarige fröstelte und verließ das Wohnzimmer. Im weißen großen Badezimmer angekommen schlüpfte sie aus ihrer nassen Kleidung und sprang unter die Dusche, dabei fühlte sich ihr Körper merkwürdig fremd an. Das heiße Wasser auf ihrer Haut sorgte dafür, dass sie sich wieder lebendig fühlte. Nach der kurzen Erholung stieg sie aus der Dusche, wickelte ein weiches großes Handtuch um ihren Körper und sah in den Spiegel. Sakura versuchte zaghaft sich selbst entgegen zu lächeln, was ihr gänzlich misslang. In all den Jahren hatte sie sich verändert, ihr Gesicht wirkte älter, erwachsener und auf irgendeiner Weise waren ihre Züge härter. Unsicher griff sie zu einem Bademantel und zog diesen an. Mit nackten Füßen ließ sie das Bad hinter sich und stellte fest, dass ihr Mann noch immer regungslos auf dem Sofa saß. Die Zigarre drückte er aus und drehte den Kopf, als er sie kommen hörte. Ein Grinsen schlich über seine Lippen. Wissend trat Sakura näher und beugte sich zu ihm runter. „Du weißt, ich hasse es, wenn du rauchst.“ Große kräftige Hände zogen sie zu ihm herunter und Sekunden später saß sie auf seinem Schoß. Kurz schloss er die Augen und ihr kam es vor, als würde er die Situation genießen. „Wie lange bleibst du dieses mal in meiner Nähe?“, raunte er heiser und Sakura lachte. „Weiß nicht, das hängt ganz von dir ab.“ Der Uchiha schwieg kurz, schließlich antwortete er: „Nein… für mich ist bereits klar, dass du für immer bei mir bleiben sollst, doch für dich steht die Antwort noch offen.“ Seine weichen Lippen küssten ihren Hals, weshalb Sakura den Kopf zurück lehnte. „Gib mir Zeit…“, verlangte sie knapp und Sasuke hielt inne. „Nur bis morgen. Keinen Tag länger.“ „Das reicht“, bestätigte sie unnötigerweise und ihre Hände fuhren zu seiner Weste, um die ersten Knöpfe zu öffnen. Sasuke grinste und löste sich von ihr, er sah auf die schmalen Hände. „Aber bis dahin sollten wir gewisse Dinge nachholen, auf die wir in den letzten vier Jahren verzichten mussten.“ Dass Sakura genau seiner Meinung war, bemerkte er, als sie das Hemd aus seiner Hose zog und nun am Gürtel nestelte. Besitz ergreifend legte sie ihre Lippen auf die seinen und beschwor eine Leidenschaft herauf, die ihm gleichzeitig so vertraut, aber auch genauso fremd war. Angetrieben durch ihre Führung griff er in ihr langes dichtes Haar und schloss die Augen. Er wollte jeden Zentimeter ihres Körpers fühlen und spüren, niemand würde ihn heute davon abhalten können. Als seine Hände zu ihren Schultern fuhren, riss sich Sakura von ihm los. „Nicht hier, Sasuke.“ Er verstand und hob sie hoch. Durch den Bademantel hindurch spürte er ihre weichen Rundungen, die förmlich danach schrien, von ihm berührt zu werden. Während sie Stirn an Stirn lehnten, schritt er ins Schlafzimmer. Keiner von beiden schenkte dem gigantischen Ausblick auf Los Angeles einen Blick, für den jeweiligen anderen zählte nur noch das Hier und das Jetzt. Kurz vor dem großen weißen Bett ließ Sasuke sie runter, weshalb ihre Beine, die sich um seine Hüfte geschlungen hatten, nun den weichen Teppich berührten. Stumm standen sie voreinander, wobei er mit einem bislang unbekannten zärtlichen Blick auf sie herunter sah und sanft durch ihr Haar strich. Es war, als wollte er etwas sagen und Sakura konnte an seinen Augen sehen, dass es ihm nicht leicht fiel. Die Rosahaarige wusste, dass Sasuke ihr niemals ein „Ich liebe dich“ zuflüstern würde, dafür war er nicht der Typ. Diese Worte hatten für ihn eine Bedeutung, die so wichtig war, dass er sie nur in den Mund nehmen würde, wenn er genau wüsste, dass das Leben ihm so übel mitspielte, dass es seine letzte Gelegenheit sein würde, ihr zu offenbaren, wie wichtig sie ihm war. Selbstsicher zog sie den Bademantel von ihren Schultern, sodass sie unbedeckt vor ihm stand. Sein Blick fuhr nicht, wie erwartet, an ihr auf und ab, sondern blieb noch immer an ihrem Gesicht haften. Seine kalten Hände strichen an ihrer Hüfte entlang, zu ihrem Rücken bis zu ihren Po. Sakura spürte, dass er sie warten lassen wollte, doch dieses Mal wollte sie ihrem eigenen Drängen nicht nachgeben. Sie öffnete die Knöpfe seiner Anzughose und ließ diese zu Boden fallen, dann griff sie in Sasukes Nacken und ließ ihre Lippen erneut mit den seinen verschmelzen. Diese Nacht sollte ihnen beiden gehören, niemand würde sie stören. So lange hatte sie auf ihn warten und verzichten müssen. Nie wieder wollte sie ohne ihn sein. Während seine Hände und Lippen ihren Körper erforschten, als wäre es das erste Mal, dass sie miteinander schliefen und er sich dabei alle Zeit der Welt ließ, schloss Sakura die Augen und genoss ihr stilles Miteinander. Sasuke behandelte sie wie etwas so Kostbares, das er nie wieder los lassen wollte und hinterließ auf ihrer Haut ein Zeichen, dass sie sein war. Als sie sein Gewicht in die Kissen drückte, sie seinen heißen Atem an ihrem Ohr spürte und sie sich so nahe waren, wie selten zuvor, blickte sie in seine dunkelblauen Augen und hätte förmlich darin versinken können. Sie grub ihre Nägel in seinen Rücken, um sich daran festzuhalten. Sasuke stöhnte leise, als er den süßlichen Schmerz an seinem Rücken spürte und verschmolz mit seiner geliebten Frau. Der Akt hatte für ihn etwas ungewohntes Perfektes, etwas, was ihm zum ersten Mal das Gefühl gab, vollkommen geliebt zu werden, mit all seinen Macken und Vorlieben. Gemeinsam erklommen sie den Gipfel der Ekstase, welcher durch einen heiseren Schrei zum Ausdruck kam. Als sich Sasuke neben ihr niederließ, legte sie den Kopf auf seine Brust, welche sich immer noch atemlos hob und senkte. Die Dunkelheit umhüllte sie beide, worüber Sakura ein wenig froh war. Wie durch einen Nebel sah sie die Hand, welche an ihrer Schulter hinab strich. Sie drehte den Kopf und verhakte Sasukes Hand mit der ihren. „Hältst du mich auf, wenn ich gehe?“, fragte sie in die Stille hinein und spürte, dass er sich kaum merklich verkrampfte. „Nein“, war seine knappe Antwort und sie bemerkte, dass sie ihm nicht leicht gefallen war. Schwerfällig nahm Sakura ihren Blick vom nächtlichen Los Angeles und erhob sich, dabei hielt sie sich die Decke schützend vor die Brust, worüber Sasuke grinste. Sie rief leicht rot an und war froh, dass er es nicht sah, als sie die Beine aus dem Bett schwang und nach den Bademantel griff. „Können wir uns morgen Mittag zum Essen treffen?“, fragte sie, als sie den Bademantel schloss und aufstand. Sasuke sah an die Decke und verschränkte einen Arm hinter den Kopf. „Wozu, wenn du jetzt gehen willst.“ Die junge Frau drehte sich nicht um, sondern erreichte den Türrahmen. „Du hast gesagt, du gibst mir bis morgen Zeit zum Nachdenken.