We are Gorillaz! von kleines-sama (2-Ds Geschichte) ================================================================================ Kapitel 13: Sturkopf Murdoc --------------------------- Kapitel 13 Sturkopf Murdoc Das Treppenhaus, welches Stu-Pot hinter Murdoc nun betrat, war der krasse Gegensatz zu der heruntergekommenen Bruchbude, in der er selbst gelebt hatte: Die cremeweißen Wände wirkten wie frisch gestrichen; der Boden war mit farblich zu den Wänden abgestimmtem, unechtem Marmor ausgelegt; stilvolle Bilder schmückten den Raum und selbstverständlich war alles makellos sauber und poliert. (Man konnte sein Spiegelbild im schimmernden Boden erkennen.) Ein leises Stimmchen in seinem Hinterkopf erklärte Stu-Pot sofort mit höhnischer Stimme, dass er hier absolut nicht hingehörte und möglichst schnell wieder verschwinden sollte. Dies hier war eine Wohnstätte der Wohlhabenden und Schönen. Dieser gute Kumpel, von dem Murdoc ihm berichtet hatte, war sicherlich ebenso beliebt wie dieser. Stu-Pot blickte an sich hinunter und ein unangenehmes Gefühl breitete sich in seinen ausgemergelten Körper aus, als er die alten Jeans und die Kleenexx-Schachteln, die er seit seinem fünfzehnten Lebensjahr an den Füßen trug, entdeckte. Allein das coole T-Shirt von Murdoc gab ihm das Gefühl, nicht ganz wie ein Obdachloser auszusehen. Zisch ab, Loser! Was willst du hier? Hau ab, Blindschleiche! Opfer! Verschwinde! Wir wollen dich hier nicht haben! „Was has’ du?“ Murdoc hatte auf den Knopf am Fahrstuhl gedrückt und musterte seinen Freund nun aus argwöhnischen Augen. „Nichts“, erwiderte Stu-Pot automatisch und richtete seinen Blick hurtig auf die sich öffnenden Aufzugtüren. Sie fuhren schweigend in das achtzehnte Stockwerk, die höchste Etage des Hochhauses. Aus der einzigen Türe, die zu sehen war, drang gedämpft Partymusik und Stimmengewirr zu ihnen hinüber. Stu-Pot fühlte sich in der Zeit zurückversetzt und hatte urplötzlich das Bild eines Mercedes vor sich, der unaufhaltsam auf ihn zuraste. Bring ihn um! Bring ihn um! Bring ihn um! Er versuchte zu Schlucken, doch der dicke Kloß, der ihm wie Zement in der Kehle hing, hinderte ihn daran. Also begnügte er sich damit, geräuschvoll die Nase hochzuziehen. „Jetzt rück’ endlich mit der Sprache raus!“, vernahm er da Murdocs ungeduldige Stimme. Stu-Pot wandte überrascht den Kopf um und schaute sein großes Idol ehrfürchtig an. Sie standen noch immer vor der schweren Türe aus dunklem Holz und sie konnten noch immer die Partygeräusche vernehmen. „Was meinst du denn?“, fragte Stu-Pot mit klopfendem Herzen und hoffte inständig, Murdoc hätte es sich endlich aus dem Kopf geschlagen, seine Vergangenheit erforschen zu wollen. Trotz –oder eher wegen- ihrer Freundschaft, durfte er das auf gar keinen Fall zulassen! Murdoc seufzte genervt auf. „Mann, du benimmst dich, als würde in diesem verdammt’n Apartment der Horror deines Lebens lauern!“ Tat er das? Stu-Pot kannte sich besser, als es ihm lieb war; er wusste genau, dass er sich fürchtete wie ein kleines Kind vor dem Schwarzen Mann, auch wenn er es zu verdängen versuchte. Doch er konnte es nicht länger verleugnen: Es war da, dieses Gefühl von … Gefahr. Wie damals bei Mr. Hudson im Winnebago oder davor in der Schule. Die Kong-Secondary-School… Noodle… Russel… Die gemeinsamen Bandproben nach der Schule in Raum 009… Das alles schien Jahre zurückzuliegen und Stu-Pot konnte sich kaum mehr vorstellen, dass sich sein Leben erst vor wenigen Stunden um hundertachtzig Grad gewendet hatte. Ein spitzer Ellenbogen traf ihn