“ Ihre Stimme war ruhig und beherrscht und als sie etwas hinter sich rascheln hörte, war sie versucht sich umzudrehen. Sekunden später vernahm sie einen hässlichen Geruch und verzog das Gesicht. „Rauchst du immer noch?“ Er lachte leise. „Zigaretten beruhigen die Nerven.“ Sakura drehte sich um. „Ganz sicher nicht… kann ich mir ein paar Klamotten von dir leihen? Ich kann schlecht im Bademantel durch die Stadt laufen.“ Ihm schien die Vorstellung zu gefallen, dennoch nickte er mit dem Kopf nach rechts. Leichtfüßig schritt Sakura über den Teppich und öffnete die Tür seines schwarzen Schrankes. Als sie nach dem ersten T-Shirt griff und es genauer betrachtete, musste sie schlucken. Sasuke hatte ihre Kleidung, welche sie vor über vier Jahren getragen hatte und in das große Haus am Wald gebracht hatte, aufgehoben. Ein wehmütiges Lächeln schlich über ihre Lippen. „Ich bin überrascht von dir!“ „Freut mich“, sprach er trocken und sah seiner Frau dabei zu, wie sie sich anzog. Als sie die letzten Knöpfe ihrer Bluse zuknöpfte, drehte sie sich um und fragte erneut: „Und wo treffen wir uns morgen?“ Der Uchiha legte den Kopf in den Nacken und dachte darüber nach. „Nehmen wir das `Gregorys` in der Blackerstreet. Ich denke, du weißt, wo das ist, oder?“ Sie nickte knapp und ging auf ihn zu, um ihn einen Abschiedskuss auf die Lippen zu hauchen. Kurz sahen sie wieder stumm einander an und es war ihr, als brauchten sie keine unnützen Worte mehr um einander zu verstehen. ~*~ Eine hübsche Frau mit langen blonden Haaren schritt in ihrem Büro auf und ab. Seit Tagen hatte sie nicht mehr geschlafen. Immer wieder durchsuchte sie die Informationen eines Agenten, bei dem sie sich nicht sicher war, ob der Junge überhaupt noch lebte. Das helle Licht ihres Büros brannte in ihren Augen, doch Tsunade war nicht bereit, einfach so aufzugeben. Sie war sich sicher, dass sie einem großen Komplott auf der Spur war. Unter ihren Augen lag ein dunkler Schatten. Immer wieder ging sie jeden einzelnen Punkt durch und wünschte sich nicht zum ersten Mal, ein Genie an ihrer Seite zu haben. Gerade als sie sich zum x-ten Mal durch die langen Haare fuhr und den Tisch umrundete, blieb sie stehen und griff nach einer Karteikarte, auf welcher sich Daten von Tagen befanden. Die Blondine vernahm noch nicht einmal das Klopfen an ihrer Tür und schrak erst auf, als jemand ihren Namen sprach. Verwirrt blickte sie in das unsichere Gesicht Temari Sabakunos. „Verzeihung, was haben Sie gerade gesagt?“ Die rothaarige Frau sah erneut auf ihren Notizzettel und sprach: „Ibiki lässt fragen, ob Sie etwas herausgefunden haben, bezüglich des ganzen… Irrhaufens da.“ Sie nickte auf die Zettel, welche auf dem Tisch lagen. „Seiner Meinung nach ist Sarutobis Enkel, Konohamaru, wenn ich mich nicht irre, zu jung, um meinen Bruder zu ersetzten.“ Tsunade lachte verzweifelt aus. „Angesichts des Chaos, ja. Ihr Bruder hat sein Wissen immer so knapp wie möglich weiter gegeben. Anders als der Jungsprundt, sonst säße ich wohl kaum immer noch hier.“ „Sind Sie denn weiter gekommen?“, wollte Temari wissen, als sie die Brühe namens Kaffee inspizierte und sich angewidert abwandte. „Ja, in der Tat.“ Sie grinste breit. „Rufen Sie Watson an, er wird für morgen gebraucht.“ Eine unangenehme Stille entstand und Temari strich sich nervös eine Haarsträhne hinter das Ohr. Ihre Chefin runzelte verwirrt die Stirn. „Stimmt etwas nicht, Mrs. Sabakuno?“ „Oh… na ja… ich kann Watson nicht rufen lassen.“ Irritiert sah die blonde Frau sie an. „Dann versuchen Sie es durch einen Mittelsmann.“ „Das… ähm geht auch nicht…“ Verlegen und traurig zugleich sah Temari zu Boden, ehe sie den Blick wieder hob und die folgenschweren Worte aussprach. „Das ist einer der Gründe, weshalb ich hier bin…“ Sie reichte ihrer Chefin eine Akte. „Gestern Abend hat man eine Leiche auf dem Dach der N24 Gebäudes gefunden. Sieht so aus, als hätten Uchihas Leute Watson das Licht ausgeknipst, aus Rache für seine Worte über seine Ehefrau…“ Temari schlug die Akte auf und ihr bot sich ein grausames Bild, das Gesicht des einstigen Top-Agenten war zerschossen, seine Glieder verstümmelt und sein Körper überzogen von Brandnarben. „Es sieht aus, als wollte man ihn bei lebendigem Leib verbrennen.“ Angeekelt und getroffen wandte Tsunade den Blick ab, sie musste sich fassen. „G-Gut, dann versuchen Sie ihren Bruder zu erreichen, vielleicht ist er in der Lage, das Kommando morgen zu führen. Wir dürfen schließlich keine Zeit dabei verlieren, wenn es darum geht, einen Machtwechsel zu verhindern.“ Temari nickte und eilte aus dem Büro und die Blondine führte ihren Satz weiter aus. „Denn ein Machtwechsel ist noch schlimmer, als wenn wir Uchiha alleine jagen müssten. Außerdem sind neue Machtverhältnisse immer mit neuen Gesichtern der Gewalt und Verbrechen verbunden.“ ~*~ Sakura hielt ihr Wort. Pünktlich um halb zwölf sah sie auf das kleine Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite. In ihrer Wohnung lag ein Brief, gerichtet an die Menschen, die sie für ihn hinter sich lassen musste. Denn sie war sich im Klaren darüber, dass, wenn sie zu Sasuke stand, das Leben, welches sie in den vier Jahren aufgebaut und lieben gelernt hatte, hinter sich lassen musste. Die Liebe, die sie für Sasuke empfand, war größer als alle Gefühle, die sie je verspürt hatte. Fast schien es ihr, als würde sie durch diese Gefühle blind werden, doch es war Sakura egal. Sie war müde und wollte nichts anderes, als ihr Leben endlich einmal so zu leben, wie es für sie am leichtesten war. Der schwere Weg, der gleichzeitig auch der richtige war, hatte an ihren Kräften gezerrt, als sie sich vor Jahren dazu entschied, eine neue Identität anzunehmen. Jetzt wollte sie sich für den leichten und falschen Weg entscheiden und mit deren Quittung leben. Schwach kam die Sonne zwischen den Wolken hervor und ein zarter Wind spielte mit ihren Haaren. Sakura verschränkte die Arme vor der Brust und war froh, dass einer von Sasukes Leuten ihr den Mantel trocken vor die Tür gelegt hatte. Zwar war die Vorstellung, dass ihr Mann alles über sie zu wissen schien, gruselig, doch gleichzeitig hatte es etwas Beruhigendes an sich, dass Sasuke über sie zu wachen schien. Als sie ihren Namen hörte, drehte sie sich um und entdeckte ihren Ehemann, als er die Straße überquerte und auf sie zukam. Sie lächelte, als sie ihn standesgemäß in Anzug und langem Mantel erblickte. Seine Miene war wie immer ausdruckslos, doch sie wusste, dass es nur eine Maske war, die keine Gefühle nach außen lassen durfte. Er schritt durch die anderen Menschen durch, die Hände in den Manteltaschen vergraben. Sie kam ihm entgegen, immer noch mit einem Lächeln auf dem Gesicht, ihr Haar wehte im Wind und dann sah sie etwas, was sie noch nie vorher bei Sasuke gesehen hatte. Zaghaft, schüchtern und doch unglaublich glücklich verwandelten seine kalten Lippen sich zu einem Lächeln. Ein Lächeln, das sich in seinen Augen widerspiegelte. Einen einzigen Augenblick lang war ihr dieser Moment gewehrt, dann wurde er zerstört. Zerstört von mehreren Schüssen. Sasuke spürte einen kurzen Schmerz und dann sackten seine Füße unter ihm weg. Er fiel Richtung Boden, vor seinen Augen verwandelte sich Sakuras Lächeln in Entsetzten. Sie rannte auf ihn zu und mehrere Schüsse rauschten in seinen Ohren. Sakura ließ sich auf die Knie fallen, als sie bei ihrem Ehemann war, der rote Fleck auf seiner Brust wurde immer größer, das Blut verteilte sich auf den Bürgersteig, kreischende Menschen rannten an ihnen vorbei, doch sie ignorierte sie. Ihr Blick galt einzig und alleine Sasuke, der keuchte. Ihre Hände suchten die Schusswunde und fahrig bemerkte sie, dass man ihren Mann tödlich getroffen hatte. Um sie herum begann eine rasende Schießerei und von irgendwo hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Doch Sakura reagierte nicht. Schmerzverzerrt strich Sasuke ihr durch das weiche Haar, dass dabei Blut an seinen Händen klebte, nahm sie nicht wahr. Erneut hustete er und es schien Sakura wie eine Ewigkeit vorzukommen, bis sie bemerkte, dass er ihr etwas sagen wollte. Hilflos beugte sie sich zu ihm herunter, ein Schuss, der die Schaufensterscheibe hinter ihr zu Bruch gehen ließ, ließ sie zusammenzucken. Dann vernahm sie seine leisen Worte: „Verschwinde… b-bitte…“ „Nein!“, stammelte sie. „Nein, niemals!“ Die erste Träne fand den Weg über ihre Wange. „Du musst hier weg und dann muss sich jemand um deine Wunden-!“ Ihre Stimme brach, als sie erneut den Kopf einzog, da die Mülltonne neben ihr einen Schuss abbekam. Noch immer herrschte um sie herum eine wilde Schießerei und noch immer hatte sie sich keinen Überblick verschafft. Zu sehr war sie mit dem Mann unter sich beschäftigt. Sasukes Hand zitterte, als sie eine Träne fortwischte. Er sah an ihr vorbei und aus seinem Hals kam ein leises Krätzen. „Halte durch, bitte Sasuke!“, begann Sakura zu flehen, doch ihr Mann schien nicht mehr durchhalten zu wollen. Erneut beugte sie sich näher zu ihm runter und das, was er ihr in diesem Moment offenbarte, ließ ihre Welt stillstehen. Niemals hatte er diese Worte in ihrer Anwesenheit in den Mund genommen, doch jetzt, kurz vor seinem Tod, war es ihr, als wollte er unbedingt dieses Geständnis loswerden, weshalb es einen unschätzbaren Wert für sie bekam. Leise und doch sicher flüsterte er die Worte, die in ihren Herzen in Stein gemeißelt waren. „I-Ich… lie-liebe… d-di… ch…“ Mit einer grausamen Wucht wurde sie mit der Wirklichkeit konfrontiert. Jene Worte, die Sasuke in ihrer Gegenwart nur in einem einzigen Augenblick in seinem gesamten Leben in den Mund nehmen würde, waren still und leise seiner Kehle entwichen. „Ja…“, sprach die Rosahaarige wispernd, als Sasukes dunkelblauen Augen erstarrten, seine Lunge aufhörte zu arbeiten und sein Herz stillstand. Sein Blick wurde leer und er sah durch sie hindurch. „Ich habe dich auch immer geliebt, Sasuke…“ Weinend vergrub sie ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und schluchzte. Die Rufe um sie herum verschwammen und die Geräusche der Schüsse verwandelten sich in ihren Ohren zu Musik. Tränen liefen über ihr Gesicht. Verzweifelt schrie sie ihre Trauer hinaus. Dabei bemerkte sie nicht, wie drei Meter hinter ihr ein großer schlanker Mann, bekleidet in einem hellen braunen Anzug, einer Zigarre zwischen den Fingern, in die Hocke ging und gezielt die Waffe auf sie richtete. Der Blick dieses Mannes war ausdruckslos und kalt, seine hellen braunen Augen sahen auf sie herunter und etwas Hohn breitete sich auf seinem markanten Gesicht aus. Sein Zeigefinger drückte den Abzug und Sekunden später verstummten die Schreie der Rosahaarigen, stattdessen ziere ein zaghaftes Lächeln ihre Lippen. Das rote Blut floss über ihr Gesicht, ihre Hände, die sich krampfhaft an der Weste des Uchihas klammerten, lockerten sich ein wenig, jedoch ließen sie nicht los. Es war als wolle sie mit dieser Umklammerung sagen, dass niemand sie, egal wie mächtig, stark, brutal oder schlau er doch war, sie jemals auseinander würde reißen können. Sie waren zusammen, für jetzt und in alle Ewigkeit. Wenn ein Fisch und ein Vogel sich in einander verlieben, wo treffen sich die beiden dann? Im Himmel? Nein… die Antwort wäre nicht richtig, denn wer sagt uns, dass es tatsächlich einen Himmel gibt? Und wer sagt uns, dass die Liebenden an ein und denselben Ort kommen würden? Schließlich entscheidet der Herr über Himmel und Hölle. Nein, die beiden treffen sich an einem anderen Ort, durch einen ganz bestimmten Zauber. Weißt du, welchen ich meine? Wenn ja, dann hör hier auf zu lesen, wenn nein, dann erzähle ich dir, was ich meine. Ich rede von einer Lösung, die dich vielleicht zum Lachen bringen wird oder dich glücklich stimmt. Doch vergiss nicht, ich sagte vielleicht, es kann auch sein, dass du weinst. Irgendwann bleibt nichts von Dir auf Erden als die Erinnerung an Deine Augen, Dein Lachen, Deine Taten und Deine Lebensfreude in den Herzen der Menschen, die dich immer lieben werden. Epilog: Auf die Nacht folgt der Morgen. --------------------------------------- . . . Erinnerst du dich an den Zauber, den ich dir gegenüber erwähnt habe? Ja? Der Zauber besteht darin, dass sich zwei Liebende, die auf solch eine Hürde stoßen, immer wieder neu begegnen werden. Egal wo, egal wie und ganz egal in welchen Moment. Oft erkennen sie die Liebe zu einander nicht, doch wenn es soweit ist und ihnen bewusst wird, durch welchen Zauber sie gefangen sind, wird sich ihr Leben verändern und der Fisch und der Vogel gelangen zu ihrem wohl verdienten Glück. „Nur ein einziges Mal.