unerwartete in die Seite. Er blickte verwirrt auf und bemerkte erst jetzt, dass die Tür weit offen stand. Ein Mädchen mit wundervollen Locken stand im Türrahmen und bat „das sexy Mannsbild und seinen Freund“ mit süßer Stimme herein. Dabei beugte sie sich noch ein Stücken weiter nach vorne, um Murdoc so einen Blick in ihr üppiges Dekollete zu gewähren. Dieser schien seltsamerweise jedoch nicht die geringste Lust auf weitere Annäherungen zu haben, nickte nur knapp und trat dann ein. Stu-Pot tat es ihm nicht gleich, sondern blieb stur an Ort und Stelle stehen. Er wollte die Schwelle nicht überschreiten, obgleich er genau wusste, dass es hinter ihm nur Mr. Hudson und die Jäger gab. Hier lauerte etwas Größeres, das spürte er. Zögerlich machte er einen Schritt zurück. „Jetzt beweg’ endlich deinen Arsch hierher, Zombie!“ Murdocs Stimme klang nicht herablassend, eher drohend. Oder warnend? Stu-Pot zögerte noch einen kurzen Moment lang, dann entschloss er sich doch dazu, endlich einzutreten. Das ohrenbetäubende und grausig unmusikalische Bum-Bum, das der Organisator dieser Party seinen Gästen als Musik verkaufte, erinnerte Stu-Pot schmerzlich daran, dass sein Keyboard noch immer in ihrem Proberaum lag. Ob er es wohl wagen konnte, noch einmal zurückzukehren und es zu holen? Hoffentlich. Allein schon, weil es ein Geschenk von Murdoc war… Seine Gedankengänge wurden abrupt unterbrochen, als jemand unbarmherzig an seinem Ärmel zerrte. Murdoc bedeutet ihm mit einigen Gesten, ihm zu folgen. Ein Wort zu sprechen war hier aufgrund der Lautstärke völlig unmöglich. So drängten sie sich durch die Menge und Stu-Pot versuchte Murdoc im Auge zu behalten, was sich leider als äußerst schwierig erwies. Junge, halbnackte Körper pressten sich immer wieder gegen ihn und mehr als einmal musste Stu-Pot ein angeheitertes Mädchen, das mit ihm tanzen wollte, abweisen. Nach einigem Hin und Her erreichten sie schließlich das kleine Badezimmer, den einzigen Raum dieser Wohnung, in dem man die Worte des Gegenübers noch halbwegs verstehen konnte. Stu-Pot ließ sich auf dem Rand der Badewanne nieder und wiegte sich sacht nach vorne und hinten. Der Ältere war vor ihm stehen geblieben. „Klappe zu, Lauscher auf“, befahl Murdoc sofort und blickte ihn eindringlich an. Wie es seine Art war kam er gleich zum Punkt: „Ich hab’ mir das so gedacht: Wir bleiben erstmal für ’ne Weile hier, zumindest bis Noodle und Russel nachgekomm’n sind…“ „Noodle und Russel kommen hierher?!“ Stu-Pots Augen begannen freudig zu funkeln. Das war gut. Das war sogar sehr gut! Dann kam ihm jedoch ein Gedanke, der gleich wieder ein unseliges Gefühl in ihm wach rief. „Aber was ist denn mit Mr. Hudson?“ Murdoc machte eine wegwerfende Handbewegung. „Russel weiß über den Arsch längst Bescheid; ich schätz’ mal, er und Noodle konnten sich da ziemlich schnell loseisen. Und außerdem denkt Hudson doch immer noch, du würdest am hübsch vereinbart’n Ort auf ihn warten. Alles klar?“ Er grinste ihn verschmitzt an und Stu-Pot dachte sich, dass Murdoc wirklich verdammt clever war. Und vor allem natürlich ein guter Freund. „Aber sag’ mal“, begann derselbe daraufhin in einem eindeutig gespielt beiläufigem Ton, „warum ist Hudson eig’ntlich so scharf auf dich?