“ Es war dieser kleine Satz den eine junge Frau dazu brachte zum ersten Mal in ihrem Leben auf ihr Herz zu hören und nicht auf ihren Verstand. Etwas, was sie bis jetzt immer vermieden hatte. Denn die Erfahrung ihrer Mutter hatte sie niemals machen wollen. Diese hatte ihr Herz an einem Mann verschenkt, der es nicht zu würdigen wusste. Ihren Vater. Er hatte das zerbrechliche Herz ihrer Mutter fallen gelassen und es war in tausend Teile zersplittert. Vorsichtig und vor allem langsam hatte sie jede einzelne Scherbe aufgehoben und in all den 26 Jahren mühevoll zusammengesetzt und es zu einem neuen Herz geformt. Sie hatte gesehen, wie ihre Mutter geweint hatte, wenn sie der Schmerz überwältigte. Sie hatte gesehen, wie ihre Mutter erstarrte, wenn sie einen Mann ausmachen konnte, der ihr Vater hätte sein können und sie hatte gesehen, wie die Hand ihrer Mutter zitterte, wenn das Telefon klingelte und die Nummer auf dem Display unbekannt war. Sie lebte steht’s mit der Hoffnung, ihr Vater könnte wieder in ihr gemeinsames Leben eintreten. Nein, ein solches Leben wollte sie nicht führen und doch kam sie gerade jetzt in die Versuchung, all ihre Hemmungen für immer fallen zu lassen. Sakuno Summer betrat unsicher das Schlafzimmer des luxuriösen Hotels. Es war bereits dunkel draußen und nur das nötigste Licht brannte. Ihr ganzer Körper bebte, sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und sah sich unsicher um. Nun hatte sie sich tatsächlich von ihm überreden lassen und noch wusste sie nicht, ob sie es bereuen würde. Sakuno schrak leicht zusammen, als sie spürte, wie er die große Haarklammer aus ihrem langen roten Haar löste und es ihr in leichten Wellen über den Rücken floss. Er stand hinter ihr und sein Gesicht war ihren so nahe, dass sie unweigerlich sein Aftershave roch, so leicht und verführerisch, wie er wirklich war. Seine raue Hand strich durch ihr glänzendes Haar, wahrscheinlich wollte er ihr Versprechen genießen und hinauszögern. Sakuno seufzte leise, als sie zwei kalte raue Lippen auf ihrem Hals spürte, sanft liebkoste er sie. Sie waren sich zum ersten Man im Vorlesungssaal von Baltimore begegnet. Ihre Schwerpunkte waren ähnlich, der einzige Unterschied lag darin, dass er Undercoveragent werden wollte und sie genau eben jene Undercoveragenten im Hintergrund unterstützen wollte. Sakuno setzte auf ihren Verstand, nicht auf ihren Körper, was ihr Ausbilder Ibiki nie verstanden hatte. Denn es war ein stummes Versprechen, was sie ihrer Mutter gegeben hatte. Keisuke O`Conner war ihr bereits am ersten Tag aufgefallen, seine Erscheinung hatte sämtliche Frauenherzen höher schlagen lassen. Zu Beginn auch ihres, dann hatte sie dieses Gefühl verdrängt, dass sie für ihn empfand. Denn hinter der Fassade des schwarzhaarigen Mannes, dessen dunkles Haar leicht gelockt war und dessen blaue Augen der Farbe des wolkenlosen Himmels sehr nahe kamen, verbarg sich ein ignoranter Eisberg. Keisuke spielte gerne mit den Herzen der Frauen, besonders mit denen ihrer Freundinnen. Er schlief mit ihnen, einmal, zweimal und manchmal sogar dreimal, doch dann hatte er genug und ließ sie schmerzhaft fallen. Niemand hatte ihn binden können, was gerade ihr Ausbilder an ihm schätzte. Seinen kühlen Kopf behielt er in jeder Situation und reagierte in brenzligen Momenten immer so, dass es Sakuno nicht wundern würde, wenn er schon bald ein Angebot zu einem äußerst wichtigen Fall bekommen würde. Doch der wahre Grund, warum sie ihm seine Bitte mit ihm zu schlafen erfüllte, obwohl sie sich Jahrelang geweigert hatte, seine Avance wahrzunehmen, war ein anderer. Sie hatte ihn mitten in der Nacht zusammengesunken und verzweifelt im Vorlesesaal gefunden. Da sie am Mittag ihren Block Notizen dort vergessen hatte, war sie heimlich noch mal zum Ausbildungszentrum gehuscht und hatte sich fast zu Tode erschrocken, ihn in solch einer Verfassung vorgefunden zu haben. Sie hatte ihn angesprochen und gefragt, ob sie ihm irgendwie helfen könnte und dann hatte er seine letzte Bitte formuliert, während er sie dabei angesehen hatte, als würde sie jeden Moment aus seinem Leben verschwinden. Und nun befanden sie sich hier. Sakunos Hände fuhren zu den Knöpfen ihrer braunen Bluse und öffneten unsicher jeden einzelnen Knopf. Langsam rutschte ihr das Stück Stoff von den Schultern und sie spürte, wie die rauen und kalten Hände des Mannes über ihren Bauch fuhren und an ihrer Jeanshose hängen blieben, um auch diese aus dem Weg zu räumen. Als auch diese Richtung Boden fiel und Sakuno sich umdrehte, wurde ihr bewusst, dass sie keineswegs sexy war, denn ihre hellgrüne Unterwäsche ließ zu wünschen übrig. Doch all das schien Keisuke nicht zu sehen, stattdessen sah er ihr geradewegs ins Gesicht, fast so als wolle er sich jeden Millimeter ihres Gesichts genau einprägen. Er strich über ihre Wange und sie sah, wie sein Gesichtsausdruck weich wurde, so weich, wie sie es noch nie gesehen hatte. Gekonnt zog er sich das dunkelblaue T-Shirt über den Kopf und warf es achtlos zu Boden. Dann beugte er sich zu ihr runter und drückte seine Lippen auf die ihre. Zärtlich zog er ihre Konturen nach, bis er schließlich mit der Zunge bat, ihre Lippen zu öffnen. Noch nie in ihrem Leben war Sakuno so leidenschaftlich geküsst worden, wie in diesem Moment. Anhand dieses einzigen Kusses, gab er ihr das Gefühl, sie würden zueinander passen wie zwei Puzzelteile. Seine Hände legten sich um ihre Hüfte und fuhren schließlich ihren nackten Rücken empor. Wie von selbst schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und spürte Sekunden später das seine großen Hände zu ihrem Hintern fuhren, jeweils eine Pobacke umschlossen, was sie kurz seufzten ließ und sie gekonnt hoch hob. Aus Reflex schlang sie ihre weißen Beine um seine Hüfte. Ihre Hände suchten sein Gesicht ab, strichen durch sein Haar und sie schloss die Augen. Ihr Herz raste ungewohnt heftig und Sakuno nahm noch nicht einmal wahr, wie er das große Wohnzimmer durchquerte und ins Schlafzimmer schritt. Ohne sich um das Licht zu kümmern, legte er sie auf das weiche Bett und unterbrach den Kuss. Heftig atmend sah sie ihn an und durch die Beleuchtung der Straßenlichter, sah er ihr verwirrtes und schönes Gesicht. Kurz biss sich Keisuke auf die Unterlippe, ehe er sich zu ihr runter beugte. Stumm sahen sie sich in die Augen und Sakuno hob die Hand, um erneut sein hübsches Gesicht zu berühren. „Du bist mir ein Rätsel.“, flüsterte sie leise. Der Schwarzhaarige drückte sie zurück, ihr Rücken berührte die weichen Kissen und seine Haarsträhnen kitzelten sie, als er seine Stirn an ihre lehnte. Ein überhebliches Lächeln zitierte seine Lippen. „Ich weiß.“ Sakuno schwieg und sah an ihm vorbei, sie drehte den Kopf zum Fenster und bemerkte das Licht von den Scheinwerfern der Autos, die an ihnen vorbeizogen und immer wieder kurz die Erscheinung des anderen preisgab. Keisuke behandelte sie wie etwas Kostbares. Seine Hände erkundeten sanft aber bestimmt ihren Körper. Er entdeckte Seiten an ihr, die ihr selbst noch vollkommen fremd gewesen waren. Ihre Haut brannte an den Stellen, wo er sie berührte und ihrer Kehle entwichen Laute, für die sie sich schämte. Noch nie in ihrem Leben hatte Sakuno so hemmungslos gestöhnt und dem Drang ihres Körpers nachgegeben. Es war seine Art und Weise, sie wissen zu lassen, dass er genau wusste, was er tun musste, um sie gefügig zu machen, was sie so erschreckte, aber gleichzeitig auch erregte. Endlich verstand sie, wovon andere Frauen sprachen, als sie meinten, Keisuke wäre etwas Besonders. Ja… Er machte aus einer Nacht ein Erlebnis, was sie nie vergessen würde. Dieses Gefühl, sie würden zusammengehören, verstärkte sich in ihrer Brust und Sakuno stellte ihren Verstand gänzlich aus. Eine raue Hand fuhr zwischen ihre Schenkel und berührte zärtlich ihr Zentrum der Lust. Sofort griff sie verkrampft in das weiße Bettlacken und bog den Rücken durch. „Lass dich gehen, meine Schöne.“ Eine Gänsehaut überkam sie, als sie die flüsternden Worte vernahm und die Augen halb geschlossen hielt. „Lass mich dich so lieben, dass du mich nie vergessen wirst.“ Seine Finger trieben sie an den Rand des Wahnsinns und Sakuno überkam eine überwältigende Scham, als ihr klar wurde, dass sie ihm hilflos ausgeliefert war. Ihr Körper schien ihm zu gehören und er wusste das. Doch das was sie wirklich beschämte war, dass sie nicht verheimlichen konnte, dass sie es genoss seins zu sein. „H-Hör auf… b-bitte.“, flehte sie, als sie es nicht mehr aushielt. Keisuke grinste und strich mit der freien Hand über ihre Brüste, spielte neckisch mit ihrer Brustwarze und legte den Kopf schief. Dabei vergas er nicht sie weiterhin auf eine süßliche Art und Weise zu quälen. Sakunos ganzer Körper spannte sich an und sie atmete heftig. „Warum sollte ich das tun, meine Schöne?“ Ihre Lippen zitterten, ihr Herz hämmerte wie wild gegen ihre Brust und sie öffnete schwerfällig die Augen. „Bitte.“, sie bemerkte, dass sie einen Nerv bei ihm getroffen hatte, als sie ihn direkt ansah und flehte, sie zu erlösen. Keisuke zog seine Finger aus ihr heraus und sie stöhnte, vor Erleichterung oder Enttäuschung, weil er genau das tat, worum sie ihn bat, Sakuno vermochte nicht zu sagen, ob es sich um erstes oder zweites handelte. Keisuke stützte sich nun rechts und links von ihr ab. Seine Lippen berührten ihre Wange und sein Atem streifte ihr Ohr. Quälend langsam drückte er ihre Beine weiter auseinander, um schließlich mit einem kräftigen Stoß in sie einzudringen. Sakuno legte die Hände auf seinen Rücken und versuchte sich festzuhalten, dabei fuhren ihre Nägel über seine Haut und hinterließen deutlich erkennbare Spuren. Als er sich in ihr bewegte, sie mit seinen Stößen vorantrieb, wurde ihr etwas schmerzlich bewusst. Er war der Mann, den sie bedingungslos liebte. So sehr, dass ihr diese Erkenntnis mehr schmerzte, als alles Andere als sie bis jetzt in ihrem Leben widerfahren hatte. Er passte zu ihr, wie eine zweite Seele. Sie waren einander so ähnlich und doch so verschieden, dass sie schon seit langem das Gefühl hatte jemanden gefunden zu haben, der ihr Gegenpart hätte sein können. Zaghaft und befreiend rollte eine Träne über ihre Wange, ihr Körper zitterte, ihr Unterleib verkrampfte sich, doch statt Schmerz riss sie eine Welle von unsagbarer Lust mit sich. Ihre Umwelt verschwand und sie spürte, wie der männliche Körper über ihr erschlaffte. Etwas breitete sich in ihr aus und normalerweise würde sie es sehr missbilligen, dass er ungeschützt mit ihr geschlafen hatte, doch in diesem Moment wollte sie nichts anderes, als ihre Arme um seinen Hals zu schlingen und noch fester an sich zu drücken. Keisuke atmete unregelmäßig, sein Körper war mit Schweiß überzogen und er betrachtete die Visage der wunderschönen Frau neben sich. Nur langsam rollte er sich von ihr herunter und blieb neben ihr liegen. Er sah, wie sich auch ihre Brust unregelmäßig hob und senkte, doch es war nicht ihr begehrenswerter Körper, der ihn interessierte, sondern ihr Gesicht. Stumm starrte sie an die Decke und schien sich nicht einmal die Mühe machen zu wollen, sich zu bedecken. Unsicher streckte er die Hand nach ihr aus und wischte eine Träne von ihrer Wange. Warum weinte sie? „War ich so gut, dass es dir die Sprache verschlagen hat?“, sprach er belustigt und brachte sie so dazu, dass sie sich aufsetzte und ihm den Rücken zuwendete. Ihr langes rotes Haar wirkte im Schatten wie Bronze und er war versucht es zu berühren. „Kannst du deine Arroganz nicht einmal herunter schlucken?“, fragte sie bissig und wollte aus dem Bett klettern, doch er hielt sie davon ab, indem er sie zu sich riss, sodass sie auf ihm lag. Seine rechte Hand lag auf ihren nackten Rücken und verhinderte, das sie sich aufsetzten konnte. Eine unsichere Röte stieg ihr ins Gesicht und er musste eine Spur breiter lächeln. „Gefällt dir diese Position nicht, meine Schöne?“, dabei ließ er seine Hand bis zu ihrem Hintern wandern und strich mit dem Zeigefinger zwischen ihren Pobacken entlang. Seine andere Hand umschlang ihren Nacken und massierte diesen. Sakuno wich seinem Blick aus und biss sich beschämend auf die Unterlippe. Worauf hatte sie sich hier nur eingelassen. Er würde ihr wehtun, genauso wie den Frauen vor ihr. Wie konnte sie glauben, dass er sie um so etwas bat, weil er wirklich verzweifelt war. „Ich bin nicht deine Schöne, also hör auf mich so zu nennen.“, sprach sie monoton und spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen. „Nein.“, vernahm sie seine dunkle und nachdenkliche Stimme. „Das wirst du leider nie sein.“ Sakuno sah ihn an und bemerkte den ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht. „Und warum hast du mich dann gebeten mit dir zu schlafen?“ Keisuke sah sie eine Weile stumm an, schließlich wendete er den Blick ab und erklärte: „Weil ich dich heute zum letzten Mal sehen werde. Morgen bin ich aus deinem Leben verschwunden.“, er schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich wollte eine Erinnerung an dich, die ich niemals vergessen werde.“ Überrascht und verwirrt flüsterte sie: „Aber warum ich?“ Er sah sie wieder an, seine Hand wanderte von ihrem Nacken zu ihren langen Haaren und er spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. Kurz schluckte er, dann gestand Keisuke: „Weil du die einzige Frau bist, die es je geschafft hat, mein Herz auf eine Art zu berühren, die mir Angst macht.“ Die Rothaarige riss die Augen auf, ihr war nur zu klar, was er ihr damit sagen wollte. „Du hast mich immer abgewiesen, mir nur zu deutlich gezeigt, wie sehr du mich verabscheust und doch konnte ich meine Finger nicht von dir lassen.“ Ihr war, als würde er ihr ein Liebesgeständnis machen wollen, ohne dabei seinen Stolz zu verlieren. „Ich werde an dem Hatake-Fall mitarbeiten, als ein so genannter Schattenagent und bevor ich den Vertrag unterschreibe, mein Leben den Staat zu widmen, wollte ich… ein letztes Mal spüren, was es heißt, ein ganz normales Leben zu führen.