“ Stu-Pot atmete einmal tief ein und aus, während er mit allen Mitteln versuchte, seinen zitternden Körper unter Kontrolle zu halten. Irgendwie hatte er es doch geahnt, dass diese Frage kommen würde. Früher oder später. Doch er war zu naiv gewesen, um sich eine passende Antwort bereitzulegen. Ein nicht zu verachtender Fehler, das tat er für gewöhnlich nämlich immer. Wenn du schon im Voraus weißt, was du sagst, klingst du überzeugender. „Ähm…“, stammelte Stu-Pot darum nervös und spielte mit seinen Fingern, „weißt du… das ist… das ist… weil…“ Selbstquälerisch suchte er in seinem Hirn nach einer plausiblen Ausrede und wurde mit jedem Augenblick, der verstrich, panischer. Die Wahrheit konnte er Murdoc schließlich unmöglich erzählen. Er versuchte zu schlucken, doch er konnte unter seiner Zunge keine Spucke mehr hervorkramen; seine Mundhöhle schien ausgetrocknet. Noch dazu war da weiterhin dieser dicke Kloß in seinem Hals, der mehr als fürchterliche Gefühle in ihm heraufbeschwor. Sein Vater hatte ihm einmal geraten, wenn er –bei wichtigen Konferenzen oder Versammlungen zum Beispiel- eine kleine Bedenkfrist benötigte, sollte er die Frage wiederholen, um auf diese Weise wertvolle Zeit zu schinden. „Warum Mr. Hudson mich verfolgt, das kommt … von… wegen… also…“ Ein neugieriger Murdoc nagelte ihn mit begierigen Blicken fest. Stu-Pot spielte einige Sekunden lang mit dem Gedanken, ihm einfach die wahre Geschichte zu erzählen. So wie er es damals bei Noodle getan hatte. Sogleich verwarf er diese jedoch Idee wieder. Wenn die Jäger, zu denen Mr. Hudson gehörte, hier in der Nähe waren, dann durfte er das allein schon um Murdocs Willen nicht tun! Der Schweiß lief ihm in Strömen über die Stirn. Sein Körper zitterte und bibberte. Hektisch krallte er sich in seinen verblichenen Jeans fest. Und Murdocs Aufmerksamkeit lag noch immer ganz bei ihm. Er wollte die Antwort, da war sich Stu-Pot absolut sicher; dieser Sturkopf würde nicht aufgeben und ihn immer wieder aufs Neue aushorchen, nur um das Geheimnis zu erfahren. Vielleicht… sollte er wirklich…? In Stu-Pots Kopf tobten die verschiedensten Gedanken und Hirngespinste umher. Murdoc hatte sich als vertrauenswürdig erwiesen, indem er ihn selbstlos vor Mr. Hudson gerettet hatte. Oder nicht? Stu-Pot schüttelte den Kopf. Nein. Nein! Oder lieber doch? Leichte Übelkeit erschwerte ihm das Denken. Stu-Pot geriet in Versuchung, die Hände in seinen verwuschelten Haaren zu vergraben und daran zu ziehen. Der Machtkampf in ihm lief auf Hochtouren. Sollte er oder sollte er nicht?! Erst ein lautes, rhythmisches Gedudel brachte ihn wieder zur Besinnung. Was war das? Stu-Pot brauchte einige Sekunden, um zu erkennen, dass ein Handy geklingelt hatte. Nur mit äußerst widerwilliger Miene drückte Murdoc auf den kleinen grünen Knopf und nahm den Anruf entgegen. Er wechselte nur wenige Worte mit dem Anrufer. „Ja. Eh-hm. Okay, wir sind hier. Tschau.“ Auf seinen fragenden Blick hin meinte Murdoc knapp: „Das war Russel. Er und Noodle sin’ gleich hier.“ Stu-Pot nickte erleichtert. Er freute sich, dass die beiden wohlbehalten und auf dem direkten Weg hierher waren; doch noch mehr freute es ihn, dass Murdoc in Richtung Badezimmertür ging und ihm abermals ein Zeichen gab. Das unangenehme Kreuzverhör hatte ein Ende. Für’s Erste jedenfalls.. Stu-Pot erhob sich und ging hinter Murdoc her, zurück in das lärmende Gedränge. So, das war eine extrem schwierige Geburt, muss ich sagen. Nun ja, glücklicherweise ist das Kappi auch eigentlich nur eine Art Übergang. In den nächsten Kappis wird es wieder spannender, das versprech' ich! bye sb PS: Ich habe auch einen kleinen Gorillaz-One-Shot ("Verehrte Königin!") hochgeladen. Schaut doch bitte einmal vorbei, ja? http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/391119/210084/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)