“ Sakuno spürte den Kloß in ihrer Brust, der immer größer und schwerer wurde. Sie nahm seine Hand in die Ihrige und als sie ihre verschränkten Finger betrachtete, lächelte sie. Oh wie naiv sie doch gewesen waren. Sie hatten beide dieselben Gefühle für einander und doch waren sie nicht in der Lage gewesen sich diese Gefühle einzugestehen, als sie noch Zeit hatten, die sie miteinander hätten verbringen können. Wie in Trance hauchte sie einen zarten Kuss auf seine Stirn und er sah sie überrascht und leicht verwirrt an. „Keisuke?“ „Ja?“ Sie sah ihn fest in die Augen, das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde wehmütig und traurig. Sie öffnete ihre Lippen, doch kein Laut entwich ihrer Kehle und er spürte, dass es ihr nicht leicht fiel, um das zu bitten, was ihr auf dem Herzen lag. „Liebe mich noch einmal.“ ~*~ Mit einem konzentrierten Ausdruck auf dem Gesicht, sah ein ehemaliger Schattenagent auf die aufgeschlagenen Mappen, welche er auf dem großen Konferenztisch verteilt hatte. Abertausende von Gesichtern sahen ihn an, drei von ihnen hatte er bereits ausgewählt. Zwei davon sollten sein Erbe antreten, einer zusammen mit drei weiteren, die noch nicht ausgewählt waren, sollte sich demnächst an seiner Seite wieder finden. Er würde die Gruppe leiten, so wie einst Ibiki es tat, als der Staat den Fall Uchiha in Angriff nahm. Der einzige Unterschied bestand nun darin, dass es sich bei ihren Verdächtigen um Uchihas Mörder handelte. Kakashi Hatake. Das dumpfe Licht der Deckenlampen ließen ihn müde werden, doch mit den Jahren hatte er gelernt gegen diese Müdigkeit anzukämpfen. Seine weißen Hände stützen sich rechts und links vom Tisch ab und er ließ erneut den Blick schweifen. Gaara Sabakuno wusste, dass er seine Wahl gut überlegt treffen musste. Nicht umsonst hatte Tsunade ihn vor dieser schwierigen Aufgabe gewarnt. Er strich sich eine störrische rote Haarsträhne aus dem Gesicht und griff in seine schwarze Anzugsjacke. Das grüne Hemd, welches hervorragend zu seinen Augen passte, hatte bereits an Glanz verloren, so wie seine Augenfarbe. Zu schlimm war das Elend gewesen, dass er in all den Jahren hatte begleiten müssen. Sein Gesicht war markanter geworden, wenngleich es immer hübsch war, wie in jungen Jahren. Doch dies war Gaara eigentlich immer egal gewesen. Er hätte gut damit leben können, wenn Narben sein Gesicht entstellt hätten, da es niemanden in seinem Leben gab, der sein hübsches Gesicht geschätzt hatte. Vor langer Zeit einmal, hatte eine einzige Frau versucht seine äußere Mauer einzureißen. Doch im letzten Moment hatte er es geschafft, sie von sich zu stoßen, um sie mit seiner Arbeit nicht zu gefährden. Wie von selbst steckte er sich eine Zigarette an und atmete tief durch. Wieder ließ er seinen Blick über die Unterlagen gleiten und seufzte tief. Je länger er seine Entscheidung vor sich her schob, umso mehr Zeit verlor er. Ein energisches Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken und Gaara fuhr herum. Ibiki trat ein und betrachtete ihn kurz, dem Rothaarigen war bewusst, dass dieser versuchte nachzuvollziehen, womit er gerade beschäftigt war. Dann lächelte der alte Mann freundlich und sprach: „Wie ich sehe bist du bereits wieder dabei dir den Kopf zu zerbrechen.“, er trat zum Tisch und sah auf die bereits ausgewählten Agenten. „Weise Entscheidung. Bin sicher das O`Conner annehmen wird, ist schließlich ein cleverer Junge.“ „Kann sein.“, Gaara zuckte mit den Achseln. „Er machte auf mich den Eindruck als habe er nichts mehr zu verlieren. Dies ist immer eine gute Voraussetzung für einen Schattenagenten.“ Ibiki sah den Rothaarigen ernst an. „Seine Eltern sind vor sechs Jahren ermordet worden und als die französischen Behörden die Leichen identifizierten, kam etwas überraschendes dabei raus.“ „Ich weiß, dass er der Sohn des letzten Henkers ist.“, ließ Gaara die Bombe platzen und drückte seine Zigarette aus, nur um sich eine neue anzuzünden. „Naruto war nicht dumm und hat allen Anschein nach gewusst, dass Hatake sich irgendwann an ihm rächen würde. Die Frage ist nur, weiß sein Sohn das auch?“ Ibiki trat um den Tisch herum, sodass er dem Rothaarigen indirekt gegenüber stand. Die Arme hatte er hinter dem Rücken verschränkt. „Sicher, sonst wäre er nicht von solchen Ehrgeiz geplagt.“, beiläufig nahm er eine Mappe zur Hand und betrachtete sie, dann sah er den einstigen Henker an und sprach: „Wie ich sehe hast du dir meine Empfehlung nicht zu Herzen genommen.“ Gaara wich seinem Blick aus. „Sie hat nicht die nötigen Qualifikationen.“ „Unsinn!“, klagte der Alte an. „Summer ist eine der Besten, sie hat mehr Köpfchen als alle anderen Kandidaten hier zusammen. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, sie würde mit Sakura mithalten können.“ Gaara zuckte mit den Achseln und tat so, als würde ihn das Ganze nicht interessieren, doch der ehemalige Ausbilder wusste es besser, lauernd wie ein Jäger auf seine Beute stellte er fest: „Du hast einen ganz anderen Grund, warum du sie nicht in Betracht ziehst!“, sein Blick wurde kühl und er merkte, dass der Rothaarige nicht einmal aufsah. „Du hast Angst davor, dass sie deine Tochter sein könnte, von der du vor über 20 Jahren erfahren, aber nie gesehen hast.“ Kurz sah es so aus, als wollte Gaara etwas sagen und Ibiki konnte nicht einschätzen, ob er tatsächlich einen Nerv getroffen hatte oder nicht. Dann entspannte sich die Haltung des ehemaligen Schattenagenten wieder und er antwortete: „Ich habe keine Kinder, dass solltest du eigentlich wissen Ibiki.“ Dieser sah ihn höhnisch an. „Dann tut es mir leid, dass ich eine Regel gebrochen habe und ihre DNA prüfen ließ.“ Sofort ruckte Gaaras Kopf hoch, Wut stieg in ihm auf. „Du hast was!?“ Dieses Mal lag es an Ibiki gleichgültig zu tun und mit den Schultern zu zucken. „Ich dachte, es würde dich erfreuen, zu wissen das dir die Chance geboten wird, mit deiner leiblichen Tochter zusammen zu arbeiten und zu erfahren, was für eine wunderbare Frau aus ihr geworden ist, dank ihrer Mutter.“, er trat wieder um den Tisch herum. „Ich weiß, dass dir Ino Yamanaka nicht egal gewesen ist, auch wenn du es immer wieder behauptest hast. Doch hättest du dein Wort auch so gemeint, wie du es gesagt hättest, dann hättest du in all den Jahren nicht regelmäßig in den Dateien des FBIs rumgeschnüffelt, um zu erfahren, wie es ihr geht.“ Geschlagen und ertappt senkte Gaara den Blick und verschränkte die Arme vor der Brust, er schwieg, schließlich konnte er es nicht mehr abstreiten. Ibiki dagegen lächelte, dann seufzte er: „Manchmal spielt einem das Schicksal geradewegs in die Hände. Lerne das endlich für dich zu nutzen. Du hast bereits einmal die Chance auf ein Leben im Licht verspielt, mach diesen Fehler nicht zweimal Gaara.“ „Ich brauche kein Licht. Schließlich wartet dort niemand auf mich.“, murmelte er, als sich der ehemalige Ausbilder entfernte. Ibiki stand schon fast in der Türschwelle, als er noch einmal inne hielt und sprach: „Bist du dir da ganz sicher?“, dann verließ er den Raum und alles um Gaara herum begann sich zu drehen. Das Gesicht einer hübschen blonden Frau erschien vor seinem geistigen Auge und er musste sich rechts und links vom Tisch abstützen. Nein, er war sich überhaupt nicht mehr sicher. ~*~ Möglichst selbstsicher betrat etwa eine Woche später eine junge Frau den geheimen Stützpunkt des FBIs. Niemand würde in diesem unauffälligen kleinen Bürogebäude den Sitz einer Gemeinschaft vermuten, die versuchen würde gegen den größten Drogen-Boss Amerikas vorzugehen. Sakuno fühlte sich merkwürdig verloren und doch war sie fest entschlossen ihr Ding durchzuziehen. Keisuke hatte sie verlassen. Am morgen ihrer gemeinsamen Nacht war er verschwunden gewesen, ohne ein Wort des Abschieds. Doch Sakuno wusste, dass die Erinnerung die er ihr beschert hatte, seine Art Abschied zu nehmen war. Und immer, wenn sie an ihn dachte, schlich sich ein Lächeln über ihre Lippen, so auch jetzt, wo sie den Aufzug betrat und den entsprechenden Knopf des Stockwerks drückte. Seine Hände auf ihren Körper, der Geruch seines eigenen Körpers und vor allem; seine wunderschönen Augen hatten sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt. Die Rothaarige wusste, sie würde ihn wieder sehen, wenn nicht in diesem Jahr, dann zumindest im Verlauf ihres Lebens. Der Fahrstuhl hielt an und sie betrat einen extra Raum. Sakuno war bereits aufgefallen, das sie in einem anderen Stockwerk halt gemacht hatte, als sie gedrückt hatte. Wahrscheinlich hatte man sie beobachtet, seit sie das Gebäude betreten hatte. Sobald sie den ersten Schritt aus dem Fahrstuhl tat, wurde ihr bewusst, dass mehrere Menschen sie ansahen. Vor allem überwiegend Männer aus allen möglichen Altersbereichen. Ihren ehemaligen Ausbilder Ibiki erkannte sie rechts neben drei anderen jüngeren Männern. Sakuno schenkte dem Alten ein freundliches Lächeln, schließlich hatte sie ihn seit über drei Jahren nicht mehr gesehen. „Miss Summer.“, sprach er erfreut und schritt auf sie zu. Ihr fiel auf, dass er merkwürdig viele Falten bekommen hatte und müde wirkte, dabei sollte er eigentlich bereits seinen Ruhestand angetreten haben. Sie reichte ihm ihre Hand und nickte. „Schön, dass Sie zu uns gefunden haben. Ich werde Ihnen auch sofort ihre Kollegen vorstellen.“, er trat beiseite und ihr Blick fiel zuerst auf einen jungen Mann, mit schwarzen kurzen Haaren. Er grinste breit und sie sah auf seine Kleidung, neben ihr sah er aus, wie ein Paradiesvogel. Während sie zur schlichten Jeans und einem schwarzen T-Shirt gegriffen hatte, leuchtete sein oranges Hemd geradezu durch die dunklen Gassen. Um den Hals trug er eine dicke silberne Kette und seine Hose war mindestens zwei Nummern zu groß. Alles in einem sah er sehr ungewöhnlich aus, doch sein breites Grinsen machte ihn sympathisch. „Konohamaru Sarutobi.“, sprach Ibiki mit einem merkwürdigen stolzen Ton in der Stimme. Dann nickte er und sah auf den zweiten. Sakuno hob überrascht die Augenbrauen und musterte den zukünftigen Kollegen, der nicht sehr viel älter sein konnte als sie. Er sah ganz gewöhnlich aus. Sein dunkles blondes Haar fiel ihm in die Augen, seine schwarze Brille saß leicht schief und er sah sie nur knapp an, bevor er den Blick wieder abwendete. „Dylan Rabe.“, erklärte Ibiki knapp und dann sah sie auf den wohl ältesten. Sein braunes Haar wies bereits einige graue Haarsträhnen auf. Er war der einzige, der ihr die Hand entgegen streckte und sprach: „Kiba Inuzuka, freut mich Sie kennen zu lernen Miss Summer. Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit.“ Sakuno lächelte. „Dann werden Sie uns also als Führer dieses Falles zur Seite stehen?“ „Oh nein.“, wehrte Kiba ab. „Ich bin lediglich der Spezialist, was Technik und Co. angeht. Das heißt, euren Arsch werde ich nicht aus der Scheiße ziehen.“ „Wie galant Sie sich ausdrücken.“, murmelte Sakuno sarkastisch. „Dann hoffen wir einfach mal, dass unser Boss mit uns nicht überfordert sein wird.“ „Dann hoffen Sie mal gleich für sich mit.“ Sakuno drehte sich zu der unbekannten Stimme um und erblickte einen rothaarigen Mann, in einem schwarzen Anzug. Seine grünen Augen fuhren an ihr auf und ab und sofort fühlte sich Sakuno wie eine Kuh auf dem Schlachtmarkt. Sein Blick war überheblich und abschätzend und sie warf ihr langes Haar nach hinten. „Sie scheinen kein großer Fan von Selbstdenkenden Frauen zu sein.“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage und zu ihrer Überraschung huschte ein gehässiges Lächeln über die Lippen des Fremden. „Gut erkannt. Ich mag sie nicht, aber ich bevorzuge sie, wenn es darum geht, sich einen Ungeheuer in den Rachen zu werfen.“ Die Rothaarige verstand, was er ihr damit sagen wollte. Im Klartext sollte sie, wenn die Schattenagenten, die bereits am Fall arbeiteten, an ihre Grenzen stießen, die Beine breit machen, um als Geliebte – oder Nutte, wie Sakuno es nun formulieren würde, an wichtige Informationen zu gelangen. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich zu einem freundlichen Lächeln und sie sprach: „Sehr freundlich. Allerdings muss ich Sie enttäuschen, ich werde niemals Undercover arbeiten, schon gar nicht, wenn Sie so etwas Widerwärtiges von mir verlangen würden.“, sie sah ihn angeekelt an. „Denn ein Mann, der eine solche Meinung von Frauen hat, ist in meinen Augen nicht würdig für den Titel Boss des Falles.“ Der Mann vor ihr schritt auf sie zu, die Hände dabei lässig in den Hosentaschen vergraben. Je näher er ihr kam, umso mehr fiel ihr auf, dass er für sein Alter ein durchaus Gutaussehender Mann war. „Sie sind also der Meinung, dass man nicht mehr auf weibliche Undercoveragenten setzen sollte?“ „Undercoveragenten nennen Sie das?“, Sakuno gab ein abfälliges Geräusch von sich. „Ich würde es Hurerei gegen Dienstleistung nennen.“, als er direkt vor ihr stand, bemerkte sie seine undurchdringliche Art und Weise, wie er die Menschen vor sich abschätze. „Tut mir Leid, wenn ich Sie enttäusche, aber es gibt bestimmte Dinge zu denen ich mich nicht herablassen werde. Denn das wäre, als würde ich mich selbst verraten.“ Er sah auf sie herunter und sie war sich sicher, dass er sie nun beten würde zu gehen. Sakuno wusste nicht, dass er genau in diesem Moment so etwas wie Stolz empfand. Er war stolz darauf, dass seine Tochter Verstand und einen Willen besaß und sich nicht den Größeren unterordnete. „Ich sehe schon.“, begann er und griff in seine Jackentasche, aus der er eine Schachtel Zigaretten zog. „Wir werden hervorragend miteinander auskommen, Miss Summer.“ Total verwirrt von seinen Worten drehte sie sich zu Ibiki um und dieser erklärte: „Gewöhnen Sie sich einfach an Sabakunos Art, so machen Sie sich das Leben leichter.“ Sakuno lächelte schwach und sah noch einmal in die Runde. Ihr war bewusst, dass sie mit diesen Menschen vielleicht länger zusammenarbeiten würde, als sie sich im Moment vorstellen konnte. Der Fall der vor ihnen lag, würde ihnen alles abverlangen und aus Berichten wusste sie, nicht alle würden diesen Fall überleben, einige müssten vielleicht ihr Leben lassen. Doch Sakuno war zuversichtlich, dass sie es schaffen würde diesen Fall zu lösen und ihren Teil dazu bei zu tragen, diese Welt ein kleines Stück zu verbessern. Sie lächelte leicht und ihre Augen nahmen einen seltsamen Glanz an. Die Herausforderung würde sie annehmen und ganz sicher auch meistern. Und dann… würde sie sich auf die Suche nach Keisuke machen, nur um ihn noch ein einziges Mal wieder zu sehen. ~ Der Himmel erstreckte sich in einem hellen Blau, nur schwache Wolken waren am Himmel zu sehen, als zwei junge Männer durch die New Yoker City zogen. Beide trugen schwarze Jacken und waren fast im gleichen Alter. Möglichst unauffällig überquerten sie eine große Kreuzung mit mehreren Passanten in dessen Menge sie nahezu untergingen. Als sie auf der anderen Straßenseite ankamen, klingelte das Handy des blonden Mannes. Sein schwarzer Mantel reichte ihm bis zu den Knien, auch seine restliche Kleidung war dunkel, lediglich seine helle Haut und seine abstehenden blonden Haare und die leuchtenden hellbraunen Augen vertrieben das düstere Bild. Während er zum Handy griff und telefonierte, blieben die beiden Männer vor einem Schaufenster stehen. Ein leichter Wind fuhr durch ihre Haare und wenn einer der hetzenden Menschen innehalten würde und einen kritischen Blick auf dieses Duo werfen würde, so würden sie feststellen, dass sie den Tag und die Nacht hätten widerspiegeln können. Finn McClaud, ein 29 Jahre junger Schattenagent aus Großbritannien führte am Handy das alles entschiedene Gespräch für den Hatake-Fall. So eben gab ein Mittelmann Auskunft darüber, dass sein Kollege und er nun in den Kreisen des größten Drogen-Boss ganz Amerikas aufgenommen worden waren. Der Test in der letzten Nacht hatte zwei Opfer gekostet, um zu den Richtern, wie Hatake seine wichtigsten Mitarbeiter, zu gehören. Der blonde junge Mann sah seinen Kollegen an und dieser verstand die stumme Mitteilung. Keisuke vergrub die Hände in seiner schwarzen Lederjacke. Statt seines Freundes trug er dunkelblaue Jeans und ließ seinen Blick über die Menschenmenge gleiten. Der Blick Finns hatte ihn wissen lassen, dass sie ab heute Nacht die letzten zwei Richter an Hatakes Seite sein würden. Ihre Mission die jeweiligen anderen drei in den nächsten drei Jahren möglichst unauffällig zu beseitigen, konnte beginnen. Und dann konnte er sich seinem eigentlichen Ziel widmen. Den Tod von Kakashi Hatake, dem Mörder seiner Eltern und seines Namenspatens. Keisuke sah in den Himmel; als er den Vertrag unterschrieben hatte, war ihm bereits bewusst gewesen, dass sein Leben jetzt eine Wende annehmen würde, dessen Ausmaßen er noch nicht voraussagen konnte. Doch da es fast nichts mehr gab, dass ihm an sein altes Leben hielt, war ihm die Wahl leicht gefallen. Allerdings bezog es sich auf fast. Niemals hätte er geglaubt, dass Sakuno ihm seinen größten Wunsch erfüllen würde und tatsächlich eine Nacht lang alleine die seine war. Diese Nacht sollte sein Abschied aus der friedlichen hellen Welt sein, doch stattdessen hatte diese Nacht Spuren in seinem Herz hinterlassen, die niemals hätten sein dürfen. Es war ein Fehler gewesen – ein Fehler, den Keisuke nicht bereute. Sakuno war die Frau in seinem Leben gewesen, die es als Einzige geschafft hatte, seine Gedanken zu beherrschen. Etwas, was ihm zunächst Angst gemacht hatte, schließlich hatte sie ihm immer wieder eine Abfuhr erteilt, was es ihm leicht gemacht hatte, mit ihr umzugehen. Doch jetzt, da er das Gefühl hatte, dass sie genauso empfand wie er, war er wieder unsicher und verwirrt. Etwas, was er sich jetzt nicht leisten konnte. Keisuke sah in den strahlend blauen Himmel und atmete tief durch. Ein dicker Kloß machte sich in seinem Hals breit, denn innerlich hegte er die absurde Hoffnung, sie irgendwann einmal wieder zu sehen und seihen es nur wenige Sekunden oder ein einziger Augenblick. Die Gewissheit, dass es ihr gut ging und sie glücklich war, würde ihn vollkommen zufrieden stellen. Schließlich war sie für ihn etwas Besonders. Etwas Einzigartiges. Etwas, was sich die Frau die er liebte, nennen durfte. Für immer. Die Liebe ist das einzige Märchen, das mit keinem 'es war einmal' beginnt - aber schließt. - N A C H W O R T – Die Leser = D A N K E, an alle lieben Kommischreiber und an die vielen „Heimlich-Leser“. Ihr habt mir Mut gemacht und mich immer wieder angetrieben, diese FF weiter zu schreiben bis wir schließlich zusammen zum Ende gekommen sind. Eure Spekulationen, Fragen und Vermutungen haben mich oft zum schmunzeln gebracht und ich hoffe, wir sehen uns bei einer anderen FF vielleicht irgendwann einmal wieder ^_- *winks* D A N K E noch mal! Die Betalis = , erst einmal Applaus, dass du doch noch durchgehalten hast, auch wenn es manchmal so aussah, als würdest du aufgeben, ich habe mich wahrlich getäuscht! du bekommst ebenfalls ein Sträußchen Rosen von mir, da du mir oft ausgeholfen hast ^_^ und zuletzt noch – die mir mit dem Epiloge half, als alle anderen Betalis nicht zu erreichen waren und der Stress mich überrollte, dass ich hätte schreien können! Die Gemeuchelten = , ja, ich weiß, ich habe dich echt all deine Nerven gekostet und deine dummen Kommentare la was-du-bist-erst-da-und-da? Ja komm mal in die Pötte – waren echt… na ja hilfreich, weil du mir Feuer unterm Hintern gemacht hast. , auch dir danke ich, weil du mich immer wieder ertragen hast, wenn ich mal wieder verzweifelt nicht wusste, wie ich was anpacken sollte. Ich hoffe, ich darf mich auch in Zukunft vor deine Haustür legen und jammern v_v und zum Schluss *dir Schoki gibt* Danke für die Ratschläge bezüglich mancher Knackpunkte, wo ich echt vor einer Sackkasse stand und für deine Aufmunterrungen, wenn ich dachte, dass ganze wird am Ende ein einziges Fiasko, ohne Ausweg >///< Conan in Animexx-Form = Und noch ein Dankeschön an deine Kommentare, witzige und sarkastische Bemerkungen, haben mir oft gezeigt, dass du wirklich an der Story interessiert warst und dir Gedanken gemacht hast! Danke! In diesem Sinne also: Hoffentlich bis zur nächsten FF ^_- *winks* ~ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)